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SB_14.137NLP

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2006<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Pilotstudie zum Einsatz<br />

neuartiger und nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden<br />

zur Frühdiagnostik<br />

adverser<br />

Atemwegseffekte bei<br />

Schweißern<br />

(Machbarkeitsstudie)


Pilotstudie zum Einsatz neuartiger<br />

und nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden zur<br />

Frühdiagnostik adverser<br />

Atemwegseffekte bei Schweißern<br />

(Machbarkeitsstudie)<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 14.137 N<br />

DVS-Nr.: 06.002<br />

Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin<br />

des Universitätsklinikum der RWTH<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 14.137 N / DVS-Nr.: 06.002 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />

im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2009 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 101<br />

Bestell-Nr.: 170210<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-100-4<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


2. Einleitung<br />

Schweißer unterliegen bei ihrer beruflichen Tätigkeit den vielfältigsten Einwirkungen,<br />

die von arbeitsmedizinischer Relevanz sind. Hierzu gehören v. a. chemische und<br />

auch physikalische Belastungen.<br />

Zu den chemischen Einwirkungen zählen in Abhängigkeit vom Schweißverfahren und<br />

Werkstoffen (z.B. aus den Zusatzwerkstoffen) die Metalle z. B. Eisen, Blei, Cadmium,<br />

Chrom, Nickel, Mangan, Cobalt, Kupfer, Vanadium, Molybdän, Titan, Aluminium etc.<br />

sowie Alkali- und Erdalkali-Metalle (Natrium, Calcium, Kalium), Silizium, Barium,<br />

Halogene (v. a. Fluoride) und deren toxische Verbindungen sowie auch verschiedene<br />

Gase wie z. B. Kohlenmonoxid, nitrose Gase, Phosgen und Ozon, die jeweils in Form<br />

von Gasen, Dämpfen, Stäuben oder Rauchen freigesetzt werden.<br />

An physikalischen Faktoren sind die allgemeinen ergonomischen Einflüsse (wie z. B.<br />

Zwangshaltungen und Überkopfarbeiten), die Schichtarbeit, die klimatische<br />

Einwirkungen (v. a. bei Arbeiten auf Baustellen, Nässe, Kälte und auch Hitze), die<br />

Schweißprozessbedingte Wärme, die Lärmexposition durch bestimmte Technologien<br />

und Umgebungsfaktoren), hochfrequente elektromagnetsiche Wellen (Ultraviolett-,<br />

Infrarot-, Gammastrahlung und sichtbares Licht), niederfrequente Magnetfelder (v. a.<br />

beim Widerstandsschweißen, Elektroverfahren) und ionisierende Strahlung (bei<br />

zerstöungsfreier Werkstoffprüfung mit Röntgeneinrichtungen oder radioaktiven<br />

Strahlern) zu nennen.<br />

In der Schweißertechnologie gibt es heute ca. 150 verschiedene genormte<br />

Verfahren, mit denen unterschiedliche Werkstoffe, wie z. B. Metalle, Kunststoffe,<br />

Keramiken etc., bearbeitet werden. Als Energieträger können u. a. der elektrische<br />

Strom mit Erzeugung eines Spannungsabfalls (Widerstandsverfahren) oder eines<br />

Lichtbogens, die Gasflamme sowie Laser oder Elektronenstrahlen dienen.<br />

Aus dieser oben aufgeführten komplexen Gefahrenexposition geht hervor, dass das<br />

Berufsbild des Schweißers ein sehr heterogenes Gefährdungsmuster aufweist und<br />

ein sehr hohes Maß an Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich macht.<br />

Die Sicherheit und der Gesundheitsschutz von Beschäftigten bei der Arbeit werden<br />

rechtlich durch das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) geregelt. Hiernach ist<br />

entsprechend §5 ArbSchG eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit der<br />

beruflichen Tätigkeit verbundenen Gefahren zum Arbeitsschutz der Arbeitnehmer<br />

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vorzunehmen. Diese sind entsprechend der Beurteilung der für die Beschäftigten mit<br />

ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung nach der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) zu<br />

ermitteln. Um diesen rechtlich geregelten Vorgaben entsprechen zu können, um z.B.<br />

Schweißrauch-bedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen verhindern bzw. durch<br />

Früherkennung minimieren zu können, wurden Grenzwerte für die am Arbeitsplatz<br />

auftretenden Gefahrstoffe sowie in den berufsgenossenschaftlichen Grundsätzen u.<br />

a. die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung „G39“ (Schweißrauche) eingeführt.<br />

Die einzuhaltenden „Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz“ (TRGS 102, TRGS 900,<br />

