Industrieanzeiger 04.2020
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04.20<br />
18.02.2020 | 142. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Cloud Computing Keine Digitalisierung ohne IT aus der Wolke Seite 30<br />
Interim Manager Versierte Grauwölfe für schwierige Aufgaben Seite 22<br />
Automatisierung KI-Methoden nutzen Seite 36<br />
Top-<br />
Thema<br />
Industrie<br />
4.0<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 1
| AT11-14G |<br />
Schneller und einfacher<br />
zur besseren Maschine:<br />
mit XTS<br />
Der XTS-Vorsprung<br />
umlaufende Bewegung<br />
fl exibles Baukastensystem<br />
individuell bewegliche Mover<br />
Der Anwendervorteil<br />
minimierter Footprint<br />
softwarebasierte Formatwechsel<br />
verbesserte Verfügbarkeit<br />
erhöhter Ausstoß<br />
verkürzte Time-to-Market<br />
www.beckhoff.de/xts<br />
Weltweit müssen Produkthersteller zunehmend individualisierte Produkte anbieten – mit<br />
Maschinen, die zugleich den Footprint reduzieren und die Produktivität verbessern. Dies<br />
ermöglicht das eXtended Transport System XTS in Kombination mit der PC- und EtherCATbasierten<br />
Steuerungstechnik. Seine hohe Konstruktionsfreiheit erlaubt neue Maschinenkonzepte<br />
für Transport, Handling und Montage. In der Hygienic-Version aus Edelstahl ist das<br />
XTS ideal für den Einsatz in der Pharma- und Lebensmittelbranche.<br />
freie Einbaulage<br />
kompakte Bauform<br />
frei wählbare Geometrie<br />
wenige mechanische Teile und Systemkomponenten<br />
Halle 9,<br />
Stand F06<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
meinung<br />
Fachwissen ist<br />
wichtiger denn je<br />
Weltleitmesse der<br />
Schleiftechnik<br />
GrindTec<br />
Anlässlich der Pressekonferenz im Vorfeld des Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquiums<br />
2020 beklagte Prof. Robert Schmitt die in<br />
den letzten Jahren kontinuierlich sinkenden Studentenzahlen in den<br />
Ingenieur-Wissenschaften. Gleichzeitig steige die Zahl der angehenden<br />
Informatiker massiv. Der Produktionsforscher, der den Direktorien<br />
der Aachener Institute WZL und Fraunhofer IPT angehört, betonte:<br />
Viele der so genannten Digital Natives seien zwar perfekt darin,<br />
tolle Präsentationen zu erstellen oder in Datenbergen Muster<br />
aufzuspüren. Um die anstehenden globalen Herausforderungen zu<br />
meistern, sinnvolle, praktikable und schnell verfügbare Lösungen<br />
zu finden, sei jedoch Domänenwissen aus klassischen Disziplinen<br />
wie dem Maschinenbau, der Elektrotechnik<br />
oder der Kybernetik unerlässlich.<br />
Angesichts der Aufgaben, die vor unserer<br />
Gesellschaft liegen, ist es besorgniserregend,<br />
wie immer mehr Menschen in eine digitale<br />
Scheinwelt abtauchen und den Bezug zur<br />
Realität zu verlieren scheinen. Nach dem<br />
Motto „Wozu Kraftwerke, bei uns kommt<br />
der Strom aus der Steckdose“ wird mitunter<br />
das Unmögliche gefordert. Technologien,<br />
denen wir einen Gutteil unseres Wohlstands<br />
und einen vergleichsweise hohen Gesundheitsstandard<br />
verdanken, werden allzu oft<br />
zum Sündenbock abgestempelt und gelten<br />
als nicht mehr zeitgemäß.<br />
Doch wie eine Gesellschaft in der Vergangenheit<br />
nicht ausschließlich von Dienstleistungen<br />
leben konnte, wird sie künftig<br />
nicht allein von digitalen Produkten und<br />
Services existieren können. Die sind – je<br />
nach Standpunkt und Einsatzzweck – entweder<br />
Spielfeld oder Hilfsmittel und<br />
Werkzeug; niemals jedoch – das bleibt zumindest<br />
zu hoffen – Ersatz für die Realität.<br />
Von dort wird auch zukünftig nicht<br />
nur der Pizza-Bote kommen. •<br />
Themen 04.20<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
20 Krisenmanagement<br />
22 Interim Management<br />
24 Weiterbildung<br />
26 Unternehmensstrategie<br />
30 Cloud Computing<br />
36 Automatisierung<br />
40 Digitalisierung<br />
42 Fertigung<br />
44 Kunststoffverarbeitung<br />
48 Spritzgießen<br />
50 Wartung<br />
52 Robotik<br />
54 Druckluft<br />
66 Glosse<br />
GrindTec<br />
2020<br />
18. – 21. März<br />
Messe Augsburg<br />
www.grindtec.de<br />
98<br />
% der Besucher sind insgesamt<br />
mit ihrem Besuch<br />
der GrindTec 2018 (voll und ganz)<br />
zufrieden. *<br />
83<br />
% der Besucher konnten<br />
wertvolle neue Kontakte<br />
knüpfen, 32% informieren sich nur<br />
noch auf der GrindTec über die<br />
Entwicklungen der Branche. *<br />
98<br />
% von ihnen bewerteten<br />
das Angebotsspektrum<br />
der GrindTec 2018 mit den Noten<br />
*Gelszus Messe-Marktforschung, Dortmund<br />
GrindTec FORUM:<br />
Neuheiten, Trends & Perspektiven<br />
präsentiert von<br />
1 bis 3. * Fachlicher Träger<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Veranstalter<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 3
inhalt 04.20<br />
30 | Cloud Computing<br />
Mehr und mehr deutsche<br />
Unternehmen vertrauen in<br />
die Cloud. Edge Computing<br />
bringt jetzt zusätzliches<br />
Tempo und Sicherheit.<br />
22 | Interim Manager<br />
Der für schwierige Aufgaben<br />
engagierte Manager auf Zeit<br />
geht, wenn der Auftrag erfüllt<br />
ist. Seine Impulse bleiben<br />
beim Autraggeber erhalten.<br />
36 | Automatisierung<br />
Die Kernkompetenzen der<br />
Fabrik automation in eine<br />
KI-gestützte Produktion von<br />
morgen zu überführen, ist<br />
eine der großen Chancen für<br />
mehr Wirtschaftlichkeit.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Tag der<br />
PSA<br />
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Fachwissen ist wichtiger denn je<br />
10 Studie<br />
Autoindustrie will vermehrt in intelligente<br />
Fabriken investieren<br />
14 Klimaziele<br />
Viele Autohersteller sind weit von<br />
EU-CO -Grenzwerten entfernt<br />
2<br />
16 Familienunternehmen<br />
Nachfolgegeneration sieht sich startklar<br />
für die digitale Transformation<br />
19 Datenschutz<br />
Für den Durchbruch der Blockchain-<br />
Technologie fehlt Rechtssicherheit<br />
20 Krisenmanagement<br />
Damit Abläufe im Unternehmen in<br />
einer Krise weiter funktionieren<br />
●22 Interim Management<br />
Manager auf Zeit übernehmen immer<br />
häufiger komplexe Change-Projekte<br />
24 Digitale Transformation<br />
Mitarbeiter können Treiber sein, um<br />
ein Unternehmen digitaler aufzustellen<br />
26 Digitalisierungsstrategie<br />
Nur die ganzheitliche digitale Transformation<br />
macht Unternehmen agiler<br />
Technik & Wissen<br />
●30 Cloud Computing<br />
Digitalisierung und Internet der Dinge<br />
sind Treiber für die Cloud<br />
●36 Automatisierung<br />
Festo nutzt Methoden künstlicher<br />
Intelligenz für digitale Produktion<br />
40 Digitalisierung<br />
Von plattformbasierten Lösungen kann<br />
auch der Mittelstand profitieren<br />
42 Fertigung<br />
Hausausstellung bei DMG Mori: Produktionslösungen<br />
für eine anspruchsvolle<br />
Zukunft<br />
44 Kunststoffverarbeitung<br />
Wie die Digitalisierung den Spritzguss<br />
verändert – eine Nachlese der<br />
Leitmesse K 2019 im Oktober<br />
48 Spritzgießen<br />
Haidlmair und Hofmann gründen<br />
Jointventure für das smarte Werkzeug<br />
49 Materialentwicklung<br />
Lanxess entwickelt Kunststoffe künftig<br />
mithilfe künstlicher Intelligenz<br />
50 Vorausschauende Wartung<br />
Smarte Sensoren von ABB wissen, wie<br />
es um Pumpen und Motoren steht<br />
52 Robotik<br />
Cobots aus dem Baukasten können<br />
sich selbst programmieren<br />
54 Druckluft<br />
So wirkt sich die F-Gase-Verordnung<br />
der EU auf Kältetrockner aus<br />
56 Automatisierung<br />
Zulieferer Toolcraft nutzt Messtechnik<br />
von Blum bei der Roboterbearbeitung<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
16 Veranstaltungen<br />
19 Menschen<br />
58 Produkte<br />
64 Vorschau<br />
64 Impressum<br />
65 Wir berichten über<br />
66 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Auch in der Automatisierungstechnik spielt<br />
die digitale Vernetzung mit den angebundenen<br />
Maschinen und Anlagen eine immer<br />
zentralere Rolle.<br />
Bild: xiaoliangge/stock.adobe.com<br />
Folgen Sie uns online für<br />
noch mehr News.<br />
3. Tag der PSA<br />
Praxis – Innovation – Recht<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Dorint Hotel, Mannheim<br />
Teilnahmegebühr: 395,00 Euro (zzgl. MwSt.).<br />
In der Teilnahmegebühr ist ein Catering<br />
(Mittagessen, Kaffeepausen) enthalten.<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Si-Akademie für Sicherheit und Gesundheit<br />
Martina Langenstück<br />
Phone +49 711 7594-4607<br />
si-akademie@konradin.de<br />
Veranstalter:<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Foto: © Gorodenkoff - Fotolia<br />
www.tag-der-psa.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 5
augenblicke der technik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
In künftigen Weltraummissionen werden Roboter<br />
für immer komplexere Aufgaben eingesetzt. Auf<br />
fremden Planeten sollen sie in schwer zugängliche<br />
Höhlen und Krater vordringen oder eine In -<br />
frastruktur für geplante Basislager aufbauen.<br />
Hinzu kommen Wartungsarbeiten im Orbit an<br />
Satelliten oder das Entfernen von Weltraumschrott<br />
aus der Erdumlaufbahn. Dabei ist die<br />
Steuerung der Systeme von der Erde aus wegen<br />
der verzögerten Kommunikation zu weit ent -<br />
fernten Himmelskörpern<br />
nicht praktikabel. Des -<br />
wegen müssen Weltraumroboter<br />
zu autarken Akteuren<br />
werden. Das DFKI<br />
Robotics Innovation Center entwickelt autonome<br />
Robotertechniken für den Weltraum -<br />
einsatz, die mit Sensoren ihre Umwelt wahrnehmen<br />
können. Für die Bewegungsplanung<br />
setzen die Bremer Forscher zudem auf KI und<br />
maschinelle Lernverfahren. So können die<br />
Roboter nicht nur eigenständig handeln und<br />
Entscheidungen treffen, sondern auch aus dem<br />
eigenen Verhalten lernen. Nur so ist ein Einsatz<br />
in planetaren und orbitalen Missionen über<br />
längere Zeiträume und ohne Eingreifen des<br />
Menschen möglich. Im Bild zu sehen ist der<br />
Sternrad-Rover Asguard IV, der sich bei einem<br />
Testlauf autonom durch eine Lavahöhle auf<br />
Teneriffa navigiert. Bild: DFKI GmbH<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 7
tipps der redaktion<br />
Gelassen wie Buddha<br />
Bild: Muse<br />
Muse 2 ist ein intelligentes Kopfband, das seinen<br />
Träger bei Meditationsübungen unterstützt.<br />
Es verfügt über Puls-Sensoren, misst in<br />
Echtzeit die Herzfrequenz sowie die<br />
Gehirn-Aktivität (EEG) und übersetzt<br />
Gehirnsignale in Wetter-Geräusche. Ist<br />
der Geist ruhig und gelassen, so hört<br />
der Träger ruhiges und friedliches Wetter.<br />
Wenn der Geist aktiv ist, wird das<br />
Wetter lauter. Nutzer können aus<br />
Klanglandschaften wie Strand, Regenwald<br />
oder Stadtpark wählen.<br />
Bild: Luqel<br />
Leitungswasser<br />
ohne Schadstoffe<br />
Bye Bye, Fahrradschlüssel<br />
Das elektronische Fahrradschloss „I Lock It“ setzt<br />
dem Schlüsselsuchen ein Ende. Es bietet via App<br />
eine Anbindung ans Smartphone, mit der sich das<br />
digitale Schloss öffnen und wieder schließen lässt.<br />
Dies erfolgt entweder manuell per Tastendruck,<br />
direkt am Schloss oder vollautomatisch ohne einen<br />
weiteren Handgriff. In dem Fahrradschloss sind zudem<br />
Alarmanlagen verbaut, die das Bike durch hohe<br />
Lautstärke vor Diebstahl schützen.<br />
Bild: I Lock It<br />
Die Luqel Waterstation Excellence<br />
befreit Leitungswasser durch mehrere<br />
Filtrationsstufen von Schadstoffen<br />
wie Kalk, Schwermetallen,<br />
Nitrat und Mikroplastik. Anschließend<br />
wird das Wasser individuell<br />
mineralisiert, temperiert und carbonisiert.<br />
Die Individualität entsteht<br />
durch das Zusammenspiel<br />
der Mineralien Calcium, Magnesium,<br />
Hydrogencarbonat, Natrium,<br />
Kalium, Chlorid und Sulfat.<br />
@<br />
Eine<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Vom Kühlschrank zum Vorratsmanager<br />
Bild: Samsung<br />
Wem passiert das nicht: Man steht im<br />
Supermarkt und weiß nicht mehr, ob<br />
noch Butter, Milch oder Essiggurken<br />
vorrätig sind. Mit dem Samsung Family<br />
Hub-Kühlschrank - oder besser<br />
gesagt „Vorratsmanager“ - ist das<br />
kein Problem. Das smarte Gerät ist<br />
mit drei Innenkameras ausgestattet,<br />
durch die der Besitzer direkt im Laden<br />
auf seinem Smartphone checken<br />
kann, ob bestimmte Nahrungsmittel<br />
aus sind.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Anzeige<br />
HANNOVER<br />
MESSE 2020<br />
Digitalisierung, Individualisierung und Klimaschutz<br />
– diese drei Megatrends sind die Triebfedern des<br />
industriellen Wandels.<br />
Was im Consumer-Bereich längst etabliert ist, entwickelt<br />
sich für die produzierende Industrie mit etwas<br />
Verzögerung. Auf der kommenden HANNOVER<br />
MESSE erfahren Besucher, welche bedeutenden<br />
Plattformanbieter der Industrie zur Verfügung stehen.<br />
Die intelligente Fabrik stellt auch völlig neue Anforderungen<br />
an Logistikprozesse. Bestehende Materialflusskonzepte<br />
werden infrage gestellt und fordern neue<br />
Antworten. Dabei stehen Flexibilität und Transparenz<br />
im Vordergrund. Die digitale Transformation bietet<br />
allen Logistikunternehmen weitreichende Chancen und<br />
Potenziale, birgt aber auch Gefahren für etablierte<br />
Firmen, da derzeit viele Start-ups mit IT-Lösungen auf<br />
den Markt drängen und sowohl neue Produkte als<br />
auch neue Geschäftsmodelle entwickeln. Welche<br />
Auswirkungen die digitale Transformation auf die<br />
einzelnen Unternehmen haben wird und wie groß das<br />
disruptive Potenzial für die Logistik ist, erfahren<br />
Aussteller und Besucher auf der HANNOVER MESSE.<br />
Damit die intelligente Fabrik auch klimafreundlich<br />
wird, müssen Automatisierung, Digitalisierung und<br />
Energiemanagement auf verschiedenen Ebenen noch<br />
weiter zusammenwachsen. Dadurch bieten sich ganz<br />
neue Perspektiven einer hocheffizienten und irgendwann<br />
auch mal gänzlich klimaneutralen Produktion.<br />
Rund 200.000 Besucher<br />
aus aller Welt<br />
informieren sich in<br />
Hannover über neue<br />
Produkte, Technologien<br />
und Lösungen.<br />
Gleichzeitig sieht sich die Industrie mit herausfordernden<br />
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen konfrontiert.<br />
In dieser Phase ist die HANNOVER MESSE<br />
wichtiger denn je, da sie die einzige Messeplattform<br />
ist, die den industriellen Transformationsprozess ganz -<br />
heitlich darstellt und kontinuierlich begleitet. Mit<br />
der Vielfalt und Kompetenz der rund 6.000 Aussteller<br />
aus unterschiedlichen Bereichen ist die HANNOVER<br />
MESSE unter dem Leitthema Industrial Transformation<br />
Wegweiser und Impulsgeber für eine global<br />
und digital vernetzte Industrie.<br />
In Zeiten von Industrie 4.0 und künstlicher Intelligenz<br />
geht es um die flexible Fertigung, eigenständig miteinander<br />
kommunizierende Maschinen und Systeme sowie<br />
den autonomen Austausch von Prozessinformationen.<br />
Starre Wertschöpfungsketten werden zukünftig in<br />
flexible und hochdynamische Produktions- und Dienstleistungs-Ökosysteme<br />
überführt. Diese werden eine<br />
vollständig individualisierte Produktion ermög lichen.<br />
Essentieller Bestandteil dafür ist die Software, die diese<br />
Prozesse abbildet. Dabei spielen Business Plattformen<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Zu den ausstellenden Unternehmen zählen ABB,<br />
Arburg, Beckhoff, Bosch Rexroth, Cisco,<br />
Endress+Hauser, Festo, Fraunhofer, Google, Harting,<br />
IBG, IBM, ifm, igus, Kawasaki, Knapp, Lapp, Lenze,<br />
Microsoft, Mitsubishi, Phoenix Contact, Pepperl+Fuchs,<br />
Rittal, SAP, Schaeffler, Schneider Electric, Schunk,<br />
SEW-EURODRIVE, SICK, Siemens, Still, Toyota<br />
Materials Handling, Wago, Weidmüller oder Yaskawa.<br />
Die Industrie ist in ihrer vollen Stärke auf der<br />
HANNOVER MESSE vertreten. Die Besucher<br />
erleben den gesamten Prozess von der Produktentwicklung<br />
über die Produktion bis hin zum<br />
neuen daten getriebenem Geschäftsmodell.<br />
Deutsche Messe AG<br />
Messegelände<br />
30521 Hannover<br />
Telefon 0511 89-0<br />
E-Mail: info@messe.de<br />
www.hannovermesse.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 9
nachrichten<br />
Autofabriken sollen<br />
smart werden<br />
Studie | Die Automobilindustrie plant, ihre Investitionen<br />
in den Aufbau von intelligenten Fabriken<br />
zu erhöhen, so eine Studie von Capgemini.<br />
Die Investitionen sollen in den<br />
nächsten drei Jahren um 60 %<br />
erhöht werden und 44 % der<br />
Fabriken sollen in den nächsten<br />
fünf Jahren „smart“ werden.<br />
Durch den Aufbau von Smart<br />
Factories seien Produktivitätssteigerungen<br />
von mehr als 160<br />
Mrd. US-Dollar möglich, so die<br />
aktuelle Studie des Capgemini<br />
Research Institute „How Automotive<br />
Organizations can maximize<br />
the Smart Factory Potential“.<br />
Die Studie beleuchtet, wo<br />
OEMs und Zulieferer beim Thema<br />
intelligente Fabriken heute<br />
stehen.<br />
In den letzten drei Jahren<br />
wurden bereits 30 % der Fabriken<br />
in intelligente Fabriken umgewandelt.<br />
Der Studie zufolge<br />
ist zudem fast die Hälfte (48 %)<br />
der befragten Führungskräfte<br />
der Meinung, dass sie „gute<br />
oder bessere Fortschritte als<br />
erwartet“ bei der Umsetzung ihrer<br />
Smart-Factory-Roadmap<br />
machen – im Vergleich zu 38 %<br />
im Jahr 2017/18.<br />
Im Bereich diskrete Fertigung<br />
(ohne Automotive) soll der Anteil<br />
an intelligenten Fabriken bis<br />
2025 um 42 % erhöht werden,<br />
gefolgt von der Prozessindustrie<br />
mit 41 %, der Energie- und Versorgungswirtschaft<br />
mit 40 %<br />
sowie der Konsumgüterindustrie<br />
mit 37 %. Mit diesen Zielen<br />
ist die Automobilindustrie branchenübergreifend<br />
führend.<br />
Die Investitionspläne spiegeln<br />
sich auch im Anteil am Gesamtumsatz<br />
wider, der jährlich<br />
in intelligente Fabriken investiert<br />
werden soll. Dieser soll von<br />
rund 2,2 % in den letzten drei<br />
Jahren auf 3,5 % bis 2023 steigen<br />
– dies entspricht einem Anstieg<br />
von 62 %.<br />
Bei ihren Investitionen werden<br />
sich die Automobilunternehmen<br />
auf eine Kombination<br />
aus Greenfield- und Brownfield-<br />
Anlagen fokussieren: 44 % planen<br />
einen hybriden Ansatz,<br />
31 % erwägen den Bau von<br />
Brownfield-Fabriken und 25 %<br />
wollen in eine Greenfield-Fabrik<br />
investieren.<br />
Für die Studie wurden 100<br />
Führungskräfte großer Automobilhersteller<br />
und -zulieferer aus<br />
elf Ländern mit einem Umsatz<br />
von mehr als 1 Mrd. US-Dollar<br />
befragt, 98 davon betreiben bereits<br />
intelligente Fabriken. •<br />
44 % der Fabriken sollen<br />
in den nächsten fünf Jahren<br />
„smart“ werden – so<br />
die Ziele der Automobilindustrie.<br />
Bild: Phonlamaiphoto/<br />
stock.adobe.com<br />
Bilanz in Baden-Württemberg enttäuscht<br />
Die Jahresbilanz des baden-württembergischen<br />
Maschinenbau enttäuscht. Bild:<br />
Auremar/stock.adobe.com<br />
Maschinenbau | Der baden-württembergische<br />
Maschinenbau hatte im Dezember<br />
2019 im Vergleich zum Vorjahr ein Prozent<br />
Plus beim Auftragseingang. Der letzte Monat<br />
des Jahres bescherte der Branche so einen<br />
positiven Jahresausklang, wie der<br />
VDMA Baden-Württemberg berichtet.<br />
Maßgeblicher Treiber war das Ausland mit<br />
einem Zuwachs von 10 % (Euro-Länder:<br />
+15 %, Nicht-Euro-Länder: +7 %). Die Bestellungen<br />
aus dem Inland lagen dagegen<br />
mit 15 % im Minus.<br />
Der Blick auf das Gesamtjahr 2019 ernüchtert<br />
jedoch. Über den Zeitraum Januar<br />
bis Dezember betrug das Minus bei den<br />
Auftragseingängen im Vergleich zum gesamten<br />
Vorjahr 13 % (Inland: -20 %, Ausland:<br />
-10 %). Investitionsentscheidungen wurden<br />
laut Geschäftsführer des VDMA Baden-<br />
Württemberg, Dr. Dietrich Birk, „aufgrund<br />
weltweiter Handelskonflikte sowie Transformationsprozessen<br />
in wichtigen Kundenindustrien“<br />
ausgebremst.bremsten viele Investitionsentscheidungen<br />
aus. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
DÜSSELDORF,10.–13. MÄRZ<br />
POWER YOUR BUSINESS<br />
LMT reagiert auf Abschwung<br />
Strategie | In Zeiten allgemein<br />
rückläufiger Nachfrage in der<br />
verarbeitenden Industrie setzt<br />
LMT Tools, ein Spezialist für die<br />
Entwicklung und Produktion<br />
von Präzisionswerkzeugen, seine<br />
2017 eingeschlagene Strategie<br />
zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
konsequent<br />
fort. Dafür startet das Unternehmen<br />
drei Restrukturierungsprogramme<br />
in den Bereichen Vertrieb,<br />
Produktmanagement und<br />
Produktion, die bis Ende des<br />
Jahres umgesetzt werden sollen.<br />
Im Fokus steht die Steigerung<br />
der operativen Effizienz, in dessen<br />
Rahmen auch vorhandene<br />
Überkapazitäten in Europa<br />
adressiert werden. Das bestehende<br />
Produktsortiment bleibt<br />
von den Maßnahmen unberührt.<br />
LMT Tools schafft in der<br />
Vertriebsregion EMEA eine agile<br />
und kundenzentrierte Organisation.<br />
Das Unternehmen stärkt<br />
seinen technischen Vertrieb mit<br />
lokalen Anwendungsteams und<br />
schafft effiziente Strukturen mit<br />
starker Kundenorientierung. •<br />
JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />
VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />
BRAUCHST DU DRUCK,<br />
DANN KOMM ZUR METAV<br />
LMT Tools richtet seinen globalen Produktionsverbund<br />
neu aus. Bild: Oyoo/<br />
stock.adobe.com<br />
Industriemesse in der Türkei<br />
Fertigung | Vom 12. bis 15.<br />
März findet die 27. Win Eurasia<br />
in Istanbul statt. Auf der von der<br />
Deutschen Messe veranstalteten<br />
internationalen Fertigungsmesse<br />
werden technologische Neuheiten<br />
rund um Industrie 4.0 vorgestellt.<br />
Rund 2200 nationale<br />
und internationale Aussteller<br />
bieten in 11 Hallen einen Überblick<br />
über die gesamte Ferti-<br />
Win Eurasia als internationaler Branchentreff<br />
der Fertigungsindustrie. Bild:<br />
Deutsche Messe<br />
gungsindustrie. Von Metallverarbeitung,<br />
Verbindungsschweißen,<br />
Industrieautomation und<br />
Antriebstechnik über hydraulische<br />
und pneumatische Anwendungen<br />
sowie Elektrotechnik<br />
bis hin zu Intralogistik werden<br />
alle Industriebereiche im Tüyap<br />
Fair and Congress Center vertreten<br />
sein.<br />
Sonderschauen stellen Zukunftsthemen<br />
sowie die Produktion<br />
von morgen in den Fokus.<br />
Neu in diesem Jahr ist die Sonderschau<br />
5G-Arena. Sie informiert<br />
über aktuelle Entwicklungen,<br />
Produkte und Lösungen der<br />
5G Mobilfunkgeneration für die<br />
Industrie. In der messebegleitenden<br />
Konferenz werden Experten<br />
zukunftsweisende Visionen der<br />
Industrie von morgen diskutieren.<br />
Ferner zeichnet der Wettbewerb<br />
Winovation zukunftsweisende<br />
Projekte aus. •<br />
BESUCH DIE<br />
AREA<br />
ADDITIVE MANUFACTURING<br />
21. Internationale Messe für<br />
Technologien der Metallbearbeitung<br />
Ein eindrucksvoller Vorsprung – neuste Technologie: Die<br />
ADDITIVE MANUFACTURING AREA präsentiert Antworten<br />
auf alle Fragen zu innovativen Entwicklungen bei<br />
AM-Systemen, Hybridmaschinen, Materialien, Software<br />
und Dienstleistungen. Und das mit Nachdruck!<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 11
WEIL IHRE MASCHINEN<br />
REAGIEREN WIR AUF<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
NIEMALS STILLSTEHEN,<br />
KNOPFDRUCK.<br />
WILLKOMMEN BEI DER CONRAD SOURCING PLATFORM.<br />
Unser eProcurement – individuell auf Sie zugeschnittene Lösungen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 13
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Kunststoffindustrie | Wittmann<br />
übernimmt das<br />
österreichische Unternehmen<br />
FarragTech mit Sitz in Wolfurt,<br />
Vorarlberg. Der bisherige Eigentümer<br />
und Geschäftsführer Aaron<br />
Farrag übernimmt die Leitung<br />
des Produktbereichs<br />
Drucklufttrocknung und -kühlung<br />
und wird diesen im Kontext<br />
der Wittmann Gruppe verorten.<br />
+++<br />
Autoherstellern drohen<br />
hohe Geldstrafen<br />
❧<br />
+++ Werkzeugschleifen | Der<br />
Schärfspezialist Vollmer hat<br />
zum 111-jährigen Firmenjubiläum<br />
den Grundstein für seinen<br />
neuen Hauptsitz im Biberacher<br />
Gewerbegebiet „Flugplatz“ gelegt.<br />
Bis 2023 soll das Gebäude<br />
mit rund 45.000 m 2 Nutzfläche<br />
fertig sein und den rund 580 Beschäftigten<br />
Platz bieten. +++<br />
❧<br />
+++ Software | Koch Industries<br />
