DMG-informiert 1/2020 // Thema: Heimat? Jesus.
Berichte aus Gottes weltweiter Missions. Die Texte können gelesen oder angehört werden – gesprochen von den Missionaren selbst.
Berichte aus Gottes weltweiter Missions. Die Texte können gelesen oder angehört werden – gesprochen von den Missionaren selbst.
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Berichte aus der<br />
weltweiten Mission<br />
<strong>informiert</strong><br />
Ausgabe 01/<strong>2020</strong><br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong>.de<br />
<strong>Heimat</strong>?<br />
JESUS.<br />
WENN DIE EHE<br />
KEIN SICHERER<br />
HAFEN MEHR IST<br />
Seite 4<br />
HOME SWEET HOME<br />
LEITARTIKEL MIT<br />
HAUSKREISFRAGEN<br />
Seiten 15–18<br />
BELGIEN<br />
DER UNBEKANNTE<br />
NACHBAR<br />
Seiten 20+21
EDITORIAL<br />
HEIMAT?<br />
Gern würde ich von Ihnen hören, liebe Leser,<br />
was Sie selbst mit dem Begriff verbinden: Ist<br />
es ein Ort? Sind es bestimmte Gerüche oder Klänge?<br />
Vertraute Gesichter?<br />
Die Sehnsucht nach <strong>Heimat</strong> verbindet Generationen<br />
und Kulturen. Nicht nur Menschen, die keine<br />
geographische <strong>Heimat</strong> in unserem Sinne haben (wie<br />
Migranten oder Missionarskinder) sehnen sich nach<br />
<strong>Heimat</strong>. Wahrscheinlich hat Gott uns so geschaffen,<br />
dass ein Rest dieser Sehnsucht immer bleibt.<br />
Der Hebräerbrief nimmt in Kapitel 4 das „gelobte<br />
Land“ immer wieder als Zeichen für unsere Erlösung,<br />
er nennt es die „Ruhe Gottes“. Das kommt unserem<br />
Verständnis von <strong>Heimat</strong> schon sehr nahe.<br />
Lesen Sie in dieser Ausgabe von <strong>DMG</strong> <strong>informiert</strong>,<br />
wie Missionare versuchen, anderen diese <strong>Heimat</strong> in<br />
<strong>Jesus</strong> zu vermitteln. Vielleicht sind darunter fruchtbare<br />
Anregungen für Sie selbst. Der Leitartikel von<br />
Simon Georg (Heftmitte, Seite 15 ff.) eignet sich sehr<br />
gut, der Frage nach <strong>Heimat</strong> in einem Gesprächsoder<br />
Hauskreis nachzugehen.<br />
Freuen Sie sich auch auf die<br />
nächsten Ausgaben von <strong>DMG</strong><br />
<strong>informiert</strong>, die alle in irgendeiner<br />
Weise das <strong>Thema</strong> <strong>Heimat</strong><br />
aufgreifen werden.<br />
Es grüßt Sie herzlich,<br />
Dürfen wir Sie<br />
bei uns begrüßen?<br />
Gebetssonntage<br />
auf dem Buchenauerhof<br />
15.03.<strong>2020</strong> Amerika 19.04.<strong>2020</strong> Deutschland<br />
Erlebnistag<br />
17. Mai <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong>? <strong>Jesus</strong>.“<br />
JuMi // Jugend-Missionsevent<br />
25.–26. Juli <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong> – Los!“<br />
Seite 32<br />
Herbstmissionsfest<br />
27. September <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong>. Liebe.“<br />
Ihr Günther Beck<br />
Missionsleiter<br />
Offene Stellen<br />
in unserem Büro<br />
<strong>DMG</strong>int.de/<br />
Stellenangebot<br />
EXTRAS<br />
BIBELARBEIT....................... S.15–18<br />
NACHRUFE................................. S.9<br />
FAKTEN ÜBER BELGIEN........ S.20–21<br />
<strong>DMG</strong>-ERLEBNISTAG <strong>2020</strong>...........S.32<br />
BERICHTE<br />
AFRIKA................................... S.4–8<br />
AMERIKA.............................. S.9–10<br />
ASIEN................................. S.11–13<br />
EUROPA.......................... S.14,19–31<br />
2 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
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01.03.<strong>2020</strong>: Missionstag „<strong>Heimat</strong>? Los!“<br />
in 74336 Brackenheim<br />
22.03.<strong>2020</strong>: Missions-Matinée<br />
64283 Darmstadt-Stadtmission<br />
28.–29.03.<strong>2020</strong>: Missionswochenende<br />
in 51570 Rosbach<br />
29.03.<strong>2020</strong>: Missionsgottesdienst<br />
in 67545 Haßloch<br />
11.–13.04.<strong>2020</strong>: Osterkonferenz (<strong>DMG</strong>-Infostand)<br />
91710 Gunzenhausen<br />
Impulse für Jugendliche<br />
27.–29.03.<strong>2020</strong>: Jugendmissionskonferenz<br />
JuMiKo Lippe, 32756 Detmold<br />
www.jumiko-lippe.de<br />
28.03.<strong>2020</strong>: Powerday <strong>2020</strong> „<strong>Jesus</strong> (un)know(n)“<br />
71554 Weissach i. Tal (Cottenweiler)<br />
www.powerday.de<br />
01.–03.05.<strong>2020</strong>: STEPS Jugendkonferenz<br />
35685 Dillenburg<br />
www.steps-konferenz.de<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
3
AFRIKA<br />
MOSAMBIK<br />
WENN DIE EHE<br />
KEIN SICHERER HAFEN MEHR IST …<br />
„Ich wäre keine Christin mehr, wenn ich nicht Gottes Liebe<br />
durch viele Glaubens geschwister erlebt hätte!“<br />
„<br />
Helft mir!“, schluchzte Esila* mit verweinten Augen.<br />
Sie und ihr Mann Loni hatten die Monate zuvor<br />
erfolgreich unsere theologische Ausbildung am Seminar<br />
INTENA absolviert. „Rettet meine Ehe! Mein Mann hat<br />
eine andere Frau …“<br />
Pastor Loni und Esila galten als Vorzeigeehepaar. Sie hatten<br />
acht Kinder, drei eigene und weitere aufgenommene.<br />
In ihrer Gemeinde entstand durch beide geistliche Frucht.<br />
Leider war Esilas Ehemann für Versuchungen zugänglich.<br />
Von Beruf ist er Viehzüchter. Ein muslimischer Geschäftspartner<br />
hatte ihn mit Geld und seiner Tochter gelockt, um<br />
Loni geschäftlich an sich zu binden.<br />
Schon während des letzten Semesters war Loni untreu.<br />
Zunächst konnte er es vor seiner Frau verbergen. Doch<br />
nach der Absolvierungsfeier wurde Esila auf die Untreue<br />
ihres Mannes aufmerksam. Sie hatte Loni vertraut, wenn<br />
er nach seinen weit entfernten Viehherden sehen wollte<br />
und über Nacht wegblieb. Es existierte bereits ein Kind aus<br />
seiner unehelichen Beziehung. Wie sollten wir helfen?<br />
Pastoren, die Direktion von INTENA und wir versuchten,<br />
Loni durch Gespräche und Gebet zur Einsicht zu führen.<br />
Esila wollte ihm vergeben, sie litt furchtbar unter der Situation.<br />
Stunden saßen wir mit jedem einzelnen zusammen,<br />
um sie geistlich aufzurichten, doch Pastor Loni lehnte alle<br />
Hilfe ab. Er nutzte sogar Bibelstellen zur Verteidigung. Ihm<br />
waren Vergnügen, Geschäft und Geld wichtiger als seine<br />
Familie. Nach einiger Zeit reichte er die Scheidung ein.<br />
Traurig, wie er seither nach Anerkennung heischt und sich<br />
hervortut.<br />
Ganz anders Esila: Gott hat ihr Segen geschenkt. Sie<br />
sorgt treu für ihre Kinder, die inzwischen junge Erwachsene<br />
sind. Sie ist ein Vorbild und hilft Frauen in ähnlicher<br />
Lage, Mut zu schöpfen. „Ich wäre keine Christin mehr,<br />
wenn ich nicht Gottes Liebe durch andere Christen erlebt<br />
hätte“, erzählt sie. Esila konnte die Ausbildung zur Lehrerin<br />
absolvieren, versorgt ihre Kinder selbst und unterrichtet<br />
Frauen im Glauben. Ihre Treue bringt Frucht.<br />
* Name geändert<br />
4 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Angelika Maader<br />
P10410<br />
Inge Michel<br />
P10449
SÜDAFRIKA<br />
REGEN<br />
UND EINE SCHLECHTE PREDIGT<br />
„Ich bin durch und durch nass. Es ist spät,<br />
ich will nach Hause. Gehören solche Nacht- und<br />
Nebelaktionen wirklich zu meinen Aufgaben?“<br />
Nach einem langen Arbeitstag an unserer theologischen<br />
Ausbildungsstätte kommt eine Studentin auf<br />
mich zu und erzählt, dass eine Bekannte verstorben sei<br />
und sie dringend die Familie besuchen müsse. Ob ich sie<br />
fahren könne (die meisten unserer Studenten haben kein<br />
Auto). Ich frage, wie weit das Dorf der Bekannten entfernt<br />
liegt. „Gerade mal um die Ecke“, sagt sie. In der Zulukultur<br />
ist das ein dehnbarer Begriff; dennoch willige ich ein.<br />
Nach 45 Minuten Fahrt frage ich, wie weit es noch ist.<br />
Ihre Antwort: „Wir sind gleich da!“ Ich schmunzle in mich<br />
hinein, aber ein paar Minuten später halten wir tatsächlich.<br />
Eine alte Frau steigt zu, die mit schweren Tüten bepackt<br />
ist und offensichtlich zur Familie gehört. Inzwischen ist es<br />
dunkel und es regnet stark. Ich fahre auf die Kommandos<br />
meiner Mitfahrerinnen kreuz und quer durch einen Landstrich,<br />
den ich nicht kenne. Die Straße wird zum schmalen<br />
Feldweg, kurze Zeit später verschwindet sie ganz und wir<br />
bleiben mit dem Auto im Schlamm stecken.<br />
„Jetzt ist es nicht mehr weit“, höre ich die beiden Frauen<br />
sagen. Wir steigen aus und machen uns, mit ihren schweren<br />
Tüten beladen, auf den Weg über einen steilen Hügel<br />
hinab zu einer Gruppe Häuser, deren Umrisse ich im<br />
strömenden Regen nur vage erkennen kann. Bis zu den<br />
Knöcheln im Schlamm, blicke ich zu meinem Auto zurück<br />
und denke: „Hoffentlich ist es noch da, wenn ich wiederkomme.“<br />
Bei den Häusern höre ich Trauergesänge. Wir treten ein.<br />
Auf engstem Raum sitzen die Hinterbliebenen auf ihren<br />
Strohmatten, alte Frauen und einige Kinder. Eine Glühbirne<br />
wirft trübes Licht auf den nassen Boden. Regen trieft<br />
durch das Dach. Die Anwesenden sind so in ihr Trauerritual<br />
vertieft, dass wir beinahe unbemerkt unsere Mitbringsel<br />
abladen: Lebensmittel für die Familie. Nach einer<br />
Weile fällt die Aufmerksamkeit dann doch auf den weißen<br />
Pastor, schnell bekomme ich die Rolle des Ehrengastes<br />
zugewiesen.<br />
Sie bitten mich um „eine Botschaft von Gott“. Also ziehe<br />
ich meine Zulubibel aus der durchnässten Jacke und gebe<br />
mein Bestes. Ich habe immer einige Zettel mit Kurzpredigten<br />
in der Bibel stecken. Doch mit den vom Regen<br />
verwischten Notizen und unter dem schlechten Licht tue<br />
ich mich sehr schwer. Nachbarsfrauen bereiten im Haus<br />
nebenan das Essen zu. Am Ende meiner Predigt bin ich mit<br />
mir selbst unzufrieden. Meine Botschaft war schlecht. Ich<br />
bin durch und durch nass. Die schlammbedeckten Schuhe<br />
stehen neben mir, ich habe sogar Schlamm an den Socken.<br />
Es ist spät am Abend, ein langer Tag. Eigentlich will ich nur<br />
noch nach Hause.<br />
Jetzt zu gehen, würde die Trauernden verletzen. Deshalb<br />
bleibe ich noch ein wenig, esse und trinke und versuche,<br />
mir meine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen. Später<br />
im Auto, wieder auf fester Straße, bin ich einfach nur<br />
dankbar. Mein Navi findet zwar kein Signal, wahrscheinlich<br />
wegen des Regens, aber ich finde den Heimweg trotzdem.<br />
Unterwegs rede ich frustriert mit Gott: „Kann ich das<br />
nächste Mal nicht einfach sagen, dass ich einen wichtigen<br />
Termin habe? Gehören solche Nacht- und Nebelaktionen<br />
wirklich zu meinen Aufgaben?“<br />
Zwei Wochen später entdecke ich zwei neue Gesichter<br />
in unserem Bibelunterricht. Sie kommen mir irgendwie<br />
bekannt vor, es sind Nachbarn der trauernden Familie<br />
von jenem Abend. Der Besuch des weißen Pastors hat sie<br />
berührt, sie wollen mehr über <strong>Jesus</strong> und die Bibel lernen.<br />
Seither kommen sie regelmäßig. Als ich die beiden Neuzugänge<br />
begrüße, spricht Gott im Herzen zu mir: „Hier hast<br />
du die Antwort auf deine Fragen!“<br />
Thomas und Laura Hasenknopf<br />
P10207 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong> 5
AFRIKA<br />
TANSANIA<br />
KARIBU CHAKULA<br />
GUTEN APPETIT!<br />
„Es berührt mich, wie aufmerksam die 10- bis 25-jährigen obdachlosen<br />
Kinder lauschen, als wir ihnen aus der Bibel vorlesen.“<br />
Straßenkinderhilfe in Daressalam<br />
Als wir das Ende der Brücke<br />
erreichen, öffnet sich vor uns<br />
ein gigantischer Platz. Überfüllt mit<br />
unzähligen Reisebussen und Menschen,<br />
geschäftig umherlaufend oder<br />
einfach nur wartend: Ubungo.<br />
Ubungo ist kein Spiel, sondern ein<br />
Busbahnhof in der Millionenstadt Daressalam,<br />
von wo aus Reisende in andere<br />
Städte und Länder aufbrechen.<br />
Mit Nico, einem Sozialarbeiter, überqueren<br />
wir den pulsierenden Platz,<br />
den größten Pfützen ausweichend.<br />
An einer Ecke voller Schrottfahrzeuge<br />
spuckt uns Ubungo in einem ärmlichen<br />
Viertel wieder aus. Kinder und<br />
Jugendliche lungern herum, die uns<br />
freudig begrüßen: „Teacher! Teacher!“<br />
– „Lehrer! Lehrer!“, rufen sie.<br />
Streetworker Nico, mit dem wir<br />
donnerstagmorgens zum Outreach<br />
