audimax ING. 04-2020 - Karrieremagazin für Ingenieure
Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist. Von Autobahn bis Reihenhaus: Wir checken Chancen und Entwicklungen in der Baubranche.***Heb ab: Deine Karriere in der Luft- und Raumfahrtbranche verspricht spannende Zukunftstechnologien.***Connected Cars: Automobilhersteller und -zulieferer springen auf den Digitalisierungszug auf.***Masterforum: Neun Masterstudiengänge im Kurzporträt.***Mut zur Lücke: Annika Ernst verrät, warum ihr Nachhaltigkeit wichtig ist.
INTERNATIONALMEDIZIN AUF MANDARINJING BLICKTE HINTER DIE KULISSEN DES CHINESISCHEN GESUNDHEITSSYSTEMSUND VERBRACHTE EIN UNVERGESSLICHES JAHR IN HANGZHOUDiese ganz aus Eis gebauten Paläste lassensich im Winter in Harbin bestaunen.audimax-SerieDas LebenanderswoDAS ANDERSWOWilde Landschaften, eine aufregendeKultur und lebendige Städte – CHINAist das viertgrößte Land der Erde undWohnort von etwa 1,4 Milliarden Menschen.Die Natur unterscheidet sich inden unterschiedlichen Regionen stark: ImNorden liegen trockene Wüsten, im Westenund Süden Gebirge und in Mittelchinaeine riesige Schwemmlandebene. NebenHochchinesisch gibt es eine Vielzahl anerkannterRegionalsprachen. Die Hauptstadtist Peking und die LandeswährungRenminbi. Die Ballungszentren Chinashaben mit hohen Luftverschmutzungenzu kämpfen.Die Ärztin stand seit zweieinhalb Stunden amOperationstisch. Sie hatte aus dem Bauch derPatientin einen Tumor entfernt und war dabei,den Schnitt wieder zuzunähen. Normalerweisebrauchte sie keine fünf Minuten dafür,aber heute schien sie sich extra viel Mühe zu geben.Die Naht dauerte länger und sah am Endebesonders gerade und akkurat aus. »Komm mituns zum Essen«, sagte die Ärztin nach der Operationzu mir. »Die Patientin, die gerade auf demOP-Tisch lag, hat uns alle eingeladen. Die Rechnunggeht auf sie.« »So funktioniert das hieralso«, dachte ich.Im Laufe meines Auslandsjahrs in China erhieltich immer mehr Einblicke hinter die Kulissendes chinesischen Gesundheitssystems. Als Medizinstudentinhospitierte ich auf der gynäkologischenStation eines Universitätsklinikums,besuchte Vorlesungen und Seminare und erlebteein Jahr lang das Studentenleben in einerchinesischen Großstadt.MEIN WEG NACH HANGZHOUDass ich einen Teil meiner Studienzeit gerne inChina verbringen würde, stand für mich schonlange fest. Ich habe chinesische Wurzeln, wolltemal wieder meine dortigen Verwandten sehen,mich mit dem Klinikalltag in China vertrautmachen und meine Mandarinkenntnisse vertiefen.Da die Zhejiang University in Hangzhouund meine Heimatuni in München einePartnerschaft haben, bewarb ich mich für zweiAuslandssemester und saß ein knappes Jahrspäter im Flieger nach China.CAMPUSLEBENMit über zwei Millionen Quadratmetern schienmein Campus eine eigene kleine Stadt zu sein.Alles, was ich zum Leben brauchte, gab es aufdem Unigelände – egal ob Supermarkt, Friseur,Post oder Fahrradreparaturladen. Das war natürlichpraktisch. Anfangs lief ich aber auchGefahr, mich zu verlaufen. Zum Glück fand ichschnell Anschluss zu den anderen Studierendenaus China und dem Rest der Welt. Wir besuchtennachmittags gemeinsam Tanzveranstaltungen,feuerten unsere Uni bei der chinesischenHochschulbasketballmeisterschaft an, die anmeinem Campus ausgetragen wurde, und nahmenselbst an Sportkursen teil. Damit die Studierendenfit bleiben, wird Sport an der ZhejiangUni groß geschrieben: Jeder muss währendseines Bachelors durchgehend einen Sportkurswählen, der neben wöchentlichen Trainingsauch Fitnesstests, eine theoretische Prüfungund regelmäßiges Joggen auf dem Campus beinhaltet.Letzteres wird mit der Sportapp derUni kontrolliert.REIS UND TRANKKulinarisch gesehen ist die Zhejiang Universitätein Traum. Direkt neben dem Wohnheim fürinternationale Studenten gibt es eine Mensa, dieText und Fotos: Jing Wu56 | www.career-center.de – Die Jobbörse für Akademiker
