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Berliner Zeitung 03.02.2020

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Finanztipp: Das richtige Alter für die Rente – Wirtschaft Seite 7<br />

Heute<br />

mit Stadt-<br />

Geschichte<br />

Seite 10<br />

6°/9°<br />

Wolken und Schauer<br />

Wetter Seite 2<br />

US-Wahlkampf: Das<br />

Rennen beginnt in Iowa<br />

Tagesthema Seite 2<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Australian Open: Djokovic<br />

siegt –und gibt Rätsel auf<br />

Sport Seite 17<br />

Montag,3.Februar 2020 Nr.28HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Brexit-Trip: Axel Veiel reist<br />

von Calais nach Dover<br />

Seite 3<br />

Brandanschlag<br />

Ein Politiker<br />

in<br />

Gefahr<br />

VonLutz Schnedelbach<br />

Er sagt, er lasse sich nicht einschüchtern.<br />

„Ich bleibe meiner<br />

Linie treu. Mein Ziel ist es nach wie<br />

vor, gegen Kriminelle der Clans vorzugehen.<br />

Undauch gegen Extremismus<br />

werdeich weiter meine Stimme<br />

erheben.“ So spricht Falko Liecke,<br />

Neuköllns stellvertretender Bezirksbürgermeister.<br />

Zwei Tage nach Lieckes 47. Ge-<br />

FalkoLiecke,<br />

stellvertretender Neuköllner<br />

Bürgermeister<br />

burtstag wurde<br />

auf ein Auto seiner<br />

Familie ein<br />

Anschlag verübt.<br />

Am Morgen des<br />

Sonnabends,<br />

kurz nach fünf<br />

Uhr, stand der<br />

Golf von Lieckes<br />

Frau, der vor<br />

dem Haus geparkt<br />

war, in<br />

Flammen. Die<br />

Feuerwehr konnte nicht verhindern,<br />

dass der Wagen ausbrannte.<br />

DiePolizei geht voneinem politischen<br />

Hintergrund des Brandanschlags<br />

aus. Deshalb übernahm der<br />

Staatsschutz die Ermittlungen. Einzelheiten<br />

dazu wurden auch an diesem<br />

Sonntag noch nicht mitgeteilt.<br />

Fahnder gehen jedoch davon aus,<br />

dass der Anschlag gegen den CDU-<br />

Politiker gezielt verübt worden ist.<br />

„Vermutlich wollte der Täter mit<br />

dem Abfackeln des Autos zwei Fliegen<br />

mit einer Klappe schlagen“, sagt<br />

Liecke selbst. Dazu muss man wissen:<br />

Zumeinen geht der CDU-Mann<br />

seit langer Zeit gegen die Clankriminalität<br />

im Bezirkvor.Und zum anderen<br />

arbeitet seine Frau als Polizistin.<br />

Es gebe viele Leute, die ihre Arbeit<br />

nicht so toll finden, sagt Falko Liecke.<br />

Der Stadtrat schließt aber auch eine<br />

Tat der linksextremistischen Szene<br />

nicht aus, weil er sich auch mit diesem<br />

Thema immer wieder politisch<br />

beschäftigt.<br />

Falko Liecke, der im Mai vergangenen<br />

Jahres als stellvertretender<br />

Landesvorsitzender seiner Partei gewählt<br />

wurde, hat schon oft für<br />

Schlagzeilen in der Stadt gesorgt. So<br />

regte er einst an, den Trägerverein Islamische<br />

Gemeinschaft Berlin e. V.<br />

der Al-Nur-Moschee in Neukölln<br />

verbieten zu lassen und dessen Gemeinnützigkeit<br />

abzuerkennen. Er<br />

reagierte damit auf die in der Mosche<br />

gehaltenen frauenverachtenden<br />

und antisemitischen Reden.<br />

VonFlüchtlingen und Migranten<br />

forderte Liecke die Anerkennung der<br />

Werte des Grundgesetzes. Erwar einer<br />

der ersten Unterzeichner eines<br />

Briefes vonCDU-Politikern, der sich<br />

gegen die Flüchtlingspolitik von Angela<br />

Merkel richtete.<br />

Für Aufsehen sorgte ebenfalls<br />

Falko Lieckes Vorstoß, den Kinderschutz<br />

in kriminellen Großfamilien<br />

zu untersuchen und das kriminelle<br />

Umfeld als Kindeswohlgefährdung<br />

zu definieren. Im Ergebnis müsse<br />

man dann die Kinder aus den Familien<br />

nehmen, erklärte Liecke. Auch<br />

diese Äußerung brachte dem konservativen<br />

<strong>Berliner</strong> Politiker vor allem<br />

viel Kritik ein.<br />

China-Rückkehrer in Quarantäne<br />

Bundeswehr-Jet aus Wuhan landet in Frankfurt am Main:<br />

Zwei Passagiere sind mit dem Coronavirus infiziert. Gesundheitsministerium<br />

verteidigt seine Informationspolitik<br />

An Bord des Airbus A310 „KurtSchumacher“ waren 124 Passagiere. Ihnen gehe es „den Umständen entsprechend sehr gut“, sagte Hessens Sozialminister.<br />