hat alle Anteile am Anbieter von<br />
Business-Cloud-Software, Infor,<br />
erworben. Nach Abschluss der<br />
Transaktion wird Infor zu einer<br />
eigenständigen Tochtergesellschaft<br />
von Koch Industries. Das<br />
derzeitige Managementteam<br />
von Infor wird weiter vom<br />
Hauptsitz in New York City aus<br />
die Geschäfte leiten. +++<br />
❧<br />
+++ Kunststofftechnik | Im Januar<br />
2020 hat das neue Werk<br />
von Profol, Hersteller von Cast-<br />
Polypropylen-Folien, in Greiz<br />
eröffnet. Bis zu 20.000 t des<br />
neuartigen Verbundwerkstoffs<br />
Progano sollen hier jährlich<br />
vom Band laufen. +++<br />
In Deutschland stiegen<br />
die Emissionen von<br />
126,2 g auf 129,1 g<br />
CO 2 /km im Jahr 2018.<br />
Bild: Norbert67/stock.<br />
adobe.com<br />
Klimaziele | Viele Autohersteller sind weit davon entfernt,<br />
ihre CO₂-Grenzwerte zu erreichen. Immense Strafzahlungen<br />
drohen laut einer Studie von PA Consulting.<br />
Auf der Basis ihrer eigenen<br />
CO 2 -Prognosen werden die 13<br />
führenden Automobilhersteller<br />
Europas ihre Ziele für das Jahr<br />
2021 voraussichtlich verfehlen<br />
und mit Strafzahlungen von<br />
14,5 Mrd. Euro rechnen müssen.<br />
Dies geht aus der von der<br />
Innovationsberatung PA Consulting<br />
veröffentlichten jährlichen<br />
Prognose für Automobilhersteller<br />
zur Erreichung der<br />
EU-CO 2 -Emissionsziele hervor.<br />
Nach vier Jahren stetigen<br />
Fortschritts zeigte die PA-Analyse<br />
jüngst einen Rückschritt.<br />
Demnach sind die Emissionen<br />
gestiegen, was hauptsächlich auf<br />
den Kauf von SUVs, die starke<br />
Nachfrage nach leistungsstarken<br />
und schwereren Autos, den<br />
Mangel an emissionsarmen Optionen<br />
im Verkauf und die nach<br />
dem Dieselskandal veränderte<br />
Präferenz für Benziner zurückzuführen<br />
sei, heißt es.<br />
Einige Autohersteller müssten<br />
mit Strafen rechnen, die Einfluss<br />
auf ihre Rentabilität und<br />
ihren Ruf hätten. Volkswagen<br />
könnte wegen seines hohen<br />
Absatzvolumens in ganz Europa<br />
eine Strafzahlung von bis zu 4,5<br />
Mrd. Euro drohen. Gleicher -<br />
maßen dürften frühere Top-Performer<br />
wie Renault-Nissan-<br />
Mitsubishi und Volvo PA Consulting<br />
zufolge nun Probleme<br />
bekommen. Selbst Toyota, der<br />
Marktführer bei Hybridfahrzeugen,<br />
dürfte sein Ziel knapp<br />
verfehlen.<br />
Laut der Analyse müssten die<br />
Autohersteller in Europa mehr<br />
als 2,5 Mio. zusätzliche Batterie-Elektrofahrzeuge<br />
verkaufen,<br />
um ihre Ziele zu erreichen. Dies<br />
entspricht einer Steigerung von<br />
1280 % bis 2021. Doch bereits<br />
Produktionskapazitätsengpässe<br />
würden dies erschweren, benennt<br />
PA den Hemmschuh. •<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Euroblech mit<br />
neunter Halle<br />
Messe | Der Messeveranstalter Mack<br />
Brooks Exhibitions hat die Erweiterung<br />
der Ausstellungsfläche für die<br />
Euroblech 2020 um eine erstmalig<br />
neunte Halle bekanntgegeben. Dies<br />
bedeutet einen weiteren Zuwachs der<br />
Ausstellungsfläche im Vergleich zur<br />
vergangenen Veranstaltung, die eine<br />
Gesamtfläche von 89.800 m 2 netto<br />
abdeckte. Aktuell sind bereits mehr<br />
als 95.000 m 2 Nettoausstellungsfläche<br />
auf der Messe für die Blechbearbeitung,<br />
die vom 27. bis 30. Oktober<br />
2020 in Hannover stattfindet gebucht<br />
oder reserviert. •<br />
Schmalz gründet Tochter in Österreich<br />
Vakuum-Technik | J. Schmalz erweitert sein<br />
internationales Netzwerk und gründet in<br />
Österreich eine weitere Tochtergesellschaft.<br />
Sitz der Niederlassung ist Linz. Das dortige<br />
Team berät ab sofort die Kunden aus der<br />
Region rund um die Automatisierung mit<br />
Vakuum, Vakuum-Technik für Roboter, die<br />
ergonomische Handhabung sowie Kran -<br />
systeme für Vakuum-Hebegeräte.<br />
„Für uns ist die Gründung in Österreich ein<br />
weiterer Schritt in unserer weltweiten<br />
Wachstumsstrategie“, erklärt Geschäfts -<br />
führer Dr. Hinrich Dohrmann. Den Standort<br />
wählten die Vakuum-Experten mit<br />
Bedacht: Oberösterreich mit Landeshauptstadt<br />
Linz zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsregionen<br />
Österreichs. Zielbranchen<br />
sind neben Logistik, Holz und Metall auch<br />
Robotik und Automation – sowohl in<br />
Industrie als auch Handwerk. Entsprechend<br />
„Für uns ist die Gründung in Österreich ein weiterer<br />
Schritt in unserer weltweiten Wachstumsstrategie“, sagt<br />
Geschäftsführer Dr. Hinrich Dohrmann. Bild: Schmalz<br />
hoch bewertet Schmalz das Potenzial – nicht<br />
zuletzt aufgrund der voranschreitenden<br />
Automatisierung und Digitalisierung der<br />
Industrieproduktion. •<br />
Für sichere und<br />
reibungslose Abläufe<br />
in allen Industriebereichen<br />
Egal, was Sie absichern, abschließen oder öffnen wollen:<br />
Wir ziehen für jede Situation eine flexible Lösung<br />
aus der Schublade – ganz sicher!<br />
Überzeugen Sie sich selbst unter<br />
www.assaabloy.de/industrie<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 15
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
3. Tag der PSA, 18. März, Mannheim<br />
SI-Akademie, Heidelberg<br />
www.sifa-sibe.de<br />
Digitalaffiner Nachwuchs<br />
drängt an die Firmenspitze<br />
❧<br />
PCB Prototyping Technologietag,<br />
24. März, Garbsen<br />
Ersa und LPKF Laser & Electronics,<br />
Wertheim/Garbsen<br />
www.lpkf.com/de<br />
❧<br />
Einführung in die Kupferwerkstoffe,<br />
24. März, Düsseldorf<br />
Deutsches Kupferinstitut Berufsverband<br />
e. V., Düsseldorf<br />
www.kupferinstitut.de<br />
Wärmefluss-Thermographie als zerstörungsfreies<br />
Prüfverfahren für die Qualitätssicherung<br />
in der Produktion,<br />
25. - 26. März, Fürth<br />
Fraunhofer-Allianz Vision, Fürth<br />
www.vision.fraunhofer.de<br />
Solids Dortmund 2020, 01. - 02. April,<br />
Dortmund<br />
Easyfairs Deutschland, München<br />
www.solids-dortmund.de/<br />
4. Bremer Faserverbundtage,<br />
01. - 02. April, Bremen<br />
Fraunhofer IFAM, Bremen<br />
www.weiterbildung.ifam.fraunhofer.de<br />
❧<br />
❧<br />
❧<br />
❧<br />
Email-Tagung 2020, 20. - 22. April, Wesel<br />
Deutscher Email Verband e.V., Hagen<br />
www.emailverband.de<br />
❧<br />
Studie | In der Digitalisierung samt neuen Geschäftsmodellen<br />
ist die junge Generation in Familienunternehmen<br />
viel näher dran als ihre Eltern, die häufig noch bremsen.<br />
Die nächste Generation der<br />
Familienunternehmen sieht sich<br />
startklar für die digitale Transformation.<br />
Laut der jüngsten<br />
globalen NextGen-Studie 2019<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
PwC, die weltweit rund<br />
1000 Nachfolger befragt hat,<br />
sind in der DACH-Region 89 %<br />
in das Familienunternehmen<br />
eingebunden. Als ihre drängendste<br />
Aufgabe sehen 89 %<br />
der Nachfolger im deutschsprachigen<br />
Raum, eine digitale Geschäftsstrategie<br />
zu entwickeln.<br />
Allerdings bremst die Elterngeneration<br />
ihre Söhne und<br />
Anzeige<br />
RFID-Kanban, eShop,<br />
EDI, eigenes Prüflabor,<br />
Lean Procurement<br />
Bis zu 50% im Einkauf sparen:<br />
C-Teile-Management<br />
www.lelog-supply.com<br />
Töchter nach wie vor aus. So<br />
sagt laut Studie mehr als jeder<br />
Dritte, dass er mit seinen Ideen<br />
kein Gehör in der Familie findet.<br />
Familienunternehmen würden<br />
inzwischen die disruptive<br />
Kraft der Digitalisierung erkennen,<br />
mein PwC Mittelstandsexperte<br />
Uwe Rittmann. Sie hätten<br />
sich jedoch in den letzten zwei<br />
Jahren kaum bewegt. Rittmann:<br />
„Unternehmen müssen endlich<br />
erkennen, dass sie ihr Geschäftsmodell<br />
in der neuen Normalität<br />
infrage stellen müssten. Sie sollten<br />
sich die Verantwortung mit<br />
der Nachfolgegeneration teilen,<br />
weil die sich mit digitalen Technologien<br />
oft sehr viel besser auskenne.<br />
Gleichwohl ist den Next-<br />
Gen klar, dass sie viele digitale<br />
Talente benötigen, um die<br />
Transformation ihres Unternehmens<br />
voranzubringen. Doch<br />
genau die sind rar auf dem Arbeitsmarkt.<br />
•<br />
Die junge Generation ist<br />
entschlossen, Verantwortung<br />
in der Familienfirma<br />
zu übernehmen.<br />
Bild: bnenin/stock. -<br />
adobe.com<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Anzeige<br />
DATA festival 2020:<br />
Vom Geheimtipp zum<br />
führenden KI-Event<br />
Europa in Sachen Data und Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) voranbringen, dieses Ziel haben sich<br />
Dr. Carsten Bange und Alexander Thamm gesetzt<br />
und das DATA festival ins Leben gerufen.<br />
Carsten: Ganz besonders stolz sind wir, dass wir auf<br />
unseren Call-for-Presentation über 120 Einsendungen<br />
bekommen haben. Unser Programmkomitee in dem<br />
neben Alexander und mir auch noch Dr. Alexander<br />
Borek (Volkswagen Financial Services AG), Julia<br />
Herzog- Butter (Scout24), Prof. Peer Kröger (LMU<br />
Munich), Marcel Kling (Lufthansa Group), Dr. Holger<br />
Kömm (adidas Group) und Dat Tran (Axel Springer<br />
AI) saßen, hatte die Qual der Wahl, die besten Vorträge<br />
auszuwählen.<br />
Was hat es mit den Pre-Conference Workshops auf<br />
sich?<br />
Carsten: Am 18. und 19. März steigt das eigentliche<br />
Festival. Am ersten Tag, also am 17. März, finden die<br />
Pre-Conference-Workshops statt. Und die sind richtig<br />
cool. Erfahrene Experten zeigen Best-Practices zur<br />
Anwendung und Implementierung von Methoden,<br />
Technologien und Architekturen von Analytics und KI.<br />
Alexander: Wir bieten vier Workshops an: Data Science<br />
Kickstarter, Machine Learning Kickstarter, Data<br />
Cataloging und Advanced Data Architecture & Design<br />
für Analytics. Der Workshop Machine Learning<br />
Kickstarter richtet sich beispielsweise an alle, die das<br />
Thema interessiert und reinschnuppern möchten.<br />
Alexander Thamm (links)<br />
und Dr. Carsten Bange<br />
(rechts) sind die Gründer<br />
des DATA festivals.<br />
Welche Idee steckt hinter dem DATA festival?<br />
Carsten: Mit dem DATA festival wollen wir den<br />
Austausch im Bereich Data Science und KI<br />
voran treiben. Wir alle können uns nur verbessern,<br />
wenn mehr miteinander gesprochen wird.<br />
Alexander: Der Grundgedanke des DATA festival<br />
ist es, eine Community aufzubauen, die das Thema<br />
mit Feuereifer vorantreibt. Und genauso ziehen<br />
wir das Festival auch auf. Wir sind schwungvoller<br />
und lockerer als andere Formate. Dadurch kommen<br />
die Leute schnell miteinander ins Gespräch und<br />
vernetzen sich.<br />
Was erwartet uns auf dem diesjährigen DATA festival?<br />
Alexander: Zunächst einmal erstklassige Speaker aus<br />
der ganzen Welt. Von Studenten, über KI-Engineers<br />
bis hin zum CDO decken wir alles ab. Dabei sind<br />
Branchen wie Versicherung, Automotive, Finance,<br />
Chemie, Logistik und viele mehr vertreten. Die Themen<br />
reichen von den Grundlagen der KI und Machine<br />
Learning, über die Do’s und Dont’s von Data Projekten<br />
bis zu Deep Learning im Umfeld von Objekterkennung<br />
oder der Einsatz von KI im B2C Umfeld.<br />
Auf welche Formate dürfen sich die Gäste sonst noch<br />
freuen?<br />
Alexander: Eine ganze Menge. Die spannenden Speaker<br />
und den fachlichen Austausch haben wir ja schon angesprochen.<br />
Daneben haben wir auch Panelsessions, die<br />
Themen wie Transparenz und Ethik thematisieren.<br />
Carsten: Zudem gibt es einen Escape-Room, der das<br />
enorme Potenzial von Daten und KI demonstriert,<br />
außerdem bieten wir viele Formate zum gegenseitigen<br />
Austausch wie z. B. Beer-Breaks und natürlich die große<br />
Aftershow-Party.<br />
Das DATA festival 2020 auf einem Blick:<br />
Wann? Vom 17. bis 19. 3. 2020<br />
Wo?<br />
• Pre-Conference Wokshops (17. 3.): meetin<br />
Konferenzräume München/Obersendling<br />
• Festival (18. bis19. 3): Muffatwerk München<br />
Was? Hochkarätige Speaker aus der ganzen Welt,<br />
Panel- und Networking-Sessions, Escape-Room,<br />
Beer-Breaks & natürlich die große Aftershow-<br />
Party<br />
Wer? Alle, die auf Data und KI setzen<br />
Warum? Weil KI unglaubliches Potenzial bietet<br />
und Spaß macht!<br />
Wie? Einfach Ticket bestellen unter:<br />
www.datafestival.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 17
PRAXISWORKSHOPS:<br />
MES HANDS-ON!<br />
24.03.2020 • 09:30 – 17:00 UHR<br />
Führungswechsel bei der Messe Stuttgart<br />
„Praxis ohne Theorie leistet immer noch<br />
mehr als Theorie ohne Praxis.“<br />
Marcus Fabius Quintilianus<br />
Informationen, wie die digitale Transformation mit<br />
MES und Industrie 4.0 theoretisch funktioniert, gibt<br />
es im Überfluss. Doch die Theorie lässt sich nur selten<br />
1:1 in die Praxis umsetzen. Deshalb bietet der MES<br />
D.A.CH Verband e.V. die neuen Praxisworkshops:<br />
MES hands-on! an. Legen Sie gemeinsam mit den<br />
Experten an den bereitgestellten Arbeitsstationen<br />
selbst Hand an, testen Sie Technologien und Systeme<br />
vor Ort aus und diskutieren Sie Fragen, die für Sie<br />
und Ihr Unternehmen relevant sind!<br />
MES HANDS-ON:<br />
Management | Roland Bleinroth und Stefan<br />
Lohnert bilden seit dem 1. Februar die neue<br />
Geschäftsführung der Messe Stuttgart. Beide<br />
sind schon mehrere Jahre für das Unternehmen<br />
tätig. Roland Bleinroth ist seit 2006<br />
Geschäftsführer der Messe Stuttgart. Er<br />
übernimmt nach dem Abschied von Ulrich<br />
Kromer, der nach 19 Jahren als Geschäftsführer<br />
zum 31. Januar 2020 in den Ruhestand<br />
ging, dessen Position als Sprecher der<br />
Geschäftsführung. Stefan Lohnert ist ebenfalls<br />
2006 ins Unternehmen eingetreten und<br />
war zuletzt Bereichsleiter Gastveranstaltungen<br />
und ICS Internationales Congresscenter<br />
Stuttgart.<br />
Auf das neue Geschäftsführungsduo wartet<br />
ein starkes Messejahr. „Wir rechnen für<br />
2020 mit einem neuen Umsatzrekord von<br />
rund 185 Mio. Euro und sind entsprechend<br />
gut gebucht“, blickt Bleinroth optimistisch<br />
nach vorne. „Das bedeutet nicht, dass unser<br />
Messegeschäft ein Selbstläufer ist. Die tägliche<br />
Herausforderung im Messewesen ist es,<br />
auch jede erfolgreiche Messe immer wieder<br />
Roland Bleinroth und Stefan Lohnert: Die neue Doppelspitze<br />
der Messe Stuttgart. Bild: Messe Stuttgart<br />
ein Stück weit neu zu erfinden, um weiterhin<br />
erfolgreich zu sein.“ Sein Kollege Lohnert<br />
ergänzt: „Es ist wichtig, die Veranstaltungen<br />
genau zu beobachten und im Dialog<br />
zu bleiben mit Ausstellern, Verbänden und<br />
der Politik.“<br />
•<br />
• Datenanalysen auf dem IoT Gateway<br />
ATR Software GmbH<br />
• MES Mini Konfiguration in 90 Minuten<br />
camLine GmbH<br />
• Dank OPC UA Companion Spezifikation<br />
transparente und sichere Daten von der<br />
Produktion bis in die Cloud<br />
IBHsoftec GmbH & Mitsubishi Electric Europe B.V.<br />
• SCM, ERP & MES in einer SAP Softwareumgebung<br />
– alles aus einem Guss<br />
T.CON GmbH & Co. KG<br />
Rekordjahr für Atlas Copco<br />
Jahreszahlen | Der schwedische Konzern Atlas<br />
Copco hat seinen Umsatz 2019 weltweit<br />
um 9 % auf 103,7 Mrd. Schwedische Kronen<br />
(SEK) gesteigert, umgerechnet rund 10<br />
Mrd. Euro. Das organische Wachstum betrug<br />
2 %. Die Auftragseingänge summierten<br />
sich auf 106 Mrd. SEK und lagen damit<br />
ebenfalls 9 % über dem Vorjahreswert (97<br />
Mrd. SEK). Der Betriebsgewinn stieg von<br />
21,2 auf 21,9 Mrd. SEK, der Gewinn vor<br />
Steuern von 20,8 auf 21,6 Mrd. SEK, ein<br />
Plus von jeweils 3 %. Alle Zahlen beziehen<br />
sich auf die fortgeführten Geschäfte. Mit<br />
Kompressoren und Drucklufttechnik erlöste<br />
der Konzern 48,3 Mrd. SEK (Vorjahr: 44<br />
Mrd. SEK 2018, was einem Plus von 10 %<br />
entspricht. In der Vakuumtechnik waren es<br />
mit 23,6 Mrd. SEK ein Plus von 7 %(Vorjahr:<br />
22 Mrd. SEK. Den höchsten Zuwachs<br />
erzielte das Unternehmen in der Energietechnik.<br />
Das Geschäft legte insbesondere in<br />
Asien und Südamerika zu. Der Umsatz stieg<br />
von 12 Mrd. SEK auf 13,9 Mrd. SEK<br />
(+16 % gegenüber 2018). •<br />
Den höchsten Zuwachs<br />
erzielte Atlas Copco im<br />
Bereich Energietechnik.<br />
Bild: Atlas Copco<br />
Die Teilnehmerzahl ist auf 24 Personen begrenzt. Die Teilnahmegebühr<br />
beträgt EUR 249,00 netto zzgl. MwSt. Wenn Sie zusätzlich<br />
noch am 25.03.2020 am Praxisworkop MES hands-on! teilnehmen<br />
beläuft sich die Teilnahmegebühr für beide Workshops auf<br />
EUR 399,00 netto zzgl. MwSt. In dieser Gebühr sind enthalten:<br />
Teilnahme am Workshop, Tagungsunterlagen, Teilnahmezertifikat,<br />
Erfrischungen während der Pausen und ein Mittagessen.<br />
Die Agenda + detaillierte Informationen unter:<br />
mes.automatisierungstreff.com<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20<br />
www.automatisierungstreff.com/workshops
nachrichten<br />
Neuer Chef bei Oerlikon Balzers<br />
in Deutschland<br />
Seit Januar ist Nils Fleck neuer<br />
Geschäftsführer der Deutschland-Gesellschaft<br />
des Liechtensteiner<br />
Oberflächenspezialisten<br />
Oerlikon Balzers. Der 51-Jährige<br />
hat neben seiner Führungsverantwortung<br />
am Hauptsitz<br />
von Oerlikon Balzers Deutschland<br />
in Bingen auch die operative<br />
Leitung des Geschäftsbereichs<br />
Tools und ist zudem Mitglied<br />
des europäischen Management-Teams<br />
von Oerlikon Balzers<br />
übernommen.<br />
Geschäftsführung bei<br />
Weisskopf erweitert<br />
Roger Steiner (Bild) ist<br />
seit November 2019<br />
neben Uwe Rein Geschäftsführer<br />
der Mapal-Tochter<br />
Weisskopf<br />
Werkzeuge GmbH.<br />
Der 44-Jährige verantwortet<br />
als technischer<br />
Geschäftsführer die Bereiche<br />
Produktion und<br />
Technik. Rein, der bereits<br />
seit 2015 die Geschäfte in Meiningen<br />
lenkt, bleibt weiterhin für Vertrieb und kaufmännische<br />
Funktionen verantwortlich. Die<br />
Mapal Präzisionswerkzeuge Dr. Kress AG<br />
trägt mit der erweiterten Geschäftsführung<br />
dem Wachstum des Unternehmens Rechnung.<br />
1993 gegründet, gehört Weisskopf seit 2012<br />
zur Aalener Unternehmensgruppe.<br />
Keine Rechtssicherheit für Blockchain<br />
Datenschutz | 66 % der deutschen Unternehmen<br />
geben in einer Bitkom-Umfrage an, dass Datenschutzanforderungen<br />
eine Herausforderung<br />
beim Blockchain-Einsatz sind.<br />
Der Digitalverband Bitkom warnt angesichts von zahlreichen<br />
offenen Fragen zum Datenschutz vor Verzögerungen<br />
beim Einsatz der Blockchain-Technologie in<br />
Deutschland. „Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial,<br />
ganze Branchen grundlegend zu verändern. Und<br />
Deutschland hat die Chance, eine führende Rolle in der<br />
Blockchain-Anwendung und -Entwicklung einzunehmen“,<br />
sagt Patrick Hansen, Bereichsleiter Blockchain<br />
beim Verband.<br />
Doch Datenschützer zögern noch mit klaren Aussagen<br />
zur Blockchain-Technologie. Bei deren Einsatz ist<br />
aufgrund der europäischen DSGVO unter anderem offen,<br />
ob die für die Technologie notwendigen Hash-Werte<br />
und Public Keys als Daten mit Personenbezug gelten<br />
müssen und die Verarbeitung entsprechend datenschutzrechtlichen<br />
Anforderungen unterliegt. Auch ist<br />
offen, ob die für den Betrieb einer Blockchain notwendigen<br />
sogenannten Miner und Nodes datenschutzrecht-<br />
Für den Durchbruch der Blockchain-Technologie fehlt es an Rechtssicherheit.<br />
Bild: Tippapatt/stock.adobe.com<br />
lich als gemeinsam Verantwortliche oder Auftragsverarbeiter<br />
gelten. Rechtssicherheit wird aber entscheidend<br />
dafür sein, ob Anbieter die Technologie und Anwendungen<br />
entwickeln und nutzen werden. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 19
news & management<br />
Durch das vom chinesischen Wuhan<br />
ausgehende Infektionsrisiko durch das<br />
Coronavirus ist ein öffentliches Bedrohungsszenario<br />
entstanden.<br />
Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
Business Continuity Management<br />
Betriebsfähigkeit<br />
aufrechterhalten<br />
Krisenmanagement | Der Fall Webasto hat gezeigt,<br />
wie schnell auf kritische Ereignisse reagiert werden<br />
kann. Damit Unternehmen widerstandsfähiger gegen<br />
Bedrohungsszenarien wie das Coronavirus werden,<br />
bietet die Norm ISO 22301 den geeigneten Rahmen.<br />
Das betriebliche Krisenmanagement hatte<br />
bislang vor allem einen Angstgegner: die<br />
Cyberattacke. Die Furcht ist groß, dass<br />
Schadprogramme weite Teile der Unternehmens-IT<br />
infizieren und die Produktion stilllegen.<br />
Nun kommt durch die vom chinesischen<br />
Wuhan ausgehende schwere Lungeninfektion<br />
durch das neuartige Coronavirus<br />
ein weiteres öffentliches Bedrohungsszenario<br />
hinzu. Die Belastungen für den weltweiten<br />
Handel sind enorm. An China hängen<br />
etwa 16 % der globalen Wirtschaftsleistung.<br />
Doch die Pekinger Regierung lässt die<br />
Millionen-Metropole Wuhan mit ihrem<br />
Logistik-Drehkreuz abriegeln. In der Krisenregion<br />
produzieren zwar nur knapp 50<br />
deutsche Unternehmen. Nahezu jede Branche<br />
in Deutschland befürchtet jedoch massive<br />
Lieferengpässe, weil Transportwege in<br />
China unterbrochen sind.<br />
Der erste Corona-Fall in Deutschland bei<br />
dem bayerischen Automobilzulieferer<br />
Webasto zeigt, wie schnell und spezifisch<br />
auf kritische Ereignisse reagiert werden<br />
kann. Nach Bekanntwerden der Infektionsfälle<br />
hat das Management die Firmenzentrale<br />
umgehend für zwei Wochen geschlossen<br />
und die Belegschaft quasi evakuiert. Währenddessen<br />
arbeitete ein Großteil der 1000<br />
Mitarbeiter im Homeoffice. Als weitere<br />
Maßnahmen wurden sämtliche Reisen nach<br />
China eingestellt und mit einem Ärzte-Team<br />
des Gesundheitsamts die Kontakte der infizierten<br />
Mitarbeiter systematisch getestet.<br />
Sabahudin Dzino von Dekra SE berichtet,<br />
dass momentan alle Großunternehmen<br />
weltweit ihre Präventiv- und Kontrollmaßnahmen<br />
neu überprüfen und ihre BCM-Pläne<br />
– die Abkürzung BCM steht für Business<br />
Continuity Management – aktivieren, um<br />
bei etwaigen Corona-Infektionen in der Belegschaft<br />
rasch reagieren zu können.<br />
„Mit Blick auf die weltweit eng vernetzten<br />
Lieferketten sind nicht nur die Großunternehmen,<br />
sondern jeder Betrieb gut beraten,<br />
die eigene Betriebsfähigkeit hinsichtlich<br />
der Vorstufen und einer massiven Störung<br />
bei einer relevanten Geschäftsaktivität zu<br />
überprüfen“, so der Dekra-Experte. Durch<br />
bisher unbekannte Verknüpfungen – wie<br />
eine Reiseroutine mit nicht angepasster<br />
Hygiene – können etablierte Prozesse mit<br />
einem Mal existenzgefährdende Bedeutung<br />
erlangen. Der Handelskonzern Metro hat<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
eispielsweise in seinen chinesischen Märkten<br />
Kontrollpunkte zur Fiebermessung eingerichtet<br />
und stellt Schutzmaterialien zur<br />
Verfügung.<br />
Norm ISO 22301 bietet den flexiblen<br />
Rahmen<br />
Ob Cyber-Attacken, lokale Naturereignisse,<br />
Gesundheitskrisen oder der Ausfall einer<br />
kritischen Infrastruktur – mit steigender<br />
technischer Komplexität und Vernetzung<br />
werden Störungen nicht nur sehr wahrscheinlich,<br />
sondern fast zwangsläufig. Treiber<br />
dieser Entwicklung sind dicht gekoppelte<br />
Komponenten in den Lieferketten. Die<br />
Expertenorganisation Dekra beschreibt das<br />
Merkmal unserer vernetzten Welt so:<br />
„Selbst kleine, bei einzelner Betrachtung belanglos<br />
erscheinende Ereignisse können sich<br />
in einem stark gekoppelten System zum<br />
handfesten Schadensereignis entwickeln.“<br />
Ein Problem ist, dass die meisten Lieferketten<br />
in ihrer Gesamtheit und Verästelung<br />
für den Einzelnen nicht gänzlich fassbar und<br />
nicht übersichtlich sind. Unternehmen jeder<br />
Betriebsgröße sollten sich daher strukturiert<br />
Gedanken machen, wie die Geschäftsprozesse<br />
robust auszulegen sind, damit beispielsweise<br />
im Falle einer Evakuierung die<br />
Produktion trotzdem dezentral weiterlaufen<br />
kann und auch bei mehreren Störungen der<br />
Geschäftsbetrieb bestmöglich fortgeführt<br />
werden kann.<br />
Die internationale und Ende 2019 revidierte<br />
Norm ISO 22301 zur Errichtung<br />
eines BCM bietet den geeigneten und vor allem<br />
flexiblen Rahmen. Ziel ist eine stärkere<br />
Widerstandsfähigkeit des Betriebs. „Was die<br />
Anforderungen sind, beschreibt die ISO<br />
22301; wie man sie erfüllen kann, erklärt<br />
der Leitfaden ISO 22313.“<br />
Laut Dekra ist die Norm als eine Hilfe zu<br />
sehen, die in Kombination mit dem Notfallund<br />
