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SB_14.814B

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2008<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Entwicklung von lötgerechten<br />

Konstruktionsund<br />

Verfahrens strategien/<br />

-empfehlungen zum Fügen<br />

von temperierbaren<br />

Werkzeugen mittels<br />

Hochtemperaturlöten


Entwicklung von lötgerechten<br />

Konstruktions- und Verfahrensstrategien/-empfehlungen<br />

zum<br />

Fügen von temperierbaren<br />

Werkzeugen mittels<br />

Hochtemperaturlöten<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 14.814 B<br />

DVS-Nr.: 07.052<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 14.814 B / DVS-Nr.: 07.052 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2008 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 121<br />

Bestell-Nr.: 170230<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-120-2<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Name der Forschungsstelle(n)<br />

/<br />

IGF-Vorhaben-Nr. / GAG<br />

Bewilligungszeitraum<br />

Schlussbericht für den Zeitraum : _ .<br />

zu dem aus Haushaltsmitteln des BMWi über die<br />

geförderten IGF-Forschungsvorhaben<br />

Normalverfahren<br />

Fördervariante ZUTECH<br />

Forschungsthema :<br />

Für ein ZUTECH-Vorhaben sind folgende zusätzliche Angaben zu machen:<br />

Der fortgeschriebene Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft<br />

ist beigefügt<br />

liegt bereits vor<br />

wird fristgerecht nachgereicht<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift der/des Projektleiter(s)<br />

IGF-Leitfaden Juni 2005 IGF-Vordruck der AiF [4.1.10]


Zusammenfassung<br />

Das Forschungsziel, lötgerechte Konstruktions- und Verfahrensstrategien zum<br />

Hochtemperaturlöten mit prozessintegrierter Wärmebehandlung von temperierbaren<br />

Formwerkzeugen zu entwickeln, wurde erreicht. Im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />

wurde ein Modell des Lötprozesses erstellt, in dem auch Umwandlungen der<br />

Werkstoffe berücksichtigt sind. Die Validierung des Modells erfolgte unter anderem<br />

mit experimentellen Messungen wie der Temperaturverläufe bei der Demonstratorfertigung.<br />

Diese belegen, dass während des Hochtemperaturlötens von Bauteilen mit<br />

komplexen Innengeometrien größere Temperaturgradienten in den Komponenten<br />

entstehen. Die Bauteile wurden an der Oberfläche durch Strahlung erwärmt. Es<br />

traten wärmeleitungsbedingt Temperaturgradienten auf, die zu einem inhomogenen<br />

Erwärmen bzw. Abkühlen des Bauteils führen. Die Temperaturdifferenzen bewirken<br />

neben der Änderung der Werkstoffeigenschaften, auf Grund der Wärmebehandlung,<br />

Spannungen. Übersteigen diese die Festigkeitswerte der Grundwerkstoffe bzw. des<br />

Lotes treten Verformungen bzw. Rossbildung auf. Mit dem Modell ist es möglich,<br />

Geometrien bzw. die Prozessführung simulationstechnisch zu bewerten und<br />

anzupassen. Um kmU, die über kein speziell im Bereich FEM-Kenntnisse qualifiziertes<br />

Personal verfügen, die gewonnen Erkenntnisse nutzbar zur Verfügung zu stellen,<br />

wurde darüber hinaus eine interaktive Benutzeroberfläche für die genutzte Modellierungssoftware<br />

erarbeitet. Durch die Eingabe „einfacher“ Daten, wie z.B. Werkstoffe<br />

(Grundwerkstoffe, Lot), Lötspaltbreite und Temperatur-Zeit-Zyklus sowie den Import<br />

der Bauteilgeometrien können Simulationen gestartet werden, die als Ergebnisse<br />

konkrete Informationen zum resultierenden Eigenspannungszustand und den zu<br />

erwartenden kritischen Bauteilbereichen, in denen es zum Versagen kommen kann,<br />

liefert. Durch die Bereitstellung lötgerechter Konstruktionsstrategien wird der<br />

Fertigungsprozess insgesamt positiv beeinflusst.<br />

Das Forschungsvorhaben wurde aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Technologie [BMWi] über die Arbeitgemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen [Otto von Geuricke] e.V. [AiF] [AiF-Nr.: 14.814 BR<br />

DVS.Nr. 07.03.2-2] gefördert und von der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS unterstützt. Für die Unterstützung sei gedankt.<br />

Das Ziel des Vorhabens wurde erreicht.<br />

Univ.- Prof. Dr.-Ing. J. Wilden<br />

Verantwortlicher Projektleiter


Projektbegleitender Ausschuss<br />

Bodycote Wärmebehandlung GmbH<br />

Herr Dr.-Ing. D. Ashoff<br />

Holzner Straße 39<br />

58708 Menden<br />

Siemens AG<br />

Herr Dr.-Ing. I. Reinkensmeier<br />

Nonnendammallee 104<br />

13629 Berlin<br />

Listemann AG<br />

Herr Dr.-Ing. M. H. Boretius<br />

Gewerbeweg 18, Mauren,<br />

9493 Liechtenstein<br />

Vacuheat GmbH<br />

Herr Dr. L. Martinez<br />

Hohensteiner Str. 11-13<br />

09212 Limbach–Oberfrohna<br />

Reuter Technologie GmbH<br />

Herr K.-H. Reuter<br />

Röntgenstraße 1<br />

63755 Alzenau<br />

Witzemann GmbH<br />

Herr A. Aushauer<br />

Östliche Karl-Friedrich-Str. 134<br />

75175 Pforzheim<br />

Robert Bosch GmbH<br />

Herr F. Wetzl<br />

Postfach 106050<br />

70049 Stuttgart<br />

Zigerlig TEC GmbH<br />

Herr B.Zigerlig<br />

Dorfstrasse 85 f<br />

5417 Untersiggenthal


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche<br />

Problemstellung 3<br />

2.1 Motivation 3<br />

2.2 Zielsetzung 3<br />

2.3 Methodischer Ansatz 4<br />

3 Stand der Technik 7<br />

4 Grundlagen 11<br />

4.1 Hochtemperaturlöten 11<br />

4.2 Eigenspannungen 12<br />

4.3 Finite Elemente Methode 13<br />

5 Modellbildung 18<br />

5.1 Demonstratorgeometrie 18<br />

5.2 Vernetzungsstrategien 19<br />

5.3 Lotschichtvernetzung 20<br />

5.4 Werkstoffdaten und Werkstoffkennwerte 21<br />

5.5 Werkstoffgesetz 26<br />

5.6 Rand- und Anfangsbedingungen 28<br />

5.7 Lösungsphase [Solver] 30<br />

5.8 Post-Processing 31<br />

6 Ergebnisse und Diskussion 33<br />

6.1 Ermittlung der Temperaturverteilung 33<br />

6.2 Einfluss der Abkühlrate 34<br />

6.3 Ermittlung der Spannungsverteilung und Spannungsverläufe 35<br />

6.4 Ermittlung der Verschiebungen im Bauteil 43


6.5 Einfluss der Kanalgeometrie 46<br />

7 Demonstratorfertigung 50<br />

7.1 Verfahrensschritte 50<br />

7.2 Temperaturmessungen 50<br />

7.3 Messung der Verschiebung 56<br />

7.4 Ultraschallprüfungen 59<br />

8 Charakterisierung der Fügezone 61<br />

8.1 Lichtmikroskopie 61<br />

8.2 Röntgenspektroskopie 64<br />

9 Erstellen eines interaktiven Moduls 68<br />

10 Schlussfolgerungen 71<br />

10.1 Wissenschaftlich technologischer Nutzen 71<br />

10.2 Wirtschaftlicher Nutzen, insbesondere für kmU 71<br />

10.3 Neuigkeitsgehalt 71<br />

11 Zusammenfassung und Ausblick 73<br />

12 Publikationen 76<br />

12.1 Veröffentlichungen 76<br />

12.2 Vorträge 76<br />

12.3 Poster 76<br />

13 Literaturverzeichnis 77


Einleitung<br />

Das stoffschlüssige Fügeverfahren Hochtemperaturlöten ist in vielen Bereichen der<br />

thermischen Fügetechnik von großer Bedeutung. Der Einsatz dieses Verfahrens<br />

erfolgt unter anderem im Reaktorbau, im Turbinenbau sowie zur Herstellung von<br />

Wärmetauschern und temperierten Werkzeugen. Es stellt eine Alternative zum<br />

Schmelzschweißen dar, denn im Gegensatz zum Schweißen lassen sich beim Löten<br />

Heißrisse durch die homogene Temperaturverteilung über das ganze Werkstück<br />

vermeiden. Weiterhin können Verbunde erzeugt werden, die mit anderen Verfahren<br />

schwer realisierbar sind. Ein Nachteil dieses Fügeverfahrens ist, dass das gesamte<br />

Bauteil auf die erforderliche Löttemperatur erwärmt werden muss. Dies führt bei nicht<br />

artgleichen Werkstoffen, unterschiedlichen Wandstärken oder unsymmetrischen<br />

Geometrien bei größeren Bauteilen auf Grund der unterschiedlichen Wärmeableitung<br />

zu unterschiedlicher Wärmeausdehnung.<br />

Die dadurch entstehenden Eigenspannungen führen zu unerwünschten Maßänderungen<br />

mit erhöhten Nacharbeitskosten oder zu Kantenversatz und somit zur<br />

Unbrauchbarkeit der Bauteile. Darüber hinaus beschränken die entstehenden<br />

Eigenspannungen durch Rissbildung, beispielsweise bei Spritzgusswerkzeugen an<br />

den Kühlkanälen, die Einsatzdauer der gefügten Komponenten.<br />

Hochtemperaturgelötete temperierbare Formwerkzeuge haben beispielsweise eine<br />

hohe Bedeutung beim Herstellen von Kunststoffbauteilen gewonnen. Integrierte<br />

Kühlkanäle sind hierbei notwendig, um die Temperatur beim Giessen steuern zu<br />

können und Anhaftung, Überhitzen oder Verzug des zu verarbeitenden Werkstoffes<br />

vermeiden zu können. In einer Hälfte des Werkzeuges werden durch spanendes<br />

Bearbeiten konzentrische Kühlkanäle eingebracht. Anschließend werden die beiden<br />

Hälften mittels Hochtemperaturlöten miteinander gefügt. Als Grundwerkstoff kommen<br />

auf Grund der hohen thermodynamischen und mechanischen Belastung und der<br />

erforderlichen Korrosionsbeständigkeit Werkzeugstähle zum Einsatz.<br />

Die wissenschaftlich-technische Aufgabenstellung des Forschungsvorhabens besteht<br />

darin, eine simulationsgestützte Vorhersage der resultierenden Eigenspannungen zu<br />

ermöglichen sowie die aus dem Hochtemperaturlöten resultierende Form- und<br />

Lagetoleranz zu ermitteln. Auf Basis der Simulationsergebnisse sind lötgerechte<br />

Konstruktions- und Verfahrensstrategien beziehungsweise –empfehlungen zum<br />

prozesssicheren Fügen von temperierbaren Werkzeugen abzuleiten, um so eine<br />

hohe Qualität und lange Standzeit der Bauteile zu erreichen. Die Korrelation der<br />

experimentellen und theoretischen Ergebnisse führt zu abgesicherten Konstruktionsund<br />

Verfahrensrichtlinien für das Hochtemperaturlöten. Die entwickelten Gestaltungsrichtlinien<br />

erleichtern kmU die Anwendung des vorgestellten Hochtemperaturlö-<br />

1


tens. Weiterhin wird das zu erarbeitende interaktive Modul es ermöglichen, Geometrien<br />

und Temperatur-Zeit-Zyklen für den Lötprozess simulationstechnisch zu<br />

bewerten und anzupassen.<br />

2


2 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />

2.1 Motivation<br />

Hochtemperaturlöten von temperierbaren Formwerkzeugen hat eine zunehmende<br />

Bedeutung erlangt und wird vorwiegend in kleinen und mittelständischen Lohnlötbetrieben<br />

verwendet. Für die am häufigsten eingesetzten Werkstoffe sind Löttemperaturen<br />

von 1000-1050°C ideal, da so eine prozessintegrierte Wärmebehandlung<br />

durchgeführt werden kann und dadurch die Zykluszeit verringert wird. Als Lotwerkstoffe<br />

kommen aus Kostengründen Nickelbasislote zum Einsatz, die allerdings mit<br />

zunehmender Spaltbreite zur Sprödphasenbildung [Boride und Silizide] neigen.<br />

Nicht artgleiche Werkstoffe, unterschiedliche Wandstärken oder unsymmetrische<br />

Geometrien innerhalb eines Bauteils führen auf Grund der unterschiedlichen<br />

Wärmeleitung bei größeren Bauteilen zu unterschiedlicher Wärmeausdehnung. Die<br />

dadurch entstehenden Eigenspannungen führen zu unerwünschten Maßänderungen<br />

mit erhöhten Nacharbeitskosten oder zu Kantenversatz und somit zur Unbrauchbarkeit<br />

des Werkzeuges [N.N.03]. Darüber hinaus können sie während des Betriebs zur<br />

Rissbildung in den Werkzeugen, insbesondere an den Temperierkanälen, führen.<br />

Weitere Probleme resultieren aus der maximal erreichbaren Positioniergenauigkeit.<br />

Die Kenntnis der Eigenspannungszustände und deren Wirkung auf das Versagen<br />

von Bauteilen sind daher von großer praktischer Bedeutung. Es besteht daher der<br />

Forschungsbedarf an Methoden, mit denen die aus dem Lötprozess resultierenden<br />

Eigenspannungen vor dem Fügen bestimmt werden können. Die Methode der Finiten<br />

Elemente bietet die Möglichkeit, die Prozessparameter entkoppelt zu betrachten, um<br />

ein umfassendes Prozessverständnis zu schaffen.<br />

Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist daher die Optimierung der Konstruktionsund<br />

Verfahrensstrategie beim Löten von großer Bedeutung, da als Folge weniger<br />

Ausschuss produziert wird, sich die Nacharbeit vermindert und die Fertigungs- und<br />

Betriebsicherheit sowie die Werkzeugstandzeit erhöht werden. Hierdurch ergibt sich<br />

insbesondere eine Zeit- und Kostenreduktion, die dazu beitragen kann, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der kmU zu steigern.<br />

2.2 Zielsetzung<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist das Entwickeln von lötgerechten Konstruktionsund<br />

Verfahrensstrategien zum Hochtemperaturlöten mit prozessintegrierter Wärmebehandlung<br />

von temperierbaren Formwerkzeugen. Insbesondere werden den<br />

3


konstruktiven Aspekten zum Gewährleisten der optimalen Lötspaltbreite, zum<br />

Begrenzen der Form- und Lagetoleranzen sowie dem Minimieren der Eigenspannungen<br />

nach dem Löten Rechnung getragen. Die Simulation des Lötprozesses unter<br />

Berücksichtigung der temperaturabhängigen Werkstoffeigenschaften und der<br />

eingesetzten Temperatur-Zeit-Zyklen gibt Aufschluss über die ausdehnungs- und<br />

schrumpfungsbedingte Verschiebung sowie die resultierenden Eigenspannungen.<br />

Hieraus lassen sich Strategien zur konstruktiven Auslegung sowie zur Prozessführung<br />

ableiten, aus denen entsprechende Empfehlungen für kmU herausgearbeitet<br />

werden. Die Korrelation der theoretischen (Modellentwicklung) mit den experimentellen<br />

Ergebnissen führt zu abgesicherten Konstruktions- und Verfahrensrichtlinien für<br />

das Hochtemperaturlöten. Darüber hinaus bewirkt der Einsatz kommerziell verfügbarer<br />

Standard CAD- und FEM-Software den Transfer in kmU. Die bisher komplexe<br />

Bedienung von Simulationssystemen wird durch das Erarbeiten eines interaktiven<br />

Moduls zur Eingabe der Werkstoffe (Grundwerkstoffe, Lot), Lötspaltbreite und<br />

Temperatur-Zeit-Zyklus sowie für den Import der Bauteilgeometrien erleichtert. Im<br />

Modul sind auch Werkstoffgesetze und eine automatisiertes Vernetzen und Generieren<br />

des Lotes zu implementieren.<br />

2.3 Methodischer Ansatz<br />

Das prozesssichere Fügen von temperierbaren Formwerkzeugen ist nicht alleine<br />

durch modifizierte Lote oder eine modifizierte Prozessführung zu beherrschen. Der<br />

durch unterschiedliche Wärmeableitung bedingte Versatz der Bauteilhälften gegeneinander<br />

stellt ebenso wie die beim Abkühlen entstehenden Eigenspannungen eine<br />

Problematik dar. Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden folgende wissenschaftlich-technischen<br />

Ergebnisse angestrebt:<br />

• Minimieren der Eigenspannungen<br />

• Minimieren des Fertigungsaufwandes<br />

• Konstruktions- und Verfahrensempfehlungen<br />

Entwicklung eines Modelles für das automatisierte Berechnen der Eigenspannungen<br />

und Verzug. Eingabe über interaktives Modul, dass ein Ansysskript für das automatisierte<br />

Preprocessing aus den Geometrie- und Werkstoffdaten sowie dem Temperatur-Zeit-Verlauf<br />

erstellt. Dieses wird dann ans FEM-Programm übergeben. Neben<br />

dem Skript sind für umwandlungsfähige Stähle die Werkstoffdaten inklusive der<br />

Phasenumwandlung zu implementieren.<br />

Für die Vorhersage der Eigenspannungen und des Verzuges wird exemplarisch für<br />

einen Demonstrator das FEM-Modell erstellt. Der Demonstrator wurde sowohl im<br />

4


Modell als auch in den verifizierenden Experimenten mittels Wärmestrahlung über<br />

die Bauteiloberfläche und Wärmeleitung im Inneren des Bauteils erwärmt. Aus den<br />

