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Programm & Abstracts - PMU

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Evidenzbasierte Medizin –<br />

ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21<br />

Kongress der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität<br />

11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin<br />

Salzburg, 25. - 27. Februar 2010<br />

PARACELSUS MEDIZINISCHE PRIVATUNIVERSITÄT


PARACELSUS MEDIZINISCHE PRIVATUNIVERSITÄT<br />

In Kooperation mit:<br />

Wir danken unseren Sponsoren und Medienpartnern:<br />

Veranstalter: Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg | www.pmu.ac.at


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Programm</strong> und Organisation ..........................................................................................................................I<br />

Grußwort .................................................................................................................................................... II<br />

<strong>Programm</strong>übersicht...................................................................................................................................... III<br />

<strong>Abstracts</strong> .................................................................................................................................................. XII<br />

Vorträge ...............................................................................................................................................1<br />

Symposien ............................................................................................................................................3<br />

Workshops .........................................................................................................................................33<br />

Pre-Konferenz-Workshops .....................................................................................................................37<br />

Trainingskurse DNEbM.........................................................................................................................40<br />

Poster .................................................................................................................................................43<br />

Autorenindex ......................................................................................................................................86<br />

Impressum: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Österreich,<br />

Telefon: +43 (0) 662 - 44 2002 0, www.pmu.ac.at<br />

Haftungsausschluss: Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg erklärt hiermit ausdrücklich, dass sie - soweit auf der<br />

gms-Website auf Inhalte Dritter verwiesen wird - für die Inhalte der verlinkten Sites keine Verantwortung übernimmt. Die Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität Salzburg erklärt ferner ausdrücklich, dass sie für die Richtigkeit sämtlicher Inhalte und Angaben in<br />

den veröffentlichten <strong>Abstracts</strong> keine Verantwortung übernimmt, da diese ausschließlich bei den AutorInnen liegt.


<strong>Programm</strong> und Organisation<br />

Forum Medizin 21<br />

Kongress der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität<br />

www.forummedizin21.at<br />

11. EbM-Jahrestagung<br />

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.<br />

www.ebm-kongress.de<br />

(Kooperationsveranstaltung)<br />

Kooperationspartner<br />

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.<br />

Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin<br />

Veranstalter<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

Strubergasse 21<br />

5020 Salzburg<br />

Österreich<br />

Tel.: +43 (0)662 / 44 2002 0<br />

Int: www.pmu.ac.at<br />

Entwicklungsgruppe Forum Medizin 21<br />

Prof. Dr. Jo Bauer, Salzburg<br />

Dr. Reiner Brettenthaler, Salzburg<br />

Dr. Thomas Diller, Salzburg<br />

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Dorn, Salzburg<br />

Prim. Dr. Reinhold Fartacek, Salzburg<br />

Dr. Karl Forstner, Salzburg<br />

Priv.-Doz. Dr. Rosemarie Forstner, Salzburg<br />

Prof. Dr. Kurt Grünewald, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hölzenbein, Salzburg<br />

Mag. Barbara Klingsbigl, Salzburg<br />

Andrea Köhn, München<br />

Dr. Othmar Kofler, München<br />

Dr. Franz Landauer, Salzburg<br />

Dr. Silvia Kronberger, Salzburg<br />

Dr. Michael Nake, Salzburg<br />

Mag. Christian Prucher, Salzburg<br />

Dr. Markus Schwarz, MBA, Wien<br />

Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Salzburg<br />

Prim. Dr. Manfred Stelzig, Salzburg<br />

Dr. Hermann Widauer, Salzburg<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. F.M..Wurst, Salzburg<br />

I<br />

Wissenschaftliche Leitung/Tagungspräsident<br />

Univ.-Prof. Dr. Andreas Sönnichsen<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg<br />

Vorstand Institut für Allgemein-, Familien- und<br />

Präventivmedizin<br />

andreas.soennichsen@pmu.ac.at<br />

Wissenschaftliches <strong>Programm</strong>komitee 2010<br />

Dr. Christop Dachs, Salzburg (A)<br />

Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff, Marburg (D)<br />

Prof. Dr. Johannes Forster, Freiburg (D)<br />

Prof. Dr. Iglseder, Salzburg (A)<br />

Prof. Dr. David Klemperer, Regensburg (D)<br />

Dr. Britta Lang, Freiburg (D)<br />

Dr. Monika Lelgemann, Bremen (D)<br />

Dr. Susanne Rabady, Windigsteig (A)<br />

Prof. Dr. Gerd Rasp, Salzburg (A)<br />

Dr. Sylvia Sänger, Jena (D)<br />

Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Frankfurt (D)<br />

Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Salzburg (A)<br />

Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Salzburg (A)<br />

Prim. Dr. Manfred Stelzig, Salzburg (A)<br />

Prof. Dr. Christoph Stuppäck, Salzburg (A)<br />

Prof. Dr. Friedrich M. Wurst, Salzburg (A)<br />

Wissenschaftlicher Beirat 2010<br />

Prof. Dr. Elske Ammenwerth, Hall, Tirol (A)<br />

Prof. Dr. Johann Behrens, Halle/Saale (D)<br />

Prof. Dr. Gerald Gartlehner, Krems (A)<br />

Prof. DDr. Günter Ollenschläger, Berlin (D)<br />

Prof. Dr. Thomas Pieber, Graz (A)<br />

Prof. DDr. Heiner H. Raspe, Lübeck (D)<br />

Prof. Dr. Antonius Schneider, München (D)<br />

Prof. Dr. Uwe Siebert, Hall, Tirol (A)<br />

Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Salzburg (A)<br />

Dr. Claudia Wild, Wien (A)<br />

Prof. Dr. Jürgen Windeler, Essen (D)<br />

Organisatorische Leitung/Kongressmanagement<br />

Mag. Barbara Klingsbigl<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg<br />

Postgraduelle Aus- & Weiterbildung<br />

barbara.klingsbigl@pmu.ac.at


Grußwort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

der Kongress "Forum Medizin 21" der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg beschäftigt sich im<br />

Februar 2010 mit dem Thema "EbM - ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?" und knüpft damit an zentrale<br />

Themen des Kongresses 2009 an, in dem der Umgang mit der medizinischen Informationsflut, der ökonomische<br />

Druck in Gesundheitssystemen und die Auswirkungen von beidem auf die Arzt-Patient-Beziehung im Mittelpunkt<br />

standen.<br />

Wir freuen uns sehr, für den Kongress 2010 zwei höchst interessante und kompetente Kooperationspartner<br />

gewonnen zu haben: Zum einen die Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SAGAM), die das Thema EbM<br />

und Arzt-Patient-Beziehung als logische Fortsetzung ihres diesjährigen Kongresses „Medizin ohne Ende?“ sieht. Zum<br />

anderen das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNebM), welches im Rahmen des Forum Medizin 21<br />

seine 11. Jahrestagung veranstalten wird – zum ersten Mal in Österreich. Die Kooperation von Forum Medizin 21,<br />

SAGAM und DNEbM wird einen angeregten Meinungsaustausch und grenzüberschreitende Vernetzung<br />

ermöglichen.<br />

Kann die evidenzbasierte Medizin Lösungsansätze für den Umgang mit Informationsflut und ökonomischen<br />

Zwängen anbieten? Und wie wirkt sich EbM mit dieser Zielsetzung dann auf die Arzt-Patient-Beziehung aus? Auf<br />

der einen Seite ist eine adäquate Patientenversorgung ohne EbM nicht mehr denkbar, auf der anderen Seite<br />

bestehen ihr gegenüber zahlreiche Vorbehalte und Missverständnisse. Was genau ist eigentlich evidenzbasierte<br />

Medizin? Wie viel Raum lässt sie für Empathie oder gar für ganz „unwissenschaftliche“ ärztliche Intuition? Kann der<br />

Computer den Arzt ersetzen, weil er - ungleich besser als das menschliche Gehirn - Behandlungsabläufe nach klar<br />

definierten Schemata an eine Symptomatik anzupassen vermag? Kann EbM - im Sinne des EbM-Begründers David<br />

Sackett verstanden - dazu beitragen, Vertrauen und Transparenz in der gemeinsamen Entscheidungsfindung von<br />

Arzt und Patient zu schaffen oder ist sie dabei hinderlich?<br />

Unsere Schwerpunktthemen sind: "EbM - ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?", "EbM und das Problem der<br />

Komplexität" sowie "EbM und Interessenskonflikte". Diese und weitere Themen möchten wir mit Ihnen diskutieren<br />

und nach möglichen Antworten auf die vielen offenen Fragen suchen. Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen<br />

und wünschen Ihnen spannende Tage in Salzburg!<br />

Wir freuen uns auf den Kongress, wir freuen uns auf Sie!<br />

Herzlichst Ihr<br />

Univ.-Prof. Dr. Andreas Sönnichsen<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg<br />

Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin<br />

Paracelsus Medizinische<br />

Privatuniversität<br />

Deutsches Netzwerk<br />

Evidenzbasierte Medizin e.V.<br />

II<br />

Salzburger Gesellschaft für<br />

Allgemeinmedizin


<strong>Programm</strong>übersicht<br />

10.00 - 13.00<br />

Donnerstag, Donnerstag, Donnerstag, 25.2.2010<br />

25.2.2010<br />

Was Was<br />

Thema Thema<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

Trainingskurs Ia Einführung in die EbM<br />

Trainingskurs Ib Kritischer Medizinjournalismus<br />

Trainingskurs Ic<br />

13.00 - 14.00 Mittagspause<br />

Mittagspause<br />

14.00 - 16.00<br />

16.00 - 16.30 Pause<br />

Pause<br />

16.30 - 18.30<br />

Raus aus der Evidenz-Sackgasse:<br />

Braucht Arztbildung neue Wege?<br />

A. Sönnichsen<br />

B. Hansbauer<br />

A. Siebenhofer-Kroitzsch<br />

K. Koch<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität,<br />

Salzburg (A)<br />

J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M. (D)<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

M. Bergold J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M. (D)<br />

Trainingskurs Id Risiko-Kommunikation zwischen Arzt und Patient J. Kasper Universität Hamburg, Hamburg (D)<br />

Pre-Konferenz-Workshop Ia<br />

GRADE – Erfahrungen von Anwendern in<br />

unterschiedlichen Kontexten<br />

G. Meyer<br />

H. Sitter<br />

Pre-Konferenz-Workshop Ib Entscheidungsanalyse in Public Health und EbM N. Muehlberger<br />

Fachbereichssitzung Fachbereichssitzung DNEbM nn<br />

Fachbereichssitzung Fachbereichssitzung DNEbM nn<br />

Pre-Konferenz-Workshop IIa<br />

Pre-Konferenz-Workshop IIb<br />

Pre-Konferenz-Workshop IIc<br />

Prävention in Medizin und Pflege -<br />

wie evidenzbasiert muss sie sein?<br />

Was bedeutet Evidenzbasierung für die Kooperation und<br />

Verantwortung der Gesundheitsberufe in Deutschland<br />

und in Österreich?<br />

Fokussierte Suche nach hochwertigem, evidenzbasiertem<br />

Wissen in bibliografischen Datenbanken<br />

Fachbereichssitzung Fachbereichssitzung DNEbM nn<br />

III<br />

I. Mühlhauser<br />

G. Meyer<br />

J. Behrens<br />

S. Waffenschmidt<br />

E. Hausner<br />

T. Kaiser<br />

Universität Witten-Herdecke, Witten (D)<br />

Universität Marburg (D)<br />

UMIT - Private Universität für<br />

Gesundheitswissenschaften, Medizinische<br />

Informatik und Technik, Hall in Tirol (A)<br />

Universität Hamburg, Hamburg (D)<br />

Universität Witten-Herdecke, Witten (D)<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,<br />

Halle (D)<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)


09.00 - 09.30 Kongresseröffnung<br />

Freitag, Freitag, 26.2.2010, 26.2.2010, 9:00 9:00 - 14:00 14:00 Uhr Uhr<br />

Uhr<br />

Was Was<br />

Thema Thema<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

Schwerpunktthema<br />

Schwerpunktthema<br />

Alois Alois Stöger Stöger - Bundesminister für Gesundheit<br />

Gabi Gabi Gabi Burgstaller Burgstaller - Landeshauptfrau von Salzburg<br />

Herbert Herbert Resch Resch - Rektor der Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

David David David Klemperer Klemperer - Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin<br />

Andreas Andreas Andreas Sönnichsen Sönnichsen Sönnichsen - Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität<br />

EbM EbM in in in der der Arzt Arzt-Patient Arzt Patient Patient-Beziehung<br />

Patient Beziehung<br />

Chair: Christoph Dachs, SAGAM, Salzburg (A) &<br />

Chair: Norbert Donner-Banzhoff, Marburg (D)<br />

09.30 - 10.15 Vortrag EbM EbM als als Herausforderung Herausforderung für für für Arzt Arzt und und Patient Patient Patient<br />

M. Stelzig<br />

09.30 - 10.15 Pressekonferenz Forum Forum Medizin Medizin 21<br />

21<br />

10.15 - 10.45 Pause<br />

Pause<br />

10.45 - 12.15<br />

Universitätsklinikum Salzburg, Sonderauftrag für<br />

Psychosomatische Medizin, Salzburg (A)<br />

Symposium Ia<br />

Versorgungsqualität Versorgungsqualität und und Patientensicherheit<br />

Patientensicherheit<br />

Chair: Günther Jonitz, Ärztekammer Berlin, Berlin (D)<br />

Chair: Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, J.W.-Goethe-Universität Frankfurt a.M. (D)<br />

Patienteninformation Patienteninformation und und Patientenk Patientenkompetenz<br />

Patientenk ompetenz<br />

Symposium Ib<br />

Chair: Gerald Bachinger, NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft, St. Pölten (A)<br />

Chair: Hilda Bastian, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

T. Kaiser<br />

Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

Workshop Ia<br />

Publikationsbias Publikationsbias - Wie Wie Partikularinteressen Partikularinteressen die<br />

die<br />

Patientenversorgung Patientenversorgung gefährden<br />

gefährden<br />

M. Lelgemann<br />

J. Schaaber<br />

HTA-Zentrum, Bremen (D)<br />

BUKO Pharmakampagne, Bielefeld (D)<br />

B. Wieseler<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

N. Donner-Banzhoff Philipps-Universität Marburg, Marburg (D)<br />

Workshop Ib Wissenschaftstheorie Wissenschaftstheorie und und EbM<br />

EbM<br />

T. Krones<br />

Universität Zürich, Zürich (CH)<br />

J. Behrens<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (D)<br />

Workshop Ic<br />

Evidenzbasierte Evidenzbasierte Patientenleitlinien: Patientenleitlinien: Geeignete<br />

Geeignete<br />

Grundlage Grundlage der der Kommunikation Kommunikation mit mit mit Patienten?<br />

Patienten?<br />

A. Steckelberg<br />

H. Müller<br />

G. Meyer<br />

Universität Hamburg, Hamburg (D)<br />

Techniker Krankenkasse, Hamburg (D)<br />

Universität Witten-Herdecke, Witten (D)<br />

12.15 - 13.00 Postersession Freie Freie Freie Themen<br />

Themen<br />

13.00 - 14.00 Mittagspause<br />

Mittagspause<br />

IV


Freitag, Freitag, 26.2.2010, 26.2.2010, 14:00 14:00 - 19:00 19:00 Uhr<br />

Uhr<br />

Was Was<br />

Thema Thema<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

Schwerpunktthema<br />

Schwerpunktthema<br />

EbM EbM und und das das Problem Problem der der Komplexität<br />

Komplexität<br />

Chair: Eva-Maria Baumer, Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen (BIQG), Wien (A)<br />

Chair: Johannes Forster, St. Josefskrankenhaus, Freiburg (D)<br />

14.00 - 14.30 Vortrag Was Was ist ist eigentlich eigentlich EbM? EbM?<br />

Relative Relative Effecti Effectiveness: Effecti Effecti veness: Systematische Reviews über die<br />

die<br />

A. Sönnichsen<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität,<br />

Salzburg (A)<br />

14.30 - 15.00 Vortrag<br />

vergleichende vergleichende Wirksamkeit Wirksamkeit und und Sicherheit Sicherheit von<br />

von<br />

Interventionen<br />

Interventionen<br />

Interventionen<br />

G. Gartlehner Donau-Universität, Krems (A)<br />

15.00 - 15.15 Pause<br />

Pause<br />

15.15 - 16.45<br />

16.45 - 17.00 Pause<br />

Pause<br />

Symposium IIa<br />

EbM EbM für für Gesundheitssystementscheidungen<br />

Gesundheitssystementscheidungen<br />

Chair: Reinhold Glehr, Arzt für Allgemeinmedizin, Hartberg (A)<br />

Chair: Monika Lelgemann, Universität Bremen, Bremen (D)<br />

Symposium IIb<br />

Evaluation Evaluation evidenzbasierter evidenzbasierter Patienteninformationen<br />

Patienteninformationen<br />

Chair: Britta Lang, Deutsches Cochrane Zentrum / Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg (D)<br />

Chair: Hardy Müller, Techniker Krankenkasse, Hamburg (D)<br />

Workshop IIa Das Das hausärztlich hausärztlich-diagnostische hausärztlich diagnostische Gespür<br />

Gespür<br />

N. Donner-Banzhoff<br />

A. Schneider<br />

Philipps-Universität Marburg, Marburg (D)<br />

Technische Universität München, München (D)<br />

Workshop IIb<br />

Gesundheitsbil<br />

Gesundheitsbildung Gesundheitsbil dung durch gezielte Schulungen –<br />

Welche Welche Anforderungen Anforderungen stellen stellen wir?<br />

wir?<br />

S. Sänger<br />

ML Dierks<br />

G. Seidel<br />

Gesundheitsuni Jena, Jena (D)<br />

Patientenuniversität Hannover (D)<br />

Patientenuniversität Hannover (D)<br />

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA),<br />

Workshop IIc<br />

HTA HTA und und Medizinprodukte Medizinprodukte – neue neue Entwicklungen Entwicklungen /<br />

etablierte etablierte Standards<br />

Standards<br />

M. Perleth<br />

D. Lühmann<br />

Siegburg (D)<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />

Campus Lübeck, Lübeck (D)<br />

17.00 - 18.00 Preisverleihung David David-Sackett<br />

David Sackett Sackett-Preis Sackett Preis und und Journalistenpreis Journalistenpreis<br />

D. Klemperer<br />

Hochschule Regensburg, Regensburg (D)<br />

DNEbM, Berlin (D)<br />

18.00 - 19.00 Mitgliederversammlung DNEbM DNEbM<br />

D. Klemperer<br />

Hochschule Regensburg, Regensburg (D)<br />

DNEbM, Berlin (D)<br />

ab 20.00<br />

Abendveranstaltung Abendveranstaltung "Salzburger "Salzburger Schmankerl" Schmankerl" im im Stiftskeller Stiftskeller St St. St . Peter<br />

Peter<br />

Der Stiftskeller St. Peter wurde anno 803 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit eine der ältesten Gaststätte Mitteleuropas.<br />

Genießen Sie einen Abend bei typischen Schmankerl im Herzen der Salzburger Altstadt.<br />

V


Samstag, Samstag, 27.2.2010, 27.2.2010, 9:00 9:00 - 14: 14:00 14: 00 Uhr<br />

Uhr<br />

Was Was<br />

Thema Thema<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

Schwerpunktthema<br />

Schwerpunktthema<br />

EbM EbM und und Interessenskonflikte<br />

Interessenskonflikte<br />

Chair: Günter Ollenschläger, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin (D)<br />

Chair: Martin Sprenger, Medizinische Universität Graz, Graz (A)<br />

09.00 - 09.30 Vortrag / Keynote Interessenskonflikte Interessenskonflikte und und Integrität Integrität der der Wissenschaft Wissenschaft<br />

D. Klemperer Hochschule Regensburg, Regensburg (D)<br />

09.30 - 10.00 Vortrag<br />

10.00 - 10.15 Pause Pause<br />

Pause<br />

10.15 - 11.30 Podiumsdiskussion<br />

11.30 - 11.45 Pause<br />

Pause<br />

11.45 - 13.00<br />

EbM EbM für für Gesundheitssystementscheidungen Gesundheitssystementscheidungen in<br />

in<br />

Österreich<br />

Österreich<br />

EbM EbM in in Zeiten Zeiten Zeiten der der Schweinegrippe<br />

Schweinegrippe<br />

Moderation: Roland Schaffler, Schaffler Verlag, Graz (A)<br />

C. Wild<br />

Am Am Podium Podium: Podium<br />

Gerd Antes, DNEbM, Berlin (D) -angefragt -<br />

Ludwig Boltzmann Institut für<br />

Health Technology Assessment, Wien (A)<br />

Werner Bartens, Süddeutsche Zeitung, München (D) -angefragt -<br />

Thomas Pieber, Medizinische Universität Graz, Graz (A)<br />

Barbara Weil, FMH - Verbindung d. Schweizer Ärztinnen und Ärzte, Bern (CH)<br />

Claudia Wild, Ludwig Boltzmann Institut HTA, Wien (A)<br />

Symposium IIIa<br />

Freie Freie Freie Themen<br />

Themen<br />

Chair: David Klemperer, Hochschule Regensburg, Regensburg (D)<br />

Chair: Gottfried Endel, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, Wien (A)<br />

Leitlinien Leitlinien & & Leitlinienentwicklung<br />

Leitlinienentwicklung<br />

Symposium IIIb<br />

Chair: Martin Scherer, Institut für Sozialmedzin, Lübeck (D)<br />

Chair: Susanne Rabady, Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Windigsteig (A)<br />

Symposium IIIc<br />

Arzt Arzt im im Spannungsfeld Spannungsfeld zwischen zwischen Patienteninteresse, Patienteninteresse, Leitlinie Leitlinie und und gängiger gängiger Praxis<br />

Praxis<br />

Chair: Friedrich Wurst, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Salzburg (A)<br />

Chair: Antonius Schneider, Technische Universität München / Klinikum rechts der Isar, München (D)<br />

W. Blank<br />

Technische Universität München, München (D)<br />

Workshop IIIa Nahtstellen Nahtstellen in in der der Primärversorgung<br />

Primärversorgung<br />

C. Wehner<br />

Physiotherapeutische Praxis, München (D)<br />

K. Stahl<br />

Hebamme, Hamburg (D)<br />

Workshop IIIb<br />

Evidence Evidence based based Medicine Medicine versus versus Evidence Evidence Based Based Health<br />

Health<br />

Care<br />

Care<br />

M. Lelgemann<br />

J. Forster<br />

Universität Bremen, Bremen (D)<br />

St.Josefskrankenhaus, Freiburg (D)<br />

VI


13.00 - 13.15 Pause<br />

Pause<br />

Samstag, Samstag, 27.2.2010, 27.2.2010, 27.2.2010, 13:00 13:00 13:00 - 114:00<br />

1<br />

4:00 4:00 Uhr Uhr<br />

Uhr<br />

Was Was<br />

Thema Thema<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

Schwerpunktthema<br />

Schwerpunktthema<br />

EbM EbM - ein ein Gewinn Gewinn für für die die Arzt Arzt-Patient Arzt Patient Patient-Beziehung?<br />

Patient Beziehung?<br />

Chair: David Klemperer, Hochschule Regensburg, Regensburg (D) / DNEbM, Berlin (D)<br />

Chair: Andreas Sönnichsen, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg (A)<br />

13.15 - 13.45 Vortrag EbM EbM - ein ein Gewinn Gewinn für für für die die Arzt Arzt Patient Patient Beziehung? Beziehung? I. Mühlhauser Universität Hamburg, Hamburg (D)<br />

13.45 - 14.00 Verabschiedung Zusammenfassung Zusammenfassung & & Verab Verabschiedung<br />

Verab Verabschiedung<br />

schiedung<br />

Paracelsus Medizinische<br />

Privatuniversität<br />

Deutsches Netzwerk<br />

Evidenzbasierte Medizin e.V.<br />

VII<br />

Salzburger Gesellschaft für<br />

Allgemeinmedizin


SYMPOSIEN SYMPOSIEN IM IM IM DETAIL<br />

DETAIL<br />

Freitag, Freitag, 26.2.2010, 26.2.2010, 10:45 10:45 - 12:15 12:15 Uhr<br />

Uhr<br />

Symposium Symposium Ia Ia Versorgungsqualität Versorgungsqualität und und Patientensicherheit Patientensicherheit<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

FR, FR, 26.2.2010 26.2.2010<br />

26.2.2010<br />

10:45 10:45 - 12:15 12:15 h<br />

h<br />

The clinical context in CPOE systems: How does it affect patient safety?<br />

A review of the literature.<br />

Potentielle schwere Interaktionen bei Patienten mit Polypharmazie – Ergebnisse einer<br />

Pilotstudie. Unterschiedliche Klassifizierung von Interaktionen in verschiedenen<br />

Datenbanken.<br />

Zunahme von Polypharmazie und Abnahme von inappropriater Verschreibungen bei<br />

älteren internistischen Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes<br />

Konformität der medikamentösen Hochdrucktherapie mit den Therapieleitlinien bei einer<br />

unselektionierten Kohorte von älteren, stationär behandelten internistischen Patienten<br />

Impact eines evidenzbasierten Informationsservices auf den klinischen Alltag von<br />

SpitalsärztInnen<br />

Können geschulte Medizinische Fachangestellte zur Umsetzung evidenzbasierter<br />

Leitlinienempfehlung in der Praxis beitragen? Teilergebnisse der Leitlinien-<br />

Implementierungsstudie Asthma (L.I.S.A.)<br />

E. Ammenwerth<br />

S. Gundl<br />

E. Prinz<br />

Einblick in die österreichische Leitlinienarbeit M. Pferzinger<br />

Private Universität für Gesundheitswissenschaften<br />

(UMIT), Hall in Tirol (A)<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität,<br />

Salzburg (A)<br />

Landesapotheke Salzburg (A)<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin 2,<br />

Salzburg (A)<br />

L. Schmoller Krankenhaus Gmunden, Gmunden (A)<br />

L. Grillich Donau Universität Krems, Krems (A)<br />

I. Schluckebier Universität Witten/Herdecke, Witten (D)<br />

Symposium Symposium Symposium Ib Ib Patienteninformation Patienteninformation Patienteninformation und und Patientenkompetenz Patientenkompetenz<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

FR, FR, 26.2.2010<br />

26.2.2010<br />

10:45 10:45-12:15 10:45 12:15 h<br />

h<br />

Fehlbildungsdiagnostik in der Schwangerschaft: Informationsmedien steigern das Wissen,<br />

senken die Ängstlichkeit und erhöhen die Rate diagnostischer Maßnahmen. Eine<br />

systematische Übersicht.<br />

Evidenzbasierte Medizin in elektronischen Gesundheitsakten. Erste Erfahrungen aus dem<br />

Forschungsvorhaben zur elektronischen Gesundheitsakte der BARMER GEK<br />

F. Scheibler<br />

Synergien nutzen: Die parallele Erstellung S3 Leitlinie und einer Patientenleitlinie S. Schwencke<br />

Kompetenztraining "Wissen macht stark und gesund" – ein Fortbildungsprogramm des<br />

Grazer Frauengesundheitszentrums<br />

In welchen Behandlungssituationen sollte gemeinsam entschieden werden? – Befragung<br />

von Ärzten und Patienten mit einem faktoriellen Survey<br />

VIII<br />

Private Universität für Gesundheitswissenschaften<br />

(UMIT), Hall in Tirol (A)<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

P. Kellermann-Mühlhoff BARMER GEK, Wuppertal (D)<br />

Ärztliches Zentrum für Qualität in der<br />

Medizin (ÄZQ), Berlin (D)<br />

B. Berger Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (D)<br />

M. Müller-Engelmann Philipps-Universität Marburg, Marburg (D)


Freitag, Freitag, Freitag, 26.2.2010, 26.2.2010, 15:15 15:15 - 16:45 16:45 Uhr Uhr<br />

Uhr<br />

Symposium Symposium IIa IIa EbM EbM für für Gesundheitssystementscheidungen Gesundheitssystementscheidungen<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

FR, FR, 26.2.2010<br />

26.2.2010<br />

15:15 15:15 - 16:45 16:45 h<br />

h<br />

EbM und Gesundheitssystementscheidungen R. Glehr<br />

Arzt für Allgemeinmedizin, Steirische<br />

Akademie für Allgemeinmedizin,<br />

Hartberg (A)<br />

Evaluation komplexer Interventionen G. Meyer Universität Witten-Herdecke, Witten (D)<br />

Horizon Scanning in der Onkologie – Konzeptentwicklung und Implementierung eines<br />

Früherkennungssystems für Krebsmedikamente in Österreich<br />

A. Nachtnebel<br />

Evidenzbasierung in der Versorgungsplanung S . Mathis<br />

Versorgungsplanung der kardiologischen Rehabilitation unter Berücksichtigung von<br />

Sekundärdaten des österreichischen Gesundheitssystems<br />

Das österreichische Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen – Beiträge zur<br />

evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Versorgung der österreichischen Bevölkerung<br />

Ökonomische Evaluationen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine systematische<br />

Übersicht<br />

M. Gyimesi<br />

E. Baumer<br />

P. Radlberger<br />

Symposium Symposium IIb IIb Evaluation Evaluation evidenzbasierter evidenzbasierter evidenzbasierter Patienteninformationen Patienteninformationen<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

FR, FR, FR, 26.2.2010<br />

26.2.2010<br />

15:15 15:15 - 16:45 16:45 h<br />

h<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health<br />

Technology Assessment, Wien (A)<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health<br />

Technology Assessment, Wien (A)<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health<br />

Technology Assessment, Wien (A)<br />

Bundesinstitut für Qualität im<br />

Gesundheitswesen, Wien (A)<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health<br />

Technology Assessment, Wien (A)<br />

Qualität der Medizinberichterstattung - die Initiative HealthNewsReview H. Wormer Universität Dortmund, Dortmund (D)<br />

Evaluation evidenzbasierter Patienteninformationen - Anforderungen und Verfahren des<br />

IQWiG<br />

Eine neue EBPI zum Thema Darmkrebsvorsorge - Ergebnisse eines RCT mit dem Endpunkt<br />

"informierte Entscheidung"<br />

Blutzuckertest und Primärprävention des Typ 2-Diabetes – Web-gestützte Evaluation einer<br />

evidenzbasierten Verbraucherinformation<br />

Entwicklung der Patientenleitlinie „Schmerzbehandlung nach Operationen“ – Methodische<br />

Anforderungen an Patientenorientierung und Evidenzbasierung<br />

IX<br />

H. Bastian<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)<br />

A. Steckelberg Universität Hamburg, Hamburg (D)<br />

J. Genz<br />

A. Icks<br />

Deutsches Diabetes Zentrum, Düsseldorf (D)<br />

Deutsches Diabetes Zentrum, Düsseldorf (D)<br />

A. Gerlach Universität Hamburg, Hamburg (D)


Samstag, Samstag, 27.2.2010, 27.2.2010, 11:45 11:45 - 13:00 13:00 Uhr<br />

Uhr<br />

Symposium Symposium IIIa IIIa Freie Freie Themen Themen<br />

Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

SA, SA, SA, 27.2.2010<br />

27.2.2010<br />

11:45 11:45-13:00 11:45 13:00 h<br />

h<br />

Interessenskonflikte mit der Industrie – eine Befragung von Pflegenden im Bereich der<br />

Wundversorgung in Deutschland und Österreich<br />

K. Zima<br />

Das EuEbm-Projekt an der Universitätsklinik Frankfurt/Main: ein Zwischenbereicht M. Bergold<br />

Welche Informationsquellen nutzen niedergelassene Ärzte in Österreich und der Schweiz?<br />

„Herr Doktor, googeln sie mal…“<br />

Regulierung von Interessenskonflikten. Eine vergleichende Status quo Analyse im<br />

nordamerikanischen und deutschsprachigen Raum.<br />

Qualität von Kongress-<strong>Abstracts</strong> über randomisiert-kontrollierte Studien in der<br />

Gerontologie<br />

Hindernisse und fördernde Faktoren bei der Umsetzung der praxisintegrierten Vermittlung<br />

von EbM<br />

B. Hansbauer<br />

D. Strech<br />

E. Mann<br />

K. Suter<br />

Fachhochschule St. Gallen,<br />

St. Gallen (CH)<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität,<br />

Frankfurt am Main (D)<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität,<br />

Salzburg (A)<br />

Medizinische Hochschule Hannover,<br />

Hannover (D)<br />

Praxis für Allgemeinmedizin, Institut für<br />

Versorgungsforschung Vorarlberg,<br />

Rankweil (A)<br />

Symposium Symposium IIIb IIIb Leitlinien Leitlinien & & Leitlinienen Leitlinienentwicklung<br />

Leitlinienen twicklung Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

SA, SA, SA, 27.2.2010 27.2.2010<br />

27.2.2010<br />

11:45 11:45-13:00 11:45 13:00 h<br />

h<br />

Die öffentliche Konsultationsphase als Implementierungsinstrument für Leitlinien-Methoden<br />

und Ergebnisse<br />

T. Langer<br />

Barriereanalysen deutscher Leitlinien oder „Was ist eine Barriereanalyse?“ S. Conrad ÄZQ, Berlin (D)<br />

Wie valide sind evidenzbasierte Leitlinien? – Eine vergleichende Analyse von<br />

Leitlinienempfehlungen mit aktuellen systematischen Übersichten am Beispiel der<br />

Pharmakotherapie des Diabetes mellitus Typ 2<br />

Studienregister der pharmazeutischen Industrie als Datenquelle für systematische<br />

Übersichten<br />

M. Eikermann<br />

R. Potthast IQWiG, Köln (D)<br />

Objektivierte Entwicklung von Suchstrategien – Ein neuer methodischer Ansatz für die Praxis E. Hausner IQWiG, Köln (D)<br />

Leitlinien finden leicht gemacht – Entwicklung eines nutzerspezifischen Suchvokabulars für<br />

ein medizinisches Online-Portal<br />

X<br />

D. Rütters ÄZQ, Berlin (D)<br />

Institut für klinische Epidemiologie und<br />

Biostatistik, Basel (CH)<br />

Ärztliches Zentrum für Qualität in der<br />

Medizin (ÄZQ), Berlin (D)<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln (D)


Samstag Samstag, Samstag , 227.2.2010,<br />

2<br />

.2.2010, 11:45 11:45 - 13:00 13:00 Uhr<br />

Uhr<br />

Symposium Symposium IIIc IIIc Arzt Arzt im im Spannungsfeld Spannungsfeld zwischen zwischen Patienteninteresse, Patienteninteresse, Leitlinie Leitlinie und und gängiger gängiger Praxis Praxis Vortragende/r Vortragende/r Organisation<br />

Organisation<br />

SA, SA, SA, 27.2.2010<br />

27.2.2010<br />

11:45 11:45-13:00 11:45 13:00 h<br />

h<br />

Der Arzt im Spannungsfeld zwischen Patienteninteresse und Leitlinie J. Schlimme<br />

Trends in der Pharmakotherapie Bipolarer Erkrankungen seit 2002: Diskrepanz zwischen<br />

evidenzbasierten Richtlinien und klinischer Praxis?<br />

Risikokommunikation im Rahmen der Krebsfrüherkennungsuntersuchungen innerhalb der<br />

Vorsorgeuntersuchung Neu aus ärztlicher Perspektive<br />

M. Mühlbacher<br />

G. Malli<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie I, CDK Salzburg (A)<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie I, CDK Salzburg (A)<br />

Institut für Gesundheitsförderung und<br />

Prävention (IfGP), Graz (A)<br />

Schilddrüsenhormon-Verschreibungen – Diskrepanz zwischen Evidenz und Praxis A. Viniol Philipps-Universität Marburg, Marburg (D)<br />

Evidence Based Medicine (EBM) versus Philosophy Based Medicine (PBM) B. Maier<br />

Paracelsus Medizinische<br />

Privatuniversität<br />

Deutsches Netzwerk<br />

Evidenzbasierte Medizin e.V.<br />

XI<br />

Salzburger Gesellschaft für<br />

Allgemeinmedizin<br />

Universitätsklinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe, Salzburg (A)


<strong>Abstracts</strong><br />

Vorträge.......................................................................................................................1<br />

Symposien....................................................................................................................3<br />

S Ia: Versorgungsqualität und Patientensicherheit .................................................................3<br />

S Ib: Patienteninformation und Patientenkompetenz ..............................................................10<br />

S IIa: EbM für Gesundheitssystementscheidungen..................................................................14<br />

S IIb: Evaluation evidenzbasierter Patienteninformationen ......................................................18<br />

S IIIa: Freie Themen............................................................................................................22<br />

S IIIb: Leitlinien & Leitlinienentwicklung .................................................................................25<br />

S IIIc: Arzt im Spannungsfeld zwischen Patienteninteresse, Leitlinie<br />

und gängiger Praxis..................................................................................................30<br />

Workshops...................................................................................................................33<br />

WS Ia: Publikationsbias – Wie Partikularinteressen die Patientenversorgung gefährden................33<br />

WS Ib: Wissenschaftstheorie und EbM ...................................................................................33<br />

WS Ic: Evidenzbasierte Patientenleitlinien: Geeignete Grundlage der Kommunikation<br />

mit Patienten? ...........................................................................................................34<br />

WS IIa: Das hausärztlich-diagnostische Gespür ........................................................................34<br />

WS IIb: Gesundheitsbildung durch gezielte Schulungen – Welche Anforderungen<br />

stellen wir? ..............................................................................................................35<br />

WS IIc: HTA und Medizinprodukte – neue Entwicklungen / etablierte Standards .........................36<br />

WS IIIa: Nahtstellen in der Primärversorgung............................................................................36<br />

WS IIIb: Evidence based Medicine versus Evidence Based Health Care ......................................36<br />

Pre-Konferenz-Workshops ............................................................................................37<br />

PKW Ia: GRADE – Erfahrungen von Anwendern in unterschiedlichen Kontexten ............................37<br />

PKW Ib: Entscheidungsanalyse in Public Health und EbM...........................................................37<br />

PKW IIa: Prävention in Medizin und Pflege - wie evidenzbasiert muss sie sein?..............................38<br />

PKW IIb: Was bedeutet Evidenzbasierung für die Kooperation und Verantwortung<br />

der Gesundheitsberufe in Deutschland und in Österreich? ............................................................. 39<br />

PKW IIc: Fokussierte Suche nach hochwertigem, evidenzbasiertem Wissen in<br />

bibliografischen Datenbanken .................................................................................... 39<br />

Trainingskurse DNEbM..................................................................................................40<br />

TK Ia: Einführung in die EbM...............................................................................................40<br />

TK Ib: Kritischer Medizinjournalismus ...................................................................................41<br />

TK Ic: Raus aus der Evidenz-Sackgasse: Braucht Arztbildung neue Wege? ...............................41<br />

TK Id: Communicating risks between physician and patient....................................................42<br />

Poster...........................................................................................................................43<br />

P1: Patienteninformation und Shared Decision Making .......................................................43<br />

P2: Leitlinien und Leitlinienentwicklung ..............................................................................50<br />

P3: Systemische Übersicht und HTA ..................................................................................57<br />

P4: EbM in Praxis und Weiterbildung ...............................................................................64<br />

P5: Freie Themen I..........................................................................................................70<br />

P6: Freie Themen II .........................................................................................................77<br />

Autorenindex ...............................................................................................................86<br />

XII


Vorträge<br />

001<br />

EbM als Herausforderung für Arzt und Patient<br />

Manfred Stelzig<br />

Universitätsklinikum Salzburg, Sonderauftrag für Psychosomatische<br />

Medizin, Salzburg, Österreich<br />

EBM ist die Richtschnur für Arzt und Patient. Für den<br />

Mediziner bedeutet EBM eine rechtliche Verpflichtung,<br />

die Behandlung nach dem bestehenden Wissensstand<br />

durchzuführen. Entfremdet EBM den Arzt vom Patienten?<br />

Kann ein EBM orientierter Arzt noch die Sprache<br />

des Patienten sprechen?<br />

EBM kann auch die gemeinsame Plattform von Arzt und<br />

Patient sein. Der Betroffene muss die Behandlungsmethode<br />

nachvollziehen können und auch überprüfen<br />

können. Das führt jedoch unter Umständen dazu, dass<br />

eine Therapiemethode gewünscht oder auch eingefordert<br />

wird. In Zukunft werden wir lernen müssen mit<br />

solchen Wünschen der Patienten konstruktiv umzugehen<br />

Hier spielt die Kommunikation mit den Patienten eine<br />

große Rolle, die den Patienten als Partner bei der<br />

Krankheitsbewältigung und somit Problemlösung, ins<br />

Boot holt. EBM muss auch insofern in der Aufklärung<br />

der Patienten einen Stellenwert bekommen, da durch<br />

diese Grundhaltung eine klare Abgrenzung von nicht<br />

beweisbaren alternativen Behandlungsmethoden, auch<br />

von Nichtmedizinern, getroffen werden kann.<br />

In dem Referat soll gezeigt werden, in welch vielfältiger<br />

Hinsicht EBM in konstruktiver Weise in den Arbeitsalltag<br />

eingebaut werden kann und zum Wohle des Arztes<br />

und des Patienten genützt werden kann. EBM soll auch<br />

dazu dienen, die blinden Flecke des Mediziners auszuleuchten.<br />

In der Kombination mit „Klinischen Pfaden“<br />

wird festgelegt, welche Befunde einzuholen sind, um<br />

die richtige Diagnose und die möglichst effiziente Behandlung<br />

durchführen zu können. Hier sollen die Vorgaben<br />

der EBM als Hilfestellung gesehen werden, für<br />

ein möglichst praktikables und effizientes Abklärungssystem.<br />

Gleichzeitig ist klar, dass die Anwendung der<br />

EBM praxiskompatibel sein muss.<br />

Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, wie EBM<br />

sinnvoll im klinischen Alltag eingebaut werden kann. Ist<br />

die OP-Freigabe früher im Vorfeld sehr ungeregelt<br />

gewesen und dem persönlichen Überzeugungen des<br />

Internisten oder Anästhesisten überlassen gewesen,<br />

welche Untersuchungen er vor der OP-Freigabe benötigt,<br />

so ist aufgrund internationaler Studien im Universitätsklinikum<br />

Salzburg ein sehr reduziertes OP-<br />

Freigabeprogramm installiert worden, das in seinen<br />

Grundzügen vorgestellt wird. Dadurch kann ohne Qualitätsverlust<br />

sehr viel Geld eingespart werden. Diese<br />

Methode ist aus dem Reformpoolgedanken entstanden.<br />

Gerade in Zeiten eines hohen wirtschaftlichen Drucks in<br />

der Medizin kann EbM einerseits im Sinne der Kosten-<br />

ersparnis eingesetzt werden, andererseits kann das<br />

medizinische System als Spitalserhalter oder Sozialversicherungen<br />

damit gezwungen werden, neuere notwenige<br />

Abklärungs- und Behandlungsmethoden zu finanzieren.<br />

Gerade in der Psychiatrie und Psychosomatik sind die<br />

Erkenntnisse der EbM richtungsweisend. Andererseits<br />

wird angeführt in welchem Ausmaß psychischen Erkrankungen<br />

in den Allgemeinkrankenhäusern und Allgemeinpraxen<br />

chronisch übersehen werden, was unnötige<br />

Krankenstände und Leidenswege provoziert. Hier<br />

hat sich die EbM noch nicht ausreichend in der Praxis<br />

etabliert.<br />

Bitte zitieren als: Stelzig M. EbM als Herausforderung für Arzt und<br />

Patient. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm001.<br />

DOI: 10.3205/10ebm001, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0014<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm001.shtml<br />

002<br />

Was ist eigentlich EbM?<br />

Andreas Sönnichsen<br />

Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich<br />

Der Begründer der „Evidenzbasierten Medizin“, David<br />

Sackett, definierte diese als „the integration of best<br />

research evidence with clinical expertise and patient<br />

values“. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, EbM<br />

sei „Kochbuchmedizin“, lässt diese Definition einen<br />

erstaunlichen Spielraum für klinische Entscheidungen.<br />

Zuerst muss man sich fragen, was mit „best research<br />

evidence“ gemeint ist. Genau genommen liegt hochwertige<br />

Evidenz nur vor, wenn sie sich hinsichtlich einer<br />

klar umrissenen Fragestellung auf eine systematische<br />

Übersicht und Metaanalyse qualitativ hochwertiger<br />

Studien stützt. Das ist leider in der Praxis nur selten der<br />

Fall. Studien werden an hochselektierten Patientenkollektiven<br />

durchgeführt und unterliegen dem Einfluss eines<br />

universitär-publikatorischen Systems, das Positivergebnisse<br />

höher bewertet als negative, und das die Wissenschaftler<br />

industriellen Einflüssen ausliefert. Die Vertrauenswürdigkeit<br />

von Studienergebnissen ist daher begrenzt.<br />

Zudem werden – gerade in der Allgemeinmedizin<br />

– täglich eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen,<br />

für die es keine Studienevidenz gibt. Je weiter wir<br />

in der „Evidenzpyramide“ nach unten kommen, desto<br />

größer wird die Unsicherheit und damit der Spielraum,<br />

der letztendlich durch die klinische Expertise des Arztes<br />

ausgefüllt wird. Eine nochmalige Erweiterung erfährt<br />

der Entscheidungsspielraum, wenn die „patient values“<br />

mit einbezogen werden. So kann sich der Patient trotz<br />

aller Studienevidenz aus verschiedensten Gründen für<br />

oder gegen eine medizinische Maßnahme entscheiden<br />

und wir Ärzte tun gut daran, diese Patientenentscheidungen<br />

zu respektieren. Evidenzbasierte Medizin kann<br />

1


also nur ein permanentes Ringen um die für den individuellen<br />

Patienten bestmögliche Behandlung sein, unter<br />

Berücksichtigung der vorliegenden Studien, aber vor<br />

allem auch unter Anwendung eines permanent kritischen<br />

Blicks dafür, wie Studienergebnisse zustande<br />

gekommen sind.<br />

Bitte zitieren als: Sönnichsen A. Was ist eigentlich EbM? In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm002.<br />

DOI: 10.3205/10ebm002, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0022<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm002.shtml<br />

003<br />

Relative Effectiveness – systematische Reviews<br />

über die vergleichende Wirksamkeit und<br />

Sicherheit von Interventionen<br />

Gerald Gartlehner<br />

Department für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie,<br />

Donau-Universität Krems, Österreich<br />

Bei den meisten Entscheidungen in der Medizin stehen<br />

zwei oder mehr Optionen zur Wahl. Systematische<br />

Übersichtsarbeiten oder Health Technology Assessments<br />

über placebo-kontrollierte Studien sind daher in der<br />

klinischen Praxis für Entscheidungen häufig nur von<br />

eingeschränkter Relevanz. Klinische und gesundheitspolitische<br />

Entscheidungsträger benötigen Evidenz über die<br />

vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von konkurrierenden<br />

Interventionen, um die effektivste und sicherste<br />

Intervention auswählen zu können. Um diesen Bedarf<br />

an Information abzudecken, hat sich international das<br />

Gebiet der relativen Effektivitätsbewertungen (Comparative<br />

Effectiveness Research) etabliert.<br />

Die Grundprinzipien der relativen Effektivitätsbewertungen<br />

gehen jedoch über den einfachen Vergleich von<br />

Wirksamkeit und Sicherheit hinaus. Um eine relevante<br />

Bilanz zwischen Nutzen und Risiko für Schaden erstellen<br />

zu können, werden routinemäßig Beobachtungsstudien<br />

miteinbezogen und mitunter auch auf Registerdaten<br />

oder qualitative Studien zurückgegriffen. Insbesondere<br />

weil das ideale Studiendesign, nämlich direkt<br />

vergleichende randomisierte, kontrollierte Studien<br />

(Head-to-Head Trials) für viele Interventionen nicht vorhanden<br />

ist, muss auf direkte Vergleiche durch Beobachtungsstudien<br />

oder auf indirekte Vergleiche zurückgegriffen<br />

werden. Relative Effektivitätsbewertungen erfordern<br />

daher eine sehr sorgfältige Evaluierung der Stärke der<br />

zugrundeliegenden Evidenz, da das Risiko für Bias bei<br />

einzelnen Studien sehr hoch sein kann.<br />

Ziel des Vortrages ist es, die oben genannten Punkte an<br />

Beispielen des Drug Effectiveness Review Projects<br />

(DERP) der Oregon Health and Science University zu<br />

erläutern. DERP gilt als einer der Vorreiter der relativen<br />

Effektivitätsbewertungen und hat die Methoden in diesem<br />

Bereich entscheidend mitgeprägt. DERP hat bis<br />

2<br />

dato in annähernd 40 Berichten Evidenz über die relative<br />

Effektivität und Sicherheit von Medikamenten innerhalb<br />

derselben Medikamentenklasse erstellt. Diese<br />

Berichte wurden in den letzten Jahren erfolgreich von<br />

einer Vielzahl von US Bundesstaaten und Kanada zur<br />

Unterstützung von Entscheidungen bezüglich Rückvergütungen<br />

von Medikamentenkosten eingesetzt.<br />

Bitte zitieren als: Gartlehner G. Relative Effectiveness – systematische<br />

Reviews über die vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von<br />

Interventionen. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm003.<br />

DOI: 10.3205/10ebm003, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0031<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm003.shtml<br />

005<br />

EbM für Gesundheitssystementscheidungen in<br />

Österreich<br />

Claudia Wild<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment,<br />

Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Österreich gilt als Nachzügler bei der<br />

systematischen Verwendung von EbM und HTA in gesundheitspolitischen<br />

Entscheidungen. Die vom BMG<br />

lancierte „HTA-Strategie für Österreich“ – die in der<br />

GÖG im Stadium erster Umsetzung ist – sieht eine<br />

systemische Verankerung vor, sodass in Zukunft viele<br />

Gesundheitssystementscheidungen ohne EbM/HTA<br />

nicht möglich sein sollen.<br />

Methode: System- und Politikfeldanalyse zur aktuellen<br />

und potentiellen Verwendung von EbM/HTA für Gesundheitssystementscheidungen.<br />

Ergebnis: EbM/HTA wird seit 15 Jahren von einzelnen<br />

„early Innovators“ (einzelnen Kosten-Entscheidungsträgern)<br />

eingesetzt. Die Anwendungsgebiete sind im<br />

„Controlling“, in der Leistungsrefundierung und –planung,<br />

Qualitätssicherung, zunehmends auch bei Ausschreibungen/<br />

Beschaffung von Arzneimitteln und<br />

Implantaten. Das Heranziehen von EbM/HTA erfolgt<br />

aber unsystematisch und auf freiwlliger Basis. Geldmittel/<br />

Ressourcen sind dafür selten noch selten abgestellt.<br />

Schlussfolgerung: Eine (bevorstehende) systemische<br />

Verankerung wird EbM/HTA auch in Österreich zumindest<br />

bei der Leistungsrefundierung verpflichtend<br />

machen. Damit einhergehend wird die Nachfrage nach<br />

EbM/ HTA – wie in anderen Ländern zu beobachten –<br />

steigen.<br />

Bitte zitieren als: Wild C. EbM für Gesundheitssystementscheidungen in<br />

Österreich. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm005.<br />

DOI: 10.3205/10ebm005, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0050<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm005.shtml


Symposien<br />

007<br />

The clinical context in CPOE systems: How<br />

does it affect patient safety? A review of the<br />

literature<br />

Elske Ammenwerth, Werner Hackl, Martin Jung, Daniel Riedman<br />

UMIT, Hall in Tirol, Österreich<br />

Background: Medication errors and resulting Adverse<br />

Drug Events (ADEs) are an important issue of<br />

global healthcare. Several researchers and institutions<br />

recommend implementing electronic prescribing<br />

("CPOE", computerized physician order entry) to reduce<br />

the number of medication errors [1]. CPOE systems<br />

can offer advanced decision support, offering<br />

drug-drug interaction alerts, drug-allergy checks, checks<br />

on dosing errors, drug-lab checks etc. Systematic reviews<br />

show that these CPOE systems can indeed lead<br />

to a reduction of medication errors [2] and thus positively<br />

affect patient safety.<br />

However, one problem recently observed is overalerting<br />

("alert overload") [3]: Clinicians tend to ignore<br />

alerts, if they seem not relevant for the particular patient<br />

and context. Over-alerting can be reduced by prioritizing<br />

and filtering alerts based on the given clinical context,<br />

so that only alerts important and relevant for a<br />

given situation are displayed. Reducing over-alerting<br />

could increase alert compliance and consequently<br />

improve patient safety. However, it is still focus of debate<br />

how "context" can be defined, and which types of<br />

"context" are relevant when deciding whether or not to<br />

display an alert to a user.<br />

The objective of this paper is to define "context", and to<br />

present "types" of context.<br />

This reseach is part of a larger EU project "PSIP - Patient<br />

Safety through Intelligent Procedures in Medication".<br />

Material/Methods: We searched major databases<br />

(Medline, Embase), the top-10 health informatics journals<br />

(JAMIA, Int J Med Inform etc.) as well as proceedings<br />

of major health informatics conferences (MIE,<br />

Medinfo). We searched for CPOE papers and especially<br />

for those focusing on alerting. As keywords, we<br />

combined MeSH-Headings (such as "order entry systems")<br />

with free keyword search.<br />

Results: Until now, we have identified 23 scientific<br />

papers that deal with context in CPOE systems. First<br />

structuring based on content analysis revealed the<br />

following major categories of contextual factors that<br />

should influence alert prioritization:<br />

1. The user: Area of speciality, knowedge and experience,<br />

earlier reaction to a given alert<br />

2. The patient: sex, age, recent diagnosis, earlier diagnosis,<br />

severity of illness, ealier reaction to<br />

drugs, multi-morbidity, number of drugs prescribed,<br />

overall health status, risk group, severity<br />

of potential ADE<br />

3. The drug: Type of drug, type of interaction to other<br />

drugs<br />

4. The hospital: department speciality, earlier ADE<br />

rates, earlier medication errors, type of patient<br />

treated.<br />

Based on the literature review, we will now verify the<br />

level of evidence available for each of those categories.<br />

"Level of evidence" means: Is there any evidence,<br />

that CPOE systems that take into account a specific<br />

contextual factor will improve alert compliance and by<br />

this improve patient safety? We will report these results<br />

at the conference.<br />

Conclusions: CPOE systems can have large impact<br />

on quality of care. However, over-alerting and alert<br />

fatigue are more and more seen as barriers for patient<br />

safety. Future CPOE system will have to take into account<br />

the clinical context of each prescription in order<br />

to prioritize each alert according to the given context.<br />

Our research defines "context" and identifies major<br />

"context categories". Based on an analysis of the<br />

available evidence, we will derive recommendations<br />

how to handle these contextual factors in future CPOE<br />

systems.<br />

References<br />

1. Kohn L, Corrigan J, Donaldson M, editors. To err is Human:<br />

Building a Safer Health System. Washington: National<br />

Academy Press; 2000.<br />

2. Ammenwerth E, Schnell-Inderst P, Machan C, Siebert U.<br />

The Effect of Electronic Prescribing on Medication Errors and<br />

Adverse Drug Events: A Systematic Review. J Am Med Inform<br />

Assoc. 2008;15(5):585-600.<br />

3. van der Sijs H, Mulder A, van Gelder T, Aarts J, Berg M,<br />

Vulto A. Drug safety alert generation and overriding in a large<br />

Dutch uni-versity medical centre. Pharmacoepidemiol Drug Saf.<br />

2009;18(10):941-7.<br />

Please cite as: Ammenwerth E, Hackl W, Jung M, Riedman D. The<br />

clinical context in CPOE systems: How does it affect patient safety? A<br />

review of the literature. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm007.<br />

DOI: 10.3205/10ebm007, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0070<br />

Freely available from:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm007.shtml<br />

3


008<br />

Potentielle schwere Interaktionen bei<br />

Patienten mit Polypharmazie – Ergebnisse<br />

einer Pilotstudie: Unterschiedliche<br />

Klassifizierung von Interaktionen in<br />

verschiedenen Datenbanken<br />

Sigrun Gundl, Dara Koper, Andreas Sönnichsen<br />

<strong>PMU</strong>, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: 61% der Patienten ≥65 Jahre nehmen<br />

regelmäßig Arzneimittel (AM) ein, Patienten ≥75 Jahre<br />

im Durchschnitt 7,5±3,8 Stück [1], [2]. Bei Patienten<br />

mit mehr als einer Medikation wurden in 44,5% der<br />

Fälle potentielle Interaktionen (IA) entdeckt [3], bei<br />

Patienten mit mehr als 6 AM sogar 66% [2]. Mehr als<br />

5% aller Klinikeinweisungen in Europa erfolgen aufgrund<br />

von Arzneimittelereignissen, zu welchen auch IA<br />

zählen [4]. Wirkungsvolle Interventionsstrategien zur<br />

Vermeidung potentieller IA sind bisher wenig untersucht.<br />

Im Rahmen einer Pilotstudie sollten die Zahl der IA bei<br />

Patienten mit Polypharmazie eruiert werden. Bei wie<br />

vielen Prozent sind potentielle schwere IA möglich?<br />

Welche Unterschiede ergeben sich zwischen den verschiedenen<br />

Interaktionsdatenbanken (DB)?<br />

Material/Methoden: Im Zuge der Pilotstudie wurden<br />

Patienten (Alter ≥65 J, ≥5 AM) von vier Hausärzten<br />

im Bundesland Salzburg rekrutiert. Die AM wurden<br />

mithilfe der DB Lexicomp, Scholz und Drug-REAX auf IA<br />

überprüft. Die Ergebnisse der „schweren“ und „sehr<br />

schweren“ IA wurden verglichen.<br />

Nicht relevante IA (z.B. Digitoxin + Calcium (p.o),<br />

Bisphosponate (inj.)+ Calcium) wurden nicht bewertet.<br />

Ergebnisse: Die Medikation von 23 Patienten wurde<br />

analysiert. Die Patienten waren im Durchschnitt 72<br />

Jahre alt und nahmen 11 AM (Range 6–17; inklusive<br />

pflanzliche, zugelassene AM) ein. Schwere IA wurden<br />

in Lexicomp bei 82,6%, in Scholz bei 78,3% und in<br />

Drug-REAX bei 60,9% der Patienten beobachtet.<br />

In einem Fall (4,3%) fanden Lexicomp und Drug-REAX<br />

eine „sehr schwere“ IA. Scholz klassifizierte diese IA<br />

nur als „schwer“.<br />

Insgesamt wurden 48 verschiedene IA eruiert, davon<br />

33 in Lexicomp, 38 in Scholz und 26 in Drug-REAX.<br />

Fünf dieser IA wurden in alle drei DB als schwer oder<br />

sehr schwer bewertet (Clopidogrel/Omeprazol, Cumarine/Salicylate,<br />

Tramadol/SSRIs, Nitrate/ PDE-5-<br />

Hemmer sowie Ginkgo/Salicylate). Beobachtet wurde<br />

diese Übereinstimmung bei sechs Patienten.<br />

Zehnmal wurden in zwei DB dieselben schweren IA für<br />

einen Patienten beschrieben (bei 15 Pat.), 33 IA wurden<br />

je nur in einer Datenbank. Tabelle 1.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine hohe Prevalenz<br />

für IA bei Patienten mit Polypharmazie zeigt sich in<br />

4<br />

allen DB. Die evaluierten DB zeigen sehr unterschiedliche<br />

Bewertungen von IA und stimmen nur in wenigen<br />

Fällen überein. Eine besondere Problematik stellen AM<br />

dar, die nur in Österreich oder BRD bekannt sind und<br />

in internationalen DB nicht beachtet werden, z.B. Rilmenidin,<br />

Metamizol, Lercarnidipin.<br />

Bei Studien, die IA zwischen AM bewerten, sollte ersichtlich<br />

sein, aufgrund welcher DB die Bewertung<br />

vorgenommen wurde. Im Einzelfall müssen mögliche IA<br />

mit Hilfe evidenz-basierter Daten extra recherchiert<br />

werden.<br />

Literatur<br />

1. Rathore SS, Mehta SS, Boyko WL Jr, Schulman KA. Prescription<br />

medication use in older Americans: a national report<br />

card on prescribing. Fam Med. 1998;30(10):733-9.<br />

2. Schuler J, Dückelmann C, Beindl W, Prinz E, Michalski T,<br />

Pichler M. Polypharmacy and inappropriate prescribing in<br />

elderly internal-medicine patients in Austria. Wien Klin Wochenschr.<br />

2008;120(23-24):733-41.<br />

3. Tulner LR, Frankfort SV, Gijsen GJ, van Campen JP, Koks<br />

CH, Beijnen JH. Drug-drug interactions in a geriatric outpatient<br />

cohort: prevalence and relevance. Drugs Aging.<br />

2008;25(4):343-55.<br />

4. Kongkaew C, Noyce PR, Ashcroft DM. Hospital admissions<br />

associated with adverse drug reactions: a systematic review of<br />

prospective observational studies. Ann Pharmacother.<br />

2008;42(7):1017-25.<br />

Tabelle 1<br />

Bitte zitieren als: Gundl S, Koper D, Sönnichsen A. Potentielle schwere<br />

Interaktionen bei Patienten mit Polypharmazie – Ergebnisse einer<br />

Pilotstudie: Unterschiedliche Klassifizierung von Interaktionen in<br />

verschiedenen Datenbanken. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm008.<br />

DOI: 10.3205/10ebm008, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0086<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm008.shtml


009<br />

Zunahme von Polypharmazie und Abnahme<br />

von inappropriater Verschreibungen bei<br />

älteren internistischen Patienten während<br />

eines Krankenhausaufenthaltes<br />

Erika Prinz 1 , Christina Hofer-Dückelmann 2 , Wolfgang Beindl 2 ,<br />

Max Pichler 1 , Jochen Schuler 1<br />

1 <strong>PMU</strong>, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Kardiologie und<br />

Internistische Intensivmedizin, Salzburg, Österreich<br />

2 Landesapotheke Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Polypharmazie ist insbesondere bei<br />

älteren internistischen Patienten bedeutsam. Ein häufiger<br />

Grund für die Verordnung vieler Arzneimittel ist die<br />

Polymorbidität älterer Patienten. Mit steigendem Arzneimittelkonsum<br />

steigt auch das Risiko „inappropriater“<br />

Verordnungen (Dosisverletzungen, Doppelverordnungen,<br />

Verordnung fraglich wirksamer oder überflüssiger<br />

Medikamente) sowie die Anzahl potentieller Wechselwirkungen,<br />

wodurch es zu einem häufigeren Auftreten<br />

von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW)<br />

kommen kann. Im Landeskrankenhaus Salzburg ist seit<br />

4 Jahren eine AG Pharmakovigilanz tätig (klinische<br />

Pharmazeuten, Internisten), die sich intensiv mit dem<br />

Thema Vielverschreibung und Arzneimittelsicherheit<br />

beschäftigt und versucht, die Problematik verstärkt ins<br />

ärztliche Bewusstsein zu bringen.<br />

In einer Vorgängerstudie wurde bei der stationären<br />

Aufnahme eine durchschnittliche Medikamentenanzahl<br />

von 7,5 pro Patient und eine hohe Prävalenz inappropriater<br />

Verordnungen sowie unerwünschter<br />

Arzneimittelwirkungen gefunden [1]. Diese Befunde<br />

spiegeln das ambulante Verordnungsverhalten wieder.<br />

Ziel der vorliegenden Analyse war es festzustellen, ob<br />

sich Quantität und Qualität der verordneten Medikamente<br />

im Laufe eines stationären Aufenthalts durch ein<br />

verbessertes Bewusstsein dieser Problematik gegenüber<br />

verändern.<br />

Methodik: Monozentrische Kohortenstudie: Bei allen<br />

an der I. und II. Medizin stationär aufgenommenen<br />

Patienten ≥75 Jahre in einem Zeitraum von insgesamt<br />

6 Monaten wurden die klinischen Daten aus der Krankengeschichte<br />

sowie die Aufnahme- und Entlassungsmedikamente<br />

(Interview bzw. aus der Krankengeschichte)<br />

erhoben und analysiert. Die Beurteilung der Medikation<br />

erfolgte wie vorbeschrieben [1] im Konsens (Klinischer<br />

Apotheker/in, Internist/in) auf der Grundlage<br />

einschlägiger Datenquellen [2], [3] (Medis. PR-data<br />

Datenverarbeitungs- und Unternehmensberatungs<br />

GmbH, A-1190 Wien, Huschkagasse 10/9;<br />

http://www.wuvgmbh.de/de/pages/abdata/db_interaktion.php<br />

).<br />

Ergebnisse: Insgesamt wurden 999 Patienten analysiert<br />

(Tabelle 1). Die mittlere Medikamentenanzahl bei<br />

Aufnahme betrug 7,3 (m 6,8; f 7,7), bei Entlassung 8,0<br />

Medikamente (m 7,9, f 8,1), was einem mittleren Zuwachs<br />

von 0,7 Medikamenten pro Patient und stationä-<br />

rem Aufenthalt entspricht. Die Veränderungen der wichtigsten<br />

Medikamentengruppen sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Tabelle 1: Charakteristika internistische Patienten ≥75 Jahre<br />

Tabelle 2: Die häufigsten Medikamente bei Aufnahme und<br />

Veränderungen bei Entlassung<br />

Die Medikamentenqualität nahm während des stationären<br />

Aufenthaltes insgesamt zu. Bedingt durch die grössere<br />

Anzahl an Medikamenten gab es mehr potentielle<br />

Wechselwirkungen. Dem steht gegenüber eine nennenswerte<br />

Reduktion von überflüssiger Medikamenten,<br />

inadäquaten Medikamenten, Dosisverletzungen und<br />

Doppelverordnungen Abbildung 1.<br />

Abbildung 1: Qualitative Differenz Aufnahme-Entlassungsmedikation<br />

Schlussfolgerungen: In dieser Untersuchung konnte<br />

gezeigt werden, dass es bei multimorbiden internistischen<br />

Patienten während eines stationären Aufenthaltes<br />

zu einer weiteren Zunahme der verordneten Medikamentenanzahl<br />

und der Anzahl von potentiellen Wechselwirkungen<br />

kommt. Der Grund für die Zunahme an<br />

Verordnungen dürfte in erster Linie in der akuten Erkrankung<br />

bzw. einer Verschlechterung vorbestehender<br />

5


Erkrankungen zu finden sein, was zu einer Therapieeskalation<br />

führt.<br />

Weiters zeigte sich aber auch eine Abnahme der Verordnungen<br />

inadäquater und überflüssiger Arzneimittel,<br />

eine Reduktion von Dosisverletzungen und Doppelverordnungen<br />

sowie von Medikamenten, die mit einem<br />

hohen UAW-Risiko assoziiert sind (NSAID, Psychopharmaka).<br />

Wir werten diese Beobachtung als Indiz dafür, daß<br />

allein ein vermehrtes Problembewusstsein bei den behandelnden<br />

Ärzten die Verschreibungsqualität erhöhen<br />

kann. Ob dies in Konsequenz auch zu einer Vermeidung<br />

von unerwünschten Arzneimittelwirkungen führt,<br />

ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiß und sollte Gegenstand<br />

weiterer Studien sein.<br />

Literatur<br />

1. Schuler J, Dückelmann C, Beindl W, Prinz E, Michalski T,<br />

Pichler M. Polypharmacy and inappropriate prescribing in<br />

elderly internal medicine patients in austria. Wi Kli Wo.<br />

2008;120:733-741.<br />

2. Schwabe U. Umstrittene Arzneimittel. In: Schwabe U,<br />

Paffrath D, editors. Arzneiverordnungsreport 2007. Heidelberg:<br />

Springer Medizin Verlag; 2008. pp 23-27.<br />

3. Fick DM, Cooper JW, Wade WE, Waller JL, Maclean JR,<br />

Beers MH. Updating the Beers criteria for potentially inappropriate<br />

medication use in older adults. Arch Int Med.<br />

2003;163:2716-2724.<br />

4. Stockley I, editor. Drug Interactions, 5th edn. London:<br />

Pharmaceutical Press; 2000.<br />

Bitte zitieren als: Prinz E, Hofer-Dückelmann C, Beindl W, Pichler M,<br />

Schuler J. Zunahme von Polypharmazie und Abnahme von<br />

inappropriater Verschreibungen bei älteren internistischen Patienten<br />

während eines Krankenhausaufenthaltes . In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm009.<br />

DOI: 10.3205/10ebm009, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0097<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm009.shtml<br />

010<br />

Konformität der medikamentösen<br />

Hochdrucktherapie mit den Therapieleitlinien<br />

bei einer unselektionierten Kohorte von<br />

älteren, stationär behandelten internistischen<br />

Patienten<br />

Lukas Schmoller 1 , Erika Prinz 2 , Christina Hofer-Dückelmann 3 ,<br />

Wolfgang Beindl 3 , Thomas Michalski 1 , Peter Grüner 1 , Jochen<br />

Schuler 1 , Max Pichler 1<br />

1 Krankenhaus Gmunden, Österreich<br />

2 Univ.-Klinik für Innere Medizin 2, Kardiologie und Internistische<br />

Intensivmedizin Salzburg, Österreich<br />

3 Landesapotheke Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Die Prävalenz der arteriellen Hypertonie<br />

(AHT) steigt von 25% bei Menschen bis 60 Jahren<br />

auf 74% bei Menschen ≥80 Jahre (Framingham Da-<br />

6<br />

ten). Mehrere Tausend ältere Patienten mit AHT wurden<br />

in den vergangenen Jahren in randomisierten Studien<br />

untersucht und es konnte gezeigt werden, daß eine<br />

Senkung des sytolischen Blutdrucks die Mortalität und<br />

Morbidität (Schlaganfall, Herzinsuffizienz) senkt. Die<br />

JNC 7 Leitlinien empfehlen bei älteren Patienten mit<br />

AHT Thiazidartige Diuretika als Medikamente der ersten<br />

Wahl und eine Kombinationstherapie mit ≥2 Antihypertensiva.<br />

Das NICE empfiehlt entweder Kalziumkanalblocker<br />

(CCB) oder Thiaziddiuretika als Mittel der<br />

ersten Wahl bei Hypertonikern über 55 Jahren.<br />

Generell sind sich alle Leitlinien darin einig, daß sich<br />

die Arzneimittelwahl an den Begleit- und Folgeerkrankungen<br />

zu orientieren hat:<br />

Hemmstoffe des Renin-Angiotensin Systems (ACEI,<br />

ARBs) sind besonders günstig bei Diabetes, Herzinsuffizienz<br />

und Niereninsuffizienz. Bei koronarer Herzerkrankung<br />

und Tachyarrhythmien kommen Betablocker<br />

in die engere Wahl, obwohl sie hinsichtlich Schlaganfallprotektion<br />

weniger effektiv sind als CCB und ACEI<br />

und bei alten Menschen mehr unerwünschte Wirkungen<br />

(UAW) induzieren können. Periphere @-Blocker, zentral<br />

wirksame Wirkstoffe und Vasodilatatoren reduzieren<br />

zwar den Blutdruck effektiv, haben aber zumindest in<br />

der Monotherapie keine Reduktion von Morbidität und<br />

Letalität nachweisen können Daher sind sie nur als 3te<br />

oder 4te Substanz zulässig, zumal sie auch häufig<br />

UAWs induzieren.<br />

Fragestellungen: Wir wollen die Qualität und die<br />

Quantität der Hochdrucktherapie bei einer Kohorte<br />

unselektionierter älterer Patienten an unserer Klinik<br />

untersuchen und auf ihre Konformität mit den genannten<br />

Empfehlungen und Leitlinien abgleichen.<br />

Methodik: Im Zeitraum von 2/07–6/07 wurden alle<br />

neu aufgenommenen Patienten = 75 Jahre an der 1.<br />

und 2.Medizin hinsichtlich ihrer demografischen und<br />

klinischen Faktoren sowie ihrer Aufnahme- und Entlassungsmedikation<br />

analysiert. 359/543 (66,1%) Patienten<br />

hatten die Diagnose Bluthochdruck (Tabelle 1). An<br />

Hand der Entlassungsdiagnosen wurden 3 Subgruppen<br />

definiert: Patienten mit KHK, Patienten mit NINS und<br />

Pat. mit Diabetes. Die Medikamente dieser Patienten<br />

wurden systematisch nach Wirkstoffen (ATC Code) und<br />

Dosierungen ausgewertet.<br />

Ergebnisse:<br />

• Alte Patienten mit AHT haben durchschnittlich 6<br />

weitere Diagnosen: 25,5% haben eine Kreatininclearance<br />

≤30 ml/min, 32% einen Diabetes<br />

46,5% eine KHK und 39,5% eine Herzinsuffizienz.<br />

• Neben der antihypertensiven Medikation wurden<br />

durchschnittlich 5 weitere Medikamente eingenommen.


