DER KONSTRUKTEUR 3/2020
DER KONSTRUKTEUR 3/2020
DER KONSTRUKTEUR 3/2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
19073<br />
03 MÄRZ <strong>2020</strong><br />
AM PULS <strong>DER</strong> TECHNIK<br />
TITELSTORY ELEKTRISCH AUS<br />
<strong>DER</strong> KLEMME<br />
Klemmelemente spielen tragende Rolle<br />
in einem teilautomatisierten<br />
Handhabungsgerät<br />
DerKonstrukteur.de
Wir bringen Farbe ins Spiel!<br />
Kompakte Druckschalter mit 360°-Schaltzustandsanzeige<br />
256 Farben<br />
individuell wählbar:<br />
Messvorgang läuft<br />
Sensor schaltet<br />
Störung im Prozess<br />
Kompakte<br />
Bauform<br />
15 cm<br />
Hygiene-<br />
Adaptersystem<br />
Bedienung per<br />
Smartphone<br />
282,- €<br />
VEGABAR 39 G½"<br />
www.vega.com/vegabar
EDITORIAL<br />
ALLIANZ <strong>DER</strong><br />
INTELLIGENZEN<br />
Was ergibt sich, wenn menschliche und künstliche Intelligenz (KI) aufeinandertreffen?<br />
„Natural Intelligence“ – so nennt das Philippe Starck. Der<br />
Star-Designer besitzt nach eigener Aussage nicht mal einen Computer. Aber<br />
er hat Kontakt mit einer KI aufgenommen, als er sein neuestes Design-<br />
Objekt, den A.I. Chair entworfen hat. Sein digitaler Entwicklungspartner war<br />
die Generative-Design-Software Autodesk Fusion 360. So wurde das<br />
Stuhlmodell schließlich vollständig von einem Algorithmus entwickelt.<br />
Das Projekt A.I. Chair ist ein<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong><br />
WIRD EINEN NEUEN<br />
PLATZ EINNEHMEN<br />
schönes Beispiel, das zeigt, wie<br />
Produktentwicklung in<br />
Zukunft aussehen kann.<br />
Mithilfe intelligenter Software<br />
entsteht für den Menschen<br />
Undenkbares, denn sie „denkt“ anders als der Mensch, unabhängig,<br />
grenzenlos, frei! Der Konstrukteur nimmt dabei einen neuen Platz ein. Er<br />
muss Verbindung zur KI aufnehmen, sie kennenlernen und von ihr lernen.<br />
Wie bei der zwischenmenschlichen Kooperation auch, wird das beste<br />
Ergebnis erzielt, wenn beide Partner sich aufeinander einlassen, ihre<br />
Stärken und Schwächen kennen und akzeptieren und sich gegenseitig<br />
ergänzen. Dann entsteht eine Allianz der Intelligenzen.<br />
Sind Sie bereit für den Eintritt in neue Konstruktionswelten? In unserem<br />
Special „Digitale Produktentwicklung“ finden Sie ab Seite 34 nicht nur die<br />
Geschichte um die Entstehung des A.I. Chair, sondern u. a. auch Experten,<br />
die Klartext reden zum Thema VR und AR in der Konstruktion.<br />
Mehr Präzision.<br />
2D/3D-Profilmessung<br />
mit hoher Präzision und<br />
Profilfrequenz<br />
• Performante Laser-Scanner mit<br />
integrierter Profilbewertung:<br />
kein externer Controller erforderlich<br />
• Patentierte Blue Laser Technologie für<br />
glühende Metalle & transparente Objekte<br />
• Umfangreiche Software zur einfachen<br />
Lösung zahlreicher Messaufgaben<br />
Martina Klein<br />
Stv. Chefredakteurin<br />
m.klein@vfmz.de<br />
Ideal zur präzisen Profilmessung und<br />
-auswertung auf allen Oberflächen<br />
Bild: Kartell (Stühle)<br />
Kontaktieren Sie unsere<br />
Applikationsingenieure:<br />
Tel. +49 8542 1680<br />
micro-epsilon.de/scan<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 3
INHALT<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
06<br />
03 Editorial: Allianz der Intelligenzen<br />
06 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> persönlich:<br />
Thomas Walzel, Vertriebsleiter KBK Antriebstechnik<br />
GmbH, Klingenberg<br />
08 Konstruktion 2030: Digitales Engineering<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
14<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
10 TITELSTORY<br />
Klemmelemente: Elektrisch aus der Klemme<br />
14 Drehgeber: Den Elementen trotzen<br />
16 Induktivsensoren: Heavy Metal im Blick<br />
18 Energiebus-Systeme: Neue Freiheitsgrade<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
22 Frequenzumrichter: Meerwasser wird Trinkwasser<br />
26 Kugelgewindetriebe: Handfeste Unterstützung<br />
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
30 Strukturdämpfer: Sanfter Energieabbau<br />
16<br />
26
SPECIAL<br />
40<br />
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
34 Generative-Design-Software:<br />
Eine Kooperation, die sitzt!<br />
38 KLARTEXT<br />
VR/AR – neue Wege für die Konstruktion<br />
40 So wird Simulation greifbar<br />
SERVICE<br />
42 Impressum<br />
43 Vorschau<br />
30<br />
ANZEIGE<br />
Hintergrundbild: deepagopi2011 – stock.adobe.com<br />
TITELBILD<br />
Zimmer GmbH,<br />
Ettlingen<br />
Bild: Kartell<br />
ANZEIGE<br />
TITELBILD SPECIAL<br />
Autodesk GmbH,<br />
München<br />
Dynamisch. Verzögerungsfrei.<br />
Gyrokompensierte Neigungssensoren<br />
positilt ® PTK<br />
• Korrekte Messung auch bei Schock, Vibration und Beschleunigung<br />
• Gyrokompensierte MEMS Technologie<br />
• Verzögerungsfreie Signalausgabe, statische Linearität bis zu 0,05°<br />
• Messbereich ± 180° (1 Achse), ± 60° (2 Achsen)<br />
• Schutzart bis IP67/IP69 bzw. IP68<br />
neue Technologie<br />
www.asm-sensor.com<br />
ASM<br />
Automation Sensorik<br />
Messtechnik GmbH<br />
Tel. +49 8123 986-0
THOMAS WALZEL<br />
war als staatlich geprüfter<br />
Maschinenbautechniker in<br />
verschiedenen Unternehmen<br />
und Branchen im Bereich<br />
Konstruktion/Vertrieb tätig.<br />
Seit 2014 arbeitet er bei der<br />
KBK Antriebstechnik GmbH.<br />
Wollten Sie schon immer Konstrukteur<br />
werden?<br />
Nach meiner Ausbildung zum Industriemechaniker<br />
stand für mich schnell fest,<br />
dass ich mich weiterhin fortbilden möchte.<br />
Als staatlich geprüfter Maschinenbautechniker<br />
stehen einem die Türen in die verschiedensten<br />
Positionen offen. So habe ich<br />
mir in Vertrieb, Konstruktion und Projektleitung<br />
einen Überblick verschaffen können.<br />
Wie kamen Sie zu KBK?<br />
Ursprünglich hatte ich gerade einen Vertrag<br />
bei einem Unternehmen im technischen<br />
Vertriebsaußendienst unterschrieben.<br />
Parallel suchte Sven Karpstein, Vertriebsleiter<br />
und geschäftsführender Gesellschafter von<br />
KBK, einen Vertriebsmitarbeiter. Da wir<br />
uns privat gut kannten, haben wir darüber<br />
gewitzelt, dass ich mich auch bei ihm hätte<br />
bewerben können. Dann haben wir etwas<br />
detaillierter darüber gesprochen und daraufhin<br />
habe ich das andere Arbeitsverhältnis<br />
wieder abgesagt.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Was war das bislang spannendste Projekt<br />
bzw. die größte Herausforderung?<br />
Da ich bei KBK sowohl bei der Produktentwicklung<br />
involviert bin als auch die technische<br />
Klärung für die kaufmännischen Kollegen<br />
übernehme, ergeben sich fast wöchentlich<br />
spannende Herausforderungen. Für einen<br />
unserer Kunden haben wir z. B. eine kundenspezifische<br />
Miniaturmetallbalgkupplung<br />
entwickelt, die in einer magnetgelagerten<br />
Werkzeugspindel als Verbindung mit Versatzausgleich<br />
und gleichzeitig als Kühlmittelübergabe<br />
bei hohen Drücken fungiert. Egal<br />
ob Kupplungen im Hochtemperaturbereich,<br />
Vakuum oder in Umgebungen mit aggressiven<br />
Medien – immer wieder neue Ideen und<br />
Lösungsansätze zu finden, reizt mich<br />
besonders.<br />
IMMER WIE<strong>DER</strong> NEUE<br />
IDEEN UND LÖSUNGS<br />
ANSÄTZE ZU FINDEN,<br />
REIZT MICH BESON<strong>DER</strong>S<br />
THOMAS WALZEL, Vertriebsleiter KBK<br />
Antriebstechnik GmbH, Klingenberg<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
SUCHE NACH DEM ÄLTESTEN BETRIEBSFÄHIGEN FAROARM<br />
Faro, Spezialist für 3D-Messtechnik und Bildgebungslösungen<br />
für 3D-Fertigung, startet eine europaweite<br />
Initiative für die Suche nach dem ältesten funktionierenden<br />
FaroArm. Die 3D-Messtechnik des Unternehmens<br />
zeichnet sich durch ihre Zuverlässigkeit, Robustheit und<br />
Langlebigkeit aus. Gestützt auf diese Merkmale hat der<br />
Hersteller seine Suche nach dem ältesten betriebsfähigen<br />
FaroArm begonnen. Die Idee ist es, allen derzeitigen<br />
Kunden in Europa die Gelegenheit zu geben, ihre<br />
Erfahrungen mit einem FaroArm zu teilen, den sie in<br />
den letzten 30 Jahren gekauft haben und heute noch<br />
verwenden.<br />
Für die Teilnahme müssen die Kunden sich auf einer dedizierten Website (http://oldest-working-faroarm.faro-europe.com/de/) registrieren.<br />
Der Wettbewerb endet am 15. April <strong>2020</strong>. Der Gewinner erhält die Chance, seinen alten FaroArm völlig kostenlos gegen das aktuelle<br />
8-Axis Faro ScanArm System mit CAM2-Software auszutauschen.<br />
www.faro.com/germany<br />
3. INTERNATIONALES<br />
EXPERTENFORUM<br />
FÜR LAGER<br />
Trusted worldwide since 1921<br />
Bearings<br />
for durability<br />
Bereits zum dritten Mal<br />
organisiert das Forschungsund<br />
Innovationsnetzwerk<br />
der Antriebstechnik FVA<br />
das internationale Expertenforum<br />
für Lager in Theorie<br />
und Anwendung. Ziel der<br />
Bearing World ist es, den<br />
Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Universitäten<br />
und Ingenieuren<br />
aus der Industrie zu fördern,<br />
die an der Konstruktion,<br />
Entwicklung, Herstellung<br />
und Montage oder am<br />
praktischen Betrieb oder der<br />
Wartung von Lagern beteiligt<br />
sind oder dafür Verantwortung<br />
tragen. Das Expertenforum<br />
findet vom 31. März<br />
bis 1. April <strong>2020</strong> in Hannover<br />
statt.<br />
www.bearingworld.org<br />
Get to know our bearings at www.koyo.eu<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 1-2/<strong>2020</strong> 7<br />
Automotive components Bearings Machine Tools<br />
/ Mechatronics
KONSTRUKTION 2030<br />
DIGITALES ENGINEERING<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Wie wird die Digitalisierung die Konstruktion und Entwicklung<br />
in den nächsten Jahren verändern?<br />
Wir stehen vor dem nächsten großen Schritt: nämlich der wirklich<br />
durchgängigen engen Verknüpfung aller verfügbaren Daten. Die<br />
Konstruktion wird durch die Nutzung standardisierter und strukturierter<br />
Daten sowie offener Werkzeuge wesentlich einfacher<br />
und sicherer. Im Entwicklungsprozess ermöglicht die Digitalisierung<br />
genauere Tests in einer frühen Projektphase, sie unterstützt<br />
die Programmierung der Anwendungssoftware und ebnet den<br />
Weg für die virtuelle Inbetriebnahme. Daraus ergeben sich riesige<br />
Chancen: kürzere Entwicklungszyklen und schnelleres Time-to-<br />
Market, weil die Kundenwünsche bereits beim ersten Wurf getroffen<br />
und die festgelegten Spezifikationen sicher eingehalten werden.<br />
Unser zentrales Tool für das digitale Engineering ist der Easy<br />
DAS DIGITALE ENGINEERING<br />
WIRD DIE ENTWICKLUNGS-<br />
PROZESSE BESCHLEUNIGEN<br />
UND DIE QUALITÄT VERBESSERN<br />
System Designer, ein webbasiertes Planungswerkzeug für komplette<br />
Maschinenlösungen, das auch die PLC-Programmierung<br />
unterstützt und die Asset Administration Shell mit Daten füllt.<br />
Was ist die Asset Administration Shell und welche Rolle spielt sie?<br />
Kurz gesagt: keine Industrie 4.0 ohne Asset Administration Shell!<br />
Sie ist der Container, in dem die relevanten Daten für jedes Asset<br />
gesammelt und als „Single Point of Truth“ verknüpft werden: die<br />
Beschreibung der mechanisch-elektrischen Eigenschaften, die<br />
Dokumentationen, Software, Verhaltensbeschreibung und vieles<br />
mehr. Diese Daten wandern über den gesamten Lebenszyklusprozess<br />
vom Engineering bis zur Produktion mit und gewährleisten<br />
einen durchgängigen Informationsfluss ohne Brüche. Aus den<br />
Daten lassen sich tiefergehende Informationen gewinnen, die die<br />
Basis für Virtual Commissioning, Simulation, Condition Monitoring<br />
oder auch Assetmanagement bilden.<br />
Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich Konstrukteuren durch<br />
das digitale Engineering und was müssen sie beachten?<br />
Das digitale Engineering wird die Entwicklungsprozesse beschleunigen,<br />
die Qualität verbessern und es ermöglichen, Tätigkeiten zu<br />
parallelisieren. Das bedeutet aber auch, anders arbeiten zu müssen.<br />
Jeder ist gut beraten, sich geeignete Partner wie Lenze zu suchen<br />
und vom Not-invented-here-Syndrom zu lösen. Das heißt, offene<br />
Standards und vorgefertigte und getestete Software nutzen.<br />
www.lenze.com<br />
BURKHARD BALZ,<br />
Senior Vice President Automation Systems, Lenze, Hameln<br />
8 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
PÖPPELMANN KAPSTO MIT DEM BLAUEN ENGEL AUSGEZEICHNET<br />
Pöppelmann Kapsto darf seine ressourcenschonenden Schutzelemente jetzt<br />
mit dem Blauen Engel kennzeichnen, der seit über 40 Jahren als Umweltzeichen<br />
der Bundesregierung gilt. „Über diese Anerkennung unserer Arbeit<br />
im Sinne einer verantwortungsvollen Kunststoffverarbeitung freuen wir uns<br />
sehr. Damit konnten wir zudem einmal mehr deutlich machen, dass wir mit<br />
den Produktkonzepten unserer Initiative Pöppelmann Blue branchenweit<br />
Maßstäbe setzen“, sagt Thorsten Koldehoff, Global Sales Director der<br />
Pöppelmann Division Kapsto. Die Kunststoff-Schutzelemente dienen als<br />
Schutz gegen Beschädigung und Verschmutzung während des Transports,<br />
der Lagerung und des Produktionsprozesses. Die Auszeichnung mit dem<br />
Blauen Engel gilt für sämtliche Produkte im Kapsto-Katalog, die aus einem<br />
Post-Consumer-Rezyklat (PCR) hergestellt wurden. Das Material dieses<br />
PCR-Polyethylens in der Farbe Blau stammt aus nach dem Gebrauch<br />
gesammelten und sortierten Kunststoffabfällen.<br />
www.poeppelmann.com<br />
VERANSTALTUNGSREIHE:<br />
AUTOMATION ON TOUR<br />
Ab März <strong>2020</strong> startet die<br />
Veranstaltungsreihe „Automation<br />
on Tour“. Sie ist Teil der<br />
kostenfreien deutschlandweiten<br />
Seminarreihe „Sichere Automation“<br />
des Automatisierungsunternehmens<br />
Pilz aus Ostfildern.<br />
Der Fokus der Initiative<br />
liegt auf dem Thema Hardund<br />
Software engineering im<br />
CE-Kennzeichnungsprozess bis<br />
hin zur vollständigen Validierung<br />
und Dokumentation der<br />
Maschinensicherheit. Die<br />
Seminarreihe gibt Antworten<br />
auf die Frage wie eine Maschine<br />
„safe“ werden kann. Hier steht<br />
die Maschinensicherheit im<br />
Mittelpunkt. Darüber hinaus<br />
ist der Blick auf „Safety and<br />
Security“ auch inhaltlicher<br />
Schwerpunkt der kompletten<br />
Veranstaltungs reihe. Alle<br />
Informationen zu Inhalten,<br />
Terminen, Veranstaltungsorten<br />
und zur Anmeldung der<br />
Seminarreihe sind unter<br />
www.automationontour.de<br />
zu finden.<br />
www.pilz.com<br />
4 MILLIONEN<br />
SCHRITTE WEITER<br />
DIE INTELLIGENTE KUPPLUNG.<br />
Erfahren Sie mehr auf<br />
www.intelligente-kupplung.de
TITELSTORY<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
ELEKTRISCH<br />
AUS <strong>DER</strong> KLEMME<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Was passiert, wenn schwäbischer Erfindergeist<br />
und badischer Pioniergeist aufeinandertreffen?<br />
In diesem Fall entstand ein besonderes<br />
Handhabungsgerät für die Fahrzeugindustrie, in<br />
dem elektrische Klemmelemente eine tragende<br />
Rolle spielen.<br />
Autor: Gregor Neumann, Zimmer GmbH, Ettlingen<br />
Die EFS Gesellschaft für Hebe- und Handhabungstechnik<br />
mbH mit Sitz in aus Nordheim bei Heilbronn versteht sich<br />
als Technologietreiber für teil- und vollautomatisierte<br />
Handhabungsgeräte, u. a. in der Automobilbranche. Vom<br />
schwebenden Transportieren von Bauteilen bis zur teil- und vollautomatisierten<br />
Montageanlage bietet EFS Anwendern seit mehr<br />
als 20 Jahren schlüsselfertige Lösungen vor Ort an. Grundlage für<br />
den Erfolg sind für EFS das Know-how seiner Mitarbeiter – und<br />
nicht zuletzt eine gehörige Portion schwäbischer Erfindergeist.<br />
Badischen Pioniergeist hat der Klemmelemente-Spezialist Zimmer<br />
Group aus Rheinau schon oft bewiesen: zuletzt demonstrierte das<br />
Unternehmen das mit seinem Produkt LKE – dem nach Angaben<br />
des Herstellers derzeit einzigen auf dem Markt erhältlichen elektrischen<br />
Klemmelement für Profilschienenführungen.<br />
10 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
DURCH DIE ELEKTRISCHE<br />
KLEMMEINHEIT WIRD <strong>DER</strong><br />
ANTRIEB ENTLASTET UND KANN<br />
