KÄNGURUplus März 2020
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: Familienleben: Let's dance! Tanzkurse sind der Renner Zukunft: Elternabende in Hochschulen und Ausbildungsbetrieben Berufe-Check: Was macht eigentlich ein Gärtner? Schreibprojekt: Gönn.dir.Geschichten. Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
Familienleben: Let's dance! Tanzkurse sind der Renner
Zukunft: Elternabende in Hochschulen und Ausbildungsbetrieben
Berufe-Check: Was macht eigentlich ein Gärtner?
Schreibprojekt: Gönn.dir.Geschichten.
Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst
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FAMILIENLEBEN<br />
Reisen mit dem Vater sehr wichtig.<br />
Könnten Sie sich vorstellen, auch mit<br />
Ihrer Tochter eine solche Reise zu<br />
begehen?<br />
Meine Tochter ist jetzt in dem Alter von<br />
Tim damals. Ich könnte mir eine Reise in<br />
jedem Fall auch mit ihr vorstellen, aber<br />
ich würde meiner Frau dieses besondere<br />
Erlebnis zwischen Mutter und Tochter<br />
nicht wegnehmen wollen. Unsere Kinder<br />
brauchen männliche UND weibliche Angebote,<br />
um herauszufinden: „Wie will ich<br />
später als Mann oder als Frau sein?“ Mädchen<br />
brauchen männliche Angebote,<br />
um für sich zu klären: „Wie stelle ich mir<br />
meinen späteren Partner vor?“ Ich sehe<br />
Väter hier als Impulsgeber. Ich habe für<br />
mich gemerkt, dass unsere Jungs viele<br />
weibliche Angebote haben: tolle Mütter,<br />
Erzieherinnen und Lehrerinnen. Aber wo<br />
sind eigentlich die Väter?<br />
Ihr Buch NeuseeSohnland ist ein<br />
Plädoyer an Väter, mehr Lebenszeit mit<br />
ihren Kindern zu verbringen. Warum<br />
liegt Ihnen dieses Thema so am Herzen?<br />
Ich habe mich vor unserer Reise sehr<br />
mit dem Erwachsenwerden beschäftigt.<br />
Beeindruckt hat mich das Buch „Männer<br />
auf der Suche“. Bevor Männer im<br />
Zuge der Industrialisierung in die Fabriken<br />
gingen, hatten Jungs mehr Kontakt<br />
zu männlichen Vorbildern. Ich sehe,<br />
dass sich viele von uns vornehmlich im<br />
Bereich Karriere engagieren – sie sind<br />
abwesende Väter. Kinder brauchen aber<br />
anwesende Väter, die sie begleiten. Es<br />
fehlen oft wichtige Initiationsriten in<br />
Übergangsphasen, wie zum Beispiel bei<br />
einem Schulwechsel oder dem Beginn<br />
einer Ausbildung oder eines Studiums,<br />
die einen Sohn ins Mannsein begleiten.<br />
Für mich bedeutet Erwachsenwerden,<br />
dass sich eine Tür in den nächsten Raum<br />
öffnet. Doch dafür muss sich erst einmal<br />
eine andere Tür schließen. Es sind<br />
Übergänge, die sehr wertschätzend und<br />
bewusst begangen werden können. Tim<br />
hat im September seine Ausbildung begonnen.<br />
Am Tag zuvor haben wir ein<br />
Familienessen gemacht und ihm einen<br />
Schuhkarton mit Erinnerungen aus der<br />
Kinder- und Jugendzeit überreicht. Wir<br />
haben früher Vereinbarungshefte geführt.<br />
Die kamen in den Karton. Jeder in der<br />
Familie hat Tim in einem Brief geschrieben,<br />
was wir ihm wünschen und wofür<br />
wir ihm danken. Es war sehr bewegend<br />
und bereichernd für uns alle.<br />
Was hat sich an Ihrem Verhältnis zu<br />
Ihrem Vatersein verändert durch Ihre<br />
Reise?<br />
Die Lebensphasen wandeln sich ja. Ins<br />
Thema Zeit ist mehr Qualität hereingekommen.<br />
Die Reise ist da ein Puzzlestück<br />
gewesen. In unserer Familie gibt<br />
es – diese Idee ist auf der Reise entstanden<br />
– einen festen Vater-Sohn-Tag und<br />
einen Vater-Tochter-Tag im Jahr. Ich<br />
habe in Neuseeland den Beschützer abgegeben<br />
und bin jetzt mehr Ratgeber<br />
meiner Kinder. Das nutzen beide deutlich<br />
mehr als früher. Heute frage ich: „Möchtest<br />
du einen Rat oder ein Feedback von<br />
mir?“ Inzwischen kommen jetzt auch Angebote<br />
von Tim. Letzte Woche fragte er,<br />
ob ich mit ihm und Freunden zusammen<br />
zur Whiskeymesse gehe. Da hat sich definitiv<br />
etwas geändert.<br />
Was war die größte Überraschung<br />
auf dieser Reise? War es die Veränderung,<br />
die Sie selbst durchlaufen haben<br />
und die Sie dazu führte, Ihren Job<br />
zu kündigen?<br />
Es gab einen ganz speziellen Moment<br />
auf der Reise, an dem ich mir die Frage<br />
stellte: Was will ich in meinem Leben<br />
wirklich noch tun, sehen und erreichen?<br />
Es war eine besondere Begegnung, bei<br />
der ich spürte: Ich werde in meinem<br />
Leben etwas ändern. Ich hatte einen<br />
tollen Chef. Als ich ihm sagte: „Ich möchte<br />
noch etwas anderes mit meinem<br />
Leben tun“, überlegten wir gemeinsam,<br />
was das innerhalb der Firma sein könnte.<br />
Schließlich fragte er: „Was wäre, wenn<br />
ich die guten Dinge, die ich an dir schätze,<br />
von dir kaufen könnte?“ Ich bin gerne<br />
mit Menschen zusammen und liebe es,<br />
Ideen zu kreieren, die Menschen berühren.<br />
Nun arbeite ich als selbstständiger<br />
Business-Moderator und leite Workshops,<br />
Strategieklausuren und begleite Veränderungsprozesse.<br />
Meine Mutter sagte dazu:<br />
„Ich habe schon immer gewusst, dass du<br />
so etwas machen würdest.“<br />
Und Mütter haben ja bekanntlich<br />
immer Recht (lacht). Zum Abschluss<br />
noch die Frage, was wir Eltern von<br />
unseren Kindern lernen können und<br />
sollten?<br />
Die jugendliche Leichtigkeit des Seins. Im<br />
Hier sein. Und definitiv das Zuhören!! Ich<br />
möchte ja als Vater alles Schlechte von<br />
meinen Kindern fernhalten. Alle Eltern<br />
wollen Sicherheit für ihre Kinder. Erfahrung<br />
schützt, aber mal mit Leichtigkeit<br />
und Experimentiergeist an Dinge heranzugehen<br />
und einfach auszuprobieren,<br />
ohne viel nachzudenken, das lehren uns<br />
unsere Kinder, wenn wir sie lassen.<br />
Vielen Dank für dieses schöne<br />
Gespräch!<br />
Ich danke auch. Es hat mir viel Freude gemacht,<br />
mit Ihnen zu sprechen.<br />
www.neuseesohnland.de<br />
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