Krisenmanagement oder Pandemieplänen<br />
hilft, unerwartete Schadensereignisse in<br />
den zentralen Anwendungs- und Unternehmensbereichen<br />
erfassen zu können. Darauf<br />
aufbauend beschreibt die ISO 22313 die<br />
Implementierung eines Business Continuity<br />
Management System.<br />
Welche Aktivitäten haben höchste<br />
Priorität?<br />
Im Mittelpunkt des BCM steht, den Unternehmenskontext<br />
und die für die Produktion<br />
kritischen Aktivitäten zu verstehen und<br />
Vielen deutschen Unternehmen drohen massive Lieferengpässe,<br />
weil Transportwege in China unterbrochen sind.<br />
Bild: chungking/stock.adobe.com<br />
Maßnahmen zu planen. Viele Klauseln der<br />
Norm wurden mit der Revision verschlankt:<br />
wie zum Beispiel der Selbstverpflichtung der<br />
Leitung. Nach wie vor verlangt die ISO<br />
22301 eine klare Verpflichtung der Unternehmensleitung.<br />
„Allerdings fordert die<br />
neue Version vom Management keine aktive<br />
Teilnahme am Üben und Prüfen, sondern sie<br />
beschränkt sich auf das Wesentliche, nämlich<br />
die Leitlinien, Ziele, Ressourcen, Wirksamkeitsprüfung<br />
und kontinuierliche Verbesserung“,<br />
erläutert Dekra-Experte Dzino.<br />
Ein weiterer Fokus ist die Business Impact-<br />
Analyse (BIA). Diese untersucht, welche<br />
Prozesse und Ressourcen höchste Priorität<br />
haben und daher besonders abzusichern<br />
sind. Hierfür sind auch die Wechselwirkungen<br />
mit allen Anspruchsgruppen wie Mitarbeitern,<br />
Geschäftspartnern und Lieferanten<br />
zu berücksichtigen. Bei alledem ist der Faktor<br />
Zeit entscheidend. Das Ergebnis der<br />
Analyse ist die konkrete zeitliche Vorgabe,<br />
wie lange Prozesse und Ressourcen maximal<br />
ausfallen können und welche Unterbrechungsdauer<br />
gerade noch toleriert werden<br />
kann. (dk)<br />
•<br />
Norm für organisierte<br />
Widerstandsfähigkeit<br />
Die ISO 22301:2019 ist die internationale Norm für das Business Continuity<br />
Management (BCM). Das Managementsystem hilft Betrieben jeder Größenordnung,<br />
aktuelle und zukünftige Bedrohungen zu erkennen und damit umzugehen.<br />
Das Ziel ist eine aktive Methode zum Minimieren der Auswirkungen von Vorfällen,<br />
Ausfall- und Wiederherstellungszeiten zu verkürzen sowie Kunden und Lieferanten<br />
Widerstandsfähigkeit zu demonstrieren. Die Norm wurde im November<br />
2019 revidiert. Nach der dreijährigen Übergangsfrist müssen zertifizierte<br />
Standorte bis November 2022 ihr BCM auf die neue Norm umgestellt haben.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 21
news & management<br />
Interim Manager haben<br />
viele Stationen in den unterschiedlichsten<br />
Unternehmen<br />
erlebt. Werden<br />
sie auf Zeit gebucht, bringen<br />
sie neue Impulse ein<br />
und tragen zur Kultur -<br />
entwicklung bei. Bild:<br />
nd3000/stock.adobe.com<br />
Interim Management – viel Erfahrung für begrenzte Zeit<br />
Versierte Grauwölfe<br />
für den Übergang<br />
Unternehmensführung | Früher wurden sie meist für<br />
Sanierungen und Krisenmanagement geholt. Heute<br />
übernehmen Interim Manager immer häufiger komplexe<br />
Change-Projekte oder führen übergangsweise<br />
ein Team.<br />
Wenn sich ein Unternehmen mitten im<br />
Transformationsprozess befindet und der<br />
Personalleiter überraschend kündigt, wird<br />
so mancher Geschäftsführer nervös. Doch<br />
kurzfristig einen Neuen zu finden, der die<br />
Transformation mit vorantreiben kann, ist<br />
schwer.<br />
Ein Interim Manager zur Überbrückung<br />
könnte eine Lösung sein. Der Geschäftsführer<br />
ruft bei Marion Kopmann von Masterhora<br />
an. Aus ihrem Expertenpool mit rund<br />
5500 Senior-Experten führt sie ihm den für<br />
diesen Auftrag passende Interim Managerin<br />
zu: Martina Bongartz hat viel Erfahrung da-<br />
mit, interdisziplinäre Teams zu führen und<br />
sie auf dem Weg der Veränderung zu begleiten.<br />
Auch kennt sie sich gut mit digitalen<br />
Prozessen aus.<br />
Zwei Wochen später beginnt der Projekteinsatz<br />
für die Managerin. Ihr Auftrag: Die<br />
Serviceabteilung zu führen und eine Strategie<br />
zu entwickeln, die IT und Business abteilungsübergreifend<br />
miteinander verbindet.<br />
Zum Job gehört auch, die jeweiligen Systeme,<br />
zum Beispiel im Recruiting oder der Personalentwicklung,<br />
zu automatisieren und<br />
auf einen harmonisierten Stand zu bringen.<br />
„Die Schnittstelle zwischen Business und IT<br />
ist meine Heimat“, sagt die 56-jährige Managerin,<br />
die Führungskraft bei IBM war und<br />
inzwischen zahlreiche Kundenprojekte bei<br />
größeren und mittelständischen Unternehmen<br />
in unterschiedlichen Branchen der Industrie<br />
und im Öffentlichen Sektor begleitet<br />
hat. Oft muss sie sich dabei um die Reorganisation<br />
der Abteilung kümmern und mit<br />
den Mitarbeitern den Nutzen der Digitalisierung<br />
ermitteln.<br />
Martina Bongartz ist eine von rund<br />
10.500 Interim Managern in Deutschland.<br />
Ein Projekteinsatz dauert drei bis sechs Monate<br />
(bei kleineren Aufträgen) und reicht bis<br />
zu langfristigen Aufträgen, die zwölf bis<br />
24 Monate dauern. Change-Management-<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Projekte machen den größten Anteil aus, gefolgt<br />
vom Projektmanagement, der Vakanz-<br />
Überbrückung und Restrukturierungen (siehe<br />
Grafik). Marion Kopmann, Geschäftsführerin<br />
von Masterhora, kennt die Nöte<br />
der Unternehmen, wenn eine wichtige Führungskraft<br />
im Unternehmen ausfällt: „130<br />
Tage dauert es im Schnitt, bis eine Stelle<br />
nachbesetzt werden kann, mit der Folge,<br />
dass Wissen verloren geht und wichtige Projekte<br />
verschoben werden.“ Für das ,kopf -<br />
lose‘ Team bedeute es, in dieser Zeit alles<br />
allein zu schultern, „was mitunter sehr<br />
belastend ist.“ Auch auf Kundenseite reiße<br />
es eine Lücke auf, wenn der wichtige Ansprechpartner<br />
im Unternehmen nicht mehr<br />
verfügbar ist und Qualitätsversprechen<br />
nicht gehalten werden können.<br />
Know-how-Transfer fördern<br />
Gerade im Mittelstand respektive bei geringen<br />
Personalressourcen seien die Manager<br />
auf Zeit als Bindeglied zwischen Geschäftsführern<br />
und mittlerer Führungsebene gefragt.<br />
„Dann kann der Interim Manager<br />
schnell einspringen und das Team führen“,<br />
sagt Marion Kopmann. Die Vorzüge des flexiblen<br />
Personaleinsatzes haben die Auftraggeber<br />
in Zeiten des Fachkräftemangels erkannt:<br />
„Maßgeschneidert, ganz nach Bedarf<br />
können die Experten Vollzeit oder auch nur<br />
drei bis vier Tage pro Woche gebucht werden.“<br />
Die Bindeglied-Funktion habe einen<br />
hohen Nutzwert, „weil der gestandene Manager<br />
sein Erfahrungswissen an den ihm<br />
nachfolgenden festen Mitarbeiter und an<br />
das Team weitergeben und so zu deren Weiterentwicklung<br />
beitragen kann.“<br />
Aufgrund ihres breiten Wissens- und Erfahrungsschatzes<br />
können die Manager auf<br />
Zeit insbesondere bei Change-Projekten, für<br />
denen Unternehmen oft das notwendige<br />
Spezial-Know-how fehlt, mögliche Stolperfallen<br />
erkennen und dadurch den Auftraggebern<br />
viel Geld sparen: „Ihr Drang, schnell<br />
wirksam zu werden und ihr Leistungsversprechen<br />
einzulösen, ist stark ausgeprägt“,<br />
sagt Kopmann. Ein weiterer Grund für die<br />
steigende Nachfrage nach den lebenserfahrenen<br />
Managern ist ihr Einsatz bei schwierigen<br />
oder heiklen Projekte wie Standortschließungen<br />
oder Krisen: „Viele Unternehmen<br />
investieren für solche Projekte in einen<br />
Interim Manager und verschonen ihre Mitarbeiter,<br />
die noch eine Zukunft im Unternehmen<br />
haben.“<br />
Einsatzgebiete deutscher Interim Manager<br />
Change Management<br />
Projektmanagement<br />
Vakanzüberbrückung<br />
Restrukturierung/Sanierung<br />
Prozessoptimierung<br />
Business Development<br />
Digitale Transformation<br />
Consulting<br />
M&A/Post Merger-Integration<br />
Coaching<br />
Strategic Development<br />
3,24%<br />
Die Begleitung von Transformationsprozessen ist nach Aussage der DDIM-Mitglieder in diesem Jahr das häufigste<br />
Einsatzgebiet deutscher Interim Manager. Quelle: DDIM-Mitgliederumfrage 2019 unter 450 Interim Managern<br />
und Providern.<br />
Für die Unternehmen sind die Honorarmanager,<br />
die mit Tagessätzen von durchschnittlich<br />
rund 1100 Euro gut verdienen,<br />
noch aus anderen Gründen unverzichtbar:<br />
„Da sie viele Stationen in den unterschiedlichsten<br />
Unternehmen erlebt haben, bringen<br />
sie neue Impulse ein und tragen zur Kulturentwicklung<br />
bei.“ Die Altersgruppe der 40-<br />
bis 49-Jährigen bestreitet die Hälfte des<br />
Marktes. „Die Grauwölfe sind gefragt, verfügen<br />
sie doch über eine ausgeprägte Gelassenheit<br />
in Druck- und Konfliktsituationen,<br />
gepaart mit einer hohen Problemlösekompetenz.“<br />
4,65%<br />
5,49%<br />
6,48%<br />
6,20%<br />
7,46%<br />
12,39%<br />
11,83%<br />
11,83%<br />
13,52%<br />
Wer passt für welches Projekt?<br />
Auf der Grundlage eines detaillierten Briefings<br />
mit dem Kunden definiert Marion<br />
Kopmann die Anforderungen und Aufgaben<br />
des Projekts, führt mit ihrem Recruiter-<br />
Team daraufhin Interviewgespräche mit potenziellen<br />
Kandidaten und vermittelt dann<br />
einen passenden Interim Manager. „Wir<br />
schauen dabei nicht nur auf die Rolle und<br />
die erforderliche fachliche Kompetenz, sondern<br />
auch, ob die- oder derjenige in die Kultur<br />
des Unternehmens passt.“<br />
Während des Einsatzes ist Masterhora<br />
Ansprechpartner für das Unternehmen und<br />
den Interim Manager. Auch die Vertrags -<br />
gestaltung und ein kurzes Onboarding gehören<br />
zur Dienstleistung: „Wichtig ist, dafür<br />
zu sorgen, dass der temporäre Einsatz im<br />
Unternehmen klar kommuniziert ist und der<br />
Manager die Entscheidungsbefugnisse hat,<br />
die er braucht.“<br />
•<br />
Annette Neumann<br />
Freie Journalistin in Kleinmachnow/Berlin<br />
„Der qualifizierte Consultant auf Zeit geht,<br />
wenn der Auftrag erfüllt ist. Doch seine<br />
Impulse bleiben erhalten“, weiß Marion<br />
Kopmann, Geschäftsführerin des Online-<br />
Netzwerks Materhora. Bild: Kopmann<br />
16,90%<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 23
news & management<br />
Digitale Transformation von innen vorantreiben<br />
Digitalisierung aus<br />
eigener Kraft<br />
Unternehmensenwicklung | Für eine erfolgreiche<br />
Zukunft brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die Digitalisierungsprozesse<br />
kompetent begleiten können.<br />
Der TÜV Nord unterstützt hierbei mit einem maßgeschneiderten<br />
Weiterbildungsprogramm.<br />
Mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen in<br />
Deutschland haben die Digitalisierung in ihrer Geschäftsstrategie<br />
verankert. Damit sind Digitalisierungsmaßnahmen<br />
längst keine Trenderscheinung mehr. Und<br />
noch dazu lohnen sie sich: 54 % der Industrieunternehmen<br />
konnten ihre Prozesse vereinfachen, 35 % ihren<br />
Umsatz steigern und 45 % die Zufriedenheit ihrer Kunden<br />
erhöhen. Dennoch schrecken viele Unternehmen<br />
vor der digitalen Transformation zurück. Die Gründe<br />
hierfür sind vielfältig. Ein Argument, das immerhin<br />
30 % der Industrieunternehmen anführen, ist die un -<br />
zureichende Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Dabei kön-<br />
nen gerade die Beschäftigten zum Erfolgsgarant für die<br />
Unternehmensdigitalisierung aus eigener Kraft werden.<br />
Um die Mitarbeitenden bei dieser Entwicklung in den<br />
Mittelpunkt zu stellen, rief der TÜV Nord bereits 2017<br />
die Digital Academy ins Leben.<br />
Die Digital Academy startete dort als konzernweites<br />
Programm bei das die digitale Transfor mation von<br />
innen vorantreibt, indem Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
motiviert und befähigt werden. Sie alle unabhängig<br />
von Geschäftsbereichen, Aufgaben und Positionen<br />
für die Digitalisierung fit zu machen, ist das Ziel dieser<br />
Akademie.<br />
„Ausgangspunkt für unser Ausbildungsprogramm<br />
waren neue, digitale Anforderungen an unsere operativen<br />
Geschäftsbereiche. Wir haben zudem genau analysiert,<br />
weshalb einige Projekte in der Vergangenheit die<br />
Erwartungen nicht voll er füllt haben“, erklärt Dr. Dietmar<br />
Schlößer, Leiter des Zentralbereichs Digitalisierung/Innovation<br />
bei TÜV Nord.<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
In Workshops lernen die künftigen<br />
Digital Experts die technischen<br />
und organisatorischen Grundlagen<br />
der digitalen Transformation und<br />
wie man digitale Projekte zielgerichtet<br />
planen und umsetzen kann.<br />
Bilder: TÜV Nord<br />
In einem sechswöchigen Programm werden etwa<br />
zehn Teilnehmer zu Digital Experts ausgebildet. Jeder<br />
arbeitet über die Weiterbildung hinaus an einem konkreten<br />
Projekt. Immer im Fokus: der Kunde und die<br />
Frage, wie eine spezifische Herausforderung mithilfe<br />
einer digitalen Lösung gemeistert werden kann. Pass -<br />
genaue, methodische Schulungen unterstützen die Teilnehmer<br />
bei ihrer Projektarbeit. Die Schulungsinhalte<br />
gliedern sich dabei in vier Themenblöcke:<br />
• Unter „Technologien“ fallen IT-Grundlagen der Digitalisierung<br />
wie Data Analytics und Big Data.<br />
• Das Themenfeld „Methoden & Werkzeuge“ vermittelt<br />
Know-how zu moderner Projektarbeit, etwa<br />
Design Thinking und agiles Projektmanagement.<br />
• Inhalte des Themenblocks „Persönlichkeit“ sind beispielsweise<br />
Change Management und Digital Leadership.<br />
• Im Modul „Ethik, Recht & Security“ bilden sich die<br />
Teilnehmer unter anderem zu Cyber Security und<br />
Corporate Responsibility weiter.<br />
Bevor sich die Teilnehmer zertifizierte Digital Experts<br />
nennen dürfen, müssen sie eine zweiteilige Prüfung<br />
bestehen: eine schriftliche Arbeit über die gelernten,<br />
theoretischen Inhalte sowie einen Projektvortrag bei<br />
einem sogenannten Pitch Event. Beim Pitch Event stellen<br />
die Teilnehmer ihr Projekt innerhalb von fünf Minuten<br />
der Konzerngeschäftsleitung und weiteren Gästen<br />
vor. Ziel ist es, Unterstützer für das eigene Projekt zu gewinnen,<br />
um die nötigen Ressourcen für dessen Umsetzung<br />
zu erhalten. „Im Anschluss an die Ausbildung erhöhen<br />
die Digital Experts als Wissensträger und Multiplikatoren<br />
die digitale Kompetenz in den Geschäfts -<br />
bereichen und treiben entsprechende Projekte aktiv voran“,<br />
so Dr. Ellen Rettig, Leiterin der Digital Academy.<br />
Dank Digitalisierung Potenziale aufdecken<br />
Erst im Januar dieses Jahres haben die Teilnehmer der<br />
vierten Ausbildungsrunde das Programm erfolgreich abgeschlossen,<br />
die fünfte Runde steht bereits unmittelbar<br />
bevor. Unter den aktuellen Absolventen ist auch Konrad<br />
Widera von DMT, einem Unternehmen der TÜV Nord<br />
Group. „Das Schulungsprogramm war sehr aufschlussreich<br />
und fordernd zugleich. Es hat Spaß gemacht, sich<br />
so intensiv mit unserer digitalen Zukunft zu beschäftigen“,<br />
sagt der Digital Expert. Seit 2003 ist Widera im<br />
Bereich Industrial Engineering mit dem Thema der<br />
Maschinendiagnose betraut und hat dabei aktuelle<br />
Trends und sich ändernde Kundenbedürfnisse fest im<br />
Blick. Für eine Teilnahme an der Digital Academy hatte<br />
er sich auch deshalb entschieden, weil ihm in seiner täglichen<br />
Arbeit die Herausforderungen der Digitalisierung<br />
immer wieder begegnet sind. „Gerade im Bereich der<br />
Maschinendiagnose stecken enorme Potenziale, um mithilfe<br />
digitaler Lösungen besser planen und effizienter<br />
arbeiten zu können und für die Zukunft gewappnet zu<br />
sein“, erklärt Konrad Widera.<br />
Inzwischen sind auch andere Unternehmen auf die<br />
Digital Academy aufmerksam geworden und wollen das<br />
Weiterbildungsprogramm für ihre Mitarbeitenden nutzen.<br />
„Wir haben großen Zuspruch aus ganz verschiedenen<br />
Branchen erfahren. Aktuell setzen wir bereits das<br />
erste Programm bei einem Kunden um“, berichtet<br />
Dr. Rettig. Dabei können Trainingsinhalte und -laufzeit<br />
individuell auf die Bedürfnisse und Herausforderungen<br />
der jeweiligen Unternehmen angepasst werden. Auch<br />
weitere Maßnahmen zur digitalen Transformation, wie<br />
Veranstaltungsreihen und Mitarbeiternetzwerke, hat<br />
TÜV Nord bereits umgesetzt und werden auch anderen<br />
Unternehmen zur Verfügung gestellt.<br />
Im Januar dieses Jahres erhielt die Digital Academy<br />
für ihre Arbeit rund ums Thema digitale Transformation<br />
eine besondere Auszeichnung. Dr. Schlößer und Dr. Rettig<br />
durften den Deutschen Exzellenz-Preis in der Kategorie<br />
„Transformation“ entgegennehmen. „Dies ist eine<br />
besondere Anerkennung unserer immer weiter wachsenden<br />
Innovationsbewegung“, freut sich Dr. Schlößer. •<br />
Franziska Nieke<br />
TÜV Nord, Hannover<br />
Jede Ausbildungsrunde<br />
findet mit dem Pitch<br />
Event ihren Höhepunkt.<br />
Ziel ist es, Unterstützer<br />
für das Projekt zu gewinnen<br />
und die nötigen Ressourcen<br />
zur Realisierung<br />
zu erhalten.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 25
news & management<br />
Die ganzheitliche<br />
Gestaltung der digitalen<br />
Transformation treibt in<br />
vielen Unternehmen der<br />
Chief Digital Officer<br />
voran. Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
So gelingt die ganzheitliche digitale Transformation<br />
Königsweg zu<br />
höherer Agilität<br />
Strategie | Bemühungen, mit Digitalisierung produktiver<br />
und agiler zu werden, laufen oft ins Leere. Von<br />
Erfolg gekrönt wird die Transformation nur, wenn die<br />
Digitalisierungsstrategie ganzheitlich formuliert und<br />
die Umsetzung systematisch geplant wird.<br />
Die Digitalisierung hat in der produzierenden<br />
Industrie noch keine messbare Steigerung<br />
der Produktivität erzielt. Eine Steigerung<br />
ist jedoch zwingend erforderlich, um<br />
im internationalen Wettbewerb zu bestehen.<br />
So ist dieser Wettbewerb unter anderem<br />
durch einen schwindenden Innovationsvorsprung<br />
bei stabilem Lohnvorsprung gegenüber<br />
Schwellenländern gekennzeichnet.<br />
Gründe für den geringen Erfolg bis -<br />
heriger Digitalisierungsbemühungen sind<br />
vielseitig. Jedoch lässt sich nach Erfahrung<br />
des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der<br />
RWTH Aachen ein Grund unternehmensübergreifend<br />
auffällig oft identifizieren: die<br />
Bemühungen konzentrieren sich meist nur<br />
auf vereinzelte Initiativen in dedizierten<br />
Unternehmensbereichen und -abteilungen.<br />
Damit ist eine Umsetzung des eigentlichen<br />
Potenzials der Digitalisierung – nämlich eine<br />
systemübergreifende Prozessoptimierung<br />
und Kollaboration – nur schwer möglich.<br />
Vielmehr müssen Unternehmen ihre Digi -<br />
talisierungsstrategie ganzheitlich formu -<br />
lieren und die Umsetzung systematisch<br />
planen.<br />
Die Digitalisierung ist der vielversprechendste<br />
Befähiger, damit Unternehmen agiler<br />
werden. In Zeiten hoher Volatilität verändern<br />
sich sowohl Wettbewerbsbedingungen<br />
als auch Kundenwünsche mit einer teils<br />
überwältigenden Dynamik. Unternehmen<br />
müssen in diesem dynamischen Umfeld fähig<br />
sein, sich flexibel, iterativ und vorausschauend<br />
an neue Situationen anzupassen.<br />
Eine derartige Agilität wird für Unternehmensstrategien<br />
eine immer zentralere Rolle<br />
spielen.<br />
Die Umsetzung dieser Strategie betrifft<br />
alle Bereiche des Unternehmens – vom Verständnis<br />
des Kundenwunsches über die Produktentwicklung<br />
bis hin zur Produktion.<br />
Allen voran müssen die sich ändernden<br />
Kundenwünsche durch Vertrieb, Service,<br />
Produktmanagement etc. zeitnah erkannt<br />
werden. Dies erfordert vor allem einen<br />
nachhaltigen und engen Kundenkontakt.<br />
Klassische Geschäftsmodelle mit nur einmaliger<br />
Transaktion und sporadischem Kundenkontakt<br />
in Form von Serviceverträgen<br />
sind dafür nicht geeignet. Die Digitalisierung<br />
ermöglicht neue, datenbasierte Ge-<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
schäftsmodelle, in denen Kunden verstärkt<br />
in die Unternehmensprozesse des Herstellers<br />
eingebunden werden. Vor allem im Maschinen-<br />
und Anlagenbau können Hersteller<br />
digitale, servicebasierte Leistungsangebote<br />
entwickeln, um das traditionelle „Zusatz-<br />
geschäft“ in ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal<br />
zu verwandeln. Ein Beispiel<br />
digitaler Geschäftsmodelle ist die Subskription<br />
– ein Geschäftsmodell, bei dem Leistungsversprechen<br />
abonniert werden.<br />
Erkenntnisse über sich ändernde Kundenwünsche<br />
müssen schnell in neue Produkte<br />
umgesetzt werden. Für eine schnelle<br />
und kundenfokussierte Produktentwicklung<br />
bieten sich agile Entwicklungsprinzipien an,<br />
die in der Industrie schnell Verbreitung<br />
gefunden haben. Sie ersetzen klassische,<br />
sequentielle Produktentwicklungsprozesse<br />
und garantieren durch den iterativen Ansatz<br />
eine hohe Kundenfokussierung. So kann ein<br />
höherer Kundennutzen bei gleichzeitiger<br />
Reduktion der Entwicklungszeiten erreicht<br />
werden.<br />
Auch in der Produktion kann Digitalisierung<br />
zu höherer Agilität befähigen. Einerseits<br />
gilt es, im engen Zusammenspiel mit<br />
der Produktentwicklung iterativ Prototypen<br />
herzustellen, um Entwicklungszeiten zu verkürzen.<br />
Andererseits gilt es, in der Serienproduktion<br />
schnell und optimal auf Störungsereignisse<br />
zu reagieren. Digitalisierung<br />
kann dabei die Komplexität eines Produk -<br />
tionssystems objektivieren und die Mitarbeiter<br />
so bei agilen Entscheidungsfindungen<br />
unterstützen. Laut einer Studie des WZL<br />
aus dem Jahr 2019 schätzen etwa nur 20 %<br />
der befragten Unternehmen den Beitrag ihres<br />
Produktionssystems zur Agilität als hoch<br />
ein. Um einen Austausch zwischen For-<br />
Mit Zertifikatkurs zum Chief Digital Officer<br />
Die ganzheitliche Gestaltung der digitalen Transformation obliegt in vielen Unternehmen<br />
dem Chief Digital Officer (CDO). Um aktuelle und zukünftige Fach- und Führungspersönlichkeiten<br />
zu stärken, findet vom 22. bis 26. Juni 2020 auf dem RWTH Aachen Campus der<br />
Zertifikatkurs „Chief Digital Officer“ statt. In Fachvorträgen und interaktiven Workshops<br />
werden den Teilnehmenden aktuelle Erkenntnisse und Best Practices vermittelt, um ihre<br />
Kompetenzen in den Bereichen Agile Produktentwicklung, Industrie 4.0 in der Produktion,<br />
Smart Services, Digitale Geschäftsmodelle, KI, Digitale Transformation, Leadership und IT-<br />
Sicherheit weiter zu entwickeln. Weitere Infos unter: http://hier.pro/jGDhR<br />
Weiterentwicklung und Implementierung von<br />
Produktsystemen 4.0<br />
„Production Systems Community“ als Teil des Global Production Management Centers auf dem RWTH Aachen<br />
Campus. Unternehmen sind eingladen, daran teilzunehmen. Bild: WZL<br />
schung und Praxis zur Implementierung von<br />
Produktionssystemen im Kontext von Industrie<br />
4.0 zu fördern, hat das WZL deshalb<br />
die „Production Systems Community“ gegründet<br />
(siehe Chart).<br />
In allen Unternehmensbereichen steigen<br />
mit höherer Volatilität des Marktumfeldes<br />
gleichzeitig die Komplexitäten von Produkten<br />
und Prozessen. Übersteigen sie das<br />
menschliche Verständnisvermögen oder bieten<br />
sich drastische Vereinfachungspotenziale,<br />
so liegt der Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) nahe. KI kann etwa dabei helfen,<br />
ideale, jedoch nicht nichttriviale Produkt -<br />
designs automatisiert zu identifizieren. Vor<br />
allem für 3D-Druck-Technologien ist dies<br />
eine attraktive Möglichkeit, um Entwicklungsaufwände<br />
deutlich zu reduzieren. In<br />
der Auftragsabwicklung kann KI in Form<br />
von Process Mining dazu beitragen, Durchlaufzeiten<br />
und Prozesskosten erheblich zu<br />
reduzieren. Nicht zuletzt ist KI für zahlreiche<br />
Formen digitaler Geschäftsmodelle notwendig,<br />
um automatisiert Kundenangebote<br />
bereitzustellen und um das Kundennutzungsverhalten<br />
in Form großer Datenmengen<br />
zu verarbeiten.<br />
Die Vielzahl möglicher Digitalisierungsmaßnahmen<br />
erschweren es Unternehmen,<br />
die richtigen Maßnahmen zu priorisieren<br />
und umzusetzen. Sie müssen jedoch aus der<br />
Unternehmensstrategie eine Digitalisierungsstrategie<br />
ableiten und diese in eine<br />
Digitalisierungs-Roadmap überführen.<br />
Neue Methoden, Jobprofile sowie Organisationsstrukturen<br />