IM POSITIONIERTEN ZUSTAND<br />
ABGESCHALTET WERDEN<br />
Wege in Richtung Elektrifizierung/Elektromobilität bzw. Digitalisierung<br />
von Prozessabläufen zu gehen. Ebenfalls im Fokus bei dieser<br />
Neuentwicklung steht die Nutzung von Ressourcen und vor allem<br />
deren Flexibilität. Durch gestiegene Anforderungen aufgrund sich<br />
künftig schneller ändernder Produktionsprozesse und neuer Produktserien,<br />
die bisher weder vom Umfang noch von der Größe her<br />
definierbar sind, wurde ein System geschaffen, das den Systemanforderungen<br />
gerecht wird und zukunftssicher ist. „Die Anforderung<br />
in den Werken, Varianten und Fahrzeuge mit abzubilden, die man<br />
bislang noch gar nicht kennt, nimmt zu. Hier gilt es in Richtung<br />
Elektrifizierung nachzudenken, um die Möglichkeit zu erhalten,<br />
durch den gezielten Einsatz von Sensorik die Montageprozesse<br />
zurückzuspielen und so die Inbetriebnahme-Strategie zu beschleunigen.<br />
Für uns ist wichtig, dass der Kunde unsere Systeme auch<br />
selbst auf sich ändernde Fahrzeugtüren anpassen, d. h. einrichten<br />
und umsetzen kann“, unterstreicht Aaron Geenen, Entwicklungsleiter<br />
von EFS, seine Herangehensweise.<br />
Im neuen Handhabungssystem kommen mehrere LKE<br />
Klemmeinheiten der Zimmer Group, die auf einer Linearführung<br />
Im teilautomatisierten Handhabungssystem<br />
von EFS zum PKW-Türein- und -ausbau<br />
kommen mehrere LKE Klemmeinheiten der<br />
Zimmer Group, die auf einer Linearführung<br />
aufgebaut sind, zum Einsatz<br />
In einem besonderen Projekt, trafen beide Unternehmen aufeinander.<br />
Ziel war es, ein bedarfsgerechtes, teilautomatisiertes Handhabungsgerät<br />
zum PKW-Türenein- und -ausbau nach den Vorgaben<br />
renommierter deutscher Automobilhersteller zu entwicklen, basierend<br />
auf einem elektrischen System. Die EFS zeichnete für das<br />
Handlingsystem verantwortlich und suchte sich Zimmer als Partner<br />
für die Klemmtechnik.<br />
VON <strong>DER</strong> PNEUMATIK ZUR ELEKTRIK<br />
Seit Jahrzehnten ist die Pneumatik im Bereich dieser Handhabungsgeräte<br />
vorherrschend. Vor dem Hintergrund einer steigenden<br />
Anzahl an Varianten in der Montagelinie und zunehmendem Fokus<br />
auf Nachhaltigkeit, ist der Wunsch der Automobilhersteller neue<br />
BEACHTLICHE ENTWICKLUNG<br />
Wir starteten damals, wie viele engagierte Gründer vor uns,<br />
als ‚Garagenfirma‘. Allerdings mit dem kleinen Unterschied,<br />
dass unsere Garage ein umgebauter Kuhstall war“, erinnert<br />
sich Günther Zimmer. „Dort haben wir 1980 unsere ersten<br />
Produkte ausgetüftelt und gefertigt.“<br />
Günther und Martin Zimmer, Inhaber der Zimmer Group,<br />
tüfteln weiterhin. Allerdings nicht mehr allein, sondern mit<br />
einem großen Entwicklungsteam in hochmodernen Büros<br />
und Werkhallen für Absatzmärkte rund um den Globus. Ihr<br />
süddeutsches „Technikgen“, stete Neugier und ihr Pioniergeist<br />
haben die Brüder weit gebracht. Heute führen sie<br />
gemeinsam die Zimmer Group und beschäftigen 1 200 Mitarbeiter.<br />
Das Produktportfolio ist breit gefächert. Die<br />
Zimmer Group ist mit über 4 000 Produkten und mehr als<br />
20 Jahren Entwicklungs- und Markterfahrung Spezialist in<br />
der Lineartechnik bzw. im Bereich Klemmen und Bremsen<br />
auf Profil- und Rundwellenführungen. Die Produkte können<br />
einfach im Katalog oder über den firmeneigenen Online-<br />
Konfigurator bzw. Produktfinder auf der Unternehmenswebsite<br />
www.zimmer-group.de unter „Service“ berechnet<br />
und ausgewählt werden.<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 11
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
aufgebaut sind, zum Einsatz. Ganz im Sinne einer Zukunftslösung<br />
bieten diese schnellen elektrischen Klemmelemente – im Gegensatz<br />
zu einer pneumatischen Lösung – vor allem den Vorteil einer<br />
integrierten Statusabfrage (offen/geschlossen), die über sicherheitsgerichtete<br />
digitale Zustandssignale ausgegeben wird. Die Kinematik<br />
erfolgt dabei über eine Exzenterwelle mit mechanischer<br />
Selbsthemmung (bistabil). Aufgrund des selbsthemmenden Funktionsprinzips<br />
wird im geschlossenen Zustand die volle Haltekraft<br />
selbst bei Stromabfall oder im stromlosen Zustand – z. B. bei abgeschalteter<br />
Anlage – aufrechterhalten und die genaue Position<br />
sichergestellt. Durch ihre elektrische Funktionsweise können die<br />
Elemente überall eingesetzt werden wo Strom verfügbar ist und<br />
sind nicht auf eine zusätzliche Versorgung durch Pneumatik oder<br />
Hydraulik angewiesen.<br />
Das elektrische Klemmelement nimmt gegenüber dem elektrischen<br />
Antrieb im geschlossenen Zustand erhöhte Kräfte auf und<br />
sichert die Position energielos ohne Verschiebung ab. Somit wird<br />
der Antrieb entlastet und kann im positionierten Zustand abgeschaltet<br />
werden. Daraus entstehen Vorteile bei der Auslegung<br />
der Antriebe und der Energiebilanz, schildert Stefan Heiland,<br />
Produktmanager bei der Zimmer Group die Vorteile der Serie LKE<br />
in dieser Anwendung.<br />
SINNVOLLE AUFGABENTEILUNG<br />
EFS setzt dabei bewusst auf ein teilautomatisiertes System. So ist<br />
laut Aaron Geenen eine fähigkeitsbasierte Aufgabenteilung möglich.<br />
Der Mensch ist hier durch seine kognitiven Fähigkeiten in<br />
vielen Bereichen einem vollautomatisierten, robotergestützten<br />
Handhabungsgerät überlegen. Beispielsweise in einem Fügevorgang<br />
mit all seinen Toleranzen und Abweichungen oder beim<br />
Einsetzen einer Tür leistet der Mensch eine hocheffiziente Arbeit.<br />
Bei taktzeitrelevanten Prozessen mit überlagerten Bewegungsabläufen<br />
ist eine Automatisierung jedoch sinnvoll. „Weitere Vorteile<br />
im Vergleich zur Vollautomatisierung sind die geringeren Anpassungsprozesse<br />
und die verhältnismäßig niedrigeren Betriebskosten“,<br />
so Geenen weiter.<br />
AUSSERGEWÖHNLICHE ANPASSUNGSFÄHIGKEIT<br />
Das neuentwickelte Türeneinbaugerät ist sehr flexibel und kann<br />
einfach – ähnlich wie bei einem Werkstattwagen – von Hand an die<br />
Karosserie geschoben werden. Danach bewegt man das Gerät an<br />
die entsprechende Tür heran. Eine Saugereinheit mit Greifmechanismus<br />
hebt die Tür teilautomatisiert aus dem Türrahmen heraus.<br />
Dabei hält das Klemmelement der Zimmer Group die Tür in sicherer<br />
Position und ermöglicht so dem Bediener, verschiedene Funktionen<br />
am Greifer auszuführen. So können z. B. unterschiedliche<br />
Verfahrwege realisiert werden und ein werkerspezifisches Anfahren<br />
der Bewegungsabläufe innerhalb der Montage einer PKW-Tür wird<br />
möglich.<br />
Der Werker kann über die XY-Schiene bzw. über das Handhabungssystem<br />
die Tür zum Fahrzeug transportieren und dort<br />
verbauen. Dabei sind alle Freiheitsgrade implementiert. Somit<br />
kann im Gegensatz zu herkömmlichen Handhabungsgeräten eine<br />
Vielzahl von Varianten abgedeckt werden. Über ein am Handhabungsgerät<br />
befindliches Touchpad kann man jeden Schritt<br />
einzeln, schnell und einfach auswählen und entsprechend anpassen,<br />
zum Beispiel die Auf- und Abnahmeposition sowie weitere<br />
Prozessparameter.<br />
Das Handlingsystem ist voll anpassungsfähig, dass heißt, es ist in<br />
der Lage, sich auf jede Türvariante einzeln einzustellen. Die entsprechenden<br />
Werte dafür bekommt es durch die Leitsteuerung<br />
mitgeteilt und kann sich so entsprechend rüsten bzw. einstellen.<br />
TITELSTORY<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
01 Profilschienenführung<br />
für alle gängigen Profilschienenführungen erhältlich<br />
02 Exzentergetriebe<br />
Kraftübersetzung zwischen Motor und Klemmbacken<br />
03 Klemmbacken<br />
für alle gängigen Profilschienenführungen erhältlich<br />
04 Gehäuse<br />
aus chemisch vernickeltem Stahl<br />
05 elektrischer Antrieb<br />
zur Erzeugung der Klemmkraft<br />
06 Kulissenstein<br />
zur schwimmenden Lagerung<br />
08<br />
07 Notbetätigung<br />
manuelles Öffnen bei Energieausfall möglich<br />
08 Elektrische Anschlussleitung<br />
Ansteuerung und Energieversorgung<br />
09 Einstellschraube<br />
Korrektur der Schienentoleranz<br />
01<br />
09<br />
06<br />
07<br />
03<br />
04<br />
02<br />
05<br />
Funktionsansicht der<br />
elektrischen Baureihe LKE<br />
12 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
GEWINDE<br />
LOS<br />
DIE INTEGRIERTE ELEKTRONIK<br />
<strong>DER</strong> KLEMMEINHEITEN BIETET<br />
UNS BEDEUTENDE VORTEILE<br />
Die Flexibilität der Zimmer-Klemmelemente und<br />
dass sie durch ihre integrierte Elektronik ganz<br />
einfach über digitale Signale angesteuert werden<br />
können, waren für unser neues System von großem<br />
Vorteil. Ebenso, dass der erreichte Zustand der<br />
LKE-Serie dank integrierter Logik mittels einer<br />
einfachen Kommunikationsschnittstelle sicherheitsgerichtet<br />
an die Steuerung übermittelt<br />
werden kann.<br />
AARON GEENEN, Entwicklungsleiter,<br />
EFS Gesellschaft für Hebe- und Handhabungstechnik mbH<br />
Weiterer Benefit der teilautomatisierten Anlage ist, dass der Montageprozess<br />
selbst durch die Hinterlegung der Parameter in der Steuerung<br />
weniger fehler- und störungsanfällig ist und der Mitarbeiter<br />
in der Montage mit einer Vielzahl von Varianten entlastet wird.<br />
GELUNGENE KOOPERATION<br />
Zur Zusammenarbeit mit der Zimmer Group äußert sich Christoph<br />
Göller, der kaufmännische Geschäftsführer von EFS, überaus positiv.<br />
„EFS ist seit langem Kunde bei Zimmer und setzt deren Komponenten<br />
schon seit Jahrzehnten ein. Wir legen Wert auf namhafte Hersteller,<br />
einwandfreie Komponenten, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit und<br />
deshalb fühlen wir uns bei Zimmer auch gut aufgehoben“. So ist<br />
davon auszugehen, dass auch in Zukunft die Kooperation der<br />
schwäbischen Erfinder und der badischen Pioniere zu weiteren<br />
Projekten führen wird.<br />
Bilder: Zimmer Group<br />
www.zimmer-group.de<br />
LEE Miniatur-<br />
Ventile, -Siebe und -Blenden<br />
Sicherer Sitz bis 400 bar<br />
Systemdruck<br />
LEE Hydraulische<br />
Miniaturkomponenten GmbH<br />
Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />
Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />
E-mail info@lee.de · www.lee.de<br />
THE LEE COMPANY SINCE 1948
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
DEN ELEMENTEN TROTZEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Moderne Windkraftgeneratoren sind den<br />
Elementen ständig frei ausgesetzt und müssen<br />
robust konstruiert sein. Viele Hersteller setzen<br />
daher auf Heavy-Duty-Drehgeber. Sie bieten<br />
die nötige Zuverlässigkeit unter schwierigen<br />
Bedingungen und ein hohes Maß an Präzision.<br />
Windkraftanlagen sind in Deutschland ein wichtiger<br />
Baustein für die Umstellung der Energieerzeugung<br />
auf regenerative Quellen. Offshore und onshore erzeugen<br />
moderne Windkraftgeneratoren bereits bei<br />
niedrigen Windgeschwindigkeiten von 3 – 4 m/s Strom für tausende<br />
von Haushalten. Ein harter Job für die Technik, denn Windräder sind<br />
nicht nur dem Wind, sondern auch vielen weiteren Einflüssen ausgesetzt:<br />
Hitze, Kälte, Regen, Schnee, Staub, Schmutz und Gewitter.<br />
Zudem müssen die Maschinen in der Lage sein, sich autonom zu<br />
steuern, um optimale Leistung erbringen zu können: In verschiedenen<br />
Windverhältnissen ändern sie beispielsweise den Anstellwinkel<br />
ihrer Rotorblätter sowie die Ausrichtung der Gondel und überwachen<br />
die Rotor-Drehzahl. Daher ist neben Robustheit auch Präzision<br />
gefragt, damit Windkraftgeneratoren effizient Energie produzieren<br />
können. Für die Erfassung und Überwachung der Generatorendrehzahl<br />
verwenden viele führende Hersteller Heavy-Duty-Drehgeber<br />
der HOG 86 Familie von Baumer Hübner. Was macht diese<br />
Drehgeber so geeignet für den Einsatz?<br />
PRÄZISION UNTER HOCHLAST<br />
Heavy-Duty, das heißt auf Deutsch hochbelastbar. Schon die Bezeichnung<br />
weist also darauf hin, dass Heavy-Duty-Drehgeber besonders<br />
widerstandsfähig sind. Doch das ist noch nicht die ganze Geschichte.<br />
Heavy-Duty bedeutet nicht einfach nur, robust zu sein. Es steht für<br />
das Versprechen, dass so ein Drehgeber über einen langen Zeitraum<br />
hinweg zuverlässig und präzise seine Arbeit verrichtet, ohne<br />
den Anwender jemals im Stich zu lassen.<br />
Ein zentrales Kriterium, das ein Heavy-Duty-Drehgeber zu erfüllen<br />
hat, ist die Präzision. Wer meint, die Schwergewichte unter den Drehgebern<br />
könnten hier Kompromisse eingehen, irrt gewaltig. Ganz im<br />
Gegenteil müssen Heavy-Duty-Drehgeber mindestens die gleiche<br />
Genauigkeit bei den Messsignalen liefern wie ihre kleineren Geschwister.<br />
Schon kleine Messfehler können aufgrund der großen<br />
bewegten Massen drastische Konsequenzen haben, bei Windkraftanlagen<br />
z. B. für die Effizienz der Energiegewinnung oder für die<br />
Betriebssicherheit. Daher bieten die inkrementalen HOG 86-Drehgeber<br />
eine störfeste optische Abtastung bis 5 000 Impulse pro Umdrehung<br />
und damit präzise Drehzahlsignale für eine Regelgüte und Prozesskontrolle,<br />
die der kleinerer Drehgeber in nichts nachsteht.<br />
ROBUSTHEIT FÜR HOHE AUSFALLSICHERHEIT<br />
Neben der Präzision ist aber – wie das Beispiel Windkraftanlage in<br />
besonderem Maße zeigt – die Robustheit ein wichtiger Faktor.<br />
Damit ein Drehgeber unter den Bedingungen von Windkraftanlagen<br />
zuverlässig seine Arbeit verrichten kann, muss er über viele Jahre<br />
hinweg harte Stöße, Vibrationen und andere Kräfte auf die Drehwelle<br />
aushalten können, ohne an Präzision zu verlieren. Ein Austausch<br />
wäre teuer, nicht weil der Drehgeber viel Geld kostet, sondern<br />
weil er, wie in diesem Fall, an einer schwer zugänglichen Stelle<br />
angebracht ist und die Anlage bei einem Ausfall und während des<br />
Austauschs nicht arbeiten kann. Robuste Gehäuse mit großen<br />
Wandstärken sowie ein stoß- und vibrationsresistentes Inneres sind<br />
daher grundlegende Voraussetzungen. Dazu kommen bei Baumer<br />
Hübner großzügig dimensionierte Kugellager mit maximalem<br />
Abstand auf beiden Seiten des Gehäuses.<br />
Aber nicht nur mechanische, sondern auch elektrische Robustheit<br />
ist geboten. So treten zum Beispiel oft elektromagnetische Felder in<br />
der Nähe von Drehgebern auf, zum Beispiel durch stromführende<br />
Leitungen. Ohne ausreichende Abschirmung können diese die Elektronik<br />
des Drehgebers zerstören oder zumindest so beeinflussen,<br />
dass dies die Qualität der Messsignale beeinträchtigt. Durch Spannungsdifferenzen<br />
kann zudem Strom durch die Drehgeber-Welle<br />
fließen, wodurch die Schmierung im Lager verbrennen kann, was es<br />
zerstört. Eine elektrische Isolation der Welle ist daher ein Muss für<br />
einen Heavy-Duty-Drehgeber. Für weitergehenden Schutz vor elektrostatischen<br />
Aufladungen wird bei bestimmten Geräten ein speziell<br />
14 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
entwickelter Blitzschutz als Option angeboten.<br />
Ebenfalls ein Muss ist Dichtheit. Egal<br />
ob Feuchtigkeit, Staub oder Schmutz – ein<br />
Heavy-Duty-Drehgeber muss dagegen gut<br />
abgedichtet sein. Das ist gerade an den<br />
neuralgischen Stellen wichtig: an der Welle<br />
und am elektrischen Anschluss. Dazu gehört<br />
auch ein Korrosionsschutz durch geeignete<br />
Materialien und Beschichtungen, damit<br />
auch Salzwasser und Chemikalien die dauerhafte<br />
Funktion nicht beeinträchtigen.<br />
VIELFÄLTIGE OPTIONEN<br />
Die HOG 86 Produktfamilie inkrementaler<br />
Heavy-Duty-Drehgeber erfüllt all diese<br />
Bedingungen. Schon die Basisausführung<br />
Die Heavy-Duty-Produktfamilie von Baumer<br />
Hübner zeichnet sich nicht nur durch<br />
Präzision, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit<br />
aus, sondern auch durch eine immense<br />
Vielfalt an mechanischen, elektrischen<br />
und funktionellen Varianten. Unter den<br />
inkrementalen und absoluten Drehgebern<br />
finden sich Gehäusegrößen von 58 mm bis<br />
zum Großgeber für eine 287 mm Hohlwelle.<br />
Dabei unterstützt der Hersteller alle relevanten<br />
Schnittstellen, vom Tachosignal<br />
über klassische Inkremental- und Feldbus-<br />
Schnittstellen bis hin zu Echtzeit-Ethernet<br />
