17.02.2020 Aufrufe

Leseprobe: +ultra. gestaltung schafft wissen

Exzellenzcluster "Bild Wissen Gestaltung" der Humboldt-Universität zu Berlin Von jeher wird Wissen durch Werkzeuge, Architekturen, Bilder und Modelle hervorgebracht. Wie Wissen und Gestaltung ineinandergreifen, beleuchtet der Begleitband zur Berliner Ausstellung. Er präsentiert ausgewählte Exponate; Essays hochkarätiger Autoren dokumentieren und erhellen die vielschichtigen Dimensionen des Wissens der Gestaltung und bieten so einen interdisziplinären Überblick zum aktuellen Forschungsstand des Themenfelds.

Exzellenzcluster "Bild Wissen Gestaltung" der Humboldt-Universität zu Berlin

Von jeher wird Wissen durch Werkzeuge, Architekturen, Bilder und Modelle hervorgebracht. Wie Wissen und Gestaltung ineinandergreifen, beleuchtet der Begleitband zur Berliner Ausstellung. Er präsentiert ausgewählte Exponate; Essays hochkarätiger Autoren dokumentieren und erhellen die vielschichtigen Dimensionen des Wissens der Gestaltung und bieten so einen interdisziplinären Überblick zum aktuellen Forschungsstand des Themenfelds.

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ESSAYS<br />

FORMPROZESSE<br />

AKTIVE MATERIE<br />

BILDOPERATIONEN<br />

KURZE PROZESSE<br />

00<br />

Grußworte<br />

Michael Müller<br />

Sabine Kunst<br />

00<br />

xxx<br />

Nikola Doll<br />

25<br />

Bildaktive Gestaltungsformen<br />

von Tier und Mensch<br />

Horst Bredekamp<br />

00<br />

Immaterialität der Materialien<br />

Wolfgang Schäffner<br />

00<br />

Künstlichkeitsgeschichte –<br />

Knotenpunkte von Bild,<br />

Wissen und Gestaltung<br />

Matthias Bruhn<br />

00<br />

Ökologien des Machens.<br />

Zur allgemein-ökologischen Kritik<br />

der Welterzeugung bei Tim Ingold<br />

Erich Hörl<br />

00<br />

Vitaler Materialismus und<br />

Neuer Realismus<br />

Markus Gabriel<br />

00<br />

What are the boundaries<br />

of problems?<br />

Jörg Petruschat und<br />

Carola Zwick<br />

00<br />

„Designerly Ways of Knowing“.<br />

Potentiale und Zumutungen<br />

einer Wissenskultur des Designs<br />

Claudia Mareis<br />

00<br />

Evolution und gestalterischer<br />

Prozess: Der Mythos<br />

der Optimierung<br />

Katharina Lee Chichester<br />

00<br />

Die Evolution als Gestalterin?<br />

Gerhard Scholtz<br />

00<br />

Die Botanisierung der Kunst<br />

Sabine Thümmler<br />

00<br />

Natur – Wissen – Gestaltung.<br />

Moritz Meurers angewandtes<br />

Pflanzenstudium als<br />

gestalterische Forschung<br />

Angela Bösl<br />

00<br />

Wachstum auf Stein.<br />

Paul Klees Mineraliensammlung<br />

Claudia Blümle<br />

00<br />

Gegebene Form / Form geben<br />

Patricia Ribault<br />

00<br />

3 zu 1: Formprozesse<br />

000<br />

Active-matter-Systeme<br />

Sebastian Vehlken<br />

000<br />

Inspirierte Mechanik.<br />

Active matter als<br />

Maschine und Struktur<br />

Michael Friedman und<br />

Karin Krauthausen<br />

000<br />

Bioinspirierte Gestaltung<br />

von Materialien<br />

Peter Fratzl<br />

000<br />

Selbstgestaltende Körper –<br />

Biologische Codierungen sozialer<br />

Differenz<br />

Kerstin Palm<br />

000<br />

Selbst bewegt –<br />

Shelter in Natur und Kultur<br />

Sandra Schramke und<br />

Thomas Stach<br />

000<br />

Grow | Degrow.<br />

Materialwerdung zwischen<br />

Exzess und Kalkül<br />

Carolin Höfler<br />

000<br />

Soft Technologies.<br />

Aktive Textilien, adaptive<br />

Oberflächen und tangible<br />

Schnittstellen<br />

Zane Berzina<br />

000<br />

Die Gestalt der Geste<br />

Claus Pias<br />

000<br />

Digitale Bildarchive.<br />

Archivierung und Codierung<br />

der Gefühle<br />

Carl Martin Grewe und<br />

Lisa Schreiber<br />

000<br />

Gestalt versus Kybernetik<br />

Margarete Pratschke<br />

000<br />

Der Blick als Waffe.<br />

Zum prekären Verhältnis<br />

von Transparenz und<br />

Opazität bei Helmdisplays<br />

Moritz Queisner<br />

000<br />

Passformen –<br />

Körper zwischen Bild<br />

und Handlung<br />

Kathrin Friedrich<br />

000<br />

Big Data und die technischen<br />

Bilder der Szenariomodellierung<br />

Reinhard Wendler<br />

000<br />

3 zu 1: Bildoperationen<br />

000 – 000<br />

linear / komplex, Max Winter<br />

Fiktion, Fabian Scholtz<br />

Fragen, Julia Blumenthal<br />

Entscheidung, Julia von Mende<br />

Pingeligkeit, Julia Meer<br />

Hindernis, Peter Koval<br />

Zufall, Anika Schultz<br />

Grenzgänge, Michael Pogorzhelskiy<br />

Unschärfe, Sabine Hansmann<br />

Werkzeug, Anouk-Aimée Hoffmeister<br />

Modellbild, Fabian O. Scholtz<br />

Integration, Rebekka Lauer<br />

Bastelei und Zitroneneis, Jan Wind<br />

Leerraum, Katharina Walter<br />

Scheitern, Anne Schmidt<br />

Experiment, Henrike Rabe<br />

ANHANG<br />

000 – 000<br />

Werke in der Ausstellung<br />

Auswahlbibliografie<br />

Leihgeber<br />

Bildnachweis<br />

Impressum<br />

000<br />

3 zu 1: Aktive Materie


Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin<br />

Dass Mensch, Natur und Technik in unserer digitalen Welt immer<br />

mehr ineinandergreifen und die Grenzen zunehmend schwerer zu<br />

erkennen sind, spüren wir in unserem von „smarten“ Technologien<br />

geprägten Alltag. Das Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor“ der Humboldt-Universität zu Berlin geht<br />

diesen Entwicklungen nach, die oft Grundfragen unseres menschlichen<br />

Seins betreffen, und bündelt seine Erkenntnisse nunmehr im<br />

Rahmen der Ausstellung <strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong> <strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong>.<br />

Mit <strong>+ultra</strong> setzt die Humboldt-Universität zu Berlin ihre Reihe der<br />

öffentlichkeitswirksamen Wissenschaftsausstellungen im Martin-<br />

Gropius Bau fort, die einer breiten Öffentlichkeit die Bedeutung von<br />

Wissenschaft als eine treibende Kraft unserer modernen<br />

Gesellschaft vermitteln. Sie macht uns auch den Mehrwert der<br />

Exzellenzinitiative bewusst. Für Berlin ist es ein großer Gewinn, dass<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreicher Disziplinen<br />

und verschiedener Forschungseinrichtungen unter dem Dach eines<br />

gemeinsamen Exzellenzclusters zusammenarbeiten und ihre<br />

Erkenntnisse der Öffentlichkeit präsentieren.<br />

Ich danke allen Beteiligten für ihren Beitrag zum Gelingen und<br />

wünsche der Ausstellung <strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong> <strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong>, dass sie<br />

beim Publikum auf reges Interesse stößt, viele Besucherinnen und<br />

Besucher zur Auseinandersetzung mit den vielfältigen Auswirkungen<br />

des digitalen Wandels anregt und neugierig macht auf künftige<br />

Erkenntnisse.<br />

Michael Müller<br />

7


Grußwort der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Mit <strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong> <strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong> startet die dritte Wissenschaftsausstellung<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin im Martin- Gropius-<br />

Bau. Während Theatrum naturae et artis auf die <strong>wissen</strong>schaftlichen<br />

Sammlungen der Universität fokussierte und WeltWissen. 300 Jahre<br />

Wissenschaften in Berlin die historische Entwicklung der Berliner<br />

Wissenschaften vorstellte, wird die neue Ausstellung den Blick auf<br />

die Zusammenhänge von Wissenschaft und Gestaltung richten.<br />

Erkenntnisse sind das Ergebnis von komplexen Prozessen.<br />

Die Wahl der Methoden, der Werkzeuge und die Darstellungsweise<br />

beeinflusst unmittelbar das Ergebnis und dessen Interpretation.<br />

Erkenntnisse stehen damit nicht allein im Spiegel kultureller, ökologischer,<br />

historischer und wirtschaftlicher Einflussgrößen, sondern sind<br />

bedingt von den jeweiligen Werkzeugen, die sie hervorbringen. Dies<br />

macht die Ausstellung deutlich, indem sie die <strong>wissen</strong>schaftshistorischen<br />

Dimensionen der Forschungsprozesse verschiedener Epochen<br />

zeigt und die gestaltende Leistung von Wissenschaft beleuchtet.<br />

Die Ausstellung mag damit als Türöffner für eine Betrachtungsweise<br />

von Wissenschaft dienen, die aktuelle Ergebnisse nicht als<br />

finalen Erkenntnisstand tituliert. Denn ein „plus ultra“, das eben kein<br />

Ende definiert, ist immanenter Teil der Wissenschaft. Außerdem<br />

stellt sich die <strong>wissen</strong>schaftliche Forschung heute dem Umstand,<br />

selbst gestaltend zu wirken. So wird in den unterschiedlichen Disziplinen<br />

nicht nur der Gebrauch bestimmter Werkzeuge reflektiert,<br />

sondern auch das gestaltende Potential selbst und damit die Weisen,<br />

wie Ergebnisse hervorgebracht werden.<br />

Die Ausstellung gewährt nicht nur Einsicht in <strong>wissen</strong>schaftliche<br />

Forschungsprozesse, sondern bietet darüber hinaus die besondere<br />

Gelegenheit, an diesen Prozessen teilzuhaben: Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler erläutern in Führungen Ausstellungsobjekte<br />

und anhand dieser ihre Tätigkeit; Seminare und Workshops werden<br />

für Ausstellungsbesucherinnen und -besucher geöffnet.<br />

Ich wünsche Ihnen allen Einblicke, die Ihnen eine neue Perspektive<br />

eröffnen und Sie die Faszination der Wissenschaften auf neuer<br />

Ebene erleben lassen.<br />

Sabine Kunst<br />

9


Einführung in die Ausstellung<br />

Nikola Doll<br />

Der Exzess ist total. Das Spektakel des riskanten Marktes und die Lust an der<br />

Maßlosigkeit der Konsumtion prägen die westlichen Gesellschaften in einer so<br />

umfassenden Weise, dass diese Phänomene zwangsläufig prognostische, auf die<br />

Zukunft gerichtete Debatten hervorrufen – seien es in Form von Endzeitbildern,<br />

Planspielen oder utopischen Phantasien. Zu den bedeutsamsten Szenarien in<br />

diesem Sinne gehört der wachstumskritische Bericht The Limits to Growth des<br />

Club of Rome, der im Jahr 1972 ein alarmierendes Zukunftsbild zeichnete: Die<br />

exzessiven Produktions- und Lebensweisen industrialisierter Gesellschaften<br />

würden die natürlichen Ressourcen erschöpfen und die Erde an die Grenzen ihrer<br />

Tragfähigkeit drängen. 1 Dieser düstere Befund wird seitdem in regelmäßigen<br />

Abständen wiederholt und aktualisiert, zuletzt in der Studie 2052: A Global<br />

Forecast for the Next Forty Years von Jørgen Randers, der bereits bei der ersten<br />

Publikation von 1972 unter den Autoren gewesen war. 2 Als strukturelle Ursache<br />

des künftigen Niedergangs der Welt gilt die Maßlosigkeit der modernen Wirtschaft,<br />

die sich in der hochspekulativen Finanzwirtschaft, der Notwendigkeit eines<br />

stetigen Wachstums, der Forderung nach hohen Gewinnen und dem enormen<br />

Konsum zeige. 3 Die Auswirkungen dieser Exzesse seien verheerend: Vor allem die<br />

westlichen Gesellschaften würden durch steigenden Verbrauch von Gütern und<br />

Ressourcen mit einer enormen Umweltbelastung konfrontiert, die weitgehend<br />

ohne Kontrolle oder Steuerung ihres Ausmaßes und ihrer Folgen voranschreite.<br />

Jenseits dieser Phänomene wird Wachstum aber auch als gesellschaftliches<br />

Leitbild skizziert, das Exzesse auch in anderen Bereichen der Gesellschaft auszulösen<br />

vermag. 4 Wachstum scheint ein Dogma und Versprechen zu sein, das die<br />

Leistung in den Mittelpunkt stellt und Erfolg an der Fähigkeit bemisst, sich immer<br />

wieder selbst zu übertreffen. In diesem Sinne werden alle Akteure der Gesellschaft<br />

fortlaufend zu neuen Höchstleistungen und steigender Rentabilität angehalten.<br />

Die Proteste gegen die Omnipräsenz der Exzesse werden immer deutlicher.<br />

Sie richten sich gegen das Prinzip permanenter Wertsteigerung, gegen die Auswüchse<br />

des Massenkonsums, gegen Materialverschwendung, gegen Umweltverschmutzung.<br />

Das ökologische Denken boomt. Im Zuge dieser Kritik sind neue<br />

soziale Bewegungen entstanden, die auf Mäßigung, wenn nicht gar auf künstliche<br />

Verknappung drängen. In den vergangenen Jahren wurden die Diskussionen<br />

um eine Wachstumsrücknahme von dem französischen Ökonom und Philosophen<br />

Serge Latouche mit dem Begriff „décroissance“ (engl. degrowth) popularisiert. 5<br />

Versuche, der permanenten Forderung der industriellen Moderne nach<br />

Wachstum und Innovation zu entkommen, sind spätestens seit der Veröffentlichung<br />

von The Limits to Growth und der ersten Ölkrise von 1973 auch ein Thema<br />

von Städtebau, Architektur und Design. Im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung<br />

hat die Idee der Wachstumsrücknahme aber deutlich an Schärfe gewonnen,<br />

insbesondere in Diskussionen über schrumpfende Städte, nachhaltiges<br />

Bauen und ressourcenschonende Materialsysteme. Seitdem haben theoretische<br />

und gestalterische Konzepte Konjunktur, welche die Untersuchung und Modellierung<br />

systematischer Ressourcenzusammenhänge und ihrer Dynamiken in den<br />

Blick nehmen. Sie fordern einen Perspektivenwechsel – weg von der gestalteten<br />

Form als feste und endgültige Entität, und hin zu einer modellierten Umwelt als<br />

11


Kräftefeld und Kreislauf von Ressourcen, Energien und Stoffen. 6 Ohne Zweifel<br />

beruht ein Teil der aktuellen Anziehungskraft der Postwachstumsidee in den<br />

Gestaltungsdisziplinen darauf, dass mithilfe digitaler Entwurfs- und Steuerungstechniken<br />

das Verhalten von Formen und Materialien nachgebildet und gestaltet<br />

werden können. Seit der Einsetzung von 3D-Modellierungs- und Animationsprogrammen<br />

in die Entwurfspraxis ist nicht mehr in solcher Intensität über anpassungsfähige<br />

Formen und selbstbildende Prozesse nachgedacht worden wie in den<br />

vergangenen Jahren, wobei die Grenzziehung zwischen Natur und Architektur<br />

neu verhandelt wird. 7<br />

Angesichts dessen werden im Folgenden zeitgenössische Entwürfe und<br />

Projekte aus Architektur und Design in den Blick genommen, die sich mit Systementwicklung,<br />

Emergenz, Selbstorganisation und Adaptivität befassen, und es<br />

wird der Frage nachgegangen, ob und in welcher Weise sie als Manifestationen<br />

einer Kultur des Postwachstums betrachtet werden können. Gebieten diese<br />

Entwürfe den angeprangerten Überschreitungs- und Verschwendungserscheinungen<br />

Einhalt, oder übersetzen sie diese nicht vielmehr in andere, ebenfalls exzessiv<br />

betriebene Formen der Modellierung,<br />

Steuerung und Kontrolle? Zum kritischen<br />

Vergleich werden vor allem Konzeptionen<br />

und Projekte der 1950er und 60er Jahre<br />

herangezogen, die auf eine Zusammenführung<br />

von Biologie und Bauen abzielten und<br />

selbstbildende Mechanismen der Formbildung<br />

zu stärken suchten. Hierbei sollen<br />

Traditionen und Strategien der effektiven<br />

Materialnutzung und des ausgewogenen<br />

Kräftespiels freigelegt werden, welche<br />

heutige computerbasierte Entwurfsverfahren<br />

ebenso prägen und motivieren.<br />

Die Figur der Verlebendigung im Computational<br />

Design zeichnete zunächst der<br />

Amerikaner Greg Lynn. Im Jahr 1999<br />

erschien sein Buch Animate Form mit<br />

zahlreichen Projektbeispielen, die Ergebnisse<br />

rechnerbasierter Modellierungs- und Animationstechniken<br />

waren.8 Mit dem Begriff der<br />

animate form skizzierte er ein biologistisch<br />

geprägtes Konzept, wonach die architektonische<br />

wie die natürliche Gestalt ein offenes System in Wechselwirkung mit<br />

äußeren Kräften sei: „[…] animation implies the evolution of a form and its<br />

shaping forces.“9 Dieser Formbegriff, der in der Geschichte der organischen<br />

Architektur eine lange Tradition hat, erhielt mit der Instrumentalisierung des<br />

Computers zur Gestaltbildung eine neue Konkretheit. Zu Beginn der neunziger<br />