sind notwendig, um das<br />
Potenzial der Digitalisierung effektiv zu entfalten.<br />
Die ganzheitliche Gestaltung der digitalen<br />
Transformation obliegt in vielen Unternehmen<br />
dem Chief Digital Officer. •<br />
Prof. Günther Schuh, Andreas Gützlaff,<br />
Sven Cremer, Yuan Liu<br />
WZL der RWTH Aachen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 27
VERANSTALTER: FRAUNHOFER-INSTITUT<br />
FÜR PRODUKTIONSTECHNOLOGIE IPT<br />
TURNING DATA<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 29
technik & wissen<br />
Digitalisierung und Internet der Dinge sind Treiber für die Cloud<br />
Highspeed-Innovation<br />
aus der Wolke<br />
Cloud Computing | Deutsche Firmen sind auf dem Weg in die<br />
digitale Transformation. Wichtiges Vehikel dafür: die Cloud.<br />
Das Vertrauen in das Konzept ist gewachsen. Edge Computing<br />
bringt zusätzliches Tempo und Sicherheit. ❧ Markus Strehlitz<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Weltweit gesehen ist Cloud Computing<br />
auf dem Weg zur Brot-und-Butter-Technologie.<br />
Bild: sdecoret/stock.adobe.com<br />
„Die deutschen Unternehmen haben sich mittlerweile<br />
sehr stark geöffnet“, sagt Detlef Krause, General Manager<br />
für das Deutschland-Geschäft von Servicenow. Die<br />
US-Company bietet IT-Service-Management aus der<br />
Cloud an. Und auf das Cloud Computing bezieht Krause<br />
auch seine Aussage. Deutschland ist bei diesem Thema<br />
kein Entwicklungsland mehr. Neben Experten wie<br />
Krause belegen auch Studien (siehe Kasten), dass die<br />
Firmen hierzulande ihre Scheu vor IT aus der Wolke abgelegt<br />
haben.<br />
Kraus bestätigt, dass dies mal anders war. „Vor drei<br />
oder vier Jahren haben sich deutsche Unternehmen<br />
noch schwer getan bei der Cloud-Nutzung.“ Doch mittlerweile<br />
wachse das Geschäft von Servicenow in<br />
Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern besonders<br />
stark. „Das ist natürlich auch ein Aufholgeschäft“,<br />
so Krause. Die Deutschen schließen jetzt die Lücke zu<br />
den Cloud-Vorreitern.<br />
Im Mittelstand sind die Hürden kleiner<br />
Weltweit gesehen ist Cloud Computing auf dem Weg<br />
zur Brot-und-Butter-Technologie. 75 Prozent der Großunternehmen<br />
habe entweder Cloud-Anwendungen im<br />
Einsatz oder sind gerade dabei, solche einzuführen. Das<br />
ist das Ergebnis einer Studie des Service- und Beratungsanbieters<br />
Infosys, für die 853 Manager aus der Führungsebene<br />
befragt wurden. Diese gehören zu Unternehmen<br />
aus den USA, Europa, Australien und Neuseeland.<br />
54 % der Befragten sehen Applikationen aus der<br />
Wolke als Grundlage für den digitalen Wandel ihres<br />
Unternehmens. Die Cloud liefert die Technik, die dafür<br />
notwendig ist.<br />
Das gilt nicht nur für große Firmen. Auch Mittelständler<br />
setzen zunehmend auf die Wolke. „Die Akzeptanz<br />
ist massiv gestiegen“, berichtet Veit Brücker, der<br />
beim Cloud-Pionier Salesforce das Mittelstandsgeschäft<br />
in der deutschsprachigen Region verantwortet. Die<br />
Cloud ermögliche es mittelständischen Unternehmen im<br />
Wettbewerb mithalten zu können, weil sie auf diese<br />
Weise die gleichen Technologien einsetzen könnten wie<br />
die großen Firmen.<br />
Markus Hannen glaubt sogar, dass die Hürden bei<br />
privatgeführten Unternehmen für den Gang in die<br />
Cloud oft kleiner sind. „Die Entscheidungswege sind<br />
Gelassenheit tut gut<br />
Vor ein paar Jahren war Cloud Computing fast<br />
eine Ideologiefrage. Die einen warnten vor Sicherheitsproblemen,<br />
die anderen vor Wettbewerbsnachteilen,<br />
wenn man die Möglichkeiten nicht<br />
nutze. Nun ist Gelassenheit eingekehrt. Das Konzept<br />
funktioniert. Und es gibt Lösungen, die Innovation<br />
und Datenschutz<br />
miteinander in Einklang<br />
bringen. Das ist gut – weil<br />
Firmen so Technik nutzen<br />
können, die ihnen sonst verwehrt<br />
bliebe.<br />
kürzer. Und es gibt die Bereitschaft, auch mal etwas auszuprobieren“,<br />
so Hannen, Vicepresident bei PTC – einem<br />
Anbieter von Lösungen für das Produktlebenszyklusmanagement,<br />
Internet der Dinge und Augmented<br />
Reality. „Erfolgreiche Mittelständler haben sich immer<br />
wieder neu erfunden. Und das wird auch im Kontext<br />
der Digitalisierung der Fall sein.“<br />
Die Bedenken bei den kleinen und mittleren Unternehmen<br />
hätten sich gelegt, meint auch Brücker. „Bei Gesprächen<br />
über Cloud Computing steht der Datenschutz<br />
nicht mehr so im Vordergrund wie früher. Heute geht es<br />
eher um die Frage: Wie lässt sich die digitale Transformation<br />
stemmen?“<br />
Technik für neue Geschäftsmodelle<br />
Denn wer in dieser bestehen will, braucht Technik auf<br />
dem neuesten Stand – etwa zum Analysieren großer Datenmengen.<br />
Zum einen lassen sich damit neue Geschäftsmodelle<br />
erschließen. Zum anderen bleiben Firmen<br />
für junge Mitarbeiter nur dann attraktiv, wenn sie<br />
auch Arbeitsplätze mit modernen IT-Systemen bieten<br />
können.<br />
Die für die Digitalisierung notwendige Innovationsgeschwindigkeit<br />
könne nur die Cloud gewährleisten,<br />
meint Krause. „Wir bieten in jedem neuen Release im<br />
Schnitt zwischen 200 und 500 Innovationen.“<br />
Ins gleiche Hörn stößt Jim Heppelmann, CEO von<br />
PTC. Teile des Portfolios von PTC können Anwender<br />
bereits aus der Cloud beziehen. Und dieser Teil soll noch<br />
kräftig ausgebaut werden. „Im Laufe der Zeit wollen<br />
wir unsere gesamtes Konzept in ein multimandanten-fähiges<br />
Software-as-a-Service-Modell umwandeln“, so<br />
Heppelmann.<br />
Auch er sieht die Innovationsgeschwindigkeit als einen<br />
wesentlichen Vorteil der Cloud. Die Anwender von<br />
Markus Strehlitz<br />
Freier Mitarbeiter <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 31
technik & wissen<br />
PTCs Cloud-Services würden alle drei Wochen automatisch<br />
auf das neuste Software-Upgrade gebracht.<br />
Die Verwaltung der im eigenen Haus installierten<br />
Software sei für Unternehmen zu kompliziert und der<br />
Aufwand für Upgrades zu groß, meint Heppelmann.<br />
Daher sieht er generell die Zukunft in SaaS-Modellen<br />
(Software as a Service). „Es wird ein Prozess sein, aber<br />
letztlich werden wir alle dort landen“, glaubt Heppelmann<br />
mit Blick auf die gesamte Software-Branche.<br />
Industrie setzt auf das Internet der Dinge<br />
Treiber innerhalb des großen Themas Digitalisierung ist<br />
das Internet der Dinge (IoT). Gerade für Industrieunternehmen<br />
wächst die Bedeutung von entsprechenden<br />
Technologien. Mehr als jedes Vierte der deutschen Unternehmen<br />
aus der Industrie und den industrienahen<br />
mation benötigt. Dazu zählen zum Beispiel Funktionen,<br />
um Maschinendaten auszuwerten. Diese wiederum<br />
können die Basis für eine vorausschauende Wartung<br />
bilden.<br />
Diese Plattformen führen die IT- und die OT (Operational<br />
Technology) zusammen. Denn das ist eine komplexe<br />
Angelegenheit. „Es gibt viele Schnittstellen und<br />
Protokolle. Die vielen Endgeräte müssen überhaupt erst<br />
miteinander verbunden werden“, erklärt Marco Becker,<br />
Senior Consultant bei IDC. Es braucht daher eine Integrationsschicht,<br />
welche die Daten zusammenzieht und<br />
auf ein einheitliches Niveau bringt, damit sie überhaupt<br />
verarbeitet werden können.<br />
„Solche IoT-Landschaften wachsen. Deshalb setzt<br />
fast jedes dritte Unternehmen, das wir befragt haben, eine<br />
IoT-Plattform ein“, so Becker. „Wenn man sich die<br />
Jim Heppelmann, CEO von PTC,<br />
sieht die Zukunft in Software as a<br />
Service: „Es wird ein Prozess sein,<br />
aber letztlich werden wir alle dort<br />
landen.“ Bild: PTC<br />
„Vor drei oder vier Jahren haben<br />
sich deutsche Unternehmen noch<br />
schwer getan bei der Cloud-Nutzung“,<br />
sagt Detlef Krause, General<br />
Manager für das Deutschland-Geschäft<br />
von Servicenow. Das habe sich<br />
mittlerweile geändert.<br />
Bild: Servicenow<br />
Branchen hat bereits erste IoT-Projekte umgesetzt<br />
(28 %). In der Pilotierung befinden sich zurzeit 15 %.<br />
Und ein hoher Anteil der Firmen plant und evaluiert<br />
(47 %) aktuell neue IoT-Projekte.<br />
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des<br />
Marktforschungshauses IDC. Befragt wurden IT- und<br />
Fachentscheider aus 258 Organisationen mit mehr als<br />
100 Mitarbeitern aus den Branchen diskrete Fertigung,<br />
prozessorientierte Fertigung, Energie-, Wasserversorgung<br />
und Abfallentsorgung, Handel sowie Transport,<br />
Logistik und Verkehr.<br />
Die Technik für IoT kommt aus der Cloud – genauer<br />
gesagt von Plattformen wie etwa Siemens Mindsphere,<br />
Adamos oder PTCs Thingworx. Dort können sich Unternehmen<br />
wie aus einem Werkzeugkasten die Cloud-<br />
Services herauspicken, die sie für ihre digitale Transfor-<br />
Projekte anschaut, kommt man zu dem Ergebnis: Ein<br />
umfassende IoT-Umsetzung und der Einsatz entsprechender<br />
Plattformen gehen Hand in Hand.“<br />
IoT-Projekt innerhalb von ein bis zwei Tagen<br />
Mithilfe solcher Plattformen lassen sich die Möglichkeiten<br />
von IoT schnell erschließen. Wie schnell, erklärt Oliver<br />
Gürtler, Senior Director der Cloud und Enterprise<br />
Business Group bei Microsoft Deutschland. Mit Azure<br />
bildet Microsoft die technische Grundlage für viele der<br />
auf dem Markt bekannten Plattformen. Gleichzeitig bietet<br />
die Software-Company aber auch einen eigenen Baukasten<br />
mit Cloud-Diensten. „Einsteiger können ein IoT-<br />
Projekt mit Azure ohne viel Spezialwissen innerhalb von<br />
ein bis zwei Tagen umsetzen, wenn sie nur die vorgefertigten<br />
Software-Bausteine nutzen“, berichtet Gürtler.<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
”<br />
„Eine umfassende IoT-Um -<br />
setzung und der Einsatz<br />
entsprechender Plattformen<br />
gehen Hand in Hand.“<br />
Darüber hinaus stellt die Cloud die nötige Rechenpower<br />
für Anwendungen, die komplexe Infrastrukturen<br />
benötigen und nur mit hohem Aufwand im Unternehmen<br />
selbst umgesetzt werden können. Dazu zählen zum<br />
Beispiel Virtual Reality und Machine Learning.<br />
Ein eindrucksvolles Beispiel wie sich dank Cloud<br />
Computing die Nutzung von selbstlernenden Systemen<br />
voranbringen lässt, liefert das Deutsche Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR). Das dortige Institut für<br />
Robotik und Mechatronik nutzt unter anderem die<br />
Computer Engine von Googles Cloud-Plattform, um<br />
den humanoiden Roboter Justin mithilfe von Deep<br />
Learning zu trainieren.<br />
Dabei wird auch mit Simulationen gearbeitet. „Wir<br />
simulieren Hunderte von Welten parallel, in denen Justin<br />
sich gleichzeitig bewährt und seine Strategie verbessert“,<br />
erklärt Berthold Bäuml, der am DLR das Labor<br />
für autonome lernende Roboter leitet. Doch das erfordere<br />
„massive Rechenleistung“, so Bäuml.<br />
Die kommt aus der Cloud, die immer die aktuelle<br />
Technologie und die IT-Konfiguration liefert, die gerade<br />
gefragt ist. Hinzu kommt: Der Bedarf an Rechenleistung<br />
ist nicht immer gleich. „In der Cloud bezahlen wir<br />
nur das, was wir wirklich brauchen. Es steht somit keine<br />
Hardware in unserem Institut herum, die nur gelegentlich<br />
im Einsatz ist.“<br />
Bäuml und sein Team nutzen die Cloud-Technik<br />
auch, um die Signale der Haut auszuwerten, mit der die<br />
Roboterhand überzogen ist. „Obwohl es die Haut<br />
schon seit zehn Jahren gibt, lassen sich die Signale erst<br />
jetzt mit dem Deep-Learning-Verfahren auswerten“, so<br />
der Wissenschaftler.<br />
Quelle: Marco Becker, IDC<br />
<br />
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<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 33
technik & wissen<br />
Manchmal müssen Rechenoperationen aber auch direkt<br />
vor Ort ausgeführt werden, weil zum Beispiel eine<br />
kurze Reaktionszeit verlangt wird. Das DLR nutzt dafür<br />
dann Edge-Computing – eine Sonderform des Cloud<br />
Computing, bei der die Anbieter einen Teil ihrer Dienstleistung<br />
im Unternehmen bereitstellen.<br />
Der Bedarf an Edge-Computing wächst, weil sich damit<br />
eine Lücke schließen lässt. „Alle Daten müssen ja<br />
erst mal zu einer IoT-Plattform gebracht werden, um<br />
dort verarbeitet zu werden. Und nach der Analyse werden<br />
sie wieder zurückgeschickt. Das dauert eine gewisse<br />
Zeit“, erklärt Becker von IDC. Für gewisse Anwendungsfälle<br />
sei das nicht sinnvoll. Mit Edge Computing<br />
Mehrwert in Pilotprojekten oder planen das zu tun. Der<br />
größte Treiber für 34 % der Unternehmen seien die dadurch<br />
deutlich schnelleren Transaktionen bis hin zur<br />
Echtzeitverarbeitung. „Wir gehen davon aus, dass 2022<br />
bereits 40 Prozent der initialen IoT-Analysen am Edge<br />
stattfinden werden“, sagt Elena Georg, Projektleiterin<br />
und Consultant bei IDC.<br />
Edge Computing aus Deutschland<br />
Wer die Möglichkeiten nutzen möchte, die sich durch<br />
Edge-Computing ergeben, kann seit kurzem auch auf<br />
ein Angebot aus Deutschland zurückgreifen. Gemeinsam<br />
haben die Technikanbieter German Edge Cloud,<br />
Der humanoide Roboter<br />
Justin wird mithilfe von<br />
Deep Learning trainiert.<br />
Die Rechenpower dafür<br />
kommt aus der Cloud.<br />
Bild: DLR<br />
bringe man daher die Analyse zum Ort der Datenentstehung.<br />
Gürtler von Microsoft sieht für dieses Modell eine<br />
große Zukunft. „Wir glauben, dass sich künftig mehr<br />
Intelligenz auf das IoT-Gerät verlagern wird. Unsere<br />
Schlagworte sind daher Intelligent Cloud und Intelligent<br />
Edge“, sagt Gürtler. Das bedeute, die klassische Rechenzentrums-Struktur<br />
zu verlassen und SaaS-Lösungen direkt<br />
auf dem IoT-Gerät zu platzieren.<br />
Die IDC-Studie bestätigt seine Einschätzung. Edge<br />
Computing sei für den industriellen Sektor besonders<br />
relevant, heißt es dort. 24 % der Befragten verarbeiten<br />
bereits Daten am Edge, weitere 60 % prüfen derzeit den<br />
Bosch, IoTOS und Rittal eine Edge-Cloud-Lösung namens<br />
Oncite entwickelt. Damit erhalte die Fertigungsund<br />
Automobilzuliefererindustrie eine hochverfügbare<br />
und schlüsselfertige All-in-One-Lösung für die aktuellen<br />
Anforderungen der Fahrzeugbauer sowie gleichzeitig eine<br />
Lösung für eigene Digitalisierungsmaßnahmen, heißt<br />
es von Seiten der Hersteller.<br />
Oncite basiert auf einem hochverfügbaren und skalierbaren<br />
Edge-Cloud-Rechenzentrum. Dieses steht vor<br />
Ort in der Fabrik. Die Daten werden daher zeit- und<br />
ortsnah erfasst, gespeichert, verarbeitet und ausgewertet.<br />
So lassen sich mit Oncite etwa Machine-Learning-<br />
Technologien nutzen.<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Google habe man daher verstanden, dass die Zukunft in<br />
der hybriden Lösung liegt.<br />
„Das Core Data Center, ob im Unternehmen oder in<br />
der Cloud, wird nach wie vor relevant für umfassende<br />
und rechenintensive Analysen bleiben“, sagt Elena<br />
Georg von IDC. Wichtig sei, die leistungs- und kostenoptimale<br />
Balance zwischen Cloud, eigenem Rechenzentrum<br />
und dem Edge zu finden.<br />
•<br />
Deutschland<br />
geht in die Cloud<br />
Oncite basiert auf einem hochverfügbaren und skalierbaren Edge-<br />
Cloud-Rechenzentrum, das vor Ort in der Fabrik steht und Daten<br />
werden zeitnah erfasst und verarbeitet. Bild: Rittal<br />
Anwender behält die Kontrolle<br />
Neben der schnelleren Verarbeitung der Daten direkt<br />
vor Ort bietet Edge Computing noch einen weiteren<br />
großen Vorteil: Sensible Informationen bleiben innerhalb<br />
der Firmenmauern und werden nicht auf einen externen<br />
Rechner in die Cloud geschickt.<br />
„Dadurch, dass alle gesammelten Daten vor Ort bleiben,<br />
behält der Anwender die volle Kontrolle und entscheidet<br />
selbst, ob und wie er die verarbeiteten Daten an<br />
die verschiedenen digitalen Produktionsplattformen der<br />
OEMs und Top-Tier-Supplier übermittelt“, erklärt Sebastian<br />
Ritz, Geschäftsführer von German Edge Cloud.<br />
Viele Experten glauben, dass die Zukunft hybriden<br />
Modellen gehören wird. Will heißen: Unternehmen nutzen<br />
sowohl Cloud-, als auch Edge- sowie Onpremise-<br />
Lösungen – also Systeme, die im eigenen Unternehmen<br />
installiert sind. Welches Modell gewählt wird, hängt<br />
dann von den Anforderungen ab, welche die entsprechenden<br />
Anwendungen und Daten stellen.<br />
„Wir sehen zwar am Markt ein sehr viel intensiveres<br />
Nachfragen unserer Kunden nach Cloud-Lösungen“,<br />
berichtet Annette Maier, die Chefin von Google Cloud<br />
in Deutschland. „Aber viele nutzen nach wie vor auch<br />
Onpremise-Systeme.“<br />
Das werde auch so bleiben. Es werde auch künftig<br />
Dinge geben, die im eigenen Unternehmen bereitgestellt<br />
werden müssen. „Dass in den kommenden Jahren alles<br />
in die Cloud wandern wird, ist utopisch“, so Maier. Bei<br />
In Deutschland strömen Unternehmen verstärkt in<br />
Richtung Public Cloud, heißt es in einer Analyse des<br />
Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ISG.<br />
Weltweit betrug das Jahreswachstum den ISG-Analysten<br />
zufolge 14 %, während es in Deutschland 25 % waren.<br />
Die Zahlen beziehen sich auf die globalen Märkte<br />
für Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Softwareas-a-Service<br />
(SaaS).<br />
Grund für die steigenden Cloud-Ausgaben ist der Studie<br />
zufolge die rasch wachsende Menge an Daten von<br />
Seiten der Kunden und aus dem Internet der Dinge. Die<br />
in der Cloud verfügbaren Analysewerkzeuge helfen den<br />
Unternehmen dabei, diese Daten zu erfassen und zu interpretieren.<br />
„Die Leistungen der Public Cloud-Anbieter und ihrer<br />
Service-Partner haben mittlerweile ein beachtliches Niveau<br />
erreicht“, sagt Heiko Henkes, Director und Principal<br />
Analyst bei ISG sowie Lead-Autor der Studie. „Dies<br />
trifft sowohl auf die angebotenen Werkzeuge als auch<br />
auf Plattformen, Services und Leistungsversprechen, die<br />
SLAs, zu.“ Zudem verzeichne der Markt immer neue<br />
Anbieter – zum Teil Ausgliederungen von Konzernen,<br />
die sich auf Spezialbereiche der Cloud spezialisieren.<br />
Bei der Auswahl von Cloud-Anbietern legen deutsche<br />
Unternehmen besonderen Wert auf den Standort der<br />
Rechenzentren, den Managed-Services- beziehungsweise<br />
Partner-Support und die Vertragsflexibilität – und<br />
weniger auf das Portfolio der angebotenen Funktionen.<br />
Besondere Bedeutung kommt im deutschen Markt den<br />
Analysten zufolge auch den Datenschutzgesetzen zu,<br />
welche die lokale Speicherung bestimmter Daten vorschreiben.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 35
technik & wissen<br />
Festo nutzt Methoden künstlicher Intelligenz<br />
Von KI profitieren<br />
Automatisierung | Die Kernkompetenzen der Fabrik -<br />
automation in eine KI-gestützte, digitalisierte Fertigung<br />
von morgen zu überführen, ist eine der großen<br />
Chancen für mehr Produktivität. ❧ Nico Schröder<br />
Bereits heute sind Maschinen- und Anlagenbetreiber<br />
durch Fähigkeiten künstlicher Intelligenz (KI) sowie<br />
entsprechender Sensorik in der Lage, Betriebsdaten zu<br />
erhalten und nützlich auszuwerten. Daten können<br />
direkt, also in Echtzeit ausgewertet werden, um mehr<br />
über Abhängigkeiten und Wechselwirkungen im Herstellprozess<br />
zu erfahren. Digitalisierung und KI unterstützen<br />
Anlagenbetreiber dabei, komplexe Produktionsprozesse<br />
transparenter zu erleben und besser steuern zu<br />
können.<br />
Als Automatisierer fokussiert sich Festo aktuell<br />
darauf, seine Kernkompetenz der Fabrikautomation in<br />
die KI-gestützte, digitalisierte Produktion von morgen<br />
zu überführen. Heute analysieren Algorithmen die<br />
Daten aus Maschinen und ermöglichen Vorhersagen<br />
über Ausfälle oder verhindern diese. Künftig sollen<br />
Algorithmen komplex-vernetzte Wertströme beobachten,<br />
steuern, navigieren, kontrollieren und regeln. Sie<br />
werden Entscheidungen des Menschen wohl nicht ersetzen,<br />
ihn bei der Entscheidungsfindung allerdings enorm<br />
unterstützen.<br />
Die klassische Automatisierungspyramide mit linearer<br />
Verbindung zwischen Fertigungsebene und Unternehmensebene<br />
löst sich auf. Ihre Struktur verändert sich<br />
in Richtung einer vernetzten, synchronisierten Pro -<br />
duktion. Gleichzeitig entstehen mit der Digitalisierung<br />
virtuelle Abbilder von Maschinen, Anlagen und Wertströmen.<br />
Der entscheidende Vorteil dabei: In der computergenerierten<br />
Simulation lassen sich Prozesse, Parametrierungen<br />
und Konfigurationen durchspielen, ohne<br />
in bestehende und laufende Produktionen eingreifen zu<br />
müssen. Rüst- und Stillstandszeiten verringern sich, was<br />
Kosten und Zeit spart. Und es stellt ein unverzichtbares<br />
Vorgehen für Länder mit hohem Lohnanteil in den Herstellkosten<br />
dar, um im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig<br />
zu bleiben.<br />
„Die hohe Produktivität durch Vollautomatisierung<br />
erfordert zum Beispiel die Bevorratung vieler Ersatzteile<br />
und einen hohen Personalaufwand in der vorbeugenden<br />
Instandhaltung. KI, hier im Speziellen maschinelles Lernen<br />
mit Anomalie-Erkennung, wird dazu beitragen,<br />
diese Kosten in Zukunft zu senken“, meint Dr. Oliver<br />
Jung, Vorstandsvorsitzender von Festo.<br />
Produktionsoptimierung mit künstlicher Intelligenz<br />
Um durch eingesetzte Algorithmen einen Mehrwert zu<br />
erreichen und die Effizienz zu steigern, sei es unerlässlich,<br />
Anwendungen genau zu bestimmen. Nur wenn die<br />
Daten zielgerichtet vorstrukturiert und in ausreichender<br />
Menge verfügbar seien, würde man befriedigende<br />
Ergebnisse erhalten: „Wir haben in unseren eigenen<br />
Werken in einem Produktionsprozess die Qualitätssicherung<br />
mit KI unter die Lupe genommen und festgestellt,<br />
dass der Big-Data-Ansatz aus dem Consumer-<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Digitalisierung und KI<br />
unterstützen Anlagenbetreiber<br />
dabei, komplexe<br />
Produktionsprozesse<br />
transparenter zu erleben<br />
und besser steuern zu<br />
können. Bild: Festo<br />
Markt in der Industrie nicht zum Erfolg führt. Also erst<br />
als wir das Expertenwissen der Maschinenbediener mit<br />
den passenden statistischen Methoden einer KI zusammengebracht<br />
haben, ist es uns gelungen, die Effizienz<br />
signifikant zu steigern“, erklärt Jung.<br />
Momentan konzentriert sich Festo vor allem auf KI-<br />
Auswertungen on-edge, also direkt an der Komponente,<br />
oder on-premise innerhalb eines Produktionsnetzwerkes.<br />
Das spare Kosten, garantiere Echtzeitauswertungen<br />
und vermeide Latenzen. Nur aufwändige Auswertungen<br />
über weltweit verteilte Werke hinweg würden die großen<br />
Rechenleistungen einer angebundenen Cloud-Infrastruktur<br />
benötigen.<br />
Digitale Komponenten sollen neuen Geschäfts -<br />
modellen den Weg ebnen und dabei immer auch einen<br />
erkennbaren Mehrwert bieten. Ein gängiger Ansatz auf<br />
dem Weg dorthin besteht aktuell darin, technische<br />
Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen, um notwendige<br />
Maßnahmen vor einem Anlagenausfall zu starten.<br />
Dashboards und das IoT-Gateway CPX-IOT von<br />
Festo sollen dies als smarte Komponenten ermöglichen.<br />
Die schlüsselfertigen, vorkonfigurierten Dashboards<br />
erfordern keine zusätzliche Programmierung oder<br />
Installation von Software. Die Daten verbessern die<br />
betriebliche Transparenz für Produktionsleiter und<br />
Bediener. Weiterverarbeitung und Langzeitauswertung<br />
von Daten finden in der Cloud statt. Dashboards visualisieren<br />
die gewonnenen Informationen. Damit werden<br />
Maschinenbauer wie Endanwender in mehreren Schritten<br />
über eine Visualisierung und Datenaufbereitung<br />
unterstützt. Im Ergebnis bedeutet das mehr Produktivität<br />
durch bessere Auslastung (OEE), geringere Kosten<br />
durch mehr Energieeffizienz und weniger Stillstand aufgrund<br />
umfassender Diagnose, Condition Monitoring<br />
”<br />
„Als wir das Expertenwissen<br />
der Maschinenbediener mit<br />
passenden statistischen Methoden<br />
einer KI zusammengebracht<br />
haben, ist es uns gelungen,<br />
die Effizienz signifikant zu<br />
steigern.“<br />
Quelle: Dr. Oliver Jung, Vorstandsvorsitzender der Festo AG. Bild: Festo<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 37
technik & wissen<br />
und verbesserter Instandhaltung. Außerdem können<br />
Anlagenbetreiber die Prozessleistung ihrer Maschinen<br />
über verschiedene Standorte hinweg vergleichen und<br />
Potenziale zum Energiesparen identifizieren. Die Daten<br />
