40 Von wegen ,typisch‘ Der Mädchentag MINT ist von Neugier geprägt und frei von allen Rollenvorstellungen. machen.“ Auch, wenn sich Laura ohnehin nie groß mit sozialen Tätigkeiten identifizieren konnte – der Mädchentag habe diese Überzeugung verstärkt. Und Julia meint: „Ich habe solche Rollenvorstellungen nie gehabt.“ Zu Hause habe sie beispielsweise ihrem Vater schon früh dabei geholfen, Computer zusammenzulöten. „Sprache kann ich einfach nicht, aber in Mathe bin ich recht gut. Auch, wenn mich meine Eltern nicht an Technik heran geführt hätten, hätte ich das gemacht.“ Diese Offenheit scheint aber nach wie vor noch die Ausnahme zu sein. „Mädchen wählen ihre Berufe grundsätzlich viel eingeschränkter als Jungen“, ist die Erfahrung von Susanne Wädow, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Göttingen. „Schaut man sich etwa die Top 10 der Berufswahl an, dann ist das Berufespektrum bei Jungen deutlich breiter.“ Dabei könnten Frauen stark von den existierenden Chancen in vielleicht zunächst abwegiger erscheinenden Berufen profitieren. „Gerade die Elektro- und Metallberufe, die klassische Männerberufe sind, sind auch oft die Berufe, in denen Fachkräfte gesucht werden und in denen gut verdient wird – im Gegensatz zu typischen Frauenberufen“, so Wädow. Aktionen wie der Mädchentag seien einer der Tropfen, die den Stein der Vorurteile aushöhlten und Mädchen die Möglichkeit böten, ihre technischen Fähigkeiten und Talente zu erkunden und darauf vielleicht auch einen Beruf aufzubauen. Die Teilnahme am Mädchentag erfolgt freiwillig, doch mit großem Erfolg – dieses Jahr war die Nachfrage so groß, dass die Schule losen musste, da nur 15 Schülerinnern teilnehmen konnten. Das Hauptproblem: die Finanzierung. Theoretisch habe die Arbeitsagentur weitere Mittel für Mädchentage, so Susanne Wädow, allerdings braucht die Agentur dafür eine Co-Finanzierung wie etwa durch die Stiftung Niedersachsenmetall, die seit einigen Jahren den Mädchentag unterstützt – denn in den Schulen ist die Ausstattung dafür oft nicht ausreichend. Die Stiftung verfolgt das Ziel, junge Menschen für naturwissenschaftliche und technische Berufe zu begeistern. „Dazu initiieren und unterstützen wir zahlreiche Projekte in Südniedersachsen, auch einige Angebote speziell für Mädchen“, so Reiner Müller, Bildungsreferent der Stiftung. Die Projekte, die Mädchen an Technik heranführen sollen, laufen gut, so die Erfahrung der Stiftung – sei es in Osterode, Northeim oder Einbeck. Was rings um Göttingen recht gut klappt, stößt in der Stadt selbst jedoch noch auf Hindernisse, da die hiesigen Schulen nur eingeschränkt offen für diese Angebote sind. Auch haben sich in den umliegenden Städten Netzwerke von Schulen und Betrieben gebildet – in Osterode oder Northeim gibt es entsprechende Kooperationsvereinbarungen zwischen allgemeinbildenden Schulen und Betrieben. Daran mangelt es jedoch in Göttingen noch. ›› AZUBI 01/<strong>2020</strong>
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