unterwegs sind, war selbst früher<br />
obdachlos. Als Straßenkind ist er von<br />
unserem Projekt Safina (Die Arche)<br />
aufgenommen worden, er hat Hilfe<br />
erfahren und konnte die Schule besuchen.<br />
Nico kennt die Straße und die<br />
Kinder, er ist für diese Arbeit hervorragend<br />
geeignet.<br />
Wir erreichen eine freie Fläche<br />
hinter einfachen Verschlägen, überall<br />
Müll, alte Auto- und Lastwagenreifen<br />
stapeln sich. Ein kleiner See von<br />
Schlamm und Schlacke liegt wie tot<br />
da. „Hier im Müll“, erklärt uns Nico,<br />
„schlafen jede Nacht 50 bis 70 Jungs.<br />
Mit nichts außer ihren Kleidern am<br />
Leib liegen sie im Abfall.“ Kein Wunder,<br />
dass viele von eitrig entzündeten<br />
Stichen und bösen Wunden entstellt<br />
sind. Ein Mitarbeiter bringt die<br />
schlimmsten Fälle ins Krankenhaus,<br />
wo ihre Wunden versorgt werden. Ihr<br />
Anblick erschreckt mich.<br />
Die Jungs in Ubungo haben es nicht<br />
leicht. Manchmal schaut die Polizei<br />
vorbei, weil sich Anwohner beschwert<br />
haben. Man treibt sie öfter mal mit<br />
Schlagstöcken brutal auseinander und<br />
verjagt sie. Umso schöner, wie sie sich<br />
über unsere Hilfsangebote freuen.<br />
Es berührt mich, wie aufmerksam<br />
die Zehn- bis 25-Jährigen lauschen,<br />
als wir ihnen aus der Bibel vorlesen.<br />
Nach der Andacht und Gebet gibt es<br />
Essen. Eine Familie hat gekocht, jeder<br />
bekommt eine Mahlzeit, für die meisten<br />
die einzige am Tag. Ein Teenager<br />
hält seinen Teller Reis mit Bohnen in<br />
der kleinen, schmutzigen Hand und<br />
sagt: „Bruder Nico, jetzt bin ich satt,<br />
aber bald hab ich wieder Hunger.<br />
Gottes Wort ist anders, das macht<br />
wirklich satt!“ Mir fehlen die Worte.<br />
Es ist schwierig, die Kinder von der<br />
Straße zu holen. Sie könnten in unserem<br />
Shelter (Wohngruppe) aufgenommen<br />
werden. Viele reagieren zunächst<br />
begeistert, haben aber im entscheidenden<br />
Moment nicht den Mut dazu.<br />
Es ist nur schwer vorstellbar, aber die<br />
Straße steht für die Kinder auch für<br />
ein Leben ohne Regeln. Selbst wenn<br />
sie sich fürs Shelter entscheiden, laufen<br />
viele wieder weg. Wie entwurzelt<br />
und heimatlos sie sind. Wir freuen<br />
uns über jeden wie Nico, der es<br />
schafft. Manche können sogar zurück<br />
in ihre Familie gebracht werden.<br />
Inmitten absoluter Armut durfte ich<br />
von den Kindern etwas über Freigiebigkeit<br />
lernen: Sie saßen auf alten<br />
Reifen und aßen ihren Reis, als einer<br />
lächelte: „Karibu chakula! – Guten<br />
Appetit!“ Ein 14-Jähriger, der jeden<br />
Tag ums nackte Überleben kämpft,<br />
lud mich ein, von seinem Teller mitzuessen.<br />
Er teilte. Ich stand zutiefst beschämt<br />
da. Mir kamen die lobenden<br />
Worte von <strong>Jesus</strong> über eine Witwe in<br />
den Sinn (Markus 12), die zwei kleine<br />
Scherflein in den Opferkasten legte:<br />
Alles, was sie hatte!<br />
Jonathan<br />
6 P29900 (kurze Auslandseinsätze)<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong>
Jonathan (links) und<br />
Josia (rechts vorn)<br />
verbringen ein Jahr<br />
im Straßenkinderprojekt<br />
„Safina“<br />
Wie <strong>Jesus</strong><br />
meine Nase heilte<br />
„<br />
Knack!“ Jonathan hörte das<br />
Geräusch meiner brechenden<br />
Nase, als mich Lisas Stirn mit Wucht<br />
ins Gesicht traf. „Spielt nicht Verstecken<br />
im Dunkeln!“, hatten die Mitarbeiter<br />
der <strong>DMG</strong> uns noch gewarnt<br />
– jetzt wussten wir warum. Im fahlen<br />
Licht der Dämmerung waren Lisa und<br />
ich zusammengestoßen. Blut tropfte<br />
aus meiner krummen Nase, Lisa<br />
kauerte verwirrt neben mir, umringt<br />
von anderen Teilnehmern des Vorbereitungsseminars<br />
der <strong>DMG</strong> auf dem<br />
Buchenauerhof.<br />
Mehrere Wochen sind wir intensiv<br />
auf unsere Auslandsaufenthalte von<br />
fünf bis elf Monaten vorbereitet worden.<br />
Wir sind zusammengewachsen<br />
als Team: 33 junge Leute, die Menschen<br />
helfen und Glauben rund um<br />
die Welt leben wollen. Musste diese<br />
Zeit der Gemeinschaft drei Tage zu<br />
früh mit diesem Unfall enden?<br />
„Lasst uns für die beiden beten!“,<br />
sagten die anderen. Lisa und ich<br />
fuhren, begleitet vom Gebet unserer<br />
Freunde, mitten in der Nacht in die<br />
Notaufnahme: Gehirnerschütterung<br />
bei Lisa, gebrochene Nase bei mir.<br />
Weitere Hiobsbotschaften folgten:<br />
Die Freiwilligen für Indien bekamen<br />
ihre Visa nicht, eine Einsatzstelle in<br />
Tansania fiel aus dem Programm und<br />
ließ zwei von uns verzweifelt zurück.<br />
Wo war <strong>Jesus</strong>, der uns das ganze Seminar<br />
zuvor so reich gesegnet hatte?<br />
Wir hatten ihn so intensiv gespürt!?<br />
Uns blieb nur beten und vertrauen –<br />
Josia<br />
P29900 (kurze<br />
Auslandseinsätze)<br />
der erste Glaubenstest, noch vor dem<br />
eigentlichen Einsatz.<br />
Am nächsten Morgen war ich in der<br />
Uniklinik Heidelberg, um einen Termin<br />
für die Operation meiner Nase zu<br />
vereinbaren. „Also gebrochen ist die<br />
nicht!“ Mit diesen Worten brachte der<br />
Arzt die frisch gemachten Röntgenbilder<br />
– und mich aus der Fassung. Wie<br />
war das möglich? Zwei Tage zuvor war<br />
meine Nase stark nach rechts gebeult,<br />
sodass der HNO-Arzt beteuerte, sie<br />
sei gebrochen. Ein Wunder!<br />
Zeitgleich erhielten die Freiwilligen<br />
für Indien in München ihre Visa! Wer<br />
im Glauben betet, erlebt auch heute<br />
noch Wunder. Stunde um Stunde, Tag<br />
für Tag!<br />
Dein Jahr in<br />
Gottes Mission<br />
www.freiwillig-im-dienst.de<br />
www.kurzeinsätze.de<br />
Junge Leute, die mit uns ein Jahr zwischen zwei Lebensabschnitten<br />
für <strong>Jesus</strong> eingesetzt haben, erzählen, wie sie an<br />
ihre Grenzen kamen, Gott kennenlernten, Gemeinschaft<br />
erlebten, im Glauben wuchsen, sich selbst begegneten, die<br />
Welt sehen lernten wie nie zuvor.<br />
Wenn du ein Jahr vor dir hast, in dem du nicht so recht<br />
weißt, was das Beste ist, mach nicht irgendwas. Auch<br />
nicht irgendwas Gutes. Mach das, was Gott von dir will.<br />
Wir helfen dir, deine Berufung zu finden!<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
7
AFRIKA<br />
TOGO<br />
MEIN KLEINES,<br />
GROßES WUNDER<br />
„Und er tut auch heute noch Wunder, Stunde um Stunde, Tag für Tag.“<br />
Liedtext von Samuel Harfst<br />
Annika, hol den Arzt!“, ruft meine<br />
„ Kollegin von der Notaufnahme.<br />
Ich lasse die Glasampulle und Spritze<br />
in meiner Hand auf den Tisch fallen<br />
und stürme los. Gleichzeitig rennen<br />
weitere Kollegen in die Notaufnahme.<br />
Ein zwei Jahre alter Junge ist mit<br />
schwerer Malaria eingeliefert worden;<br />
starke Blutarmut; plötzlicher Herzstillstand;<br />
klassisch und Alltag in der<br />
Regenzeit!<br />
Unser Team arbeitet wie eine<br />
aufgeschreckte achtarmige Krake um<br />
den kleinen Körper herum: Pulskontrolle,<br />
Herz abhören, an den Monitor<br />
anschließen. Kein Herzschlag! Nur die<br />
Nulllinie ist auf dem Monitor sichtbar.<br />
„Fangt an zu drücken!“ Thoraxkompressionen<br />
und Beatmungen<br />
wechseln sich ab. Venenkatheter und<br />
Magensonde legen, Blutzucker messen,<br />
den Magen auspumpen und den<br />
kleinen Patienten absaugen. Endlich<br />
ist der IV-Zugang gefunden und die<br />
erste Dosis Adrenalin verabreicht.<br />
Weiter drücken. Wieder Pulskontrolle.<br />
Nichts! Und weiter ...<br />
Annika ist gelernte Krankenschwester und verbrachte einen Facheinsatz in Togo,<br />
wo sie diesem Frühgeborenen helfen konnte. www.<strong>DMG</strong>int.de/Facheinsatz<br />
„Der Beatmungsbeutel funktioniert<br />
nicht – und dieser ist falsch zusammengesetzt!“,<br />
rufe ich von meiner<br />
Position am Kopfende, während ich<br />
den Jungen verzweifelt weiter beatme.<br />
Endlich! Der dritte mir gereichte<br />
Beatmungsbeutel funktioniert und<br />
die Atemhübe kommen in der Lunge<br />
an. Im Hintergrund höre ich das<br />
Wimmern der Mutter des Kleinen. „Es<br />
sieht wirklich schlecht aus!“, denke<br />
ich bei mir. Nein, wenn ich ehrlich bin,<br />
habe ich schon aufgegeben. Kaum<br />
ein Kind schafft es hier aus so einem<br />
Kreislaufstillstand wieder heraus,<br />
wir haben schon Unzählige sterben<br />
sehen.<br />
Ja, ich schäme mich. Weil ich das<br />
Kind schon aufgegeben habe. Ich<br />
schäme mich, dass ich mit einsteige<br />
in die Resignation, die ich hier immer<br />
wieder beobachte. Beim medizinischen<br />
Personal und bei Angehörigen.<br />
Vor ein paar Tagen weinte eine Mutter<br />
die Hälfte meines Dienstes am<br />
Bett ihres Babys, sie hörte auf zu essen<br />
und zu trinken und weigerte sich<br />
abends, für die Ernährung des Babys<br />
noch Milch abzupumpen. Sie hatte ihr<br />
Kind schon aufgegeben, während wir<br />
ihr klarzumachen versuchten, dass es<br />
noch Hoffnung gab. Der Tod ist Alltag<br />
hier, die limitierten Ressourcen auch.<br />
Jeder versucht auf seine Weise, damit<br />
umzugehen.<br />
Plötzlich spüre ich einen Gegendruck<br />
bei meinen Beatmungen. Der<br />
Junge atmet selbständig! Erneute<br />
Pulskontrolle; ein schwacher Puls ist<br />
tastbar! Wir hängen eine Blutkonserve<br />
an. Zwei Stunden später liegt der<br />
Kleine weinend auf seiner Liege in<br />
der Notaufnahme. „Ich habe Hunger!“,<br />
sagt er zu seiner Mama.<br />
Einen Tag später: Unser kleines<br />
Wunder, der Junge, ist heute mein<br />
Patient auf der Kinderintensivstation<br />
– und er ist der Anstrengendste von<br />
allen! Kaum zu bändigen zieht er an<br />
allen Zu- und Ableitungen. Ich habe<br />
nichts dagegen. Er lebt! Ein wahres<br />
Wunder Gottes!<br />
Annika Putz<br />
8 P54800 (Facheinsätze)<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong>
AMERIKA<br />
COSTA RICA<br />
Was wirklich<br />
frei macht …<br />
Es ist ein Festtag und ganz Costa<br />
Rica kleidet sich in Rot-Weiß-<br />
Blau: 198 Jahre Unabhängigkeit, ein<br />
Leben in Freiheit – die Costa Ricaner<br />
feiern es ausgiebig. Schule, Kindergarten,<br />
Dorf und Kirche laden zu<br />
fröhlichen bunten Festen und Anlässen<br />
ein. Auch wir als Familie genießen<br />
das bunte Treiben.<br />
Am Vorabend des Nationalfeiertags<br />
gehen auch wir auf den Dorfplatz, um<br />
die patriotischen Lieder und Hymnen<br />
mitzusingen. Um 18 Uhr werden wie<br />
im ganzen Land Fackeln entzündet.<br />
Dann gehen die Kinder mit ihren aufwendig<br />
gebastelten Laternen durch<br />
die Straßen und die ausgelassenen<br />
Feierlichkeiten bis tief in die Nacht<br />
beginnen.<br />
Ich beobachte, wie unsere Tochter<br />
Louisa sich einem Mann auf einer<br />
Parkbank nähert. Er passt nicht so<br />
recht in das festliche Ambiente. Er<br />
sieht ungepflegt aus, in keinster Weise<br />
frei oder unbekümmert. Als ich ihn<br />
entdecke, muss ich an den Bibelvers<br />
denken: „Nur dann, wenn der Sohn<br />
euch frei macht, seid ihr wirklich frei.“<br />
Im Herzen beginne ich für den Mann<br />
zu beten. Dass er <strong>Jesus</strong> Christus<br />
begegnet, der sein Herz befreien<br />
möchte und er die echte Freiheit<br />
kennenlernt.<br />
Dankbar wandern meine Gedanken<br />
zum Teamtreffen vergangen Monat<br />
zurück; zu den inzwischen 70 <strong>Jesus</strong>-<br />
Nachfolgern, die ihr Leben genau<br />
dafür einsetzen. Dass andere <strong>Jesus</strong><br />
Christus kennenlernen. Gemeinsam<br />
investieren wir in die nächste Generation<br />
lateinamerikanischer Missionare,<br />
wir bilden sie aus und begleiten sie<br />
im Dienst. DANKE, dass Sie uns darin<br />
unterstützen!<br />
Im Gedenken an ...<br />
Lotte Kornmann<br />
* 21.09.1928 † 09.11.2019<br />
ls Frau allein in der Wildnis?<br />
„A Dazu muss man schon Abenteurerin<br />
sein oder Zivilisationsflüchtling<br />
oder verrückt, denken viele. Ich<br />
bin einfach Gottes Mitarbeiterin an<br />
dem Ort, wo er mich hinstellt.“ Mit<br />
diesem Statement beschrieb Missionarin Lotte Kornmann 2001<br />
ihre Berufung, als sie in den Ruhestand zurückkehrte. Warum sie<br />
gerade am Amazonas arbeiten musste? „Weil Gott mich rief!“<br />
41 Jahre war Lotte Kornmann im brasilianischen Regenwald<br />
unterwegs: Sie übersetzte das Neue Testament und entwickelte<br />