Jahre standen den Architekten technologisch avancierte 3D-Modellierungs- und<br />

Animationsprogramme aus Hollywoods Spezialeffekte-Industrie zu Verfügung,<br />

durch die dynamische Effekte modellhaft dargestellt werden konnten (Abb. 1). Mit<br />

aufwändigen mathematischen Verfahren konnten physikalische Kräfte wie Gravitation<br />

oder Wind berechnet werden, die geometrische Objekte in Bewegung<br />

versetzen oder verformen. 10 Vor dem Hintergrund solcher Techniken ist der<br />

geometrische Körper nicht mehr nur diskret, sondern als verformbares Kontinuum<br />

vorhanden. Ähnlich definierte Lynn seinen Begriff der animate form: Innerhalb des<br />

Raums der Kraftfelder gibt es keine feststehenden Urformen, sondern dynamische<br />

Oberflächen und Figuren, die auf Krafteinfluss mit Verformung<br />

reagieren.<br />

Lynn wendete sich mit diesem Begriff gegen Formmodelle,<br />

die zentral gesteuert und koordiniert werden. Stattdessen<br />

schrieb er der offenen, dezentralen und spontanen<br />

Selbstorganisation von Bewegungen die Bildung erstrebenswerter<br />

Strukturen und Resultate zu. Ziele seiner Computerexperimente<br />

waren hingegen nicht die Steigerung der<br />

Leistungsfähigkeit einer Konstruktion oder die Reduktion<br />

des Einsatzes von Material und Energie, sondern die Hervorbringung<br />

bisher ungesehener, neuer Formen, „eines<br />

neuen ästhetischen Vokabulars“, worin sich indirekt die<br />

Forderung der Moderne nach Innovation manifestiert. 11 Mit<br />

seiner Produktion „neuer“ Formen folgte er aber nicht dem<br />

tradierten Modell der technischen Erfindung, die eine alte<br />

durch eine neue, fortschrittlichere Form endgültig ersetzt,<br />

sondern der Erschaffung von Objekten, die sinnlich-affektiv<br />

wirksam sind. 12 Der Wert des Neuen besteht hier in seinem<br />

temporären ästhetischen Reiz, der stets von einem anderen,<br />

nächsten Stimulus abgelöst wird. Es ist nicht allein der<br />

technologische Fortschritt der Formbildung durch den<br />

Computer, sondern die Bewegung der Form selbst, die<br />

Folge unterschiedlicher sinnlich-affektiver Formqualitäten,<br />

denen das Interesse gilt. Das Neue äußert sich in der<br />

kontinuierlichen Abweichung der Form von vorhergehenden<br />

Zuständen, womit auch eine Differenz zu traditionellen Entwurfsverfahren hergestellt<br />

wird. Das Neue bezieht sich bei Lynn auf die Erzeugung sinnlicher, eigendynamischer<br />

Formprozesse, die sich nicht einem zweckrationalen Entwerfen unterordnen<br />

lassen.<br />

Nichtsdestotrotz zielt der Ablauf derartiger Prozeduren darauf ab, endgültige<br />

Formen oder Strukturen zu gewinnen. Die architektonische Gestalt erhielt Lynn,<br />

indem er die fortlaufende Koordinatentransformation an einem bestimmten<br />

Zeitpunkt anhielt und die in dem Moment dargestellte Form in ihrer Bewegung<br />

„einfror“ – was der ursprünglichen Idee der kontinuierlichen Anpassung der Form<br />

an die Umwelt grundlegend widerspricht. Unter Zuhilfenahme von rechnergestützten<br />

numerisch-gesteuerten (CNC) Fertigungsmaschinen erfuhr die stillgestellte<br />

Form eine physische Materialisierung, wozu die geometrisch anspruchsvollen<br />

Kurvenhäute mit großem entwurflichem und technologischem Aufwand in<br />

baubare Geometrien übersetzt werden mussten. In solchen Entwurfsprozessen ist<br />

die physische Materialisierung der virtuellen Erzeugung der Form nachgestellt,<br />

obgleich digitale Prozessketten die Möglichkeit eröffnen, Entwurf und materielle<br />

Ausführung eng miteinander zu verschränken. Mit der Privilegierung der Form<br />

gegenüber dem Material folgte Lynn hingegen einer tradierten Gestaltvorstellung,<br />

wonach die Form erst dann an Bedeutung gewinnt, wenn sie ihre Stoffichkeit<br />

überwindet.<br />

Die Vorstellung des Neuen als Steigerung und Überbietung kennzeichnet die<br />

gegenwärtigen Arbeiten des Schweizer Architekten Michael Hansmeyer (Abb. 2).<br />

Inspiriert von biologischen Prozessen der Zellteilung, differenziert und detailliert er<br />

seine digitalen Formen bis zum Äußersten. Dafür bedient er sich jener Software,<br />

die Trickfilmstudios nutzen, um ihren 3D-Charakteren eine geschmeidige Erscheinung<br />

zu verleihen. 13 Grundlage dieser Arbeit sind sogenannte subdivision-Regeln.<br />

Die auf diesen Regeln basierenden Algorithmen berechnen durch Interpolation<br />

12 Nikola Doll<br />

13


und Approximation zusätzliche Eckpunkte für einfache Geometrien. Mit jeder<br />

Iteration wird die Ausgangsgeometrie komplexer und deren Gestalt weicher. Im<br />

Unterschied zu den definierten Algorithmen der angebotenen Computerprogramme<br />

programmiert Hansmeyer die Regeln selbst, womit er die Oberflächen<br />

noch individueller gestalten kann. Unter Zuhilfenahme von rapid-prototyping-Verfahren<br />

überträgt er seine fein ziselierten, textil anmutenden Computerformen in<br />

großformatige Materialmodelle.<br />

Der Gedanke, Formen in dieser Weise zu individualisieren, resultiert aus der<br />

Möglichkeit der flexiblen Fertigung. Da die Produktionsvorgänge programmierbar<br />

sind, ist es nicht länger relevant, ob sich Formen wiederholen oder unterscheiden.<br />

Die serielle Maßanfertigung wird bis heute mit dem Versprechen beworben,<br />

Material und Energie einzusparen. Hansmeyer verwendet digitale Entwurfs- und<br />

Fertigungstechniken hingegen nicht, um Material zu verringern, sondern in bisher<br />

unbekanntem Maße zu verdichten. Seine exzessiven Formen zielen darauf ab, die<br />

Grenzen des bisher Vorstell- und Herstellbaren auszureizen und gezielt zu übertreten:<br />

„Kein Mensch könnte sie [die Formen] per Hand entwerfen, aber man kann<br />

sie bauen.“ 14 Hierbei dienen Reihung, Übertreibung, Steigerung und Verstärkung<br />

als Verfahren, diese Grenzüberschreitung ästhetisch umzusetzen. Den übersteigerten<br />

Formen ist aber auch eine andere Funktion eingeschrieben: sie sind an der<br />

Reaktualisierung von normativen Bedeutungszuschreibungen beteiligt. Galt das<br />

handgemachte Stück bislang als etwas Einzigartiges und das maschinenerzeugte<br />

Objekt als etwas der Norm nach Identisches, fusionieren Einzelgestalt und Serie<br />

in der computerproduzierten Form. Die traditionelle Dichotomie von Ordnung und<br />

Exzess wird im Digitalen aufgehoben. Die individuelle, ästhetisch übersteigerte<br />

Gestalt ist zugleich eine kalkulierte, geordnete Form.<br />

Hansmeyer entwirft großformatige Rauminstallationen mit massigen, ondulierenden<br />

Oberflächen, gefärbt in Weiß oder Gold, die den Raum zu einem immersiven<br />

Ereignis werden lassen. Angesichts der Vervielfältigung der Oberflächen, die<br />

unauflöslich ineinander verwoben sind, drängt sich das Bild des postmodernen<br />

hyperspace auf, den der amerikanische Literatur<strong>wissen</strong>schaftler Fredric Jameson<br />

in seinem programmatischen Essay Postmodernism, or, The Cultural Logic of Late<br />

Capitalism von 1991 skizzierte. 15 Für Jameson war der hyperspace kein in Länge,<br />

Breite und Höhe fest eingegrenzter Behälter, sondern eine Räumlichkeit, die sich<br />

buchstäblich durch Oberflächlichkeit auszeichnete. Das verwirrende Eintauchen<br />

des Betrachters in eine solche virtuelle Umgebung und damit in einen anderen<br />

Bewusstseinszustand, gehörte für Jameson zu den wesentlichen Merkmalen der<br />

spätkapitalistischen, postmodernen Räumlichkeit. Die hierdurch hervorgerufenen<br />

Gefühle von Desorientierung und Schwindel, die Jameson als Wirkungen des<br />

Hyperraums beschrieb, waren grundlegende Erfahrungen, die verschiedene<br />

Beobachter – von Rem Koolhaas bis Jean-François Lyotard – angesichts der<br />

entfesselten Kräfte des Kapitalismus und der ästhetischen Erfahrungen der<br />

Postmoderne machten.<br />

Gegen diesen Furor des Optischen wandten sich in jüngster Vergangenheit<br />

zahlreiche Architekten und Designer mit Entwürfen, für deren Hervorbringung das<br />

Material von zentraler Bedeutung ist. Exemplarisch sichtbar wird ein derartiger<br />

materialorientierter Entwurfsansatz in den Arbeiten der deutschen Architekten<br />

Michael Hensel und Achim Menges.16 Anknüpfend an das ökologische Paradigma<br />

in Systemtheorie und Kybernetik, bezeichnen sie ihre Entwürfe als „Materialsysteme“,<br />

worunter sie Flächenstrukturen aus gleichzeitig raumbildenden, kraftabtragenden<br />

sowie energieleitenden und -speichernden Elementen verstehen.17 Diese<br />

Elemente gehen aus den spezifischen Eigenschaften der verwendeten Materialien<br />

und Herstellungsprozesse hervor und stehen idealerweise in einer ungestörten,<br />

wechselseitigen Beziehung zu ihrer Umwelt.<br />

Grundlegender Unterschied zu bisherigen Ansätzen computerbasierter<br />

Formbildung ist, dass Hensel und Menges ihre Formen auf zweifache Weise<br />

hervorbringen. Ihr Entwurf beginnt gewöhnlich mit der Entwicklung eines Strukturelements<br />

aus einem spezifischen Material, dessen Eigenschaften sie zugleich in<br />

einem parametrischen Computermodell nachbilden. Um der Aufwertung des<br />

Materials gegenüber der bisher als dominant bewerteten Form Ausdruck zu<br />

verleihen, setzen sie vor allem biegsame, elastische und instabile Materialien ein,<br />

die unter bestimmten Bedingungen mit Formveränderung reagieren. So beruhen<br />

etwa die reaktiven Materialstrukturen, die der Produktdesigner Steffen Reichert in<br />

den vergangenen Jahren zusammen mit Achim Menges entwickelte, auf dem<br />

Formungsverhalten von Holzblättern (Abb. 3).18 Bei hoher Luftfeuchtigkeit krümmen<br />

sich die Blätter, wodurch sich eine Öffnung zwischen Rahmen und Deckfläche<br />

ergibt. Nimmt die Feuchtigkeit ab, schließen sich die Blätter wieder. Auf diese<br />

Weise wirkt die Flächenkonstruktion wie ein Filter, der je nach Witterung selbsttätig<br />

Licht und Luft passieren lässt.<br />

Otto mit Modellen aus Seifenhaut oder Nylongewebe, die sich unter<br />

bestimmten Bedingungen selbstständig formten (Abb. 4). 24 Wenn man Drahtrahmen<br />

etwa mit Nylonstoff bespannt, nimmt die so erzeugte Fläche ihre statisch<br />

optimale Form wie von selbst ein. Ihre Form entsteht als Folge der einwirkenden<br />

Kräfte und vorgegebenen Randbedingungen.<br />

Ottos Forschungsfeld war der effziente Leichtbau, weshalb für ihn das<br />

primäre Entwurfskriterium das optimale Verhältnis zwischen eingesetzter Masse<br />

und angestrebter Tragfähigkeit war. Otto teilte die moderne Vorstellung von der<br />

reinen rationalen Form als Ergebnis von Funktion und Konstruktion, wohingegen<br />

sich Hensel und Menges dem postmodernen Konzept von Komplexität und<br />

Widerspruch verpflichtet fühlen und heterogene Anforderungen an die Form<br />

stellen. Um möglichst vielen Einflussfaktoren gerecht zu werden, greifen sie auf<br />

das Verfahren der Elementarisierung zurück – ein Prinzip, dem vor allem der<br />

modular<br />

kratieverständnisses, das den Unterschied von Über- und Unterordnung, von<br />

Herrschen und Dienen negiert. Durch die sich selbst bildende Form sollte die<br />

Umwandlung der sozialen Wirklichkeit zu einer erneuerten Gesellschaft unterstützt,<br />

wenn nicht gar bewirkt werden. Die Entwicklung eines Formsystems, das<br />

nicht allein auf seine ästhetische Bedeutung beschränkt bleibt, scheint auch das<br />

Ziel der digital experimentierenden Architekten zu sein. So werden computerbasierte<br />

Elementverbände zu „dezentral organisierten Netzwerken“ und „intelligenten<br />

Kollektiven“ erklärt. Auch wenn ihr Blick vordergründig nicht auf die ethische<br />

Legitimation der digitalen Form gerichtet ist, so transportieren Hensel und Menges<br />

über Begriffe wie „Integration“, „Differenzierung“, „Interaktion“, „Anpassung“<br />

und „Synergie“ sozial-moralische Vorstellungen und gesellschaftliche Leitbilder. 26<br />

Nikola Doll ist <strong>wissen</strong>schaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres<br />

Labor“. Sie arbeitet international als Ausstellungskuratorin. Ihre Forschungen beschäftigen sich mit der politischen<br />

Ikonologie, der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts der Künstlersozialgeschichte sowie der Geschichte des<br />