VonChristian Schlüter<br />

Das Coronavirus breitet<br />

sich weiter aus.Nachchinesischen<br />

Angaben sind<br />

mittlerweile mehr als<br />

300 Menschen an der Atemwegserkrankung<br />

gestorben. Allein in China<br />

seien bereits mehr als 14 300 Menschen<br />

infiziert, weltweit sollen sich<br />

mehr als 14 550 Menschen angesteckt<br />

haben. Unterdessen meldeten<br />

die Philippinen am Sonntag den ersten<br />

Todesfall außerhalb der Volksrepublik.<br />

Wie das Gesundheitsministerium<br />

in Manila mitteilte, handelt es<br />

sich bei dem Verstorbenen um einen<br />

44-jährigen Mann aus der chinesischen<br />

Millionenmetropole Wuhan –<br />

die Stadt ist besonders stark von der<br />

Lungenkrankheit betroffen und gilt<br />

als Ursprungsortder Epidemie.<br />

Am Sonnabend war ein Flugzeug<br />

der Bundeswehr aus Wuhan nach<br />

Frankfurt am Main zurückgekehrt.<br />

Unter den 124 Menschen an Bord –<br />

unter ihnen 20 Kinder –sind nach aktuellem<br />

Stand zwei mit dem Coronavirus<br />

infiziert. Die zwei deutschen<br />

Staatsangehörigen wurden am Sonntag<br />

aus der Kaserne in Germersheim<br />

(Rheinland-Pfalz) in das Frankfurter<br />

Uniklinikum gebracht. Ihnen gehe es<br />

„den Umständen entsprechend sehr<br />

gut“, sagte der hessische Sozialminister<br />

KaiKlose (Grüne) in Frankfurt, der<br />

Ärztliche Direktor desKlinikums,Jürgen<br />

Graf,ergänzte,sie seien„medizinischwohlauf“.<br />

Ein weiterer Verdachtsfall bestätigte<br />

sich nicht. Unabhängig davon<br />

müssen die übrigen aus Wuhan zurückgebrachten<br />

Passagiere zwei Wochen<br />

in Quarantäne bleiben –solange<br />

dauert die maximale Inkubationszeit.<br />

Unter ihnen befinden sich 100 Deutsche<br />

und ihreAngehörigen: 22 Chinesen,<br />

ein US-Bürger und ein Rumäne.<br />

An dem Standort der Germersheimer<br />

Kaserne stehen 128 Zimmer in einem<br />

2018 fertiggestellten Gebäude bereit.<br />

Für die Bevölkerung in Germersheim,<br />

aber auch für die zivilen und militärischen<br />

Helfer bestehe „kein Grund zur<br />

Sorge“, hieß es am Sonntag.<br />

Die Menschen seien im Quarantäne-Block<br />

auf drei getrennte Stockwerke<br />

verteilt, um die Ansteckungsgefahr<br />

möglichst gering zu halten,<br />

sagte der Sprecher der Luftwaffe.<br />

„Das grenzt den möglichen Kreis<br />

ein.“ Nach Angaben des rheinlandpfälzischen<br />

Gesundheitsministeriums<br />

dürfen sich die Rückkehrenden<br />

in der Kasernenur mitMund-Nasen-<br />

Schutz bewegen. Am Montag sollen<br />

sie alle erneut auf den Virus getestet<br />

werden und dann wieder in einer<br />

Woche und am Ende der Quarantäne.<br />

„Dies erfolgt, um weitere Fälle<br />

möglichst früh zu erkennen und den<br />

übrigen Rückkehrenden zusätzliche<br />

Sicherheit zu geben“, hieß es.<br />

Bundesgesundheitsminister Jens<br />

Spahn (CDU) verteidigte am Sonntag<br />

die Informationspolitik von Bund<br />

und Ländern zum neuartigen Coronavirus.„Wirarbeiten<br />

mit bestmöglicher,<br />

größtmöglicher Transparenz“,<br />

sagte Spahn in Berlin. Dafür sei aus<br />

seiner Sicht aber auch nötig, dass immer<br />

dann informiert werde, wenn es<br />

auch gesicherte Informationen gebe.<br />

Halbwissen und Verschwörungstheorien<br />

würden nicht helfen. Spahn<br />

sprach von einer „dynamischen<br />

Lage“ und fügte hinzu: Es käme jetzt<br />

darauf an, dassder Staatfunktioniere.<br />

Allerdings müsse nun die Staatengemeinschaft<br />

gemeinsam gegen das Virus<br />

vorgehen. „Es bringt ja nichts,<br />

wenn ein Land alleine Maßnahmen<br />

ergreift, schon gar nicht in Europa.“<br />

Deshalb will Spahn mit den G7-Staaten<br />

über ein einheitliches Vorgehen<br />

beim Coronavirus beraten.<br />

Von den zwei Frankfurter Fällen<br />

abgesehen, gibt es in Deutschland<br />

„Es bringt ja nichts, wenn ein Land alleine<br />

Maßnahmen ergreift, schon gar nicht<br />

in Europa.“<br />

Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister (CDU), will mit den übrigen G7-Staaten über<br />