• Die meisten älteren AHT Patienten nahmen bei Entlassung<br />

eine antihypertensive 2er bzw. einer 3er<br />

Kombination ein (61,8%, Tabelle 2). Eine Monotherapie<br />

war nur bei 16,1% der älteren Hypertoniker<br />

ausreichend. 19,9% der Patienten nahmen<br />

mehr als 3 verschiedene Antihypertensiva ein.<br />

• Die am häufigsten verordneten Antihypertensiva<br />

(bei Entlassung) waren: ACEI/ARB (73,9%), Diuretika<br />

(73,3%) und Betablocker (59,8%).<br />

• Die in erster Linie empfohlenen Kalziumkanalblocker<br />

kamen nur bei 34,3% der Patienten zur Anwendung<br />

(Abbildung 1). Die Diagnose „Herzinsuffizienz“<br />

die als mögliche Kontraindikation für einen<br />

CCB angesehen werden könnte, lag bei<br />

39/118 mit CCB (33%) und bei 94/223 Patienten<br />

ohne CCB vor (42,1%), sodaß hierin keine alleinige<br />

Erklärung für die zurückhaltende Verordnung<br />

zu finden ist.<br />

• Bei 91/341 (26,7%) wurde bei Entlassung kein<br />

Diuretikum, bei 71/341 (20,8%) mehr als ein Diuretikum<br />

verordnet.<br />

• 43,9 % hatten bei ihrer Entlassung ein low ceiling<br />

Diuretikum: HCT (ATC C03A) oder Indapamid,<br />

Butizid, Xipamid (ATC C03B). Bei 42,1% wurde<br />

ein high ceiling Diuretikum verschrieben: Furosemid,<br />

Torasemid (ATC C03C), Kaliumsparer (ATC<br />

C03D: Amilorid) bei 4,4% und Spironolacton bei<br />

11,2%.<br />

• Bei 30 Patienten wurde > 40mg Furosemid/d dosiert<br />

und bei 5 > 10mg Torasemid (10,2% aller).<br />

• In der Subgruppe der Diabetiker wurden ACEI<br />

oder ARBs zu 70,9% verordnet, in der Subgruppe<br />

der Niereninsuffizienten zu 52,9%. In beiden<br />

Subgruppen die bevorzugt ACEI/ARBs erhalten<br />

sollten, also seltener als in der gesamten Kohorte<br />

(73,9%).<br />

• In der Subgruppe der KHK Patienten wurde ein<br />

Betablocker zu 57,6% verordnet (Gesamtkohorte<br />

59,8%).<br />

• Die meisten Veränderungen zwischen Aufnahme<br />

und Entlassungmedikation wurden während des<br />

stationären Aufenthaltes bei den ACEI und den Betablockern<br />

vorgenommen (Abbildung 2).<br />

• Zentral wirksame Antihypertensiva (ATC C02A:<br />

Clonidin, Rilmenidin, Moxonidin) kamen bei<br />

10,4% aller Verordnungen zur Anwendung, @<br />

Blocker (ATC C02C: Doxazosin, Urapidil) bei<br />

9,7%. Bei 2,05% der Patienten wurden diese Reserve-Antihypertensiva<br />

als Erst- oder Zweitmedikament<br />

angewendet.<br />

Schlussfolgerungen: In Kongruenz mit den Leitlinien<br />

zur Behandlung älterer Hypertoniker wurden die meisten<br />

dieser Patienten mit einer antihypertensiven 2er<br />

oder einer 3er Kombination behandelt (61,8%). Die am<br />

häufigsten verwendeten Antihypertensiva sind Hemmstoffe<br />

des Renin-Angiotensinsystems (73,9%), gefolgt<br />

von Diuretika (73,3%). Die in erster Linie empfohlenen<br />

low ceiling Diuretika wurden nur bei 43,9% angewendet,<br />

die weniger günstigen high ceiling Diuretika wur-<br />

den fast ebenso häufig gegeben (42,1%). Auch die in<br />

erster Linie in den Leitlinien empfohlenen CCB werden<br />

zu viel selten verordnet (34,3%), ohne daß sich hierfür<br />

eine Begründung findet. Weitere Abweichungen von<br />

den Leitlinien fanden sich bei den Subgruppen mit<br />

KHK, Diabetes oder Herzinsuffizienz. Bei diesen Patienten<br />

fanden sich die empfohlenen Medikamente nicht<br />

häufiger als in der Gesamtpopulation.<br />

Alte Hypertoniker wurden nicht konsequent nach den<br />

Leitlinien behandelt. Die Gründe hierfür könnten sein:<br />

a) daß die Empfehlungen nicht genügend bekannt sind<br />

oder b) dass im klinischen Alltag zu wenig zwischen<br />

alten und jüngeren Hypertonikern unterschieden wird<br />

oder c) daß sie, z.B. bei den CCB, als zu nebenwirkungsreich<br />

angesehen werden.<br />

n 359<br />

Alters-Median (Spanne) 81 (75-100)<br />

Frauen/Männer 212/147 (59% F)<br />

Mittlere Anzahl Diagnosen 7,34 ± 2,67<br />

Relevante Beierkrankungen:<br />

NINS (CC < 30ml/min)<br />

Diabetes<br />

KHK<br />

Herzinsuffizienz<br />

Anzahl Antihypertensiva bei<br />

Aufnahme (Min/max)<br />

Anzahl Antihypertensiva bei<br />

Entlassung (Min/max)<br />

Mittlere Anzahl aller Entlassungsmedikamente<br />

92 (25,63 %)<br />

115 (32,03 %)<br />

167 (46,52 %)<br />

142 (39,55 %)<br />

2,54<br />

0-7<br />

2,75<br />

0-7<br />

8,25 ± 2,92<br />

Tabelle 1: Demografie der Studienpopulation (359 aufgenommene<br />

Patienten =75 Jahre mit der bekannter Diagnose<br />

AHTN<br />

Aufnahme Entlassung<br />

Keine Therapie 7,26% 2,05%<br />

Monotherapie 17,88% 16,13%<br />

2er Kombi 32,68% 30,21%<br />

3er Kombi 30,17% 31,67%<br />

4er Kombi 9,78% 14,66%<br />

> 4 Kombi 2,23% 5,28%<br />

Tabelle 2: Zusammenstellung der Antihypertensiva bei Aufnahme<br />

und bei Entlassung<br />

7


Abbildung 1: Qualitative Veränderungen der verwendeten<br />

Antihypertensiva während des stationären Aufenthaltes<br />

Abbildung 2<br />

Bitte zitieren als: Schmoller L, Prinz E, Hofer-Dückelmann C, Beindl W,<br />

Michalski T, Grüner P, Schuler J, Pichler M. Konformität der<br />

medikamentösen Hochdrucktherapie mit den Therapieleitlinien bei einer<br />

unselektionierten Kohorte von älteren, stationär behandelten<br />

internistischen Patienten. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm010.<br />

DOI: 10.3205/10ebm010, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0108<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm010.shtml<br />

8<br />

011<br />

Impact eines evidenzbasierten<br />

Informationsservices auf den klinischen Alltag<br />

von SpitalsärztInnen<br />

Ludwig Grillich, Angela Kaminski<br />

Donau Universität Krems, Department für Evidenzbasierte<br />

Medizin und Klinische Epidemiologie, Krems, Österreich<br />

Hintergrund: SpitalsärztInnen haben aufgrund der<br />

beruflichen Anforderungen meist wenig Zeit, sich mit<br />

aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen zu medizinischen<br />

Fragestellungen auseinanderzusetzen. Dies steht<br />

im starken Widerspruch zum Bedürfnis und der Verpflichtung,<br />

PatientInnen die bestmögliche Therapie<br />

zuteil werden zu lassen. Unterschiedliche evidenzbasierte<br />

Initiativen im deutschsprachigen Raum bieten<br />

ÄrztInnen kostenfreie Zusammenfassungen der besten<br />

verfügbaren Evidenz zu klinischen Fragen. An der<br />

Donau-Universität, Krems gibt es seit 2008 eine öffentlich<br />

finanzierte Servicestelle, die Anfragen von SpitalsärztInnen<br />

nach den Kriterien evidenzbasierter Medizin<br />

beantwortet. Das "Awareness to Adherence" Modell<br />

von Pathman et al. belegt jedoch, dass Wissen über<br />

das beste medizinische Vorgehen nicht unbedingt zu<br />

einer Änderung der bestehenden Praxis führt. Derzeit ist<br />

unklar, ob evidenzbasierte Information zu medizinischen<br />

Fragen Auswirkungen auf die klinische Praxis von<br />

ÄrztInnen hat, die einen diesbezüglichen Informationsservice<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Material/Methoden: Ziel der Studie ist, die Auswirkung<br />

eines evidenzbasierten Informationsservices auf<br />

die klinische Praxis von anfragenden ÄrztInnen zu<br />

untersuchen. Das Studiendesign entspricht einer qualitativen<br />

Studie mit strukturierten Interviews von ÄrztInnen<br />

(n=25), die eine Anfrage an das Ärzteinformationszentrum<br />

der Donau-Universität, Krems gestellt haben.<br />

• In strukturierten Telefoninterviews sollen dabei folgende<br />

Themen erhoben werden:<br />

• Relevanz der Information auf die Behandlungsqualität<br />

• Änderungen oder Bestärkung des medizinischen<br />

Vorgehens aufgrund der erhaltenen Information<br />

• Verbesserung der Argumentationsfähigkeit gegenüber<br />

KollegInnen<br />

• Diffusion der evidenzbasierten Information zu<br />

nicht-anfragenden KollegInnen<br />

• Barrieren in der Umsetzung der evidenzbasierten<br />

Information<br />

• Möglichkeiten zur Verbesserung der Umsetzung<br />

evidenzbasierten Wissens in die klinische Praxis<br />

Die Auswertung der qualitativen Information erfolgt<br />

nach der Methode der „zusammenfassenden Inhaltsanalyse“<br />

nach Mayring.<br />

Ergebnisse: Die Studie ist noch nicht abgeschlossen –<br />

Ergebnisse liegen Anfang 2010 vor


Schlussfolgerung/Implikation: Wir erwarten uns<br />

wesentliche Aufschlüsse über die Implementierung evidenzbasierter<br />

Information im klinischen Alltag. Weiters<br />

erwarten wir eine Identifikation von Barrieren, die für<br />

die mangelnde Umsetzung evidenzbasierter Information<br />

im Spitalsalltag verantwortlich sind.<br />

Literatur<br />

1. Pathman DE, Kondrad TR, Freed GL, Freeman VA, Koch<br />

GG. Medical Care. 1996;34(9):873-89<br />

2. Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und<br />

Techniken. 8. Auflage. Weinheim: Beltz UTB; 2008.<br />

Bitte zitieren als: Grillich L, Kaminski A. Impact eines evidenzbasierten<br />

Informationsservices auf den klinischen Alltag von SpitalsärztInnen. In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm011.<br />

DOI: 10.3205/10ebm011, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0113<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm011.shtml<br />

012<br />

Können geschulte Medizinische<br />

Fachangestellte zur Umsetzung<br />

evidenzbasierter Leitlinienempfehlung in der<br />

Praxis beitragen? Teilergebnisse der<br />

Leitlinien-Implementierungsstudie Asthma<br />

(L.I.S.A.)<br />

Iris Schluckebier, Nik Koneczny, Marcus Redaelli, Horst Christian<br />

Vollmar, Dusan Simic<br />

Universität Witten/Herdecke Institut für Allgemeinmedizin und<br />

Familienmedizin, Witten, Deutschland<br />

Hintergrund: Die L.I.S.A.-Studie [1] untersucht den<br />

Effekt von leitlinienbasierten Präsenzveranstaltungen für<br />

Hausärzte, Pädiater und Medizinische Fachangestellte<br />

(MFA) auf deren Wissen und Verhalten. Inhaltliche<br />

Basis ist die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma<br />

[2]. Mittels multimodalen und multiprofessionellen<br />

Designs sollen Strategien zur Leitlinien-Implementierung<br />

überprüft werden [3].<br />

Material/Methoden: Den teinehmende Praxen wird<br />

eine kostenlose Schulung ihrer Medizinischen Fachangestellten<br />

angeboten. Insgesamt nehmen 141 Arztpraxen<br />

dieses Angebot an. Die Inhalte der Schulung werden<br />

von einem Arzt und einer MFA erstellt. Vermittelt<br />

werden theoretische und praktische Grundlagen, Diagnostik<br />

und Therapie von Asthma. Eine im Krankheitsbild<br />

Asthma versierte MFA führt diese Schulungen vor<br />

Ort durch. Die teilnehmenden MFAs (n=255) erhalten<br />

vor (t0) und drei Monate nach (t1) der Schulung einen<br />

identischen Fragebogen (10 Items) zu ihrem Kenntnisstand<br />

über die Erkrankung und zum Prozessmanagement<br />

bei Patienten mit Asthma bronchiale.<br />

Ergebnisse: Im Fokus steht der Wissenszuwachs bei<br />

den MFAs zwischen den Zeitpunkten t0 (n=255) und t1<br />

(n=125). Der Mittelwert der leitlinienkonformen Antworten<br />

bei den MFAs erreicht zum Zeitpunkt t0 einen Wert<br />

von 52,8%, zu t1 80,8%. Damit liegt der Unterschied<br />

signifikant hoch und deutlich über dem der teilnehmenden<br />

Ärzte (t0 57,1% und t1 72,74%). Die Schulung<br />

hatte insgesamt eine hohe Akzeptanz. Auf positive<br />

Resonanz bei den MFAs stoßen insbesondere die praktischen<br />

Anteile und die interaktiven Elemente. Auch<br />

begrüßen die teilnehmenden MFAs, dass die Referentin<br />

eine "Kollegin“ ist und sich die Schulungsinhalte im<br />

Arbeitsalltag gut umsetzen lassen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Akzeptanz<br />

des Schulungsangebotes überstieg die Erwartungen.<br />

Die hohe Drop-out Rate zwischen t0 und t1 ist vermutlich<br />

auf den postalischen Rückversand des Fragebogens<br />

zurückzuführen und beeinflußt das Gesamt-Ergebnis.<br />

Dieses weist dennoch auf einen Nutzen der leitlinienbasierten<br />

Schulung für MFAs im Sinne eines Wissenszuwachses<br />

hin. Ob dieser auch die Qualität der Patientenversorgung<br />

beeinflußt, muss diskutiert werden. Mit<br />

entsprechendem Wissen sind MFAs in der Lage, Ärzte<br />

bei der evidenzbasierten Patientenversorgung zu unterstützen.<br />

Eine verstärkte Einbeziehung der MFAs in die<br />

Versorgung, insbesondere chronisch kranker Menschen,<br />

scheint also nicht nur ökonomisch sinnvoll. Zukünftige<br />

Konzepte zur Leitlinien-Implementierung sollten<br />

multiprofessionelle Schulungsangebote mit einbeziehen.<br />

Literatur<br />

1. Universität Witten/Herdecke (UWH); Ärztliches Zentrum<br />

für Qualität in der Medizin (ÄZQ); Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ); mit Mitteln der Förderinitiative<br />

der Bundesärztekammer zur Versorgungsforschung. Leitlinien-Implementierungs-Studie<br />

Asthma: L.I.S.A.-Studie.<br />

2. Nationale Versorgungs-Leitlinie Asthma. Version 2007.<br />

http://www.versorgungsleitlinien.de<br />

3. Cabana MD, et al. Why don't physicians follow clinical<br />

practice guidelines? A framework for improvement. JAMA.<br />

1999;282(15):1458-65.<br />

Bitte zitieren als: Schluckebier I, Koneczny N, Redaelli M, Vollmar HC,<br />

Simic D. Können geschulte Medizinische Fachangestellte zur<br />

Umsetzung evidenzbasierter Leitlinienempfehlung in der Praxis<br />

beitragen? Teilergebnisse der Leitlinien-Implementierungsstudie Asthma<br />

(L.I.S.A.). In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm012.<br />

DOI: 10.3205/10ebm012, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0125<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm012.shtml<br />

9


013<br />

Einblick in die österreichische Leitlinienarbeit<br />

Manfred Pferzinger 1 , Magdalena Huber 2 , Iris Pferzinger 3<br />

1Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische<br />

Informatik und Technik (UMIT), Institut für Human- und<br />

Wirtschaftswissenschaften, Hall in Tirol, Österreich<br />

2Austrian Competence Circle for Clinical Pathways (A3CP),<br />

Steyr, Österreich<br />

3Diplom-Soziologin, Steyr, Österreich<br />

Hintergrund: Leitlinien müssen mit Experten der einzelnen<br />

medizinischen Disziplinen in Konsenskonferenzen<br />

diskutiert und beschlossen werden. Wissenschaftliche<br />

Medizinische Fachgesellschaften spielen bei der<br />

Erarbeitung also eine wesentliche Rolle [1]. Da keine<br />

übergeordneten und quantitativen Aussagen über die<br />

Aktivitäten der österreichischen Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften und Bundesfachgruppen<br />

der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) im<br />

Bezug auf Leitlinien vorhanden waren, wurde zur Beurteilung<br />

der Ausgangssituation eine Erhebung durchgeführt.<br />

Material/Methoden: Die Befragung wurde von Juni<br />

bis Dezember 2008 durchgeführt. Hierfür wurde ein<br />

Fragebogen mit insgesamt 18 Fragen und 101 Items<br />

entwickelt und unter der Bezeichnung MLÖ (Medizinische<br />

Leitlinien in Österreich) in Umlauf gebracht. Als zu<br />

untersuchende Population wurden 108 österreichische<br />

Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften und<br />

29 Bundesfachgruppen der Österreichischen Ärztekammer<br />

gewählt. Die Hypothese die den gestellten<br />

Fragen zugrunde lag war, dass die potenziellen österreichischen<br />

Leitlinienentwickler diese als Qualitätssicherungsinstrument<br />

erkannt haben und sich bereits, weitgehend<br />

unkoordiniert, mit der Erstellung und Verbreitung<br />

beschäftigen.<br />

Ergebnisse: Bei der Befragung konnte eine Fragebogen-Rücklaufquote<br />

von insgesamt 37,22% erreicht<br />

werden. Davon haben bereits 67,3% Leitlinien erstellt.<br />

Dabei schwankten die Angaben von ein bis 102 erstellte<br />

Leitlinien. 83,3% haben dabei mit anderen europäischen<br />

bzw. internationalen Fachgesellschaften kooperiert.<br />

74,5% verbinden mit der Anwendung von Leitlinien<br />

(eher) eine Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung.<br />

Alle entwickelten Leitlinien wurden auf zumindest eine<br />

Art veröffentlicht. Dabei kamen einschlägige Fachzeitschriften<br />

mit 68,6% am häufigsten zur Anwendung.<br />

Eine einheitliche Vorgehensweise bei der Leitlinienentwicklung<br />

wäre lt. Aussage von 60,5% der Gesamtstichprobe<br />

sehr/eher hilfreich. Wohingegen die Einrichtung<br />

eines zentralen Instituts auf nationaler und unabhängiger<br />

Ebene zur Unterstützung der Leitlinienentwicklung<br />

im Bezug auf deren Qualität von 40,4% (eher)<br />

abgelehnt wird. 35,3% würden eine solche (eher)<br />

befürworten<br />

10<br />

Schlussfolgerung/Implikation:<br />

• Die potenziellen österreichischen Leitlinienentwickler<br />

haben Leitlinien als Qualitätssicherungsinstrument<br />

erkannt.<br />

• Einer Einrichtung zur Unterstützung der Leitlinienentwicklung<br />

wird kritisch gegenüber gestanden.<br />

• Eine einheitliche Methodik zur Leitlinienentwicklung<br />

würde die Qualität von Leitlinien verbessern.<br />

Literatur<br />

1. Korosec I, Pichlbauer EG. Gesunde Zukunft / Österreichs<br />

Gesundheitsversorgung Neu / Diskussionsgrundlage zu neuen<br />

Strategien im Gesundheitswesen. Wien; 2007.<br />

Bitte zitieren als: Pferzinger M, Huber M, Pferzinger I. Einblick in die<br />

österreichische Leitlinienarbeit. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm013.<br />

DOI: 10.3205/10ebm013, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0131<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm013.shtml<br />

014<br />

Fehlbildungsdiagnostik in der<br />

Schwangerschaft: Informationsmedien<br />

steigern das Wissen, senken die Ängstlichkeit<br />

und erhöhen die Rate diagnostischer<br />

Maßnahmen. Eine systematische Übersicht<br />

Fülöp Scheibler, Susanne Müller, Sigrid Droste<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Vor dem Hintergrund des neuen Gendiagnostikgesetzes<br />

gewinnt die Frage nach der adäquaten<br />

Information von schwangeren Frauen bzw.<br />

Paaren über Nutzen und Risiken pränataldiagnostischer<br />

Maßnahmen zunehmend an Bedeutung. Ziel dieser<br />

Übersicht war zu untersuchen, welche Effekte Informationsmedien<br />

auf relevante Zielgrößen schwangerer Frauen<br />

und ihrer Partner haben.<br />

Material/Methoden: In dieser systematischen Übersicht<br />

wurden die Cochrane-Datenbanken, PubMed,<br />

Embase, PsycINFO und ERIC sowie die Literaturlisten<br />

relevanter Publikationen für die Zeiträume 1990–2009<br />

durchsucht. Eingeschlossen waren Interventionsstudien<br />

mit zeitlich parallelen Kontrollen, in denen schwangere<br />

Frauen untersucht wurden, die jegliche Form der Informationsmedien<br />

(Interventionsgruppen) oder jegliche<br />

Form der Standardinformation (Kontrollen) erhielten.<br />

Ausgeschlossen waren Beratungs-, Trainings-, und Schulungsprogramme.<br />

Ergebnisse: Von 308 identifizierten Referenzen wurden<br />

39 im Volltext bestellt und 15 Studien (13 RCTs, 2<br />

CCTs; ca. 11.000 Frauen) eingeschlossen. In den<br />

Interventionsgruppen zeigte sich im Vergleich zu den<br />

Kontrollgruppen konsistent eine Verbesserung des Wis-


sens und der Risikowahrnehmung sowie eine Reduktion<br />

der Ängstlichkeit. Mehr Frauen in den Interventionsgruppen<br />

gaben an, eine informierte Entscheidung getroffen<br />

zu haben und mehr Frauen entschieden sich für<br />

die Inanspruchnahme von (invasiven und nichtinvasiven)<br />

Tests.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Ein Anstieg insbesondere<br />

der invasiven Verfahren ist vor dem Hintergrund<br />

bereits aktuell hoher Raten im deutschen Versorgungskontext<br />

kritisch zu bewerten. Da es nur in wenigen<br />

Fällen möglich war, die in den Studien eingesetzten<br />

Informationsmedien zu beziehen, ist eine Bewertung<br />

der Qualität (bspw. der Risikokommunikation) dieser<br />

Medien nicht möglich. In weiteren Studien sollte daher<br />

untersucht werden, welche „aktiven Bestandteile“ der<br />

Informationsmedien auf welche Weise kognitive und<br />

emotionale Endpunkte sowie die Entscheidungen der<br />

Frauen beeinflussen. Die Wirkung von Informationsmedien<br />

auf die Partner ist bisher kaum erforscht.<br />

Bitte zitieren als: Scheibler F, Müller S, Droste S. Fehlbildungsdiagnostik<br />

in der Schwangerschaft: Informationsmedien steigern das Wissen,<br />

senken die Ängstlichkeit und erhöhen die Rate diagnostischer<br />

Maßnahmen. Eine systematische Übersicht. In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm014.<br />

DOI: 10.3205/10ebm014, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0148<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm014.shtml<br />

015<br />

Evidenzbasierte Medizin in elektronischen<br />

Gesundheitsakten: erste Erfahrungen aus<br />

dem Forschungsvorhaben zur elektronischen<br />

Gesundheitsakte der BARMER GEK<br />

Petra Kellermann-Mühlhoff 1 , Hanna Kirchner 2 , Annegret Lingemann<br />

1 , Christine Witte 1<br />

1 BARMER, Wuppertal, Deutschland<br />

2 Forschungsbeauftragte der BARMER, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Die BARMER GEK möchte die Erwartungen<br />

an eine evidenzbasierte und auf Patienten- bzw.<br />

Versichertenbedürfnisse ausgerichtete Gesundheits- und<br />

Patienteninformation erfüllen. Der Anspruch gilt grundsätzlich<br />

für alle Medien, die zur Information eingesetzt<br />

werden, ist aber in der Praxis schwer realisierbar. Dies<br />

zeigt sich insbesondere bei neuen Medien wie z.B. bei<br />

der elektronischen Gesundheitsakte (eGA). Die Diskussion<br />

um die Entwicklung und den Einsatz von eGA wird<br />

unter den Herstellern überwiegend auf technischer<br />

Ebene geführt. Bisher gibt es kaum Anbieter, die medizinische<br />

Contents nach den Methoden der EbM entwickelt<br />

haben.<br />

Material/Methoden: Die BARMER erprobt in einem<br />

dreijährigen Forschungsvorhaben die Akzeptanz und<br />

den patientenbezogenen Nutzen einer elektronischen<br />

Gesundheitsakte (BARMER eGA).<br />

Durch den Einsatz der Akte sollen Versicherte (Gesunde<br />

und Kranke) in ihrer Entscheidungsfindung als auch in<br />

der Kommunikation mit Ärzten unterstützt werden (Shared<br />

Decision Making). Wesentlicher Bestandteil der<br />

Akte ist neben der Möglichkeit der persönlichen gesundheitsbezogenen<br />

Dokumentation, einem individuellen<br />

Vorsorge- und Impfplaner u.a. ein medizinischer<br />

Content, der in Form eines Ratgebers in der Akte enthalten<br />

ist wird.<br />

Zum Vergleich wurden Gesundheitsakten im deutschen<br />

und amerikanischen Raum recherchiert und darauf hin<br />

untersucht, ob sie evidenzbasierte medizinische Informationen/Ratgeber<br />

für die Nutzer/innen anbieten. Zur<br />

Beurteilung wurden Informationen aus wissenschaftlichen<br />

Publikationen, aus den Webseiten der Anbieter<br />

sowie aus den frei zugänglichen Testversionen der<br />

Akten herangezogen.<br />

Ergebnisse: Die meisten Gesundheitsakten bieten<br />

medizinische Informationen für ihre „Kunden“ an. Nur<br />

einzelne Anbieter (z.B. United States Department of<br />

Veterans Affairs, MyHealtheVet) verknüpfen die Grundfunktionen<br />

einer elektronischen Gesundheitsakte mit<br />

„evidenzbasierten Informationen“, evidenzbasierten<br />

decision support tools oder Links auf etablierte Anbieter<br />

von allgemeinverständlichen und evidenzbasierten<br />

medizinischen Informationen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Versicherte müssen<br />

darauf vertrauen können, dass die Informationen, die<br />

sie von „ihrer Krankenkasse“ erhalten, aktuell und<br />

zuverlässig sind. Dies gilt insbesondere für medizinische<br />

Empfehlungen, die in elektronischen Gesundheitsakten<br />

angeboten werden und den Versicherten im<br />

Selbstmanagement unterstützen sollen. Medizinischer<br />

Content für eGAs wird in der Regel nicht von Krankenkassen<br />

selbst erstellt, sondern von externen Redaktionen<br />

geliefert. Bisher gibt es jedoch kein etabliertes Verfahren,<br />

mit dem Krankenkassen die Berücksichtigung der<br />

Vorgaben der EbM in der Entwicklung von Informationsangeboten<br />

in der Routine überprüfen können und<br />

das gleichzeitig den Besonderheiten der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung Rechnung trägt. Ein externes<br />

Zertifizierungsverfahren bzw. konsentierte Kriterien für<br />

eine genaue Qualitätsprüfung von Versicherteninformationen<br />

für eGA sind zwingende Voraussetzung für die<br />

Implementierung von EbM durch Krankenkassen.<br />

Literatur<br />

1. Steinbrook R. Personally Controlled Online Health Data –<br />

The Next Big Thing in Medical care? N Engl J Med.<br />

2009;358:1653-6.<br />

2. Kaelber DC, Jha AK, Johnston D, Middleton B, Bates DW.<br />

A research agenda for personal health records (PHRs). J Am<br />

Med Inform Assoc. 2008;15(6):729-36.<br />

3. Klemperer D, Lang B, Koch K, Bastian H, Brunsmann F, et<br />

al. Gute Praxis Gesundheitsinformation, Version 1.3 vom<br />

11


10.03.2009. Available from: http://kurse.fhregensburg.de/kurs_20/kursdateien/gpgi.pdf<br />

(Zugriff:<br />

10.11.09)<br />

Bitte zitieren als: Kellermann-Mühlhoff P, Kirchner H, Lingemann A,<br />

Witte C. Evidenzbasierte Medizin in elektronischen Gesundheitsakten:<br />

erste Erfahrungen aus dem Forschungsvorhaben zur elektronischen<br />

Gesundheitsakte der BARMER GEK. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm015.<br />

DOI: 10.3205/10ebm015, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0157<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm015.shtml<br />

016<br />

Synergien nutzen: die parallele Erstellung S3<br />

Leitlinie und einer Patientenleitlinie<br />

Corinna Schaefer, Silke Kirschning, Monika Nothacker, Günter<br />

Ollenschläger<br />

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Im Rahmen des Leitlinienprogramms<br />

Onkologie wurde 2008/2009 für das Prostatakarzinom<br />

im ÄZQ erstmalig eine Patientenleitlinie gleichzeitig<br />

zu einer S3 Leitlinie erarbeitet. Das Redaktionsgremium<br />

der Patientenleitlinie bestand aus Autoren der<br />

ärztlichen Leitlinie – Experten wie Patientenvertretern –<br />

und wurde durch das ÄZQ moderiert. Die Anforderungen<br />

an evidenzbasierte Patienteninformationen erforderten<br />

Informationen, Zahlen und Fakten, die nicht<br />

immer aus der ärztlichen Leitlinie zu erhalten waren.<br />

Material/Methoden: Die Fragen und Rückmeldungen<br />

an die Autoren der ärztlichen Leitlinie sowie Nachrecherchen<br />

für die Patientenleitlinie wurden erfasst und<br />

systematisch ausgewertet hinsichtlich: 1) fachlicher<br />

Relevanz und 2) Relevanz für die Anforderungen evidenzbasierter<br />

Patienteninformationen.<br />

Ergebnisse: Insgesamt gab es 63 Rückfragen und 17<br />

Nachrechrechen aus dem Gremium der Patintenleitlinie.<br />

Davon bezog sich der überwiegende Teil auf konkrete<br />

Anforderungen evidenzbasierter Patienteninformationen:<br />

1) Berücksichtigung patientenrelevanter Endpunkte;<br />

2) absolute Zahlen und Häufigkeiten; 3) Darstellung<br />

von Nutzen und Risiken. In einigen Fällen führten Rückfragen<br />

aus dem Patientengremium zu Modifikationen<br />

der ärztlichen Leitlinie. Alle Fragen waren aus der für<br />

die ärztliche Leitlinie recherchierten Literatur zu beantworten.<br />

Allerdings war deren Darstellung in den Evidenztabellen<br />

sowie die Aufbereitung in den Hintergrundtexten<br />

nicht immer dazu geeignet.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine Handreichung/Checkliste<br />

könnte Leitlinienersteller darin unterstützen,<br />

bereits bei der Evidenzaufbereitung für die<br />

ärztliche Leitlinie bestimmte Anforderungen an Patienteninformationen<br />

zu berücksichtigen. Damit wäre aufwändig<br />

recherchierte Evidenz sekundär nutzbar. So<br />

12<br />

könnten Synergien genutzt und damit auch die Implementierung<br />

der ärztlichen Leitlinien vorangetrieben<br />

werden.<br />

Bitte zitieren als: Schaefer C, Kirschning S, Nothacker M,<br />

Ollenschläger G. Synergien nutzen: die parallele Erstellung S3 Leitlinie<br />

und einer Patientenleitlinie. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm016.<br />

DOI: 10.3205/10ebm016, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0168<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm016.shtml<br />

017<br />

Kompetenztraining "Wissen macht stark und<br />

gesund" – ein Fortbildungsprogramm des<br />

Grazer Frauengesundheitszentrums<br />

Bettina Berger 1 , Katharina Ebner 2 , Eva Matyas 3 , Sylvia<br />

Groth 2 , Anke Steckelberg 4<br />

1Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Europa-<br />

Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), Deutschland<br />

2Frauengesundheitszentrum, Graz, Österreich<br />

3EbM Review Center an der Medizinischen Universität, Graz,<br />

Österreich<br />

4Gesundheitswissenschaften, Universität, Hamburg, Deutsch-<br />

land<br />

Hintergrund: Das österreichische Kompetenztraining<br />

basiert auf dem Training in wissenschaftlicher Kompetenz<br />

für Patienten- und VerbrauchervertreterInnen der<br />

Fachwissenschaft Gesundheit, Universität Hamburg [1].<br />

Das Pilotprojekt 2007 zeigte, dass das Hamburger<br />

Trainingskonzept auch in Österreich angewendet werden<br />

kann, jedoch an die Bedürfnisse der österreichischen<br />

Zielgruppe angepasst werden muss [2]. Die<br />

Adaption des Curriculums berücksichtigte die Ergebnisse<br />

der Evaluation der Pilotphase 2007 (n=19) sowie<br />

die Forderungen der internationalen Diskussion um<br />

EbM-Kurse [3].<br />

Fragestellung: Führt das neue Curriculum zu einer<br />

Steigerung der kritischen Gesundheitskompetenz der<br />

TeilnehmerInnen?<br />

Material/Methoden:<br />

Intervention: Das Curriculum des wissenschaftlichen<br />

Kompetenztrainings der Gesundheitswissenschaften,<br />

Universität Hamburg wurde bzgl. folgender Aspekte<br />

überarbeitet:<br />

1. Zielgruppenspezifität: Um die Laienverständlichkeit<br />

zu erhöhen, Zugangsbarrieren abzubauen<br />

und den heterogenen Vorkenntnissen und Bedürfnissen<br />

der TeilnehmerInnen gerecht zu werden,<br />

wurde auf Englisch als Zugangsvoraussetzung<br />

und die Lektüre von Studien im Vorfeld des Kurses<br />

verzichtet.<br />

2. Gezielte Binnendifferenzierung: Während der Unterrichtseinheiten<br />

wird sowohl nach Englisch-


kenntnissen und bzgl. Bildungsniveau binnendifferenziert<br />

gearbeitet.<br />

3. Anpassung des Exempels: Ausarbeitung eines<br />

vollständig neues Exempel und der entsprechenden<br />

Unterrichtsmaterialien aus aktuellem Anlass:<br />

die HPV- Impfung<br />

4. Integration neuer Unterrichtseinheiten: In das <strong>Programm</strong><br />

wurden Einheiten zur Kommunikation von<br />

Studienergebnissen im Rahmen von evidenzbasierten<br />

PatientInneninformationen, Entscheidungshilfen<br />

und Beratungssituationen integriert.<br />

Setting: Die Kurse werden jeweils als zwei Mal drei<br />

Tages-<strong>Programm</strong>e jeweils von Donnerstag, 14.00–<br />

18.15, Freitag von 9.15 Uhr bis 18.15 Uhr und Samstag<br />

von 9.15–17.00 Uhr in verschiedenen Bundesländern<br />

Österreichs angeboten. Der Abstand zwischen<br />

den einzelnen Blöcken beträgt jeweils ca. 3–4 Wochen.<br />

Evaluation: Die Kurse werden mittels Health Literacy<br />

Test [4] und eines qualitativen Verfahrens evaluiert. Die<br />

TeilnehmerInnen füllen vor und nach dem Kurs jeweils<br />

einen Testbogen des Health Literacy Tests aus. Die<br />

Datenauswertung erfolgt in Hamburg.<br />

Ergebnisse: Bisher haben 65 Frauen und 4 Männer<br />

aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen die 6<br />

neuen Trainings „Wissen macht stark und gesund –<br />

Kompetenztraining“ [5] besucht. Die Kurse werden<br />

noch bis Ende 2010 durchgeführt und dann gemeinsam<br />

ausgewertet.<br />

Diskussion: Sollte die Evaluation ergeben, dass das<br />

Trainingsprogramm zu einer Steigerung der kritischen<br />

Health Literacy der Teilnehmerinnen führt, sind die<br />

Voraussetzungen gegeben, eine kontrollierte Interventionsstudie<br />

durchzuführen und eine Implementierung in<br />

die bestehende Gesundheitsversorgung zu prüfen.<br />

Finanziert vom österreichischen Bundesministerium für<br />

Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz<br />

Literatur<br />

1. Berger B. Empowerment of patients and consumer representatives<br />

through critical appraisal skills and evidence based<br />

patient information [Dissertation]. Hamburg; 2008. Available<br />

from: http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/<br />

Gesundheit/publikationen/dissertationen.html#berger<br />

2. Ebner K, Berger B, Groth S, Steckelberg A. Building Patients'<br />

Health Literacy in Austria [Poster]. In: Health Literacy<br />

and Competence Training “Strong and Healthy”; 2nd Therapeutic<br />

Patient Education (TPE). November 5-8, 2008, Budapest.<br />

3. Shaneyfelt T, Baum KD, Bell D, Feldstein D, Houston TK,<br />

Kaatz S, et al. Instruments for evaluating education in evidence-based<br />

practice: A systematic review. JAMA.<br />

2006;296(9):1116-27.<br />

4. Steckelberg A, Hülfenhaus C, Kasper J, Rost J, Mühlhauser<br />

I. How to measure critical health competences: development<br />

and validation of the Critical Health Literacy Test (CHC –Test).<br />

Adv In Health Sci Educ. 2007.<br />

5. Frauengesundheitszentrum, Graz. Fortbildung Wissen<br />

macht stark und gesund – Kompetenztraining. Graz; 2009.<br />

Available from: http://www.fgz.co.at<br />

Bitte zitieren als: Berger B, Ebner K, Matyas E, Groth S, Steckelberg A.<br />

Kompetenztraining "Wissen macht stark und gesund" – ein<br />

Fortbildungsprogramm des Grazer Frauengesundheitszentrums. In: EbM<br />

– ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm017.<br />

DOI: 10.3205/10ebm017, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0175<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm017.shtml<br />

018<br />

In welchen Behandlungssituationen sollte<br />

gemeinsam entschieden werden? –<br />

Befragung von Ärzten und Patienten mit<br />

einem faktoriellen Survey<br />

Meike Müller-Engelmann, Heidi Keller, Norbert Donner-<br />

Banzhoff, Tanja Krones<br />

Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin, Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Forderung, dass Ärzte Patienten an<br />

medizinischen Entscheidungen beteiligen sollten, hat in<br />

der Medizinethik im letzten Jahrzehnt an Bedeutung<br />

gewonnen. Die gemeinsame Entscheidungsfindung wird<br />

als Garant dafür betrachtet, dass die Meinung des<br />

Patienten im Entscheidungsprozess berücksichtigt wird.<br />

Es stellt sich jedoch die Frage, ob Patienten immer und<br />

unter allen Bedingungen einbezogen werden sollten<br />

oder ob es Grenzen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung<br />

gibt. Whitney (2003) entwickelte hierzu ein<br />

normatives Modell, das medizinische Entscheidungen<br />

durch deren Wichtigkeit für den Patienten und die<br />

Sicherheit des Arztes bezüglich der Wirksamkeit der<br />

Therapie charakterisiert. Viele Merkmale medizinischer<br />

Entscheidungen, wie die Anzahl der Therapiemöglichkeiten<br />

und deren Nebenwirkungen, bleiben in diesem<br />

Modell jedoch unberücksichtigt. Darüber hinaus wurde<br />

der Diskurs darüber, wann Patienten an medizinischen<br />

Entscheidungen beteiligt werden sollten, in der Vergangenheit<br />

primär analytisch und theoretisch reflexiv geführt.<br />

Bisher wurde nicht systematisch untersucht, in<br />

welchen Behandlungssituationen eine gemeinsame<br />

Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten als<br />

sinnvoll betrachtet wird. Mit Hilfe eines faktoriellen<br />

Sureveys sollen in der vorliegenden Studie soziale<br />

Normen im Hinblick auf den Anwendungsbereich einer<br />

gemeinsamen Entscheidungsfindung durch die Befragungen<br />

von Ärzten und Patienten empirisch untersucht<br />

werden.<br />

Material/Methoden: Der eingesetzte faktorielle<br />

Survey beinhaltet 7 Faktoren (z.B. Anlass des Arztbesuchs,<br />

Zeitpunkt negativer Konsequenzen, verbleibende<br />

Zeit bis Therapiebeginn, Anzahl der Therapiemöglichkeiten,<br />

Nebenwirkungen der Behandlung) mit 2–3<br />

Stufen (z.B. direkte negative Folgen, negative Folgen in<br />

der Zukunft). Die Faktoren wurden im Rahmen eines<br />

13


experimentellen Designs zu Fallgeschichten (Vignetten)<br />

mit unterschiedlichen Merkmalen kombiniert, in denen<br />

jeweils eine Behandlungssituation beschrieben wird.<br />

Die Befragten sollten auf einer 5-stufigen Skala (von<br />

„der Arzt alleine“ über „gemeinsam“ zu „der Patient<br />

alleine“) einschätzen, wie über die Behandlung entschieden<br />

werden sollte. Es wurden 100 Ärzte und 115<br />

Patienten mit jeweils 10 Vignetten befragt. Die Analyse<br />

der Daten mit Hilfe von Mehrebenen-Modellen dient der<br />

Ermittlung des Einflusses der einzelnen Faktoren, ihrer<br />

Wechselwirkungen sowie der Untersuchung von Gruppenunterschieden.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse werden zur Tagung vorliegen<br />

und dort präsentiert.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse<br />

sollen Ärzten helfen, das Ausmaß der Patienteneinbeziehung<br />

der jeweiligen Situation anzupassen. Es ist zu<br />

vermuten, dass die partizipative Entscheidungsfindung<br />

und der Einsatz von Entscheidungshilfen an Effizienz<br />

und Akzeptanz gewinnen, wenn situative Erfordernisse<br />

berücksichtig werden.<br />

Literatur<br />

1. Beck M, Opp KD. Der faktorielle Survey und die Messung<br />

von Normen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.<br />

2001;52(2):283-306.<br />

2. Müller-Engelmann M, Krones T, Keller H, Donner-Banzhoff<br />

N. Decision making preferences in the medical encounter – a<br />

factorial survey design. BMC Health Serv Res. 2008;8:260.<br />

3. Whitney SN. A new model of medical decisions: exploring<br />

the limits of shared decision making. Med Decis Making.<br />

2003;23:275-80.<br />

Bitte zitieren als: Müller-Engelmann M, Keller H, Donner-Banzhoff N,<br />

Krones T. In welchen Behandlungssituationen sollte gemeinsam<br />

entschieden werden? – Befragung von Ärzten und Patienten mit einem<br />

faktoriellen Survey. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm018.<br />

DOI: 10.3205/10ebm018, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0181<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm018.shtml<br />

019<br />

EBM und Gesundheitssystementscheidungen<br />

Reinhold Glehr<br />

Hartberg, Österreich<br />

Die in den letzten Jahrzehnten entwickelte EBM-Kultur<br />

hat neue Akzente in der Normbildung im Gesundheitswesen<br />

gebracht. Sie hat die Handlungsspielräume bei<br />

medizinischen Entscheidungen verringert und gleichzeitig<br />

weitreichende Konsequenzen für die Organisation<br />

des Gesundheitswesens und die Leistungserbringung<br />

mit sich gebracht.<br />

Für die allgemeinmedizinische Routinearbeit hat die<br />

EBM-Basierung neue Forschungsfelder eröffnet, die der<br />

Komplexität, der Individualität, der Multimorbidität und<br />

14<br />

dem Umgang mit Unsicherheit bei mangelhaften Entscheidungsgrundlagen<br />

Rechnung tragen. Forschungsbedarf<br />

gibt es dabei nicht nur hinsichtlich der ärztlichen<br />

Entscheidungen sondern auch zu den Auswirkungen<br />

der Entscheidungsmöglichkeiten der Patienten, die die<br />

ärztlichen Handlungsvorschläge modifizieren bzw.<br />

ablehnen.<br />

Korrespondierend zur wissensbasierten Medizin ist der<br />

Bedarf nach wissens- bzw. forschungsbasiertem Management<br />

auf Systemebene aber auch auf Praxisebene<br />

gestiegen. Die Bereitstellung bestmöglicher Rahmenbedingungen<br />

für die praktizierende Medizin, das Vorhandensein<br />

guter Informationssysteme, die Identifizierung<br />

beispielgebender „Best Practice Modelle“ und die<br />

stetige Auseinandersetzung mit zeitgemäßen Managementmethoden<br />

spielen hier eine zentrale Rolle.<br />

Die Optimierung der Behandlungs- und Betreuungsroutinen<br />

bekommt in der Allgemeinmedizin insbesondere<br />

bei der Betreuung von Patienten mit chronischen Krankheiten<br />

immer mehr Bedeutung. Die lebenslange Begleitung<br />

der in späteren Jahren meist multimorbiden Patienten<br />

erfordert evidenzbasierte Ansätze, die nicht von<br />

einer ausschließlich spezialistischen Sichtweise ausgehen,<br />

sondern eine gestufte Versorgung mit wechselnden<br />

Anteilen von allgemeinmedizinischer und spezialistischer<br />

Versorgung als Ziel haben. Voraussetzung für<br />

eine derartige evidenzbasierte Versorgung als auch für<br />

das entsprechende evidenzbasierte Management ist<br />

eine verstärkte allgemeinmedizinische Forschung. Deren<br />

Bedeutung wird in Österreich nach wie vor eher<br />

gering geschätzt und dementsprechend an den medizinischen<br />

Universitäten und sonstigen Forschungseinrichtungen<br />

bisher nur mangelhaft unterstützt.<br />

Bitte zitieren als: Glehr R. EBM und Gesundheitssystementscheidungen.<br />

In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin<br />

21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm019.<br />

DOI: 10.3205/10ebm019, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0195<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm019.shtml<br />

020<br />

Evaluation komplexer Interventionen<br />

Gabriele Meyer 1 , Johann Behrens 2 , Sascha Köpke 3 , Ralph<br />

Möhler 1<br />

1Universität Witten/Herdecke, Institut für Pflegewissenschaft,<br />

Witten, Deutschland<br />

2Universität Halle, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft,<br />

Halle, Deutschland<br />

3Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Zahlreiche Interventionen im Gesundheitsbereich<br />

sind komplexer Natur. Sie bestehen aus<br />

mehreren, voneinander abhängigen oder unabhängigen<br />

Teilkomponenten, die sich gegenseitig beeinflussen<br />

können. Die Evaluation dieser Interventionen stellt eine<br />

Herausforderung für die Forschung dar. Das britische


Medical Research Council hat ein Modell zur Entwicklung<br />

und Evaluation komplexer Interventionen vorgelegt.<br />

Die Evaluation komplexer Interventionen ist zudem<br />

Gegenstand eines regen methodologischen Diskurses.<br />

Ein konsentierter Standard zu Kriterien der Berichterstattung<br />

der Evaluation komplexer Interventionen liegt<br />

bislang nicht vor.<br />

Das Symposium beinhaltet folgende Beiträge:<br />

1. Empirische Belege der unzureichenden Berichterstattung<br />

von Evaluationsstudien komplexer Interventionen.<br />

Die in einen Cochrane Review zur Reduktion<br />

von freiheitseinschränkenden Maßnahmen<br />

in Pflegeheimen eingeschlossen randomisiertkontrollierten<br />

Studien wurden hinsichtlich ihrer<br />

Transparenz in der Berichterstattung über die untersuchte<br />

komplexe Intervention analysiert (Referenten:<br />

Ralph Möhler, Gabriele Meyer).<br />

2. Präsentation und Diskussion einer literaturbasierten<br />

Kriterienliste zur transparenten Berichterstattung<br />

komplexer Interventionen. Basierend auf den international<br />

diskutierten methodologischen Vorschlägen<br />

wurde eine Liste von 18 Transparenzkriterien<br />

erstellt, die Grundlage eines Reportings Statements<br />

zu Komplexen Interventionen sein kann.<br />

Die Liste wurde pilotiert und befindet sich derzeit<br />

im Expertenreview (Referent: Ralph Möhler).<br />

3. Präsentation der Entwicklung und Evaluation von<br />

zwei exemplarischen, methodisch anspruchsvollen<br />

komplexen Interventionsstudien (Referenten: Johann<br />

Behrens, Sascha Köpke).<br />

Referenten:<br />

1. Ralph Möhler, MScN (Moderation); Gabriele<br />

Meyer, Univ.-Prof. Dr. (Moderation), Universität<br />

Witten/Herdecke<br />

2. Johann Behrens, Univ.-Prof. Dr., Universität Halle-<br />

Wittenberg<br />

3. Sascha Köpke, Dr., Universität Hamburg<br />

Bitte zitieren als: Meyer G, Behrens J, Köpke S, Möhler R. Symposium<br />

„Evaluation komplexer Interventionen“. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm020.<br />

DOI: 10.3205/10ebm020, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0206<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm020.shtml<br />

021<br />

Horizon Scanning in der Onkologie –<br />

Konzeptentwicklung und Implementierung<br />

eines Früherkennungssystems für<br />

Krebsmedikamente in Österreich<br />

Sabine Geiger-Gritsch, Anna Nachtnebel, Katharina Hintringer<br />

Ludwig Boltzmann Institut für HTA, Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Um die Diffusion von neuen Technologien<br />

oder von Interventionen mit Indikationsausweitungen<br />

beeinflussen zu können, haben etliche Länder<br />

Frühwarnsysteme, sogenannte „Horizon Scanning<br />

Systeme“ (HSS), implementiert. Ziel dieser Systeme ist,<br />

Entscheidungsträger über neue bzw. in Entwicklung<br />

befindliche Technologien, die wesentliche Auswirkungen<br />

auf das Gesundheitssystem haben können, zu<br />

informieren.<br />

Horizon Scanning (HS) in der Onkologie wurde konzipiert,<br />

um Entscheidungsträger mit Informationen zu<br />

onkologischen Präparaten zu versorgen, um so Evidenz-basierte<br />

Entscheidungen über deren Einsatz zu<br />

erleichtern und Einschätzungen der damit verbundenen<br />

Budgetimplikationen zu ermöglichen.<br />

Material/Methoden: Konzeptentwicklung für HS in<br />

der Onkologie durch Identifizierung von Best Practice<br />

Modellen (Literatursuche, ExpertInnenkontakt)<br />

Durchführbarkeitsstudie und Zusammenarbeit mit interdisziplinärem<br />

ExpertInnenteam zur Adjustierung der<br />

identifizierten Abläufe<br />

Praktische Umsetzung des Konzepts<br />

Ergebnisse: 2007 wurde mit der Implementierung<br />

von HS in der Onkologie begonnen. Nach der Entwicklung<br />

eines ersten Konzepts, wurden die gewählten<br />

Abläufe (v.a. Identifizierung, Selektion, Priorisierung) im<br />

Rahmen einer Durchführbarkeitsstudie getestet. Die<br />

allgemeine Machbarkeit war gegeben, aber einige<br />

Verbesserungspotentiale v.a. im Priorisierungsprozess<br />

wurden aufgezeigt.<br />

Die Konkretisierung des Fokus von HS in der Onkologie<br />

und die Optimierung der Abläufe erforderten einen<br />

mehrstufigen Prozess und die Zusammenarbeit mit<br />

einem interdisziplinären ExpertInnenteam. So wurden<br />

23 Informationsquellen für die Identifizierung von neuen<br />

onkologischen Präparaten festgelegt und Kriterien<br />

für die Selektion (z.B. Phase III Studien) und Priorisierung<br />

von Medikamenten, für die wesentliche therapeutische/finanzielle<br />

Auswirkungen erwartet werden können,<br />

entwickelt. Eine Methodik für zeitgerechte Assessments<br />

wurde entworfen und ein Modus zur Distribution<br />

der Berichte an Entscheidungsträger definiert. Die ersten<br />

Assessments wurden im September 2009 erstellt.<br />

Seither wird HS für den Bereich Onkologie routinemäßig<br />

am LBI-HTA durchgeführt.<br />

15


Schlussfolgerung/Implikation: Die grundlegenden<br />

Abläufe eines HSS müssen an konkrete Anforderungen<br />

und Zielsetzungen individueller HSS angepasst<br />

werden. So wurde HS in der Onkologie für Österreich<br />

schrittweise adaptiert und auf seine Anwendbarkeit<br />

getestet.<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg des HSS ist die weitreichende<br />

und zeitgerechte Distribution von an die<br />

Bedürfnisse von Entscheidungsträgern angepassten<br />

Assessments.<br />

Bitte zitieren als: Geiger-Gritsch S, Nachtnebel A, Hintringer K.<br />

Horizon Scanning in der Onkologie – Konzeptentwicklung und<br />

Implementierung eines Früherkennungssystems für Krebsmedikamente in<br />

Österreich. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm021.<br />

DOI: 10.3205/10ebm021, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0212<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm021.shtml<br />

022<br />

Evidenzbasierung in der Versorgungsplanung<br />

Stefan Mathis<br />

LBI HTA, Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Immer häufiger wird auch für Prozesse<br />

öffentlicher Versorgungsplanung (VP) eine stärkere<br />

wissenschaftliche und evidenzbasierte Herangehensweise<br />

gefordert. In dieser Arbeit wird auf die Frage<br />

eingegangen, auf welche Weise Evidenzbasierung in<br />

der VP zur Anwendung kommen kann.<br />

Material/Methoden: Eine Literatursuche zu konkret<br />

eingesetzten Planungsanleitungen und -methoden sowie<br />

zu theoretischen Planungskonzepten der VP wurde<br />

durchgeführt und Kontakt zu PlanungsexpertInnen aufgenommen.<br />

Die direkte Anwendbarkeit von Definitionen<br />

von EBM und EBP im Kontext der öffentlichen VP<br />

wurde überprüft und typische Planungsschritte mit EBP<br />

gegenübergestellt. Schließlich wurde überprüft, welche<br />

Herausforderungen sich bei der Einhaltung von EBP in<br />

Teilfragestellungen der Planung stellen.<br />

Ergebnisse: Eine direkte Anwendung der Definitionen<br />

von EBP und EBM ist teilweise möglich. Unklar ist,<br />

inwieweit individuelle klinische Expertise zur Expertise<br />

von PlanungsexpertInnen analog ist und wie die Einbringung<br />

der PatientInnenperspektive [1] im unterschiedlichen<br />

Anwendungskontext (individuell vs. kollektiv)<br />

erfolgen kann. Der von Thomas et al. beschriebene<br />

Planungsprozess [2] zeigt wesentliche Analogien zum<br />

Prinzip der EBP. Etablierte Formate zur Erschließung<br />

der Evidenz in der VP sind nur vereinzelt auszumachen.<br />

Zumeist sind viele unterschiedliche Formate zur Evidenzgewinnung<br />

im Einsatz. Diese umspannen neben<br />

passiven Methoden (Zusammenfassung von Literatur),<br />

auch aktive (zum Planungszweck eingesetzte) Methoden<br />

der Gewinnung von Evidenz.<br />

16<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Konzepte EBM<br />

und EBP sind auch in der VP richtungweisend. Etablierte<br />

Werkzeuge der EBM können zur Nutzenbewertung<br />

(Systematische Reviews und HTAs) von planungsrelevanten<br />

Maßnahmen und zur Bedarfsforschung [3] eingesetzt<br />

werden, für viele andere Teilfragestellungen<br />

sind jedoch zusätzliche Werkzeuge nötig, sie sich im<br />

Sinne von EBM noch weniger stark etabliert haben. Als<br />

Analogie zur EBP im klinischen Setting könnten Betroffene<br />

durch Partizipation verstärkt in Planungsprozesse<br />

mit involviert werden [4]. Transparenz hat in der VP<br />

einen vorrangigen Stellenwert, unter anderem, um<br />

Evidenzbasierung diskutierbar zu machen. Bei Fragen<br />

der VP, für die experimentelle bzw. faktenbasierte<br />

Ergebnisse nicht ausreichen, sollte Forschung im Sinne<br />

von EBM vermehrt wahrgenommen und gefördert werden.<br />

EBP in Teilbereichen der Planung erfordert Adaptierungen,<br />

die durch spezielle Anforderungen der VP<br />

bedingt sind.<br />

Literatur<br />

1. Sackett DL, Rosenberg WM, Gray JA, Haynes RB, Richardson<br />

WS. Evidence based medicine: what it is and what it isn't.<br />

Clin Orthop Relat Res. 1996;455:3-5.<br />

2. Thomas RK. Health services planning. 2nd ed. New York:<br />

Kluwer Academic/Plenum Publishers; 2003.<br />

3. Stevens A. Health care needs assessment : the epidemiologically<br />

based needs assessment reviews. 2nd ed. Oxford:<br />

Radcliffe 2004.<br />

4. Wegscheider K. [Which therapy comparisons are fair?]. Z<br />

Arztl Fortbild Qualitatssich. 2005;99(4-5):275-8.<br />

Bitte zitieren als: Mathis S. Evidenzbasierung in der<br />

Versorgungsplanung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm022.<br />

DOI: 10.3205/10ebm022, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0228<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm022.shtml<br />

023<br />

Versorgungsplanung der kardiologischen<br />

Rehabilitation unter Berücksichtigung von<br />

Sekundärdaten des österreichischen<br />

Gesundheitssystems<br />

Michael Gyimesi, Brigitte Piso<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment,<br />

Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Die kardiologische Rehabilitation zielt<br />

darauf ab, Patienten nach chirurgischen Eingriffen am<br />

Herzen die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben,<br />

die Gesellschaft und die Familie zu ermöglichen. Während<br />

international die ambulante Phase II Rehabilitation<br />

die Routineversorgung darstellt, wird die Phase II Rehabilitation<br />

in Österreich derzeit vorwiegend in stationären<br />

Rehabilitationszentren erbracht. Eine darauf fol-


gende, ausschließlich ambulante, Phase III Rehabilitation<br />

wird erst seit wenigen Jahren durchgeführt.<br />

Um die im nächsten Jahr anstehende Entscheidung über<br />

die Vertragsverlängerung der österreichischen Sozialversicherung<br />

mit ambulanten Phase-III-Reha-Zentren zu<br />

unterstützen wurde eine Effektivitätsanalyse der ambulanten<br />

Phase III geplant. Diese wurde auf Basis von<br />

Daten aus den Versorgungszentren und Sekundärdaten<br />

der österreichischen Sozialversicherungsträger durchgeführt.<br />

Material/Methoden: Die Patientendaten der Versorgungszentren<br />

wurden mit Abrechnungsdaten der<br />

österreichischen Sozialversicherungsträger kombiniert,<br />

danach pseudonymisiert und in einer retrospektiven<br />

Kohortenstudie analysiert. Es wurden sowohl sozioökonomische<br />

Merkmale der Patienten, medizinische Parameter<br />

als auch „harte“ Outcomes wie Tod oder Rehospitalisierung<br />

in die Analyse einbezogen.<br />

Ergebnisse: Die erfassten Daten des österreichischen<br />

Gesundheitssystems ermöglichen prinzipiell eine weitreichende<br />

Analyse der österreichischen Versorgungssituation<br />

im Bereich ambulanter, kardiologischer Rehabilitation.<br />

Einige Problemkreise wie<br />

• starke Segmentierung der Daten durch die föderale<br />

Struktur des österreichischen Gesundheitssystems<br />

• kein zentraler Ansprechpartner für die Datenhaltung<br />

• teilweise fehlende Standards für die Datenerfassung<br />

• keine zentrale Stelle der Datenhaltung<br />

• mangelhafte Dokumentation und Qualitätssicherung<br />

der erfassten Daten<br />

• geringe Aussagekraft durch (noch) kleine Patientenzahlen<br />

sind allerdings teilweise konzeptionell noch ungelöst.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Das Zusammenführen<br />

verschiedener Datenbestände des österreichischen<br />

Gesundheitswesens und darauf aufbauende<br />

retrospektive Studien stellen einen vielversprechenden<br />

Ansatz in der Versorgungsplanung dar. Durch Anonymisierung<br />

bzw. Pseudonymisierung der Daten können<br />

datenschutzrechtliche Probleme großteils vermieden<br />

werden.<br />

Wegen struktureller Hindernisse ist der Planungsaufwand<br />

allerdings hoch und die Durchführung aufwändig.<br />

Literatur<br />

1. Piso B. Ambulante Kardiologische Rehabilitation Teil I-<br />

Evaluation und Indikatoren Teil II- Vergleichende Analyse<br />

unterschiedlicher Rehabilitationsmodelle und Phase III. HTA-<br />

Projektbericht 15. 2008. Available from:<br />

http://eprints.hta.lbg.ac.at/800/1/HTA-<br />

Projektbericht_015.pdf<br />

2. Piso B. Ambulante Kardiologische Rehabilitation - Teil 2:<br />

Ergebnisbeurteilung, Messung der nachhaltigen Wirksamkeit<br />

der ambulanten Kardio-Rehab. 2008. Available from:<br />

http://hta.lbg.ac.at/de/projekt_detail.php?iMenuID=13&iProj<br />

ectID=39<br />

Bitte zitieren als: Gyimesi M, Piso B. Versorgungsplanung der<br />

kardiologischen Rehabilitation unter Berücksichtigung von<br />

Sekundärdaten des österreichischen Gesundheitssystems. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm023.<br />

DOI: 10.3205/10ebm023, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0230<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm023.shtml<br />

024<br />

Ökonomische Evaluationen in der Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie: eine systematische<br />

Übersicht<br />

Philipp Radlberger, Ingrid Zechmeister, Tarquin Mittermayr<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment,<br />

Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Klinische Studien belegen, dass sich<br />

psychiatrische Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen<br />

und Erwachsenen unterschiedlich manifestieren. Daraus<br />

folgen auch Unterschiede in den Notwendigkeiten der<br />

Versorgungsstrukturen. Gesundheitsökonomische Evaluationen<br />

dienen als ein gängiges Methodenbündel, um<br />

Kosten und Nutzen für Therapieoptionen abzuschätzen.<br />

Die Studie untersucht die aktuelle Evidenz zu derartigen<br />

Evaluationen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.<br />

Material/Methoden: Zur Identifizierung der ökonomischen<br />

Evaluationen wurde eine systematische<br />

Literatursuche in relevanten medizinischen und wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Datenbanken und eine ergänzende<br />

Handsuche durchgeführt. Die Studien wurden<br />

hinsichtlich methodischer Charakteristika und Ergebnisse<br />

sowohl indikations- als auch therapiebezogen<br />

analysiert. Ein besonderes Augenmerk wurde auf Methoden<br />

der Kostenberechnung und Modellierung gelegt.<br />

Ergebnisse: Über einen Beobachtungszeitraum von<br />

25 Jahren konnten ein systematischer Review und 25<br />

Einzelstudien identifiziert werden. Einzelne Indikationen,<br />

wie etwa ADHS, sind besser beforscht als andere.<br />

Auf der Ebene der Interventionen existiert ein Ungleichgewicht<br />

zugunsten familientherapeutischer Interventionen.<br />

Die meisten Studien sind Kosteneffektivitätsstudien.<br />

Die Kosteneffektivitätsergebnisse der untersuchten Interventionen<br />

sind im Vergleich zu evaluierten Intervention<br />

17


in der somatischen Medizin niedrig. Die Mehrzahl der<br />

identifizierten Studien ist methodisch wenig transparent.<br />

Dies trifft insbesondere auf die Informationen zu Kostenerhebung<br />

und Modellierung zu. Die Übertragbarkeit<br />

der Studien ist aufgrund kontextspezifischer Interventionen<br />

eingeschränkt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Obwohl sich aus<br />

der Gesamtheit der Studien über die Indikationen hinweg<br />

vergleichsweise günstige Kosteneffektivitätsverhältnisse<br />

abzeichnen, bedarf es zur Planung einer nachhaltig<br />

finanzierbaren kinder- und jugendpsychiatrischen<br />

Versorgung einer größeren Menge an transparenten,<br />

länderspezifischen ökonomischen Arbeiten, insbesondere<br />

zu bis dato wenig gesundheitsökonomisch beforschten<br />

Interventionen und Indikationen wie zum<br />

Beispiel Motivationstherapie und Suchterkrankungen.<br />

Zudem bestehen große Lücken in den Bereichen der<br />

Langzeitkostenabschätzung zur Identifizierung langfristiger<br />

Einsparungspotenziale und bei der Integration<br />

einer breiten Kostenperspektive, die auch Sektoren<br />

außerhalb des Gesundheitssystems berücksichtigt.<br />

Bitte zitieren als: Radlberger P, Zechmeister I, Mittermayr T.<br />

Ökonomische Evaluationen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: eine<br />

systematische Übersicht. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm024.<br />

DOI: 10.3205/10ebm024, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0246<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm024.shtml<br />

025<br />

Das österreichische Bundesinstitut für Qualität<br />

im Gesundheitswesen – Beiträge zur<br />

evidenzbasierten, qualitätsgesicherten<br />

Versorgung der österreichischen Bevölkerung<br />

Eva Baumer, Ingrid Rosian-Schikuta<br />

Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen, Wien, Österreich<br />

Im Jahr 2005 wurde das Bundesgesetz zur Qualität von<br />

Gesundheitsleistungen verabschiedet (Gesundheitsqualitätsgesetz<br />

– GQG). Ziel dieses Gesetzes ist die flächendeckende<br />

Sicherung und Verbesserung der Qualität<br />

im österreichischen Gesundheitswesen. Dazu ist ein<br />

gesamtösterreichisches Qualitätssystem nachhaltig zu<br />

entwickeln, umzusetzen und regelmäßig zu evaluieren.<br />

Bei der Erfüllung dieser Aufgabe unterstützt die GÖG /<br />

BIQG das Bundesministerium für Gesundheit. Das<br />

BIQG wurde als bundesweites Kompetenzzentrum für<br />

Qualität im Gesundheitswesen im Juli 2007 eingerichtet.<br />

Arbeitsschwerpunkte des BIQG sind die Entwicklung<br />

einer bundesweiten Qualitätsstrategie, die Erarbeitung<br />

von evidenzbasierten Bundesqualitätsleitlinien im<br />

Sinne von sektorenübergreifenden Versorgungsleitlinien,<br />

Unterstützung beim Aufbau einer Risikokultur und<br />

Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zur<br />

18<br />

Patientensicherheit, der Aufbau einer bundesweiten<br />

Qualitätsberichterstattung, Arbeiten zur Ergebnisqualitätsmessung<br />

und Ergebnisqualitätsregistern, sowie die<br />

Förderung des verstärkten Einsatzes von Health Technology<br />

Assessment im österreichischen Gesundheitswesen.<br />

In den föderalen Strukturen des österreichischen Gesundheitswesens<br />

muss eine vergleichbare, qualitätsgesicherte<br />

und evidenzbasierte Versorgung der Bevölkerung<br />

sichergestellt werden. Dazu sind methodisch korrekt<br />

erstellte und evidenzbasierte Leitlinien, die alle<br />

Versorgungsbereiche betreffen und die österreichischen<br />

Rahmenbedingungen berücksichtigen, notwendig. In<br />

der GÖG / BIQG wurde ein solches Instrument unter<br />

Einbindung der wesentlichen Stakeholder, Patientenvertreter<br />

und Berufsgruppenvertretern auf Basis nationaler<br />

und internationaler Erfahrungen entwickelt. In diesem<br />

Beitrag wird die Methode der Entwicklung von Bundesqualitätsleitlinien<br />

vorgestellt.<br />

Darüber hinaus besteht in Österreich noch ein geringer<br />

Grad der Institutionalisierung von HTA. Es fehlen organisatorische<br />

und rechtliche Regelungen für die gezielte<br />

Einbindung von HTA in Entscheidungsprozessen, was<br />

teilweise auch an mangelnder Kenntnis und Akzeptanz<br />

des Instrumentes Health Technology Assessment zurückzuführen<br />

ist. Daher wurde unter Koordinierung des<br />

Bundesinstitutes für Qualität in einer gemeinsamen<br />

Anstrengung mit Vertretern und Vertreterinnen von<br />

Bund, Länder, Sozialversicherung und führenden HTA-<br />

Einrichtungen in Österreich und Deutschland eine Nationale<br />

HTA-Strategie entwickelt. Im Rahmen dieses Vortrages<br />

soll die Nationale HTA-Strategie sowie erste<br />

Umsetzungsschritte vorgestellt werden.<br />

Bitte zitieren als: Baumer E, Rosian-Schikuta I. Das österreichische<br />

Bundesinstitut für Qualität im Gesundheitswesen – Beiträge zur<br />

evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Versorgung der österreichischen<br />

Bevölkerun. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm025.<br />

DOI: 10.3205/10ebm025, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0253<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm025.shtml<br />

026<br />

Qualität der Medizinberichterstattung – die<br />

Initiative HealthNewsReview<br />

Holger Wormer<br />

Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus, Institut für Journalistik,<br />

Techn. Universität Dortmund, Deutschland<br />

Trotz zahlreicher Forschungsansätze in den Kommunikationswissenschaften<br />

und der Journalismusforschung<br />

gibt es dort bis heute kein allgemein anerkanntes Konzept<br />

zur Definition und empirischen Messung von Qualität<br />

im allgemeinen Journalismus. Allerdings lässt sich<br />

eine Reihe von häufig genannten Qualitätsdimensionen<br />

identifizieren, darunter „Aktualität“, „Richtigkeit“,<br />

„Vermittlung“ und „Relevanz“. Auch besteht in der


Journalismusforschung weitgehend Einigkeit darüber,<br />

dass Qualität immer auch von Faktoren wie der Art des<br />

Mediums und der jeweiligen Zielgruppe abhängt.<br />

Noch komplexer stellt sich die Frage nach der Qualität<br />

für die Wissenschafts- und Medizinberichterstattung<br />

dar. Zwar existiert auch hier zumindest eine Reihe von<br />

Vorschlägen und Versuchen zur Bewertung der Qualität<br />

der Berichterstattung (etwa aus dem Bereich der accuracy-Forschung).<br />

Allerdings dominiert hier in der Regel<br />

eine stark wissenschaftszentrierte Sichtweise, während<br />

rezipienten- (und somit auch patienten-)orientierte Bewertungsmaßstäbe<br />

ebenso wie Qualitätskriterien aus<br />

dem allgemeinen Journalismus nicht selten vernachlässigt<br />

werden. Einen interessanten Ansatz aus jüngerer<br />

Zeit liefern Initiativen wie das australische „Media<br />

Doctor“-Projekt (http://www.mediadoctor.org.au/) und<br />

das amerikanische Pendant „HealthNewsReview“<br />

(http://www.healthnewsreview.org/). In beiden Fällen<br />

werden zehn Kriterien zur Qualitätsbewertung von<br />

journalistischen Beiträgen herangezogen, wobei neben<br />

wissenschaftlichen Maßstäben (etwa „Diskussion der<br />

wissenschaftlichen Evidenz“) auch journalismusnahe<br />

Kriterien („Diskussion von Kosten“ einer Therapie oder<br />

„Recherche über eine Pressemitteilung hinaus“) verwendet<br />

werden. In dem Vortrag sollen die Projekte<br />

Media-Doctor und HealthNewsReview vor dem Hintergrund<br />

journalistischer und wissenschaftlicher Qualitätsdebatten<br />

analysiert und die Vorbereitungen für ein<br />

deutsches „HealthNewsReview“-Projekt an der Dortmunder<br />

Universität vorgestellt werden. Dabei wird die<br />

direkte Übertragbarkeit auf die deutschsprachige Medizinberichterstattung<br />

angesichts eines unterschiedlichen<br />

Gesundheitssystems ebenso diskutiert wie die<br />

Frage einer verschiedenen Gewichtung einzelner Qualitätsfaktoren,<br />

die zum Teil sogar gegenläufigen Charakter<br />

haben können (z.B. Verständlichkeit versus Richtigkeit/Vollständigkeit).<br />

Ferner werden Parallelen und<br />

Unterschiede zwischen möglichen Qualitätskriterien im<br />

Medizinjournalismus und in Patienteninformationen<br />

angesprochen.<br />

Bitte zitieren als: Wormer H. Qualität der Medizinberichterstattung –<br />

die Initiative HealthNewsReview. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm026.<br />

DOI: 10.3205/10ebm026, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0264<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm026.shtml<br />

027<br />

Evaluation evidenzbasierter<br />

Patienteninformationen – Anforderungen und<br />

Verfahren des IQWiG<br />

Hilda Bastian<br />

IQWiG, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Der Gesetzgeber hat das IQWiG u.a.<br />

mit der Bereitstellung von Patienteninformationen beauf-<br />

tragt (SGB V 139a) Mit diesen Informationen soll die<br />

Autonomie der Bürgerinnen und Bürger gestärkt werden.<br />

Das grundlegende Vorgehen besteht in der Aufarbeitung<br />

neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und der<br />

Darstellung und Vermittlung der Ergebnisse in allgemein<br />

verständlicher Form. Als maßgebliche Infrastruktur<br />

hierfür dient eine Internetplattform, für die standardisierte<br />

Prozesse entwickelt wurden und angewandt werden.<br />

Bei den Anforderungen des IQWiG an die Evaluation<br />

lassen sich drei Bereiche unterscheiden: die Evaluation<br />

der Patienteninformation selbst, die Bewertung der<br />

Website zur Kommunikation der Informationen sowie<br />

schließlich die Wirkungen der Informationen hinsichtlich<br />

ihrer Resonanz und Akzeptanz bei den Bürgerinnen<br />

und Bürgern.<br />

Material/Methoden: Das Ziel des Beitrages ist die<br />

Beschreibung der Evaluationsstrategie des IQWiGs<br />

sowie die Präsentation einiger Evaluationsergebnisse.<br />

IQWiG Gesundheitsinformationen werden sowohl<br />

extern als auch intern evaluiert. Externe Evaluationen<br />

werden mit unterschiedlichen Ansätzen von der Universität<br />

Bremen, von der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

und von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) durchgeführt. Zu den intern angewendeten<br />

Ansätzen gehören u.a. Lesbarkeitsanalysen, Website-<br />

Umfragen, Online-Bewertungen von einzelnen Informationen<br />

und Analyse der Google-Präsenz.<br />

Ergebnisse: Die Evaluationen zeigen, dass die vom<br />

IQWiG erstellten Informationen einen hohen Grad an<br />

Verständlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Akzeptanz<br />

aufweisen. Dies zeigt sich trotz der Herausforderungen,<br />

die gerade die Kommunikation von evidenzbasierten<br />

Patienten-Informationen stellt. Externe Evaluationen mit<br />

qualitativen Ansätzen bieten eine wichtige Unterstützung<br />

bei der Redaktion des Informationsangebotes.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Evaluationen und<br />

Nutzerbefragungen liefern wichtige und nützliche Hinweise<br />

für mögliche Verbesserungen der jeweils getesteten<br />

IQWiG-Angebote. Der Prozess der systematischen<br />

und kritischen Informations- und Nutzerevaluation ist<br />

wesentlicher Bestandteil einer kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />

und -verbesserung des IQWiG-<br />

Informationsangebotes.<br />

Bitte zitieren als: Bastian H. Evaluation evidenzbasierter<br />

Patienteninformationen – Anforderungen und Verfahren des IQWiG. In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm027.<br />

DOI: 10.3205/10ebm027, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0279<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm027.shtml<br />

19


028<br />

Informierte Entscheidungen – erreicht die<br />

Evidenz-basierte Patienteninformation das<br />

Ziel? Ergebnisse einer Evaluationsstudie zur<br />

Darmkrebsfrüherkennung<br />

Anke Steckelberg, Christian Hülfenhaus, Ingrid Mühlhauser<br />

Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften,<br />

Hamburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Gesundheitsentscheidungen bedürfen<br />

transparenter und vor allem Evidenz-basierter Verbraucher-<br />

bzw. Patienteninformationen (EBPI). Dies gilt für<br />

therapeutische und diagnostische Verfahren als auch<br />

für Präventions- und Screeningmaßnahmen. Die international<br />

diskutierten und geforderten Qualitätsanforderungen<br />

für Evidenz-basierte Patienten- und Verbraucherinformationen<br />

werden kaum in die Praxis umgesetzt.<br />

Auf Grundlage einer systematischen Analyse deutschsprachiger<br />

Verbraucher-Informationsbroschüren zum<br />

kolorektalen Screening, vor dem Hintergrund international<br />

geforderter Qualitätsstandards wurde eine EBPI<br />

zum Thema "Darmkrebsfrüherkennung" entwickelt. Ziel<br />

dieser Studie ist es, die EBPI im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten<br />

Studie zu evaluieren.<br />

Methoden:<br />

Studiendesign: Randomisiert-kontrollierte Studie<br />

Stichprobe: 1586 Versicherte der Gmünder Ersatzkasse<br />

(GEK), die zu der Zielgruppe der Primärprävention von<br />

kolorektalen Karzinomen gehören (versicherte Frauen<br />

und Männer im Alter von 50 bis 75 Jahren ohne kolorektales<br />

Karzinom).<br />

Intervention: Evidenz-basierte Verbraucherinformation<br />

zur Darmkrebsfrüherkennung und zwei interaktive Lernelemente<br />

zu Risiko und diagnostischem Test. Die Kontrollintervention<br />

besteht aus der Information zur Darmkrebsfrüherkennung<br />

des Gemeinsamen Bundesausschusses.<br />

Endpunkte: Der primäre Endpunkt ist die informierte<br />

Entscheidung, die die 3 Dimensionen Wissen, Einstellung<br />

und Teilnahme umfasst. Die sekundären Endpunkte<br />

sind Wissen und Teilnahme am Screening.<br />

Die Dimensionen Wissen und Einstellung wurden 6<br />

Wochen nach Intervention, die Dimension Teilnahme 6<br />

Monate nach Intervention anhand eines Fragebogens<br />

erhoben.<br />

Ergebnisse: Ergebnisse liegen noch nicht vor. Der<br />

Rücklauf der Erhebungsbögen beträgt 95%. Die Daten<br />

werden zurzeit ausgewertet.<br />

Schlussfolgerung /Implikation: Wenn in der<br />

Studie die Wirksamkeit der EBPI gezeigt werden kann,<br />

kann die EBPI im Anschluss an die Studie allen Versicherten<br />

kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Damit<br />

wird im Hinblick auf sozioökonomische Unterschiede<br />

intendiert, gleiche Zugangsmöglichkeiten zu qualitätsgesicherten<br />

Informationen zu schaffen, und damit eine<br />

20<br />

bedeutsame Voraussetzung für die Partizipation geschaffen.<br />

Bitte zitieren als: Steckelberg A, Hülfenhaus C, Mühlhauser I.<br />

Informierte Entscheidungen – erreicht die Evidenz-basierte<br />

Patienteninformation das Ziel? Ergebnisse einer Evaluationsstudie zur<br />

Darmkrebsfrüherkennung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm028.<br />

DOI: 10.3205/10ebm028, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0285<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm028.shtml<br />

029<br />

Blutzuckertest und Primärprävention des Typ<br />

2-Diabetes – Web-gestützte Evaluation einer<br />

evidenzbasierten Patienteninformation<br />

Jutta Genz 1 , Andrea Icks 1 , Hardy Müller 2 , Dennis Cole 2 ,<br />

Gabriele Meyer 3 , Anke Steckelberg 4<br />

1 DDZ, Düsseldorf, Deutschland<br />

2 WINEG, Hamburg, Deutschland<br />

3 Universität Witten/Herdecke, Witten/Herdecke, Deutschland<br />

4 Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Evidenzbasierte Patienteninformationen<br />

(EBPI) ist eine notwendige Voraussetzung der informierten<br />

Entscheidungsfindung, insbesondere im Bereich der<br />

Prävention. Eine objektive, auf der besten wissenschaftlichen<br />

Evidenz basierende Information für Verbraucher<br />

über grenzwertig erhöhten Blutzucker und zur primären<br />

Prävention von Diabetes, steht bislang aus. Wir haben<br />

eine Web-basierte EBPI zum Thema entwickelt und<br />

pilotiert.<br />

Material/Methoden: Mittels einer Web-basierten<br />

randomisiert-kontrollierten Studie evaluieren wir die<br />

Wirkung der EBPI auf fünf spezifische Outcomes: (i)<br />

Wissen zu grenzwertig erhöhtem Blutzucker (primärer<br />

Endpunkt), (ii) Einstellung zu metabolischen Tests; (iii)<br />

Absicht, sich einem metabolischen Test zu unterziehen;<br />

(iv) Entscheidungskonflikt, (v) Zufriedenheit mit der<br />

Information. Die Interventionsgruppe erhält die EBPI, die<br />

Kontrollgruppe im Internet frei verfügbare Informationen.<br />

Die Studiengruppe besteht aus Personen im Alter<br />

zwischen 50 und 70 Jahren ohne bekannten Diabetes<br />

mellitus. Diese Personen gehören gemäß der geltenden<br />

Richtlinien zur Zielgruppe für die primäre Prävention<br />

von Diabetes. Die Teilnehmer werden über die Internet-<br />

Seiten der Techniker Krankenkasse (TK) und des Deutschen<br />

Diabetes-Zentrums rekrutiert. Die Outcomes werden<br />

mittels Online-Fragebögen erhoben.<br />

Ergebnisse: Die Online-Umsetzung der EBPI und die<br />

Pilotierung der Instrumente sind erfolgreich abgeschlossen.<br />

Start der Hauptphase der Erhebung war der<br />

16.10.2009. Derzeit haben bereits mehr als 1000<br />

Personen an der Studie teilgenommen. Präsentiert werden<br />

die Onlinefassung der EBPI und der Instrumente zur


Erhebung der Outcomes, sowie die Ergebnisse der<br />

Pilotierung und der Teilnahmeauswertung.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Studie kann<br />

zum Prototyp für Web-basierte Informationen über<br />

Prävention und deren Evaluation werden.<br />

Literatur<br />

1. General Medical Council. Protecting patients, guiding<br />

doctors. Seeking patients' consent: the ethical considerations.<br />

London: GMC; 1999.<br />

2. Marteau T, Dormandy E, Michie S. A measure of informed<br />

choice. Health Expectations 2001;4:99-108.<br />

3. Steckelberg A, Berger B, Köpke S, Mühlhauser I. Kriterien<br />

für evidenzbasierte Patienteninformation. Z Ärztl Fortb Qual<br />

Gesundhwes. 2005;99:343-51.<br />

Bitte zitieren als: Genz J, Icks A, Müller H, Cole D, Meyer G,<br />

Steckelberg A. Blutzuckertest und Primärprävention des Typ 2-Diabetes<br />

– Web-gestützte Evaluation einer evidenzbasierten<br />

Patienteninformation. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm029.<br />

DOI: 10.3205/10ebm029, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0293<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm029.shtml<br />

030<br />

Entwicklung der Patientenleitlinie<br />

„Schmerzbehandlung nach Operationen“ –<br />

Methodische Anforderungen an<br />

Patientenorientierung und Evidenzbasierung<br />

Anja Gerlach, Martina Bunge, Ingrid Mühlhauser, Anke Steckelberg<br />

Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften,<br />

Hamburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Evidenzbasierte Patientenleitlinien<br />

werden auf Grundlage von evidenzbasierten medizinischen<br />

Leitlinien entwickelt.<br />

Sie sollen Patienten als Entscheidungsgrundlage dienen<br />

und die Implementierung von Leitlinien unterstützen.<br />

Im Jahre 2007 wurde die S3-Leitlinie „Behandlung<br />

akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“<br />

veröffentlicht. Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung<br />

der Erstellung einer entsprechenden Patientenleitlinie<br />

unter Berücksichtigung evidenzbasierter Kriterien.<br />

Material/Methoden: Die Erstellung der Patientenleitlinie<br />

erfolgt in Anlehnung an die Methodik für Nationale<br />

Versorgungsleitlinien unter Beteiligung von Patienten,<br />

Selbsthilfevertretern sowie Experten unterschiedlicher<br />

Professionen.<br />

Die nachfolgenden methodischen Schritte finden Berücksichtigung:<br />

(1) Recherche und Bewertung deutschsprachiger Patienteninformationen,<br />

(2) systematische internationale Recherche<br />

und -analyse wissenschaftlicher Literatur zu<br />

Präferenzen und Informationsbedürfnissen von Patienten<br />

zum Thema „Schmerz“ (3) direkte Patientenbefragung<br />

(n= 50) mittels standardisiertem Fragebogen, (4) Bildung<br />

einer multidisziplinären Patientenleitlinien-<br />

Entwicklungsgruppe (PLEG), (5) Festlegung der Inhalte<br />

der Patientenleitlinie gemäß Vorgaben aus der S3-<br />

Leitlinie und Berücksichtigung der Ergebnisse der Patientenbefragung,<br />

(6) Erstellung und Konsentierung der<br />

Patientenleitlinie durch die PLEG-Mitglieder, (7) Fokusgruppeninterview<br />

mit Betroffenen zur Überprüfung von<br />

Lesbarkeit und Verständlichkeit der Patientenleitlinie, (8)<br />

Externe Begutachtung, (9) Öffentliche Kommentierung,<br />

(10) Erstellung eines Methodenreports.<br />

Ergebnisse: Im bisher durchgeführten Entwicklungsprozess<br />

ist es gelungen die Belange und Präferenzen<br />

von Patienten einzubeziehen. Die Darstellung der wissenschaftlichen<br />

Beweislage auf Basis der S3-Leitlinie<br />

und somit der laienverständlichen Aufbereitung wissenschaftlicher<br />

Informationen wie z.B. Risiken und Nebenwirkungen<br />

stellt sich als Herausforderung dar. Es bleibt<br />

offen, in welchem Ausmaß evidenzbasierte Leitlinien<br />

die Qualitätskriterien an evidenzbasierte Patienteninformationen<br />

als Voraussetzung zur individuellen Entscheidungsfindung<br />

erfüllen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine Patientenleitlinie,<br />

die auf Basis einer S3-Leitlinie erstellt wird, muss<br />

weit mehr, als eine Übersetzung der medizinischen<br />

Expertise in eine “laienverständliche” Sprache sein.<br />

Aus den Erfahrungen des Prozesses lassen sich wertvolle<br />

Schlüsse für die zukünftige Erstellung von Patientenleitlinien<br />

und auch für die Entwicklung von Leitlinien<br />

ziehen.<br />

Bitte zitieren als: Gerlach A, Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg A.<br />

Entwicklung der Patientenleitlinie „Schmerzbehandlung nach<br />

Operationen“ – Methodische Anforderungen an Patientenorientierung<br />

und Evidenzbasierung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm030.<br />

DOI: 10.3205/10ebm030, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0304<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm030.shtml<br />

21


031<br />

Interessenskonflikte mit der Industrie – eine<br />

Befragung von Pflegenden im Bereich der<br />

Wundversorgung in Deutschland und<br />

Österreich<br />

Karoline Zima 1 , Gabriele Meyer 2 , Sabine Lins 2 , Sascha Köpke<br />

3 , Gero Langer 4 , Johann Behrens 4 , Eva-Maria Panfil 1<br />

1FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaft,<br />

Institut für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW-FHS), St.<br />

Gallen, Schweiz<br />

2Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Medizin, Institut für<br />

Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland<br />

3Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaft,<br />

Hamburg, Deutschland<br />

4Universitätsklinikum Halle (Saale), Medizinische Fakultät der<br />

Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Industrienähe und -abhängigkeit<br />

ärztlicher Interessensvertretungen, Kongresse und einzelner<br />

Ärzte wird seit Jahren in Medien und Fachjournalen<br />

diskutiert. Im Rahmen der Pflege ist dies allerdings<br />

noch kaum thematisiert. Pflegende mit erweiterten<br />

Aufgaben, z.B. im Bereich der Wundversorgung, haben<br />

bereits – oft noch informell – die Möglichkeiten,<br />

bestimmte Produkte, z.B. Wundauflagen, für die Therapie<br />

zu empfehlen. Ihre Einstellungen, Haltungen und<br />

Überzeugungen haben Vorbildcharakter für die Entwicklung<br />

der Pflegewissenschaft und der praktischen<br />

Pflege.<br />

Ziel der Studie ist daher die Exploration der Bereitschaft<br />

und Akzeptanz von Pflegenden mit (informell) erweiterten<br />

Aufgaben im Wundbereich sich in Industrieabhängigkeit<br />

bzw. -nähe zu begeben sowie ihrer Interpretation<br />

von Industrieabhängigkeit und deren potentieller<br />

Gefahren.<br />

Material/Methoden: Auf Basis publizierter Fragebögen<br />

wurde ein 39 Items umfassender standardisierter<br />

Fragebogen entwickelt. Im Rahmen einer Vollerhebung<br />

werden Pflegende der Fachgesellschaften in Deutschland<br />

und Österreich, die sich mit der Wundversorgung<br />

beschäftigen (DGfW Deutsche Gesellschaft für Wundheilung<br />

und -behandlung und ÖGVP Österreichische<br />

Gesellschaft für vaskuläre Pflege) befragt. Die Gesellschaften<br />

versandten den Fragebogen in elektronischer<br />

an ihre Mitglieder.<br />

Ergebnisse: Die Datenerhebung findet von Oktober<br />

bis Ende November 2009 statt. Die Ergebnisse der<br />

Studie werden im Januar 2010 vorliegen.<br />

Literatur<br />

1. Civaner M, Sarikaya O, Alici SU, Bozkurt G. Exposing<br />

nursing students to the marketing methods of pharmaceutical<br />

companies.Nursing Ethics. 2008;15(3):396-410.<br />

2. Crigger N, Barnes K, Autumns J, Rahal S, Sheek C. Nurse<br />

practitioners' perceptions and participation in pharmacentical<br />

marketing. Journal of Advanced Nursing. 2009;65(3):525-<br />

33.<br />

22<br />

3. Jutel A, Menkes DB. Soft Targets: Nurses and the pharmaceutical<br />

industry. PLoS Med. 2008;5(2):e5.<br />

4. Lo B, Field MJ. Conflict of Interest in Medical Research,<br />

Education, and Practice. Washington: The National Academic<br />

Press; 2009.<br />

5. Monaghan MS, Galt KA, Turner PD, Houghton BL, Rich<br />

EC, Markert RJ, Bergman-Evans B. Student understanding of<br />

the relationship between the health professions and the pharmaceutical<br />

industry. Teaching and Learning in Medicine.<br />

2003;15(1):14-20.<br />

Bitte zitieren als: Zima K, Meyer G, Lins S, Köpke S, Langer G, Behrens<br />

J, Panfil EM. Interessenskonflikte mit der Industrie – eine Befragung von<br />

Pflegenden im Bereich der Wundversorgung in Deutschland und<br />

Österreich. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm031.<br />

DOI: 10.3205/10ebm031, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0311<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm031.shtml<br />

032<br />

Das EuEbm-Projekt an der Universitätsklinik<br />

Frankfurt/Main: ein Zwischenbericht<br />

Martin N. Bergold 1 , Tobias Weberschock 1 , Reinhard<br />

Strametz 1 , ebm-Unity group 2<br />

1 EBM-Frankfurt, Institut für Allgemeinmedizin (IfA), Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main,<br />

Deutschland<br />

2 EuEbm Consortium, Birmingham, Vereinigtes Königreich<br />

Hintergrund: Die Qualifikation in Evidenzbasierter<br />

Medizin (EbM) sowie dessen adäquate Anwendung ist<br />

in dem universitären klinischen Alltag obligatorisch. In<br />

Zusammenarbeit mit der ebm-Unity-Group, der DNEbM<br />

und der Universität Frankfurt am Main konnte zu Beginn<br />

2009 der onlinebasierte „Euebm-Unity-Kurs“ für Weiterbildungsassistenten<br />

über Systematische Übersichtsarbeiten<br />

(SR) implementiert werden. Wir führen selbst<br />

eine randomisiert kontrollierte Studie durch, um den<br />

Effekt dieses Kurses auf den Wissenszuwachs in EbM,<br />

auf die Fertigkeiten bezüglich des critical appraisals<br />

und die Einstellung der Teilnehmer gegenüber EbM zu<br />

untersuchen. Dies ist ein Zwischenbericht der ersten<br />

zehn Monate dieses Projektes.<br />

Material/Methoden: Alle Assistenzärzte, die sich<br />

zum Zeitpunkt des Projektbeginns im 1. Weiterbildungsjahr<br />

befinden oder nach dem 01.01.2009 ihre Arbeit<br />

an der Universitätsklinik aufnehmen werden, werden<br />

zur freiwilligen Teilnahme an dem Projekt aufgefordert.<br />

Die Teilnehmer werden entweder in die Interventionsgruppe,<br />

welche unmittelbar mit dem online-Kurs beginnen<br />

oder in die Kontrollgruppe, welche erst 3 Monate<br />

später den Kurs beginnen, randomisiert. Jede Gruppe<br />

erhält zudem je ein pre- und postcourse Fragebogen mit<br />

13 verschiedenen multiple-choice (MC) Fragen. Nach<br />

Kursende werden die Ergebnisse der MC-Fragebögen<br />

zwischen den beiden Randomisationsgruppen verglichen.<br />

Zusätzlich führen wir eine deskriptive Analyse der<br />

subjektiven Evaluation der Teilnehmer durch.


Ergebnisse: Bisher konnten 53,08 % der möglichen<br />

Teilnehmer (86 von 162, davon 35 w, 51 m) für das<br />

Euebm-Unity-Projekt akquiriert werden. 31 Teilnehmer<br />

haben bereits den kompletten Kurs durchlaufen und<br />

wurden evaluiert. Die Auswertung der Fragen ergab<br />

einen Unterschied zwischen den beiden Randomisationsgruppen<br />

(postcourse Interventionsgruppe vs precourse<br />

Kontrollgruppe) von 7 Punkten im Median<br />

(p


tential der negativen Beeinflussung zu reduzieren. Diese<br />

Richtlinien können sinnvoller Weise von Einrichtungen<br />

der medizinischen Versorgung, Forschung und<br />

Lehre, wie auch der Selbstverwaltung und der Politik<br />

erstellt und der Öffentlichkeit in adäquater Weise zugänglich<br />

gemacht werden. Im nordamerikanischen<br />

aber nicht im deutschsprachigen Raum sind verschiedenen<br />

Untersuchungen zum Status quo von Richtlinien zu<br />

Interessenskonflikten durchgeführt worden.<br />

Material/Methoden: In einer explorativen Status<br />

quo Analyse wurden im Oktober 2009 die Internetseiten<br />

von medizinischen Fakultäten und Hochschulen in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie von<br />

weiteren Forschungsinstitutionen und relevanten Akteuren<br />

in den jeweiligen Gesundheitswesen auf das Vorhandensein<br />

von Richtlinien oder anderen Strategien im<br />

Umgang mit Interessenskonflikten untersucht. Die Ergebnisse<br />

wurden mit dem Status quo im nordamerikanischen<br />

Raum hinsichtlich Häufigkeit und Inhalten von<br />

Richtlinien verglichen.<br />

Ergebnisse: Während im nordamerikanischen Raum<br />

eine große Anzahl von Medical Schools über (inhaltlich<br />

z.T. sehr unterschiedliche) Richtlinien zum Umgang mit<br />

Interessenskonflikten verfügen, die über das Internet<br />

leicht zu identifizieren sind, war dies für keine der<br />

deutschsprachigen Hochschulen der Fall. Auch bei<br />

anderen zentralen Einrichtungen für die Selbstverwaltung<br />

und Regulierung der deutschsprachigen Gesundheitswesen<br />

konnten über das Internet bis auf wenige<br />

Ausnahmen keine entsprechenden Richtlinien oder<br />

andere Strategien identifiziert werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Entwicklung<br />

und adäquate Veröffentlichung von Richtlinien zu Interessenskonflikten<br />

in Institutionen der medizinischen Versorgung,<br />

Forschung und Lehre, ist nur ein erster Schritt<br />

zu einem angemessenen Umgang mit Interessenskonflikten.<br />

Die kritische Evaluation der Inhalte und vor allem<br />

der praktischen Konsequenzen von Richtlinien sind<br />

wichtige Folgeprozesse. Diese wichtigen Folgeprozesse<br />

sind aber nur umsetzbar, wenn der erste Schritt bereits<br />

gegangen ist. Ein Gesundheitssystem, welches mit<br />

Interessenskonflikten rational umgehen und das Vertrauen<br />

von Patienten, Auszubildenden und Bürgern<br />

erhalten will, sollte diesen ersten und die dann folgenden<br />

Schritte dringend nachholen.<br />

Bitte zitieren als: Strech D, Reimann S. Regulierung von<br />

Interessenskonflikten: eine vergleichende Status quo Analyse im<br />

nordamerikanischen und deutschsprachigen Raum. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm034.<br />

DOI: 10.3205/10ebm034, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0344<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm034.shtml<br />

24<br />

035<br />

Qualität von Kongress-<strong>Abstracts</strong> über<br />

randomisiert-kontrollierte Studien in der<br />

Gerontologie<br />

Eva Mann 1 , Irmela Gnass 2 , Pia von Lützau 2 , Gabriele Meyer 2<br />

1Praxis für Allgemeinmedizin, Institut für Versorgungsforschung<br />

Vorarlberg, Rankweil, Österreich<br />

2Fakultät für Medizin, Institut für Pflegewissenschaften, Witten,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Frühere Analysen von <strong>Abstracts</strong> über<br />

randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) aus medizinischen<br />

Fachzeitschriften haben deren limitierte Qualität<br />

der Berichterstattung belegt [1]. Methodologische Aspekte<br />

sind ausgespart, die Ergebnisse sind unpräzise<br />

berichtet und Angaben zu Nebenwirkungen fehlen<br />

meist gänzlich. Seit 2008 liegt das erweiterte CON-<br />

SORT Statement zur Berichterstattung von <strong>Abstracts</strong> vor<br />

[2]. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Analyse<br />

der <strong>Abstracts</strong> über RCTs aus dem Kongressband des<br />

World Congress of Gerontology 2009 anhand der<br />

CONSORT-Kriterien [3].<br />

Material/Methoden: Per Handsuche wurden die<br />

<strong>Abstracts</strong> aus dem Kongressband identifiziert und von<br />

zwei unabhängigen Wissenschaftlerinnen anhand einer<br />

Checkliste mit 16 Items beurteilt. Fehlende Übereinstimmung<br />

wurde im Konsensverfahren gelöst. Die Auswertung<br />

erfolgte deskriptiv.<br />

Ergebnisse: Insgesamt 137 <strong>Abstracts</strong> sind eingeschlossen<br />

(präsentiert in 37 Vorträgen und 100 Postern).<br />

In 40 <strong>Abstracts</strong> (29%) konnte die Studie im Titel<br />

eindeutig als RCT identifiziert werden. Nur ein Abstract<br />

informierte über die Kontaktadresse des korrespondierenden<br />

Autors, nur drei über die Studienregistrierung<br />

und fünf über die Finanzierung. Die Einschlusskriterien<br />

für die Studienteilnehmer fanden sich in 107 <strong>Abstracts</strong><br />

(78%), für die teilnehmenden Zentren in nur zehn. Das<br />

Ziel der Studie wurde in der Mehrzahl der <strong>Abstracts</strong><br />

erwähnt (n=118, 86%), der primäre Ergebnisparameter<br />

war in 43 <strong>Abstracts</strong> (31%) angegeben. Die Methode<br />

der Randomisierung wurde in keinem Abstract spezifiziert.<br />

Über die Verblindung der Teilnehmer wurde in<br />

nur 16 und der Assessoren in 19 <strong>Abstracts</strong> berichtet.<br />

Die Anzahl der randomisierten Teilnehmer war in 46<br />

<strong>Abstracts</strong> (34%) benannt, die Anzahl der tatsächlich<br />

analysierten Teilnehmer in nur 25 <strong>Abstracts</strong> (18%). Die<br />

separate Ergebnisdarstellung für die Interventions- und<br />

Kontrollgruppe erfolgte in nur 30 <strong>Abstracts</strong> (22%). Über<br />

Nebenwirkungen berichtetet die Minderzahl<br />

(n=12,9%).<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Analyse der<br />

beurteilten Kongress-<strong>Abstracts</strong> über RCTs belegt erhebliche<br />

Defizite in der transparenten Berichterstattung. Ihr<br />

Informationswert ist unzulänglich. Wissenschaftliche<br />

Komitees zur Vorbereitung von medizinischen Kongressen<br />

sind gefragt, die Vorgaben zur Erstellung von Abs-


tracts nach dem CONSORT Statement als notwendige<br />

Voraussetzung zu definieren.<br />

Die Analyse wurde ohne finanzielle Unterstützung<br />

durchgeführt.<br />

Literatur<br />

1. Berwanger O, Ribeiro RA, Fenkelsztejn A, Watanabe M,<br />

Suzumara EA, Duncan BB, Devereaux PJ, Cook D. The quality<br />

of reporting of trial abstracts is suboptimal: Survey of major<br />

general medical journals. J Clin Epidemiol. 2009; 62:387-92.<br />

2. Hopewell S, Clarke M, Moher D, Wager E, Middleton P,<br />

Altmann DG, Schulz KF; CONSORT Group. CONSORT for<br />

Reporting Randomized Controlled Trials in Journal und Conference<br />

<strong>Abstracts</strong>: Explanation and Elaboration. PLoS Med.<br />

2008;5(1):e20.<br />

3. World Congress of the IAGG, Paris, 5th to 9th July 2009.<br />

Abstractbook. J Nutr Health Aging. 2009;13(1).<br />

Bitte zitieren als: Mann E, Gnass I, von Lützau P, Meyer G. Qualität<br />

von Kongress-<strong>Abstracts</strong> über randomisiert-kontrollierte Studien in der<br />

Gerontologie. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm035.<br />

DOI: 10.3205/10ebm035, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0359<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm035.shtml<br />

036<br />

Hindernisse und fördernde Faktoren bei der<br />

Umsetzung der praxisintegrierten Vermittlung<br />

von EbM<br />

Katja Suter 1 , Chantal Arditi 2 , Berit Meyerrose 3 , Bernard Burnand<br />

2 , Susanne Weinbrenner 3 , Regina Kunz 1<br />

1Institut für klinisch Epidemiologie und Biostatistik, Basel,<br />

Schweiz<br />

2Institute of Social and Preventive Medicine (IUMSP), Lausanne,<br />

Schweiz<br />

3Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Evidenzbasierte Medizin (EbM) wird oft<br />

als Kernkompetenz für Ärzte angesehen. Doch welche<br />

Hürden sind für eine Vermittlung im klinischen Alltag zu<br />

überwinden? Wir untersuchten potentielle Hindernisse<br />

und fördernde Faktoren der praxisintegrierten Vermittlung<br />

der EbM.<br />

Material/Methoden: Fragebogenentwicklung: Ein<br />

Literaturreview ergänzt durch Input aus der EbM-<br />

Community identifizierte Faktoren, die eine Vermittlung<br />

von EbM im ärztlichen Alltag potentiell fördern oder<br />

behindern. Der Fragebogen umfasst 23 fördernde und<br />

38 Barriere-Items aus Domainen wie Einstellung der<br />

Trainees gegenüber EbM, Evidenzlage innerhalb der<br />

Disziplin, EbM-Fertigkeiten der Tutoren, strukturelle<br />

Charakteristik der Institution, verfügbare Zeit und Ressourcen,<br />

Verpflichtung zur formalen Qualifikation in<br />

EbM (Trainees und Tutoren). Eine 7-Punkte-Likert-Skala<br />

beurteilt 1) die Wichtigkeit von potentiellen Hürden<br />

(„keine …“ bis „unüberwindbare“ Hürde) und 2) die<br />

Relevanz potentiell fördernder Faktoren (von „nicht<br />

relevant“ bis „essentiell“). Survey: Zielgruppe waren<br />

Ärzte mit unterschiedlicher Erfahrung im EbM-Teaching<br />

in klinischen und nicht-klinischen Settings, die im Wesentlichen<br />

über persönliche Kontakte und Schneeball-<br />

System identifiziert wurden.<br />

Ergebnisse: Aus 11 Ländern beteiligten sich 120<br />

EbM-Tutoren. Haupthindernis war Zeitmangel für das<br />

Teaching (Tutoren) und für das Finden relevanter Studien<br />

(Trainee); Likert Skala: Median 5. Als mäßige<br />

Barrieren wurden fehlende formale Anforderungen für<br />

eine Qualifikation in EbM auf verschiedenen Ausbildungsebenen<br />

(under-, postgraduate, continuous medical<br />

education) genannt, Likert Skala: Median 4. Englisch<br />

als Wissenschaftssprache fand sich in Polen als<br />

„ernsthafte Hürde“, in Deutschland und Ungarn als<br />

„moderate“, in der Schweiz als „geringe Hürde“ und in<br />

den Niederlanden als vernachlässigbar. Für die erfolgreiche<br />

Implementierung einer praxisnahen EbM-<br />

Vermittlung wurde der arbeitsplatznahe Zugriff auf<br />

Datenbanken und elektronische Journals als essentielle<br />

Voraussetzung angesehen. Tutoren wünschten sich ein<br />

Mentoring ihrer Teaching-Tätigkeit. Deutsche Tutoren<br />

bevorzugten Lehrmaterial in deutscher Sprache.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Für eine praxisintegrierte<br />

Vermittlung von EbM-Fertigkeiten finden sich<br />

innerhalb von Europa ähnliche strukturelle, organisatorische<br />

und sprachliche Barrieren, die jedoch durch<br />

gezielte fördernde Maßnahmen überwindbar erscheinen.<br />

Bitte zitieren als: Suter K, Arditi C, Meyerrose B, Burnand B,<br />

Weinbrenner S, Kunz R. Hindernisse und fördernde Faktoren bei der<br />

Umsetzung der praxisintegrierten Vermittlung von EbM. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm036.<br />

DOI: 10.3205/10ebm036, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0369<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm036.shtml<br />

037<br />

Die öffentliche Konsultationsphase als<br />

Implementierungsinstrument für Leitlinien-<br />

Methoden und Ergebnisse<br />

Liat Fishman, Thomas Langer, Berit Meyerrose, Monika Nothacker,<br />

Susanne Weinbrenner, Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Die öffentliche Kommentierung einer<br />

vorläufigen Leitlinienfassung kann ein wichtiges Instrument<br />

zur Sicherstellung der Leitlinienqualität sein und<br />

zur Implementierung der Leitlinie beitragen. Im Jahr<br />

2009 wurden folgende, vom ÄZQ methodisch betreute<br />

Leitlinien zur öffentlichen Kommentierung gestellt: die<br />

Nationalen VersorgungsLeitlinien Asthma, Herzinsuffizienz<br />

und Depression sowie die S3 Leitlinie zum Prostatakarzinom.<br />

Um die Bedeutung und Implikationen der<br />

25


öffentlichen Kommentierung besser einordnen zu können,<br />

wurde eine qualitative und quantitative Analyse<br />

der Kommentare vorgenommen.<br />

Material/Methoden: Folgende Fragen zu quantitativen<br />

und qualitativen Aspekten wurden untersucht:<br />

26<br />

• Anzahl der Kommentatoren und der Einzelkommentare<br />

• Eingang der Kommentare im Zeitverlauf<br />

• Beruflicher Hintergrund des Kommentators<br />

• Art des Kommentars (inhaltlich/formal)<br />

• Konsequenz des Kommentars für die Leitlinie (Änderung<br />

von Text oder Empfehlungen)<br />

Ergebnisse: Die Leitlinien wurden von 12–25 Personen<br />

oder Institutionen kommentiert. In Bezug auf Einzelkommentare<br />

stellte sich eine Spanne von 60–125 dar.<br />

Die Kommentare gingen gehäuft am Anfang und am<br />

Ende der öffentlichen Kommentierung ein. Die Mehrheit<br />

der Kommentare kam von Fachexperten aus dem Bereich<br />

der jeweiligen Leitlinie. Die Kommentare betrafen<br />

überwiegend zentrale Aspekte der Leitlinie und führten<br />

in 47–68% zu Änderungen von Empfehlungen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die öffentliche<br />

Kommentierung führt zur Überarbeitung zentraler Aspekte<br />

von Leitlinien, aber auch zur Verbesserung der<br />

Verständlichkeit und Vollständigkeit der Evidenzaufbereitung.<br />

Umfassendere Kommentare werden in die<br />

Agenda für die nächste Leitlinienaktualisierung eingepflegt.<br />

In Bezug auf eine Implementierung der Leitlinien<br />

kann die öffentliche Konsultationsphase daher als ein<br />

wichtiges Instrument zur Förderung der Leitlinienakzeptanz<br />

gesehen werden.<br />

Bitte zitieren als: Fishman L, Langer T, Meyerrose B, Nothacker M,<br />

Weinbrenner S, Ollenschläger G. Die öffentliche Konsultationsphase<br />

als Implementierungsinstrument für Leitlinien-Methoden und Ergebnisse.<br />

In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin<br />

21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm037.<br />

DOI: 10.3205/10ebm037, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0374<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm037.shtml<br />

038<br />

Barriereanalysen deutscher Leitlinien oder<br />

„Was ist eine Barriereanalyse?“<br />

Susann Conrad, Susanne Weinbrenner, Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Bei der Implementierung medizinischer<br />

Leitlinien sind Barrieren zu überwinden, welche der<br />

Berücksichtigung der Empfehlungen in der Versorgungsroutine<br />

im Wege stehen. Die Bedeutung dieser Barrieren<br />

wird auch durch die gebräuchlichen Instrumente zur<br />

Qualitätsbewertung von Leitlinien berücksichtigt. Dabei<br />

thematisiert nur ein Bruchteil der internationalen Leitlinien<br />

die Barrierenproblematik. Vor diesem Hintergrund<br />

stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß und mit welchen<br />

Schwerpunkten deutsche Leitlinien sich der Barrie-<br />

renfrage widmen. Die vorliegende Arbeit soll einen<br />

Beitrag zu Klärung dieser Frage leisten.<br />

Material/Methoden: Über das Informationsportal<br />

http://www.arztbibliothek.de/ werden seit 2009 für<br />

den ambulanten Bereich relevante und aktuelle Leitlinien<br />

der Entwicklungsstufen S2 oder S3 verfügbar<br />

gemacht. Die detaillierte Darlegung der formalen Leitlinienqualität<br />

ist Bestandteil dieses Informationsangebotes.<br />

Zu diesem Zweck werden die Leitlinien mit DELBI<br />

doppelt bewertet. Für die vorliegende Fragestellung<br />

wurden die Leitlinien analysiert, welche bei der für das<br />

Thema „Barrieren“ spezifischen Frage von DELBI (Frage<br />

19) mit mehr als einem Punkt bewertet wurden.<br />

Ergebnisse: Von derzeit 173 Leitlinien werden in 13<br />

Barrieren erwähnt und in dreien werden Lösungsvorschläge<br />

der damit verbundenen Probleme beschrieben.<br />

Keine Leitlinie erreicht bei der Bewertung die volle<br />

Punktzahl (systematische Barriereanalyse). Am häufigsten<br />

werden Umgebungsfaktoren (wie fehlende Ressourcen,<br />

organisatorische Hemmnisse, unangemessene<br />

Kostenerstattung) genannt, seltener patientenbezogene<br />

Faktoren (wie Therapietreue) oder wissens- sowie einstellungsbezogene<br />

Barrieren bei den ÄrztInnen. Die<br />

Erkenntnisse beruhen überwiegend auf ExpertInnenwissen,<br />

drei Entwicklergruppen haben Forschungsprojekte<br />

durchgeführt. Da die ARZTBIBLIOTHEK kontinuierlich<br />

ausgebaut wird, können auf dem Kongress ergänzende<br />

Daten präsentiert werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Bedeutung der<br />

leitlinienbezogenen Diskussion von möglichen Barrieren<br />

als Voraussetzung für die Entwicklung bedarfsgerechter<br />

und gezielter Implementierungsstrategien ist noch nicht<br />

ausreichend in das Bewusstsein der Entwicklergruppen<br />

gerückt. Mit dem Ziel das Optimierungspotential von<br />

Leitlinien weiter auszuschöpfen, sollten Barriereanalysen<br />

als Basis für die inhaltliche Ausgestaltung von Implementierungsplänen<br />

schon zu Beginn der Leitlinienentwicklung<br />

mitgeplant werden. Daher sollte über die<br />

Arten der Barrieren sowie über Methoden der Erfassung<br />

und Darstellung vermehrt informiert werden.<br />

Bitte zitieren als: Conrad S, Weinbrenner S, Ollenschläger G.<br />

Barriereanalysen deutscher Leitlinien oder „Was ist eine<br />

Barriereanalyse?“. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm038.<br />

DOI: 10.3205/10ebm038, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0389<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm038.shtml


039<br />

Wie valide sind evidenzbasierte Leitlinien? –<br />

Eine vergleichende Analyse von<br />

Leitlinienempfehlungen mit aktuellen<br />

systematischen Übersichten am Beispiel der<br />

Pharmakotherapie des Diabetes mellitus<br />

Typ 2<br />

Michaela Eikermann, Nicole Holzmann, Volker Vervölgyi,<br />

Regine Potthast, Thomas Kaiser, Alric Rüther<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Leitlinien sollen helfen, Entscheidungen<br />

im Gesundheitswesen zu unterstützen, und zu einer<br />

besseren Versorgung beizutragen. Voraussetzung ist,<br />

dass die Informationen der Leitlinien eine verlässliche<br />

Basis für solche Entscheidungen darstellen. Somit wird<br />

die Notwendigkeit deutlich, neben der bereits international<br />

etablierten Bewertung der Erstellungsmethodik [1],<br />

[2] auch eine Methode zu entwickeln, um die Inhalte<br />

der Leitlinien hinsichtlich zu überprüfen. Eine hohe<br />

methodische Qualität kann allenfalls ein Indiz für die<br />

inhaltliche Qualität sein [3].<br />

Ein zentraler Aspekt für eine inhaltliche Bewertung ist<br />

die Überprüfung der Validität von Leitlinienempfehlungen.<br />

Ziel der Untersuchung ist es, Informationen zur Überprüfung<br />

der Validität von Leitlinienempfehlungen zu<br />

sammeln und mögliche Schwierigkeiten zu identifizieren.<br />

Material/Methoden: Evidenzbasierte Leitlinien zur<br />

Diabetes-Behandlung wurden anhand einer systematischen<br />

Recherche in Leitliniendatenbanken (GIN, leitlinien.de<br />

und NGC) identifiziert. Als Kriterien für „Evidenzbasierung“<br />

wurden festgelegt: systematische Recherche,<br />

Angabe von Evidenzlevel (LoE) und Empfehlungsgrade<br />

(GoR), Verknüpfung von Empfehlung und<br />

Literatur.<br />

Parallel wurden 2 aktuelle systematische Übersichten<br />

(SR) zur Pharmakotherapie des Diabetes mellitus Typ 2<br />

ausgewählt. Beiden SR liegt eine breite Datenbasis zu<br />

Grunde (systematische Recherche, Identifikation bislang<br />

unpublizierter Daten, Stellungnahmen verschiedener<br />

Stakeholder).<br />

Aus den Leitlinien wurden themenrelevante Empfehlungen,<br />

LoE/GoR, sowie die zugrunde liegende Literatur<br />

sowie die betrachteten Outcomes extrahiert. Aus den<br />

SR wurden die entsprechende Ergebnisse den Leitlinienempfehlungen<br />

zugeordnet, sowie die in die Bewertung<br />

eingeschlossenen und ausgeschlossenen Publikationen<br />

(mit Ausschlussgrund) incl. der betrachteten Outcomes<br />

extrahiert. Es erfolgte eine vergleichende Analyse<br />

anhand definierter Kriterien.<br />

Ergebnisse: Insgesamt wurden 6 Leitlinien in die<br />

Analyse einbezogen. In den meisten Fällen waren die<br />

Empfehlungen nicht klar zu identifizieren. Die Methoden<br />

zur Formulierung der Empfehlung waren in vielen<br />

Fällen nicht transparent dargestellt. Nur in einer Leitlinie<br />

wurden die betrachteten Outcomes detailliert dargestellt.<br />

Folgende Problematiken wurden darüber hinaus<br />

identifiziert: In den Leitlinien wurden keine unveröffentlichten<br />

Daten genutzt, so dass ein relevanter Publikationsbias<br />

wahrscheinlich ist. Zulassungsaspekte wurden<br />

ebenfalls nicht systematisch berücksichtigt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Überprüfung<br />

der Validität von Leitlinienempfehlungen ist ein längst<br />

überfälliger Schritt in der Bewertung von Leitlinien. Die<br />

Überprüfung anhand methodisch hochwertiger Sekundärliteratur<br />

ist hierfür ein möglicher Weg. Die durch die<br />

Untersuchung identifizierten Problematiken müssen zum<br />

einen in Bezug auf die Validitätsbewertung bedacht<br />

werden, sollten aber auch bereits beim Erstellungsprozess<br />

berücksichtigt werden.<br />

Literatur<br />

1. The AGREE Collaboration. Writing Group: Cluzeau FA,<br />

Burgers JS, Brouwers M, Grol R, Mäkelä M, Littlejohns P,<br />

Grimshaw J, Hunt C. Development and validation of an international<br />

appraisal instrument for assessing the quality of<br />

clinical practice guidelines: the AGREE project. Qual Saf<br />

Health Care. 2003;12(1):18-23.<br />

2. Vlayen J, Aertgeerts B, Hannes K, et al. A systematic review<br />

of appraisal tools for clinical practice guidelines: multiple<br />

similarities and one common deficit. Int J Qual Health Care.<br />

2005;17(3):235-242.<br />

3. Watine J, Friedberg B, Nagy E, et al. Conflict between<br />

guideline methodological quality and recommendation validity:<br />

a potential problem for practitioners. Clin Chem.<br />

2006;52(1):65-72.<br />

Bitte zitieren als: Eikermann M, Holzmann N, Vervölgyi V, Potthast R,<br />

Kaiser T, Rüther A. Wie valide sind evidenzbasierte Leitlinien? – Eine<br />

vergleichende Analyse von Leitlinienempfehlungen mit aktuellen<br />

systematischen Übersichten am Beispiel der Pharmakotherapie des<br />

Diabetes mellitus Typ 2. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm039.<br />

DOI: 10.3205/10ebm039, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0391<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm039.shtml<br />

040<br />

Studienregister der pharmazeutischen<br />

Industrie als Datenquelle für systematische<br />

Übersichten<br />

Regine Potthast, Michaela Florina Kerekes, Beate Wieseler,<br />

Thomas Kaiser<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Studienregister stellen eine potenzielle<br />

Quelle zur Identifikation relevanter Studien für systematische<br />

Übersichten dar. Insbesondere Studienregister<br />

27


der pharmazeutischen Industrie enthalten häufig auch<br />

Studienergebnisse.<br />

Das Ziel dieser Analyse ist es zu untersuchen, ob Studienregister<br />

der pharmazeutischen Industrie bei aktuellen<br />

systematischen Übersichten zu Arzneimitteln eine<br />

regelhafte Datenquelle darstellen und ob der Verzicht<br />

auf diese Datenquelle zu einer Änderung der Gesamtaussage<br />

der systematischen Übersichten führt.<br />

Material/Methoden: Mittels systematischer Recherche<br />

in PubMed wurden aktuelle systematische Übersichten<br />

zu Arzneimitteln identifiziert. Sofern diese Übersichten<br />

keine Suche in Studienregistern der pharmazeutischen<br />

Industrie durchgeführt hatten, wurde eigenständig<br />

eine solche Suche durchgeführt. Recherchiert wurden<br />

Dokumente, die innerhalb des Recherchezeitraums der<br />

jeweiligen Übersicht publiziert wurden und die den<br />

Einschlusskriterien der Übersicht entsprachen. Sofern<br />

zusätzliche relevante Daten identifiziert wurden, wurde<br />

das primäre Zielkriterium der Übersicht unter Berücksichtigung<br />

dieser Daten neu analysiert. Alle Bewertungen<br />

wurden durch 2 Reviewer unabhängig voneinander<br />

durchgeführt.<br />

Ergebnisse: In einer Pilotstudie wurden zunächst 50<br />

Übersichten identifiziert. 44 der 50 Übersichten durchsuchten<br />

keine Studienregister der pharmazeutischen<br />

Industrie (88%). Für 8 dieser 44 Reviews (18%) wurden<br />

durch die eigene Suche in Studienregistern zusätzliche<br />

relevante Dokumente identifiziert, und zwar zu 16<br />

verschiedenen Studien; darunter befanden sich 9 vollständig<br />

neue Studien. 6 der 8 Übersichten (75%) untersuchten<br />

patentgeschützte Arzneimittel. Die neue Analyse<br />

des primären Zielkriteriums führte für 3 der 8 Übersichten<br />

(38%) zu einer Änderung der Gesamtaussage.<br />

Die Untersuchung wird derzeit auf einen größeren<br />

Stichprobenumfang erweitert.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Studienregister der<br />

pharmazeutischen Industrie stellen bislang nur in Ausnahmefällen<br />

eine Datenquelle für systematische Übersichten<br />

zu Arzneimitteln dar. Durch die Suche in Studienregistern<br />

lassen sich jedoch insbesondere zu patentgeschützten<br />

Arzneimitteln zusätzliche relevante<br />

Daten identifizieren. Der Einbezug dieser Daten kann<br />

zu einer Veränderung der Gesamtaussage der jeweiligen<br />

Übersicht führen. Studienregister pharmazeutischer<br />

Hersteller sollten daher regelhaft als Datenquelle bei<br />

der Erstellung von systematischen Reviews eingeschlossen<br />

werden– vor allem für neue Arzneimittel.<br />

Bitte zitieren als: Potthast R, Kerekes MF, Wieseler B, Kaiser T.<br />

Studienregister der pharmazeutischen Industrie als Datenquelle für<br />

systematische Übersichten. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm040.<br />

DOI: 10.3205/10ebm040, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0402<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm040.shtml<br />

28<br />

041<br />

Objektivierte Entwicklung von Suchstrategien<br />

– Ein neuer methodischer Ansatz für die<br />

Praxis<br />

Elke Hausner, Siw Waffenschmidt, Thomas Kaiser<br />

IQWiG, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Systematische Übersichten nehmen eine<br />

Sonderstellung bei der Literaturrecherche ein. Neben<br />

der umfassenden Suche in mehreren Quellen [1], [2],<br />

[3] stehen hohe Anforderungen an Durchführung und<br />

Dokumentation im Vordergrund [4], [5]. Um diesen<br />

Anforderungen gerecht zu werden, haben sich bei der<br />

Cochrane Collaboration, aber auch in vielen HTA<br />

Agenturen, spezialisierte Mitarbeiter/innen etabliert,<br />

die den Ablauf und die Durchführung von Suchen professionell<br />

gestalten.<br />

Material/Methoden: Durch diese Professionalisierung<br />

fand eine methodische Entwicklung statt, die sich<br />

mit unterschiedlichen Möglichkeiten der Strategieerstellung<br />

sowie deren anschließender Überprüfung befasst.<br />

Bisher wurde bei der Erstellung meist ein konzeptionelles<br />

Vorgehen gewählt. Hier werden Freitexte und<br />

Schlagworte gesucht, von denen angenommen wird,<br />

dass sie passend für die Fragestellung sind. Der Nachteil<br />

dieser Methode liegt darin, dass sich nur schwer<br />

einschätzen lässt, wann eine Strategie „fertig“ ist – also<br />

insbesondere genügend umfangreich, um einen Großteil<br />

der relevanten Artikel zu finden.<br />

Damit gewinnt ein weiterer Ansatz an Bedeutung, der<br />

versucht sich dieser Problematik zu stellen. Es handelt<br />

sich dabei um ein „objektives“ Vorgehen, dessen Ansatz<br />

der Filterentwicklung bei Suchstrategien entstammt<br />

[6], [7], [8]. Hier werden textanalytische Verfahren an<br />

vorab identifizierten relevanten Artikel angewendet, um<br />

daraus relevante Freitexte und Schlagworte für Strategien<br />

zu generieren. Eine weitere Einsatzmöglichkeit<br />

dieser relevanten Artikel besteht in der Überprüfung<br />

einer fertigen Strategie.<br />

Bei der Arbeit in einer HTA Agentur, in der innerhalb<br />

kurzer Zeit viele unterschiedliche Themen bearbeitet<br />

werden, gewinnt die Verwendung „objektiver“ Verfahren<br />

immer mehr an Bedeutung. Nur so kann gewährleistet<br />

werden, dass auch ohne spezifisches Expertenwissen<br />

für jede medizinische Fragestellung robuste und<br />

vertrauenswürdige Strategien erstellt werden, die eine<br />

hohe Sensitivität besitzen. Ein weiterer Vorteil liegt in<br />

der Transparenz und dem wissenschaftlichen Anspruch<br />

der Methode.<br />

Ergebnisse: Bei der Arbeit in einer HTA Agentur, in<br />

der innerhalb kurzer Zeit viele unterschiedliche Themen<br />

bearbeitet werden, gewinnt die Verwendung „objektiver“<br />

Verfahren immer mehr an Bedeutung. Nur so kann<br />

gewährleistet werden, dass auch ohne spezifisches<br />

Expertenwissen für jede medizinische Fragestellung<br />

robuste und vertrauenswürdige Strategien erstellt wer-


den, die eine hohe Sensitivität besitzen. Ein weiterer<br />

Vorteil liegt in der Transparenz und dem wissenschaftlichen<br />

Anspruch der Methode.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Der Vortrag beschäftigt<br />

sich mit den Gründen, die für eine routinemäßige<br />

Verwendung von „objektiven“ Verfahren zur Strategieentwicklung<br />

sprechen und nennt Bespiele, in welchen<br />

Bereichen diese momentan Anwendung finden.<br />

Dies reicht von der textanalytischen Herangehensweise<br />

bei der Strategieentwicklung bis hin zur Erstellung von<br />

Goldstandards zur Prüfung entwickelter Strategien.<br />

Außerdem soll ein Ausblick auf zukünftige Herausforderungen<br />

erfolgen.<br />

Literatur<br />

1. Sampson M, Barrowman NJ, Moher D. Sould metaanalysts<br />

search Embase in addition to Medline? J Clin Epidemiol<br />

2003;56:943-55.<br />

2. Suarez-Almazor ME, Belseck E, Homik J, Dorgan M,<br />

Ramos-Remus C. Identifying clinical trials in the medical literature<br />

with electronic databases: MEDLINE alone is not enough.<br />

Control Clin Trials. 2000;21(5):476-87.<br />

3. Subirana M, Solá I, Garcia JM, Gich I, Urrútia G. A nursing<br />

qualitative systematic review required MEDLINE and<br />

CINAHL for study identification. J Clin Epidemiol.<br />

2005;58(1):20-5.<br />

4. Sampson M, McGowan J, Lefebvre C, Moher D, Grimshaw<br />

J; Canadian Agency for Drugs and Technologies in<br />

Health. PRESS: Peer Review of Electronic Search Strategies.<br />

Ottawa: CADTH; 2008. Available from:<br />

http://www.msmandhiv.org/documents/globaltopics/PRESS.<br />

pdf<br />

5. Lefebvre C, Manheimer E, Glanville J. Searching for studies.<br />

In: Higgins JP, Green S, editors. Cochrane Handbook for<br />

Systematic reviews of Interventions. New York: John Wiley &<br />

Sons; 2008. p. 95-150.<br />

6. Wilczynski NL, McKibbon KA, Haynes RB. Quantitative<br />

comparison of pre-explosions and subheadings with methodologic<br />

search terms in MEDLINE. In: Proceedings – the Annual<br />

Symposium on Computer Applications in Medical Care;<br />

1994. p. 905-9.<br />

7. Haynes RB WN, McKibbon KA, Walker CJ, Sinclair JC.<br />

Developing optimal search strategies for detecting clinically<br />

sound studies in MEDLINE. J Am Med Inform Assoc.<br />

1994;1(6):447-58.<br />

8. White VJ GJ, Lefebvre C, Sheldon TA. A statistical approach<br />

to designing search filters to find systematic reviews:<br />

objectivity enhances accuracy. Journal of Information Science.<br />

2001;27(6):357-70.<br />

Bitte zitieren als: Hausner E, Waffenschmidt S, Kaiser T. Objektivierte<br />

Entwicklung von Suchstrategien – Ein neuer methodischer Ansatz für die<br />

Praxis. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm041.<br />

DOI: 10.3205/10ebm041, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0410<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm041.shtml<br />

042<br />

Leitlinien finden leicht gemacht – Entwicklung<br />

eines nutzerspezifischen Suchvokabulars für<br />

ein medizinisches Online-Portal<br />

Dana Rütters, Thomas Bunk, Claudia Jung, Silja Schwencke,<br />

Monika Nothacker, Susanne Weinbrenner, Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Arztbibliothek als medizinisches<br />