sind jederzeit abrufbar.<br />
Mit KI wächst der Automatisierungsgrad<br />
Ein IoT-Gateway, quasi als Hardware für unbegrenzte<br />
Kommunikation, verbindet Komponenten und Module<br />
aus der Feldebene wie etwa die Automatisierungsplattform<br />
– inklusive Ventilinsel und Energie-Monitoring-<br />
Modul – über ihre OPC-UA-Schnittstelle mit der Festo-<br />
Cloud. Das Gateway sammelt über eine ethernetbasierte<br />
Schnittstelle und ein standardisiertes<br />
Kommunikationsprotokoll Informationen<br />
und Daten über Festo-Geräte und deren<br />
Anlagenwartung terminieren, nachverfolgen und auswerten<br />
können. Ein digitaler Wartungskalender soll die<br />
Wartung einfacher, schneller und sicherer machen, wenn<br />
eine gegenseitige Prüfung von Anlagenbedienern und<br />
Produktionsleitern erfolgt und viele Wege und Abstimmungen<br />
entfallen.<br />
Smartenance ist cloudbasiert und herstellerunspezifisch.<br />
Die Anwendung soll selbsterklärend und damit<br />
leicht und schnell einzurichten sein. Sie soll ein einfacher<br />
und kostengünstiger Einstieg in die Welt der Digitalisierung<br />
sein, der aus zwei Teilen besteht: einem<br />
mobilen Wartungskalender als App für Smartphones<br />
und Tablets und einem Dashboard als Webseite für Produktionsleiter,<br />
mit dem sie Wartungsaufgaben verwalten<br />
und dokumentieren können. Das Dashboard kann<br />
bequem im Web-Browser aufgerufen werden.<br />
Smartenance ist eine<br />
digitale Wartungs-App<br />
für Anlagenbediener und<br />
Produktionsleiter.<br />
Bild: Festo<br />
Sicherer Weg in die Festo-<br />
Cloud und Zugang zu<br />
individueller Digitalisierung:<br />
das Gateway CPX-<br />
IoT. Bild: Festo<br />
aktuelle Zustände. Über den zweiten Ethernetanschluss<br />
sendet es diese Informationen mit IoT-Protokollen in<br />
die Cloud. Das vorkonfigurierte Dashboard visualisiert<br />
die passenden Informationen und erspart mühevolle<br />
Programmierarbeit. Geeignete IT-Sicherheitsmechanismen<br />
gewährleisten dabei die Datensicherheit.<br />
Mit dem IoT-Gateway können bestehende Produktionsanlagen<br />
ohne größere Eingriffe KI-fähig gemacht<br />
werden. Algorithmen und Modelle lassen sich direkt auf<br />
dem Gerät und ohne Änderung der SPS aktualisieren –<br />
unabhängig von der Rechenleistung und den freien Ressourcen<br />
der SPS.<br />
Festo nutzt sein Wissen aus industriellen Anwendungen<br />
und aktuellen Entwicklungen der Informationstechnik,<br />
um Online-Anwendungen für die industrielle Automation<br />
umzusetzen. Über ein App-basiertes Wartungsmanagement<br />
soll die papierlose Wartung vorangetrieben<br />
werden. Eine App namens Smartenance steht zum<br />
Download bereit, sodass Produktionsleiter ein Dash -<br />
board aufrufen können. Via App sollen Endkunden die<br />
Nach dem Download über die App-Stores von Apple<br />
oder Google erwerben Anwender eine Lizenz für in der<br />
Festo-App-World. Mit dieser übertragen sie ihre Aufgaben<br />
und Wartungsintervalle aus der Dokumentation ihrer<br />
Anlage selbstständig, die sie vom Maschinenbauer<br />
bekommen haben. Danach ist das System sofort einsatzbereit.<br />
Jeder Anlagenbediener kann sämtliche Aufgaben<br />
sehen und bearbeiten. Produktionsleiter haben automatisch<br />
alle erledigten und offenen Aufgaben im Blick.<br />
Auch für Maschinenbauer ist App-basierte Lösung<br />
interessant. Sie können die Wartungsaufgaben für jede<br />
Anlage direkt in eine digitale Lösung überführen und<br />
ihren Kunden als Mehrwert zur Anlage weitergeben.<br />
Wartungsanleitungen lassen sich digital mit Bildern, Videos<br />
und PDFs erweitern. Damit können Teammitglieder<br />
auf einfache Weise zusammenarbeiten. Softwarebasiert<br />
kommt die Wartungsaufgabe direkt zum Anwender,<br />
der alle Vorteile eines digitalen Wartungsmanagements<br />
nutzen kann, denn alle relevanten Aufgaben sind<br />
auf Knopfdruck verfügbar.<br />
•<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Industrie<br />
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C A M S y s t e m<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 39
technik & wissen<br />
Das sensorische Walzwerkzeug<br />
ermittelt die<br />
Walzkraft und sendet die<br />
Daten per Bluetooth an<br />
die Plattform.<br />
Plattformbasierte Lösungen zur Prozessüberwachung<br />
Von der Insel<br />
auf die Plattform<br />
Digitalisierung | Gerade auch der Mittelstand kann<br />
von plattformbasierten Systemen profitieren. Mit<br />
ihnen lassen sich Fertigungsprozesse flexibel überwachen,<br />
dokumentieren und optimieren.<br />
Die Digitalisierung bietet in nahezu allen<br />
Bereichen der Industrie die Möglichkeit,<br />
Abläufe und Prozesse zu optimieren und zu<br />
automatisieren. Die Basis dafür beruht auf<br />
dem Dreisatz aus Erfassung, Analyse und<br />
Auswertung von Daten. Dank immer<br />
besserer Sensoren ist das Erfassen von<br />
Daten mittlerweile fast überall und zu jeder<br />
Zeit möglich. Analyse und Auswertung der<br />
so gewonnenen Informationen können entweder<br />
über Insellösungen erfolgen oder<br />
über Plattformen. Welche Vorteile Plattformen<br />
gegenüber Insellösungen auszeichnen<br />
und welche Herausforderungen bei ihrer<br />
Implementierung zu beachten sind, zeigt ein<br />
Projekt von Ecoroll, das vom Mittelstand<br />
4.0-Kompetenzzentrum Hannover unterstützt<br />
wurde.<br />
Bei Insellösungen werden jeweils nur die<br />
Datenquellen miteinander verknüpft, die für<br />
die jeweilige Anwendung gebraucht werden.<br />
Aufgrund ihrer Individualität erfordern sie<br />
meist einen hohen Programmieraufwand.<br />
Ein weiterer Nachtteil isolierter Lösungen<br />
ist, dass sie nur wenig Flexibilität bieten.<br />
Eine nachträgliche Konfiguration oder Anpassung<br />
an veränderte Bedingungen erfordert<br />
weitere Ressourcen. Den Anforderungen<br />
der Industrie 4.0, in der sich die Szenarien<br />
häufig ändern und unterschiedlichste<br />
Datenquellen miteinander verknüpft werden,<br />
sind Insellösungen daher letztlich nicht<br />
oder nur unzureichend gewachsen.<br />
Plattform-Lösungen sind flexibler<br />
Plattformbasierte Lösungen sind hier klar<br />
im Vorteil. Sie können nicht nur unterschiedliche<br />
Datenquellen horizontal mit -<br />
einander verknüpfen, sondern bieten auch<br />
die vertikale Vernetzungen mit anderen Daten-Systemen.<br />
Der Fertigungsprozess kann<br />
daher über die Plattform auch überwacht,<br />
dokumentiert und bedarfsgerecht optimiert<br />
werden. Wie eine solche Plattform für die<br />
Fertigung von Werkzeugen aufgesetzt werden<br />
kann, zeigt eine Plattform zur Prozessüberwachung<br />
von Walzwerkzeugen von<br />
Ecoroll. Das Projekt weist zudem einen Weg<br />
auf, mit dem auch kleine und mittlere Unternehmen<br />
Plattformsysteme kostengünstig<br />
implementieren können. Das Mittelstand<br />
4.0-Kompetenzzentrum Hannover, das die<br />
Einführung unterstützte, ist eines von 26 regionalen<br />
Kompetenzzentren, die im Rahmen<br />
des Förderschwerpunkts Mittelstand-<br />
Digital vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie gefördert werden.<br />
Um eine Plattform zur Prozessüberwachung<br />
aufzusetzen, bedarf es zunächst auf<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Die vernetzte Werkzeugmaschine<br />
im Einsatz am<br />
Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum<br />
Hannover.<br />
Bilder: Mittelstand 4.0-<br />
Kompetenzzentrum Hannover<br />
gung der Daten erfolgt mithilfe eines ein -<br />
fachen und kostengünstigen Raspberry Pi,<br />
auf dem zugleich über das grafische Entwicklungswerkzeug<br />
Node-Red eine erste<br />
lokale Visualisierung sowie die Dokumen -<br />
tation und Auswertung der Daten vorgenommen<br />
wird. Für die Prozessüberwachung<br />
wird auf diese Weise ein Walzkraft-Zeit-<br />
Diagramm erstellt, das die gewalzte Strecke<br />
dokumentiert und zugleich durch das Auswerten<br />
der Daten bei Bedarf eine Optimierung<br />
des Walzprozesses ermöglicht.<br />
Mithilfe des so konstruierten Plattformsystems<br />
wird der Walzprozess genau dokumentiert.<br />
Das Ergebnis ist eine hohe<br />
Produktionstransparenz und der Nachweis<br />
eines einwandfreien Herstellungsprozesses.<br />
Das ist gerade bei der Produktion sicherheitsrelevanter<br />
Bauteile von großer Bedeutung,<br />
stärkt aber generell auch die Beziehung<br />
zwischen Kunden und Werkzeughersteller,<br />
da nun alle Daten des Herstellungsprozesses<br />
einsehbar sind und nachvollzogen<br />
werden können.<br />
der Maschinenebene Sensoren, die prozessrelevante<br />
Parameter erfassen. Im Projekt<br />
wurde diese Erfassung über ein von Ecoroll<br />
entwickeltes sensorische Walzwerkzeug gewährleistet.<br />
Dieses erfasst während des<br />
Walzvorgangs die am Werkstück anliegende<br />
Walzkraft sowie den Akkustand des Walzwerkzeugs.<br />
Beide Daten können via Bluetooth<br />
vom Walzwerkzeug an ein Empfangsgerät<br />
gesendet und verarbeitet werden. Das<br />
sen sorische Walzwerkzeug schafft damit die<br />
Daten-Grundlage für das Plattformsystem,<br />
das zur Prozessüberwachung dann auch<br />
weitere Informationen der Werkzeugmaschine<br />
verarbeitet – etwa Steuerungsdaten<br />
wie die Spindeldrehzahl.<br />
Aufbau des Plattformsystems<br />
Die Herausforderungen beim Aufsetzen des<br />
Plattformsystems bestanden vor allem darin,<br />
dass es keine Vorbilder für die Prozessüberwachung<br />
eines Walzprozesses gab. Entsprechend<br />
fehlten Erfahrungswerte hinsichtlich<br />
der Prozess- und Störgrößensensitivität.<br />
Auch über die Zuverlässigkeit der Anbindung<br />
des sensorischen Walzwerkzeugs ans<br />
Plattformsystem war nichts bekannt. Nicht<br />
zuletzt war zu klären, ob sich durch die<br />
plattformbasierte Prozessüberwachung und<br />
den daraus abgeleiteten Auswertealgorithmen<br />
überhaupt Mehrwerte für die Fertigungsoptimierung<br />
generieren lassen.<br />
Für die Umsetzung wurde mit Adamos<br />
ein Plattformsystem gewählt, das eine Zusammenführung<br />
der Werkzeug- mit den<br />
Maschinendaten ermöglicht. Die Übertra-<br />
Einstieg in die Predictive Maintenance<br />
Zugleich bietet das Plattformsystem die<br />
Möglichkeit, Wartung und Reparatur der<br />
Walzwerkzeuge am jeweiligen Bedarf anstatt<br />
an starren Terminen auszurichten. Ermöglicht<br />
wird damit der Einstieg in die vorausschauende<br />
Wartung. Für einen Hersteller,<br />
dessen Werkzeuge meist auf kundenseitig<br />
vorhandenen Werkzeugmaschinen eingesetzt<br />
werden, ergibt sich daraus ein klarer<br />
Wettbewerbsvorteil.<br />
Der Aufwand dieses Plattformsystems ist<br />
im Vergleich zu Insellösungen gering. Es<br />
kann auch von kleinen und mittleren Unternehmen<br />
gut umgesetzt werden. •<br />
Christian Teige<br />
IFW der Leibniz Universität Hannover<br />
Dr.-Ing. Michael Rehe<br />
Geschäftsführer des Mittelstand 4.0-<br />
Kompetenzzentrum Hannover<br />
Datenvisualisierung<br />
Darstellung von Walzwerkzeug-Daten mit dem Tool Node-Red und der IoT-Plattform Adamos. Bild: IFW<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 41
Durch die konsequente<br />
Weiterentwicklung seines<br />
Angebots im Bereich Digitalisierung<br />
will DMG<br />
Mori seinen Kunden helfen,<br />
über den gesamten<br />
Shop Floor hinweg ihre<br />
Produktivität zu steigern.<br />
Bilder: DMG Mori<br />
Produktionslösungen für eine anspruchsvolle Zukunft<br />
Den Shop Floor<br />
fest im Blick<br />
Fertigung | Ganzheitliche Lösungen für die Digitalisierung<br />
und die Automation waren zentrale Themen<br />
der Hausausstellung von DMG Mori. Premiere feierten<br />
zudem mehrere Maschinen. ❧ Mona Willrett<br />
Die DMC 65 H Monoblock vereint durch ihr spezielles<br />
Maschinenkonzept die Flexibilität und Ergonomie<br />
einer 5-Achsen-Vertikalmaschine mit der Produktivität<br />
und Prozesssicherheit eines Horizontalbearbeitungszentrums.<br />
„Wir geben auch in herausfordernden Zeiten<br />
weiter Gas“, sagte Christian Thönes.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der DMG Mori<br />
AG kündigte anlässlich der traditionellen<br />
Hausausstellung in Pfronten an: „Wir investieren<br />
konsequent in unsere Infrastruktur<br />
sowie in Zukunftstechnologien.“ Er betonte,<br />
die Branche erlebe einen Umbruch. Künftig<br />
seien Komplettlösungen gefragt, die den<br />
Kunden helfen, ihre Produktivität über den<br />
gesamten Shop Floor und entlang der ganzen<br />
Wertschöpfungskette zu steigern. Entsprechend<br />
standen die Digitalisierung und<br />
die Automatisierung in Pfronten besonders<br />
im Fokus. Zentrale Themen waren:<br />
• die durchgängige Konnektivität aller Maschinen<br />
im Standard,<br />
• das Celos-Update aller Versionen,<br />
• das Kundenportal myDMG Mori und<br />
• Tulip als einfacher Weg zu eigenen Apps.<br />
Seit der japanisch-deutsche Maschinenbauer<br />
auf der Messe EMO 2013 Celos erstmals<br />
präsentierte, wurde das App-basierte Bedien-<br />
und Steuerungssystem kontinuierlich<br />
ausgebaut und erweitert. Das System ist<br />
heute weltweit in den Steuerungen von<br />
mehr als 20.000 Maschinen des Herstellers<br />
im Einsatz. Jetzt können Kunden ein PLCunabhängiges<br />
Update auf die aktuelle Version<br />
durchführen – und zwar von jeder bestehenden<br />
Version der letzten sechs Jahre.<br />
Der DMG Mori Messenger zeigt mittels<br />
konfigurierbaren Dashboards den aktuellen<br />
Status der Maschinen auf einen Blick und ist<br />
nun auch für alle mit DMG Mori-Connectivity<br />
vernetzen Maschinen und Geräte in der<br />
Produktion einsetzbar.<br />
Module für durchgängig digitale Prozesse<br />
Für die ganzheitliche Steuerung, Kontrolle<br />
und Dokumentation maschinenorientierter<br />
Serviceprozesse ist seit der EMO 2019 das<br />
Kundeportal myDMG Mori im Angebot.<br />
Innerhalb weniger Wochen hatten sich rund<br />
4000 Kunden mit ihrem Maschinenpark<br />
registriert. Bis Ende des laufenden Jahres<br />
sollen es 20.000 User sein. Via myDMG<br />
Mori können Serviceanfragen auf Knopfdruck<br />
gestartet und versendet werden. Ein<br />
interaktives Anfrageformular soll Missverständnisse<br />
verhindern, spezifizierte Serviceanfragen<br />
und optional angehängte Fotos<br />
oder Videos erreichen den Serviceexperten<br />
ohne Umwege. Dabei ist die Funktionalität<br />
des Kundenportals nicht auf DMG Mori-<br />
Produkte beschränkt. Mit einem Upgrade<br />
auf die Wartungs- und Instandhaltungs-<br />
Plattform Werkbliq lässt sich das Leistungsspektrum<br />
für den gesamten Maschinenpark<br />
des Kunden erschließen.<br />
Ebenfalls auf der EMO letzten Herbst<br />
angekündigt, feierte die Kooperation zwischen<br />
DMG Mori und dem amerikanischen<br />
Software-Anbieter Tulip in Pfronten Premiere.<br />
Die Kernidee dahinter: Manuelle Handlungsstränge<br />
beim Bedienen von Maschinen<br />
oder Montageprozessen werden über Tulip-<br />
Apps Schritt für Schritt visualisiert und mit<br />
relevanten Datenabfragen angereichert. Das<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Industrie<br />
System führt den Bediener durch jeden einzelnen<br />
Prozessschritt und erfasst dabei<br />
wichtige digitale Statusdaten. Den Kunden<br />
stehen repräsentative Anwendungsfälle in<br />
einer App-Bibliothek zur Verfügung. Zudem<br />
können sie über die No-Code-Plattform von<br />
Tulip ohne IT-Know-how und spezielle Programmierkenntnisse<br />
eigenständig Manufacturing-Apps<br />
erstellen. Damit will der<br />
Maschinenbauer vor allem kleinen und<br />
mittleren Kunden den Einstieg in die digitale<br />
Fertigung erleichtern.<br />
Als weiteren Meilenstein auf dem Weg zu<br />
durchgängigen digitalen Services sieht<br />
DMG Mori die strategische Beteiligung am<br />
Softwareunternehmen up2parts. Das Ziel<br />
dabei: Insbesondere den Dienstleistern unter<br />
Die DMC 65 H Monoblock vereint die<br />
Flexibilität und Ergonomie einer 5-Achsen<br />
Vertikalmaschine mit der Produktivität und<br />
Prozesssicherheit eines Horizontalbearbeitungszentrums.<br />
Die Maschine eignet sich<br />
insbesondere fürs prozesssichere Bearbeiten<br />
von Aerospace-Strukturbauteilen. Werkzeug-<br />
und Formenbauer profitieren von der<br />
Möglichkeit Bauteile direkt mit Tieflochbohrungen<br />
bis 550 mm auf einer Maschine<br />
zu bearbeiten. Durch die clevere Gestaltung<br />
des Arbeitsraums und den beidseitig gelagerten<br />
Schwenkrundtisch lassen sich sowohl<br />
hohe Spanntürme als auch 5-Achsen Bauteile<br />
mit bis zu 600 kg bearbeiten.<br />
Um die massiv steigende Nachfrage nach<br />
Automation befriedigen zu können, will<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
Die neue Lasertec 30<br />
Dual SLM ist mit zwei<br />
600-W- Lasern ausgestattet,<br />
deren Scanfelder jeweils<br />
den gesamten Bauraum<br />
abdecken. So sind<br />
Aufbauraten von bis zu<br />
90 cm 3 /h möglich.<br />
17 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
den Kunden mit einer KI-gestützten geometrischen<br />
Bauteilanalyse das Erstellen von Arbeitsplänen<br />
zu vereinfachen. Auf deren<br />
Grundlage lassen sich – quasi in Echtzeit –<br />
qualifizierte Preiskalkulationen für individuelle<br />
Bauteile erstellen.<br />
Zu den Maschinen, die anlässlich der<br />
Hausausstellung ihre Premiere feierten, gehören<br />
das Horizontalbearbeitungszentrum<br />
DMC 65 H Monoblock und die 3D-Druckanlage<br />
Lasertec 30 Dual SLM. Das neue<br />
Flaggschiff im Pulverbettverfahren verfügt<br />
über ein hochpräzises Optikmodul mit zwei<br />
600-W-Lasern, die gemeinsam ein Bauteil<br />
oder parallel mehrere Werkstücke aufbauen<br />
können. Die Produktivität steigt dadurch<br />
laut DMG Mori um bis zu 80 %. Die An -<br />
lage ermöglicht Aufbauraten von bis zu<br />
90 cm 3 /h. Zudem sollen Anwender von<br />
einer Präzision profitieren, die über dem Industriestandard<br />
liegt. Der Bauraum der Anlage<br />
misst 300 mm x 300 mm x 300 mm.<br />
DMG Mori künftig alle Maschinenmodelle<br />
mit entsprechenden Lösungen anbieten.<br />
Thönes erwartet hier ein schnelles Wachstum.<br />
Entsprechend demonstrierte ein Großteil<br />
der Pfrontener Exponate die Automatisierungskompetenz<br />
des Maschinenbauers.<br />
Im Rahmen einer Pressekonferenz nannte<br />
Thönes auch einige vorläufige Zahlen<br />
zum Geschäftsverlauf des Vorjahres. Der<br />
Umsatz habe sich um +2 % auf 2.701,5 Mio<br />
Euro erhöht. Das EBIT stieg auf 221,7 Mio<br />
Euro, was einer EBIT-Marge von 8,2 % entspreche.<br />
Der Free Cashflow verbesserte sich<br />
um +9 % auf 168,8 Mio Euro. Der Manager<br />
sagte: „2019 war für uns – trotz eines<br />
schwierigen Marktumfelds – ein sehr erfolgreiches<br />
Jahr mit erneuten Rekordwerten.<br />
Während die Werkzeugmaschinenbranche<br />
zum Teil deutlich höhere Einbußen hinnehmen<br />
musste, entwickelte sich auch unser<br />
Auftragseingang besser und erreichte plangemäß<br />
2.563,1 Millionen Euro.“ •<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20<br />
media.industrie.de<br />
43
Die Neuheiten aus der<br />
digitalen Welt erregten<br />
Aufmerksamkeit auf der<br />
Messe K 2019. Der<br />
hydraulische „Allrounder<br />
270 S compact“ auf dem<br />
Arburg-Stand ist zum<br />
Beispiel die erste<br />
Spritzgießmaschine, die<br />
der Käufer selbst konfi -<br />
gurieren und online<br />
bestellen kann.<br />
Bild: Arburg<br />
Maschinenhersteller treiben Industrie 4.0 voran<br />
Die Digitalisierung<br />
verändert den Spritzguss<br />
Spritzgießmaschinen | Die Hersteller von Maschinen<br />
und Peripherie rüsten ihre neuen Anlagen mit immer<br />
mehr Industrie-4.0-Features hoch. Schon jetzt bringt<br />
die Digitalisierung einiges an Mehrwert im Blick auf<br />
Effizienz, Qualität, Transparenz und Verfügbarkeit<br />
der Teileproduktion.<br />
❧ Olaf Stauß<br />
Noch sind die digitalen Features sehr heterogen. Die<br />
Entwickler lassen kreative Ideen wirklich werden, die<br />
früher oder später die Wettbewerber zwingen, nachzuziehen<br />
und Ähnliches auf die Beine zu stellen – manchmal<br />
auf ganz anderem Wege. Es war spannend, dies auf<br />
der Weltleitmesse K 2019 im Oktober zu beobachten.<br />
Die Fertigung erhält ein moderneres Gesicht. Es<br />
entsteht ein Bild, wie das digitalisierte Spritzgießen in<br />
Zukunft aussehen könnte – und welche Vorteile bereits<br />
greifbar sind. Spritzgießmaschinenbauer Arburg zum<br />
Beispiel gab bekannt, dass all seine „Allrounder“ genannten<br />
Maschinen künftig mit einer „Basis Connectivity“<br />
ausgestattet werden. Das heißt, sie verfügen über<br />
ein IIoT-Gateway und können so vernetzt werden mit<br />
Plattformen und externen Software-Tools.<br />
Dies wird in absehbarer Zukunft zum Standard<br />
werden. Es wird dann keine neue Spritzgießmaschine<br />
(SGM) mehr geben, die nicht via Web kommunikationsund<br />
venetzungsfähig ist. Denn dies ist die Grundvoraussetzung<br />
für Funktionen, an die sich die Betreiber – obgleich<br />
teilweise noch sehr neu – bereits gewöhnen: den<br />
Sofort-Überblick über alle Anlagen und ihren Wartungszustand,<br />
die Überwachung über eine Leitwarte, die<br />
Prozessdokumentation durch das lückenlose Sammeln<br />
von Daten und nicht zuletzt Fernwartungs-Services.<br />
Features, die heute schon die Produktivität steigern.<br />
Jeder Anbieter strukturiert und benennt sie etwas<br />
anders. Arburg subsummiert sie unter der Bezeichnung<br />
„arburgXworld“ für sein Kundenportal. Sumitomo<br />
(SHI) Demag fasst sie im webbasierten Software-Paket<br />
„myConnect“ zusammen, das der deutsch-japanische<br />
Hersteller zur K 2019 einführte. Auch andere Hersteller<br />
haben ihre Portale oder bauen daran.<br />
Digitalisieren – herausfordernd für Verarbeiter<br />
Es ist kaum zwei Jahre her, dass Arburg die Digitalisierung<br />
zur „Chefsache“ machte und eine „Road to Digitalisation“<br />
mit Zielrichtung K 2019 definierte. Inter -<br />
disziplinäre Teams machten sich an die Arbeit. Für die<br />
Hersteller ist die Digitalisierung eine riesige Herausforderung,<br />
zumal die Branche als Vorreiter gilt. Mindestens<br />
ebenso gilt dies für die Betreiber der Anlagen, die<br />
Kunden. Dies betonte Dr. Stefan Engleder, CEO des<br />
Maschinenherstellers Engel Austria, als er auf der K‘ die<br />
nach Jahren erstmals rückläufigen Auftragszahlen der<br />
Branche kommentierte. „Wir investieren auch in Zeiten<br />
des Abschwungs“, sagte er. „Durch die neuen Anforderungen<br />
aus der Digitalisierung steigt der Beratungs -<br />
bedarf unserer Kunden weiter an. Dieser Entwicklung<br />
tragen wir mit Investitionen in unsere Kundentechnika<br />
Rechnung.“ Ähnliches gilt für Wettbewerber.<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
technik & wissen<br />
Für Kunststoffverarbeiter, die jetzt investieren wollen<br />
oder müssen, empfiehlt sich, zunächst die eigenen<br />
Bedarfe anzuschauen und Wünsche zu definieren. ‚Wie<br />
könnte die Spritzgießproduktion der Zukunft für uns<br />
idealerweise aussehen?‘, hieße die entscheidende Frage.<br />
Mit dieser Zielvorstellung im Rücken sollten die Verarbeiter<br />
bei den Anbietern anfragen und vergleichen. Oder<br />
sich mit entsprechenden Forderungen an die vertrauten<br />
Partner auf Herstellerseite wenden. Denn momentan ist<br />
alles im Fluss, vieles wird möglich. Die Anbieter sind<br />
sogar darauf angewiesen, Zielvorstellungen der Betreiber<br />
zu erfahren. „Das Feedback unserer Kunden fließt<br />
unmittelbar zurück in die Entwicklung“, sagte Engleder<br />
in Düsseldorf. Der Ideenreichtum, den die Maschinenanbieter<br />
bisher zeigen, spricht dafür.<br />
Machen wir uns auf die Spur der Neuheiten, die der<br />
digitalen Spielwiese entsprungen sind und auf der K‘<br />
gezeigt wurden. So hat Arburg mit dem kleinen Allrounder<br />
270 S compact mit 350 kN Schließkraft eine erste<br />
SGM im Angebot, die sich über eine App online konfigurieren<br />
und bestellen lässt. Im Vergleich zu anderen<br />
hydraulischen Standard-Maschinen sei der Kauf mit<br />
25 % geringeren Investitionen verbunden, heißt es bei<br />
Arburg. Für den Betreiber eröffnet die Option die<br />
Chance, Kosten zu minimieren. Sie zielt damit in<br />
dieselbe Richtung wie die neueren Angebote von<br />
KraussMaffei, gebrauchte Maschinen über die Web-<br />
Platform Gindumac zu beziehen, oder ältere Maschinen<br />
einem „digitalen Retrofit“ zu unterziehen und kommunikationsfähig<br />
zu machen.<br />
Interessant ist auch die neue Arburg-App „Virtual<br />
Control“, die die Maschinensteuerung simuliert und<br />
dem Bediener eine Offline-Programmierung ermöglicht,<br />
Dr. Stefan Engleder,<br />
CEO von Engel Austria:<br />
„Durch die neuen Anforderungen<br />
aus der Digitalisierung<br />
steigt der<br />