ein einheitliches Vorgehen beim Kampf gegen das Coronavirus beraten.<br />

acht weitere bestätigte Infektionen.<br />

Sie stehen alle im Zusammenhang<br />

mit der Firma Webasto in Bayern.<br />

Darunter sind sieben Angestellte des<br />

Autozulieferers, außerdem hat einer<br />

von ihnen sein Kind angesteckt.<br />

Spahn sagte,alle seien „in sehr gutem<br />

gesundheitlichem Zustand.“ Einweiterer<br />

mit dem Virus infizierter Deutscher<br />

sei auf der spanischen Kanareninsel<br />

La Gomera registriert worden.<br />

Er sei mit einem der in Deutschland<br />

erkrankten Patienten in Kontakt<br />

gewesen.<br />

Wasdie Bekämpfung des neuartigen<br />

Coronavirus betrifft, meldete das<br />

thailändische Gesundheitsministerium<br />

am Sonntag, dass mit einem<br />

Cocktail aus Grippe- und HIV-Medikamenten<br />

erfolgreich experimentiert<br />

wurde.Der Zustand einer mit dem Virus<br />

infizierten Frau aus China habe<br />

DPA/BORIS ROESSLER<br />

sich nach der Gabe des Medikamentencocktails<br />

dramatisch verbessert,<br />

hieß es aus Bangkok. Binnen 48 Stunden<br />

nach dem Beginn der Behandlung<br />

sei das Virus bei der Patientin nicht<br />

mehr nachweisbar gewesen. In Italien<br />

teilte unterdessen Gesundheitsminister<br />

Roberto Speranza mit, dass Forscher<br />

das Coronavirus isoliert haben:<br />

„Das ist international eine wichtige<br />

Nachricht. Sie bedeutet, dass es mehr<br />

Möglichkeiten gibt, es zu verstehen<br />

und zu studieren, um es eindämmen<br />

zu können.“<br />

In China wappnet man sich derweil<br />

gegen wirtschaftliche Folgen der<br />

Epidemie. Weil die rasante Ausbreitung<br />

des Coronavirus auch die heimischen<br />

Märkte beeinflussen könne,erklärte<br />

die chinesische Zentralbank<br />

am Sonntag, werde sie zur Öffnung<br />

der Finanzmärkte nach den verlängerten<br />

Neujahrsferien am Montag 1,2<br />

Billionen Yuan (156 Milliarden Euro)<br />

bereitstellen. Ziel sei es, das Bankensystem<br />

mit ausreichend Geld zu versorgen<br />

und den Devisenmarkt stabil<br />

zu halten. In Hongkong drohten Tausende<br />

Mitarbeiter der staatlichen<br />

Krankenhäuser, inden Streik zu treten,<br />

sollte die Grenze der Metropole<br />

zu Festland-China nicht geschlossen<br />

werden.<br />

In Berlin ist von dem Coronavirus<br />

noch keine Spur. Eine Entspannung<br />

bedeutet das nicht unbedingt, denn in<br />

der Hauptstadt rollt die Grippe-Welle:<br />

Die Zahl der nachgewiesenen Fälle in<br />

dieser Saison ist auf mehr als 1000 gestiegen<br />

–ein Mensch starb an den Folgen<br />

der Virusinfektion. Das geht aus<br />

dem Wochenbericht des Landesamts<br />

für Gesundheit und Soziales hervor.<br />

Am stärkstengrassiert die Grippe den<br />

Meldezahlen zufolge bisher bei Kindern<br />

imAlter bis zu vier Jahren. Von<br />

den Bezirken ist Pankow besonders<br />

Seehofer offen<br />

