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SB_13.598N_LP

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2005<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Weiterentwicklung des<br />

Hochtemperaturlötens<br />

mit Lederburitloten


Weiterentwicklung des<br />

Hochtemperaturlötens mit<br />

Lederburitloten<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 13.598 N<br />

DVS-Nr.: 07.042<br />

Universität Hannover -<br />

Institut für Werkstoffkunde<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 13.598 N / DVS-Nr.: 07.042 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />

im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2009 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 74<br />

Bestell-Nr.: 170183<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-073-1<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Universität Hannover Institut für Werkstoffkunde<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Bach<br />

Geschäftsbereich<br />

Inhalt<br />

1. Einleitung und Problemstellung 4<br />

2. Grundlagen zum Legierungssystem Eisen-Silizium-Kohlenstoff 4<br />

3. Grundwerkstoffe 6<br />

3.1 Grundlagen der Werkzeugstähle 6<br />

3.2 Auswahl und Beschaffung 7<br />

4. Lotherstellung und Charakterisierung 8<br />

4.1 Legierungs- und Komponentenauswahl 8<br />

4.2 Kalorimetrische Untersuchungen 10<br />

4.3 Herstellungsprozesse 12<br />

4.4 Metallografische Untersuchung der Lotlegierungen 13<br />

5. Lötversuche 15<br />

5.1 Prozessparameter 16<br />

5.2 Ergebnisse der Lötversuche 18<br />

5.2.1 Benetzung- und Fließverhalten 19<br />

5.2.2 Metallografische Analysen 20<br />

5.2.3 Zugfestigkeit 23<br />

5.2.4 Härte 26<br />

5.2.5 Korrosion 30<br />

6. Arten der Lotapplikation 33<br />

7. Schlussfolgerungen 35<br />

7.1 Diskussion der Ergebnisse 35<br />

7.2 Nutzen und Anwendungsmöglichkeiten 36<br />

8. Veröffentlichungen 37<br />

9. Danksagung 38<br />

10. Literatur 38<br />

- 3 -


1. Einleitung und Problemstellung<br />

Auf dem Gebiet des Hochtemperaturlötens wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche<br />

Lotsysteme entwickelt und etabliert. Für eine sichere und reproduzierbare Anwendbarkeit<br />

sind eine Reihe von mechanischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften des Lotsystems<br />

und der daraus erstellten Lötverbindung von Bedeutung. Dies sind insbesondere die Benetzungs-<br />

und Fließfähigkeit sowie die Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit. Wesentlichen<br />

Einfluss auf diese Eigenschaften hat die Art und Ausbildung der Fügegeometrie, besonders<br />

die Lötspaltbreite. Viele der derzeit in der Industrie wirtschaftlich einsetzbaren Lotsysteme<br />

liefern aufgrund ihrer Metallurgie ausschließlich für Engspaltverbindungen bis maximal ca.<br />

30 µm sprödphasenfreie Lötverbindungen mit guten mechanischen Eigenschaften.<br />

Zum Fügen von Schnellarbeitsstählen oder Hartmetallen werden zur Zeit hauptsächlich Nickelbasislote<br />

eingesetzt, welche jedoch zwei grundsätzliche Schwierigkeiten mit sich bringen.<br />

Zum einen führen die zur Schmelzpunktsenkung zulegierten Elemente (insbesondere Bor) zur<br />

Ausbildung von spröden, festigkeitsreduzierenden intermetallischen Hartphasenbändern in<br />

breiten Spalten, zum anderen ist durch den Unterschied zwischen Löttemperatur der Nickelbasislote<br />

und Glühtemperatur der Schnellarbeitsstähle ein Vergüten der gefügten Teile nicht<br />

möglich.<br />

Zur Vermeidung der festigkeitsmindernden Sprödphasenbildung können bei Normal- und<br />

Breitspaltverbindungen Füllstoffe in Form von Metallpulvern eingesetzt werden, die dann<br />

vom Lot infiltriert werden. Um jedoch noch zusätzlich einen Vergütungsprozess realisieren zu<br />

können, ist zwingend ein Lotsystem mit erheblich höheren Schmelztemperaturen erforderlich.<br />