Online-Portal bietet eine Sammlung hochwertiger Informationen<br />

aus verschiedensten Quellen und in unterschiedlicher<br />

Erscheinungsform (Leitlinien, Cochrane<br />

Reviews, Linksammlungen), die für ambulant tätige<br />

Ärzte relevant sind. Zur Beantwortung konkreter Fragestellungen<br />

im ärztlichen Alltag ist es wünschenswert,<br />

einen schnellen Überblick über thematisch zusammenhängende<br />

Informationen zu gewährleisten, unabhängig<br />

von Quelle und Erscheinungsform. Dem Nutzer sollten<br />

daher, neben der Volltextsuche, noch zwei weitere<br />

Möglichkeiten des Zugangs zu den Dokumenten geboten<br />

werden. Erstens die Suche nach Informationen, die<br />

für ein Fachgebiet zur Verfügung stehen und zweitens<br />

die Suche nach einem speziellen Thema. Dies erfordert<br />

ein Fachgebietsvokabular und ein Themenvokabular.<br />

Material/Methoden: Ausgangspunkt der Überlegungen<br />

waren folgende Anforderungen: das Vokabular<br />

soll nutzerspezifisch (zunächst für den ambulant tätigen<br />

Arzt), systematisch, unter Nutzung vorhandener Vokabularien<br />

(z.B. MeSH) entwickelt werden und thematisch<br />

nur die tatsächlich vorhandenen Informationen umfassen.<br />

Das Vokabular für die Suche zu den Fachgebieten<br />

wurde mittels einer Synopse vorhandener Verzeichnisse<br />

und der Auswahl der gebräuchlichsten Bezeichnungen<br />

generiert.<br />

Ausgangspunkt für das Vokabular zu den Themen waren<br />

die in der Arztbibliothek vorhandenen Leitlinien.<br />

Diese wurden inhaltlich gesichtet und eine erste Sammlung<br />

von relevanten Begriffen durchgeführt. Die Begriffe<br />

wurden mit den deutschen MeSH-Begriffen abgeglichen<br />

und um Synonyme aus Medizinischen Lexika, die ICD<br />

10-Nummern und eine hierarchischen Einordnung nach<br />

dem MeSH ergänzt. Anschließend erfolgte eine Prüfung<br />

und Ergänzung des so entstandenen Vokabulars durch<br />

die ärztlichen Mitarbeiter des ÄZQ.<br />

Ergebnisse: Das Vokabular zu den Fachgebieten<br />

umfasst derzeit 61 Begriffe, das Vokabular zu den<br />

Themen 103 Hauptbegriffe.<br />

Die in der Arztbibliothek vorhandenen Leitlinien und<br />

und ca. 50% der Cochrane-Reviews wurden inhaltlich<br />

erschlossen, so dass eine thematisch zusammenhängende<br />

Darstellung von Leitlinien und zum Thema erschienen<br />

Cochrane-Reviews umgesetzt wurde.<br />

29


Schlussfolgerung/Implikation: Während das<br />

Vokabular zu den Fachgebieten als vorerst abgeschlossen<br />

betrachtet werden kann, ist das Vokabular zu den<br />

Themen beständig in Bearbeitung. Die Erweiterung des<br />

Vokabulars kann u.a. durch neue Leitlinien, Cochrane-<br />

Reviews, Hinweise von Nutzern und die statistische<br />

Auswertung der verwendeten Suchbegriffe notwendig<br />

werden. Ein nächster Meilenstein wird die Einbindung<br />

von Patienten-Informationen in die thematisch zusammenhängende<br />

Darstellung sein. Gleichzeitig soll eine<br />

Erweiterung um patientenspezifisches Vokabular für die<br />

Nutzung unter www.patienten-information.de erfolgen.<br />

Diese Erweiterung soll ebenso einer Systematik folgen,<br />

wie die ursprüngliche Entwicklung.<br />

Bitte zitieren als: Rütters D, Bunk T, Jung C, Schwencke S, Nothacker<br />

M, Weinbrenner S, Ollenschläger G. Leitlinien finden leicht gemacht –<br />

Entwicklung eines nutzerspezifischen Suchvokabulars für ein<br />

medizinisches Online-Portal. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm042.<br />

DOI: 10.3205/10ebm042, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0423<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm042.shtml<br />

043<br />

Der Arzt im Spannungsfeld zwischen<br />

Patienteninteresse und Leitlinie<br />

Jann Schlimme 1 , Friedrich M. Wurst 2<br />

1 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Christian-Doppler-Klinik,<br />

Salzburg, Österreich<br />

2 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Christian<br />

Doppler Klinik, Salzburg, Österreich<br />

Die ärztliche Behandlung gewinnt durch die Absichten,<br />

Wünsche und Ziele des Patienten, die dieser in die<br />

Behandlung mitbringt, Perspektive und Richtung. Um<br />

diese Ziele in die Behandlung einfließen zu lassen,<br />

benötigt es beispielsweise im psychiatrischsuchtmedzinischen<br />

Kontext eine partnerschaftliche<br />

Beziehung zwischen dem Arzt und seinem Patienten.<br />

Dabei ist das Ziel der ärztlichen Behandlung auch in<br />

der Suchtmedizin nicht ausschliesslich eine Gesundheit<br />

im medizinischen Sinne, sondern eine Gesundheit auch<br />

aus der Sicht des Betroffenen. Um im damit sich eröffnenden<br />

Feld zwischen Patienteninteresse und Behandlungsleitlinie<br />

vermitteln zu können, kann es für den<br />

behandelnden Arzt erforderlich werden, seinerseits<br />

Behandlungsziele zu formulieren, die Leitlinien potentiell<br />

übergeordnet sind. Diesbezüglich werden verschiedene<br />

Ansätze (z.B. Value-Based-Medicine, Fulford)<br />

am Beispiel der Suchterkrankungen vorgestellt und<br />

fallbezogen diskutiert.<br />

30<br />

Bitte zitieren als: Schlimme J, Wurst FM. Der Arzt im Spannungsfeld<br />

zwischen Patienteninteresse und Leitlinie. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm043.<br />

DOI: 10.3205/10ebm043, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0439<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm043.shtml<br />

044<br />

Trends in der Pharmakotherapie Bipolarer<br />

Erkrankungen seit 2002: Diskrepanz<br />

zwischen evidenzbasierten Richtlinien und<br />

klinischer Praxis?<br />

Moritz Muehlbacher, Christoph Stuppäck<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie I, Christian<br />

Doppler Klinik und Paracelsus Privatmedizinische Universität,<br />

Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Für die Behandlung bipolar affektiver<br />

Störungen wurden in den letzten Jahren evidenzbasierte<br />

nationale und internationale Therapierichtlinien herausgegeben.<br />

Ziel dieser prospektiven Untersuchung<br />

war es, die Verschreibungsgewohnheiten und Einhaltung<br />

der Richtlinien in der klinischen Praxis zu überprüfen<br />

und Ursachen für eventuelle Diskrepanzen zu identifizieren.<br />

Material/Methoden: Die Daten von 852 bipolaren<br />

Patienten (405 männlich, 447 weiblich, 3851 stationären<br />

Aufenthalte zwischen Jänner 2002 und November<br />

2009) wurden ausgewertet und auf Abweichungen zu<br />

den gültigen Therapieempfehlungen überprüft.<br />

Ergebnisse: Insgesamt zeigte sich eine gute Einhaltung<br />

nationaler und internationaler Therapieempfehlungen<br />

und eine zunehmende Übereinstimmung von klinischer<br />

Praxis mit evidenzbasierten Richtlinien im Verlauf<br />

des Beobachtungszeitraums. Es gab jedoch auch Diskrepanzen,<br />

insbesondere im Bereich der Behandlung<br />

bipolarer Depression.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: In der Behandlung<br />

bipolar-depressiver Phasen zeigt sich eine Diskrepanz<br />

zwischen aktuellen Therapieempfehlungen und der<br />

klinischen Praxis. Eine mögliche Ursache liegt in der<br />

überaus häufigen Therapieresistenz innerhalb dieser<br />

Patientengruppe, auf welche in den Therapierichtlinien<br />

nur wenig Bezug genommen wird. Die Empfehlungen<br />

stützen sich auch nur zum Teil auf randomisierte, kontrollierte<br />

Studien und berücksichtigen nicht alle in Verwendung<br />

befindlichen Substanzen. Aus methodischen<br />

und finanziell-ökonomischen Gründen existieren gerade<br />

in der Gruppe therapieresistenter Patienten auch kaum<br />

Untersuchungen, sodaß die Behandler oft auf Strategien<br />

ohne hohe wissenschaftliche Evidenz zurückgreifen<br />

müssen. Die Behandlung manischer Phasen und die<br />

Phasenprophylaxe scheinen jedoch in der klinischen<br />

Praxis weitgehend auf dem Boden wissenschaftlicher<br />

Evidenz zu stehen. Allerdings gibt es wegen der


schwierigen Finanzierbarkeit und aus methodischen<br />

Gründen nur selten Daten aus kontrollierten Studien mit<br />

einer Dauer von mehr als 6 Monaten, sodaß die Aussagekraft<br />

aller Empfehlungen zur langfristigen Phasenprophylaxe<br />

insgesamt eingeschränkt erscheint<br />

Bitte zitieren als: Muehlbacher M, Stuppäck C. Trends in der<br />

Pharmakotherapie Bipolarer Erkrankungen seit 2002: Diskrepanz<br />

zwischen evidenzbasierten Richtlinien und klinischer Praxis? In: EbM –<br />

ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm044.<br />

DOI: 10.3205/10ebm044, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0441<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm044.shtml<br />

045<br />

Risikokommunikation im Rahmen der<br />

Krebsfrüherkennungsuntersuchungen<br />

innerhalb der Vorsorgeuntersuchung Neu (VU<br />

Neu) aus ärztlicher Perspektive<br />

Gerlinde Malli, Ursula Reichenpfader<br />

Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP), Graz,<br />

Österreich<br />

Hintergrund: Von den VU Neu-Vertragsärzten wird<br />

erwartet, den Vorsorge-Status ausgewählter Krebsfrüherkennungsuntersuchungen<br />

festzustellen sowie eine<br />

Aufklärung der Zielgruppe durchzuführen, die den<br />

Nutzen, potenzielle Risiken und Schäden umfasst. Diese<br />

Informationen sollen Evidenz-basiert sein und verständlich<br />

wie ausgewogen vermittelt werden. Angestrebt<br />

wird eine Beratungssituation, die den Vorgaben einer<br />

neutralen Entscheidungsfindungshilfe gerecht wird.<br />

Material/Methoden: Es wurden fünf Fokusgruppendiskussionen<br />

mit insgesamt 34 VU Neu-Vertragsärzten<br />

durchgeführt. Die Gespräche wurden digital aufgezeichnet,<br />

wortgetreu transkribiert und mithilfe des <strong>Programm</strong>s<br />

MAXqda ausgewertet.<br />

Für die Befragung im Juni 2009 wurde aus der Grundgesamtheit<br />

aller Ärzte mit VU-Vertragsverhältnis eine<br />

proportional geschichtete Stichprobe von 500 Ärzten<br />

(N=500) generiert, die mittels computerunterstützter<br />

Telefoninterviews befragt wurden. Die Analyse erfolgte<br />

mittels SPSS 16.0.<br />

Ergebnisse: 97℅ der Ärzte geben an, die Patienten<br />

über den Nutzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen<br />

aufzuklären, 84℅ klären auch über assoziierte<br />

Risiken auf. Der qualitative Einblick in die Umsetzung<br />

einer ausgewogenen Beratung zeigt allerdings Unsicherheiten,<br />

wie potenzielle Interventionen kommuniziert<br />

werden sollen. Dabei wurden mangelnde Zeit, Überforderungen<br />

der Zielgruppe, eigene Entscheidungen zu<br />

treffen oder Unzumutbarkeiten sowohl für die Ärzte als<br />

auch die Patienten genannt. Nicht selten überweisen<br />

Ärzte unmittelbar zum Facharzt, um diese Hürden zu<br />

umgehen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Obwohl die quantitativen<br />

Daten darauf verweisen, dass von der Mehrheit<br />

der Ärzte sowohl über Nutzen als auch Risiken<br />

bestimmter Krebsfrüherkennungsuntersuchungen aufgeklärt<br />

wird, sollte das Modell der neutralen Entscheidungsfindung<br />

innerhalb der VU Neu nicht als realisiert<br />

betrachtet werden. Die Ergebnisse der Fokusgruppenuntersuchung<br />

geben Hinweise auf eine selektive Auswahl<br />

und Darstellung, die eine Überschätzung des Nutzens<br />

und Unterschätzung des Risikos bewirkt und Aufklärung<br />

häufig nicht als aktive, von den Ärzten ausgehende<br />

Entscheidungshilfe verstanden wird, sondern erst im<br />

Bedarfsfall, bei deutlicher Nachfrage der Patienten,<br />

geleistet wird.<br />

Bitte zitieren als: Malli G, Reichenpfader U. Risikokommunikation im<br />

Rahmen der Krebsfrüherkennungsuntersuchungen innerhalb der<br />

Vorsorgeuntersuchung Neu (VU Neu) aus ärztlicher Perspektive. In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm045.<br />

DOI: 10.3205/10ebm045, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0456<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm045.shtml<br />

046<br />

Schilddrüsenhormon-Verschreibungen –<br />

Diskrepanz zwischen Evidenz und Praxis<br />

Annika Viniol, Erika Baum, Norbert Donner-Banzhoff<br />

Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin, Philipps-Universität Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Im Falle der „euthyreoten Struma“<br />

sowie der „subklinische Hypothreose“ gibt es nur unzureichende<br />

Evidenz für den Einsatz von Schilddrüsen-<br />

(SD)-hormonen. Dennoch werden SD-Hormone bei<br />

diesen Indikationen häufig eingesetzt. Die Verordnungszahlen<br />

in Deutschland steigen jährlich und sind<br />

höher als in Nachbarländern. Ziel dieser Studie war,<br />

mehr über die Hintergründe dieser Entwicklung zu<br />

erfahren. Die Forschungsfragen lauteten: Wie kamen<br />

die Patienten zu ihrer SD-Diagnose? Aufgrund welcher<br />

Diagnose nehmen Patienten Schilddrüsenhormone ein<br />

(Patientensicht)? Wie lauten die Diagnosen und Therapiebegründungen<br />

aus ärztlicher Sicht? Welche persönlichen<br />

Vorstellungen haben die Patienten über den<br />

Nutzen und Schaden ihrer SD-Hormonmedikation?<br />

Methode: Die Untersuchung war eine Querschnittstudie<br />

in hausärztlichem Setting. Insgesamt waren 6<br />

Hausarztpraxen in die Studie eingebunden. Alle Patienten<br />

(883), die innerhalb des letzten abgeschlossenen<br />

Quartals ein Rezept mit dem Wirkstoff Levothyroxin (LT)<br />

(oder in Kombination mit Jodid) bekommen hatten,<br />

wurden eingeladen. Davon nahmen 214 Personen teil.<br />

Die Daten wurden durch Interviews und Fragebögen in<br />

den jeweiligen Hausarztpraxen erhoben. Die Auswertung<br />

erfolgte quantitativ und qualitativ.<br />

31


Ergebnisse: Bei 61,3% der Teilnehmer war die therapierechtfertigende<br />

Diagnose in den ärztlichen Unterlagen<br />

nicht vollständig vorhanden und damit die Indikation<br />

für die Schilddrüsenhormoneinnahme nicht objektiv<br />

nachvollziehbar. Bei einem Fünftel aller Teilnehmer war<br />

die Schilddrüsen-Diagnose eine Zufallsdiagnose im<br />

Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung. Krankheitsvorstellungen<br />

und Patientenerwartungen beim Arztkontakt<br />

waren vom Bildungsstand abhängig. Patienten bewerten<br />

die SD-Hormone im Vergleich zu anderen Medikamenten<br />

als harmlos. Es konnte nur ein geringer Zusammenhang<br />

zwischen Schilddrüsen-Diagnosen und den<br />

dafür typischen Beschwerden gefunden werden.<br />

Schlussfolgerung: Trotz Vorhandensein und Kenntnis<br />

über die Evidenz einer Therapie wird in der Praxis<br />

häufig gegenteilig gehandelt. Dabei spielen viele Faktoren<br />

eine Rolle. Zum Einen ist eine evidente Weiterverschreibung<br />

nicht möglich, wenn die Informationen der<br />

Ärzte über die Diagnosen unvollständig vorhanden<br />

sind. Zum Anderen spielen dabei neben rein medizinischen<br />

Gründen komplexe Zusammenhänge u.a. auf<br />

Ebene der Arzt-Patienten-Beziehung, Patientenpersönlichkeit,<br />

psychosoziale Gründe und wirtschaftliche<br />

Motive eine Rolle.<br />

Bitte zitieren als: Viniol A, Baum E, Donner-Banzhoff N.<br />

Schilddrüsenhormon-Verschreibungen – Diskrepanz zwischen Evidenz<br />

und Praxis. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm046.<br />

DOI: 10.3205/10ebm046, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0465<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm046.shtml<br />

047<br />

Evidence-Based Medicine (EBM) versus<br />

Philosophy-Based Medicine (PBM)<br />

Barbara Maier<br />

Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Worauf basiert Medizin? Auf Evidenz:<br />

Evidence-based Medicine.<br />

Aber auch klinische Erfahrung basiert auf augenscheinlicher<br />

Einsicht.<br />

Es gibt Spannungen zwischen EBM und klinischer Erfahrung,<br />

zwischen quantifizierenden und qualitativen<br />

Dimensionen, obgleich beide einander bedingen.<br />

Ist EBM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Methode: Die Evidenz beantwortet die Frage, wie wir<br />

etwas wissen. Das beantwortet eine Philosophie der<br />

Medizin. Sie ist die Prüfung von Konzepten und Methoden<br />

in den verschiedenen Disziplinen. Man kann<br />

medizinische und wissenschaftliche Begriffe nicht einfach<br />

verwenden ohne sie zuerst analysiert und definiert<br />

zu haben.<br />

32<br />

Welches Konzept von Evidenz liegt vor, in welchem<br />

Kontext, unter welchen Bedingungen? Sprachphilosophische<br />

Analyse beschreibt Evidence-based Medicine<br />

als Philosophy-based Medicine und als Language-based<br />

Medicine: einer auf Sprache beruhenden Medizin =<br />

Arzt-Patient-Beziehung.<br />

Ergebnisse: EBM ist Statistics-Based Medicine. Die<br />

EBM Evidenz ist eine statistische.<br />

Hat Sprache epistemologischen Vorrang? Es müssen<br />

alle Feststellungen in der Wissenschaft in Form von<br />

Sprache getroffen werden. Deshalb ist eine Sprachanalyse<br />

von wesentlichen Begriffen der EBM notwendig<br />

und erweist sie nicht selten als „open context terms“.<br />

Mit einem kritischen Bewusstsein dafür lassen sich beide<br />

Dimensionen EBM wie klinische Erfahrung dialektisch<br />

verknüpfen. EBM untersucht viele Fälle oberflächlich<br />

und stereotyp. Wenn wir quantifizieren, entfernen<br />

wir typischerweise alle Qualitäten, alle Eigenschaften<br />

des Individuums. Wichtig in der Medizin ist nicht bloß<br />

das Durchschnittliche, sondern auch die extreme Bandbreite<br />

von Möglichkeiten. Der Unterschied besteht in<br />

quantitativer und qualitativer Forschung.<br />

Wir können einen Fall durch eine Theorie testen und<br />

die Theorie durch einen Fall testen. Ein statistisches<br />

Resultat, das für eine große Gruppe gilt, mag für das<br />

Individuum nicht gelten, in der Tat kann das Gruppenergebnis<br />

für das Individuum das Gegenteil bedeuten.<br />

„Ärzte sind nicht in quantifizierbare Wissenschaft involviert,<br />

sondern in rationale interpretative Praxis.“<br />

(Montgomery 2006:6)<br />

Schlussfolgerung: EBM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung?<br />

Der individuelle Fall ist nicht bloß ein anekdotischer,<br />

sondern gibt uns etwas von der zuverlässigsten Evidenz<br />

gibt, die wir haben können. Der Vernunft und Entscheidungskraft<br />

des arbeitenden Arztes muss vertraut werden<br />

und sie kann schließlich nicht durch Mathematik,<br />

Statistik, fixierte Regeln oder Prinzipien ersetzt werden,<br />

wenngleich sie als Leitlinien, Orientierungshilfen,…<br />

verwendet werden sollten.<br />

Dieser Beitrag ist ein Versuch, das Konzept von EBM<br />

mit Vor- wie Nachteilen in einen kritischen Dialog einzubinden:<br />

Rational Medicine.<br />

Erst eine PBM kann einen kritischen Umgang mit EBM<br />

gewährleisten.<br />

Bitte zitieren als: Maier B. Evidence-Based Medicine (EBM) versus Philosophy-Based<br />

Medicine (PBM). In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm047.<br />

DOI: 10.3205/10ebm047, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0479<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm047.shtml


Workshops<br />

048<br />

Publikationsbias – wie Partikularinteressen<br />

die Patientenversorgung gefährden<br />

Thomas Kaiser 1 , Monika Lelgemann 2 , Jörg Schaaber 3 , Beate<br />

Wieseler 1<br />

1 IQWiG, Köln, Deutschland<br />

2 HTA-Zentrum, Bremen, Deutschland<br />

3 BUKO Pharmakampagne, Bielefeld, Deutschland<br />

Hintergrund: Der Verdacht steht immer wieder im<br />

Raum: Pharmakonzerne verheimlichen Studien, deren<br />

Ergebnisse ihren Interessen entgegenstehen. Beweisen<br />

lässt sich das aber nur in Einzelfällen. Und häufig wird<br />

der Betrug erst bekannt, wenn Patientinnen und Patienten<br />

bereits geschädigt wurden. Publikationsbias ist aber<br />

nicht nur ein Problem der Industrie. Auch wissenschaftliche<br />

Zeitschriften sowie Autorinnen und Autoren tragen<br />

ihren Teil bei. Man interessiert sich eher für Durchbrüche<br />

als für Niederlagen. Fällt eine Studie positiv aus,<br />

werden entsprechende Artikel zeitnah erstellt und abgedruckt.<br />

Manuskripte zu negativen und unspektakulären<br />

Studienresultaten sind dagegen scheinbar der Mühe<br />

nicht wert, oder die Autorinnen bzw. Autoren bekommen<br />

häufiger einen ablehnenden Bescheid.<br />

In einem Workshop zum Thema „Publikationsbias“ wird<br />

mit 4 Vorträgen die aktuelle Situation genauer beleuchtet.<br />

Material/Methoden: Im ersten Vortrag wird der<br />

Stand der internationalen Forschung zum Thema Publikationsbias<br />

referiert. Der zweite Vortrag beschreibt,<br />

was dies für die Leitlinienerstellung und die praktische<br />

ärztliche Tätigkeit bedeutet. Im dritten Vortrag wird die<br />

Patientenperspektive dargestellt; dabei wird insbesondere<br />

auch beleuchtet, was die Nichtpublikation von<br />

Ergebnissen für Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer<br />

bedeutet. Der vierte Vortrag behandelt das Thema<br />

Publikationsbias aus Sicht von Entscheidungsträgern;<br />

dargestellt werden das Vorgehen im Institut für Qualität<br />

und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)<br />

und die Erfahrungen aus den ersten fünf Jahren der<br />

Tätigkeit des Instituts.<br />

Ergebnisse: Publikationsbias ist ein relevantes Problem<br />

auf allen Ebenen der Gesundheitsversorgung. Die<br />

Partikularinteressen sind vielfältig, und Selbstverpflichtungen<br />

haben das Problem nachweislich nicht gelöst. Es<br />

fehlen gesetzliche Regelungen, um den durch Publikationsbias<br />

entstehenden Schaden für Patientinnen und<br />

Patienten abzuwenden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Es ist zu diskutieren,<br />

wie das EbM-Netzwerk diese Forderung nach<br />

vollständiger Datentransparenz unterstützen kann.<br />

Anmerkung: Sofern es der Stand der <strong>Programm</strong>planung<br />

erlaubt, können wir uns auch vorstellen, dieses<br />

Thema als Plenarveranstaltung zu gestalten.<br />

Bitte zitieren als: Kaiser T, Lelgemann M, Schaaber J, Wieseler B.<br />

Publikationsbias – wie Partikularinteressen die Patientenversorgung<br />

gefährden. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm048.<br />

DOI: 10.3205/10ebm048, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0483<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm048.shtml<br />

049<br />

Wissenschaftstheorie und EbM<br />

Norbert Donner-Banzhoff 1 , Tanja Krones 2 , Johann Behrens 3 ,<br />

Johannes Hauswaldt 4<br />

1Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin, Universität Marburg, Deutschland<br />

2Institut für Biomedizinische Ethik, Universitätsspital Zürich/Universität<br />

Zürich DERM, Schweiz<br />

3Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft,<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale,<br />

Deutschland<br />

4Medizinische Hochschule,Hannover, Deutschland<br />

Die Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist eine junge Wissenschaft.<br />

Ihre Anfänge werden zwar Ende des 18.<br />

Jahrhunderts in den ersten systematischen epidemiologischen<br />

Studien verortet. Der Aufstieg der Evidenzbasierten<br />

Medizin zum Goldstandard wissenschaftlichen<br />

und klinischen Handelns in der Medizin begann jedoch<br />

erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts; das<br />

Bild der medizinischen Leitwissenschaft EbM (“basic<br />

science of medicine“) und ihres methodologischen<br />

<strong>Programm</strong>s entstand in den letzten 20 Jahren. Deren<br />

Aufstieg war und ist bekanntermassen von teils heftig<br />

geführten Diskussionen begleitet. Protagonisten sehen in<br />

der EbM ein neues Zeitalter medizinischer Aufklärung<br />

am Horizont erscheinen; andere befürchten die Entwicklung<br />

einer unmenschlichen durchrationalisierten<br />

und ökonomisierten „Kochbuch“-Medizin. Vertreter<br />

eines „rigorosen“ Ansatzes klinisch epidemiologischer<br />

quantativer Methoden (manchmal auch insgesamt<br />

durch alleinige Produktion und Verwertung „externer<br />

Evidenz“ beschrieben, die dem naturwissenschaftlichen<br />

Wissenschaftsparadigma nahe stünden) stehen Vertretern<br />

eines „pragmatischen Ansatzes“, die sich eher an<br />

qualitative Ansätze der Sozialwissenschaften anlehnen<br />

würden (manchmal auch als Ausrichtung an „interner<br />

Evidenz“ und „Intuitionen“ definiert) teils unversöhnlich<br />

ohne gegenseitiges Verstehen gegenüber (auch sichtbar<br />

in Diskussionen um Ebm „versus“ EbN, Ebm „versus“<br />

EbHC, Versorgungsforschung „versus“ RCT, Ebm „versus“<br />

individualisierte Medizin). Ähnliche Diskussionen<br />

finden sich zur Zeit um den noch jüngeren Terminus<br />

einer „evidence-based politics“. Was genau „Evidence<br />

based“ meint ist bislang ebenso unklar wie die empirische,<br />

normative und wissenschaftstheoretische Verortung<br />

der Annahmen, Methoden und Methodologien<br />

33


einer „evidenzbasierten Wissenschaft und Medizin“.<br />

Die Debatten sind keineswegs neu- die EbM entsteht<br />

nicht auf einer „Tabula rasa“, sondern beruht auf Disputen<br />

um philosophische, wissenschaftstheoretische, -<br />

praktische und ethische Dimensionen wissenschaftlichen<br />

Denkens und klinischen Handelns in Bezug auf den<br />

Menschen als Untersuchungsobjekt und Behandlungssubjekt,<br />

die die Sozial- und Naturwissenschaften und<br />

die Handlungswissenschaft Medizin im Zeitalter der<br />

Aufklärung seit jeher begleiten. Der Workshop soll die<br />

aktuelle Debatte um die EbM durch eine wissenschaftstheoretische<br />

Perspektive ergänzen, in deren Rahmen<br />

möglicherweise verstehbarer wird, welche Chancen<br />

und Grenzen den verschiedenen Annahmen, Methoden<br />

und Methodologien zugrunde liegen. So wird versucht,<br />

die impliziten Ursachen für die Dispute um Methoden,<br />

Rationalität(en) und das „Implementierungsdefizit“ der<br />

EbM zu eruieren, zu beschreiben und sowohl für die<br />

wissenschaftliche als auch klinische Praxis fruchtbar zu<br />

machen. Der Workshop beginnt mit einem Überblicksvortrag<br />

zur Wissenschaftstheorie und Praxis der EbM,<br />

welcher durch verschiedene Perspektiven (Evidence<br />

based nursing, Ebm in der Arzt-Patient-Beziehung)<br />

ergänzt wird. Wir hoffen auf eine anschliessende rege<br />

Diskussion.<br />

Bitte zitieren als: Donner-Banzhoff N, Krones T, Behrens J, Hauswaldt J.<br />

Wissenschaftstheorie und EbM. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm049.<br />

DOI: 10.3205/10ebm049, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0499<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm049.shtml<br />

050<br />

Evidenzbasierte Patientenleitlinien: Geeignete<br />

Grundlage der Kommunikation mit Patienten?<br />

Anke Steckelberg 1 , Hardy Müller 2 , Gabriele Meyer 3<br />

1Institut für Gewerblich-Technische Wissenschaften, Universität<br />

Hamburg, Deutschland<br />

2Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland<br />

3Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten-Herdecke,<br />

Witten, Deutschland<br />

Ziel des Workshops: Methodisch hochwertige,<br />

evidenzbasierte Leitlinien sind Grundlage der Erstellung<br />

von Patientenleitlinien. Für evidenzbasierte Patienteninformationen<br />

(EBPI) liegen definierte Kriterien vor. Patientenleitlinien<br />

folgen diesen Kriterien bislang nicht. Die<br />

vorhandenen, evidenzbasierten Leitlinien halten bislang<br />

nicht die notwendigen Informationen vor, um evidenzbasierte<br />

Patientenleitlinien und -informationen aus ihnen<br />

ableiten zu können. Die Erstellung einer EBPI macht<br />

somit einen neuerlichen erheblichen methodischen<br />

Aufwand erforderlich. Daraus ergibt sich die Forderung<br />

nach zukünftigen Leitlinien, die die Anforderungen für<br />

die Erstellung von EBPI berücksichtigen.<br />

34<br />

Der vom Fachbereich Leitlinien und dem Fachbereich<br />

Patienteninformation & -beteiligung gemeinsam ausgerichtete<br />

Workshop möchte dieses erhebliche Entwicklungspotential<br />

von Leitlinien ausdifferenzieren und erste<br />

konkrete Ansätze skizzieren.<br />

Folgende Beiträge sind geplant:<br />

1. Ein Plädoyer aus Patientenperspektive: Warum evidenzbasierte<br />

Patienteninformationen aus evidenzbasierten<br />

Leitlinien? (NN)<br />

2. Welche Informationen sind Patienten wichtig? Ergebnisse<br />

einer Patientenbefragung vor chirurgischen<br />

Eingriffen. (Anja Gerlach, Universität Hamburg)<br />

3. Enthalten evidenzbasierte Therapieleitlinien die<br />

notwendigen Informationen für evidenzbasierte Patientenleitlinien<br />

und -informationen? Eine systematische<br />

Analyse. (Anke Steckelberg, Universität<br />

Hamburg)<br />

4. Entwicklung eines Prototyps für eine evidenzbasierte<br />

Patientenleitlinie aus Therapieleitlinien. (Martina<br />

Bunge, Universität Hamburg)<br />

Methode: Kurze Referate, moderierte Diskussion<br />

Teilnehmerzahl: Maximal 40<br />

Bitte zitieren als: Steckelberg A, Müller H, Meyer G. Evidenzbasierte<br />

Patientenleitlinien: Geeignete Grundlage der Kommunikation mit<br />

Patienten? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm050.<br />

DOI: 10.3205/10ebm050, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0500<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm050.shtml<br />

051<br />

Das hausärztlich-diagnostische Gespür<br />

Norbert Donner-Banzhoff 1 , Antonius Schneider 2<br />

1 Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin, Universität Marburg, Deutschland<br />

2 Abteilung für Allgemeinmedizin, Technische Universität Mün-<br />

chen, Deutschland<br />

Dieser Workshop richtet sich vor allem an praktizierende<br />

Hausärzte. Er hat zum Ziel, den Teilnehmenden<br />

• eine Reflexion ihres eigenen diagnostischen Vorgehens<br />

zu ermöglichen,<br />

• Kenntnisse zum Verständnis diagnostischen Tests<br />

und ihrer Wirksamkeit zu vermitteln,<br />

• diagnostisches Vorgehen in der Praxis zu optimieren.<br />

Hausärzte entwickeln bzw. nutzen mit längerer Erfahrung<br />

bestimmte Faustregeln und Bauchgefühle, mit<br />

denen sie die Situation ihrer Patienten einschätzen. In<br />

diesem Workshop versuchen die Teilnehmer, sich diese<br />

teilweise auch intuitiven Vorgehensweisen („Heuristiken“)<br />

bewusst zu machen und zu diskutieren. Dabei<br />

stehen die Anamnese, körperliche Untersuchung und in


der Praxis verfügbare Diagnostik (Spirometrie, EKG) im<br />

Vordergrund.<br />

Ergebnisse aus praxisbasierten Studien und Arztbefragungen<br />

werden präsentiert, welche die diagnostische<br />

Aussagekraft hausärztlicher Intuition bzw. Heuristiken<br />

untersuchen. Diese stellt tatsächlich einen hocheffizienten<br />

Entscheidungsprozess dar. Andererseits<br />

können die Spezifika der hausärztlichen Praxis zu<br />

gewissen Fehlschlüssen und Illusionen führen.<br />

Mit einfachen, gut verständlichen Grafiken werden die<br />

Aussagekraft und die Grenzen von Tests erläutert. Zwei<br />

wichtige Erkrankungen dienen als Beispiel, nämlich die<br />

koronare Herzkrankheit und chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.<br />

Aus der Spannung von persönlicher<br />

Erfahrung und Intuition einerseits und der Evidenz aus<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen soll versucht werden,<br />

den Umgang mit der in der Praxis allgegenwärtigen<br />

Unsicherheit wirksamer zu gestalten.<br />

Bitte zitieren als: Donner-Banzhoff N, Schneider A. Das hausärztlichdiagnostische<br />

Gespür. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm051.<br />

DOI: 10.3205/10ebm051, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0519<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm051.shtml<br />

052<br />

Gesundheitsbildung durch gezielte<br />

Schulungen – Welche Anforderungen stellen<br />

wir?<br />

Sylvia Sänger 1 , Marie-Luise Dierks 2 , Gabriele Seidel 2 , Hartwig<br />

Gauder 1<br />

1Gesundheits-Uni Jena am Universitätsklinikum, Jena, Deutschland<br />

2Patientenuniversität, Hannover, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Eigenverantwortung der Bevölkerung<br />

im Hinblick auf Gesundheitsfragen wird von der<br />

Gesundheitspolitik zunehmend eingefordert. Um sie<br />

ausüben zu können, brauchen Menschen Gesundheitskompetenzen<br />

auf ganz unterschiedlichen Ebenen – von<br />

kognitiven Fähigkeiten bis hin zu der Fähigkeit, sich<br />

adäquat im System zu bewegen und die individuellen<br />

und kollektiven Rechte wahrzunehmen. Angebote der<br />

Bevölkerungs- und Patientenbildung bieten einen Ansatz,<br />

Selbstkompetenz und Empowerment der Menschen<br />

in Gesundheitsfragen zu fördern. Diese <strong>Programm</strong>e<br />

müssen sich darum bemühen, evidenzbasiertes<br />

und patientenrelevantes Wissen zu vermitteln. In den<br />

vergangenen Jahren haben sich in Deutschland unter<br />

dem Namen Patientenuniversität, Patientenakademie<br />

oder Gesundheitsuniversität spezielle Bildungseinrichtungen<br />

an Medizinischen Institutionen oder Hochschulen<br />

etabliert, die medizinrelevantes Wissen und Selbstkompetenz<br />

vermitteln.<br />

Fragestellung: Welche Anforderungen sollten Institutionen<br />

der Gesundheitsbildung an Hochschulen erfüllen,<br />

um ihr Ziel, die Vermittlung von evidenzbasiertem Wissen<br />

und der Stärkung der Selbstkompetenz der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer wirkungsvoll zu erreichen?<br />

Ziele und Zielgruppen: Ziele des Workshops sind<br />

(1) eine Zusammenstellung der bisherigen Erfahrungen<br />

(2) die Definition von Anforderungen und (3) die Initiierung<br />

einer Interessengruppe zum Austausch von Erfahrungen,<br />

Inhalten und Konsentierung von Maßnahmen<br />

der Qualitätssicherung. Zielgruppe des Workshops sind<br />

Vertreter von Bildungseinrichtungen für Bürger und<br />

Patienten (Patientenuniversitäten, Gesundheitsuniversitäten,<br />

Patientenakademien, Patientenseminare, etc.),<br />

Methodiker auf dem Gebiet der Kinder- und Erwachsenenbildung<br />

sowie des Qualitätsmanagements.<br />

Methode/Vorgehensweise: Nach zwei kurzen<br />

Impulsvorträgen (Patientenuni Hannover, Gesundheits-<br />

Uni Jena) soll die Arbeit der Workshopteilnehmer in<br />

Kleingruppen fortgesetzt werden. Bearbeitet werden die<br />

Fragen: (1) Wo liegen die Chancen, wo die Grenzen/Barrieren<br />

von Bildungseinrichtungen für Patienten<br />

und Gesundheitsinteressierte?, (2) Welche Qualitätsanforderungen<br />

stellen wir an Bildungseinrichtungen für<br />

Patienten und zwar im Hinblick auf die vermittelten<br />

Inhalte und die Vermittler selbst und (3) Wie sollte die<br />

Evaluation der Arbeit der Bildungseinrichtungen erfolgen?<br />

Ergebnisse: Ergebnisse sollen im Workshop erarbeitet<br />

werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Der Austausch von<br />

Inhalten und gemeinsam konsentierte Qualitätsanforderungen<br />

werden einen Beitrag dazu leisten, die Gesundheitsbildung<br />

der Bevölkerung zu verbessern.<br />

Literatur<br />

1. Schmidt B. Der eigenverantwortliche Mensch. Gesundheitswesen.<br />

2009.<br />

2. Dierks ML, Seidel G. Stärkung von Empowerment durch<br />

Gesundheitsbildung – Die Patientenuniversität an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover. In: Roski J, Hrsg. Zielgruppengerechte<br />

Gesundheitskommunikation: Akteure – Audience<br />

Segmentation – Anwendungsfelder. Wiesbaden: Gabler<br />

Verlag; 2009.<br />

Bitte zitieren als: Sänger S, Dierks ML, Seidel G, Gauder H.<br />

Gesundheitsbildung durch gezielte Schulungen – Welche<br />

Anforderungen stellen wir? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm052.<br />

DOI: 10.3205/10ebm052, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0526<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm052.shtml<br />

35


053<br />

HTA und Medizinprodukte – neue<br />

Entwicklungen/etablierte Standards<br />

Matthias Perleth 1 , Dagmar Lühmann 2<br />

1 Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin, Deutschland<br />

2 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck,<br />

Lübeck, Deutschland<br />

In dem Workshop sollen nach einer kurzen Einführung<br />

in das novellierte Medizinprodukterecht die Perspektive<br />

der Hersteller/Entwickler sowie die der Entscheidungsträger<br />

darstellen und diskutieren.<br />

36<br />

• Das neue Medizinprodukterecht (EU-RL<br />

2007/47/EG bzw. 4. MPG-Novelle) macht mehr<br />

klinische Studien erforderlich. Bisher wurden meist<br />

neben einem Nachweis der Sicherheit meist nur<br />

Äquivalenzdaten in Form von Literaturnachweisen<br />

vorgelegt, dies ändert sich ab März 2010 (v.a.<br />

Genehmigungspflicht für klinische Prüfungen durch<br />

BfArM).<br />

• Wann ist aus Sicht von HTA-Einrichtungen ein<br />

Medizinprodukt eine Innovation, die im Rahmen<br />

von RCTs oder anderen klinischen Studien hinsichtlich<br />

des (Zusatz-)Nutzens evaluiert werden sollte;<br />

welche Kriterien könnten hier relevant sein. Beispiele<br />

zur Diskussion könnten Protonentherapie,<br />

Telemedizin oder regenerative Therapien sein;<br />

welche Anforderungen für welche Art von Medizinprodukt<br />

sind zu stellen.<br />

• Lassen sich die klinische Prüfung zur Erlangung<br />

von CE-Zeichen und der für Kostenübernahmeentscheidungen<br />

relevante Nutzennachweis kombinieren?<br />

Am "typischen" Produktzyklus von Innovationen<br />

in der Medizintechnik könnten Schnittstellen<br />

identifiziert werden; bereits in der Produktplanung<br />

sollten sich Experten aus Zulassungs- und HTA-<br />

Einrichtungen abstimmen.<br />

Bitte zitieren als: Perleth M, Lühmann D. HTA und Medizinprodukte –<br />

neue Entwicklungen/etablierte Standards. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm053.<br />

DOI: 10.3205/10ebm053, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0539<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm053.shtml<br />

054<br />

Nahtstellen in der Primärversorgung<br />

Wolfgang Blank 1 , Christian Wehner 2 , Katja Stahl 3<br />

1Fachbereich EbM in Klinik und Praxis des DNEbM e.V.,<br />

Kirchberg im Wald, Deutschland<br />

2Physiotherapeutische Praxis, München, Deutschland<br />

3Hebamme, Hamburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Evidenz in den einzelnen Bereichen der<br />

medizinischen Versorgung zu erarbeiten und anzuwenden,<br />

erfordert meist ausgedehnte Ressourcen. Oft ist es<br />

darüber hinaus nicht möglich, Kenntnis über die Evidenzlage<br />

in den kooperierenden Fachbereiche zu<br />

haben. Dabei scheint für die evidenzbasierte Patientenbetreuung,<br />

die Kenntnis des evidenzbasierten Arbeitens<br />

über die Schnittstellen der ärztlichen und nichtärztlichen<br />

medizinischen Fachgruppen hinaus sinnvoll zu sein.<br />

Material/Methoden:<br />

1. Darstellung der Evidenzlage in den kooperierenden<br />

Fachgruppen im Rahmen der konkreten Patientenversorgung<br />

2. Detektieren von Nahtstellen der verschiedenen<br />

fachlichen Ebenen<br />

3. Formulieren von Kooperationsmöglichkeiten mit<br />

dem Ziel einer fachübergreifenden evidenzbasierten<br />

Behandlung.<br />

Ergebnisse: Darstellung der Evidenzlage der einzelnen<br />

Versorgungsebenen. Herausarbeiten einzelner<br />

Nahtstellen zwischen den Versorgungsbereichen mit<br />

Entwicklung von Kooperationsideen, die eine bessere<br />

Implementierung eines umfassenden evidenzbasierten<br />

medizinischen Handelns ermöglichen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Es können durch<br />

die Workshoparbeit Blueprints erstellt werden, deren<br />

Praktikabilität in der klinischen und ambulanten Versorgung<br />

überprüft werden können.<br />

Bitte zitieren als: Blank W, Wehner C, Stahl K. Nahtstellen in der<br />

Primärversorgung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm054.<br />

DOI: 10.3205/10ebm054, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0549<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm054.shtml<br />

055<br />

Evidence based Medicine (EbM) versus<br />

Evidence Based Health Care (EBHC) – Ist das,<br />

was gut ist für den Einzelnen, auch gut für die<br />

Gemeinschaft?<br />

Johannes Forster 1 , Thomas Kaiser 2 , Klaus Koch 2 , Monika<br />

Lelgemann 3<br />

1Kinderabteilung St. Hedwig / St. Josefskrankenhaus, Freiburg<br />

2Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen,<br />

Köln<br />

3Interdisziplinäres HTA-Zentrum Universität Bremen, Bremen<br />

Hintergrund: Die Vorgehensweise der Evidenzbasierten<br />

Medizin (grundsätzliches Vorgehen in 5 Schritten)<br />

wurde von Klinikern für Kliniker mit dem Ziel der Entscheidungsunterstützung<br />

im Einzelfall entwickelt (EbM).<br />

Vor diesem Hintergrund ist insbesondere auch der Satz<br />

zu verstehen, dass die jeweils beste zur Verfügung<br />

stehende Evidenz zu verwenden ist, und sei es, dass es<br />

sich um eine Expertenmeinung handelt. Im Prinzip<br />

kommt die gleiche Vorgehensweise auch bei der Erstellung<br />

von Health Technology Assessment (HTA) Berich-


ten zum Einsatz, die der Unterstützung gesundheitspolitischer<br />

Entscheidungen dienen und damit üblicherweise<br />

eine bevölkerungsbezogene Perspektive einnehmen<br />

(EBHC). Doch trotz der Anwendung einer auf den ersten<br />

Blick gleichen Methodik kommt es in der Beurteilung<br />

der Vorgehensweise und der Ergebnisse immer wieder<br />

zu Dissens zwischen klinisch tätigen Ärzten und Patienten<br />

auf der einen Seite und den Autoren von HTA-<br />

Berichten auf der anderen Seite.<br />

Material/Methoden: Am Beispiel von 2 Bewertungen<br />

des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im<br />

Gesundheitswesen (IQWiG) werden den Teilnehmern<br />

durch zwei Referenten (Kliniker und Methodiker) jeweils<br />

die EbM und die EBHC Perspektive dargestellt. Es werden<br />

der Bericht A05-03 „langwirksame Insulinanaloga<br />

zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 (Glargin)“ und<br />

der Bericht V06-02B „Interventionen bei Kindern im<br />

Alter zwischen 2 und 5 Jahren mit Symptomen bronchialer<br />

Obstruktion“ als Ausgangspunkt verwendet.<br />

Ergebnis: An Hand beider Berichte lässt sich zeigen,<br />

dass die Zielsetzung der Berichte sehr spezifisch zugeschnitten<br />

war auf konkrete Fragestellungen des Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss. Im Ergebnis führte das<br />

dazu, dass aus klinischer Sicht und Sicht der Patienten<br />

wichtige Aspekte nicht berücksichtigt wurden, welches<br />

zu Ablehnung bzw. Kritik an den Ergebnissen und der<br />

Vorgehensweise führte.<br />

Zielsetzung/Implikation: In dem Workshop wollen<br />

wir durch eine strukturierte Diskussion mit den Teilnehmern<br />

(daher bewusst auch nur 2 Impulsreferate) versuchen,<br />

kontextbedingte Unterschiede herauszuarbeiten<br />

und ggf. unvermeidbare Unterschiede zu benennen. In<br />

wieweit der Titel EbM versus EBHC wirklich stimmt, ist<br />

offen. Die Klärung dieser Frage und ein Mehr an gegenseitigem<br />

Verständnis sind Hauptziele dieses<br />

Workshops.<br />

Bitte zitieren als: Forster J, Kaiser T, Koch K, Lelgemann M. Evidence<br />

based Medicine (EbM) versus Evidence Based Health Care (EBHC) – Ist<br />

das, was gut ist für den Einzelnen, auch gut für die Gemeinschaft? In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm055.<br />

DOI: 10.3205/10ebm055, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0552<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm055.shtml<br />

Pre-Konferenz-Workshops<br />

056<br />

GRADE – Erfahrungen von Anwendern in<br />

unterschiedlichen Kontexten<br />

Gabriele Meyer 1 , Helmut Sitter 2<br />

1Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten-Herdecke,<br />

Witten, Deutschland<br />

2Institut für Chirurgische Forschung, Universität Marburg,<br />

Deutschland<br />

Ziel des Workshops: Mit GRADE wurde zweifelsohne<br />

ein innovatives Instrument der Leitlinienentwicklung<br />

vorgelegt. Inzwischen haben Anwender einige<br />

Erfahrungen mit GRADE gemacht, nicht nur im Kontext<br />

von Leitlinien, sondern ebenfalls im Rahmen der Beurteilung<br />

der Stärke der Evidenz für systematische Reviews<br />

und HTA Reports.<br />

Der Fachbereich Leitlinien lädt die Anwender von<br />

GRADE und diejenigen, die es werden möchten, zu<br />

einem strukturierten Erfahrungsaustausch ein. Die Idee<br />

eines Workshops wurde im Vorfeld von Netzwerkmitgliedern<br />

begrüßt. Damit eine aktive Arbeit möglich<br />

wird, werden die Interessierten im Vorfeld gebeten, ihre<br />

Erfahrungen strukturiert aufzubereiten, Anschauungsmaterial<br />

mitzubringen und sich auf ein Impulsreferat einzustellen.<br />

Methode: Kurze Impulsreferate durch Nutzer von<br />

GRADE, strukturierte Diskussion der Erfahrungen.<br />

Teilnehmerzahl: Maximal 20<br />

Bitte zitieren als: Meyer G, Sitter H. GRADE – Erfahrungen von<br />

Anwendern in unterschiedlichen Kontexten. In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm056.<br />

DOI: 10.3205/10ebm056, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0560<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm056.shtml<br />

057<br />

Entscheidungsanalyse in Public Health und<br />

EbM<br />

N. Mühlberger, U. Siebert<br />

Institut für Public Health, Medical Decision Making und Health<br />

Technology Assessment, UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften,<br />

Medizinische Informatik und Technik, Hall<br />

i.T., Österreich<br />

Randomisierte klinische Studien (RCT) gelten als Goldstandard<br />

für die Bewertung des kausalen Nutzens neuer<br />

medizinischer Maßnahmen und bilden daher eine<br />

wichtige Grundlage für die evidenzbasierte Medizin.<br />

Allerdings sind die Beobachtungszeiträume und die<br />

Anzahl der gegeneinander vergleichbaren Handlungsalternativen<br />

und Zielgruppen in RCTs aus praktischen<br />

37


Gründen beschränkt. Dadurch ist die alleinige Evidenz<br />

aus randomisierten Studien in den meisten Fällen nicht<br />

ausreichend für die Bewertung der langfristigen Auswirkungen<br />

einer Intervention. Probleme ergeben sich<br />

vor allen bei der Bewertung von präventiven Public<br />

Health Maßnahmen und bei Interventionen gegen<br />

chronische Erkrankungen, bei denen die Haupteffekte<br />

oft erst in fernerer Zukunft zu erwarten sind. Die Evidenz<br />

aus randomisierten Studien beschränkt sich häufig<br />

auf kurzfristige Effekte und Surrogatparameter, welche<br />

erst durch epidemiologische Langzeitstudien zur Krankheitsprogression,<br />

krankheitsspezifischen Mortalität und<br />

Nebenwirkungen ergänzt werden muss, um die Auswirkungen<br />

auf die tatsächlich patientenrelevanten Zielgrößen<br />

abschätzen zu können. Darüber hinaus bieten<br />

randomisierte Studien keinen umfassenden Lösungsansatz<br />

für die Integration unterschiedlicher Ergebnisdimensionen,<br />

die für die Evaluation des Nettonutzens<br />

oder der Wirtschaftlichkeit einer medizinischen oder<br />

Public Health Intervention unabdingbar wäre (z.B.<br />

Integration von Nutzen, Risiken und ggf. Kosten). Einen<br />

Ansatz zur Verknüpfung der Ergebnisse aus RCTs und<br />

Beobachtungsstudien und der Synthese von Daten zu<br />

Nutzen, Risiken (und ggf. Kosten) bietet das Instrument<br />

der Entscheidungsanalyse. Die Entscheidungsanalyse ist<br />

ein systematischer, expliziter und quantitativer Ansatz<br />

zur Entscheidungsfindung unter Unsicherheit. Sie verwendet<br />

wahrscheinlichkeits-basierte Modelle, in denen<br />

Daten aus unterschiedlichen Evidenzquellen zusammengeführt<br />

werden. Ziel der Entscheidungsanalyse ist<br />

die Bestimmung der optimalen Handlungsstrategie nach<br />

Gewichtung der medizinischen Nutzen und Risiken<br />

(und ggf. Kosten) der verschiedenen Handlungsalternativen.<br />

Darüber hinaus legt die Entscheidungsanalyse<br />

alle Elemente eines Entscheidungsproblems anschaulich<br />

dar und bietet ein umfassendes Repertoire an systematischen<br />

und transparenten Methoden zur Beurteilung der<br />

Unsicherheit (z.B. Sensitivitätsanalysen, Value-of-<br />

Information Analysen).<br />

Der angebotene Kurs vermittelt eine knappe Übersicht<br />

über die Konzepte und Methoden der Entscheidungsanalyse.<br />

Konkret angesprochen werden: Ziele und<br />

Definitionen der Entscheidungsanalyse, Modelltypen,<br />

Modellstruktur und Modellparameter, Basisfall- und<br />

Sensitivitätsanalysen, Berücksichtigung gesundheitsbezogener<br />

Lebensqualität, Gesundheitsökonomische Evaluation<br />

und ethische Aspekte. Der Kurs richtet sich an<br />

Akteure im Gesundheitswesen mit Interesse an der<br />

systematischen und quantitativen Bewertung von Entscheidungen<br />

im Gesundheitswesen, ohne nennenswerte<br />

Vorkenntnisse im Bereich der Entscheidungsanalyse.<br />

Bitte zitieren als: Mühlberger N, Siebert U. Entscheidungsanalyse in<br />

Public Health und EbM. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm057.<br />

DOI: 10.3205/10ebm057, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0574<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm057.shtml<br />

38<br />

058<br />

Prävention in Medizin und Pflege – Wie<br />

evidenzbasiert muss sie sein?<br />

Ingrid Mühlhauser 1 , Gabriele Meyer 2<br />

1 Fakultät für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

(MIN), Institut für Pharmazie, Gesundheitswissenschaften,<br />

Universität Hamburg, Deutschland<br />

2 Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten-Herdecke,<br />

Witten, Deutschland<br />

Die präventive Medizin und Gesundheitsversorgung<br />

vereine alle drei Elemente der Arroganz, so resümiert<br />

David Sackett: aggressiv bestimmend sei sie, anmaßend<br />

und vereinnahmend. Sacketts Kritik entzündete<br />

sich an der so genannten postmenopausalen Hormonersatztherapie,<br />

die lange Zeit trotz fehlendem wissenschaftlichen<br />

Nachweis ihrer Wirksamkeit und Sicherheit<br />

in randomisiert-kontrollierten Studien zur Prävention<br />

zahlreicher Gesundheits- und Befindlichkeitsstörungen<br />

verschrieben wurde.<br />

Prävention erscheint grundsätzlich eher positiv konnotiert,<br />

der Schaden wird oftmals unterbewertet. Zu den<br />

allgegenwärtigen Optionen der Prävention von Adipositas,<br />

Diabetes, Stürzen und Osteoporose, aber auch in<br />

Bezug auf Impfungen, Screening- und Vorsorgeuntersuchungen<br />

stellt sich die dringliche Frage danach, wie<br />

hoch der Schaden sein darf, um den Nutzen zu rechtfertigen?<br />

Wie belastbar muss die Evidenz sein? Wie<br />

viel Unsicherheit darf toleriert werden, um präventive<br />

Maßnahmen anzuwenden bzw. zu implementieren?<br />

Wann kann von Ergebnissen aus klinischen Studien<br />

keine relevante Änderung der Sachlage mehr erwartet<br />

werden, da keine Unsicherheit besteht, die es zu reduzieren<br />

gilt? Wann jedoch sind wissenschaftliche Belege<br />

zwingend notwendig, da ihre Ergebnisse die Unsicherheit<br />

vermindern können und eine bessere Entscheidungsgrundlage<br />

bieten? Diese Fragen gilt es im Workshop<br />

zu diskutieren und eine vorläufige Definition der<br />

Qualität von Evidenz zu generieren, die nötig ist, um<br />

präventive Maßnahmen zu rechtfertigen.<br />

Methode: Kurze Impulsreferate durch IM und GM,<br />

danach Gruppenarbeit, Skizzierung eines Positionspapiers.<br />

Teilnehmerzahl: Maximal 30<br />

Bitte zitieren als: Mühlhauser I, Meyer G. Prävention in Medizin und<br />

Pflege – Wie evidenzbasiert muss sie sein? In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm058.<br />

DOI: 10.3205/10ebm058, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0588<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm058.shtml


059<br />

Was bedeutet Evidencebasierung für die<br />

Kooperation und Verantwortung der<br />

Gesundheitsberufe in Deutschland und in<br />

Österreich?<br />

Johann Behrens<br />

Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft,<br />

German Center for Evidence-based Nursing, Martin-<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland<br />

Hintergrund: Welche Form der Organisation von<br />

Behandlungseinrichtungen (Kliniken, Praxen usw.) der<br />

Orientierung an Evidencebasierung angemessen oder<br />

der Evidencebasierung sogar förderlich ist, ist eine<br />

international mehrfach aufgegriffene Frage (vgl. als<br />

Überblick Behrens/Langer 2006, 2010).<br />

Material/Methoden: Die Vortragenden orientieren<br />

sich an häufig vorkommenden Behandlungsfällen (Lösungs-Herausforderungen)<br />

und nur ergänzend an rechtlichen<br />

Regelungen, z.B. der Unterscheidung zwischen<br />

horizontaler und vertikaler Koordination im Arbeits- und<br />

im Haftungsrecht oder in Österreich an Vorbehaltaufgaben<br />

der Pflege.<br />

Ergebnisse: (teilweise, nicht unbedingt für alle Diskussionspartner)<br />

1. Eine therapeutische oder diagnostische Entscheidung<br />

kann in der Regel nicht aus Externer Evidence<br />

für den Einzelfall abgeleitet werden: Der Schluß von<br />

einer Häufigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit in einer<br />

Population auf den Einzelfall ist statistisch nicht möglich.<br />

Es ist eine Entscheidung im Einzelfall zu erarbeiten<br />

– in der Begegnung mit dem individuellen<br />

Klienten, der sich in der Begegnung über seine Ziele<br />

klarwerden und Behandlungen beauftragen kann.<br />

Evidencebasierung setzt daher eine hohe, nicht delegierbare<br />

Verantwortung des jeweiligen Behandeln<br />

voraus, der sich sowohl über die externe Evidence<br />

kundig machen als auch den Klienten als wohlinformierter,<br />

kompetenter und einfühlsamer Gesprächspartner<br />

für die Entscheidung im individuellen<br />

Fall zur Verfügung stehen muss.<br />

2. Sehr viele Behandlungen finden nicht in einer Zwei-<br />

Personen-Konstellation statt, sondern im multiprofessionellen<br />

Team. Der Patient hat es nicht nur mit einem<br />

Arzt, sonden mit einer Reihe von Ärzten und<br />

vor allem weiteren Mitgliedern von Gesundheitsprofessionen<br />

zu tun.<br />

3. Während bei Laborleistungen zwischen der Erbringung<br />

einer Leistung und ihrer Lieferung an den<br />

Klienten getrennt werden kann, kann bei Behandlungen<br />

diese Trennung nicht erfolgen. Bei Behandlungen<br />

ist die Erstellung einer Leistung untrennbar<br />

mit ihrer Lieferung verbunden. Deswegen kann hier<br />

schwerlich eine Zwischenkontrolle den Pfusch aussortieren<br />

und nur die guten Teile ausliefern. Vielmehr<br />

trägt der einzelne Behandelnde eine große<br />

Verantwortung – auch dafür, sich rechtzeitig der Un-<br />

terstützung und der Informationen zu versichern, die<br />

er für seine Behandlung braucht.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Aus diesen drei<br />

beobachteten Herausforderungen zieht einer der Vortragenden<br />

(Behrens) den Schluß, dass eine horizontale<br />

Koordination multiprofessioneller therapeutischer Teams<br />

für die Bewältigung dieser Herausforderungen und<br />

damit für die Evidencebasierung besser geeignet sind<br />

als vertikale Koordinationen, wie sie noch vorherrschen.<br />

Horizontale Koordination lässt sich diskutieren<br />

am Beispiel der Koordination zwischen Ärzten und<br />

psychologischen Psychotherapeuten; speziell in Österreich<br />

sind auch die dortigen Vorbehaltsaufgaben der<br />

Pflege erörterungswert. Andere Redner werden möglicherweise<br />

ganz andere Schlussfolgerungen ziehen.<br />

Bitte zitieren als: Behrens J. Was bedeutet Evidencebasierung für die<br />

Kooperation und Verantwortung der Gesundheitsberufe in Deutschland<br />

und in Österreich? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm059.<br />

DOI: 10.3205/10ebm059, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0597<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm059.shtml<br />

060<br />

Fokussierte Suche nach hochwertigem,<br />

evidenzbasiertem Wissen in bibliografischen<br />

Datenbanken (Workshop)<br />

Siw Waffenschmidt, Elke Hausner, Thomas Kaiser<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen,<br />

Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Suche nach zuverlässigen Informationen<br />

als Grundlage evidenzbasierter Gesundheitsversorgung<br />

ist für PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen<br />

unerlässlich - stellt aber oftmals eine große Hemmschwelle<br />

dar [1], [2], [3], [4]. Insbesondere der Einstieg<br />

in ein neues Thema, die Kriterien zur Auswahl<br />

adäquater Quellen und Publikationstypen sowie geeignete<br />

Suchtechniken sind häufig unklar. Es ist dann<br />

schwierig, schnell und zuverlässig, abgesichertes Wissen<br />

zu speziellen Fragestellungen zu erhalten.<br />

Material/Methoden: Dieser Workshop soll die<br />

TeilnehmerInnen in den Ablauf einer themenbezogenen<br />

Recherche nach hochwertiger wissenschaftlicher Literatur<br />

in bibliografischen Datenbanken heranführen. Im<br />

Gegensatz zur systematischen Literaturrecherche hat<br />

diese Suche zum Ziel, nicht alle für die jeweilige Fragestellung<br />

relevanten Publikationen zu identifizieren,<br />

sondern nur wenige, aber hoch relevante Publikationen.<br />

Das jeweilige Informationsbedürfnis kann dabei<br />

unterschiedlich sein:<br />

• Inhaltliche Einarbeitung in ein Thema;<br />

• Überblick über die Studienlage verschaffen;<br />

• Schnelle Suche nach valider Information.<br />

39


Ergebnisse: Der im Workshop vorgestellte Ablauf<br />

zielt darauf ab, ein standardisiertes Schema anzuwenden.<br />

Dieses ist in vier Bereiche unterteilt:<br />

40<br />

(1) Definition der Fragestellung; Festlegung von Ziel<br />

und Umfang<br />

(2) Suche nach Sekundärliteratur<br />

(3) Suche nach Primärliteratur<br />

(4) Weiterverfolgung von relevanter Literatur<br />

Dieser Ablauf wurde im Rahmen der Standardisierung<br />

von Vorabrecherchen im Vorfeld einer systematischen<br />

Literaturrecherche zur Erstellung von systematischen<br />

Übersichten entwickelt und vielfach praktisch angewendet.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: In dem geplanten<br />

Workshop sollen nach Vorstellung des Ablaufes und<br />

der Inhalte in Kleingruppenarbeit verschiedene Aspekte<br />

innerhalb der Recherche anhand von Beispielen getestet<br />

werden. Abschließend soll die Anwendbarkeit der<br />

Methode für die Aufgaben der Workshop-<br />

TeilnehmerInnen in einer Feedback-Runde diskutiert<br />

werden.<br />

Literatur<br />

1. Johnson PT, Chen JK, Eng J, Makary MA, Fishman EK. A<br />

comparison of world wide web resources for identifying medical<br />

information. Acad Radiol. 2008;15(9):1165-72.<br />

2. Bryan CS. The literature search: an essential skill. J S C<br />

Med Assoc. 2007;103(7):199.<br />

3. Virgilio RF, Chiapa AL, Palmarozzi EA. Evidence-based<br />

medicine, part 1. An introduction to creating an answerable<br />

question and searching the evidence. J Am Osteopath Assoc.<br />

2007;107(8):295-7.<br />

4. Schmelzer M. The importance of the literature search.<br />

Gastroenterol Nurs. 2008;31(2):151-3.<br />

Bitte zitieren als: Waffenschmidt S, Hausner E, Kaiser T. Fokussierte<br />

Suche nach hochwertigem, evidenzbasiertem Wissen in<br />

bibliografischen Datenbanken (Workshop). In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm060.<br />

DOI: 10.3205/10ebm060, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0608<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm060.shtml<br />

Trainingskurse DNEbM<br />

061<br />

Einführung in die EbM<br />

Andreas Sönnichsen, Bernhard Hansbauer<br />

Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich<br />

Die Evidenzbasierte Medizin (EbM) hat sich im letzten<br />

Jahrzehnt auch im deutschen Sprachraum zu einer fixen<br />

fachübergreifenden Konstante entwickelt. Sie stellt<br />

mittlerweile eine Grundlage für Leitlinien und viele<br />

alltägliche medizinische Entscheidungen dar und findet<br />

ihre Anhänger sowohl in Kliniken als auch im niedergelassenen<br />

Bereich. Auch Entscheidungen im Gesundheitssystem<br />

werden zunehmend unter Berücksichtigung<br />

aktueller Studienevidenz getroffen.<br />

Aber was bedeutet EbM wirklich? Was versteht man<br />

unter Evidenz? Was heißt eigentlich evidenzbasiert?<br />

Wie kann eine gezielte Frage nach Studienevidenz<br />

meinem Patienten helfen? Wie finde ich in der Datenflut<br />

der medizinischen Fachliteratur und des Internets<br />

glaubwürdige Informationen? Wie interpretiere ich<br />

klinische Studien? Kann ich Studienergebnisse einfach<br />

auf meinen Patienten übertragen? Praktiziert nicht ohnehin<br />

jeder Arzt evidenzbasiert? Bringt EbM überhaupt<br />

einen Nutzen für Arzt und Patient?<br />

Diese Fragen werden im Rahmen des Workshops diskutiert.<br />

Grundbegriffe und Methodik der EbM werden an<br />

Hand von praxisnahen Beispielen erklärt. Fähigkeiten<br />

wie das Formulieren einer beantwortbaren Frage aus<br />

einer klinischen Situation heraus, die gezielte Recherche<br />

in medizinischen Online-Datenbanken (Pubmed,<br />

Cochrane-Library) und die Beurteilung von unterschiedlichen<br />

Studientypen hinsichtlich Relevanz und Validität<br />

werden vermittelt.<br />

Die Teilnehmer sollen durch diesen „Einsteiger“-<br />

Workshop ein Verständnis für die Grundprinzipien der<br />

EbM entwickeln und in die Lage versetzt werden,<br />

selbstständig evidenzbasierte Antworten auf alltägliche<br />

klinische Fragestellungen zu ermitteln. Besonderer Wert<br />

wird auf die kritische Betrachtung von Studienergebnissen<br />

im Hinblick auf Einflussnahme durch die Industrie<br />

und sonstige Formen von Bias gelegt.<br />

Bitte zitieren als: Sönnichsen A, Hansbauer B. Einführung in die EbM.<br />

In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin<br />

21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm061.<br />

DOI: 10.3205/10ebm061, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0618<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm061.shtml