Bibelkurse für Indianer, erstellte ein Wörterbuch, ein Liederbuch<br />
und ein Bibellexikon in Kajapó-Sprache und half der wachsenden<br />
Gemeinde. Sie erzählte vielen der 9.000 Kajapós die gute<br />
Botschaft, dass <strong>Jesus</strong> Christus ewiges Leben gibt – was sie heute<br />
sehen darf. Wir vermissen Lotte; ihr fröhlicher Glauben und ihre<br />
missionarische Gesinnung werden in guter Erinnerung bleiben.<br />
Anne Sportmann<br />
* 11.09.1929 † 14.02.<strong>2020</strong><br />
Wir gedenken unserer Missionarin<br />
Anne Sportmann, die ab<br />
1965 viele Jahre in Panama tätig war.<br />
Anne kam in Nürtingen zur Welt. Zum<br />
Glauben fand sie mit 15, als ihre Mutter<br />
an Magenkrebs starb. „1956 wagte<br />
ich den Absprung in die innere Mission“, schrieb sie. Sie arbeitete<br />
in einem Mädchenheim und lernte den Beruf Gruppenerzieherin.<br />
Damals trat Anne dem Deutschen Frauen-Missions-Gebets-Bund<br />
bei und betete für Mission. Ihre theologische Ausbildung absolvierte<br />
sie in Beatenberg. 1963 lernte sie Werner kennen, „im April<br />
1965 durften wir im Bootcamp der New Tribes Mission in den USA<br />
Hochzeit feiern“. Das Paar reiste nach Panama, sie bekamen drei<br />
Töchter. 1970 stießen sie zur <strong>DMG</strong>. Anne brachte sich als Mutter<br />
und in der Kindermission ein. 1995 erlag ihr Mann einem Herzinfarkt.<br />
Danach war Anne ein weiteres Jahr in Panama und gestaltete<br />
Kinderwochen. Ihr Leben ist ein Vorbild für die Kraft, die der<br />
Glaube an <strong>Jesus</strong> Christus schenkt.<br />
Daniel und Myriam<br />
Zinser P10869<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
9
AMERIKA<br />
PERU<br />
GOTT WUSSTE<br />
UM IHREN GEBURTSTAG …<br />
„Isabela war die Erste und konnte frei wählen. Sie fand genau, was<br />
sie für ihre Kinder brauchte: So viel, einfach kostenlos?!“<br />
Am Samstag durfte ich bei meiner Freundin Kleider<br />
für „Dorcas“ abholen. Dorcas ist der griechische<br />
Name einer Christin aus Apostelgeschichte 9, die gerne<br />
gab und vielen geholfen hat. Die nach ihr benannte<br />
Kleiderkammer unserer „Kinderhilfe Arequipa“ unterstützt<br />
Mütter aus ärmeren Stadtvierteln mit Babykleidung und<br />
Kinderbetten, die wir verleihen. Es kommen viele Mütter,<br />
die, manche von ihren Männern verlassen, ihre Kinder<br />
alleine durchbringen müssen.<br />
Wir kaufen ihnen selbstgestrickte Hosen und Pullover<br />
ab, die wir anderen kostenlos verleihen. So haben die<br />
Mütter etwas Verdienst und andere kostenlos Kleider.<br />
Kleinkinder brauchen viel Kleidung. Es ist sinnvoller, sie zu<br />
leihen, statt alles selbst kaufen zu müssen. Was wir über<br />
dieses Alter hinaus bekommen, verschenken wir, denn die<br />
Mütter haben meistens noch ältere Kinder zu versorgen<br />
und sind dankbar, wenn sie etwas geschenkt bekommen.<br />
Die erste, die kommt, ist Isabela. Pünktlich um neun ist<br />
normalerweise noch keiner da. Manche Mütter reisen ein-<br />
einhalb Stunden mit dem Bus an, sodass sie erst kurz vor<br />
Schluss bei Dorcas eintrudeln. Isabela ist motiviert. Drei<br />
Söhne hatte sie bereits, bevor ihr Jüngster zur Welt kam<br />
und sie über eine Freundin von unseren Hilfsangeboten<br />
erfuhr. Diese Woche ist auch ein Arzt hier, der ihr Kind auf<br />
Hüftfehlstellung kontrolliert. Wie dankbar die peruanische<br />
Mama ist.<br />
Da Isabela an diesem Morgen die Erste war, konnte sie<br />
aus unseren zu verschenkenden Sachen frei wählen. Sie<br />
fand genau, was sie für ihre älteren Söhne brauchte. Isabela<br />
war sprachlos! So viel, einfach kostenlos?!<br />
Nachmittags schrieb sie mir, dass heute ihr Geburtstag<br />
war und sie eigentlich nur wegen des Arztes kam. Ich<br />
staune über Gottes Timing. Wie er sie beschenkt hat. Die<br />
Freundin, von der die Kleider waren, hat mit dem Glauben<br />
nicht viel am Hut. Ich rief sie an und erzählte ihr, wie Gott<br />
ihre Freigiebigkeit gebraucht hatte. Auch sie fühlte sich<br />
beschenkt. Mich freuen die Begegnungen, die ich erlebe –<br />
erfüllt von dem, wie Gott im Hintergrund arbeitet und wen<br />
er zu uns führt.<br />
10<br />
Benjamin und Daniela Marx<br />
P10427<br />
Kinderhilfe Arequipa<br />
P30541
ASIEN<br />
JAPAN<br />
STUDENTEN<br />
EINE HEIMAT SEIN<br />
„Herr, wie kommt es denn, dass<br />
du dich nur uns zu erkennen geben<br />
willst und nicht der Welt?“<br />
Johannes 14,22<br />
<strong>Heimat</strong> in <strong>Jesus</strong> finden! Das<br />
wünschen wir uns für unsere<br />
Studenten, mit denen wir hier in<br />
Japan arbeiten. Es motiviert uns,<br />
mit jungen Menschen unterwegs zu<br />
sein. Gerne würden wir von Japanern<br />
erzählen, die das erlebt haben. Doch<br />
die Realität ist häufig eine andere. Die<br />
Frage, die die Jünger <strong>Jesus</strong> kurz vor<br />
seinem Tod umgetrieben hat, stellt<br />
sich manchmal auch uns: „Herr, wie<br />
kommt es denn, dass du dich nur uns<br />
zu erkennen geben willst und nicht<br />
der Welt?“ (Johannes 14,22). Warum<br />
ist es für Japaner so schwer, dir, <strong>Jesus</strong>,<br />
zu vertrauen?<br />
<strong>Jesus</strong> antwortet ihnen: „Wenn<br />
jemand mich liebt, wird er sich nach<br />
meinem Wort richten. Mein Vater<br />
wird ihn lieben, und wir werden zu<br />
ihm kommen und bei ihm wohnen.“<br />
Hatte <strong>Jesus</strong> ihre Frage überhaupt<br />
richtig verstanden? Seine Antwort<br />
scheint nicht zu passen. Und doch<br />
ist es die beste Antwort, die er ihnen<br />
geben konnte. Denn genau so breitet<br />
sich seine Gemeinde rund um die<br />
Welt aus:<br />
Wenn wir <strong>Jesus</strong> lieben, werden<br />
er und der himmlische Vater in uns<br />
wohnen. Gleichzeitig leben wir Christen<br />
aber weiterhin mitten unter den<br />
vielen Menschen, die <strong>Jesus</strong> nicht kennen.<br />
Sie kennen aber uns! Teilen wir<br />
unser Leben mit ihnen, dann teilen<br />
wir auch <strong>Jesus</strong>, der in uns wohnt …<br />
Wir geben jungen Japanern eine<br />
<strong>Heimat</strong>, indem wir ihnen zuhören,<br />
Fragen stellen, konkrete Hilfe anbieten<br />
oder einfach für sie da sind. Wir<br />
haben ganz bewusst ein offenes Haus<br />
für unsere Studenten. Wir nehmen<br />
uns Zeit für sie, sodass sie beginnen,<br />
sich bei uns zu Hause zu fühlen. In<br />
der Gemeinschaft können sie in uns<br />
einen Schimmer von der <strong>Heimat</strong> erleben,<br />
wie sie nur <strong>Jesus</strong> geben kann.<br />
Dieser Zwischenschritt zu sein, das<br />
motiviert und begeistert uns.<br />
Kürzlich hat ein Student nach<br />
unserem BEST-Talk (unserer Kleinbibelgruppe)<br />
bei uns übernachtet.<br />
Wir haben noch bis spät in die Nacht<br />
geredet und Spiele gespielt und<br />
am nächsten Morgen gemeinsam<br />
gefrühstückt, bevor er wieder an die<br />
Uni ging. Wie die meisten hat auch er<br />
es genossen, mit unserem eineinhalb<br />
Jahre alten Sohn Lasse zu spielen.<br />
Später hat er ein Bild von sich und<br />
Lasse auf Instagram gepostet und<br />
geschrieben dass ihm die Stunden in<br />
unserer kleinen Familie so viel Freude<br />
gemacht haben, wie er sie sonst nur<br />
in einem ganzen Jahr erlebt.<br />
Bitte beten Sie, dass Studenten, die<br />
sich bei uns wohlfühlen, <strong>Jesus</strong> Christus<br />
in uns sehen. Wir weisen offen<br />
auf unseren Glauben hin, lesen mit<br />
manchen die Bibel und erklären seine<br />
Botschaft. <strong>Jesus</strong> liebt die japanischen<br />
Studenten mehr als wir es je könnten.<br />
Wir hoffen und beten, dass viele es<br />
verstehen und schließlich in <strong>Jesus</strong><br />
eine echte, tiefe <strong>Heimat</strong> und neues<br />
Leben finden.<br />
Stefan und Martina Süßmuth<br />
P10754 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong> 11
ASIEN<br />
THAILAND<br />
DIE WEISHEIT<br />
DES BUCHES Y’WAS<br />
„Die ersten westlichen Missionare, die in Karendörfer aufbrachen,<br />
erhielten einen Albino-Elefanten mit auf die Expedition.“<br />
Die Karen sind eine Volksgruppe<br />
in Myanmar (ehem. Birma) und<br />
Thailand, die mir schon seit meiner<br />
Kindheit am Herzen liegt. Genaue<br />
Zahlen gibt es wegen ihrer bewegten<br />
Geschichte kaum. Man schätzt,<br />
dass in Myanmar etwa fünf Millionen<br />
und in Thailand etwa eine Million<br />
Karen entlang der gemeinsamen<br />
Grenze leben. Eine weitere Million ist<br />
wegen des Konflikts mit Myanmars<br />
Regierung im Lauf der Jahre nach<br />
Thailand geflohen. Viele davon sind<br />
in westliche Länder übergesiedelt,<br />
eine Gruppe auch auf die Indischen<br />
Andaman- und Nikobarinseln.<br />
Die Karen haben eine beachtliche<br />
kulturelle und sprachliche Vielfalt.<br />
60 Prozent sind Buddhisten, 40<br />
Prozent Christen! Ein Problem sind<br />
Gruppierungen, die Christliches und<br />
buddhistische Elemente mit dem<br />
alten Geisterglauben vermengen,<br />
besonders die Sekten der Telakhon<br />
und Leke. Berühmt sind die Karen<br />
als „Mahouts“, als die Bezähmer von<br />
Elefanten. Elefanten waren vor allem<br />
in den Kriegszeiten vergangener Jahrhunderte<br />
wichtig. Noch immer sind<br />
die meisten der Elefantenlenker für<br />
Touristen Karen.<br />
Im Buch „Ewigkeit in ihren Herzen“<br />
von Don Richardson werden die Karen<br />
als eine Volkgruppe erwähnt, die<br />
erstaunlich viele christliche Elemente<br />
in ihrer überlieferten Glaubenstradition<br />
hatte, bevor Missionare ihr Gebiet<br />
erreichten. Sie glaubten an einen<br />
Schöpfergott „Y’wa“ und an ein „Buch<br />
der Weisheit“, das ihnen verloren<br />
ging. Die Legende besagt, dass das<br />
Buch Y’was durch Regen aufgeweicht<br />
in Brei verwandelt worden sei, den<br />
Schweine und Hühner gefressen hätten.<br />
Seither könnten sie die Weisheit<br />
zu besonderen Festen aus den Innereien<br />
von Schweinen und Hühnern<br />
lesen. Bis heute wird dieser Ritus im<br />
Norden praktiziert.<br />
Traditionelle Gesänge, die sie zu<br />
Hochzeiten und Beerdigungen anstimmen,<br />
sind ein Aufruf zur Rückkehr<br />
zu Y’wa. Der Name Y’wa ähnelt erstaunlich<br />
dem jüdischen Yaweh, doch<br />
es gibt keine Hinweise auf Abraham<br />
oder <strong>Jesus</strong> in ihrer Kultur. Missionar<br />
Adoniram Judson kam 1813 als<br />
Bibelübersetzer nach Birma. Er kaufte<br />
einen Karen von der Sklaverei los,<br />
dieser war der erste Karen, der die<br />
12<br />
Johannes und Astrid Janzen<br />
P10294
Traditionelles Don-Dance-Team der Karen<br />
Foto: Soethuralwin / CC BY-SA 4.0<br />
Karen-Kirche in Mandalay, Myanmar<br />
Foto: Wagaung / CC BY-SA 3.0<br />
Karen-Mädchen aus Nordthailand<br />
Foto: Takeaway / CC BY-SA 4.0<br />
Botschaft der Bibel hörte. Ergriffen<br />
bekehrte er sich und wurde 1828<br />
getauft. Er wanderte zu vielen Karen<br />
in die Dörfer und erzählte ihnen vom<br />
„Buch der Weisheit“, der Bibel!<br />
Die ersten westlichen Missionare,<br />
die in Karendörfer aufbrachen, erhielten<br />
von den englischen Kolonialherren<br />
einen Albino-Elefanten mit auf die<br />
Expedition. Das berührte die Seele<br />
der Karen, denn Albino-Elefanten<br />
waren Königen vorbehalten. Als „der<br />
weiße Bruder“ und „Hüter des Buches<br />
der Weisheit“ auf einem weißen Elefant<br />
geritten kam, erfüllte sich für sie<br />
eine Prophetie. Ganze Dörfer bekehrten<br />
sich. Sie waren so wissbegierig,<br />
die Missionare bauten viele Schulen<br />
und Kirchen. Von Anfang an hatten<br />
die Karenchristen eine missionarische<br />
Sicht. Sie organisierten sich selbst, um<br />
die Botschaft von <strong>Jesus</strong> in unerreichte<br />
Gebieten zu tragen. Karenmissionare<br />
hatten bereits Teile Nordthailands<br />
bereist, lange bevor der erste westliche<br />
Missionar auftauchte. 1880<br />
eröffneten sie die erste Karenkirche<br />
in Thailand. Es gab eine Bibel mit<br />
burmesischen Schriftzeichen. 1955<br />
wurde eine mit Thai-Schriftzeichen<br />
entwickelt. Die 2015 verstorbene<br />
<strong>DMG</strong>-Missionarin Gerda Meinusch<br />
war an der Übersetzung in die<br />
Sprache der Pwo-Karen beteiligt, der<br />
zweitgrößten Karengruppe Thailands.<br />
Seit 2012 herrscht Frieden in<br />
Myanmar. Das hilft Karenkirchen, die<br />
sich seither vermehrt um Vertriebene<br />
