24 <strong>NATURZYT</strong> Illustration von Sandra Huguenin, www.kunstdiebewegt.ch
Tierisch gute Interviews Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, doch sehen wir die Dinge immer nur aus unserer Sicht. Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8- oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben? Was würden sie wohl über uns Menschen denken und wie würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden? NATUR BEWAHREN Eine spannende Idee <strong>–</strong> sähen wir das ganze einmal aus ihrer Sicht und erführen, was sie uns alles zu sagen hätten. <strong>NATURZYT</strong> hat sich deshalb entschlossen, neue Wege auszuprobieren und sich darüber Gedanken zu machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und wir sie einfach fragen könnten. Wir leben in nächster Nähe mit ihnen zusammen, sehen Sie überall, doch wir nehmen sie meist nur am Rande wahr, und wenn dann empfinden wir ihre Anwesenheit als lästig und unhygienisch. Ein Volk so gross, dass es unser Vorstellungsvermögen sprengt. Jedes einzelne Individuum eine winzig kleine Persönlichkeit, sozial, loyal und stärker als Herkules. Also setzen wir uns hin und nehmen uns Zeit, um hinzusehen und hinzuhören <strong>–</strong> sie haben uns viel zu sagen und können uns vieles lehren, unsere Mitbewohner auf dieser Erde, die Ameisen. Interview mit Anton Ameise, Kolonial- Koordinator aus der Kolonie, welche sich bei uns auf der Redaktionsterrasse in einem Pflanzentrog niedergelassen hat. Wir sind anfangs oft aneinandergeraten, weil wir uns nicht wirklich verstanden. Doch nimmt man sich Zeit und versucht aufeinander einzugehen, ja versucht vielleicht sogar sich einmal in den anderen hineinzuversetzen, auch wenn es «nur» eine Ameise ist, wird das Verständnis plötzlich grösser, die Verständigung einfacher und irgendwann erwächst daraus gegenseitiger Respekt. Dann hat man plötzlich das Gefühl, sich mit ihr wie mit einem guten alten Freund zu unterhalten, und das kann wahrlich Erstaunliches zu Tage bringen. Deshalb hat es sich auch aufgedrängt, das erste Interview mit einer Ameise aus unserer Kolonie zu führen: Hallo, ich bin Anton und werde euch gerne alle eure Fragen beantworten. Wir alle haben schon lange gewartet, dass jemand sich einmal die Zeit nimmt und uns nach unserer Meinung fragt. Ihr alle könntet noch viel von uns lernen. Und ich wurde aus unserer Kolonie ausgewählt, als Vertreter unseres Volkes, um euch Rede und Antwort zu stehen. Es freut uns sehr, dich kennen zu lernen, Anton. Wir möchten gerne vieles von euch erfahren. Es freut uns auch, dass wir durch dieses Interview endlich eine Stimme bekommen, und wir sind sicher, dass ihr alles fragen werdet, was wichtig ist. Was uns natürlich als Erstes interessiert: Wie seid ihr denn eigentlich auf die Idee gekommen, euch bei uns auf der Redak tionsterrasse niederzulassen? <strong>Das</strong> war eigentlich gar nicht so geplant. Wir sind ganz einfach mit der Pflanze eingezogen. Wir waren nur ganz wenige, und anfangs habt ihr uns auch kaum bemerkt. Es ist nicht immer einfach, mit euch zusammenzuleben, und das Klima im Pflanzentrog ist auch nicht immer sehr ideal, aber wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt und können damit umgehen. Und mit euch haben wir uns inzwischen auch schon gut zusammengerauft. <strong>NATURZYT</strong> 25