wie z. B. Profinet und EtherCAT. Eine hohe<br />
Ausgangsleistung der Inkremental-Signaltreiber<br />
garantiert zudem, dass die Signale<br />
auch auf lange Distanzen ungestört und in<br />
NICHT NUR MECHANISCHE, SON<strong>DER</strong>N AUCH<br />
ELEKTRISCHE ROBUSTHEIT IST GEBOTEN<br />
HOG 86E verfügt über eine Wellenisolation<br />
bis 2,8 kV zum Schutz vor Lagerschädigung.<br />
Die zweiseitige Lagerung reduziert die Lagerbelastung<br />
zusätzlich und erhöht die<br />
Lebensdauer und Verfügbarkeit. Darüber<br />
hinaus können Nutzer aus diversen Optionen<br />
und Versionen wählen, die wichtige<br />
Vorteile für ihren jeweiligen Anwendungsfall<br />
aufweisen. Ein Korrosionsschutz für<br />
aggressive Umgebungen etwa ist für Offshore-Windkraftanlagen<br />
in der Regel eine<br />
sinnvolle Investition. Die redundante Abtastung<br />
des HOG 86 M durch eine galvanisch<br />
getrennte Abtastelektronik und Anschlusstechnik<br />
erhöht derweil die funktionale<br />
Sicherheit beträchtlich. Die ebenfalls<br />
erhältliche Kombination mit einem integrierten<br />
digitalen Drehschalter (HOG 86<br />
+ DSL) oder einem mechanischen Drehzahlschalter<br />
nach dem Fliehkraftprinzip<br />
(HOG 86 + FSL) sind weitere Möglichkeiten,<br />
die Sicherheit bei der Drehzahlregelung<br />
zusätzlich zu erhöhen.<br />
voller Stärke ankommen – je nach Ausführung<br />
können die Signale bis zu 550 m<br />
reichen, mit Lichtwellenleitern sogar bis<br />
zu 1,5 km.<br />
Um einen ausfallsicheren Betrieb zu gewährleisten,<br />
prüft Baumer Hübner jeden<br />
Drehgeber zu 100 % und validiert seine<br />
Geräte in aufwendigen Typprüfungen auf<br />
Resistenzfähigkeit gegen elektromagnetische<br />
Felder, Schwingung, Dauerschock,<br />
Staub, Wasser und vieles mehr. Die ausgeklügelte<br />
Konstruktion und umfangreiche<br />
Qualitätszertifikate geben dem Anwender<br />
die Gewissheit, dass der Drehgeber<br />
ihn nicht im Stich lassen wird. Das<br />
stellt sicher, dass Windkraftanlagen mit<br />
dem HOG 86 über viele Jahre hinweg<br />
Strom erzeugen können – egal, woher der<br />
Wind weht.<br />
Bilder: Baumer GmbH<br />
www.baumer.com<br />
WER HAT’S ERFUNDEN?<br />
Der Begriff „Heavy-Duty“ ist weder<br />
geschützt noch der Name einer<br />
Norm, hat sich aber dennoch auf<br />
dem Markt als Drehgebergattung<br />
etabliert. Der Begründer dieser<br />
Gattung ist Baumer Hübner,<br />
dessen Erfahrung mit Heavy-Duty-<br />
Drehgebern bis in die 1950er-Jahre<br />
zurückreicht. Auf Basis dieser<br />
Expertise entstand der HOG 10,<br />
der seit mehr als 25 Jahren als das<br />
Original gilt und die Blaupause für<br />
jeden Heavy-Duty-Drehgeber<br />
darstellt.<br />
Windkraftgeneratoren sind komplexe<br />
Hightech-Systeme, die bis zu 8 MW an<br />
elektrischer Leistung erzeugen können<br />
Der schnellste<br />
Draht zum<br />
Schaltschrank<br />
Schaltschränke kompakt planen und<br />
schneller fertigstellen mit innovativen<br />
Connectivity-Lösungen von HARTING.<br />
www.HARTING.com/<br />
Schaltschrankbau
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
HEAVY METAL IM BLICK<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die imposanten Planetengetriebe von Rollstar<br />
sind dabei, wenn ein Loch ins Gotthardmassiv<br />
gebohrt oder der Schiefe Turm von Pisa gerettet<br />
wird. Für die verlässliche Überwachung von<br />
Drehzahl und Schaltpositionen der Schwergewichte<br />
sorgen robuste Induktivsensoren.<br />
Schon Leonardo da Vinci beschäftigte sich mit dem Drehmoment,<br />
als er sich – bekanntlich erfolglos – mit der Vision des<br />
Perpetuum mobile herumschlug. Und clevere Sportwagenfans<br />
prahlen lieber mit einem hohen Drehmoment als mit<br />
Pferdestärken. Das Drehmoment ist eine physikalische Kenn größe,<br />
mit der sich die Welt aus den Angeln heben lässt. Für das Schweizer<br />
Familienunternehmen Rollstar AG in Egliswil ist es die Seele des<br />
Geschäfts.<br />
DREHMOMENTE IN REKORDVERDÄCHTIGEN<br />
BEREICHEN<br />
Die Konstrukteure von Rollstar sind passionierte Getriebe- und<br />
Motorenbauer, aber sie spielen in einer anderen Liga als z. B. die<br />
Motorenhersteller der Automobilindustrie. Ihre Planetengetriebe<br />
arbeiten mit Drehmomenten bis 6 500 000 Nm und leisten Schwerarbeit<br />
in Tunnelbohrmaschinen (wie beim Gotthard-Basistunnel),<br />
im Gleis-, Schiff- und Seilbahnbau sowie in zahlreichen weiteren<br />
Anwendungsfeldern, oft in Verbindung mit Rollstar-Hydraulikmotoren.<br />
Paradebeispiel für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist der<br />
Betrieb eines Hydrogetriebemotors auf einem Erdbohrgerät, das bei<br />
der Stabilisierung des schiefen Turms von Pisa zum Einsatz kam.<br />
SCHWEIZER PRÄZISION FÜR DEN WELTMARKT<br />
Rollstar versteht sich als Nischenanbieter, der ganz in der Tradition<br />
der Schweizer Industrie nicht auf Masse, sondern konsequent auf<br />
Qualität und Präzision setzt. Das Unternehmen kontrolliert praktisch<br />
den gesamten Herstellungsprozess: Sämtliche Arbeitsschritte<br />
bis auf die Wärmebehandlung werden betriebsintern ausgeführt.<br />
Autor: Roland Fuchs, Produktmanager Automation, Bachofen AG, Uster, Schweiz<br />
„Wir müssen aber nicht nur besser sein als die Mitbewerber“, meint<br />
Christian Märki, Einkaufsleiter und Mitglied der erweiterten<br />
Geschäftsleitung, „sondern auch schneller.“<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, funktioniert die Produktion nach<br />
dem Baukastenprinzip. Große Vorräte an vorproduzierten Standardkomponenten<br />
und die hohe Flexibilität der Konstruktion auf<br />
der Basis moderner CAD-Systeme und FE-Berechnung verkürzen<br />
den Herstellungsprozess und bieten Gewähr für kurze Lieferfristen.<br />
Schnell gehen muss es bei Rollstar auch, wenn ein Getriebe oder<br />
Motor einmal den Dienst versagt: Standardreparaturen führt das<br />
Serviceteam innerhalb von fünf Arbeitstagen aus. Und Ersatzteile<br />
aus dem Standardprogramm stehen weltweit spätestens 72 h nach<br />
dem Bestellungseingang zur Verfügung.<br />
VERLÄSSLICHE ÜBERWACHUNG<br />
Wer seinen Kunden solche Zusagen macht, muss sich auch auf<br />
seine Lieferanten verlassen können. Seit langem vertraut Rollstar<br />
daher auf die Schweizer Turck-Vertretung Bachofen, die den<br />
Maschinenbauer unter anderem mit induktiven Sensoren von<br />
Turck beliefert. Diese messen in den Planetengetrieben permanent<br />
die Drehzahl, Überwachen die Schaltposition oder bestimmen den<br />
Betriebszustand der Bremse. Die Entscheidung für Turck war<br />
ursprünglich eine Forderung der Kunden, doch der Einkauf und die<br />
Ingenieure von Rollstar sind rundum glücklich damit. Seit mehr als<br />
zehn Jahren überzeugen die Sensoren durch Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
Und was ihren Lieferpartner Bachofen angeht, schätzen sie<br />
die Zuverlässigkeit, die hohe Verfügbarkeit der Produkte, die offene<br />
Kommunikation und die konkurrenzfähigen Preise. „Es gehört zu<br />
den wichtigsten Geschäftsprinzipien von Rollstar, dem Kunden<br />
einen Rundum-Service zu bieten. Diese Grundhaltung nehmen wir<br />
auch bei Bachofen wahr, die wir seit Jahren als offenen, vertrauenswürdigen<br />
und flexiblen Partner wahrnehmen.“<br />
Bilder: Bachofen AG<br />
www.turck.de<br />
SEIT MEHR ALS ZEHN JAHREN<br />
ÜBERZEUGEN DIE SENSOREN IN<br />
DEN PLANETENGETRIEBEN DURCH<br />
QUALITÄT UND ZUVERLÄSSIGKEIT<br />
16 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
TEMPERATUR-VISUALISIERUNG PER<br />
MESSSTREIFEN<br />
Die selbstklebenden<br />
Temperatur-Messstreifen<br />
von Kager<br />
können ab sofort auch<br />
individuell konfiguriert<br />
bezogen werden.<br />
Sie sind in reversibler<br />
(bis + 100 °C) und<br />
irreversibler (bis<br />
+ 290 °C) Ausführung<br />
erhältlich. Die Messstreifen<br />
lassen sich mit wählbaren Skalen, Firmenlogos und<br />
Schriftzügen bedrucken, sind ab einer Losgröße von 5 000 Stück<br />
realisierbar und können auch auf Rolle geliefert werden. Das<br />
Gesamtsortiment von Kager umfasst eine Vielzahl weiterer<br />
ein- und mehrfach verwendbarer Messtreifen, die das thermische<br />
Geschehen auf Werkstücken sowie in Räumen abbilden und einen<br />
Temperaturbereich von - 20 bis + 450 °C abdecken. Angeboten<br />
werden auch kombinierte Zwei-Zonen-Lösungen, bei denen sich<br />
auf einem Streifen sowohl eine reversible Skala als auch ein<br />
irreversibler Messpunkt befinden. Diese Label sind dann interessant,<br />
wenn Temperaturschwankungen durch einen Farbwechsel<br />
verfolgt werden sollen und gleichzeitig das Erreichen oder<br />
Überschreiten eines Grenzwertes zu dokumentieren ist.<br />
www.kager.de<br />
POSITIONSSENSOR FÜR MOBILHYDRAULIK<br />
UND MASCHINENBAU<br />
Für die Positionserfassung<br />
direkt<br />
im Druckbereich<br />
von Hydraulikoder<br />
Pneumatikzylindern<br />
hat<br />
Novotechnik die<br />
Baureihe TM1<br />
entwickelt. Die<br />
Wegaufnehmer<br />
erfassen Position<br />
und Geschwindigkeit bei mobilen Arbeitsmaschinen auch in<br />
rauen Umgebungsbedingungen mit einer Auflösung von 0,1 mm.<br />
Sie eignen sich für Messlängen bis 2 000 mm und sind für den<br />
Einsatz in Anwendungen mit sehr hohen EMV-Anforderungen<br />
optimiert. Die Sensoren entsprechen EN 13309 sowie ISO 14982<br />
und sind gemäß ISO 11452-2 gegen HF-Felder bis 200 V/m<br />
geschützt. Das Messsignal kann als analoges Strom- oder<br />
Spannungssignal oder über Feldbusschnittstellen (CANopen,<br />
CAN SAE J1939) ausgegeben werden. Die Sensoren verfügen über<br />
hohe Druckfestigkeit (bis 350 bar, Druckspitzen bis 450 bar), hohe<br />
Temperaturbeständigkeit von - 40 °C bis + 105 °C und eine sehr<br />
hohen Lebensdauer. Die Sensoren der TM1-Serie erfüllen die<br />
Anforderungen der Schutzart IP6K9K.<br />
www.novotechnik.de<br />
LASER-PROFIL-SCANNER IN ZWEI LEISTUNGSKLASSEN<br />
Die neuen Laser-Profil-Scanner der Reihe Scan Control 2500 von Micro-Epsilon<br />
überzeugen durch kompakte Bauform ohne externen Controller sowie hohe<br />
Signalstabilität. Sie werden in zwei Ausführungen angeboten: Die Compact-Variante<br />
überträgt Rohprofile und arbeitet nach dem internationalen GigE-Vision-Standard,<br />
sodass sie sich auch in industrielle Bildverarbeitungssysteme einbinden lässt. Die<br />
Scan-Control-2510-Smart-Reihe liefert Messwerte zu Winkeln, Stufen und Spalten.<br />
Alle Einstellungen werden direkt im Sensor gespeichert, der die Messungen dann<br />
eigenständig vornimmt. Es können bis zu vier Programme parallel ausgeführt und<br />
bis zu vier Ergebnisse pro Profil ausgegeben werden.<br />
www.micro-epsilon.com<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 17
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
NEUE<br />
FREIHEITSGRADE<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
In der Automatisierungs- und Anlagentechnik<br />
gilt, je leistungsfähiger die Maschinen und<br />
Anlagen sind, desto leistungsfähiger müssen<br />
auch ihre elektronischen Baugruppen wie<br />
Wechselrichter oder Frequenzumrichter sein.<br />
Mit der Anzahl dieser dezentralen Geräte im<br />
Schaltschrank steigen jedoch auch der<br />
Verdrahtungsaufwand, die Inbetriebnahmezeit<br />
und schließlich die Wahrscheinlichkeit von<br />
Betriebsverzögerungen im Wartungsfall.<br />
Energiebus-Systeme auf der Basis etablierter<br />
Leiterplatten-Steckverbinder bieten hier neue<br />
Freiheitsgrade – auch für den Konstrukteur.<br />
Energiebus-Systeme bergen ein hohes Potenzial, die Geräteverdrahtung<br />
zu vereinfachen und zu beschleunigen. Das<br />
Prinzip ist denkbar einfach: Ähnlich wie bei einem Feldbus<br />
sind mehrere Automatisierungsteilnehmer über die gleiche<br />
Leitung miteinander verbunden und in die vor- oder nachgelagerten<br />
Automatisierungsebenen integriert. Die für jedes Gerät notwendige<br />
Leistung wird in einer seriellen Topologie durchgeschleift<br />
– also von der Stromquelle über die gleiche Leitung an alle<br />
Teilnehmer übertragen. Unabhängig davon, ob die Zwischenkreise<br />
mehrerer Antriebsregler synchronisiert oder ob unterschiedliche<br />
Batterielademodule mit dem Versorgungsnetz verbunden werden<br />
sollen, lassen sich auf diese Weise der Verdrahtungsaufwand sowie<br />
die Fehleranfälligkeit während der Inbetriebnahme und im<br />
Wartungsfall deutlich reduzieren. Hinzu kommt, dass die serielle<br />
Verdrahtung nur einen Bruchteil des Materials und des Bauraumes<br />
der konventionellen parallelen Verdrahtung benötigt.<br />
Autor: Dipl.-Ing. Michael Nordholz, Produktmanager PCB<br />
Connectors, Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg<br />
NICHT NEU, ABER AUCH NICHT STANDARDISIERT<br />
Wegen ihrer hohen Effizienz sind Bussysteme zur Energieverteilung<br />
schon seit langem etabliert und weit verbreitet. Die technische<br />
Umsetzung erfolgt jeweils individuell, da die Anforderungen an ein<br />
solches System stark von den Umgebungsbedingungen und nicht<br />
zuletzt von den Leistungsklassen der Geräte abhängen.<br />
Ein Beispiel dafür ist die DC-Zwischenkreisverbindung von Umrichtermodulen<br />
eines Mehrachsantriebsreglers. In dieser Anwendung<br />
sind sogenannte Stromschienen weit verbreitet – einfache<br />
Kupferschienen, über die die Leistung ebenfalls seriell von Modul<br />
zu Modul übertragen wird. Da sich die Gerätebaubreiten und damit<br />
auch die Längen der erforderlichen Stromschienen von Hersteller<br />
zu Hersteller unterscheiden, werden diese Kupferschienen für<br />
jedes Projekt individuell konstruiert und angefertigt. Ebenso individuell<br />
sind die Anschlusslösungen zur Stromschiene, die Verbindungen<br />
der Schienenenden zwischen den Geräten sowie die elektrische<br />
Isolation der Stromschienen.<br />
<strong>DER</strong> PREIS <strong>DER</strong> INDIVIDUALITÄT<br />
<strong>DER</strong> ANSCHLUSS OHNE LEITER-<br />
VORBEHANDLUNG SORGT FÜR<br />
HOHE ZEITERSPARNIS<br />
So viel Individualität fordert ihren Preis: Die konstruktive Auslegung<br />
dieser Baugruppen bindet schon in der Entwicklungsphase<br />
Ressourcen. Zudem müssen entweder eigene Werkzeuge angeschafft<br />
oder Dritthersteller beauftragt werden, um die notwendigen<br />
Komponenten verfügbar zu halten. Und je höher der Individualisierungsgrad,<br />
desto geringer ist in der Regel die produzierte Stückzahl.<br />
Skaleneffekte der automatisierten Produktion können daher<br />
ebenfalls nicht optimal ausgeschöpft werden.<br />
Auch bei der späteren Anwendung im Schaltschrank zeigen sich<br />
die Nachteile starrer Stromschienen. Die Kupferschienen und ihre<br />
Verbindungselemente lassen in der Regel nur die horizontale<br />
Anordnung der zu verbindenden Geräte zu. Und auch dabei muss<br />
das Installationspersonal enge Einbautoleranzen einhalten. Nur<br />
wenige Hersteller bieten flexiblere Lösungen, etwa für die vertikale<br />
18 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
Anordnung der Geräte – und auch dies nur unter dem Einsatz von<br />
weiterem Zubehör.<br />
Eine flexiblere Alternative bietet die sogenannte Daisy-Chain-Verdrahtung.<br />
Die Leistungsversorgung der Geräte ist hier mit konventionellen<br />
Leiterplattenanschlüssen umgesetzt, Potenziale werden mittels<br />
Einzeladerbrücken von Gerät zu Gerät verteilt. Dies erlaubt zwar<br />
eine deutlich freiere Anordnung der Geräte – allerdings steigt der Verdrahtungsaufwand,<br />
da jeder Ein- und Ausgang separat verbunden<br />
werden muss. Mit der Anzahl manueller Arbeitsschritte steigt jedoch<br />
auch das Risiko von Verdrahtungsfehlern oder Fehlkontaktierungen.<br />
DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN<br />
Die Herausforderung besteht nun darin, ein wirtschaftlich attraktives<br />
Energiebus-System aufzusetzen, das sowohl universell nutzbar<br />
als auch unabhängig von Gerätebaubreiten oder der räumlichen<br />
Geräteanordnung im Schaltschrank ist. Hier kommen am Markt<br />
etablierte Leiterplattenanschlüsse und handelsübliche 16 mm²-<br />
Leiter ins Spiel.<br />
Auf Basis des Leiterplatten-Steckverbinders PC 6 hat Phoenix<br />
Contact eine Lösung entwickelt, die nicht nur einfach steckbar ist,<br />
sondern auch eine hohe Flexibilität im Geräte-Design sowie in<br />
der Ausrichtung im Schaltschrank erlaubt. Der sogenannte<br />
PC 6/..-ST-Bus eignet sich für herkömmliche flexible Leiter mit einem<br />