Simulationsstudien resultierte als Ergebnis der Einfluss unterschiedlicher Abkühlraten<br />

auf die Verformung und den Eigenspannungszustand der einzelnen Segmente<br />

sowie Konstruktionsempfehlungen beispielsweise bezüglich der Kühlkanalgeometrie.<br />

Unter Berücksichtigung der temperaturabhängigen Werkstoffdaten und durch das<br />

Implementieren von phasenabhängigen Werkstoffkennwerten wurden in den Studien<br />

die lokalen Eigenspannungen berechnet, so dass die Rissbildung an den Kühlkanälen<br />

vorhergesagt werden kann. Die durch die Simulation ermittelten Ergebnisse<br />

wurden durch experimentelle Untersuchungen bestätigt. Des Weiteren wurde<br />

ausgehend von der Simulation die Geometrie der Kühlkanäle verändert, um den<br />

Verzug sowie die Eigenspannungen zu minimieren. In Abb. 2.1 werden die wichtigsten<br />

Arbeitsschritte während des Forschungsvorhabens dargestellt.<br />

Werkstoffeigenschaften:<br />

α ( T );<br />

ν ( T );<br />

E ( T );<br />

λ ( T );<br />

ρ T ; C T ; ε T ; T<br />

( ) ( ) ( ) ( )<br />

p<br />

σ f<br />

- Randbedingungen<br />

- Temperatur-Zeit-Zyklus<br />

- Lötspaltbreite<br />

CAD System<br />

CATIA, Parasolid<br />

Pro/Engineer, Unigraphics,.<br />

Thermische Analyse:<br />

- Berechnung der Temperaturverteilung<br />

T x,<br />

y,<br />

z,<br />

t<br />

LDREAD<br />

Strukturanalyse:<br />

σ , ε =<br />

( )<br />

( x,<br />

y,<br />

z,<br />

T t)<br />

f ,<br />

Experimentelle<br />

Untersuchungen<br />

Abb. 2.1: Vorgehensweise zur Modellierung des Lötprozesses<br />

Die Modellierung des Lötprozesses wird mit Hilfe des kommerziellen FEM-Codes<br />

ANSYS (Version 10 bzw. 11) durchgeführt.<br />

Die Berechnungen des Temperatur- und Spannungsfeldes erfolgen thermomechanisch<br />

entkoppelt, d.h. die thermische und die mechanische Analyse werden in<br />

getrennten Durchläufen ermittelt. Als erstes wird die Temperaturfeldberechnung<br />

durchgeführt. Die thermischen Ergebnisse und die vernetzten Geometrien sind<br />

Eingangsgrößen für die Strukturanalyse. Weiterhin werden bei der mechanischen<br />

Berechnung zusätzliche Randbedingungen berücksichtigt, insbesondere die<br />

Einspannung des Bauteils. Sowohl in der thermischen als auch in der mechanischen<br />

Analyse werden die Lötkomponenten homogen und isotrop betrachtet.<br />

Die Berechnung des Verzuges und der Eigenspannungen erfolgt transient, wobei die<br />

lokalen Temperaturen als Knotenlast implementiert werden. Die abgespeicherten<br />

5


Ergebnisse der Berechnungen werden im Post-Processing dargestellt. Durch eine<br />

Anpassung der Konstruktion und der Lötprozessparameter kann eine Minimierung<br />

des Verzuges und des Spannungszustandes erzielt werden und damit eine Optimierung<br />

des Lötprozesses.<br />

6


3 Stand der Technik<br />

In der Urform- und Umformtechnik nimmt die geregelte Temperierung von Werkzeugen<br />

mit steigender Tendenz eine zeit- und somit kostenbestimmende Funktion ein.<br />

Stellvertretend sind hier die Kunststoffverarbeitung mittels Spritzgießen und Heiß-/<br />

Warm-Prägen sowie verwandte Prozesse (PIM) zu nennen. Zunehmend werden die<br />

Verfahrenstechniken der Werkzeugtemperierung jedoch auch weiteren Formgebungsverfahren<br />

zugänglich gemacht. Untersuchungen zum Temperieren von<br />

Warmumformwerkzeugen, namentlich beim Schmieden [Müs02], Druckgießen oder<br />

Tiefziehen [Mey05] belegen, dass damit eine Verbesserung der Bauteilqualität und<br />

kürzere Zykluszeiten sowie höhere Umformgrade [Haf02] erzielt werden können. Der<br />

Trend zum Einsatz von konturangepasster Temperaturführung im Werkzeug ist<br />

deshalb gegenwärtig in allen Bereichen der Formgebung zu erkennen, wobei das<br />

Verarbeiten von Kunststoffen eine Vorreiterrolle einnimmt.<br />

In der Tabelle 1 sind die derzeitigen Vor- und Nachteile von fluidischer Temperierung<br />

zusammengefasst.<br />

Tabelle 1:<br />

Vor- und Nachteile fluidischer Temperierung, nach [Ehr02, Sch01]<br />

Temperierung<br />

mittels Fluiden<br />

Vorteile<br />

• einfacher Werkzeugaufbau<br />

• Flexibilität des Formeinsatzes<br />

bei Verwendung von<br />

Stammwerkzeugen<br />

• Verwendung standardisierter<br />

Temperiertechnologie<br />

• Temperiertechnik und -<br />

steuerung außerhalb des<br />

Werkzeuges<br />

Nachteile<br />

• Aufwendiger Formenbau durch<br />

geometrieangepassten Verlauf<br />

der Temperierkanäle<br />

• Fügeprozess (Vakuumlöten,<br />

Diffusionsschweißen)<br />

Ein wesentlicher Nachteil herkömmlich gefertigter Temperierkanäle liegt in der<br />

mangelnden Konturanpassung bezüglich der Formgeometrie. Häufig wird die Lage<br />

der Kanäle als letzter Schritt bei der Werkzeugkonstruktion festgelegt. Um einen<br />

aufwendigen Formenbau zu vermeiden werden sich treffende Bohrungen mit großen<br />

Querschnitten um die Kontur gelegt, stellenweise verschlossen und mit Anschlüssen<br />

versehen.<br />

Mit den konventionell eingesetzten Verfahren im Werkzeug- und Formenbau können<br />

die konstruktiv optimierten und konturangepassten Kanalstrukturen nicht oder nur mit<br />

7


hohem Aufwand erzeugt werden, beispielsweise durch sich kreuzende Bohrungen.<br />

Um die bisherige Trägheit fluidischer Systeme auf Grund der langen Wärmeleitungswege<br />

zu überwinden, werden gegenwärtig verstärkt generative Verfahren, die<br />

eine geometrieangepasste Führung von Fluidkanälen ermöglichen, für den Einsatz<br />

im Werkzeugbau untersucht und bewertet. Durch das Zerlegen eines Werkzeuges in<br />

mehrere Teile ist es möglich, in die entstehenden Einzellagen Kanäle spanend oder<br />

erosiv einzuarbeiten. Anschließend werden die Teile durch Löt- oder Schweißverfahren<br />

zu einem Werkzeugrohling verbunden. Die eigentliche Kavität wird abschließend<br />

in den Rohling eingebracht. Im Vergleich zu einfachen Bohrungen wird eine Anpassung<br />

der Temperierkanäle an die Kontur zumindest in einzelnen Ebenen erzielt.<br />

Um ein Eindringen von Temperiermedien in die Kavität zu verhindern, ist ein<br />

vollflächiges Verbinden der Einzelteile unumgänglich. Werden Innenstrukturen mit<br />

Fluiden beaufschlagt, so ist eine dichte Verbindung der Lamellen zwingend erforderlich.<br />

Zum Fügen wird deshalb häufig das Vakuumlöten eingesetzt [Lis06], wie in<br />

Abbildung 3.1 dargestellt. Aus Kostengründen wird die Anzahl der Fügestellen so<br />

gering wie möglich gehalten. Für die Einzelteilfertigung werden die Verfahren<br />

genutzt, die im konventionellen Werkzeugbau Standard sind. Durch eine Kombination<br />

von Fügeprozess und anschließender Wärmebehandlung können Zusatzkosten<br />

eingespart werden.<br />

Abbildung 3.1: Mehrteiliger Spritzguss-Formeinsatz [Lis06]<br />

Die heutigen Fertigungstechnologien ermöglichen das Herstellen von komplizierten<br />

Formteilen mit hoher Maßgenauigkeit. Bauteile mit Hohlräumen für Temperierkanäle<br />

können wie beschrieben mehrteilig gefertigt und anschließend miteinander gefügt<br />

werden [Han89]. Für Applikationen in der Kunststoffspritztechnik kommen Werkzeugstähle<br />

zum Einsatz, da diese hervorragende Festigkeits- und Korrosionseigenschaften<br />

aufweisen [Gul89, Wie01, NN02].<br />

8


Eine wirtschaftliche Prozessfolge zur Herstellung derartiger Bauteile ist das Hochtemperaturlöten<br />

mit prozessintegrierter Wärmebehandlung. Neben der Wirtschaftlichkeit<br />

spielen auch die anwendungstechnischen Vorteile des Hochtemperaturlötens<br />

eine bedeutende Rolle. Es wird mit sehr engen Lötspalten gearbeitet, wodurch die<br />

Bauteile vor dem Löten sehr präzise zu fixieren sind. Enge Lötspalte bewirken einen<br />

hohen kapillaren Fülldruck, so dass eine gute Spaltfüllung erfolgt. Ferner entstehen<br />

keine Gaseinschlüsse und auch schwierig zu erreichende Fügespalten werden<br />

vollständig mit Lot ausgefüllt [Gul89]. Für das Löten von Werkzeugstählen sind<br />

Löttemperaturen von 1000-1050 °C ideal, da in diesem Temperaturbereich die<br />

Austenitisierungstemperatur liegt [Wie01, Mül90]. Auf Grund der Neigung von<br />

Nickelbasisloten zur Sprödphasenbildung bei größerem Lötspalte wurden in der<br />

Vergangenheit Lote auf Kupfer- bzw. Edelmetallbasis entwickelt. Die etablierten<br />

Nickelbasislote bieten jedoch eine höhere Verbindungsfestigkeit und bessere<br />

Korrosionseigenschaften als Kupferlegierungen. Nachteilig wirken sich die Begleitelemente<br />

Bor und Silizium aus, die zum Senken der Liquidustemperatur eingesetzt<br />

werden. In Abhängigkeit von den Lötspaltbreiten kommt es zur Bildung von spröden<br />

Phasen, welche die Gebrauchseigenschaften verschlechtern [Mül90]. Einige<br />

Lösungsansätze zur Vermeidung von intermetallischen Phasen mittels modifizierter<br />

Lotwerkstoffe werden in [Wie01] vorgestellt. Dabei wird dem pulverförmigen Lot ein<br />

„Füllstoff“ bis zu 10 Gew.-% aus Cr bzw. NiCr mit einer Korngröße < 50 µm beigemischt.<br />

Die Menge des Zusatzwerkstoffes hängt sowohl von der Spaltbreite als auch<br />

von den Fließeigenschaften des Lotes ab.<br />

Die Bildung intermetallischer Phasen ist von der Größe des Lötspaltes abhängig.<br />

Wenn es gelingt, den Lötspalt im Prozess auf eine Breite von unter 50 µm zu<br />

begrenzen, können die spröden intermetallischen Phasen sicher vermieden werden.<br />

Beim gegenwärtigen Stand der Technik ist diese Forderung auf Grund von Bauteilverzug,<br />

in Folge inhomogener Temperaturverteilung während des Aufheizens, nicht<br />

immer prozesssicher zu erfüllen.<br />

Besonders vorteilhaft beim Hochtemperaturlöten von Stählen ist auch die prozessintegrierte<br />

Wärmebehandlung. Da die Wärmebehandlung und der Lötvorgang in einem<br />

Arbeitsgang erfolgen, wird als Löttemperatur die Austenitisierungstemperatur bei<br />

Werkzeugstählen bzw. die optimale Lösungsglühtemperatur bei austenitischen<br />

Stählen gewählt, um so die optimalen Werkstoffeigenschaften einzustellen [Wie01].<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Fertigungsprozessen, bei denen das Prozess- und<br />

Bauteildesign rechnergestützt entwickelt wird, erfolgt die Bauteil- und Prozessauslegung<br />

beim Löten vorwiegend auf der Basis von Erfahrungswerten und Experimenten.<br />

Die Optimierung von Bauteil und Prozess ist sehr zeit- und kostenaufwendig.<br />

9


Darüber hinaus ist eine fundierte Toleranzbetrachtung unter Lötbedingungen äußerst<br />

aufwendig. Lötfehler können nur im Anschluss an den Prozess detektiert werden,<br />

wobei sich beispielsweise ultraschallgestützte Methoden bewährt haben [Mar01].<br />

Um Fehler im Vorfeld vermeiden zu können, bieten sich die heute verfügbaren<br />

Berechnungsmethoden an. Hierbei gilt es, den gesamten Temperatur-Zeit-Zyklus<br />

eines zu lötenden Bauteils abzubilden und die entstehenden Verschiebungen und<br />

Eigenspannungen zu berechnen.<br />

Simulationsstudien thermischer Eigenspannungen unter Berücksichtigung von<br />

Temperaturgradienten beim Löten von Stahl mit Keramiken werden in [Liu98] und<br />

[Wie98] dargestellt. Berechnungen von Eigenspannungen in Metall-Metall-<br />

Verbindungen werden in [Dut02], [Eig99], [Sah03] und [Suz03] beschrieben. Diese<br />

Untersuchungen beschränken sich jedoch auf die Simulation der Abkühlphase. Der<br />

Einfluss der Geometrie auf die Verformung wird belegt. Die Rechnungen erfolgen auf<br />

der Basis temperaturabhängiger Werkstoffkennwerte. Die Ergebnisse stimmen gut<br />

mit den Messungen überein. Bei Phasenumwandlungen in Stahlwerkstoffen können<br />

jedoch zum Teil erhebliche Abweichungen zwischen den gemessenen und berechneten<br />

Eigenspannungen auftreten [Eig99].<br />

Umfangreiche FEM-Berechnungen zur Ermittlung von Eigenspannungszuständen<br />

und der Verformung gelöteter Werkzeuge werden in [Sch00] beschrieben. Die<br />

Betrachtungen sind auf symmetrische Stahl-Hartmetall-Verbunde (Modell für HM-<br />

Bohrer) beschränkt. Auch in diesen Betrachtungen wird der Verzug der Bauteile erst<br />

nach dem Löten auf Grund unterschiedlicher Wärmedehnungen berechnet. Zur<br />

Beschreibung des Werkstoffverhaltens wurden dafür die Schubspannungs-<br />

Scherungs-Kurven für die verwendeten Lotwerkstoffe bei quasistatischer Belastung<br />

ermittelt. Die Verifizierung der Berechnungen erfolgt durch eine experimentelle<br />

Ermittlung der Eigenspannungen mittels röntgenographischer Verfahren.<br />

Aus der zitierten Literatur lässt sich schlussfolgern, dass die Berechnung prozessbedingter<br />

Eigenspannungen beim Löten grundsätzlich möglich ist. Eine wissenschaftlich<br />

fundierte, vernetzte Vorgehensweise beginnend bei der Konstruktion über den<br />

gesamten Lötzyklus bis hin zur Toleranzbetrachtung am fertigen Bauteil, einschließlich<br />

einer Bewertung der Eigenspannungen, ist der Literatur nicht zu entnehmen und<br />

steht kmU derzeit nicht zur Verfügung.<br />

10


4 Grundlagen<br />

4.1 Hochtemperaturlöten<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde als Fügeverfahren das Hochtemperaturlöten<br />

verwendet. Hierbei werden die zu lötenden Werkstücke sowie das Lot in<br />

einem Vakuumofen auf die Löttemperatur erwärmt [Abb. 4.1].<br />

Abb. 4.1:<br />

Vakuumofenanlagen TPS/IPSEN/WELLMANN [Direct Industry]<br />

Beim Hochtemperaturlöten kommt kein Flussmittel zum Einsatz, so dass fehlerfreie<br />

Lötverbindungen entstehen. [Zar88]. Die Lötstellen sind durch einen hohen Füllgrad<br />

gekennzeichnet und weisen überdies keine Fremdeinschlüsse oder Gasporen sowie<br />

Oxidation auf. Das Hochtemperaturlöten ermöglicht das Zusammenfügen von<br />

verschiedenartigen Werkstoffen mit unterschiedlichen Geometrien.<br />

In Abb. 4.2 werden als Beispiel für den Einsatz des Hochtemperaturlötens die<br />

Fertigung von Wärmetauschern und die Herstellung von Turbinenbauteilen dargestellt.<br />

Abb. 4.2:<br />

Plattenwärmetauscher [GEA Ecoflex] / [APV] Gasturbinen [Bodycote]<br />

Nickelbasislote werden in Form von Drahtformteilen, Folien, Pasten oder Pulver auf<br />

der Oberfläche der zu lötenden Bauteile aufgebracht. Eine hohe Oxidationsbeständigkeit<br />

wird durch einen Chromanteil erreicht. Die Liquidustemperatur wird durch die<br />

Elemente Bor und Silizium gesenkt. Weiterhin fördert das Element Bor die Diffusion<br />

11


des Lotwerkstoffs in den Grundwerkstoff. Die alternative Verwendung von Silizium<br />

und Phosphor führt hingegen zu einer Reduzierung der Diffusion [Zar88].<br />

4.2 Eigenspannungen<br />

Eigenspannungen sind Spannungen im Innern eines Werkstückes, die ohne Eingriff<br />

von äußeren mechanischen Beanspruchungen vorhanden sind. Unabhängig von der<br />

