Unterwegs in Norwegen
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<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong><br />
NORWEGEN<br />
DAS GROSSE REISEBUCH
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>
4 <strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong><br />
Vorwort
Fjorde und Wasserfälle, die Mitternachtssonne mit dem Nordkap und das ewige Eis: Der landschaftlichen Vielfalt des kle<strong>in</strong>en<br />
Königreichs im hohen Norden Europas entspricht e<strong>in</strong>e gleichermaßen reiche Kultur. Mit se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten gesellschaftlichen<br />
Solidargeme<strong>in</strong>schaft ist <strong>Norwegen</strong> heute e<strong>in</strong>es der reichsten Länder der westlichen Welt und gleichzeitig e<strong>in</strong>e führende<br />
Wissens- und Industrie nation. Doch immer wird auch auf die natürlichen Grundlagen geachtet, die Natur <strong>in</strong> ihrer Schönheit<br />
und <strong>in</strong> ihrem Reichtum wird <strong>in</strong> vielen Nationalparks besonders geschützt. Sie s<strong>in</strong>d bei den Besuchern sehr beliebt, die<br />
<strong>Norwegen</strong> gern im Rahmen e<strong>in</strong>er Kreuzfahrt ansteuern, etwa mit dem Hurtigruten-Schiff.<br />
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong><br />
5
Inhalt<br />
DIE SCHÖNSTEN REISEZIELE<br />
Sørlandet 14<br />
Agder 16<br />
Østlandet 36<br />
Vestfold og Telemark 38<br />
Oslo 54<br />
Viken 72<br />
Innlandet 84<br />
Vestlandet 100<br />
Rogaland 102<br />
Vestland 116<br />
Møre og Romsdal 170<br />
Trøndelag 186<br />
6 <strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>
Nord-Norge 206<br />
Nordland 208<br />
Troms og F<strong>in</strong>nmark 254<br />
Spitzbergen 288<br />
Route 4:<br />
Von Trondheim zum Nordkap 312<br />
REISEATLAS 314<br />
DIE SCHÖNSTEN REISEROUTEN<br />
Route 1:<br />
Hurtigruten – die klassische Postschiffreise 306<br />
Route 2:<br />
Von Lillehammer nach Kongsberg 308<br />
Route 3:<br />
Von Bergen nach Oppdal 310<br />
Register 422<br />
Bildnachweis, Impressum 424<br />
Bild oben: Rorbuer, ehemalige Fischerhütten, im Lofotenort<br />
Sakrisøy.<br />
Bilder auf vorherigen Seiten: S. 2/3: Sonnenaufgang auf dem<br />
Preikestolen über dem Lysefjord; S. 4/5: Innenraum der Stabkirche<br />
Heddal.<br />
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong><br />
7
8 <strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>
Im letzten Kapitel dieses Buches werden vier Reise routen vorgestellt, die<br />
durch die grandiosen Naturlandschaften und zu den schönsten Ortschaften<br />
und Gegenden <strong>Norwegen</strong>s führen. Die Übersichtskarte unten zeigt<br />
den Verlauf aller Touren auf e<strong>in</strong>en Blick. Die Texte zu jeder Tour geben<br />
e<strong>in</strong>en Abriss über die Reiseroute und stellen die zu befahrenden Regionen<br />
und Prov<strong>in</strong>zen sowie ihre landschaftlichen, historischen und kulturellen<br />
Besonderheiten vor. Ergänzt werden die Texte durch detaillierte<br />
Tourenkarten, auf denen der Verlauf der jeweiligen Route und ihre wichtigsten<br />
Stationen angegeben s<strong>in</strong>d. Hauptroute und Abstecher s<strong>in</strong>d farblich<br />
abgehoben, Piktogramme (siehe unten) symbolisieren die Hauptattraktionen<br />
entlang des Weges. Zusätzlich werden herausragende<br />
Reiseziele durch Bilder und <strong>in</strong>formative Kurztexte am Rand der Karte<br />
hervorgehoben.<br />
Berühmte Reiserouten<br />
Herausragende Naturlandschaften<br />
und Naturmonumente<br />
Herausragende Metropolen,<br />
Kulturmonumente und -veranstaltungen<br />
Sport- und Freizeitziele<br />
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong> 9
GRÖNLANDSEE<br />
Nordvest-<br />
Spitsbergen<br />
nasjonalpark<br />
F o r l a n d s u n d<br />
Widjefjorden<br />
1130 Okst<strong>in</strong>dane<br />
1368<br />
1225<br />
1085<br />
997<br />
Forlandet<br />
nasjonalpark<br />
I s f<br />
j ord e n<br />
Hornsund<br />
H i n l o p e n s t r e e t<br />
Sørkappøya<br />
Martensøya<br />
Lågøya<br />
620 607<br />
Nordaust-Svalbard<br />
354<br />
1717<br />
SPITSBERGEN<br />
Gustavfjellet<br />
1235<br />
S t o r f jor d<br />
1205<br />
Sør-Spitsbergen<br />
nasjonalpark<br />
Hornsundt<strong>in</strong>d<br />
1430<br />
N o r<br />
e n<br />
340<br />
d a u s<br />
l a n d<br />
Barentsøya<br />
Tjuvfjorden<br />
t -<br />
e t<br />
naturreservat<br />
naturreservat<br />
395<br />
Svenskøya<br />
230<br />
Hopen<br />
Kvitøya<br />
410<br />
Storøya Nordaust-<br />
Svalbard<br />
naturreservat<br />
320<br />
Kongsøya<br />