kümmern, ihre Gemeinden stärken<br />
und neue aufbauen. Die Baptisten<br />
sind die größte Kirche bei den Karen.<br />
Sie haben noch unerreichte Gebiete<br />
ihres Volkes im Blick. Da ist noch<br />
viel Arbeit, vor allem in abgelegenen<br />
Bergregionen.<br />
Landflucht ist ein Problem. Familien<br />
zerfallen, weil die Jugend in die<br />
Städte zieht. Die Grundstruktur ihrer<br />
Dorfgemeinschaften ist gefährdet.<br />
Wir helfen den Karen im Hochland,<br />
Fairtrade-Kaffee anzubauen. So<br />
haben die Menschen Arbeit und<br />
Einkommen und können die Ausbildung<br />
ihrer Kinder finanzieren. Zudem<br />
können die Kaffeebauern die Pastoren<br />
ihrer Gemeinden angemessen<br />
unterstützen und ihre Kinder- und<br />
Jugendarbeit ausbauen. Es lohnt sich,<br />
in die Karen zu investieren.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
13
EUROPA<br />
ALBANIEN<br />
Hebamme Anne (Mitte)<br />
gibt Seminare<br />
PROBLEME<br />
IN DER INTIMZONE?<br />
„Anne sollte den Vortrag komplett auf Albanisch halten.<br />
Sie steht sowieso nicht gern im Mittelpunkt ...“<br />
robleme in der Intimzone“, ein heikles <strong>Thema</strong>! Das<br />
„PTeam im christlichen Kinderzentrum hatte sich von<br />
Anne ein Seminar darüber gewünscht. Sie wollten nicht<br />
nur für die Kinder da sein, sondern auch die Nachbarschaft<br />
erreichen. Das Leben im Viertel soll besser werden,<br />
Bildung ist dazu ein probates Mittel. Also luden sie Mütter<br />
ein und sagten zu Anne: „Mal sehen, wer sich traut zu<br />
kommen.“ Sie solle nicht zu viel erwarten. Und überhaupt:<br />
„Fragen stellen ist den Frauen sicher peinlich …“<br />
Anne sollte den Vortrag komplett auf Albanisch halten<br />
(für uns beide noch immer sehr schwer). Sie steht sowieso<br />
nicht gern im Mittelpunkt, dazu noch bei einem tabubesetzten<br />
<strong>Thema</strong>. Wie sollte das gehen? Würden die Teilnehmerinnen<br />
Anne verstehen? Ihren Vortragsstil mögen?<br />
Hatte sie die richtigen Informationen für sie? Hundert<br />
Fragen vor Augen, konfrontierte Gott uns mit der Bibel:<br />
In Apostelgeschichte 3 begegnen Petrus und Johannes<br />
einem gelähmten Bettler. Sie können ihm nichts geben.<br />
Petrus sagt: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber<br />
habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Naza-<br />
reth steh auf und geh!“ Der Lahme wird spontan geheilt<br />
und alle staunen über <strong>Jesus</strong>.<br />
Gold und Silber haben auch wir nicht. Keine perfekten<br />
Worte ohne Akzent und gute Grammatik. Kein super<br />
Kulturwissen, wie man Themen hier anspricht. Und Anne<br />
kannte die Menschen nicht, die kommen. Aber Gott beschenkt.<br />
Mit diesem Herzen tun wir unseren Dienst.<br />
Was passierte? 15 Frauen kamen, 15 Frauen blieben.<br />
Nach wenigen Minuten war das Eis gebrochen! Die Fragen<br />
sprudelten nur so, garniert mit fröhlichem Lachen. Hier ist<br />
es schwer, an gute Informationen im sozialen und medizinischen<br />
Bereich zu kommen. Sie waren überaus dankbar.<br />
Übrigens kam Anne schon vor dem Seminar im Copyshop<br />
mit einer Frau ins Gespräch, als sie ihr Konzept<br />
ausdruckte – und gleich noch ein zweites für diese Frau,<br />
die es dankbar mitnahm. Als ich Anne nach dem Seminar<br />
vom Kinderzentrum abholte, hörte ich von allen Seiten nur<br />
Lob: „Es war toll.“ „Danke, dass ihr das gemacht habt.“ „Die<br />
wollen wir wieder hier haben“, sagten die Teilnehmerinnen.<br />
Es macht Freude, wie Gott segnet.<br />
14 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
David und Anne Kretschmer<br />
P10348
THEMA<br />
<strong>Heimat</strong>?<br />
JESUS.<br />
„Home Sweet Home …“<br />
Kennen Sie das? Als Postkarte an der Pinnwand, als Dekoration an einer<br />
Haustür? <strong>Heimat</strong>gefühle sind im Trend. Dabei stammt das Lied „Home<br />
Sweet Home“ schon aus einer Oper von 1823. Der Trend scheint recht<br />
zeitlos zu sein! Im Deutschen hat sich eine Redensart entwickelt, die<br />
über ein „Sweet Home“ noch deutlich hinausgeht: „Trautes Heim, Glück<br />
allein.“ Woher kommt unsere Vorstellung, in einem vertrauten Umfeld<br />
unser Glück zu finden – und sonst nirgends?<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Simon Georg<br />
Leiter Öffentlichkeitsarbeit<br />
weiterlesen<br />
15
<strong>Heimat</strong>? JESUS.<br />
„<strong>Jesus</strong> öffnet die Tür zum<br />
Vaterhaus für alle, die auf<br />
der Suche nach <strong>Heimat</strong><br />
erfolglos ihre eigene Klinke<br />
in der Hand halten.“<br />
Seele sucht <strong>Heimat</strong><br />
Ich bin Musiker mit Leidenschaft<br />
und finde auch in modernen, christlichen<br />
Liedern das Muster: „Meine<br />
Seele sucht <strong>Heimat</strong>, mein Herz sucht<br />
Glück …“ Diese Sehnsucht ist lebendig<br />
in uns. Trotzdem erleben wir, dass<br />
gerade im „trauten Heim“ nicht immer<br />
nur Glück schlummert. Offensichtlich<br />
lässt sich die Frage nach <strong>Heimat</strong>glück<br />
nicht einfach im Rahmen einer Wohnungssuche<br />
beantworten.<br />
Wenn ich die Ausreisen unserer<br />
Missionare beobachte, staune ich:<br />
Hier sind Menschen bereit, ihre Umzugskisten<br />
auf seemeilenweite Reisen<br />
zu schicken. Schon bevor es losgeht,<br />
findet ihre Ausbildung und Vorbereitung<br />
oft an ganz verschiedenen Orten<br />
statt. Viele ahnen, dass sie ihre Verwandten<br />
und Freunde erst in Jahren<br />
wiedersehen. Und manche wissen,<br />
dass ihr neues<br />
Zuhause vergleichsweise<br />
unbequem<br />
sein könnte.<br />
Ich bewundere<br />
das –<br />
und komme<br />
mir dagegen<br />
ziemlich<br />
sesshaft vor. Trotzdem tauchen auch<br />
bei mir nach bisher zehn Umzügen<br />
Fragen nach <strong>Heimat</strong> auf: Welchen<br />
Wert haben Wurzeln? Wie viel Vertrautheit<br />
ist hilfreich? Wie wachsen<br />
unsere Kinder stabil auf? Wo komme<br />
ich zur Ruhe?<br />
In der Bibel begegnet mir Petrus.<br />
Ich würde ihn gern fragen: „Hey<br />
Petrus, was ist für dich <strong>Heimat</strong>?“ –<br />
denn ich sehe interessante Aspekte<br />
dazu in seinem Leben. In Matthäus 8<br />
lesen wir, dass Petrus ein Eigenheim<br />
besitzt. <strong>Jesus</strong> kommt ins „Haus des<br />
Petrus“ – vermutlich der gemeinsame<br />
Ort der Großfamilie. Am Ursprung<br />
seiner Geschichte heißt es: „Home<br />
Sweet Home.“<br />
Keine innere <strong>Heimat</strong>?<br />
Aber Petrus lässt sich bewegen,<br />
Haus und Hof zurückzulassen, als <strong>Jesus</strong><br />
ihm und seinen Freunden zuruft:<br />
„Folgt mir nach“ (Matth. 4,19). Für die<br />
äußere <strong>Heimat</strong> ist bestens gesorgt.<br />
Aber vielleicht singt auch Petrus<br />
schon: „Meine<br />
Seele sucht<br />
<strong>Heimat</strong>, mein<br />
Herz sucht …“ –<br />
und ihm ist klar:<br />
Innerer Friede<br />
lässt sich nicht<br />
mit Architektur<br />
gestalten.<br />
Kurz nach der<br />
Episode in Petrus’ Haus macht <strong>Jesus</strong><br />
der ganzen Jünger-Gruppe klar, dass<br />
es ihm nicht um äußere <strong>Heimat</strong> geht:<br />
„Die Vögel haben Nester, aber der<br />
Menschensohn hat nichts, wo er sein<br />
Haupt hinlegen kann“ (Matth. 8,20).<br />
<strong>Jesus</strong> war schon früh heimatlos:<br />
Nicht mal für seine Geburt ist ein<br />
„Sweet Home“ verfügbar. Am Ende<br />
seiner Schulferien in Jerusalem verpasst<br />
<strong>Jesus</strong> ganz entspannt die Rückreise,<br />
weil er sich im Tempel mehr zu<br />
Hause fühlt als in seinem Elternhaus<br />
(Lk. 2,49).<br />
Jetzt – mit 30 Jahren und Erfahrung<br />
als Zimmermann – würden<br />
wir uns <strong>Jesus</strong> gern als vorbildhaften<br />
„Häuslebauer“ vorstellen, doch er<br />
hält eine Holz- oder Steinheimat für<br />
zweitrangig. Stattdessen steht auf<br />
seiner Agenda: Als guter Hirte innere<br />
<strong>Heimat</strong> schaffen, die niemand sonst<br />
anbieten kann. Die Tür zum Vaterhaus<br />
für alle öffnen, die auf der Suche nach<br />
<strong>Heimat</strong> erfolglos ihre eigene Klinke<br />
in der Hand halten. <strong>Jesus</strong> bezieht den<br />
Begriff <strong>Heimat</strong> auf die Seele – und<br />
auf die Ewigkeit.<br />
<strong>Jesus</strong> als <strong>Heimat</strong><br />
Wir sind dankbar, auch im <strong>DMG</strong>-<br />
Team manche Handwerker zu haben,<br />
die sich nicht auf die eigenen vier<br />
Wände konzentrieren, sondern<br />
erleben: <strong>Jesus</strong> ist meine <strong>Heimat</strong>. Die<br />
das weitergeben und weiterleben,<br />
teilweise in Gegenden ohne „trautes<br />
Heim“. Da ich selbst 15 Jahre lang<br />
als Holzingenieur tätig war, liegen<br />
16 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong>
THEMA<br />
mir die „Holzwürmer“ unter den<br />
Missionaren besonders am Herzen:<br />
So arbeitet Familie Jörg und Angela<br />
Zimmermann (sie heißen wirklich<br />
so) nicht auf der eigenen Baustelle,<br />
sondern sie begleiten Einwanderer<br />
in Deutschland auf ihrer Suche nach<br />
einer neuen <strong>Heimat</strong>. Auf den Philippinen<br />
investieren sich Andreas und<br />
Angela Staigmiller in Jüngerschaft.<br />
Sie bilden Missionare aus, die in<br />
unerreichte Gegenden aufbrechen,<br />
um das Evangelium weiterzugeben.<br />
(Ihr handwerkliches Geschick können<br />
sie auf dem Missionsgelände natürlich<br />
trotzdem gebrauchen.) Samuel<br />
Hablützel hat früher als Zimmermann<br />
Holz zu Häusern verbaut. Heute betet<br />
er, dass sich die Balken biegen … und<br />
schnitzt an Konzepten, um Muslime<br />
in Frankreich für <strong>Jesus</strong> zu erreichen.<br />
„Hütten bauen?“<br />
Und Petrus? Lässt seinen Job<br />
liegen, folgt <strong>Jesus</strong> nach und erlebt auf<br />
dieser Wanderung ein Zuhause, wie<br />
er es vorher nicht kannte. Plötzlich<br />
blitzt trotzdem der Wunsch durch,<br />
dieses Erlebnis auch handwerklich<br />
unter Dach und Fach zu bringen:<br />
<strong>Jesus</strong> nimmt drei der Jünger mit<br />
auf eine kleine Bergtour (Lk. 9,28 ff.).<br />
Höhepunkt dieser Geschichte ist das<br />
Gipfeltreffen mit Besuch aus der <strong>Heimat</strong><br />
Himmel: Mose und Elia kommen<br />
und <strong>Jesus</strong> versprüht eine Ausstrahlung,<br />
wie sie die Jünger nie zuvor<br />
gesehen haben. Einen Schimmer der<br />
Ewigkeit. Petrus spürt <strong>Heimat</strong> – und<br />
will sie sofort festnageln: „Meister,<br />
wie gut, dass wir hier sind! Wir wollen<br />
drei Hütten bauen …“<br />
Dabei übersieht er, dass <strong>Jesus</strong><br />
und seine himmlischen Gäste gar<br />
nicht vorhaben, es sich gemütlich zu<br />
machen. Im Gegenteil: Sie sprechen<br />
darüber, wie <strong>Jesus</strong> seinen Auftrag auf<br />
der Erde zu Ende bringt: am Kreuz.<br />
Die Balken der Erlösung sind ihnen<br />
wichtiger als die Pfosten einer relaxten<br />
Unterkunft.<br />
Die Berghütte „Einkehr bei Petrus“<br />
oder „Zum Heiligenschein“ wäre<br />
sicher ein Touristenmagnet geworden.<br />
Doch <strong>Jesus</strong> will nicht, dass Menschen<br />
zu ihm hochklettern müssen. Stattdessen<br />
macht er sich wieder auf den<br />
Weg hinunter; wo Menschen <strong>Heimat</strong><br />
brauchen. Auf dem Berg bleiben,<br />
hieße für Petrus: <strong>Jesus</strong> festzuhalten<br />
als sein persönliches <strong>Heimat</strong>gefühl.<br />
Aber Gott meldet sich selbst zu Wort<br />
und macht klar: Der Fokus ist „mein<br />
lieber Sohn – hört auf ihn“. Nicht:<br />
„Bewundert und fühlt ihn“ – sondern:<br />
„Hört auf ihn!“<br />
<strong>Heimat</strong> baut man nicht aus Material,<br />
sondern aus der Beziehung zu<br />
<strong>Jesus</strong>, das hat Petrus im Lauf der Zeit<br />
verinnerlicht. „Hört auf ihn“ wurde<br />
für Petrus zum Kern seiner neuen<br />
<strong>Heimat</strong>. Er fand seine innere Ruhe in<br />
dem, was <strong>Jesus</strong> sagte.<br />
Zur Ruhe kommen<br />
Auch nach unserem letzten Umzug<br />
stellen wir fest: Jeder Wechsel bringt<br />
erstmal innere Unruhe. Aber <strong>Jesus</strong><br />
sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr<br />
mühselig und beladen seid – ich will<br />
euch erquicken / Ruhe schenken.“<br />
<strong>Heimat</strong> ist, innere Ruhe zu finden.<br />
Einer ist bei jedem Umzug mitgezogen:<br />
