ZUKUNFT Text: Ursula Katthöfer und Elena Bünger ELTERN- ABENDE in Hochschulen und Ausbildungsbetrieben © AdobeStock.com_pololia 20 <strong>KÄNGURUplus</strong> 03/20
ZUKUNFT Einstellungstests, Bewerbungsgespräche, Numerus clausus – der Weg in Ausbildung und Studium verlangt Jugendlichen einiges ab. Eltern möchten dabei gern unterstützen. Das haben Ausbildungsbetriebe und Hochschulen längst erkannt. Sie bieten spezielle Beratungen für Eltern an. Michael Salmann machte nach dem Abitur eine Ausbildung. Sein ältester Sohn wusste schon lange vor dem Abi, dass er in Aachen Physik studieren wollte. Also musste der Vater von drei Kindern sich nie mit dem Thema Studium beschäftigen. Doch bald ist seine Tochter Hannah mit der Schule fertig. Zeit, sich über Studium, Zulassungsvoraussetzungen und BAföG zu informieren. „Hannah möchte Deutsch und Geographie auf Lehramt studieren“, erzählt Salmann. „Doch obwohl unser Land dringend Lehrer braucht, gibt es bei Geographie einen Numerus clausus.“ Hannah meint selbst: „Das könnte knapp werden.“ Vater und Tochter sind aus Jüchen bei Mönchengladbach nach Bonn gekommen. In Hörsaal 10 der Universität Bonn besuchen sie eine Elterninformationsveranstaltung der Bonner Hochschultage. Dort, wo sonst Vorlesungen zu Strafrecht, Moralphilosophie und Anatomie der Tiere gehalten werden, sitzen nun ältere Semester mit ihren Kindern. Sie hören Dr. Lena Ruwoldt, Studienberaterin bei der Zentralen Studienberatung, zu. Die bewertet das Engagement der Eltern positiv: „Eltern sind Mutmacher, wenn etwas nicht klappt. Sie sind der Fels in der Brandung. Und manchmal helfen sie mit ihrem Realismus, wenn zum Beispiel der Numerus clausus in Psychologie für ihr Kind zu hoch ist.“ FÜR ELTERN SCHWER AUSZUHALTEN Wer Medizin studiert, wird Arzt oder Ärztin. Wer auf Lehramt studiert, will irgendwann vor einer Klasse stehen. Aber welchen Beruf werden Philosophie-, Biologie- oder Politikstudenten einmal ausüben? „Am Ende eines Studiums wartet nicht immer ein fertiger Beruf“, gibt Ruwoldt den Eltern mit. Die Frage „Was willst du denn mal werden“ sei deshalb falsch gestellt. Viele Studienanfänger wüssten nicht, wohin das Studium sie führen wird. Das ist für viele Eltern schwer auszuhalten. Sie möchten nicht, dass ihre Kinder zur Generation Praktikum gehören, sondern wünschen sich sichere Arbeitsplätze und gute Karrierechancen. Das geht nicht immer ohne Tricks: „Mein Sohn schafft den NC für Betriebswirtschaftslehre nicht. Kann er sich in Bonn für Volkswirtschaftslehre einschreiben und dann nach Köln zu BWL wechseln?“, fragt ein Vater. Nein, so leicht lassen Unis sich nicht austricksen. „Meine Tochter will Medizin studieren, hat den NC aber nicht. Kann sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin als Wartezeit anrechnen lassen?“, will eine Mutter wissen. Auch da verneint Ruwoldt: „Die Wartezeit wird voraussichtlich zum Wintersemester 2021/2022 abgeschafft.“ Es sind die Eltern, die an diesem Samstagnachmittag die Fragen stellen. Ihre Kinder schweigen. „Wir haben uns immer für die Bildung unserer Tochter interessiert, schon seit der Grundschule.“ So das Ehepaar Bräder aus Overath. Jan Wonhöfer, 16 Jahre Foto: Ursula Katthöfer Der 16-jährige Jan Wonhöfer ist ohne Eltern gekommen. Er war bereits für ein Auslandsjahr in Kansas, ist Schülersprecher an seinem Gymnasium und will Politik studieren. Im Hauptgebäude der Uni Bonn bewegt er sich während der Bonner Hochschultage bereits wie ein Fisch im Wasser. Auf dem Weg zur Vorlesung „Make Scotland great again?“ überlegt er kurz, ob es Helikopter-Eltern sind, die da in Hörsaal 10 sitzen. „Nein“, meint Jan. „Wenn Eltern nur ein einziges Mal dabei sind, ist das nicht so schlimm. Ist doch gut, wenn die Uni ihnen die Sorgen nimmt.“ © AdobeStock.com STUDIUM LINKS In Köln und Bonn gibt es zahlreiche staatliche, private und kirchliche Hochschulen und Fachhochschulen. Einen Überblick sowie einen Studium-Interessentest bietet: www.hochschulkompass.de Alles zu Bewerbungen und Vergabeverfahren an deutschen Unis: www.hochschulstart.de Zentrale Studienberatung der Uni Köln: www.zsb.uni-koeln.de Zentrale Studienberatung der Uni Bonn: www.zsb.uni-bonn.de FINANZEN Der Klassiker: www.bafög.de. Der Höchstsatz liegt inzwischen bei 853 Euro pro Monat, der Kinderbetreuungszuschlag bei 140 Euro monatlich. Parteien, Kirchen, Universitäten, Unternehmen und Verbände bieten Stipendien an. Über die Vielfalt informiert www.stipendienlotse.de. Nebenjobs werfen viele Fragen auf. Alles zu Steuern, Sozial versicherungspflicht, Werkstudenten und Kindergeld unter www.studis-online.de. Dort gibt es auch den BAföG- Rechner. <strong>KÄNGURUplus</strong> 03/20 21