Entstehungsursache wird zwischen drei Arten von Eigenspannungen unterschieden<br />

( Ι ., ΙΙ.<br />

und ΙΙΙ . Art) [Rad02].<br />

Ι ΙΙ ΙΙΙ<br />

σ = σ + σ + σ<br />

[4.1]<br />

Die Eigenspannungen der Ι . Art werden auch Makroeigenspannungen genannt. Sie<br />

erstrecken sich über den makroskopischen Bereich und werden über mehrere<br />

Kristallite ermittelt. Beim Abkühlen von mehrphasigen Werkstoffen können Spannungen<br />

der ersten Art infolge von Temperaturgradienten oder Phasenumwandlungen<br />

auftreten.<br />

Der Mittelwert der Eigenspannungen Ι . Art ist definitionsgemäß über große Bereiche<br />

eines Bauteils konstant, damit sind diese Spannungen phasenunabhängig [Sch00,<br />

Pyz97] und durch<br />

⎡<br />

=<br />

⎢<br />

⎣<br />

∫<br />

∫<br />

σ<br />

ES<br />

ES Ι<br />

σ , ⎢ ⎥<br />

[4.2]<br />

dv<br />

dv⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

viele Körner<br />

gegeben. Die Eigenspannungen zweiter Art werden als Mikroeigenspannungen<br />

bezeichnet. Sie entstehen in mehrphasigen Werkstoffen als Folge der unterschiedlichen<br />

thermischen Ausdehnungskoeffizienten der einzelnen Phasen. In Hartphasen<br />

bilden sich beispielsweise sogenannte Mikrodruckeigenspannungen, da die Hartphasen<br />

einen geringeren thermischen Ausdehnungskoeffizienten als die Metallmatrix<br />

besitzen. Aus Gleichgewichtsgründen sind die Eigenspannungen in der Metallmatrix<br />

Mikrozugeigenspannungen. Die Eigenspannungen der ΙΙ . und ΙΙΙ . Art sind phasenabhängig<br />

und können beispielsweise durch Versetzungswechselwirkung entstehen.<br />

Diese Spannungen können als gegenseitige Verspannung der Phasen bezeichnet<br />

werden [Rad02].<br />

⎡<br />

ES<br />

⎤<br />

ΙΙ ∫ σ dv<br />

ES , ES,<br />

Ι<br />

σ = ⎢ ⎥ −σ<br />

[4.3]<br />

⎢ ⎥<br />

⎣ ∫ dv<br />

⎦<br />

ein Korn<br />

ES ES , Ι ES , ΙΙ<br />

[ σ −σ<br />

−σ<br />

]<br />

an einer Stelle<br />

ES , ΙΙΙ<br />

σ =<br />

[4.4]<br />

12


Abb. 4.3 beinhaltet die schematische Darstellung eines Verlaufs der Spannungskomponente<br />

σ<br />

y<br />

längs einer x-Achse.<br />

Abb. 4.3:<br />

Überlagerung von Eigenspannungen erster, zweiter und dritter Art in einer<br />

Kristallitstruktur [Wol73]<br />

Zur Untersuchung der Eigenspannungszustände werden sowohl Berechnungsverfahren<br />

als auch experimentelle Methoden eingesetzt.<br />

Für die Berechnung der Eigenspannungen in den Bauteilen werden analytische und<br />

numerische Verfahren der Kontinuumsmechanik verwendet. Thermische Eigenspannungen<br />

zählen zu den Eigenspannungen der Ι . Art [Wol73]. Die Temperaturdifferenzen<br />

im Bauteil verursachen unterschiedliche Wärmeausdehnungen zwischen Randund<br />

Kernbereich, diese behindern sich gegenseitig, wodurch Eigenspannungen im<br />

Bauteil entstehen. Zum Ermitteln der Eigenspannungen während des Lötprozesses<br />

wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens die Methode der Finiten Elemente<br />

verwendet. Diese Vorgehensweise ist bei komplexen Randbedingungen, geometrischen<br />

Verhältnissen und Lasten vorteilhaft.<br />

4.3 Finite Elemente Methode<br />

Die Aufgabe der Kontinuumsmechanik besteht darin, die Kinematik und die Statik<br />

eines Kontinuums unter dem Einfluss von kinematischen und statischen Randbedingungen<br />

zu beschreiben. Diese Aufgabe ist erfüllt, wenn der Verzerrungstensor und<br />

Spannungstensor in jedem Punkt des betrachteten Kontinuums ermittelt worden ist.<br />

Zu diesem Zweck stehen Gleichungssysteme (partielle Differentialgleichungen) zur<br />

Verfügung, die mit Hilfe von Näherungsmethoden gelöst werden können, d.h. die bei<br />

den Energieintegralen auftretenden unbekannten Feldgrößen (z.B. Verschiebungen)<br />

13


werden durch Ansatzfunktionen approximiert. Die FE-Methode basiert auf einer<br />

Energieformulierung und in der Regel wird das Prinzip der virtuellen Verschiebungen<br />

und das Prinzip vom Minimum des Gesamtpotentials oder auch das HAMILTONsche<br />

Prinzip angewandt [Kno91].<br />

Das Gesamtpotential eines Systems ist eine Addition der Verzerrungsenergie mit<br />

dem Gesamtpotential aller äußeren Lasten [4.5].<br />

Π = U + Π<br />

a<br />

= U - W<br />

[4.5]<br />

1<br />

Π =<br />

2<br />

∫<br />

σεdv −<br />

∫<br />

updv −<br />

∫<br />

uqds<br />

[4.6]<br />

wobei<br />

W die Arbeit der äußeren Lasten,<br />

σ innere mechanische Spannungen,<br />

ε Dehnung,<br />

p Volumen Kräfte,<br />

q Oberflächenkräfte,<br />

und u Verschiebungen sind.<br />

Wird die Forderung δ Π = 0 verwendet, so werden die gesuchten Verschiebungen in<br />

der gesamten Struktur ermittelt. Das Verschiebungsfeld wird mittels Finiten Elementen<br />

in diskrete Teilbereiche unterteilt. Die Verschiebungen sind durch die Ansatzfunktionen<br />

festgelegt. Übliche Ansatzfunktionen sind Polynome von linearer oder<br />

quadratischer Ordnung. Die Freiheitsgrade bestimmen die Zahl der Knotenverschiebungen<br />

jedes Elements, weiterhin sind die Knotenverschiebungen bei zwei aneinandergrenzenden<br />

Elementen an gemeinsamen Knoten identisch. Durch die Ansatzfunktion<br />

kann das Verschiebungsfeld diskret ausgedrückt und anschließend das<br />

Potential in einer Matrizenform dargestellt werden [Sch00] [4.7].<br />

1<br />

Π = U 2<br />

1<br />

Π = 2<br />

T<br />

∫<br />

v<br />

T<br />

T<br />

T<br />

( ND) EDN dvU − p N dvU − q N dsU<br />

T<br />

[ U K U ] − ( f + f + f )U<br />

p<br />

q<br />

t<br />

∫<br />

v<br />

∫<br />

s<br />

[4.7]<br />

[4.8]<br />

N : Matrix der Ansatzfunktion<br />

D : Matrix der Differentialoperator<br />

E : Matrix der elastischen Konstanten<br />

14


U : Vektor der Knotenverschiebungen aller Elemente<br />

f<br />

p<br />

, f<br />

t<br />

und f<br />

q<br />

sind die äußeren Lastvektoren<br />

Nach dem Variationsprinzip δ Π = 0 und bei bekanntem äußerem Lastvektor wird im<br />

elastischen Fall die Knotenverschiebung berechnet mit [4.9].<br />

U<br />

= K<br />

− 1<br />

.<br />

∗<br />

f<br />

[4.9]<br />

Dadurch ergibt sich der Verzerrungstensorε ij<br />

:<br />

( + u )<br />

1<br />

ε<br />

ij<br />

= u<br />

i,<br />

j j,<br />

i<br />

[4.10]<br />

2<br />

Nach dem Hook´schen Gesetz kann der Spannungstensor abgeleitet werden.<br />

Für nichtlineares Werkstoffverhalten wurde der Verzerrungstensor in einen elastischen,<br />

einen thermischen und einen plastischen Anteil geteilt.<br />

ε = ε + ε + ε<br />

[4.11]<br />

ij<br />

p<br />

ij<br />

th<br />

ij<br />

e<br />

ij<br />

th<br />

th th<br />

ε<br />

ij<br />

ist der thermische Verzerrungsanteil und wird durch ε<br />

ij<br />

α ( T ) ΔTδ<br />

ij<br />

th<br />

gegeben, wobei ( T )<br />

= [4.12]<br />

α die temperaturabhängigen Ausdehnungskoeffizienten sind.<br />

p<br />

Der plastische Anteil ε<br />

ij<br />

wird berechnet, wenn die Fließbedingung F=0 erfüllt ist. Die<br />

Fließfunktion kann auch durch ein Potential beschrieben werden.<br />

1<br />

− σ<br />

F<br />

3<br />

Die nach von Mises vorgeschlagene Fließfunktion ist durch ( )<br />

2<br />

[4.13] gegeben [Sch00].<br />

Φ σ<br />

ij<br />

1<br />

= Sij<br />

S<br />

2<br />

σ<br />

F<br />

ist die Fließgrenze bei einachsiger Beanspruchung und S ij<br />

der diviatorische<br />

Anteil des Spannungstensors. Die Fließfläche ist im Spannungsraum durch die<br />

Mantelfläche eines Zylinders dargestellt. Die plastische Verzerrung wurde mittels der<br />

assoziierten Normalenregel gerechnet.<br />

ij<br />

p ∂Φ<br />

& ε<br />

ij<br />

= λ [4.14] wobei λ ein Skalarer ist, der sich aus<br />

∂σ<br />

ij<br />

pl<br />

3ε<br />

v<br />

λ = [4.15] ergibt<br />

2σ<br />

ij<br />

pl<br />

ε<br />

v<br />

: ist die plastische Vergleichsdehnung oder die effektive plastische Verzerrung,<br />

die die Verfestigung eines Werkstoffs definiert [Bäk02].<br />

Darüber hinaus können plastische Verformungen durch eine Phasenumwandlung<br />

generiert werden. Diese sind stets mit einer Verzerrung und einer Volumenänderung<br />

des Gefüges verknüpft. Während eines thermo-mechanischen Verfahrens (Löten<br />

15


oder Schweißen) kommt es bei einer schnellen Abkühlung zur Martensitbildung im<br />

Grundwerkstoff. Diese Umwandlung erzeugt eine plastische Verformung im Gefüge.<br />

Leblond und Giusti haben ein Modell zur Beschreibung der Verformungsvorgänge<br />

eingeführt [Zao95].<br />

PT ⎛ 3K<br />

⎞<br />

dε ij<br />

= ⎜ ⎟ Sij<br />

( 1−<br />

m)dm<br />

[4.16]<br />

⎝ 2 ⎠<br />

PT<br />

⎛ 5 ⎞⎛ ΔV<br />

⎞<br />

wobei dε<br />

ij<br />

die Umwandlungsverformung, K = ⎜ ⎟⎜<br />

⎟ / R<br />

p<br />

die Volumenänderung<br />

⎝ 3 ⎠⎝<br />

V ⎠<br />

während der Umwandlung , R p<br />

die Fließgrenze der austenitischen Phase, S<br />

ij<br />

der<br />

Spannungsdeviator und m der umgewandelte Volumenanteil der Martensitphase ist.<br />

Dieser Zusammenhang wird verwendet, wenn eine plastische Verformung durch eine<br />

Volumenänderung entsteht.<br />

Die Berechnung der Verschiebungen und Spannungen in einem Kontinuum ist<br />

derzeit mit Hilfe zahlreicher Programme möglich. Die Lösung der Differentialgleichungen<br />

erfolgt automatisch nach Vernetzung des Modells und Eingabe der<br />

Randbedingungen.<br />

Eine numerische Berechnung der Eigenspannungen und Verformungen in einer Lötbzw.<br />

Schweißverbindung beginnt mit dem Pre-Processing und endet mit dem Post-<br />

Processing.<br />

Im Pre-Processing werden die Geometriemodelle erstellt und untereinander vernetzt,<br />

anschließend werden die Randbedingungen aufgebracht. Nach dem Implementieren<br />

der Werkstoffdaten und Werkstoffgesetze erfolgt die Berechnung der Eigenspannungen.<br />

Im Post–Processing werden die Ergebnisse graphisch und auch tabellarisch<br />

dargestellt.<br />

Das Aufheizen der Bauteile erfolgt von außen durch Strahlung der Oberfläche.<br />

Zwischen Oberflächen und Umgebung werden Infrarotstrahlungen ausgetauscht, der<br />

Wärmestrom wird durch das Stefan-Boltzmann-Gesetz beschrieben.<br />

4 4<br />

( T − )<br />

Q & = ε . ∗σ<br />

∗ A∗<br />

T<br />

[4.17]<br />

rad<br />

IR<br />

2<br />

1<br />

ε<br />

IR<br />

ist der Emissionskoeffizient, σ ist die Stefan-Boltzmann-Konstante.<br />

Die Wärmeenergie wird im Bauteil während des Lötzyklus von warmen zu kalten<br />

Bereichen durch Wärmeleitung transportiert.<br />

Der Wärmefluss in festen Körpern ist nach dem Fourier‘schen Gesetz gegeben.<br />

16


& T2<br />

− T1<br />

= λ ∗ ∗ A<br />

[4.18]<br />

d<br />

Q Ltg<br />

wobei λ die Wärmeleitfähigkeit des Körpers, d [m] die Schichtdicke und A [W/m.K]<br />

die Kontaktfläche ist. In Abb. 4.4 ist das Prinzip des Wärmeflusses nach Fourier<br />

dargestellt.<br />

Abb. 4.4:<br />

Wärmefluss nach dem Fourier‘schen Gesetz<br />

Für die Beschreibung der Wärmeströmungen und Temperaturänderungen im Bauteil<br />

werden grundsätzlich die Grundgleichungen der Wärmeleitung verwendet. Die<br />

Energiebilanz für ein dreidimensionales Volumenelement setzt sich aus drei Teilen<br />

zusammen [Kno91].<br />

Teil 1: Wärmeabfuhr aus dem Element, diese wird durch die lokale Änderung der<br />

Wärmestromdichte q generiert.<br />

Teil 2: Änderung der gespeicherten Wärmemenge durch zeitliche Temperaturänderungen.<br />

Teil 3: Wärmezufuhr durch lokal verteilte Wärmequellen<br />

∂q<br />

∂q<br />

∂q<br />

∂z<br />

⎛ ∂T<br />

⎞<br />

⎜ ρ<br />

p ⎟<br />

[4.19]<br />

⎝ ∂t<br />

⎠<br />

x y z<br />

( + + ) dxdydzdt + c dxdydzdt = f dxdydz<br />

∂x<br />

∂y<br />

Das Ersetzen der Wärmestromdichte q ( x y,<br />

z,<br />

t)<br />

ergibt die Wärmeleitungsgleichung:<br />

, durch den Temperaturgradienten<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

2<br />

2<br />

2<br />

∂ T ∂ T ∂ T ⎞ ∂T<br />

x<br />

+ λy<br />

+ λz<br />

+ cp<br />

=<br />

x y z<br />

⎟ ρ<br />

2<br />

2<br />

∂ ∂ ∂ ⎠ ∂t<br />

λ<br />

2<br />

f<br />

[4.20]<br />

17


5 Modellbildung<br />

Für eine FEM-Simulation müssen zunächst Randbedingungen wie Geometrien,<br />

Werkstoffeigenschaften, Elementtypen, Art der Vernetzung und Kontakteigenschaften<br />

definiert werden. Ebenso ist im Fall des Hochtemperaturlötens der Temperaturzyklus<br />

des zu berechnenden Lötprozesses zu berücksichtigen. Im Allgemeinen<br />

erfordert die Bedienung von kommerzieller Software spezielle Kenntnisse im Bereich<br />

der FEM-Simulation. Aus der Entwicklung des interaktiven Moduls, dass der<br />

eigentlichen Simulation vor- und nachgeschaltet wird, resultiert eine wesentliche<br />

Erleichterung der Bedienung der Berechnungssoftware. Somit erhält der Anwender<br />

Unterstützung im Pre- und Post-Processing mit automatisierten Routinen.<br />

5.1 Demonstratorgeometrie<br />

Von den Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses wurde ein Spritzgießeinsatz<br />

als Demonstratorgeometrie gemeinsam festgelegt. Dieser besteht aus zwei<br />

Einzelteilen und ist an ein Spritzgießwerkzeug für die Fertigung von CD-Rohlingen<br />

angelehnt. Im Folgenden sind die Fertigungszeichungen der Einzelteile dargestellt.<br />

10,00 10,00<br />

1,7<br />

120,00<br />

20,00<br />

Abb. 5.1:<br />

Fertigungszeichnungen und 3D-Modelle (Durchmesser 120 mm), unteres<br />

Bauteil [links], oberes Bauteil [rechts])<br />

18


Die Bauteile haben einen Durchmesser von jeweils 120 mm und eine Dicke von<br />

20 mm bzw. 6 mm. Unter Berücksichtigung der Randbedingungen ergaben sich die<br />

in Abb. 7.1 dargestellten Modellgeometrien. Für die geometrische Darstellung und<br />

den Geometrieimport der Bauteile wurden die Modelle mittels CAD-Systemen (u. a.<br />

Autodesk, AutoCad, Autesdesk Inventor, SolidWorks) erstellt. Die Demonstratoren<br />

dienen zum einen der Verifizierung der Simulationsergebnisse und zum anderen zum<br />

Nachweis der industriellen Umsetzbarkeit.<br />

5.2 Vernetzungsstrategien<br />

Die Vernetzung hat entscheidenden Einfluss auf die Genauigkeit der Simulationsergebnisse.<br />