062<br />

Kritischer Medizinjournalismus<br />

A. Siebenhofer-Kroitzsch 1,2 , K. Koch 3 , K. Horvath 2<br />

1Institut für Allgemeinmedizin, J. W. Goethe Universität, Frankfurt<br />

am Main<br />

2Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität<br />

Graz<br />

3Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswe-<br />

sen (IQWiG), Köln<br />

Jährlich werden weltweit rund zwei Millionen medizinische<br />

Artikel in mehr als 10.000 Fachzeitschriften veröffentlicht.<br />

Medizin-, Wissenschafts- und GesundheitsjournalistInnen<br />

werden überschüttet mit Informationen<br />

über neue Medikamente, Diagnose- und Therapieverfahren.<br />

Einer seriösen wissenschaftlichen Überprüfung<br />

halten jedoch nur wenige dieser Medikamente, Diagnose-<br />

und Therapieverfahren stand. Der Grat zwischen<br />

Ankündigungsjournalismus und kritischer Berichterstattung<br />

ist sehr schmal, die Suche nach Fakten mühsam<br />

und zeitaufwändig.<br />

StudienautorInnen und AnbieterInnen von Gesundheitsservices<br />

kennen viele statistische Tricks, um ihre Produkte<br />

und Leistungen besser und relevanter erscheinen zu<br />

lassen, als sie in Wirklichkeit sind. Das Seminar „Kritischer<br />

Medizinjournalismus“ soll JournalistInnen helfen,<br />

die richtigen Fragen zu stellen und rasch Antworten zu<br />

finden.<br />

Ziel: Das Seminar vermittelt statistische Werkzeuge<br />

und Hintergrundinformationen, um klinische Studien<br />

kritisch hinterfragen und interpretieren zu können. Anhand<br />

konkreter Beispiele wird das theoretische Wissen<br />

in praktischen Übungen angewendet. Vorkenntnisse<br />

werden nicht vorausgesetzt.<br />

Bitte zitieren als: Siebenhofer-Kroitzsch A, Koch K, Horvath K. Kritischer<br />

Medizinjournalismus. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm062.<br />

DOI: 10.3205/10ebm062, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0628<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm062.shtml<br />

063<br />

Raus aus der Evidenz-Sackgasse: Braucht<br />

Arztbildung neue Wege?<br />

M. N. Bergold 1 , M. Siebolds 2 , J. Forster 3 , R. Strametz 4 , O.<br />

Weingart 5 , A. Berghold 6<br />

1Johann Wolfgang Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin,<br />

Frankfurt, Deutschland<br />

2Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, FAchbereich<br />

Gesundheitswesen, Köln, Deutschland<br />

3St. Josefskrankenhaus, Pädiatrie (Abteilung für Kinder- und<br />

Jugendmedizin St. Hedwig), Freiburg, Deutschland<br />

4Frankfurt, Deutschland<br />

5Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Nordrhein,<br />

Hauptverwaltung, Düsseldorf, Deutschland<br />

6Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation,<br />

Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Kann die evidenzbasierte Medizin Lösungsansätze für<br />

den Umgang mit Informationsflut und ökonomischen<br />

Zwängen anbieten? Und wie wirkt sich EbM auf die<br />

Arzt-Patient-Beziehung aus? Die Diskussion der Effekte<br />

von EbM führt zwangsläufig auch zur Frage: „Welche<br />

Effekte hat EbM Bildung oder warum kommt die EbM<br />

nicht beim Arzt an.<br />

Ein kürzlich fertig gestelltes Review zeigte, dass auch<br />

langjährig erprobte Schulungskonzepte unzureichende<br />

Veränderungen des ärztlichen Verhaltens bewirken.<br />

Eine Erfahrung die sich auch im deutschsprachigen<br />

Raum zu bestätigen scheint.<br />

Aufbauend auf den Erhebungen und Modellkonzepten<br />

gilt es in diesem gemeinsamen Workshop der Fachbereiche<br />

EbM im Studium und Edukation neue Wege<br />

aufzuzeigen<br />

Nach Impulsreferaten zu:<br />

• Outcome von EbM Bildung – wo stehen wir im internationalen<br />

Vergleich? (MS)<br />

• Konzepte in der studentischen Ausbildung – Möglichkeiten<br />

und Grenzen (MB)<br />

• Studienreform – sind neue Ausbildungsziele erreichbar?<br />

(JF)<br />

• Special Study Modul: EBM für die Praxis (AB)<br />

sind sie als Teilnehmer gefragt, an der Konzeption<br />

einen neuen EbM Bildungsangebots mitzuwirken, welches<br />

den Arzt beim Erwerb der sog. „Employabilty“<br />

(Beschäftigungsfähigkeit) unterstützt.<br />

Zielgruppe: Aus- und Weiterbilder und Fortbildungsbefugte<br />

und Interessenten.<br />

Bitte zitieren als: Bergold MN, Siebolds M, Forster J, Strametz R,<br />

Weingart O, Berghold A. Raus aus der Evidenz-Sackgasse: Braucht<br />

Arztbildung neue Wege? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm063.<br />

DOI: 10.3205/10ebm063, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0638<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm063.shtml<br />

41


064<br />

Risiko-Kommunikation zwischen Arzt und<br />

Patient<br />

Jürgen Kasper<br />

Universität Hamburg, Fakultät Mathematik, Informatik,Naturwissenschaften,<br />

Fachwissenschaft Gesundheit, Hamburg,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Zu den essentiellen Kernoperationen<br />

der Evidenz-basierten Medizin gehören die Vermittlung<br />

wissenschaftlicher Evidenz zu bestimmten Fragestellung<br />

an Patienten sowie deren Erörterung zusammen mit den<br />

Patienten im Rahmen medizinischer Entscheidungen.<br />

Das Konzept des shared decision making definiert die<br />

kommunikativen Kompetenzen, die dafür erforderlich<br />

sind.<br />

Material/Methoden: Im Workshop wird ein Teil<br />

eines umfassenderen Trainingsprogramms vorgestellt<br />

und durchgeführt, welches Kommunikationskompetenz<br />

zur Umsetzung der evidenzbasierten Patienteninformation<br />

und des shared decision making (SDM) vermittelt.<br />

Angesprochen sind vor allen praktisch arbeitende Ärzte/<br />

Ärztinnen.<br />

Als Bezugsrahmen zur Reflexion, Beurteilung und Gestaltung<br />

der Kommunikation wird MAPPIN_SDM eingeführt,<br />

ein beobachtungsbasiertes Beurteilungsverfahren<br />

für SDM. Anhand von 15 Beobachtungs-Aspekten wird<br />

mit Hilfe eines Manuals beurteilt, inwieweit und inwiefern<br />

Patientenbeteiligung stattfindet. MAPPIN_SDM stellt<br />

hinsichtlich der relevanten SDM-Aspekte eine Vervollständigung<br />

bereits existierender Verfahren dar. Die<br />

wichtigste Innovation betrifft aber die Berücksichtigung<br />

der Beiträge der Patienten im Entscheidungsprozess.<br />

Diese ist notwendig, da ein demokratisches Verständnis<br />

des Geschehens auch die Möglichkeit vorsehen muss,<br />

dass Patienten die eigene Beteiligung initiieren. Im<br />

Workshop werden weitere Komponenten des Verfahrens<br />

vorgestellt und diskutiert. Didaktisch ist der Workshop<br />

als Beobachtertraining konzipiert. Videos von<br />

Entscheidungsgesprächen werden zur Beurteilung zur<br />

Verfügung gestellt. Es ist aber auch erwünscht und von<br />

Vorteil, wenn Teilnehmer Dokumente eigener Risikokommunikation<br />

beisteuern. Hierzu wird vorherige Absprache<br />

erbeten.<br />

Ergebnisse: Es ist intendiert, dass die Teilnehmer das<br />

eigene Repertoire kommunikativer Fertigkeiten einordnen<br />

und ergänzen können. Auf dem Wege der Beobachtungsschulung<br />

soll aber auch ein vertieftes Verständnis<br />

des Kommunikationsansatzes (SDM bzw.<br />

geteilte Entscheidungsfindung) ermöglicht werden.<br />

MAPPIN_SDM vermittelt insofern auch eine Weiterentwicklung<br />

und Schärfung des bisherigen Konzeptes.<br />

Das Training ist Teil des umfassenderen Curriculums<br />

"doktormit.com":<br />

Die Teilcurricula heißen<br />

42<br />

mit.SDM: welches in diesem Wokshop ausschnittweise<br />

vorgestellt wird<br />

mit.EBPI: evidenzbasierte Patienteninformation<br />

mit.CUM: Kommunikatives Ungewissheitsmanagement<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Curricula<br />

greifen ineinander und stellen zusammengenommen ein<br />

Ausbildungsprogramm für Mediziner in der evidenzbasierten<br />

Risikokommunikation dar, welches selbst in allen<br />

Bestandteilen wissenschaftsbasiert ist und fortwährend<br />

evaluiert wird.<br />

Bitte zitieren als: Kasper J. Risiko-Kommunikation zwischen Arzt und<br />

Patient. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm064.<br />

DOI: 10.3205/10ebm064, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0646<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm064.shtml


Poster<br />

P1: Patienteninformation und<br />

Shared Decision Making<br />

065<br />

„Patientenwege“: Eine Methode zur<br />

patientenzentrierten Erstellung von<br />

Gesundheitsinformationen<br />

Hilda Bastian, Roland Büchter, Dennis Fechtelpeter, Andreas<br />

Waltering, Beate Zschorlich<br />

IQWiG, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

im Gesundheitswesen (IQWiG) ist vom Gesetzgeber<br />

beauftragt, allgemeine Gesundheitsinformationen<br />

für Bürgerinnen und Bürger zu erstellen. Die Bürgerinnen<br />

und Bürger sollen in gesundheitsrelevanten Entscheidungsfindungen<br />

gestärkt werden. Dabei verfolgt<br />

das Institut unter anderem das Ziel, patientenzentriert<br />

zu sein. Patientenzentrierte Gesundheitsinformationen<br />

orientieren sich an den Fragen von Patientinnen und<br />

Patienten, berücksichtigen ihre Erfahrungen und Sichtweisen<br />

und erkennen ihre Kompetenz an. Dies ermöglicht<br />

informierte Entscheidungen und bietet emotionale<br />

Unterstützung.<br />

Ziel des folgenden Projekts ist die Entwicklung einer<br />

Methodik zur systematischen Erfassung der verschiedenen<br />

Dimensionen der Patientenperspektive zu einer<br />

Krankheit, um diese bei der Erstellung von evidenzbasierten<br />

Gesundheitsinformationen umfassend berücksichtigen<br />

zu können.<br />

Material/Methoden: Der „Patientenweg“ ist eine<br />

graphische Darstellung der Verläufe verschiedener<br />

sozialer, emotionaler, psychischer und klinischer Dimensionen<br />

die mit einer Krankheit einhergehen können.<br />

Als Grundlage für die Erstellung von Patientenwegen<br />

dienen Recherchen u.a. nach qualitativen Studien und<br />

Erfahrungsberichten, Literatur zu Adhärenz und Informationsbedürfnissen,<br />

evidenzbasierten klinischen Behandlungspfaden<br />

sowie medizinischen und versorgungsrelevanten<br />

Krankheitsaspekten. Zudem können<br />

Erfahrungsberichte mit Betroffenen erhoben werden.<br />

Ergebnisse: Die Methode der „Patientenwege“ wird<br />

zurzeit an den Themen Gelenkersatz und Glaukom<br />

erprobt. Erste Erfahrungen mit ihrer Anwendung bei der<br />

Erstellung von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen<br />

werden vorgestellt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Methode der<br />

„Patientenwege“ bietet eine umfassende und systematische<br />

Möglichkeit zur Berücksichtigung der Patientenperspektive<br />

bei der Erstellung von Gesundheitsinformationen.<br />

Langfristig wird das Ziel verfolgt, die Methode<br />

regelhaft anzuwenden, zu evaluieren und methodisch<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Bitte zitieren als: Bastian H, Büchter R, Fechtelpeter D, Waltering A,<br />

Zschorlich B. „Patientenwege“: Eine Methode zur patientenzentrierten<br />

Erstellung von Gesundheitsinformationen. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm065.<br />

DOI: 10.3205/10ebm065, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0658<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm065.shtml<br />

066<br />

Welche Angaben machen Leitlinien zur Arzt-<br />

Patienten-Kommunikation am Beispiel der<br />

Depression des Erwachsenen und des<br />

kindlichen Asthma bronchiale?<br />

Carmen Bartel, Michaela Eikermann<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Evidenzbasierte Leitlinien geben Empfehlungen<br />

zu verschiedenen Versorgungsaspekten einer<br />

Erkrankung. Diese Empfehlungen gelten als Versorgungsstandards.<br />

Eine gute Kommunikation zwischen<br />

Arzt und Patient kann die Compliance der Patienten<br />

erhöhen [1]. Dazu gehört die psychosoziale Unterstützung<br />

durch den Arzt / das medizinische Team. Sie ist<br />

wichtig für die Health Outcomes [2], [3]. Auch steigt<br />

mit der höheren Compliance die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Patienten die für sie geeignete Therapie erhalten.<br />

Welche Empfehlungen enthalten evidenzbasierten<br />

Leitlinien dazu?<br />

Material/Methoden: Es wurde systematisch nach<br />

Leitlinien zur Major - Depression des Erwachsenen und<br />

zum Asthma bronchiale im Kindesalter in den Datenbanken<br />

leitlinien.net und G-I-N gesucht. Alle Leitlinien<br />

wurden auf die formalen Ein- und Ausschlusskriterien<br />

sowie auf ihre Evidenzbasierung hin geprüft. Die Empfehlungen<br />

zur Arzt-Patienten-Kommunikation wurden<br />

einschließlich der Evidenzstufen (LoE) und Empfehlungsgrade<br />

(GoR) extrahiert und die Ergebnisse zusammen<br />

gefasst.<br />

Ergebnisse: 7 Leitlinien wurden zur Major - Depression<br />

identifiziert. 3 von 7 enthielten Empfehlungen zur<br />

Arzt-Patienten-Kommunikation. Nur eine Empfehlung<br />

war mit einem LoE verknüpft, sonst fehlten diese Angaben.<br />

Mehrheitlich enthielten die Empfehlungen einen<br />

schwachen GoR, der höchste Empfehlungsgrad war B.<br />

Für das Asthma bronchiale im Kindesalter wurden 4<br />

aktuelle Leitlinien aus nationalen und internationalen<br />

Versorgungsprogrammen analysiert. Zu allen Leitlinien<br />

standen Informationsmaterialien für Patienten zur Verfügung.<br />

In allen Leitlinien waren Empfehlungen zur Arzt-<br />

Patientenkommunikation enthalten. Klare Empfehlungen<br />

wurden insbesondere für die Bereiche Prävention (Aufklärung<br />

über das Vermeiden von Risikofaktoren), Schulung<br />

sowie das Versorgungsmanagement gegeben. Die<br />

Empfehlungen waren mit unterschiedlich starken Emp-<br />

43


fehlungsgraden versehen. Die Evidenzbasis variierte für<br />

die einzelnen Aspekte ebenfalls stark. Am besten belegt<br />

scheinen die Empfehlungen zur „Vermeidung des Passivrauchens“<br />

sowie zur „Schulung“ zu sein.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Empfehlungen zur<br />

Arzt-Patienten-Kommunikation fanden sich in unterschiedlichem<br />

Ausmaß in den Leitlinien. Die zugrundeliegende<br />

Evidenz reichte von nicht angegeben bis zur<br />

höchsten Stufe. Die Empfehlungsgrade waren stark<br />

unterschiedlich. Für Asthma bronchiale im Kindesalter<br />

waren die Empfehlungen stärker operationalisiert als für<br />

die Depression Erwachsener. Die Arzt-Patienten-<br />

Kommunikation ist ein zentraler Teil der Patientenversorgung<br />

und sollte in Leitlinien regelhaft adressiert<br />

werden.<br />

Literatur<br />

1. Zolnierek KB, DiMatteo MR. Physician communication and<br />

patients adherence to treatment: a meta-analysis. Med Care.<br />

2009;47(8):826-34.<br />

2. Williams S, Haskard KB, DiMatteo MR. The therapeutic<br />

effects of the physician – older patients relationship: effective<br />

communication with vulnerable older patients. Clin Interv<br />

Aging. 2007;2(3):453-67.<br />

3. Boissel N, Auclerc MF, Lheritier V, Perel Y, Thomas X,<br />

Leblanc T, et al. Should adolescents with acute lymphoblastic<br />

leukemia be treated as old children or young adults? Comparison<br />

of the French FRALLE-3 and LALA-94 trials. J Clin<br />

Oncol. 2003;21(5):774-80.<br />

Bitte zitieren als: Bartel C, Eikermann M. Welche Angaben machen<br />

Leitlinien zur Arzt-Patienten-Kommunikation am Beispiel der Depression<br />

des Erwachsenen und des kindlichen Asthma bronchiale? In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm066.<br />

DOI: 10.3205/10ebm066, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0666<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm066.shtml<br />

067<br />

Reaktionsmuster von Nutzern auf<br />

evidenzbasierte Gesundheitsinformationen:<br />

eine qualitative Analyse<br />

Irene Hirschberg 1 , Gabriele Seidel 2 , Daniel Strech 1 , Marie-<br />

Luise Dierks 2<br />

1 Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin;<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland<br />

2 Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung;<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland<br />

Hintergrund: Verständliche, qualitätsgeprüfte und<br />

unabhängige Gesundheitsinformationen stellen eine<br />

Voraussetzung für die Entscheidungsfähigkeit und Partizipation<br />

von Bürgern und Patienten im Gesundheitssystem<br />

dar. Zu den Qualitätskriterien für evidenzbasierte<br />

Patienteninformation (EBPI) gehören die Einbeziehung<br />

der Patienten, ihrer Erfahrungen und Bedürfnisse in den<br />

Erstellungsprozess. Relevant, aber bislang wenig unter-<br />

44<br />

sucht sind in diesem Kontext die Wirkungen und Reaktionsmuster,<br />

die durch Gesundheitsinformationen bei<br />

den Nutzern hervorgerufen werden. Ein wichtiger Aspekt<br />

dabei ist, wie Nutzer mit Unsicherheit bzw. nicht<br />

ausreichender Evidenzlage umgehen. Diese Fragen<br />

wurden näher untersucht.<br />

Material/Methoden: Grundlage der vorgestellten<br />

qualitativen Auswertung sind die Ergebnisse einer externen<br />

Evaluation von 107 Informationsprodukten (bzw.<br />

Entwürfen) des IQWiG durch 124 Patienten und Bürger.<br />

Die Nutzertestung wurde von der Patientenuniversität<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover im Auftrag<br />

des IQWiG durchgeführt. Hierbei wurden sowohl Einzelbewertungen<br />

als auch das Meinungsbild eines moderierten<br />

Diskussionsprozesses in Kleingruppen erfasst.<br />

Die Wortprotokolle der Gruppendiskussionen zu 25<br />

Informationsprodukten wurden mithilfe einer qualitativen<br />

Themenanalyse auf Reaktionsmuster ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Auf Basis der Wortprotokolle wurde am<br />

Material ein Kategorienraster zu Reaktionsmustern der<br />

Nutzer entwickelt. Es konnten acht Hauptkategorien<br />

sowie 27 Subkategorien erster Ordnung mit weiteren<br />

Subkategorien zweiter Ordnung unterschieden werden.<br />

Die Hauptkategorien lassen sich differenzieren nach: (i)<br />

Interesse, (ii) Zufriedenheit, (iii) Beruhigung und Vertrauen<br />

(iv) Aktivierung sowie (v) Desinteresse, (vi) Unzufriedenheit,<br />

(vii) Zweifel und (viii) Beunruhigung und<br />

Sorge.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Das Kategorienraster<br />

ist hilfreich, um Nutzeranforderungen an Gestaltung<br />

und Vermittlung von Gesundheitsinformationen in<br />

ihrem qualitativen Spektrum zu definieren. Wirkungen<br />

und Reaktionsmuster, die bei Nutzern durch Gesundheitsinformationen<br />

hervorgerufen werden, können als<br />

ergänzende Kriterien für die Aufbereitung und Erstellung<br />

von evidenzbasierten Informationen dienen. Auch<br />

für die Analyse ethischer Aspekte von Gesundheitsinformationen<br />

ist das umfassende Wissen über Reaktionsmuster<br />

relevant. So wäre weiter zu untersuchen,<br />

inwieweit u.a. Ungleichheiten in Bildung und sozioökonomischem<br />

Status die Reaktion und damit die Verarbeitung<br />

von evidenzbasierten Informationen beeinflussen.<br />

Bitte zitieren als: Hirschberg I, Seidel G, Strech D, Dierks ML.<br />

Reaktionsmuster von Nutzern auf evidenzbasierte<br />

Gesundheitsinformationen: eine qualitative Analyse. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm067.<br />

DOI: 10.3205/10ebm067, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0678<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm067.shtml


068<br />

Patientenbeteiligung in evidenzbasierten<br />

deutschen Leitlinien der Entwicklungsstufe S3<br />

Monika Nothacker, Thomas Langer, Thomas Bunk, Susann<br />

Conrad, Claudia Jung, Inga König, Susanne Weinbrenner,<br />

Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Ansichten und Werte von Patienten<br />

einzubeziehen ist wesentlicher Bestandteil der evidenzbasierten<br />

Medizin. Die Handlungsempfehlungen evidenzbasierter<br />

Leitlinien sollen deshalb nicht nur auf die<br />

zu der Fragestellung analysierten Studien gegründet<br />

sein, sondern auch die Patientensicht berücksichtigen.<br />

Im Rahmen der Erstellung des Online-Portals „Arztbibliothek“<br />

wurden alle aktuellen S3-Leitlinien mit Relevanz<br />

für die ambulante Versorgung mit dem deutschen Instrument<br />

zur Leitlinienbewertung (DELBI) bewertet.<br />

Das deutsche Instrument zur Leitlinienbewertung enthält<br />

in der 2. von 8 thematisch zugeordneten Domänen die<br />

Frage, ob Ansichten und Präferenzen der Patienten<br />

ermittelt wurden (Frage 5). Die höchste Punktzahl wird<br />

bei einer direkten Beteiligung von Patienten an der<br />

Leitlinienerstellung vergeben, wenn die Angabe und<br />

Darlegung von Entscheidungskonsequenzen aus dieser<br />

Beteiligung entweder in der Leitlinie selbst oder in einem<br />

Leitlinienreport beschrieben sind. Ziel der vorliegenden<br />

Auswertung ist die Analyse der Art und Weise<br />

der Patientenbeteiligung in deutschen S3-Leitlinien.<br />

Material/Methoden: Doppelbewertung der aktuellen<br />

deutschen S3-Leitlinien mit Relevanz für den ambulanten<br />

Bereich im Hinblick auf die DELBI-Frage 5 zur<br />

Ermittlung von Ansichten und Präferenzen der Patienten<br />

(Vergabe von 1–4 Punkten).<br />

Ergebnisse: Von insgesamt 62 S3-Leitlinien (Stand<br />

Anfang November 2009, ggf. Präsentation aktualisierter<br />

Ergebnisse im Februar 2010) enthielten 33 (53%)<br />

keine Darlegung über eine Patientenbeteiligung (=1<br />

Pkt). Sechs Leitlinien (10%) enthielten Angaben zu einer<br />

indirekten Beteiligung von Patientenvertretern (z.B.<br />

durch ein Review-Verfahren, =2 Pkte). In 22 Leitlinien<br />

(37%) waren Patienten oder Patientenvertreter direkt in<br />

die Leitlinienerstellung mit eingebunden (=3 Pkte). In<br />

keiner der Leitlinien bzw. deren Methodenreports waren<br />

Angaben und Darlegungen der Entscheidungskonsequenzen<br />

aus den Eingaben der Patienten explizit<br />

aufgeführt. Ggf. wurde allgemein auf einsehbare Sitzungsprotokolle<br />

verwiesen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die direkte Beteiligung<br />

von Patienten oder Patientenvertretern ist bisher<br />

bei weniger als der Hälfte der S3-Leitlinien realisiert.<br />

Die Entscheidungskonsequenzen aus den Eingaben der<br />

Patienten sind dabei nicht dargelegt. Die Bedeutung<br />

der direkten Patientenbeteiligung für die Leitlinieninhalte<br />

ist deshalb derzeit kaum objektivierbar.<br />

Bitte zitieren als: Nothacker M, Langer T, Bunk T, Conrad S, Jung C,<br />

König I, Weinbrenner S, Ollenschläger G. Patientenbeteiligung in<br />

evidenzbasierten deutschen Leitlinien der Entwicklungsstufe S3. In: EbM<br />

– ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm068.<br />

DOI: 10.3205/10ebm068, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0682<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm068.shtml<br />

069<br />

Konzept eines medizinischen<br />

Aktivitätsmonitoring-Systems zur<br />

Verbesserung des Arzt-Patienten-Dialogs in<br />

Bezug auf Prävention, Diagnostik und<br />

Therapie<br />

Christoph Türmer 1 , Dieter Dill 1 , Alexander Scholz 1 , Murat<br />

Gül 1 , Thomas Bernecker 2 , Franz Graf 2 , Hans-Peter Kriegel 2 ,<br />

Bernhard Wolf 1<br />

1 Technische Universität München, München, Deutschland<br />

2 Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland<br />

Hintergrund: Körperliche Aktivität (KA) wirkt nachweislich<br />

präventiv und wird immer häufiger, auch über<br />

die Rehabilitation hinaus, therapeutisch eingesetzt.<br />

Über die Qualität und den Umfang der KA eines Patienten<br />

lassen sich zudem diagnostische Aussagen treffen.<br />

Für den sinnvollen medizinischen Einsatz muss die KA<br />

jedoch erfassbar sein. Objektive und quantisierte Messungen<br />

mit Hilfe automatisierter Messsystem bieten sich<br />

daher an. Die meisten existierenden Aktivitätsmonitoring-Systeme<br />

scheitern allerdings an der individuellen<br />

Physiologie der Patienten, bieten keinen ausreichenden<br />

Patientenkomfort und sind stark in ihrer Funktionalität<br />

beschränkt.<br />

Material/Methoden: Für die Datengenerierung<br />

werden kleine, autonome 3D-Accelerometer verwendet.<br />

Für das volle Anwendungsspektrum wird zwischen zwei<br />

Sensortypen unterschieden. Der Master-Sensor wird<br />

unauffällig an der Fußfessel getragen und ermöglicht<br />

Messungen über mehrere Monate hinweg. Er klassifiziert<br />

Bewegungen (Stehen/ Sitzen, Liegen und Gehen),<br />

detektiert Schritte und zeichnet die Intensitäten der<br />

Bewegungen auf. Der Slave-Sensor zeichnet ungefilterte<br />

Beschleunigungsdaten auf und lässt sich an jeder Position<br />

des Körpers anbringen. Er kann für wissenschaftliche<br />

Messungen und durch die Kombination mehrerer<br />

Sensoren für Multi-Sensor-Analysen verwendet werden.<br />

Mit Hilfe einer speziellen Software und den Master-<br />

Sensoren können Aktivitätsempfehlungen verschrieben<br />

werden. Diese können von den Patienten jederzeit<br />

abgefragt und mit dem aktuellen Aktivitätslevel verglichen<br />

werden.<br />

Ergebnisse: Das Anlegen und das Tragen des Sensors<br />

an der Fußfessel ist von der Probandengruppe als<br />

sehr komfortabel empfunden worden. Auf Grund der<br />

langen Laufzeiten ist keine Interaktion der Patienten mit<br />

45


dem Sensor erforderlich. Der Einsatz während des<br />

Alltags der Patienten ist also problemlos möglich. Die<br />

Master-Sensoren an der Fußfessel erfassen auch Schritte<br />

mit einem Rollator, sowie schleichendes Gehen. Auf<br />

Grund der Vielzahl an medizinischen Anwendungen<br />

sind das System und die Software jederzeit erweiterbar.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Da die Aktivität<br />

nachvollziehbar beschrieben wird und der Tragekomfort<br />

außerordentlich hoch ist (keine Stigmatisierung und<br />

Behinderung durch das Tragen des Sensors während<br />

des Alltags), wird das System von den Patienten akzeptiert.<br />

Sie können und wollen daher den Anweisungen<br />

der Mediziner folgen. Der Einsatz bei Rehabilitationen<br />

nach Operationen wegen Gonarthrosen oder Frakturen<br />

des Femurs (Detektion von falscher oder einseitiger<br />

Belas-tung, Verschreibung von Mindest- und Maximalbelastungen)<br />

oder bei der Verlaufsdiagnosen von RLS-<br />

Patienten (Anpassung der Therapie) bieten sich daher<br />

geradezu an.<br />

Literatur<br />

1. Morey MC, Sloane R, Pieper CF, Peterson MJ, Pearson<br />

MP, Ekelund CC, Crowley GM, Demark-Wahnefried W,<br />

Snyder DC, Clipp EC, Cohen HJ. Effect of physical activity<br />

guidelines on physical function in older adults. J Am Geriatr<br />

Soc. 2002;56(10):1873-8.<br />

2. Kodama Y, Tamakoshi A, Nishizuka T, Hirano N, Kawamura<br />

T, Ohno Y. Validity of an accelerometer for estimating<br />

daily physical activity comparison with a diary method. Nippon<br />

Koshu Eisei Zasshi. 2002;49(7):643-7.<br />

3. Harris TJ, Owen CG, Victor CR, Adams R, Ekelund U,<br />

Cook DG. A comparison of questionnaire, accelerometer, and<br />

pedometer: measures in older people. Med Sci Sports Exerc.<br />

2009;41(7):1392-402.<br />

4. Dongwoo K, Kim HC. Activity energy expenditure assessment<br />

system based on activity classification using multi-site<br />

triaxial accelerometers. Conf Proc IEEE Eng Med Biol Soc.<br />

2007;2007:2285-7.<br />

Bitte zitieren als: Türmer C, Dill D, Scholz A, Gül M, Bernecker T, Graf<br />

F, Kriegel HP, Wolf B. Konzept eines medizinischen<br />

Aktivitätsmonitoring-Systems zur Verbesserung des Arzt-Patienten-<br />

Dialogs in Bezug auf Prävention, Diagnostik und Therapie. In: EbM –<br />

ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm069.<br />

DOI: 10.3205/10ebm069, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0695<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm069.shtml<br />

46<br />

070<br />

In welchen Behandlungssituationen sollten<br />

Arzt und Patient gemeinsam die Entscheidung<br />

treffen? – Befragung von Ethikern mit einem<br />

faktoriellen Survey<br />

Lydia Rosinger, Meike Müller-Engelmann, Heidi Keller, Norbert<br />

Donner-Banzhoff, Tanja Krones<br />

Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin (Phillips-Universität Marburg), Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: In den letzten Jahren hat sich in der<br />

Medizin eine neue Kommunikationsform zwischen Arzt<br />

und Patient etabliert: das Modell des „Shared Decision<br />

Making“ (SDM). In diesem wird der Patient als informierter<br />

und gleichberechtigter Entscheidungspartner<br />

betrachtet und der medizinische Entscheidungsprozess<br />

findet gemeinsam statt. Es ist bisher jedoch kaum systematisch<br />

untersucht worden, in welchen Behandlungssituationen<br />

SDM angewendet werden sollte. Mit Hilfe<br />

eines faktoriellen Surveys, auch bekannt als Vignettenanalyse,<br />

sollen in der vorliegenden Studie Normen<br />

bezüglich des Anwendungsbereiches von SDM empirisch<br />

ermittelt werden. Diese empirische Messung von<br />

Normen ist zu unterscheiden von einer analytisch reflexiven<br />

Begründung von Normen, wie sie im philosophischen<br />

Diskurs und somit auch in der Medizinethik üblicherweise<br />

vertreten wird. Vor diesem Hintergrund wurden<br />

die Mitglieder der Akademie für Ethik in der Medizin<br />

e.V. (AEM) als eine viel versprechende Befragungsgruppe<br />

ausgewählt.<br />

Material/Methoden: Der eingesetzte faktorielle<br />

Survey beinhaltet 7 Faktoren (z. B. Konsultationsgrund,<br />

Anzahl der Therapiemöglichkeiten, Nebenwirkungen<br />

der Behandlung), mit jeweils 2–3 Stufen (z. B. leichte/schwere<br />

Erkrankung, Vorsorge). Durch Randomisierung<br />

wurden die Faktoren zu Vignetten mit unterschiedlichen<br />

Merkmalen kombiniert, in denen jeweils eine<br />

Behandlungssituation beschrieben wird. Auf einer 5stufigen<br />

Beurteilungsskala (von „Arzt entscheidet allein“,<br />

über „gemeinsame Entscheidung“, bis „Patient<br />

entscheidet allein“) sollten die Befragten einschätzen,<br />

wie in dieser Behandlungssituation entschieden werden<br />

sollte. Der Fragebogen wurde den 500 Mitgliedern der<br />

AEM per Post zugesandt. Insgesamt nahmen 175 Personen<br />

an der Befragung teil (Rücklaufquote: 35%). Die<br />

statistische Auswertung mit Hilfe von multilevel models<br />

dient der Ermittlung des Einflusses der einzelnen Faktoren,<br />

ihrer Interaktionen sowie der Untersuchung von<br />

Gruppenunterschieden. Die ermittelten Ergebnisse dieser<br />

empirischen Messung sollen außerdem in Bezug zur<br />

normativen Moraltheorie gesetzt werden.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse werden zur Tagung vorliegen<br />

und präsentiert.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Anhand der Ergebnisse<br />

dieser Studie sollen situative Merkmale für<br />

einen geeigneten Einsatz von SDM im medizinischen<br />

Alltag identifiziert werden. Übergeordnetes Ziel ist es


durch die Anpassung an spezifische Situationen die<br />

Praktikabilität und die normative Begründung einer<br />

gemeinsamen Entscheidungsfindung zu verbessern.<br />

Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass der Diskurs<br />

über die Begründung und Messung von Normen durch<br />

diese Studie an neuen Sichtweisen gewinnt.<br />

Literatur<br />

1. Birnbacher D. Analytische Einführung in die Ethik. 2. Aufl.<br />

Berlin: deGruyter Studienbuch; 2007.<br />

2. Beck M, Opp KD. Der faktorielle Survey und die Messung<br />

von Normen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie<br />

2001;52(2):283-306.<br />

3. Charles C, Gafni A, Whelan T. Shared decision-making in<br />

the medical encounter: what does it mean? (or it takes at least<br />

two to tango). Soc Sci Med. 1997;44:81-692.<br />

4. Müller-Engelmann M, Krones T, Keller H, Donner-Banzhoff<br />

N. Decision making preferences in the medical encounter – a<br />

factorial survey design. BMC Health Serv Res. 2008;8:260.<br />

Bitte zitieren als: Rosinger L, Müller-Engelmann M, Keller H, Donner-<br />

Banzhoff N, Krones T. In welchen Behandlungssituationen sollten Arzt<br />

und Patient gemeinsam die Entscheidung treffen? – Befragung von<br />

Ethikern mit einem faktoriellen Survey. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm070.<br />

DOI: 10.3205/10ebm070, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0706<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm070.shtml<br />

071<br />

Evaluation von Informationsbroschüren zum<br />

PSA-Screening in Österreich – Sind sie<br />

evidenzbasiert und ermöglichen Männern<br />

eine informierte Entscheidung?<br />

Michaela Strobelberger, Angela Kaminski, Gerald Gartlehner<br />

Donau-Universität Krems, Krems, Österreich<br />

Hintergrund: Die Durchführung des PSA (prostate<br />

specific antigen)-Screenings zur Früherkennung von<br />

Prostatakarzinomen ist wissenschaftlich umstritten, da<br />

Studien bis jetzt keinen klaren Netto-Nutzen dieser<br />

Früherkennungsuntersuchung belegen konnten. Trotzdem<br />

ist PSA-Screening eine der am häufigsten durchgeführten<br />

Screening-Untersuchungen. Um Männern, die<br />

PSA-Screening in Betracht ziehen, eine informierte<br />

Entscheidungsfindung zu ermöglichen, ist eine objektive<br />

Darstellung des Nutzens, des Schadens und der einhergehenden<br />

Unsicherheiten Voraussetzung.<br />

Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigten,<br />

dass 89% der befragten österreichischen Männer<br />

den Nutzen von PSA-Screening überschätzten. Über<br />

mögliche Risiken, wie psychische Belastung durch Überdiagnosen<br />

oder Inkontinenz sowie Impotenz infolge<br />

von Überbehandlung, waren die meisten wenig informiert.<br />

Ob die Ursache dafür an einem Mangel an<br />

objektiver Information oder einem fehlenden Zugang zu<br />

Information liegt, ist derzeit unklar.<br />

Ziel unserer Studie ist es, alle verfügbaren österreichischen<br />

Broschüren zum Thema „PSA-Screening“ hinsichtlich<br />

ihres evidenzbasierten Inhalts über Wirksamkeit<br />

und Risiken zu untersuchen, um zu klären, ob einseitige<br />

oder fehlende Informationen in diesen Broschüren als<br />

Ursache des mangelnden Wissens österreichischer<br />

Männer über PSA-Screening in Betracht kommen könnten.<br />

Material/Methoden: Es werden die in Österreich<br />

für Patienten verfügbaren Broschüren und Folder zum<br />

PSA-Screening gesammelt und auf ihren Informationsgehalt<br />

und ihre Eignung für eine informierte Entscheidung<br />

nach den Leitlinien des General Medical Councils<br />

geprüft. Hierfür wird eine Checkliste mit Kriterien erstellt,<br />

nach welcher die Broschüren von zwei Personen<br />

unabhängig voneinander bewertet werden. Nutzen,<br />

Schaden sowie vorhandene Unsicherheiten sollten<br />

dargestellt sein.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Studie sind derzeit<br />

noch nicht verfügbar. Diese werden im Rahmen der<br />

Posterpräsentation vorgestellt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Erst nach Vorliegen<br />

der Ergebnisse können konkrete Schlussfolgerungen<br />

gezogen werden. Es ist jedoch davon auszugehen,<br />

dass es zu zwei möglichen Ergebnissen kommen kann.<br />

Einerseits könnte sich zeigen, dass die in Österreich<br />

vorhandenen Broschüren und Folder zum PSA-<br />

Screening nicht ausreichend über Nutzen, Schaden und<br />

vorhandene Unsicherheiten informieren.<br />

Andererseits könnten diese Informationen zwar vorhanden<br />

sein, aber von den Patienten nicht richtig verstanden<br />

werden, wodurch die enorme Überschätzung des<br />

Nutzens des PSA-Screenings erklärt werden könnte.<br />

Bitte zitieren als: Strobelberger M, Kaminski A, Gartlehner G.<br />

Evaluation von Informationsbroschüren zum PSA-Screening in<br />

Österreich – Sind sie evidenzbasiert und ermöglichen Männern eine<br />

informierte Entscheidung? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm071.<br />

DOI: 10.3205/10ebm071, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0717<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm071.shtml<br />

072<br />

Beteiligung von Patienten an der<br />

Leitlinienerstellung – Welche Aussagen<br />

machen Manuale für die Erstellung von<br />

Leitlinien?<br />

Ulrich Siering, Wiebke Hoffmann, Alric Rüther<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Instrumente zur Leitlinienbewertung wie<br />

DELBI oder AGREE nennen die Beteiligung von Patien-<br />

47


ten als ein Qualitätskriterium der Leitlinienentwicklung.<br />

Verschiedene Ersteller von Leitlinien fassen ihre Vorgaben<br />

für die Leitlinienerstellung in Manualen zusammen.<br />

Im Beitrag wird geprüft, ob und in welcher Form, Leitliniemanuale<br />

Vorgaben zur Beteiligung von Patientenvertretern<br />

an der Leitlinienerstellung beinhalten.<br />

Material/Methoden: Über die Leitliniendatenbanken<br />

des National Guidelines Clearinghouse, des Guideline<br />

International Networks und der Arbeitsgemeinschaft<br />

der wissenschaftlich medizinischen Fachgesellschaften<br />

sowie auf den Internetseiten fachübergreifender<br />

und fachspezifischer Leitlinienanbieter (identifiziert<br />

über Leitlinien.de) erfolgte eine systematische Recherche<br />

nach Manualen zur Leitlinienerstellung. Wesentliche<br />

Einschlusskriterien waren der Publikationstyp, der Publikationszeitraum<br />

(ab 1998) und die Publikationssprachen<br />

(Deutsch, Englisch). Es wurde geprüft, ob die<br />

identifizierten Manuale Aussagen zur Patientenbeteiligung<br />

beinhalten. Aussagen zur Patientenbeteiligung<br />

wurden extrahiert und thematisch zusammengefasst.<br />

Ergebnisse: Es wurden 28 Leitlinienmanuale identifiziert<br />

(USA 10, GB 5, BRD 5, CA 1, AUS 1, NZ 1,<br />

internationale Organisationen 5).<br />

18 der 28 Manuale enthalten Aussagen zur Beteiligung<br />

von Patienten an der Leitlinienerstellung. 11 dieser 18<br />

Manuale sehen eine verpflichtende Teilnahme von<br />

Patientenvertretern in einer meist multidisziplinär besetzten<br />

Leitlinienautorengruppe vor, 6 nennen die Möglichkeit<br />

einer fakultativen Teilnahme. Eine dieser Leitlinien<br />

macht keine Aussage zur Teilnahme an der Autorengruppe.<br />

Nur 4 Manuale beschreiben ein strukturiertes Vorgehen<br />

zur Patientenbeteiligung. Dieses umfasst<br />

48<br />

• das Vorgehen zur Identifikation von Patientenvertretern<br />

(zumeist Benennung durch Patientenverbände),<br />

• die Stellung der Patientenvertreter in der Autorengruppe<br />

(beratende Funktion oder stimmberechtigtes<br />

Mitglied),<br />

• die Definition der Aufgaben der Patientenvertreter<br />

(zumeist Mitwirkung an der Formulierung von<br />

Schlüsselfragen, Endpunkten und Empfehlungen;<br />

Einbringen der Patientenperspektive) sowie<br />

• die Mitwirkung am Review der Leitlinie.<br />

Thematisiert wird in diesen 4 Manualen auch ein besonderer<br />

Unterstützungsbedarf der Patientenvertreter. 3<br />

dieser 4 Manuale verweisen zudem auf organisatorische<br />

Strukturen zur regelhaften Berücksichtigung von<br />

Patienteninteressen (z. B. „Patient and Public Involvement<br />

<strong>Programm</strong>e“, „Patientenforum“, „Patient Involvement<br />

Officer”).<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Leitlinienersteller<br />

machen, mit der Ausnahme von 4 größeren Leitlinienagenturen,<br />

bislang keine ausreichenden Vorgaben für<br />

eine strukturierte Beteiligung von Patientenvertretern an<br />

der Erstellung von Leitlinien.<br />

Bitte zitieren als: Siering U, Hoffmann W, Rüther A. Beteiligung von<br />

Patienten an der Leitlinienerstellung – Welche Aussagen machen<br />

Manuale für die Erstellung von Leitlinien? In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm072.<br />

DOI: 10.3205/10ebm072, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0721<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm072.shtml<br />

073<br />

Entscheidungen in der Hausarztpraxis –<br />

Analyse kommunikativer Prozesse in der<br />

Herz-Kreislaufberatung<br />

Heidi Keller, Meike Müller-Engelmann, Gesa Kix, Norbert<br />

Donner-Banzhoff, Tanja Krones<br />

Abteilung Allgemeinmedizin, Philipps-Universität, Marburg,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Die vorliegende Studie ist Teil einer<br />

extensiven Phase-IV-Studie zur partizipativen Entscheidungsfindung<br />

/ shared decision making (SDM) in der<br />

Hausarztpraxis. „arriba“ ist eine hausärztliche Beratungsstrategie<br />

zur patientenzentrierten und riskoadäquaten<br />

Verordnung in der kardiovaskulären Prävention.<br />

Im vorliegenden Praxistest wurde im Detail untersucht,<br />

welche Prozesse in der "arriba"-Beratung im Vergleich<br />

zur herkömmlichen Beratung tatsächlich stattfinden, d.h.<br />

in wie weit das Ideal SDM durch die Entscheidungshilfe<br />

zur Herz-Kreislaufprävention realisiert wird.<br />

Material/Methoden: In 10 Praxen, in denen "arriba"<br />

regelmäßig eingesetzt wird, wurden jeweils drei<br />

Beratungen erfasst. 5 Ärzte hatten an Fortbildungen zu<br />

"arriba" teilgenommen, 5 Ärzte hatten sich entsprechende<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten selbstständig angeeignet.<br />

Ebenfalls drei Beratungen wurden in fünf Praxen<br />

erfasst, die "arriba" nicht anwenden. Die Beratungsgespräche<br />

wurden videoaufgezeichnet. Die Auswertung<br />

der Konsultation erfolgte sowohl quantitativ als auch<br />

qualitativ. Zum einen wurde mittels der Beobachterskala<br />

OPTION standardisiert gemessen, in wieweit von<br />

Beobachterseite SDM stattgefunden hat. Des Weiteren<br />

wurden die Kommunikationsprozesse mittels qualitativer<br />

inhaltsanalytischer Analyse ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Ärztliche Kompetenzen zur Einbeziehung<br />

von Patienten waren gering, unabhängig von dem<br />

Einsatz der Entscheidungshilfe. SDM fand v.a. in Beratungsgesprächen<br />

statt, in denen sich die Patienten von<br />

sich aus aktiv am Entscheidungsprozess beteiligten.<br />

Beratungsgespräche mit Entscheidungshilfe verliefen<br />

strukturierter und waren eher zielgerichtet auf das Indexproblem.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: SDM findet durchaus<br />

auch unabhängig von ärztlichen Kompetenzen zur<br />

Patienteneinbeziehung statt. Es zeichnet sich allerdings<br />

nach wie vor eine Kluft zwischen dem Wunsch nach<br />

SDM aus einer ethischen Perspektive und der prakti-


schen Umsetzung einer gemeinsamen Entscheidungsfindung<br />

in der täglichen Routine ab.15 Trainingsprogramme,<br />

die in Kommunikations- bzw. Gesprächsführungskompetenzen<br />

schulen, könnten diese Diskrepanz<br />

langfristig reduzieren und sind im Hinblick auf eine<br />

evidenzbasierte Entscheidungsfindung notwendig.<br />

Literatur<br />

1. Elwyn G, Edwards A, Wensing M, Hood K, Atwell C, Grol<br />

R. Shared decision making: developing the OPTION scale for<br />

measuring patient involvement. Qual Saf Health Care.<br />

2003;12:93-9.<br />

2. Towle A, Godolphin W. Education and training of health<br />

care professionals. In: Edwards A, Elwyn G, editors. Shared<br />

Decision in Health Care. Oxford: University-Press; 2009. p.<br />

381-8.<br />

Bitte zitieren als: Keller H, Müller-Engelmann M, Kix G, Donner-<br />

Banzhoff N, Krones T. Entscheidungen in der Hausarztpraxis – Analyse<br />

kommunikativer Prozesse in der Herz-Kreislaufberatung. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm073.<br />

DOI: 10.3205/10ebm073, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0738<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm073.shtml<br />

074<br />

Bluthochduck – Eine evidenzbasierte<br />

Patienteninformation der Techniker<br />

Krankenkasse mit neuem didaktischen<br />

Konzept<br />

Monica Burkhardt, Susanne Klein<br />

TK, Hamburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Techniker Krankenkasse (TK) bietet<br />

ihren Versicherten und deren Angehörigen Patienteninformationen<br />

zu verschiedenen Diagnosen an. Ziel ist<br />

es, den Patienten zum Experten seiner Erkrankung zu<br />

machen, so dass er sich an den Therapieentscheidungen<br />

und dem Genesungsprozess aktiv beteiligen kann.<br />

Inhaltlich basieren die Patienteninformationen auf den<br />

evidenzbasierten Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft.<br />

Die TK-Patienteninformationen zum Thema Bluthochdruck<br />

setzt neue Akzente, indem neurodidaktische<br />

Erkenntnisse herangezogen werden, die dem Patienten<br />

helfen, die komplexen Zusammenhänge seiner Erkrankung,<br />

die diagnostischen Maßnahmen und die Therapieoptionen<br />

zu verstehen und zu behalten. Hierzu<br />

gehört auch, dass er seine Eigenverantwortung hinsichtlich<br />

Adhärenz und Genesungsverhalten in seiner Sprache<br />

kennenlernt. Insofern ist die Broschüre ein erster<br />

Schritt hin zu einer psychoedukativ wirksamen Unterlage,<br />

die ein laienverständliches Krankheits- und Therapiemodell<br />

liefert.<br />

Die Informationen werden so aufbereitet und positioniert,<br />

dass sie mehrheitlich (auch sprachlich) visuell und<br />

stark vereinfacht über die emotionale Schaltstelle (limbisches<br />

System) in das biographische Gedächtnis einmünden.<br />

So ist es möglich, dass die Botschaften möglichst<br />

lange präsent und positiv/motivierend erinnert<br />

werden.<br />

Weiter soll die Broschüre das Involvement des Lesers<br />

steigern, d.h.er soll motiviert werden, sich mit der Erkrankung<br />

und der Behandlung aktiv auseinanderzusetzen.<br />

Material/Methoden: Innerhalb der Patienteninformation<br />

sind folgende methodisch-didaktische Kriterien<br />

berücksichtigt worden:<br />

• Positionierung und Form der Bildbotschaften<br />

• Menge, Reihenfolge und Verteilung der Textbotschaften<br />

• Gut lesbare Schriftgröße und Schrifttyp<br />

• Überschaubare Farbwelt<br />

• Übervereinfachung<br />

• Emotionale und bildhafte Sprache<br />

• Illustrationen, die schwer verständliche Textpassagen<br />

bildlich darstellen<br />

• Haptik der Unterlage<br />

• Positive Kommunikation, die negative Aussagen<br />

möglichst vermeidet<br />

• Interaktive Momente<br />

Die Meinung zu der Broschüre wird zurzeit bei 2000<br />

zufällig ausgewählten Versicherten in einer quantitativen<br />

Befragung erhoben.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse werden im Februar vorliegen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Es ist zu erwarten,<br />

dass die Patienteninformation Bluthochdruck durch ihre<br />

besondere didaktische Struktur eine sehr gute Resonanz<br />

erfährt, da die Wissensvermittlung erleichtert und das<br />

eigenverantwortliche Handeln des Patienten im Gesundungsprozess<br />

unterstützt.<br />

Bitte zitieren als: Burkhardt M, Klein S. Bluthochduck – Eine<br />

evidenzbasierte Patienteninformation der Techniker Krankenkasse mit<br />

neuem didaktischen Konzept. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm074.<br />

DOI: 10.3205/10ebm074, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0744<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm074.shtml<br />

49


P2: Leitlinien und Leitlinienentwicklung<br />

075<br />

"Evidence-based Medicine Guidelines": eine<br />

vergleichende Analyse von Disseminierung<br />

und Implementierung eine Point-of-care Tools<br />

in vier europäischen Ländern<br />

Susanne Rabady, Andreas Sönnichsen<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Das Point-of-Care Tool “EbM-Guidelines<br />

in Klinik und Praxis” wurde in Finnland entwickelt und<br />

steht als laufend aktualisiertes Onlineprodukt zu raschen<br />

rationalen Entscheidungsfindung in der ärztlichen<br />

Praxis in finnischer und englischer Sprache seit Jahren<br />

zur Verfügung. Eine Adaptierung an ein anderes Gesundheitssystem<br />

wird seit 2007 erstmals für den<br />

deutschsprachigen Raum von einem österreichischen<br />

Team betrieben.<br />

Methoden: Eine vergleichende Analyse der Verwendungsgewohnheiten<br />

in den Jahren 2008–2009 in den<br />

vier beteiligten Ländern wurde sowohl anhand von log<br />

files, als auch in einer Onlinebefragung der Nutzer<br />

einerseits in Finnland, andererseits in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz erstellt.<br />

Ergebnisse: In Finnland wird das Tool von etwa 98%<br />

aller Allgemeinärzte regelmäßig genutzt, in den<br />

deutschsprachigen Ländern hat nur eine Minderheit<br />

Zugang (Österreich 27%, Schweiz 23%,Deutschland<br />

2%). Auffällig ist , dass die Zahlen der geöffneten Artikeln<br />

in allen Ländern nahe beieinander liegen (zwischen<br />

120 und 150 Artikeln pro Jahr und User). In<br />

allen Ländern zeigt sich ein Häufigkeitsgipfel in der<br />

Nutzung während der Ordinationszeiten. Die Ergebnisse<br />

der Onlinebefragung zeigten weitgehende Übereinstimmung<br />

in der Bewertung des Kompendiums, und<br />

leichte Differenzen in Art und Umfang der Nutzung.<br />

Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Akzeptanz<br />

unter den Nutzern ist insgesamt hoch findet, den<br />

Intentionen des Portals entsprechend, hauptsächlich “at<br />

the point of care” statt. Erhebliche Unterschiede zeigen<br />

sich in der Disseminierung, deren Ursachen noch genauer<br />

analysiert warden müssen. Folgende Hypothesen<br />

bieten sich an: In Finnland wird das Tool allen Ärzten<br />

gratis zur Verfügung gestellt, die Verwendung von<br />

Onlineprogrammen ist seit vielen Jahren gut eingeführt.<br />

In den deutschsprachigen Ländern muss der Zugang<br />

kostenpflichtig und aktiv erworben warden, es gibt<br />

noch hohe strukturelle und kulturelle Hindernisse in der<br />

Nutzung von Onlineportalen.<br />

50<br />

Bitte zitieren als: Rabady S, Sönnichsen A. "Evidence-based Medicine<br />

Guidelines": eine vergleichende Analyse von Disseminierung und<br />

Implementierung eine Point-of-care Tools in vier europäischen Ländern.<br />

In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin<br />

21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm075.<br />

DOI: 10.3205/10ebm075, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0755<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm075.shtml<br />

076<br />

Vergleich der Blutdruckzielwerte in<br />

Hypertonieleitlinien: Mehr Verwirrung als<br />

Hilfe für den Hausarzt?<br />

Birgitta Weltermann, Hannah Schlomann, Sahar Mousa<br />

Doost, Stefan Gesenhues<br />

Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen,<br />

Essen, Deutschland<br />

Hintergrund: Hausärzte orientieren sich zunehmend<br />

an Leitlinien und den darin formulierten Behandlungsstandards.<br />

Allein für die Hypertonie-Behandlung sind<br />

mehrere Leitlinien anerkannter Fachgesellschaften verfügbar.<br />

Zur Klärung, inwieweit diese Empfehlungen<br />

differieren, wurden vier verschiedene Leitlinien verglichen.<br />

Material/Methoden: Die aktuellen Leitlinien der<br />

Deutschen Hochdruckliga (DHL), der European Society<br />

of Hypertension (ESH), des britischen National Institute<br />

for Health and Clinical Excellence (NICE) und des US-<br />

National Institute of Health (NIH) wurden hinsichtlich<br />

der Zielwerte für Normalpersonen und verschiedene<br />

Risikogruppen verglichen.<br />

Ergebnisse: In allen vier Leitlinien wird für Personen<br />

ohne Risikofaktoren ein Blutdruck unter 140/90 mmHg<br />

als Zielwert definiert. In drei von vier Leitlinien wird für<br />

Diabetiker und Patienten mit Niereninsuffizienz ein<br />

Wert unter 130/80 mm Hg als sinnvoll erachtet; bei<br />

Proteinurie >1g/Tag wird in zwei Empfehlungen ein<br />

Wert unter 125/75 mmHg befürwortet (Tabelle 1). Die<br />

ESH-Leitlinie zeigt die meisten Zielwertdifferenzierungen<br />

in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen, während die<br />

britische Leitlinie keine Differenzierung beinhaltet.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Blutdruckzielwerte<br />

variieren je nach Leitlinie, die verwendet werden, nur<br />

hinsichtlich der Empfehlungen für Patienten mit bestimmten<br />

Vorerkrankungen. Hausärzte sollten um die unterschiedlichen<br />

Zielwerte in Leitlinien wissen, sich jedoch<br />

vor allem darauf fokussieren, dass Patienten mit und<br />

ohne Risikofaktoren wenigstens einen Blutdruck unter<br />

140/90 mmHg erreichen.


Literatur<br />

1. Graham I, Atar D, Borch-Johnsen K, et al. European guidelines<br />

on cardiovascular disease prevention in clinical practice:<br />

executive summary. Fourth Joint Task Force of the European<br />

Society of Cardiology and other societies on cardiovascular<br />

disease prevention in clinical practice. Eur J Cardiovasc Prev<br />

Rehabil. 2007;14(Suppl 2):E1-40.<br />

2. Chobanian AV, Bakris GL, Black HR, et al. The Seventh<br />

Report of the Joint National Committee on Prevention, Detection,<br />

Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure: the<br />

JNC 7 report. JAMA. 2003;289:2560-2572.<br />

Tabelle 1: Aktuelle Blutdruckzielwerte verschiedener Organisationen<br />

Bitte zitieren als: Weltermann B, Schlomann H, Mousa Doost S,<br />

Gesenhues S. Vergleich der Blutdruckzielwerte in Hypertonieleitlinien:<br />

Mehr Verwirrung als Hilfe für den Hausarzt? In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm076.<br />

DOI: 10.3205/10ebm076, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0761<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm076.shtml<br />

077<br />

Rezeption von Leitlinien in der<br />

deutschprachigen Wikipedia<br />

Martin Gerken 1 , Abdel Moniem Mukhtar 2<br />

1 HTA-Zentrum, Universität Bremen, Deutschland<br />

2 Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Die deutschsprachige Wikipedia (WP)<br />

ist als frei zugängliche Enzyklopädie ein auch in Gesundheitsfragen<br />

sehr beliebtes Medium. WP-Artikel<br />

werden dabei nicht nur von Patienten und Ärzten gezielt<br />

gelesen, sondern auch von Suchmaschinen durchgehend<br />

auf den ersten Plätzen der Suchergebnisse<br />

gelistet. Die Qualität der Beiträge wird jedoch immer<br />

wieder kritisch diskutiert, da jeder Artikel ändern oder<br />

neu einstellen kann (Web 2.0-Prinzip). Hochwertige<br />

Leitlinien sind eine valide und aktuelle Quelle aufbereiteter<br />

Evidenz. Innerhalb der WP werden Leitlinien als<br />

eine der zu bevorzugenden Quellen für medizinische<br />

Artikel angesehen. Es ist bisher nicht bekannt, welche<br />

Bedeutung S2-/S3-Leitlinien (LL) in diesem Informationsangebot<br />

spielen.<br />

Material/Methoden: In der 34. KW 2009 wurden<br />

alle S2-/S3-LL von der AWMF-Webseite kopiert und<br />

standardisiert extrahiert. In der deutschsprachigen WP<br />

wurde nach dem LL-Titel und daraus abgeleiteten Such-<br />

begriffen gesucht. Zusätzlich wurde mittels Google die<br />

WP nach dem LL-Titel und der Registernummer durchsucht.<br />

Es wurde für jede LL erfasst, ob sie in der WP<br />

zitiert wurde und in welchem Kontext. Wenn die LL<br />

nicht gefunden wurde, dann wurde sie in den Artikel<br />

der jeweiligen Erkrankung eingetragen.<br />

Ergebnisse: Von 115 S2-LL wurden 44 (38%) in WP-<br />

Artikeln zitiert. Von 85 S3-LL wurden 40 (47%) in WP-<br />

Artikeln zitiert. In 16 Artikeln erscheinen LL in den Literaturhinweisen,<br />

in 40 Artikeln werden sie unter den<br />

Weblinks genannt. LL werden in 32 Artikel als Einzelnachweis<br />

im Text zitiert, darunter 12x als Hintergrund,<br />

15x zu Diagnostik, 16x zu medikamentöser Therapie<br />

und 12x zu nicht-medikamentöser Therapie. Es wurden<br />

96 bisher in WP nicht erwähnte LL von den Autoren in<br />

passende Artikel eingetragen, um die Wahrnehmung<br />

der LL zu verbessern. Dabei wurden, wenn vorhanden,<br />

Patientenversionen explizit erwähnt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Fast jede zweite<br />

S2-/S3-LL wird in WP-Artikel zitiert, zumeist als Weblink<br />

oder Einzelnachweis. LL werden in der WP überwiegend<br />

ohne standardisierte Formatvolage genannt<br />

und sind daher nicht immer direkt zu identifizieren. LL-<br />

Herausgeber sollten als Teil der Implementierungsstrategie<br />

ihre LL gezielt in der WP eintragen und ggf. auch<br />

Patientenversionen erwähnen. WP-Autoren sollten LL als<br />

hochwertige Quelle praxisrelevanten Wissens wahrnehmen<br />

und konsistent darstellen.<br />

Bitte zitieren als: Gerken M, Mukhtar AM. Rezeption von Leitlinien in<br />

der deutschprachigen Wikipedia. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm077.<br />

DOI: 10.3205/10ebm077, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0773<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm077.shtml<br />

078<br />

Nachvollziehbarkeit der Evidenzbasierung<br />

von S3-Leitlinien<br />

Martin Gerken 1 , Ina Kopp 2 , Monika Lelgemann 1<br />

1 HTA-Zentrum, Universität Bremen, Bremen, Deutschland<br />

2 AWMF, Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Evidenzbasierung von Leitlinien (LL)<br />

ist entscheidend für ihre wissenschaftliche Legitimation<br />

[1].<br />

Nach dem Regelwerk der AWMF wird die Evidenzbasierung<br />

für die Klassifikation als S3-Leitlinien gefordert.<br />

Maßgeblich ist dabei die transparente Darlegung des<br />

Prozesses und der Ergebnisse der Evidenzaufbereitung,<br />

da diese für die Nachvollziehbarkeit der Empfehlungen,<br />

als Grundstock für spätere Aktualisierungen und<br />

für die Nutzbarkeit der aufbereiteten Evidenz durch<br />

andere Leitliniengruppen unerlässlich ist. Die Klassifikation<br />

erfolgt zunächst als Selbsteinschätzung der Her-<br />

51


ausgeber. Diese wurde im Rahmen des internen Qualitätsmanagements<br />

der AWMF überprüft.<br />

Material/Methoden: Zur Prüfung wurde das Leitlinienbewertungsinstrument<br />

DELBI [2] eingesetzt.<br />

In der 34. KW 2009 wurden alle gültigen S3-LL mit<br />

korrespondierenden Leitlinienberichten von der AWMF-<br />

Webseite kopiert und standardisiert extrahiert. Es wurde<br />

von zwei Bewertern die systematische Recherche<br />

mittels der DELBI-Frage 8 geprüft. Die DELBI-Frage 8<br />

("Bei der Suche nach der Evidenz wurden systematische<br />

Methoden angewandt.") überprüft auf einer Skala<br />

von 1–4 Punkten, ob die systematische Recherche<br />

nachvollziehbar erfolgte.<br />

Zusätzlich wurde das Vorhandensein von Evidenztabellen<br />

erfasst. Unter Evidenztabellen haben wir im Sinne<br />

einer Minimaldefinition jede Tabelle verstanden, die<br />

Ergebnisse verschiedener Studien in der Zusammenschau<br />

darstellt [3].<br />

Ergebnisse: Es wurden 85 S3-Leitlinien analysiert. Bei<br />

der Bewertung der DELBI-Frage 8 wurden für 51% der<br />

S3-LL 3 oder 4 Punkte vergeben und damit die Nachvollziehbarkeit<br />

der systematischen Recherche bestätigt.<br />

Evidenztabellen (mindestens eine in der gesamten Leitlinie)<br />

waren in 21% der S3-LL enthalten.<br />

Tabelle 1.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Hälfte der S3-<br />

LL einschließlich der zugehörigen Leitlinienreports enthalten<br />

nicht die minimal zu fordernden Angaben über<br />

die systematische Literaturrecherche und -auswahl.<br />

Damit erfüllen sie formal die einleitend genannten Anforderungen<br />

an die Nachvollziehbarkeit nicht. Wenigstens<br />

eine Tabelle zur Darlegung der Evidenz ist nur in<br />

einem Fünftel der S3-LL enthalten.<br />

Wenn die systematische Recherche und die Darlegung<br />

von Evidenz als essentiell für das Vorgehen nach den<br />

Prinzipien der EbM [4] verstanden werden, ist die<br />

Eigenklassifikation vieler S3-LL in Frage zu stellen.<br />

Einschränkend gilt, dass nur publizierte Angaben bewertet<br />

werden konnten. Daher ist nicht zu klären, in<br />

welchem Umfang die Mängel tatsächlich auf Unterlassung<br />

oder auf mangelnde Berichterstattung zum methodischen<br />

Vorgehen beruhen. Für letzteres ergaben sich<br />

Hinweise aus stichprobenartigen Rückfragen bei den<br />

Leitlinienautoren. Eine detaillierte Darstellung der Recherche<br />

und Darlegung der Evidenz ist in Leitlinien oder<br />

den zugehörigen Leitlinienreports für die transparente<br />

Bewertung, Aktualisierung und Weiterverwendung<br />

erforderlich. Einheitliche Vorgaben zur Berichterstattung<br />

und Hilfen für die Autoren zur Gestaltung eines Leitlinienreports<br />

sind hierzu notwendig.<br />

Literatur<br />

1. Kopp. Grundsätze der Erstellung und Handhabung von<br />

Leitlinien. Radiologe. 2008;48:1015.<br />

52<br />

2. ÄZQ; AWMF. DELBI 2005/2008. Available from:<br />

http://www.delbi.de<br />

3. The GRADE working group. Grading quality of evidence<br />

and strength of recommendations. BMJ. 2004;328:1490.<br />

4. Kunz, Ollenschläger, Raspe, Jonitz, editors. Lehrbuch<br />

Evidenzbasierte Medizin in Klinik und Praxis. 2. Aufl. Köln:<br />

Deutscher Ärzteverlag; 2007.<br />

Tabelle 1<br />

Bitte zitieren als: Gerken M, Kopp I, Lelgemann M. Nachvollziehbarkeit<br />

der Evidenzbasierung von S3-Leitlinien. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm078.<br />

DOI: 10.3205/10ebm078, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0786<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm078.shtml<br />

079<br />

Leitliniensuche in der Datenbank Embase –<br />

Optimierung der Suchstrategie<br />

Ulrich Siering, Elke Hausner, Alric Rüther<br />

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG), Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Für die Erstellung von Berichten des<br />