für Eingriffe in<br />

Mietmarkt<br />

Geringverdiener sollen<br />

besser geschützt werden<br />

VonUlrich Paul<br />

Bundesbauminister Horst Seehofer<br />

(CSU) lehnt den <strong>Berliner</strong><br />

Mietendeckel ab, spricht sich aber<br />

zugleich für eine stärkere Regulierung<br />

des Wohnungsmarkts aus.<br />

„Wenn wir den Marktrein kapitalistischen<br />

oder neoliberalen Regeln<br />

überlassen, nach denen im Prinzip<br />

immer der Stärkere gewinnt, entspricht<br />

das nicht meiner Auffassung<br />

vonsozialer Marktwirtschaft“, sagte<br />

Seehofer der Welt am Sonntag. Man<br />

müsse „auch jene unterstützen, die<br />

aufgrund ihrer Einkommensverhältnisse<br />

geringere Chancen haben“.<br />

Konkret sprach sich Seehofer für<br />

eine Änderung des sogenannten<br />

Wucherparagrafen aus. Demnach<br />

sollen deutlich zu hohe Mieten abgesenkt<br />

werden, ohne dass der Mieter<br />

eine Zwangslage nachweisen muss.<br />

Außerdem befürwortet Seehofer<br />

eine stärkere Einschränkung der<br />

Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.<br />

Dabei will er den<br />

Mietern jedoch nicht die Möglichkeit<br />

nehmen, ihreWohnung selbst zu<br />

kaufen. Zum <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />

sagte Seehofer, er halte diesen für<br />

„verfassungswidrig“. Die Regelung<br />

schieße „weit über das Ziel hinaus“.<br />

Nach dem Landesgesetz sollen die<br />

Mieten in der Hauptstadt für fünf<br />

Jahre weitgehend eingefroren werden.<br />

Aus Sicht von Seehofer verhindert<br />

das Investitionen in Bestandswohnungen<br />

und Neubauten.<br />

Für die Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />

Katrin Göring-Eckardt gehen<br />

Seehofers Vorschläge nicht weit genug:<br />

„Ich erwarte von Horst Seehofer,<br />

dass er beim Sozialen Wohnungsbau<br />

endlich einen Gang hochschaltet“,<br />

erklärte sie am Sonntag.<br />

Göring-Eckardt wiederholte die Forderung<br />

der Grünen nach einer Wiedereinführung<br />

der Wohngemeinnützigkeit,<br />

die es bis Ende der AchtzigerjahreinDeutschland<br />

gab.Dabei<br />

errichteten gemeinwohlorientierte<br />

Bauunternehmen Wohnungen mit<br />

gedeckelter Miete für Menschen mit<br />

niedrigem Einkommen. „Und angesichts<br />

von Rekordmieten braucht es<br />

eine rechtssichere regionale Mietobergrenze<br />

imMietrecht des Bundes“,<br />

so Göring-Eckardt.<br />

Kommentar Seite 8, Berlin Seite 13<br />

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betroffen. (mit dpa) Leitartikel Seite 8 4 194050 501603<br />

11006


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Tagesthema<br />

US-Vorwahlkampf<br />

Iowa wählt am Montag, wer Präsidentschaftskandidat werden soll. Doch während Trump bei den Republikanern gesetzt ist,<br />

kann es bei den Demokraten zu Überraschungen kommen. Ein Gespräch mit einem Kenner des Bundesstaats.<br />