Ausstellungswesens und der Kunstgeschichte.<br />

14 Nikola Doll<br />

15


politische Ordnungsstrukturen banden, bildet bei<br />

Arendt die Beständigkeit des Hauses einen wesentlichen<br />

Pol des Menschseins. Auf der Basis ihrer Überlegungen<br />

zu unterschiedlichen Zeiten der Geschichte,<br />

der biologischen, der historischen und der Zeit<br />

der Dinge, forderte sie als eine der weltweit größten<br />

Aufgaben eine Behausung für die Menschen, die<br />

beständiger sei, als die Menschen selbst. Dabei spielen<br />

bei Arendt insbesondere eine materiale Beständigkeit<br />

und das Bauen der eigenen Lebenswirklichkeit durch<br />

geistige und körperliche Arbeit eine zentrale Rolle.<br />

Damit setzt sie sich auch von Vertretern der westlichen<br />

Metaphysik ab, die sich, wie Platon, Aristoteles,<br />

Descartes oder Hegel, mittels des logos einem Weltbild<br />

unter der Prämisse der Wahrheit verschreiben.<br />

Abb. 1<br />

Per R. Flood, Oikopleura labradoriensis<br />

Lohmann 1892, Gehäuse eines<br />

Manteltierchens, Ansicht frontal, 1992,<br />

Mikrografie.<br />

Abb. 2<br />

Per R. Flood, Oikopleura labradoriensis<br />

Lohmann 1892, Gehäuse eines<br />

Manteltierchens, Ansicht dorsal, 1992,<br />

Mikrografie.<br />

den im 20. Jahrhundert beispielsweise Hannah Arendt<br />

deutlich hervorgehoben hat. Arendts Formulierung<br />

einer Grundbedingung des Menschlichen lässt sich<br />

in ihrem 1960 auf Deutsch unter dem Titel Vita activa<br />

oder Vom tätigen Leben publizierten Hauptwerk<br />

in Anlehnung an die Idee der firmitas am Begriff des<br />

„Schutzraumes“ ablesen. Während Platon und<br />

Aristoteles den Schutzraum des Menschen an<br />

TS:<br />

Wie auch in Arendts Philosophie, in der sie den biologischen<br />

Prozess der materialen Beständigkeit<br />

gegenüberstellt, bilden Lebewesen und Umwelt in der<br />

biologischen Forschung zwei üblicherweise getrennte<br />

Kategorien. Indem wir dieser Logik auf den ersten Blick<br />

folgen, untergraben wir ihr Fundament. Im konkret<br />

vorliegenden Beispiel des Manteltieres legen wir Form-<br />

Funktions-Beziehungen auf der Ebene des Lebewesens<br />

offen, verdeutlichen aber damit die Beziehung<br />

des Lebewesens zu seiner Umwelt. Zunächst untersuchen<br />

wir die Strukturen, um ihre Funktionen zu<br />

verstehen. Dabei betrachten wir verschiedene Ebenen:<br />

von der Anordnung der Moleküle bis zum fertigen<br />

Manteltiergehäuse. Interessanterweise spielt dabei als<br />

formgebendes Element Cellulose eine Rolle – ein sehr<br />

stabiles Molekül, das kettenförmig aus Zuckermolekülen<br />

aufgebaut ist. Ein einzelnes Zuckermolekül misst<br />

etwa 1,6 Nanometer, während das fertige Manteltierhaus<br />

etwa einen Durchmesser von ein bis zwei<br />

Millimetern hat. Wir haben es hier also mit Größenordnungsunterschieden<br />

von einer Million zu tun.<br />

Hinsichtlich der Funktion interessieren wir uns<br />

unter anderem für die Stabilität der membranösen<br />

Manteltierhäuser und dafür, wie sie etwa von physikalischen<br />

Parametern abhängt. Wenn wir spezifische<br />

Aspekte, etwa die Strömungsgeschwindigkeit oder<br />

die Druckverteilung in den Manteltierhäusern modellieren,<br />

können wir Zusammenhänge zwischen der<br />

modellierten Form und ihrer Funktion, als Filter oder<br />

als stabile Membrananordnung im Raum sehen. Dabei<br />

beschreiben wir unsere Beobachtungen so einfach<br />

wie möglich, im besten Fall mathematisch.<br />

→ Abb. 3<br />

190<br />

Per R. Flood, Oikopleura labradoriensis Lohmann 1892, Gehäuse<br />

Ein Dialog zwischen Thomas Stach<br />

eines Manteltierchens, Ansicht dorsal, 1992, Mikrografie.<br />

Selbst bewegt – Shelter in Natur und Kultur 191


SaSch:<br />

Die mathematische Formalisierung als konstruktiver<br />

Teilbereich der Architektur lässt sich auf die Descartes’sche<br />

Vorstellung von Vermessung zurückführen.<br />

In diesem Sinne setzten auch modernistische Erkenntnistheorien<br />

der Architektur auf eine einfache, international<br />

und interkulturell verständliche, universelle<br />

Architektur, die im Geist der modernen Wissenschaften<br />

Parallelen zur Biologie zulässt. Die Beschäftigung<br />

mit Fragen der Nutzbarmachung von Natur, die<br />

seit dem 18. Jahrhundert eng an die Methoden der<br />

Natur<strong>wissen</strong>schaften geknüpft ist, hat mithilfe der<br />

Mathematik Gottfried Wilhelm Leibniz’ und Christian<br />

Wolffs durch Formalisierung und Geometrisierung<br />

die Grundlagen für einen klassifikatorischen Umgang<br />

mit Strukturen geschaffen. Der „geometrische Geist“<br />

konnte sich dadurch von „mystischen“ Erklärungsmustern<br />

für Weltzusammenhänge absetzen. Er<br />

versprach Objektivierung durch Quantifizierung. In<br />

diesem Kontext zu nennen wären Carl von Linnés<br />

Schrift Systema naturae von 1735, aber auch die<br />

Methoden der Nomenklatur von Antoine Laurent de<br />

Lavoisier oder Torbern Olof Bergman für die Chemie.<br />

TS:<br />

So spiegelt auch die analytische Methode in unseren<br />

Untersuchungen des Manteltiers diesen Prozess der<br />

Mathematisierung wider. Gleichzeitig ist uns selbstverständlich<br />

bewusst, dass das Manteltiergehäuse<br />

in der Natur anders entstand. Im Prinzip bedienen wir<br />

uns in unseren Experimenten einer Jahrmillionen-<br />

Abb. 4<br />

Diller Scofidio + Renfro, Blur<br />

Building, Ausstellungspavillon, 2002,<br />

Yverdon-les-Bains, Swiss Expo.<br />

alten, in der Natur gewordenen Versuchs-und-Irrtums-Kreativität.<br />

In dieser so verstandenen Experimentalanordnung<br />

der Evolution wird letztendlich<br />

durch das Tolerieren von Kopierfehlern eine zufällige<br />

Kombination von Möglichkeiten einer Bewährungsprobe<br />

unterzogen, die in vielfältigsten und wunderbaren<br />

Form-Funktions-Einheiten mündet. Und da die<br />

Bewährungsproben auf allen Ebenen, von der mikroskopischen<br />

Nanoebene bis hin zur makroskopischen<br />

Ökosystemebene stattfinden, sind die Formen stets<br />

Abbild des sie umgebenden Raumes und ihrer<br />

gemeinsamen Geschichte. Streng genommen kann<br />

ich so Umwelt und Lebewesen gar nicht mehr trennen.<br />

SaSch:<br />

Wenn wir noch einmal zur Perspektive der Architektur<br />

zurückkehren, möchte ich zur bessern Anschaulichkeit<br />

an der Grenze zwischen Mathematisierung<br />

und Raumkunst im Zusammenhang von Natur und<br />

Kultur zwei prominente Architekten erwähnen, die<br />

shelter von Vorbildern aus der Natur abgeleitet<br />

haben: zum einen Richard Buckminster Fuller, zum<br />

anderen Frei Otto. Letzterer untersuchte an seinem<br />

Institut für Leichtbau in Stuttgart natürliche Strukturen,<br />

um daraus Tragwerke für Leichtbaukonstruktionen,<br />

etwa für das Olympiastadion in München von<br />

1972, zu entwickeln. Otto dachte dabei an Übertragungen<br />

komplexer Strukturen aus der Natur auf die<br />

Statik seiner Gebäude. Die Ordnungsstruktur der<br />

Natur avancierte hier zum Vorbild für die Ingenieurstechnik.<br />

Ähnlich argumentierte Fuller: In seinem<br />

Unterricht am Black Mountain College in North<br />

Carolina lehrte er nach dem Motto „Wie die Natur<br />

Versuchen auf kalkulierbare und empirische Modelle<br />

der Mathematik und Geometrie zurück. In materialbasierten<br />

Transformationsstudien zur Thematik des<br />

shelters fand er heraus, dass sich die geometrische<br />

Ableitung der platonischen Körper vom Kuboktaeder<br />

über den Ikosaeder zum Oktaeder über die Faltung<br />

und Umstülpung schließlich zu einem Dreieck reduzieren<br />

lässt. Dieses stellt die minimale, irreduzible<br />

Einheit jeder statisch relevanten Konstruktion dar,<br />

‚wie Fuller beschrieb: „So ist das Dreieck ein Muster,<br />

in dem jede Seite den gegenüberliegenden Winkel<br />

stabilisiert, und zwar mit dem geringsten Aufwand.“<br />

Im Raum findet dieses Muster seine Entsprechung<br />

im Tetraeder.<br />

Beide Architekten vermittelten in ihrer Lehre also<br />

ein empirisch strukturiertes Wissen. Während aber<br />

Otto auf Formenvielfalt setzte, war Fuller stärker<br />

an der Entwicklung idealer Formen interessiert.<br />

Dabei war Fuller vom Tanz inspiriert, von dem er<br />

seine grundlegenden Überlegungen zu geometrischen<br />

Transformationen ableitete. Fuller ging nämlich<br />

von der Annahme eines an den Strukturgesetzen<br />

der Natur aktiv teilnehmenden Subjekts aus. Seine<br />

Versuchsreihe von ineinander umschlagenden platonischen<br />

Körpern nannte er folglich Fünf Arten, den<br />

Jitterbug zu tanzen. Fuller tanzte selbst gerne den<br />

Jitterbug, eine spezifische Form des Swings, der<br />

seine Blütezeit in den USA der 1940er Jahre hatte.<br />

Mit anderen Worten setzten Fullers geometrische<br />

Experimente seine Beziehung zu einem visuellen wie<br />

auch taktilen Erfahrungsraum voraus. Anschauung,<br />

Denken und Erfahrung bilden im genannten Beispiel<br />

eines shelters also eine Allianz.<br />

Fuller ging es vorrangig um einen Gegenentwurf<br />

zum kartesischen Koordinatensystem und zum<br />

euklidischen Raum, der sich in der Architektur als<br />

Standard durchgesetzt hatte. Er griff auf historisches<br />

Wissen zurück, das in Vergessenheit geraten war.<br />

Dazu setzte er Dreiecke und projektive Geometrie<br />

ein. Im Gegensatz zu einer flächigen Geometrie legte<br />

Fuller seinen Fokus auf dreidimensionale Prozesse:<br />

„Two points meet at the same point, but not at<br />

the same time“. Damit überführte er geometrische<br />

Konzepte, die an die griechische Idee der engen<br />

Disposition von raumzeitlich gebundenen Formen<br />

angelehnt waren – wie die Ichnographia (Verwendung<br />

von Zirkel und Lineal), Orthographia (aufrechtes Bild)<br />

und Scaenographia (Perspektive) –, in ein dynamisch<br />

gedachtes Systemmodell. Er verwandte dazu Skizzen<br />

in Form von Vektorplänen, deren Intention gerade<br />

nicht die Loslösung von jeglichem Illusionismus<br />

zugunsten einer Idee der Überzeitlichkeit war. Vielmehr<br />

griff er, wie Joachim Krausse gezeigt hat, auf<br />

moderne Raumkonzepte der Physik zurück, wie<br />

Albert Einsteins Suche nach einem Modell für die<br />

Relativitätstheorie. Dafür prägte Fuller den Begriff<br />

„Synergetics“, mit dessen Hilfe er die Devise einer<br />

energetischen Geometrie lancierte. Daraus wiederum<br />

leitete er die Idee eines Strukturmodells ab,<br />

mit der er nebenbei die Kristallographie reformierte.<br />

TS:<br />

Auch in der Biologie beobachten wir gerade ein sehr<br />

aufregendes Phänomen, das dem von Dir beschriebenen<br />

vielleicht verwandt ist. Dadurch, dass wir sehr<br />

stark auf mechanistische Anschauungen zurückgreifen,<br />

sind wir dabei, diese zugleich zu überwinden:<br />

Mechanistisch sind unsere Herangehensweisen, da<br />

wir von der (molekularen) Nanoebene ausgehend<br />

die Eigenschaften übergeordneter komplexer Systeme<br />

(besser) verstehen wollen. Gleichzeitig <strong>wissen</strong><br />

wir, dass auf der Nanoebene statistische Betrachtungsweisen<br />

greifen und darunter sogar prinzipielle<br />

Einwände gegen exakte Bestimmungen sprechen<br />

(Heisenberg’sche Unschärferelation). Dies führt in<br />

der natur<strong>wissen</strong>schaftlichen Beschreibung zu einem<br />

Konflikt, der durch eine Betrachtung aus einer übergeordneten<br />

Ebene vielleicht aufgelöst werden kann.<br />

Dass ein Organismus wie das Manteltier sich selbst<br />

bewegt, scheint evident, ist aber nur ein Ausschnitt<br />

des gesamten, letztlich kosmologischen Bildes, in<br />

dem das Manteltier eingebettet ist. Es ist nämlich in<br />

den Zeiträumen der Evolution geworden und Bestandteil<br />

einer Ökologie, die ohne die Sonne nicht auskommt.<br />

Gleiches gilt für das auf den ersten Blick<br />

leblose Ausscheidungsprodukt, das cellulosehaltige<br />

shelter-Gehäuse des Manteltieres. Sein selbstbewegter<br />

Entfaltungsprozess, seine filigrane Architektur,<br />

seine präzise Filterfunktion, seine Bewegung als<br />

shelter des Tieres durch die Ozeane ist mechanistisch<br />

aus der Molekülstruktur verständlich, die aber selbst<br />

nur ein Teilaspekt des Gesamtbildes ist, in dem die<br />

Struktur eine oder vielleicht auch die entscheidende<br />

Rolle spielt.<br />

SaSch:<br />

Schon Immanuel Kant ging in seiner Allgemeinen<br />

Naturgeschichte von einer intrinsischen, in der<br />

Materie befindlichen Bewegung aus, die er allerdings<br />

streng von einem mechanistischen Weltbild unterschied.<br />

Denn nach Kant gibt es den Gegenstand an<br />

sich nicht, er existiert vielmehr nur in seiner Erscheinung,<br />

d.h. in unserer Anschauung. Kant entwickelte<br />

seine Theorie in Abgrenzung zur Annahme von<br />

göttlichen Ursachen für Bewegung wie sie noch bei<br />

Platon und Aristoteles zu finden sind. Die Annahme<br />

192 Ein Dialog zwischen Thomas Stach<br />

baut“ und er griff in seinen architektonischen<br />

etwa Erwin Schrödingers Gestalt der Raum-Zeit oder<br />

Selbst bewegt – Shelter in Natur und Kultur 193


der Standfestigkeit von Architektur bei Vitruv, die sich<br />

an einer aristotelischen Vorstellung von einer statischen<br />

Erde orientierte, ändert sich in der Renaissance<br />

mit dem Übergang vom aristotelischen zu einem<br />

dynamischen Weltbild. In der Folge löst Kant das<br />

dynamische Weltbild vom Raum ab und dynamisiert<br />

es in Richtung der Zeit. Im 20. Jahrhundert sorgt<br />

schließlich Albert Einstein mit der Relativitätstheorie<br />

für eine neue physikalische Ordnungsvorstellung des<br />

Weltraums zugunsten eines aus Kräftespannungen<br />

bestehenden Feldes, auf das Vertreter der Architektur<br />

mit Naturbezug verweisen. Buckminster Fuller hat<br />

gezeigt, wie shelter als Resultat eines aktiv teilnehmenden<br />

Subjekts an Strukturgesetzen der Natur<br />

konstruiert werden können, die Anschauung, Denken<br />

und Erfahrung zusammen bringen. Selbst bewegende<br />

Materialien auf der Nanoebene als Vorbild für neue<br />

lebendige Gebäude müssen der kritischen Prüfung<br />

der Architekturästhetik wie auch einer Bewertung der<br />

Definition von Leben im 21. Jahrhundert standhalten.<br />

Daran schließt einerseits direkt die Frage an, welches<br />

Modell des Lebens heutige Gestalterinnen und Gestalter<br />

im Sinne von Paul Feyerabends Untersuchung<br />

Wissenschaft als Kunst dem evolutionären Geschichtsbild<br />

des Maschinenzeitalters des 20. Jahrhunderts<br />

entgegensetzen können und andererseits welche<br />

Werte sie damit verbinden?<br />

TS:<br />

Ein Organismusmodell des Maschinenzeitalters des<br />

20. Jahrhunderts mit dem Diktum einer universalen<br />

Funktionalität war und ist für die Erklärung biologischer<br />

Sachverhalte sicherlich zu einfach, auch wenn<br />

D’Arcy Wentworth Thompsons Versuche, Natur über<br />

Physik, Chemie und Mathematik zu erklären, im<br />

Kontext des Maschinenzeitalters Erwähnung finden<br />

können. Betrachten wir einmal ein Lehrbuch der<br />

Chemie oder Physik. Den Begriff „Funktion“ (im<br />

nicht-mathematischen Sinne) wird man darin vergeblich<br />

suchen. Es ergibt für den Natur<strong>wissen</strong>schaftler<br />

auch keinen Sinn, von der Funktion der Newton’schen<br />

Axiome zu sprechen oder von der Funktion des<br />

Wasserstoffs. Sobald das Leben ins Spiel kommt, ist<br />

das auch für Natur<strong>wissen</strong>schaftler anders. Sehr wohl<br />

sprechen wir von der Funktion einer biologischen<br />

Struktur, selbst eines biologischen Moleküls: Das<br />

Hämoglobin etwa hat die Funktion, Sauerstoff im<br />

Blut zu binden oder das Manteltiergehäuse dient als<br />

Nahrungsfilter und shelter. In Abgrenzung zur Kultur<br />

ist, wie ich behauptet habe, der Evolutionsprozess<br />

der tiefere Grund für die funktionalen Molekülanordnungen<br />

in selbstbewegten Strukturen der Biologie.<br />

→ Abb. 5<br />

Making Heimat. Germany, Arrival Country, Deutscher Pavillon,<br />

15. Internationale Architekturausstellung 2016,<br />

La Biennale di Venezia.<br />

Wenn wir heute mechanistisch-physikalische Prinzipien<br />

auf technische Apparaturen oder Architekturen<br />

übertragen, so dürfen wir das nicht mehr naiv isoliert<br />

sehen. Die wunderbaren Form-Funktionszusammenhänge<br />

wären ohne ihre Umwelt und ihre evolutive<br />

Geschichte nicht vorhanden. Wir können heute also<br />

auch Umweltfaktoren mitbedenken, wenn wir Vorbilder<br />

aus der Natur in technische Anwendungen<br />

übertragen. Diese Weiterentwicklung des natur<strong>wissen</strong>schaftlichen<br />

Ansatzes sehe ich als Fortschreibung<br />

der intensiven Beschäftigung des spielerisch-forschenden<br />

Menschen mit seiner Umwelt an, wie es in<br />

den Steinartefakten des kenianischen Pliocäns – einer<br />

Zeit vor über drei Millionen Jahren – dokumentiert ist.<br />

Die oft beschriebene Distanzierung des Menschen<br />

von „der Natur“ erweist sich in dieser Betrachtungsweise<br />

vielmehr als stets enger gewobenes Netz,<br />

dessen Gewebe Umwelt und Mensch, Technik und<br />

Ästhetik, Funktion und Form untrennbar macht.<br />

Sandra Schramke<br />

ist <strong>wissen</strong>schaftliche Mitarbeiterin und Schwerpunktleiterin im<br />

Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor“.<br />

Die Architektin promovierte an der Bauhaus-Universität Weimar mit einer<br />

Arbeit zu den Ausstellungsarchitekturen von Charles und Ray Eames. Ihre<br />

Forschungsinteressen gelten der Wissens- und Kulturgeschichte, insbesondere<br />

von Ding- und Raumzusammenhängen unter Berücksichtigung<br />

von Wahrnehmungs- und Symboltheorie wie auch Theorien der Medien- und<br />

Erinnerungskulturen, Körpertechniken und Künste.<br />

Thomas Stach<br />

leitet das Kompetenzzentrum Elektronenmikroskopie am Institut für Biologie der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin. Der Biologe promovierte an der Eberhard Karls<br />

Universität Tübingen mit einer Arbeit zur Evolution der Embryonalentwicklung<br />

des Lanzettfischchens. Nach Forschungsaufenthalten in den USA und Schweden<br />

habilitierte er an der Freien Universität Berlin im Fach Zoologie. Sein Forschungsschwerpunkt<br />

ist die analytische Morphologie von marinen Invertebraten.<br />

Auswahlliteratur<br />

Winfried Nerdinger, Frei Otto.<br />

Hannah Arendt, Vita activa oder Vom<br />

Das Gesamtwerk. Leicht bauen, natürlich<br />

tätigen Leben, München, Zürich<br />

gestalten, unter Mitarbeit von<br />

2002 [1960, US-amerikanische<br />

Irene Meissner u. a., München 2005.<br />

Originalausgabe: 1958].<br />

Platon, Werke in acht Bänden, hg. v.<br />

René Descartes, Philosophische Schriften Gunther Eigler, 72016.<br />

in einem Band, Hamburg 1996. Thomas Stach u. Hans Hansson,<br />

Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, „Tunicata - manteldjur“, in:<br />