Beratungsbedarf unserer<br />
Kunden“. Der Maschinenhersteller<br />
investiert<br />
daher weiter in Kundentechnika.<br />
Bild: Engel<br />
und „Self Service“. Diese interaktive App hilft dem<br />
Bediener, Abhilfe bei Störungen selbst zu finden. In einer<br />
kostenpflichtigen Ausbaustufe bietet sie eine geführte<br />
Fehlerbehebung. „Damit machen wir dem Bediener<br />
unsere Datenbank zugänglich, die bisher alleine<br />
unserem Service-Personal für Problemlösungen vorbehalten<br />
war“, sagt Arburg-Experte Oliver Schäfer.<br />
Die Loßburger führten auf ihrem Stand außerdem<br />
eine Turnkey-Anlage vor, die vollautomatisch Uvex-<br />
Sonnenbrillen produziert, inklusive Qualitäts kontrolle.<br />
Eine der dabei zu beobachtenden Besonderheiten war<br />
der Füllassistent, den Arburg mit Partner Simcon entwickelte.<br />
In Relation zur aktuellen Schneckenposition<br />
wird der Füllgrad des Bauteils in Echtzeit erfasst und als<br />
3D-Grafik animiert. Da die Offline-Simulation und die<br />
smart plastics<br />
Ungeplante Ausfälle vermeiden<br />
Industrie 4.0 – smart plastics erhöhen die Ausfallsicherheit<br />
Intelligente Energieketten, Leitungen und Linearlager sagen Austauschtermine im laufenden<br />
Betrieb voraus und integrieren sich nahtlos in Ihre Prozesse (vorausschauende Wartung).<br />
Dank smart plastics steigt die Anlagenverfügbarkeit und die Wartungskosten sinken.<br />
Video "Industrie 4.0 – vorausschauende Wartung" unter igus.de/smartplastics<br />
plastics for longer life ®<br />
Tel. 02203-9649-800 info@igus.de<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 45
technik & wissen<br />
Sollgeometrie des Bauteils zuvor eingelesen wurden (die<br />
SGM „kennt“ ihr Spritzteil, heißt es bei Arburg), kann<br />
der Maschinenbediener leicht den Ist- und Soll-Füllgrad<br />
des letzten Zyklus vergleichen.<br />
Interessant ist, welche alternative Idee der Wett -<br />
bewerber Engel zur K 2019 mitbrachte. Die Österreicher<br />
kooperieren fortan mit Autodesk. Noch für 2020<br />
kündigten sie die Lösung „Sim Link“ an, bei der Ergebnisse<br />
aus dem Simulationsprogramm Moldflow von<br />
Autodesk in die Engel-Spritzgießmaschinensteuerung<br />
übertragen werden. „Gemeinsam mit Autodesk schließen<br />
wir die Lücke zwischen dem digitalen Zwilling und<br />
dem realen Spritzgießprozess“, erklärte Dr. Johannes<br />
Kilian in Düsseldorf, Leiter Simulation und Regelungstechnik<br />
bei Engel. Reizvoll ist daran auch, dass nicht<br />
nur die Simulationsergebnisse für das Einrichten der<br />
SGM herangezogen werden können. Auch der umgekehrte<br />
Weg ist möglich. Die Prozess- und Messdaten<br />
lassen sich in Moldflow importieren und können dazu<br />
beitragen, die Simulation zu verbessern.<br />
Bei Arburg-Maschinen wird der aktuelle Füllgrad in einer<br />
3D-Grafik visualisiert und ermöglicht Vergleiche mit der<br />
zuvor durchgeführten Simula tion. Bild: Arburg<br />
Das modulare System<br />
„easyTrace“ von Krauss-<br />
Maffei dient als<br />
„Dol metscher“ auf der<br />
Datenautobahn: Es<br />
sammelt alle relevanten<br />
Produk tionsdaten und<br />
überträgt sie an kunden-<br />
spezifische Systeme zur<br />
Auswertung.<br />
Bild: KraussMaffei<br />
Für Industrie 4.0 wichtig ist Transparenz im Gesamtprozess.<br />
Dafür braucht es übergeordnete Plattformen –<br />
diese Sicht hatte Engel-Chef Dr. Engleder bereits auf<br />
dem Weg zur Fakuma 2018 engagiert vorgetragen. Auf<br />
der K 2019 machte er nun publik, dass sein Unternehmen<br />
an dem übergreifenden Marktplatz Adamos teilnimmt,<br />
„weil es nicht nur die Maschinen von Engel<br />
gibt, sondern auch die von Wettbewerbern sowie Peripheriegeräte<br />
von vielen anderen Anbietern“.<br />
Adamos ist eine Allianz vom Maschinenbau für den<br />
Maschinenbau für die Zukunftsthemen Industrie 4.0<br />
und Industrial Internet of Things (IIoT). Die Technologie<br />
integriert verschiedene digitale Plattformen wie etwa<br />
das Engel-Portal „e-connect“. „Nur damit lässt sich<br />
eine Datendurchgängigkeit über alle Produkte und<br />
Marken erzielen“, betonte Engleder. Die Technologie<br />
biete die Voraussetzungen, dass der Verarbeiter auch in<br />
digitaler Zukunft „die jeweils bestgeeigneten Anbieter<br />
für seine ganz individuellen Anforderungen frei auswählen<br />
kann“.<br />
Datendurchgängigkeit ist eine der großen Aufgaben<br />
in der digitalen Transformation. Jeder SGM-Hersteller,<br />
der schlüsselfertige Anlagen anbietet, löste sie bisher auf<br />
andere Weise. Die Wittmann-Gruppe etwa kreiierte als<br />
Komplettanbieter eine Speziallösung, bei der eigene<br />
Peripheriegeräte de facto plug&play in die „Smart<br />
WorkCell“ integriert werden – ein Pluspunkt für die<br />
eigene Produktmarke.<br />
So richtig zur Geltung kommen die Vorzüge von<br />
Industrie-4.0-Features erst mit einer MES-Lösung. Bei<br />
ihr laufen alle Produktionsdaten in einer Leitwarte<br />
zusammen. Doch ein MES ist teuer und die Installation<br />
wegen fehlender Schnittstellen oft aufwändig, die Hürde<br />
hoch. Um die Vorzüge von Industrie 4.0 auch kleine-<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
TorqueControl4.0<br />
Integrierte<br />
Drehmentüberwachung<br />
für Industrie 4.0<br />
ren Verarbeitern zugänglich zu machen, hat Spritzgießmaschinenbauer<br />
Wittmann Battenfeld deswegen die<br />
MES-Lösung TemiOne für eine einzelne SGM ins Angebot<br />
geholt. Sie ist die Mini-Variante der MES-Software<br />
Temi+ des Partners ICE-flex. TemiOne befindet sich auf<br />
einem Datenserver im Schaltschrank und ist ohne IT-<br />
Abteilung betriebsbereit. Der Touch screen der SGM ist<br />
das Display. Das Beste aber sei: TemiOne ist preiswert<br />
bei vollem MES-Funktionsumfang.<br />
Auch KraussMaffei ist für digitale Marktplätze sehr<br />
offen. Auf der K‘ haben die Münchner einen weiteren in<br />
Betrieb genommen. „Polymore“ soll die Kreislaufwirtschaft<br />
puschen. Der Marktplatz organisiert den Handel<br />
mit Rezyklaten. Fehlende Transparenz bei Material -<br />
eigenschaften und Anbietern ist bisher ein Hindernis für<br />
die Circular Economy – der Austausch von Daten nach<br />
festen Regeln könnte hier Abhilfe schaffen.<br />
Mit „socialProduction“ hat der KraussMaffei-<br />
Bereich Digital & Service Solutions (DSS) eine App auf<br />
den Markt gebracht, die gleich zwei Trends aufgreift:<br />
Mit „Engel Sim Link“ lassen sich Simulationsdaten aus Autodesks „Moldflow“<br />
direkt in die Spritzgießmaschine übertragen und umgekehrt Messdaten ins<br />
Simulationsprogramm importieren. Bild: Engel<br />
Sie bietet ein Monitoring der Spritzgießproduktion auf<br />
dem Smartphone an und ermöglicht das Kommunizieren<br />
darüber nach WhatsApp-Manier. Damit dies funktioniert,<br />
haben die DSS-Pioniere eine eigene Künstliche<br />
Intelligenz (KI) entwickelt, so die Angaben.<br />
KI – das ist der zweite große Trend, der auch in der<br />
Kunststoffverarbeitung greifen wird. Sumitomo Demag<br />
(SDG) machte in Düsseldorf das Engagement in einem<br />
Verbundforschungsprojekt bekannt, das 2020 offiziell<br />
startet. Das IKV untersucht dabei, wie Prozessgrößen<br />
und Bauteilqualität korrelieren und wie maschinelles<br />
Lernen diese Zusammenhänge aufgreifen kann. „Mit KI<br />
werden die Mitarbeiter einen größeren Maschinenpark<br />
betreuen können“, erläuterte Dr. Thorsten Thümen die<br />
Vision, Chef der Prozessentwicklung bei SDG. Wie sehr<br />
uns die Maschinen in einigen Jahren noch brauchen<br />
werden? Warten wir künftige K-Messen ab. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20<br />
Integriertes System<br />
Variable Drehmomenteinstellung<br />
und vieles mehr!<br />
{ }<br />
+ TorqueControl4.0 =<br />
SET<br />
Ihr Vorteil<br />
• Direkte Einbindung von Motoren in die SPS<br />
über IO-Link<br />
• Motor als Industrie 4.0-Komponente<br />
• Schnelle Drehmomentmessung<br />
• Schnelle Momentfreischaltung bei Überlast<br />
• Status- und Prozess-Monitoring<br />
• Sanftanlauf und Sanft-Stopp<br />
• Adaptive Lastregelung<br />
• Integrierte Bremsenansteuerung<br />
• Elektronisches Typenschild<br />
Ersetzt das<br />
klassische System:<br />
+ + + =<br />
Schutz Sanftanlauf<br />
Überlastkupplung<br />
Getriebemotor<br />
Getriebemotor<br />
Bauer Gear Motor GmbH<br />
Eberhard-Bauer-Strasse 37 • 73734 Esslingen am Neckar • Germany<br />
Tel: +49 711 3518 0 • Fax: +49 711 3518 381 • info@bauergears.com<br />
www.TorqueControl40.com<br />
SET<br />
Nur ein Drehmoment!
technik & wissen<br />
Mario Haidlmair (links) und Stefan Hofmann freuen<br />
sich über ihr Jointventure und sehen eine große<br />
Zukunft für die Digital Moulds GmbH.<br />
Bild: Haidlmair<br />
fluss, Forminnendruck...) – ortsunabhängig und während<br />
der gesamten Lebensdauer. Und es benachrichtigt<br />
über anstehende Wartungen und Services.<br />
Mould Monitoring ist inzwischen so weit optimiert,<br />
dass Haidlmair den richtigen Zeitpunkt für gekommen<br />
sah, das System auf eigene Beine zu stellen. Zu diesem<br />
Zweck wurde im Oktober 2019 die Digital Moulds<br />
GmbH gegründet, die sich um die Weiterentwicklung<br />
von Mould Monitoring, den Vertrieb des Systems und<br />
die Neuentwicklung weiterer intelligenter Digitalisierungslösungen<br />
für den Werkzeugbau kümmern soll.<br />
Geschäftsführer ist Andreas Reinthaler, der seine Ausbildung<br />
vor vielen Jahren bei Haidlmair begann und<br />
später an der TU Graz studierte.<br />
Haidlmair und Hofmann gründen Jointventure Digital Moulds<br />
Smartes Werkzeug<br />
als Geschäftsmodell<br />
Spritzgießen | Die Idee zur intelligenten Werkzeugüberwachung<br />
hatte Mario Haidlmair schon vor Jahren.<br />
Jetzt ist das „Mould Monitoring“ so fortgeschritten,<br />
dass er mit Werkzeugbauer Hofmann das Jointventure<br />
Digital Moulds gründete.<br />
„Spritzgießwerkzeuge sind eigentlich ziemlich dumm!“<br />
Mit dieser etwas provokanten Aussage hat Mario<br />
Haidlmair, Geschäftsführer des gleichnamigen Werkzeugbauspezialisten<br />
aus Oberösterreich, schon für<br />
manche erstaunte Gesichter gesorgt. Um den Werkzeugen<br />
diese „Dummheit“ auszutreiben, hat Haidlmair<br />
bereits vor einigen Jahren das Werkzeugüberwachungssystem<br />
Mould Monitoring entwickelt und in einigen<br />
seiner Werkzeuge eingesetzt – mit Erfolg, wie das Unternehmen<br />
betont.<br />
Mould Monitoring lässt den Nutzer seine Werkzeuge<br />
immer im Blick haben. Neben Informationen zu Standort<br />
und Status eröffnet das System auch Einblick in viele<br />
relevante Parameter (Stückzähler, Zykluszeit, Durch-<br />
Digital Moulds GmbH agiert unabhängig von ihren<br />
Gesellschaftern aus dem Werkzeugbau<br />
Auf der Eigentümerseite wollte Mario Haidlmair das<br />
neue Unternehmen von Beginn an auf breitere Beine<br />
stellen, um seine Unabhängigkeit hervorzuheben und<br />
Mould Monitoring vielen Anwendern zugänglich zu<br />
machen. Nach intensiven Verhandlungen konnte sich<br />
Haidlmair mit dem Werkzeugbauer Hofmann in Bayern<br />
einigen, der nun als gleichwertiger Partner die Geschicke<br />
des Jointventures lenkt. „Digitalisierung wird im<br />
Spritzguss und Formenbau ein Schlüssel zur Qualitätsund<br />
Effektivitätssteigerung sein“, erklärt CEO Stefan<br />
Hofmann die Beweggründe für seinen Einstieg. „Digital<br />
Moulds ist hier Vorreiter und Pionier. Wir freuen uns<br />
sehr, dass wir nun Teil des Teams sind und zusammen in<br />
eine spannende Zukunft gehen.“<br />
Gemeinsam wollen die Partner aus Österreich und<br />
Deutschland neue Kunden von den Digital-Moulds-<br />
Produkten überzeugen und das Wachstum vorantreiben.<br />
Nach der K 2019 seien bereits einige Projekte mit<br />
namhaften Unternehmen an den Start gegangen.<br />
Neben Mould Monitoring wird Digital Moulds noch<br />
ein weiteres Produkt anbieten. Es nennt sich Mould<br />
Lifecycle Management und ist ein Tool, das den gesamten<br />
Lebenszyklus eines Werkzeuges von der ersten Idee<br />
des Kunden bis zum Lebensdauer-Ende transparent<br />
dokumentiert. Die Nutzer dieser cloudbasierten Softwarelösung<br />
haben die Möglichkeit, alle relevanten<br />
Informationen, Dokumente, Zeichnungen, Parameter<br />
und vieles mehr in einer Datenbank zu sammeln. Somit<br />
greifen alle Projektpartner zeit- und ortsunabhängig auf<br />
den gleichen Wissenstand zurück und vermeiden<br />
zeitaufwändige Suchvorgänge. (os) •<br />
www.digitalmoulds.com<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Lanxess entwickelt<br />
Präpolymere für unterschiedlichste<br />
PUR-<br />
Anwendungen wie etwa<br />
so genannte Star Wheels<br />
für Materialtrennung und<br />
-transport. KI soll das<br />
gezielte Entwickeln von<br />
Rezepturen beschleunigen.<br />
Bild: Lanxess<br />
Digitalisierungsoffensive für den gesamten Konzern<br />
Lanxess entwickelt<br />
Kunststoffe mit KI<br />
Produktentwicklung | Lanxess hat auf der Messe<br />
K 2019 angekündigt, Polyurethane künftig mit künst -<br />
licher Intelligenz (KI) zu entwickeln. Ziel ist es, noch<br />
schneller zu maßgeschneiderten Kunststoffen zu<br />
kommen und die Zahl der benötigten Versuche zu reduzieren.<br />
Die erste Projektphase ist abgeschlossen.<br />
„Lasst uns versuchen, das chemische Wissen<br />
in den Computer zu bekommen.“ So umschrieb<br />
Dr. Markus Eckert, Chef des Bereiches<br />
Urethane Systems, den neuen Ansatz<br />
auf der Messe in Düsseldorf. Jörg Hellwig,<br />
Leiter der Digitalisierungsinitiative und<br />
„Chief Digital Officer“, setzte nach: „Das<br />
Team entdeckt die Möglichkeiten des Digitalen<br />
und will nicht mehr darauf verzichten.<br />
Zum Arbeiten nur mit ‚Trial and Error‘ will<br />
keiner mehr zurück.“<br />
Die beiden Manager ließen durchklingen,<br />
dass der Einsatz von KI für den Spezialchemie-Konzern<br />
einem Kulturwandel<br />
gleicht, der mit Diskussionen verbunden<br />
war. Noch mehr klang dies bei den mitgereisten<br />
Lanxess-Experten durch. „KI ist keine<br />
Magie“, sagte einer der Materialdesigner.<br />
„Es ist ein neues Tool, bei dem die Chemie<br />
hinterher ist. Die Zeit auf unserem Planeten<br />
wird knapper, die nötigen Formulierungen<br />
zu entwickeln – und KI hilft uns dabei.“ Ein<br />
anderer: „Wir haben eine riesige Datenbasis<br />
an Chemie-Wissen. Mit KI können wir<br />
diesen Datenschatz heben, der bisher eher<br />
den Rang von Abfall hatte.“<br />
Das Projekt bettet sich ein in die Digitalisierungsoffensive<br />
für die gesamte Wertschöpfungskette,<br />
für die Lanxess im März<br />
2017 ein Team von 50 Mitarbeitern etabliert<br />
hat. Unter der Leitung von CDO Jörg<br />
Hellwig soll die junge Abteilung die digitale<br />
Transformation bis hinein in Produktion,<br />
Vertrieb und Logistik vorantreiben.<br />
Für die KI-gestützte Rezepturentwicklung<br />
arbeitet Lanxess mit dem Werkstoff-<br />
KI-Spezialisten Citrine Informatics zusammen.<br />
Citrine wurde vom Weltwirtschafts -<br />
forum als „Tech Pioneer 2017“ ausgezeichnet.<br />
„Damit wollen wir auch kundenorientierter<br />
werden“, machte Hellwig klar. „Bisher<br />
haben wir sehr produktionsbezogen entwickelt.<br />
In Zukunft nutzen wir die digitalen<br />
Möglichkeiten, um genau das zu entwickeln,<br />
was der Kunde braucht und von uns<br />
verlangt.“<br />
In der ersten Phase des neuen Projekts<br />
hat Lanxess die Datenbasis für Präpolymerbasierte<br />
Rezepturen verbreitert: Prozess -<br />
experten ergänzten die Datenbank über die<br />
KI-Plattform von Citrine mit Informationen.<br />
Ein auf Chemie ausgelegter Algorithmus<br />
greift auf die bestehenden Messdaten<br />
zurück, verknüpft sie mit dem Wissen der<br />
Fachleute und errechnet weitere Werte.<br />
Im nächsten Schritt prüfen die Datenund<br />
Prozessexperten, wie verlässlich sich<br />
optimale Rezepturen mit KI vorhersagen<br />
lassen. Bisher sind Chemiker im Wesent -<br />
lichen auf ihr Fachwissen und Erfahrung<br />
angewiesen, wenn sie Produkteigenschaften<br />
wie Härte, Reißfestigkeit oder Viskosität<br />
definiert realisieren wollen. „KI-gestütztes<br />
Rezepturdesign soll unser Rezepturwissen<br />
ergänzen: Um Systeme, die wir noch nicht<br />
im Sortiment haben, von denen wir durch<br />
KI aber in kürzester Zeit erfahren, ob und<br />
wie wir sie herstellen können“, sagt<br />
Bereichsleiter Markus Eckert. (os) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 49
technik & wissen<br />
Mit smarten Sensoren Wartungsprobleme vorausschauend lösen<br />
Pumpen und<br />
Motoren im Blick<br />
Vorausschauende Wartung | Was haben ein Wasserversorger<br />
in Singapur und ein Düngemittelhersteller<br />
in Norwegen gemein? Beide setzen auf intelligente<br />
Sensor-Lösungen von ABB, um den Dauerbetrieb ihrer<br />
Anlagen sicher zu stellen.<br />
Vor allem in großen Werken stellt die Zustandsüberwachung<br />
von Motoren ein kostspieliges und zeitintensives<br />
Unterfangen dar. Ingenieure müssen die Daten manuell<br />
erfassen und für jeden Motor Berichte erstellen. Fällt ein<br />
Motor aus, kommt es nicht selten zu einem unerwarteten<br />
und teuren Anlagenstillstand und zu einem Produktionsverlust.<br />
Aber was wäre, wenn Ingenieure ein Problem<br />
identifizieren und lösen könnten, bevor es auftritt?<br />
Was wäre, wenn der Motor die Anlagenbetreiber selbst<br />
über seinen Zustand informieren und melden könnte,<br />
wenn eine Wartung erforderlich ist? Und was wäre,<br />
wenn man solch eine Lösung kostengünstig und im großen<br />
Maßstab umsetzen könnte?<br />
Der ABB Ability Smart<br />
Sensor verwandelt herkömmliche<br />
Motoren in<br />
smarte, drahtlos verbundene<br />
Geräte. Bild: ABB<br />
Die Antwort auf diese Fragen lautet „Smarte Sensoren“.<br />
Ein Sensor ist ungefähr so groß wie ein Smartphone und<br />
kann problemlos an Motoren, Pumpen, Stehlagern oder<br />
Getrieben angebracht werden, wodurch sie in intelligente,<br />
drahtlos vernetzte Geräte verwandelt werden. Diese<br />
können dann ihre Zustandsdaten an ein Smartphone<br />
oder einen sicheren cloudbasierten Server übertragen.<br />
Dort werden die Daten mit Hilfe von modernen Algorithmen<br />
analysiert. Das Ergebnis der Analyse wird wiederum<br />
an das Smartphone oder ein spezielles Portal des<br />
Werksbetreibers übermittelt. Auf diese Weise ist der Zustand<br />
des Motors oder der Pumpe jederzeit transparent,<br />
potenzielle Probleme werden erkannt, bevor sie Folgen<br />
haben.<br />
Wasser für Singapur<br />
Das Wasserversorgungsunternehmen von Singapur, einem<br />
Stadtstaat mit 6 Mio. Einwohnern, hat nur eine<br />
Aufgabe: Es muss dafür sorgen, dass die schnell wachsende<br />
Metropole – die nur über wenige natürliche Wasserquellen<br />
und begrenzte Landmassen verfügt – konti-<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
nuierlich mit sauberem Wasser versorgt wird. Eine große<br />
Herausforderung, denn der Wasserbedarf wird sich<br />
in den nächsten vier Jahrzehnten verdoppeln und liegt<br />
bereits jetzt bei über 400 Mio. Gallonen pro Tag (eine<br />
US-Gallone entspricht 3,79 l). Angesichts der hohen Betriebskosten,<br />
des steigenden Energieverbrauchs und des<br />
landesweiten Arbeitskräftemangels musste Singapur unkonventionelle<br />
Methoden in Betracht ziehen.<br />
ABB und der Wasserversorger Public Utilities Board<br />
(PUB) absolvierten erfolgreich ein Pilotprojekt, in dessen<br />
Rahmen die Motoren und Pumpen von PUB mit<br />
smarten Sensoren ausgestattet wurden. „Dank der Echtzeit-Daten<br />
der Sensoren konnten wir die für die Fehlerbehebung<br />
benötigte Zeit reduzieren und Arbeitskräfte<br />
sowie Dokumentationsaufwand einsparen. Unsere Anlagenbetreiber<br />
haben nun wichtige Betriebsparameter<br />
sofort parat und werden über problematische Anlagenzustände<br />
informiert“, sagte Jiawei Ng, Senior Manager<br />
bei PUB für die Bereiche Infotech und digitale Transformation.<br />
ABB installierte im Anschluss eine integrierte<br />
Lösung mit 22 smarten Sensoren und Funktionen für<br />
die Fernüberwachung des Anlagenzustands. Augmented-Reality-Brillen<br />
wurden als unterstützende Hilfsmittel<br />
für Wartungen und Schulungen bereitgestellt. Der<br />
Service ABB Ability Condition Monitoring für den Antriebsstrang<br />
führt schließlich die Sensor- und Antriebsdaten<br />
mit cloudbasierten Analysen aus der gesamten<br />
Anlage zusammen – von Antrieben und Motoren bis hin<br />
zu Pumpen und Lagern.<br />
”<br />
Wir können unsere Ressourcen<br />
genau dort einsetzen, wo sie am<br />
dringendsten benötigt werden. “<br />
400.000 Motoren im Griff<br />
Auf der anderen Seite des Globus stand Yara International,<br />
ein norwegischer Hersteller von stickstoffbasierten<br />
Düngemitteln und anderen Agrarprodukten, vor der<br />
Herausforderung, in jedem Bereich seiner Fertigung ein<br />
hohes Maß an Effizienz sicherzustellen. Da in den Werken<br />
des Unternehmens 400.000 Niederspannungsmotoren<br />
installiert sind, war eine Lösung gefragt, die im großen<br />
Maßstab kostengünstig umgesetzt werden kann.<br />
ABB stattete die Motoren des Unternehmens mit<br />
smarten Sensoren aus. Damit können die Daten zum<br />
Zustand der Werksanlagen erfasst werden und die Betreiber<br />
angemessene Maßnahmen ergreifen, bevor es zu<br />
Quelle: Perry Jaspers, Yara International<br />
ABB Ability<br />
Smart Sensor<br />
• Verhindert unerwartete Ausfälle<br />
• Verlängert die Anlagenlebensdauer<br />
• Erkennt Ineffizienzen im System<br />
• Erkennt Möglichkeiten zur Energieeinsparung<br />
• Schnelle Inbetriebnahme und Installation ohne Verkabelung<br />
• Einfache Nutzung<br />
• Herstellerunabhängig<br />
• Günstiger Einstieg in die Digitalisierung<br />
• Skalierbarer Baukasten für ganze Antriebsstränge<br />
einem Ausfall kommt. Die Wartung kann nun im Einklang<br />
mit dem tatsächlichen Bedarf geplant werden.<br />
Damit vollzieht Yara International einen weiteren<br />
Schritt hin zur vollständig zustandsbasierten Wartung<br />
seiner Anlagen. „Mit der Lösung von ABB können wir<br />
unsere Ressourcen genau dort einsetzen, wo sie am<br />
dringendsten benötigt werden. Der größte Nutzen besteht<br />
für uns in einer höheren Produktivität und Effizienz,<br />
einem geringeren Energieverbrauch und letztendlich<br />
einem hochwertigeren Produkt für unsere Kunden“,<br />
sagte Perry Jaspers, Prozessverantwortlicher,<br />
Elektrizität und Automation, bei Yara International. •<br />
Tobias Schmidt<br />
Produktmanager Digitalisierung bei ABB<br />
Anwender können den<br />
Status ihrer Pumpen jederzeit<br />
mit ihrem<br />
Smartphone und der<br />
Smart Sensor App überprüfen.<br />
Bild: ABB<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 51
Sichere Roboter, die sich selbst programmieren können<br />
Cobots aus dem<br />
Baukasten<br />
Robotik | Prof. Matthias Althoff und sein Team haben<br />
an der TU München ein neues System entwickelt, mit<br />
dem in Zukunft Mensch und Roboter eng und trotzdem<br />
sicher zusammenarbeiten können.<br />
Roboter sind aus industriellen Arbeitsschritten nicht<br />
mehr wegzudenken. Bislang wurden die Maschinen allerdings<br />
den Menschen, die in den Werkhallen arbeiten,<br />
schnell gefährlich, denn sie konnten auf ihr Umfeld nur<br />
unzureichend oder gar nicht reagieren. Deswegen waren<br />
die Roboter in der Vergangenheit meist hinter einem<br />
Schutzzaun aktiv und sicher von den Werkern getrennt.<br />
Die Gefahr war einfach zu groß, dass die Roboter einen<br />
Menschen, der in der Nähe arbeitet, verletzen.<br />
Inzwischen haben die stählernen Gehilfen ihren Käfig<br />
verlassen. Eine neue Generation von sogenannten<br />
„sicheren Robotern“ können fühlen, sehen und sind<br />
nachgiebig in ihren Bewegungen. Die Modelle sind<br />
grundsätzlich anders gebaut als die klassischen Industrieroboter<br />
und wurden ausdrücklich für die Zusammenarbeit<br />
mit dem Menschen konstruiert. Mit einem<br />
speziellen Projekt unterstützt Prof. Matthias Althoff<br />
von der TU München diese Entwicklung und hat dafür<br />
Christina Miller vom Lehrstuhl für Robotik,<br />
KI und Echtzeitsysteme bei der<br />
Arbeit mit dem modularen Roboterarm<br />
aus dem Baukasten. (Bilder: A. Heddergott,<br />
TU München)<br />
ein Baukasten-Prinzip mit dem Namen „Improv“ entwickelt.<br />
Mit diesem Set können sichere Roboter einfach<br />
aus verschiedenen Bauteilen zusammengesetzt werden.<br />
Die Module lassen sich nach eigenen Angaben nahezu<br />
beliebig miteinander verbinden. Dadurch können Unternehmen<br />
ihre Roboter individuell für die jeweilige Aufgabe<br />
zusammenstellen. Ebenso lassen sich beschädigte<br />
Teile einfach austauschen. Prof. Althoff hat sein neues<br />
System vor kurzem im Fachmagazin „Science Robotics“<br />
vorgestellt.<br />
Roboter, die sich aus einzelnen Bauteilen eines Sets<br />