„Caucuses“<br />

Die<br />

Basis<br />

stimmt ab<br />

VonThomas Spang,Washington<br />

Der Wegins Weiße Haus führt<br />

durch so manche Wohnstube<br />

Iowas. Am3.Februar markieren<br />

die „Caucuses“ genannten<br />

Parteiversammlungen in dem<br />

Farmerstaat im Mittleren Westen<br />

der USA traditionell den Beginn<br />

der Vorwahl-Saison der Parteien.<br />

Im Unterschied zur klassischen„Primary“,<br />

bei der dieWähler<br />

in Wahllokalen ihre Stimme<br />

abgeben, verlangt ein „Caucus“<br />

nicht nur physische Präsenz, sondern<br />

die aktive Teilnahme. Jeder<br />

Einwohner über 18 Jahre darf<br />

seine Stimme abgeben, wenn er<br />

vorher angibt, welcher Partei er<br />

angehören will. Diese Erklärung<br />

kann noch am Versammlungsort<br />

selbst abgegeben werden.<br />

Beiden Republikanerntritt DonaldTrump<br />

2020 ohne ernsthaften<br />

Gegenkandidaten an. Er gilt als gesetzt.<br />

Die Demokraten bieten dagegen<br />

ein ungewohnt breites Bewerberfeld<br />

auf. Siehoffen auf eine<br />

hohe Beteiligung an den Parteiversammlungen.<br />

Vonden drei Millionen<br />

Einwohnern des Bundesstaates<br />

beteiligte sich 2016 etwa einer<br />

vonzehn an den Caucuses.<br />

Auf den Caucuses selbst stellen<br />

Fürsprecher ihre Kandidaten<br />

vor. Die Teilnehmer diskutieren<br />

danach die Bewerber und stimmen<br />

in einer ersten Runde für ihre<br />

Favoriten. Kommt ein Bewerber<br />

bei der Auszählung nicht auf mindestens<br />

15 Prozent der lokalen<br />

Teilnehmer-Stimmen, scheidet er<br />

aus. Seine Anhänger müssen sich<br />

umentscheiden und einem anderen<br />

Kandidaten anschließen. Dabei<br />

kommen die Überzeugungskünste<br />

der jeweiligen Unterstützerins<br />

Spiel. Je besser die Organisation,<br />

desto größer die Chancen.<br />

Danach wirdnach einem komplizierten<br />

Schlüssel die Delegiertenzahl<br />

für das jeweilige Wahllokal<br />

ermittelt. In der Hauptstadt<br />

DesMoines werden alle Delegiertenzahlen<br />

zusammengerechnet.<br />

Für Experten ist die in Iowa<br />

praktizierte Form der Basisdemokratie<br />

durchaus fragwürdig. Vieles<br />

hängt von äußeren Faktoren ab:<br />

von der Zeit, die die Wähler aufbringen<br />

können oder wollen, über<br />

den Organisationsgrad eines Kandidaten<br />

bis hin zum Wetter. Nicht<br />

zuletzt deshalb sind Prognosen<br />

über den Ausgang der Caucuses<br />

chronisch unzuverlässig.<br />

Kaum jemand kennt Iowa<br />

so gut wie David Yepsen,<br />

der aus dem US-Bundesstaat<br />

für die dortigen Medien<br />

über Jahrzehnte die ersten Vorwahlen<br />

von Republikanern und Demokraten<br />

analysierte. ImInterview<br />

spricht er über die Unsicherheit der<br />

Demokraten, in der Ära Trump den<br />

richtigen Kandidaten aufzustellen.<br />

Der Schlussspurt beim Wahlkampf<br />

der Demokraten in Iowa wirdüberlagertvom<br />

Impeachment.Welchen Einfluss<br />