Hamburg 1998 [1781] .<br />

Ryggsträngsdjur: Lansettfiskar<br />

Joachim Krausse, „Buckminster<br />

- broksfiskar. Nationalnyckeln<br />

Fullers Modellierung der Natur“, in: till Sveriges Flora och Fauna. Dz<br />

Formfindungen, Arch+, Nr. 159/160, 1 – 34, Artdatabanken, Sveriges<br />

Berlin 2002, S. 40– 49.<br />

Iantbruksuniversitet, Sveriges<br />

Joachim Krausse, „Vorschule der<br />

Lantbruksuniversitet (SLU), Uppsala,<br />

Synergetik“, in: RBF:<br />

S. 1 – 34.<br />

Bedienungsanleitung für das<br />

D’Arcy Wentworth Thompson, On<br />

Raumschiff Erde, Amsterdam,<br />

Growth and Form, Frankfurt am Main<br />

Dresden 1989.<br />

2006 [1917].<br />

Kisho Kurokawa, Das Kurokawa-Manifest. Marcus Pollio Vitruv, De architectura<br />

Texte zum symbiotischen Denken,<br />

libri decem. Lateinisch und deutsch,<br />

194<br />

hg. v. Kennosuke Ezawa, Berlin 2005. übersetzt v. Curt Fensterbusch,<br />

Ein Dialog zwischen Thomas Stach<br />

Darmstadt 1964.<br />

Selbst bewegt – Shelter in Natur und Kultur 195


Grow | Degrow. Materialwerdung<br />

zwischen Exzess und Kalkül<br />

Carolin Höfler<br />

Abb. 1<br />

Marcos Novak, Vier Ansichten einer vierdimensionalen<br />

transarchitektonischen Form, 2001, Rendering, aus:<br />

Cami Nelson, „From Sfumato to Transarchitectures and<br />

Osmose: Leonardo da Vinci´s Virtual Reality“, in: Leonardo<br />

(Music Journal), 2009, Bd. 42, Nr. 3, S. 260, Abb. 1.<br />

Außer Kontrolle<br />

Der Exzess ist total. Das Spektakel des riskanten<br />

Marktes und die Lust an der Maßlosigkeit der Konsumtion<br />

prägen die westlichen Gesellschaften in einer<br />

so umfassenden Weise, dass diese Phänomene<br />

zwangsläufig prognostische, auf die Zukunft gerichtete<br />

Debatten hervorrufen – seien es in Form von<br />

Endzeitbildern, Planspielen oder utopischen Phantasien.<br />

Zu den bedeutsamsten Szenarien in diesem<br />

Sinne gehört der wachstumskritische Bericht The<br />

Limits to Growth des Club of Rome, der im Jahr 1972<br />

ein alarmierendes Zukunftsbild zeichnete: Die exzessiven<br />

Produktions- und Lebensweisen industrialisierter<br />

Gesellschaften würden die natürlichen Ressourcen<br />

erschöpfen und die Erde an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit<br />

drängen. 1 Dieser düstere Befund wird seitdem<br />

in regelmäßigen Abständen wiederholt und aktualisiert,<br />

zuletzt in der Studie 2052: A Global Forecast for<br />

the Next Forty Years von Jørgen Randers, der bereits<br />

bei der ersten Publikation von 1972 unter den Autoren<br />

gewesen war. 2 Als strukturelle Ursache des künftigen<br />

Niedergangs der Welt gilt die Maßlosigkeit der<br />

modernen Wirtschaft, die sich in der hochspekulativen<br />

Finanzwirtschaft, der Notwendigkeit eines stetigen<br />

Wachstums, der Forderung nach hohen Gewinnen<br />

und dem enormen Konsum zeige. 3 Die Auswirkungen<br />

dieser Exzesse seien verheerend: Vor allem die<br />

westlichen Gesellschaften würden durch steigenden<br />

Verbrauch von Gütern und Ressourcen mit einer<br />

enormen Umweltbelastung konfrontiert, die weitgehend<br />

ohne Kontrolle oder Steuerung ihres Ausmaßes<br />

und ihrer Folgen voranschreite.<br />

Jenseits dieser Phänomene wird Wachstum aber<br />

auch als gesellschaftliches Leitbild skizziert, das<br />

Exzesse auch in anderen Bereichen der Gesellschaft<br />

auszulösen vermag. 4 Wachstum scheint ein Dogma<br />

und Versprechen zu sein, das die Leistung in den<br />

Mittelpunkt stellt und Erfolg an der Fähigkeit bemisst,<br />

sich immer wieder selbst zu übertreffen. In diesem<br />

Sinne werden alle Akteure der Gesellschaft fortlaufend<br />

zu neuen Höchstleistungen und steigender<br />

Rentabilität angehalten.<br />

Die Proteste gegen die Omnipräsenz der Exzesse<br />

werden immer deutlicher. Sie richten sich gegen das<br />

Auswüchse des Massenkonsums, gegen Materialverschwendung,<br />

gegen Umweltverschmutzung. Das<br />

ökologische Denken boomt. Im Zuge dieser Kritik sind<br />

neue soziale Bewegungen entstanden, die auf Mäßigung,<br />

wenn nicht gar auf künstliche Verknappung<br />

drängen. In den vergangenen Jahren wurden die<br />

Diskussionen um eine Wachstumsrücknahme von dem<br />

französischen Ökonom und Philosophen Serge Latouche<br />

mit dem Begriff „décroissance“ (engl. degrowth)<br />

popularisiert. 5<br />

Versuche, der permanenten Forderung der<br />

industriellen Moderne nach Wachstum und Innovation<br />

zu entkommen, sind spätestens seit der Veröffentlichung<br />

von The Limits to Growth und der ersten Ölkrise<br />

von 1973 auch ein Thema von Städtebau, Architektur<br />

und Design. Im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung<br />

hat die Idee der Wachstumsrücknahme aber<br />

deutlich an Schärfe gewonnen, insbesondere in<br />

Diskussionen über schrumpfende Städte, nachhaltiges<br />

Bauen und ressourcenschonende Materialsysteme.<br />

Seitdem haben theoretische und gestalterische<br />

Konzepte Konjunktur, welche die Untersuchung und<br />

Modellierung systematischer Ressourcenzusammenhänge<br />

und ihrer Dynamiken in den Blick nehmen. Sie<br />

fordern einen Perspektivenwechsel – weg von der<br />

gestalteten Form als feste und endgültige Entität,<br />

und hin zu einer modellierten Umwelt als Kräftefeld<br />

und Kreislauf von Ressourcen, Energien und Stoffen. 6<br />

Ohne Zweifel beruht ein Teil der aktuellen Anziehungskraft<br />

der Postwachstumsidee in den Gestaltungsdisziplinen<br />

darauf, dass mithilfe digitaler Entwurfs- und<br />

Steuerungstechniken das Verhalten von Formen und<br />

Materialien nachgebildet und gestaltet werden kann.<br />

Seit der Einsetzung von 3D-Modellierungs- und<br />

Animationsprogrammen in die Entwurfspraxis ist<br />

nicht mehr in solcher Intensität über anpassungsfähige<br />

Formen und selbstbildende Prozesse nachgedacht<br />

worden wie in den vergangenen Jahren, wobei die<br />

Grenzziehung zwischen Natur und Architektur neu<br />

verhandelt wird. 7<br />

Angesichts dessen werden im Folgenden zeitgenössische<br />

Entwürfe und Projekte aus Architektur und<br />

Design in den Blick genommen, die sich mit<br />

196 Ein Dialog zwischen Thomas Stach<br />

Prinzip permanenter Wertsteigerung, gegen die<br />

197


Systementwicklung, Emergenz, Selbstorganisation<br />

und Adaptivität befassen, und es wird der Frage nachgegangen,<br />

ob und in welcher Weise sie als Manifestationen<br />

einer Kultur des Postwachstums betrachtet<br />

werden können. Gebieten diese Entwürfe den angeprangerten<br />

Überschreitungs- und Verschwendungserscheinungen<br />

Einhalt, oder übersetzen sie diese nicht<br />

vielmehr in andere, ebenfalls exzessiv betriebene<br />

Formen der Modellierung, Steuerung und Kontrolle?<br />

Zum kritischen Vergleich werden vor allem Konzeptionen<br />

und Projekte der 1950er und 60er Jahre herangezogen,<br />

die auf eine Zusammenführung von Biologie<br />

und Bauen abzielten und selbstbildende Mechanismen<br />

der Formbildung zu stärken suchten. Hierbei sollen<br />

Traditionen und Strategien der effektiven Materialnutzung<br />

und des ausgewogenen Kräftespiels freigelegt<br />

werden, welche heutige computerbasierte<br />

Entwurfsverfahren ebenso prägen und motivieren.<br />

Im freien Spiel der Kräfte<br />

Die Figur der Verlebendigung im Computational<br />

Design zeichnete zunächst der Amerikaner Greg Lynn.<br />

Im Jahr 1999 erschien sein Buch Animate Form mit<br />

zahlreichen Projektbeispielen, die Ergebnisse rechnerbasierter<br />

Modellierungs- und Animationstechniken<br />

waren. 8 Mit dem Begriff der animate form skizzierte er<br />

ein biologistisch geprägtes Konzept, wonach die<br />

architektonische wie die natürliche Gestalt ein offenes<br />

System in Wechselwirkung mit äußeren Kräften sei:<br />

„[…] animation implies the evolution of a form and its<br />

shaping forces.“ 9 Dieser Formbegriff, der in der<br />

Geschichte der organischen Architektur eine lange<br />

Tradition hat, erhielt mit der Instrumentalisierung des<br />

Computers zur Gestaltbildung eine neue Konkretheit.<br />

Zu Beginn der neunziger Jahre standen den Architekten<br />

technologisch avancierte 3D-Modellierungs- und<br />

Animationsprogramme aus Hollywoods Spezialeffekte-<br />

Industrie zu Verfügung, durch die dynamische Effekte<br />

modellhaft dargestellt werden konnten (Abb. 1). Mit<br />

aufwändigen mathematischen Verfahren konnten<br />

physikalische Kräfte wie Gravitation oder Wind berechnet<br />

werden, die geometrische Objekte in Bewegung<br />

versetzen oder verformen. 10 Vor dem Hintergrund<br />

solcher Techniken ist der geometrische Körper nicht<br />

mehr nur diskret, sondern als verformbares Kontinuum<br />

vorhanden. Ähnlich definierte Lynn seinen Begriff<br />

der animate form: Innerhalb des Raums der Kraftfelder<br />

gibt es keine feststehenden Urformen, sondern<br />

dynamische Oberflächen und Figuren, die auf Krafteinfluss<br />

mit Verformung reagieren.<br />

Lynn wendete sich mit diesem Begriff gegen Formmodelle,<br />

die zentral gesteuert und koordiniert werden.<br />

Stattdessen schrieb er der offenen, dezentralen und<br />

spontanen Selbstorganisation von Bewegungen die<br />

Bildung erstrebenswerter Strukturen und Resultate<br />

zu. Ziele seiner Computerexperimente waren hingegen<br />

nicht die Steigerung der Leistungsfähigkeit einer<br />

Konstruktion oder die Reduktion des Einsatzes von<br />

Material und Energie, sondern die Hervorbringung<br />

bisher ungesehener, neuer Formen, „eines neuen<br />

ästhetischen Vokabulars“, worin sich indirekt die<br />

Forderung der Moderne nach Innovation manifestiert. 11<br />

Mit seiner Produktion „neuer“ Formen folgte er aber<br />

nicht dem tradierten Modell der technischen Erfindung,<br />

die eine alte durch eine neue, fortschrittlichere<br />

Form endgültig ersetzt, sondern der Erschaffung<br />

von Objekten, die sinnlich-affektiv wirksam sind. 12 Der<br />

Wert des Neuen besteht hier in seinem temporären<br />

ästhetischen Reiz, der stets von einem anderen,<br />

nächsten Stimulus abgelöst wird. Es ist nicht allein<br />

der technologische Fortschritt der Formbildung durch<br />

den Computer, sondern die Bewegung der Form<br />

selbst, die Folge unterschiedlicher sinnlich-affektiver<br />

Formqualitäten, denen das Interesse gilt. Das Neue<br />

äußert sich in der kontinuierlichen Abweichung der<br />

Form von vorhergehenden Zuständen, womit auch<br />

eine Differenz zu traditionellen Entwurfsverfahren<br />

hergestellt wird. Das Neue bezieht sich bei Lynn auf<br />

die Erzeugung sinnlicher, eigendynamischer Formprozesse,<br />

die sich nicht einem zweckrationalen<br />

Entwerfen unterordnen lassen.<br />

Nichtsdestotrotz zielt der Ablauf derartiger<br />

Prozeduren darauf ab, endgültige Formen oder<br />

Strukturen zu gewinnen. Die architektonische Gestalt<br />

erhielt Lynn, indem er die fortlaufende Koordinatentransformation<br />

an einem bestimmten Zeitpunkt<br />

anhielt und die in dem Moment dargestellte Form in<br />

ihrer Bewegung „einfror“ – was der ursprünglichen<br />

Idee der kontinuierlichen Anpassung der Form an die<br />

Umwelt grundlegend widerspricht. Unter Zuhilfenahme<br />

von rechnergestützten numerisch-gesteuerten (CNC)<br />

Fertigungsmaschinen erfuhr die stillgestellte Form<br />

eine physische Materialisierung, wozu die geometrisch<br />

anspruchsvollen Kurvenhäute mit großem entwurflichem<br />

und technologischem Aufwand in baubare<br />

Geometrien übersetzt werden mussten. In solchen<br />

Entwurfsprozessen ist die physische Materialisierung<br />

der virtuellen Erzeugung der Form nachgestellt,<br />

obgleich digitale Prozessketten die Möglichkeit eröffnen,<br />

Entwurf und materielle Ausführung eng miteinander<br />

zu verschränken. Mit der Privilegierung der<br />

Form gegenüber dem Material folgte Lynn hingegen<br />

einer tradierten Gestaltvorstellung, wonach die Form<br />

erst dann an Bedeutung gewinnt, wenn sie ihre<br />

Hysterische Prozessualität<br />

Die Vorstellung des Neuen als Steigerung und Überbietung<br />

kennzeichnet die gegenwärtigen Arbeiten des<br />

Schweizer Architekten Michael Hansmeyer (Abb. 2).<br />

Inspiriert von biologischen Prozessen der Zellteilung,<br />

differenziert und detailliert er seine digitalen Formen<br />

bis zum Äußersten. Dafür bedient er sich jener Software,<br />

die Trickfilmstudios nutzen, um ihren 3D- Charakteren<br />

eine geschmeidige Erscheinung zu verleihen. 13<br />

Grundlage dieser Arbeit sind sogenannte subdivision-<br />

Regeln. Die auf diesen Regeln basierenden Algorithmen<br />

berechnen durch Interpolation und Approximation<br />

zusätzliche Eckpunkte für einfache Geometrien.<br />

Mit jeder Iteration wird die Ausgangsgeometrie<br />

komplexer und deren Gestalt weicher. Im Unterschied<br />

zu den definierten Algorithmen der angebotenen<br />

Computerprogramme programmiert Hansmeyer<br />

die Regeln selbst, womit er die Oberflächen noch<br />

individueller gestalten kann. Unter Zuhilfenahme von<br />

rapid-prototyping-Verfahren überträgt er seine fein<br />

ziselierten, textil anmutenden Computerformen in<br />

großformatige Materialmodelle (Abb. 3).<br />

Der Gedanke, Formen in dieser Weise zu individualisieren,<br />

resultiert aus der Möglichkeit der flexiblen<br />

Fertigung. Da die Produktionsvorgänge programmierbar<br />

sind, ist es nicht länger relevant, ob sich Formen<br />

wiederholen oder unterscheiden. Die serielle Maßanfertigung<br />

wird bis heute mit dem Versprechen beworben,<br />

Material und Energie einzusparen. Hansmeyer<br />

verwendet digitale Entwurfs- und Fertigungstechniken<br />

hingegen nicht, um Material zu verringern, sondern<br />

in bisher unbekanntem Maße zu verdichten. Seine<br />

exzessiven Formen zielen darauf ab, die Grenzen des<br />

bisher Vorstell- und Herstellbaren auszureizen und<br />

gezielt zu übertreten: „Kein Mensch könnte sie<br />

[die Formen] per Hand entwerfen, aber man kann<br />

sie bauen.“ 14 Hierbei dienen Reihung, Übertreibung,<br />

Steigerung und Verstärkung als Verfahren, diese<br />

Abb. 2<br />

Michael Hansmeyer mit Benjamin Dillenburger,<br />

Digital Grotesque, 2013.<br />

Grenzüberschreitung ästhetisch umzusetzen. Den<br />

übersteigerten Formen ist aber auch eine andere<br />

Funktion eingeschrieben: sie sind an der Reaktualisierung<br />

von normativen Bedeutungszuschreibungen<br />

beteiligt. Galt das handgemachte Stück bislang als<br />

etwas Einzigartiges und das maschinenerzeugte<br />

Objekt als etwas der Norm nach Identisches, fusionieren<br />

Einzelgestalt und Serie in der computerproduzierten<br />

Form. Die traditionelle Dichotomie von<br />

Ordnung und Exzess wird im Digitalen aufgehoben.<br />

Die individuelle, ästhetisch übersteigerte Gestalt ist<br />

zugleich eine kalkulierte, geordnete Form.<br />

Hansmeyer entwirft großformatige Rauminstallationen<br />

mit massigen, ondulierenden Oberflächen,<br />

gefärbt in Weiß oder Gold, die den Raum zu einem<br />

immersiven Ereignis werden lassen. Angesichts der<br />

Vervielfältigung der Oberflächen, die unauflöslich<br />

ineinander verwoben sind, drängt sich das Bild des<br />

postmodernen hyperspace auf, den der amerikanische<br />

Literatur<strong>wissen</strong>schaftler Fredric Jameson in seinem<br />

programmatischen Essay Postmodernism, or, The<br />

Cultural Logic of Late Capitalism von 1991 skizzierte. 15<br />

Für Jameson war der hyperspace kein in Länge, Breite<br />

198 Carolin Höfler<br />

Stoffichkeit überwindet.<br />

Grow | Degrow 199<br />

Abb. 3<br />

Michael Hansmeyer,<br />

Subdivided Column, 2010,<br />

Metall, Holz, Kunststoff,<br />

Detail.