Ressorts Versorgungsqualität des IQWiG erfolgt eine<br />

systematische Recherche nach Leitlinien in den bibliographischen<br />

Datenbanken Medline und EMBASE. Im<br />

Vergleich zur Leitlinienrecherche in Medline führt die<br />

Suche in EMBASE häufig zu deutlich höheren Trefferzahlen,<br />

ohne dass erkennbar mehr relevante Leitlinien<br />

identifiziert werden.<br />

Im Beitrag wird geprüft, ob durch die Verwendung<br />

fokussierter EMTREE-Schlagwörter im Vergleich zu<br />

herkömmlichen EMTREE-Schlagwörtern die Trefferanzahl<br />

einer Leitliniensuche in EMBASE verringert werden<br />

kann, ohne die Sensitivität der Suche zu reduzieren.<br />

Material/Methoden: Aus Leitlinienrecherchen des<br />

IQWiG zu 19 verschiedenen Erkrankungen wurden<br />

Testsets (Goldstandards) mit relevanten Leitlinien generiert,<br />

die über eine Recherche in Embase identifiziert<br />

werden sollten. Die Recherche wurde für jede Erkrankung<br />

zweimal durchgeführt. Einmal enthielt die Suche<br />

für den Indikationsblock herkömmliche EMTREE-<br />

Schlagworte in Kombination mit Freitexten (Suche 1). In<br />

der zweiten Suche wurden die herkömmlichen EMTREE-<br />

Schlagworte durch fokussierte ersetzt (Suche 2). Ein<br />

Leitlinienfilter wurde bei beiden Recherchen verwendet.<br />

Im Anschluss erfolgten ein a.) Vergleich der Trefferzahlen<br />

sowie b.) ein Vergleich der identifizierten Leitlinien


des Goldstandards aus „Suche 1“ mit denen aus „Suche<br />

2“.<br />

Ergebnisse: a.) Im Vergleich zur „Suche 1“ reduziert<br />

„Suche 2“ mit fokussierten EMTREE-Schlagwörtern die<br />

Anzahl der Treffer um 18% bis 69% (durchschnittlich<br />

44%) deutlich.<br />

b.) Für das Testset (Goldstandard) wurden insgesamt<br />

222 relevante Leitlinien identifiziert. 8 dieser 222 Leitlinien<br />

konnten nicht über den Leitlinienfilter gefunden<br />

werden. Von den verbleibenden 214 Leitlinien wurden<br />

über die „Suche 1“ 204 Leitlinien identifiziert (Sensitivität<br />

92%), über die „Suche 2“ mit fokussiertem EMTREE-<br />

Schlagwort 198 Leitlinien (Sensitivität 90%). 10 relevante<br />

Leitlinien konnten weder durch eine herkömmliche<br />

noch durch eine fokussierte Suche identifiziert werden.<br />

4 der 6 Leitlinien, die aufgrund der Verwendung der<br />

fokussierten Suche nicht gefunden wurden, können über<br />

eine ergänzende Recherche in MEDLINE identifiziert<br />

werden. Bei den verbleibenden 2 Artikeln handelt es<br />

sich um Dubletten. Damit wurde lediglich eine Leitlinie<br />

nicht gefunden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Verwendung<br />

fokussierter EMTREE-Schlagwörter bei der Leitlinienrecherche<br />

in Embase führt zu einer deutlich geringeren<br />

Trefferzahl und damit wesentlicher Zeitersparnis bei der<br />

Sichtung der Ergebnisse, ohne die Sensitivität der Recherche<br />

wesentlich zu beinträchtigen. Sicherheit bietet<br />

eine zusätzliche Suche in Medline.<br />

Bitte zitieren als: Siering U, Hausner E, Rüther A. Leitliniensuche in der<br />

Datenbank Embase – Optimierung der Suchstrategie. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm079.<br />

DOI: 10.3205/10ebm079, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0793<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm079.shtml<br />

080<br />

Leitlinien und evidenzbasierte<br />

Therapiestandards in der Rehabilitation von<br />

KHK-Patienten<br />

Robert Altstidl 1 , Günter Haug 1 , Silke Brüggemann 2 , Ulrike<br />

Brückner 2<br />

1Rehabilitationszentrum Bayerisch Gmain – Klinik Hochstaufen,<br />

Bayerisch Gmain, Deutschland<br />

2Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Leitlinien etablieren sich in den letzten<br />

Jahren vorwiegend in der akuten Versorgung kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen. Hierzu zählen Leitlinien kardiologischer<br />

Fachgesellschaften sowie sog. nationale<br />

Versorgungsleitlinien. Bereits seit 1998 wurden von der<br />

Deutschen Rentenversicherung bundesweit eine externe<br />

Qualitätssicherung aufgebaut und systematisch Leitlinien<br />

(jetzt „Reha-Therapiestandards“) zur Sicherung<br />

und Verbesserung der Versorgungsqualität in der Rehabilitation<br />

entwickelt.<br />

Die Reha-Therapiestandards betrachten die Gesamtheit<br />

aller Patienten einer Indikation in einer Therapieeinrichtung.<br />

Über Qualitätsindikatoren wird die Qualität der<br />

rehabilitativen Versorgung einer bestimmten Patientengruppe<br />

abgebildet und bewertet. In der Konzeption<br />

wurde auf die Vorgehensweise der evidenzbasierten<br />

Medizin (EBM) zurückgegriffen. Reha-<br />

Therapiestandards für Rehabilitanden mit chronischer<br />

KHK sind bereits seit 2005 bundesweit im Einsatz.<br />

Weitere Reha-Therapiestandards existieren in den<br />

Indikationen Diabetes mellitus Typ 2, chron. Rückenschmerz,<br />

Schlaganfall, Brustkrebs und Alkoholabhängigkeit.<br />

Methode: Die Reha-Therapiestandards bilden in sog.<br />

evidenzbasierten Therapiemodulen (ETMs) die Ergebnisse<br />

der therapeutischen Prozesse während der Rehabilitation<br />

ab. In der kardiologischen Rehabilitation sind<br />

dies:<br />

• Bewegungstherapie: Ausdauertraining<br />

• Bewegungstherapie: Kraft- und Muskelaufbau<br />

• Bewegungstherapie: Förderung der Bewegungsorientierung<br />

• Patientenschulung KHK<br />

• Spezielle Patientenschulung<br />

• Gesundheitsbildung<br />

• Ernährungsschulung – theoretisch<br />

• Ernährungsschulung – praktisch<br />

• Psychologische Beratung und Therapie<br />

• Entspannungstraining<br />

• Tabakentwöhnung<br />

• Sozial- und sozialrechtliche Beratung<br />

• Unterstützung der beruflichen Integration<br />

• Nachsorge und soziale Integration<br />

Expertenbasiert wurden qualitative und quantitative<br />

Inhalte der Module mit Hilfe der etablierten „Klassifikation<br />

therapeutischer Leistungen“ beschrieben sowie eine<br />

Abschätzung der Mindestanteile von Patienten, für die<br />

die Durchführung der jeweiligen Module notwendig ist<br />

festgelegt.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse der evidenzbasierten<br />

Reha-Therapiestandards der Klinik Hochstaufen werden<br />

präsentiert. Sie zeigen, dass eine leitliniengerechte<br />

Versorgung in der Rehabilitation bei KHK zu erreichen<br />

ist.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Mit der Etablierung<br />

evidenzbasierter Reha-Therapiestandards hat sich<br />

die Deutsche Rentenversicherung für eine leitliniengerechte<br />

qualitätsgesicherte Rehabilitation positioniert.<br />

53


Bitte zitieren als: Altstidl R, Haug G, Brüggemann S, Brückner U.<br />

Leitlinien und evidenzbasierte Therapiestandards in der Rehabilitation<br />

von KHK-Patienten. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm080.<br />

DOI: 10.3205/10ebm080, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0804<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm080.shtml<br />

081<br />

Entwicklung eines praktikablen Werkzeugs<br />

zur Bewertung, Erstellung und<br />

Implementierung evidenzbasierter Leitlinien<br />

im klinischen Alltag<br />

Thomas Semlitsch 1 , Klaus Jeitler 1,2 , Karl Horvath 1 , Eva Matyas<br />

1 , Ursula Püringer 1 , Andrea Berghold 2 , Andrea Siebenhofer<br />

1,3<br />

1 EBM (Evidence based medicine) Review Center, Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,<br />

Österreich<br />

2 Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation,<br />

Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

3 Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am<br />

Main, Deutschland<br />

Hintergrund: Vor dem Hintergrund eines komplexer<br />

werdenden Gesundheitssystems und einer zunehmenden<br />

Informationsflut gewinnen Leitlinien eine immer<br />

größere Bedeutung im medizinischen Alltag. Sie haben<br />

dabei die Aufgabe, basierend auf der besten wissenschaftlichen<br />

Evidenz und auf Praxiserfahrung, unter<br />

Abschätzung von Risiko und Nutzen, das derzeitig<br />

empfohlene Vorgehen in der Patientenversorgung zu<br />

definieren. Die Wirksamkeit in der Umsetzung von<br />

Leitlinien hängt jedoch stark von der Zuverlässigkeit der<br />

Empfehlungen und der Akzeptanz der AnwenderInnen<br />

ab, was wiederum eine systematische Aufarbeitung der<br />

vorhandenen Literatur und eine hohe Validität der getroffenen<br />

Aussagen voraussetzt. Dies führte zu einer<br />

Vielzahl von Handbüchern zur Erstellung und Bewertung<br />

von Leitlinien.<br />

Material/Methoden: Es handelt sich hierbei um ein<br />

von der Wissenschaftsabteilung des Landes Steiermark<br />

gefördertes Projekt, in dem zu Beginn (Durchführungszeitraum<br />

Oktober bis Dezember 2009) mittels einer<br />

systematischen Literaturrecherche alle vorhandenen<br />

Manuale und Instrumente zur Erstellung und Bewertung<br />

von Leitlinien identifiziert werden. Ziel dabei ist, daraus<br />

ein praktikables Werkzeug zur Bewertung, Erstellung<br />

und Implementierung evidenzbasierter Leitlinien im<br />

klinischen Alltag zu erstellen. In einer zweiten Phase,<br />

beginnend mit Jänner 2010, soll der Wissensstand<br />

über Leitlinien und die aktuelle Anwendungssituation im<br />

klinischen Bereich erhoben werden. Im Rahmen von<br />

Schulungen von ÄrztInnen in Krankenhäusern erfolgt<br />

anschließend die Implementierung des entwickelten<br />

Werkzeugs mit dem Ziel, eine eigenständige Leitliniensuche<br />

und -bewertung zu fördern.<br />

54<br />

Ergebnisse: Es wird die Vorgangsweise bei der Zusammenschau<br />

vorhandener Methoden zur Erstellung<br />

und Bewertung von Leitlinien und bei der Erstellung<br />

eines einfachen Bewertungsinstruments für evidenzbasierte<br />

Leitlinien detailliert erläutert und zur Diskussion<br />

gestellt. Weiters sollen erste Ergebnisse der Erhebung<br />

zum Umgang mit Leitlinien in Krankenhäusern eines<br />

österreichischen Bundeslands präsentiert werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Mit der Schaffung<br />

eines einfachen Werkzeugs zur Bewertung vorhandener<br />

Leitlinien und zur Erstellung praktikabler Handlungsanweisungen<br />

für medizinisches Personal soll insgesamt<br />

eine verbesserte Vorsorgung und informierte<br />

Entscheidungen im klinischen Alltag erreicht werden.<br />

Bitte zitieren als: Semlitsch T, Jeitler K, Horvath K, Matyas E, Püringer<br />

U, Berghold A, Siebenhofer A. Entwicklung eines praktikablen<br />

Werkzeugs zur Bewertung, Erstellung und Implementierung<br />

evidenzbasierter Leitlinien im klinischen Alltag. In: EbM – ein Gewinn<br />

für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm081.<br />

DOI: 10.3205/10ebm081, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0816<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm081.shtml<br />

082<br />

Entwicklung des Online-Portals des<br />

Guidelines International Network (G-I-N) seit<br />

2002 – Ein Beispiel für die internationale<br />

Kooperation bei Leitlinien-Entwicklung und -<br />

Implementierung<br />

Inga König, Dana Rütters, Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Das Guidelines International Network<br />

(G-I-N) wurde 2002 gegründet und ist eine internationale<br />

"Not-for-Profit Organization". Weltweit arbeiten<br />

verschiedene Organisationen auf dem Gebiet der Leitlinien-Entwicklung<br />

und -Implementierung. G-I-N versucht<br />

die Qualität medizinischer Versorgung zu verbessern,<br />

indem es die systematische Entwicklung von medizinischen<br />

Leitlinien und deren Implementierung in die Praxis<br />

unterstützt. Das Haupttool dafür ist das Online-Portal<br />

http://www.g-i-n.net/.<br />

Material/Methoden: Jährlich wird eine Mitgliederbefragung<br />

zu den Bedürfnissen der Nutzer des Online-<br />

Portals durchgeführt. Die letzte Umfrage zeigte neben<br />

erfreulichen Rückmeldungen, dass das Netzwerk seine<br />

Mitglieder besser mit Informationen bezüglich der<br />

Netzwerk- und Arbeitsgruppenaktivitäten versorgen<br />

sollte. Im Jahr 2009 wurde eine Ausschreibung für den<br />

Relaunch des Portals durchgeführt und mit den Arbeiten<br />

zum Layout und zu neuen Funktionalitäten begonnen.<br />

Ergebnisse: Die auf der diesjährigen G-I-N-Konferenz<br />

den Mitgliedern vorgestellte erste Version der Internetseite<br />

wurde positiv bewertet und angenommen. Für das


Portal wurde ein neues Design entwickelt, um die Nutzerfreundlichkeit<br />

und Nutzerzufriedenheit zu erhöhen.<br />

Ein Hauptelement des Portals ist nach wie vor die<br />

"Guideline Library". Sie enthält mehr als 6600 von den<br />

G-I-N Mitgliedern erarbeitete Leitlinien, Evidenzberichte<br />

usw. Optimiert wurde in erster Linie die Suchfunktion.<br />

Für einen verbesserten Informationsaustausch zwischen<br />

den Netzwerkmitgliedern und innerhalb der Arbeitsgruppen<br />

wurden neue Tools wie z.B. Diskussionsforen<br />

und geschützte Arbeitsgruppenbereiche eingerichtet.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Gestartet 2002<br />

mit 37 Gründungsmitgliedern aus 20 Ländern, sind<br />

heute 90 Organisationen und 64 Einzelpersonen aus<br />

40 Ländern Mitglieder des Netzwerkes. Diese Entwicklung<br />

zeigt, dass G-I-N mit seinem Online-Portal ein<br />

wichtiges Instrument der internationalen Zusammenarbeit<br />

auf dem Gebiet der Leitlinien-Entwicklung und -<br />

Implementierung darstellt. Das neue Online-Portal wird<br />

zum EbM-Kongress allgemein zugänglich sein.<br />

Bitte zitieren als: König I, Rütters D, Günter O. Entwicklung des Online-<br />

Portals des Guidelines International Network (G-I-N) seit 2002 – Ein<br />

Beispiel für die internationale Kooperation bei Leitlinien-Entwicklung<br />

und -Implementierung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm082.<br />

DOI: 10.3205/10ebm082, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0824<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm082.shtml<br />

083<br />

Generalist und Spezialist an einem Tisch<br />

Susanne Träger<br />

Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative<br />

Medizin, Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Allgemeinmedizin, als ein wesentlicher<br />

Teil des Gesundheitssystems, stellt einen Großteil<br />

der medizinischen Versorgung der Bevölkerung sicher<br />

[1]. Im Jahr 2007 wurden im Rahmen eines deutschen<br />

Gesundheitsreportes durchschnittlich 17,9 Arztkontakte<br />

pro Person und Jahr dokumentiert. Allein beim Hausarzt<br />

waren es 7,1 Kontakte/Pat/Jahr [1]. Die demografische<br />

Entwicklungspyramide lässt annehmen, dass die<br />

Zahl chronisch Kranker, die von mehreren Disziplinen<br />

betreut werden müssen, weiter ansteigt. Sektoren übergreifende<br />

Behandlungsformen, wie die managed care<br />

in den USA [2] sind in Deutschland in Teilen in <strong>Programm</strong>en<br />

der „integrierten Versorgung chronisch Kranker“<br />

(disease management program) [3], [4] eingeführt<br />

worden. Auf der Grundlage von Behandlungsleitlinien<br />

soll die Qualität der Versorgung und deren Kosteneffektivität<br />

kontinuierlich verbessert werden. Sie sind hierzu<br />

ein hocheffizientes Mittel, um eine gut abgestimmte,<br />

kontinuierliche und evidenzbasierte Betreuung und<br />

Behandlung zu erreichen. Der Prozess der daraufbasierenden<br />

Umsetzung im Alltag ist träge und eine Hoff-<br />

nung auf bessere Implementierung stellt der lokal erarbeitete<br />

Behandlungspfad dar [5], [6], [7], [8], [9].<br />

In der vorliegenden Studie wird die Entwicklung und<br />

Implementierung eines Behandlungspfades für KHK-<br />

Patienten im Konsens von Allgemeinmedizinern und<br />

Kardiologen eines Ortes beobachtet.<br />

Material und Methoden: Es wurden die Hausärzte<br />

und niedergelassenen Kardiologen einer 80.000 Einwohner-<br />

Stadt eingeladen, um einen gemeinsamen<br />

Behandlungspfad für KHK-Patienten zu entwickeln.<br />

Nach einer Vorbesprechung verblieben 24 Kollegen<br />

(davon 4 Kardiologen) in der Gruppe. Allen wurde die<br />

nationale Versorgungsleitlinie chron. KHK (BRD), die<br />

Degam-Leitlinie Herzinsuffizienz und aktuelle Forschungsergebnisse<br />

zu den üblichen Medikamenten,<br />

möglichen Labor- und technischen Untersuchungen<br />

sowie zur Bedeutung des Lebensstils und des Verhaltens<br />

chronisch Kranker ausgehändigt. Die Bereiche Medikation,<br />

Konsultation und Dokumentation wurden in Kleingruppen<br />

besprochen und zur Konsensfindung in der<br />

Gesamtgruppe diskutiert. Das Ergebnis wurde jedem<br />

Teilnehmer als „Tischversion“ ausgehändigt.<br />

Die Implementierung wird in drei verschiedenen Arztgruppen<br />

beobachtet: 1. Gruppe: Entwickler des Behandlungspfades,<br />

2. Gruppe: bekommen das Informationsmaterial<br />

und die Tischversion des Behandlungspfades<br />

ausgehändigt, 3. Gruppe: Kontrollgruppe in<br />

einer anderen Stadt, ohne Informationsmaterial, ohne<br />

Behandlungspfad. Es erfolgt eine qualitative und quantitative<br />

Erhebung bei Behandlern und Patienten sowie<br />

eine Dokumentation der Umsetzung des Behandlungspfades<br />

über 12 Monate.<br />

Ergebnisse: Leitlinien-Vorgaben und aktuelle Forschungsergebnisse<br />

wurden im Einvernehmen von Allgemeinärzten<br />

und Spezialisten in einem medikamentösen<br />

Behandlungspfad sowie Vorgaben zur Patientenbetreuung<br />

und Konsultationsfrequenz niedergelegt. Die<br />

Auswertung der ersten Datenerhebung erfolgt zurzeit<br />

und wird präsentiert.<br />

Bei Durchsicht der ersten Datenerhebung zeigen sich<br />

häufige Abweichungen vom Behandlungspfad in Gruppen<br />

1 und 2, viele erfolgen bewusst und begründet,<br />

manche werden noch eruiert. Gruppe 3 behandelt bei<br />

der medikamentösen Therapie häufig leitliniengerecht.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Allgemeinärzte<br />

und Spezialisten können respektvoll und ergebnisorientiert<br />

miteinander diskutieren und Kompromisse aushandeln,<br />

die von allen Beteiligten mitgetragen werden.<br />

Der Aufwand mit der Entwicklung eines lokalen Behandlungspfades,<br />

verbunden mit der Hoffnung auf<br />

intensivierte leitliniengerechte Therapie, ist bei der<br />

ersten Datensichtung eher nicht gerechtfertigt, auch,<br />

weil leitliniengerechte Therapie in der Kontrollgruppe<br />

oft anzutreffen ist.<br />

55


Literatur<br />

1. Grobe TG, Dörning H, Schwartz FW, ISEG Institut für<br />

Sozialmedizin E+G. GEK-Report ambulant-ärztliche Versorgung<br />

2008 Auswertung der GEK-<br />

Gesundheitsberichtserstattung, Schwerpunkt: Erkrankung und<br />

zukünftige Ausgaben. St. Augustin: Asgard-Verlag; 2008.<br />

2. Forrest CB. Primary care in the United States: primary care<br />

gatekeeping and referrals: effective filter or failed experiment?<br />

BMJ. 2003;326(7391):692-695.<br />

3. Bundesversicherungsamt (BVA). Zulassung der Disease<br />

Management <strong>Programm</strong>e (DMP) durch das Bundesversicherungsamt<br />

(BVA). 2008. 1-2-2009. Available from:<br />

http://www.bundesversicherungsamt.de/cln_100/nn_10466<br />

48/DE/DMP/dmp__node.html?__nnn=true<br />

4. Petro W, Schulenburg JM, Greiner W, Weithase J, Schülke<br />

A, Metzdorf N. Effizienz eines Disease Management <strong>Programm</strong>es<br />

bei Asthma. Pneumologie. 2005;59:101-107.<br />

5. Campbell H, Hotchkiss R, Bradshaw N, Porteous M. Integrated<br />

care pathways. BMJ. 1998;316(7125):133-137.<br />

6. Gerlach FM, Beyer M, Szecsenyi J, Fischer GC. Leitlinien<br />

in Klinik und Praxis: Welche Anforderungen sollten moderne<br />

Leitlinien erfüllen? Welche Strategien zur Entwicklung, Verbreitung<br />

und Implementierung haben sich bewährt? Welchen<br />

Beitrag können Leitlinien zur Qualitätsförderung in der Medizin<br />

leisten? Dtsch Arztebl. 1998;95(17):A-1014.<br />

7. Rosen R APDA. Improving chronic disease management,<br />

an anglo-american exchange. Kings Fund sr, editor. London:<br />

King´s Fund; 1-11-2007<br />

8. Scheffler R, Bodenheimer T, Lombardo P, Starfield B, Morris<br />

W, Treadway K et al. The future of primary care--the community<br />

responds. N Engl J Med. 2008;359(25):2636-2639.<br />

9. Weingarten SR, Henning JM, Badamgarav E, Knight K,<br />

Hasselblad V, Gano A, Jr. et al. Interventions used in disease<br />

management programmes for patients with chronic illnesswhich<br />

ones work? Meta-analysis of published reports. BMJ.<br />

2002;325(7370):925.<br />

Bitte zitieren als: Träger S. Generalist und Spezialist an einem Tisch. In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm083.<br />

DOI: 10.3205/10ebm083, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0837<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm083.shtml<br />

084<br />

Die Arztbibliothek – eine neues Wissensportal<br />

für Ärzte<br />

Thomas Bunk, Monika Nothacker, Dana Rütters, Silja Schwencke,<br />

Susanne Weinbrenner, Günter Ollenschläger<br />

ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Das Internet bietet hochwertige Informationen<br />

und Angebote zu Leitlinien, Patienteninformationen,<br />

Evidenzberichten etc. Ärzte müssen nach diesen<br />

Informationen aber oft aufwändig und zeitintensiv auf<br />

Webseiten der ärztlichen Selbstverwaltung, medizinischer<br />

Fachgesellschaften, in Datenbanken, Open Access-<br />

und kostenpflichtigen Core-Journals suchen. So<br />

wird die Auseinandersetzung der Ärzteschaft mit<br />

hochwertigen, evidenzbasierten Informationen erschwert.<br />

Ein Wissensportal mit einer nutzerorientierten<br />

56<br />

Suche nach ausgewählten Informationen stellt dafür<br />

eine Lösung dar.<br />

Material/Methoden: Zu Beginn wurden die Bedürfnisse<br />

zukünftiger Nutzer (80 ärztliche Multiplikatoren)<br />

per Internet-Fragebogen ermittelt Die Ergebnisse flossen<br />

direkt in die Entwicklung des Portals ein. Parallel wurden<br />

systematisch aktuelle S2- und S3-Leitlinien mit Relevanz<br />

für den ambulanten Bereich auf den Seiten der<br />

AWMF und medizinischer Fachgesellschaften recherchiert,<br />

inhaltlich und formal erschlossen sowie transparent<br />

auf ihre methodische Qualität mit DELBI bewertet.<br />

Zusätzlich wurden Quellen nach medizinischen Fachinformationen<br />

durchsucht.<br />

Ergebnisse: Seit sechs Monaten ist die Arztbibliothek<br />

als Wissensportals frei im Internet verfügbar. Die Recherche<br />

erbrachte bis heute 188 Leitlinien, von denen<br />

174 erschlossen und verfügbar sind. Angeboten werden<br />

zusätzlich 2.206 Verweise auf <strong>Abstracts</strong> zu Cochrane<br />

Reviews der letzten drei Jahre, von denen 996<br />

einem Leitlinienthema zugeordnet sind. Durch die Recherche<br />

nach medizinischen Fachinformationen wurden<br />

sechs große Schwerpunkte (Arzneimittelinformationen,<br />

Rechtsquellen etc.) identifiziert, die als thematische<br />

Linksammlung mit insgesamt etwa 4.400 Verweisen auf<br />

externe Quellen über die Arztbibliothek verfügbar sind.<br />

Aktuell hat die Arztbibliothek 1.600 Besucher pro Woche.<br />

Die Inhalte der Arztbibliothek sind über eine thematische<br />

Suche und einer Volltextsuche recherchierbar.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Durch die Arztbibliothek<br />

wird eine häufigere und gezieltere Anwendung<br />

evidenzbasierter Informationen ermöglicht. Ein so implementiertes<br />

Wissensmanagement dient als Unterstützung<br />

und Eckpfeiler einer qualitativ hochwertigen Versorgung.<br />

Geplant sind die Integration qualitativ hochwertiger<br />

Patienteninformationen und HTA-Berichte, die Implementierung<br />

einer Synonymsuche und eine optimierte<br />

Anzeige der Suchergebnisse. Alle Inhalte der Arztbibliothek<br />

werden ständig aktualisiert und erweitert.<br />

Bitte zitieren als: Bunk T, Nothacker M, Rütters D, Schwencke S,<br />

Weinbrenner S, Ollenschläger G. Die Arztbibliothek – eine neues<br />

Wissensportal für Ärzte. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm084.<br />

DOI: 10.3205/10ebm084, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0842<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm084.shtml


P3: Systemische Übersicht und<br />

HTA<br />

085<br />

Akute Schlaganfallmanagement mittels<br />

Telemedizin: eine systematische Übersicht<br />

Tim Johansson, Claudia Wild<br />

Ludwig Boltzmann Institut Health Technology Assessment,<br />

Wien, Österreich<br />

Hintergrund: In den industrialisierten Ländern zählt<br />

Schlaganfall zur 3.-häufigsten Todesursache nach Herz-<br />

Kreislauferkrankungen und Krebs. Patienten, die in<br />

Stroke Units oder mit intravenösen Thrombolyse (Lyse)<br />

behandelt werden haben eine bessere Überlebenschance<br />

und Gesundheitsprognose als konventionell<br />

behandelte Schlaganfallpatienten. Problematisch ist,<br />

dass viele Schlaganfallpatienten keinen Zugang zu<br />

Stroke Units und Lyse Therapien haben. Dies ist u.a<br />

durch geographische und zeitliche Barrieren bedingt.<br />

Lyse ist nur nach den Schlaganfallsymptomen innerhalb<br />

der ersten 4,5h wirkungsvoll. Telemedizin ermöglicht<br />

es, dass neurologische ExpertInnen in Stroke Units mit<br />

ÄrztInnen in regionalen Krankenhäusern in Echtzeit<br />

kommunizieren können, um schnelle Betreuung zu<br />

ermöglichen.<br />

Material/Methoden: Um relevante Artikel zu identifizieren<br />

wurde eine systematische Literatursuche in<br />

folgenden Datenbanken durchgeführt: Ovid Medline,<br />

Embase, INAHTA und in der Cochrane Library.<br />

Ergebnisse: Im Beobachtungsraum von 1995 bis<br />

2008 wurden 151 Artikeln identifiziert, davon wurden<br />

19 Studien eingeschlossen (Tabelle 1, Tabelle 2). Die<br />

Mehrzahl der Publikationen analysierte die Sicherheit<br />

und Durchführbarkeit von Telelyse. Verschiedene Prozessabläufe<br />

wurden evaluiert. zB. Onset – Lyse – Zeit<br />

sowie Pforte – Lyse – Zeit. Für die weitere Überwachung<br />

wurden Telelysierte PatientInnen oft zu Schlaganfallzentren<br />

transportiert. Follow-up von Telestroke PatientInnen<br />

nach 6, 12 und 30 Monten zeigte – im Vergleich<br />

zu PatientInnen mit konventionellen Behandlungen<br />

– eine reduzierte Wahrscheinlichkeit für Behinderung<br />

und Mortalität. PatientInnen und Personal berichteten<br />

von einer hohen Zufriedenheit mit telemedizinischen<br />

Interventionen. Eine sehr begrenzte Evidenz für die<br />

Nutzung von Ressourcen und Kosten-Effektivität ist vorhanden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Trotz der begrenzten<br />

Evidenz und dem Überwiegen von Beobachtungsstudien<br />

scheinen Telestroke-Interventionen sicher, zuverlässig<br />

und akzeptiert zu sein. Telemedizinische Interventionen<br />

können das Wissen und die Expertise von spezialisierten<br />

Schlaganfallzentren zu regionalen neurologisch<br />

unterversorgten Regionen verbreiten. Effektive<br />

Behandlungstherapien wie Lyse können häufiger eingesetzt<br />

werden. Die fehlende Ressourcendarstellung sowie<br />

der Mangel an standardisierten Qualitätsindikatoren,<br />

Abläufen, und Outcomeparameter macht es schwierig<br />

verschiedene <strong>Programm</strong>e zu vergleichen und ein „best<br />

practise“ Model zu identifizieren. Eine Standardisierung<br />

der Ergebnismessung ist wünschenswert.<br />

Literatur<br />

1. Johansson T, Wild C. Telemedicine in Stroke Management<br />

– systematic review. HTA- Projektbericht. 2009;No. 029.<br />

Table 1: General characteristics of studies meeting the inclusion<br />

criteria<br />

Bitte zitieren als: Johansson T, Wild C. Akute Schlaganfallmanagement<br />

mittels Telemedizin: eine systematische Übersicht. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm085.<br />

DOI: 10.3205/10ebm085, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0851<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm085.shtml<br />

57


Table 2: tPA via telephone and video consultation interventions<br />

086<br />

Wie profitiert die Arzt-Patient-Beziehung von<br />

HTA?<br />

Sunya-Lee Antoine, Britta Göhlen, Swetlana Frei<br />

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information,<br />

Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Bewertungen gesundheitlicher Verfahren/Health<br />

Technology Assessment (HTA) und evidenzbasierte<br />

(EbM) sind trotz unterschiedlicher Zielsetzung<br />

(Bevölkerung vs. Individuum) eng miteinander verknüpft:<br />

HTA gründet auf EbM und beeinflusst wiederum Entscheidungen<br />

in der EbM. Beide basieren auf dem aktuellen<br />

Stand der Wissenschaft. Die Methoden der Wissensbewertung<br />

von EbM finden sich darüber hinaus im<br />

HTA-Konzept wieder.<br />

Die Evidenzvermittlung in der Beziehung zwischen Arzt<br />

und Patienten kann eine Herausforderung sein, da die<br />

Informationsbedürfnisse verschiedener Patienten variieren.<br />

Inwieweit HTA die Arzt-Patient-Kommunikation<br />

unterstützen kann und ob die Arzt-Patient-Beziehung in<br />

bisherigen Berichten eine Rolle spielt, greift dieser<br />

Beitrag auf.<br />

Material/Methoden: In der DAHTA-Datenbank des<br />

Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und<br />

Information (DIMDI) wird nach HTA-Berichten gesucht,<br />

die einen Bezug zur Arzt-Patient-Beziehung haben.<br />

58<br />

Weitere Schlagwörter neben Compliance sind u.a.<br />

Beziehung, Interaktion, Gespräch, Patientenbetreuung<br />

und Therapieerfolg.<br />

Ergebnisse: Die Suche ergibt 27 HTA-Berichte, davon<br />

stammen vier vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

in Gesundheitswesen (IQWiG). Nach Durchsicht<br />

der Publikationen, werden acht identifiziert, die<br />

tatsächlich die Arzt-Patient-Beziehung widerspiegeln (1<br />

x IQWiG, 7 x DIMDI). Beispielsweise:<br />

• Nichtmedikamentöse Behandlung der Alzheimer<br />

Demenz<br />

• Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance<br />

bzw. Adherence in der Arzneimitteltherapie<br />

• Wirksamkeit und Effizienz elektronischer Arzneimittelverordnung<br />

mit Entscheidungsunterstützungssystemen<br />

• Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von verhaltensbezogene<br />

Maßnahmen zur Prävention des Zigarettenrauchens.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Nur wenige HTA-<br />

Berichte greifen die Arzt-Patient-Beziehung auf. Einige<br />

bewertete Verfahren zielen speziell auf die Kommunikation<br />

zwischen Arzt und Patient (z. B. Maßnahmen zur<br />

Complianceverbesserung oder die elektronische Arzneimittelverordnung).<br />

Andere beinhalten interaktive<br />

Elemente und beeinflussen indirekt das Arzt-Patient-<br />

Verhältnis (z. B. verhaltensbezogene Maßnahmen).<br />

HTA-Berichte liefern evidenzbasierte Informationen, die<br />

eine wertfreie Aufklärung erleichtern. Damit kann HTA<br />

die Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patienten unterstützen.<br />

Bitte zitieren als: Antoine SL, Göhlen B, Frei S. Wie profitiert die Arzt-<br />

Patient-Beziehung von HTA? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm086.<br />

DOI: 10.3205/10ebm086, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0866<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm086.shtml<br />

087<br />

Wirkt sich ein Ultraschall-Screening auf<br />

Chorionizität im ersten<br />

Schwangerschaftsdrittel bei<br />

Mehrlingsschwangerschaften positiv auf<br />

Mortalität und Morbidität während und nach<br />

der Schwangerschaft aus?<br />

Anja Schwalm, Sabine Gruber, Günter Wietschel, Katja<br />

Matthias<br />

Gemeinsamer Bundesausschuss, Siegburg, Deutschland<br />

Hintergrund: In den letzten Jahren ist der Anteil der<br />

Mehrlingsgeburten an allen Geburten in Deutschland<br />

deutlich gestiegen. Bei ca. 20% der Zwillingsschwangerschaften<br />

besitzen beide Föten eine gemeinsame


Plazenta (Monochorionizität). Die gemeinsame Versorgung<br />

durch eine Plazenta führt bei ca. 90% dieser<br />

Schwangerschaften zu einer Ausprägung von gemeinsamen<br />

Plazentagefäßen, die mit einem Blutaustausch<br />

zwischen den Föten verbunden ist. Bei 10 bis 15% der<br />

Fälle kommt es aufgrund einer chronischen Unausgeglichenheit<br />

des Blutflusses zur Entwicklung eines Twin-To-<br />

Twin-Transfusion-Syndroms (TTTS), das bis zum intrauterinen<br />

Tod eines oder beider Föten führen kann.<br />

Material/Methoden: Die Fragestellung: „Wirkt sich<br />

ein Ultraschall-Screening auf Chorionizität im ersten<br />

Schwangerschaftsdrittel bei Mehrlingsschwangerschaften<br />

positiv auf Mortalität und Morbidität während und<br />

nach der Schwangerschaft aus?“ wurde mit einer umfassenden,<br />

systematischen Literaturrecherche bearbeitet.<br />

Ergebnisse: Monochorionizität ist ein nachgewiesener<br />

Risikofaktor für einen negativen Schwangerschaftsoutcome.<br />

In der Mehrzahl der identifizierten Studien (10 von 12)<br />

wurde ein höheres Mortalitätsrisiko bei monochorionischen<br />

Schwangerschaften festgestellt. In sieben Studien<br />

waren die beobachteten Unterschiede signifikant. Die<br />

berechneten Odds Ratios lagen bezogen auf die<br />

Grundgesamtheit Schwangerschaften zwischen 2,5 und<br />

5,05.<br />

Mit dem Ultraschall liegt ein diagnostischer Test mit<br />

hoher Sensitivität und Spezifität vor, durch den die<br />

Monochorionizität im ersten Trimenon nachgewiesen<br />

werden kann. In 12 der 13 Studien, die die Testgüte<br />

des Ultraschalls im ersten Trimenon auf Chorionizität<br />

anhand einer Plazenta-Analyse nach der Geburt überprüften,<br />

lagen sowohl Sensitivität als auch Spezifität<br />

zwischen 90 und 100%.<br />

Tritt in Folge der Monochorionizität ein TTTS auf, stehen<br />

verschiedene invasive und nichtinvasive Verfahren als<br />

Therapieoptionen zur Verfügung. Neben einem angepassten<br />

Schwangerschaftsmanagement ist insbesondere<br />

der Gefäßverschluss durch Laser die bislang am weitesten<br />

entwickelte Methode.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Ein Ultraschall-<br />

Screening auf Chorionizität im ersten Schwangerschaftsdrittel<br />

bei Mehrlingsschwangerschaften wirkt sich<br />

positiv auf Mortalität und Morbidität der betroffenen<br />

Kinder aus. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat<br />

aufgrund dieser Ergebnisse die Bestimmung der Chorionizität<br />

bei Mehrlingsschwangerschaften in den Leistungskatalog<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

aufgenommen.<br />

Bitte zitieren als: Schwalm A, Gruber S, Wietschel G, Matthias K.<br />

Wirkt sich ein Ultraschall-Screening auf Chorionizität im ersten<br />

Schwangerschaftsdrittel bei Mehrlingsschwangerschaften positiv auf<br />

Mortalität und Morbidität während und nach der Schwangerschaft aus?<br />

In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin<br />

21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm087.<br />

DOI: 10.3205/10ebm087, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0878<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm087.shtml<br />

088<br />

Validierung eines restriktiven Vorgehens (RV)<br />

bei der Identifizierung systematischer<br />

Sekundärliteratur gegenüber einem<br />

Standardvorgehen (SV)<br />

Eva Matyas 1 , Klaus Jeitler 1,2 , Karl Horvath 1 , Thomas Semlitsch<br />

1 , Ursula Püringer 1 , Andrea Siebenhofer 3,4<br />

1EBM (Evidence based medicine) Review Center, Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,<br />

Graz, Österreich<br />

2Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

3Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am<br />

Main<br />

4EBM (Evidence based medicine) Review Center, Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz,<br />

Frankfurt/Main, Deutschland<br />

Hintergrund: Bei der Erstellung einer systematischen<br />

Übersichtsarbeit auf Basis von Sekundärliteratur werden<br />

Ein-/Ausschlusskriterien nach thematischen und methodischen<br />

Aspekten definiert, nach denen Referenzen<br />

durch ein Screening der Titel und <strong>Abstracts</strong> (TA-Scr)<br />

gesichtet werden. In der Folge werden die daraus<br />

resultierenden potenziell relevanten Volltextpublikationen<br />

bewertet. Die vorliegende Validierung bezieht sich<br />

auf methodische Aspekte auf Abstract-Ebene. Aus dem<br />

Standardvorgehen (SV), bei dem sensitive methodische<br />

Kriterien für das TA-Scr definiert werden, resultiert, dass<br />

auch viele nicht systematische Arbeiten im Volltext<br />

gesichtet und Ressourcen für die Beschaffung der Publikationen<br />

bereitgestellt werden müssen. Daher wurde<br />

ein restriktives Vorgehen (RV) entwickelt und im Jahr<br />

2008 erstmals an einem Realprojekt evaluiert [1]. Das<br />

Ergebnis zeigte eine Reduktion der potenziell relevanten<br />

Volltexte auf Abstract-Ebene um 37% (15 Referenzen),<br />

ohne dabei eine tatsächlich relevante systematische<br />

Arbeit ausgeschlossen zu haben und lieferte einen<br />

Hinweis darauf, dass durch ein RV eine Ressourceneinsparung<br />

ohne Qualitätseinbußen möglich war.<br />

Ziel der vorliegenden Evaluierung ist eine projektübergreifende<br />

Validierung des RV auf Basis eines weiteren<br />

Realprojektes.<br />

Material/Methoden: Die Basis für die Evaluierung<br />

waren 60 Titel und <strong>Abstracts</strong> jener Volltexte eines Realprojekts,<br />

die über das übliche, sensitive TA-Scr (SV) als<br />

potenziell relevant identifiziert worden waren. Das<br />

zusätzliche TA-Scr anhand spezifischer hierarchischer<br />

Kriterien (RV) wurde von 2 unabhängigen Reviewern<br />

durchgeführt, die zuvor nicht in den Screeningprozess<br />

eingebunden waren. Die angewandten Kriterien fokussieren<br />

auf Aspekte wie Datenquellen, Verschlagwortung<br />

und Angaben zur Systematik, und wurden bereits publiziert<br />

[1]. Die exkludierten Referenzen des TA-Scr im<br />

RV wurden mit den Ergebnissen aus dem SV verglichen.<br />

Ergebnisse: Im SV wurden von den 60 potenziell<br />

relevanten Titeln und <strong>Abstracts</strong> im Volltextscreening,<br />

welches eine methodische Bewertung nach dem Quali-<br />

59


tätsindex von Oxman & Gyatt [2], [3] einschließt, letztlich<br />

6 Publikationen identifiziert, die für die Beantwortung<br />

der Fragestellung des Projektes relevant waren.<br />

Durch das RV konnte die Zahl der potenziell relevanten<br />

Volltexte bereits auf Abstract-Ebene von 60 auf 47<br />

reduziert werden, was einer Reduktion von 22% entspricht.<br />

Wesentlich dabei war, dass nach dem spezifischen<br />

TA-Scr alle 6 auch tatsächlich relevanten Arbeiten<br />

enthalten waren.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse<br />

bestätigen den Hinweis, dass durch ein RV beim TA-Scr<br />

keine relevante systematische Sekundärliteratur ausgeschlossen<br />

wird. In der praktischen Anwendung kann<br />

neben den Kosten, die durch die Beschaffung der Publikationen<br />

und der daraus resultierenden Zeitverzögerungen<br />

entstehen, auch der Arbeitsaufwand im Rahmen<br />

der Sichtung nicht relevanter Volltexte eingespart werden.<br />

Literatur<br />

1. Matyas E, Jeitler K, Horvath K, Pignitter N, Püringer U,<br />

Siebenhofer-Kroitzsch A. Standardvorgehen (SV) versus restriktives<br />

Vorgehen (RV) bei der Identifizierung systematischer<br />

Sekundärliteratur. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. 2009. Available from:<br />

http://www.egms.de/de/meetings/ebm2009/09ebm083.sht<br />

ml<br />

2. Oxman AD, Guyatt GH. Validation of an index of the<br />

quality of review articles. J Clin Epidemiol.<br />

1991;44(11):1271-1278.<br />

3. Oxman AD, Guyatt GH, Singer J, Goldsmith CH, Hutchison<br />

BG, Milner RA, et al. Agreement among reviewers of<br />

review articles. J Clin Epidemiol. 1991;44(1):91-98.<br />

Bitte zitieren als: Matyas E, Jeitler K, Horvath K, Semlitsch T, Püringer<br />

U, Siebenhofer A. Validierung eines restriktiven Vorgehens (RV) bei der<br />

Identifizierung systematischer Sekundärliteratur gegenüber einem<br />

Standardvorgehen (SV). In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm088.<br />

DOI: 10.3205/10ebm088, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0880<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm088.shtml<br />

089<br />

Ideal Situation oder normale Praxis? Die<br />

Position von die Klinische Studien in zwei<br />

Cochrane systematische übersichten in das<br />

‚pragmatic-explanatory continuum’<br />

Mona Nasser 1 , Zbys Fedorowicz 2 , Patrick Sequeira 3<br />

1 IQWiG, Köln, Deutschland<br />

2 Bahrain Branch of UK Cochrane Centre, Manama, Bahrain<br />

3 Endodontology SSE SFZ, Cham-Zug, Schweiz<br />

Hintergrund: “Pragmatic trials” (pragmatische klinische<br />

Studien) haben das Ziel, Ärztinnen und Ärzte bei<br />

Entscheidungen über Behandlungsmöglichkeiten zu<br />

unterstützen. „Explanatory trials“ (erklärende klinische<br />

Studien) haben das Ziel, Kausalverknüpfungen für eine<br />

60<br />

Hypothese zu testen. Es gibt wenige klinische Studien,<br />

die nur ‚pragmatic’ oder nur ‚explanatory’ sind.<br />

Material/Methoden: Wie haben klinische Studien<br />

aus zwei Cochrane-Reviews selektiert. Ein Review befasste<br />

sich mit Mundwasser bei Mundgeruch, das andere<br />

mit Behandlungsmöglichkeiten für orale submuköse<br />

Fibrose (Fedorowicz 2008a [1], Fedorowicz 2008b<br />

[2]). Wir haben die Studien mit dem PRECIS-Instrument<br />

evaluiert (PRECIS: the pragmatic–explanatory continuum<br />

indicator summary tool; Thorpe 2009 [3]).<br />

Ergebnisse: Keine der klinischen Studien war nur<br />

‚pragmatic’ oder nur ‚explanatory’. Die Studien waren<br />

meistens ‚explanatory’ in den Bereichen Flexibilität der<br />

Interventionen in experimenteller und Kontrollgruppe<br />

sowie Intensität der Nachbeobachtung (follow-up). Eher<br />

‚pragmatic’ waren sie in der Auswahl primärer Outcomes.<br />

Es gab nicht genügend Informationen, um die<br />

Expertise von Ärztin/Arzt zu beurteilen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Der PRECIS-<br />

Instrument ist ein hilfreiches Instrument, um die ‚pragmatic’<br />

und ‚explanatory’ Aspekte in klinischen Studien zu<br />

differenzieren. Es kann den Autorinnen und Autoren<br />

einer systematischen Übersicht helfen, bessere Implikationen<br />

für die zukünftige klinische Praxis und Forschung<br />

anzugeben. Ärztinnen und Ärzten kann es helfen, ein<br />

besseres Verständnis für die Grenzen klinischer Studien<br />

zu entwickeln. Wir werden zeigen, wie das Instrument<br />

die Schlussfolgerungen und Implikationen eines Reviews<br />

verbessern kann.<br />

Literatur<br />

1. Fedorowicz Z, Aljufairi H, Nasser M, Outhouse TL,<br />

Pedrazzi V. Mouthrinses for the treatment of halitosis. Cochrane<br />

Database of Systematic Reviews 2008a, Issue 4.<br />

2. Fedorowicz Z, Chan Shih-Yen E, Dorri M, Nasser M,<br />

Newton T, Shi L. Interventions for the management of oral<br />

submucous fibrosis. Cochrane Database of Systematic Reviews<br />

2008b, Issue 4.<br />

3. Thorpe KE, Zwarenstein M, Oxman AD et al. A pragmaticexplanatory<br />

continuum indicator summary (PRECIS): a tool to<br />

help trial designers. CMAJ. 2009;180(10):E47-57.<br />

Bitte zitieren als: Nasser M, Fedorowicz Z, Sequeira P. Ideal Situation<br />

oder normale Praxis? Die Position von die Klinische Studien in zwei<br />

Cochrane systematische übersichten in das ‚pragmatic-explanatory<br />

continuum’. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm089.<br />

DOI: 10.3205/10ebm089, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0891<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm089.shtml


090<br />

Hop oder Top: Eine Analyse der<br />

Nutzerbewertung von Zusammenfassungen<br />

systematischer Übersichten<br />

Hilda Bastian, Marco Knelangen, Ulrich Grouven, Sonja<br />

Siegert, Andreas Waltering<br />

IQWiG, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Nutzerbewertung und -kritik ist ein<br />

wachsender und zugleich einflussreicher Bestandteil der<br />

Internetnutzung und -kultur. Sie ermöglichen eine Rückmeldung<br />

an den Betreiber, aber auch den Austausch<br />

zwischen den Leserinnen und Lesern. Eine Online-<br />

Bewertung kann Lob ausdrücken, aber auch ein Ventil<br />

für Ärger sein. Allerdings ist noch unklar, wie die Daten<br />

aus Online-Bewertungen zu interpretieren sind und ob<br />

nur eine Usergruppe mit spezifischen Eigenschaften<br />

solche Bewertungen abgibt.<br />

Primäres Ziel unseres Projektes ist die Beschreibung der<br />

Erfahrungen mit der Online-Bewertung evidenzbasierter<br />

Gesundheitsinformationen auf unserer deutschsprachigen<br />

Website Gesundheitsinformation.de, insbesondere<br />

von Zusammenfassungen systematischer Übersichten.<br />

Ein zweiter Ansatz untersucht, wann die Verteilung der<br />

Bewertungen zuverlässig auf einen positiven, neutralen<br />

oder negativen Gesamteindruck schließen lässt.<br />

Material/Methoden: Die Artikel auf der Website<br />

können mittels einer 5-Punkt-Likert-Skala („nicht gut“ bis<br />

„sehr gut“) bewertet werden. Hatte ein Artikel mindestens<br />

100 Bewertungen, wurden diese zu einer Gesamtbewertung<br />

in einer der drei Kategorien „positiv“, „neutral“<br />

oder „negativ“ zusammengefasst. Für eine Schätzung,<br />

welche Artikel am besten bewertet worden waren,<br />

evaluierten wir, welche eine höhere Anzahl positiver<br />

als negativer Bewertungen hatten.<br />

Ergebnisse: Für 68 Artikel gab es mindestens 100<br />

Nutzerbewertungen. Darunter waren 40 Zusammenfassungen<br />

systematischer Übersichten. Für die 68 Artikel<br />

wurden 43.605 (Range 102 bis 5673) Bewertungen<br />

abgegeben, davon 23.638 für die Kurzfassung der<br />

systematischen Übersichten. Absolut erhielten 22 Zusammenfassungen<br />

eine positive, 3 eine neutrale und 15<br />

eine negative Bewertung.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine ausreichende<br />

Anzahl von Onlinebewertungen bietet eine nützliche<br />

Rückmeldung für redaktionelle Zwecke und die Identifizierung<br />

nutzerrelevanter Themen. Denkbar wäre auch,<br />

beispielsweise positiv bewertete Artikel optisch zu<br />

kennzeichnen oder an prominenter Stelle zu platzieren.<br />

In einer weiteren Auswertung werden wir versuchen,<br />

eine Schwelle oder ein Maß zu definieren, ab der eine<br />

ausreichend verlässliche Schätzung der Richtung der<br />

Gesamtbewertung möglich ist.<br />

Literatur<br />

1. Chevalier JA, Mayzlin D. The effect of word of mouth on<br />

sales: online book reviews. J Marketing Research.<br />

2006;XLIII:345-54.<br />

2. Dellarocas C. The digitization of word of mouth: promise<br />

and challenges of online feedback mechanisms. Management<br />

Science. 2003;49:1407-24.<br />

3. Lenhart A, Horrigan J, Fallows D. Content creation online;<br />

Pew Internet and American Life Project. Washington: Pew<br />

Research Center. 2004.<br />

Bitte zitieren als: Bastian H, Knelangen M, Grouven U, Siegert S,<br />

Waltering A. Hop oder Top: Eine Analyse der Nutzerbewertung von<br />

Zusammenfassungen systematischer Übersichten. In: EbM – ein Gewinn<br />

für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm090.<br />

DOI: 10.3205/10ebm090, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0904<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm090.shtml<br />

091<br />

Frauenspezifische Risiken für unerwünschte<br />

Wirkungen von Arzneimitteln zur Behandlung<br />

maligner Erkrankungen: ein systematisches<br />

Review<br />

Sylvi Lucke 1 , Sabine Oertelt-Prigione 2 , Farid Aly 3 , Ulrike Maschewsky-Schneider<br />

1 , Vera Regitz-Zagrosek 2 , Gisela Schott 3<br />

1Berlin School of Public Health an der Charité, Berlin, Deutschland<br />

2Institute of Gender in Medicine, Berlin, Deutschland<br />

3Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Berlin,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Bei der Auswertung von pharmakoepidemiologischen<br />

Studien und von Datenbanken für unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen (UAW) fällt auf, dass<br />

UAW bei Frauen häufiger als bei Männern gemeldet<br />

werden. Dafür ist vermutlich eine Vielzahl von Gründen<br />

verantwortlich, wie z.B. physiologische und psychosoziale<br />

Geschlechtsunterschiede. Dies gilt auch für Arzneimittel,<br />

die in der Therapie maligner Erkrankungen<br />

eingesetzt werden. Eine systematische Übersicht über<br />

publizierte Kenntnisse zu UAW von Arzneimitteln, die<br />

in der Behandlung maligner Erkrankungen eingesetzt<br />

werden und mit einem hohen Risiko für UAW bei Frauen<br />

assoziiert sind, fehlt derzeit.<br />

Material/Methoden: In der Datenbank PubMed<br />

wurde eine systematische Literaturrecherche, u.a. nach<br />

den Mesh-Terms “Cytostatic Agents", "Cytotoxins" und<br />

"Antineoplastic Agents" verknüpft mit “Sex" oder<br />

"Women", durchgeführt. Außerdem wurde in den von<br />

PubMed aufgeführten „Related Articles“ gesucht. Informationen<br />

der eingeschlossenen Literaturstellen wurden<br />

in Tabellen extrahiert und ausgewertet. Zur Qualitätsbeurteilung<br />

der eingeschlossenen Studien wurden<br />

Checklisten des National Health Service, Großbritannien,<br />

verwendet<br />

(http://www.phru.nhs.uk/pages/PHD/resources.htm).<br />

61


Ergebnisse: Die Literatursuche ergab insgesamt 9101<br />

potentiell relevante Literaturstellen, von denen unter<br />

Beachtung der Ein- und Ausschlusskriterien 51 Publikationen<br />

eingeschlossen wurden, darunter 14 Übersichtsarbeiten.<br />

Das vermehrte Auftreten von UAW bei Frauen<br />

wurde in den eingeschlossenen Publikationen bei der<br />

Therapie einer Vielzahl von malignen Erkrankungen<br />

beschrieben, so u.a. von gastrointestinalen Tumoren<br />

(Nennungen in der Literatur n=23), Leukämien und<br />

Lymphomen (n=18) und Bronchialkarzinomen (n=9).<br />

Das erhöhte Risiko für UAW bei Frauen wurde für viele<br />

gebräuchliche Zytostatika gezeigt, darunter u.a. Fluorouracil<br />

(n=18), Doxorubicin (n=12), Etoposid (n=10),<br />

Cisplatin (n=9), Cyclophosphamid (n=9) und Vincristin<br />

(n=8). Im Vergleich zu Männern traten bei Frauen vermehrt<br />

nicht-hämatologische UAW, wie z.B. Diarrhoe,<br />

Nausea, Emesis, Mucositis sowie das Hand-Fuß-<br />

Syndrom und hämatologische UAW, wie Anämie,<br />

Leuko- und Thrombozytopenie auf.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Bei der zytostatischen<br />

Therapie einer Vielzahl von malignen Erkrankungen<br />

sind bei Frauen im Vergleich zu Männern ein vermehrtes<br />

Auftreten von UAW beschrieben worden, so<br />

z.B. bei Verwendung von Pyrimidin-Analoga, Anthrazyklinen<br />

und Platin-haltigen Verbindungen. Um frühzeitig<br />

geeignete Maßnahmen, wie z.B. eine wirksame<br />

Antiemese einzuleiten, ist eine besondere Aufmerksamkeit<br />

erforderlich.<br />

Bitte zitieren als: Lucke S, Oertelt-Prigione S, Aly F, Maschewsky-<br />

Schneider U, Regitz-Zagrosek V, Schott G. Frauenspezifische Risiken für<br />

unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln zur Behandlung maligner<br />

Erkrankungen: ein systematisches Review. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm091.<br />

DOI: 10.3205/10ebm091, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0912<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm091.shtml<br />

092<br />

Erweiterte Kriterien für die Studienauswahl<br />

bei der Informationsbeschaffung aus<br />

Literaturdatenbanken<br />

Frank Peinemann 1 , Tatjana Burkhardt-Hammer 2 , Michael<br />

Kulig 1<br />

1 IQWiG, Köln, Deutschland<br />

2 Gesundheitsamt, Salzgitter, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Auswahl der Studien aus den gefundenen<br />

Treffern einer Literaturdatenbank erfolgt in<br />

einem ersten Schritt typischerweise anhand von Titel<br />

und Abstrakt. Studien können jedoch bei diesem Vorgehen<br />

übersehen werden, wenn die interessierende<br />

Diagnose und Therapie nur im Volltext vorkommt. Die<br />

von den Herausgebern der Literaturdatenbanken zugeordneten<br />

Deskriptoren kontrollierter Vokabulare wie<br />

MeSH oder EMTREE beziehen sich dagegen auf den<br />

Inhalt des Artikels. Das Ziel dieser retrospektiven Analy-<br />

62<br />

se war es, zu untersuchen, ob die Einbeziehung von<br />

Deskriptoren in den ersten Schritt der Studienauswahl<br />

zu einer Erhöhung der Vollständigkeit der relevanten<br />

Studien führt.<br />

Material/Methoden: Die Artikel wurden in den<br />

medizinischen Literaturdatenbanken MEDLINE, EMBA-<br />

SE und CENTRAL gesucht, und die bibliographischen<br />

Informationen von 5000 identifizierten Artikeln zur<br />

autologen Stammzelltransplantation bei Weichteilsarkomen<br />

wurden in einem ersten Auswahlschritt analysiert.<br />

Eine Person untersuchte Titel und Abstrakt und<br />

eine zweite Person untersuchte zusätzlich auch die<br />

entsprechenden Deskriptoren (MeSH, EMTREE). Für<br />

beide Untersucher galt, dass sowohl die Diagnose als<br />

auch die Therapie genannt sein mussten, damit ein<br />

Artikel als potentiell relevant eingestuft werden konnte.<br />

Die entsprechenden Volltexte wurden beschafft und<br />

analysiert. Unterschiedliche Meinungen der Gutachter<br />

zur Relevanz der Artikel wurden diskutiert und konsentiert.<br />

Ergebnisse: Anhand des gesamten Screeningprozesses<br />

fanden wir 78 relevante Studien (473 Patienten).<br />

Für 5 Studien (9 Patienten) waren die Informationen aus<br />

Titel oder Abstrakt nicht ausreichend und für 2 Studien<br />

(2 Patienten) war kein Abstrakt verfügbar. Somit wurden<br />

9% der Studien (7 von 78 relevanten Studien) und<br />

2% der Patienten (11 von 473 relevanten Patienten)<br />

aufgrund der Einbeziehung der Deskriptoren in der<br />

initialen Studienauswahl zusätzlich identifiziert. Sie<br />

wären bei einem strikten Titel-/Abstrakt-Screening übersehen<br />

worden. Die Gesamtzahl der Patienten in den<br />

zusätzlich identifizierten Fallbschreibungen waren 4<br />

mal 1 Patient und 1 mal 2 Patienten sowie in den beiden<br />

Fallserien 1 mal 11 und 1 mal 29 Patienten. Die<br />

13 relevanten Fallserien mit aggregierten Daten und<br />

Vergleichsstudien wurden anhand des Titel-/Abstrakt-<br />

Screenings identifiziert.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Einbeziehung<br />

der Deskriptoren kontrollierter Vokabulare in die Studienauswahl<br />

konnte die Vollständigkeit der Informationsbeschaffung<br />

bei der untersuchten Fragestellung aus<br />

Literaturdatenbanken verbessern, sofern es sich um<br />

Individualdaten aus Fallberichten oder Fallserien handelte.<br />

Bitte zitieren als: Peinemann F, Burkhardt-Hammer T, Kulig M.<br />

Erweiterte Kriterien für die Studienauswahl bei der<br />

Informationsbeschaffung aus Literaturdatenbanken. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm092.<br />

DOI: 10.3205/10ebm092, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0924<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm092.shtml


093<br />

Die Systematik und Transparenz von<br />

Übersichtsarbeiten ist proportional zu der<br />

Qualität der vorliegenden Primärstudien, ihre<br />

Menge umgekehrt proportional<br />

Katja Suter 1 , Martin Gerken 2 , Regina Kunz 1 , Monika Lelgemann<br />

2<br />

1Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Basel,<br />

Schweiz<br />

2HTA-Zentrum Bremen, Bremen, Deutschland<br />

Hintergrund: Obwohl die methodische Qualität eines<br />

Reviews unabhängig von der methodischen Qualität<br />

der eingeschlossenen Primärstudien sein sollte, scheint<br />

das Fehlen von methodisch validen Studien die Systematik<br />

und Transparenz von Reviews zu beeinträchtigen.<br />

Wir untersuchten die These, dass je schlechter die<br />

Qualität der Evidenz zu einer klinischen Fragestellung,<br />

desto grösser die Zahl an Übersichtsarbeiten und desto<br />

schlechter deren methodische Qualität.<br />

Material/Methoden: Die Daten stammen aus systematischen<br />

Recherchen, die für die Entwicklung von<br />

Therapieempfehlungen zur Behandlung von adultem<br />

Morbus Still (AOMS) und Panarteriitis nodosa (PAN) –<br />

seltene Erkrankungen in der Rheumatologie – durchgeführt<br />

wurden. Erfasst wurde die Anzahl der Treffer und<br />

die Anzahl der in den Datenbanken (PubMed, Embase,<br />

Cochrane Library) als Reviews deklarierten Referenzen.<br />

Im Titel-/<strong>Abstracts</strong>creening selektieren wir relevante<br />

Referenzen und klassifizieren sie als Fallberichte (5 Patienten)<br />

Bitte zitieren als: Suter K, Gerken M, Kunz R, Lelgemann M. Die<br />

Systematik und Transparenz von Übersichtsarbeiten ist proportional zu<br />

der Qualität der vorliegenden Primärstudien, ihre Menge umgekehrt<br />

proportional. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm093.<br />

DOI: 10.3205/10ebm093, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0931<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm093.shtml<br />

63


P4: EbM in Praxis und Weiterbildung<br />

094<br />

Fragen aus der Praxis von niedergelassenen<br />

Ärzten an einen internetbasierten<br />

Rechercheservice (REM): Welcher Evidenzgrad<br />

liegt bei den recherchierten Antworten vor?<br />

Christine Dörfler<br />

<strong>PMU</strong>, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Seit Juli 2007 existiert REM. Ein internetbasierter<br />

Rechercheservice, der niedergelassenen<br />

Ärzten die Möglichkeit bietet auf Fragen aus der Alltagspraxis<br />

eine evidenzbasierte Antwort zu erhalten.<br />

Material/Methoden: REM steht allen niedergelassenen<br />

Ärzten in Österreich und der Schweiz zur Verfügung.<br />

Es sind derzeit ca. 1200 Ärzte registriert und es<br />

wurden bisher ca. 500 Fragen beantwortet. Für diese<br />

Arbeit wurde die Häufigkeit der Evidenzgrade für 100<br />

zufällig ausgewählte Fragen evaluiert.<br />

Ergebnisse: Die Evidenzgraduierung erfolgte nach<br />

dem Oxford Schema. Es ergaben sich folgende Häufigkeiten:<br />

siehe Tabelle 1.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Es ergab sich für<br />

über 50% der Antworten eine Evidenz von 4 bzw.5.<br />

Das Ergebnis zeigt uns, dass für niedergelassene Ärzte<br />

– insbesondere aus dem Bereich der Allgemeinmedizin<br />

– die klinische Erfahrung nach wie vor eine überragende<br />

Rolle spielt. Es ist noch große Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten, um evidenzbasierte Medizin in den niedergelassenen<br />

Bereich fest zu etablieren.<br />

Tabelle 1<br />

Bitte zitieren als: Dörfler C. Fragen aus der Praxis von niedergelassenen<br />

Ärzten an einen internetbasierten Rechercheservice (REM): Welcher<br />

Evidenzgrad liegt bei den recherchierten Antworten vor? In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm094.<br />

DOI: 10.3205/10ebm094, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0942<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm094.shtml<br />

64<br />

095<br />

Wie stehen deutsche Hausärzte zur<br />

Evidenzbasierten Medizin im<br />

Gesundheitswesen?<br />

Marcus Redaelli, Dusan Simic, Bettina Bücker, Stefan Wilm<br />

Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Die nachhaltige Implementierung von<br />

Leitlinien in Hausarztpraxen ist schwierig. Liegt es daran,<br />

dass sie Evidenzbasierte Medizin (EbM) ablehnen<br />

[1], [2]? Welche Haltungen haben deutsche Hausärzte<br />

derzeit zur EbM [3]?<br />

Material/Methoden: Die Studie ist mit einem Mixed-Method-Design<br />

durchgeführt worden. In der ersten<br />

Stufe erfolgte die Durchführung des qualitativen Ansatzes<br />

(5 Fokusgruppen mit Hausärzten; Aufzeichnung der<br />

Gruppendiskussionen, vollständige Transkription, inhaltsanalytische<br />

Auswertung im multiprofessionellen<br />

Team). In der zweiten Stufe wurde aus den Ergebnissen<br />

des qualitativen Teils ein Fragebogen erstellt. Dieser<br />

wurde einem Feld-Pretest mit hundert Hausärzten einer<br />

Landes-KV unterzogen. Zudem erfolgte eine Überprüfung<br />

mittels kognitiven Pretests. Anschließend wurden<br />

die 4-seitigen Fragebögen (5er-Likert-Antwortskala) an<br />

3500 ausgewählte Hausärzte einer repräsentativen<br />

Stichprobe in sechs Landes-KVen unter Berücksichtigung<br />

von Stadt/Land, Flächenländer/Stadtstaaten, Nord/<br />

Süd/West/Ost versendet.<br />

Ergebnisse: Die Rücklaufquote liegt bei 31%. Die<br />

Akzeptanz der EbM unter den Hausärzten ist hoch.<br />

Ungefähr zwei Drittel aller Ärzte betrachten EbM als<br />

wichtige Entscheidungshilfe für ihre tägliche Arbeit. Nur<br />

ein Viertel sieht die EbM als Gefahr für den medizinischen<br />

Fortschritt. Die Hälfte der Hausärzte betrachtet<br />

EbM als Qualitätssicherungsinstrument im Gesundheitswesen.<br />

Ein Viertel der Befragten sehen in EbM<br />

keine Transparenzsteigerungen für die Beteiligten Akteure<br />

im Gesundheitswesen. Ein Drittel aller Beteiligten<br />

findet, dass bei Anwendung der EbM sowohl die ärztliche<br />

Erfahrung außer Acht gelassen wird als auch eine<br />

Förderung der Zwei-Klassen-Medizin erfolgt. Bei den<br />

Kenntnisfragen weisen mehr als die Hälfte ein solides<br />

Wissen über EbM auf. Diejenigen, die über einen<br />

hohen Kenntnisgrad zu EbM besitzen, geben auch eine<br />

hohe Akzeptanz gegenüber Entscheidern und Steuerungsgremien<br />

an.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die EbM scheint<br />

im Versorgungsalltag angekommen zu sein [4]. Auch<br />

wenn es nach Ansicht der Hausärzte zeitweilig an der<br />

Praktikabilität mangelt, wird die Bedeutung von EbM<br />

erkannt [1]. Daher ist die derzeitige Initiative um evidenzbasierte<br />

Leitlinien für die Allgemeinmedizin zu<br />

begrüßen [5]. Wissen über EbM und Akzeptanz gegenüber<br />

EbM haben im Vergleich zu früheren Ergebnissen<br />

zugenommen [3]. Trotzdem werden weitere


Bemühungen zur Implementierung und Etablierung der<br />

EbM in der hausärztlichen Versorgung von Nöten sein.<br />

Literatur<br />

1. Blank W, Weingart O. EbM von unten: Sind Fragen nach<br />

Evidenz zu klinischen Alltagsproblemen beantwortbar? Z Evid<br />

Fortbild Qual Gesundhwes. 2009;103(7):425-30.<br />

2. Tracy CS, Dantas GC, Upshur RE. Evidence-based medicine<br />

in primary care: qualitative study of family physicians.<br />

BMC Fam Pract. 2003;4:6.<br />

3. Rabady S. Praxisempfehlungen "EbM-Guidelines für Allgemeinmedizin":<br />

Erste Erfahrungen mit Implementierung und<br />

Akzeptanz. Z Evid Fortbil Qual Gesundhwes.<br />

2009;103(1):27-33.<br />

4. Meyer T, Strobel A, Raspe H. Evidenz-basierte Medizin<br />

aus Sicht niedergelassener Ärztinnen und Arzte: ein repräsentativer<br />

Survey zu Akzeptanz und Fortbildungsinteressen. Z<br />

Arztl Fortbild Qualitatssich. 2004;98(4):293-300.<br />

5. Siebolds M. Evidenzbasierte Medizin als Modell der Entscheidungsfindung<br />

in ärztlicher Praxis. Z Arztl Fortbild Qualitatssich.<br />

2003;97(4-5):257-62.<br />

Bitte zitieren als: Redaelli M, Simic D, Bücker B, Wilm S. Wie stehen<br />

deutsche Hausärzte zur Evidenzbasierten Medizin im<br />

Gesundheitswesen? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm095.<br />

