audimax ING. 04-2020 - Karrieremagazin für Ingenieure
Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist.
Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist.
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MENSAGESPRÄCH
EIN NEUER STERN
AM HIMMEL
DR. INSA THIELE-EICH KÖNNTE SCHON BALD DIE ERSTE
DEUTSCHE FRAU IM ALL SEIN. HIER ERZÄHLT SIE VON
IHREM EINSATZ IN EINER MÄNNERDOMINIERTEN BRANCHE
Interview: Steffen Rothhaupt
Frau Dr. Thiele-Eich, was fasziniert Sie so sehr an
der Raumfahrt?
Für mich gehört die Raumfahrt einfach zur Kultur
der Menschheit dazu, weil sie den Entdeckergeist
und das Verstehen wollen so schön
verbindet. Als Acht- oder Neunjährige habe
ich das erste Mal bewusst die Andromedagalaxie
wahrgenommen. Mein Vater erklärte mir
damals, dass das die einzige andere Galaxie sei,
die wir am Nachthimmel mit bloßem Auge sehen
können. Das war für mich ein wichtiger
Moment, weil ich das erste Mal realisiert habe,
dass es noch andere Galaxien gibt. Natürlich
existiert auch auf der Erde viel Faszinierendes,
aber das Weltall verstehen wir noch so wenig
und es gibt unglaublich viele spannende Fragen,
mit denen wir uns als Wissenschaftlerinnen beschäftigen
dürfen.
Auch Ihr Vater war Astronaut. Inwiefern konnte er
Sie auf Ihrem Karriereweg unterstützen?
Wenn überhaupt, nur passiv. Die Bewerbungsprozesse
sind anonym und ich war lange
einfach nur eine ›Nummer‹. Zudem haben
wir beim Auswahlverfahren beide sehr stark
darauf geachtet, dass niemand weiß, dass seine
Tochter gerade dabei ist, um ›Vitamin B‹ zu vermeiden.
Trotzdem habe ich in meiner Kindheit
durch meinen Vater und das Aufwachsen in
der Raumfahrtgemeinde natürlich viel mitbekommen.
Ich habe in den USA viele seiner
Kolleginnen kennengelernt. Rückblickend war
das für mich mit das Wichtigste: zu sehen, dass
nicht nur Frauen und Männer diesen Job völlig
gleichberechtigt ausüben können, sondern
sogar Mütter und Väter. Im Auswahlverfahren
hat er mir tatsächlich nur einen Tipp gegeben:
»Stay calm and have fun«. So generisch er ist, hat
er mir doch in der ein oder anderen Situation
geholfen.
»STAY CALM AND HAVE FUN.«
Deutschland ist von allen Nationen, die mehr als
zwei Astronauten hatten, die einzige ohne Frau im
Weltraum. Warum ist die Raumfahrt hierzulande
Ihrer Meinung nach so eine Männerdomäne?
In den Achtzigerjahren gab es schon zwei
Frauen, die für eine Mission ausgewählt wurden.
Letztendlich konnten aus Geldgründen doch
nur zwei der ursprünglich fünf Auserwählten
fliegen. Die beiden Frauen waren dabei zwei der
drei Leidtragenden. So fehlte es auch den kommenden
Generationen an Vorbildern. Selbst im
Buchladen waren auf dem Weltraumtisch in der
Kinderabteilung lange Zeit nur männliche Astronauten
auf den Covern.
Sehen Sie sich demzufolge als Pionierin, um mehr
Frauen für die Raumfahrt zu begeistern?
Natürlich habe ich mich in erster Linie beworben,
weil ich ins All möchte – nicht, weil ich die
erste deutsche Frau dort sein möchte. Aber in
Deutschland lesen Mädchen, die Astronautin
werden möchten, nur von männlichen Raumfahrern.
Sie müssen sich also sehr viel aktiver
fragen, ob sie diesen Beruf ›trotzdem‹ machen
können. Ich vermute, dass diese zusätzliche
Hürde dazu führt, dass viele Mädchen früh die
Motivation verlieren, in männerdominierten
Feldern wie der Raumfahrt zu arbeiten. Die fehlenden
Vorbilder möchte die Initiative ›Die Astronautin‹
aushebeln.
Nun ist es ja so, dass entweder Sie ins All fliegen
werden oder Ihre Kollegin Dr. Randall. Wie hoch ist
der Konkurrenzdruck zwischen Ihnen?
Eine Konkurrenzsituation liegt momentan nur
auf dem Papier vor. Uns wäre es beiden lieber,
wenn die jeweils andere fliegt, als dass gar keine
fliegt. Zudem planen wir mehrere Missionen.
Diejenige, die nicht ausgewählt wurde, kommt
dann bei der nächsten Mission dran. Die Entscheidung,
wer zuerst fliegt, wird circa neun
Monate vor dem Starttermin getroffen.
Apropos Entscheidung. Wie läuft diese ab?
Klassische Kriterien gibt es dafür nicht: Es
kommt immer darauf an, was auf der Raumstation
erledigt werden muss und wie diese Person
im Training zu diesem Aufgabenspektrum
abgeschnitten hat. Kurzum werden die Astronautinnen
eingesetzt, bei denen die NASA
davon ausgeht, dass diese die Experimente
Fotos: Astronautin Dr. Thiele-Eich
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