individuell zusammenstellen lassen, gab es bereits in der<br />
Vergangenheit. Allerdings musste jedes neue Modell einzeln<br />
von einem Experten programmiert werden. Um<br />
diese Abhängigkeit von Spezialisten aufzuheben, hat<br />
Althoff jedes Modul seines Roboter-Baukastens mit einem<br />
Chip versehen. Damit können sich die Roboter entsprechend<br />
ihrem individuellen Bausatz selbst programmieren.<br />
„Mit unserem modularen Ansatz lassen sich Arbeitsroboter<br />
bald kostensparend produzieren“, freut<br />
sich Althoff. Das Baukasten-Prinzip habe aber noch einen<br />
weit wichtigeren Vorteil, denn damit lassen sich<br />
auch sichere Roboter entwickeln, die auf Menschen in<br />
ihrer Umgebung reagieren und ihnen aus dem Weg gehen.<br />
Der in jedem Modul verbaute Chip und die Selbst-<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
technik & wissen<br />
programmierung ermöglichen es, dass ein Roboter automatisch<br />
alle Informationen über seine eigene Geometrie<br />
und die in ihm wirkenden Kräfte kennt. So könne<br />
die Maschine seine Bewegungsbahn entsprechend planen.<br />
Gleichzeitig sammelt das Regelungszentrum des Roboters<br />
Bewegungsdaten über die Menschen, die in seiner<br />
Nähe arbeiten. Technische Grundlage dafür sind<br />
Kameras, die im Raum installiert und mit dem Roboter<br />
verbunden sind. Aus diesen Informationen erstellt der<br />
Roboter ein Modell aller Bewegungen der anwesenden<br />
Werker, die in den nächsten Momenten möglich sind. So<br />
kann die Maschine zum Beispiel vor einer Hand stehen<br />
bleiben, die sich ihm nähert. Das gleiche gilt für Werkzeuge<br />
oder mobile Transportsysteme.<br />
„Mit unserer Technik können wir garantieren, dass<br />
die Kontrolle immer korrekt funktioniert“, versichert<br />
Prof. Althoff. „Weil die Roboter automatisch für alle<br />
möglichen Bewegungen um sie herum programmiert<br />
sind, kann kein Mensch die Maschine zu einem Fehlverhalten<br />
verleiten und somit auch keine gefährliche Situation<br />
generieren.“<br />
Der Roboter kennt seine eigene Geometrie<br />
und die Kräfte, die in ihm wirken.<br />
Damit kann die Maschine seine Bewegungsbahn<br />
entsprechend planen.<br />
Für ihr Baukastenset nutzten die Wissenschaftler<br />
zum Teil industrielle Standardmodule und ergänzten<br />
diese durch die notwendigen Chips und neue Bauteile<br />
aus dem 3D-Drucker. In einer Nutzerstudie zeigen Althoff<br />
und sein Team, dass Arbeitsroboter aus diesem<br />
Baukasten nicht nur günstiger und sicherer, sondern<br />
auch schneller sind. Sie benötigen nach eigenen Angaben<br />
rund ein Drittel weniger Zeit für die Abarbeitung<br />
ihrer Aufgabe als bisherige Lösungen, die einen festen<br />
Sicherheitsbereich um sich herum brauchen. (ub) •<br />
Forum Robotic I<br />
Der Arbeitsplatz der Zukunft im industriellen Auf dem letzten Forum<br />
Umfeld wird anders aussehen als heute. In Zeiten<br />
älter werdender Belegschaften muss es auch Diskussion zwischen Re-<br />
Robotic gab es eine rege<br />
darum gehen, Mitarbeiter gesund zu halten. Das ferenten und Teilnehmern.<br />
Bild: Uwe Böttger<br />
gilt besonders im Schwerlastbereich. Hier kann<br />
der Kollege Roboter den Werker tatkräftig unterstützen.<br />
Werker und Roboter werden zu einem<br />
Team, in dem jeder die für ihn passenden Aufgaben erledigt. Exoskelette<br />
werden in diesem Zusammenhang für die Produktion immer interessanter,<br />
denn auch sie entlasten den Werker.<br />
Doch welche Technik macht Sinn bei welchen Anwendungen? Wann ist<br />
der Einsatz wirtschaftlich? Und welche konkreten Lösungen gibt es<br />
schon? Die Veranstaltung gibt Antworten auf diese und weitere Fragen.<br />
Praxisorientierte Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion zeigen den<br />
Weg zum Arbeitsplatz der Zukunft. Der Besucher kann sich innerhalb<br />
eines Tages auf den neuesten Stand der Technik bringen und erkennt das<br />
Potenzial von Robotik, Exoskeletten und anderen Techniken, die den<br />
Werker künftig bei der Arbeit unterstützen.<br />
Das Forum Robotic I findet statt am 19. Mai 2020 in der Technology<br />
Academy auf dem Hannover Messegelände. An diesem Tag werden unter<br />
anderem folgende Fragen diskutiert:<br />
• Welche Techniken gibt es, um Werker bei der Arbeit im Schwerlastbereich<br />
zu unterstützen?<br />
• Das richtige Konzept für die passende Anwendung: Wann reichen<br />
Hebehilfen aus? Wann ergeben Exoskelette einen Sinn? Und wann ist<br />
die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) die passende Lösung?<br />
• Wie ist der Stand der Technik bei Exoskeletten?<br />
• Welche Rolle spielt Augmented Reality bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
der Zukunft?<br />
• Wie lassen sich Schutzmaßnahmen für MRK wirtschaftlich gestalten?<br />
• Ist MRK auch eine Technik für den Mittelstand?<br />
• Wie muss Robotertechnik ausgelegt sein, um auch Akzeptanz bei den<br />
Werkern zu finden?<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 53
technik & wissen<br />
Das Kältemittel R 513A bietet für<br />
Kältetrockner die derzeit zukunfts -<br />
sicherste Lösung. Bild: Kaeser<br />
Auswirkungen der F-Gase-Verordnung auf Kältetrockner<br />
Trocknen ohne<br />
Treibhauseffekt<br />
Druckluftaufbereitung | Unternehmen, die bei der<br />
Drucklufterzeugung Kältetrockner einsetzen, müssen<br />
die F-Gase-Verordnung berücksichtigen. Die Richtlinie<br />
schickt so manchen Trockner ins Aus.<br />
Drucklufttrocknung gehört zur Drucklufterzeugung<br />
wie ein Deckel auf einen Topf. So<br />
gut wie jede Druckluftstation ist mit Kältetrocknern<br />
ausgerüstet, denn kaum eine Anwendung<br />
kommt ohne diese Geräte aus, die<br />
für trockene Druckluft sorgen. Seit 2015 ist<br />
die F-Gase-Verordnung EU 517/2014 in<br />
Kraft. Diese hat zum Ziel, Emissionen teilfluorierter<br />
Treibhausgase (F-Gase) zu minimieren,<br />
um der Klimaerwärmung entgegenzuwirken.<br />
Die Auswirkungen der Verordnung<br />
sind jetzt zu spüren. Denn von ihr sind<br />
auch Betreiber von Druckluftstationen be-<br />
troffen, da F-Gase in Kältetrocknern als<br />
Kältemittel zum Einsatz kommen. Das<br />
heißt, wer seine bestehenden Kältetrockner<br />
warten oder reparieren lässt oder wer einen<br />
neuen Kältetrockner anschafft, muss sich an<br />
die Vorgaben der Richtlinie halten. Bisherige<br />
Kältemittel werden sukzessive vom<br />
Markt genommen.<br />
Erreicht wird das durch konkrete Verbote,<br />
aber auch durch die gezielte Verknappung<br />
von Kältemitteln mit hohem Treibhauspotenzial,<br />
dem sogenannten Global<br />
Warming Potential (GWP). Bei den Verboten<br />
steht das bislang gebräuchliche Kältemittel<br />
R404A im Rampenlicht. Seit Beginn<br />
des Jahres 2020 ist das Inverkehrbringen<br />
neuer R-404A-Kältetrocknern untersagt.<br />
Zur Instandsetzung größerer Anlagen darf<br />
ausschließlich gebrauchtes Kältemittel eingesetzt<br />
werden, und ab 2030 ist es dann<br />
auch im Service komplett verboten. Die Wirkung<br />
ist spürbar: R404A ist nur noch<br />
schwer in größeren Mengen zu bekommen<br />
und wenn, dann sehr teuer.<br />
Zusätzlich wird das Angebot von Kältemitteln<br />
mit hohem Treibhauspotenzial, wie<br />
beispielsweise den häufig eingesetzten Mitteln<br />
R407C und R410A, gezielt verknappt.<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Dazu dienen Quoten, die den Kältemittelherstellern<br />
und -importeuren verbindlich<br />
zugewiesen werden und die ihre Absatzmenge<br />
begrenzen. Für die Nutzung der Quote<br />
gilt: je kleiner die Treibhauspotenziale der<br />
verkauften Kältemittel, desto höher ist die<br />
erlaubte Absatzmenge. Daher sind Hersteller<br />
dabei, ihr Sortiment auf Kältemittel mit<br />
möglichst niedrigen Treibhauspotenzialen<br />
umzustellen. Dieser Prozess wird sich deutlich<br />
verschärfen, da die ursprüngliche Quote<br />
schrittweise auf nur noch 21 % abgesenkt<br />
wird. Die Verfügbarkeit von Kältemitteln<br />
dürfte sich daher umso schneller verschlechtern,<br />
je höher ihr Treibhauspotenzial ist.<br />
Viele heutige Kältemittel werden künftig für<br />
Instandsetzungen nicht mehr oder nur noch<br />
zu hohen Preisen verfügbar sein.<br />
Für Betreiber von Druckluftanlagen ist es<br />
daher sinnvoll, wenn sie sich einen Überblick<br />
über die derzeit bei ihnen eingesetzten<br />
@<br />
Ein<br />
Zudem müssen Betreiber auch die neuen<br />
Regelungen zu verbindlichen Dichtheitsprüfungen<br />
einhalten.<br />
Ein Umrüsten der Trockner auf einen Betrieb<br />
mit neuen Kältemitteln ist in vielen<br />
Fällen leider keine Alternative, da es zum einen<br />
technisch nicht immer möglich ist oder<br />
aber zum anderen die Kosten für einen Umbau<br />
unwirtschaftlich wären. Langfristig betrachtet<br />
macht es mehr Sinn, die Anschaffung<br />
neuer Trockner in den Investitionsplan<br />
mit aufzunehmen und neue Geräte zu installieren.<br />
Positionspapier zu den Auswirkungen der<br />
EU F-Gase-Verordnung auf Druckluft-Kältetrockner<br />
stellt Kaeser hier zur Verfügung:<br />
http://hier.pro/d5G8C<br />
eines Kältemittels ermöglicht, das nicht nur<br />
heute, sondern auch über den Lebenszyklus<br />
der Anlage für Servicearbeiten verfügbar<br />
bleibt. Beste Chancen bieten hier Kältetrockner,<br />
die bereits mit einem Kältemittel<br />
befüllt sind, das ein möglichst geringes<br />
Treibhauspotenzial aufweist oder die nachträglich<br />
mit vertretbarem Aufwand auf ein<br />
solches umgerüstet werden können.<br />
Manche Hersteller verwenden Mittel, die<br />
zwar zurzeit noch eingesetzt werden dürfen,<br />
künftig aber entweder verboten oder aufgrund<br />
ihres hohen Treibhauspotenzials<br />
Kältemittel im Vergleich<br />
Kältemittel Treibhauspotenzial (GWP)<br />
R-404A<br />
3922<br />
R-407A<br />
2107<br />
Zukunftssichere Kältetrockner<br />
sind nicht nur<br />
energie- und platzsparend,<br />
sie werden auch mit<br />
einem klimafreundlichen<br />
Kältemittel betrieben.<br />
Bild: Kaeser<br />
R-410A<br />
R-407C<br />
R-134a<br />
R-513A<br />
2088<br />
1774<br />
1430<br />
631<br />
Der Vergleich verschiedener Kältemittel zeigt, wie unterschiedlich hoch<br />
ihr Treibhauspotenzial ist. Quelle: Kaeser<br />
Kältemittel verschaffen und sich bezüglich<br />
Handlungsalternativen beraten lassen. Kältemittel<br />
zu bevorraten ist für Betreiber meist<br />
keine Möglichkeit. Ihr Erwerb erfordert<br />
zwingend eine Zertifizierung von Betrieb<br />
und Personal. Technisch hoch riskant und illegal<br />
ist die Verwendung von unquotiertem<br />
Kältemittel aus dunklen Quellen. Bei allen<br />
Kältetrocknern, die im Einsatz sind, ist es<br />
sinnvoll, mit einem Service durch entsprechend<br />
zertifiziertes Personal Undichtigkeiten<br />
am Kältekreislauf rechtzeitig vorzubeugen.<br />
Dies gilt besonders für ältere Anlagen.<br />
Da gerade in den vergangenen Jahren im<br />
Bereich der Trocknertechnik enorme Entwicklungsschritte<br />
vonstattengegangen sind,<br />
hat eine Neuanschaffung noch andere Vorteile.<br />
Neue Trockner sind auf höchste Effizienz<br />
und Energiekostenersparnis ausgelegt<br />
und brauchen häufig auch noch weniger<br />
Platz als ältere Geräte. Neben der Betreibersicherheit<br />
im Hinblick auf das Kältemittel,<br />
könnten so eventuell Energie- und Servicekosten<br />
reduziert werden.<br />
Wer den Kauf eines Kältetrockners plant,<br />
sollte darauf achten, dass dieser den Einsatz<br />
nicht mehr marktverfügbar sein werden. Betreiber<br />
von solchen Kältetrocknern würden<br />
dann innerhalb kurzer Zeit wieder vor der<br />
gleichen Problematik stehen. Vorausschauende<br />
Hersteller von Kältetrocknern setzten<br />
schon heute bei der Herstellung auf neue<br />
Kältemittel wie zum Beispiel R-513A. Dieses<br />
hat den derzeit geringsten GWP-Wert<br />
unter den marktverfügbaren Kältetrocknern<br />
und ist damit nicht nur deutlich klimafreundlicher,<br />
sondern auch die zukunftssicherste<br />
Lösung.<br />
•<br />
Daniela Koehler, Pressesprecherin,<br />
Kaeser Kompressoren, Coburg<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 55
technik & wissen<br />
Toolcraft nutzt Messtechnik von Blum bei der Roboterbearbeitung<br />
Polieren auf<br />
hohem Niveau<br />
Automatisierung | Der Automobilzulieferer Toolcraft<br />
entwickelt und baut Roboterzellen für Polier- und<br />
Fräsanwendungen. Immer mit an Bord sind Messsysteme<br />
von Blum für die exakte Vermessung von Werkzeug<br />
und Werkstück.<br />
Während fünf Stäubli-Roboter die Keramikspangen<br />
für Gangwahlhebel polieren,<br />
kontrollieren Messtaster die Werkzeuglänge<br />
und sorgen so für die geforderte<br />
Präzision. Bilder: Blum-Novotest<br />
„Wir haben viel Erfahrung mit Robotern und kennen<br />
uns auch auf der Softwareseite aus“, versichert Thomas<br />
Wieland, Abteilungsleiter beim Automobilzulieferer<br />
Toolcraft. „Dieses Wissen kombinieren wir, um Sonderlösungen<br />
für die komplexen Aufgabenstellungen unserer<br />
Kunden zu entwickeln.“ Ein typisches Beispiel ist eine<br />
Fertigungsanlage, die aus fünf Fünfachs-Schleifmaschinen<br />
und fünf Roboterzellen besteht. Darin werden<br />
Vollkeramikspangen mit hinterleuchteter Ganganzeige<br />
geschliffen und poliert. Die Werkstücke finden später<br />
auf dem Gangwahlhebel von aktuellen Oberklasse-Modellen<br />
des Herstellers BMW ihren Platz. Die Bauteile<br />
bringen bei der Bearbeitung eine ganze Reihe an Herausforderungen<br />
mit sich. So lässt sich zum Beispiel die<br />
flache, in alle Richtungen gebogene Spange nur schwer<br />
spannen. Hinzu kommt, dass die Keramik nur sehr<br />
schwer zu polieren ist.<br />
In den Zellen arbeiten Stäubli-Roboterarme, die ein<br />
selbst entwickeltes rotierendes Filzwerkzeug führen, das<br />
auf einer Schnelllaufspindel montiert ist. Die Vollkeramikspangen,<br />
von denen es acht Varianten gibt, werden<br />
immer zu zweit in speziell angepassten Vakuum-Nullpunkthalterungen<br />
gespannt und nacheinander bearbeitet.<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Da sich der Filz trotz der zuvor aufgesprühten Polierpaste<br />
schnell abnutzt und sich deswegen manchmal von<br />
der Trägerscheibe löst, setzt der Zulieferer in den Roboterzellen<br />
den Werkzeug-Messtaster Z-Nano von Blum<br />
Novotest ein. Damit wird vor jedem Poliergang die Dicke<br />
des Filzes und damit die Lage der Oberfläche des<br />
Werkzeugs bestimmt. Ab einer bestimmten Verschleißgrenze<br />
nimmt sich der Roboter einen neuen Filz aus<br />
dem Magazin. Die einzuhaltenden Toleranzen<br />
sind extrem eng und liegen auf der Freiformfläche<br />
im Bereich von 0,05 mm. Deshalb<br />
kommen auch schon bei der vorhergehenden<br />
Schleifbearbeitung Z-Nano-Taster<br />
in den Schleifmaschinen zum Einsatz, um<br />
auch die Schleifstifte präzise zu vermessen.<br />
Dabei war den Spezialisten aus Georgensgmünd<br />
wichtig, die Schleif- und Polierbearbeitung<br />
mannlos betreiben zu können. Dieses<br />
Ziel wurde am Ende auch erreicht. Alle<br />
Schleifmaschinen und Polierroboter lassen<br />
sich von einer Person bedienen. Ohne die<br />
Messtaster von Blum wäre dies nicht möglich<br />
gewesen.<br />
Bei einem anderen Projekt, das aktuell in<br />
einer großen Bearbeitungszelle läuft, ist<br />
ebenfalls hohe Genauigkeit gefordert. Bei<br />
dieser Anwendung müssen nicht weniger als<br />
60 unterschiedlichen Werkzeuge kontrolliert<br />
werden, die im Verlauf der Bearbeitung<br />
zum Einsatz kommen. Für diese Aufgabe ist<br />
in einer Ecke des Arbeitsraums das neue Lasermesssystem<br />
LC50-Digilog montiert, dass<br />
ebenfalls von den Messtechnik-Spezialisten<br />
aus Grünkraut stammt. Mit dem System<br />
wird vor jedem Werkzeugwechsel eine<br />
Werkzeugbruchkontrolle durchgeführt. Dazu<br />
müssen die einzelnen Schneiden der Werkzeuge an<br />
den kritischen Stellen vor der Bearbeitung präzise gemessen<br />
werden. Zudem liefert der Laser exakte Informationen<br />
über Position und Länge des Werkzeugs. Mit<br />
diesen Daten kann der Roboter anschließend genau arbeiten.<br />
Das Messsystem ist speziell für raue Umgebungen<br />
konzipiert. So werden während der Bearbeitung die<br />
Öffnungen der Laseroptiken geschlossen, sodass kein<br />
Staub eindringen kann und zuverlässige Messungen<br />
auch in einem ausgesprochen messtechnikfeindlichen<br />
Umfeld möglich sind.<br />
Eine weitere Herausforderung speziell bei diesem<br />
Projekt ist der Materialblock, dessen Gewicht sich während<br />
der Bearbeitung von 1300 auf rund 200 kg reduziert.<br />
Er wird zwischen zwei Bearbeitungsschritten aus<br />
der Roboterzelle entfernt, wieder neu aufgespannt und<br />
gezwungenermaßen neu eingemessen. Die Roboterzelle<br />
nutzt dazu den modularen Messtaster TC63-10, der wie<br />
ein Werkzeug an der Spitze des Roboters angebracht ist<br />
und seine Daten per Funk an die Maschine überträgt.<br />
Das Filzwerkzeug nutzt<br />
sich schnell ab. Deshalb<br />
wird vor jedem Poliervorgang<br />
seine aktuelle Länge<br />
mit einem Tastkopf gemessen.<br />
Auch bei diesem Taster wird das Schaltsignal optisch<br />
und damit verschleißfrei erzeugt. Das garantiert eine<br />
konstante Messgenauigkeit über viele Jahre hinweg.<br />
Die Messtaster und Lasermesssysteme von Blum arbeiten<br />
in Georgensgmünd bereits seit Jahren präzise und<br />
unauffällig. Die Technik hat sich in diesem langen Zeitraum<br />
bewährt. „Das ist keine Selbstverständlichkeit,<br />
denn schließlich sind fast alle unserer sechzig Bearbeitungszentren<br />
mit einem Lasermesssystem von Blum ausgestattet“,<br />
zieht Thomas Wieland ein positives Fazit.<br />
„Außerdem bekommt jedes neue Bearbeitungszentrum<br />
seinen Taster.“ Hinzu kommen die Werkzeug-Messtaster<br />
in den Schleif- und Poliermaschinen.<br />
„In unseren Märkten haben wir einen guten Ruf, der<br />
auf Innovationskraft und Qualität basiert“, so Thomas<br />
Wieland. „Daran haben die Messtaster einen großen<br />
Teil beigetragenl, denn sie arbeiten flexibel, zuverlässig<br />
und genau, so wie wir.“ (ub)<br />
•<br />
Die Präzision der Fräsbearbeitung<br />
mit dem Roboterarm<br />
hängt entscheidend<br />
von der regelmäßigen<br />
Werkzeugmessung<br />
mit einem Lasermesssystem<br />
ab.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 57
MARKTPLATZ INDUSTRIE 4.0<br />
Kongresshalle Böblingen<br />
24. - 26. März 2020<br />
USE CASE<br />
Prozessoptimierung<br />
Lange Einschaltdauer und<br />
hohe Produktivität<br />
Schweißgerät | Die TPS 600i von Fronius ist<br />
ein Hochleistungsschweißgerät, das durch<br />
seine lange Einschaltdauer punktet und im<br />
mechanisierten Betrieb durchgängig 500 A<br />
schweißen kann. Damit können nicht nur<br />
eine hohe Abschmelzleistung und Schweißgeschwindigkeit<br />
erzielt werden, sondern<br />
auch geringere Taktzeiten und mehr Produktivität.<br />
Das stärkere Leistungsteil sichert<br />
langen durchgängigen Betrieb. Das Gerät<br />
hat eine maximale Schweißstrom-Leistung<br />
von 600 A und ermöglicht eine Abschmelzleistung<br />
von bis zu 13 kg/h. Die Anwendung<br />
entscheidet darüber, ob diese Abschmelzleis-<br />
tung in einem größeren Nahtvolumen oder<br />
einer höheren Schweißgeschwindigkeit resultiert.<br />
Für noch höhere Abschmelzleistung<br />
können zwei Geräte zu einem Tandem-System<br />
kombiniert werden. •<br />
Prozessoptimierung durch Retrofit<br />
und durchgängiger Datenintegration<br />
Der Use Case zeigt, wie das Industrial IoT mit den richtigen<br />
Kompetenzen konsequent auch an Bestandsmaschinen<br />
umgesetzt werden kann und welche Potenziale dabei freigesetzt<br />
werden.<br />
Relevante Prozessdaten und Kennzahlen sowie wesentliche<br />
Auftragsdaten werden entlang der gesamten Automatisierungspyramide<br />
den relevanten Systemen bereitgestellt.<br />
Dies sorgt für ein durchgängig konsistentes Zustandsbild in<br />
Echtzeit von der Sensor- bzw. Edge-Ebene der Fertigung bis<br />
in das ERP-System mit folgenden Vorteilen:<br />
• präzise Kapazitätsplanungen und eine verbindliche<br />
Kundenkommunikation;<br />
• Steigerung der Qualität der gefertigten Produkte<br />
und Reduzierung fehlerhafter Teile;<br />
• Vorausschauende Wartung, noch bevor Maschinenbzw.<br />
Anlagenteile ausfallen; Energie-Monitoring und<br />
-optimierung.<br />
Die drei Firmen Pickert & Partner, SQL Projekt AG und<br />
SYS TEC electronic AG haben ihre Kernkompetenzen gebündelt<br />
und machen das Industrial IoT anhand eines gemeinsamen<br />
Retrofit-Use-Cases (be)greifbar. Ein rundum gelungenes<br />
Gemeinschaftsprojekt im Marktplatz Industrie 4.0 e.V.<br />
PROJEKT<br />
AG<br />
Mehr Details unter:<br />
Schneller Wechsel<br />
von Komponenten<br />
Verbinder | Die Leiterplattensteckverbinder<br />
wie etwa der Omnimate Power BUF/BUZ<br />
SH von Weidmüller ermöglichen den<br />
schnellen Wechsel von Komponenten bei<br />
Wartungsarbeiten und den einfachen Anschluss<br />
von vielen Leitern unter beengten<br />
Platzverhältnissen. Speziell in der Leistungselektronik<br />
sind die Steckverbinder vom Typ<br />
Omnimate Power SLF 7.62HP SH wegen<br />
der beidseitigen Fingersicherheit an Stiftund<br />
Buchsenleiste häufig im Einsatz. Zusatzmaßnahmen<br />
bei Zwischenkreisen oder<br />
Motoranschlüssen sind nicht erforderlich.<br />
Für die Kombination von Energie- und Signalkontakten<br />
eignet sich der Omnimate-Hybridsteckverbinder<br />
BVF 7.62, beispielsweise<br />
als Einkabelschnittstelle für den Motoranschluss<br />
an Servo-Drives. •<br />
Vollflächig anliegend<br />
aus einem Stück<br />
Wellenfeder | TFC bietet die Wellenfederserie<br />
Nested Spirawave von Smalley als Standardprodukt<br />
an. Die Flachdraht-Wellenfeder<br />
gibt es mit Durchmessern von 16 bis<br />
100 mm und mit Federkräften bis 828 N.<br />
Aufgrund ihrer Bauform beanspruchen sie<br />
im Vergleich zu Runddrahtfedern bei gleichem<br />
Federweg und gleicher Belastbarkeit<br />
bis zu 50 % weniger axialen Bauraum und<br />
haben eine viel geringere radiale Ausdehnung.<br />
Die mehrlagigen Federn unterscheiden<br />
sich von klassischen Wellenfedern im<br />
Crest-to-Crest-Design ganz wesentlich: Ihre<br />
gewellten Flachdraht-Windungen verlaufen<br />
nicht versetzt 422zueinander und berühren<br />
sich nicht nur an den gegenüberliegenden<br />
Erhebungen, sondern verlaufen parallel und<br />
liegen vollflächig an. Außerdem ist gewährleistet,<br />
dass sie durchgehend aus demselben<br />
Stück Flachdraht bestehen. •<br />
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58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20<br />
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produkte<br />
Elektromotor steuert die<br />
Druckluft in Bussen<br />
Kompressoren | Bei<br />
Fahrzeugen über<br />
3,5 t ist eine zuverlässige<br />
und robuste<br />
Druckluftversorgung<br />
unverzichtbar.<br />
Statt die Kompressoren<br />
auf herkömmliche<br />
Weise mit dem<br />
Fahrzeugmotor mechanisch<br />
zu verbinden, verfügen die Kompressoren<br />
von Dürr Technik über einen eigenen<br />
speziellen Elektromotor. Sie laufen unabhängig<br />
vom Fahrzeugmotor und daher nur bei Bedarf,<br />
was den Energieverbrauch reduziert. Die Kompressoren<br />
versorgen das Bremssystem, die Federung<br />
und die pneumatisch gesteuerten Türen von<br />
Linienbussen mit ölfreier Druckluft. Dank dieser<br />
sind weder Ölkontrollen noch Ölwechsel nötig.<br />
Die Kompressoren sind nahezu wartungsfrei und<br />
überzeugen durch niedrige Lebenshaltungskosten.<br />
Durch Schwingungsdämpfer fallen Vibrationen<br />
sehr gering aus.<br />
•<br />
Schwingung im<br />
Inneren ausgleichen<br />
Bohrtechnik | Das neue Zwischenmodul<br />
Novitech eignet sich speziell für komplexe<br />
Bohrungsbearbeitungen mit lang auskragenden<br />
Werkzeugen. Die von Wohlhaupter<br />
entwickelte Technologie dämpft entstehende<br />
Schwingungen während des Zerspanens.<br />
Durch die modulare Verbindungsstelle<br />
MVS ist das Modul flexibel für alle Standardwerkzeuge<br />
und Sonderkomponenten<br />
des Herstellers einsetzbar. Die Einheiten eignen sich für die<br />
Bohrungsbearbeitung bis 10×D bei 50 bis 205 mm Durchmesser.<br />
Das Innere der Module erinnert an einen Wolkenkratzer:<br />
Das viskoelastisch gelagerte Dämpfungssystem,<br />
bestehend aus Tilgerträger und Tilgermasse, gleicht die<br />
Schwingungen von außen durch entsprechende Gegenbewegungen<br />
aus. Da die Vibrationen direkt am Werkzeug minimiert<br />
werden, kann der Anwender für seine Bearbeitung<br />
auch Wendeschneidplatten mit größeren Eckenradien wählen,<br />
um so zusätzlich stärkere Vorschubraten und größere<br />
Schnitttiefen zu erzielen. Aktuell entwickelt man weitere<br />
Varianten auch für kleinere Durchmesser von 40 mm und<br />