<strong>Jesus</strong>! Und sein „Kommt her zu<br />
mir“ gilt unabhängig vom Wohnort.<br />
Ich merke: In Zeiten, wo ich vernachlässige,<br />
zu <strong>Jesus</strong> zu kommen, wächst<br />
die innere Unruhe. Nur wenn ich Zeit<br />
mit <strong>Jesus</strong> verbringe, weiß ich: Meine<br />
Seele hat <strong>Heimat</strong>.<br />
„Hey, Petrus – was ist für dich<br />
<strong>Heimat</strong>?“ Als viele sich entscheiden,<br />
lieber wieder zurück nach Hause zu<br />
gehen (Joh. 6,66), gibt Petrus ein<br />
klares Statement: „Herr, wohin sollten<br />
wir gehen? Du hast Worte des ewigen<br />
Lebens.“ Statt dem Wunsch nach<br />
Hütten-Feeling hat Petrus eine tiefe<br />
Sehnsucht nach Gottes Wort entwickelt.<br />
Das wünsche ich mir auch. Immer,<br />
wenn mich das „Home Sweet Home“<br />
enttäuscht – weil ich zu materiell, zu<br />
regional, zu egoistisch denke. Die Frage<br />
nach <strong>Heimat</strong> bleibt so lange offen,<br />
bis <strong>Jesus</strong> mit seinem Wort ein echtes,<br />
stabiles Zuhause schafft. Das möchte<br />
ich neu erleben.<br />
weiterlesen<br />
<strong>Heimat</strong> für viele Missionare:<br />
Der Buchenauerhof bei Sinsheim<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
17
THEMA |<br />
„Home Sweet Home“ – ein zeitloser<br />
Hüttentrend seit 1823, oder eben seit<br />
30 nach Christus.<br />
Aber <strong>Heimat</strong> bei Gott ist schon<br />
immer zeitlos und nie ortsgebunden.<br />
Selbst die Stiftshütte bei Mose war<br />
als Mobilheim konzipiert. Und heute<br />
gilt: „Unsere <strong>Heimat</strong> ist der Himmel,<br />
wo <strong>Jesus</strong> Christus der Herr lebt“<br />
(Phil. 3,20). Wir wünschen uns, dass<br />
noch viele Menschen weltweit <strong>Jesus</strong><br />
kennenlernen und ihre Heimreise mit<br />
ihm antreten.<br />
Fühl dich zu Hause!<br />
Übrigens hat <strong>Jesus</strong> nichts dagegen,<br />
dass seine Leute auch ein irdisches<br />
Zuhause dankbar kultivieren. Er kehrt<br />
gerne ein, setzt sich und genießt die<br />
Atmosphäre bei Petrus zu Hause<br />
oder in Betanien bei seinen Freunden<br />
Maria, Martha und Lazarus. Er nutzt<br />
gemütliche Räume und ausgedehnte<br />
Mahlzeiten, um seine <strong>Heimat</strong>botschaft<br />
unters Volk zu bringen.<br />
Seine Nachfolger in den ersten<br />
Gemeinden nehmen das als Beispiel<br />
und treffen sich „hin und her in den<br />
Häusern“. Priscilla und Aquila, selbst<br />
vertrieben aus Italien (Apg. 18,2), sind<br />
ein Beispiel, wie sie ihr neues Zuhause<br />
als Basis für Missionare wie Paulus<br />
einsetzen.<br />
Ganz praktisch – falls Sie Platz und<br />
<strong>Heimat</strong> haben: Gottes weltweite<br />
Mitarbeiter freuen sich auch heute<br />
über eine „heimelige“ Anlaufstelle, ein<br />
Gästezimmer für eine ruhige Auftank-<br />
Woche oder das Signal: „Fühl dich zu<br />
Hause.“ Wenn Sie Ihren Gästen dann<br />
noch ein <strong>Jesus</strong>-Wort zusprechen,<br />
haben sie echt <strong>Heimat</strong> geschenkt.<br />
Danke, dass Sie unsere Mitarbeiter<br />
unterstützen, <strong>Jesus</strong> und seine Botschaft<br />
von innerer <strong>Heimat</strong> bei Gott zu<br />
verbreiten! Bitte beten Sie mit, dass<br />
viele „auf ihn hören“, und dass Sie und<br />
wir Gottes Wort in heimatlose Situationen<br />
hineinsprechen können.<br />
18 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
<strong>Heimat</strong>? JESUS.<br />
WEITERMACHEN<br />
Doppelblatt zum Heraustrennen für Ihren Hauskreis,<br />
zur Predigt vorbereitung oder für den Austausch.<br />
Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück und<br />
folgten ihm nicht mehr. Da fragte <strong>Jesus</strong> die Zwölf:<br />
„Und ihr, wollt ihr mich etwa auch verlassen?“ „Herr,<br />
zu wem sollen wir denn gehen?“, antwortete Simon<br />
Petrus. „Du hast die Worte des ewigen Lebens. Wir<br />
glauben und wissen, dass du der Heilige Gottes bist.“<br />
Johannes 6,66–69<br />
Einsteigen:<br />
Sammeln Sie auf einem Flipchart oder großen Blatt Papier<br />
Stichworte, die Ihnen spontan zum <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong>“ einfallen.<br />
Was brauchen Sie, um sich heimisch zu fühlen?<br />
Weiterdenken:<br />
In welchen biblischen Geschichten erkennen Sie einen der<br />
gesammelten Aspekte wieder?<br />
Welche Begriffe auf Ihrem Blatt lassen sich auf unsere geistliche<br />
<strong>Heimat</strong> bei <strong>Jesus</strong> übertragen?<br />
Petrus sagt: „Wohin sollten wir gehen? Du hast ____________“<br />
Vervollständigen Sie den Satz mit dem, was Sie an <strong>Jesus</strong><br />
beeindruckt.<br />
Welchen Stellenwert haben „Worte des ewigen Lebens“<br />
für Sie? Tauschen Sie sich darüber aus, welche <strong>Jesus</strong>-Worte<br />
Ihnen <strong>Heimat</strong> vermitteln.<br />
Dienen unsere christlichen Aktivitäten eher dem eigenen<br />
Wohlfühlen oder dem <strong>Heimat</strong>geben für andere?<br />
Praktisch werden:<br />
Kennen Sie Personen, die ihre <strong>Heimat</strong> vermissen? Beten Sie<br />
für sie! Mit welchen Fragen könnten Sie sie besser kennen<br />
lernen?<br />
Welche Ihrer Freunde haben noch keine <strong>Heimat</strong> bei <strong>Jesus</strong>?<br />
Wie könnte „<strong>Heimat</strong> geben“ für Sie praktisch aussehen?<br />
Welche Missionare kennen Sie, die ihre <strong>Heimat</strong> verlassen<br />
haben? Schicken Sie ein Ermutigungs-Päckchen mit <strong>Heimat</strong>-<br />
Grüßen! :)<br />
Liedvorschla Liedvorschlȧ ...<br />
ge<br />
Lieder finden: www.liederdatenbank.de<br />
oder www.evangeliums.net/lieder<br />
Du tust – Meine Seele sucht <strong>Heimat</strong>..............Feiert <strong>Jesus</strong> 4: 170<br />
Bei dir bin ich zuhause .......................................Feiert <strong>Jesus</strong> 2: 162<br />
Herr, wohin sonst sollten wir gehen .............Wiedenester 17: 27<br />
Bei dir, <strong>Jesus</strong>, will ich bleiben........................Ev. Gesangbuch: 406<br />
Weitersagen, weitertragen................................Feiert <strong>Jesus</strong> 1: 200
EUROPA<br />
FRANKREICH<br />
Deborah gefällt<br />
es in Frankreich<br />
WAS JESUS<br />
EINEM OBDACHLOSEN GIBT<br />
„Könnt ihr mir bitte nächstes Mal eine Bibel mitbringen?<br />
Ich möchte nachlesen, ob es stimmt, was ihr sagt.“<br />
Jacques* war ein rauer, wenig gesprächiger Obdachloser.<br />
Leider trafen wir ihn immer nur mit seinen Freunden<br />
an, da waren tiefere Gespräche über den Glauben<br />
kaum möglich. Bis <strong>Jesus</strong> unser Gebet erhörte und wir ihn<br />
alleine am Straßenrand fanden.<br />
Ob er an Gott glaube? Jacques reagierte leicht wütend:<br />
„Ja genau, Gott! Der ist an allem schuld. Wegen ihm habe<br />
ich die Hand gebrochen. Wegen Gott sitze ich hier und<br />
habe alles verloren. Der kümmert sich doch nicht um<br />
mich!“ Wir waren traurig, weil Jaques nichts von Gottes<br />
Liebe wissen wollte.<br />
Die Woche darauf trafen wir ihn wieder allein an: Der<br />
sonst so starke Mann saß weinend vor uns und erzählte<br />
von seinem Sohn, der sich fünf Jahre zuvor das Leben genommen<br />
hatte. Jacques hatte erst vor ein paar Tagen von<br />
dem tragischen Ende erfahren, ein Schock. Der Tod seines<br />
Sohnes machte ihn fertig, er fühlte sich hintergangen und<br />
schuldig.<br />
An diesem Tiefpunkt konnten wir Jacques von <strong>Jesus</strong><br />
erzählen, von seiner Liebe und Vergebung. Vom Trost, wie<br />
ihn nur <strong>Jesus</strong> geben kann.<br />
Die Wochen darauf, es war wieder einmal Dienstag,<br />
waren wir wieder in der Stadt bei den Obdachlosen und<br />
gingen noch bei Jacques und seinem Kumpel vorbei, um<br />
ihnen wie üblich Suppe und Sandwiches zu bringen. Wir<br />
waren spät dran und wollten eigentlich bald wieder gehen.<br />
Doch Jacques fragte uns: „Könnt ihr mir bitte nächstes<br />
Mal eine Bibel mitbringen? Ich möchte nachlesen, ob es<br />
stimmt, was ihr sagt. Und könnt ihr mir bitte erklären, wie<br />
man Bibel liest und betet …“<br />
Sie hätten mein Gesicht sehen sollen – was für eine<br />
Freude! Wunderschön, wie Gott die Herzen von Menschen<br />
verändert!<br />
* Name geändert<br />
Deborah<br />
P29900 (kurze Auslandseinsätze)<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
19
EUROPA<br />
BELGIEN<br />
BELGIEN<br />
DER UNBEKANNTE NACHBAR<br />
„Es herrscht zwar Religionsfreiheit, doch das Land gehört zu den<br />
am stärksten entchristlichten Europas“<br />
Während des Ersten Weltkriegs kam ein amerikanisches<br />
Missionarsehepaar, Ralph und Edith Norton,<br />
mit belgischen Soldaten in Kontakt. Die waren zur Erholung<br />
und medizinischen Behandlung in London. Wie wenig<br />
die Belgier vom Glauben wussten. Kirchliche Traditionen<br />
gaben ihnen offensichtlich keinen Halt. Ralph und Edith<br />
begannen, sich mit den Soldaten zu Gesprächsgruppen zu<br />
treffen. Sie schenkten ihnen Bibeln und erzählten von der<br />
lebendigen Hoffnung in <strong>Jesus</strong> Christus.<br />
Die Soldaten mussten zurück an die Front, wurden aber<br />
weiter mit Essen und Literatur versorgt. Zu Weihnachten<br />
erhielten Tausende Pakete mit dem Evangelium, warmen<br />
Handschuhen und Nahrung. Viele Belgier fanden in den<br />
Schützengräben zum Glauben.<br />
Nach dem Krieg zogen die Nortons nach Belgien und<br />
gründeten hier die Belgische Evangelische Mission (BEM).<br />
Sie organisierten humanitäre Hilfe aus Amerika, verbreiteten<br />
christliche Literatur und predigten. Es entstanden<br />
kleine evangelische Gemeinden.<br />
2019 schaute die BEM dankbar auf 100 Jahre zurück.<br />
Wir staunen, was Gott aus den kleinen Anfängen gemacht<br />
hat. Die meisten Freien ev. Gemeinden in Belgien, die Ev.<br />
Theologische Fakultät Leuven und viele christliche Buchläden<br />
haben hier ihren Ursprung. Bei einer Reihe Veranstaltungen<br />
im Jubiläumsjahr dankten wir miteinander Gott<br />
für die vielen Missionare, die im Lauf der Zeit jahrelang in<br />
Belgien gearbeitet und Menschen eine <strong>Heimat</strong> in <strong>Jesus</strong><br />
gegeben haben.<br />
2019 war ein Jahr des Neuanfangs. Unsere Mission<br />
will mit neuen Initiativen die säkularere Gesellschaft und<br />
junge Generation erreichen. Es geht um eine grundlegende<br />
Veränderung der missionarischen und kirchlichen Arbeit:<br />
weniger Angebote, wo Leute kommen müssen. Hin zur<br />
Geh-Struktur! Vergleichbar mit den Ideen von Fresh-X in<br />
Deutschland. Wie es sich <strong>Jesus</strong> von uns wünscht: „Gehet<br />
hin“ zu den Menschen. Zu Nachbarn, Kollegen, Ausländern,<br />
Motorradfahrern, Teenagermüttern. Lernt sie kennen<br />
und hört ihre Fragen. Antwortet auf ihre Weise, nicht in<br />
der typisch frommen Sprache.<br />
20 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Berthold und Renate Lamparter<br />
P10373
<strong>DMG</strong>-Video zur geistlichen Not in Belgien:<br />
/<strong>DMG</strong>weltweit<br />
Für dieses neue Kapitel hat sich die BEM<br />
einen neuen Namen gegeben: Vianova –<br />
der neue Weg! Der erinnert bewusst an die<br />
ersten Christen, die sich als Anhänger „des<br />
Wegs“ bezeichneten. Wir wollen in unsere<br />
Umgebung hineinwirken: geistlich, kulturell<br />
und sozial. <strong>Jesus</strong> sichtbar machen und zu<br />
den Menschen bringen.<br />
Auch organisatorisch hat sich Vianova<br />
verändert. Wir haben jetzt vier Leiter, die<br />
sich die Verantwortung als Team teilen – jeder<br />
mit seinem Bereich, den Gaben entsprechend.<br />
Und Vianova zog in ein neues<br />
Gebäude, das auch als Trainingscenter für<br />
Gemeindegründer dient.<br />
Für uns (Berthold und Renate) hat sich<br />
ebenfalls viel verändert: Nach 25 Jahren<br />
Gemeindegründung und -bau im flämischen<br />
Aalst sind wir auf die andere Seite, in den<br />
deutschsprachigen Teil Belgiens, umgezogen.<br />
In Eupen, nur 20 Kilometer von Aachen<br />
entfernt, gibt es schon seit Jahren eine<br />
missionarische Arbeit. Leider wuchs die Gemeinde<br />
nicht in die Selbstständigkeit hinein.<br />
Es kommen 45 Erwachsene und Kinder in<br />
unsere Gottesdienste und Veranstaltungen.<br />
Wir sind mit unserem Bücherstand auf dem<br />
Wochenmarkt, ich halte Radioandachten<br />
im deutschsprachigen Belgischen Rundfunk<br />
und wir erzählen Menschen, mit denen wir<br />