Querschnitt von 16 mm² – oder alternativ AWG 6 – und ist steckkompatibel<br />
zur bestehenden Grundleiste der gleichen Familie.<br />
01 Leiterplatten-Steckverbinder und flexible Leiter ermöglichen die<br />
freie Anordnung von Geräten innerhalb eines Energiebus-Systems<br />
Der Vorteil für Gerätehersteller: sie müssen keine individuelle<br />
konstruktive Lösung zur Anbindung einer Stromschiene entwickeln,<br />
und sie können die Leiterplatte im automatisierten Fertigungsverfahren<br />
mit allen Bauteilen bestücken.<br />
Ab sofort<br />
erhältlich!<br />
Das Handbuch zur Schwingungs-<br />
Zustandsüberwachung<br />
von Maschinen und Anlagen<br />
Condition<br />
Monitoring Praxis<br />
Das ultimative Know-How für die Instandhaltung.<br />
Aus der Praxis – für die Praxis!<br />
Bestellen Sie Condition Monitoring Praxis in unserem Shop<br />
für nur 46 Euro unter: shop.engineering-news.net
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Anders als bei Stromschienen sind bei dieser<br />
Lösung zudem sämtliche spannungsführenden<br />
Teile wie Leiter und Kontaktstellen<br />
konstruktiv isoliert. Damit entfällt<br />
der entwicklungsseitige Aufwand für die Isolationskoordination<br />
und für zusätzliche<br />
Abdeckungen, die die Stromschienen vor<br />
unbeabsichtigter Berührung schützen.<br />
BELIEBIGE ANORDNUNG<br />
Da der PC 6-Energiebus den Einsatz flexibler<br />
Leiter ermöglicht, können beliebig viele Geräte<br />
in nahezu beliebiger Anordnung in den<br />
Geräteverbund integriert werden. Dazu werden<br />
die mit den Grundleisten versehenen<br />
Geräte einfach an den vorgesehenen Positionen<br />
im Schaltschrank montiert und die<br />
PC 6-Steckverbinder eingesteckt. Die Leiter<br />
können im Anschluss auf einfache Weise<br />
durch die einzelnen Klemmstellen der Steckverbinder<br />
„eingefädelt“ und durch Anziehen<br />
der Schraubanschlüsse verbunden werden.<br />
Die Zeitersparnis im Vergleich zur Daisy-<br />
Chain-Verdrahtung beträgt bis zu 60 %.<br />
Bei diesem Vorgang durchdringt die<br />
Schraube die Leiterisolierung und drückt<br />
einen Teil der feinen Litzen in den unteren<br />
BUSSYSTEME<br />
ALS EFFIZIENTE<br />
LÖSUNG<br />
Auf den ersten Blick erscheint es widersprüchlich: eine höhere Flexibilität im<br />
Geräte- und Schaltschrank-Design mit Standardkomponenten. Doch gerade der<br />
Einsatz herkömmlicher, flexibler Leiter ermöglicht es, Geräte beliebig im Schaltschrank<br />
zu positionieren. Leiterplatten-Steckverbinder bieten darüber hinaus eine<br />
etablierte Schnittstelle zur leistungselektronischen Baugruppe. Diese Kombination<br />
spart Ressourcen im Entwicklungsprozess und erlaubt den weltweiten Einsatz der<br />
Komponenten und Geräte. Da die Leiter nicht vorbehandelt werden müssen und<br />
ohne Spezialwerkzeug angeschlossen werden können, sparen Installateure<br />
wertvolle Zeit bei der Inbetriebnahme.<br />
MICHAEL NORDHOLZ, Produktmanager PCB Connectors,<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg<br />
02 Die flexible Energieverteilung kann auf<br />
einfache Weise gesteckt und erweitert werden<br />
Bereich des Klemmraums beziehungsweise<br />
der Scherhülse. So wird die Isolation auch<br />
auf der Unterseite des Leiters durchbrochen,<br />
und die nun unisolierten Litzen wer den<br />
zwischen der speziell geformten Schraubenspitze<br />
und den beiden Flanken der Scherhülse<br />
geklemmt. Das innovative Anschlussprinzip<br />
kombiniert die Funktionsweisen<br />
des Pierce-Anschlusses, des Schneidklemmanschlusses<br />
(IDC-Anschluss, insulation<br />
displacement connection) und der herkömmlichen<br />
Schraubverbindung.<br />
Der rote Indikator des Steckverbinders<br />
liefert jederzeit eine verlässliche Rückmeldung<br />
zur Schraubenposition – was besonders<br />
während der Verdrahtung von Vorteil<br />
ist. Sollte die Arbeit unterbrochen werden,<br />
sind offene Klemmstellen nach Wiederaufnahme<br />
der Tätigkeit einfach zu erkennen.<br />
Eine spezielle Endkappe erlaubt zudem<br />
die einfache Isolation der Leitungsenden<br />
am letzten Gerät innerhalb eines Bussystems.<br />
Nach Ablängen der Leiter lässt sie<br />
sich einfach auf den Steckverbinder aufrasten.<br />
Sollen einzelne Leiter weitergeführt<br />
werden, können die entsprechenden<br />
Isolierkappen separat geöffnet werden.<br />
VEREINFACHTER<br />
MARKTZUGANG<br />
Die Leiterplatten-Steckverbinder der Serie<br />
PC 6/..-ST-Bus sind nach dem Standard UL<br />
1059 uneingeschränkt für Spannungen bis<br />
zu 600 V geeignet. Damit ist eine universelle<br />
Anwendung als sogenannter „field<br />
wiring terminal block“ in allen Bereichen<br />
gestattet. Die Normkonformität vereinfacht<br />
den internationalen Zulassungsprozess<br />
und beschleunigt die Einsatzfähigkeit neuer<br />
Geräte auf den diversifizierten Märkten<br />
in Amerika, Europa und Asien.<br />
Bilder: Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
www.phoenixcontact.de<br />
03 Pierce-Schraube und Scherhülse<br />
sorgen für eine stabile Kontaktierung<br />
auf lange Sicht<br />
20 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
ANTRIEBSTECHNIK<br />
SERVOMOTOREN FÜR AUTOMATISIERTE<br />
PRODUKTIONSPROZESSE<br />
Harmonic Drive präsentiert<br />
weiterentwickelte<br />
Synchron-Servomotoren<br />
der BHA-Baureihe.<br />
Kennzeichnend sind ein<br />
verbesserter Blechschnitt,<br />
ein spezielles<br />
Isolationssystem und ein<br />
hoher Kupfer-Nutfüllfaktor.<br />
Dank teilautomatisierter<br />
Fertigung über<br />
eine Wickelmaschine<br />
lassen sich auch große<br />
Stückzahlen in kurzer Zeit<br />
fertigen. Als Motorwicklung<br />
wird für mobile Einsätze eine Ausführung in 24/48 V DC und<br />
für stationäre Zwecke eine Variante in 560 V DC angeboten.<br />
Modifiziert wurde auch das BiSS-C-Motorfeedbacksystem. Dessen<br />
magnetisches Wirkprinzip verhindert Verschmutzung durch<br />
Schmierstoffe, Flüssigkeiten und nichtmetallische Partikel. Die<br />
Lebensdauer der beim Betrieb des Multiturn-Absolutencoders<br />
genutzten Pufferbatterie wird mit etwa zehn Jahren beziffert.<br />
Zudem wird der Einsatz eines elektronischen Antriebstypenschildes<br />
unterstützt. Es kennzeichnet Motoren im Netzwerkverbund<br />
und ist mit mechanisch und elektronisch relevanten Daten wie<br />
Seriennummer, Typ und Herstellerangaben ausgestattet.<br />
www.harmonicdrive.de<br />
VERSTELLANTRIEBE MIT CANOPEN<br />
Elektrische Aktuatoren<br />
von Linak<br />
werden zum Heben,<br />
Senken und<br />
Positionieren<br />
eingesetzt. Dass<br />
seine Aktuatoren<br />
auch höchsten<br />
Anforderungen<br />
gerecht werden,<br />
zeigt der dänische<br />
Hersteller nun mit<br />
einer CANopen-<br />
Schnittstelle in<br />
seinen Verstellantrieben.<br />
Damit ist<br />
ein bidirektionaler Datenfluss ohne weitere Schnittstellen<br />
möglich. Das gilt nicht nur für die Daten, die zum Antrieb<br />
geschickt werden, um eine optimale Positionierung zu gewährleisten.<br />
Durch die Schnittstelle können auch Daten vom Antrieb<br />
auf Fahrzeug- und Systemebene genutzt werden. Daten wie<br />
Leistungsaufnahme und Lastprofile können z. B. für vorausschauende<br />
Wartung verwendet werden. Damit lassen sich<br />
optimale Wartungszyklen realisieren, Produktionsstörungen<br />
vermeiden. Mit der neuen Schnittstelle sind die Aktuatoren auf<br />
das Internet der Dinge vorbereitet, denn CANopen gewinnt als<br />
standardisierte Schnittstelle weltweit an Popularität. Ebenfalls<br />
neu ist eine IO-Link Schnittstelle.<br />
www.linak.de<br />
H a<br />
Testing Expo Stuttgart<br />
l l e<br />
16. – 18.6.<br />
<strong>2020</strong><br />
1 0<br />
1 6 5 6<br />
| S t a n d
ANTRIEBSTECHNIK<br />
MEERWASSER WIRD TRINKWASSER<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die Meerwasserentsalzung mittels Umkehrosmose<br />
ist ein recht energieaufwendiger Prozess. In einer<br />
Anlage in einem ägyptischen Düngemittelkomplex<br />
regeln Single-Drive-Frequenzumrichter energieeffizient<br />
und zuverlässig die Hochdruckkreiselpumpen<br />
und weitere Pumpen von Düchting.<br />
Die Frequenzumrichter-Baureihe hat insgesamt<br />
einiges zu bieten und sie ist universell einsetzbar.<br />
Trinkwasser ist in Ägypten ein rares Gut. Aufgrund eines<br />
knappen Angebots und einer hohen Nachfrage spielt die<br />
Meerwasserentsalzung in den Küstengebieten des Landes<br />
deshalb eine wichtige Rolle.<br />
In Ain Sokhna am Golf von Suez betreibt der ägyptische Chemieund<br />
Düngemittelhersteller NCIC (El Nasr Company for Intermediate<br />
Chemicals) einen Düngemittelkomplex. Für dessen Versorgung mit<br />
Prozess- und Trinkwasser realisiert das spanische Wasseraufbereitungsunternehmen<br />
Desalia in mehreren Phasen eine Entsalzungsanlage.<br />
Desalia ist auf die Trink- und Brauchwasserversorgung mittels<br />
Umkehrosmose-Entsalzungstechnologie spezialisiert und ist mit führend<br />
auf dem ägyptischen Markt für Großprojekte, Hotels und Resorts.<br />
Nach Abschluss der dritten Ausbauphase wird die Entsalzungsanlage<br />
eine Gesamtkapazität von 234 000 m³/Tag an Prozess- und<br />
Trinkwasser haben. In der Anlage kommt die Umkehrosmose als<br />
Entsalzungsverfahren zum Einsatz. Dabei wird das Meerwasser in<br />
einem geschlossenen Behälter mit hohem Druck durch eine semipermeable<br />
Membran gepumpt. Die Trägerflüssigkeit passiert die<br />
Membran, während die Feststoffanteile zurückgehalten und abgeschieden<br />
werden. Je nachdem, welche Schmutzstoffe im Wasser<br />
gelöst sind, werden unterschiedliche Drücke eingesetzt. Dabei erhält<br />
man auf der einen Seite Trinkwasser, während auf der anderen<br />
Seite eine konzentrierte Sole zurückbleibt.<br />
HOCHDRUCKPUMPEN ALS KERNSTÜCK<br />
Hochdruckkreiselpumpen zur Beschickung der Membrane mit<br />
Meerwasser bilden ein Kernstück von Umkehrosmoseanlagen.<br />
Hohe Anlagenverfügbarkeit und nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit<br />
der Anlage werden maßgeblich durch die Auswahl des richtigen<br />
Pumpenkonzeptes mitbestimmt.<br />
Desalia hat die Düchting Pumpen Maschinenfabrik GmbH & Co.<br />
KG mit der Lieferung sämtlicher Pumpen beauftragt. Der Pumpenspezialist<br />
verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Kreiselpumpen<br />
für die Meerwasserentsalzung. Düchting liefert schon seit<br />
Mitte der 1990er-Jahre Produkte nach Ägypten. Die mehrstufigen<br />
ALS EINBAUMODULE KANN<br />
<strong>DER</strong> ANWEN<strong>DER</strong> DIE FREQUENZ-<br />
UMRICHTER EINFACH IN SEINE<br />
MASCHINE INTEGRIEREN<br />
Hochdruckkreiselpumpen sind in ihrer Konstruktion speziell auf<br />
die Anforderungen in der Meerwasserentsalzung abgestimmt.<br />
So sind sie aus hochwertigem Duplex-Edelstahl hergestellt, einem<br />
mehrwasserbeständigen Material. Da es sich bei der Meerwasserentsalzung<br />
um einen äußerst korrosiven Prozess handelt, ist eine<br />
hohe Korrosionsfestigkeit des Materials wichtig.<br />
UMRICHTER STATT DROSSELUNG<br />
Die Entsalzung ist noch immer ein energieintensiver Prozess. Zu<br />
Beginn ist eine kontrollierte Erhöhung des Drucks auf das Membransystem<br />
erforderlich, wobei die Membran behutsam, aber fest gegen<br />
ihre Halterung gedrückt wird. Dies sorgt dafür, dass keine Komponenten<br />
beschädigt werden und ideale Bedingungen (korrekter<br />
Durchfluss und Druck) für die Wassergewinnung vorherrschen.<br />
Da für den Anfahrvorgang und die Produktion ein veränderlicher<br />
Druck benötigt wird, können die Pumpen durch einen Direktstarter<br />
22 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
ANTRIEBSTECHNIK<br />
eingeschaltet und der Motor mit voller Drehzahl betrieben werden.<br />
Der erforderliche Wasserdruck wird dann mittels eines Drosselventils<br />
eingestellt. Diese Vorgehensweise erfüllt zwar ihren Zweck,<br />
erzeugt aber auch mechanische Belastungen, zum Beispiel durch<br />
Vibrationen und Druckschläge in den Rohrleitungen und an den<br />
Ventilen, und verbraucht unnötig Energie.<br />
Folglich gehört die Optimierung der Energieeffizienz und der<br />
Lebenszykluskosten zu den wichtigsten Herausforderungen für den<br />
Erbauer und den Betreiber einer Entsalzungsanlage. „Eine Philosophie<br />
von Desalia ist es, konsequent alle Pumpen in den Anlagen mit<br />
Frequenzumrichtern zu regeln“, betont Michael Gabor, Sales & Project<br />
Manager Seawater Desalination bei Düchting. „Bei Umkehrosmoseanlagen<br />
wird für die Pumpenregelung oft noch die Drosselung mit<br />
einer Klappe oder einem Schieber eingesetzt. Das ist energetisch<br />
nicht sinnvoll, da mit der Pumpe Energie erzeugt und mit der Drosselarmatur<br />
wieder Energie ‘vernichtet‘ wird. Der Frequenzumrichter<br />
stellt den exakten Betriebspunkt ein, ohne dass dafür eine Drosselarmatur<br />
benötigt wird. Energetisch gesehen ist das der goldene Weg.“<br />
HÖHERE LEBENSDAUER UND NUTZUNG<br />
DIGITALER DATEN<br />
Es gibt die Frequenzumrichter als Schrankgeräte (li.),<br />
für die Wandmontage (M.) und als Einbaumodule (re.)<br />
Frequenzumrichter bieten noch zwei weitere wichtige Vorteile: Im<br />
Gegensatz zur Drosselregelung gibt es infolge der Drehzahlregelung<br />
keine Druckstöße im Leitungssystem, was die Haltbarkeit der<br />
Komponenten wesentlich erhöht. Die Daten aus den Geräten können<br />
darüber hinaus für weiterführende Datenanalysen im Prozessleitsystem<br />
genutzt werden, zum Beispiel zur Berechnung der Durchflussmengen<br />
oder auch für das Condition Monitoring, um die<br />
Laufzeiten der Anlage zu verlängern.<br />
Insgesamt 116 Pumpenaggregate von Düchting arbeiten in der<br />
Anlage von NCIC. Neben den mehrstufigen Pumpen für den Entsalzungsprozess<br />
sind es einstufige Pumpen, Prozesspumpen, Druckerhöhungspumpen<br />
sowie sogenannte Intake-Pumpen, die das<br />
Wasser aus dem Meer in die Anlage fördern. Die Antriebstechnik<br />
für die Pumpen stammt komplett von ABB und besteht aus<br />
Frequenzumrichter-Schrankgeräten ACS880-07 und M3BP-Prozessmotoren<br />
mit Graugussgehäuse. Auch einige rippengekühlte<br />
AXR-Hochspannungsmotoren für den Antrieb der großen Hochdruckpumpen<br />
kommen zum Einsatz. Die AXR-Motoren sind<br />
WITTENSTEIN<br />
Service Portal<br />
Montage und<br />
Inbetriebnahme<br />
Inspektion<br />
Ersatzprodukte<br />
Produktinformation<br />
Dialog<br />
Smart<br />
Services<br />
One gate. All support.<br />
Das neue webbasierte WITTENSTEIN Service Portal unterstützt Sie während des<br />
gesamten Lebenszyklus Ihres WITTENSTEIN-Produktes – von der Installation<br />
über die Inbetriebnahme bis zum Servicefall bzw. Austausch des Antriebs.<br />
Hier erhalten Sie die für Ihr Produkt relevanten und aktuellen Informationen,<br />
technischen Daten, Tutorial-Videos zu Montage & Inbetriebnahme, Dokumentationen,<br />
Firmware Files sowie die Kontaktdaten Ihrer Ansprechpartner.<br />
WITTENSTEIN – eins sein mit der Zukunft<br />
www.wittenstein.de/service-portal
ANTRIEBSTECHNIK<br />
hierbei mit einer Niederspannungswicklung versehen, da die<br />
erforderlichen Leistungen für diese Anwendung die Leistung der<br />
M3BP-Prozessmotoren überschreiten. Die größten Motoren und<br />
Frequenzumrichter haben eine Nennleistung von 1 050 bzw. 1 000 kW.<br />
Der Einsatz der ACS880-07 hilft nicht nur, Energie zu sparen,<br />
sondern trägt auch zur Steigerung der Prozessleistung bei, denn der<br />
drehzahlgeregelte Antrieb kann die Fördermenge bzw. den Druck<br />
der Pumpe unmittelbar an die Prozessanforderungen anpassen.<br />
Auch kleine Abweichungen können durch den ABB Industrial Drive<br />
schneller korrigiert werden als mit anderen Regelmethoden.<br />
Die Single Drive-Frequenzumrichter-Schrankgeräte werden auf<br />
Bestellung gefertigt. Sie basieren auf der gemeinsamen ABB-Antriebsarchitektur,<br />
sind kompakt und lassen sich einfach installieren<br />
und in Betrieb nehmen. Dazu Michael Gabor: „Wir beziehen die<br />
Geräte direkt von ABB und müssen dadurch keinen Schrankbauer<br />
dazwischenschalten. Das macht die Sache für uns einfacher.“<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT UND LIEFERTREUE<br />
Bei Düchting setzt man schon seit Langem häufig Frequenzumrichter<br />
von ABB ein. Gabor schätzt ihre hohe Zuverlässigkeit und Bedienerfreundlichkeit.<br />
Der Maschinenbauingenieur sagt: „Wir arbeiten als<br />
mittelständisches Unternehmen gerne mit einem namhaften und<br />