INTERNATIONALeher einem Restaurant als einer Kantine gleicht.Hier werden verschiedene typisch chinesischeGerichte wie gebratene Aubergine, Kartoffelstreifenoder Tomaten mit Rührei und Reis serviert.An den Nordeingang des Campus grenzteine Food Street, wo es auch spätabends nochMilchtee und Gemüsewraps gibt. Als Vegetarierinmusste ich aber aufpassen, dass mir nichtdoch Fleisch untergejubelt wird: In China wirddem Essen oft etwas Hack beigemengt, ohnedass es explizit deklariert wird. Einmal fragteich an einem Straßenstand nach vegetarischenAngeboten und entschied mich für ein Fladenbrotmit Gemüse. Später stellte sich heraus, dassdoch Fleisch dabei war. »Aber nur ganz wenig«,sagte die Verkäuferin. »Hast du nicht herausgeschmeckt,oder?«LAND UND LEUTEChina befindet sich im technologischen Aufschwung.Bargeld ist altmodisch geworden,heute zahlen die Chinesen mit dem QR-Code einerApp auf dem Handy, die mit der Bankkarteverbunden ist. Egal ob an der Supermarktkasse,im Restaurant oder im Waschsalon – MobilePayment ist die neue Geldbörse. Selbst Straßenmusikerhaben vor sich lediglich einen QR-Code liegen, den es zu scannen gilt, um einenGeldbetrag zu spenden. Verrückte neue Welt!An den Wochenenden und in den Semesterferienhabe ich die Zeit genutzt, um China zuentdecken. Das Reich der Mitte ist vielfältig undbunt – im Norden, Süden, Osten und Westendes Landes warten vier komplett unterschiedlicheWelten. Der Schnellzug fährt von Hangzhouin weniger als einer Stunde nach Shanghai.Zudem war ich natürlich in Beijing auf der ChinesischenMauer, habe mir die Terrakotta-Armeein Xi’an angeschaut und die EisskulpturenHarbins, einer Stadt im Norden Chinas, im Winterbewundert.Es ist schwierig, die Chinesen selbst zu beschreiben.Das Land ist so groß wie ein ganzer Kontinentund die Menschen dort haben ganz unterschiedlicheBräuche und Gewohnheiten. EineSache ist mir jedoch besonders positiv aufgefallen:Chinesen sind extrem gastfreundlich. Oftwurde ich zum Essen eingeladen und habe dieHerzlichkeit der Menschen bewundert.MEIN FAZITMein Jahr in China war ein Abenteuer in derHeimat, eine Reise ins Bekannte und Fremdezugleich. Ich bin unendlich dankbar für dieFreundschaften, die entstanden sind, und fürdie Erfahrungen, die ich machen durfte. Wennich an China denke, taucht vor meinen Augenein Sammelsurium schöner Momente auf:der Sonnenaufgang auf dem Gipfel der YellowMountains. Die Karaoke-Abende mit Freunden.Das Wiedersehen mit meiner Oma. Wassermelonensaft.Die kandierten Weißdornfrüchte amSpieß, die so schmecken, wie ich es aus meinerKindheit in Erinnerung hatte. Meine Liste gehtnoch viel weiter und ich bin mir sicher, dass ichsie in Zukunft noch ergänzen werde – denn dienächste Chinareise ist bereits geplant.Jing auf der Chinesischen Mauer.JINGS TIPPSUnvergesslich: Nachtzug fahren, unterwegs im Abteil Instant-Nudelsuppeessen, bis tief in die Nacht Karten spielenund im dreistöckigen Hochbett schlafen.Das geht nur hier: Vier Gerichte inklusive Softdrinks im Restaurantbestellen für umgerechnet vier Euro.Hinkommen: In zehn Stunden mit dem Flugzeug.Unbedingt probieren: Auf dem Markt mit den Händlern feilschen.Achtung: Je westlicher das Aussehen, desto höherder Startpreis.Typisch China: Warmes Wasser ist das Universalheilmittelschlechthin. Chinesen trinken es gegen Erkältung, Fieber, Rückenschmerzen,Bauchkrämpfe, allgemeines Unwohlsein, Erschöpfung,Heimweh, Liebeskummer – und Durst.Yay oder hmm?Wie gutsind deineKurse?Jetzt bewertenauf MeinProf.deMeinProf.de
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eher einem Restaurant als einer Kantine gleicht.