DOI: 10.3205/10ebm095, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0957<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm095.shtml<br />

096<br />

Aus- und Weiterbildung in der Präanalytik<br />

Christine Schnabl 1 , Gerald Lirk 2 , Renate Wiltsche 1 , Justine<br />

Gmachl-Baumgartner 1 , Liselotte Helminger 1<br />

1 FH Salzburg, Salzburg, Österreich<br />

2 FH OOE, Hagenberg, Österreich<br />

Hintergrund: Die präanalytische Phase bei der Erstellung<br />

laboranalytischer Parameter umfasst zusammenhängende<br />

Bedingungen und Abläufe, die vor der eigentlichen<br />

Durchführung der Parametermessung erfolgen.<br />

Der Prozess der Probengewinnung und -bearbeitung ist<br />

prinzipiell exakt vorgeschrieben . Die Blutentnahme,<br />

sowie die Kontrolle diverser Einflussfaktorenfaktoren in<br />

Beziehung dazu und der Transport der Probe ins medizinische<br />

Laboratorium erfolgt häufig außerhalb des<br />

Verantwortungsbereiches der im Labor tätigen BMA<br />

und ist selten evidenzbasiert und standardisiert.<br />

Nach Bonini sind mehr als 65% der fehlerhaften Laborergebnisse<br />

präanalytisch verursacht.<br />

In einer Triangulation wurde begonnen, zum einen<br />

qualitativ das Wissen über präanalytische Faktoren in<br />

verschiedenen med. Berufsgruppen zu eruieren, zum<br />

zweiten wurden quantitativ mehrere Lipid-Serumwerte<br />

unter verschiedenen präanalytischen Bedingungen in<br />

Bezug auf Lagerung und körperliche Belastung der<br />

ProbandInnen vor der Probengewinnung gegenübergestellt.<br />

Material/Methoden: Mit Hilfe eines Fragebogens<br />

(19 items) wurde das praktische Vorgehen bei der<br />

Blutabnahme und das Wissen in Bezug auf Präanalytik<br />

in verschiedenen med. Berufsgruppen erfragt. Die Unterschiede<br />

in den Berufsgruppen wurden mit Hilfe eines<br />

Chi-Quadrattests erhoben.<br />

Die quantitative Analyse der Lipidparameter wurde in<br />

einer randomisierten kontrollierten Interventionsstudie<br />

an der FH Salzburg durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Qualitativ: Die Berufsgruppen zeigen<br />

keinen Unterschied hinsichtlich verschiedener Fragen<br />

bezüglich Ausbildung und praktischer Vorgehensweise<br />

bei venöser Blutabnahme. Auf die Frage nach Fortbildung<br />

in diesem Bereich (p=0,046) oder wie die Blutabnahme<br />

erlernt wurde (p=0,001) gibt es signifikante<br />

Unterschiede. Während ÄrztInnen dies eher praktisch<br />

erlernt hatten, bekamen Dipl. GuK-Personen sowohl<br />

eine theoretische als auch praktische Einführung. Auch<br />

bekommen letztere am Arbeitsplatz eher praktische<br />

Einweisungen (p


097<br />

Wie evidenzbasiert erfolgt die präoperativen<br />

Abklärung in Salzburg – vor und nach<br />

Einführung der Leitlinie PROP?<br />

Maria Flamm 1 , Gerhard Fritsch 2 , Andreas Sönnichsen 1<br />

1 Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin; Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich<br />

2 Universitätsklinik für Anästhesiologie, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Nach internationalen Empfehlungen<br />

wird zur präoperativen Abklärung eine strukturierte und<br />

individuell abgestimmte Befunderhebung empfohlen,<br />

um ein möglichst gutes Ergebnis bei geringem OP<br />

Risiko zu erhalten. Der Ablauf in Österreich war jedoch<br />

bisher eher unstrukturiert. Im Bundesland Salzburg<br />

wurde deshalb im Rahmen eines Reformpoolprojektes<br />

die evidenzbasierte Leitlinie „präoperative Abklärung“<br />

PROP (als Online Tool) eingeführt.<br />

Material/Methoden: Präoperative Untersuchungen<br />

– vor und nach Einführung der Leitlinie – wurden hinsichtlich<br />

Leitlinienkonformität verglichen. Die „Vorher“<br />

Daten stammen aus einer Beobachtungsstudie in<br />

Schwarzach, wo über einen Zeitraum von 3 Monaten<br />

(10–12/2007) die durchgeführte Diagnostik und Anamnese<br />

von 1363 Patienten konsekutiv erfasst wurde.<br />

Mittels PROP Algorithmus wurde anhand der Anamnesedaten<br />

retrospektiv ermittelt, welche Tests (Blutbild,<br />

Elektrolyte, Leberwerte, Gerinnung, EKG und Thoraxröntgen)<br />

laut evidenzbasierter Leitlinie empfohlen gewesen<br />

wären und der Unterschied zu tatsächlich<br />

durchgeführten Tests errechnet. Die „Nachher“ Daten<br />

stammen aus der Reformpoolprojekt-Evaluation von 114<br />

Patienten, die im 3. Quartal 2008 im Universitätsklinikums<br />

Salzburg operiert wurden. Anhand von Abrechnungsdaten<br />

der Sozialversicherung (SGKK, BVA und<br />

SVA) und Abrechnungsdaten aus dem Krankenhausinformationssystem<br />

ORBIS wurde die Leitlinienadhärenz<br />

der Diagnostik nach PROP-Einführung ermittelt.<br />

Ergebnisse: Es zeigt sich eine Erhöhung des prozentuellen<br />

Anteils evidenzbasiert und leitlinienkonform<br />

durchgeführter Diagnostik bei allen Untersuchungsarten.<br />

Vor PROP Einführung waren in Schwarzach 1971 der<br />

durchgeführten 5653 Tests (34,9%) leitlinienkonform.<br />

Der Anteil nach Strukturvorgabe durch PROP war 208<br />

von 292 (71,2%). Der Anteil der durchgeführter und<br />

auch lt. PROP erforderlicher Untersuchungen war<br />

(Schwarzach vs. Reformpoolevaluation) 52,0% vs.<br />

81,8% beim Blutbild; 56,2% vs. 94,4% bei Elektrolyten;<br />

1,9% vs. 17,6% bei Leberwerten; 9,2% vs. 56%<br />

bei Gerinnung; 63,4% vs. 87,9% beim EKG und<br />

16,3% vs. 73,7% beim Thoraxröntgen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Sicherlich ist eine<br />

repräsentative Beurteilung aufgrund der geringen Fallzahl<br />

in der Gruppe nach PROP Einführung nur bedingt<br />

möglich. Die deutliche Erhöhung des relativen Anteils<br />

an leitlinienkonform abgeklärten Patienten nach Einführung<br />

der Leitlinie PROP, lässt aber auf eine teilweise<br />

66<br />

erhebliche Verbesserung der Prozessqualität der präoperativen<br />

Abklärung, im Sinne von Evidenzbasierter<br />

Medizin, schließen.<br />

Bitte zitieren als: Flamm M, Fritsch G, Sönnichsen A. Wie<br />

evidenzbasiert erfolgt die präoperativen Abklärung in Salzburg – vor<br />

und nach Einführung der Leitlinie PROP? In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm097.<br />

DOI: 10.3205/10ebm097, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0970<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm097.shtml<br />

098<br />

Ein forschungsorientiertes Lernkonzept im<br />

Pflichtpraktikum Allgemeinmedizin zur<br />

wissenschaftlichen Qualifizierung von<br />

Studierenden<br />

Andrea Kronenthaler, Manfred Eissler, Dirk Moßhammer<br />

Lehrbereich Allgemeinmedizin, Uni Tübingen, Tübingen,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Studierende an der Universität Tübingen<br />

absolvieren im 10. Semester ein zweiwöchiges<br />

Blockpraktikum im Fach Allgemeinmedizin in Lehrarztpraxen<br />

bei Hausärzten. Im Vordergrund dieser praktischen<br />

Phase steht die Ausbildung in patientenzentrierte,<br />

hausärztliche Versorgung. In einem Pilotprojekt<br />

im Blockpraktikum wurden Studierende mit einer<br />

Forschungsaufgabe konfrontiert [1]. So sollen praktische<br />

Aspekte der Evidenz-basierten Medizin in die<br />

wissenschaftliche Ausbildung des Nachwuchses, die<br />

nach § 1 der Ärzteapprobationsordnung obligat ist,<br />

implementiert werden. In dieser Arbeit werden die<br />

Erfahrungen aus dem Pilotprojekt beschrieben und in<br />

ein Gesamtkonzept für forschungsorientiertes Lernen<br />

und Lehren eingebunden.<br />

Material/Methoden: Studierende waren mit ihrer<br />

Forschungsaufgabe in eine Querschnittstudie eingebunden.<br />

Ihre Aufgabe beinhaltete 1. eine spezifische<br />

standardisierte Befragung von Patienten mit Einschlusskriterien<br />

und 2. eine spezifische Auswertung der Praxisdokumentation<br />

dieser Patienten. Die didaktischmethodologischen<br />

Erfahrungen in unserem Pilot dienten<br />

als Basis für die Weiterentwicklung eines forschungsorientierten<br />

Lern- und Lehrkonzepts im Blockpraktikum<br />

Allgemeinmedizin.<br />

Ergebnisse: Durch Stellen einer praxisrelevanten<br />

Forschungsaufgabe gelang es, die Studierenden aktiv<br />

in wissenschaftliche Datenerhebung einzubeziehen. Die<br />

Studierenden haben die eine Aufgabe (standardisierte<br />

Befragung von Patienten) sehr gut, die andere Aufgabe<br />

(Auswertung der Praxisdokumentation) jedoch unzureichend<br />

gelöst. Das entwickelte Lehr- und Lernkonzept<br />

berücksichtigt Planungs-, Durchführungs- und Evaluationsaspekte<br />

(Tabelle 1).


Schlussfolgerung/Implikation: Durch solche<br />

Projekte scheint es möglich eine „win-win-situation“ für<br />

Studierende und Lehrärzte herzustellen: Die Studierenden<br />

erlangen neben wissenschaftlich-methodologischer<br />

Kompetenz Entscheidungskompetenz und fachspezifische<br />

Qualifizierung; die praktizierenden Ärzte erarbeiten<br />

gemeinsam mit den Studierenden wissenschaftliche<br />

Fragestellungen aus ihrem Fachgebiet.<br />

Für die wissenschaftliche und didaktische Rigidität<br />

solcher Projekte ist die Evaluation von Wissen und<br />

Wissenstransfer der Studierenden besonders wichtig.<br />

Diesbezüglich sind zwei Fragen besonders von Bedeutung:<br />

1. „Haben die Studierenden das für die Forschungsaufgabe<br />

nötige Wissen und die erforderlichen<br />

Kompetenzen?“ 2. „Ist der Wissens- und Kompetenztransfer<br />

zur Durchführung der Aufgabe gewährleistet?“<br />

Nach dem Grundsatz von Aktionsforschung „Betroffene<br />

zu Beteiligten machen“ [2], [3] soll die Forschungsfrage<br />

in einem dialogischen Prozess gemeinsam festgelegt<br />

werden.<br />

Dieses Modell ist prinzipiell übertragbar auf alle<br />

Pflichtpraktika im Medizinstudium.<br />

Literatur<br />

1. Moßhammer D, Muche R, Hermes J, Zöllner I, Lorenz G.<br />

Faktoren, die mit Angaben zum impfschutz gegen Influenza<br />

assoziiert sind – eine Querschnittuntersuchung bei älteren<br />

hausärztlichen Patienten. ZEFQ. 2009;103:445-51.<br />

2. Pohlenz P. Lehrevaluation und Qualitätsmanagement. SuB.<br />

2008;1:66-78.<br />

3. Stockmann R. Evaluation und Qualitätsentwicklung. Münster;<br />

2006 (Reihe Sozialwissenschaftliche Evaluationsforschung;<br />

5).<br />

Tabelle 1<br />

Bitte zitieren als: Kronenthaler A, Eissler M, Moßhammer D. Ein<br />

forschungsorientiertes Lernkonzept im Pflichtpraktikum<br />

Allgemeinmedizin zur wissenschaftlichen Qualifizierung von<br />

Studierenden. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm098.<br />

DOI: 10.3205/10ebm098, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0984<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm098.shtml<br />

099<br />

Umsetzung der DEGAM-Leitlinie "Brennen<br />

beim Wasserlassen" in Praxen des<br />

Professionalisierungskurses der Deutschen<br />

Gesellschaft für Allgemein- und<br />

Familienmedizin<br />

Michael Becker 1 , Andreas Klement 2 , Ute Schnell 2 , Albrecht<br />

Stein 3 , Stefan Claus 4 , Birgitta Weltermann 5<br />

1 Universität Heidelberg, Karlsruhe, Deutschland<br />

2 Universität Halle, Halle, Deutschland<br />

3 LMU München, München, Deutschland<br />

4 Universität Mainz, Mainz, Deutschland<br />

5 Universität Duisburg-Essen, Düsseldorf, Deutschland<br />

Hintergrund: Mit der DEGAM-Leitlinie Brennen beim<br />

Wasserlassen, die erstmals 1999 verabschiedet und<br />

zuletzt im Mai 2009 als Anwenderversion "Brennen<br />

beim Wasserlassen" der S3 Leitlinie Harnwegsinfekte<br />

überarbeitet und herausgegeben wurde, soll die hausärztliche<br />

Behandlung von Harnwegsinfekten zugleich<br />

evidenz-basiert als auch standardisiert werden.<br />

Der Grad der Umsetzung dieser Leitlinien in Hausarztpraxen<br />

ist jedoch nicht bekannt. Unsere Pilotstudie<br />

untersucht den Umsetzungsgrad bei Ärzten, die Leitlinien<br />

als relevant für ihren ärztlichen Alltag betrachten.<br />

Material/Methoden: Wir haben in einer Querschnittsstudie<br />

von 6 Hausarztpraxen, in denen Mitglieder<br />

des DEGAM-Professionalisierungskurs V ärztlich<br />

tätig sind, alle Behandlungen von Harnwegsinfekten im<br />

3. Quartal 2009 analysiert. Der Hausarzt identifizierte<br />

mit Hilfe des Praxisverwaltungssystems alle Patienten<br />

mit der Diagnose „Harnwegsinfekt“ des genannten<br />

Quartals. Für jeden Patienten wurden Alter, Geschlecht,<br />

Behandlungskonzept, Antibiotikum und ggf. erfolgte<br />

Überweisung ermittelt. Die Daten wurden statistisch mit<br />

Hilfe der Statistik-Software SPSS on Windows 17. 0<br />

analysiert. Nach dieser Analyse erfolgte ein Vergleich<br />

mit den Empfehlungen der DEGAM-Leitlinie.<br />

Ergebnisse: Die Datenauswertung wird derzeit<br />

durchgeführt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Der Unterschied<br />

zu einer leitlinienorientierten Vorgehensweise wird am<br />

Beispiel der Behandlung von Harnwegsinfekten in einer<br />

Stichprobe von leitliniennahen Ärzten aufgezeigt. Eine<br />

Selbstreflexion des eigenen ärztlichen Handelns soll<br />

angeregt werden.<br />

67


Bitte zitieren als: Becker M, Klement A, Schnell U, Stein A, Claus S,<br />

Weltermann B. Umsetzung der DEGAM-Leitlinie "Brennen beim<br />

Wasserlassen" in Praxen des Professionalisierungskurses der Deutschen<br />

Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. In: EbM – ein Gewinn<br />

für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm099.<br />

DOI: 10.3205/10ebm099, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm0995<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm099.shtml<br />

100<br />

Teaching Teachers to Teach EbM – ein<br />

europäisches Projekt zur Integration von<br />

EbM-Teaching in Praxis und Klinik<br />

Katja Suter 1 , Chantal Arditi 2 , Berit Meyerrose 3 , Susanne<br />

Weinbrenner 3 , Bernard Burnand 2 , Regina Kunz 1<br />

1Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik, Basel,<br />

Schweiz<br />

2Institute of Social and Preventive Medicine (IUMSP), Lausanne,<br />

Schweiz<br />

3Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Ärzte, die EbM im Klinikalltag vermitteln<br />

möchten, stehen vor der Herausforderung, dass<br />

Schulungsangebote zur Erlernung dieser Fertigkeiten für<br />

sie fehlen. Um diese Lücke zu schließen, entwickelten<br />

erfahrene EbM-Ausbilder, Kliniker, klinischen Epidemiologen<br />

und Pädagogen aus 7 europäischen Ländern ein<br />

online Curriculum mit Tipps und Tricks, wie sich EbM-<br />

Prinzipien im Klinikalltag vermitteln lassen. Wir untersuchten,<br />

ob klinische EbM-Tutoren durch die Teilnahme<br />

an einem Tutoren-Curriculum ihre Kenntnisse über die<br />

Vermittlung der EbM verbessern können.<br />

Material/Methoden: Wir schlossen EbM-Tutoren<br />

aus 6 europäischen Ländern in die Studie mit Vorher-<br />

Nachher-Design ein, die auch Teil einer Validierungstudie<br />

für den Evaluationsbogen war. Die Rekrutierung<br />

erfolgte über persönliche Kontakte und Netzwerke<br />

(z.B. DNEbM).<br />

Die Teilnehmer füllten vor und nach Bearbeitung des<br />

Tutoren-Curriculums einen Evaluationsbogen aus, welcher<br />

aus 26 Multiple-Choice-Fragen (maximaler Score<br />

100) bestand und ihre Kenntnisse bezüglich EbM-<br />

Teaching abfragte. Die 6 Module des Tutoren-<br />

Curriculums präsentieren jeweils eine Lehr-<br />

/Lernsituation, die die Integration von EbM-Teaching in<br />

den klinischen Alltag demonstrierte. Der Wissenszuwachs<br />

im Vorher- und Nachher-Vergleich (positive<br />

Differenz) Scores wurde mittels Wilcoxon signed-rank<br />

Test verglichen.<br />

Ergebnisse: 56 von 80 eingeschlossenen EbM-<br />

Tutoren (70%) unterschiedlicher Fachrichtungen aus 6<br />

europäischen Ländern schlossen die Studie ab und<br />

füllten den Evaluationsbogen vor und nach der Bearbeitung<br />

des Kursmaterials aus. Häufigste Gründe für eine<br />

unvollständige Studienteilnahme waren Zeitmangel<br />

68<br />

oder technischen Probleme mit dem online Zugang. Der<br />

Score vor dem Kurs lag bei 69.2 Punkten (Mittelwert;<br />

SD=10.4), danach bei 77.3 Punkten (Mittelwert;<br />

SD=11.7), dies entspricht einer Verbesserung um 12%.<br />

Das hohe Basiswissen (69.2 von maximal 100 Punkten)<br />

limitiert die maximal mögliche Verbesserung auf 44%.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: EbM-Tutoren mit<br />

unterschiedlichen klinischen Hintergründen zeigten ein<br />

hohes Basiswissen über die Grundlagen der integrierten<br />

EbM-Vermittlung. Dieses konnte durch ein online<br />

Tutoren-Curriculum verbessert werden. Das Tutoren-<br />

Curriculum ist verfügbar unter http://www.ebmunity.org/<br />

und kann nach Absprache mit der Projektgruppe<br />

genutzt werden.<br />

Bitte zitieren als: Suter K, Arditi C, Meyerrose B, Weinbrenner S,<br />

Burnand B, Kunz R. Teaching Teachers to Teach EbM – ein<br />

europäisches Projekt zur Integration von EbM-Teaching in Praxis und<br />

Klinik. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm100.<br />

DOI: 10.3205/10ebm100, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1007<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm100.shtml<br />

101<br />

Entscheidungen im Rahmen der<br />

Gesundheitssorge bei gesetzlichen<br />

Betreuungen – wie gut sind Berufsbetreuer<br />

ausgebildet?<br />

Tanja Richter, Sascha Köpke<br />

Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Ca. 1,3 Millionen Menschen werden<br />

derzeit in Deutschland durch eine gesetzliche Betreuung<br />

unterstützt, ca. 30% davon durch Berufsbetreuer [1].<br />

Zur Ausübung dieses Berufes gibt es keine konkreten<br />

Ausbildungsanforderungen. Das Gesetz sieht lediglich<br />

vor, dass zu bestellende Betreuer für die Führung der<br />

Betreuung in entsprechenden Aufgabenkreisen „geeignet“<br />

sein müssen [2]. Im Kontrast dazu stehen die Anforderungen<br />

an diese Berufsgruppe: Rechtliche Betreuungen<br />

dienen dem Schutz und der Stärkung der Selbstbestimmung<br />

des Betreuten [3]. Der Aufgabenkreis Gesundheitssorge<br />

mit einem großen Spektrum an Entscheidungsnotwendigkeiten<br />

ist ein wesentlicher Bestandteil.<br />

Kompetenzen zur Entscheidungsfindung hingegen<br />

sind nicht Bestandteil der Vor- bzw. Weiterbildung<br />

gesetzlicher Betreuer. Können unter diesen Voraussetzungen<br />

sichere Entscheidungen getroffen werden?<br />

Material/Methoden: Zunächst wurden 4 strukturierte<br />

Interviews mit gesetzlichen Betreuern zu Entscheidungen<br />

in der Gesundheitssorge und damit verbundenen<br />

Unsicherheiten geführt und qualitativ ausgewertet. Es<br />

wurden 4 Kategorien gebildet: Entscheidungen mit<br />

organisatorischem, diagnostischem, ethischem und


therapeutischem Schwerpunkt. Aus den Ergebnissen der<br />

Interviews wurde ein Fragebogen entwickelt. Erfragt<br />

werden folgende Items auf einer 4-Punkt Likert-Skala:<br />

Art und Häufigkeit von getroffenen Entscheidungen,<br />

Grad der Informiertheit sowie Unsicherheit zu den<br />

Entscheidungen. Per Freitexteingabe wurde erfragt,<br />

welche Aspekte zu Unsicherheiten beigetragen haben.<br />

Der Fragebogen wird über eine Zeitschrift eines Berufsverbandes<br />

im Dezember 2009 an alle im Bundesland<br />

Nordrhein-Westfalen gemeldeten gesetzlichen Betreuer<br />

(n=1200) verschickt.<br />

Ergebnisse: In den Interviews wurde ein großes<br />

Spektrum an getroffenen Entscheidungen, häufig verbunden<br />

mit Unsicherheiten berichtet. Die Ergebnisse<br />

des Fragebogens liegen im Dezember 2009 vor.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse der<br />

Interviews eröffnen die Diskussion, ob ein Schulungsmodul<br />

zur Gesundheitssorge im Rahmen gesetzlicher<br />

Betreuungen erforderlich ist. Die Ergebnisse der Befragung<br />

werden weiteren Aufschluss geben.<br />

Literatur<br />

1. Vormundschaftsgerichtstag e.V. Available from:<br />

http://www.vgt-ev.de/fakten_zahlen_betreuungswesen.html<br />

(Zugriff 04.07.2009)<br />

2. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1897. Available from:<br />

http://www.bmj.bund.de (Zugriff 04.07.2009)<br />

3. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Abschlussbericht zum Forschungs- und Praxisprojekt der<br />

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf: Die<br />

Lebenslage älterer Menschen mit rechtlicher Betreuung. 2005.<br />

Available from: http://www.bmfsfj.de (Zugriff 03.09.2009)<br />

Bitte zitieren als: Richter T, Köpke S. Entscheidungen im Rahmen der<br />

Gesundheitssorge bei gesetzlichen Betreuungen – wie gut sind<br />

Berufsbetreuer ausgebildet? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm101.<br />

DOI: 10.3205/10ebm101, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1013<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm101.shtml<br />

102<br />

Evidenzbasierung in der Pflege: Wege der<br />

Vermittlung in Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Steffen Fleischer, Almuth Berg, Yvonne Selinger, Gero Langer,<br />

Johann Behrens<br />

MLU Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Novellierung der beiden Pflegeberufsgesetze<br />

sowie die im Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

festgeschriebene Entwicklung und Implementierung<br />

von Expertenstandards bilden mehrheitlich den aktuellen<br />

Stand der Evidenzbasierung für die deutsche Pflege.<br />

Für die Pflege- und Gesundheitswissenschaft stellt sich<br />

die Aufgabe, diesbezüglich konkrete Umsetzungskonzepte<br />

zu entwickeln, aber auch Strategien vorzuschlagen,<br />

die den Prozess der Evidenzbasierung der Pflege-<br />

praxis darüber hinaus unterstützen können. Dieser<br />

Aufgabe fühlt sich auch der SFB 580 mit dem Teilprojekt<br />

C5 verpflichtet, da sich hierin die Professionalisierung<br />

der Pflege als selbstreferentielles System und auch<br />

generelle Entwicklungen des Gesundheitssystems in<br />

einem Subsystem widerspiegeln.<br />

Material/Methoden: Mit der Zielstellung, die Evidenzbasierung<br />

und Professionalisierung pflegerischen<br />

Handelns zu fördern, zeigt der Beitrag verschiedene<br />

Wege und Dimensionen der Vermittlung von Evidencebased<br />

Nursing (EBN) an konkreten Beispielen auf.<br />

Dabei wird vereinfachend in die Ebenen des professionellen<br />

Lernens „Ausbildung“, „Fortbildung“ und „Weiterbildung“<br />

differenziert.<br />

Ergebnisse: Ausbildung: Konzeptionelle Auseinandersetzung<br />

mit dem Anspruch und den Möglichkeiten<br />

der Integration von Pflegewissenschaft, -forschung und<br />

EBN in den Unterricht der Grundausbildung sowie<br />

Formulierung von Lernzielen und (exemplarischen)<br />

konkreten Vorschlägen für die Gestaltung von Lernarrangements,<br />

insbesondere in Hinsicht auf die Förderung<br />

einer „research-mindedness“ (Rappold 2005).<br />

Fortbildung: Diskussion von Evidenzübersichten als 5.<br />

Stufe („Summaries“) aufbereiteter Evidenz (DiCenso,<br />

Bayley & Haynes 2009) zur Unterstützung von Pflegepraktikern<br />

im Theorie-Praxis-Transfer von externer Evidenz<br />

anhand einer Übersicht zur „Medikamenteneinnahme“.<br />

Weiterbildung: Vorstellung eines vierstufigen modularen<br />

Konzeptes „EBN“ für die Qualifizierung in einem Bachelor-<br />

und Master-Studiengang „Gesundheits- und<br />

Pflegewissenschaft“ einschließlich der Implementierung<br />

eines Journal-Clubs zur Förderung der systematischen,<br />

kritisch-reflektierenden und interprofessionellen Auseinandersetzung<br />

mit Literatur.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Dem komplexen<br />

Prozess des Wissenstransfers gerecht zu werden bedeutet,<br />

Anforderungen und Vorgehensweisen zu definieren<br />

und anzuwenden, die an den verschiedenen Kompetenz-<br />

und Handlungsniveaus beruflicher Praxis ausgerichtet<br />

sind.<br />

Bitte zitieren als: Fleischer S, Berg A, Selinger Y, Langer G, Behrens J.<br />

Evidenzbasierung in der Pflege: Wege der Vermittlung in Aus-, Fort-<br />

und Weiterbildung. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm102.<br />

DOI: 10.3205/10ebm102, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1025<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm102.shtml<br />

69


103<br />

Evidenzübersichten als<br />

Unterstützungsmöglichkeit der<br />

Evidenzbasierung und Professionalisierung in<br />

der klinischen Pflege<br />

Steffen Fleischer, Almuth Berg, Gero Langer, Johann Behrens<br />

MLU Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Implementierung der Expertenstandards,<br />

festgeschrieben durch gesetzliche Regelung im<br />

Pflegeweiterentwicklungsgesetz, stellt für die deutsche<br />

Pflege derzeit überwiegend den Stand der Evidenzbasierung<br />

dar. Die dadurch entstandene Diskussion über<br />

eine evidenzbasierte Praxis im Generellen und über<br />

methodische Aspekte evidenzbasierter Leitlinien in der<br />

Pflege und ihre Entwicklungsmöglichkeiten im Speziellen<br />

kann hierbei insgesamt als positiv bewertet werden.<br />

Im Rahmen des Teilprojektes C5 des SFB 580 wird der<br />

Frage der Professionalisierung der Pflege als selbstreferentielles<br />

System und genereller Entwicklungen des<br />

Gesundheitssystems in einem Subsystem nachgegangen.<br />

Als zusätzliche Strategie zu den Expertenstandards<br />

und Praxisleitlinien für die Evidenzbasierung in<br />

der Pflege sollen hier die Potentiale von Evidenzübersichten<br />

für die Praxis diskutiert werden.<br />

Ausgehend von einer Erhebung der häufigsten Leistungen<br />

in der häuslichen Krankenpflege im Bundesland<br />

Sachsen wurden die Themen für praxisrelevante Evidenzübersichten<br />

ausgewählt. Der Beitrag stellt exemplarisch<br />

das Vorgehen der Erstellung der Übersicht<br />

„Medikamenteneinnahme“ dar.<br />

Material/Methoden: Die Literaturrecherche erfolgte<br />

entsprechend dem Grundgedanken des S-Hierarchie-<br />

Modells. Die eingeschlossenen Publikationen wurden<br />

anschließend einer kritischen Bewertung hinsichtlich der<br />

einschlägigen Beurteilungskriterien in Bezug auf<br />

Glaubwürdigkeit, Aussagekraft und Anwendbarkeit<br />

unterzogen und tabellarisch exzerpiert. Die Glaubwürdigkeit<br />

der Arbeiten wurde mit dem GRADE-Schema<br />

eingeschätzt. Abschließend wurden die Ergebnisse<br />

narrativ zusammengefasst.<br />

Ergebnisse: Für den Bereich „Medikamenteneinnahme“<br />

konnten insgesamt 32 Arbeiten in die Evidenzübersicht<br />

eingeschlossen werden, darunter 13 Systematische<br />

Übersichtsarbeiten. Thematisch wurden die Suchergebnisse<br />

wie folgt strukturiert: Medikamentenverabreichung<br />

und -einnahme einschließlich Fehlerquellen bei<br />

verschiedenen Patientengruppen und Fehlerreduktion;<br />

Interventionen bezüglich Compliance und Adherence;<br />

Anleitung zum Selbstmanagement.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Evidenzübersichten,<br />

die sich auf breitere Themenstellungen als Systematische<br />

Übersichtsarbeiten beziehen, entsprechen methodisch<br />

der 5. Stufe („Summaries") aufbereiteter Evidenz.<br />

Sie bieten die Möglichkeit, bereits während<br />

Leitlinienentwicklungsprozessen, Pflegepraktiker effi-<br />

70<br />

zient im Theorie-Praxis-Transfer von externer Evidenz zu<br />

unterstützen.<br />

Literatur<br />

1. Dicenso A, Bayley L, Haynes RB. Accessing pre-appraised<br />

evidence: fine-tuning the 5S model into a 6S model. Evid<br />

Based Nurs. 2009;12(4):99-101.<br />

2. GRADE Working Group. Grading quality of evidence and<br />

strength of recommendations. BMJ. 2004;328(7454):1490.<br />

Bitte zitieren als: Fleischer S, Berg A, Langer G, Behrens J.<br />

Evidenzübersichten als Unterstützungsmöglichkeit der Evidenzbasierung<br />

und Professionalisierung in der klinischen Pflege. In: EbM – ein Gewinn<br />

für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm103.<br />

DOI: 10.3205/10ebm103, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1031<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm103.shtml<br />

P5: Freie Themen I<br />

104<br />

Placebo und Nocebo: Klinische Relevanz<br />

Günther Bernatzky<br />

Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät, Fachbereich<br />

für Organismische Biologie, Arbeitsgruppe für "Neurodynamics<br />

& Neurosignaling", Österreich<br />

Hintergrund: Bereits im 17. Jhd. haben Mediziner in<br />

England "inaktive" Medikamente als Placebo bezeichnet.<br />

Neueste Untersuchungen zeigen, dass Placebos<br />

nicht nur bei psychischen Erkrankungen wirken sondern<br />

auch bei Operationen, bei vielen Beschwerden organischer<br />

Genese, wie Karzinomschmerzen oder Parkinson.<br />

Material/Methoden: Die Placeboanalgesie basiert<br />

auf der Stimulation neuronaler Hirnschaltkreise. und ist<br />

auf Grund klinischer Nachweise mit evidenzbasierten<br />

Studien erarbeitet. Es zeigt sehr gut die kognitive Relevanz<br />

von Erwartung und Glaube.<br />

Ergebnisse: Der Placeboeffekt wird über die klassische<br />

Konditionierung, dem Wunsch der PatientInnen<br />

nach Linderung und ihrer Erwartungshaltung bestimmt.<br />

So kann die wiederholte Gabe von effektiven Analgetika<br />

den Placeboeffekt erhöhen, da damit die Erwartungshaltung<br />

steigt. Der Grad der Erwartung bei den<br />

PatientInnen bestimmt die Größe des Placeboeffektes<br />

wesentlich mit. So ist auch zu erklären, warum ein<br />

Placebo effektiver ist, wenn man es nach einer Behandlung<br />

mit wirksamen Analgetika verabreicht, als wenn<br />

nach einer ersten Placebobehandlung eine weitere<br />

durchgeführt wird. Das hat gerade in Zusammenhang<br />

mit Generika eine hohe Bedeutung. Das durch Placebo<br />

aktivierte endogene Opioidsystem hat eine präzise<br />

somatotopische Organisation. Eine hohe spezifische<br />

Placeboantwort kann in spezifischen Teilen des Körpers<br />

hervorgerufen werden. Diese lokale Placeboantwort


kann durch Naloxon blockiert werden. Der Nocebo-<br />

Effekt hingegen ist die Umkehr des Placebo-Effekts,<br />

wobei die Erwartung eines negativen Ereignisses (z.B.<br />

negative Diagnose) zu einer Verschlechterung eines<br />

Symptoms führen kann. Dabei können allein schon<br />

negative begriffliche Vorstellungen (Wörter) Angst über<br />

die Zunahme von Schmerzen solche auslösen. Das<br />

beeinflusst die Aktivierung von Cholecystokinin (CCK),<br />

die erneut die Schmerzübertragung verstärkt. CCK hebt<br />

die Wirkung der endogenen Opioide auf und antagonisiert<br />

die Placeboanalgesie. CCK kann auch – falls<br />

Patienten zu große Ängste bzw. Erwartungshaltungen<br />

haben - für die gehäuften Nebenwirkungen bei der<br />

Einnahme von Medikamenten verantwortlich sein.<br />

Während die Hyperalgesie ausgelöst wird, kommt es<br />

zu einer Steigerung der Stresshormone ACTH und Cortisol.<br />

Der Nocebo-Effekt kann in der Praxis beobachtet<br />

werden, wenn negative Diagnosen gestellt werden:<br />

Hier kann es dazu führen, dass auf Grund der negativen<br />

Erwartungshaltung die vermuteten Symptome noch<br />

mehr verstärkt werden. Damit ist die Behandlung beeinträchtigt.<br />

Schlussfolgerungen: Die Zuwendung, die Überzeugungskraft<br />

und der Charme des Arztes sowie die Umgebung<br />

dürften ebenso wichtig sein, wie etwa die<br />

Farbe der Tablette! Negative Gesundheitswarnungen<br />

von Massenmedien im Westen bzw. „Black magic –<br />

wie Voodoo magic“ in anderen Gesellschaften haben<br />

in der Wirkung von verschiedenen Therapien eine<br />

entscheidende große Rolle und können u.U. auch zur<br />

Verschlechterung des Zustandes führen!<br />

Literatur<br />

1. Benedetti F, Lanotte M, Lopiano L, Colloca L. When words<br />

are painful: Unraveling the mechanisms of the nocebo effect.<br />

Neuroscience. 2007;147:260-71.<br />

2. Levine JD, Gordon NC, Borstein JC, Fields HL. Role of pain<br />

in placebo analgesia. Proc Natl Acad Sci. 1979;76(7):3528-<br />

31.<br />

3. Watson A, El-Deredy W, Domenico-Iannetti G, Lloyd D,<br />

Tracey I, Vogt Brent A, Nadeau V. Jones AK. Placebo conditioning<br />

and placebo analgesia modulate a common brain<br />

network during pain anticipation and perception. Pain.<br />

2009;145:24-30.<br />

Bitte zitieren als: Bernatzky G. Placebo und Nocebo: Klinische<br />

Relevanz. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum<br />

Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-<br />

Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm104.<br />

DOI: 10.3205/10ebm104, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1048<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm104.shtml<br />

105<br />

Hypertensive Patienten mit multiplen<br />

kardiovaskulären Risikofaktoren: Welche<br />

Patienteneigenschaften tragen dazu bei<br />

Partizipative Entscheidungsfindung (PEF)<br />

erfolgreich umzusetzen? Ergebnisse einer<br />

quantitativen Studie<br />

Iris Tinsel 1 , Mareike Füller 1 , Karl-Georg Fischer 2 , Wilhelm<br />

Niebling 3 , Sabine Beck 3 , Klaus Böhme 3 , Thorsten Dürk 3 , Andreas<br />

Loh 3<br />

1Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin,<br />

Freiburg, Deutschland<br />

2Med. Universitätsklinik Freiburg, Abt. Innere Medizin IV -<br />

Nephrologie und Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland<br />

3Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in<br />

Deutschland zwischen 35 und 75 Jahren leidet unter<br />

arterieller Hypertonie [1] und mehr als die Hälfte der<br />

therapierten Patienten weist Blutdruckwerte über<br />

140/90 mmHg auf [2]. Studien belegen, dass Akzeptanz<br />

und Adhärenz der Behandlung, Patientenzufriedenheit<br />

und teilweise Behandlungserfolge durch den<br />

Ansatz der partizipativen Entscheidungsfindung (PEF)<br />

begünstigt werden [3]. Evidenzbasierte Medizin dient<br />

in der PEF als Grundlage, um Behandlungsentscheidungen<br />

zu treffen, die zwischen Ärzten/innen und<br />

Patient/innen erarbeitet werden [3]. Am Universitätsklinikum<br />

Freiburg wird in Kooperation mit regionalen<br />

Hausärzten die Studie „Optimierung der Blutdruckbehandlung<br />

durch Partizipative Entscheidungsfindung“<br />

durchgeführt. Ziel ist es zu eruieren, inwieweit die<br />

Blutdruckbehandlung von Patienten durch die Implementierung<br />

von PEF optimiert werden kann. Hier sollen<br />

Patienten mit multiplen kardiovaskulären Risken, für die<br />

eine anti-hypertensive Therapie besonders Erfolg versprechend<br />

ist [2], vorrangig betrachtet werden.<br />

Material/Methoden: In die Studie wurden 1500<br />

Patienten mit arterieller Hypertonie aus 38 Hausarztpraxen<br />

eingeschlossen. In standardisierten Patientenbefragungen<br />

wurden kognitive Variablen wie Risikowahrnehmung,<br />

Selbstwirksamkeits- und Handlungsergebniserwartung<br />

(Intention-To-Treat Index), Wissen über die<br />

Erkrankung, Vertrauen in den Arzt (Trust-In-Physician<br />

Index) und der Wunsch nach Entscheidungsbeteiligung<br />

(Autonomy Preference Index) sowie Medikamententreue<br />

(MARS) thematisiert. Zusätzlich wurden klinische Daten<br />

wie weitere kardiovaskuläre Risiken, Praxis- und 24h-<br />

Blutdruckmessungen, Cholesterin, BMI usw. erhoben.<br />

Ergebnisse: Zwischenergebnisse von 953 Patienten<br />

zeigen, dass die Praxisblutdruckmessungen bei 63℅<br />

der Studienteilnehmer 140/90 mmHg überschreiten.<br />

Weitere Risikofaktoren, wie Diabetes Mellitus und<br />

KHK/Herzinfarkt treten in 25℅ bzw. 15℅ der Stichprobe<br />

auf. Patienten mit den genannten Diagnosen zeigen<br />

zwar eine geringfügig stärker kontrollierte Blutdruckeinstellung,<br />

sind aber im Durchschnitt älter, haben einen<br />

71


höheren BMI und es sind überproportional viele Männer<br />

betroffen. Differenzen beider Gruppen hinsichtlich<br />

der kognitiven Variablen, Einstellungen zur Partizipation<br />

und des Wissens liegen vor allem in den Details.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse<br />

geben Hinweise darauf, wo die Schwerpunkte in der<br />

Arzt-Patienten-Kommunikation liegen können, um Patienten<br />

– insbesondere solche mit multiplen kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren – stärker in die Behandlung einzubeziehen.<br />

Literatur<br />

1. Wolf-Maier et al. Hypertension Prevalence and Blood<br />

Pressure Levels in 6 European Countries, Canada, and the<br />

United States. JAMA. 2003;289(18):2363-9. DOI:<br />

10.1001/jama.289.18.2363. http://jama.amaassn.org/cgi/content/full/289/18/2363<br />

2. In der Schmitten et al. Cluster-Randomised Intervention<br />

Study to Optimise the Treatment of Patients with Hypertension<br />

in General Practice (CRISTOPH). Abschlussbericht September<br />

2008.<br />

3. Loh, Niebling. Beratung des Patienten in der Arzneimitteltherapie.<br />

In: AOK (HG). Arzt Handbuch; Wirtschaftliche und<br />

evidenzbasierte Arzneiverordnung für die Praxis. 2009. p. 15-<br />

7<br />

Bitte zitieren als: Tinsel I, Füller M, Fischer KG, Niebling W, Beck S,<br />

Böhme K, Dürk T, Loh A. Hypertensive Patienten mit multiplen<br />

kardiovaskulären Risikofaktoren: Welche Patienteneigenschaften tragen<br />

dazu bei Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) erfolgreich<br />

umzusetzen? Ergebnisse einer quantitativen Studie. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm105.<br />

DOI: 10.3205/10ebm105, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1057<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm105.shtml<br />

106<br />

Herausforderungen der Nutzung eines<br />

Registers zum Zwecke des<br />

Qualitätsmanagements am Beispiel der<br />

Invasiven Kardiologie<br />

Stefan Göhring<br />

Projektgeschäftsstelle Qualitätssicherung Invasive Kardiologie,<br />

Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Seit 1996 wird unter der Leitung des<br />

Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK)<br />

in Deutschland ein Register zur Qualitätssicherung in<br />

der invasiven Kardiologie (QuIK) geführt. Es werden<br />

von zur Zeit 123 teilnehmenden Praxen/Kliniken/<br />

Herzakatheterlaboren (HKL) alle diagnostischen Linksherzkatheter<br />

(LHK) und therapeutischen perkutanen<br />

Koronarinterventionen (PCI) erfasst. Im Mai 2009 wurde<br />

der eine millionste Fall dokumentiert.<br />

Material/Methoden: In dem rein elektronisch organisierten<br />

Register wird ein qualitätsrelevanter Datensatz<br />

in kardiologischen Dokumentationsprogrammen oder<br />

72<br />

speziellen Softwareprodukten abgebildet, während des<br />

Eingriffs erfasst und nach jedem Quartal an eine Projektgeschäftsstelle<br />

exportiert. Dort werden die Daten<br />

aller Teilnehmer zusammengeführt. Es entsteht eine<br />

Gesamtauswertung und für jeden Teilnehmer eine vergleichende<br />

Auswertung zur Gesamtgruppe.<br />

Der gesamte Datensatz wird als qualitätsrelevant betrachtet,<br />

auf die Auswahl ausgewählter Qualitätsindikatoren<br />

wurde bisher nur in Ausnahmefällen zurückgegriffen,<br />

da diese empirisch nicht bestätigt werden konnten.<br />

Ergebnisse: Daten zur Struktur- und Prozessqualität<br />

werden zuverlässig erfasst und ausgewertet.<br />

In der Praxis stellt sich jedoch auch das Problem der<br />

Erhebung von Daten zur Ergebnisqualität. Während<br />

Behandlungsergebnis und Zustand bei Entlassung aus<br />

dem HKL gut zu erheben sind, tauchen bei der Beobachtung<br />

des Verlaufs Probleme auf. Patienten stellen<br />

sich nicht mehr am selben Ort vor oder sind nicht erreichbar.<br />

Nachuntersuchungen werden nicht systematisch<br />

in das Register eingegeben. Komplikationen sind<br />

selten und setzen statistischen Verfahren Grenzen. Die<br />

technologischen Entwicklungen zur Verbesserung des<br />

langfristigen Therapieerfolgs (Stents und medikamentenbeschichtete<br />

Stents) konnten das Phänomen der<br />

Restenose des behandelten Gefäßes noch nicht voll<br />

befriedigend lösen. Der Erfolg der PCI ist aber gerade<br />

aus Patientensicht entscheidend. Er kann jedoch nicht<br />

im HKL, sondern erst im langfristigen Verlauf beurteilt<br />

werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine Vollerhebung<br />

zum Zeitpunkt des Eingriffs bildet die Versorgungsrealität<br />

ab. Bei der Verlaufserhebung sind Verfahren zu<br />

prüfen, mit denen systematisch Patienten über einen<br />

begrenzte Zeitperiode nachverfolgt werden, um zuverlässig<br />

schlussfolgernde Aussagen über die mittel- und<br />

langfristigen Ergebnisse der Behandlung zu treffen.<br />

Diese müssen jedoch eine Differenzierung zwischen<br />

den Leistungserbringern ermöglichen, um Anreize zur<br />

Qualitätssteigerung zu bieten (Pay for Performance).<br />

Literatur<br />

1. Albrecht A, Levenson B, Göhring S, Haerer W, Reifart N,<br />

Ringwald G, Troger B. Das QuIK-Register des Bundesverbands<br />

Niedergelassener Kardiologen. Dtsch med Wochenschr.<br />

2009;134:S208-10.<br />

2. Levenson B,Albrecht A, Göhring S, Haerer W, Herholz H,<br />

Reifart N, Sauer G, Troger B. 5. Bericht des Bundesverbandes<br />

Niedergelassener Kardiologen zur Qualitätssicherung in der<br />

diagnostischen und therapeutischen Invasivkardiologie 2003–<br />

2005. Herz. 2007;32:73–84.<br />

3. Levenson B, Albrecht A, Kurz T, Bender A. Follow-up mit<br />

einer EDV-gestützten Qualitätssicherung im Herzkatheterlabor<br />

(QuIK). Z Kardiol. 2001;90:Suppl 2:266.


Bitte zitieren als: Göhring S. Herausforderungen der Nutzung eines<br />

Registers zum Zwecke des Qualitätsmanagements am Beispiel der<br />

Invasiven Kardiologie. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm106.<br />

DOI: 10.3205/10ebm106, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1068<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm106.shtml<br />

107<br />

Evidenzlücken in der Behandlung des lokal<br />

begrenzten Prostatakarzinoms und<br />

Priorisierung von erforderlichen<br />

Forschungsvorhaben unter Mitwirkung von<br />

Patientenvertretern<br />

Monika Nothacker 1 , Christoph Röllig 2 , Corinna Schaefer 1 ,<br />

Lothar Weißbach 3 , Jens-Peter Zacharias 4 , Susanne Weinbrenner<br />

1 , Günter Ollenschläger 1<br />

1ÄZQ, Berlin, Deutschland<br />

2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU, Dresden,<br />

Deutschland<br />

3Euromed Clinic, Fürth, Deutschland<br />

4Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Das ÄZQ war von 2006–2009 mit der<br />

Koordination und methodischen Begleitung der interdisziplinären<br />

S3-Leitlinie Prostatakarzinom unter der<br />

Federführung der deutschen Gesellschaft für Urologie<br />

betraut. Für die Erstellung der S3 Leitlinie wurden anhand<br />

von Schlüsselthemen systematische Literaturrecherchen<br />

und eine Evidenzbewertung durchgeführt,<br />

sowie Evidenztabellen erstellt. Diese dienten als Grundlage<br />

der Empfehlungen.<br />

Ziel: Aufzeigen von Evidenzlücken zum Thema Behandlung<br />

des lokal begrenzten Prostatakarzinoms und<br />

Entwicklung eines Vorgehens in Bezug auf den Umgang<br />

mit dem ggf. bestehenden Forschungsbedarf unter<br />

Einbeziehung der Patientensicht.<br />

Material/Methoden:<br />

• Quantitative und qualitative Analyse der Leitlinienempfehlungen<br />

in Bezug auf die Güte der zitierten<br />

Evidenz und den gegebenen Empfehlungsgrad<br />

• Erstellen einer Liste von klinischen Fragestellungen,<br />

die auf der Basis der existierenden Evidenz nicht<br />

beantwortet werden können (Evidenzlücken)<br />

• Ableitung erforderlicher Forschungsvorhaben zur<br />

Schließung der Evidenzlücken<br />

• Priorisieren der Forschungsvorhaben gemeinsam<br />

mit Vertretern der Selbsthilfe<br />

Ergebnisse:<br />

• Zur Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms<br />

gibt es 7 Therapieoptionen mit 20 Empfehlungen<br />

und 11 Statements. 13 x wurde der Empfehlungsgrad<br />

A (starke Empfehlung) vergeben, davon<br />

4x als Expertenkonsens, 4x mit Evidenzgrad 1<br />

(SIGN), 4x mit Evidenzgrad 2, 1x mit Evidenzgrad<br />

3. Der Evidenzgrad 1 wurde nur bei den<br />

Therapieoptionen radikale Prostatektomie und<br />

perkutane Strahlentherapie vergeben. Eine die<br />

Primärtherapien vergleichende randomisierte Studie<br />

existiert nicht.<br />

• Es wurde im Rahmen der Leitlinienentwicklung eine<br />

Liste mit 16 Evidenzlücken, bzw. daraus ableitbaren<br />

potentiellen Forschungsvorhaben erstellt,<br />

diese wurde von Fachexperten und Patientenvertretern<br />

im Hinblick auf prioritäre Forschung bewertet.<br />

• Die priorisierten Forschungsvorhaben werden auf<br />

dem Kongress vorgestellt werden<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Für die Primärbehandlung<br />

des Prostatakarzinoms existieren zahlreiche<br />

Evidenzlücken. Durch Priorisierung von erforderlicher<br />

Forschung gemeinsam mit Patientenvertretern können<br />

patientenrelevante Forschungsschwerpunkte gesetzt<br />

werden, die als Orientierung bei der Förderung von<br />

Forschungsvorhaben dienen können.<br />

Bitte zitieren als: Nothacker M, Röllig C, Schaefer C, Weißbach L,<br />

Zacharias JP, Weinbrenner S, Ollenschläger G. Evidenzlücken in der<br />

Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms und Priorisierung<br />

von erforderlichen Forschungsvorhaben unter Mitwirkung von<br />

Patientenvertretern. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm107.<br />

DOI: 10.3205/10ebm107, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1075<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm107.shtml<br />

108<br />

Evaluation der Implementierung von<br />

Innovationen am Beispiel von „arriba“ – eine<br />

Fokusgruppenstudie<br />

Heidi Keller, Lena Kramer, Tanja Krones, Annette Becker,<br />

Meike Müller-Engelmann, Ilona Schwink, Norbert Donner-<br />

Banzhoff<br />

Abteilung Allgemeinmedizin, Philipps-Universität, Marburg,<br />

Deutschland<br />

Hintergrund: Die vorliegende Fokusgruppen-Studie<br />

diente der Gewinnung von Erkenntnissen zum Implementierungsprozess<br />

in hausärztlichen Praxen am Beispiel<br />

der komplexen Entscheidungshilfe „arriba“. In<br />

einer Wirksamkeitsstudie (Phase III) mit 44 Prüfärzten,<br />

die 550 Interventionspatienten rekrutierten, wurde<br />

„arriba“ als komplexe Intervention unter Studienbedingungen<br />

implementiert. Zentrales Anliegen der vorliegenden<br />

Untersuchung war die Identifizierung relevanter<br />

Bedingungsfaktoren für eine nachhaltige Implementierung<br />

in die Praxis mittels eines qualitativen Studiendesigns,<br />

wobei die Untersuchung von fördernden und<br />

hemmenden Faktoren im Vordergrund stand.<br />

Material/Methoden: Eingeladen wurden 12 PrüfärztInnen<br />

der Wirksamkeitsstudie. Um die größtmögli-<br />

73


che Varianz an Aussagen zu gewinnen, zielte die<br />

Rekrutierung darauf ab, das ganze Spektrum unterschiedlicher<br />

Meinungen und Einstellungen zum Forschungsgegenstand<br />

zu erfassen. Die Teilnehmer sollten<br />

sich deshalb hinsichtlich ihrer Einstellung zu „arriba“<br />

bzw. zu Innovationen allgemein möglichst stark unterscheiden.<br />

Zur Identifizierung von Faktoren, die die<br />

(Nicht)-Umsetzung beeinflussen, wurden anhand eines<br />

Interviewleitfadens Schlüsselkategorien festgelegt. Die<br />

Auswertung erfolgte qualitativ.<br />

Ergebnisse: Die identifizierten Bedingungsfaktoren<br />

der Implementierung lassen sich unterteilen in subjektive<br />

und übergeordnete Gesichtspunkte. Subjektive Faktoren<br />

waren Einstellung (Innovationsbereitschaft, Motivation,<br />

Akzeptanz) und Bewertung (Komplexität, Aufwand,<br />

Praktikabilität). Übergeordnete Aspekte betrafen das<br />

berufliche Umfeld (Praxisteam, Kollegen, Patient) sowie<br />

das geltende Gesundheitssystem (Kultur, gesetzlicher<br />

Rahmen, Budget).<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Eine nachhaltige<br />

Implementierung von Innovationen erfordert eine explizite<br />

Festlegung von Strategien und Maßnahmen auf<br />

allen Ebenen des Gesundheitswesens (edukativ, finanziell,<br />

organisatorisch und regulatorisch). Dann sind eine<br />

Modifikation von Einstellungen/Bewertungen und damit<br />

ein routinemäßiger Einsatz in der Praxis denkbar.<br />

Literatur<br />

1. Campbell M, Fitzpatrick R, Haines A, Kinmonth AL, Sandercock<br />

P, Spiegelhalter D, Tyrer P. Framework for design and<br />

evaluation of complex interventions to improve health. BMJ.<br />

2000;321(7262):694-6.<br />

Bitte zitieren als: Keller H, Kramer L, Krones T, Becker A, Müller-<br />

Engelmann M, Schwink I, Donner-Banzhoff N. Evaluation der<br />

Implementierung von Innovationen am Beispiel von „arriba“ – eine<br />

Fokusgruppenstudie. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm108.<br />

DOI: 10.3205/10ebm108, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1081<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm108.shtml<br />

109<br />

Der Einfluss von Cluster-Randomisierung auf<br />

Studienplanung und -auswertung<br />

Sigrid Panisch, Andreas Sönnichsen<br />

<strong>PMU</strong>, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Nicht bei jedem RCT ist es sinnvoll,<br />

möglich oder zulässig die Randomisierung auf Individualebene<br />

zu vollziehen. Dies ist z.B. dann der Fall,<br />

wenn die zu untersuchenden Personen, beispielsweise<br />

als Mitglied eines Vereins oder als Patienten einer<br />

Arztordination miteinander interagieren (können). Um<br />

Kontamination zu vermeiden, hat die Randomisierung<br />

in solchen Fällen auf eben dieser Ebene (Verein, Ordi-<br />

74<br />

nation etc.) zu erfolgen. Dieses Vorgehen wird als<br />

Cluster-Randomisierung (℅ CR) bezeichnet.<br />

Material/Methoden: Bei der Studienplanung sind<br />

einige Aspekte zu beachten:<br />

a. Um bei der Stichprobenberechnung die Clustereffekte<br />

miteinbeziehen zu können, sind zusätzlich zu den<br />

üblicherweise notwendigen Parametern, auch die Angabe<br />

des voraussichtlichen Intracluster-Korrelationskoeffizient<br />

(ICC), sowie Größe der Cluster (CG) wichtig.<br />

Der ICC drückt den Zusammenhang zwischen der<br />

Varianz innerhalb der Cluster und der Varianz zwischen<br />

den Clustern aus.<br />

b. Bei Auswertung einer Studie stellt sich die Frage, ob<br />

ein Teil des Ergebnisses auf die Clusterbildung zurückzuführen<br />

ist, ob also die Unterschiede zwischen Interventions-<br />

und Kontrollgruppe in Wahrheit nicht aufgrund<br />

der Intervention zustande kamen, sondern vielmehr<br />

in der Tatsache begründet liegen, dass sich die<br />

Cluster (bzw. die damit verbundenen Eigenschaften) in<br />

den beiden Gruppen so unterscheiden, dass es zu den<br />

beobachteten (signifikanten) Ergebnissen kam. Um dies<br />

feststellen zu können, sollte aus den erhobenen Daten<br />

der ICC berechnet werden.<br />

c. Um die Planung nachfolgender Studien mit Cluster-<br />

Randomisierung zu verbessern, sollte die Stärke des<br />

Clustereffekts – respektive der ICC – publiziert werden.<br />

Dies erleichtert die Wahl des für die jeweilige Forschungsfrage<br />

passenden ICC für die korrekte Fallzahlplanung.<br />

Ergebnisse: Bei der Stichprobenberechnung von<br />

CRTssind, neben den „Standard“-Parametern Signifikanzniveau,<br />

Power und – je nach Skalenniveau des<br />

primären Endpunktes – Mittelwertsdifferenz und Standardabweichung<br />

bzw. den prognostizierten Anteilswerten<br />

von Kontroll- bzw. Interventionsgruppe, zudem noch<br />

der ICC und die CG wie folgt zu berücksichtigen:<br />

Nclusterkorrigiert=N*(1+ICC*(CG-1)).<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Wird der ICC bei<br />

der Planung eines CRT nicht berücksichtigt, kann es<br />

vorkommen, dass die Power das gewünschte Ausmaß<br />

nicht erreicht, was die Ergebnisse entwerten kann.<br />

Treten bei der Datenauswertung unerwartet hohe ICC-<br />

Werte auf, sind geeignete Analysemethoden anzuwenden<br />

um die Ergebnisse von den Clustereffekten zu bereinigen.<br />

Literatur<br />

1. Donner A, Klar N. Design and Analysis of Cluster Randomization<br />

Trials in Health Research. London: Hodder Arnold<br />

Publication; 2000.<br />

2. Eldridge SM, Ashby D, Kerry S. Sample size for cluster<br />

randomized trials: effect of coefficient of variation of cluster<br />

size and analysis method. Int J Epidemiol. 2006;35(5):1292-<br />

300.


