WIR BERLINER – Kundenzeitschrift der GASAG
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4 Berliner Genießer<br />
<strong>WIR</strong> <strong>BERLINER</strong> 5<br />
DIE GÄSTE<br />
SIND DIE SEELE<br />
Der „Private Dining Club“<br />
am Friedrichshainer<br />
Spreeufer macht aus Gästen<br />
Freunde. Den Organisatoren<br />
sind klassische Werte wichtig <strong>–</strong><br />
wie Gemeinschaft und Gastfreundlichkeit.<br />
T<br />
omek beför<strong>der</strong>t den mächtigen Fisch mit<br />
einem Schwung aufs Holzbrett: „3,5 Kilogramm<br />
frischer Zan<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Müritz<br />
<strong>–</strong> so einen bekommt man nicht alle Tage.“ Leicht<br />
sieht es aus, wie er die Klinge des Filiermessers<br />
entlang <strong>der</strong> Mittelgräte zieht und wenig später<br />
das prächtige Filet präsentiert <strong>–</strong> es ist das Ergebnis<br />
von vielen Jahren Küchenarbeit, „auch in<br />
Sternerestaurants“, sagt Tomek (40), mit bürgerlichem<br />
Namen Thomas Wranik. Dann lässt er<br />
den Zan<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> schwimmen. Dieses Mal in<br />
Butter und Öl, mit halbierten Kräuterseitlingen<br />
und einer Rispe Thymian. Der Koch behält den<br />
Fisch im Auge, während er sich um die saisonalen<br />
Beilagen kümmert: Schwarzkohl, Pastinake<br />
und Quitte. Einmal in ihrer schlichten Schönheit<br />
gedünstet auf einem Teller, einmal als Püree aufs<br />
Porzellan getupft, den Zan<strong>der</strong> zu begleiten.<br />
Tomeks heutige Gäste Robert und Hans<br />
sind seine Chefs. Alle drei haben sich für einen<br />
Dinner-Testlauf an einen <strong>der</strong> sieben großen Holztische<br />
gesetzt. Einmal im Monat findet unterm<br />
Dach des alten Getreidespeichers mit Blick auf<br />
die Oberbaumbrücke <strong>der</strong> „Private Dining Club“<br />
Tomek Wranik kreiert seine Menüs als Unikate.<br />
In schlichter Schönheit gedünstet o<strong>der</strong> als Püree <strong>–</strong> Gemüse begleitet den Fisch.<br />
statt, ein gesetztes Kulinarik-Event für bis zu 70<br />
Personen. Holzfußboden, Backsteinwände, Sixties-Möbel<br />
und Perserteppiche sorgen für einen<br />
Hauch von Nostalgie. Nur <strong>der</strong> Küchenblock, <strong>der</strong><br />
wie ein großes DJ-Pult die Aufmerksamkeit auf<br />
sich zieht, deutet an, dass <strong>der</strong> Raum mehr ist als<br />
ein großes Wohnzimmer. Nämlich ein perfekter<br />
Rahmen, um die klassischen, an<strong>der</strong>swo vielleicht<br />
schon verloren gegangenen Werte zu leben, die<br />
<strong>der</strong> Club hochhält, wie Grün<strong>der</strong> Robert Bruch<br />
(46) erzählt: „Es geht uns um Gemeinsamkeit<br />
und Gastfreundlichkeit. Die Küche ist das Herz,<br />
die Menschen bilden gemeinsam die Seele.“<br />
Angefangen hat alles damit, dass man für<br />
den eigenen Veranstaltungsort „Private Roof<br />
Club“, <strong>der</strong> auf drei Etagen Raum für Tagungen<br />
bietet, die bestmögliche Verpflegung anbieten<br />
wollte. Daraus wuchs die Idee, in einem privat<br />
wirkenden Rahmen regelmäßig Dinner anzubieten.<br />
„An<strong>der</strong>s als im Restaurant hat unser Dinner<br />
eine Dramaturgie, bei <strong>der</strong> wir alle unsere Gäste<br />
einbeziehen. Wir stellen uns vor und beginnen<br />
zusammen und bekommen gleichzeitig das Dessert“,<br />
sagt Robert. Die meisten Gäste haben sich<br />
zuvor noch nie gesehen. Doch ausschließlich<br />
LECKER, SOZIAL<br />
UND EIN BISS-<br />
CHEN NOSTAL-<br />
GISCH:<br />
Einmal im Monat<br />
bietet <strong>der</strong> „Private<br />
Dining Club“ am<br />
Friedrichshainer<br />
Spreeufer Esskultur<br />
mit Wirgefühl. Mehr<br />
Infos über:<br />
www.privateroof<br />
club.de<br />
Hans-Ole Freudenberg, Tomek Wranik und Robert Bruch feilen an Details.<br />
Unsere Dinner<br />
funktionieren ein bisschen<br />
wie Theaterstücke.<br />
Fremde zu bewirten, behagt den Club-Chefs<br />
nicht: „Die Sitzordnung ist das Ergebnis einer<br />
detaillierten Planung, wir schauen, wer gut zusammenpasst.<br />
Wir mischen Familie, Freunde,<br />
Bekannte. Und manchmal auch Lieferanten, die<br />
wir sehr schätzen.“ Lieferbeziehungen sind ganz<br />
beson<strong>der</strong>e Bindungen, wie Hans-Ole Freudenberg<br />
(34) erzählt, <strong>der</strong> das kulinarische Konzept<br />
entwickelt hat: „Es ist wun<strong>der</strong>bar, die Menschen<br />
persönlich zu kennen, von denen wir unsere<br />
Rohstoffe kaufen. Wir machen hier fast alles<br />
selbst: Butter, Quark, Joghurt. Essige, Öle, Säfte.<br />
Wir legen und kochen ein, setzen Schnäpse an.<br />
Wir backen auch unser eigenes Sauerteig-Brot.“<br />
Das Mehl dazu kommt aus dem Umland, von einer<br />
Mühle, die mit Wasserkraft angetrieben wird.<br />
Und <strong>der</strong> Zan<strong>der</strong>? Kam sehr gut an! Und<br />
soll beim nächsten „Private Dining Club“ auf die<br />
Karte, sagt Tomek: „Aber nur dieses eine Mal,<br />
denn unsere Menüs sind echte Unikate.“