Andfjorden<br />
Øvre Dividal<br />
nasjonalpark<br />
665<br />
Søraust-<br />
590<br />
Svalbard<br />
Nordaust-<br />
Svalbard<br />
naturreservat<br />
S v a l b a r d<br />
370<br />
BARENTS<br />
SEE<br />
0 100 km<br />
n<br />
L o f o t e<br />
V e s t e r å l e n<br />
Folda<br />
Rago n.p.<br />
V e s t f j o r d e n<br />
Saltfjellet-<br />
Svartisen<br />
nasjonalpark<br />
1594<br />
Nord-Kvaløy<br />
Ånderdalen n.p.<br />
Vanna<br />
Oslofjorden<br />
Tromsø<br />
NORD-<br />
Reisa<br />
nasjonalpark<br />
NORWEGISCHE<br />
SEE<br />
NORWEGEN<br />
Smøla<br />
Frøya<br />
Vikna<br />
Trondheim<br />
Trondheim<br />
Dønna<br />
1703<br />
Børgefjell<br />
nasjonalpark<br />
TRONDELAG<br />
Gressåmoen<br />
nasjonalpark<br />
SCHWEDEN<br />
Førdefjorden<br />
Ålesund<br />
Jostedalsbreen<br />
nasjonalpark<br />
Sognefjorden<br />
Jotunheimen<br />
nasjonalpark<br />
VESTLANDET<br />
Dovrefjell-<br />
Sunndalsfjella<br />
nasjonalpark<br />
Snøhetta<br />
2286<br />
Glittert<strong>in</strong>d<br />
2472<br />
1414<br />
Femundsmarka<br />
nasjonalpark<br />
Femund<br />
Rondane<br />
nasjonalpark<br />
ÖSTLANDET<br />
NORDSEE<br />
Bergen<br />
Stavanger<br />
0 100 km<br />
L<strong>in</strong>desnes<br />
1693<br />
Hardangervidda<br />
nasjonalpark<br />
1882<br />
SÖRLANDET<br />
OSLO<br />
Kragerø<br />
Mjøsa<br />
Geirangerfjorden<br />
2082<br />
1915<br />
Røssvatnet<br />
STOCKHOLM<br />
OSTSEE<br />
10 <strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>
Porsangenf<br />
Stabbursdalen<br />
nasjonalpark<br />
LANDET<br />
Øvre Anárjohka<br />
nasjonalpark<br />
Nordkapp<br />
BARENTSSEE<br />
RUSSLAND<br />
L<strong>in</strong>desnes<br />
Der südlichste Punkt des norwegischen<br />
Festlands beherbergt e<strong>in</strong>en berühmten<br />
Leuchtturm, der erstmals im Jahr 1656<br />
Schiffen den Weg wies.<br />
Kragerø<br />
Der malerische Küstenort versprüht<br />
mediterranes Flair und ist idealer<br />
Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e Tour durch die<br />
Schären.<br />
Oslo<br />
Die norwegische Hauptstadt und<br />
Hochburg des W<strong>in</strong>tersports wartet mit<br />
zahlreichen <strong>in</strong>teressanten Sehenswürdigkeiten<br />
auf.<br />
*<br />
HIGHLIGHTS<br />
Bergen<br />
Umrahmt von Bergen und Fjorden liegt<br />
die bedeutende Handelsstadt mit ihrem<br />
historischen Stadtviertel Bryggen.<br />
Geirangerfjord<br />
Der bekannteste Fjord <strong>Norwegen</strong>s zählt<br />
als atemberaubende Naturschönheit zum<br />
Welterbe der UNESCO.<br />
FINNLAND<br />
Hels<strong>in</strong>ki<br />
Hels<strong>in</strong>gfors<br />
Hli<br />
Petrozavodsk<br />
SANKT-PETERBURG<br />
Ålesund<br />
Aus mehreren durch Brücken mite<strong>in</strong>ander<br />
verbundenen Inseln besteht diese<br />
Stadt, die vom Jugendstil dom<strong>in</strong>iert wird.<br />
Lofoten<br />
Mit steil aufragenden Bergspitzen, malerischen<br />
Fischerdörfern und mächtigen<br />
Fjorden bilden die Inseln e<strong>in</strong>e märchenhaft<br />
mystische Landschaft.<br />
Tromsø<br />
Die idyllisch gelegene Universitätsstadt<br />
wird auch »Paris des Nordens« genannt.<br />
Nordkap<br />
Am nördlichsten Punkt des europäischen<br />
Festlands s<strong>in</strong>d imposante Natur und<br />
Gänsehautmomente garantiert.<br />
Hiiumaa<br />
Saaremaa<br />
Tall<strong>in</strong>n<br />
EST-<br />
LAND<br />
Spitzbergen<br />
E<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierendes Meer aus Eis und<br />
Schnee bietet Seevögeln, Walrossen,<br />
Robben und vor allem Eisbären e<strong>in</strong>e<br />
Heimat.<br />
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong><br />
11
Die schönsten Reiseziele
Fjorde, Mitternachtssonne und fantastische Nationalparks, e<strong>in</strong>drucksvolle Zeugnisse aus der Wik<strong>in</strong>gerzeit und<br />
Stabkirchen – <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong> warten überwältigende Landschaften komb<strong>in</strong>iert mit reicher Kulturgeschichte. Die<br />
<strong>in</strong>teressantesten Reiseziele des Landes werden <strong>in</strong> diesem Kapitel Prov<strong>in</strong>z für Prov<strong>in</strong>z <strong>in</strong> Text und Bild sowie mit<br />
Stadtplänen der wichtigsten Metropolen vorgestellt. Interessante Aspekte zu Kultur und Natur werden <strong>in</strong> Themenartikeln<br />
vertieft. E<strong>in</strong> Klassifizierungssystem mit Sternchen – *** drei Sterne = »e<strong>in</strong>e eigene Reise wert«, ** zwei<br />
Sterne = »e<strong>in</strong>en Ab stecher wert«, * e<strong>in</strong> Stern = »sehenswert« – erhöht den praktischen Nutzwert.