in Kontakt kommen, von <strong>Jesus</strong>. <strong>2020</strong> überlegen<br />
wir mit Vianova-Direktor Erik Zander,<br />
wie wir Eupenern noch besser eine geistliche<br />
<strong>Heimat</strong> in <strong>Jesus</strong> geben können. Wir sind<br />
dankbar für Ihr Gebet.<br />
Bevölkerung: 11,6 Millionen (2018)<br />
davon 174.383 Einwohner in Brüssel<br />
75% Belgier, 4,1% Italiener, 3,7% Marokkaner,<br />
2,4% Franzosen, 2,4% Türken,<br />
2% Niederländer und andere (10,4%). Föderale<br />
Offizielle Landessprachen<br />
1% Deutsch<br />
39% Wallonisch (franz. Dial.)<br />
60% Flämisch (holländischer Dialekt)<br />
Religionen<br />
parlamentarische<br />
Demokratie<br />
Röm.-katholisch (50 %)<br />
Religionslos (32,6 %)<br />
Atheisten (9,2 %)<br />
Muslime (5 %)<br />
Protestanten (2 %),<br />
hauptsächl. Einwanderer<br />
Juden (0,4 %)<br />
Brüssel<br />
Buddhisten (0,3 %)<br />
Andere (0,5 %)<br />
Belgien<br />
Bitte beten Sie für unser Nachbarland Belgien:<br />
FAKTEN<br />
ÜBER<br />
Deutschland<br />
Staatsoberhaupt:<br />
Es herrscht zwar Religionsfreiheit, doch das Land gehört zu<br />
den am stärksten entchristlichten Europas, es gibt nur wenige<br />
evangelikale Christen und Gemeinden. Bis in die 1960er-Jahre<br />
war die Bibel im Land verboten, was sich bis heute auswirkt.<br />
Wir beten um neue Missionare für Gemeindegründung.<br />
König<br />
Philippe<br />
Quellen: CIA World Factbook, Operation World, Josua Project, Wikipedia Foto: Paul Hermans / CC-BY 4.0<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
21
EUROPA<br />
DEUTSCHLAND<br />
Foto: rawpixel.com / Freepik<br />
AMIR BRAUCHTE<br />
EINEN HAUSKREIS<br />
„Er stand plötzlich gleichwertig auf einer Stufe mit uns, wir schenkten<br />
ihm neue Beziehungen zu anderen Deutschen.“<br />
Amir* blickte so finster, dass ich<br />
gar nicht in sein Gesicht sehen<br />
mochte. Er und seine Freunde saßen<br />
bei uns im Taufvorbereitungskurs.<br />
Über einen Dolmetscher erklärte<br />
der Pfarrer ihnen das Evangelium,<br />
still hörten sie zu. Ob sie eine Frage<br />
hätten? Sie verneinten. Ob sie Gottes<br />
Gedanken über ihr Leben begriffen<br />
hatten? Wer weiß …<br />
Der Tag der Taufe kam. Auch Amir*<br />
wollte getauft werden. Die Täuflinge<br />
sollten erzählen, wie sie Christen<br />
geworden waren. Das war schwierig,<br />
konnten sie ja kaum Deutsch. Amir<br />
sagte nur den einen Satz: „<strong>Jesus</strong> ist<br />
mein Gott!“ Er war sichtlich bewegt.<br />
Zwei Monate nach Amirs Taufe fand<br />
ProChrist statt. Unser Kollege fuhr<br />
mit ihm und anderen Flüchtlingen<br />
nach Leipzig an den Hauptveranstaltungsort,<br />
wo sie gebannt, übersetzt in<br />
ihre Sprachen, den Predigten lauschten.<br />
Nach der Woche strahlte Amir<br />
mich an: „Früher hatte ich Probleme,<br />
jetzt habe ich keine mehr“, sagte er.<br />
ProChrist hatte ihn und seine Freunde<br />
sichtlich vorwärts gebracht.<br />
Aus dem Taufunterricht war unterdessen<br />
eine „Internationale Bibel-<br />
stunde“ geworden. Unser Pfarrer oder<br />
Gerhard und ein Kollege gaben die<br />
Botschaft weiter, die Flüchtlinge hörten<br />
immer noch still zu. Wir wünschten<br />
uns mehr Beteiligung, dass wir<br />
miteinander über den Bibeltext reden.<br />
War es nur die Sprachbarriere oder<br />
interessierte sie nicht, was in der<br />
Bibel stand?<br />
Wir beschlossen, Amir einfach mal<br />
mit in unseren deutschen Hauskreis<br />
zu nehmen. Er sollte erleben, wie wir<br />
uns über einen Bibeltext austauschen,<br />
miteinander beten und singen. Es<br />
passierte viel mehr!<br />
Indem wir ihn mit in unseren privaten<br />
Kreis hineinnahmen, gaben wir<br />
ihm in seinen Augen Ehre. Er stand<br />
plötzlich gleichwertig auf einer Stufe<br />
mit uns. Wir schenkten ihm neue<br />
Beziehungen zu anderen Deutschen.<br />
Der Hauskreis wurde zu einem ganz<br />
wichtigen Termin für Amir. Im Laufe<br />
des Jahres lernte er stetig weiter<br />
Deutsch.<br />
Eines Tages sah ich ein Foto von<br />
ihm aus früheren Jahren. Ich konnte<br />
nicht glauben, dass es sich um ein<br />
und dieselbe Person handelt. Der<br />
junge Mann auf dem Foto hatte einen<br />
klaren, guten Blick. Was musste er<br />
durchgemacht haben in den Jahren<br />
seiner Flucht!<br />
Weihnachten nahte. Seit seiner<br />
Taufe war fast ein Jahr vergangen.<br />
Wieder saßen wir im Hauskreis<br />
zusammen. Im Austausch meldete<br />
Amir sich zu Wort: „42 Jahre lang war<br />
ich Moslem und besaß den Koran.<br />
Ich habe den Koran nie gelesen. Jetzt<br />
bin ich Christ und lese die Bibel.“ In<br />
diesem Augenblick sah ich in sein<br />
Gesicht. Für einen Moment blitzte<br />
da der klare, gute Blick des jungen<br />
Mannes auf, den ich auf dem Foto<br />
gesehen hatte. Er sprach weiter: „Ich<br />
möchte mich im neuen Jahr jede Woche<br />
mit Landsleuten treffen und mit<br />
ihnen zusammen Bibel lesen, beten<br />
und singen: 20 Leute.“<br />
Nein, schwarz und finster blicken<br />
seine Augen nicht mehr. Gott hat ihn<br />
berührt – in unserem Hauskreis hat<br />
er eine <strong>Heimat</strong>, neue Freunde und<br />
Glauben gefunden. Wir staunen über<br />
Gottes Handeln an unseren getauften<br />
Flüchtlingen.<br />
* Name geändert<br />
22 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Gerhard und Bettina Denecke<br />
P10102
DEUTSCHLAND<br />
DEUTSCHLAND<br />
„Al Massira“<br />
in Großbottwar<br />
Viele unserer Freunde aus Afghanistan<br />
und dem Iran waren<br />
bereits bei Weihnachts- und<br />
Osterfeiern in unserer Gemeinde,<br />
die meisten haben den <strong>Jesus</strong>-Film<br />
gesehen. Um ihnen noch tiefer<br />
und in ihren Muttersprachen zu<br />
erklären, wer <strong>Jesus</strong> wirklich ist,<br />
haben wir in Großbottwar den<br />
„Al Massira“-Glaubensgrundkurs<br />
durchgeführt. Al Massira heißt<br />
„die Reise“. Der Kurs erzählt<br />
die Kernelemente der Bibel mit<br />
Filmen, die im Orient, nahe der<br />
<strong>Heimat</strong> der Einwanderer, aufgenommen<br />
sind. Vier Monate waren<br />
wir mit Afghanen und Iranern über<br />
die Bibel im Gespräch. Nun sitzen<br />
Maike, Jutta, Annette, Peter und<br />
ich im Wohnzimmer und werten<br />
das Ganze aus:<br />
Jutta: Alles fing damit an, dass<br />
die Afghanin Rahel einen Traum<br />
von <strong>Jesus</strong> hatte. Danach wollten<br />
wir den Kurs durchführen. Wir<br />
brauchten Mitarbeiter für Küche<br />
und Kinderbetreuung und das<br />
Richten des Gemeindehauses. Es<br />
war schön, wir bekamen nur positive<br />
Antworten, Gott hat uns eine<br />
offene Tür geschenkt.<br />
Fred: Fast alle, die wir eingeladen<br />
haben, haben die Entdeckungsreise<br />
mit biblischer Botschaft bis zum<br />
Ende mitgemacht.<br />
Mitarbeiter bei der Planung<br />
Annette: Stimmt, selbst wenn<br />
ein Kind krank war, sind sie mit<br />
dem Kind gekommen. Das fand<br />
ich schon heiß. Auch für mich<br />
war Al Massira bereichernd. Es<br />
half mir, den roten Faden durch<br />
die Bibel zu entdecken, wie alles<br />
auf die Auferstehung von <strong>Jesus</strong><br />
hinausläuft. Die Bibel ist jetzt für<br />
mich wie eine Detektivgeschichte.<br />
Du hast Indizien und die Worte<br />
der Propheten; überall sind<br />
Hinweise versteckt. Dann löst<br />
sich die Sache auf. Spannend!<br />
Jutta: Unsere Freunde aus<br />
dem Orient haben die christliche<br />
Botschaft gehört. Das hat sie<br />
nie abgehalten zu kommen, im<br />
Gegenteil! Sie haben die Freiheit<br />
genossen, ihre Fragen zu stellen,<br />
was in ihrer <strong>Heimat</strong> oft tabu ist.<br />
Sie konnten über den Glauben<br />
auf ganz persönliche Art reden.<br />
Immer wieder kam der Gedanke<br />
auf: Ich suche die Wahrheit.<br />
Peter: Die Frage beschäftigt<br />
sie. Milad hat seinen Eltern<br />
gesagt, dass er geht, sollten sie<br />
Christen werden. Sowas würde<br />
er nicht sagen, wenn es kein <strong>Thema</strong><br />
für sie wäre. Samir und Lara<br />
wissen nicht, ob sie in Deutschland<br />
bleiben dürfen. Wenn sie<br />
ihre Religion ändern, bekämen<br />
sie in Afghanistan sicher Probleme.<br />
Maike: In den Monaten nach<br />
dem Kurs haben wir uns mit<br />
ihnen zum Bibellesen getroffen.<br />
Sie haben vieles verstanden.<br />
Lasst uns gemeinsam für unsere<br />
Freunde beten.<br />
Bitte beten auch Sie, liebe<br />
Leser, dass Gottes Wort an unseren<br />
Freunden Spuren hinterlässt.<br />
Falls sie an Ihrem Ort einen<br />
„Al Massira“-Kurs durchführen<br />
wollen, finden Sie hier Informationen:<br />
www.almassira.de<br />
Alle Namen von Flüchtlingen geändert<br />
Nur Sternschnuppen?<br />
Eine Sternschnuppe leuchtet in<br />
der Nacht auf und verschwindet<br />
wieder. Genauso geht es in der Arbeit<br />
mit unseren lieben Mitmenschen aus<br />
anderen Ländern. Wir treffen uns,<br />
lernen Sprache, spielen und lachen<br />
miteinander, helfen beim Ausfüllen<br />
von Dokumenten und Schreiben von<br />
Bewerbungen. Dann sind sie wieder<br />
weg. Aber irgendwann melden sie<br />
sich wieder, denn sie sind uns Helfern<br />
gegenüber erstaunlich treu. Vielleicht<br />
sind sie mehr wie Sterne, die gerade<br />
erst zu leuchten beginnen …<br />
Ali (Name geändert) lernten wir<br />
2018 kennen, wir investierten gerne<br />
in sein Leben. Dann blieb er eine<br />
Zeitlang unseren (aber nicht Gottes)<br />
Augen verborgen. Letzten Sommer<br />
hat er sich wieder gemeldet. Seither<br />
kommt er regelmäßig in den Gottesdienst<br />
und andere Veranstaltungen<br />
der Gemeinde. Seit November trifft<br />
er sich mit Klaus sogar zum Bibelstudium,<br />
um den Weg „von der Schöpfung<br />
zur Auferstehung“ verstehen zu<br />
lernen.<br />
Mit einem anderen jungen Mann<br />
hat Klaus vor Monaten dessen<br />
Bewerbung erarbeitet. Dann verschwand<br />
er wieder aus unserem<br />
Blickfeld. Vor ein paar Wochen<br />
schrieb er, dass er in Ausbildung ist<br />
und hat sich herzlich für unsere Hilfe<br />
bedankt. Eine Familie borgte sich im<br />
Sommer unseren DVD-Player aus,<br />
damit sie zu Hause den <strong>Jesus</strong>-Film<br />
anschauen konnten. Ein anderes<br />
Ehepaar, mit dem wir ebenfalls gute<br />
Gespräche hatten, lässt im Moment<br />
kaum mehr etwas hören.<br />
So ist jeder unserer Freunde an<br />
einem anderen Punkt seiner Reise<br />
zu <strong>Jesus</strong> hin. Wir begleiten sie und<br />
begegnen ihnen mit Gottes Güte und<br />
Freundlichkeit, denn: „Gottes Güte<br />
leitet zur Umkehr“ (Röm. 2,4). Danke<br />
für Ihre Gebete und Hilfe.<br />
Fred und<br />
Gabi Eick<br />
P10126<br />
www.almassira.de<br />
Klaus und Fränzi<br />
Libuda P10390<br />
23
DEUTSCHLAND<br />
SIBIRIEN/DEUTSCHLAND<br />
Die Hoffnung,<br />
der Sinn, das Leben<br />
In der Türkei<br />
in einer Badewanne<br />
getauft<br />
„Was war das? Sie hörte eine Melodie:<br />
Ein Lied über den Erlöser, der von<br />
Schuld befreit. Ja, danach suchte die<br />
ältere Dame schon lange.“<br />
Vergangenes Jahr waren wir vier Wochen in unserem früheren<br />
Einsatzort Yakutsk, tief in Sibirien, wo wir Missionare waren.<br />
Wir haben unsere Wohnung dort verkauft und alles aufgelöst. Inzwischen<br />
steht fest, dass wir weiterhin in Deutschland bleiben, um als<br />
<strong>DMG</strong>-Mitarbeiter im Ruhrgebiet Nachbarn aus aller Welt zu dienen.<br />
Vier Wochen hatten wir, um uns von unseren sibirischen Freunden<br />
zu verabschieden. In einem Gottesdienst begegnete uns Ljuba. Es<br />
bewegt, wie sie zum Glauben kam:<br />
Ljuba lebt in einem schönen Erholungsort in Ostsibirien. Eines<br />
Abends beim Spaziergang freute sich die 78-Jährige am Sonnenuntergang.<br />
Doch was war das? Sie hörte eine Melodie: Ein Lied über den<br />
Erlöser, der von Schuld befreit. In ihm ist die Hoffnung, der Sinn und<br />
das Leben. Ja, danach suchte die ältere Dame schon lange.<br />
Einige Jahre zuvor war ihr Mann verstorben, sie spürte so eine<br />
innere Leere. Worin liegt der Sinn meines Lebens? Sie musste zu<br />
den Sängerinnen. Es waren zwei junge Frauen. Eine von ihnen, Julia,<br />
erzählte Ljuba von Gottes großer Liebe zu den Menschen. Dass er<br />
<strong>Jesus</strong> Christus in die Welt gesandt hat, um uns von Schuld zu befreien.<br />