für präzise Fräswerkzeuge.<br />
•<br />
Mit zwei Fingern 999 kg bewegen<br />
Balancer | Mit einem servopneumatischen Balancer können<br />
Mitarbeiter in Montage und Logistik schwere Massen mit<br />
nur zwei Fingern heben und bewegen. Herzstück ist die Antriebslösung<br />
YHBP mit automatischer Gewichtserkennung.<br />
Mit dem Balancer und der Antriebs -<br />
lösung YHBP können Mitarbeiter in<br />
Montage und Logistik spielend leicht<br />
Massen mit nur zwei Fingern heben<br />
und bewegen. Bild: Festo<br />
Das System von Festo erkennt das Gewicht<br />
der Last automatisch und stellt die Ausgleichskraft<br />
von selbst darauf ein. Dies tut<br />
sie sogar, wenn Massen im Schwebezustand<br />
hinzukommen oder entnommen werden.<br />
Das macht Produktionsprozesse mit hoher<br />
Variantenvielfalt flexibel. Die intuitive Ansteuerung<br />
durch einen pneumatisch wirkenden,<br />
ergonomischen Handgriff erleichtert<br />
die Bedienung.<br />
Mit der Safety-Variante wird durch zweikanalige<br />
Überwachung der Geschwindigkeit<br />
und Abschaltung der Energie ein Performance<br />
Level d erreicht. Dies gewährleistet<br />
im Falle eines Bauteildefekts immer einen sicheren<br />
Zustand. Ebenso führen Spannungsausfall<br />
oder plötzlicher Druckabfall zu keiner<br />
gefährlichen Bewegung.<br />
Die vorkonfektionierte Lösung besteht<br />
aus einem pneumatischen Normzylinder, einem<br />
Wegmesssystem, einer Balancer-Ventileinheit,<br />
einem pneumatisch wirkenden<br />
Handgriff und einem Controller zur Ansteuerung.<br />
Für die Inbetriebnahme und Diagnose<br />
ist eine Software mit browsergestützter<br />
Web-Visualisierung auf dem Controller<br />
vorinstalliert. Optional ist für Safety-<br />
Anwendungen ein Sensor-Interface und ein<br />
Sicherheitsschaltgerät inklusive. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 59
produkte<br />
Speziell für Werkzeug- und Formenbau<br />
Vollhartmetallfräser | Unter OptiMill-3D stellt Mapal Fräser<br />
mit hitzebeständigen Beschichtungen und speziellen Hartmetallsubstraten<br />
vor. Sie zeichnen sich zudem durch an den Formenbau<br />
angepasste Abmessungen und Geometrien aus.<br />
Für gehärtete Bauteile von 45<br />
bis 66 HRC sind zwei Werkzeuge<br />
mit vier beziehungsweise<br />
sechs Schneiden dabei. Damit<br />
diese auch bei Einsatzbedingungen<br />
wie einem unterbrochenen<br />
Schnitt prozesssicher arbeiten,<br />
hat man eine spezielle Stirngeometrie<br />
entwickelt. Zum Schlichten<br />
von 3D-Formen bis zu einer<br />
Härte von 66 HRC kommt der<br />
Eckradiusfräser OptiMill-3D-<br />
CR-Hardened zum Einsatz. Er<br />
ist von 4 bis 12 mm in unterschiedlichen<br />
Längen und Eckenradien<br />
verfügbar.<br />
Die Kreisradiusfräser Opti-<br />
Mill-3D-CS kommen überwie-<br />
gend im Formenbau bei tiefen<br />
Kavitäten, für komplexe Freiformflächen<br />
sowie bei der Fertigung<br />
von Turbinenschaufeln<br />
und Impellern zum Einsatz. Ihre<br />
Besonderheit ist die geometrische<br />
Kombination aus Radiusund<br />
Formfräsern, die einen höheren<br />
Bahnabstand bei der Vorschlicht-<br />
und Schlichtbearbeitung<br />
möglich machen soll.<br />
Für die Bearbeitung tiefer,<br />
schlecht zugänglicher Kavitäten<br />
wurde der OptiMill-3D-CS in<br />
Tropfenform entwickelt. Große<br />
Flächen und Flächen mit Störkontur<br />
werden mit dem Fräser<br />
in Kegelform bearbeitet. •<br />
Der sechsschneidige Fräser kann zum<br />
Schruppen und Vorschlichten als auch zum<br />
Schlichten von ebenen Flächen eingesetzt<br />
werden. Für die Weichbearbeitung steht ein<br />
Pendant bereit, die Abmessungen sind abgestimmt.<br />
Bild: Mapal<br />
Werkzeug mit Tiefgang<br />
Fräser | Dormer Pramet hat sein<br />
Fräser-Sortiment für den Werkzeug-<br />
und Formenbau sowie für<br />
allgemeine Bearbeitungen erweitert,<br />
etwa um den doppelseitigen<br />
WSP SNGX11 für das Fräsen<br />
mit bis zu 1,7 mm Schnitttiefe.<br />
Die quadratische Wendschneideplatte<br />
mit acht Schneiden<br />
ist in zwei Geometrien vorrätig.<br />
Die M-Geometrie ist für<br />
die Zerspanung von Stahl –<br />
auch gehärtetem – und Gusseisen<br />
vorgesehen. MM ist zudem<br />
mit einem weicheren Schnitt für<br />
Edelstahl, weicheren Stahl und<br />
Superlegierungen geeignet. Ergänzt<br />
wird das Platten-Sortiment<br />
durch den neuen<br />
SSN11-Fräser mit Durchmessern<br />
von 32 bis 125 mm für Anwendungen<br />
im Werkzeug- und<br />
Formenbau. Alle Fräser verfügen<br />
über spezielle Kühlmittelkanäle.<br />
Ebenso bieten sie einen hohen<br />
Überhang, um das Fräsen in<br />
Tiefen von bis zu 10×D zu unterstützen.<br />
Auch das universelle<br />
90°-Werkzeugprogramm<br />
ADMX07 erhielt eine Ergänzung:<br />
eine F-Geometrie für das<br />
Schlichten und Semi-Finishing.<br />
Die Erweiterung steht in Einklang<br />
mit den vorhandenen M-,<br />
FA- und HF-Geometrien und<br />
zielt auf die leichte Bearbeitung<br />
von Edelstahl und kohlenstoffarmen<br />
Stählen ab. •<br />
Black Marking arbeitet mit<br />
ultrakurzen Pulsbreiten<br />
Laserbeschriftung | Die Pikosekunden-Lasersysteme<br />
von Coherent bieten eine schlüsselfertige Lösung für<br />
die dauerhafte, kontrastreiche Beschriftung von Edelstahl.<br />
Sie eignen sich für Anwendungen von der UDI-<br />
Kennzeichnung (Unique Device Identifier) ohne negative<br />
Auswirkungen auf die Oberflächenpassivierung.<br />
Black Marking basiert auf dem Einsatz von<br />
Lasern, die Pulsbreiten im Bereich von 10 bis 20 Pikosekunden<br />
(ps) liefern, also 10.000 Mal kürzere als<br />
die für ns-Faserlaser typischen Pulsbreiten. Obwohl<br />
die Pulsenergie 100 Mal geringer sein kann als bei<br />
ns-Lasern, kann die Pulsspitzenleistung (Pulsenergie/<br />
Impulsbreite) 100 Mal höher sein. Zudem unterstützt<br />
der Pulsmechanismus − das so genannte Modelocking<br />
− Pulswiederholraten bis 1 MHz. So kann<br />
der Laser hohe Durchschnittsleistungen (10 W und<br />
mehr) liefern.<br />
•<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Gedruckter Fräser<br />
Präzisionswerkzeuge | Beim<br />
Werkzeugkörper-Design ermöglicht<br />
die Additive Fertigung Formen<br />
und Merkmale, die durch<br />
die Metallbearbeitung nicht erzeugt<br />
werden können. Und gedruckt<br />
werden können nahezu<br />
alle Materialien – beim Coro-<br />
Mill 390 von Sandvic Coromant<br />
ist es eine Titanlegierung.<br />
Für die Leichtbauweise wurde<br />
taktisch Material entfernt, um<br />
das optimale Fräser-Design im<br />
Sinne der Masseminimierung zu<br />
realisieren: Die sogenannte Topologieoptimierung<br />
macht den<br />
Fräser leichter als ein konventionelles<br />
Werkzeug, was laut<br />
Hersteller dabei helfe, die Produktivität<br />
bei großen Überhängen<br />
zu steigern. Darüber hinaus<br />
verbessere ein kürzerer Abstand<br />
zwischen dem Dämpfer im<br />
Adapter und der Schneidkante<br />
die Leistung und Prozesssicherheit.<br />
Das Werkzeug ist zum<br />
Planfräsen mit langen Reichweiten,<br />
zum tiefen Eck- und<br />
Kantenfräsen sowie für Taschen-<br />
und Nutenfräsbearbeitungen<br />
geeignet. Erhältlich ist es<br />
in 40 und 50 mm Durchmesser<br />
(16er / 22er Fräsdornkupplung).<br />
Je nach Anwendung können<br />
drei oder vier Wendeschneidplatten<br />
(Größe 11) gewählt<br />
werden. •<br />
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Fräser | Zwar gilt Aluminium<br />
als gutmütig in der Zerspanung,<br />
hat aber dennoch seine Tücken.<br />
Die Werkzeuge aus der AluLine<br />
von Ceratizit schützen sich daher<br />
mit DLC (Diamond Like<br />
Carbon) gegen Aufbauschneiden<br />
oder abrasivem Verschleiß.<br />
Um breite Anwendungsfelder<br />
wie das der NE-Metalle optimal<br />
bestellen zu können, erweiterte<br />
der Hersteller sein Fräser-Programm<br />
auf rund 2500 Artikel<br />
exklusiv für diese Applikationen.<br />
Basis dafür sind spezielle<br />
Substrate, gepaart mit angepassten<br />
Geometrien und Beschichtungen.<br />
Auch wenn NE-Metalle<br />
grundsätzlich vergleichsweise<br />
weich sind, setzt man dabei auf<br />
harte DLC-Beschichtungen: Mit<br />
HV 0,05 = 6000 bringen sie mindestens<br />
60 bis 80 % der Härte<br />
von Naturdiamanten. Sollten<br />
Kühlschmiermittel nicht gewünscht<br />
sein, ist das kein Problem,<br />
die Beschichtung funktioniert<br />
auch in der Trockenbearbeitung.<br />
•<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 61
produkte<br />
Die Platte macht den<br />
Unterschied<br />
Drehwerkzeuge | Bislang wurden<br />
für besonders kleine Bohrungen<br />
einschneidige Miniaturausdrehsysteme<br />
aus Vollhartmetall<br />
eingesetzt. Um hier prozesssicheres<br />
und wirtschaftlicheres<br />
Arbeiten zu ermöglichen, hat<br />
Hahn+Kolb ein neues Miniatur-<br />
ausdrehprogramm von Atorn<br />
mit Wendeschneidplatten entwickelt.<br />
Das Programm umfasst<br />
Bohrstangen und Halter aus<br />
Stahl und Vollhartmetall für<br />
Ausdrehtiefen von jeweils bis zu<br />
3×D (Stahl) sowie 4×D (Vollhartmetall).<br />
Das System arbeitet<br />
mit ISO-Wendeschneidplatten<br />
in den Bauformen C, D, W, V:<br />
Plan-, Längs-, Rückwärts- sowie<br />
das Kopierdrehen ab 4,8 mm<br />
Durchmesser ist in allen Materialien<br />
bis 68HRC möglich. •<br />
Homogen und blendfrei an<br />
jedem Arbeitsplatz<br />
Maschinenleuchten | Mit den LED-Maschinenleuchten<br />
von Elmeko lassen sich das Arbeitsumfeld und die wichtigen<br />
Bereiche von Maschinen, Anlagen oder Fertigungslinien<br />
ausleuchten. Die Leuchten der Baureihe<br />
LMM erfüllen die Schutzart IP54 und Schutzklasse III.<br />
Die kompakten Leuchten mit 40 mm Durchmesser haben<br />
ein robustes Aluminiumgehäuse mit einer bruchfesten<br />
diffusen PMMA-Abdeckung und sorgen für eine homogene<br />
und blendfreie Ausleuchtung. Über beidseitige<br />
Edelstahl-Montagewinkel lassen sich die Leuchten um<br />
90° drehen. Die Typenreihe LMM ist in 3 Längen von<br />
372, 625 und 880 mm und mit Leistungen von 8, 16<br />
oder 24 W verfügbar. Dabei wird ein Lichtstrom von<br />
940, 1.880 oder 2.820 lm erreicht. Die Leuchten gibt es<br />
in den Längen 345, 600 und 850 mm. •<br />
Problemlöser packt große<br />
Spanvolumen<br />
Igel-Fräser | Mit dem halbzahnigen M4258 zum Eckund<br />
Nutfräsen verbindet die Walter AG Vorteile des<br />
Fräskörpers mit denen der Wendeschneidplatten: Der<br />
modular aufgebaute Fräser besitzt ein auswechselbares<br />
Frontstück. Damit lässt sich genau der Teil des Werkzeugkörpers<br />
austauschen, der üblicherweise am<br />
schnellsten verschlissen wird, weil Fräser oft nicht in<br />
voller Länge genutzt werden und hier die Biegekräfte<br />
am größten sind. Die formschlüssige Schnittstelle des<br />
Frontstücks sorgt dafür, dass die Präzision erhalten<br />
bleibt. Als Schnittstelle zur Maschine wurden Capto C6<br />
und C8 ausgewählt. Die M4000-Systemwendeplatten<br />
sind quadratisch und rhombisch mit vier beziehungsweise<br />
zwei Schneiden – und neben Igel-Fräsern auch in<br />
Plan-, Eck-, Fas- und T-Nutenfräsern – einsetzbar, auf<br />
Wunsch sind auch Tigertec-Gold-Platten möglich. Walter<br />
bietet die Durchmesser 50 und 80 mm an. •<br />
Objekte präzise erkennen trotz<br />
enger Bauräume<br />
Miniatursensoren | Mit der der<br />
VS8-Reihe seines Optosensorik-<br />
Partners Banner Engineering<br />
bietet Turck jetzt Miniatursensoren<br />
zur präzisen Erkennung in<br />
engen Bauräumen oder in der<br />
Nähe sich bewegender Objekte<br />
an. Die Sensoren erkennen sehr<br />
kleine Teile und weitere schwierige<br />
Objekte, die andere Sensoren<br />
leicht überfordern. Die Geräte sind mit 21,1 mm x<br />
14,6 mm x 8 mm nur halb so groß wie eine Streichholzschachtel<br />
und mit rotem Laser sowie mit roter oder<br />
blauer Sende-LED erhältlich und als Einweglichtschranke<br />
oder Reflexionslichtschranke mit fester oder variabler<br />
Hintergrundausblendung verfügbar. Die Modelle<br />
mit rotem Laser erkennen mit ihrem präzisen Lichtfleck<br />
sogar vielfarbige Ziele und Gegenstände in einer Größe<br />
von 0,5 mm. Die blauen LED-Geräte detektieren Ziele<br />
mit dunklen oder reflektierenden Oberflächen sowie<br />
transparente Objekte – ohne Reflektor. •<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Der richtige Dreh fürs Kleine<br />
Bohrstangen | Speziell für das Innendrehen von<br />
Miniaturbauteilen hat Iscar sein Produktprogramm<br />
um zwei neue Linien erweitert: Für Bohrungsdurchmesser<br />
ab 4,5 mm sind Bohrstangen für<br />
positive ISO-Wendeschneidplatten (CCGT und<br />
EPGT) verfügbar, ab 12 mm oder auch zur Außenbearbeitungen<br />
ist die Produktlinie Mini P Turn geeignet.<br />
Die Bohrstangen gibt es mit Stahl- und Vollhartmetallschaft.<br />
Alle Werkzeuge dieser Reihe verfügen<br />
über eine innere Kühlmittelzufuhr direkt zu<br />
den Schneidkanten. Die Stangen eignen sich für die<br />
positiven, einseitig geschliffenen Wendeschneidplatten<br />
mit 75-Grad-Geometrie. Beide Geometrien<br />
sind mit dem F1P-Spanformer ausgestattet, der<br />
speziell für Feinschlichtbearbeitungen in Stahl<br />
entwickelt worden ist. Neu im Portfolio sind zudem<br />
Schaftwerkzeuge von 10 bis 16 mm Querschnitt<br />
für negative, zweiseitige Wendeschneid -<br />
platten. Das Besondere an den<br />
DNGP- und WNGP-Schneiden<br />
ist, dass sie in sich verdreht sind<br />
und es somit eine rechte und<br />
linke Variante gibt. Durch die<br />
Verdrehung erhalten die Wendeschneidplatten<br />
eine Art<br />
Schwalbenschwanz-Anlagefläche<br />
im Werkzeugplattensitz, die<br />
für eine hohe Stabilität sorgen<br />
soll.<br />
•<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 63
vorschau 05.20<br />
Retrofit<br />
Es muss nicht gleich ein Neubau sein, wenn ältere<br />
Logistikanlagen für die Digitalisierung fit<br />
gemacht werden sollen. In vielen Fällen reicht<br />
ein Retrofit, um neue Techniken zu integrieren<br />
und veränderte Prozesse zu etablieren. Zugleich<br />
lässt sich die Effizienz der Anlage für viele<br />
weitere Jahre sichern.<br />
Fachmesse Logimat<br />
Mit mehr als 1650 Ausstellern verzeichnet die<br />
Logimat einen neuen Rekord und ist komplett<br />
ausgebucht. Zu sehen sind Lösungen aus allen<br />
Bereichen der Intralogistik<br />
Faserverbundtechnik<br />
Composites werden vielseitiger, variabler und<br />
lassen sich schneller fertigen. Ihre Verbreitung<br />
nimmt zu. Das wird auch auf der JEC World<br />
von 3 bis 5. März in Paris zu sehen sein.<br />
erscheint dienstags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
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Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
Für harte Werkstoffe und<br />
3D-Druck-Werkstücke<br />
Wir berichten über<br />
Sägebänder | Die Wikus-Sägenfabrik<br />
erweitert ihr Produktportfolio<br />
um die mit kubischem<br />
Bornitrit (CBN) bestreuten Sägebänder<br />
Cubogrit. Mit den<br />
Produkten können unter anderem<br />
im 3D-Druck hergestellte<br />
Hartlegierungen sowie gehärtete<br />
Eisenwerkstoffe von bis zu<br />
70 HRC gesägt werden, ebenso<br />
gehärteter Schnellarbeitsstahl<br />
(HSS), einsatzgehärteter Stahl,<br />
hochlegierter Werkzeugstahl bis<br />
zu 55 HRC sowie Hartguss oder<br />
Stellite. Die Ausführung K eignet<br />
sich bei kleinen Werkstücken.<br />
Das Sägeband verfügt<br />
über eine vollständige CBN-Belegung<br />
an der Bandkante, wodurch<br />
Anwender Absplitterungen<br />
an den Konturkanten vermeiden<br />
können. Die Variante S<br />
verfügt über eine segmentierte,<br />
individuell gestaltbare CBN-Belegung<br />
für mittelgroße Werkstücke.<br />
Die erhabenen Segmente<br />
mit CBN-Belegung in unterschiedlicher<br />
Teilung der Ausführung<br />
U ermöglichen eine hohe<br />
Zerspanungsleistung, weshalb<br />
sich das Produkt für große<br />
Werkstücke eignet. Das Sägeband<br />
verfügt über einen großen<br />
Spanraum für Materialabrieb<br />
und erlaubt eine individuelle<br />
Gestaltung der Segmentabstände.<br />
Alle Ausführungen sind auch<br />
mit einem Trägerband aus korrosionsbeständigem<br />
Spezialstahl<br />
erhältlich. Für den Einsatz sollte<br />
die Sägemaschine Schnittgeschwindigkeiten<br />
von über<br />
1200 m/min erlauben und über<br />
eine hohe Maschinenstabilität<br />
sowie hohes Drehmoment des<br />
Antriebsmotors verfügen. •<br />
ABB ................................................. 50<br />
Arburg .................................................... 44<br />
Atlas Copco ........................................... 18<br />
Atorn ....................................................... 62<br />
Autodesk ................................................ 44<br />
Banner Engineering ............................. 62<br />
Bitkom .................................................... 19<br />
Blum Novotest ...................................... 56<br />
BMW ...................................................... 56<br />
Capgemini .............................................. 10<br />
Ceratizit .................................................. 61<br />
Citrine Informatics ................................ 49<br />
Coherent ................................................ 60<br />
Dekra ...................................................... 20<br />
Deutsche Messe .................................. 11<br />
DFKI .......................................................... 6<br />
Diedron ................................................... 65<br />
Digital Moulds ....................................... 48<br />
DLR .......................................................... 30<br />
DMG Mori .............................................. 42<br />
Dormer Pramet ..................................... 60<br />
Dürr Technik .......................................... 59<br />
Ecoroll .................................................... 40<br />
Elmeko .................................................... 62<br />
Engel Austria ......................................... 44<br />
FarragTech ............................................. 14<br />
Festo ................................................. 36, 59<br />
Fronius .................................................... 58<br />
Google .................................................... 30<br />
Graushaar .............................................. 65<br />
Mapal ............................................... 19, 60<br />
Masterhora ............................................ 22<br />
Messe Stuttgart .................................... 18<br />
Metro ...................................................... 20<br />
Microsoft ............................................... 30<br />
Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum<br />
Hannover ............................................... 40<br />
Muse ......................................................... 8<br />
Oerlikon Balzers ................................... 19<br />
PA Consulting ........................................ 14<br />
Profol ...................................................... 14<br />
PTC .......................................................... 30<br />
PwC ......................................................... 16<br />
Salesforce ............................................. 30<br />
Samsung .................................................. 8<br />
Sandvik Coromant ................................ 61<br />
Servicenow ........................................... 30<br />
Simcon ................................................... 44<br />
Smalley ................................................... 58<br />
Stäubli .................................................... 56<br />
Sumitomo (SHI) Demag ....................... 44<br />
TFC .......................................................... 58<br />
Toolcraft ................................................. 56<br />
TU München .......................................... 52<br />
Tulip ......................................................... 42<br />
Turck ....................................................... 62<br />
TÜV Nord ............................................... 24<br />
up2parts ................................................. 42<br />
VDMA ..................................................... 10<br />
Vollmer ................................................... 14<br />
Verbrauchsmaterial ade<br />
Filteranlagen | Graushaar stellt selbstreinigende Filteranlagen<br />
von Diedron vor. Diese bestehen aus einem Tank, einer<br />
Steuerung sowie Pumpen, eine eigene Kühlung ist optional<br />
erhältlich. Die Anlagen filtern Partikel bis 3 μm. Ist die Kapazität<br />
des Filters erreicht, wird dieser mit hohem Druck<br />
durchgespült. Je nach Anwendung wird eisenhaltiges Material<br />
per Magnetabscheider separiert, Aluminium per<br />
Bandfilter oder Hartmetall mittels eines Kratzbandförderers<br />
entsorgt. Die Anlagen sind in zwei Größen erhältlich:<br />
Der Cleantower SC200 bietet einen Durchfluss von<br />
200 l/min, die Variante 400<br />
schafft das Doppelte. Bei Bedarf<br />
lassen sich die Baureihen<br />
auch kombinieren. Der Reinigungsvorgang<br />
kann sowohl<br />
automatisiert von einer integrierten<br />
Steuerung oder manuell<br />
ausgelöst werden. •<br />
Hahn+Kolb ............................................. 62<br />
Haidlmair ................................................ 48<br />
Hofmann ................................................. 48<br />
I Lock It ..................................................... 8<br />
ICE-flex ................................................... 44<br />
IDC .......................................................... 30<br />
IKV ........................................................... 44<br />
Infor ........................................................ 14<br />
Infosys .................................................... 30<br />
Iscar ........................................................ 63<br />
J. Schmalz ............................................. 15<br />
Kaeser .................................................... 54<br />
Koch Industries ..................................... 14<br />
KraussMaffei ......................................... 44<br />
Lanxess .................................................. 49<br />
LMT Tools ............................................... 11<br />
Luqel ......................................................... 8<br />
Mack Brooks Exhibitions .................... 15<br />
Walter ..................................................... 62<br />
Webasto ................................................. 20<br />
Weidmüller ............................................ 58<br />
Weisskopf Werkzeuge ......................... 19<br />
Wikus-Sägenfabrik .............................. 65<br />
Win Eurasia ........................................... 11<br />
Wittmann ............................................... 14<br />
Wittmann Battenfeld ............................ 44<br />
Wohlhaupter .......................................... 59<br />
WZL der RWTH Aachen ...................... 26<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20 65
zuletzt ...<br />
Alle sind<br />
smarter<br />
als du…<br />
Der Kühlschrank – oder „Vorratsmanager“,<br />
wie man<br />
dieses Haushaltsgerät heute nennt<br />
– weiß, wann die Milch alle ist,<br />
während wir uns ratlos im Supermarkt<br />
stehend fragen, ob noch eine<br />
Packung zuhause ist. Der Badvor -<br />
leger teilt uns mit, dass wir zugelegt<br />
haben, während wir uns noch einreden, die Lieblingsjeans zu heiß gewaschen<br />
zu haben. Und dann gibt es da noch diese smarte Gabel, die – im<br />
Gegensatz zu uns selbst – haargenau weiß, wann wir das letzte Mal etwas gegessen<br />
haben. Es scheint, als ob wir heutzutage ohne intelligente Technik gar<br />
nichts mehr auf die Reihe kriegen. Fehlt nur noch, dass wir uns von unseren<br />
technischen Hilfsmittelchen vorschreiben lassen, was wir wann, wie, mit wem<br />
zu tun haben. Wäre es nicht schockierend, wenn der digitale Terminplaner<br />
plötzlich piepst und sagt: „Sie hatten länger kein<br />
geheimes Treffen mit Ihrem Geliebten. Wie wäre es<br />
am Donnerstag?“ Oder Ihr Kühlsch…, ähm…, Vorratsmanager,<br />
warnt Sie: „Sie hatten diese Woche<br />
schon zwei Tafeln Schokolade.“ Manch einer wird<br />
darüber laut lachen und sagen, dass er sein Leben<br />
niemals von der Technik kontrollieren<br />
lassen werde. Doch in Wahrheit verlassen wir<br />
uns schon heute sehr auf unsere schlauen Geräte.<br />
Wie meine Kollegin so schön sagt: „Die Digitalisierung<br />
ist (...) niemals – das bleibt zumindest zu<br />
hoffen – Ersatz für die Realität.“<br />
kk<br />
Bild: Auremar/stock.adobe.com<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 04.20
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