Hier werden verschiedene typisch chinesische
Gerichte wie gebratene Aubergine, Kartoffelstreifen
oder Tomaten mit Rührei und Reis serviert.
An den Nordeingang des Campus grenzt
eine Food Street, wo es auch spätabends noch
Milchtee und Gemüsewraps gibt. Als Vegetarierin
musste ich aber aufpassen, dass mir nicht
doch Fleisch untergejubelt wird: In China wird
dem Essen oft etwas Hack beigemengt, ohne
dass es explizit deklariert wird. Einmal fragte
ich an einem Straßenstand nach vegetarischen
Angeboten und entschied mich für ein Fladenbrot
mit Gemüse. Später stellte sich heraus, dass
doch Fleisch dabei war. »Aber nur ganz wenig«,
sagte die Verkäuferin. »Hast du nicht herausgeschmeckt,
oder?«
LAND UND LEUTE
China befindet sich im technologischen Aufschwung.
Bargeld ist altmodisch geworden,
heute zahlen die Chinesen mit dem QR-Code einer
App auf dem Handy, die mit der Bankkarte
verbunden ist. Egal ob an der Supermarktkasse,
im Restaurant oder im Waschsalon – Mobile
Payment ist die neue Geldbörse. Selbst Straßenmusiker
haben vor sich lediglich einen QR-
Code liegen, den es zu scannen gilt, um einen
Geldbetrag zu spenden. Verrückte neue Welt!
An den Wochenenden und in den Semesterferien
habe ich die Zeit genutzt, um China zu
entdecken. Das Reich der Mitte ist vielfältig und
bunt – im Norden, Süden, Osten und Westen
des Landes warten vier komplett unterschiedliche
Welten. Der Schnellzug fährt von Hangzhou
in weniger als einer Stunde nach Shanghai.
Zudem war ich natürlich in Beijing auf der Chinesischen
Mauer, habe mir die Terrakotta-Armee
in Xi’an angeschaut und die Eisskulpturen
Harbins, einer Stadt im Norden Chinas, im Winter
bewundert.
Es ist schwierig, die Chinesen selbst zu beschreiben.
Das Land ist so groß wie ein ganzer Kontinent
und die Menschen dort haben ganz unterschiedliche
Bräuche und Gewohnheiten. Eine
Sache ist mir jedoch besonders positiv aufgefallen:
Chinesen sind extrem gastfreundlich. Oft
wurde ich zum Essen eingeladen und habe die
Herzlichkeit der Menschen bewundert.
MEIN FAZIT
Mein Jahr in China war ein Abenteuer in der
Heimat, eine Reise ins Bekannte und Fremde
zugleich. Ich bin unendlich dankbar für die
Freundschaften, die entstanden sind, und für
die Erfahrungen, die ich machen durfte. Wenn
ich an China denke, taucht vor meinen Augen
ein Sammelsurium schöner Momente auf:
der Sonnenaufgang auf dem Gipfel der Yellow
Mountains. Die Karaoke-Abende mit Freunden.
Das Wiedersehen mit meiner Oma. Wassermelonensaft.
Die kandierten Weißdornfrüchte am
Spieß, die so schmecken, wie ich es aus meiner
Kindheit in Erinnerung hatte. Meine Liste geht
noch viel weiter und ich bin mir sicher, dass ich
sie in Zukunft noch ergänzen werde – denn die
nächste Chinareise ist bereits geplant.
Jing auf der Chinesischen Mauer.
JINGS TIPPS
Unvergesslich: Nachtzug fahren, unterwegs im Abteil Instant-Nudelsuppe
essen, bis tief in die Nacht Karten spielen
und im dreistöckigen Hochbett schlafen.
Das geht nur hier: Vier Gerichte inklusive Softdrinks im Restaurant
bestellen für umgerechnet vier Euro.
Hinkommen: In zehn Stunden mit dem Flugzeug.
Unbedingt probieren: Auf dem Markt mit den Händlern feilschen.
Achtung: Je westlicher das Aussehen, desto höher
der Startpreis.
Typisch China: Warmes Wasser ist das Universalheilmittel
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