3. Wears RL. Advanced statistics: statistical methods for<br />

analyzing cluster and cluster-randomized data. Acad Emerg<br />

Med. 2002;9(4):330-41.<br />

Bitte zitieren als: Panisch S, Sönnichsen A. Der Einfluss von Cluster-<br />

Randomisierung auf Studienplanung und -auswertung. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm109.<br />

DOI: 10.3205/10ebm109, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1094<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm109.shtml<br />

110<br />

Biomedizinische Innovationen und klinische<br />

Forschung<br />

Horst Christian Vollmar 1 , Peter Georgieff 2 , Bernhard Bührlen 2<br />

1 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V.<br />

(DZNE), Universität Witten/Herdecke, Deutschland<br />

2 Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI),<br />

Karlsruhe, Deutschland<br />

Hintergrund: Klinische Studien sind ein wichtiges<br />

Element der evidenzbasierten Medizin. Die Politik hat<br />

wichtige Schritte unternommen, um die klinische Forschung<br />

in Deutschland zu stärken, die Industrie beklagt<br />

jedoch weiterhin Wettbewerbsnachteile. Vor diesem<br />

Hintergrund wurde im Auftrag des Büros für Technikfolgen-Abschätzung<br />

beim Deutschen Bundestag der aktuelle<br />

Stand der klinischen Forschung in Deutschland mit<br />

dem Fokus auf neuartige, z.B. biotechnologische Therapieverfahren<br />

untersucht.<br />

Material/Methoden: Die Daten für diese Analyse<br />

wurden durch eine Literaturrecherche und Experteninterviews<br />

mit Vertretern aus Regulierungsbehörden,<br />

öffentlicher und klinischer Auftragsforschung, Patienten-<br />

bzw. Verbraucherschutzverbänden und der Industrie<br />

gewonnen. Die Ergebnisse wurden auf einem Workshop<br />

mit Experten diskutiert und für den Bundestag in<br />

einem Bericht zusammengefasst [1].<br />

Ergebnisse: Die generellen Bedingungen für die<br />

klinische Forschung in Deutschland sind gut; entgegen<br />

dem Trend in vielen anderen Ländern nahm die Zahl<br />

klinischer Studien in den letzten Jahren in Deutschland<br />

wieder zu. Im internationalen Vergleich haben sich<br />

Zentren für klinische Forschung als günstig erwiesen,<br />

die hohe Kompetenz in spezifischen Forschungsfeldern<br />

akkumulieren können. Die Regulierung wird im internationalen<br />

Vergleich als relativ günstig und auch für innovative<br />

Therapiemethoden als ausreichend angesehen.<br />

Die hohe Qualität deutscher Studien ist ein wesentlicher<br />

Standortvorteil. Defizite bestehen u.a. bei der Patientenrekrutierung,<br />

beim gezielten Schließen von Evidenzlücken<br />

für die Versorgung und bei der Nutzung der Ergebnisse<br />

in der Praxis.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Neben einer weiteren<br />

Erhöhung der finanziellen Ausstattung von klinischen<br />

Studien werden auch eine verbesserte Aus-,<br />

Weiter- und Fortbildung empfohlen. Dies sollte dazu<br />

beitragen, die klinische Forschung für Forscher und<br />

Studienpatienten attraktiver zu machen. Die Nutzbarkeit<br />

und Nutzung der klinischen Forschung für aktuelle<br />

Fragen der Patientenversorgung sollte verbessert werden.<br />

Dazu werden konkrete Umsetzungsvorschläge<br />

gemacht.<br />

Literatur<br />

1. Bührlen B, Vollmar HC. Biomedizinische Innovationen und<br />

Klinische Forschung – Wettbewerbs- und Regulierungsfragen;<br />

Innovationsreport; TAB-Arbeitsbericht 132. Büro für Technikfolgen-Abschätzung<br />

beim Deutschen Bundestag (TAB); 2009.<br />

Im Druck.<br />

Bitte zitieren als: Vollmar HC, Georgieff P, Bührlen B. Biomedizinische<br />

Innovationen und klinische Forschung. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm110.<br />

DOI: 10.3205/10ebm110, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1105<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm110.shtml<br />

111<br />

Implementierung von Qualitätsinstrumenten<br />

für Pflegende und Hausärzte bei der<br />

Versorgung von Menschen mit Demenz in<br />

Altenheimen<br />

Gertrud Bureick 1 , Stefan Wilm 1 , Margareta Halek 2 , Daniela<br />

Hardenacke 2 , Ruth Knee 3 , Cornelia Krüger 4 , Herbert Mayer 3 ,<br />

Sabine Bartholomeyczik 2<br />

1Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität<br />

Witten/Herdecke, Witten, Deutschland<br />

2Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke,<br />

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE), Standort an der Universität Witten/Herdecke, Witten,<br />

Deutschland<br />

3Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke,<br />

Witten, Deutschland<br />

4Institut für Pflegewissenschaft, Paracelsus Universität Salzburg,<br />

Österreich<br />

Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit<br />

Demenz in Altenheimen stellt große Herausforderungen<br />

an Pflegende und Hausärzte. Die Implementierung von<br />

evidenzbasierten Handlungskorridoren mit Hilfe von<br />

parallelen Fortbildungen (Gruppe/peer education<br />

outreach visit) beider Berufsgruppen soll deren Wissen,<br />

Können und Haltung weiterentwickeln. Die interdisziplinäre<br />

Kooperation steht im Fokus, da eine veränderte<br />

Zusammenarbeit die Versorgungs- und Lebenssituation<br />

der Menschen mit Demenz in Heimen deutlich verbessern<br />

kann.<br />

Material/Methoden: Es handelt sich um eine Interventionsstudie<br />

mit einem Pre-Post Test-Design. Die Interventionen<br />

beinhalten u.a. bei den Pflegenden die verstehende<br />

Pflegediagnostik anhand der „Rahmenempfehlungen<br />

zum Umgang mit herausforderndem Verhalten<br />

75


ei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe“<br />

(Bundesministerium für Gesundheit) und bei den Hausärzten<br />

die DEGAM-Leitlinie „Demenz“. Die Qualitätsinstrumente<br />

sind beiden Professionen bekannt; sie sind<br />

angehalten, die Inhalte nachhaltig in ihren Berufsalltag<br />

zu integrieren. Die patientenseitigen Outcome-<br />

Parameter Neuroleptika-Verordnung, Lebensqualität<br />

und Herausforderndes Verhalten werden durch die<br />

Zusammenarbeit beeinflusst. Die Zufriedenheit mit der<br />

Kooperation von Pflegenden und Hausärzten als ein<br />

Maßstab gelungener Implementierung wird an 2 Zeitpunkten<br />

vor und nach Intervention mittels standardisierter<br />

Fragebögen erhoben.<br />

Ergebnisse: Es sind 166 Menschen mit Demenz (Mini-Mental-Status-Test<br />

≤24 von 30 Punkten) aus 15 Altenheimen,<br />

151 Pflegende und 73 Hausärzte in die<br />

Studie eingeschlossen. Die Implementierung der Qualitätsinstrumente<br />

ist abgeschlossen. Die gegenseitige<br />

Anerkennung zwischen den Berufsgruppen wird unterschiedlich<br />

erlebt. Die Pflegenden sehen die Kooperation<br />

mit den Hausärzten als schwierig an. Nach Intervention<br />

findet sich keine Zunahme ihrer Zufriedenheit mit der<br />

Zusammenarbeit. Demgegenüber lassen sich bei den<br />

Hausärzten leichte Verbesserungen in der Bewertung<br />

der Zusammenarbeit zwischen beiden Professionen<br />

feststellen. Diese beziehen sich auf die Zeit für gemeinsame<br />

Besprechungen mit den Pflegenden und die zuverlässige<br />

Umsetzung von Anordnungen im Heimalltag.<br />

Die Zufriedenheit der Hausärzte mit der interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit ist etwas gestiegen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die parallele<br />

Implementierung der beiden Qualitätsinstrumente in den<br />

Arbeitsalltag von Pflegenden und Hausärzten ist aufwändig.<br />

Veränderungen in der Zusammenarbeit sind<br />

mit verschiedenen Erwartungshaltungen an die jeweils<br />

andere Berufsgruppe verbunden.<br />

Literatur<br />

1. Bartholomeyczik S, Halek M, Sowinski C, Besselmann K,<br />

Dürrmann P, Haupt M, Kuhn C, Müller-Hergl C, Perrar KM,<br />

Riesner C, Rüsing D, Schwerdt R, van der Kooij C, Zegelin A.<br />

Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem<br />

Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe.<br />

2006<br />

2. Vollmar HC, Mand P, Butzlaff M. DEGAM-Leitlinie Demenz.<br />

Düsseldorf: omikron publishing; 2008.<br />

Bitte zitieren als: Bureick G, Wilm S, Halek M, Hardenacke D, Knee R,<br />

Krüger C, Mayer H, Bartholomeyczik S. Implementierung von<br />

Qualitätsinstrumenten für Pflegende und Hausärzte bei der Versorgung<br />

von Menschen mit Demenz in Altenheimen. In: EbM – ein Gewinn für<br />

die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm111.<br />

DOI: 10.3205/10ebm111, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1112<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm111.shtml<br />

76<br />

112<br />

Medikation ohne Evidenzbasis (EB) bei<br />

Patienten mit Polypharmazie – Ergebnisse<br />

einer Pilotstudie<br />

M. Dara Koper, Stephanie Taché, Sigrun Gundl, Andreas<br />

Sönnichsen<br />

Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus<br />

Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Über 60% der Patienten (Pt.) ≥65<br />

Jahre nehmen regelmäßig Arzneimittel (AM) ein; über<br />

≥75 Jahre im Schnitt 7,5±3,8 AM (Rathore 1998,<br />

Schuler 2008). Kardiologische AM z.B. werden von<br />

Nicht-Kardiologen und Ärzten, die lange praktizieren<br />

(≥30 Jahre), signifikant häufiger ohne EB verschrieben<br />

(Austin 2008). Wir untersuchten, wie häufig nicht indizierte<br />

Medikamente von niedergelassenen Allgemeinärzten<br />

verschrieben werden.<br />

Material/Methoden: 7 Allgemeinärzte wurden<br />

rekrutiert (convenient sample). Bei Pt. mit ≥5 regelmäßig<br />

eingenommenen AM, ≥18 Jahre, sollten alle AM<br />

mit Indikationen aufgelistet werden, inkl. AM, die ohne<br />

Kenntnis des Allgemeinarztes genommen werden. Die<br />

Indikation wurde mit Hilfe von EBM-Guidelines, UpTo-<br />

Date, Clinical Evidence und Fachinformationen überprüft.<br />

Die Auslegung, ob die EB gegeben ist, wurde<br />

«großzügig» gehandhabt (Beispiel: «Simvastatin» für<br />

«Hypercholesterinämie» wurde als evidenzbasiert eingestuft,<br />

obwohl ein gewisses kardiovaskuläres Risiko<br />

vorhanden sein muss), weil Indikationen oft nur in<br />

Schlagworten verzeichnet waren.<br />

Ergebnisse: Bisher füllten 5 Pilotärzte die Bögen von<br />

28 Pt. aus (Schnitt: 72,6 Jahre; 10,7 AM, inkl. 0,9<br />

AM, die nicht vom Allgemeinarzt verschrieben waren<br />

und von deren Einnahme der Allgemeinarzt nichts<br />

wusste). Medikamente ohne EB: 1) Patienten: 20 von<br />

28 Pt. (71,4%) hatten mindestens 1 AM (oder mehr)<br />

ohne EB; dieser Anteil variierte von Arzt zu Arzt. 2)<br />

AM: 50 von 300 AM waren ohne EB (16,7%).<br />

Schlussfolgerung: Von Patienten mit Polypharmazie<br />

werden häufig Medikamente ohne hinreichende Indikation<br />

eingenommen. Eine Intervention zur Reduktion nicht<br />

evidenzbasierter Medikation führt voraussichtlich nicht<br />

nur zu einer Verbesserung der Patientensicherheit durch<br />

Vermeidung unnötiger Interaktionen und Nebenwirkungen,<br />

sondern auch zu einer erheblichen Kosteneinsparung.<br />

Bitte zitieren als: Koper MD, Taché S, Gundl S, Sönnichsen A.<br />

Medikation ohne Evidenzbasis (EB) bei Patienten mit Polypharmazie –<br />

Ergebnisse einer Pilotstudie. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm112.<br />

DOI: 10.3205/10ebm112, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1127<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm112.shtml


113<br />

Wissensmanagement in EBM<br />

Gerald Lirk 1 , Michael Granitzer 2 , Andreas Sönnichsen 3 , Peter<br />

Kulczycki 1<br />

1 FH OÖ, Hagenberg, Österreich<br />

2 Know-Center, TU, Graz, Österreich<br />

3 <strong>PMU</strong>, Salzburg, Österreich<br />

Hintergrund: Die Zunahme des medizinischen Wissens,<br />

quantifiziert durch die Anzahl wissenschaftlicher<br />

Publikationen, nimmt rasant zu. Pro Monat erscheinen<br />

etwa 67.000 neue Artikel, über 3300 davon sind<br />

klinische Studien. Die Zunahme erfolgt exponentiell. Die<br />

relevante wissenschaftliche Literatur zu finden und zu<br />

lesen wird für Ärzte daher immer aufwendiger und ist<br />

mittlerweilen unmöglich.<br />

Neben einfachen Pubmed-Abfragemöglichkeiten gibt es<br />

auch semantische Suchmaschinen in Medline bzw. dem<br />

Web, welche die Suche nach relevanter Information<br />

unterstützen. Eine automatisierte Beurteilung von publizierten<br />

klinischen Studien ist bisher jedoch nicht möglich.<br />

In unserem Projekt wird ein solches System aufgebaut.<br />

Ziel ist die Schaffung einer zentralen Informationsplattform<br />

für EBM.<br />

Material/Methoden: Medizinische Publikationen<br />

werden mit Text-Mining-Verfahren mit entsprechenden<br />

Thesauri (MeSH, Snomed) belegt, anschließend mit<br />

semantischer Information (OpenLinkedData) verknüpft.<br />

Die Einträge können einerseits mit Hilfe maschineller<br />

Lernverfahren nach Themenbereichen geclustert werden<br />

. Andererseits soll eine automatisierte Bewertung der<br />

Qualität einer beschriebenen klinischen Studie erfolgen.<br />

Eine Publikationsliste soll nach verschiedenen Kriterien,<br />

welche für Fragestellungen der evidenzbasierten Medizin<br />

wichtig sind, sortiert werden können.<br />

Ergebnisse: Es wurden mehrere medizinische Datenquellen<br />

an das System angebunden und miteinander<br />

bzw. mit LinkedOpenData verknüpft. Durch das prototypische<br />

Clustering können Themenlisten und Wissenslandkarten<br />

aufgebaut werden. Die Bewertung der klinischen<br />

Studien erfolgt über ein Scoringschema, in dem<br />

vor allem statistische Werte berücksichtigt werden.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Das bisher aufgebaute<br />

prototypische System ist in der Lage die Basisfunktionalitäten<br />

durchzuführen. Das Bewertungsmaß für<br />

die Studienqualität ist prinzipiell aufgebaut, muss aber<br />

noch verfeinert werden. In wie weit noch weitere studienrelevante<br />

Informationen für die Beurteilung herangezogen<br />

werden können, soll in einem Folgeprojekt<br />

erhoben werden.<br />

Literatur<br />

1. Sönnichsen A, Rinnerberger A. Medizinische Informationsflut<br />

und Wissenstransfer in die Praxis – eine Quadratur des<br />

Kreises? Schweizerische Ärztezeitung. 2008;89:44.<br />

2. Dietze H, Schroeder M. GoWeb: a semantic search engine<br />

for the life science web. BMC Bioinformatics.<br />

2009;10(Suppl 10):S7.<br />

3. Doms A, Schroeder M. GoPubMed: exploring PubMed<br />

with the Gene Ontology. Nucleic Acids Res. 2005;33(Web<br />

Server issue):W783-6.<br />

4. Cimino JJ, Zhu X. The practical impact of ontologies on<br />

biomedical informatics. Yearb Med Inform. 2006:124-35.<br />

5. Granitzer M. KnowMiner: Konzeption und Entwicklung<br />

eines generischen Wissenserschließungsframework. Graz:<br />

Technische Universität Graz; 2006.<br />

Bitte zitieren als: Lirk G, Granitzer M, Sönnichsen A, Kulczycki P.<br />

Wissensmanagement in EBM. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm113.<br />

DOI: 10.3205/10ebm113, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1130<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm113.shtml<br />

P6: Freie Themen II<br />

114<br />

Angaben zu Interessenskonflikten in S2-/S3-<br />

Leitlinien<br />

Martin Gerken 1 , Ina Kopp 2 , Monika Lelgemann 1<br />

1 HTA-Zentrum, Universität Bremen, Bremen, Deutschland<br />

2 AWMF, Marburg, Deutschland<br />

Hintergrund: Transparenz bezüglich möglicher Interessenkonflikte<br />

(IK) der Autoren ist mitentscheidend für<br />

die Glaubwürdigkeit von Leitlinien (LL). Die ausführliche<br />

Darlegung von IK ist international Standard beim wissenschaftlichen<br />

Publizieren und verschiedene Standards<br />

dafür sind kodifiziert [1]. Es gibt bisher keine Bestandsaufnahme<br />

für S2-/S3-LL der AWMF. Die Untersuchung<br />

erfolgte im Rahmen des internen Qualitätsmanagements<br />

der AWMF.<br />

Material/Methoden: Zur Bewertung der LL wurde<br />

das Leitlinienbewertungsinstrument DELBI eingesetzt [2].<br />

In der 34. KW 2009 wurden alle S2-/S3-LL und ggf.<br />

Methodenpapiere von der AWMF-Webseite kopiert<br />

und von zwei Bewertern standardisiert extrahiert. Es<br />

wurde die Angaben zu IK mittels der DELBI-Frage 23<br />

("Interessenkonflikte von Mitgliedern der Leitlinienentwicklungsgruppe<br />

wurden dokumentiert.") geprüft, wobei<br />

1 bis 4 Punkte erreicht werden konnten. Nur bei 4<br />

Punkten liegen direkt einsehbare, individuelle Angaben<br />

der Autoren vor.<br />

Ergebnisse: Es wurden 115 S2- und 85 S3-Leitlinien<br />

analysiert. In 58% der S2- und 36% der S3-LL finden<br />

sich keinerlei Angaben zu Interessenkonflikten der<br />

Autoren. In 2% der S2- und 9% der S3-LL finden sich<br />

direkt einsehbare, individuelle Angaben zu IK der Autoren<br />

(siehe Tabelle 1).<br />

77


Schlussfolgerung/Implikation: Es bestehen bei<br />

vielen S3- und der Mehrzahl der S2-Leitlinien erhebliche<br />

Mängel in der transparenten Darlegung von Interessenkonflikten.<br />

Die Einholung von IK-Erklärungen wird<br />

zwar vom derzeitigen AWMF-Regelwerk gefordert,<br />

eine verpflichtende Veröffentlichung entweder in den<br />

Leitlinien selbst oder den zugehörigen Leitlinienreports<br />

jedoch nicht. Bisher war dieses der Entscheidung der LL-<br />

Koordinatoren überlassen. Der Veröffentlichung abgefragter<br />

IK-Erklärungen dürfte allerdings wenig im Wege<br />

stehen, da die Mehrheit der beteiligten LL-Autoren im<br />

Rahmen anderer Veröffentlichungen ihre Interessenkonflikte<br />

prinzipiell schon veröffentlicht hat. Eine einsehbare<br />

Darlegung von IK sollte als Teil der S3-<br />

Klassifikationskriterien gefordert werden. Perspektivisch<br />

sollte auch der Umgang mit deklarierten IK geregelt und<br />

dokumentiert werden [3], [4]. Eine Änderung des<br />

AWMF-Regelwerkes ist seit März 2009 in Arbeit.<br />

Literatur<br />

1. Drazen JM et al. BMJ. 2009;339:b4144.<br />

2. ÄZQ; AWMF. DELBI 2005/2008. Available from:<br />

http://www.delbi.de<br />

3. Schünemann et al. Am J Respir Crit Care Med.<br />

2009;180(6):564.<br />

4. Baumann MH et al. Chest. 2007;132(3):1015.<br />

Tabelle 1<br />

Bitte zitieren als: Gerken M, Kopp I, Lelgemann M. Angaben zu<br />

Interessenskonflikten in S2-/S3-Leitlinien. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm114.<br />

DOI: 10.3205/10ebm114, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1146<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm114.shtml<br />

115<br />

Was und wie kann man in<br />

Arztbewertungsportalen bewerten? Ein<br />

kriteriengestützter, internationaler Vergleich<br />

Swantje Reimann, Daniel Strech<br />

Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin,<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland<br />

Hintergrund: Arztbewertungsportale (ABP) im Internet<br />

werden zunehmend öffentlich diskutiert. Hauptkritikpunkte<br />

betreffen das Missbrauchspotential und die<br />

Schwierigkeit einer qualitativ hochwertigen Einschätzung<br />

der medizinischen Behandlung durch Laien. Fürsprecher<br />

betonen die Relevanz von patientenseitiger<br />

Evaluation ärztlicher Leistung für eine informierte Arzt-<br />

78<br />

suche und für eine Verbesserung der Versorgungsqualität.<br />

Kriterien zur Bewertung der ambulanten ärztlichen<br />

Versorgung sind u.a. vom Ärztlichen Zentrum für Qualität<br />

(ÄZQ) in einer Checkliste<br />

(http://www.aezq.de/edocs/pdf/info/flyer_checkliste<br />

_arztpraxis.pdf) wie auch im Rahmen der umfangreichen<br />

Patientenzufriedenheitsforschung dargestellt worden.<br />

Bislang ist wenig untersucht, inwieweit gängige<br />

ABP diese Bewertungskriterien abbilden und wie für<br />

oder gegen die Relevanz einzelner Kriterien argumentiert<br />

werden kann.<br />

Material/Methoden: In einer Internetrecherche<br />

wurden deutsch- und englischsprachige ABP identifiziert<br />

und hinsichtlich der berücksichtigten Bewertungskriterien<br />

ausgewertet. Die Auswertung erfolgte auf der Basis<br />

eines Kriterienkatalogs, welcher durch eine inhaltsanalytische<br />

Auswertung der ÄZQ-Checkliste sowie weiterer<br />

Checklisten und Veröffentlichungen im Rahmen der<br />

Patientenzufriedenheitsforschung entwickelt wurde.<br />

Ergebnisse: Der entwickelte Kriterienkatalog umfasst<br />

die Bereiche: medizinisch-technische Versorgung, Arzt-<br />

Patient-Beziehung, Fachliche Kompetenz, Unterstützung<br />

durch den Arzt, Kommunikation, Vertrauen, Information,<br />

Erreichbarkeit, Praxisausstattung, Praxispersonal,<br />

Praxisorganisation, Allgemeine Zufriedenheit, Wirksamkeit<br />

der Behandlung sowie Weiterempfehlungsbereitschaft.<br />

Die Gewichtung der unterschiedlichen Bereiche<br />

auf den untersuchten ABP streut breit. Die häufigsten<br />

Bewertungsmöglichkeiten in ABPs zeigten sich in<br />

Bereichen der Praxisorganisation, des Praxispersonals,<br />

der Kommunikationsfähigkeit sowie der fachlichen<br />

Kompetenz des Arztes.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: ABP besitzen von<br />

der Idee her das Potential für eine wertvolle Informationsquelle<br />

im Rahmen der individuellen Arztsuche und<br />

für die darüber hinausgehende Stärkung der Patienteninteressen<br />

im Gesundheitswesen. Die zunehmende<br />

Diskussion zur Umsetzung und möglichen Regulierung<br />

von ABP sollte diese Potentiale ernst nehmen und denkbare<br />

Konsequenzen auf die Arzt-Patienten Beziehung<br />

aus einer möglichst neutralen und patienten-orientierten<br />

Perspektive heraus prüfen. Aus der Heterogenität und<br />

Selektivität der gegenwärtig berücksichtigten Bewertungskriterien<br />

in ABP lassen sich verschiedene Gründe<br />

für eine Überarbeitung der ABP im Sinne der Patienten<br />

ableiten.<br />

Literatur<br />

1. Berger B, Lenz M, Mühlhauser I. Patient zufrieden, Arzt<br />

gut? Inwiefern ist Patientenzufriedenheit ein Indikator für die<br />

Qualität der hausärztlichen Versorgung? Eine systematische<br />

Übersichtsarbeit. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwesen (ZEFQ).<br />

2008;102:299–306.


Bitte zitieren als: Reimann S, Strech D. Was und wie kann man in<br />

Arztbewertungsportalen bewerten? Ein kriteriengestützter,<br />

internationaler Vergleich. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm115.<br />

DOI: 10.3205/10ebm115, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1153<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm115.shtml<br />

116<br />

Schrittweise Evaluation komplexer<br />

Interventionen am Beispiel der clusterrandomisierten<br />

PRIMUM-Pilotstudie<br />

Christiane Muth 1 , Anja Ziegemeyer 1 , Corina Güthlin 1 , Walter<br />

E. Haefeli 2 , Sebastian Harder 3 , Birgit Werner 1 , Justine Rochon<br />

4 , Martin Beyer 1 , Antje Erler 1 , Ferdinand M. Gerlach 1 ,<br />

Marjan van den Akker 5<br />

1Institut für Allgemeinmedizin, Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität, Frankfurt am Main, Deutschland<br />

2Abteilung Innere Medizin VI Klinische Pharmakologie und<br />

Pharmakoepidemiologie Universitätsklinikum Heidelberg,<br />

Deutschland<br />

3Institut für Klinische Pharmakologie/ZAFES Johann Wolfgang-<br />

Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland<br />

4Zentrum für Klinische Studien (ZKS) Universitätsklinikum Regensburg,<br />

Deutschland<br />

5Netherlands School of Primary Care Research – CaRe, Department<br />

of General Practice, Maastricht University, Maastricht,<br />

Niederlande<br />

Hintergrund: Komplexe Interventionen sind weit<br />

verbreitet. Zu deren Entwicklung und Evaluation wurde<br />

vom Medical Research Council (UK) ein Framework<br />

zum Vorgehen bei Entwicklung, Machbarkeitsprüfung,<br />

Hauptstudie und Implementierung vorgeschlagen. In der<br />

PRIMUM-Studie (BMBF Fkz: 01GK0702) wurde eine<br />

komplexe Intervention zur PRIorisierung und Optimierung<br />

von MUltimedikation bei Multimorbidität mit vier<br />

Einzelkomponenten für die Hausarztpraxis entwickelt:<br />

Ein Prä-Konsultationsgespräch anhand der Medikations-<br />

Monitoring-Liste (MediMoL) und ein sog. brown bag<br />

review durch Medizinische Fachangestellte (MFA), der<br />

Einsatz eines internetbasierten Computersystems (AiD,<br />

ArzneimittelinformationsDienst) sowie ein Arzt-Patienten-<br />

Gespräch zu medikationsbezogenen Problemen. Die<br />

Intervention setzt auf Praxis- (Verschreibungsverhalten)<br />

und Patientenebene (Adhärenz) an und soll patientenbezogene<br />

Outcomes verbessern. Feasibility von Intervention<br />

und Studie werden z.Z. in einer 12-monatigen<br />

cluster-randomisierten Pilotstudie getestet und hier aus<br />

Sicht der MFA dargestellt.<br />

Material/Methoden: Nach jeder Patienten-<br />

Intervention wurden 1) Zeitaufwand und Zufriedenheit<br />

der MFA erhoben. Nach Abschluss der Interventionsphase<br />

wurden 2) MFA leitfadengestützt zu kognitiver<br />

Repräsentation, Brauchbarkeit der Schulungsinhalte,<br />

Beweggründen zur Studienteilnahme, Ablauf der Intervention<br />

in der Praxis, Praktikabilität des MediMoL und<br />

zur Praxiskommunikation interviewt. Die Mensch-<br />

Computer-Interaktion mit AiD wurde anhand 3) direkter<br />

Messung (standardisierte Fallvignette), 4) indirekter<br />

Messung (question asking) und 5) Kurzfragebogen zu<br />

Vorkenntnissen untersucht. Für die quantitativen Daten<br />

werden Mittelwerte und Streuung ermittelt. Die tonbandaufgezeichneten<br />

Interviews werden z.Z. transkribiert<br />

und mittels Atlas.TI inhaltsanalytisch ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Erste Evaluationsergebnisse ( N 1)=50;<br />

N 2)-5)=10) zeigen, dass MFA mit der Intervention zufrieden<br />

waren, deren Ablauf protokollgerecht umgesetzt<br />

hatten, den MediMoL problemlos einsetzten und den<br />

Umgang mit AiD sicher beherrschten. Zeiterfassungen<br />

bei der Bearbeitung der Fallvignette lieferten keine<br />

zusätzlichen Informationen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Es wird erwartet,<br />

dass die Intervention für die MFA praktikabel ist und<br />

aus den Ergebnissen der Feasibility-Prüfung bei den<br />

verschiedenen Akteuren wichtiger Anpassungsbedarf<br />

für die Hauptstudie identifiziert wird. Die Gebrauchstauglichkeit<br />

von Software ist außerhalb von Speziallabors<br />

nur eingeschränkt prüfbar.<br />

Bitte zitieren als: Muth C, Ziegemeyer A, Güthlin C, Haefeli WE,<br />

Harder S, Werner B, Rochon J, Beyer M, Erler A, Gerlach FM, van den<br />

Akker M. Schrittweise Evaluation komplexer Interventionen am Beispiel<br />

der cluster-randomisierten PRIMUM-Pilotstudie. In: EbM – ein Gewinn<br />

für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm116.<br />

DOI: 10.3205/10ebm116, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1164<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm116.shtml<br />

117<br />

Prognostische Faktoren bei der chronisch<br />

lymphatischen Leukämie: Was wird berichtet?<br />

Kathrin Bauer 1 , Christine Herbst 1 , Ina Monsef 1 , Andreas Engert<br />

2 , Thomas Elter 3<br />

1 Cochrane Gruppe für Hämatoonkologische Erkrankungen<br />

(CHMG), Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln, Deutschland<br />

2 Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln, Deutschland<br />

3 Studienzentrale der Deutschen CLL Studiengruppe, Klinik I für<br />

Innere Medizin, Uniklinik Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Die chronisch lymphatische Leukämie<br />

(CLL) ist eine der häufigsten lymphatischen Krebserkrankungen.<br />

Ihr klinischer Verlauf ist auch innerhalb<br />

einzelner Stadien sehr unterschiedlich. Neuere biologische<br />

und insbesondere zytogenetische Faktoren könnten<br />

eine genauere Prognose erlauben. Zur Beurteilung<br />

ihrer prognostischen Bedeutung ist eine vollständige<br />

Berichterstattung notwendig. Die REMARK Richtlinien<br />

wurden entwickelt, um eine Vereinheitlichung prognostischer<br />

Faktoren zu etablieren und somit einen Standard<br />

für Forschung und Berichterstattung auf diesem Gebiet<br />

zu gewährleisten.<br />

79


Material/Methoden: Im Rahmen einer Meta-<br />

Analyse zu prognostischen Faktoren der CLL wurde<br />

eine systematische Suche in MEDLINE, EMBASE und<br />

Cochrane CENTRAL mit folgenden Einschlusskriterien<br />

durchgeführt: CLL, mindestens ein neuerer Faktor berichtet<br />

(IgVH, ZAP70, P53, CD38, Del 17p, Del 13q,<br />

Trisomie 12, Del 6q oder Del 11q) und einheitlicher<br />

Zeitpunkt der Erhebung (bei Diagnose, zu Beginn der<br />

primären Therapie bzw. Rezidivtherapie). Ein einheitlicher<br />

Erhebungszeitpunkt ist notwendig, da sich zytogenetische<br />

Faktoren im Verlauf der Erkrankung und Therapie<br />

verändern können. Um die Einhaltung der RE-<br />

MARK-Richtlinien zu überprüfen, wurden die Studien<br />

bisher von einem Mitarbeiter anhand eines standardisierten<br />

Datenextraktionsbogens ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Von den 5585 durchsuchten <strong>Abstracts</strong><br />

wurden 1002 Publikationen zur näheren Beurteilung als<br />

Volltexte gelesen. Acht randomisierte kontrollierte Studien<br />

und 12 nicht randomisierte Studien erfüllten alle<br />

Einschlusskriterien. In der Regel wurden die Einschlusskriterien<br />

der jeweiligen Studie und die Patientencharakteristika<br />

gut beschrieben (13 von 20 Studien). Die<br />

Methodik zur Erfassung prognostischer Faktoren wurde<br />

meist gar nicht, in sechs von 20 Studien dennoch gut<br />

oder befriedigend dargestellt. Bezüglich der Ergebnisse<br />

berichteten nur fünf von 20 Studien hazard ratios (HR)<br />

für einzelne Faktoren. Dabei waren Konfidenzintervalle<br />

nur in zwei dieser Studien vollständig berechenbar.<br />

Häufig wurde mediane Überlebenszeit an Stelle der<br />

aussagekräftigeren und meta-analysierbaren HRs verwendet.<br />

Überlebenskurven wurden für einzelne Faktoren<br />

in neun von 20 Studien gezeigt.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Berichterstattung<br />

neuerer prognostischer Faktoren bei der CLL ist<br />

größtenteils unvollständig. Die präsentierten Daten<br />

erlauben keine Evidenzsynthese. Damit steht auch keine<br />

ausreichende Evidenzgrundlage für klinische Entscheidungen<br />

zur Verfügung.<br />

Literatur<br />

1. McShane LM, Altman DG, Sauerbrei W, Taube SE, Gion<br />

M, Clark GM. Reporting recommendations for tumor marker<br />

prognostic studies (REMARK). J Natl Cancer Inst.<br />

2005;97(16):1180-4.<br />

Bitte zitieren als: Bauer K, Herbst C, Monsef I, Engert A, Elter T.<br />

Prognostische Faktoren bei der chronisch lymphatischen Leukämie: Was<br />

wird berichtet? In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?<br />

Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11.<br />

EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.<br />

Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS<br />

Publishing House; 2010. Doc10ebm117.<br />

DOI: 10.3205/10ebm117, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1179<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm117.shtml<br />

80<br />

118<br />

Prävalenz psychotroper Medikamente bei<br />

Bewohnern deutscher und österreichischer<br />

Alten- und Pflegeheime<br />

Tanja Richter 1 , Gabriele Meyer 2 , Eva Mann 3 , Sascha Köpke 1<br />

1Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg,<br />

Deutschland<br />

2Universität Witten/ Herdecker, Pflegewissenschaften, Witten,<br />

Deutschland<br />

3 Allgemeinärztin, Rankweil, Österreich<br />

Hintergrund: Internationale Studien belegen, dass<br />

psychotrope Medikamente in europäischen Alten- und<br />

Pflegeheimen regelmäßig verschrieben werden [1].<br />

Nebenwirkungen dieser Substanzen sind hinreichend<br />

bekannt [2], [3]. Ziel der Arbeit war die Erhebung und<br />

der Vergleich von Verschreibungsraten psychotroper<br />

Medikamente bei Bewohnern deutscher und österreichischer<br />

Alten- und Pflegeheime sowie die Darstellung von<br />

Assoziationen zwischen Einrichtungs- und Bewohnermerkmalen<br />

und Verschreibungsraten.<br />

Material/Methoden: Die Daten wurden in drei<br />

verschiedenen Studien erhoben: Zwei Studien wurden<br />

in Hamburg durchgeführt (1. Querschnittstudie mit<br />

2367 Bewohner aus 30 Einrichtungen; 2. Basisdaten<br />

einer randomisiert kontrollierten Studie mit 1125 Bewohnern<br />

aus 58 Einrichtungen), eine Studie in Vorarlberg<br />

(Querschnittstudie mit 1844 Bewohner aus 48<br />

Einrichtungen). Psychotrope Medikamente wurden<br />

entsprechend der ATC-Klassifikation kodiert. Prävalenzen<br />

der Verschreibung psychotroper Medikamente<br />

wurden verglichen. Cluster-adjustierte multiple logistische<br />

Regressionsanalysen wurden durchgeführt, um<br />

mögliche Assoziationen mit Verschreibungsraten psychotroper<br />

Medikamente nachzuweisen.<br />

Ergebnisse: Einrichtungs- und Bewohnermerkmalen<br />

waren vergleichbar zwischen den Studien und zeigten<br />

typische Altenheimpopulationen. Cluster-adjustierte<br />

Prävalenzen von Bewohnern mit mindestens einer Verschreibung<br />

eines psychotropen Medikaments waren<br />

51,8% (95% CI 48,3–55,2) bzw. 52,4% (48,4–56,1)<br />

in Hamburg und 74,6% (72,0–77,2) in Vorarlberg.<br />

Prävalenzen von Bewohnern mit mindestens einer Verschreibung<br />

eines antipsychotischen Medikaments waren<br />

28,4% (25,2–31,7) bzw. 28,4% (24,2–32,7) in Hamburg<br />

und 45,9% (42,7–49,1) in Vorarlberg. Keine<br />

Einrichtungs- und wenige Bewohnermerkmale waren mit<br />

Verschreibungsraten assoziiert, mit geringen Unterschieden<br />

zwischen den drei Studien.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Prävalenz<br />

psychotroper Medikamente in Alten- und Pflegeheimen<br />

ist erheblich. Neue Ansätze zur Reduktion sind dringend<br />

erforderlich. Aktuell erstellen wir ein Cochrane<br />

Review zur Wirksamkeit psychosozialer Interventionen<br />

zur Reduktion antipsychotischer Medikamente in Alten-<br />

und Pflegeheimen.


Literatur<br />

1. Matthews FE, Dening T. Prevalence of dementia in institutional<br />

care. Lancet. 2002;360(9328):225-6.<br />

2. Hartikainen S Lönnroos E, Louhivuori K. Medication as a<br />

risk factor for falls: critical systematic review. J Gerontol A Biol<br />

Sci Med Sci. 2007;62(10):1172-81.<br />

3. Rochon PA, et al. Atypical antipsychotics and parkinsonism.<br />

Arch Intern Med. 2005; 165(16):1882-8.<br />

Bitte zitieren als: Richter T, Meyer G, Mann E, Köpke S. Prävalenz<br />

psychotroper Medikamente bei Bewohnern deutscher und<br />

österreichischer Alten- und Pflegeheime. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm118.<br />

DOI: 10.3205/10ebm118, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1185<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm118.shtml<br />

119<br />

Outcomemessung in der Regelversorgung –<br />

Herausforderungen und Potenziale<br />

Brigitte Piso<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment,<br />

Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Am Ludwig Boltzmann Institut für Health<br />

Technology Assessment in Wien werden seit 2006<br />

Projekte zur Outcomemessung in der Regelversorgung<br />

von PatientInnen durchgeführt. Laufende Projekte betreffen<br />

unterschiedliche medizinische Bereiche wie die<br />

kardiologische und neurologische Rehabilitation, die<br />

alkoholtherapeutische Versorgung oder die psychiatrische<br />

Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Trotz<br />

der Heterogenität der Themengebiete, können Gemeinsamkeiten<br />

identifiziert werden.<br />

Material/Methoden: Kritische Analyse abgeschlossener<br />

und laufender Forschungsarbeiten auf Basis von<br />

Projektberichten und MitarbeiterInnenerfahrungen<br />

Ergebnisse: Literaturanalysen bilden in allen Bereichen<br />

die Basis der Outcomeforschung. Der Stellenwert<br />

der systematischen Literatursuche ist allerdings im Gegensatz<br />

zu klassischen EBM- Bereichen limitiert: viele<br />

Forschungsarbeiten, vor allem nationale Vorgehensweisen,<br />

werden nicht publiziert. Die Handsuche und Kontaktaufnahme<br />

mit ExpertInnen sind daher unerlässlich<br />

und liefern einen wesentlichen Beitrag zum Auffinden<br />

relevanter Informationen. Die Ergebnisse – sowohl von<br />

publizierten Studien als auch von „Erfahrungsberichten“-<br />

lassen sich darüber hinaus selten direkt auf das<br />

Österreichische Versorgungssystem übertragen. Da<br />

nicht Einzelinterventionen sondern komplexe Behandlungsstrategien<br />

untersucht werden, werden in den Studien<br />

oftmals unterschiedliche Endpunkte gewählt. Ob<br />

die Ergebnisse auf die jeweilige Intervention oder andere<br />

beeinflussende Faktoren im Versorgungssystem<br />

zurückgeführt werden können, bleibt offen. Eine Priorisierung<br />

geeigneter Indikatoren, aber auch von Instrumenten<br />

oder Methoden zur Outcomemessung ist auf-<br />

grund der ohnehin geringen Anzahl publizierter Arbeiten,<br />

der großen Heterogenität der Studienqualität und<br />

der gewählten Endpunkte sowie der mangelhaften<br />

Übertragbarkeit der Studienergebnisse limitiert. Das<br />

Ergebnis von systematischen Übersichtsarbeiten im<br />

Versorgungsforschungsbereich beschränkt sich daher<br />

im Allgemeinen auf die Darlegung verschiedener<br />

(Handlungs-) Optionen.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Österreich befindet<br />

sich am Beginn der Outcomeforschung. In diesem<br />

Frühstadium ist die Forschung dadurch limitiert, dass<br />

Wissen beinahe ausschließlich über Publiziertes generiert<br />

wird. Um dem nationalen Versorgungskontext<br />

Rechnung zu tragen, wären unabhängige, koordinierte<br />

pragmatische Studien mit entsprechender finanzieller<br />

Ausstattung dringend erforderlich, um aussagekräftige<br />

und praxisrelevante Ergebnisse zu erzielen.<br />

Literatur<br />

1. Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment.<br />

Forschungsprojekte. Available from:<br />

http://hta.lbg.ac.at/de/projekte_laufend.php?iMenuID=13<br />

(zuletzt aufgesucht am 29.10.2009)<br />

Bitte zitieren als: Piso B. Outcomemessung in der Regelversorgung –<br />

Herausforderungen und Potenziale. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-<br />

Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm119.<br />

DOI: 10.3205/10ebm119, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1192<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm119.shtml<br />

120<br />

Nutzenbewertung von Arzneimitteln und<br />

Impfstoffen: gibt es hier Unterschiede?<br />

Julia Schiffner-Rohe, Sarah Schmitter<br />

Sanofi Pasteur MSD, Berlin, Deutschland<br />

Hintergrund: Die Bewertung des Nutzens von medizinischen<br />

Interventionen nimmt zu. Für Arzneimittel hat<br />

sich hier international auf Grundlage der Kriterien der<br />

evidence based medicine (EbM) ein Standard etabliert,<br />

der sich in den Methodenpapieren der jeweiligen meist<br />

nationalen Institutionen wider spiegelt. Auch präventive<br />

Maßnahmen werden diesem Trend folgen und sich<br />

einer Nutzenbewertung stellen müssen. Sind jedoch die<br />

Methoden zur Bewertung von Arzneimitteln auf Impfstoffe<br />

direkt übertragbar?<br />

Material/Methoden: Bei den einschlägigen nationalen<br />

Institutionen zur Bewertung von medizinischen<br />

Interventionen (CAN, AU, USA, GB, F, A und D) sowie<br />

international agierenden Institutionen (HTAi, Cochrane)<br />

wurde eine Recherche nach Methoden der Bewertung<br />

von Impfstoffen durchgeführt („status quo“). In einer<br />

weiteren Recherche wurde nach Publikationen gesucht,<br />

die sich mit den methodischen Aspekten der Bewertung<br />

81


von Impfstoffen auseinander gesetzt haben („points to<br />

consider“).<br />

Ergebnisse: 1.) Status quo: Mit Ausnahme des Kanadischen<br />

„National Advisory Committee on Immunization<br />

(NACI)“ sind derzeit keine methodischen Empfehlungen<br />

für die Bewertung von Impfstoffen verfügbar. Die<br />

Cochrane Collaboration hat zwei Review Gruppen ins<br />

Leben gerufen („Vaccines Field“, „Infectious Diseases“),<br />

die jedoch kein eigenes Methodenpapier veröffentlicht<br />

haben. Abweichungen vom Methodenpapier der Cochrane<br />

Collaboration sind „unter bestimmten Bedingungen“<br />

und „nach Absprache mit den Autoren und der<br />

Collaboration Methods Gruppe“ möglich.<br />

2.) Points to consider: Impfstoffe unterscheiden sich<br />

insbesondere in folgenden Kriterien von Arzneimitteln:<br />

1) Zielpopulation (z.B. Herdenimmunität, indirekte<br />

Evidenz aus der Studienpopulation, Intervention an<br />

Gesunden), 2) Relevanz von Surrogaten, 3) Zeitpunkt<br />

des „Wirkeintritts“.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Besonderheiten<br />

der Impfstoffe machen es erforderlich, für deren Nutzenbewertung<br />

neben den klassischen Methoden der<br />

EbM auch alternative Methoden, z.B. der Epidemiologie<br />

heranzuziehen. Diese Besonderheiten wurden in<br />

internationalen Methodenpapieren bislang nicht berücksichtigt.<br />

Bitte zitieren als: Schiffner-Rohe J, Schmitter S. Nutzenbewertung von<br />

Arzneimitteln und Impfstoffen: gibt es hier Unterschiede? In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm120.<br />

DOI: 10.3205/10ebm120, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1203<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm120.shtml<br />

121<br />

Methodische Evaluation von diagnostischen<br />

Studien: Erfahrungen und<br />

Verbesserungsbedarf für das QUADAS-<br />

Instrument<br />

Heike Raatz 1 , Katja Suter 1 , Inger Janssen 2 , Fülöp Scheibler 2 ,<br />

Stefan Lange 2 , Regina Kunz 1<br />

1 CEB, Basel, Schweiz<br />

2 IQWiG, Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Kommt ein neuer Test auf den Markt,<br />

lautet die entscheidende Frage des Klinikers: Wie genau<br />

diagnostiziert der neue Test die Krankheit verglichen<br />

mit dem Routinetest? Wie genau sind beide verglichen<br />

mit dem Referenzstandard?<br />

Mit dem QUADAS-Instrument [1], [2] lässt sich die<br />

Qualität von Studien zur diagnostischen Güte (Sensitivität<br />

und Spezifität) bewerten und das Risiko für Bias<br />

systematisch abschätzen. Dabei evaluiert QUADAS das<br />

Biasrisiko 1) bei der Patientenselektion, 2) des neuen<br />

Tests (=Indextest=IT), aber nicht des aktuellen Routine-<br />

82<br />

tests (=Vergleichstest) 3) und eines zeitgleichen Referenzstandards<br />

[1], [2].<br />

In einem systematischen Review zur Bewertung von PET<br />

bei Lymphomen vgl. mit der Routine-Diagnostik wurde<br />

erfasst, ob QUADAS das Biasrisiko umfassend abbildet.<br />

Material/Methoden: 2 Reviewer bewerteten 7<br />

Diagnostikstudien zu PET mit und ohne Routinetest bei<br />

Lymphomen und verglichen die Testergebnisse mit dem<br />

Referenzstandard „Nachbeobachtung für definierten<br />

Zeitraum“. Sie untersuchten, wie sich die fehlende<br />

Bewertung des Routinetest und der ausschließlich zeitgleiche<br />

Referenzstandard in QUADAS auf die Einschätzung<br />

des Biasrisikos auswirkt.<br />

Ergebnisse: Folgende Defizite zeigten sich:<br />

1. Verzerrungen im Routinetest sind auch für den IT<br />

relevant: Verzerrungen in Sensitivität und Spezifität<br />

des CTs führen zu verzerrten Vergleichen mit<br />

PET, auch wenn die PET-Studien Bias frei sind.<br />

Trotzdem kennt QUADAS keine Qualitätskriterien<br />

für den Vergleichstest.<br />

2. QUADAS fordert eine kurze Zeitspanne zwischen<br />

IT und Referenzstandard. Häufig ist die „Nachbeobachtung“<br />

der einzige mögliche Referenzstandard<br />

und das Kriterium müsste „ausreichender Follow-up“<br />

lauten, um Heilung oder Rezidiv sicherzustellen.<br />

3. Ist die Nachbeobachtung der Referenzstandard,<br />

wird die prognostische Güte evaluiert. Mögliche<br />

Confounder müssten in der Analyse ggf. berücksichtigt<br />

werden.<br />

4. Bei 2 Tests mit subjektiver Beurteilung (z. B. PET<br />

und CT) müsste jeder Beurteiler gegenüber den<br />

anderen Testresultaten verblindet sein. QUADAS<br />

fragt nicht nach dieser Verblindung.<br />

5. QUADAS evaluiert nicht, ob der statistische Test in<br />

den Studien berücksichtigt, dass zwischen IT und<br />

Routinetest in der gleichen Population keine Unabhängigkeit<br />

besteht [3].<br />

Schlussfolgerung/Implikation: QUADAS erwies<br />

sich in der Biasbewertung als hilfreich, aber nicht umfassend.<br />

Bei der nächsten Überarbeitung sollte QUA-<br />

DAS um einige wichtige Bias-Aspekte bei vergleichenden<br />

Genauigkeitsstudien erweitert werden .<br />

Literatur<br />

1. Whiting P, Rutjes AW, Reitsma JB, et al. The development<br />

of QUADAS: a tool for the quality assessment of diagnostic<br />

accuracy included in systematic reviews. BMC Medical Research<br />

Methodology. 2003;3:25.<br />

2. Whiting PF, Weswood ME, Rutjes AW, et al. Evaluation of<br />

QUADAS, a tool for the quality assessment of diagnostic<br />

accuracy studies. BMC Medical Research Methodology.<br />

2006;6:9.


3. Suzuki S. Young investigator award winner's special<br />

article. Conditional relative odds ratio and comparison of<br />

accuracy of diagnostic tests based on 2x2 tables. J Epidemiol.<br />

2006;16:145-53.<br />

Bitte zitieren als: Raatz H, Suter K, Janssen I, Scheibler F, Lange S,<br />

Kunz R. Methodische Evaluation von diagnostischen Studien:<br />

Erfahrungen und Verbesserungsbedarf für das QUADAS-Instrument. In:<br />

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21<br />

der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung<br />

des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm121.<br />

DOI: 10.3205/10ebm121, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1211<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm121.shtml<br />

122<br />

Längere Verweildauer auf einer Glarginbasierten<br />

Insulineinstiegstherapie im<br />

Vergleich zur NPH-basierten Kontrolle führt<br />

im Modell zu ungleichen Verteilungen von<br />

BOT zu ICT bei Typ-2-Diabetikern in<br />

Deutschland<br />

Martin Pfohl 1 , Franz-Werner Dippel 2 , Olaf Pirk 3 , Andreas<br />

Reichelt 3 , Wioletta Kotowa 3<br />

1Evangelisches Bethesda-Johanniter-Klinikum Duisburg GmbH,<br />

Duisburg, Deutschland<br />

2Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Berlin, Deutschland<br />

3IMS Health GmbH & Co. OHG HEOR, Nürnberg, Deutsch-<br />

land<br />

Hintergrund: Zwei Querschnittstudien fanden bei<br />

Typ-2-Diabetikern (T2D) im Versorgungsalltag eine<br />

unterschiedliche Verteilung der BOT (basalunterstützte<br />

orale Therapie) im Verhältnis zur ICT (intensivierte konventionelle<br />

Therapie) zwischen dem Basalinsulinanalogon<br />

Glargin (GLA) und dem Protamin-verzögerten<br />

Humaninsulin (NPH) [1], [2].<br />

Eine Auswertung der Datenbank IMS ® Disease Analyzer<br />

(DA) ergab, dass insulin-naïve T2D, die eine BOT<br />

mit GLA beginnen, länger auf dieser Therapie verbleiben<br />

als die mit NPH und OAD behandelten Patienten,<br />

bevor sie auf eine ICT umgestellt werden [3].<br />

Daher wurde in dieser Studie untersucht, ob die unterschiedliche<br />

Persistenz (Verweildauer) auf der jeweiligen<br />

Insulin-Einstiegstherapie die ungleiche Verteilung von<br />

Insulinregimen in der deutschen Versorgungsrealität<br />

erklären kann.<br />

Material/Methoden: Es wurde ein Markov-Modell<br />

entwickelt, das den Verlauf der Insulintherapie nach<br />

Beginn der BOT bzw. NPH/OAD-Therapie über einen<br />

Zeitraum von 10 Jahren simuliert.<br />

Daten zur Persistenz für die Jahre 1–5 wurden dem DA<br />

[3] entnommen. Der weitere Verlauf wurde mittels linearer<br />

Regression geschätzt.<br />

Die Modellkohorte bestand aus 44.366 [4], [5] gesetzlich<br />

krankenversicherten T2D, die im Verhältnis von 1:1<br />

eine BOT mit GLA oder eine NPH/OAD-Therapie begonnen<br />

hatten.<br />

Ergebnisse: Die Anzahl der T2D, die von der Kombinationstherapie<br />

aus Basalinsulin und OAD auf ICT<br />

wechselten, war in der GLA- vs. NPH-Gruppe konstant<br />

geringer (p=0,0002). Dadurch veränderte sich das<br />

Verhältnis von BOT zu ICT in der GLA- und NPH-<br />

Gruppe über die Zeit unterschiedlich (s. Abbildung 1).<br />

Im Q1 des dritten Jahres ergab die Modellsimulation<br />

ein BOT:ICT Verhältnis von 46%:54% für GLA und ein<br />

NPH/OAD:ICT-Verhältnis von 24%:76% für NPH. Dies<br />

entspricht fast genau den Verteilungen in den beiden<br />

Versorgungsforschungsstudien.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Modellsimulation<br />

zeigt einen Zusammenhang zwischen der Persistenz<br />

auf einer Basalinsulin gestützten Einstiegstherapie<br />

und der daraus resultierenden Verteilung der Therapieregime<br />

(BOT:ICT-Verhältnis) im Zeitverlauf. Daher<br />

könnte die ungleiche Verteilung der BOT- und ICT-<br />

Regime im Versorgungsalltag durch die unterschiedliche<br />

Persistenz auf der initialen Insulintherapie mit Glargin<br />

vs. NPH-Insulin erklärt werden.<br />

Literatur<br />

1. Hauner H, Kohlmann T, Landgraf W, Holle R, Pirk O,<br />

Scholten T. Kosten für antihyperglykämische Arznei- und<br />

Verbrauchsmittel und Therapiezufriedenheit bei Typ-2-Diabetes<br />

- Ergebnisse der Versorgungsforschungsstudie LIVE-DE. Dtsch<br />

Med Wochenschr. 2009;134:1207-13.<br />

2. Schöffski O, Breitscheidel L, Benter U, Dippel FW, Müller<br />

M, Volk M, Pfohl M. Resource utilisation and costs in patients<br />

with type 2 diabetes mellitus treated with insulin glargine or<br />

conventional basal insulin under real-world conditions in<br />

Germany: LIVE-SPP study. J Med Econ. 2008;11:695-712.<br />

3. Pfohl M, Dippel FW, Kostev K, Maltz A, Kotowa W. Längere<br />

Verweildauer unter einer basalunterstützten oralen Therapie<br />

mit Insulin Glargin (BOT) im Vergleich zu einer Kombinationstherapie<br />

aus NPH-Insulin und oralen Antidiabetika. Diabetologie<br />

und Stoffwechsel. 2009;4:1-6.<br />

4. Deutsche Diabetes-Union. Deutscher Gesundheitsbericht<br />

Diabetes 2008. 2008. Available from:<br />

http://www.diabetesstiftung.de/fileadmin/dds_user/dokumen<br />

te/DDU_Gesundheitsbericht_2008.pdf (letzter Zugriff:<br />

30.10.2009).<br />

5. Bierwirth RA, Kron P, Lippmann-Grob B, Funke K, Leinhos<br />

B, Grüneberg M, Huptas M, Weich KW, Münscher C, Potthoff<br />

F. Die TEMPO-Studie: Kostenanalyse in der diabetologischen<br />

Schwerpunktpraxis und Definition diabetesspezifischer Risikoprofile.<br />

Diabetes und Stoffwechsel. 2003;12:83-94.<br />

Abbildung 1: Persistenzverteilung<br />

83


Bitte zitieren als: Pfohl M, Dippel FW, Pirk O, Reichelt A, Kotowa W.<br />

Längere Verweildauer auf einer Glargin-basierten<br />

Insulineinstiegstherapie im Vergleich zur NPH-basierten Kontrolle führt<br />

im Modell zu ungleichen Verteilungen von BOT zu ICT bei Typ-2-<br />

Diabetikern in Deutschland. In: EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-<br />

Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen<br />

Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks<br />

Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf:<br />

German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm122.<br />

DOI: 10.3205/10ebm122, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1220<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm122.shtml<br />

123<br />

Impfakzeptanz am Beispiel der Pertussis-<br />

Impfung bei Erwachsenen<br />

Zinira Sharipova, Britta Göhlen<br />

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information,<br />

Köln, Deutschland<br />

Hintergrund: Keuchhusten (Pertussis) ist eine Kinderkrankheit<br />

und häufige Ursache für Husten in jedem<br />

Lebensalter. Die wirksamste Maßnahme zur Prävention<br />

dieser gefährlichen Infektionskrankheit ist eine Impfung.<br />

In Deutschland wird eine Grundimmunisierung für Kinder<br />

bis 2 Jahre und eine Auffrischung für ältere Kinder<br />

empfohlen. Die Durchimpfungsrate bei Kindern unter 6<br />

Jahren beträgt über 90%, was für eine hohe Impfakzeptanz<br />

der Eltern spricht. Bei ungeimpften Säuglingen,<br />

älterer Kindern und Erwachsenen besteht aber eine<br />

erhebliche Morbidität.<br />

Die Impfung und eine durchlebte Erkrankung bieten<br />

keinen lebenslangen Schutz. Daher sind Jugendliche<br />

und Erwachsene als Erkrankte und Überträger der<br />

Erreger auf ungeschützte Kinder von besonderer epidemiologischer<br />

Bedeutung. Die Inzidenz von Pertussis<br />

bei Erwachsenen beträgt 165 Fälle/100.000/Jahr mit<br />

steigender Tendenz. Seit Juli 2009 empfiehlt die STIKO<br />

(Ständige Impfkommission) eine einmalige Auffrischungsimpfung<br />

für alle Erwachsenen. Gründe für die<br />

derzeit geringe Impfrate und Möglichkeiten einer Verbesserung<br />

der aktuellen Situation sind Thema dieser<br />

Arbeit.<br />

Material/Methoden: Im Rahmen einer wissenschaftlichen<br />

Arbeit an der Universität zu Köln wurde eine<br />

Literaturrecherche zum Thema Keuchhusten-Impfung in<br />

verschiedenen Datenbanken und im Internet durchgeführt.<br />

Im Anschluss wurden verschiedene Studien und<br />

Leitlinien unter den Gesichtspunkten der medizinischen<br />

Wirksamkeit und der Kosteneffektivität analysiert.<br />

Ergebnisse: Informationslücken in der Bevölkerung<br />

können nach Analyse verschiedener Publikationen als<br />

ein Hauptgrund für die niedrige Pertussis-<br />

Durchimpfungsrate bei Erwachsenen ausgemacht werden.<br />

Die Defizite bestehen bezüglich der Risiken von<br />

Infektionserkrankungen, der Sicherheit der Impfstoffe<br />

und der Bedeutung von Schutzimpfungen. Der Hausarzt<br />

nimmt für die Aufrecherhaltung eines anhaltenden Impf-<br />

84<br />

schutzes der Bürger durch entsprechende Aufklärung<br />

eine Schlüsselposition ein.<br />

Schlussfolgerung/Implikation: Die Beratung<br />

durch den Arzt kann die Akzeptanz von Impfungen<br />

positiv beeinflussen. Dies trifft nicht nur für die Impfung<br />

gegen Pertussis zu. Eine evidenzbasierte objektive<br />

Aufklärung wird dabei durch eine vertrauensvolle Arzt-<br />

Patient-Beziehung unterstützt. Außerdem sollte eine<br />

Aufklärungsarbeit (Kampagnen, Projekten) in der Bevölkerung<br />

über die Bedeutung der Keuchhusten-<br />

Erkrankung und Impfmöglichkeiten erfolgen.<br />

Bitte zitieren als: Sharipova Z, Göhlen B. Impfakzeptanz am Beispiel<br />

der Pertussis-Impfung bei Erwachsenen. In: EbM – ein Gewinn für die<br />

Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der Paracelsus<br />

Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010.<br />

Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010.<br />

Doc10ebm123.<br />

DOI: 10.3205/10ebm123, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1230<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm123.shtml<br />

124<br />

Evidenz-basierte Medizin (EBM),<br />

Leitlinientherapie und die rechtlichen<br />

Konsequenzen in Deutschland<br />

Albrecht Stein 1 , Michael Becker 2 , Claudio Jakasovic 1 , Julia<br />

Hecht-Bohmann 1 , Jörg Schelling 1 , Albert Standl 1<br />

1 LMU München, Deutschland<br />

2 Uni Karlsruhe, Deutschland<br />

Die praktischen, rechtlichen Auswirkungen auf das<br />

diagnostische Vorgehen und die diversen Therapiemöglichkeiten<br />

anhand von typischen hausärztlichen Fallbeispielen<br />

1. Gesundheitsrecht – alle Regeln, die die Gesundheit<br />

insgesamt betreffen<br />

2. Medizinischer Standardbegriff – Prozess der professionellen<br />

Normbildung<br />

Normsetzung und Normanwendung versus Behandlungsfreiheiten<br />

gem. § 12 Abs. 1 GG<br />

3. Rechtsgebiete<br />

a) Strafrecht – fahrlässiges Fehlverhalten, grobe<br />

Fahrlässigkeit, bedingter Vorsatz (dolus eventualis)<br />

b) Haftungsrecht – Beweislastumkehr, grober Behandlungsfehler<br />

c) Sozialrecht (Wirtschaftlichkeitsprüfung, Regresse,<br />

Honorarkürzung)<br />

d) Arzneimittelrecht<br />

e) „öffentliches Recht“ (Approbationsentzug)<br />

4. Welche positiven Auswirkungen kann der EBM<br />

haben?<br />

a) Diskussion über die beste Behandlung wird angeregt<br />

b) ärztliche Leitlinienbeeinflussung<br />

c) Qualitätssicherung durch Transparenzsteigerung<br />

und Rationalisierung


5. Welche Gefahren birgt der EBM?<br />

a) Einschränkung der ärztlichen Therapiefreiheit<br />

b) Problem in der Arzt/Patientenbeziehung und<br />

der Kommunikation<br />

c) Einbeziehung des Patienten in die Behandlung –<br />

Mitwirkung – Mitentscheidung – Mithaftung<br />

d) Auswirkungen der EBM auf den medizinischen<br />

Fortschritt (Innovation, Wissenschaftsentwicklung)<br />

Bitte zitieren als: Stein A, Becker M, Jakasovic C, Hecht-Bohmann J,<br />

Schelling J, Standl A. Evidenz-basierte Medizin (EBM), Leitlinientherapie<br />

und die rechtlichen Konsequenzen in Deutschland. In: EbM – ein<br />

Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung? Forum Medizin 21 der<br />

Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des<br />

Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-<br />

27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing<br />

House; 2010. Doc10ebm124.<br />

DOI: 10.3205/10ebm124, URN: urn:nbn:de:0183-10ebm1243<br />

Frei verfügbar unter:<br />

http://www.egms.de/en/meetings/ebm2010/10ebm124.shtml<br />

85


Autorenindex<br />

Zahlen beziehen sich auf Abstractnummern<br />

Altstidl, Robert 080<br />

Aly, Farid 091<br />

Ammenwerth, Elske 007<br />

Antoine, Sunya-Lee 086<br />

Arditi, Chantal 036, 100<br />

Bartel, Carmen 066<br />

Bartholomeyczik, Sabine 111<br />

Bastian, Hilda 027, 065, 090<br />

Bauer, Kathrin 117<br />

Baum, Erika 046<br />

Baumer, Eva 025<br />

Beck, Sabine 105<br />

Becker, Annette 108<br />

Becker, Michael 099, 124<br />

Behrens, Johann 020, 031, 049, 059, 102,<br />

103<br />

Beindl, Wolfgang 009, 010<br />

Berg, Almuth 102, 103<br />

Berger, Bettina 017<br />

Berghold, A. 063<br />

Berghold, Andrea 081<br />

Bergold, M. N. 063<br />

Bergold, Martin N. 032<br />

Bernatzky, Günther 104<br />

Bernecker, Thomas 069<br />

Beyer, Martin 116<br />

Blank, Wolfgang 054<br />

Böhme, Klaus 105<br />

Brückner, Ulrike 080<br />

Brüggemann, Silke 080<br />

Büchter, Roland 065<br />

Bücker, Bettina 095<br />

Bührlen, Bernhard 110<br />

Bunge, Martina 030<br />

Bunk, Thomas 042, 068, 084<br />

Bureick, Gertrud 111<br />

Burkhardt, Monica 074<br />

Burkhardt-Hammer, Tatjana 092<br />

Burnand, Bernard 036, 100<br />

Claus, Stefan 099<br />

Cole, Dennis 029<br />

Conrad, Susann 038, 068<br />

Dierks, Marie-Luise 052, 067<br />

Dill, Dieter 069<br />

Dippel, Franz-Werner 122<br />

Donner-Banzhoff, Norbert 018, 046, 049, 051, 070,<br />

073, 108<br />

Dörfler, Christine 033, 094<br />

Droste, Sigrid 014<br />

Dürk, Thorsten 105<br />

ebm-Unity group 032<br />

Ebner, Katharina 017<br />

Eikermann, Michaela 039, 066<br />

Eissler, Manfred 098<br />

Elter, Thomas 117<br />

86<br />

Engert, Andreas 117<br />

Erler, Antje 116<br />

Fechtelpeter, Dennis 065<br />

Fedorowicz, Zbys 089<br />

Fischer, Karl-Georg 105<br />

Fishman, Liat 037<br />

Flamm, Maria 097<br />

Fleischer, Steffen 102, 103<br />

Forster, J. 063<br />

Forster, Johannes 055<br />

Frei, Swetlana 086<br />

Fritsch, Gerhard 097<br />

Füller, Mareike 105<br />

Gartlehner, Gerald 003, 071<br />

Gauder, Hartwig 052<br />

Geiger-Gritsch, Sabine 021<br />

Genz, Jutta 029<br />

Georgieff, Peter 110<br />

Gerken, Martin 077, 078, 093, 114<br />

Gerlach, Anja 030<br />

Gerlach, Ferdinand M. 116<br />

Gesenhues, Stefan 076<br />

Glehr, Reinhold 019<br />

Gmachl-Baumgartner, Justine 096<br />

Gnass, Irmela 035<br />

Göhlen, Britta 086, 123<br />

Göhring, Stefan 106<br />

Graf, Franz 069<br />

Grafinger, Michaela 033<br />

Granitzer, Michael 113<br />

Grillich, Ludwig 011<br />

Groth, Sylvia 017<br />

Grouven, Ulrich 090<br />

Gruber, Sabine 087<br />

Grüner, Peter 010<br />

Gül, Murat 069<br />

Gundl, Sigrun 008, 112<br />

Güthlin, Corina 116<br />

Gyimesi, Michael 023<br />

Hackl, Werner 007<br />

Haefeli, Walter E. 116<br />

Halek, Margareta 111<br />

Hansbauer, Bernhard 033, 061<br />

Hardenacke, Daniela 111<br />

Harder, Sebastian 116<br />

Haug, Günter 080<br />

Hausner, Elke 041, 060, 079<br />

Hauswaldt, Johannes 049<br />

Hecht-Bohmann, Julia 124<br />

Helminger, Liselotte 096<br />

Herbst, Christine 117<br />

Hintringer, Katharina 021<br />

Hirschberg, Irene 067<br />

Hofer-Dückelmann, Christina 009, 010<br />

Hoffmann, Wiebke 072<br />

Holzmann, Nicole 039<br />

Horvath, K. 062<br />

Horvath, Karl 081, 088<br />

Huber, Magdalena 013<br />

Hülfenhaus, Christian 028


Icks, Andrea 029<br />

Jakasovic, Claudio 124<br />

Janssen, Inger 121<br />

Jeitler, Klaus 081, 088<br />

Johansson, Tim 085<br />

Jung, Claudia 042, 068<br />

Jung, Martin 007<br />

Kaiser, Thomas 039, 040, 041, 048, 055,<br />

060<br />

Kaminski, Angela 011, 071<br />

Kasper, Jürgen 064<br />

Keller, Heidi 018, 070, 073, 108<br />

Kellermann-Mühlhoff, Petra 015<br />

Kerekes, Michaela Florina 040<br />

Kirchner, Hanna 015<br />

Kirschning, Silke 016<br />

Kix, Gesa 073<br />

Klein, Susanne 074<br />

Klement, Andreas 099<br />

Knee, Ruth 111<br />

Knelangen, Marco 090<br />

Koch, K. 062<br />

Koch, Klaus 055<br />

Koneczny, Nik 012<br />

König, Inga 068, 082<br />

Koper, Dara 008<br />

Koper, M. Dara 20, 031, 101, 118<br />

Kopp, Ina 078, 114<br />

Kotowa, Wioletta 122<br />

Kramer, Lena 108<br />

Kriegel, Hans-Peter 069<br />

Kronenthaler, Andrea 098<br />

Krones, Tanja 018, 049, 070, 073, 108<br />

Krüger, Cornelia 111<br />

Kulczycki, Peter 113<br />

Kulig, Michael 092<br />

Kunz, Regina 036, 093, 100, 121<br />

Lange, Stefan 121<br />

Langer, Gero 031, 102, 103<br />

Langer, Thomas 037, 068<br />

Lelgemann, Monika 048, 055, 078, 093, 114<br />

Lingemann, Annegret 015<br />

Lins, Sabine 031<br />

Lirk, Gerald 096, 113<br />

Loh, Andreas 105<br />

Lucke, Sylvi 091<br />

Lühmann, Dagmar 053<br />

Maier, Barbara 047<br />

Malli, Gerlinde 045<br />

Mann, Eva 035, 118<br />

Maschewsky-Schneider, Ulrike 091<br />

Mathis, Stefan 022<br />

Matthias, Katja 087<br />

Matyas, Eva 017, 081, 088<br />

Mayer, Herbert 111<br />

Meyer, Gabriele 020, 029, 031, 035, 050,<br />

056, 058, 118<br />

Meyerrose, Berit 036, 037, 100<br />

Michalski, Thomas 010<br />

Mittermayr, Tarquin 024<br />

Möhler, Ralph 020<br />

Monsef, Ina 117<br />

Moßhammer, Dirk 098<br />

Mousa Doost, Sahar 076<br />

Muehlbacher, Moritz 044<br />

Mühlberger, N. 057<br />

Mühlhauser, Ingrid 028, 030, 058<br />

Mukhtar, Abdel Moniem 077<br />

Müller, Hardy 029, 050<br />

Müller, Susanne 014<br />

Müller-Engelmann, Meike 018, 070, 073, 108<br />

Muth, Christiane 116<br />

Nachtnebel, Anna 021<br />

Nasser, Mona 089<br />

Niebling, Wilhelm 105<br />

Nothacker, Monika 016, 037, 042, 068, 084,<br />

107<br />

Oertelt-Prigione, Sabine 091<br />

Ollenschläger, Günter 016, 037, 038, 042, 068,<br />

082, 084, 107<br />

Panfil, Eva-Maria 031<br />

Panisch, Sigrid 109<br />

Peinemann, Frank 092<br />

Perleth, Matthias 053<br />

Pferzinger, Iris 013<br />

Pferzinger, Manfred 013<br />

Pfohl, Martin 122<br />

Pichler, Max 009, 010<br />

Pirk, Olaf 122<br />

Piso, Brigitte 023, 119<br />

Potthast, Regine 039, 040<br />

Prinz, Erika 009, 010<br />

Püringer, Ursula 081, 088<br />

Raatz, Heike 121<br />

Rabady, Susanne 075<br />

Radlberger, Philipp 024<br />

Redaelli, Marcus 012, 095<br />

Regitz-Zagrosek, Vera 091<br />

Reichelt, Andreas 122<br />

Reichenpfader, Ursula 045<br />

Reimann, Swantje 034, 115<br />

Richter, Tanja 101, 118<br />

Riedman, Daniel 007<br />

Rochon, Justine 116<br />

Röllig, Christoph 107<br />

Rosian-Schikuta, Ingrid 025<br />

Rosinger, Lydia 070<br />

Rüther, Alric 039, 072, 079<br />

Rütters, Dana 042, 082, 084<br />

Sänger, Sylvia 052<br />

Schaaber, Jörg 048<br />

Schaefer, Corinna 016, 107<br />

Scheibler, Fülöp 014, 121<br />

Schelling, Jörg 124<br />

Schiffner-Rohe, Julia 120<br />

Schlimme, Jann 043<br />

Schlomann, Hannah 076<br />

Schluckebier, Iris 012<br />

Schmitter, Sarah 120<br />

Schmoller, Lukas 010<br />

87


Schnabl, Christine 096<br />

Schneider, Antonius 051<br />

Schnell, Ute 099<br />

Scholz, Alexander 069<br />

Schott, Gisela 091<br />

Schuler, Jochen 009, 010<br />

Schwalm, Anja 087<br />

Schwencke, Silja 042, 084<br />

Schwink, Ilona 108<br />

Seidel, Gabriele 052, 067<br />

Selinger, Yvonne 102<br />

Semlitsch, Thomas 081, 088<br />

Sequeira, Patrick 089<br />

Sharipova, Zinira 123<br />

Siebenhofer, Andrea 081, 088<br />

Siebenhofer-Kroitzsch, A. 062<br />

Siebert, U. 057<br />

Siebolds, M. 063<br />

Siegert, Sonja 090<br />

Siering, Ulrich 072, 079<br />

Simic, Dusan 012, 095<br />

Sitter, Helmut 056<br />

Sönnichsen, Andreas 002, 008, 033, 061, 075,<br />

097, 109, 112, 113<br />

Stahl, Katja 054<br />

Standl, Albert 124<br />

Steckelberg, Anke 017, 028, 029, 030, 050<br />

Stein, Albrecht 099, 124<br />

Stelzig, Manfred 001<br />

Strametz, R. 063<br />

Strametz, Reinhard 032<br />

Strech, Daniel 034, 067, 115<br />

Strobelberger, Michaela 071<br />

Stuppäck, Christoph 044<br />

Suter, Katja 036, 093, 100, 121<br />

Taché, Stephanie 112<br />

Tinsel, Iris 105<br />

Träger, Susanne 083<br />

Türmer, Christoph 069<br />

van den Akker, Marjan 116<br />

Vervölgyi, Volker 039<br />

Viniol, Annika 046<br />

Vollmar, Horst Christian 012, 110<br />

von Lützau, Pia 035<br />

Waffenschmidt, Siw 041, 060<br />

Waltering, Andreas 065, 090<br />

Weberschock, Tobias 032<br />

Wehner, Christian 054<br />

Weinbrenner, Susanne 036, 037, 038, 042, 068,<br />

084, 100, 107<br />

Weingart, O. 063<br />

Weißbach, Lothar 107<br />

Weltermann, Birgitta 076, 099<br />

Werner, Birgit 116<br />

Wieseler, Beate 040, 048<br />

Wietschel, Günter 087<br />

Wild, Claudia 005, 085<br />

Wilm, Stefan 095, 111<br />

Wiltsche, Renate 096<br />

Witte, Christine 015<br />

88<br />

Wolf, Bernhard 069<br />

Wormer, Holger 026<br />

Wurst, Friedrich M. 043<br />

Zacharias, Jens-Peter 107<br />

Zechmeister, Ingrid 024<br />

Ziegemeyer, Anja 116<br />

Zima, Karoline 031<br />

Zschorlich, Beate 065


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