14<br />
Sørlandet
Der südnorwegische Landesteil Sørlandet erstreckt sich von der Schärenküste am Skagerrak<br />
bis zu den Fjellgebieten beidseits des Flusses Otra. Im Setesdal durchfließt er e<strong>in</strong>es der<br />
imposantesten Täler <strong>Norwegen</strong>s. Die größte Stadt im Sørlandet ist die Hafenstadt Kristiansand.<br />
Auch die anderen Städte Sørlandets liegen malerisch an der Küste, wie das auf sieben Inseln<br />
erbaute Arendal. Bild: Insel Hidra im Flekkefjord.<br />
15
<strong>Unterwegs</strong> <strong>in</strong> Agder<br />
Das aus den ehemaligen Prov<strong>in</strong>zen Vest-Agder und Aust-Agder zusammengefügte Fylke Agder grenzt im Westen an Rogaland, im Osten<br />
an Vestfold og Telemark und wird im Setesdal von der Otra durchflossen. Der südlichste Teil des Landes besticht durch malerische<br />
Küstendörfer, zahlreiche Badebuchten, märchenhafte Landstriche und wildromantische Naturlandschaften.<br />
Strand <strong>in</strong> Farsund.<br />
*INFO<br />
AGDER<br />
Verwaltungszentren:<br />
Arendal und Kristianstad<br />
Fläche:<br />
16 434,27 km²<br />
Bevölkerung:<br />
304 000<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
18 E<strong>in</strong>wohner/km²<br />
** Flekkefjord Zu den Attraktionen von Flekkefjord<br />
gehört Hollenderbyen, die Holländerstadt,<br />
e<strong>in</strong> Stadtviertel nördlich des Zentrums.<br />
Die gewundenen, engen Gassen werden<br />
von gediegenen, weiß gestrichenen Holzhäusern<br />
aus dem 18. Jahrhundert gesäumt – e<strong>in</strong>er<br />
Zeit, als von dem Hafenstädtchen aus Holz<br />
und Granit bis <strong>in</strong> die fernen Niederlande exportiert<br />
wurden. Das Flekkefjordmuseum, e<strong>in</strong><br />
denkmalgeschütztes Gebäude von 1724, veranschaulicht<br />
anhand von Möbeln und Textilien<br />
den Alltag der im 18. Jahrhundert hier lebenden<br />
Menschen. E<strong>in</strong>ige Spezialsammlungen zeugen<br />
von prähistorischer Zeit oder widmen sich<br />
dem harten Alltag der Seefahrer. Dazu gehört<br />
auch e<strong>in</strong> ausgestellter Kutter von 1936.<br />
**<br />
Grand Hotel Das Hotel ist sicher e<strong>in</strong>es der<br />
schönsten Gebäude von Flekkefjord. Erker und<br />
achteckige Türmchen prägen das 1897 errichteten<br />
Haus. Die Zimmer s<strong>in</strong>d komfortabel ausgestattet,<br />
viele haben Balkone mit Meerblick.<br />
Im hauseigenen Restaurant serviert man vorwiegend<br />
Skand<strong>in</strong>avisches, das Menü wechselt<br />
je nach Saison.<br />
*** Hidra Die von Flekkefjord mit der Fähre<br />
erreichbare kle<strong>in</strong>e Insel, von Fjorden geprägt,<br />
lädt zur abwechslungsreichen Wanderung e<strong>in</strong>.<br />
Die Küste fällt hier stellenweise zu den Fjorden<br />
h<strong>in</strong> sehr steil ab. Die Aussicht auf Meer und<br />
Festland ist bee<strong>in</strong>druckend. Im 19. Jahrhundert<br />
wanderten viele Bewohner der Insel wegen<br />
besserer Zukunftsperspektiven nach Amerika<br />
aus. Heute zählt die Insel etwa 600 E<strong>in</strong>wohner.<br />
Schulen gibt es dort nicht mehr, auch Tankstellen<br />
und E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d rar. Die<br />
Orte mit ihren schmalen Straßen und Gassen<br />
s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong> und beschaulich und geben e<strong>in</strong>em<br />
das Gefühl, die Zeit stehe still. Neben Naturliebhabern<br />
kommen auch immer wieder Angler<br />
gern hierher und versuchen ihr Glück.<br />
** Farsund Sie er<strong>in</strong>nern e<strong>in</strong> wenig an die<br />
Schweiz – die Häuser <strong>in</strong> Farsund s<strong>in</strong>d mit ihren<br />
Balkonen oft im Schweizerstil verziert oder weisen<br />
verschnörkelte Jugendstilfassaden auf. Die<br />
Stadt mit ihren knapp 10 000 E<strong>in</strong>wohnern be-<br />
16 Sørlandet | Agder
steht aus drei Teilen – Vanse, Vestbygda und<br />
der Altstadt von Farsund. Beliebt ist sie bei Urlaubern<br />
vor allem wegen ihrer Sandstrände<br />
rund um das Kle<strong>in</strong>städtchen. In der kontrastreichen<br />
Landschaft kommen auch Wanderer voll<br />
auf ihre Kosten. Die große Vogelvielfalt, die sich<br />
hier angesiedelt hat, wird von Ornithologen geschätzt.<br />
Kulturgeschichtlich <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d besonders<br />
die Wik<strong>in</strong>gergräber.<br />