Ein grundsätzlich für diese Anwendungen geeignetes Legierungssystem stellen die im Rahmen<br />

der vorliegenden Untersuchung entwickelten Eisenbasislote aus dem Dreistoffsystem Eisen-Silizium-Kohlenstoff<br />

dar [El.99].<br />

2. Grundlagen zum Legierungssystem Eisen-Silizium-Kohlenstoff<br />

Die in Anlehnung an das Eisen-Kohlenstoff-Eutektikum benannten Ledeburit-Lote bestehen<br />

prinzipiell aus Gusseisen (Abbildung 1a). Für Kohlenstoffgehalte über 4.3 % führt der eutektische<br />

Zerfall der Schmelze bei 1147°C zur Bildung von Ledeburit Ι, welches aus metastabilem<br />

Fe 3 C (Eisenkarbid, Zementit) mit orthorhombischem Kristallgitter und kubisch flächenzentriertem<br />

γ-Eisen-Mischkristall (Austenit) mit Kohlenstoffeinlagerungsatomen besteht. Diese<br />

beiden Bestandteile des Ledeburits sind extrem feinverteilt und kaum einzeln nachweisbar.<br />

Der angesprochene γ-Mischkristall zerfällt an der A r1 -Linie (723°C) wiederum eutektisch in<br />

Sekundärzementit und Perlit und bildet so das aus den Phasen γ-Mischkristall und Fe 3 C bestehende<br />

Ledeburit ΙΙ. Dieser besondere Gefügebestandteil zeichnet sich infolge der eutektischen<br />

Erstarrung durch eine noch feinere Verteilung der beiden Phasen aus [Gu.70, Sc.01].<br />

Für kohlenstoffhaltige Eisen-Dreistoffsysteme (hier Fe-Si-C) ergeben sich, neben möglichen<br />

Unterscheidungen in den zu Grunde liegenden Randsystemen, auch einige prinzipiell unterschiedliche<br />

Darstellungsweisen im ternären Raum. Im vorliegenden Fall der Zulegierung von<br />

Silizium wird im Zweistoffsystem Eisen-Silizium lediglich die γ-Phase abgeschnürt, so dass<br />

die aus dem Eisen-Kohlenstoff Randsystem kommende Grenze doppelter Sättigung an α-<br />

- 4 -


zw. δ- und γ-Eisen in den ternären Raum hinein verläuft, um dort schließlich in einem Übergangspunkt<br />

also einem ternären Eutektikum zu enden (Abbildung 1b).<br />

(a) Teilbereich des binären Eisen-Kohlenstoff-<br />

Diagramms (metastabiler Zustand)<br />

(b) Ebener Schnitt durch das ternäre Eisen-<br />

Silizium-Kohlenstoff System<br />

Abbildung 1: Phasendiagramme der Systeme Fe-C und Fe-Si-C nach [Sc.85]<br />

Für die zu fügenden Werkstoffe ist dieser Verlauf charakteristisch für Silizium (im Lot) aber<br />

auch für Chrom (im Grundwerkstoff). Somit ist es also durch gezielte Legierungsauswahl im<br />

System Eisen-Silizium-Kohlenstoff möglich, sowohl die gewünschte Schmelztemperatur des<br />

Lotes, abgestimmt auf die Lösungsglühtemperatur des Grundwerkstoffes, als auch die gewünschte<br />

Phasenausbildung in der Lötnaht entsprechend einzustellen [Gr.84, Sc.01, Yo.86].<br />

Darüber hinaus kann Silizium als partieller Substituent für Kohlenstoff eingesetzt werden,<br />

ohne die Loteigenschaften grundlegend zu verändern. Im Gegensatz zu Nickelbasisloten bilden<br />

Ledeburitlote aus dem System Eisen-Silizium-Kohlenstoff, im Wesentlichen aufgrund ihrer<br />

Beschränkung auf wenige Legierungselemente und insbesondere ihrer Borfreiheit, auch<br />

bei breiten Spalten keine Sprödphasenbänder aus.<br />

Auf Basis von Literaturangaben [Am.73, Bl.02, Ja.70, La.98, Sc.85, Sc.01, Ye.70] sowie weiteren<br />

im Internet verfügbaren Phasendiagrammen [Abbildung 2a, ASM, Go.02, Mh.02] wurden<br />

für die im Eisen-Silizium-Kohlenstoff-System zu entwickelnden Legierungen eutektische<br />