Im Forschungsvorhaben wurden zum einen unterschiedliche Elementtypen<br />

untersucht und zum anderen die automatisierte Netzgenerierung.<br />

Bevor ein Bauteilvolumen vernetzt werden kann, muss zunächst der Elementtyp<br />

festgelegt werden. Er bestimmt die Form des Vernetzungsgitters und die Freiheitsgrade<br />

für die Berechnung. Für die thermische und die Strukturberechnung sind<br />

unterschiedliche Elementtypen nötig, da der Freiheitsgrad im ersten Fall die Temperatur<br />

und im zweiten Fall die Verformung ist. Es gibt auch Elementtypen, die beide<br />

Freiheitsgrade besitzen, allerdings eignen sie sich nicht für nichtlineare Berechnungen<br />

mit Berücksichtigung der plastischen Werkstoffeigenschaften.<br />

Die Hexaeder-Elemente werden generell bevorzugt, da sie ein besseres Anpassungsverhalten<br />

besitzen und genauere Ergebnisse liefern. Die Tetraeder-Elemente<br />

haben meist eine deutlich zu hohe Steifigkeit und sind deshalb in Bereichen mit<br />

starken Geometrieveränderungen ungünstig [Wol73]. Sie eignen sich hingegen gut<br />

für unregelmäßige Gitter, wie sie beim Import von CAD-Geometrien entstehen und<br />

sind für transiente Temperaturberechnungen vorgesehen.<br />

Eine Vernetzung sollte möglichst gleichmäßig sein, d.h. die Größe der Elemente<br />

sollte lokal nicht zu stark variieren. Um Rechenzeit zu sparen, wird das Netz nur in<br />

bestimmten Bereichen verfeinert und im restlichen Bereich des simulierten Volumens<br />

grob vernetzt. So wurden im Forschungsvorhaben nur die Lötschicht und die<br />

Kontaktoberflächen des Bauteils automatisch fein vernetzt. In Abb. 5.2 sind verwendete<br />

Vernetzungen dargestellt. Die Netzgenerierung erfolgt wie beschrieben<br />

automatisch. Wie dargestellt, wird das Netz den komplexen Geometrien der Formteile<br />

angepasst.<br />

19


Abb. 5.2:<br />

Modellvernetzung (Netzverfeinerung an den Kontaktoberflächen)<br />

5.3 Lotschichtvernetzung<br />

Für die Lotschichtvernetzung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

Zwei automatisierbare Varianten wurden im Forschungsvorhaben systematisch<br />

untersucht. Die Lotschicht kann durch Rotation oder Extrudieren eines zweidimensionalen<br />

Netzes erzeugt werden.<br />

Letztendlich wurde das Extrudieren benutzt, da es die Möglichkeit einer Verfeinerung<br />

des Netzes in der vertikalen Richtung bietet, wodurch eine erhöhte Rechengenauigkeit<br />

in Bezug auf die auftretenden Eigenspannungen in der Lotschicht erzielt wird.<br />

Die Extrusion hat dabei weiterhin den Vorteil, dass sich durch sie auch nicht<br />

rotationssymmetrische Lotschichten erzeugen lassen.<br />

Die in der Simulation und im Experiment genutzte Lotschicht hat einen Durchmesser<br />

von 120 mm und eine Dicke von 50 µm. Die Vernetzung der Lotschicht wurde mit<br />

Tetraeder-Elementen durchgeführt.<br />

20


Tetraeder-Elemente<br />

Hexaeder-Elemente<br />

120 mm<br />

Z<br />

50 µm<br />

Z<br />

50 µm<br />

X<br />

Spaltbreite = 50 µm<br />

X<br />

Abb. 5.3:<br />

Lotschichtvernetzung durch Extrusion (links) und Rotation (rechts)<br />

5.4 Werkstoffdaten und Werkstoffkennwerte<br />

Neben der temperaturabhängigen Ausdehnung treten ab bestimmten Temperaturen<br />

auch Änderungen der Stoffeigenschaften auf. Im Fall des kombinierten Hochtemperaturlötens<br />

und Wärmebehandelns ist dies gewünscht. Jedoch wirken sich die<br />

Änderungen im Werkstoff(gefüge) auch auf die Spannungen aus. Es wurden deshalb<br />

im interaktiven Modul temperaturabhängige Werkstoffgesetze hinterlegt. Von den<br />

Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses erfolgte die Auswahl der zwei<br />

ersten Werkstoffe, die in der Modellbildung und der experimentellen Verifizierung<br />

genutzt zum Einsatz kamen: die Stähle X20Cr13 (1.4021) und X5CrNi18-10<br />

(1.4301). Die notwendigen temperaturabhängigen Daten wurden der Literatur [u. a.<br />

Mat99] und dem Softwarepaket Sysweld entnommen. Vor der Umwandlung des<br />

Stahles (X20Cr13) sind die Kennwerte des austenitischen Gefüges und nach der<br />

Umwandlung die des martensitischen Gefüges gültig. Die temperaturabhängigen<br />

Charakteristika wie Elastizitätsmodul, Wärmleitfähigkeit, Dichte, spezifische Wärme,<br />

Querkontraktionszahl und die Ausdehnungskoeffizienten werden in den Tabellen 5.1<br />

bis 5.3 sowie in Abb. 5.4 und 5.5 zusammenfassend dargestellt.<br />

21


Tab. 5.1: Temperaturabhängige Werkstoffdaten für den Stahl X5CrNi1810 [Mat99]<br />

Tab. 5.2: Temperaturabhängige Werkstoffdaten für den Stahl X20Cr13 [Smi02]<br />

Tab. 5.3: Chemische Zusammensetzung von X20Cr13 und X5CrNi18-10 [DIN 17440]<br />

22


C(6)<br />

C(1)<br />

740<br />

1600<br />

720<br />

1400<br />

C p [J/Kg.K]<br />

700<br />

680<br />

660<br />

640<br />

Austensit Austenit<br />

C p [J/Kg.K]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Martensit<br />

620<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000<br />

Temperatur [°C]<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Temperatur [°C]<br />

PHASE 6<br />

PHASE 1<br />

250000<br />

250000<br />

E-Modul [MPa]<br />

200000<br />

Austensit Austenit<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

E-Modul [MPa]<br />

200000<br />

Martensit<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

Temperatur [ °C]<br />

Temperatur [ °C]<br />

30000<br />

24000<br />

18000<br />

12000<br />

6000<br />

0<br />

1000 1100 1200 1300 1400 1500<br />

600<br />

500<br />

Strckgrenze [MPa]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Temperatur [°C]<br />

Austenit<br />

Martensit<br />

Abb. 5.4: Temperaturabhängige Werkstoffkennwerte vor (links) und nach (rechts)<br />

der Umwandlung des Stahls X20Cr13<br />

23


7,90E-06<br />

7,80E-06<br />

Dichte [Kg/mm 3 ]<br />

7,70E-06<br />

7,60E-06<br />

7,50E-06<br />

7,40E-06<br />

7,30E-06<br />

Martensit<br />

Austenit<br />

7,20E-06<br />

7,10E-06<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

Temperatur [°C]<br />

Abb. 5.5: Thermomechanische Werkstoffkennwerte des Grundwerkstoffes (X20Cr13)<br />

[Sys08]<br />

Als Lotwerkstoff für die Modellierung und die experimentelle Verifizierung wurde<br />

L-Ni 2 eingesetzt. Die chemische Zusammensetzung und die thermomechanischen<br />

Werkstoffeigenschaften wurden der Literatur entnommen [Jia08]. Diese Daten<br />

wurden im Pre-Processing tabellarisch eingegeben.<br />

T<br />

[°C]<br />

λ<br />

[Wm/°C]<br />

Cp<br />

[J/°C.Kg]<br />

α<br />

[°C -1 ]<br />

E<br />

[GPa]<br />

ν<br />

σs<br />

[MPa]<br />

Solidus/Liquidus<br />

20 25.59 469.51 13.5e-6 205 0.296 424<br />

971/999 [°C]<br />

400 29.18 577.73 16.8e-6 183 0.306 386<br />

900 33.58 1161.34 21.3e-6 127 0.328 255<br />

Tab. 5.4: Temperaturabhängige Werkstoffeigenschaften des Lotes B-Ni2 [Jia08]<br />

Der Stahl X20Cr13 wurde aus dem austenitischen Bereich abgeschreckt und erhielt<br />

so ein martensitisches Gefüge. Die Abkühlung muss so schnell erfolgen, dass keine<br />

Diffusionsvorgänge auftreten können, die zur Bildung anderer Phasen führen. Die<br />

Abkühlrate soll über der oberen kritischen Abkühlrate liegen. Im ZTU-Diagramm<br />

[Abb. 5.6] wird die Abhängigkeit der auftretenden Phasen von der Abkühlrate<br />

dargestellt. Für den Stahl X20Cr13 beträgt die obere kritische Abkühlrate 1 K/s und<br />

die untere kritische Abkühlrate 0,14 K/s.<br />

Sofern die obere Abkühlrate erreicht ist, besteht das Gefüge zu 98% aus Martensit.<br />

Unterhalb der unteren kritischen Abkühlrate findet keine Martensitphasenbildung im<br />

24


Gefüge statt. Nach dem Koistinen-Marburger-Modell kann der Martensitanteil für jede<br />

Abkühlrate ermittelt werden. In Abb. 5.7 wird der Prozentsatz der Martensitphase in<br />

Abhängigkeit von der Abkühlrate dargestellt. Für jede Abkühlrate und mit Hilfe des<br />

ZTU-Schaubilds (Abb. 5.6) wurden die Phasenanteile gerechnet.<br />

In der Abkühlphase und im Fall größere Abkühlrate erhöht sich im Temperaturbereich<br />

zwischen 200°C und 100°C die Streckgrenze durch den zunehmenden<br />

Martensitanteil im Gefüge. Die Volumenänderung im Grundwerkstück infolge dessen<br />

thermischer Dehnung und auch der Phasenumwandlung hat einen großen Einfluss<br />

auf die Spannungsausbildung im Lötverbund.<br />

Während der Berechnung wurden temperaturabhängige thermische Ausdehnungskoeffizienten<br />

für jede Phase in das Modell implementiert, um den Volumensprung bei<br />

der Phasenumwandlung des Stahls (X20Cr13) zu berücksichtigen. In Abb. 5.8 sind<br />

Dilatometerkurven des Stahles X20Cr13 während Aufheiz- und Abkühlzyklen<br />

dargestellt [Sys08]. Die thermische Dehnung hat mit zunehmender Temperatur<br />

zugenommen. Bei T=Ms=300°C (Abkühlrate = 0,14 K/s) wandelt sich die Austenitphase<br />

in die Martensitphase um. Diese Umwandlung war von einer Volumenänderung<br />

begleitet, die zu Spannungen führen kann.<br />

Abb. 5.6: ZTU-Schaubild des rost- und säurebeständigen Stahls X20Cr13 [Voß01]<br />

25


Martensit %<br />

P(T<br />

) = 1−<br />

exp( −b<br />

⋅(<br />

Ms −T<br />

))<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Mf<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Abkühlgeschwindigkeit = 1 K/Sek.<br />

20<br />

10<br />

Abkühlgeschwindigkeit = 0,07 K/Sek.<br />

T [K]<br />

0<br />

250 300 350 400 450 500 550 600 650 700<br />

Abb. 5.7: Koistinen-Marburger-Modell für die Martensitumwandlung [Sys08]<br />

0.025<br />

0.02<br />

Epsilon[%]<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-0.005<br />

Mf<br />

Aufheizen<br />

Abkühlen<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

Ms<br />

As<br />

Af<br />

-0.01<br />

T[°C]<br />

Abb.5.8: Dilatometerkuven des Werkstoffs X20Cr13 [Sysweld]<br />

5.5 Werkstoffgesetz<br />

Für eine korrekte Simulation, besonders bei zyklischen Belastungen und komplexen<br />

Geometrien, muss das Werkstoffverhalten bekannt sein. Im Rahmen dieser Arbeit<br />

wurde mit einem kinematischen Verfestigungsmodell gerechnet, dabei handelt es<br />

sich um eine Verschiebung der Fließfläche des Werkstoffs in Richtung Zugbelastung.<br />

Das bekannteste Beispiel dafür ist der Bauschinger-Effekt [Abb. 5.9].<br />

26


Abb. 5.9: Bauschinger-Effekt [Ansys]<br />

Zur Modellierung der temperaturabhängigen Verfestigung wurden Spannungs-<br />

Dehnungskurven in das Modell eingesetzt. Die Kennwerte wurden der Software<br />

Sysweld [Abb. 5.10] entnommen sowie in das interaktive Modul für die Übergabe in<br />

das FEM-Programm (Ansys) implementiert .<br />

Austenit<br />

Martensit<br />

σ [ MPa]<br />

σ [ MPa]<br />

Abb. 5.10: Spannungs-Dehnungskurven (X20Cr13) [Sys08]<br />

In der Modellierung wurde das von Mises- und Hill-Modell angewendet:<br />

F<br />

1/2<br />

[ 3/2 ( S − X) : ( S − X)<br />

] − σ ≤ 0<br />

= [5.1]<br />

p th<br />

( ε − ε − ε )<br />

f<br />

σ = C :<br />

[5.2]<br />

∂F<br />

= λ<br />

∂σ<br />

ε& p<br />

[5.3]<br />

27


p<br />

dX = α dε<br />

[5.4]<br />

X : Verschiebungstensor<br />

α :<br />

σ<br />

f<br />

Materialkonstante<br />

: Streckgrenze<br />

S :Spannungsdeviator<br />

σ : Spannungstensor<br />

λ : Plastischer Multiplikator<br />

5.6 Rand- und Anfangsbedingungen<br />

Im Pre-Processing werden die Rand- und Anfangsbedingungen typischerweise vom<br />

Benutzer eingegeben. Bei einer thermischen transienten Analyse muss die Starttemperatur<br />

vorgegeben werden (T 0 = 300 K). Die Bauteile werden an der Oberfläche auf<br />

Löttemperatur erwärmt. Der Temperatur-Zeit-Zyklus wird tabellarisch eingegeben,<br />

die Anzahl der zeitabhängigen Lasten wird vom Benutzer bestimmt. Im Rahmen des<br />

Forschungsvorhabens wurden die Einzelteile nach mit dem projektbegleitenden<br />

Ausschuss festgelegten Zyklen stufenweise mit einer Aufheizrate von 10 K/min auf<br />

die Löttemperatur von 1323 K erwärmt. Die Lötzeit betrug 30 min. Nach dem Löten<br />

wurden die Bauteile mit verschiedenen Abkühlraten auf Raumtemperatur abgekühlt.<br />

Der Einfluss der Abkühlrate auf den Spannungszustand wurde analysiert. Es wurden<br />

Berechnungen mit unterschiedlichen Temperatur-Zeit-Zyklen durchgeführt. Für den<br />

ersten Zyklus wurde mit einer Abkühlrate von 35 K/min gerechnet. Die Ergebnisse<br />

wurden dann mit denen einer Berechnung mit einer Abkühlrate von 100 K/min<br />

verglichen. Das untere Bauteil wurde auf der Ebene z=0 positioniert. Die auf dem<br />

Lötgestell aufliegende Seite des unteren Bauteils konnte nur in der x-y Richtung frei<br />

bewegt werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lötprozesses ist der thermomechanische Kontakt.<br />

Hier sollte die Art des Kontakts bestimmt werden, d.h. welche Effekte und Vereinfachungen<br />

bei der Modellierung berücksichtigt werden sollen. Es wurde ein Makro<br />

[Procedure] erstellt und im Pre-Processing abgerufen. Für eine thermo-mechanische<br />

Analyse wurden bestimmte Elementtypen ausgewählt, (CONTA174, TARGE170),<br />

wie in Abb. 5.11 dargestellt. Für Conta174 gibt es beispielsweise zwölf Keyoptionen<br />

[KEYOPT], die die Art und die Eigenschaften des Kontaktes beschreiben. Außerdem<br />

wird das Kontaktstatut auch durch bestimmte Realkonstanten [Ansys] eingestellt. In<br />

Tab. 5.5 sind die unterschiedlichen Konstanten dargestellt.<br />

28


Abb. 5.11: Elementtypen [Conta174/Target170]<br />

29


Name<br />

FKN<br />

FTOLN<br />

ICONT<br />

PINB<br />

CNOF<br />

Beschreibung<br />

Normal penalty stiffness factor<br />

Penetration tolerance faktor<br />

Initial contact closure<br />

Pinball region<br />

Contact surface offset<br />

FKOP Contact opening stiffness or contact<br />

damping<br />

FKT<br />

COHE<br />

TCC<br />

FHTG<br />

<strong>SB</strong>CT<br />

Tangent contact stiffness factor<br />

Contact cohesion<br />

Thermal contact conductance<br />

Frictional heating factor<br />

Stefan-Boltzmann constant<br />

Tab. 5.5: CONTA174 Real Constants [Ansys]<br />

Das Bauteil und das Lot sind während des Lötzyklus permanent miteinander in<br />

Kontakt [Bonded oder No Separation]. Weiterhin werden aus Konvergenzgründen<br />

und zur Vereinfachung des Modells keine Reibungseffekte bzw. keine Energiegenerierung<br />

während der Berechnungen berücksichtigt. Vor dem Löten ist eine geringe<br />

Wärmeleitung entlang der Kontaktflächen vorhanden, das Kontaktstatut ändert sich<br />

während des Haltens der Löttemperatur bzw. beim Abkühlen zu einem guten<br />

thermischen und strukturellen Kontakt.<br />

5.7 Lösungsphase [Solver]<br />

In der Lösungsphase werden die durch die Finite-Elemente-Methode generierten<br />