und Höhe fest eingegrenzter Behälter, sondern eine<br />

Räumlichkeit, die sich buchstäblich durch Oberflächlichkeit<br />

auszeichnete. Das verwirrende Eintauchen<br />

des Betrachters in eine solche virtuelle Umgebung<br />

und damit in einen anderen Bewusstseinszustand,<br />

gehörte für Jameson zu den wesentlichen Merkmalen<br />

der spätkapitalistischen, postmodernen Räumlichkeit.<br />

Die hierdurch hervorgerufenen Gefühle von Desorientierung<br />

und Schwindel, die Jameson als Wirkungen<br />

des Hyperraums beschrieb, waren grundlegende<br />

Erfahrungen, die verschiedene Beobachter – von Rem<br />

Koolhaas bis Jean-François Lyotard – angesichts der<br />

entfesselten Kräfte des Kapitalismus und der ästhetischen<br />

Erfahrungen der Postmoderne machten.<br />

Hyperaktive Materialsysteme<br />

Abb. 4<br />

Steffen Reichert, Responsive Surface Structure,<br />

2006, Holz, Karton, Offenbach a. M., Hochschule<br />

für Gestaltung.<br />

Gegen diesen Furor des Optischen wandten sich in<br />

jüngster Vergangenheit zahlreiche Architekten und<br />

Designer mit Entwürfen, für deren Hervorbringung<br />

das Material von zentraler Bedeutung ist. Exemplarisch<br />

sichtbar wird ein derartiger materialorientierter<br />

Entwurfsansatz in den Arbeiten der deutschen<br />

Architekten Michael Hensel und Achim Menges. 16<br />

Anknüpfend an das ökologische Paradigma in Systemtheorie<br />

und Kybernetik, bezeichnen sie ihre Entwürfe<br />

als „Materialsysteme“, worunter sie Flächenstrukturen<br />

aus gleichzeitig raumbildenden, kraftabtragenden<br />

sowie energieleitenden und -speichernden Elementen<br />

verstehen. 17 Diese Elemente gehen aus den spezifischen<br />

Eigenschaften der verwendeten Materialien<br />

und Herstellungsprozesse hervor und stehen idealerweise<br />

in einer ungestörten, wechselseitigen Beziehung<br />

zu ihrer Umwelt.<br />

Grundlegender Unterschied zu bisherigen Ansätzen<br />

computerbasierter Formbildung ist, dass Hensel<br />

und Menges ihre Formen auf zweifache Weise hervorbringen.<br />

Ihr Entwurf beginnt gewöhnlich mit der<br />

Entwicklung eines Strukturelements aus einem<br />

spezifischen Material, dessen Eigenschaften sie<br />

zugleich in einem parametrischen Computermodell<br />

nachbilden. Um der Aufwertung des Materials gegenüber<br />

der bisher als dominant bewerteten Form<br />

Ausdruck zu verleihen, setzen sie vor allem biegsame,<br />

elastische und instabile Materialien ein, die unter<br />

bestimmten Bedingungen mit Formveränderung<br />

reagieren. So beruhen etwa die reaktiven Materialstrukturen,<br />

die der Produktdesigner Steffen Reichert<br />

in den vergangenen Jahren zusammen mit Achim<br />

Menges entwickelte, auf dem Formungsverhalten<br />

von Holzblättern (Abb. 4). 18 Bei hoher Luftfeuchtigkeit<br />

krümmen sich die Blätter, wodurch sich eine Öffnung<br />

zwischen Rahmen und Deckfläche ergibt. Nimmt die<br />

Feuchtigkeit ab, schließen sich die Blätter wieder. Auf<br />

diese Weise wirkt die Flächenkonstruktion wie ein<br />

Filter, der je nach Witterung selbsttätig Licht und Luft<br />

passieren lässt.<br />

Solchen Arbeiten liegt ein Verständnis von<br />

Gestaltung zugrunde, das weniger formale Objekte<br />

als vielmehr stoffiche Überführungen und Umwandlungen<br />

in den Mittelpunkt des Interesses rückt.<br />

Formbildung bedeutet hier die Beschreibung einer<br />

materiellen Schnittstelle, eines Durchgangsmediums<br />

zwischen Innen und Außen, einer Membran, die eine<br />

aktive Rolle bei der selektiven Übermittlung natürlicher<br />

Bewegungen wie Licht, Luft und Schall spielt.<br />

Eine solche Entwurfspolitik zielt auf die Aktivierung<br />

der Form als kreative Instanz und eine Mobilisierung<br />

der Materialpraktiken als produktive Tätigkeiten. Sie<br />

verfolgt die Durchsetzung eines neuen Aktivitätsparadigmas<br />

der Form, das höchst voraussetzungsreich ist,<br />

geht es doch von einer störungsfreien Funktion des<br />

Systems aus, ebenso wie von einer intakten Beziehung<br />

zur Umwelt. Mit ihrer Bestimmung als Ökosystem<br />

wird der gestalteten Form der Status eines Lebewesens<br />

zugewiesen. Im Umkehrschluss werden Formen,<br />

die sich durch Inaktivität auszeichnen, für defizitär<br />

gehalten. Noch schlimmer: sie werden für tot erklärt,<br />

denn der kontinuierliche Austausch von Materie über<br />

emergente Oberflächen ermöglicht das „Weiterleben“<br />

der Form.<br />

Verlebendigungsmythen<br />

Gestaltungsformen, die sich natürlichen Strukturen<br />

und Materialien annähern, um sich der in ihnen<br />

wurden bereits in der konstruktivistischen Architektur<br />

der fünfziger und sechziger Jahre intensiv thematisiert.<br />

Eine theoretische Grundlage zum Begriff des<br />

Materialsystems bot vor allem das Konzept der<br />

„natürlichen Konstruktion“ des deutschen Architekten<br />

Frei Otto (1925 – 2015). 19 Otto ging es um eine intelligente,<br />

leichte und nachhaltige Form des Bauens, die<br />

ihre Gestaltungs- und Konstruktionsformen der Natur<br />

entlehnt, um deren Strategien auf bauliche Strukturen<br />

übertragen zu können.<br />

Otto hat sich zeit seines Lebens mit gestaltbildenden<br />

Prozessen der Natur befasst. 20 Als Architekt hat<br />

er zahlreiche Konstruktionen unter Verwendung<br />

dieser Prozesse entwickelt und gebaut. 21 Gemeint sind<br />

dabei jene Prozesse, die unter vorgegebenen Randbedingungen<br />

und herrschenden Naturgesetzen zu<br />

sichtbaren Formen und Konstruktionen führen. Da sie<br />

ohne Zutun des Menschen ablaufen, werden sie auch<br />

„Selbstbildungsprozesse“ genannt. Im Mittelpunkt<br />

standen für Otto vor allem physikalische Selbstbildungsprozesse.<br />

Technische Konstruktionen, bei deren<br />

Planung und Herstellung derartige Prozesse von<br />

selbst abliefen oder gezielt genutzt werden konnten,<br />

wurden von Otto als „natürlich“ bezeichnet. Umgekehrt<br />

fasste er alle materiellen Objekte, auch die der<br />

Natur, als „Konstruktionen“ auf. 22 Die Analogiebildung<br />

zwischen technischen Konstruktionen und biologischen<br />

Strukturen erfolgte stets über das Modell. 23 Zur<br />

Entwicklung leichter Flächentragwerke experimentierte<br />

Otto mit Modellen aus Seifenhaut oder Nylongewebe,<br />

die sich unter bestimmten Bedingungen<br />

selbstständig formten (Abb. 5). 24 Wenn man Drahtrahmen<br />

etwa mit Nylonstoff bespannt, nimmt die so<br />

Abb. 5<br />

Frei Otto, Räumliche Vernetzung eines<br />

Sechseckmaschengewirks, 1987, Schwarz-Weiß-<br />

Fotografie, Ausschnitt, Universität Stuttgart, Institut<br />

für Leichtbau und Konstruieren (ILEK).<br />

selbst ein. Ihre Form entsteht als Folge der einwirkenden<br />

Kräfte und vorgegebenen Randbedingungen.<br />

Ottos Forschungsfeld war der effziente Leichtbau,<br />

weshalb für ihn das primäre Entwurfskriterium<br />

das optimale Verhältnis zwischen eingesetzter Masse<br />

und angestrebter Tragfähigkeit war. Otto teilte die<br />

moderne Vorstellung von der reinen rationalen Form<br />

als Ergebnis von Funktion und Konstruktion, wohingegen<br />

sich Hensel und Menges dem postmodernen<br />

Konzept von Komplexität und Widerspruch verpflichtet<br />

fühlen und heterogene Anforderungen an die<br />

Form stellen. Um möglichst vielen Einflussfaktoren<br />

gerecht zu werden, greifen sie auf das Verfahren der<br />

Elementarisierung zurück – ein Prinzip, dem vor allem<br />

der modulare Systembau der fünfziger und sechziger<br />

Jahre folgte. Den Entwurf nicht vom Gesamtkörper,<br />

sondern von seinen Einzelelementen her zu organisieren,<br />

bildete den zentralen Gedanken des Systembaus<br />

und weckte die Erwartung der unbegrenzten Anpassung<br />

der Form an verschiedene Gebrauchszwecke.<br />

Im Unterschied zum industriellen Systembau, der auf<br />

multifunktionalen Gleichteilen beruht, operieren<br />

hingegen Hensel und Menges mit individuellen,<br />

performativen Komponenten, die eine Steigerung und<br />

Überbietung bisheriger Anpassungsmöglichkeiten<br />

vermuten lassen.<br />

200 Carolin Höfler<br />

enthaltenen „Intelligenz“ bedienen zu können,<br />

erzeugte Fläche ihre statisch optimale Form wie von<br />

Grow | Degrow 201


Sowohl für die Protagonisten einer strukturellen<br />

Architektur der Moderne als auch für die Wegbereiter<br />

computerbasierter Materialsysteme zielt die Idee der<br />

Eigentätigkeit der Form auf eine Befreiung der Gestaltung<br />

von ästhetischen Vorgaben und allgemein<br />

anerkannten Stilen. 25 In beiden Fällen ist die von<br />

Traditionen entbundene, sich selbst bildende Gestalt<br />

ethisch kodiert. Die Aufhebung des Prinzips von Stütze<br />

und Last war für Otto nicht nur ein formales Problem,<br />

sondern immer auch Metapher eines vereinfachten<br />

Demokratieverständnisses, das den Unterschied von<br />

Über- und Unterordnung, von Herrschen und Dienen<br />

negiert. Durch die sich selbst bildende Form sollte die<br />

Umwandlung der sozialen Wirklichkeit zu einer<br />

erneuerten Gesellschaft unterstützt, wenn nicht gar<br />

bewirkt werden. Die Entwicklung eines Formsystems,<br />

das nicht allein auf seine ästhetische Bedeutung<br />

beschränkt bleibt, scheint auch das Ziel der digital<br />

experimentierenden Architekten zu sein. So werden<br />

computerbasierte Elementverbände zu „dezentral<br />

organisierten Netzwerken“ und „intelligenten Kollektiven“<br />

erklärt. Auch wenn ihr Blick vordergründig nicht<br />

auf die ethische Legitimation der digitalen Form<br />

gerichtet ist, so transportieren Hensel und Menges<br />

über Begriffe wie „Integration“, „Differenzierung“,<br />

„Interaktion“, „Anpassung“ und „Synergie“ sozial-moralische<br />

Vorstellungen und gesellschaftliche Leitbilder. 26<br />

Der <strong>wissen</strong>schaftlich-bildnerische<br />

Experimentator<br />

Wenn Formen und Strukturen als „Akteure“ im<br />

Entwurfsprozess verstanden werden, wie es Otto und<br />

die heutigen Computerentwerfer propagieren, stellt<br />

sich die Frage nach der gestalterischen Instanz:<br />

Welche Rolle spielt der Gestalter im Formbildungsprozess,<br />

insbesondere dann, wenn sich die Formen<br />

durch Krafteinwirkung selbsttätig bilden und organisieren?<br />

Es scheint, als ob der emphatische Formbegriff<br />

aus dem Geist der Wissenschaft und Technik mit<br />

der Forderung nach einem neuen Gestalter-Typ<br />

verbunden ist. Nicht der Formschöpfer, der nach<br />

einem festen Plan aus vorhandenem Material etwas<br />

Geformtes modelliert, prägt hier das Bild des Architekten.<br />

Vielmehr geht es um einen Entwerfer, der nicht<br />

unmittelbar an der Erschaffung der Form beteiligt ist.<br />

Von ihm wird verlangt, dass er seine persönlichen<br />

Gestaltungsvorlieben unterdrückt und sich in den<br />

Dienst der Selbstorganisation formaler Systeme stellt.<br />

Der Künstler Robert Preusser, der in den sechziger<br />

Jahren am Center for Advanced Visual Studies am<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT) in<br />