hat das Geschehen im Kongress<br />

auf das Rennen um die Nominierung<br />

der Demokraten?<br />

Jeder US-Senator muss in Washington<br />

sein und dem Geschehen<br />

vor Ort im Kongress persönlich folgen.<br />

Das behindert den Wahlkampf<br />

erheblich und drängt die Senatoren<br />

Bernie Sanders, Elizabeth Warren<br />

und Amy Klobuschar in der entscheidenden<br />

Phase ein wenig ins Abseits.Sie<br />

wären gewiss lieber in Iowa<br />

als beim Amtsenthebungsverfahren<br />

im Senat. Vor allem Klobuschar<br />

schadet das,weil sie zuletzt Rückenwind<br />

hatte. Andererseits waren die<br />

Kandidaten oft genug hier.Die Wähler<br />

hatten eine Chance,sie zu treffen.<br />

Spielt das Impeachment in derWahrnehmung<br />

der Menschen hier im Mittleren<br />

Westen überhaupt eine Rolle?<br />

Es gibt Hinweise, dass es die Demokraten<br />

stärker motiviert, zu den<br />

Parteiversammlungen zu gehen.<br />

Laut einer Umfrage vonSuffolk/USA<br />

Today sagt etwa einer von vier Befragten,<br />

der Prozess gegen Trump<br />

mache eine Teilnahme an einem<br />

Caucus wahrscheinlicher. Auf der<br />

anderen Seite mobilisiert das Impeachment<br />

auch die Republikaner.<br />

Die offene Frage bleibt, wem esam<br />

Ende mehr hilft.<br />

Sollte man dem kleinen Iowa überhaupt<br />

so viel Bedeutung beimessen?<br />

2016 haben die Demokraten bei<br />

den Präsidentschaftswahlen auch<br />

verloren, weil sie in ländlichen Staaten<br />

wie Iowanicht gut abgeschnitten<br />

haben. Diese Staaten haben imWahlmänner-Kollegium,<br />

das den Präsidenten<br />

wählt, proportional mehr Gewicht<br />

als etwa Kalifornien oder New<br />

York. Die Demokraten müssen auf<br />

dem Land zulegen, wenn sie Staaten<br />

wie Ohio, Pennsylvania, Wisconsin<br />

oder Florida gewinnen wollen. Iowa<br />

bietet sich als idealer Ort an, auszuprobieren,<br />

welche Botschaften und<br />

welche Kandidaten in einem solchen<br />

Umfeld ankommen.<br />

Da müssen sie aber kräftig zulegen.<br />

Trump hängte Hillary Clinton in<br />

Iowa um neun Punkte ab und siegte<br />

in 93 von99Wahlbezirken.<br />

Stimmt. Richtig ist aber auch, dass<br />

das weiße IowazweiMal den schwarzenBarack<br />

Obama wählte.Ein Drittel<br />

aller Wahlbezirke wechselte 2016 von<br />

„Knapper<br />

könnte das Rennen<br />

nicht sein“<br />

Seit Monaten buhlen die Präsidentschaftsbewerber in Iowaumdie<br />

Gunst der Wähler.Der kleine US-Bundesstaat ist Schauplatz<br />

für die allererste Vorwahl.<br />

ZUR PERSON<br />

DavidA.Yepsen kam 1950 in dem kleinen OrtJefferson in Iowa zur Welt. Er graduierte1972 an<br />

der UniversityofIowa. Yepsenmoderiertimöffentlichen Fernsehen die wöchentliche Sendung<br />

„Iowa Press“.Vor seinerPensionierung war er beim Des MoinesRegister für34Jahre unter anderemals<br />

Politik-Chef, Kolumnist und Verantwortlicher für die Wahlkampfberichterstattungtätig.<br />