Differenzialgleichungen gelöst, die Ergebnisse sind knotenbezogene Werte. Ansys<br />

generiert eine Ergebnisdatei [Jobname.RST,RTH]. Als Lösungsverfahren wurde die<br />

Newton-Raphson-Methode verwendet. Es handelt sich um ein iteratives Lösungsverfahren<br />

der nichtlinearen Gleichungen. Die am häufigsten verwendeten Iterationsschemen<br />

sind in [5.5] angegeben [Abb. 5.12] [Bat02].<br />

30


Δ<br />

( i−1)<br />

t+Δt<br />

t+Δt<br />

( i−1)<br />

R = R − F<br />

[5.5]<br />

t+Δt<br />

t+Δt<br />

mit<br />

t+Δt<br />

K<br />

U<br />

U<br />

( i−1)<br />

( i)<br />

(0)<br />

=<br />

=<br />

ΔU<br />

t+Δt<br />

U;<br />

t<br />

( i)<br />

U<br />

= ΔR<br />

( i−1)<br />

+ ΔU<br />

t+Δt<br />

( i−1)<br />

F<br />

( i)<br />

(0)<br />

=<br />

t<br />

F<br />

In Abb. 5.12 wird der Lösungsprozess für ein System mit einem einzigen Freiheitsgrad<br />

dargestellt.<br />

Last<br />

t +<br />

Δt<br />

R<br />

t<br />

+Δ<br />

t<br />

R<br />

−<br />

t<br />

+<br />

Δ<br />

t<br />

F<br />

(0)<br />

t<br />

+Δ<br />

t<br />

R<br />

−<br />

t<br />

+<br />

Δ<br />

t<br />

F<br />

(1)<br />

Steigerung<br />

t +<br />

Δt<br />

K<br />

(1)<br />

Steigerung<br />

t +<br />

Δt<br />

K<br />

(0)<br />

t<br />

R<br />

ΔU<br />

(1)<br />

ΔU<br />

(2)<br />

U<br />

t<br />

t +<br />

Δt<br />

U<br />

Verschiebung<br />

Abb. 5.12: Newton-Raphson-Iteration [Bat02]<br />

Bei der Modellierung von thermomechanischen Problemen wird die Lösungsphase in<br />

zwei Etappen unterteilt. Als erstes wird die thermische Analyse durchgeführt, dabei<br />

werden Knotentemperaturen, Temperaturgradienten und die Temperaturverteilung<br />

im Bauteil ermittelt. Die Ergebnisse der thermischen Analyse werden als Lasten für<br />

die Strukturanalyse angewendet [Body Force Loads]. Die Ergebnisdateien werden<br />

dann in die Strukturanalyse eingelesen, um die thermischen Eigenspannungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

5.8 Post-Processing<br />

Für die Auswertung der Ergebnisse stehen zwei Postprozessoren zur Verfügung. Der<br />

allgemeine Postprozessor [Post1] und der Postprozessor für den Zeitbereich<br />

[Post26]. Der Postprozessor [Post1] wird für die Auswertung der Ergebnisse über<br />

31


das gesamte Modell für spezifische Lastschritte und Zwischenschritte verwendet<br />

[Swa92].<br />

Der Postprozessor [Post26] wird verwendet, um Analyseergebnisse an bestimmten<br />

Punkten und Bereichen im Modell als Funktion der Zeit zu ermitteln. Der Prozessor<br />

[Post26] kann die Ergebnisse graphisch oder in Form von tabellarischen Listen<br />

darstellen. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurden Spannungen, Verschiebungen<br />

und Verformungen als Funktion der Zeit und der Temperatur dargestellt.<br />

In Abb. 5.13 sind die Arbeitsschritte zusammengefasst.<br />

feste<br />

Voreinstellungen<br />

vom Anwender<br />

einstellbar<br />

Lösungsalgorithmus<br />

Vernetzung<br />

Solver<br />

Werkstoffauswahl<br />

Lotauswahl<br />

Temperatur-Zeit-Zyklus<br />

Gasabschreckung<br />

Postprocessing<br />

voreingestellte<br />

Parameter<br />

Datenträger<br />

Anwenderspezifische<br />

Parameter<br />

Werkstoffmatrix<br />

Referenzen (Lage<br />

und Einspannung)<br />

Bezugsund<br />

Randbedingungen<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Temperaturverteilung<br />

T(x,t)<br />

Spannungsverteilung<br />

σ(x,t,T)<br />

Verschiebung Δx (x,t,T)<br />

CAD<br />

System<br />

CATIA, Parasolid<br />

Pro/Engineer, UniGraphics, ...<br />

Abb. 5.13: Vorgehensweise<br />

Datenimport<br />

ANSYS<br />

Datenimport<br />

Berechnung<br />

Auch das automatisierte Post-Processing wurde in das interaktive Modul implementiert,<br />

bspw. das Anzeigen der Spannungen entlang eines definierten Pfades im<br />

Bauteil.<br />

32


6 Ergebnisse und Diskussion<br />

6.1 Ermittlung der Temperaturverteilung<br />

Temperaturanalysen werden zur Berechnung der Temperaturverteilung und<br />

thermischer Größen wie Wärmestromdichte und Wärmeverlust verwendet. Während<br />

des Lötprozesses entstehen Temperaturgradienten im Bauteil, da das Aufwärmen<br />

bzw. das Abkühlen von außen erfolgt.<br />

In Abb. 6.1 sind ausgewählte Lötzyklen dargestellt. Die Bauteile wurden mit einer<br />

Aufheizrate von 10 K/min stufenweise durchgewärmt, nach Erreichen der Temperatur<br />

1073 K wurde diese 30 min gehalten, dann wurden die Bauteile weiter auf 1193 K<br />

erwärmt, diese Temperatur wurde wiederum 30 min gehalten. Auf diesem Wege<br />

sollte ein gleichmäßiges Durchwärmen der Bauteile erreicht und damit zusätzliche<br />

Spannungen infolge von Temperaturgradienten vermieden werden. Anschließend<br />

wurden die Bauteile auf die Löttemperatur erhitzt. Das Lot fing an zu schmelzen und<br />

das Grundwerkstück wurde benetzt. Nach dem Löten wurden die Bauteile abgekühlt.<br />

Die Abkühlrate betrug 35 K/min während des ersten Zyklus und 100 K/min bei dem<br />

zweiten Lötzyklus.<br />

1600<br />

T[K]<br />

Temperatur [K]<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

10K/min<br />

30min<br />

30min<br />

30min<br />

Zyklus1_(Abkühlrate=35K/min)<br />

Zyklus2_(Abkühlrate=100K/min)<br />

0<br />

0 3000 6000 9000 12000<br />

T[K]<br />

Zeit [s]<br />

T[K]<br />

Abb. 6.1: Temperatur-Zeit-Zyklen<br />

33


6.2 Einfluss der Abkühlrate<br />

Ein wichtiger Parameter beim Löten ist die Abkühlrate. Die Berechnungen belegen,<br />

dass mit zunehmender Abkühlrate höhere Temperaturgradienten im Bauteil entstanden<br />

sind. Bei hoher Abkühlrate kühlte sich der Randbereich schneller ab als der<br />

Kernbereich, was zu einem hohen Temperaturgradienten geführt hat. In Abb. 6.1<br />

werden beispielhaft die Temperaturverteilungen im oberen Bauteil (1.4021) dargestellt.<br />

Bei einer Abkühlrate von 35 K/min betrug die Temperaturdifferenz zwischen<br />

dem Rand- und Kernbereich 10 K. Ein Erhöhen der Abkühlrate auf 100 K/min führte<br />

erwartungsgemäß zu zunehmenden Temperaturgradienten im Bauteil. Die Temperaturunterschiede<br />

zwischen dem Rand- und Kernbereich erreichten bis zu 35 K. Dies<br />

kann erhebliche Verzüge und Spannungen im Lotverbund hervorrufen, welche die<br />

Lebensdauer des Werkzeuges beschränken.<br />

ΔT= 35 K<br />

ΔT= 10 K<br />

T[K]<br />

T[K]<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Abb. 6.1:<br />

Temperaturverteilung im oberen Bauteil [X20Cr13]<br />

Die eingebrachten Kühlkanäle im unteren Bauteil bewirken eine ungleichmäßige<br />

Erwärmung bzw. Abkühlung. Weiterhin belege die Simulation, dass die Temperaturgradienten<br />

umso größer sind, je dicker die zu lötenden Werkstückquerschnitte sind.<br />

Bei einer Abkühlrate von 35 K/min bildeten sich Temperaturunterschiede von 5 K im<br />

unteren Bauteil aus. Diese betrugen 25 K bei einer Abkühlrate von 100 K/min. In<br />

Abb. 6.2 wird der Einfluss der Abkühlrate auf das Abkühlverhalten des unteren<br />

Bauteils dargestellt.<br />

34


ΔT= 25 K<br />

ΔT= 5 K<br />

T[K]<br />

T[K]<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Abb. 6.2: Temperaturverteilung im unteren Bauteil [X20Cr13]<br />

Die Untersuchungen zum Einfluss der Abkühlrate auf den Lötverbund ergaben, dass<br />

durch die Erhöhung der Abkühlrate größere Temperaturdifferenzen im Bauteil<br />

entstehen.<br />

6.3 Ermittlung der Spannungsverteilung und Spannungsverläufe<br />

Bei 600 K wurden die Spannungsverteilungen für zwei verschiedene Abkühlkurven<br />

ermittelt. Abb. 6.3 beinhaltet die berechneten Spannungskomponenten<br />

σ<br />

xx<br />

im oberen<br />

Bauteil. Rechts sind die mit einer Abkühlrate von 35 K/min berechneten Spannungskomponenten<br />

in x-Richtung dargestellt. Die Spannungsverteilung ergab, dass<br />

während der Abkühlphase Zugeigenspannungen entstanden sind. Diese betrugen 49<br />

MPa an der Kontaktoberfläche. Bei einer Abkühlrate von 100 K/min war die Spannungsintensität<br />

im Kontaktbereich deutlich höher als bei einer Abkühlrate von<br />

35 K/min (linkes Bild).<br />

Am Ende des ersten Lötzyklus (Abkühlrate = 35 K/min) blieben Restspannungen in<br />

Form von Zugspannungen im Bauteil. Die Zugeigenspannungen traten infolge der<br />

unterschiedlichen thermischen Kontraktion von Stahl und Lotwerkstoff auf. Die<br />

Beträge dieser Spannungen sind von der Abkühlrate abhängig. Je höher die<br />

Abkühlrate ist, umso höher ist der Spannungszustand im Lötverbund.<br />

35


σ XX<br />

[ MPa ]<br />

σ XX<br />

[ MPa<br />

]<br />

-164<br />

-129<br />

-93<br />

-164<br />

-129<br />

-93<br />

-57<br />

-22<br />

-57<br />

-22<br />

x<br />

y<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

13<br />

49<br />

84<br />

120<br />

x<br />

y<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

13<br />

49<br />

84<br />

120<br />

1500<br />

1200<br />

Temperatur [K]<br />

900<br />

600<br />

600 [K]<br />

300<br />

0<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

Time[s]<br />

Abb. 6.3: Spannungsverteilung in x-Richtung im oberen Bauteil (X20Cr13)<br />

Auch im unteren Bauteil traten lediglich Zugeigenspannungen auf. Die Beträge der<br />

berechneten Zugeigenspannungen waren geringer als die im oberen Bauteil. In der<br />

Abkühlphase und bei Erreichen einer Temperatur von 600 K bildeten sich Zugeigenspannungen<br />

von 29 MPa im unteren Bauteil aus (Abb. 6.5). Die Spannungsverteilung<br />

belegt, dass ein Erhöhen der Abkühlrate von 35 K/min auf 100 K/min erwartungsgemäß<br />

zu einer größeren Spannungsintensität im Kontaktbereich führt.<br />

σ XX<br />

[ MPa<br />

]<br />

-124<br />

-90<br />

σ XX<br />

[ MPa<br />

]<br />

-124<br />

-90<br />

-73<br />

-73<br />

-48<br />

-22<br />

-48<br />

-22<br />

3<br />

29<br />

3<br />

29<br />

x<br />

y<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

54<br />

80<br />

x<br />

y<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

54<br />

80<br />

Abb. 6.4: Spannungsverteilung im unteren Bauteil (X20Cr13)<br />

36


Die Spannungsverläufe im Lötverbund verdeutlichen, dass während der Aufheizphase<br />

geringere Spannungen im Grund- und Lotwerkstoff aufgetreten sind. In Abb. 6.5<br />

sind in ausgewählten Knoten des oberen Bauteils die berechneten Spannungsverläufe<br />

dargestellt. Der Spannungsverlauf im oberen Bauteil weist Zugspannungen<br />

während des Aufheizens aus.<br />

X20Cr13<br />

Abb. 6.5: Untersuchter Bereich im oberen Bauteil<br />

Diese Zugspannungen können einen Wert von bis zu 7,4 MPa erreichen, sie werden<br />

nach einem Durchwärmen des Bauteils bzw. nach einer Homogenisierung der<br />

Temperaturverteilung im Bauteil abgebaut.<br />

Beim Abkühlen auf Raumtemperatur und auf Grund der verschiedenen physikalischen<br />

Eigenschaften der gefügten Komponenten, insbesondere deren unterschiedliche<br />

thermische Ausdehnungskoeffizienten, sind komplizierte, inhomogene Spannungszustände<br />

im Bauteil entstanden, die zum Verzug des Bauteils und zu Rissen<br />

führen können. Bei einer Abkühlrate von 35 K/min bildeten sich im oberen Bauteil<br />

Zugspannungen, die ein Maximum von 21,6 MPa in y-Richtung erreicht haben. Ein<br />

Erhöhen der Abkühlrate auf 100 K/min führte zur Steigerung der Spannungszustände<br />

im Bauteil. Die maximale Spannungskomponente in y-Richtung betrug 85 MPa.<br />

Das kfz-Austenitgitter wandelte sich in das krz-Gitter des Martensits um. Die<br />

maximalen Zugeigenspannungen wurden auf Grund eines Volumensprunges zu<br />

Druckspannungen.<br />

Am Ende des Lötzyklus wurde ein Gleichgewicht zwischen den thermischen<br />

Spannungen und den Umwandlungsspannungen erzielt und es verblieben schließlich<br />

Restspannungen in Form von Zugspannungen. Diese Spannungen beeinflussen die<br />

37


mechanischen Werkstoffeigenschaften des Bauteils negativ und können letztendlich<br />

zum Versagen des Lötverbundes führen.<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Spannung[MPa]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

0 300 600 900 1200 1500<br />

Ms = 573 K<br />

Aufheizen<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Spannung [MPa]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

0 300 600 900 1200 1500<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abb. 6.6: Spannungsverlauf im oberen Bauteil (X20Cr 13) bei verschiedenen Abkühlraten<br />

38


Beim Abschrecken des erwärmten Bauteils trat zwischen der rascher abkühlenden<br />

Oberfläche und dem mittleren Bereich ein Temperaturunterschied auf, der zu<br />

Zugeigenspannungen im Bauteil führte. Ein Überschreiten dieser Spannungen führte<br />

zur Entstehung von Rissen im Bauteil.<br />

Im unteren Bauteil weisen die Spannungskurven ein ähnliches Profil wie beim oberen<br />

Bauteil auf. Während der Aufheizphase entstanden kaum Spannungen. Die Spannungsverläufe<br />

in einem ausgewählten Punkt des unteren Bauteils werden in Abb. 6.7<br />

dargestellt.<br />

z<br />

X20Cr13<br />

x<br />

Abb. 6.7: Untersuchter Bereich im unteren Bauteil (X20Cr 13)<br />

Bei einem Lötzyklus mit einer Abkühlrate von 35 K/min entstanden während des<br />

Abkühlens Druckspannungen im Bauteil. Ein Erhöhen der Abkühlrate auf 100 K/min<br />

bewirkte in Folge höherer Temperaturgradienten die Entstehung von Zugspannungen.<br />

Diese erreichten einen Wert von 23,14 MPa in y-Richtung. Auf Grund der<br />

Martensitbildung und in einer ähnlichen Weise wie beim oberen Bauteil kehrten sich<br />

die Zugspannungen in Druckspannungen um. Nach einem Gleichgewicht zwischen<br />

den Umwandlungs- und thermisch induzierten Eigenspannungen verblieben<br />

Restspannungen von 12,9 MPa.<br />

39


Abkühlrate = 100 K/min<br />

Spannung [MPa]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Ms = 573 K<br />

Aufheizen<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Spannung[MPa]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Temperatur [K]<br />

Aufheizen<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abb. 6.8: Spannungsverlauf im unteren Bauteil (X20Cr 13) bei verschiedenen Abkühlraten<br />

Die Methode der Finiten Elemente bietet auch die Möglichkeit, die Spannungsspitzen<br />

im Grundwerkstoff in verschiedenen Bereichen zu ermitteln. In Abb. 6.9 erfolgt eine<br />

graphische Darstellung der Spannungsverteilung entlang eines Pfades (Weg). Die<br />

örtlichen Spannungsmaxima betrugen 2,5 MPa bei einer Abkühlrate von 35 K/min.<br />

40


Bei einer Abkühlrate von 100 K/min stiegen die maximalen Spannungen auf<br />

6,13 MPa.<br />

t = 10840 s<br />

X20Cr13<br />

Mart.-Aust.<br />

2.5 MPa<br />

6.13 MPa<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Abb. 6.9: Spannungsverteilung entlang eines Pfades im unteren Bauteil (X20Cr13)<br />

Der Spannungsverlauf im Lotwerkstoff lässt erkennen, dass während des Aufwärmens<br />

keine Spannungen im Lot entstanden sind. Die Lotfolie wurde homogen auf die<br />