qualitativ hochwertigen Lieferanten wie ABB zusammen, weil das<br />
unser Gesamtprodukt aufwertet. In Diskussionen mit Kunden<br />
sehen diese außerdem, dass Düchting auf Qualität achtet.“ Auch die<br />
ABB-Prozessmotoren können durch eine hohe Zuverlässigkeit<br />
überzeugen. Bei beiden Produktgruppen schätzt Gabor darüber<br />
hinaus die gute Dokumentation und die Liefertreue von ABB.<br />
Bilder: Aufmacher: New Africa – stock.adobe.com; sonstige: ABB<br />
www.abb.de<br />
und dabei die Kosten senken. Die einheitliche Antriebsarchitektur<br />
bietet ein hohes Maß an Bedienerfreundlichkeit mit einheitlichen<br />
Tools und Funktionalitäten.<br />
Wie kann man sich die flexible Anpassung an die Anforderungen<br />
vorstellen?<br />
Zusätzlich zu der ACS880-Standardausführung gibt es die Varianten<br />
Ultra Low Harmonic Drives, rückspeisefähige Geräte sowie mit<br />
Flüssigkeitskühlung. Die Grundgeräte lassen sich mit zahlreichen<br />
Optionen ergänzen. Dazu gehören applikationsspezifische Software,<br />
IEC61131-Programmierung, Smartphone-Apps und Feldbusadapter.<br />
Bei all der Vielfalt: Gibt es die Frequenzumrichter dieser Baureihe<br />
ausschließlich als Schrankgeräte oder sind auch andere Ausführungen<br />
erhältlich?<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
FRED DONABAUER, Leiter Produktmanagement Frequenzumrichter & SPS,<br />
ABB Motion Deutschland<br />
Für welche Branchen und Anwendungen bietet sich der Einsatz<br />
der Frequenzumrichter ACS880 an?<br />
Der ACS880 ist sehr gut geeignet für die Prozessindustrie und<br />
den Maschinenbau. Typische Branchen sind Papier und Zellstoff,<br />
Metall, Bergbau, Zement, Stromerzeugung, Chemie, Öl und Gas,<br />
Gummi und Kunststoff. Anwendungen sind unter anderem Extruder,<br />
Krane, Zentrifugen, Prüfstände, Mischer, Förderanlagen,<br />
Lüfter, Kompressoren und alle Arten von Pumpen.<br />
Welche besonderen Vorteile bieten die Frequenzumrichter<br />
ACS880 Konstrukteuren?<br />
Die Geräte können passend zu den Anforderungen der Anwendung<br />
konfiguriert werden. Außerdem verfügen sie über Sicherheitsfunktionen,<br />
die höchste Maschinensicherheit gewährleisten<br />
Neben den typgeprüften Schrankgeräten sind die ACS880 auch als<br />
Wandmontagegeräte, sowie als Einbaumodule erhältlich. Somit<br />
kann der Anwender die Frequenzumrichter einfach in seine<br />
Maschine oder in eigene Schaltschränke integrieren. Als Unterstützung<br />
stehen umfangreiche Einbaudokumentationen und<br />
Tools zur Verfügung.<br />
Welche Motoren empfehlen Sie für den Einsatz mit Ihren<br />
Frequenzumrichtern?<br />
Auch die Motoren sollten optimal an die Anwendung angepasst<br />
werden – für einen energiesparenden, präzisen und dynamischen<br />
Betrieb. Der ACS880 unterstützt nahezu jeden Motortyp. Dazu<br />
gehören Asynchronmotoren, Permanentmagnetmotoren, Servomotoren,<br />
sowie Synchronreluktanzmotoren, und das auch ohne<br />
Drehgeber-Rückführung.<br />
Wie finde ich den passenden Motor und Umrichter für meine<br />
Anwendung?<br />
Mit dem Webtool ABB Drive Selector kann man anhand vier<br />
einfacher Schritte schnell den passenden Umrichter und Motor<br />
finden. Man muss nur das Land auswählen, für welches das Gerät<br />
bestimmt ist, die Branche, die Anwendung, sowie Spannung und<br />
Leistung. Mit vier weiteren Konfigurationsoptionen lässt sich die<br />
Suche verfeinern. n<br />
Das Interview führte Martina Klein.<br />
24 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
ANTRIEBE IN EXTRU<strong>DER</strong>AUSFÜHRUNG<br />
FÜR DIE KUNSTSTOFFBRANCHE<br />
Bei der Herstellung und Verarbeitung von thermoplastischen<br />
Kunststoffen hat sich die Extrusion als wichtigstes Fertigungsverfahren<br />
etabliert. Für den nötigen Antrieb der Extruder sorgen<br />
die leistungsstarken Maxxdrive-Industriegetriebe von Nord<br />
Drivesystems.<br />
Der Antriebsspezialist<br />
produziert<br />
darüber hinaus<br />
gesamte<br />
Antriebslösungen<br />
in Extruderausführung.<br />
So lassen sich<br />
nahezu alle<br />
üblichen Anschlussmaße<br />
adaptieren.<br />
Großzügig<br />
dimensionierte Drucklager nehmen die Prozesskräfte sicher<br />
auf und gewährleisten eine lange Lebensdauer. Die Option<br />
„Extruder“ kann Nord individuell passend auf die Kundenwelle<br />
zuschneiden und durch verschiedene Lagervarianten auf die<br />
Kundenanforderung anpassen. Anlagenbauer, Hersteller und<br />
Verarbeiter von Kunststoffen erhalten damit die Möglichkeit,<br />
Antriebe sicher, zuverlässig und flexibel auszulegen. Extruderausführungen<br />
stehen für die Maxxdrive-Industriegetriebe in<br />
den Baugrößen 5 bis 11 mit Nenndrehmomenten von 15 bis<br />
75 kNm zur Verfügung.<br />
www.nord.com<br />
CABINET CONTROLLER REIZT GRENZEN AUS<br />
Mit der c500-<br />
Serie stößt<br />
Lenze in eine<br />
neue Leistungsklasse<br />
für<br />
Steuerungen<br />
vor. Als Ergänzung<br />
zu den<br />
Modellen c300<br />
und 3200 C<br />
können nun<br />
auch in sehr<br />
komplexen<br />
Projekten die Motion-Control-Technologien des Herstellers<br />
genutzt werden. Das Herzstück liefert Intel mit der derzeit<br />
stärksten verfügbaren CPU. Komplexere Projekte müssen damit<br />
nicht mehr mit einem Industrie-PC versehen werden. Stattdessen<br />
kann der Maschinenbauer in der gewohnten Umgebung<br />
arbeiten und zudem auf die Software-Bausteine der Fast<br />
Application Software Toolbox zurückgreifen. Bereits existierende<br />
Programme und Module können weiterverwendet werden. Das<br />
Modell c750 lässt die Grenzen zwischen SPS und Industrie-PC<br />
verschwimmen. Es deckt Anwendungen ab, in denen Windows-<br />
Applikationen benötigt werden. Für die Integration der Maschinen<br />
einer Smart Factory bis in die Cloud gibt es Gateways und<br />
die cloudbasierte X4-Plattform. Damit lässt sich auch die neue<br />
Controller-Generation an Webservices anbinden.<br />
www.lenze.com<br />
Modularer Baukasten für<br />
die Fabrikautomation<br />
Hochwertiges Aluminium-Profilsystem<br />
Vielfältige und standardisierte Fördertechnik<br />
Zuverlässige und präzise Linearmodule<br />
www.mk-group.com<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 25
ANTRIEBSTECHNIK<br />
HANDFESTE<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die Fähigkeit, unsere Hände zu benutzen, ist<br />
für uns Menschen von zentraler Bedeutung.<br />
Ein enthusiastisches Technologie- und<br />
Entwicklungsunternehmen aus Schweden hat<br />
es sich zur Aufgabe gemacht, bionische Produkte<br />
zur Unterstützung bei zusätzlichem Kraftbedarf,<br />
bei der Rehabilitation und zur Vorbeugung<br />
von Verletzungen herzustellen. Auf der Suche<br />
nach einer perfekten Antriebslösung für ein<br />
Hand-Exoskelett kommen filigrane<br />
Kugelgewindetriebe ins Spiel.<br />
Autorin: Ursula Schädeli, Eichenberger Gewinde AG, Burg, Schweiz<br />
Die schwedische Bioservo Technologies AB ist ein Anbieter<br />
im Bereich des weichen Exoskeletts und der motorischen<br />
Unterstützung, der sich auf die Hand und andere Extremitäten<br />
des Oberkörpers konzentriert. Das Bioservo-Team<br />
hatte die Idee, einen Handschuh zu entwickeln, der zur Vorbeugung<br />
von Stressverletzungen, zur Rehabilitation und zur Unterstützung<br />
von Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten zu Hause<br />
oder bei der Arbeit beitragen kann. Die Ironhand, die 2019 auf<br />
dem Markt eingeführt wurde, vereint medizinisches Know-how,<br />
Roboter- und Computertechnologie. Der Schweizer Gewindespezialist<br />
Eichenberger verleiht dieser „Zauberhand“ besondere Kräfte.<br />
PARTNER FÜR AUSSERGEWÖHNLICHE PROJEKTE<br />
Für den Schweizer Gewindeprofi Eichenberger sind exotische<br />
Materialien und Dimensionen oder Gewindeformen, die sich außerhalb<br />
der Norm befinden, willkommene Herausforderungen. Außergewöhnliche<br />
Geometrien, eigene Interfaces, besondere Werkstoffe<br />
und Härteverfahren führen zu Speziallösungen. So kann der<br />
Gewindespezialist einen Kugelgewindetrieb mit den Maßen<br />
9,3 × 2 125 mm anbieten. Die dafür notwendigen Werkzeuge stellt<br />
das Unternehmen selbst her. Damit gewährleistet der Gewindespezialist<br />
eine kurze Time-to-Market für anwendungsoptimierte<br />
Produkte höchster Präzision und Wirtschaftlichkeit. Das Projekt<br />
Ironhand war also wie gemacht für Eichenberger. Gemeinsam mit<br />
Bioservo entwickelte Eichenberger die passende Gewindetrieb-<br />
Lösung für den Handschuh.<br />
26 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
01 Weich aber kraftvoll – in der Ironhand treiben<br />
Servomotoren fünf filigrane Kugelgewindetriebe an, die durch dünne<br />
Drahtsehnen mit den Fingern des Handschuhs verbunden sind<br />
SUPERKRÄFTE LEICHT GEMACHT<br />
Ironhand basiert auf der Soft-Extra-Muscle-Technologie (siehe Infokasten).<br />
Das modulare System besteht aus einem leichten Handschuh,<br />
der fünf Finger abdeckt und einem Antriebssystem; die Steuereinheit,<br />
wird als Rucksack getragen. Innerhalb von Millisekunden<br />
kann Ironhand die Griffkraft des Trägers um bis zu 80 N erhöhen.<br />
Ein menschlicher Handgriff wird normalerweise von den Muskeln<br />
des Unterarms und der Hand eingeleitet. Diese Muskeln ziehen die<br />
Sehnen, die von den fünf Fingern ausgehen. Ironhand funktioniert<br />
genauso: Die druckempfindlichen Sensoren in den Fingerspitzen<br />
des Handschuhs erkennen, wann der Benutzer ein Objekt ergreift.<br />
Ein Mikrocomputer berechnet die erforderliche Leistung. Servomotoren<br />
treiben fünf filigrane Kugelgewindetriebe 5 × 2 mm<br />
(Ø 5 mm, Steigung 2 mm) von Eichenberger an. Sie setzen die Drehbewegung<br />
der kleinen Servomotoren in eine Linearbewegung um,<br />
dabei erreichen sie einen Wirkungsgrad von über 94 %. Die Kugelgewindetriebe<br />
sind durch dünne Drahtsehnen mit den Fingern des<br />
DIE KALTVERFORMTEN, INDUKTIV<br />
GEHÄRTETEN KUGELGEWINDETRIEBE<br />
BRINGEN SCHNELLIGKEIT, PRÄZISION<br />
UND MINIMALE PLATZVERHÄLTNISSE<br />
UNTER EINEN HUT<br />
Handschuhs verbunden. Die feinen Verbindungen bewegen die<br />
Finger und die zusätzliche Kraft wird durch den schlanken Handschuh<br />
erzeugt. Je höher der Druck auf die Sensoren ist, desto mehr<br />
Leistung liefert der Handschuh. Ironhand erkennt also, wie der<br />
Benutzer einen Gegenstand greift und passt die Greifbewegung<br />
intuitiv und automatisch an.<br />
SOFT-EXTRA-MUSCLE-TECHNOLOGIE<br />
Das Soft-Extra-Muscle (SEM)-Technologiekonzept geht über<br />
den Stand der Technik hinaus. Zur Unterstützung des Trägers<br />
werden Daten gesammelt und analysiert um griffintensive<br />
Anwendungsfälle mit einem hohen ergonomischen Risiko<br />
zu bewerten und zu identifizieren. Die eingeführte „Intent-<br />
Detection-Logik“, aktiviert die Unterstützung nur dann,<br />
wenn der Träger die Bewegung mit einem natürlichen und<br />
intuitiven Krafteinsatz einleitet. Dies wird durch Sensoren<br />
erreicht, welche die Aktion des Benutzers erfassen. Die<br />
Motoren werden automatisch angesteuert und verstärken<br />
den Krafteinsatz des Trägers. Die Antriebe reagieren sofort<br />
und auf natürliche Weise, um die beabsichtigte Bewegung<br />
zu erleichtern. Dies bedeutet, dass Ironhand berechnet, wie<br />
der Benutzer einen Gegenstand greift. Je schwerer die<br />
Greifbewegung ist, desto mehr Leistung wird bereitgestellt.<br />
smart plastics<br />
Ungeplante Ausfälle vermeiden<br />
Industrie 4.0 – smart plastics erhöhen die Ausfallsicherheit<br />
Intelligente Energieketten, Leitungen und Linearlager sagen Austauschtermine im laufenden<br />
Betrieb voraus und integrieren sich nahtlos in Ihre Prozesse (vorausschauende Wartung).<br />
Dank smart plastics steigt die Anlagenverfügbarkeit und die Wartungskosten sinken.<br />
Video "Industrie 4.0 – vorausschauende Wartung" unter igus.de/smartplastics<br />
plastics for longer life ®<br />
Tel. 02203-9649-800 info@igus.de<br />
Besuchen Sie uns: Hannover Messe – Halle 6 Stand D25<br />
D-1131-smart plastics 188x88N2.indd 1 13.02.20 13:57<br />
Unbenannt-3 1 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 19.02.<strong>2020</strong> 3/<strong>2020</strong>11:25:09<br />
27
ANTRIEBSTECHNIK<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
ANTRIEBSSYSTEME ONLINE KALKULIEREN<br />
www.faulhaber.com<br />
KLEINE HELDEN<br />
IM ALLTAG<br />
Das glaube ich, dass solche außergewöhnlichen<br />
Projekte für die<br />
Entwickler bei Eichenberger eine<br />
willkommene Herausforderung sind.<br />
Gesucht waren Antriebselemente,<br />
die menschliche Finger bewegen –<br />
auf kleinstem Raum, schnell, präzise,<br />
dynamisch, leise, sicher und zuverlässig.<br />
Eichenberger hat den Handschuh<br />
aufgenommen, sich auf den<br />
Kunden und die Anwendung eingelassen.<br />
Und der Gewindespezialist<br />
hat gemeinsam mit dem schwedischen<br />
Exoskelett-Spezialisten im lösungsorientierten<br />
Dialog eine passende<br />
Antwort gefunden, in Form von<br />
fili granen, kaltgerollten und induktiv<br />
gehärteten Gewindespindeln. So<br />
werden die mechanischen Antriebselemente<br />
zu kleinen Helden, die den<br />
menschlichen Alltag erleichtern.<br />
MARTINA KLEIN,<br />
Stv. Chefredakteurin<br />
02 Wirtschaftliche Individualität – die Entwickler bei Eichenberger bauen in der<br />
Regel auf einem bestehenden Produkt auf und passen den Gewindetrieb den<br />
anwendungsspezifischen Anforderungen entsprechend an<br />
HÖCHSTE ANFOR<strong>DER</strong>UNGEN ERFÜLLEN<br />
Geräuschlose Bewegungen auf kleinstem Raum bei großer Belastung – so beschreibt Bioservo<br />
die Anforderungen an die mechanischen Antriebselemente im Pflichtenheft. Hohe<br />
Positioniergenauigkeiten bei kleinsten Hüben und hohe Dynamik im Dauereinsatz sind<br />
zu bewältigen. Sicherheit und Zuverlässigkeit stehen im Mittelpunkt. Die Wartungsintervalle,<br />
die Lebensdauer und nicht zuletzt die Kosten spielen eine tragende Rolle.<br />
Die Eichenberger Gewinde AG kann mit ihren Produkten solche Erwartungen erfüllen.<br />
Die Entwickler versuchen stets, auf einem bestehenden Produkt aufzubauen und den<br />
Gewindetrieb den anwendungsspezifischen Anforderungen entsprechend anzupassen.<br />
Dies bringt einen entscheidenden Preisvorteil mit sich und macht das Kundenprodukt<br />
wettbewerbsfähiger. Durch individuelles Design oder spezielle Herstellungsverfahren<br />
passt der Gewindeprofi seine Produkte der Applikation an und macht anscheinend<br />
Unmögliches möglich. Die kaltverformten, induktiv gehärteten Ironhand-Kugelgewindetriebe,<br />
in der Dimension 5 × 2 mm, bringen Schnelligkeit, Präzision und minimale<br />
Platzverhältnisse unter einen Hut. Zusätzlich verstärkt das ideale Steigungsverhältnis<br />
der Spindel die Effizienz der Bewegung. Die fünf Gewindetriebe, mit drei in der Mutter<br />
eingebauten ausgeklügelten Einzelgangrückführungen, sind außerdem unerwartet<br />
leicht und steigern die Wirtschaftlichkeit der Gesamtlösung.<br />
Bilder: Aufmacher Hintergrund und 01: Bioservo Technologies AB,<br />
Aufmacher Einklinker und 02: Eichenberger Gewinde AG<br />
www.gewinde.ch<br />
Mit dem Faulhaber Drive Selection Tool kann ein Anwender online<br />
passgenau die Antriebssysteme des Herstellers für sein Projekt ermitteln,<br />
und dann direkt anfragen. Wenige Angaben wie Drehzahl und Drehmoment<br />
reichen aus, um schnell grundsätzlich passende Lösungen zu ermitteln.<br />
Eine Liste mit den wichtigsten Parametern zeigt die berechnete Auswahl.<br />
Diese lässt sich dann mit intelligenten Filtern weiter reduzieren, bis die am<br />
besten geeigneten Lösungen gefunden sind. Dazu gibt es eine Vergleichsfunktion<br />
für bis zu drei Varianten, wobei die Produktdaten direkt tabellarisch<br />
präsentiert werden. Sind eine bestimmte Motorserie oder spezielle<br />
Serien einer Motor-Getriebe-Kombination bereits relevant, kann dies im<br />
Voraus gewählt und die Lösung entsprechend in Zusammenhang mit<br />
den gewünschten Leistungsanforderungen berechnet werden. Das Tool<br />
berücksichtigt mit der thermischen Berechnung auch die Änderungen der<br />
elektrischen Eigenschaften durch die Erwärmung des Motors.<br />
28 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
ANSCHLUSSTECHNIK FÜR KAROSSERIE- UND FAHRZEUGBAU<br />
Escha hat ein Leitungssortiment für<br />
die Automobilfertigung aufgelegt.<br />