Wilde Naturlandschaften prägen den Westen<br />
Adgers (l<strong>in</strong>ke Seite oben). Kirkeham (oben)<br />
besitzt e<strong>in</strong>en pittoresken Hafen.<br />
E<strong>in</strong>en mondänen Badeort stellt Farsund mit se<strong>in</strong>en weißen Häuserfassaden dar.<br />
Sørlandet | Agder<br />
17
** Mandal Dank traumhafter Sandstrände<br />
wie dem fast e<strong>in</strong>en Kilometer langen Sjøsanden<br />
ist die südlichste Stadt des Landes auch bei<br />
E<strong>in</strong>heimischen e<strong>in</strong> beliebtes Urlaubsziel. Mandal<br />
präsentiert sich als charmante, schmucke<br />
kle<strong>in</strong>e Hafenstadt, die durch den Handel mit<br />
Holz, das von hier aus seit dem 16. Jahrhundert<br />
<strong>in</strong> die Niederlande exportiert wurde, zu Wohlstand<br />
gelangte. Stattliche weiß gestrichene<br />
Holzhäuser prägen bis heute das Stadtbild rund<br />
um die Fußgängerzone und den Marktplatz. Die<br />
im Empirestil errichtete Mandalkirke zählt zu<br />
den größten Kirchen <strong>Norwegen</strong>s und ist e<strong>in</strong>e<br />
Augenweide. Das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em historischen Kaufmannshaus<br />
untergebrachte Stadtmuseum bee<strong>in</strong>druckt<br />
mit e<strong>in</strong>er Sammlung von Werken<br />
Amaldus Nielsens, Adolph Tidemands und<br />
Gustav Vigelands. In der Umgebung locken der<br />
Leuchtturm von L<strong>in</strong>desnes und der Naturschutzpark<br />
Furulunden. Landesweit e<strong>in</strong> Begriff<br />
ist das Schalentierfestival im August: Delikatessen<br />
aus dem Meer werden dann auf e<strong>in</strong>em<br />
mehrere Hundert Meter langen Tisch serviert.<br />
*** L<strong>in</strong>desnes L<strong>in</strong>desnes, der südlichste<br />
Punkt des norwegischen Festlands, liegt auf<br />
57° 58´ nördlicher Breite, das entspricht der<br />
Breitenlage der Hebriden vor der Küste Nordschottlands<br />
und der Hudson Bay <strong>in</strong> Kanada. Als<br />
»Südkap«, früher nicht zu Unrecht als »neset«<br />
(also »die Nase«) bezeichnet, zählt L<strong>in</strong>desnes<br />
zu den meistbesichtigten Punkten im Sørland,<br />
der Besucherandrang beschränkt sich jedoch<br />
auf den Leuchtturm mit dem kle<strong>in</strong>en Leuchtturmmuseum.<br />
Se<strong>in</strong>e historische Bedeutung für<br />
die Seefahrt ist enorm, denn vor dem E<strong>in</strong>satz<br />
Ruhe pur an e<strong>in</strong>em der südlichsten Zipfel <strong>Norwegen</strong>s: Blick <strong>in</strong> die Bucht von Mandal.<br />
18 Sørlandet | Agder
L<strong>in</strong>desnes Fyr<br />
Er ist der älteste se<strong>in</strong>er Art <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>, gehört zum südlichsten Punkt des Festlands<br />
und wurde zum nationalen Leuchtfeuer ernannt: der Leuchtturm von L<strong>in</strong>desnes. Bereits<br />
1656 wurde hier das erste wegweisende Feuer entfacht. Nach längerer Zeit des Stillstands<br />
wurde er 1725 erneut <strong>in</strong> Betrieb genommen, den heutigen Besuchern präsentiert<br />
er sich als Umbau von 1920. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet und so<br />
auch der strategisch wichtige Leuchtturm von den Deutschen besetzt. An diese Zeit er<strong>in</strong>nert<br />
e<strong>in</strong>e Bunkeranlage unweit des Turms. E<strong>in</strong> Museum erläutert die Geschichte rund<br />
um Seefahrt und Leuchtfeuer. Für e<strong>in</strong>e herrliche Aussicht sollte man den Aufstieg im Turm<br />
auf sich nehmen, außerhalb der Museumsöffnungszeiten zahlt man ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trittsgeld.<br />
se<strong>in</strong>es ersten Leuchtfeuers im Jahr 1656 gab<br />
es witterungsbed<strong>in</strong>gt zahlreiche Schiffsunfälle<br />
vor der Küste. Tat säch lich stammt der Name<br />
L<strong>in</strong>desnes vom altnordischen »Lidandi«, wobei<br />
»lida« so viel heißt wie »Ende« oder »Gefahr«.<br />
Wer vom Leuchtturm aus tatsächlich bis an das<br />
»Ende« – also zum südlichsten Punkt – des norwegischen<br />
Festlands wandert, kann dies selbst<br />
<strong>in</strong> der Hauptsaison meist <strong>in</strong> Ruhe tun; h<strong>in</strong> und<br />
zurück dauert dieser Weg e<strong>in</strong>e Stunde. Auf den<br />
steil zur tosenden See abfallenden Felsen ist<br />
nichts <strong>in</strong> Sicht außer Natur. Selbst der Leuchtturm<br />
zeigt sich während des Wanderns nur<br />