Löttemperatur erwärmt. Die Oberflächenenergie des Lotwerkstoffs nahm mit<br />

zunehmender Temperatur ab, anschließend erfolgte eine spannungsfreie Benetzung<br />

des Grundwerkstoffes während der Haltezeit. In der Abkühlphase bildeten sich<br />

Druckspannungen im Lotwerkstoff. In Abb. 6.11 wird der Spannungsverlauf im<br />

Lotwerkstoff bei einem Temperatur-Zeit-Zyklus mit einer Abkühlrate von 35 K/min<br />

dargestellt. Dieser Spannungsverlauf lässt erkennen, dass im Lot Druckeigenspannungen<br />

während der Abkühlphase entstanden sind. Diese können bei einer Abkühlrate<br />

von 35K/min bis zu -280 MPa betragen. Ab einer bestimmten Temperatur zog<br />

sich das Lot zusammen und auf Grund der thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />

des Lot- und Grundwerkstoffs bildeten sich bei einer weiteren Abkühlung höhere<br />

Zugspannungen im Lot. Diese erreichten bis zu 119 MPa bei einer Abkühlrate von<br />

35 K/min.<br />

41


Lotwerkstoff<br />

x<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Spannung[MPa]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

Aufheizen<br />

Abkühlen<br />

0 300 600 900 1200 1500<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

Spannung[MPa]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

Aufheizen<br />

Abkühlen<br />

0 300 600 900 1200 1500<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abb. 6.10: Spannungsverlauf in der Lotschicht (L- Ni 2)<br />

42


6.4 Ermittlung der Verschiebungen im Bauteil<br />

In Abb. 6.11 sind die berechneten Verzüge in einem zylindrischen Koordinatensystem<br />

dargestellt. In der Aufheizphase dehnten sich die Bauteile in alle Richtungen<br />

aus. Die Ausdehnung des Bauteils in x- und z-Richtung während des Aufwärmens ist<br />

in Abb. 6.11 dargestellt. Die Auswertung der Bilder ergibt, dass die Ausdehnung zu<br />

Beginn der Aufwärmung 0,297 mm in x-Richtung und 0,128 mm in z-Richtung<br />

erreicht hat. Beim weiteren Erwärmen vergrößerte sich die Verschiebung und betrug<br />

0,8 mm in x-Richtung zum Zeitpunkt t = 9000 s und 0,339 mm in z-Richtung<br />

(X20Cr13).<br />

U xx max = 0.297 mm<br />

t = 3000 s<br />

U xx max = 0.838 mm<br />

t = 9000 s<br />

U zz max = 0.128 mm<br />

t = 3000 s<br />

U zz max = 0.339mm<br />

t = 9000 s<br />

Abb. 6.11: Verschiebungsverteilung im Bauteil (X20Cr13) während der Aufheizphase [x-<br />

Richtung (oben), z-Richtung (unten)]<br />

Während der Abkühlphase kehrten sich die Verschiebungen um. In Abb. 6.12 sind<br />

die Verschiebungen in x-Richtung dargestellt. Bei der Auswertung verdeutlichte sich,<br />

dass sich mit Erhöhung der Abkühlrate die Verformungsrate erhöht hat. In der<br />

Abkühlphase zog sich das Bauteil zusammen. Da die Bauteile über ein unterschiedli-<br />

43


ches Kontraktionsverhalten verfügen, entstanden infolge der Verformungsbehinderung<br />

Zugeigenspannungen im Bauteil.<br />

xx max 0.8 mm<br />

U xx max = 0.072 mm<br />

t t = = 10840 9000 s<br />

U xx max = 0.115 mm<br />

t = 11540 s<br />

Abkühlen Aufheizen<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

1500<br />

Abkühlen<br />

Abkühlrate = 35 K/min<br />

1200<br />

Temperatur [K]<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

Time[s]<br />

Abb. 6.12: Verschiebungsverteilung im Bauteil während der Abkühlphase (X20Cr13)<br />

Abb. 6.13 stellt den zeitlichen Verlauf der Spannungen und der Verschiebung im<br />

oberen und unteren Bauteil dar. Die Ergebnisse werden für zwei Punkte im Randbereich<br />

ausgewertet. Es ist erkennbar, dass sich die Bauteile während des Aufheizens<br />

ausgedehnt haben. Die maximale Verschiebung in y-Richtung beträgt 0,597 mm im<br />

oberen Bauteil und 0,688 mm im unteren Bauteil (X20Cr13). In der Aufheizphase<br />

waren die Verformungen im unteren Bauteil größer als im oberen. Dabei spielt die<br />

Wandstärke eine entscheidende Rolle für die Temperaturverteilung und letztendlich<br />

für die Verzüge im Bauteil. Nach dem Löten schrumpften die zusammengefügten<br />

Bauteile. Während der Abkühlphase bildeten sich in Folge der unterschiedlichen<br />

Ausdehnungskoeffizienten und des Kontraktionsverhaltens der Lötkomponenten<br />

Zugeigenspannungen aus. Die Verschiebungen in x- und y-Richtung wurden<br />

abgebaut. Allerdings verblieben in Folge der plastischen Verformung Formänderungen<br />

im Bauteil, so dass die Verschiebung in x- und y-Richtung nicht vollständig<br />

abgebaut worden sind. Sie betrug 0,0127 mm in y-Richtung im oberen Bauteil und<br />

0,011 mm im unteren Bauteil.<br />

44


Verschiebung [mm]<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

Abkühlrate = 35K/min<br />

Verschiebung in der x- Richtung<br />

Verschiebung in der y- Richtung<br />

Spannung in der x- Richtung<br />

Spannung in der y- Richtung<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

Spannung [MPa]<br />

-0.4<br />

-0.6<br />

-20<br />

-0.8<br />

Zeit [s]<br />

Unteres Bauteil<br />

-30<br />

Verschiebung [mm]<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

Abkühlrate = 35K/min<br />

Verschiebung in der x- Richtung<br />

Verschiebung in der y- Richtung<br />

Spannung in der x- Richtung<br />

Spannung in der y- Richtung<br />

0<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

-10<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Spannung [MPa]<br />

-0.4<br />

-0.6<br />

-20<br />

-0.8<br />

Zeit [s]<br />

Oberes Bauteil<br />

-30<br />

45


Abb. 6.13: Spannungs- und Verschiebungsverläufe im unteren Bauteil (rechts) und im<br />

oberen Bauteil (links) (X20Cr13)<br />

6.5 Einfluss der Kanalgeometrie<br />

Berechnungen mit einer Änderung der Geometrie bzw. Form der Kühlkanäle im<br />

unteren Bauteil ergaben abnehmende Beträge der maximalen Eigenspannungen im<br />

Grundwerkstoff. Eine Abrundung der scharfen Kanten der Kühlkanäle mit einem<br />

Radius r = 0. 5mm<br />

führte zu einer stärkeren Abnahme der Zugeigenspannungen. Bei<br />

einer Abkühlrate von 100 K/min entstanden Zugeigenspannungen von 7,6 MPa,<br />

weiterhin war die Spannungsverteilung inhomogen, was zu einer örtlichen Spannungskonzentration<br />

und schließlich zum Versagen führen kann. Abb. 6.14 lässt<br />

erkennen, dass eine Abrundung der scharfen Kanten einen Abbau der Zugspannungen<br />

bewirkt hat, außerdem wird deutlich, dass sich im Bauteil homogene Druckspannungen<br />

gebildet haben.<br />

46


X20Cr13<br />

- 11.6 MPa 7.6 MPa<br />

R = 0.5 mm<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

X20Cr13<br />

Mart.+ Aust.<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Sx = -11.6 MPa<br />

Sx = 7.6 MPa<br />

Abb. 6.14: Spannungsverteilung im unteren Bauteil (X20Cr13)<br />

Die Spannungsverläufe der berechneten Spannungskomponentenσ xx , σ<br />

yy , σ<br />

zz verdeutlichen,<br />

dass während der Aufheizphase geringere Spannungen aufgetreten sind.<br />

Diese Spannungen wurden bei jeder Haltezeit während des Aufheizvorganges<br />

abgebaut, da im Bauteil keine Temperaturgradienten vorhanden sind. Auf Grund der<br />

Temperaturunterschiede zwischen dem Rand- und Kernbereich beim Abkühlen und<br />

des unterschiedlichen Kontraktionsverhaltens aller Komponenten traten Zugeigen-<br />

47


spannungen auf. Diese Spannungen erreichten bei einer Geometrie ohne Abrundung<br />

der Kanäle und mit einer Abkühlrate von 100 K/min ein Maximum von 28,6 MPa. In<br />

Abb. 6.15 wird dargestellt, dass die Abrundung der scharfen Kanten der Kühlkanäle<br />

zu einer Reduzierung der maximalen Zugeigenspannungen im Bauteil führen.<br />

Darüber hinaus kehrten sich die Zugspannungen nach der Martensitbildung in<br />

Druckspannungen um. Schließlich blieben Restspannungen von -4.8 MPa in y-<br />

Richtung im unteren Bauteil erhalten.<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Spannung [MPa]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

0 300 600 900 1200 1500<br />

Temperatur [K]<br />

Abkühlen<br />

Aufheizen<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abrundung<br />

X20Cr13<br />

(Mart.+Aust.)<br />

48


Abkühlrate = 100 K/min<br />

Spannung [MPa]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Ms = 573 K<br />

Aufheizen<br />

Temperatur [K]<br />

Sxx Syy Szz<br />

Abb. 6.15: Spannungsverlauf im unteren Bauteil (X20Cr13)<br />

49


7 Demonstratorfertigung<br />

7.1 Verfahrensschritte<br />

Für die Verifizierung des Modells und zur Demonstration wurden Einzelteile mittels<br />

im Werkzeugbau vorhandenen Standardverfahren (Drehen, Fräsen, Schleifen, etc.)<br />

angefertigt. Die Geometrien der Demonstratoreinzelteile sind identisch mit denen des<br />

Simulationsmodells, ebenso kamen beide aufgeführten Stahlwerkstoffe zum Einsatz.<br />

Die Fertigung der Einzelteile erfolgte an der Forschungsstelle. Anschließend wurden<br />

die Teile einem Spannungsarmglühen unterzogen. Dabei wurden beide Chargen<br />

(getrennt nach Werkstoffen) komplett bei einem Unternehmen geglüht. Nach der<br />

Wärmebehandlung wurden die Einzelteile in der Forschungsstelle mit bereitgestelltem<br />

Lot komplettiert und den Teilnehmern des projektbegleitenden Ausschusses zum<br />

Löten übergeben. Während des Lötens wurden die Temperaturen im Bauteil<br />

aufgezeichnet. Je nach Anzahl der verfügbaren Sensoren konnte aus den Ergebnissen<br />

ein Temperaturprofil erstellt werden. Nach dem Löten erfolgte für alle gelöteten<br />

Teile eine Ultraschallprüfung der Fügezone.<br />

7.2 Temperaturmessungen<br />

Um die Bauteiltemperatur während des Lötprozesses aufzuzeichnen, sind Sensoren<br />

an verschiedenen Positionen im Bauteil höhenversetzt und tiefenversetzt positioniert<br />

worden. Dafür wurden zusätzlich Bohrungen mit einem Durchmesser von 1,7 mm an<br />

den Einzelteilen angebracht.<br />

1200<br />

100<br />

1000<br />

80<br />

60<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Pos.1.1<br />

Pos.1.4<br />

[Pos.1.4 - Pos.1.1]<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

-200<br />

-100<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000<br />

Zeit [s]<br />

50


Pos.1.1<br />

Pos.1.4<br />

Mart.-Stahl<br />

Abb. 7.1: Temperaturmessung X20Cr 13<br />

Die von den Sensoren während des Lötprozesses aufgezeichneten Temperaturen<br />

sind exemplarisch in den folgenden Abbildungen dargestellt. Bei dem X20Cr 13<br />

entstehen während des Aufheizens Temperaturdifferenzen im Bauteil von bis zu<br />

74,8 K. Der Grund dafür liegt darin, dass das Aufwärmen von Bauteilen mit komplexen<br />

Innengeometrien inhomogen verläuft.<br />

In Abb. 7.2 sind weitere Ergebnisse für den Stahl X20Cr13 dargestellt. Die Temperaturdifferenzen<br />

zwischen dem oberen und dem unteren Bauteil betrugen maximal<br />

108 K bei der Abkühlung und bis 60 K bei der Erwärmung. Abb. 7.2 verdeutlicht,<br />

dass das Erwärmen bzw. das Abkühlen des unteren Bauteils auf Grund der unterschiedlichen<br />

Geometrien (Wanddicken) schneller als beim oberen Bauteil verlaufen<br />

ist. Weiterhin wurden wieder Temperaturdifferenzen beim Abkühlen im oberen<br />

Bauteil gemessen. Die aufgezeichneten Temperaturen an den Messorten B3 und B4<br />

belegen, dass Temperaturdifferenzen in Höhe von 76 K entstanden sind. Diese<br />

ungleichmäßige Erwärmung führte zur Ausbildung höherer Temperaturgradienten,<br />

die eine Formänderung bewirken.<br />

51


Temperatur [°C]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Heizung<br />

Pos.B1<br />

Pos.B2<br />

Pos.B3<br />

Pos.B4<br />

Pos.B5<br />

200<br />

0<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000<br />

Zeit [s]<br />

CrNi X20Cr -Stahl 13<br />

Thermoelementposition<br />

Abb. 7.2: Temperaturmessung X20Cr13<br />

Die Diagramme belegen, dass während des Lötzyklus größere Temperaturdifferenzen<br />

zwischen dem unteren und dem oberen Bauteil entstanden sind. Diese erreichten<br />

beim Erwärmen bis zu 95 K. Während des Abkühlens sind die Temperaturunterschiede<br />

zwischen dem unteren und dem oberen Bauteil größer geworden. Dabei<br />

waren Temperaturdifferenzen von 180 K vorhanden. Diese können zu thermisch<br />

induzierten Maß- und Formänderungen im Werkstück und zu höheren Zugeigenspannungen<br />

führen, die ein Versagen des Werkstoffs bewirken können.<br />

52


Temperatur [°C]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Soll Heizung<br />

Messstelle2<br />

Messstelle1<br />

Messstelle3<br />

Messstelle4<br />

Messstelle Un.<br />

Mart.Stahl<br />

200<br />

Messstelle- unten<br />

0<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 7.3: Temperaturmessungen X20Cr13<br />

Mit dem X5CrNi18-10 wurden ebenfalls Experimente zur Bestimmung der Temperaturen<br />

im Bauteil durchgeführt (Abb. 7.2). Ebenso wie beim X20Cr13 entstehen bei<br />

einem X5CrNi18-10 größere Temperaturdifferenzen. Die größten Temperaturunterschiede<br />

betrugen 60,2 K.<br />

1200<br />

100<br />

80<br />

1000<br />

60<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Pos.2.1<br />

Pos.2.4<br />

[Pos.2.4 - Pos.2.1]<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

-80<br />

0<br />

-100<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000<br />

Zeit [s]<br />

53


Pos.2.1<br />

Pos.2.4<br />

CrNi-Stahl<br />

Abb. 7.4: Temperaturmessungen X5CrNi18-10<br />

Die experimentellen Messungen der Temperatur belegen, dass während des<br />

Hochtemperaturlötens von Bauteilen mit komplexen Innengeometrien größere<br />

Temperaturunterschiede in den zusammengefügten Komponenten entstehen. Die<br />

Bauteile werden von außen durch Strahlung und von innen durch Wärmeleitung<br />

erwärmt. An den Kühlkanälen können Konvektionseffekte auftreten. Diese bewirken<br />

örtliche Überhitzungen und führen anschließend zu einer inhomogenen Erwärmung<br />

bzw. Abkühlung des Bauteils. Darüber hinaus hat die Wandstärke bzw. die Geometrie<br />

der gelöteten Komponenten einen entscheidenden Einfluss auf die Temperaturverteilung<br />

und damit auf die Spannungszustände im Lötverbund. Beim Löten von<br />

Werkstoffen mit komplexen Innengeometrien können thermische Spannungen in der<br />

Abkühl- bzw. Aufheizphase auftreten, die zum Versagen des Bauteils führen.<br />

Um die Ergebnisse der Simulation zu überprüfen, wurden Experimente mit<br />

vorgegebenen Temperaturzyklen durchgeführt. Der Vergleich zwischen den<br />

errechneten und experimentell ermittelten Temperaturabweichungen ist für zwei<br />

definierte Punkte in Abb. 7.6 dargestellt. Die Daten wurden bei einem Bauteil aus<br />

X5CrNi18-10 an der Oberfläche gemessen. Bei den Auswertungen wurde ein<br />

maximaler Temperaturunterschied von 20 K zwischen der Simulation und dem<br />

Experiment an der Position B3 während der Abkühlphase festgestellt.<br />

54


T [K]<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 4000 8000 12000 16000 20000 24000<br />

t [s]<br />

Tsim [K] Texp [K] Tsim - Texp [K]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

Abb. 7.5: Temperaturverlauf X5CrNi18-10<br />

T [K]<br />

1400<br />

1200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

1000<br />

40<br />

800<br />

20<br />

0<br />

600<br />

-20<br />

400<br />

-40<br />

200<br />

-60<br />

-80<br />

0<br />

-100<br />

21500 22000 22500 23000 23500 24000<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

t [s]<br />

Tsim [K] Texp [K] Tsim - Texp [K]<br />

Abb. 7.6: Temperverlauf (Detail von Abb. 7.5) X5CrNi18-10<br />

55


7.3 Messung der Verschiebung<br />

Während des Abkühlens ändert sich die Gitterstruktur des Grundwerkstoffs. Das kfz-<br />

Austenitgitter wandelt sich diffusionslos in das krz-Gitter des Martensits um. Die<br />