Die Anschluss- und Verbindungsleitungen<br />
sind auf die Anforderungen<br />
des Karosseriebaus und der<br />
Fahrzeugmontage abgestimmt.<br />
Die Leitung S740 eignet sich für<br />
Schweißapplikationen im Karosseriebau.<br />
Durch einen aufgedickten<br />
Außenmantel ist diese PUR-Leitung<br />
besonders schweißperlenbeständig.<br />
Für Safety-Anwendungen ist die<br />
S740YE auch mit gelbem Außenmantel<br />
und mit gelb umspritzten Griffkörpern erhältlich. Für die Fahrzeugmontage und andere<br />
Gewerke gibt es die PUR-Leitung S370, die mit verschiedenen M8- oder M12-Steckverbindern<br />
kombiniert werden kann. Mit der neuen Leitung S370YE ist eine gelbe Variante im Angebot, die<br />
in Safety-Applikationen eingesetzt werden kann. Für sie stehen ebenfalls Steckverbinder mit gelb<br />
umspritzten Griffkörpern zur Verfügung. Alle diese Leitungen verfügen über gute Schleppkettenund<br />
Torsionseigenschaften sowie eine UL-Zulassung.<br />
www.escha.net<br />
SICHERE SIGNALÜBERTRAGUNG AUF KLEINEM RAUM<br />
Der Bedarf an platzsparenden Lösungen ist ein<br />
wichtiges Thema in Maschinenbau, Robotik und<br />
Automatisierung. Das betrifft auch Industriesteckverbinder.<br />
Harting hat deshalb die Han-D-Serie<br />
entwickelt, die für eine hohe Kontaktdichte und<br />
geringe Abmessungen steht. Bei Han-DDD hat sich<br />
im Vergleich zum bisherigen Standard die Anzahl<br />
der Kontakte mehr als verdoppelt – bei gleichbleibenden<br />
Maßen und elektrischen Eigenschaften. Der<br />
„Triple D“ kann mit maximal 107 Kontakten Signale<br />
oder Leistung übertragen. Die elektrische Leistung<br />
gleicht der des Schwesterprodukts Han-DD mit<br />
maximal 250 V und 10 A. Um die Handhabung in Automation oder Robotik zu erleichtern, bietet<br />
Harting ergänzend Accessoires wie Griffbleche sowie Führungsstifte und -buchsen.<br />
www.harting.com<br />
KÄLTEBESTÄNDIGE KABEL: ROBUST IN EISIGEN UMGEBUNGEN<br />
TKD hat sein Sortiment an besonders<br />
kältebeständigen Kabeln und<br />
Leitungen erweitert mit ÖPVC Arctic<br />
+UV - 60 °C Black. Dieses Portfolio<br />
an Maschinensteuerleitungen ist<br />
für den Betrieb bei extremen<br />
Minus-Temperaturen konzipiert. Ein<br />
Außenmantel aus einem kälteflexiblen<br />
PVC-Compound sorgt dafür, dass<br />
die Energie-, Steuer-, Anschluss- und<br />
Verbindungsleitungen bei flexiblen<br />
Anwendungen für - 40 °C und bei<br />
fester Verlegung sogar für - 60 °C ausgelegt sind. Prädestiniert sind diese Leitungen, die es in<br />
einer Vielzahl von Querschnitten und Abmessungen gibt, für unterschiedlichste Einsätze im<br />
Anlagen- und Maschinenbau, in der Heiz- und Klimatechnik sowie in Kühlhäusern. Outdoor-<br />
Anwendungen ermöglicht der UV-beständige, schwarze Außenmantel. Alle Leitungen der Serie<br />
sind lagenverseilt und damit platzsparend. Dazu sind sie flammwidrig und selbstverlöschend.<br />
Sie können ohne vorheriges induktives Erwärmen im vorgegebenen Temperaturbereich schnell<br />
und sicher verlegt werden.<br />
www.tkd-kabel.de<br />
Innovative Membran<br />
Große Kabeltülle für<br />
einen variablen<br />
Klemmbereich bis 3 mm<br />
Die neue QTMB dient zur Einführung<br />
von Leitungen mit Stecker in das<br />
KEL-QUICK-System.<br />
• Hohe Flexibilität: Durch die<br />
innovative Membran werden mit<br />
einer Tülle viele Leitungsdurchmesser<br />
abgedeckt (Varianz bis zu 3 mm)<br />
• Erstmalig auch für große Leitungen<br />
mit Klemmbereichen bis zu 23 mm<br />
IP54<br />
Nur 4 Tüllen decken einen<br />
Klemmbereich von 14 – 23 mm ab!<br />
14 – 17 mm<br />
18 – 21 mm<br />
16 – 19 mm<br />
20 – 23 mm<br />
www.icotek.com
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
SANFTER<br />
ENERGIEABBAU<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Zugänge auf Firmengelände sind häufig<br />
mit schnellfahrenden Sicherheitstoren<br />
ausgestattet. Um ein punktgenaues Abstoppen<br />
zu gewährleisten, stattet ein führender<br />
europäischer Anbieter die Speedgates seiner<br />
Tore mit langlebigen Strukturdämpfern aus.<br />
Auf Schranken, Drehkreuze und Sicherheitstore aller Art ist<br />
das belgische Unternehmen Bam Bormet BVBA spezialisiert.<br />
Es hat bereits über 10 000 dieser Lösungen entwickelt,<br />
produziert und angebracht. Die Anforderungen von großen<br />
Firmen und Einzelkunden sind dabei stets individuell. Sie reichen<br />
von einfachen Zugangslösungen bis hin zu extrem sicheren Schnelllauftoren.<br />
Um den Wünschen der Kundschaft gerecht zu werden,<br />
produzieren die Limburger ausschließlich in den eigenen Werkstätten<br />
nach Maß und entwickeln auch dort neue Lösungen. „Bei unserem<br />
Top-Produkt in Sachen Sicherheit wollten wir zwei Eigenschaften<br />
optimieren: Erstens ein leiseres Öffnen und zweitens längere Standzeiten“,<br />
schildert Geschäftsführer und Projektingenieur Ruben<br />
Schreurs die Ausgangslage für eine Weiterentwicklung der „Speedgate“<br />
getauften Tore des Unternehmens. Prinzipiell wäre es auch<br />
denkbar gewesen, die Verfahrgeschwindigkeit über den Elektromotor<br />
zu regulieren. Doch das kam aus Sicherheitsgründen, um die Endlage<br />
auch bei Stromausfällen zu schützen, nicht in Frage.<br />
SCHNELLIGKEIT BEDEUTET SICHERHEIT<br />
Die Sicherheitselemente der Speedgates bestehen aus zwei Flügeln,<br />
die sich aus zwei einzelnen Paneelen à 85 kg zusammensetzen. Ein<br />
Hauptmerkmal dieser Schnelllauftore ist, dass sie den kompletten<br />
Weg beim Schließ- und Öffnungsvorgang in jeweils 5 Sekunden<br />
Autor: Robert Timmerberg, M. A., Fachjournalist (DFJV),<br />
Geschäftsführer plus2 GmbH, Wermelskirchen<br />
zurücklegen. Damit bewegt sich das in dem hier beschriebenen Fall<br />
mit einer Größe von 6 × 2,25 m gefertigte Torsystem mit einer<br />
Geschwindigkeit von bis zu 0,9 m/s. Dieses Tempo ist Teil des<br />
Sicherheitskonzeptes. Dadurch ist ein nicht erwünschtes Hindurchschlüpfen<br />
von nicht vorab kontrollierten bzw. authentifizierten<br />
NEBEN FLEXIBLEN DÄMPFUNGS<br />
EIGENSCHAFTEN PUNKTEN DIE<br />
STRUKTURDÄMPFER AUCH MIT<br />
EINER LANGEN LEBENSDAUER<br />
Personen oder Fahrzeugen nahezu ausgeschlossen. „Wenn die Tore<br />
langsamer schließen würden, könnte man auch Lösungen von<br />
gestern nutzen. In sensiblen Sicherheitsbereichen kommt das aber<br />
nicht in Frage“, bringt es Dries Schreurs, Rubens Bruder und Mitgeschäftsführer,<br />
auf den Punkt. Dabei standen die gewünschten<br />
Optimierungen für das Team von Bam Bormet nicht beim Schließ-,<br />
sondern beim Öffnungsvorgang des Tores im Vordergrund, weil<br />
durch den Aufklappmechanismus die elektromotorisch angetriebenen<br />
und auch wieder gestoppten Flügel mit einer Restenergie<br />
gegen die ebenfalls metallische Torhalterung fuhren.<br />
WARTUNGSFREIE HELFER<br />
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des besten Endlagenschutzes<br />
war für die Torspezialisten, dass die zu integrierenden<br />
Komponenten hochwertig sind, nicht gewartet und nur so selten<br />
wie möglich ausgewechselt werden müssen. Die Ingenieure von<br />
Bam Bormet recherchierten zuerst online verschiedene Festkörperdämpfer<br />
für das Abbremsen der Öffnungsbewegung und nahmen<br />
dann Kontakt zur ACE Stoßdämpfer GmbH in Langenfeld auf. Um<br />
auf der sicheren Seite zu sein, bestellte Bam Bormet verschiedene<br />
Modelle der wegen ihrer rohrähnlichen Form Tubus genannten<br />
Strukturdämpfer bei ACE. Mehrere Praxistests bei dem Bam Bormet<br />
Kunden Ellimetal, einem belgischer Anbieter hochwertiger Ingenieur-<br />
und Fertigungsleistungen im Bereich von Druckbehältern,<br />
30 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
GEWIN(N)DE-<br />
TRAGBOLZEN<br />
ZEIT IST GELD…<br />
EINFACH<br />
SCHNELL<br />
EINSATZ<br />
DIREKT IM GEWINDE<br />
Silos und speziellen Prozessgeräten, sollte die Passgenauigkeit<br />
der Strukturdämpfer unter Beweis stellen.<br />
ERFOLGREICHES PILOTPROJEKT<br />
Es zeigte sich schnell, dass die in erster Linie als Stoßdämpfer konzipierten<br />
Tubus, bestens geeignet sind, beim Öffnen der Tore deren<br />
kinetische Energie wirksam und dauerhaft abzubauen, wenn es<br />
nicht auf punktgenaues Abstoppen ankommt. Sowohl eine mit<br />
dem firmeneigenen Berechnungsprogramm von ACE durchgeführte<br />
Auslegung als auch die Feldversuche in Belgien ermittelten<br />
den gleichen Tubus-Typ, der für die Erledigung der Aufgabe am<br />
besten geeignet ist: Der Tubus TR52-32H gehört zu den radial<br />
dämpfenden Vertretern der Familie und verzögert nicht nur sehr<br />
lang und weich mit einem Hub von 32 mm, sondern kann auch<br />
Kräfte von bis zu 11,7 Nm pro Hub aufnehmen. Dass die Tubus von<br />
TRÄGT BIS ZU<br />
840 kg<br />
SICHER<br />
ROBUST<br />
ENTRIEGELUNG PER KNOPFDRUCK<br />
SPART ZEIT<br />
01 „Weil unsere Erfahrungen hinsichtlich der Arbeitsgeräusche<br />
und der Wartungsfreiheit so positiv sind, werden wir alle unsere<br />
Speedgates in Zukunft mit Tubus ausstatten“, berichten stolz<br />
Ivan Schreurs (ehemaliger Inhaber), Dries und Ruben Schreurs,<br />
Geschäftsführer, Bam Bormet BVBA (v.l.)<br />
www.halder.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
DETAILS SIND OFT<br />
<strong>DER</strong> SCHLÜSSEL<br />
ZUR LÖSUNG<br />
Außergewöhnliche Lösungen finden<br />
sich oft per Zufall oder werden von<br />
findigen Anwender erkannt und<br />
clever angepasst. Details sind oft<br />
der Schlüssel zur Lösung. Die hier<br />
vorgestellte Anwendung demonstriert<br />
nur zu gut, wie eine erfolgreiche<br />
Adaption laufen kann. Häufiger<br />
werden Strukturdämpfer allerdings<br />
zur Schwingungsisolierung von<br />
Maschinen, zum Schutz von<br />
Linearmodulen oder zum Sichern<br />
von Hydraulikzylindern eingesetzt.<br />
So kommen diese Komponenten zum Beispiel in der Automation<br />
als Anschlagdämpfer zum Einsatz. In vielen Handling- und Robotersystemen<br />
dienen sie als kostengünstiger Schutz der Endlagen. Und<br />
in Gabelstaplern, in Fitnessgeräten oder im allgemeinen Maschinenund<br />
Anlagenbau werden sie als Hub-Begrenzer eingesetzt. In allen<br />
Umgebungen profitieren die Anwender zumeist von Schallreduktionen<br />
gegenüber vergleichbaren Lösungen.<br />
Für den Krananlagenbau hat ACE zudem spezielle Hochleistungs-<br />
Krandämpfer entwickelt, die ideale Kennlinien mit hohen Rückstellkräften<br />
bei aufgenommenen Energien von 450 bis 17 810 Nm<br />
pro Hub für Notstopp-Anwendungen besitzen. Solche Tubus Krandämpfer<br />
der TC-Familie bieten dynamische Kraftaufnahmen von<br />
800 00 N bis zu 978 000 N und wiegen in der schwersten Ausführung<br />
unter 4 kg, bauen aber schon mit dem ersten Hub bis zu 64 % der<br />
Energie ab, mit der sie belastet werden.<br />
Bilder: Aufmacher: kmls – stock.adobe.com, 01: Bam Bormet BVBA,<br />
02 – 04: ACE Stoßdämpfer GmbH<br />
www.ace-ace.de<br />
INGA RONSDORF, Redakteurin<br />
ACE noch mehr Spielraum beim Energieabbau für Anwendungen,<br />
zum Beispiel in Linearachsen, im Werkzeugbau oder Handlinggeräten<br />
bieten, zeigen Kraftaufnahmen von bis zu 290 Nm/Hub bei den Topmodellen<br />
der TR-H-Typen. Im Notfall sind sogar Kräfte von 427 Nm/<br />
Hub erlaubt.<br />
STRUKTURDÄMPFER IM MASCHINENBAU<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Auch im Maschinenbau finden Strukturdämpfer Einsatz. Neben der<br />
TR-Familie umfasst die Tubus-Produktserie noch weitere sieben<br />
Bauarten. Insgesamt stehen für die unterschiedlichsten Anwendungen<br />
fast 150 Einzelprodukte zur Verfügung. Dabei ist es möglich,<br />
degressive, progressive oder annähernd lineare Kennlinien zu<br />
erzeugen. Die Strukturdämpfer stellen eine preisgünstige Alternative<br />
zu hydraulischen Dämpfern dar, wenn es nicht auf punktgenaues<br />
Abstoppen ankommt. Zu 90 % ab Lager verfügbar, wird die Dämpfungseigenschaft<br />
durch das Material und die einzigartigen Fertigungsschritte<br />
erzeugt. Zusätzlich zu ihrer hohen Flexibilität der<br />
Dämpfungseigenschaften verfügen die Tubus auch über eine lange<br />
Lebensdauer. Neben der sehr hohen Standzeit von bis zu 1 Million<br />
Lastwechseln profitieren sie vor allem durch ihre platzsparende<br />
Bauform und das geringe Eigengewicht.<br />
02<br />
04<br />
02 Die Speedgates von Bam Bormet bestehen aus<br />
2 x 2 Elementen und wiegen 85 kg pro Stück<br />
03 Die Produktfamilien TR, TR-L und TR-H zeichnen sich<br />
in ihren Dämpfungsbildern vor allem durch die progressive<br />
Kennlinie mit weichem Kraftanstieg bei langem Hub aus<br />
04 Zahlreiche Unternehmen im Bereich der Lineartechnik,<br />
wie z. B. die Lisco GmbH, statten Einfach- oder Mehrachssysteme<br />
zum Schutz der Endlagen und der Gesamtkonstruktion mit<br />
Strukturdämpfern von ACE aus<br />
03<br />
32 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
AUFSITZSPANNER ZUM SCHIEBEN<br />
Mit dem Aufsitzspanner<br />
hat das<br />
Unternehmen<br />
Erwin Halder eine<br />
Lösung parat, mit<br />
der Anwender<br />
auch schwer zu<br />
spannende<br />
Bauteile sicher<br />
fixieren können.<br />
Zum Spannen<br />
lässt sich die<br />
Pratze um bis<br />
zu 30 mm nach<br />
hinten und nach Einlegen des Werkstücks wieder nach vorne<br />
schieben. Dann stellt der Anwender die gewünschte Spannposition<br />
über die Rändelschraube ein und sichert alles mit der Rändelmutter.<br />
Um den Spannpunkt einfach zu reproduzieren, kann der Spanner<br />
sehr einfach mit Hilfe eines Positionierrings gegen Verdrehen<br />
gesichert werden. Halder fertigt die Aufsitzspanner aus einsatzgehärtetem,<br />
brüniertem und geschliffenem Einsatzstahl und sie<br />
spannen mit 10 kN. Die schiebbaren Aufsitzspanner mit Durchmesser<br />
M12 gibt es in zwei verschiedenen Höhen. Bei beiden<br />
Größen haben Anwender die Wahl zwischen drei unterschiedlichen<br />
Betätigungsarten: über eine Spannschraube, einen Exzenterhebel<br />
und einen verstellbaren Klemmgriff mit Axiallager.<br />
www.halder.com<br />
WELLGETRIEBE:<br />
KOMPAKT, LEICHT UND LANGLEBIG<br />
Um Bewegungen, z. B. an der<br />
fünften Roboterachse,<br />
kostengünstig zu realisieren,<br />
hat Igus Wellgetriebe auf<br />
Basis seiner schmierfreien<br />
Tribo-Polymer-Kunststoffe<br />
entwickelt. Durch die<br />
Iglidur-Hochleistungskunststoffe<br />
müssen die Wellgetriebe<br />
nicht wie metallische<br />
Varianten zusätzlich<br />
geschmiert werden. Reibung<br />
und Verschleiß werden durch<br />
die trockenlaufenden Tribo-Polymere optimiert. Gleichzeitig<br />
ermöglicht der Einsatz von Kunststoffen eine äußerst kompakte<br />
Bauweise. Durch eine aktive Forschung und Weiterentwicklung<br />
der Wellgetriebe wurde vor allem in der neuesten Generation die<br />
Laufruhe, das Umkehrspiel und die Lebensdauer durch konstruktive<br />
Optimierungen und die Werkstoffauswahl weiter verbessert.<br />
Die Getriebe gehören zum Low-Cost-Automation-Angebot des<br />
Herstellers. Damit lassen sich langlebige Automatisierungslösungen<br />
für den Mittelstand entwickeln – etwa Roboter, die im Einzelhandel<br />
Kaffee ausschenken oder Pick-and-Place-Aufgaben in der Industrie<br />
erledigen.<br />
www.igus.de<br />
MAGNETISCHE VIELFALT: EISENHALTIGE HAFTFOLIEN<br />
SCHAFFEN NEUE NUTZFLÄCHEN<br />
In der Produktlinie FerroPad<br />
bietet Schallenkammer<br />
Magnetsysteme eisenhaltige<br />
Haftflächen an, mit denen sich<br />
jeder Untergrund im Handumdrehen<br />
in eine magnetische<br />
Arbeitsfläche verwandeln<br />
lässt. Auf diese Weise können<br />
brachliegende Flächen an<br />
Türen, Wänden oder Möbeln<br />
sinnvoll für Aufgaben der<br />
Visualisierung, Organisation<br />
und Information genutzt<br />
werden. Die FerroPad-Haftflächen für Magnete gibt es zum Ankleben, Aufhängen<br />
oder auch zur magnetischen Anbringung.<br />
Die Abmessungen und das Format der FerroPad-Haftflächen stimmt Schallenkammer<br />
weitgehend auf die Vorstellungen des Kunden ab. Auch hinsichtlich der<br />
Befestigungsarten gibt es mehrere Möglichkeiten: Für die Anbringung auf glatten<br />
Untergründen (z. B. Glastüren) wird die Rückseite mit einem lösbaren Selbstklebe-<br />
Coating beschichtet, für unebene Wandflächen (z. B. Raufasertapete) hingegen<br />
mit einem Schaumkleber. Falls eine eisenhaltige Oberfläche vorhanden ist (z. B.<br />
Stahlmöbel) kann die Rückseite der Haftfläche auch mit einer magnetischen Folie<br />