TRGS 903 „Biologische Arbeitsplatztoleranzwerte“) beinhalten für zahlreiche Stoffe<br />

entsprechend der neuen Gefahrstoffverordnung den „Arbeitsplatzgrenzwert“ (AGW)<br />

und den „Biologischen Grenzwert“ (BGW).<br />

In Anlehnung an die gesetzlichen Vorgaben zur Arbeitssicherheit und zum<br />

Umweltschutz werden aktuell Diskussionen um die Absenkung des allgemeinen<br />

Staubgrenzwertes geführt. Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von<br />

Schweißrauch-bedingten adversen Effekten sind z. T. mit hohen Kosten verbunden.<br />

Insbesondere im Zusammenhang mit Absenkungen von Grenzwerten müssen im<br />

Einzelfall erhebliche Investitionen erfolgen, um die gesetzlichen Vorgaben einhalten<br />

zu können (Etablierung oder Optimierung von Absauganlagen etc.). Andere potentiell<br />

Schweißrauch-bedingte Erkrankungen führen u. U. zu wirtschaftlich bedeutsamen<br />

finanziellen Belastungen für einen Betrieb als Folge von Ausfallszeiten des<br />

Arbeitnehmers oder als entschädigungspflichtige Berufskrankheiten. Beide können<br />

zur Durchführung von zusätzlichen kostenintensiven Rehabilitationsmaßnahmen<br />

zwingen. Es ist deshalb für die Unternehmen von entscheidender Bedeutung, ob die<br />

gültigen Grenzwerte einerseits einen ausreichenden Schutz für die Beschäftigten<br />

sicherstellen und dass andererseits keine Kosten durch möglicherweise unnötige<br />

Emissionsminderungsmaßnahmen erzwungen werden.<br />

Das vorliegende Projekt hat zum Ziel bezüglich der Früherkennung von<br />

Schweißrauch-bedingten adversen Atemwegseffekten im Sinne der Prävention einen<br />

Beitrag zu leisten. Es war die Frage beantwortet worden, ob sich mit Hilfe von neuartigen,<br />

sensitiven, nicht-invasiven und möglichst kostengünstigen Untersuchungsmethoden<br />

bei Schweißrauch-exponierten Arbeitnehmern adverse berufsbedingte<br />

Effekte an den Atemwegen frühzeitig und suffizient erkennen lassen. Es handelt sich<br />

bei den Untersuchungsmethoden insbesondere um medizintechnische und chemisch<br />

analytische Verfahren zur Bestimmung von morphologischen und biochemischen<br />

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Lungenveränderungen, die bei der arbeitmedizinischen Betreuung der Beschäftigten<br />

präventiv eingesetzt werden können. U. a. sollte geprüft werden, ob sich Hinweise<br />

über die Toxizität in Abhängigkeit von den verschiedenen Schweißverfahren treffen<br />

und sich subklinische Effekte der inhalativen Gefahrstoffe an den Atemwegen<br />

nachweisen lassen. Schließlich sollten die Ergebnisse dieser Studie eine<br />

Präzisierung der Aufgaben für die Verbesserung der Primär- und<br />

Sekundärprävention von Schweißrauch-exponierten Beschäftigten vorbereiten.<br />

3. Derzeitiger wissenschaftlicher Erkenntnisstand<br />

3. 1 Technische Grundlagen des Schweißens:<br />

Schweißen ist nach DIN ISO 857-1 das unlösbare Verbinden von Bauteilen unter<br />

Anwendung von Wärme oder Druck – mit oder ohne Schweißzusatzwerkstoffen.<br />

Unter Schweißzusatz versteht man einen „der Schweißstelle zugeführten Werkstoff,<br />

der beim Schmelzschweißen mit dem aufgeschmolzenen Grundwerkstoff<br />

zusammenfließt“.<br />

3.1.1 Schweißverfahren<br />

Die verschiedenen Schweißverfahren können nach folgenden Kriterien eingeteilt<br />

werden:<br />

• nach Art des zu verarbeitenden Grundwerkstoffes, z.B. Metall, Kunststoff etc.<br />

• nach Zweck des Schweißens<br />

- Verbindungsschweißen = Fügen eines Werkstoffes<br />

- Auftragsschweißen = Beschichten eines Werkstoffes<br />

• nach Ablauf des Schweißens (Art des Energieträgers)<br />

- Pressschweißen = Anwendung von Kraft<br />

- Schmelzschweißen = Anwendung von Wärme<br />

• nach Art der Fertigung<br />

- Handschweißen, teil- und vollmechanisches Schweißen<br />

Eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Untergruppen einzelner<br />

Schweißverfahren ist in der DIN ISO 857-1 aufgeführt.<br />

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