selten. Doch dann dort zu stehen und den Sonnenauf-<br />
oder -untergang zu erleben, bleibt unvergesslich,<br />
auch wenn das Nordkap noch<br />
1680 Kilometer Luftl<strong>in</strong>ie entfernt ist.<br />
An der südlichsten Spitze des norwegischen<br />
Festlands wacht der L<strong>in</strong>desnes-Leuchtturm,<br />
der älteste Leuchtturm des Landes über das<br />
weite Meer.<br />
Sørlandet | Agder<br />
19
20 Sørlandet | Agder<br />
L<strong>in</strong>desnes
»Norwegische Riviera« wird die Gegend um L<strong>in</strong>desnes auch genannt.<br />
Den Namen verdankt der Küstenstreifen dem be<strong>in</strong>ahe mediterranen<br />
Flair – den langen Sandstränden, hübschen Badebuchten und nicht<br />
zuletzt den strahlend weißen Häuserfassaden, die sich <strong>in</strong> den Örtchen<br />
am Wasser (hier: Spangereid) ane<strong>in</strong>anderreihen. Untypisch für die<br />
Riviera: Hier kann man im Sommer auf Elchsafari gehen.<br />
Sørlandet | Agder<br />
21
*** Kristiansand Die mit ihren knapp<br />
93 000 E<strong>in</strong>wohnern fünftgrößte Stadt <strong>Norwegen</strong>s<br />
ist das unbestrittene wirtschaftliche<br />
Zentrum des Sørlandet, e<strong>in</strong> bedeutender Industriestandort<br />
und zugleich e<strong>in</strong> Verkehrsknotenpunkt.<br />
Obwohl die Verantwortlichen <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren kräftig die Wer betrommel gerührt<br />
haben und Kristiansand dank der vielen Sonnenstunden<br />
im Jahr zu e<strong>in</strong>em bei den Norwegern<br />
beliebten Urlaubsort avanciert ist, nehmen<br />
die meisten Touristen, die mit den Fähren<br />
aus Dänemark oder Großbritannien anreisen,<br />
die Stadt oft nur als Durchgangsstation wahr.<br />
Dabei wartet Kristiansand mit vielen E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten,<br />
e<strong>in</strong>em facettenreichen Kultur-<br />
Ob Naturliebhaber, Kunst<strong>in</strong>teressierte oder Kulturbegeisterte – Kristiansand hat für jeden etwas zu bieten.<br />
22 Sørlandet | Agder
fältig restauriert und locken mit Galerien, Kunsthandwerksläden,<br />
Kneipen und Cafés. Das Viertel<br />
liegt im Norden des Kvadraturen, dem<br />
geschäftigen Stadtzentrum. Zwar wurden die<br />
Holzhäuser, die auch hier e<strong>in</strong>st das Stadtbild<br />
prägten, bei e<strong>in</strong>em Großbrand im Jahr 1892<br />
zerstört, die ursprüngliche Anlage der Stadt<br />
aber blieb erhalten. Kristiansand wurde unter<br />
König Christian IV. 1641 gegründet und nach<br />
den Idealen der Renaissance schachbrettmusterartig<br />
angelegt. Die schnurgeraden Straßen<br />
des Kvadraturen laufen im rechten W<strong>in</strong>kel aufe<strong>in</strong>ander<br />
zu. Auch die <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des<br />
17. Jahrhunderts fertiggestellte Festung Kristiansholm<br />
an der Strandpromenade lohnt e<strong>in</strong>en<br />
Besuch. Die Rotunde des Baus ist heute von<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Park umgeben. Das rund vier Kilometer<br />
östlich von Kristiansand gelegene<br />
Vest-Agder-Fylkemuseet zeigt nicht nur traditionelle<br />
Gehöfte der Region, sondern auch historische<br />
Stadthäuser mit Ladengeschäften und<br />
Handwerksstätten.<br />
*** Domkirken Die neugotische Kathedrale am<br />
Marktplatz der Stadt wurde 1885 vollendet.<br />
Vorher standen hier bereits drei andere Kirchenbauten,<br />
die jeweils Stadtbränden zum Opfer<br />
gefallen waren. Zu den Höhepunkten der<br />
Ausstattung gehört e<strong>in</strong> Altarbild von Eilif Peterssen,<br />
das Christus <strong>in</strong> Emmaus zeigt. Der Turm<br />
der Domkirche kann bestiegen werden, der<br />
Blick über die Stadt ist fantastisch.<br />
L<strong>in</strong>ks: Schön erleuchtet ist der Rathausplatz<br />
<strong>in</strong> Kristiansand am Abend.<br />
und Nachtleben sowie e<strong>in</strong>igen <strong>in</strong>teressanten<br />
historischen Sehenswürdigkeiten auf. Die hübschen,<br />
meist zwei stöckigen, weiß gestrichenen<br />
Holzhäuser der Altstadt Posbyen, die noch aus<br />
dem 17. Jahrhundert stammen, wurden sorg-<br />
Kristiansand Dyrepark<br />
Als Attraktion für die ganze Familie gilt der rund zehn Kilometer östlich von Kristiansand<br />
gelegene Tier- und Freizeitpark. Das Gelände erstreckt sich über rund 600 000 Quadratmeter<br />
