06.03.2020 Aufrufe

audimax ING. 04-2020 - Karrieremagazin für Ingenieure

Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist.

Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MENSAGESPRÄCH

EIN NEUER STERN

AM HIMMEL

DR. INSA THIELE-EICH KÖNNTE SCHON BALD DIE ERSTE

DEUTSCHE FRAU IM ALL SEIN. HIER ERZÄHLT SIE VON

IHREM EINSATZ IN EINER MÄNNERDOMINIERTEN BRANCHE

Interview: Steffen Rothhaupt

Frau Dr. Thiele-Eich, was fasziniert Sie so sehr an

der Raumfahrt?

Für mich gehört die Raumfahrt einfach zur Kultur

der Menschheit dazu, weil sie den Entdeckergeist

und das Verstehen wollen so schön

verbindet. Als Acht- oder Neunjährige habe

ich das erste Mal bewusst die Andromedagalaxie

wahrgenommen. Mein Vater erklärte mir

damals, dass das die einzige andere Galaxie sei,

die wir am Nachthimmel mit bloßem Auge sehen

können. Das war für mich ein wichtiger

Moment, weil ich das erste Mal realisiert habe,

dass es noch andere Galaxien gibt. Natürlich

existiert auch auf der Erde viel Faszinierendes,

aber das Weltall verstehen wir noch so wenig

und es gibt unglaublich viele spannende Fragen,

mit denen wir uns als Wissenschaftlerinnen beschäftigen

dürfen.

Auch Ihr Vater war Astronaut. Inwiefern konnte er

Sie auf Ihrem Karriereweg unterstützen?

Wenn überhaupt, nur passiv. Die Bewerbungsprozesse

sind anonym und ich war lange

einfach nur eine ›Nummer‹. Zudem haben

wir beim Auswahlverfahren beide sehr stark

darauf geachtet, dass niemand weiß, dass seine

Tochter gerade dabei ist, um ›Vitamin B‹ zu vermeiden.

Trotzdem habe ich in meiner Kindheit

durch meinen Vater und das Aufwachsen in

der Raumfahrtgemeinde natürlich viel mitbekommen.

Ich habe in den USA viele seiner

Kolleginnen kennengelernt. Rückblickend war

das für mich mit das Wichtigste: zu sehen, dass

nicht nur Frauen und Männer diesen Job völlig

gleichberechtigt ausüben können, sondern

sogar Mütter und Väter. Im Auswahlverfahren

hat er mir tatsächlich nur einen Tipp gegeben:

»Stay calm and have fun«. So generisch er ist, hat

er mir doch in der ein oder anderen Situation

geholfen.

»STAY CALM AND HAVE FUN.«

Deutschland ist von allen Nationen, die mehr als

zwei Astronauten hatten, die einzige ohne Frau im

Weltraum. Warum ist die Raumfahrt hierzulande

Ihrer Meinung nach so eine Männerdomäne?

In den Achtzigerjahren gab es schon zwei

Frauen, die für eine Mission ausgewählt wurden.

Letztendlich konnten aus Geldgründen doch

nur zwei der ursprünglich fünf Auserwählten

fliegen. Die beiden Frauen waren dabei zwei der

drei Leidtragenden. So fehlte es auch den kommenden

Generationen an Vorbildern. Selbst im

Buchladen waren auf dem Weltraumtisch in der

Kinderabteilung lange Zeit nur männliche Astronauten

auf den Covern.

Sehen Sie sich demzufolge als Pionierin, um mehr

Frauen für die Raumfahrt zu begeistern?

Natürlich habe ich mich in erster Linie beworben,

weil ich ins All möchte – nicht, weil ich die

erste deutsche Frau dort sein möchte. Aber in

Deutschland lesen Mädchen, die Astronautin

werden möchten, nur von männlichen Raumfahrern.

Sie müssen sich also sehr viel aktiver

fragen, ob sie diesen Beruf ›trotzdem‹ machen

können. Ich vermute, dass diese zusätzliche

Hürde dazu führt, dass viele Mädchen früh die

Motivation verlieren, in männerdominierten

Feldern wie der Raumfahrt zu arbeiten. Die fehlenden

Vorbilder möchte die Initiative ›Die Astronautin‹

aushebeln.

Nun ist es ja so, dass entweder Sie ins All fliegen

werden oder Ihre Kollegin Dr. Randall. Wie hoch ist

der Konkurrenzdruck zwischen Ihnen?

Eine Konkurrenzsituation liegt momentan nur

auf dem Papier vor. Uns wäre es beiden lieber,

wenn die jeweils andere fliegt, als dass gar keine

fliegt. Zudem planen wir mehrere Missionen.

Diejenige, die nicht ausgewählt wurde, kommt

dann bei der nächsten Mission dran. Die Entscheidung,

wer zuerst fliegt, wird circa neun

Monate vor dem Starttermin getroffen.

Apropos Entscheidung. Wie läuft diese ab?

Klassische Kriterien gibt es dafür nicht: Es

kommt immer darauf an, was auf der Raumstation

erledigt werden muss und wie diese Person

im Training zu diesem Aufgabenspektrum

abgeschnitten hat. Kurzum werden die Astronautinnen

eingesetzt, bei denen die NASA

davon ausgeht, dass diese die Experimente

Fotos: Astronautin Dr. Thiele-Eich

06 | www.career-center.de – Die Jobbörse für Akademiker |

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!