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Eine wirtschaftliche Prozessfolge zur Herstellung derartiger Bauteile ist das Hochtemperaturlöten<br />
mit prozessintegrierter Wärmebehandlung. Neben der Wirtschaftlichkeit<br />
spielen auch die anwendungstechnischen Vorteile des Hochtemperaturlötens<br />
eine bedeutende Rolle. Es wird mit sehr engen Lötspalten gearbeitet, wodurch die<br />
Bauteile vor dem Löten sehr präzise zu fixieren sind. Enge Lötspalte bewirken einen<br />
hohen kapillaren Fülldruck, so dass eine gute Spaltfüllung erfolgt. Ferner entstehen<br />
keine Gaseinschlüsse und auch schwierig zu erreichende Fügespalten werden<br />
vollständig mit Lot ausgefüllt [Gul89]. Für das Löten von Werkzeugstählen sind<br />
Löttemperaturen von 1000-1050 °C ideal, da in diesem Temperaturbereich die<br />
Austenitisierungstemperatur liegt [Wie01, Mül90]. Auf Grund der Neigung von<br />
Nickelbasisloten zur Sprödphasenbildung bei größerem Lötspalte wurden in der<br />
Vergangenheit Lote auf Kupfer- bzw. Edelmetallbasis entwickelt. Die etablierten<br />
Nickelbasislote bieten jedoch eine höhere Verbindungsfestigkeit und bessere<br />
Korrosionseigenschaften als Kupferlegierungen. Nachteilig wirken sich die Begleitelemente<br />
Bor und Silizium aus, die zum Senken der Liquidustemperatur eingesetzt<br />
werden. In Abhängigkeit von den Lötspaltbreiten kommt es zur Bildung von spröden<br />
Phasen, welche die Gebrauchseigenschaften verschlechtern [Mül90]. Einige<br />
Lösungsansätze zur Vermeidung von intermetallischen Phasen mittels modifizierter<br />
Lotwerkstoffe werden in [Wie01] vorgestellt. Dabei wird dem pulverförmigen Lot ein<br />
„Füllstoff“ bis zu 10 Gew.-% aus Cr bzw. NiCr mit einer Korngröße < 50 µm beigemischt.<br />
Die Menge des Zusatzwerkstoffes hängt sowohl von der Spaltbreite als auch<br />
von den Fließeigenschaften des Lotes ab.<br />
Die Bildung intermetallischer Phasen ist von der Größe des Lötspaltes abhängig.<br />
Wenn es gelingt, den Lötspalt im Prozess auf eine Breite von unter 50 µm zu<br />
begrenzen, können die spröden intermetallischen Phasen sicher vermieden werden.<br />
Beim gegenwärtigen Stand der Technik ist diese Forderung auf Grund von Bauteilverzug,<br />
in Folge inhomogener Temperaturverteilung während des Aufheizens, nicht<br />
immer prozesssicher zu erfüllen.<br />
Besonders vorteilhaft beim Hochtemperaturlöten von Stählen ist auch die prozessintegrierte<br />
Wärmebehandlung. Da die Wärmebehandlung und der Lötvorgang in einem<br />
Arbeitsgang erfolgen, wird als Löttemperatur die Austenitisierungstemperatur bei<br />
Werkzeugstählen bzw. die optimale Lösungsglühtemperatur bei austenitischen<br />
Stählen gewählt, um so die optimalen Werkstoffeigenschaften einzustellen [Wie01].<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Fertigungsprozessen, bei denen das Prozess- und<br />
Bauteildesign rechnergestützt entwickelt wird, erfolgt die Bauteil- und Prozessauslegung<br />
beim Löten vorwiegend auf der Basis von Erfahrungswerten und Experimenten.<br />
Die Optimierung von Bauteil und Prozess ist sehr zeit- und kostenaufwendig.<br />
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