und wurde mitten <strong>in</strong> der Natur angelegt. Zu sehen s<strong>in</strong>d unter anderem Wölfe, Affen,<br />
Zebras und Giraffen. Das Areal umfasst auch e<strong>in</strong>e fantasievolle Nachbildung der Stadt<br />
aus dem K<strong>in</strong>derbuch »Die Räuber von Kardemomme«. Auch Figuren aus anderen Büchern<br />
von Thorbjørn Egner erwachen zum Leben, zum Beispiel Klaus Klettermaus und der Bäckermeister<br />
Hase aus dem Hakkebakkeskog. »Le<strong>in</strong>en los!«, heißt es für alle Piratenfans,<br />
die Kapitän Säbelzahn zu e<strong>in</strong>er Schifffahrt und Schatzsuche e<strong>in</strong>lädt.<br />
Sørlandet | Agder<br />
23
24 Sørlandet | Agder<br />
Kristiansand: Kilden Teater og Konserthus
Imposant thront dieses Gebäude am Wasser. Nicht nur der Anblick<br />
von außen ist fantastisch, auch vom Foyer aus bietet sich durch die<br />
Glaswand e<strong>in</strong> spektakuläres Panorama. Vier Säle geben die Bühne<br />
frei für meisterhafte Darbietungen aus Theater, Ballett, Oper, Tanz und<br />
Musik. Kilden bee<strong>in</strong>druckt nämlich nicht nur durch se<strong>in</strong>e Architektur,<br />
sondern auch durch se<strong>in</strong>e besondere Akustik.<br />
Sørlandet | Agder<br />
25
Abendstimmung <strong>in</strong> der Gegend um Rysstad im Setesdal.<br />
*** Setesdal Das Tal zieht sich über mehr<br />
als 100 Kilometer zwischen Hovden im Norden<br />
bis nach Evje im Süden h<strong>in</strong>. Die Region wird oft<br />
als Bilderbuch-<strong>Norwegen</strong> gepriesen und »Märchenland<br />
des Südens« genannt. Beiderseits<br />
des Flusses Otra, der sich durch das Tal e<strong>in</strong>en<br />
Weg zur Küste bahnt, wo er bei Kristiansand <strong>in</strong><br />
die Nordsee mündet, steigen bewaldete Höhenzüge<br />
mal sanft geschwungen, mal steil und<br />
schroff bis auf 1400 Meter an. Bis weit <strong>in</strong> das<br />
19. Jahrhundert lag das Setesdal etwas abseits<br />
der norwegischen Handelsrouten. Deshalb hat<br />
sich die bäuerliche Kultur hier länger gehalten<br />
als <strong>in</strong> anderen Teilen des Landes und wird bis<br />
heute gepflegt. Während der Fahrt über die<br />
Reichsstraße 9, die dem Lauf des Tales folgt,<br />
fallen immer wieder die an den Hängen errichteten<br />
stattlichen Gehöfte auf. Trotz aller Verbundenheit<br />
mit der Tradition hat auch im Setesdal<br />
die Moderne E<strong>in</strong>zug gehalten. Die Region ist<br />
touristisch gut entwickelt und bietet Aktivurlaubern<br />
unterschiedliche Möglichkeiten. Rund um<br />
den kle<strong>in</strong>en Ort Hovden am nördlichen E<strong>in</strong>gang<br />
zum Setesdal ist e<strong>in</strong> großes W<strong>in</strong>tersportgebiet<br />
mit rund 150 Loipenkilometern und alp<strong>in</strong>en Abfahrten<br />
entstanden. Im Sommer verwandelt<br />
sich die zerklüftete Gebirgslandschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Paradies<br />
für Wanderer und Kletterer.<br />
In der Nähe des südlich von Hovden gelegenen<br />
Bykle lockt der Byklestigen, e<strong>in</strong> Abschnitt<br />
e<strong>in</strong>es uralten Weges <strong>in</strong> das untere Setesdal,<br />
der sich am Rand e<strong>in</strong>es steil abfallenden Felsens<br />
entlangzieht. Obwohl er befes tigt und gesichert<br />
ist, gilt e<strong>in</strong>e Wanderung als nicht ganz<br />
ungefährlich.<br />
Der rund 50 Kilometer südlich von Hovden gelegene<br />
Ort Valle ist e<strong>in</strong> Zentrum der Silberschmiedekunst,<br />
die im Setesdal e<strong>in</strong>e lange Tradition<br />
hat. Bis heute f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der ganzen<br />
Region Silberschmiede, die das Edelmetall zu<br />
Schmuck oder Gebrauchsgegenständen verarbeiten<br />
und zum Kauf anbieten. E<strong>in</strong>st soll das<br />
Silber, so vermuten Historiker, aus den Bergwerken<br />
<strong>in</strong> Kongsberg gestohlen worden se<strong>in</strong>,<br />
heute wird es importiert. Das Setesdalsmuseet<br />
<strong>in</strong> Rysstad, e<strong>in</strong>em Nachbarort von Valle, <strong>in</strong>formiert<br />
über die Geschichte und Kultur der Region.<br />
Die breit gefächerte Ausstellung zeigt nicht<br />
nur Trachten, Kunsthandwerk und andere<br />
26 Sørlandet | Agder
Zeugnisse des lokalen Brauchtums, sondern<br />
<strong>in</strong>formiert auch über die Nutzung der Wasserkraft.<br />
Das Rygnestadtunet, e<strong>in</strong>e Außenstelle<br />