Umwandlung ist mit komplizierten Scher- und Verformungsvorgängen verbunden<br />

[Sch04]. Nach der Umwandlung bleibt der Kohlenstoff im krz-Gitter des Martensits<br />

zwangsgelöst. Er verursacht eine Verzerrung des krz-Gitters in z-Richtung. Die<br />

Martensitbildung bewirkt eine Volumenänderung im Bauteil. Sie ist eine Ursache der<br />

plastischen Verformung, da die Dichte des Martensits (7,68 g/cm 3 ) bei Raumtemperatur<br />

kleiner als die Dichte des Austenits (7,80 g/cm 3 ) ist (Sys08).<br />

Daher wurden die Verformung der Bauteile experimentell ermittelt und mit den<br />

Simulationsergebnissen verglichen. Die Messungen der Verschiebungen in z-<br />

Richtung erfolgte mit Hilfe eines Messtasters. Für die Bestimmung der Verschiebungen<br />

wurde ein Kreis mit einem Durchmesser von 110 mm auf der Oberfläche als<br />

Messweg ausgewählt [Abb. 7.7]. Entlang dieses Messweges wurden Verschiebungen<br />

für acht Punkte ausgewertet. Die Messungen ergaben, dass nach dem Löten die<br />

Bauteile aus X20Cr13 in z-Richtung verformt waren.<br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass alle Proben aus X20Cr13 am Ende des Lötzyklus<br />

verformt waren. Die maximalen Werte der Verschiebungen sind in Abb. 7.8 dargestellt.<br />

Durch das Einbringen von unsymmetrischen, temperierten Kanälen im Bauteil<br />

bildeten sich während des Lötzyklus unterschiedliche Temperaturgradienten aus.<br />

Diese führten zu inhomogenen thermischen Verformungen. Während der Abkühlphase<br />

wurden sie durch das unterschiedliche Kontraktionsverhalten behindert,<br />

dadurch entstanden höhere inhomogene Spannungszustände, die nach Überschreiten<br />

der Fließgrenze zum Versagen führen können.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

3<br />

7<br />

2<br />

10 mm<br />

1<br />

8<br />

Abb. 7.7: Messtaster für die Ermittlung der Verzüge in z-Richtung<br />

56


Probe 1: 1.4201<br />

120<br />

100<br />

dz[µm]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Punkte<br />

Probe 2: 1.4201<br />

120<br />

100<br />

dz[µm]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Punkte<br />

Probe 3: 1.4201<br />

dz[µm]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Punkte<br />

Abb. 7.8: Messung der Verformung in z-Richtung<br />

57


Bei dem Bauteil aus X5CrNi18-10 wurde durch die Simulation und die experimentellen<br />

Untersuchungen eine Volumenverkleinerung festgestellt.<br />

Die Simulation belegt, dass das Bauteil sich nach dem Löten in die negative z-<br />

Richtung verzieht. Die maximalen Verschiebungen zeigten sich an der Oberfläche<br />

(Abb.7.9 und Abb.7.10).<br />

25.500<br />

Probe 4: 1.4301<br />

300<br />

Uz [mm]<br />

25.200<br />

24.900<br />

24.600<br />

24.300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

Differenz [µm]<br />

24.000<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Punkte<br />

Vor dem Löten Nach dem Löten Differenz[µm]<br />

-300<br />

Abb. 7.9: Messung der Verschiebung in z-Richtung bei dem Bauteil aus X5CrNi18-10<br />

Abb. 7.10: Verschiebung in z-Richtung im Bauteil aus X5CrNi18-10<br />

58


7.4 Ultraschallprüfungen<br />

Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurden Ultraschallprüfungen der Lötverbindung<br />

für unterschiedliche Proben durchgeführt. Die Ergebnisse verdeutlichen,<br />

dass nach dem Löten bei einer Probe eine flächige Fehlstelle in der Fügezone<br />

aufgetreten ist. Abb. 7.11. beinhaltet das Ergebnis der Ultraschallprüfung für die<br />

fehlerhafte Fügeverbindung (gelbe Pfeile) sowie einer i. O. Probe.<br />

Abb. 7.11: Ergebnisse der Ultraschallprüfung für (links, Werkstoff 1.4301) rechts: Werkstoff<br />

1.4021)<br />

Zur Untersuchung des Fehlers wurde das Bauteil (1.4301) entlang der Ebene AB<br />

geschnitten. In Abb. 7.12 ist ersichtlich, dass kein Zusatzwerkstoff im Spalt vorhanden<br />

ist. Das flüssige Lot wurde in die Kühlkanäle hineingetrieben. Eine mögliche<br />

Erklärung ist, dass die Temperatur im mittleren Bereich am Anfang der Abkühlphase<br />

immer noch im Bereich der Löttemperatur gelegen hat. Auf Grund des Temperaturgradienten<br />

treten auch während der Abkühlphase Spannungen auf. Im Kontaktbereich<br />

zwischen Lotschicht und Einzelteil treten Zugeigenspannungen von 33 MPa bei<br />

einer Oberflächentemperatur von 400° K auf. Darüber hinaus sind lokale Spannungsspitzen<br />

von 100 MPa im Bauteil entstanden. Diese führen zu lokalen plastischen<br />

Deformationen bzw. Mikrorissen.<br />

59


B<br />

A<br />

Ultraschall-<br />

CrNi-Stahl<br />

Schnitt-AB<br />

Abb. 7.12: Fügezone<br />

In Abb. 7.13 werden die Spannungs- und Temperaturverteilung im unteren Bauteil<br />

während der Abkühlphase bei 400 K dargestellt.<br />

ΔT= 7 K<br />

X5CrNi18-10<br />

T[K]<br />

400<br />

401<br />

402<br />

403<br />

404<br />

405<br />

406<br />

407<br />

408<br />

σ XX<br />

[ MPa<br />

]<br />

-130<br />

-103<br />

- 69<br />

- 35<br />

-1.3<br />

33<br />

67<br />

100<br />

Abb 7.13: Spannungs- und Temperaturverteilung im unteren Bauteil<br />

60


8 Charakterisierung der Fügezone<br />

8.1 Lichtmikroskopie<br />

Die durchgeführten Ultraschallprüfungen wiesen darauf hin, dass bei einem gelöteten<br />

Bauteil (1.4301) im mittleren Bereich Hohlräume nach dem Löten vorhanden sind.<br />

Zur Analyse dieser Fehlstellen wurde das Bauteil vertikal getrennt. Wie in<br />

Abb. 8.1 enthalten, sind Fehlstellen in der Lötverbindung zu erkennen. Um die<br />

Fügezone im Lotbereich zu analysieren, wurden ausgewählte Proben des Bauteils<br />

mit Hilfe eines Lichtmikroskops untersucht.<br />

3 2 1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

CrNi-Stahl<br />

Abb. 8.1: Probenzuordnung nach dem Trennen<br />

Bereits bei der Probenvorbereitung war die Probe im ersten Bereich (1) ohne äußere<br />

Krafteinwirkung zu trennen.<br />

Bei dem eingesetzten Lotwerkstoff (L-Ni 2) sind Metalloide wie Bor, Phosphor und<br />

Silizium, welche die Liquidustemperatur der Nickel-Chrom-Matrix herabsetzen,<br />

verwendet worden; damit wurden Löttemperaturen zwischen 1000°C und 1200°C<br />

realisierbar [Bus92]. Ein großer Nachteil dieser Metalloide ist die Bildung von<br />

Hartstoffteilchen in der Lötfuge. Die Bildung dieser Hartphasen entsteht durch eine<br />

schlechte Durchmischung der aus dem Grund- und Lotwerkstoff diffundierten<br />

Elementen [Bus92]. Diese Phasen sind inhomogen, hart, spröde und nicht verformbar.<br />

Die Verteilung dieser Phasen in der Lötnaht führt bei dynamischen Beanspruchungen<br />

zur Abnahme der Verbindungsfestigkeit und letztendlich zum Versagen<br />

[Wie01]. Die Hartphasen treten als durchgängiges Band in der Lötnaht auf.<br />

61


In Abb. 8.2 wird eine Lötverbindung zwischen einem Warmarbeitsstahl und einem<br />

boridisch-silizidischen Lot dargestellt.<br />

Abb. 8.2: Warmarbeitsstahl gelötet mit einem boridisch-silizidischen Lot<br />

[Wie01]<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden Untersuchungen der Lötverbindung<br />

mittels Lichtmikroskopie durchgeführt. Die Ergebnisse haben belegt, dass in der<br />

Lötnahtmitte der Proben Hartstoffteilchen vorliegen. In Abb. 8.3 sind die Aufnahmen<br />

des dritten Bereichs dargestellt.<br />

LNi-2<br />

CrNi-Stahl(1.4301)<br />

LNi-2<br />

CrNi-Stahl(1.4301)<br />

Abb. 8.3: Lötnahtgefüge, Lot: L-Ni 2, Löttemperatur 1050°C/30min<br />

62


Die Anwendung des Nickelbasislots (7%Cr; 4.5%Si; 3.1%B; 3%Fe;


Verbindung und letztendlich zum Versagen der Verbindung. Weitere Untersuchungen<br />

mittels Lichtmikroskopie verdeutlichten, dass die Trennung der Lötverbindung<br />

erwartungsgemäß entlang des Sprödphasenbandes aufgetreten ist, Abb. 8.6.<br />

LNi-2<br />

CrNi-Stahl<br />

Abb. 8.6: Mikroskopische Aufnahme der Lötverbindung (Bereich 1)<br />

8.2 Röntgenspektroskopie<br />

Die EDX-Analyse wurde in verschiedenen Punkten durchgeführt. An der Position 1<br />

ist eine deutliche Anreicherung des Elements Cr zu erkennen. Eine quantitative<br />

Analyse des Elementes Bor war nicht möglich. Die Messungen an den Positionen 2<br />

und 3 wiesen ein deutliches Nickelsignal auf. Weiterhin war die Konzentration des<br />

Elements Silizium an der Position 2 größerer als an den Positionen 1 und 3.<br />

CrNi-Stahl<br />

1<br />

2<br />

LNi-2<br />

3<br />

CrNi-Stahl<br />

Abb. 8.7: EDX-Analyse an den markierten Punkten<br />

64


a) EDX-Spektrum der Position 1<br />

5000<br />

CrKα<br />

4000<br />

Intensität<br />

3000<br />

2000<br />

NiLβ<br />

NiLα<br />

FeLβ<br />

FeLα<br />

FeKα<br />

1000<br />

MnLβ<br />

MnKα<br />

MnLα<br />

SiKβ<br />

CrKβ<br />

NiKα<br />

CrLβ<br />

SiKα<br />

FeKβ<br />

CrLα<br />

MnKβ<br />

NiKβ<br />

0<br />

0 5 10<br />

b) EDX-Spektrum der Position 2<br />

Energie<br />

keV<br />

3000<br />

NiKα<br />

2500<br />

Intensität<br />

2000<br />

1500<br />

NiLα<br />

FeLα<br />

MnLα<br />

SiKα<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

CrLβ<br />

CrLα<br />

NiLβ<br />

FeLβ<br />

MnLβ<br />

SiKβ<br />

FeKα<br />

MnKα<br />

CrKα<br />

MnKβ<br />

CrKβ<br />

FeKβ<br />

NiKβ<br />

0 5 10<br />

c) EDX-Spektrum der Position 3<br />

Energie<br />

keV<br />

3500<br />

3000<br />

Intensität<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

NiLβ<br />

NiLα<br />

FeLα<br />

MnLα<br />

NiKα<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

CrLβ<br />

CrLα<br />

FeLβ<br />

MnLβ<br />

SiKβ<br />

SiKα<br />

CrKα<br />

MnKα<br />

CrKβ<br />

FeKα<br />

MnKβ<br />

FeKβ<br />

NiKβ<br />

0 5 10<br />

Energie<br />

keV<br />

65


Es wurden zusätzlich Punktanalysen (WDX Analysen) durchgeführt, um die Elemente<br />

innerhalb der Fügezone zu bestimmen. Diese Analysen gaben Aufschluss über die<br />

Verteilung der boridischen und silizidischen Phasen sowie auch die Verteilung<br />

anderer Elemente in der Lötverbindung. Da das EDX-Verfahren für Atome mit<br />

niedriger Ordnungszahl nur geringe Genauigkeiten ermöglichen, wurde die WDX-<br />

Analyse gewählt, um Rückschlüsse über das Element Bor in der Probe zu erhalten.<br />

CrNi-Stahl<br />

Riss<br />

P 1<br />

P 3 P 2<br />

LNi-2<br />

CrNi-Stahl<br />

BSE-Bild<br />

Abb. 8.8: Punktanalyse an drei Punkten<br />

Die Ergebnisse der WDX-Analyse sind in Abb. 8.8 dargestellt. In den Punkten P1, P2<br />

und P3 ist zu sehen, dass sich Chromboride von der Art CrB in der Lötverbindung<br />

ausgebildet haben. Diese Phasen sind hart und spröde und führen zur Abnahme der<br />

Verbindungsfestigkeit und letztendlich zur Werkstofftrennung [Bus92]. In Abb. 8.9 ist<br />

die Verteilung der Elemente Bor (links) und Chrom (rechts) dargestellt. In der Tabelle<br />

wurde der Anteil eines jeden Elementes zusammengefasst.<br />

Weitere WDX-Analysen wurden für das Element Silizium durchgeführt. Die Messungen<br />

belegen, dass Silizide in der Lötverbindung vorhanden sind. In Abbildung 8.10 ist<br />

die Verteilung des Siliziums dargestellt, es liegt konzentriert in der Lötnahtmitte vor.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei dem eingesetzten Lot (L-<br />

Ni 2) Sprödphasen (Silizide und Boride) auftreten können. Diese Hartphasen haben<br />

einen negativen Einfluss auf die Lötverbindung.<br />

66


Bor<br />

Chrom<br />

P 3 P 1<br />

P 2<br />

At-%<br />

P 1<br />

P 2<br />

P 3<br />

B<br />

46,37%<br />

35,4<br />

37,99<br />

Si<br />

1,15<br />

0,00<br />

0,01<br />

Cr<br />

43,08<br />

56,25<br />

51,04<br />

Mn<br />

0,14<br />

0,11<br />

0,15<br />

Fe<br />

2,56<br />

3,49<br />

3,00<br />

Ni<br />

6,71<br />

4,74<br />

7,82<br />

Abb. 8.9: Chromboridverteilung in der Lötverbindung (WDX-Analyse)<br />

Silizide Silizium<br />

Silizide<br />

Abb. 8.10: Siliziumverteilung in der Lötnahtmitte<br />

67


9 Erstellen eines interaktiven Moduls<br />

Das Modellieren des Hochtemperaturlötens wurde mit dem kommerziellen FEM-<br />

Code Ansys [Version 10 bzw. 11] durchgeführt. Dieses zeichnet sich durch vielfältige<br />

Möglichkeiten der FEM-Simulation aus und ist weltweit anerkannt. Aus dem komplexen<br />

Umfang resultiert jedoch auch, dass umfassende Kenntnisse in der Bedienung<br />

und Erfahrung notwendig sind, um das Werkzeug „Ansys“ auch entsprechend nutzen<br />

zu können. Mit einem interaktiven Modul soll die Bedienung wesentlich vereinfacht<br />

werden. Dabei sollen die variablen Parameter wie Bauteilgeometrie, Werkstoffe und<br />

Temperatur-Zeit-Zyklen vom User abgefragt und verarbeitet werden. Alle weiteren<br />

notwendigen Eingaben sind, wissenschaftlich fundiert, als Ergebnis des Forschungsvorhabens<br />

festgelegt und im Modul hinterlegt. So wird beispielsweise die Berechnung<br />

entkoppelt, d.h. getrennt nach thermischer und mechanischer Analyse,<br />

durchgeführt.<br />

Das Modul besteht aus einem Abfragemodul, über das die Abfragen erfolgen, und<br />

einem Skriptgenerator, der alle notwendigen Daten zum automatischen Einlesen in<br />

Ansys aufbereitet. So wird jeweils für das Pre- und Post-Processing ein Skript<br />

erzeugt. In diesen Skripten sind Werkstoffdaten, Prozessparameter und Modellgeometrien<br />

sowie Pfade für die automatisierte Auswertung festgelegt.<br />

Das Abfragemodul besteht aus nur zwei Masken die im nachfolgenden abgebildet<br />

sind. In der ersten Eingabemaske werden Informationen über die Bauteile bzw. das<br />

Lot abgefragt. Es sind jeweils die Geometrien als SAT-File (ACIS-Standard) zu laden<br />

sowie die Werkstoffe zu definieren. Die Werkstoffe sind dabei aus einem Pull-Down-<br />

Menü auszuwählen. Für die im menü-enthaltenen Werkstoffe liegen alle notwendigen<br />

temperaturabhängigen Daten vor und sind im Skriptgenerator implementiert. Im Fall<br />

nicht enthaltener Werkstoffe besteht die Möglichkeit, die notwendigen Daten<br />

temperaturabhängig in eine Tabelle einzutragen. Die festzulegenden Werkstoffkennwerte<br />

F ( T i<br />

) während des Lötprozesses sind:<br />

• Wärmeleitfähigkeit<br />

• Dichte<br />

• E- Modul<br />

• Poissonszahl und Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

• Spezifische Wärme<br />

• Ausdehnungskoeffizienten<br />

• Streckgrenze<br />

• Gesamte Dehnung sowie die plastische Dehnung<br />

68


Abb. 9.1:<br />

Eingabemaske 1 (Geometrie, und Werkstoffe)<br />

Weiterhin wird als Vorbereitung für die Generierung der zweiten Eingabemaske die<br />

Anzahl der Wertepaare des Temperatur-Zeit-Zyklus abgefragt. Nach Ausführen der<br />

ersten Eingabemaske wird die zweite Eingabemaske automatisch aktiviert [Abb. 9.2].<br />