versehen werden. Und wenn es der Anwender wünscht, fertigt Schallenkammer<br />
die eisenhaltigen Tafeln mit geösten Bohrungen an den Ecken zum Aufhängen<br />
oder Anschrauben.<br />
Als weitere Möglichkeiten der Individualisierung bietet Schallenkammer das<br />
Bedrucken der Haftflächen an sowie eine Auswahl von 17 Farben für die Vorderseite.<br />
Passend zu allen FerroPad-Haftflächen bietet Schallenkammer eine Vielzahl<br />
verschiedener Magnetelemente und -symbole an. Auch sie können in Farbe, Form<br />
und Typ in allen nur denkbaren Varianten bereitgestellt werden.<br />
www.schallenkammer.de<br />
ABGEDICHTETES MINIATUR-SPANN-<br />
MODUL MIT HOHER EINZUGSKRAFT<br />
Speziell für kompakte Anwendungen in Zerspanung,<br />
Montage und Handhabung sowie in der<br />
Messtechnik hat Schunk ein komplett abgedichtetes<br />
Miniatur-Spannmodul entwickelt. Das<br />
Vero-S NSE mikro 49-13 verbindet kompakte<br />
Abmessungen mit hohen Einzugs- und Haltekräften,<br />
großer Formstabilität sowie einer<br />
Wechselwiederholgenauigkeit von unter<br />
0,005 mm. Der Antrieb beim Schunk Vero-S NSE<br />
mikro 49-13 erfolgt über einen Axialkolben und<br />
ermöglicht Einzugskräfte von 1 500 N. Damit ist<br />
das Modul zwischen dem NSE mikro 49 (400 N)<br />
und dem NSE mini 90-25 (6 000 N) angesiedelt.<br />
Die Haltekräfte liegen je nach verwendeter<br />
Gewindegröße des Spannbolzens (ø 10 mm) bei<br />
3 000 N (M3) bzw. 5 000 N (M4). Die Verriegelung<br />
erfolgt mechanisch über ein Federpaket. Sie<br />
ist selbsthemmend und formschlüssig. Zum<br />
pneumatischen Öffnen des Moduls genügt ein<br />
Systemdruck von 6 bar. Alle Funktionsteile sind<br />
in Edelstahl ausgeführt.<br />
www.schunk.com<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 33
SPECIAL<br />
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
SPECIAL
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
EINE<br />
KOOPERATION,<br />
DIE SITZT!<br />
Wie arbeitet der Konstrukteur in der Zukunft?<br />
Am Beispiel eines per Generative Design<br />
entwickelten Stuhls zeigt sich, welche Rolle<br />
künstliche Intelligenz spielen könnte und wie<br />
eine Zusammenarbeit zwischen Mensch und<br />
Software aussehen kann.<br />
Die wenigsten Menschen machen sich Gedanken darüber, wie<br />
Alltagsprodukte eigentlich entstehen und noch viel weniger<br />
machen sie sich Gedanken, wie sie in Zukunft entstehen<br />
werden. Es beginnt in der Regel mit einem Bild im Kopf des<br />
Konstrukteurs, der sich mit einer bestimmten Vorstellung ans Werk<br />
macht und versucht, Herausforderungen zu lösen. Beispielsweise<br />
muss ein Stuhl ein bestimmtes Gewicht aushalten, seine Gestaltung<br />
sollte weitestgehend der Idee des Designers entsprechen und dabei<br />
auch noch möglichst bequem sein. Steht das Design, wird oft erst im<br />
nächsten Schritt eine Auswahl der möglichen Materialien und Fertigungsmethoden<br />
getroffen. Oftmals müssen mehrere Prototypen produziert<br />
werden, bis Design, Material und Fertigungsmethode perfekt<br />
aufeinander abgestimmt sind. Zusätzlich muss durchdacht werden,<br />
was alles passieren muss, damit er überhaupt produziert werden kann<br />
und sich auch kommerziell lohnt. Außerdem entsprechen oftmals<br />
weder die Fertigung noch das Endergebnis den immer dringlicher<br />
werdenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit eines Produkts.<br />
Die Produktentwicklung befindet sich jedoch im Wandel – und mit<br />
ihr die Rolle des Konstrukteurs. Maschinen kommen nicht mehr nur<br />
bei der Umsetzung einer Idee zum Einsatz, sondern werden auch zu<br />
Partnern des Menschen bei der Entwicklung. Ihr großer Vorteil:<br />
DIE MASCHINE LIEFERT EINE<br />
VIELZAHL AN LÖSUNGSMÖGLICH<br />
KEITEN; ES IST DIE VERANT<br />
WORTUNG DES <strong>KONSTRUKTEUR</strong>S,<br />
DIE BESTMÖGLICHE VARIANTE ZU<br />
IDENTIFIZIEREN UND WEITER<br />
ZUENTWICKELN<br />
Anders als das menschliche Gehirn sind sie nicht beeinflussbar und<br />
können mithilfe der Cloud in kurzer Zeit eine enorme Anzahl an Ideen<br />
durchdenken und -rechnen. Das sogenannte Generative Design in<br />
Autodesk Fusion 360 kehrt den Entwicklungsprozess um: Erst erfolgt<br />
die detaillierte Problembeschreibung – welche Anforderungen muss<br />
das Produkt erfüllen, welche Einschränkungen gibt es, welche Materialien<br />
kommen infrage und welche Maschinen stehen zur Produktion<br />
zur Verfügung – dann erst folgt die Lösungsfindung. Der Computer<br />
„denkt“ dabei in einer Vielzahl an Varianten, die mit menschlicher<br />
Denkleistung kaum möglich wären. Mensch und Maschine werden<br />
bei diesem Prozess Partner – wobei der eine vom anderen lernt – und<br />
lernen muss. Ein eindrucksvolles Beispiel für diese neue Offenheit im<br />
Designansatz ist der A.I. Chair von Kartell, der in Zusammenarbeit des<br />
Autor: Karl Osti, Industry Manager<br />
Manufacturing, Autodesk GmbH, München<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 35
SPECIAL<br />
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
Star-Designers Philippe Starck mit dem Software-Unternehmen<br />
Autodesk entstanden ist.<br />
STAR-DESIGNER UND SOFT-<br />
WARE – EINE ANNÄHERUNG<br />
„Künstliche Intelligenz, kannst du uns sagen,<br />
wie wir unsere Körper unter Einsatz von so<br />
wenig Material wie möglich ausruhen<br />
können?“ So lautete – in Prosa übersetzt –<br />
die Frage, die Starck und sein Team der<br />
Software von Autodesk stellten. Einer Software<br />
eine Frage stellen, das heißt: In ihr<br />
werden die Designziele zusammen mit<br />
Parametern wie Materialien, Konstruktionsmöglichkeiten<br />
und Kosten- und Effizienzangaben<br />
zusammengeführt. Im Fall des A.I.<br />
Chair waren das Informationen zu Philippe<br />
Starcks Designansatz – beispielsweise diente<br />
sein Stuhlmodell Louis Ghost als Referenz<br />
für Rückenlehne, Sitzfläche und Armauflagen<br />
des neuen Stuhls. Gefüttert wurde der<br />
Algorithmus außerdem unter anderem mit<br />
Vorgaben zur Bequemlichkeit des Stuhls<br />
und EU-Richtlinien zur Belastbarkeit. Basierend<br />
auf den eingegebenen Informatio<br />
GENERATIVES DESIGN<br />
TRIFFT SPRITZGUSS<br />
Generatives Design wird häufig in einem<br />
Atemzug mit 3D-Druck genannt. Kein<br />
Wunder, schließlich lässt sich das Potenzial<br />
der additiven Fertigung mit konventionellen<br />
Entwicklungsmethoden kaum ausschöpfen.<br />
Das Beispiel A.I. Chair beweist aber, dass<br />
generatives Design genauso beim Einsatz<br />
konventioneller Fertigungsverfahren<br />
Vorteile erschließen und zu völlig neuen<br />
Lösungen führen kann. Ein in vielerlei<br />
Hinsicht spannendes Projekt!<br />
MARTINA KLEIN, Stv. Chefredakteurin<br />
nen entwickelte die Software verschiedene<br />
Lösungsmöglichkeiten und zeigte zahlreiche<br />
Designalternativen auf. Dass dabei nicht<br />
bereits im ersten Anlauf ein Stuhldesign<br />
den stilistischen und praktischen Anforderungen<br />
vollständig gerecht wurde, war<br />
erwartbar.<br />
Arthur Harsuvanakit, Senior Designer bei<br />
Autodesk, fungierte während des gesamten<br />
Prozesses als eine Art Übersetzer zwischen<br />
Star-Designer und Software. Je genauer<br />
Starck seine Vorstellungen formulierte und<br />
je mehr Informationen Harsuvanakit in die<br />
Software einspeisen konnte, desto schneller<br />
lernte sie – und desto präziser erfüllten die<br />
vorgeschlagenen Entwürfe die Erwartungen.<br />
„Während des Kennenlernens brachte<br />
Starck dem System seine Designabsicht<br />
näher, und die künstliche Intelligenz versuchte<br />
so viel wie möglich zu lernen, um so<br />
hilfreich wie möglich zu werden. Im Verlauf<br />
der Beziehung entwickelte sich das System<br />
zu einem starken kollaborativen Partner<br />
und begann damit, Starcks Vorlieben und<br />
Arbeitsweise, zu antizipieren“, beschreibt<br />
Harsuvanakit die Zusammenarbeit.<br />
EIN DESIGN PASSEND ZUR<br />
FERTIGUNGSMETHODE<br />
Ein wesentlicher Vorteil des generativen<br />
Designs in Autodesks Fusion 360 ist, dass<br />
man die gewünschte Fertigungsmethode<br />
als Parameter festsetzen kann, der bei der<br />
Entwicklung des idealen Designs mit einbezogen<br />
wird. So auch beim A.I. Chair, der<br />
von Philippe Starck von Beginn an gedacht<br />
war als vergleichsweise kostengünstiges<br />
Massenprodukt, das im Rahmen von Kreislaufwirtschaft<br />
aus recyceltem Material hergestellt<br />
werden sollte. Als geeignetes Fertigungsverfahren<br />
identifizierte das Team um<br />
Philippe Starck den Spritzguss und speiste<br />
die entsprechenden Anforderungen in den<br />
Algorithmus ein. Auf diese Weise lieferte<br />
die Software ausschließlich Vorschläge für<br />
Designs, die beispielsweise eine wie beim<br />
Spritzguss erforderliche geringe Wandstärke<br />
aufzeigten oder dank kleinstmöglicher Überhänge<br />
einfach aus der Gussform zu lösen zu<br />
RESSOURCENSCHONENDE KREISLAUFWIRTSCHAFT,<br />
DIE BEIM DESIGN BEGINNT – AUCH UNTER DIESEM<br />
GESICHTSPUNKT ZEIGT <strong>DER</strong> A.I. CHAIR, WIE DIE<br />
ZUKUNFT <strong>DER</strong> PRODUKTENTWICKLUNG AUSSIEHT<br />
sind. Die exakte Abstimmung aller Parameter<br />
durch den Einsatz von generativem<br />
Design verringert dabei auch die Verschwendung<br />
von Material. Ressourcenschonende<br />
Kreislaufwirtschaft, die beim<br />
Design beginnt – auch unter diesem Gesichtspunkt<br />
zeigt der A.I. Chair, wie die Zukunft
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
Dieses Stuhlmodell, Ergebnis eines früheren Forschungsprojekts, ist ein alleiniger Designvorschlag<br />
der Software; es zeigt, wie wichtig die Einflussnahme des Konstrukteurs nach wie vor bleibt<br />
der Produktentwicklung aussieht. Der Stuhl<br />
besteht vollständig aus recyclebarem Material,<br />
das exakt auf die ästhetischen und<br />
strukturellen Anforderungen der Designobjekte<br />
angepasst werden konnte. Gewonnen<br />
wird das Material aus Abfällen, die aus der<br />
industriellen Produktion des Unternehmens<br />
stammen. „Dieser Stuhl ist ein perfektes<br />
Beispiel für die Entwicklung der Designund<br />
Fertigungsindustrie in Richtung Nachhaltigkeit<br />
und Kreislaufwirtschaft“, erklärt<br />
Arthur Harsuvanakit.<br />
VOM PROBLEMLÖSER ZUM<br />
PROBLEMBESCHREIBER<br />
Auch wenn ein Projekt mit einem Star-Designer<br />
wie Starck zunächst etwas abstrakt<br />
klingen mag – die Entstehung des A.I. Chair<br />
ist wegweisend: Starck, der nach eigener<br />
Aussage keinen Computer besitzt, setzt auf<br />
künstliche Intelligenz und Rechenpower<br />
aus der Cloud. Was heute noch außer-<br />
DIE SOFTWARE<br />
gewöhnlich klingt, wird in naher Zukunft<br />
zur Regel – nicht nur für Produkte, die von<br />
Star-Designern entworfen werden. „Dieses<br />
Projekt zeigt, wie der Prozess der Produktentwicklung<br />
sich verändern wird und<br />
mit ihm auch das Berufsbild des Konstrukteurs“,<br />
sagte Arthur Harsuvanakit, „er<br />
wird vom Problemlöser zum Problembeschreiber.“<br />
Aufgabe des Konstrukteurs ist es also, Ziele,<br />
Einschränkungen und Anforderungen so präzise<br />
wie möglich zu erfassen und kreativen Input<br />
so aufzubereiten, dass die Software lernen<br />
und den Erwartungen des Konstrukteurs gerecht<br />
werden kann. Während die Maschine<br />
eine Vielzahl an Lösungsmöglichkeiten und<br />
Designvorschlägen liefert, ist es die Verantwortung<br />
des Konstrukteurs, die bestmögliche<br />
Variante zu identifizieren und weiterzuentwickeln.<br />
Mehr denn je benötigt er dafür die Fähigkeit,<br />
offen zu sein für völlig neue Ansätze,<br />
auf die ein menschliches Gehirn unter Umständen<br />
gar nicht gekommen wäre.<br />
Autodesk Fusion 360 ist eine cloud-basierte Autodesk-Software für die 3D-Modellierung<br />
des gesamten Produktentwicklungsprozesses. Sie verbindet CAM-,<br />
Engineering-, Simulations- und Design-Tools und bietet kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen eine Möglichkeit, weltweit vernetzt in den Bereichen<br />
Entwurf, Konstruktion und Simulation sowie Fertigung auf einer Plattform<br />
zusammenzuarbeiten. Der Generative-Design-Ansatz von Autodesk ermöglicht<br />
im gesamten Konstruktionsprozess die Erkundung und Prüfung verschiedenster<br />
Lösungsansätze und deren Vor- und Nachteile hinsichtlich Material, Verhalten,<br />
Leistung und Herstellungsmöglichkeiten.<br />
A.I. CHAIR IST<br />
<strong>DER</strong> ERSTE STUHL,<br />
<strong>DER</strong> AUSSERHALB<br />
EINES GEHIRNS<br />
GESTALTET WURDE<br />
Künstliche Intelligenz, ohne<br />
kulturellen Hintergrund, ohne<br />
Erinnerungen, ohne Beeinflussungen,<br />
reagiert nur mit Intelligenz –<br />
das ist „künstliche“ Intelligenz.<br />
A.I. Chair ist der erste Stuhl, der<br />
außerhalb eines Gehirns gestaltet<br />
wurde, außerhalb unserer gewohnten<br />
Denkweisen. Auf diese Weise<br />
öffnet sich eine neue Welt für uns.<br />
Unbegrenzt.<br />
PHILIPPE STARCK,<br />
Designer und Architekt, Paris<br />
Wie tragend die Rolle des Konstrukteurs in<br />
dieser Kooperation von Mensch und Maschine<br />
ist und was passiert, wenn er nicht<br />
eingreift bzw. seine Anforderungen an das<br />
Produkt nicht deutlich macht, zeigt ein<br />
Stuhlmodell, das bereits vor einigen Jahren<br />
im Rahmen eines Autodesk Forschungsprojekts<br />
entwickelt wurde – völlig unabhängig<br />
von dem Philippe-Starck-Projekt. Es lässt<br />
wesentliche Ansprüche an einen Stuhl hinsichtlich<br />
Funktion und Design außer Acht<br />
und ist daher kein brauchbares Ergebnis.<br />
In einem produktiven Zusammenspiel<br />
von Mensch und KI hingegen liegt – wie der<br />
A.I. Chair zeigt – das Innovationspotenzial,<br />
das Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig<br />
macht.<br />
Bilder: S. 37, links: Autodesk, sonstige: Kartell<br />
www.autodesk.de<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 37
KLARTEXT<br />
VR/AR – NEUE<br />
WEGE FÜR DIE<br />
KONSTRUKTION<br />
UWE BURK<br />
Vice President Professional Solutions EUROCENTRAL, Dassault Systèmes, München<br />
Neuentwicklungen bei 3D-Anwendungen bieten zum einen immer<br />
naturgetreuere Visualisierungen, die durch VR nicht nur in realistischen<br />
Umgebungen betrachtet, sondern auch Team-übergreifend entwickelt<br />
werden können. Solidworks Extended Reality (XR) erlaubt es etwa CAD-Daten<br />
in einer Vielzahl von Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Anwendungen,<br />
Web-Viewern und vielem mehr zu nutzen. Zum anderen besteht das große<br />
Potenzial moderner VR-Lösungen in deren nahtlosen Integration in ein<br />
vernetztes Konstruktions-Ökosystem wie der 3DExperience-Plattform. So<br />
entsteht eine durchgängige Lösung mit vollständiger digitaler Kontinuität,<br />
von der Konstruktion bis zur Fertigung. Durch präzise und mit anderen<br />
Anwendungen vernetzte VR-Simulationen werden Unternehmen<br />
zunehmend in die Lage versetzen, größere Innovationssprünge bei zugleich<br />
verkürzten Markteinführungszeiten zu realisieren.<br />
Bislang werden<br />
3D-Konstruktionen auf<br />
zweidimensionalen<br />
Bildschirmen oder<br />
Smartpads erstellt. Virtual<br />
Reality sowie Augmented<br />
Reality versprechen<br />
Anwendern ein weitaus<br />
immersiveres und<br />
interaktiveres Konstruieren.<br />
Wir fragten Branchenkenner,<br />
welche Möglichkeiten VR<br />
und AR Konstrukteuren<br />
heute bereits bieten und<br />
welche sie ihnen zukünftig<br />
bringen werden?<br />
VR ERMÖGLICHT<br />
GRÖSSERE<br />
INNOVATIONS-<br />
SPRÜNGE<br />
MO<strong>DER</strong>NE HARD-<br />
WARE GESTATTET<br />
KONSTRUIEREN<br />
IN ECHTEM<br />
3D-STEREO<br />
SPECIAL<br />
JOSEF SCHNEI<strong>DER</strong><br />
Geschäftsführer Schneider Digital, Miesbach<br />
Bereits heute sind VR/AR-Technologien üblicherweise in Verbindung mit<br />
VR-Brillen im Einsatz, z. B. wenn es um die Sichtung und Bewertung eines<br />
3D-Modells oder Designs geht. Ein immersives Konstruieren ist damit<br />
jedoch nicht möglich. Dank innovativer, neuer Hardware-Technologien im<br />
Bereich der Desktop-Visualisierung ist es, die 3D-Stereo-Fähigkeit einer<br />
CAD-Software vorausgesetzt, jedoch bereits heute möglich, in „echtem<br />
3D“ direkt in der Applikation zu konstruieren und visualisieren. Zum<br />
Einsatz kommt hier z. B. der passiv 3D-Stereo Monitor 3D PluraView von<br />
Schneider Digital.