des Museums nördlich von Valle, ist das größte<br />
und wichtigste Freilichtmuseum im Setesdal.<br />
Der Fluss Otra verbreitert sich auf e<strong>in</strong>er Länge<br />
von 35 Kilometern fast zu e<strong>in</strong>em See. Dank e<strong>in</strong>er<br />
atemberaubend schönen Lage und nicht<br />
zuletzt aufgrund der Wassersportmöglichkeiten<br />
ist hier e<strong>in</strong> beliebtes Feriengebiet entstanden.<br />
Südlich von Ose bietet der Wasserfall Rei årsfossen,<br />
der aus e<strong>in</strong>er Höhe von 200 Metern <strong>in</strong><br />
die Tiefe stürzt, e<strong>in</strong> schönes Naturschauspiel.<br />
Die Stadt Evje am südlichen E<strong>in</strong>gang zum Setesdal<br />
ist als Fundort von M<strong>in</strong>eralen bekannt.<br />
Das Evje og Hornnes Museum zeigt ebenso wie<br />
der M<strong>in</strong>eralpark Setesdal die Vielfalt der im Umland<br />
vorkommenden Geste<strong>in</strong>sarten. In Evje<br />
werden organisierte Raft<strong>in</strong>g- und Kanutouren<br />
auf der Otra angeboten.<br />
Setesdalsbanen<br />
Hier schlagen die Herzen von Eisenbahnbegeisterten höher: Wer <strong>in</strong> liebevoll restaurierten<br />
Waggons unter zünftigem Volldampf Zug fahren möchte, kann dies mit der Setesdalsbahn<br />
tun. Der Rauch des nostalgischen Gefährts ist, sozusagen, der Hauch e<strong>in</strong>er vergangenen,<br />
gemütlicheren Zeit. Von 1896 bis 1962 war diese Schmalspurbahn im E<strong>in</strong>satz, die Strecke<br />
maß 78 Kilometer. Nach der Stilllegung setzte sich schließlich e<strong>in</strong> Hobbyclub für den<br />
teilweisen Erhalt e<strong>in</strong>, so konnten vier orig<strong>in</strong>ale Lokomotiven erhalten werden, und bis heute<br />
legt man mit der Museumsbahn e<strong>in</strong>e Strecke von acht Kilometern zwischen den Bahnhöfen<br />
Grovane und Røyknes zurück; dabei werden e<strong>in</strong> Tunnel und zwei Brücken passiert.<br />
Auch die erhaltenen Häuschen auf den Bahnsteigen er<strong>in</strong>nern an vergangene Zeiten.<br />
Das verwunschen wirkende Setesdal wird<br />
von kristallklaren Bächen durchzogen (oben).<br />
Sørlandet | Agder<br />
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** Lillesand Der zwischen Grimstad im Osten<br />
und Kristiansand im Westen gelegene 300<br />
Jahre alte Ort präsentiert sich als zauberhafte<br />
kle<strong>in</strong>städtische Idylle. Im Zentrum beherrschen<br />
stattliche weiß gestrichene Holzbauten des 19.<br />
Jahrhunderts, die <strong>in</strong>mitten blühender Gärten<br />
stehen, das Bild. Hier geht es auch <strong>in</strong> der Hochsaison<br />
ungleich beschaulicher zu als <strong>in</strong> den anderen<br />
Küstenorten Südnorwegens. Dennoch<br />
f<strong>in</strong>den Feriengäste auch hier e<strong>in</strong>e ausgezeichnete<br />
touristische Infrastruktur. Verschiedene<br />
Veranstalter bieten Ausflüge <strong>in</strong> den Schärengarten<br />
vor der Küste an.<br />
** Grimstad Obwohl die etwa 22 000 E<strong>in</strong>wohner<br />
zählende Stadt e<strong>in</strong> Industriestandort<br />
<strong>in</strong> der Region ist, gehört sie zugleich zu den<br />
beliebtesten Urlaubsorten <strong>in</strong> <strong>Norwegen</strong>. Hier<br />
sche<strong>in</strong>t die Sonne 260 Tage im Jahr. An den<br />
Sandstränden östlich der Stadt f<strong>in</strong>den sich<br />
deshalb <strong>in</strong> den Sommermonaten zahlreiche<br />
Sonnenanbeter e<strong>in</strong>. Und ke<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>gerer als<br />
<strong>Norwegen</strong>s berühmter Dramatiker Henrik Ibsen<br />
hielt sich e<strong>in</strong>st mehrere Jahre <strong>in</strong> Grimstad<br />
auf: In den 1840er-Jahren absolvierte er<br />
hier <strong>in</strong> der Apotheke Reimann e<strong>in</strong>e Lehre.<br />
H<strong>in</strong>ter den Häusern von Grimstad ragt die Dreifaltigkeitskirche <strong>in</strong> die Höhe.<br />
Währenddessen machte er auch se<strong>in</strong>e ersten<br />
literarischen Schritte. Inzwischen wurde die<br />
Ausbildungsstätte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Museum verwandelt,<br />
das über das Leben des jungen Ibsen <strong>in</strong>formiert.<br />
Dort f<strong>in</strong>den sich auch H<strong>in</strong>weise darauf,<br />
dass der Dichter Grimstad <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ballade<br />
»Terje Vigen« literarisch verewigt hat. Neben<br />
