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WIR BERLINER – Kundenzeitschrift der GASAG

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20 Kolumne<br />

<strong>WIR</strong> <strong>BERLINER</strong> 2 1<br />

DIE VEREINIGUNG<br />

DER VERNÜNFTIGEN<br />

IM VERKEHR<br />

Immer auf die armen E-Roller <strong>–</strong> wenn alle, die<br />

sich rücksichtsvoll im Verkehr bewegen,<br />

öfter mal einen Elektroroller benutzen würden,<br />

könnte das <strong>der</strong>en Ruf enorm verbessern.<br />

Von Lisa Seelig<br />

Grundsätzlich halte ich mich für mo<strong>der</strong>n<br />

und aufgeschlossen. Ich mache neueste<br />

Entwicklungen aber nicht unbedingt<br />

als Erste mit. Gut, auf dem Smartphone habe ich<br />

eine Park-App. Meine Tickets für die BVG kaufe<br />

ich längst übers Smartphone, nicht länger am<br />

Kiosk. Ich setze mich auch hin und wie<strong>der</strong> aufs<br />

Leihfahrrad, um ins Büro zu radeln. Wen ich das<br />

so lese, denke ich: schön durchschnittlich.<br />

Als wir neulich durch den Kiez spazierten,<br />

blieb das achtjährige Kind sichtlich begeistert<br />

vor einem Mikadohaufen umgefallener E-Roller<br />

stehen und sagte: „Cool. Leihst Du uns auch<br />

mal so einen aus?“ Um die Antwort habe ich<br />

mich irgendwie gedrückt. Das Kind hatte einen<br />

wunden Punkt getroffen. Denn jetzt ganz ehrlich<br />

und unter uns: Ich würde es ja verdammt<br />

gerne auch mal ausprobieren. Ich stelle mir ein<br />

Gefühl großer Freiheit vor. Das meine ich zu<br />

beobachten, wenn fröhliche Partytouristen auf<br />

ihren E-Rollern auf dem Gehweg entlangsausen.<br />

LISA SEELIG<br />

— Buch autorin und<br />

Redakteurin bei<br />

„Edition F“. Sie lebt und<br />

schreibt in Berlin.<br />

Wie Autoscooter auf dem Rummel, nur im echten<br />

Verkehr! Natürlich ist das Fahren mit den<br />

Rollern auf Gehwegen verboten. Wahrscheinlich<br />

macht genau das auch einen Teil des Reizes aus,<br />

wenn man so jung ist.<br />

Doch die E-Roller und ihre Piloten haben inzwischen<br />

so viele (teils sehr berechtigte) Shitstorms<br />

abbekommen, dass ich mich einfach nicht traue,<br />

selbst so ein Ding zu mieten. Obwohl ich vermute,<br />

dass mir das sehr viel Spaß machen könnte.<br />

Ich bin eine äußerst verantwortungsvolle<br />

Verkehrsteilnehmerin und würde bestimmt<br />

auch hier mit sehr gutem Beispiel nur dort voranpreschen,<br />

wo es erlaubt ist. Würde auch meinen<br />

Roller nicht quer auf dem Fahrradweg einer<br />

Hauptverkehrsa<strong>der</strong> o<strong>der</strong> an ähnlich grotesken<br />

Orten parken. Die Rollerrowdys könnten von<br />

mir den verantwortungsvollen Umgang mit dem<br />

Gerät lernen.<br />

Vernünftige Verkehrsteilnehmer aller Kieze,<br />

vereinigt euch: Vielleicht schaffen wir es alle<br />

gemeinsam, den E-Roller von seinem schlechten<br />

Image zu befreien! Dann wäre er irgendwann<br />

einfach ein weiteres Fortbewegungsmittel in einer<br />

Stadt, in <strong>der</strong> wir uns alle sowieso gerne ein<br />

bisschen zusammenreißen dürfen, um uns miteinan<strong>der</strong><br />

und nicht gegeneinan<strong>der</strong> zu bewegen.<br />

Dem Kind habe ich diese vielen Gedanken erspart<br />

und mit einem entschlossenen „Vielleicht!“<br />

geantwortet.

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