AFP/STEPHEN MATUREN<br />

Obama zu Trump.Und zwar aus derselben<br />

Motivation heraus. Die Leute<br />

haben die Nase voll von der Politik.<br />

Sie wollen etwas Neues, ein frisches<br />

Gesicht. Und endlich auch den Aufschwung<br />

in ihrem Leben spüren. In<br />

den ländlichen Gemeinden fühlen<br />

sich viele Menschen weiterhin abgehängt.<br />

Bei den Republikanern ist Trump in<br />

Iowa gesetzt. Wie ist die Dynamik im<br />

Feld der demokratischen Bewerber?<br />

Knapper könnte das Rennen kurz<br />

vor der Ziellinie nicht sein. Gemessen<br />

an den letzten Umfragen gibt es<br />

ein Führungsquartett aus Sanders,<br />

Warren, Biden und Pete Buttigieg.<br />

Klobuchar könnte überraschend<br />

von hinten kommen. Man sollte sie<br />

im Auge behalten. Solide Voraussagen<br />

sind unter diesen Umständen<br />

unmöglich. Dafür liegen die Kandidaten<br />

zu dicht zusammen. Da bei<br />

den Parteiversammlungen ein<br />

mehrstufiges Verfahren angewandt<br />

wird, hängt viel vonder Dynamik bei<br />

den jeweiligen „Caucuses“ ab. Da<br />

spielt Organisation eine wichtige<br />

Rolle. Gefühlt scheint mir Sanders<br />

knapp vor Biden zu liegen, Buttigieg<br />

konnte zuletzt nicht mehr zulegen<br />

und Warren fiel etwas zurück.<br />

Wie erklären Sie die Abwesenheit eines<br />

klaren Spitzenreiters zu diesem<br />

Zeitpunkt des Wahlkampfs?<br />

Es herrscht große Verunsicherung<br />

bei den Demokraten, die jemanden<br />

suchen, der gegen Trump gewinnen<br />

kann. Weil der Sieger in Iowabei den<br />

Demokraten fast immer die Nominierung<br />

der Partei davonträgt, empfinden<br />

die Wähler es diesmal als<br />

Bürde, den richtigen Kandidaten ins<br />

Rennen zu schicken. Sie sind hinund<br />

hergerissen sind, wem sie zutrauen,<br />

Trump zu schlagen. Sie wollen<br />

nicht noch einmal einen fehlerhaften<br />

Kandidaten wie Hillary Clinton<br />

ins Rennen schicken. Deshalb ist<br />

das Rennen so unentschieden.<br />

Sehen sie in dem Bewerberfeld der<br />

Demokraten jemanden, der das Zeug<br />

hat, Trump zu schlagen?<br />

Ich kann Biden sehen und Buttigieg,<br />

weiß aber nicht, was es ausmacht,<br />

dass MayorPeteoffen homosexuell<br />

ist. Wir haben noch niemals<br />

einen bekennend schwulen Präsidenten<br />

imWeißen Haus gehabt. Sanders<br />

halte ich für schwieriger. Viele<br />

mögen Bernie als Person, aber er ist<br />

ein Sozialist. Dasist ein Beiwort, das<br />

abstößt. Die Leute mögen nicht zu<br />

viel Staat. Für Elizabeth Warren gibt<br />

es einen Weg zur Mehrheit von<br />

270 Wahlmännerstimmen. Aber ich<br />

bin mir heute nicht mehr so sicher<br />

wie noch im letzten Jahr. Sie hat mit<br />

der Idee,die Menschen in eine staatliche<br />

Krankenversicherung zu zwingen,<br />

viele Wähler abgeschreckt.<br />

DasGesprächführte Thomas Spang.<br />

Impeachment<br />

Trump<br />

hält E-Mails<br />

zurück<br />

Kurz vor dem Ende des Amtsenthebungsverfahrens<br />

gegen<br />

US-Präsident Donald Trump machen<br />

Berichte über neue, durch<br />

die US-Regierung zurückgehaltene<br />

Beweismittel Schlagzeilen:<br />

Demnach ließ Trump dank seiner<br />

Privilegien als US-Präsident Details<br />

von 24E-Mails zur Ukraine-<br />

Affäre zur Verschlusssache erklären.<br />

Wenige Stunden vor Veröffentlichung<br />

der Berichte hatte der<br />

von Trumps Republikanern dominierte<br />

Senat die Befragung von<br />

Zeugen im Amtsenthebungsverfahren<br />

außerdem abgelehnt und<br />

damit ein rasches Ende des Prozesses<br />

besiegelt.<br />

Die Bundesbehörde Office of<br />

Management and Budget (OMB)<br />

habe Teile der E-Mails „redigiert“,<br />

legte die hochrangige OMB-Mitarbeiterin<br />

Heather Walsh Medienberichten<br />

zufolge in einem Gerichtsdokument<br />