Ibsen lebte e<strong>in</strong>st auch der Flugpionier Tryggve<br />
Gran hier.<br />
** Arendal Mit ihren heute etwa 45 000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
zählt die Stadt zu den größten Orten<br />
an der norwegischen Südküste. Sie ist auf sieben<br />
Inseln erbaut und wird deshalb bisweilen<br />
»das Venedig <strong>Norwegen</strong>s« genannt. Ähnlich<br />
quirlig ist sie auch <strong>in</strong> den Sommermonaten. Im<br />
19. Jahrhundert war Arendal e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Handelsstadt, <strong>in</strong> deren Hafen sehr große Mengen<br />
Güter umgeschlagen wurden. Heute liegen<br />
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Gemütlicher Ort am Wasser: Grimstad.<br />
Das hübsche Arendal wurde e<strong>in</strong>st auf sieben Inseln erbaut.<br />
Kriegsdenkmal <strong>in</strong> Grimstad.<br />
Blick <strong>in</strong> die Bendiksklev-Straße <strong>in</strong> Arendal; im H<strong>in</strong>tergrund ragt die Dreifaltigkeitskirche auf.<br />
an den Kais vornehmlich Jachten vor Anker,<br />
und Arendal hat sich zu e<strong>in</strong>em Urlaubsort entwickelt.<br />
Die historischen Häuserblocks h<strong>in</strong>ter<br />
dem Hafen wurden sorgfältig saniert und <strong>in</strong><br />
Bars und Kneipen verwandelt. Direkt an den<br />
Kais lenkt das Rathaus aus dem Jahr 1812, das<br />
als zweitgrößtes Holzgebäude <strong>Norwegen</strong>s gilt,<br />
alle Blicke auf sich. E<strong>in</strong>e lange Hängebrücke<br />
verb<strong>in</strong>det die Stadt mit der Insel Tromøy.<br />
** Aust-Agder kulturhistoriske senter Das Kulturzentrum<br />
am Stadtrand von Arendal gehört<br />
zu den ältesten Museen des Landes, es wurde<br />
1832 <strong>in</strong>s Leben gerufen. Es widmet sich den<br />
Themen Geschichte, Kultur und Brauchtum. Zu<br />
den <strong>in</strong>teressantesten Abteilungen gehören die<br />
archäologische Sammlung und die Ausstel -<br />
lung zur Seefahrt. Weitere Abteilungen zeigen<br />
Kunsthandwerk, Möbel und Trachten.<br />
Oben: E<strong>in</strong> Boot schaukelt bei E<strong>in</strong>bruch der<br />
Dunkelheit gemütlich im kle<strong>in</strong>en Hafen von<br />
Grimstad.<br />
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Henrik Ibsen<br />
Henrik Ibsen (1828–1906) wurde <strong>in</strong> der Hauptstadt der Telemark, Skien,<br />
geboren. Von 1844 bis 1850 absolvierte er e<strong>in</strong>e Apothekerlehre <strong>in</strong> Grimstad.<br />
Mehrere museale E<strong>in</strong>richtungen er<strong>in</strong>nern daran: Der Reimanngården<br />
<strong>in</strong> der Vestregate 3 ist das wieder aufgebaute Apothekengebäude,<br />
das Ibsenhuset enthält das Zimmer, <strong>in</strong> dem Ibsen se<strong>in</strong> erstes eigenes<br />
Heim bezog und mit »Catil<strong>in</strong>a« se<strong>in</strong> erstes Drama verfasste. Das Henrik-Ibsen-Museum<br />
<strong>in</strong> Oslo zeigt die orig<strong>in</strong>algetreu e<strong>in</strong>gerichtete Wohnung des<br />
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Dichters, <strong>in</strong> der er von 1895 bis zu se<strong>in</strong>em Tod elf Jahre später wohnte.<br />
Ibsens realistische Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft <strong>in</strong> psychologischen<br />
Gegen wartsdramen machte ihn zum Wegbereiter des Naturalismus<br />
auf der Bühne. Das Versdrama »Peer Gynt« (1867) war der erste<br />
Welterfolg des damals 39-Jährigen: »Du selbst zu se<strong>in</strong>, sei de<strong>in</strong> Ruhm«<br />
– dieser Satz Peers durchzieht leitmotivisch das Werk. E<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Beitrag zum Erfolg leis teten die Bühnenmusik und die »Peer Gynt«-<br />
Suiten Edvard Griegs, der <strong>in</strong> kongenialer Weise e<strong>in</strong>zelne Szenen musikalisch<br />
umsetzte. Mit »Die Stützen der Gesellschaft« (1877) schuf Ibsen den<br />
Typ des kritischen Gesellschaftsstücks, das die Doppelmoral der politischen<br />
Korrektheit anprangert. Die Titelheld<strong>in</strong> von »Nora oder E<strong>in</strong> Puppenheim«<br />
(1879) wurde e<strong>in</strong>e Identifikationsfigur für Frauen auf der Suche<br />
nach Emanzipation, damals so revolutionär und umstritten, dass Ibsen<br />
e<strong>in</strong> alternatives Ende schreiben musste.<br />
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