In der zweiten Eingabemaske wird der Temperatur-Zeit-Zyklus des Lötprozesses<br />

definiert.<br />

Nach Festlegen der Werkstoffeigenschaften und Einstellen der thermischen Randbedingungen<br />

in der zweiten Eingabemaske kann der Anwender die Lösungsphase<br />

aktivieren und die Eingabemaske bzw. das Skript wird generiert und im Arbeitsverzeichnis<br />

gespeichert.<br />

Ist Ansys auf dem Rechner lokal verfügbar, so kann die Berechnung direkt gestartet<br />

werden. Die Berechnungen können beliebig im Batch-Betrieb durchgeführt werden,<br />

so dass diese im Hintergrund laufen. Verfügt das Unternehmen nicht über eine<br />

69


Ansys-Lizenz können die erzeugten Skripte an ein entsprechend ausgestattetes<br />

Rechenzentrum übergeben werden (Filetransfer, CD, etc.). Die erstellten Skripte sind<br />

dann nur einzulesen und die Berechnung zu starten.<br />

Abb. 9.2:<br />

Eingabemaske 2 (Temperatur-Zeit-Zyklus)<br />

Nach der Berechnung liegen Ergebnisdateien vor. Diese können wiederum automatisiert<br />

ausgewertet werden, beispielsweise können Listen mit Temperatur- oder<br />

Spannungswerten ausgegeben werden. Die Listenwerte können dann in Tabellenkalkulationsprogrammen<br />

wie Excel eingelesen und weiter verarbeitet werden, um die<br />

Bereiche der maximalen Werte zu bestimmen. Für einen ersten Überblick ist auch<br />

die Ausgabe von Diagrammen bzw. Modelldarstellung mit Spannungs- bzw.<br />

Temperaturverteilung (mit Zeit- oder Ortsbasis) sinnvoll. Eine detaillierte Auswertung<br />

einzelner Kontenpunkte ist jedoch automatisiert nicht möglich.<br />

70


10 Schlussfolgerungen<br />

10.1 Wissenschaftlich technologischer Nutzen<br />

Als wissenschaftlich-technisches Ergebnis liegt eine simulationsgestützte Beschreibung<br />

der resultierenden Eigenspannungen sowie der erzielbaren Form- und<br />

Lagetoleranzen in Folge des Hochtemperaturlötens vor. Im Gegensatz zu bisherigen<br />

Modellrechnungen wird der gesamte Lötzyklus (Aufheiz- und Abkühlzyklus) simuliert.<br />

Damit lassen sich die Eigenspannungen und die Verformungen im gesamten<br />

Lötprozess berechnen. Somit ist eine Optimierung der Konstruktion und der Prozessführung<br />

für spezielle konstruktive Anforderungen möglich. Hieraus wurden Konstruktions-<br />

und Verfahrensstrategien zum prozesssicheren Löten von temperierbaren<br />

Werkzeugen abgeleitet und kmU zur Verfügung gestellt.<br />

10.2 Wirtschaftlicher Nutzen, insbesondere für kmU<br />

Temperierbare Werkzeuge werden mittels CAD konstruiert und vorwiegend in<br />

kleinen und mittleren Lohnlötbetrieben gefertigt. Basierend auf den CAD Daten kann<br />

nun mittels einer FEM-Software der Fügeprozess und die Konstruktion iterativ<br />

optimiert werden, so dass Entwicklungszeit und Ausschuss minimiert werden. Eine<br />

umgehende Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis wird durch eine Anwendungsorientierung<br />

(Demonstrator) der Untersuchungen gewährleistet. Durch die industrielle<br />

Nutzung der erarbeiteten Erkenntnisse können neue Anwendungsfelder erschlossen<br />

werden. Die wirtschaftlichen Vorteile des betrachteten Prozesses sind durch die<br />

integrierte Anlagentechnik bestimmt, in der das Fügen und Wärmebehandeln<br />

durchgeführt werden kann. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das Projekt<br />

auch insofern von Bedeutung, als optimierte Konstruktions- und Verfahrensstrategien<br />

zu vermindertem Ausschuss bzw. verminderter Nacharbeit und einer höheren<br />

Werkzeugstandzeit führen.<br />

10.3 Neuigkeitsgehalt<br />

Die Kopplung von CAD mit FEM ist erstmalig für das Hochtemperaturlöten zur<br />

kombinierten Optimierung von Bauteil- und Prozessdesign für kmU verfügbar. So ist<br />

es bereits anhand von Werkstoffdatenblättern möglich, die Dimensionierung und<br />

Gestaltung der Bauteile hinsichtlich des Fügeprozesses durchzuführen. Hieraus<br />

ergeben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten, die zum Erschließen neuer Anwendungsgebiete<br />

genutzt werden können. Dieses wird insbesondere da der Fall sein, wo<br />

heute die Bauteilgröße durch die im Lötprozess entstehenden Eigenspannungen<br />

begrenzt ist. Durch das interaktive Modul wird es kmU ermöglicht, kommerzielle<br />

Software zu nutzen. Die Bedienung wird durch das Abfragen der notwendigen<br />

Eingaben erleichtert. Komplexe Werkstoffgesetze sowie die automatisierte Netzgenerierung,<br />

die beide im Forschungsvorhaben wissenschaftlich untersucht wurden,<br />

71


werden mit den im Modul hinterlegten Routinen, der kommerziellen Software<br />

übergeben.<br />

Neben den Anwendungen im Formwerkzeugbau können die Ergebnisse beispielsweise<br />

zum Löten von Heißkanalverteilern sowie Einspritzdüsen für Großdieselmotore<br />

genutzt werden.<br />

72


11 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Das vorliegende Forschungsvorhaben umfasste die Modellbildung des Hochtemperaturlötens<br />

von temperierten Werkzeugen und die Entwicklung eines interaktiven<br />

Moduls zur vereinfachten Bedienung. Die Arbeiten dienen dazu, Spannungen,<br />

Verzüge und Temperaturfelder während des Lötprozesses zu berechnen. Die FEM-<br />

Methode ermöglicht die Untersuchung der während des Lötzyklus entstehenden<br />

Eigenspannungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Abkühlraten (Temperaturgradienten).<br />

Dadurch lässt sich zum einen der Temperatur-Zeit-Verlauf optimieren<br />

und zum anderen wird das Überschreiten der tolerierbaren Spannungen im Grundbzw.<br />

Lotwerkstoff während des Lötprozesses verhindert. Die Simulation mittels FEM-<br />

Methode ist nicht nur auf die untersuchten Demonstratorgeometrien beschränkt,<br />

sondern kann für unterschiedliche Geometrien mit verschiedenen Komplexitäten<br />

angewendet werden.<br />

Die Kopplung von CAD mit FEM wird erstmalig für das Hochtemperaturlöten zur<br />

kombinierten Optimierung von Bauteil- und Prozessdesign für kmU verfügbar. So ist<br />

es bereits anhand von Werkstoffdatenblättern möglich, die Dimensionierung und<br />

Gestaltung der Bauteile hinsichtlich des Fügeprozesses durchzuführen. Hieraus<br />

ergeben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten, die zum Erschließen neuer Anwendungsgebiete<br />

genutzt werden können. Dieses wird insbesondere da der Fall sein, wo<br />

heute die Bauteilgröße durch die im Lötprozess entstehenden Eigenspannungen<br />

begrenzt ist. Neben den Anwendungen im Formwerkzeugbau können die Ergebnisse<br />

beispielsweise zum Löten von Heißkanalverteilern sowie Einspritzdüsen für Großdieselmotore<br />

genutzt werden.<br />

Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wurde in diesem Zusammenhang eine<br />

interaktive Benutzeroberfläche für das Simulationsprogramm erstellt, die auch die<br />

kmU, die über kein Personal mit FEM-Kenntnissen verfügen, in die Lage versetzt,<br />

qualitative Berechnungen durchzuführen. Dadurch können konstruktive und fertigungstechnische<br />

Anpassungen beim kmU bewertet werden, die das Ergebnis des<br />

Fertigungsprozesses kostensparend positiv beeinflussen.<br />

Temperierbare Werkzeuge werden mittels CAD konstruiert und vorwiegend die<br />

Einzelteile in kmu gefertigt und von Lohnlötbetrieben mittels Hochtemperaturlöten<br />

gefügt. Basierend auf den bereits vorhandenen CAD-Daten kann mittels einer FEM-<br />

Software der Fügeprozess und die Konstruktion analysiert und iterativ optimiert<br />

werden, so dass Entwicklungszeit und Ausschuss minimiert werden. Durch die<br />

industrielle Nutzung der erarbeiteten Erkenntnisse können neue Anwendungsfelder<br />

erschlossen werden. Die wirtschaftlichen Vorteile des betrachteten Prozesses sind<br />

73


durch die integrierte Anlagentechnik bestimmt, in der das Fügen und Wärmebehandeln<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Die während dieser Arbeit ermittelten Ergebnisse geben einen Einblick in die beim<br />

Löten auftretenden Eigenspannungen im Grund- und Lotwerkstoff. Darüber hinaus<br />

wurden experimentelle Untersuchungen der Temperaturverläufe im Bauteil zur<br />

Validierung des entwickelten Modells und zur Demonstration durchgeführt. Die<br />

Untersuchungen belegen, dass die Aufheizung bzw. die Abkühlung des Bauteils<br />

während des Lötprozesses inhomogen ist.<br />

Dies ist eine Bestätigung der Berechnungen, die ergaben, dass mit zunehmender<br />

Abkühlrate höhere Temperaturgradienten im Bauteil entstehen. Der Randbereich<br />

kühlte schneller ab als der Kernbereich. Die Temperaturunterschiede betrugen bis zu<br />

35 K. Dies kann erhebliche Verzüge und Spannungen im Lotverbund hervorrufen,<br />

welche die Lebensdauer des Werkzeuges beschränken.<br />

1600<br />

T[K]<br />

Temperatur [K]<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

10K/min<br />

30min<br />

30min<br />

30min<br />

Zyklus1_(Abkühlrate=35K/min)<br />

Zyklus2_(Abkühlrate=100K/min)<br />

0<br />

0 3000 6000 9000 12000<br />

T[K]<br />

Zeit [s]<br />

T[K]<br />

Abb. 11.1: Temperatur-Zeit-Zyklus<br />

Neben der Anpassung des Lötzyklus weist auch die Geometrie einen Einfluss auf die<br />

Spannungsentstehung auf. Es wurden Berechnungen auf der Grundlage von<br />

Geometrieanpassungen des Bauteils durchgeführt. Diese belegen, dass mit<br />

geringfügigen Anpassungen, die die Bauteilfunktion nicht beeinträchtigen, die<br />

Spannungen im Bauteil gezielt beeinflusst werden können. So wurden die scharfkantigen<br />

Übergänge der Kühlkanäle im unteren Bauteil abgerundet. Dieses Vorgehen<br />

resultiert in einer Abnahme der Spannungsspitzen.<br />

74


X20Cr13<br />

- 11.6 MPa 7.6 MPa<br />

R = 0.5 mm<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abkühlrate = 100 K/min<br />

Abb. 11.2: Einfluss der Geometrieänderung<br />

Die Finite-Elemente-Methode ist als Werkzeug der numerischen Simulation auch im<br />

industriellen Alltag eingeführt. Im Forschungsvorhaben wurden werkstoffseitig<br />

Gefüge mit Phasenumwandlungen wie Martensitbildung beim schnellen Abkühlen in<br />

Form von Werkstoffgesetzen implementiert. Für eine Vielzahl von thermischen<br />

Prozessen sind jedoch noch Lösungen zu erarbeiten, die zu einem zu einer Verkürzung<br />

der langen Rechenzeiten führen und zum anderen gleichzeitig die Anforderungen<br />

aus dem Prozess, wie die unterschiedlichen Aggregatzustände und Bildung von<br />

weiten Phasen wie Silizide und Boride berücksichtigt.<br />

Das Forschungsvorhaben wurde aus Haushaltmitteln des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Technologie [BMWi] über die Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen [Otto von Guericke] e.V. [AiF] [AiF-Nr.: 14.814 BR<br />

DVS.Nr. 07.03.2-2] gefördert und von der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS unterstützt. Für die Unterstützung sei gedankt.<br />

Das Ziel des Vorhabens wurde erreicht.<br />

Univ.- Prof. Dr.-Ing. J. Wilden<br />

Verantwortlicher Projektleiter<br />

75


12 Publikationen<br />

12.1 Veröffentlichungen<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Entwicklung von lötgerechten Konstruktions- und Verfahrensstrategien/-empfehlungen<br />

zum Fügen von temperierbaren Werkzeugen mittels Hochtemperaturlöten,<br />

Internationales Kolloquium Hart- und Hochtemperaturlöten und Diffusionsschweißen<br />

Eurogress Aachen, 2007<br />

Zur Veröffentlichung angenommen:<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Development of the Simulation Methods and Strategic for Joining of<br />

Tools with complex Geometries by High Temperature Brazing, Brazing & Soldering Conference<br />

(IBSC), April 26-29, 2009, Florida, Orlando<br />

12.2 Vorträge<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Development of Equitable Methods and Strategies for Joining of<br />

Tempered Assembly Using the High-Temperature-Brazing. Konferenz „Löten 2008“, 10 -<br />

12 September 2008, Togliatti, Russland<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Development of Equitable Methods and Strategies for Joining of<br />

Tempered Assembly Using the High Temperature Brazing; Congress and Exhibition on<br />

Advanced Materials and Processes MSE, 1-4 September 2008, Nürnberg, Germany<br />

Als Vortrag bestätigt:<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Development of the Simulation Methods and Strategic for Joining of<br />

Tools with complex Geometries by High Temperature Brazing, Brazing & Soldering Conference<br />

(IBSC), April 26-29, 2009, Florida, Orlando<br />

12.3 Poster<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Entwicklung von lötgerechten Konstruktions- und Verfahrensstrategien/-empfehlungen<br />

zum Fügen von temperierbaren Werkzeugen mittels Hochtemperaturlöten,<br />

Internationales Kolloquium Hart- und Hochtemperaturlöten und Diffusionsschweißen<br />

Eurogress Aachen, 2007<br />

Wilden, J.; Jahn, S.; Baallaoui, A.: Entwicklung von lötgerechten Konstruktions- und Verfahrensstrategien/-empfehlungen<br />

zum Fügen von temperierbaren Werkzeugen mittels Hochtemperaturlöten,<br />

Die Verbindungsspezialisten 2007, Congress Center Basel-Schweiz<br />

76


13 Literaturverzeichnis<br />

Ada06]<br />

Adam, J.: Analyse der Wärmeübertragung mit numerischen Berechnungsmethoden.<br />

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78


Anhang:<br />

Temperaturverläufe der bei PbA-Mitgliedern durchgeführten Lötversuche<br />

Messstelle _Unten = B5<br />

Zuordnung der Messpositionen


Siemens AG<br />

Werkstoff: 1.4201<br />

Temperaturmessungen: 1.4201<br />

Temperatur [°C]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Soll Heizung<br />

Messstelle2<br />

Messstelle1<br />

Messstelle3<br />

Messstelle4<br />

Messstelle Un.<br />

200<br />

0<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000<br />

Zeit [s]<br />

Temperatur-Zeit-Zyklus<br />

Ultraschall-Prüfung : 1.4201


Bodycote Wärmebehandlung GmbH:<br />

Werkstoff: 1.4301<br />

Temperaturmessungen: 1.4301<br />

Temperatur [°C]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Heizung<br />

Pos.B1<br />

Pos.B2<br />

Pos.B3<br />

Pos.B4<br />

Pos.B5<br />

200<br />

0<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000<br />

Zeit [s]<br />

Ultraschall-Prüfung: 1.4301


Ultraschall-Prüfung: 1.4201


Vacuheat GmbH:<br />

Werkstoff: 1.4201/1.4301<br />

Temperaturmessungen: 1.4201/1.4301<br />

Temperatur[°C]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

0 5000 10000 15000 20000<br />

Zeit[s]<br />

Differenz[K]<br />

Soll-H Ist-H Oben Unten Unten-Oben<br />

Ultraschall-Prüfung: 1.4301


Ultraschalprüfung: 1.4201


Listemann AG:<br />

Werkstoff: 1.4201<br />

Temperaturmessungen: 1.4201<br />

1200<br />

100<br />

1000<br />

80<br />

60<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Pos.1.1<br />

Pos.1.4<br />

[Pos.1.4 - Pos.1.1]<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

-200<br />

-100<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000<br />

Zeit [s]<br />

Werkstoff: 1.4301<br />

Temperaturmessungen: 1.4301<br />

1200<br />

100<br />

80<br />

1000<br />

60<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Pos.2.1<br />

Pos.2.4<br />

[Pos.2.4 - Pos.2.1]<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

-80<br />

0<br />

-100<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000<br />

Zeit [s]


Reuter Technologie GmbH:<br />

Werkstoff: 1.4301<br />

Temperaturmessung: 1.4301<br />

1200<br />

Temperatur [°C]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Prog.Temp<br />

Ofen Temp.<br />

Chrg.Auß.<br />

Chrg.Inn.<br />

M4011<br />

M4012<br />

200<br />

0<br />

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000 50000<br />

Zeit [s]<br />

Ultraschall-Prüfung: 1.4301


Werkstoff: 1.4201<br />

Temperaturmessung: 1.4201<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

Prog.Temp.<br />

Ofen Temp.<br />

Chrg.Auß.<br />

Chrg.Inn.<br />

M4011<br />

M4012<br />

Temperatur [°C]<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 10000 20000 30000 40000 50000 60000<br />

Zeit [s]<br />

Ultraschall-Prüfung: 1.4201


I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-120-2

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