Cambridge tätig war, fand für diesen Gestalter-Typ<br />

die Bezeichnung des „<strong>wissen</strong>schaftlich-bildnerischen<br />

Experimentators“ (scientific-visual experimentalist). 27<br />

Ein solches Gestalter-Bild sollte dreißig Jahre später<br />

in den Selbstbegründungen der Computerarchitekten<br />

wieder auftauchen.<br />

Formbildungsprozesse lediglich zu „betreuen“<br />

war auch das Anliegen von Frei Otto. Gefragt nach<br />

seiner Rolle im Entwurf, bemerkte er, dass er sich<br />

eher als „Zuschauer“ oder „Geburtshelfer“ seiner<br />

Objekte denn als „aktiver Konstrukteur“ wahrnehme:<br />

„Ich versuche, die selbst ablaufenden Prozesse, die<br />

die Objekte machen, zu unterstützen. Bei diesem<br />

Vorgehen habe ich das Gefühl, ‚die hast du gar nicht<br />

gemacht‘.“ 28 „Der Wille zur betonten Gestaltung“,<br />

stellte Otto bereits 1972 fest, „steht im Gegensatz zu<br />

der Suche nach der noch unbekannten, aber den<br />

Naturgesetzen unterliegenden Form“. 29 Mit dieser<br />

Äußerung zur Negation der gestalterischen Subjektivität<br />

als Voraussetzung für Innovation rekurrierte er<br />

auf das Selbstverständnis der Bauhausgestalter. Die<br />

Zurückweisung des freien, individuellen Selbstausdrucks<br />

und die Betonung der Sachlichkeit waren vor<br />

allem Ergebnisse des 1923 einsetzenden Umschwungs<br />

des Bauhauses vom Handwerklich-Romantischen<br />

zum Konstruktiv-Ingenieurhaften. So schrieb Walter<br />

Gropius 1925 über die „neue Bau-Gesinnung“: „[...]<br />

Ich-Überwindung muß der Gestaltung vorausgehen,<br />

damit das Produkt mehr als persönliche Geltung<br />

gewinnt.“ 30 Diesem nietzscheanischen Gedanken<br />

folgte auch Otto, dessen Konstruktionen auf die<br />

Veranschaulichung des Kraftflusses im Sinne einer<br />

überindividuellen Gestaltungssprache abzielten.<br />

Ein ähnliches Konzept, wonach der Architekt<br />

nichts Anderes als ein menschliches Entwurfsmedium<br />

sei, beschworen auch Greg Lynn, Michael Hensel<br />

und Achim Menges, und zwar in der Überzeugung,<br />

dass die digitalen Formerscheinungen durch ein<br />

ebenso plausibles Prinzip wie natürliche Strukturen<br />

zu begründen seien. Analog zu Otto beschrieben<br />

sie die digitale Form als eine Struktur, die aus den<br />

Parametern ihrer Einflussfaktoren resultiert. Der<br />

Architekt Patrik Schumacher erklärte daher Otto auch<br />

zum „einzig wahren Vorläufer des Parametrismus“:<br />

„Frei Ottos physische Modelle selbstorganisierter<br />

Formfindung sind deshalb so überzeugend, weil sie<br />

eine Vielzahl von Komponenten […] in ein simultan<br />

organisiertes Kräftefeld integrieren. Jede Veränderung<br />

des parametrischen Profils von einem der Elemente<br />

[…] führt bei allen anderen Elementen des Systems<br />

zu regelhaften Reaktionen.“ 31<br />

Fremdorganisierte Selbstorganisation<br />

Auf den ersten Blick scheint es, als ob die traditionelle<br />

Rolle des Architekten als Demiurg, als Weltschöpfer<br />

und oberste Gestaltungsinstanz in diesen Konzepten<br />

architektonischer „Geburtshelfertätigkeit“ überwunden<br />

sei. In der Tat ist der Architekt in digitalen Arrangements<br />

weniger Form- als Prozessschöpfer, wobei<br />

sich letztere Rolle als weitaus wirkungsmächtiger<br />

erweist als zunächst angenommen. Fast drei Jahrzehnte<br />

lang wurde das vermeintliche Verschwinden<br />

des Architekten diskutiert, der im Zuge computerbasierter<br />

Formbildung die Kontrolle über die Gestaltung<br />

der Form verloren hätte. Während die digital experimentierenden<br />

Gestalter den „Tod des Architekten“ als<br />

längst überfälligen Akt der Modernisierung feierten,<br />

beschworen die Kritiker ihn als Ausdruck architektonischen<br />

Niedergangs. In dem Moment, in dem der<br />

Gestalter jedoch zum Programmierer seines Entwurfes<br />

wurde (und nicht allein zum Anwender von<br />

Programmen), kehrt das Bild des Architekten als<br />

zentrale Kontrollinstanz in die Debatten zurück. So<br />

zeichnete der Theoretiker Mario Carpo in seinem<br />

Essay The Alphabet and the Algorithm von 2011 ein<br />

zukünftiges Szenario, wonach der programmierende<br />

Architekt die totale Kontrolle über generische<br />

Um gebungen auf allen Maßstabsebenen erlangen<br />

würde – „von der Nanotechnologie bis zu globalen<br />

Territorien“. 32<br />

In dieser Perspektive erscheint der Architekt<br />

nicht nur als Wissenschaftler, der die Prozesse des<br />

Lebens an sich selbst erzeugenden Formen studiert,<br />

sondern auch als Initiator und Modellierer dieser<br />

Prozesse. In dieser Funktion spielt er eine neue,<br />

allmächtige Rolle im Entwurfsprozess, weshalb<br />

„heroische Bescheidenheit“ oder „devote Technikgläubigkeit“<br />

als mögliche Motive für seinen Rückzug<br />

als unmittelbarer Formgeber ausscheiden. Seine<br />

Absage an die aktive Gestaltung erlaubt ihm vielmehr,<br />

einen scheinbar lebendigen, eigenständigen und<br />

intelligenten Prozess aus gottähnlicher Schöpferperspektive<br />

zu planen, zu steuern und zu kontrollieren.<br />

Am Ende bleibt er die ordnende Kraft, nach<br />

deren Wirken die Formentwicklung abläuft.<br />

Eher unfreiwillig wurde dieses Bild des Architekten<br />

von einem kürzlich veröffentlichten Forschungsprojekt<br />

am Media Lab des MIT in Szene gesetzt.<br />

Der Entwurf des Silk Pavilion unter der Leitung der<br />

Architektin Neri Oxman ging der Frage nach, wie<br />

sich digitale und biologische Fabrikationsmethoden<br />

unmittelbar verschränken lassen (Abb. 6). Zu diesem<br />

Zweck wurden Seidenraupen als natürliche Materialproduzenten<br />

im Fertigungsprozess eingesetzt. Oxman<br />

und ihr Team untersuchten zunächst die Spinnmuster<br />

der Raupe. Als Stützkonstruktion für den kuppelförmigen<br />

Pavillon dienten achteckige Aluminiumrahmen,<br />

die von einem CNC-Roboter mit einem groben Seidengitter<br />

bespannt wurden. Anschließend nahmen 6500<br />

Seidenspinnerraupen ihre Arbeit auf. Sie wurden mit<br />

gezielt eingesetztem Licht und Wärme über die<br />

Gerüststruktur geleitet, die sie dann mit Seidengarn<br />

überspannten.<br />

Vordergründig könnte man annehmen, dass die<br />

Raupen den Architekten als Formschöpfer nun<br />

endgültig abgelöst hätten. Hinter der biointegrierten<br />

Materialisierung verbirgt sich jedoch weniger eine<br />

Schwächung als eine Stärkung seiner Position. Denn<br />

mit dem Silk Pavilion wird eine technische Umwelt<br />

geschaffen, in der Natur eingepasst und eingebettet<br />

wird, wobei es sich bereits um eine gemachte Natur<br />

handelt, denn die Seidenraupe ist ein domestizierter<br />

Falter, der in Intensivhaltung gezüchtet wird. So<br />

gesehen lässt sich der Einsatz der Tiere als lebendige<br />

3D-Drucker nicht als Indiz für die Suspendierung von<br />

Autorschaft verstehen, sondern im Gegenteil als<br />

Beweis für die Herrschaftssicherung des Architekten,<br />

202 Carolin Höfler<br />

und die möglichen Einflussnahmen auf die Aktivitäten<br />

Grow | Degrow 203<br />

Abb. 6<br />

Neri Oxman, Silk<br />

Pavilion, 2013,<br />

Rendering und<br />

Fotografie, Cambridge,<br />

MIT, Media Lab.


die auf die grundsätzliche Beherrschung und<br />

Beherrschbarkeit der lebenden und nicht-lebenden<br />

Natur setzt.<br />

Die Einsetzung des Architekten und Designers<br />

als Modellierer generischer Umgebungen könnte als<br />

ein Versuch verstanden werden, die angeprangerten<br />

Exzesse der modernen Ökonomie zu kontrollieren,<br />

um das globale Allgemeinwohl zu erhalten. Jedoch<br />

wird dabei leicht übersehen, dass die Versuche, neue<br />

Konstruktions- und Bearbeitungsmethoden mit<br />

Organismen und organischen Prozessen zu kombinieren,<br />

längst selbst Gegenstand von Ökonomisierung<br />

und Innovationsentwicklung geworden sind. Das<br />

Projekt Microbial Home des Elektronikherstellers<br />

Philips ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass mit<br />

Biointegration vor allem neue Lifestyle-Konzepte<br />

inspiriert und vorangetrieben werden sollen. 33 Das<br />

zukünftige Zuhause wird in dieser Designfiktion zu<br />

einer biologischen Maschine, in der die Restprodukte<br />

eines häuslichen Vorgangs zu den Eingangsmaterialien<br />

des nächsten Vorgangs werden. Das System filtert,<br />

prozessiert und recycelt, was gewöhnlich als Abfall<br />

betrachtet wird. Es setzt sich zusammen aus einem<br />

Biolicht, welches biolumineszente Bakterien nutzt,<br />

die mit Methan und kompostierbaren Materialien der<br />

Küche gefüttert werden; einer Kücheninsel, welche<br />

mit Biogas betrieben wird; einer ökologischen Speisekammer;<br />

einem urbanen Bienenstock zur Honigproduktion;<br />

einer filternden Toilette, die Abwässer zum<br />

hauseigenen Fäulnisbehälter leitet und einem Konzept<br />

für eine Maschine, die Kunststoffverpackungsabfälle<br />

mittels eines biologischen Pilzes abbaut. 34 Derartige<br />

Designerlebnisse zielen auf die Ästhetisierung ökologischer<br />

Konzepte, um sie für die Ökonomisierung<br />

attraktiv zu machen.<br />

SOFT TECHNOLOGIES.<br />

Aktive Textilien, adaptive Oberflächen<br />

und tangible Schnittstellen<br />

Zane Berzina<br />

1 Vgl. Donella H. Meadows, Dennis L. und Technik und Prozesse ihrer<br />

Meadows, Jørgen Randers u. William Entstehung, Stuttgart 1982.<br />

W. Behrens III, The Limits to Growth: A 20 Vgl. Frei Otto, Gestaltwerdung. Zur<br />

Report for the Club of Rome’s Project Formentstehung in Natur, Technik und<br />

on the Predicament of Mankind, New Baukunst, Köln 1988.<br />

York 1972, S. 23 und S. 125.<br />

21 Vgl. Rainer Barthel, „Naturform –<br />

2 Jørgen Randers, 2052: A Global<br />

Architekturform“, in: Frei Otto. Das<br />

Forecast for the Next Forty Years,<br />

Gesamtwerk. Leicht bauen, natürlich<br />

White River Junction / VT 2012.<br />

gestalten, hg. v. Winfried Nerdinger,<br />

3 Vgl. Edeltraud Koller, Barbara Schrödli Basel / Boston / Berlin 2005, Ausst.-Kat.,<br />

u. Anita Schwantner (Hg.), Exzess. München, Architekturmuseum der TU<br />

Vom Überschuss in Religion, Kunst und München, 2005, S. 16 – 30, hier S. 17.<br />

Philosophie, Bielefeld 2009, S. 7. 22 Frei Otto, „Natürliche Konstruktionen,<br />

4 Vgl. Trajectoires, 2016, Heft 10: Exzess ein Thema für die Zukunft“, in: Frei<br />

und Entsagung. Konstruktion, Praxis Otto u. Bodo Rasch: Gestalt finden.<br />

Über die Oberfläche der Dinge<br />

und Repräsentation von Maß und<br />

Auf dem Weg zu einer Baukunst<br />

5<br />

Maßlosigkeit.<br />

des Minimalen, hg. v. Deutschen<br />

Materialien machen Ideen und Konzepte greifbar. Die<br />

Serge Latouche, Petit traité de la<br />

Werkbund Bayern, Frei Otto u. Bodo<br />

décroissance sereine, Paris 2007.<br />

Rasch, Stuttgart 1995, Ausst.-Kat.,<br />

materielle Welt besteht aus Gegenständen, die ihre<br />

6 Vgl. Timothy Ingold, „Eine Ökologie München, Villa Stuck, 1992, S. 15 – 53,<br />

Beschaffenheit ausmachen; aus Materialien, die ihre<br />

der Materialien“, in: Susanne Witzgall hier S. 15.<br />

Gestalt prägen und für ihre Funktionalität bestimmend<br />

u. Kerstin Stakemeier (Hg.), Macht 23 Ulrich Kull, „Frei Otto und die<br />

des Materials / Politik der Materialität, Biologie“, in: Nerdinger 2005,<br />

sind. Die Oberfläche bezeichnet jene Grenze, an der<br />

Zürich / Berlin 2014, S. 65 – 73, hier<br />

S. 44 – 54, hier S. 45 – 46.<br />

ein Ding sowohl endet als auch beginnt. Sie ist Hülle<br />

S. 72 – 73.<br />

24 Vgl. Siegfried Gaß, IL 25.<br />

7 Vgl. Manuel Kretzer u. Ludwig<br />

Mitteilungen des Instituts für Leichte<br />

und Schutz des Körperinneren und zugleich Zeugnis<br />

Hovestadt (Hg.), Alive. Advancements Flächentragwerke (IL), Universität<br />

seiner Geschichte. Alles, was existiert, hat eine<br />

8<br />

in Adaptive Architecture, Basel 2014. Stuttgart, Stuttgart 1990,<br />

Oberfläche. In Bradley Quinns Design Futures heißt es<br />

Greg Lynn, Animate Form, New York S. 2.54 – 2.60.<br />

1999 (die Publikation umfasst eine 25 Detlef Mertins, „Biokonstruktivismus“,<br />

über die Bedeutung der Oberfläche in unserer Kultur:<br />

interaktive CD-ROM).<br />

in: Lars Spuybroek, NOX: Machining<br />

„Die Oberfläche ist ein sensorisches Reich, eine<br />

9 Ebd., S. 9.<br />

Architecture. Bauten und Projekte,<br />

Fläche, die durch Aussehen, Taktilität, Form und<br />

10 Beispielhaft: Greg Lynn, „Computeranimation<br />

von fünf elastischen<br />

S. 360.<br />

Textur definiert ist. Oberflächen haben seit jeher eine<br />

München 2004, S. 360 – 369, hier<br />

Kugelgebilden“, in: Ebd., CD-ROM, 26 Vgl. Michael Hensel u. Achim Menges,<br />

besondere Bedeutung für den Menschen, und es ist<br />

Ordner AFCD / Oslo / Movies / early.mov. „Form- und Materialwerdung. Das<br />

11 Greg Lynn, „Das Haus mit dem<br />

Konzept der Materialsysteme“, in:<br />

eine jahrtausende alte Tradition, die äußerste Schicht<br />

Blob“, Interview von Ulrike Knöfel<br />

Arch+ 2008, Heft 188, S. 18 – 23; dies.<br />

der Dinge zu verschönern und auszugestalten. Im<br />

und Marianne Wellershoff, in: Kultur 2008, hier S. 31 – 35.<br />

Laufe der Zeit hat sich daraus die Methode entwickelt,<br />

Spiegel, 2002, Heft 8, S. 6 – 11,<br />

27 Robert Preusser, „Visual Education for<br />

http://www.spiegel.de/spiegel/<br />

Science and Engineering Students“,<br />

durch Auskleidung, Bemalung, Verzierung oder<br />

kulturspiegel/d-23711797.html,<br />

in: György Kepes (Hg.), Education of<br />

Lackierung den mechanischen Aufbau der Dinge zu<br />

Zugriff am 1. Februar 2006.<br />

Vision, New York 1965, S. 208 – 219,<br />

12 Vgl. Andreas Reckwitz, „Die Erfindung hier S. 219.<br />

verbergen oder aber im Gegenteil den Blick eigens<br />

der Kreativität“, in: Kulturpolitische 28 Frei Otto, „Die Entstehung der<br />

darauf zu lenken.“ 1<br />

Mitteilungen, II / 2013, Heft 141,<br />

Formen. Im Gespräch mit Walter<br />

Doch unser Verständnis von Oberflächen ist<br />

S. 23 – 34, hier S. 25.<br />

Siegfried“, in: Du. Die Zeitschrift der<br />

13 Vgl. Hannes Meyer, „Rocaille Digitale Kultur, 1985, Heft 45, S. 104 – 106, hier<br />

überarbeitungsbedürftig. Denn die allgegenwärtige<br />

– Die Säule der Klassik entrissen.<br />

S. 106.<br />

Verbreitung digitaler Medien hat in den letzten<br />

Carolin Höfler ist Professorin für Designtheorie und -forschung an der Köln<br />

Michael Hansmeyer: Ornamented 29 Frei Otto, „Das Zeltdach. Subjektive<br />

Jahrzehnten unser Leben und somit auch die gestalterische<br />

Praxis tiefgreifend verändert. Die Digitalisie-<br />

International School of Design der Technischen Hochschule Köln. Zu ihren<br />

Columns“, in: Archithese, 2012, Heft 1, Anmerkungen zum Olympiadach“<br />

Arbeitsschwerpunkten der Architekturhistorikerin und Designtheoretikerin zählen<br />

S. 70 – 73.<br />

(1972), in: Frei Otto, Schriften und<br />

Entwurfsprozesse in Architektur, Design und Ingenieurwesen, die mediale 14 Michael Hansmeyer, Unvorstellbare Reden, 1951 – 1983, hg. v. Berthold<br />

rung gibt Designerinnen und Designern, Architektin-<br />

Durchdringung des öffentlichen Raumes und informeller Urbanismus.<br />

Formen bauen, TEDTalks Kunst<br />

Burkhardt, Braunschweig / Wiesbaden<br />

nen und Architekten Werkzeuge in die Hand, mit<br />

Podcast, 2012, http://www<br />

1984, S. 98 – 105, hier S. 101.<br />

. podcast.de/episode/224138601 30 Walter Gropius, „Die neue Bau-<br />

denen sie interaktive Umgebungen und Objekte<br />

/ Michael+Hansmeyer% 3A<br />

Gesinnung“, in: Innen-Dekoration,<br />

schaffen und Materie in einer Art und Weise bearbeiten<br />

können, die diese um ganz neue strukturelle und<br />

+Unvorstellbare+Formen+bauen,<br />

1925, Bd. 36, Heft 4, S. 134 – 137, hier<br />

Zugriff am 1. Februar 2016.<br />

S. 137 {Hervorhebung Carolin Höfler].<br />

15 Fredric Jameson, Postmodernism, or, 31 Patrik Schumacher, „Parametrismus.<br />

ästhetische Möglichkeiten erweitert. Aus der Fusion<br />

The Cultural Logic of Late Capitalism, Der neue International Style“, in:<br />

von Digitalem und Analogem ergibt sich ein grundlegender<br />

Wandel in der Rolle von Oberflächen und<br />

Durham 1991, S. 43.<br />

Arch+, 2009, Heft 195, S. 106 – 113,<br />

16 Vgl. Morpho-Ecologies, hg. v. Michael hier S. 111, Anm. 20 und S. 112.<br />

Hensel u. Achim Menges, London 2006. 32 Mario Carpo, Alphabet und Algorithmus,<br />