KLARTEXT<br />
PROF. DR. CHRISTOPH RUNDE<br />
Geschäftsführer, Virtual Dimension Center Fellbach w. V. (VDC)<br />
VR bietet sich zur Bearbeitung räumlich-geometrischer Aufgabenstellung<br />
hoher Komplexität mit dem Menschen als Entscheidungsinstanz an.<br />
Für Konstrukteure ist interessant, VR für Design-Reviews in der Gruppe vor<br />
einer Powerwall – oder auch verteilt kollaborativ – einzusetzen. Mögliche<br />
VR-Untersuchungspunkte wie Bauraum, Package, Zugänglichkeiten,<br />
Ergonomie, Montage- oder Reparatureignung sind hinlänglich bekannt.<br />
Für die Zukunft erwarten wir verstärkt schöpferisch-gestaltende Aufgaben<br />
in der VR, also auch das eigentliche Konstruieren. Die Virtuelle Abnahme<br />
wird immer relevanter. Künstliche Intelligenz wird dabei unterstützen, indem<br />
sie Entwurfsvorschläge vorgibt oder einen nur durch Randbedingungen<br />
eingeschränkten Lösungsraum konstruktiv füllt. Mit 5G werden verteilte<br />
VR-Lösungen – die wir heute an stationären Orten betreiben – in die<br />
Mobilität transferiert.<br />
DIE VIRTUELLE<br />
ABNAHME WIRD<br />
IMMER RELEVANTER<br />
AR SCHLIESST AUF ELEGANTE<br />
WEISE DIE BRÜCKE ZWISCHEN<br />
<strong>DER</strong> REALEN WELT UND DEM<br />
DIGITALEN ZWILLING<br />
DR. AXEL ZEIN<br />
Geschäftsführer, WSCAD GmbH, Bergkirchen<br />
Während Virtual Reality vom Computer erzeugte virtuelle Welten auf einer VR-Brille ausgibt, werden<br />
bei Augmented Reality reale Bilder um weitere zum Kontext passende Informationen in Form von<br />
Einblendungen und virtuellen Objekten ergänzt. Dafür reicht in den meisten Fällen ein mobiles<br />
Endgerät, das die Ingenieure und Techniker bereits nutzen. Als Hersteller einer umfassenden<br />
E-CAD-Anwendung helfen uns Zukunftstechnologien wie AR, Business- und künstliche-Intelligenz-<br />
Lösungen zu entwickeln, die Anwendern signifikante Einsparungen liefern. Der Fokus liegt dabei auf<br />
einer hohen Usability und einfachen Handhabung. Mit unserer Cabinet AR App sind Techniker bei der<br />
Montage und Instandhaltung nahtlos in die E-CAD-Umgebung eingebunden. Mit der Building AR<br />
App werden Grundrisse erfasst und anschließend in der WSCAD Suite bearbeitet.<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 39
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
SO WIRD<br />
SIMULATION<br />
GREIFBAR<br />
SPECIAL<br />
Effiziente Produktentwicklungsprozesse spielen<br />
im Konkurrenzkampf der Unternehmen eine<br />
entscheidende Rolle. Großunternehmen nutzen<br />
daher Simulationstechnologien, um ihre Produkte<br />
und deren Entwicklung zu optimieren. Kleine<br />
und mittelständische Unternehmen müssen<br />
jedoch häufig mangels Kapazitäten und/oder<br />
Know-how auf Simulationen verzichten. Um<br />
Abhilfe zu schaffen, können sie auf externe<br />
Hilfestellung zurückgreifen.<br />
Simulationstechnologien leisten einen wertvollen Beitrag,<br />
wenn es darum geht, die Effizienz von Produktentwicklungsprozessen<br />
zu verbessern. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen<br />
zum Beispiel Prototypen bis hin zur Marktreife deutlich<br />
schneller und qualitativ hochwertiger entwickeln. Denn: Im Vergleich<br />
zu realen Experimenten sind Simulationen mit verhältnismäßig<br />
geringem Aufwand beliebig oft veränder-, wiederhol- und<br />
beeinflussbar. So lassen sich physikalische Eigenschaften – wie<br />
Druck, Temperatur oder Geschwindigkeit – am Computer in unterschiedlichen<br />
Variationen simulieren. Auf diese Weise können<br />
Autor: Dr. Andreas Wierse, Geschäftsführer, SICOS BW GmbH, Stuttgart<br />
Konstrukteure viele offene Fragen schon früh im Entwicklungsprozess<br />
klären. Das spart Zeit und Kosten – nicht zuletzt, weil Nachbesserung<br />
umso teurer und langwieriger ist, je später sie stattfindet.<br />
HÜRDEN FÜR KMU<br />
Als Paradebeispiele für die numerische Simulation werden immer<br />
wieder simulierte Fahrzeug-Crash-Tests oder Strömungssimulationen<br />
unterschiedlichster Art zurate gezogen. Meist sind es Großunternehmen,<br />
die mit derartigen Projekten in Verbindung gebracht<br />
werden und die entsprechenden Simulationstechnologien auch<br />
tatsächlich regelmäßig einsetzen. Aber (gerade) auch für kleine und<br />
mittlere Unternehmen (KMU) kann die Verbesserung von kostenund<br />
zeitintensiven Entwicklungsprozessen, die den Einsatz von<br />
Simulationstechnologien erlauben, wettbewerbsentscheidend sein.<br />
Knackpunkt ist: Simulationen sind in vielen Anwendungsfällen<br />
komplex und erzeugen einen hohen Rechenaufwand. Ohne leistungsstarke<br />
Computer, wenn nicht sogar Höchstleistungsrechner,<br />
ist hier kein Weiterkommen möglich. Die dafür notwendigen Investitionen<br />
sind für KMU aber wirtschaftlich oft nicht sinnvoll. Hinzu<br />
kommt, dass innerhalb kleinerer und mittlerer Unternehmen häufig<br />
das nötige Know-how fehlt, um Simulationstechnologien gewinnbringend<br />
einzusetzen.<br />
MIT RAT UND TAT<br />
Externe Hilfestellung kann betroffenen KMU den Weg in die Welt<br />
der Simulation ebnen und es ihnen ermöglichen, am Puls der Zeit<br />
zu bleiben. Schließlich zeigen neueste Entwicklungen, dass Simulationen<br />
und Visualisierungen auch in Zeiten von Big Data und KI<br />
nicht an Stellenwert verlieren. Beispielsweise gibt es erste Ansätze,<br />
40 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
Simulationen mit KI-Methoden zu verbinden, um Berechnungen<br />
deutlich zu beschleunigen und wesentliche Rahmenbedingungen<br />
leichter identifizieren zu können – mit dem Ziel, die erforderlichen<br />
Berechnungen quantitativ zu reduzieren.<br />
All dies spricht dafür, dass auch KMU Simulationstechnologien<br />
verstärkt nutzen und – bestenfalls – internes Know-how im High-<br />
Performance-Computing-Bereich aufbauen sollten. Unternehmen in<br />
Deutschland, die von Simulationstechnologien profitieren möchten,<br />
01<br />
AUCH KMU SOLLTEN SIMULATIONS-<br />
TECHNOLOGIEN NUTZEN UND SICH<br />
ENTSPRECHENDE WETTBEWERBS-<br />
VORTEILE SICHERN<br />
aber nicht über ausreichende Kapazitäten verfügen, können sich an<br />
unterschiedlichste Stellen wenden. Es sind genug Rechnerkapazitäten<br />
und Know-how am Markt verfügbar. So bietet zum Beispiel<br />
das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) Rechenkapazitäten<br />
zu attraktiven und rein nutzungsbasierten Preisen an.<br />
Aber auch andere Institutionen – wie Forschungsinstitute, Softwarehersteller<br />
und Dienstleister sowie spezielle branchenorientierte<br />
Simulationszentren – unterstützen KMU. Darüber hinaus<br />
bieten unterschiedliche Landes- und Bundesförderprogramme<br />
finanzielle Hilfe.<br />
02<br />
01 Eine 3D-Simulationssoftware bildet Prozesse in der virtuellen<br />
Realität ab, ohne dass es zu Auswirkungen auf den laufenden realen<br />
Betrieb kommt<br />
02 Das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) bietet Rechenkapazitäten<br />
zu attraktiven und rein nutzungsbasierten Preisen an<br />
SIMULATION FÜR DIE INDUSTRIE<br />
WETTBEWERBSVORTEILE<br />
SICHERN<br />
Die Sicos BW GmbH bietet kleinen und mittleren<br />
Unternehmen eine kostenfreie Beratung rund um<br />
das Thema Simulation und Höchstleistungsrechnen<br />
an. Unsere Experten versorgen Simulationsneulinge<br />
mit Informationen über Anwendungsmöglichkeiten<br />
und Werkzeuge, verschaffen bei Bedarf den Zugang<br />
zu Höchstleistungsrechnern und unterstützen bei<br />
der weiteren Projektplanung – auch in puncto<br />
Partnersuche.<br />
ANDREAS WIERSE, Geschäftsführer,<br />
SICOS BW GmbH, Stuttgart<br />
Die Stuttgarter Recom Services GmbH kommt ohne Höchstleistungsrechnen<br />
meist nicht aus. Das Unternehmen widmet sich seit 1999<br />
rechnergestützten Studien zur Problemanalyse sowie der Designund<br />
Prozessoptimierung industrieller Feuerungen. Jeder Brennstoffwechsel,<br />
jede Anlagenmodernisierung, jegliche Modifikation des<br />
Gesamtprozesses bringt technische Risiken mit sich, die den sicheren<br />
Anlagenbetrieb gefährden und die Betriebskosten in die Höhe<br />
schnellen lassen können. Mithilfe einer speziell von Recom für<br />
industrielle Feuerungen entworfenen 3D-Simulationssoftware bildet<br />
das Unternehmen die Verbrennungs- und Schadstoffbildungsvorgänge<br />
des Anlagenprozesses in der virtuellen Realität ab – ohne dass<br />
es zu Auswirkungen auf den laufenden realen Betrieb kommt. Denn<br />
für die Betreiber von Brennkammern sowie die Hersteller von Anlagentechnik<br />
ist es extrem wichtig, die Risiken im Anlagenprozess<br />
frühzeitig zu erkennen und so eine Kostenkontrolle zu erreichen.<br />
Entwickelt hat Recom die maßgeschneiderte 3D-Feuerraum-<br />
Simulation mit dem heutigen Institut für Feuerungs- und Kraftwerktechnik<br />
(IFK). Um sicherzustellen, dass die in der virtuellen Realität<br />
abgebildeten Prozesse mit der realen Welt übereinstimmen, werden<br />
als Ausgangspunkt eine vorgegebene Anzahl von Betriebszuständen<br />
simuliert und die gemessenen Werte verglichen. Erst bei ausreichender<br />
Übereinstimmung können dann zum Beispiel Variationen bei<br />
der Brennstoffzusammensetzung oder bei Veränderungen am Brenner<br />
zuverlässig simuliert werden. Reichen die eigenen Rechnerkapazitäten<br />
hierfür nicht aus, greift Recom auch auf die des HLRS zu.<br />
Bilder: Aufmacher + Statementbild: Wolfram Scheible, 01: HLRS,<br />
02: Simon Sommer<br />
www.sicos-bw.de<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 41
DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
REALISTISCHERE LEBENSDAUERBERECHNUNG<br />
FÜR LAGER<br />
Der schwedische<br />
Wälzlagerhersteller<br />
SKF<br />
und der<br />
Schweizer<br />
Entwickler von<br />
Berechnungssoftware<br />
für den<br />
Getriebebau,<br />
Kisssoft, haben<br />
die Prognose für<br />
die Lebensdauer<br />
von Lagern<br />
optimiert: Der<br />
Kisssoft-Release<br />
2019 bietet die<br />
Möglichkeit, die Lagerlebensdauer mithilfe einer cloudbasierten<br />
Berechnungsfunktion von SKF zu ermitteln (Module WPK und<br />
WB1). Die Lagerlebensdauer und andere Berechnungsparameter<br />
werden mit direktem Zugriff auf SKF-Lagergeometriedaten und<br />
SKF-Formeln berechnet, die intern bei SKF im Rahmen von<br />
umfangreichen Tests validiert wurden. Kisssoft zeigt die Ergebnisse<br />
getrennt an, sodass diese sich rasch mit ISO-Ergebnissen<br />
vergleichen lassen. Das SKF-Lagermodul in Kisssoft ermöglicht<br />
dem Maschinenkonstrukteur einen nahtlosen Arbeitsprozess<br />
beim Entwickeln eines neuen Getriebedesigns. Als Ergebnis wird<br />
die Prognose der Lagerlebensdauer realitätsnäher, insbesondere<br />
bei Lagern vom Typ SKF Explorer sowie bei Hybridlagern.<br />
www.kisssoft.ag<br />
WEBBASIERTES AUSLEGUNGSTOOL FÜR<br />
EFFIZIENTE SICHERHEITSLÖSUNGEN<br />
Schmersal stellt<br />
sein neues<br />
webbasiertes<br />
Auslegungstool<br />
vor, das die<br />
Auswahl der<br />
passenden<br />
Sicherheitslösung<br />
für individuelle<br />
Anwendungen<br />
erleichtert. Je nach<br />
Applikation zeigt<br />
der Schmersal-System-Konfigurator<br />
an, welches der<br />
unterschiedlichen<br />
Installationssysteme von Schmersal – SD-Interface, IO-Parallelverdrahtung<br />
oder Safety Fieldbox – die effizienteste Lösung ist. Auf<br />
dem Bildschirm können Anwender dabei einfach per Drag-anddrop<br />
die gewünschten Geräte, etwa Sicherheitszuhaltungen,<br />
Sicherheitssensoren oder Bedienfelder sowie die ausgewählten<br />
Auswerteeinheiten, heranziehen und zu einem virtuellen Aufbau<br />
zusammenstellen. Der Schmersal-System-Konfigurator berechnet<br />
die Versorgungsspannung, die an jedem Gerät noch ankommt,<br />
und bewertet diese nach einem Ampelsystem. Auch die Erstellung<br />
von Stücklisten ist möglich. Damit ist der Anwender nur<br />
noch einen Mausklick von der passenden und wirtschaftlichsten<br />
Sicherheitslösung entfernt.<br />
www.schmersal.com<br />
IMPRESSUM<br />
SPECIAL<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 51. Jahrgang, ISSN 0344-4570<br />
Redaktion<br />
Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke (ni),<br />
Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Stv. Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Martina Klein (mak),<br />
Tel.: 06131/992-201, E-Mail: m.klein@vfmz.de<br />
Redakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Inga Ronsdorf (iro),<br />
Tel.: 06131/992-259, E-Mail: i.ronsdorf@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz: Doris Buchenau, Ulla Winter<br />
Tel.: 06131/992-347, E-Mail: u.winter@vfmz.de,<br />
Melanie Lerch, Petra Weidt,<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Gestaltung<br />
Mario Wüst, Sonja Daniel, Anette Fröder,<br />
Anna Schätzlein,<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Sales<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />
Heike Rauschkolb, Auftragsdisposition,<br />
Tel. 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 50: gültig ab 1. Oktober 2019<br />
Leserservice:<br />
vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />
Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />
Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige<br />
Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />
(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />
Preise und Lieferbedingungen:<br />
Einzelheftpreis: € 13,50 (zzgl. Versandkosten)<br />
Jahresabonnement: Inland: € 95,- (inkl. Versandkosten)<br />
Ausland: € 111,- (inkl. Versandkosten)<br />
Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />
weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />
Verlag<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH<br />
Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />
Postfach 100465, 55135 Mainz<br />
Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />
E-Mail: info@vfmz.de,<br />
www.vereinigte-fachverlage.de<br />
Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />
Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />
Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen<br />
Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />
Head of Sales: Beatrice Thomas-Meyer<br />
Tel.: 06131/992-265, E-Mail: b.thomas-meyer@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />
Vertrieb: Sarina Grazin, Tel.: 06131/992-148,<br />
E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />
Druck und Verarbeitung<br />
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />
Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Datenspeicherung<br />
Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH<br />
gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />
zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise<br />
von ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie<br />
über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu<br />
informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit<br />
schriftlich beim Verlag widersprochen werden<br />
(vertrieb@vfmz.de).<br />
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
der Annahme des redaktionellen Contents (Texte, Fotos,<br />
Grafiken etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser<br />
Zeitschrift geht das umfassende, ausschließliche, räumlich,<br />
zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrecht<br />
auf den Verlag über. Dies umfasst insbesondere<br />
das Recht zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art<br />
sowie entsprechender Vervielfältigung und Verbreitung,<br />
das Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und<br />
Übersetzung, das Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke,<br />
das Recht zur elektronischen/digitalen Verwertung,<br />
z. B. Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen<br />
Systemen, zur Veröffentlichung in Datennetzen<br />
sowie Datenträger jedweder Art, wie z. B. die Darstellung<br />
im Rahmen von Internet- und Online-Dienstleistungen,<br />
CD-ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung<br />
und das Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte<br />
auf Dritte zu übertragen, d. h. Nachdruckrechte einzuräumen.<br />
Eine Haftung für die Richtigkeit des redaktionellen<br />
Contents kann trotz sorgfältiger Prüfung durch<br />
die Redaktion nicht übernommen werden. Signierte<br />
Beiträge stellen nicht unbedingt die Ansicht der Redaktion<br />
dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann<br />
keine Gewähr übernommen werden. Grundsätzlich<br />
dürfen nur Werke eingesandt werden, über deren Nutzungsrechte<br />
der Einsender verfügt, und die nicht gleichzeitig<br />
an anderer Stelle zur Veröffentlichung eingereicht<br />
oder bereits veröffentlicht wurden.<br />
Datenschutzerklärung: ds-vfv.vfmz.de<br />
Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />
Mitglied der Informations-Gemeinschaft<br />
zur Feststellung der Verbreitung von<br />
Werbeträgern e. V. (IVW), Berlin.<br />
42 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong>
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 4/<strong>2020</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 09. 04. <strong>2020</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 25. 03. <strong>2020</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Zeitlos bewegen: Beim Transport in der Uhrmontage sorgt<br />
ausgewählte Antriebstechnik für das notwendige Feingefühl, damit<br />
die filigranen Uhrwerke keinen Schaden nehmen<br />
Bild: Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />
04<br />
<strong>DER</strong> DIREKTE WEG<br />
INTERNET:<br />
www.DerKonstrukteur.de<br />
E-PAPER:<br />
digital.derkonstrukteur.de<br />
REDAKTION:<br />
n.steinicke@vfmz.de<br />
WERBUNG:<br />
sales@vfmz.de<br />
SOZIALE NETZWERKE:<br />
www.Facebook.com/DerKonstrukteur<br />
www.twitter.com/derkonstrukteu<br />
02 Mehr nutzbare Lagerfläche: Zuverlässiges, TÜV-geprüftes<br />
Sicherheitsbremssystem hilft, bei Regalbediengeräten Platz zu sparen<br />
Bild: Raiser Engineering GmbH & Co. KG<br />
03 Flexibel dank IO-Link: Eine vielseitige Industrie-4.0-fähige<br />
Stanzmaschine soll bei der Umrüstung auf neue Formate Zeit und<br />
Geld sparen, Flexibilität ist auch bei der eingesetzten Sensorik gefragt<br />
Bild: Balluff GmbH<br />
04 Weniger ist mehr: Ein Modul erlaubt es, mehrere Motoren<br />
selektiv mit einem einzigen Antriebsverstärker anzusteuern und<br />
unterstützt so smarte Maschinenkonzepte<br />
Bild: WITTENSTEIN AG<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 3/<strong>2020</strong> 43
50 mm<br />
Ø 12 mm<br />
ROTAX ® Rxhq – jetzt neu!<br />
KOMPAKT<br />
Die extrem platzsparende Bauweise (50 × 50 × 55 mm) wird<br />
ermöglicht durch die direkte Integration von Motor, Lager und<br />
dem Single-Turn-Absolutgebersystem.<br />
PRÄZIS<br />
Der getriebelose Drehantrieb läuft 360° endlos mit einer Auflösung<br />
von 120.000 Inkrementen pro Umdrehung.<br />
55 mm<br />
INNOVATIV<br />
Basierend auf der Magnetfluss-Technologie von Windrad-Generatoren<br />
erzeugt der Direktantrieb ein 2- bis 3-mal höheres<br />
Drehmoment als ein konventioneller Antrieb gleicher Größe.<br />
FLEXIBEL<br />
Die durchgehende Hohlwelle mit 12 mm Durchmesser bietet<br />
großzügig Raum für Kabel, Vakuum- oder Druckluftleitungen,<br />
Licht- und Laserstrahlen, Glasfasern und andere Medien.<br />
Kompakte Linearmotor-Achsen und Hohlwellen-Servomotoren<br />
sowie intelligente, webbasierte Servocontroller.<br />
www.jennyscience.ch<br />
Jenny Science AG<br />
Sandblatte 7a<br />
6026 Rain<br />
SCHWEIZ<br />
Telefon: +41 41 455 44 55<br />
E-Mail: info@jennyscience.ch<br />
Besuchen Sie uns auf den folgenden Messen und erleben Sie unsere Produkte live!<br />
München<br />
16.–19.6.<strong>2020</strong><br />
Bern<br />
22.–24.9.<strong>2020</strong><br />
Stuttgart<br />
5.–8.10.<strong>2020</strong><br />
Nürnberg<br />
24.–26.11.<strong>2020</strong>