„Nur durch <strong>Jesus</strong> können wir Gott begegnen“, erklärte sie der Seniorin.<br />
Ljuba nahm die Botschaft auf und wollte mehr hören. Schon nach dem<br />
zweiten Gespräch mit dem Pastor schenkte sie <strong>Jesus</strong> ihr Leben. Zwei<br />
Jahre später feierte Ljuba mit vielen Freunden ihren 80. Geburtstag –<br />
als neuer Mensch, <strong>Jesus</strong> zur Ehre!<br />
Jetzt steigen wir ein in unsere neue Arbeit in Gelsenkirchen in der<br />
Migrantenhilfe, bitte beten Sie weiter mit für uns.<br />
Roshan* sitzt im Gottesdienst<br />
und singt kräftig mit. Er kommt<br />
jeden Sonntag und gehört fest zu<br />
unserer Gemeinde. Meist sind seine<br />
jüngeren Kinder dabei; spätestens<br />
wenn es Kaffee und Kuchen gibt.<br />
Roshan hat es ja auch nicht weit.<br />
Seit einem Jahr wohnt der Kurde mit<br />
seiner sechsköpfigen Familie in einer<br />
Wohnung unserer Gemeinde.<br />
Er ist dankbar für die große, neurenovierte<br />
Wohnung und wir sind froh<br />
über die Familie, die wir aufgenommen<br />
haben. Zwei Jahre hatten sie<br />
mit ihren vier Jungs in einer kleinen<br />
Zweizimmerwohnung gelebt. Abends<br />
legten sie Matratzen auf den Boden,<br />
die sie tagsüber an die Wand stellten.<br />
Roshan stammt aus dem syrischen<br />
Aleppo. Als der Krieg die<br />
Stadt zerbombte, floh der Kurde mit<br />
seiner Frau, ihrer Schwester und drei<br />
Kindern in die Türkei. Sie mussten<br />
hart arbeiten, um sich über Wasser zu<br />
halten. Dort fand Roshan zum Glauben<br />
an <strong>Jesus</strong> Christus und ließ sich in<br />
einer Badewanne taufen.<br />
Ihr Leben war hart und entbehrungsreich.<br />
Als sich die Balkanroute<br />
öffnete, machte er sich schweren<br />
Herzens alleine mit dem Schlauchboot<br />
auf den Weg; seine hochschwangere<br />
Frau blieb zurück. Im<br />
Erstaufnahmelager in Passau entdeckten<br />
ihn christliche Landsleute.<br />
24<br />
Peter und Gabriele Gander<br />
P10173<br />
Josef und Marlise<br />
Shoukry P10685
Roshan bei<br />
der Anbetung<br />
„Roshan ist dankbar<br />
für die neurenovierte<br />
Wohnung und wir sind<br />
froh über die kurdische<br />
Familie, die wir<br />
als Gemeinde aufgenommen<br />
haben.“<br />
DEUTSCHLAND<br />
Wenn <strong>Jesus</strong> am<br />
Lenkrad sitzt …<br />
„Gott veränderte meine Wünsche Schritt<br />
für Schritt – am Ende ging ich nicht nach<br />
Afrika, sondern zu kids-team.“<br />
Roshans Familie<br />
Die kümmerten sich und beteten mit<br />
ihm. Jemand aus der Gruppe stellte<br />
ihm die erste, kleine Wohnung in<br />
Frankfurt zur Verfügung. Hier lernten<br />
wir ihn kennen.<br />
Seither holte Josef Roshan immer<br />
zur arabischen Bibelstunde ab. Wir<br />
besuchten ihn, füllten Formulare aus,<br />
halfen, ein Bankkonto zu eröffnen,<br />
und beteten miteinander. Nach Monaten<br />
bangen Wartens durfte seine<br />
Frau mit den vier Kindern nachkommen<br />
– legal, mit dem Flugzeug. Gerne<br />
streckten wir das Geld vor. Welche<br />
Freude des Wiedersehens am Flughafen.<br />
Weihnachten musste Roshan<br />
nicht allein feiern, er hatte seine<br />
Familie wieder!<br />
Er wünscht sich so, dass seine Frau<br />
und die Söhne <strong>Jesus</strong> kennenlernen.<br />
Sie war bereits beim Frauenfrühstück,<br />
ihr Kommentar: „Mein bisher schönster<br />
Tag in Deutschland.“ Gerne lade<br />
ich sie wieder ein …<br />
* Name geändert<br />
Es ist erstaunlich, wie <strong>Jesus</strong> mein Leben lenkt. Schon in meiner<br />
Jugend war klar: Ich werde beruflich mal etwas mit Kindern<br />
machen. Was genau, blieb lange offen. Ebenso war klar, dass ich Gott<br />
dienen möchte, wo auch immer er mich hinstellt. Und so studierte ich,<br />
nach meinem Auslandsjahr als Lernhelferin, Frühkindliche Bildung und<br />
Erziehung.<br />
Gegen Ende des Studiums dachte ich, ein Master könnte nicht<br />
schaden, also zog ich nach Marburg und machte weiter. Doch schon<br />
wenige Wochen nach Beginn des Semesters lenkte <strong>Jesus</strong> in eine andere<br />
Richtung: Ich hatte meine letzte Hausarbeit des Bachelorstudiums<br />
nicht bestanden (bisher die einzige Prüfung, die ich nicht geschafft<br />
hatte). Damit verlor ich die Zulassung zum Master. Ich musste die<br />
Hausarbeit wiederholen. Hatte Gott vielleicht etwas anderes geplant?<br />
Mein Wunsch nach einer theologischen Ausbildung kam wieder<br />
auf. Bei der Wahl der Ausbildungsstätte griff <strong>Jesus</strong> erneut ins Lenkrad<br />
und zeigte mir, wo es (nicht) hinging – schließlich ging es nach Brake.<br />
Genauso im zweiten Jahr bei der Suche nach einem Praktikumsplatz:<br />
Ich wollte in ein Kinderheim nach Afrika, fand jedoch keine geeignete<br />
Stelle. Bei der Jugendmissionskonferenz in Stuttgart kam ich mit Stefan<br />
Greiner ins Gespräch, dem Leiter des kids-teams der <strong>DMG</strong>. Sollte<br />
ich zu kids-team nach Karlsruhe gehen? Mein Verstand wollte es noch<br />
nicht wahrhaben, wollte ich doch nach Afrika. Erneut stellte ich fest:<br />
Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen<br />
Schritt. Gott veränderte meine Wünsche fürs Praktikum Schritt für<br />
Schritt und ich ging zu kids-team.<br />
Jetzt, ein Jahr später, bin ich als Vollzeitmitarbeiterin eingestiegen.<br />
Es macht Freude, Kindern die beste Botschaft der Welt zu erzählen,<br />
während wir Bibelentdecker-AGs und Lego ® -Städte durchziehen oder<br />
auf Freizeiten und Campingplätzen sind. Danke, dass Sie unsere Arbeit<br />
und mich im Gebet und finanziell begleiten. Noch ist ein Teil meiner<br />
Unterstützung offen, aber <strong>Jesus</strong> wird lenken.<br />
NEU: Tamara Müller // kids-team<br />
P49563 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
25
EUROPA<br />
DEUTSCHLAND<br />
„DA SEID IHR<br />
JA WIEDER!“<br />
Mit diesen Worten sind wir,<br />
Philipp und Laura, als neue<br />
Missionare auf dem Buchenauerhof<br />
begrüßt worden. Die Freude war<br />
groß, nochmal zwei Monate in unserem<br />
früheren Zuhause zu verbringen.<br />
Vor fünf Jahren, im September 2014,<br />
waren wir schon einmal mit vollem<br />
Gepäck bei der <strong>DMG</strong> angerückt,<br />
damals noch ohne uns zu kennen.<br />
Unser Freiwilliges Soziales Jahr im<br />
Jahresteam auf dem Buchenauerhof<br />
hat uns tief geprägt. Zum einen, weil<br />
wir uns kennengelernt haben und<br />
mittlerweile über zwei Jahre verheiratet<br />
sind. Aber auch persönlich sind<br />
wir im Glauben gewachsen und haben<br />
uns auf Mission ausgerichtet.<br />
Begegnungen mit Missionaren und<br />
Mitarbeitern, die auf der ganzen Welt<br />
zu Hause sind, die vielen Berichte und<br />
Gespräche haben Spuren hinterlassen.<br />
Wir hörten von Wundern, aber<br />
auch Enttäuschungen, das hat uns<br />
nicht mehr losgelassen. Wo könnte<br />
unser Platz in der Mission sein? Beim<br />
Putzen im Büro empfahl eine Mitarbeiterin<br />
Philipp: „Mach erstmal was<br />
Anständiges, bevor du als Missionar<br />
wiederkommst.“ Ab da war klar, dass<br />
es für uns irgendwann zurück zur<br />
<strong>DMG</strong> und in die Mission geht. Nach<br />
Philipps Bachelor in Politikwissenschaft<br />
und meiner Ausbildung zur Augenoptikerin<br />
tauchte die Frage wieder<br />
auf: „Wie geht es jetzt weiter?“<br />
Die Studentenarbeit der SMD, die<br />
Philipp im Studium kennenlernte, hat<br />
einen besonderen Reiz. Viele Studierende<br />
aus aller Welt interessieren sich<br />
sehr fürs Evangelium. Sie haben in<br />
ihren <strong>Heimat</strong>ländern kaum die Chance,<br />
das Evangelium zu hören. Hier<br />
in Deutschland, losgelöst von ihrer<br />
<strong>Heimat</strong>, sind sie offen. Diese Chance<br />
möchten wir nutzen! Nach vielen<br />
Gesprächen, Überlegungen und Planung<br />
kamen wir wieder zur <strong>DMG</strong>, wie<br />
angekündigt!<br />
Philipp kommt aus einem kleinen<br />
Dorf bei Reutlingen. Meine <strong>Heimat</strong><br />
ist das Siegerland, nahe Freudenberg.<br />
Wir kommen beide aus christlichen<br />
Elternhäusern und sind in Gemeinschaften<br />
aufgewachsen. Ich (Laura)<br />
habe schon als Kind erkannt, dass<br />
ich <strong>Jesus</strong> brauche und mich 2008 mit<br />
zwölf Jahren taufen lassen. Ich stieg<br />
als Mitarbeiterin in die Mädchenjungschar<br />
ein und habe diese Arbeit bis<br />
26<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
NEU: Philipp und Laura Lutscher<br />
P10924
„Abends im Zeltlager<br />
saß ich auf einer alten<br />
Getränkekiste und habe<br />
verstanden, wie sehr sich<br />
mein Leben ändert, wenn<br />
ich <strong>Jesus</strong> annehme.“<br />
Im Jahresteam<br />
Mission austesten!<br />
Du bist Abiturient/in oder gerade mit der<br />
Ausbildung fertig und dich hat der Artikel von<br />
Philipp und Laura voll angesprochen?<br />
Dich interessiert ein FSJ mit Sinn?<br />
Bewirb dich hier:<br />
Philipp und Laura haben ihre Koffer gepackt<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/Jahresteam<br />
zum Vorbereitungskurs der <strong>DMG</strong> mit<br />
Freude getan. Ich liebe Gespräche,<br />
helfe gerne, wo nötig, und habe ein<br />
offenes Ohr für andere. Beim Nähen<br />
und kreativen Handarbeiten kann<br />
ich mich erholen und finde Ruhe in<br />
Worship und in der Natur.<br />
Philipp hat als Jugendlicher erkannt,<br />
welches Geschenk Gott uns<br />
durch <strong>Jesus</strong> gemacht hat: „Es war ein<br />
Gespräch im Zeltlager“, erzählt er. „Ich<br />
schilderte einem Freund meine Probleme<br />
und dass ich Gott nicht erlebe.<br />
Er sagte, dass ich Gott gar nicht die<br />
Möglichkeit gebe, ihn zu erleben. Ich<br />
kannte die Bibel, hatte sie aber nie<br />
auf mein Leben angewandt. Abends<br />
im Zeltlager saß ich auf einer alten<br />
Getränkekiste und habe verstanden,<br />
wie sehr sich mein Leben ändert,<br />
wenn ich <strong>Jesus</strong> den Platz gebe, den<br />
er am Kreuz für mich erkämpft hat.“<br />
Seither hat Philipp im Teenkreis seiner<br />
Gemeinde mitgearbeitet, auch die<br />
Jungschar war nicht sicher vor ihm.<br />
Er fotografiert gerne und ist leidenschaftlicher<br />
Footballfan, kann sich<br />
beim Bouldern auspowern und ist<br />
gern unter Menschen.<br />
Wir sind auf dem Weg in die<br />
schöne Stadt Karlsruhe, um eine<br />
internationale Studentenarbeit zu<br />
unterstützen, die von Ehrenamtlichen<br />
der SMD-Hochschulgruppe getragen<br />
wird. Wir wollen die Arbeit weiter<br />
ausbauen, Mitarbeiter motivieren,<br />
schulen und überall anpacken, wo es<br />
gebraucht wird.<br />
In Deutschland gibt es circa<br />
370.000 internationale Studierende,<br />
7.500 davon in Karlsruhe. Viele kommen<br />
aus China. Es ist schwer, als Missionar<br />
dort einzureisen. Was für eine<br />
Riesenchance, dass wir junge Asiaten<br />
hier erreichen können. Die meisten<br />
werden nach ihrem Studium, zurück<br />
in ihrer <strong>Heimat</strong>, Verantwortung tragen.<br />
Wir wollen ihnen beim Einleben<br />
in Deutschland helfen, Freundschaften<br />
knüpfen, von <strong>Jesus</strong> erzählen und<br />
sie stärken, damit sie später in ihrer<br />
<strong>Heimat</strong> den Glauben weitergeben.<br />
Laura hat ihren tollen Job gekündigt,<br />
wir haben unser schönes<br />
Zuhause bei Familie und Freunden<br />
verlassen, freuen uns aber trotzdem<br />
sehr auf die neue Aufgabe. Sind Sie<br />
mit dabei?<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
27
EUROPA<br />
ITALIEN<br />
Ehepaar Kröckertskothen<br />
veranstaltet<br />
in Zukunft in Italien<br />
Lego ® -Tage<br />
„DER IST<br />
STEINREICH!“<br />
„Eine Familie hat ihre gesamte Lego-Sammlung mit Fußballstadion<br />
gespendet; Mitarbeiter der <strong>DMG</strong>-Zentrale haben mitgesammelt ...“<br />
Wie oft haben wir das schon gehört. Heute können<br />
wir es wortwörtlich von uns behaupten: Wir sind<br />
STEIN-REICH! Und das in bunter, vielfältiger Art:<br />
Alles begann mit dem Traum, eine Lego ® -Stadt für Italien<br />
zu bekommen, um Kinder und Erwachsene spielerisch an<br />
die Frohe Botschaft heranzuführen! Aber wie sollte das<br />
möglich werden? Wie sollten wir zu zweit jemals hunderte<br />
Kilo der bunten Spielsteine zusammenbringen? Tja, wir<br />
haben wieder einmal erlebt, wie Gott überrascht: Für ihn<br />
ist nichts unmöglich!<br />
Gemeinden in Deutschland und Menschen, die wir<br />