Zusammensetzungen ermittelt. Somit konnte ein Zusammenhang zwischen den Anteilen der<br />

einzelnen Legierungselemente sowie der jeweiligen Liquidustemperatur des Lotes angegeben<br />

werden. Abbildung 2b zeigt die errechnete eutektische Rinne im genannten Dreistoffsystem<br />

zwischen dem reinen Ledeburit (FeC4.3) sowie dem Eisen-Silizium-Eutektikum (FeSi19).<br />

Die Berechnungsergebnisse wurden in DSC-Messungen (Differential-Scanning-Calorimeter)<br />

überprüft und im Wesentlichen bestätigt.<br />

Auf Basis dieser Rechenergebnisse wurden Zusammensetzungen für unterschiedliche Lotlegierungen<br />

(vgl. Abschnitt 4) in jeweiliger Abstimmung auf den zu fügenden Werkstoff hergestellt.<br />

Wesentliches Kriterium hierbei war der Kohlenstoffanteil, der zum einen nicht zu hoch<br />

sein durfte, um ein Aufkoken des Grundwerkstoffs zu verhindern, aber trotzdem ausreichend<br />

zur Verfügung stehen musste, um die für den anschließenden Härtungsprozess erforderliche<br />

Martensitbildung zu ermöglichen.<br />

- 5 -


(a) Liquiduszustand des ternären Systems Fe-Si-<br />

C mit Phasen und Peritektale nach [ASM]<br />

(b) Eutektische Zusammensetzung gemäß eigener<br />

Berechnungen<br />

Abbildung 2: Peritektale und eutektische Rinne im ternären Eisen-Silizium-Kohlenstoff System<br />

Prinzipiell entsprach der Kohlenstoffgehalt des Lotes dem des jeweiligen Grundwerkstoffs.<br />

Aber auch der Siliziumanteil war einzuschränken, um die vom grauen Gusseisen bekannte Erscheinung<br />

des Grafitisierens des Kohlenstoffs bei hohem Siliziumgehalt, welches auch durch<br />

die damit verbundenen Grafiteinschlüsse zu einer recht spröden Verbindung analog zu den<br />

Sprödphasen der Nickelbasislote führen, zu unterbinden. Zur Einhaltung dieser Vorgaben war<br />

es daher nicht immer möglich, reine eutektische Lote zu verwenden, sondern es kamen auch<br />

über- bzw. untereutektische Zusammensetzungen zum Einsatz.<br />

3. Grundwerkstoffe<br />

Ziel des Forschungsvorhabens war die Lotentwicklung für unterschiedliche Stähle, insbesondere<br />

für Bau- und ferritische Chromstähle sowie Schnellarbeitsstähle für Warm- und Kaltarbeit.<br />

3.1 Grundlagen der Werkzeugstähle<br />

Werkzeugstähle zählen nach DIN EN 10020 zur Klasse der legierten Edelstähle. Eine spezielle<br />

Gruppe der Werkzeugstähle stellen die Schnellarbeitsstähle dar, die aufgrund ihrer chemischen<br />

Zusammensetzung über eine extrem hohe Warmhärte und Anlassbeständigkeit verfügen.<br />

Schnellarbeitsstähle werden vorwiegend als Werkzeuge für spanende Verfahren bei hohen<br />

Schnittgeschwindigkeiten eingesetzt. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung sowie<br />

einer geeigneten Wärmebehandlung haben Schnellarbeitsstähle zusätzlich zu ihrer hohen<br />

Anlassbeständigkeit eine unverminderte Warmhärte bis etwa 600 °C, woraus lange Standzeiten<br />

auch bei kurzzeitiger Rotglut resultieren.<br />

Erzeugt werden diese ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften im Wesentlichen durch<br />

eine gleichmäßige Verteilung der Karbide sowie durch sorgfältige Erschmelzungs- und werkstoffgerechte<br />

Wärmebehandlungsverfahren, insbesondere Vergütung [Ju.01, Ma.02, Yo.80,<br />

Yo.86].<br />

- 6 -

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