Membranen. Oberflächen können dadurch eine nie<br />

17 Vgl. Michael Hensel u. Achim Menges, hg. v. Jörg H. Gleiter, Bielefeld 2012,<br />

da gewesene Komplexität, Funktionalität und Intelligenz<br />

gewinnen, die sie aus dem Reich des rein<br />

„Performance als Forschungs- und S. 144 (englische Originalausgabe:<br />

Entwurfskonzept. Begriffe und<br />

Cambridge / MA 2011).<br />

Bezugssysteme“, in: Arch+, 2008, 33 Philips Design, Philips Design Probes.<br />

Dekorativen herausheben; zugleich bleiben sie weiterhin<br />

unmittelbar durch unsere sensorischen Modalitä-<br />

Heft 188, S. 31 – 37, hier S. 31<br />

Visions of the future, https://www<br />

(Hensel/Menges 2008).<br />

.90yearsofdesign.philips.com<br />

18 Steffen Reichert, „Reaktive<br />

/article/67, Zugriff am 1. Februar 2016.<br />

ten – den Seh-, Tast-, Hör-, Geruchs- und manchmal<br />

Flächenstruktur“, in: Arch+, 2008, 34 Vgl. Rene Schäfer, Design Fiction,<br />

sogar Geschmackssinn – definiert und erfahrbar.<br />

Heft 188, S. 44 – 45.<br />

iF-Schriftenreihe Sozial<strong>wissen</strong>schaftliche<br />

19 Frei Otto, Natürliche Konstruktionen. Zukunftsforschung 01, hg. v. der Freien<br />

Schon 2002 hat Ellen Lupton, die Kuratorin der<br />

204 Carolin Höfler<br />

Formen und Konstruktionen in Natur Unversität Berlin, Berlin 2014, S. 44.<br />

Abteilung für zeitgenössisches Design im Cooper-<br />

205<br />

Hewitt Design Museum in New York, ein Buch über<br />

das sich damals erst gerade entwickelnde, neue<br />

Designparadigma verfasst: Skin: Surface, Substance +<br />

Design. Darin sind die Anfänge des Organizismus im<br />

Design treffend beschrieben:<br />

„Der Primat des Skeletts ist durch den Primat der<br />

Haut ersetzt worden. Die Oberflächen haben an Tiefe<br />

gewonnen und sind zu dichten, komplexen Stoffen<br />

geworden, mit eigenständigen Identitäten und Verhaltensweisen.<br />

Neue Materialien reagieren auf Licht,<br />

Wärme, Berührung und mechanische Einwirkung. An<br />

die Stelle von Transparenz und Dauerhaftigkeit sind<br />

Transluzenz und Veränderbarkeit getreten. Die äußere<br />

Hülle hat sich von ihrem Inhalt abgelöst. Flexible<br />

Membranen werden zu Trägern digitaler und mechanischer<br />

Netzwerke. Dünne Materialschichten werden<br />

gefaltet, gekrümmt oder mit Luft aufgepumpt zu<br />

Tragkonstruktionen. Industrieoberflächen nehmen ein<br />

Eigenleben an.“ 2<br />

Dieser grundlegende Wandel in unserer materiellen<br />

Kultur vom Harten zum Weichen und Multifunktionalen,<br />

ist nicht nur digitalen Technologien, sondern<br />

auch einem rasanten Fortschritt in den Material<strong>wissen</strong>schaften<br />

zu verdanken. Diese Innovationen stellen<br />

uns effzientere Materialien zur Verfügung, mit denen<br />

sich aus weniger mehr machen lässt. In den letzten<br />

fünfzig Jahren wurden mehr Materialien entwickelt<br />

als in der gesamten Geschichte der Menschheit<br />

zuvor, allesamt mit verbesserten, wenn nicht ganz<br />

und gar neuen Eigenschaften und Performanzen. So<br />

sind inzwischen etwa selbstheilende, selbstreparierende<br />

oder selbstreinigende Werkstoffe, für deren<br />

Effekte nanometerkleine Strukturen verantwortlich<br />

sind, Realität geworden, aber auch biotechnologische<br />

oder bioinspirierte Materialien, die vor wenigen<br />

Jahrzehnten noch als undenkbar gegolten hätten. Sie<br />

ermöglichen die Ausstattung von Autos, Fenstern<br />

oder Kleidungsstücken mit selbstreinigenden Oberflächen<br />

oder den Bau von Häusern aus selbstheilenden<br />

Betonwänden, bei denen sich auftretende Risse von<br />

alleine wieder schließen. 3 Computersysteme werden<br />

immer kleiner, und die Datenverarbeitung integriert


Leihgeber<br />

Ames, IA, USA<br />

Iowa State University,<br />

College of Engineering<br />

Dan Shechtman<br />

Amsterdam, Niederlande<br />

International Institute<br />

for Social History<br />

Jack Hofman, Hank Wals,<br />

Ella Molenaar,<br />

Monique van der Pal<br />

Arup Pty Ltd<br />

Salomé Galjaard<br />

Aubonne, Schweiz<br />

Intuitive Surgical Sàrl.<br />

Catherine Pittet, Gabriella Heller<br />

Barlaston, Stoke-on-Trent, England<br />

Wedgwood Museum<br />

Gaye Blake-Roberts, Rebecca<br />

Klarner, Lucy Lead<br />

Bergen, Norwegen<br />

Bathybiologica A / S<br />

Per R. Flood<br />

Berlin<br />

Akademie der Künste<br />

Jeanine Meerapfel,<br />

Werner Heegewaldt,<br />

Catherine Amé,<br />

Antje Keller-Hanack,<br />

Anna Schultz<br />

Julius von Bismarck<br />

bpk – Bildagentur für Kunst,<br />

Kultur und Geschichte<br />

Hanns-Peter Frentz, Romana<br />

Berg<br />

Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin, Medizinhistorisches<br />

Museum<br />

Thomas Schnalke, Beate Kunst<br />

Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin, Anatomische<br />

Lehrsammlung am Centrum<br />

für Anatomie<br />

Evelyn Heuckendorf<br />

Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin, Julius Wolff Institut<br />

Georg N. Duda, Georg<br />

Bergmann, Jörn Dymke<br />

Julian Charrière<br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Ulrike Kretzschmar,<br />

Marc Fehlmann, Matthias Miller,<br />

Carola Jüllig, Barbara Korbel,<br />

Karen Klein<br />

Galerie Dittrich & Schlechtriem<br />

David Schlechtriem, Lars Dittrich<br />

Galerie Isabella Bortolozzi<br />

Isabella Bortolozzi,<br />

Katharina Prugger, Anne Dehler<br />

Harun Farocki GbR<br />

Antje Ehmann, Matthias Rajmann<br />

Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

Computer- und Medienservice<br />

Jörg Schulze<br />

Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

Institut für Biologie,<br />

Zoologische Lehrsammlung<br />

Gerhard Scholtz<br />

Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

Universitätsbibliothek<br />

Yong-Mi Rauch, Imbritt Wiese<br />

LIN Architects, LIA – Labor<br />

für integrative Architektur<br />

Giulia Andi, Finn Geipel,<br />

John Klepel, Vesta Nele Zareh<br />

Museum für Naturkunde –<br />

Leibniz-Institut für Evolutionsund<br />

Biodiversitätsforschung<br />

Johannes Vogel, Martin Aberhan,<br />

Peter Bartsch, Oliver Coleman,<br />

Petra Ebber, Sylke Frahnert,<br />

Christiane Funk, Johannes Frisch,<br />

Sabine Hackethal, Frank Koch,<br />

Carsten Lüter, Frieder Mayer,<br />

Michael Ohl, Carola Radke,<br />

Viola Richter, Ralf-Thomas<br />

Schmitt, Detlef Willborn<br />

Yael Reuveny<br />

Staatliche Museen zu Berlin,<br />

Kunstgewerbemuseum<br />

Sabine Thümmler, Manuela<br />

Krüger, Ramona Föllmer<br />

Staatliche Museen zu<br />

Berlin, Museum für Vor- und<br />

Frühgeschichte<br />

Matthias Wemhoff,<br />

Almut Hoffmann<br />

Staatsbibliothek zu Berlin –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Barbara Schneider-Kempf,<br />

Bernhard Andergassen,<br />

Andreas Lotz<br />

Stiftung Deutsches<br />

Technikmuseum Berlin<br />

Dirk Böndel, Uwe Foerster,<br />

Eva Kudrass, Dietmar Ruppert<br />

Stiftung Stadtmuseum Berlin<br />

Paul Spies, Manfred Gräfe,<br />

Ulrike Müller<br />

Sultan Günther Music GbR,<br />

Hamburg<br />

Deichkind, Katharina Köhler<br />

Technische Universität Berlin,<br />

Universitätsbibliothek<br />

Jürgen Christof, Annette Preuß<br />

Technische Universität Berlin,<br />

Institut für Technische<br />

Informatik und Mikroelektronik<br />

Oliver Brock<br />

Universität der Künste,<br />

Universitätsarchiv<br />

Dietmar Schenk, Antje Kalcher<br />

Clemens Walter<br />

weissensee kunsthochschule<br />

berlin<br />

Veronika Aumann,<br />

Paula van Brummelen, Kristin<br />

Dolz, Nina Fabert, Anne-Kathrin<br />

Kühner, Sara Diaz Rodriguez,<br />

Ursula Wagner, Julia Wolf,<br />

Dawei Yang<br />

Bern, Schweiz<br />

Zentrum Paul Klee<br />

Nina Zimmer, Michael<br />

Baumgartner, Eva Wiederkehr<br />

Sladeczek, Edith Heinimann<br />

Besançon, Frankreich<br />

Université Bourgogne<br />

Franche- Comté, Laboratoire<br />

Chrono-Environnement –<br />

UMR 6249<br />

Pierre Frankhauser,<br />

Cécile Tannier, Marc Bourgeois,<br />

Gilles Vuidel<br />

Boston, MA, USA<br />

Wyss Institute for Biologically<br />

Inspired Engineering,<br />

Harvard University<br />

Donald Ingber, Seth Kroll,<br />

Ahmed Hosny, James Weaver<br />

Braunschweig<br />

Physikalisch-Technische<br />

Bundesanstalt<br />

Joachim Hermann Ullrich,<br />

Jens Simon<br />

Brüssel, Belgien<br />

Galerie Greta Meert<br />

Greta Meert, Frédéric Mariën<br />

Fédération Wallonie-Bruxelles,<br />

Région de Bruxelles-Capitale<br />

Nathalie Nyst, Odile Chopin<br />

Cambridge, England<br />

Cambridge University Library,<br />

Special Collections<br />

Jill Whitelock, Adam Perkins,<br />

Lucy Cheng<br />

Museum of Archeology<br />

and Anthropology,<br />

University of Cambridge<br />

Nicholas Thomas,<br />

Chris Wingfield, Imogen Gunn<br />

Darmstadt<br />

Technische Universität<br />

Darmstadt, Fachbereich<br />

Architektur, Digital Design<br />

Unit (DDU)<br />

Oliver Tessmann<br />

Delft, Niederlande<br />

Technische Universität Delft<br />

Henk Jonkers, Renée Mors<br />

Dresden<br />

Fraunhofer Institut für<br />

Fertigungstechnik und<br />

Angewandte Materialforschung<br />

IFAM, Institut Dresden<br />

Matthias Busse, Bernd Mayer,<br />

Peter Quadbeck, Sebastian Hein<br />

Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden, Kunstgewerbemuseum<br />

Tulga Beyerle, Clara von<br />

Engelhardt, Klara Nemeckova,<br />

Anne Gieritz<br />

Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden, Museum für<br />

Völkerkunde<br />

Nanette Jacomijn Snoep,<br />

Ute Werner<br />

Technische Universität,<br />

Institut für Geometrie<br />

Daniel Lordick<br />

Fiskerton, Southwell, England<br />

Ellis Developments Ltd.<br />

Julian Ellis<br />

Frankfurt am Main<br />

Glasbau Hahn GmbH<br />

Isabel Hahn, Peter Dettenberg,<br />

Roman Kuch, Jennifer Neumann<br />

Jan Schmidt<br />

Städel Museum<br />

Max Hollein, Jutta Schütt,<br />

Jasmin Sargin<br />

Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg,<br />

Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität<br />

Heiner Schnelling, Evelyn Kroll<br />

Gießen<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen,<br />

Sondersammlungen<br />

der Universitätsbibliothek<br />

Olaf Schneider<br />

Göttingen<br />

Georg-August-Universität,<br />

Sammlung Mathematischer<br />

Modelle und Instrumente<br />

Laurent Bartholdi<br />

Graz, Österreich<br />

Karl-Franzens-Universität Graz,<br />

Institut für Kunstgeschichte<br />

Josef Ploder<br />

Helmond, Niederlande<br />

Bola TriGlass BV<br />

Peter van der Vleuten<br />

Jena<br />

Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena, Institut für Spezielle<br />

Zoologie und Evolutionsbiologie<br />

mit Phyletischem Museum<br />

Martin Fischer, Jonas Lauströer<br />

POLYMET Jena e.V<br />

Dieter Klemm<br />

Karlsruhe<br />

Vincent Systems<br />

GmbH / Karlsruhe Institute for<br />

Technology<br />

Stefan Schulz<br />

Lausanne, Schweiz<br />

École polytechnique<br />

fédérale de Lausanne<br />

Jamie Paik, Auke Jan Ijspeert,<br />

Zhenishbek Zhakypov,<br />

Peter Eckert<br />

Leipzig<br />

Max-Planck-Institut für<br />

evolutionäre Anthropologie,<br />

Bereich Primatologie<br />

Christophe Boesch, Claudia<br />

Nebel, Roman Wittig<br />

Max-Planck-Institut für<br />

evolutionäre Anthropologie,<br />

Abteilung für Humanevolution<br />

Jean-Jacques Hublin<br />

Universitätsbibliothek Leipzig<br />

Ulrich Johannes Schneider,<br />

Steffen Hoffmann<br />

Loenen aan de Vecht, Niederlande<br />

Aldo en Hannie van Eyck<br />

Foundation<br />

Tess Wickham van Eyck<br />

London, England<br />

The Linnean Society of London<br />

John David, Lynda Brooks,<br />

Isabelle Charmantier,<br />

Elaine Charwat<br />

Jennifer Lyn Morone<br />

Forensic Architecture<br />

Eyal Weizman, Christina Varvia,<br />

Susan Schuppli<br />

Central Saint Martins, University<br />

of the Arts<br />

Carole Collet<br />

Victoria and Albert Museum<br />

Martin Roth, Olivia Horsfall,<br />

Helen Dawson, Sarah Beatti<br />

Mainz<br />

Schott AG<br />

Elisabeth Erdl<br />

Marbach am Neckar<br />

Deutsches Literaturarchiv<br />

Ulrich Raulff, Susanna Brogi,<br />

Petra Bergdolt<br />

Marktrodach<br />

Delfingen DE Marktrodach<br />

GmbH & Co. KG<br />

Edgar Nagel<br />

Melbourne, Australien<br />

Monash University,<br />

Department of Material<br />

Sciences and Engineering<br />

Yuri Estrin, Tim Schork<br />

Mons, Belgien<br />

Mundaneum<br />

Charlotte Dubray, Stéphanie<br />

Manfroid, Raphaèle Cornille<br />

Montréal, Kanada<br />

Canadian Centre for<br />

Architecture,<br />

Centre Canadien d’Architecture<br />

Mirko Zardini, Iglika Avramova<br />

Orléans, Frankreich<br />

Fondation Régionale d’Art<br />

Contemporain de la Région<br />

Centre (Frac Centre)<br />

François Bonneau, Loïc Prat<br />

Paris, Frankreich<br />

Cité de l’architecture<br />

et du patrimoine<br />

Guy Amsellem, Francis Rambert,<br />

Simon Vaillant<br />

École nationale supérieure<br />

des beaux-arts<br />

Jean-Marc Bustamente,<br />

Anne-Marie Garcia<br />

École polytechnique Palaiseau,<br />

Archives<br />

Thierry Boucher, Olivier Azzola<br />

Fondation Le Corbusier<br />

Michel Richard<br />

La Cinémathèque française<br />

Serge Toubiana,<br />

Isabelle Regelsperger<br />

Musée de la Préfecture de Police<br />

Nathalie Minart<br />

Potsdam, Golm<br />

Max-Planck-Institut für Kolloidund<br />

Grenzflächenforschung<br />

Peter Fratzl, Mason Dean,<br />

John Dunlop, Richard<br />

Weinkamer, Junning Chen<br />

Potsdam<br />

SAINT-GOBAIN Deutsche Glas<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Oliver Ott, Martin Ziegler<br />

Rochester, England<br />

University of Rochester,<br />

Department of<br />

Computer Science<br />

Ehsan Hoque<br />

Rotterdam, Niederlande<br />

Het Nieuwe Instituut<br />

Guus Beumer, Pascale Pere<br />

380 381<br />

Rüsselsheim<br />

Adam Opel AG<br />

Lothar Harzheim<br />

San Francisco, USA<br />

Autodesk Gallery<br />

Jason Medal-Katz, Rey Ledda<br />

St Andrews, England<br />

University of St Andrews,<br />

School of Biology<br />

Christian Rutz<br />

Stuttgart<br />

Staatliches Museum<br />

für Naturkunde<br />

Johanna Eder, Michael W. Rasser<br />

Universität Stuttgart, Institut<br />

für Leichtbau Entwerfen und<br />

Konstruieren (ILEK)<br />

Werner Sobek, Balthasar Novák,<br />

Walter Haase, Gabriela Metzger,<br />

Jürgen Hennicke<br />

Universität Stuttgart, Institute<br />

for Computational Design (ICD)<br />

Achim Menges, Steffen Reichert,<br />

David Correa Z.<br />

Tournai, Belgien / Berlin<br />

Edith Dekyndt<br />

Tübingen<br />

Universität Tübingen,<br />

Senckenberg Center<br />

for Human Evolution and<br />

Paleoenvironment, Institut<br />

für Natur<strong>wissen</strong>schaftliche<br />

Archäologie<br />

Heike Scherf<br />

Turin, Italien<br />

Università di Torino,<br />

Archivio Scientifico<br />

e Tecnologico,<br />

Marco Galloni, Giacomo<br />

Giacobini, Mara Faustone<br />

Urbana-Champaign, IL, USA<br />

University of Illinois, Materials<br />

Research Laboratory<br />

John A. Rogers, Howard Liu<br />

Waldenburg<br />

Museum – Naturalienkabinett<br />

Waldenburg, Moritz Meurer<br />

Archiv<br />

Christina Ludwig<br />

Washington, D.C., USA<br />

U.S. National Archives<br />

Smithsonian Institution Archives,<br />

Paul Ekman Archive<br />

Pamela Steele, Pamela Wintle<br />

Weil am Rhein<br />

Vitra Design Museum<br />

Mateo Kries, Boguslaw<br />

Ubik-Perski<br />

Weimar<br />

Goethe- und Schiller-Archiv der<br />

Klassik Stiftung Weimar<br />

Helmut Seemann, Evelyn<br />

Liepsch, Heidi Knörrich<br />

Moritz Wehrmann<br />

Wien, Österreich<br />

Universität für Angewandte<br />

Kunst, Institut für Architektur<br />

Andrei Gheorghe, Greg Lynn<br />

Akademie der Bildenden Künste,<br />

Institut für Kunst und Architektur<br />

Michael Hansmeyer<br />

moh architects<br />

Christoph Opperer<br />

Österreichische Friedrich und<br />

Lillian Kiesler Privatstiftung<br />

Peter Bogner, Gerd Zillner<br />

Österreichische Galerie<br />

Belvedere<br />

Agnes Husslein-Arco,<br />

Maike Hohn, Monica Strinu<br />

Wuppertal<br />

AMOHR Technische Textilien<br />

GmbH<br />

Christoph Mohr<br />

Zürich, Schweiz<br />

Eidgenössische Technische<br />

Hochschule Zürich,<br />

Universitätsbibliothek,<br />

Hochschularchiv<br />

Rafael Ball, Christian J. Huber<br />

Universität Zürich,<br />

Anthropologisches Institut und<br />

Museum<br />

Kathelijne Koops


Impressum<br />

Katalog<br />

<strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong><br />

<strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong><br />

Herausgeben von<br />

Nikola Doll, Horst Bredekamp<br />

und Wolfgang Schäffner<br />

Für den Exzellenzcluster<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor«<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Anlässlich der Ausstellung<br />

<strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong> <strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong><br />

Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />

30. September 2016<br />

bis 8. Januar 2017<br />

Redaktion<br />

Violeta Sánchez Lorbach,<br />

Anne-Marie Franz<br />

Bildredaktion<br />

Lisa Quade, Yvonne Reiners,<br />

Kerstin Germer, Maja Stark<br />

Lektorat<br />

Bettina Friedli-Faber,<br />

Violeta Sánchez Lorbach,<br />

Christiane Schmidt<br />

Übersetzungen<br />

Katharina Lee Chichester<br />

(Englisch), Peter Geble<br />

(Französisch), Anne Vonderstein<br />

(Englisch), probicon GmbH: F.<br />

Schmierer (Englisch / Französisch)<br />

Autoren der Exponattexte<br />

Elisa Ahrens-Heimer, Kathrin<br />

Mira Amelung, Yuri Ancarani,<br />

Leslie Atzmon, Veronika Aumann,<br />

Laurent Bartholdi, Carolin<br />

Behrmann, Julia Blumenthal,<br />

Katrin Braun, Horst Bredekamp,<br />

Matthias Bruhn, Paula van<br />

Brummelen, Mark-Oliver<br />

Casper, Isabelle Charmantier,<br />

Katharina Lee Chichester, Carole<br />

Collet, Mason Dean, Sara Diaz<br />

Rodriguez, Michael Dohlen,<br />

Daniela Döring, Nikola Doll,<br />

Kristin Dolz, Ann-Cathrin Drews,<br />

John Dunlop, Peter Eckert,<br />

Franz Engel, Anna Erzberger,<br />

Nina Fabert, Paul Feigelfelt,<br />

Hanna Fiegenbaum, Martin<br />

Fischer, Anne-Marie Franz,<br />

Nina Franz, Peter Fratzl, Michael<br />

Friedman, Kathrin Friedrich,<br />

Finn Geipel, Manfred Gräfe,<br />

Marie Greggers, Martin Grewe,<br />

Sabine Hansmann, Jochen<br />

Hennig, Almut Andrea Hoffmann,<br />

Carolin Höfler, Ahmed Hosny,<br />

Donald E. Ingber, Kristina<br />

Jaspers, Ulf Jensen, Günther<br />

Jirikowski, Stefanie Klamm,<br />

Frank Koch, Natalie Koerner,<br />

Peter Koval, Markus Kufeld,<br />

Franziska Kunze, Anne Kathrin<br />

Kühner, Jonas Lauströer,<br />

Janna Lipsky, Daniel Lordick,<br />

Greg Lynn, Séverine Marguin,<br />

Julia Meer, Achim Menges,<br />

Florence Meyssonnier, Jennifer<br />

Lyn Morone, John Nyakatura,<br />

Elisabeth Obermeier, Philipp<br />

Osten, Hannelore Paflik-Huber,<br />

Anja Pawel, Matthias Planitzer,<br />

Peter Quadbeck, Lisa Quade,<br />

Khashayar Razghandi, Steffen<br />

Reichert, Yvonne Reiners, Yael<br />

Reuveny, Patricia Ribault, Viola<br />

Richter, Rüdiger Rupp, Christian<br />

Rutz, Violeta Sánchez Lorbach,<br />

Jan Schmidt, Ralf Thomas<br />

Schmitt, Fabian Scholtz, Gerhard<br />

Scholtz, Sandra Schramke,<br />

Lisa Schreiber, Pamela Smith,<br />

Thomas Stach, Matthias<br />

Staudacher, Verena Straub,<br />

Frauke Stuhl, Sabine Thümmler,<br />

Stefan Trinks, Georg Trogemann,<br />

Margarete Vöhringer, Ursula<br />

Wagner, Moritz Wehrmann,<br />

Janina Wellmann, Jólan van der<br />

Wiel, Detlef Willborn, Lorenz<br />

Winkler-Horaček, Julia Wolf,<br />

Philipp Wüschner, Dawei Yang,<br />

Stefan Zachow, Vesta Nele Zareh,<br />

Carola Zwick.<br />

Autoren ‚Kurze Prozesse‘<br />

Julia Blumenthal, Sabine<br />

Hansmann, Anouk-Aimée<br />

Hoffmeister, Peter Koval, Rebekka<br />

Lauer, Julia Meer, Julia von<br />

Mende, Michael Pogorzhelskiy,<br />

Henrike Rabe, Anne Schmidt,<br />

Fabian Scholtz, Fabian O. Scholz,<br />

Anika Schultz, Katharina Walter,<br />

Jan Wind, Max Winter<br />

Literaturverzeichnis<br />

Katharina Lee Chichester<br />

Verlagslektorat<br />

XXX<br />

Gestaltung<br />

NODE Berlin Oslo<br />

Fotografie (soweit nicht anders<br />

angegeben)<br />

Eberle und Eisfeld Fotografie<br />

und Grafik GbR<br />

Druck und Bindung<br />

Werbedruck GmbH Horst<br />

Schreckhase<br />

Papier<br />

115g Arctic Volume,<br />

250g Papyrus Remrandt R4<br />

Schriften<br />

Agipo, Radim Peško,<br />

CMU Typewriter Text, Donald<br />

Knuth<br />

Wenn nicht anders angegeben,<br />

erfolgen die Maßangaben zu<br />

den Objekten in Zentimetern<br />

und die Reihenfolge Höhe × Breite<br />

bzw. Höhe × Breite × Tiefe.<br />

Redaktionsschluss für<br />

das Objektverzeichnis war der<br />

23. Juli 2016. Spätere Zusagen<br />

und Absagen sowie sachliche<br />

Ergänzungen und Korrekturen<br />

konnten nicht mehr berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek<br />

verzeichnet diese<br />

Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte<br />

bibliografische Daten sind im<br />

Internet über http://dnb.ddb.de<br />

abrufbar.<br />

Gedruckt und gebunden<br />

in Deutschland<br />

© 2016 Exzellenzcluster<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor«<br />

der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, die Künstler, Herausgeber,<br />

Autoren und Fotografen sowie<br />

2016 Seemann Henschel GmbH<br />

& Co. KG, Leipzig.<br />

Trotz intensiver Bemühungen<br />

ist es nicht bei allen Abbildungen<br />

gelungen, Urheberschaft und<br />

Herkunft zu klären. Berechtigte<br />

Ansprüche werden selbstverständlich<br />

abgegolten<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Erschienen im Verlag Seemann<br />

Henschel, Leipzig.<br />

www.seemann-henschel.de<br />

978-86502-378-0<br />

Ausstellung<br />

<strong>+ultra</strong>. <strong>gestaltung</strong><br />

<strong>schafft</strong> <strong>wissen</strong><br />

Ausstellung des Exzellenzclusters<br />

»Bild Wissen Gestaltung. Ein<br />

Interdisziplinäres Labor«<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />

30. September 2016 bis 8. Januar<br />

2017<br />

Veranstalter<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Exzellenzcluster<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor«<br />

Unter den Linden 6<br />

10099 Berlin<br />

Sprecher<br />

Horst Bredekamp<br />

und Wolfgang Schäffner<br />

Ausstellung<br />

Nikola Doll und Frauke Stuhl<br />

Kuratorinnen<br />

Nikola Doll und<br />

Katharina Lee Chichester<br />

Wissenschaftliche Recherchen<br />

Janna Lipsky, Yvonne Reiners<br />

In Zusammenarbeit mit den<br />

Forschungsprojekten des<br />

Exzellenzclusters »Bild Wissen<br />

Gestaltung. Ein Interdisziplinäres<br />

Labor«:<br />

ArchitekturenExperiment<br />

Henrike Rabe, Friedrich Schmidgall<br />

Attention & Form<br />

Matthias Bruhn, Gerhardt Scholtz<br />

DesignLab<br />

Julia Blumenthal, Max Winter<br />

Epistemische Rückseite<br />

instrumenteller Bilder<br />

Martin Grewe, Lisa Schreiber<br />

Genese und Genealogie von Form<br />

Angela Bösl, Günter Jirikowski,<br />

Gerhard Scholtz, Sabine<br />

Thümmler<br />

Image Guidance<br />

Matthias Bruhn, Kathrin Friedrich,<br />

Moritz Queisner<br />

Historische Strukturuntersuchungen<br />

im Labor<br />

Michael Dürfeld, Peter Fratzl<br />

Mobile Räume –<br />

Mobile Strukturen (MOS)<br />

Finn Geipel, Sabine Hansmann,<br />

Patryk Kujawa, Benjamin Meurer,<br />

Jan Wind<br />

Modelle in der Gestaltung<br />

Jonathan Ferracci, Fabian Scholtz,<br />

Richard Weinkamer<br />

Piktogramme<br />

Nina Franz<br />

Selbstbewegende Materialien<br />

Khashayar Razghandi,<br />

Sandra Schramke, Thomas Stach<br />

Projektmanagement<br />

Frauke Stuhl<br />

382 Nina Gehrmann, Johanna Kapp,<br />

383<br />

Projektassistenz<br />

Anne-Marie Franz<br />

Leihverkehr<br />

Lisa Quade<br />

Studentische Hilfskräfte<br />

Elisa Ahrens-Heimer,<br />

Marie Greggers,<br />

Elisabeth Obermeier<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Claudia Lamas Cornejo,<br />

Daniela Sachse (Assistenz)<br />

Begleitveranstaltungen<br />

Anne-Marie Franz, Frauke Stuhl<br />

Mediation und Pädagogik<br />

Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

Tastkunst Berlin, Anja Winter<br />

sign support GbR<br />

Studenten_innen des Seminars<br />

»Curating Knowledge« der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

Sommersemester 2016<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

KULTUR IM DIALOG.<br />

Weiterbildung für Kunst Kunst<br />

und Kulturvermittlung,<br />

Gundula Avenarius<br />

Frühpädagogisches Programm<br />

Studierende und Dozent_innen<br />

der Erzieherausbildung der<br />

Stiftung SPI, Berlin<br />

Spiel game(<strong>+ultra</strong>)<br />

Thomas Lilge, Frauke Stuhl vom<br />

gamelab.berlin, Exzellenzcluster<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor« in<br />

Zusammenarbeit mit Peter Lee,<br />

NOLGONG, Seoul<br />

Besucherbüro<br />

Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

Ausstellungsarchitektur<br />

raumlabor berlin<br />

Andrea Hofmann,<br />

Frauke Gerstenberg,<br />

Florian Stirnemann,<br />

Claire Mothais, Miriam Kassens,<br />

Nils-Thore Grundke<br />

Ausstellungsgrafik<br />

NODE Berlin Oslo in<br />

Zusammenarbeit mit Julia Meer<br />

Übersetzungen<br />

Probicon GmbH<br />

Medientechnik<br />

serve-u, Berlin<br />

Lichtplanung und -einrichtung<br />

Lichtdesign Moritz Wermelskirch<br />

Restauratorische Betreuung<br />

Susanne Grzimek, Silke Schröder,<br />

Holger Mittmann, Claudia<br />

Rannow, Christina Siegert,<br />

Annine Woellner<br />

Faksimiles<br />

Sanne Jaeger<br />

Objekteinbringung<br />

EMArt GmbH, Ruben Erber<br />

und Mitarbeiter<br />

Schreinerarbeiten und Vitrinenbau<br />

Walther Expointerieur<br />

GmbH & Co. KG, Coswig<br />

Brandschutz<br />

hhpberlin – Ingenieure<br />

für Brandschutz<br />

Versicherung<br />

Funk Gruppe - Internationale<br />

Versicherungsmakler und Risk<br />

Consultants, Hamburg<br />

Gothaer Versicherungsbank<br />

VVaG<br />

Transporte<br />

Schenker Deutschland AG<br />

Aufsicht, Betrieb<br />

Secura protect Nord GmbH<br />

Partner<br />

Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen<br />

Medienpartner<br />

XXXXXXXXXX<br />

Junior Lab<br />

bionicTOYS<br />

Museum für Naturkunde –<br />

Leibniz-Institut für Evolutionsund<br />

Biodiversitätsforschung,<br />

Berlin<br />

weissensee kunsthochschule<br />

berlin<br />

Orobates. Nach 300 Millionen<br />

Jahren reanimiert<br />

Förderer<br />

Der Exzellenzcluster »Bild Wissen<br />

Gestaltung. Ein Interdisziplinäres<br />

Labor« wird gefördert von<br />

Ausstellung erhält finanzielle<br />

Unterstützung von<br />

Unser persönlicher Dank gilt<br />

Veronica Aumann, Gundula<br />

Avenarius, Olivier Azzola, Luisa<br />

Bachmann, Bella Badt, Swantje<br />

Bahnsen, Kathrin Bauer, Sandra<br />

Bauer, Judith Bauernfeind,<br />

Carolin Behrmann, Claudia<br />

Blümle, Julia Blumenthal, Angela<br />

Bösl, Matthias Bruhn, Mariana<br />

Bulaty, Anita Carstensen, Yejin<br />

Cho, Oliver Colemann, Maria<br />

Conze, Christina Doll, Kristin<br />

Dolz, Ilona Domke, Magdalena<br />

Droste, Michael Dürfeld, Sven<br />

Ehmann, Jonathan Ferracci,<br />

Nina Franz, Peter Fratzl, Kathrin<br />

Friedrich, Felix Gerloff, Johanna<br />

Goern, Rikke Gram, Martin<br />

Grewe, Alexandra Hamann,<br />

Sabine Hansmann, Volker Haupt,<br />

Jürgen Hennicke, Jochen Hennig,<br />

Marit Lena Herrmann, Melanie<br />

Hertel-Terbach, Kerstin Hiller,<br />

Carolin Höfler, Birgit Hoppe,<br />

Ines Bartsch-Huth, Felicitas<br />

Jacobs, Kristina Jaspers, Günter<br />

Jirikowski, Ina Juckel, Maria<br />

Keil, Hans-Christoph Keller,<br />

Sarah Kersten, Jens Kirstein,<br />

Stefanie Klamm, John Klepel,<br />

Axel Klie, Rebecca Kruppert,<br />

Benjamin Kryl, Patryk Kujawa,<br />

Anne-Kathrin Kühnert, Franziska<br />

Kunze, Sophia Kunze, Lore Kurtz,<br />

Angela und Mark Lammert,<br />

Britta Lange, Rebekka Lauer,<br />

Peter Lee, Yuna Lee, Reinhold<br />

Leinfelder, Verena Leufn, Thomas<br />

Lettang, Birgit Lettmann, Daniel<br />

Lordick, Sharon Macdonald,<br />

Carla Maier, Claudia Mareis, Julia<br />

Meer, Heike Katherina Mertens,<br />

Andrea Messmer, Benjamin<br />

Meurer, Sabine Moller, Michael<br />

Müller, John Nyakatura, Philipp<br />

Osten, Philipp Oswalt, Marianthi<br />

Papalexandri, Marcel Pasternak,<br />

Moritz Queisner, Henrike Rabe,<br />

Khashayar Razghandi, Ulrich<br />

Raulff, Jasmina Charlotte<br />

Reichert, Anna Roethe, Sara<br />

Rodriguez, Friederike Saxe,<br />

Marc Schleunitz, Friedrich<br />

Schmidgall, Lisa Schreiber,<br />

Micha Schröter, Fabian Scholtz,<br />

Gerhard Scholtz, Gabriela<br />

Scholz, Sandra Schramke,<br />

Sebastian Schwesinger, Thomas<br />

Stach, Amaya Steinhilber, Anke<br />

te Heesen, Sabine Thümmler,<br />

Reimar Volker, Ursula Wagner,<br />

Friedemann Walter, Niels<br />

Warneke, Gerlinde Waz, Richard<br />

Weinkamer, Florian Wegelein,<br />

Moritz Wehrmann, Judith<br />

Willkomm, Jan Wind, Max<br />

Winter, Julia Wolf, Deborah<br />

Zehnder, Carola Zwick sowie<br />

allen Leihgebern.<br />

Homepage<br />

www.hu.berlin / <strong>+ultra</strong>.de


Veranstalter<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor«<br />

Exzellenzcluster der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Unter den Linden 6<br />

10099 Berlin<br />

www.interdisciplinary<br />

-laboratory.hu-berlin.de<br />

Sprecher<br />

Horst Bredekamp<br />

Wolfgang Schäffner<br />

Vorstand<br />

Claudia Blümle, Matthias Bruhn,<br />

Kathrin Friedrich,<br />

Christian Kassung,<br />

Karin Krauthausen,<br />

John A. Nyakatura,<br />

Jürgen P. Rabe,<br />

Matthias Staudacher,<br />

Sabine Thümmler<br />

Schwerpunktleitungen<br />

Active Matter<br />

Peter Fratzl, Karin Krauthausen,<br />

Wolfgang Schäffner<br />

Architekturen des Wissens<br />

Claudia Müller-Birn,<br />

Michael Dürfeld,<br />

Wolfgang Schäffner,<br />

Christian Stein<br />

Bild und Handlung<br />

Matthias Bruhn, Kathrin Friedrich,<br />

John A. Nyakatura, Thomas Picht<br />

Formprozess und Modellierung<br />

Claudia Blümle, Gerhard Scholtz,<br />

Sandra Schramke,<br />

Sabine Thümmler<br />

Sammeln und Ausstellen<br />

Jochen Hennig,<br />

Christian Kassung, Felix Sattler<br />

Wissenschaftliche<br />

Geschäftsführung<br />

Deborah Zehnder<br />

Referentin der Geschäftsführung<br />

Amaya Steinhilber<br />

Administrative Geschäftsführung<br />

Kathrin Bauer<br />

Editorische Koordination<br />

Kerstin Germer<br />

Maja Stark<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Claudia Lamas Cornejo,<br />

Daniela Sachse (Assistenz)<br />

Der Exzellenzcluster<br />

»Bild Wissen Gestaltung.<br />

Ein Interdisziplinäres Labor«<br />

wird finanziert von<br />

der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG).<br />

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