nicht kennen, haben uns beschenkt. Eine Familie hat ihre<br />
gesamte Lego-Sammlung mit Fußballstadion gespendet;<br />
zwei Jungs aus einer Unterstützer-Gemeinde haben von<br />
ihrem Taschengeld Polizei- und Feuerwehrstation gekauft;<br />
Mitarbeiter der <strong>DMG</strong>-Zentrale Buchenauerhof haben<br />
mitgesammelt.<br />
Eines Tages kam Verwaltungsleiter Friedhelm Tscherny<br />
mit seiner Frau Christine zu uns nach Sansepolcro, das<br />
Auto vollbeladen mit 250 Kilo bunter Kunststoffbausteine.<br />
Unglaublich! Wenn man vor Bergen von Legosteinen sitzt<br />
und sie nach System sortiert, könnte man fast wahnsinnig<br />
werden ;-)<br />
Doch so, wie Mitchristen und Freunde aus Deutschland<br />
die Steine gesammelt haben, haben uns italienische Freunde<br />
geholfen, sie zu waschen, zu sortieren und zu ordnen!<br />
Ist das nicht ein geniales Bild für die weltweite Gemeinde?<br />
Wie Petrus es in der Bibel (1. Petr. 2,5) sagt: „Lasst euch<br />
als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen.“<br />
Über Grenzen und persönliches Kennen hinaus. Damit wir<br />
in Italien von <strong>Jesus</strong> weitersagen können, auch mit kleinen,<br />
bunten Steinen!<br />
Bitte beten Sie, dass italienische Familien durch die<br />
Lego ® -Stadt von dem zentralen Eckstein der Geschichte<br />
erfahren: von <strong>Jesus</strong>. Und von seiner Liebe für Kinder wie<br />
Erwachsene! <strong>Jesus</strong> lebt. Das Grab ist leer, der Tod besiegt,<br />
es gibt Vergebung für unsere Sünden und echte Hoffnung!<br />
DANKE für jeden einzelnen Stein!<br />
28 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Thomas und Rebecca Kröckertskothen<br />
P10350
ITALIEN<br />
KUNST BRINGT MENSCHEN<br />
NACH HAUSE<br />
„Jeder hatte seine leidvolle Geschichte: Eine Mutter besucht ihren Sohn<br />
365 Tage im Jahr und hofft, dass er aus dem Koma erwacht.“<br />
Als Künstlerin male ich Aquarelle, die Glauben wecken.<br />
Kürzlich bat mich eine Journalistin um eine<br />
Ausstellung in einem Zentrum für Wachkoma-Patienten<br />
und ALS-Kranke. „Ich kenne 600 Künstler, aber nur wenige<br />
kann ich an diesen Ort einladen“, erklärte sie. „Hier kann<br />
man das Leid anfassen.“<br />
ALS ist eine nicht heilbare Erkrankung, die zu Lähmungen<br />
führt. Ich musste an zwei Bekannte denken, die daran<br />
gestorben sind. Die Bilder für diese spezielle Ausstellung<br />
suchte ich mit Bedacht aus, einige malte ich neu, mit der<br />
Botschaft der Hoffnung.<br />
Kurz vor meiner Ansprache zur Finnissage wurde ich ins<br />
Büro der Chefin geladen. Sie wirkte gestresst. Ich konnte<br />
sie beruhigen: „Ich werde nur Hoffnung und Zuversicht<br />
weitergeben.“ Die seelischen Wunden der Patienten und<br />
ihrer Angehörigen waren mir mehr als bewusst. In meiner<br />
Ansprache ging es um Leid und Liebe, wie ich sie in den<br />
zwei Wochen Ausstellung erlebt hatte.<br />
Ich war viele Nachmittage im Zentrum, hatte Kuchen<br />
mitgebracht, mich zu Patienten und Angehörigen gesetzt<br />
und zugehört. Jeder hatte seine leidvolle Geschichte.<br />
Eine Mutter besucht seit 13 Jahren ihren Sohn, 365 Tage<br />
im Jahr, und hofft, dass er aus dem Koma erwacht. Der<br />
ALS-kranke Pippo schrieb mit den Augen ein Buch. Er<br />
ist überzeugt: „Jeder hat eine Aufgabe, die er erkennen,<br />
akzeptieren und vollenden kann.“ Wo er das gelernt hat,<br />
fragte ich mit glänzenden Augen. In diesem Bett!<br />
Ausgehend von Leid und Liebe entfaltete ich die Botschaft<br />
der Bibel mit Aquarellen. Anschließend haben mich<br />
Angehörige umarmt und nicht mehr losgelassen. Die Bilder<br />
haben ihre Herzen berührt. „Du bist eine von uns“, sagten<br />
sie.<br />
Diese Woche besuchte ich Pippo erneut. Am nächsten<br />
Tag schrieb er: „Die Welt sollte voller Menschen wie du<br />
sein, die uns hier nicht vergessen! Du hast mich tief berührt.“<br />
Ich bete für die Patienten. Meine Ausstellung wurde<br />
auf zwei Monate verlängert, was für ein Geschenk.<br />
Ich bin im Reisedienst: Gerne komme ich mit Bildern in<br />
ihre Gemeinde, um mehr zu erzählen. Bitte melden Sie sich<br />
bei der <strong>DMG</strong>.<br />
Susanne Stoehr<br />
P10738<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
29
EUROPA<br />
SPANIEN<br />
Neue Mitarbeiter im Drogenrehazentrum:<br />
ein Psychologen-Ehepaar<br />
aus Guatemala<br />
Buffet beim Jahresfest<br />
des Zentrums<br />
EIN NEUES ZUHAUSE<br />
FÜR RENÉ UND GLORIA<br />
„In nur drei Tagen fanden wir eine schöne Wohnung und bekamen<br />
ein Auto geschenkt. Wie <strong>Jesus</strong> alles vorbereitet hatte …“<br />
Lange haben wir um Verstärkung für unser spanisches<br />
Drogenrehazentrum El Buen Samaritano (Guter<br />
Samariter) gebetet. 2019 erlebten wir, wie Gott erhört: Er<br />
hat René und Gloria zu uns berufen, neue Missionare aus<br />
Guatemala, Mittelamerika. Sie sind gläubige Psychologen,<br />
seit 30 Jahren verheiratet und haben vier Kinder. Wie es<br />
zu ihrer Berufung kam? Sie erzählen:<br />
Es war 2008, als Francis, der Leiter von El Buen Samaritano,<br />
in unserer Kirche in San Carlos (Guatemala) predigte.<br />
Mission lag uns auf dem Herzen. Ich (René) fragte Francis,<br />
wie wir die Arbeit unterstützen könnten? Er sagte: „Beten!“<br />
– „Nur das?“, hakte ich verblüfft nach. Francis betonte:<br />
„Nur das!“ Also begann ich zu beten. Es vergingen Jahre.<br />
2012 absolvierten wir unseren ersten Kurzeinsatz hier<br />
am Rehazentrum in Spanien. Unsere Gemeinde in Guatemala<br />
hatte nicht die Mittel, den Einsatz zu finanzieren.<br />
Also betete ich, wie Francis es gesagt hatte. Eines Tages<br />
gab Gott uns die Idee, das Projekt der Universität San<br />
Carlos vorzulegen, wo ich als Dozent tätig war. Die Uni<br />
vertritt keine christliche Philosophie. Zu unserer großen<br />
Überraschung bezahlte sie dennoch den Einsatz. So lernte<br />
ich Pozoblanco, das Drogenrehazentrum und die Christen<br />
am Ort kennen.<br />
Es folgte ein zweiter Kurzeinsatz 2013 mit meiner Frau<br />
Gloria. Ich war glücklich in der Hilfe für alkohol- und<br />
drogenabhängige Männer. Auch Gloria fing Feuer. Zurück<br />
in Guatemala berichteten wir der Gemeinde, beteten und<br />
bereiteten uns vor, um als Langzeitmissionare nach Spanien<br />
zurückzukehren.<br />
Es dauerte noch. Wir konnten wichtige Aufgaben zu<br />
Ende bringen. Unsere Kinder beendeten ihr Studium und<br />
fanden Arbeit. Unsere Älteste heiratete und bekam ein<br />
Kind. Gott schenkte uns erfüllte Jahre für unsere Familie<br />
und Gemeinde. Kurz vor der Ausreise 2019 hatten wir eine<br />
schwere Krise. Der Arbeitgeber eines unserer Söhne hatte<br />
ein schweres Delikt begangen. Wir befürchteten, dass<br />
auch unser Sohn ins Gefängnis kommen könnte. Gott und<br />
30<br />
Roland und Sabine Weinmann<br />
P10818<br />
El Buen Samaritano<br />
P30851
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>DMG</strong> interpersonal e.V.<br />
Buchenauerhof 2 • 74889 Sinsheim • Deutschland<br />
Tel.: 07265 959-0 • WhatsApp: 07265 959-100<br />
Fax: 07265 959-109 • Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de • www.<strong>DMG</strong>int.de<br />
Bei Adressänderungen: Tel. 07265 959-128, Adressen@<strong>DMG</strong>int.de<br />
Direktor:<br />
Chefredakteur:<br />
Layout:<br />
Erscheinung:<br />
Titelfoto:<br />
Günther Beck<br />
Theo Volland (Redaktion@<strong>DMG</strong>int.de)<br />
David Spieth<br />
Fünfmal jährlich<br />
Luftbild des Buchenauerhofs 2019, Darius Geske<br />
PXXXXX<br />
Dieses Symbol nennt<br />
die Projektnummer des<br />
jeweiligen Missionars,<br />
so können Sie gezielt<br />
für die Arbeit einzelner<br />
Missionare spenden.<br />
Herzlichen Dank.<br />
Spendenkonten:<br />
Volksbank Kraichgau, <strong>DMG</strong><br />
IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04<br />
BIC: GENODE61WIE<br />
Schweiz: Swiss Post, SMG<br />
Vermerk: <strong>DMG</strong><br />
IBAN: CH92 0900 0000 8004 2881 3<br />
BIC: POFICHBEXXX<br />
das Gebet gaben uns Kraft. Es ging alles gut. Unser<br />
Sohn blieb frei, seine Unschuld wurde festgestellt.<br />
Zeitgleich erhielten wir unsere Visa und konnten<br />
ausreisen.<br />
Freunde holten uns in Spanien vom Flughafen<br />
ab und brachten uns nach Pozoblanco. Wie Engel,<br />
die Gott uns schickte, um uns zu unserem neuen<br />
Zuhause zu bringen. In nur drei Tagen fanden wir<br />
eine schöne Wohnung und wir bekamen ein Auto<br />
geschenkt. Vom ersten Tag an spürte ich, wie <strong>Jesus</strong><br />
mich für die Drogenabhängigen vorbereitet hatte.<br />
Ich diene ihnen als Psychologe und gebe ihnen<br />
einen Halt im Glauben an <strong>Jesus</strong>.<br />
Meine Frau hat eine Seelsorgearbeit in der evangelischen<br />
Gemeinde begonnen und hilft in anderen<br />
Aufgaben mit. Es ist ein Privileg, gemeinsam hier zu<br />
sein, dass unsere Kollegen neue Kräfte sammeln, wir<br />
gemeinsam wachsen und uns gegenseitig ermutigen<br />
können. Gott schreibt jeden Tag seine Geschichte.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2020</strong><br />
Im „El Buen Samaritano“ finden<br />
Drogenabhängige einen neuen Lebenssinn<br />
Die Arbeit der <strong>DMG</strong> ist als steuerbegünstigt anerkannt. Spenden werden<br />
im Rahmen der Satzung entsprechend der Zweckbestimmung für missionarische<br />
oder mildtätige Zwecke eingesetzt. Stehen für ein Projekt ausreichend<br />
Mittel zur Verfügung, wird die Spende für einen ähnlichen satzungsgemäßen<br />
Zweck verwendet.<br />
Bitte geben Sie im Überweisungsträger die Projektnummer und den Namen<br />
eines Missionars, „<strong>DMG</strong>“ oder „Wo am nötigsten“ an. Herzlichen Dank!<br />
Datum Datum Unterschrift(en)<br />
IBAN IBAN<br />
06 06<br />
Angaben Kontoinhaber: zum Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Name, Vorname/Firma, Ort Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- oder Postfachangaben<br />
PLZ Freundesnummer Straße Spenders: (falls bekannt) (max. 27 Stellen) PLZ und Straße des Spenders (für Spendenbestätigung)<br />
Spenden-/Mitgliedsnummer Projektnummer oder Name des Stichwort Spenders bzw. - (max. Name 27 Stellen) des Missionars<br />
ggf. Stichwort<br />
Betrag: Euro, Euro, Cent Cent<br />
G E N O D E 6 1 W I E<br />
Danke!<br />
BIC BIC des des Kreditinstituts (8 oder 11 Stellen)<br />
SPENDE<br />
SPENDE<br />
D E 0 2 6 7 2 9 2 2 0 0 0 0 0 0 2 6 9 2 0 4<br />
IBAN IBAN<br />
D M G 7 4 8 8 9 S i n s h e i m<br />
Angaben zum zum Zahlungsempfänger: Name, Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. 35 Stellen)<br />
Name Name und und Sitz Sitz des des Überweisenden Kreditinstituts BIC BIC<br />
Staaten in in Euro. Euro.<br />
SEPA-Überweisung/Zahlschein<br />
Für Für Überweisungen<br />
in in Deutschland und und<br />
in in andere EU-/EWR-<br />
-
Die Berichte<br />
finden Sie als<br />
Audiodatei<br />
auf unserer<br />
Internetseite.<br />
BUCHENAUERHOF-SINSHEIM<br />
17. MAI <strong>2020</strong><br />
10 BIS 17 UHR<br />
Ein Tag der offenen Tür für die ganze Familie<br />
HEIMAT? JESUS.<br />
Dazu verschiedene Gottesdienste<br />
sowie einen Kindergottesdienst<br />
MUSIK<br />
The Samras: Syrischer Lobpreis<br />
und moderne christliche Musik<br />
Lukas Di Nunzio: Songwriter,<br />
Komponist und Produzent<br />
SCHLOSSFÜHRUNGEN<br />
In Türkisch, Arabisch,<br />
Persisch, Französisch, Spanisch,<br />
Chinesisch, Deutsch<br />
INSPIRIERENDES<br />
Italienische Momente<br />
Fotokunst von Missionar<br />
Thomas Kröckertskothen<br />
Französische <strong>Heimat</strong><br />
Aquarelle von Vincent Coutrot<br />
Kreativinsel – Upcycling<br />
Aus Müll und Altem Schönes machen:<br />
basteln, malen, dichten, denken …<br />
Seminare und Workshops<br />
Kindern eine Chance! <strong>Heimat</strong> für<br />
muslimische Frauen. Ist Deutschland<br />
noch zu retten? Mitmacher gesucht!<br />
Chinesische Schriftzeichen uvm.<br />
ESSEN<br />
Probieren Sie Spezialitäten<br />
aus aller Welt<br />
KINDER<br />
Erlebnispfad und Entdeckerheft<br />
Lego ® -<strong>Heimat</strong> bauen<br />
Buschhütten, Wolkenkratzer und Iglus<br />
Geschichtenzelt<br />
Spannendes von Missionaren<br />
Piratenschiff-Hüpfburg<br />
und großer neuer Spielplatz<br />
Ponyreiten<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/Erlebnistag