dar.Inden nachträglich<br />

bearbeiteten E-Mails des<br />

Präsidenten, seines Stellvertreters<br />

Mike Pence sowie enger Berater<br />

Trumps gehe es um „den präsidialen<br />

Entscheidungsprozess zu<br />

Umfang, Dauer und Zweck des<br />

Zurückhaltens vonMilitärhilfe für<br />

die Ukraine“, zitierten die Medien<br />

Walsh.<br />

Die zurückgehaltene Militärhilfe<br />

für die Ukraine im Umfang<br />

von391 Millionen Dollar (352 Millionen<br />

Euro) steht im Mittelpunkt<br />

des Impeachment-Prozesses gegen<br />

Trump. Die Demokraten werfen<br />

dem US-Präsidenten vor, das<br />

vom Kongress bereits bewilligte<br />

Geld unter Missbrauch seines Amtes<br />

zurückgehalten zu haben, um<br />

die Ukraine zu Ermittlungen gegen<br />

seinen möglichen Präsidentschaftswahl-Herausforderer<br />

Joe<br />

Biden von den Demokraten und<br />

dessen Sohn zu drängen.<br />

Der Senat hatte am Freitag die<br />

von den Demokraten geforderte<br />

Vernehmung von Zeugen im<br />

Amtsenthebungsverfahren gegen<br />

Trump blockiert. Damit nähert<br />

sich das Amtsenthebungsverfahren<br />

gegen Trump nun rasch seinem<br />

Ende.AmMontag halten Anklage<br />

und Verteidigung ihre<br />

Schlussplädoyers. Die Schlussabstimmungen<br />

über die Anklagepunkte<br />

Amtsmissbrauch und Behinderung<br />

des Kongresses finden<br />

am Mittwoch statt. EinFreispruch<br />

des Präsidenten gilt aufgrund der<br />

Mehrheitsverhältnisse im Senat<br />

als sicher. (AFP)<br />

Biowetter:<br />

Bluthochdruck<br />

Kopfschmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Rheumaschmerzen<br />

Atemwegsbeschwerden<br />

Pollenflug:<br />

Hasel<br />

Erle<br />

Pappel<br />

Weide<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute gibt es viele Wolken, etwas Sonne sowie schauerartige Regenfälle,<br />

und es sind bis 9Grad zu erwarten. Der Wind weht mäßig, in Böen frisch<br />

aus West. In der Nacht reißt die Wolkendecke nur selten auf. Gelegentlich<br />

regnet es. Dabei ist mit Tiefstwerten von 4bis 1Grad zu rechnen.<br />

Belastung<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

keine<br />

keine<br />

keine<br />

keine<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 9Grad.<br />

Wind: mäßig aus West.<br />

Wittenberge<br />

5°/9°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

5°/9° 6°/9°<br />

Luckenwalde<br />

5°/8°<br />

Prenzlau<br />

3°/9°<br />

Cottbus<br />

5°/9°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

bedeckt wolkig stark bewölkt<br />

3°/6° 1°/5° 1°/5°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

5°/8°<br />

Sturmtief Ottilia liegt nördlich von Schottland und lenkt mit starken bis stürmischen<br />

Böen von den Kanaren rekordverdächtig warme Luft ins südliche Mitteleuropa.<br />

VonSchottland bis Zentraleuropa regnet es. Über den Britischen Inseln<br />

herrscht derweil Nordweststurm, mit dem rasch polare Luft vordringt.<br />

Köln<br />

6°/12°<br />

Sylt<br />

4°/8°<br />

Saarbrücken<br />

6°/11°<br />

Hannover<br />

5°/9°<br />

Konstanz<br />

11°/13°<br />

Hamburg<br />

4°/9°<br />

Erfurt<br />

4°/9°<br />

Frankfurt/Main<br />

7°/12°<br />

Stuttgart<br />

7°/11°<br />

Rostock<br />

4°/8°<br />

Magdeburg<br />

6°/10°<br />

Nürnberg<br />

6°/11°<br />

München<br />

7°/14°<br />

Rügen<br />

3°/8°<br />

Dresden<br />

6°/10°<br />

Deutschland: Heute zeigen sich viele<br />

Wolken am Himmel, die Regengüsse<br />

liefern. Tagsüber sind 8bis 14 Grad<br />

zu erwarten. Die Tiefsttemperaturen<br />

pendeln sich bei 4bis 0Grad ein.<br />

Der Wind weht regional in Böen mit<br />

Sturmstärke aus West. Morgen werden<br />

4bis 11 Grad erzielt. Dazu<br />

kommt es vielerorts zu Schneeregen,<br />

örtlich regnet es schauerartig. Der<br />

Wind weht teilweise mit stürmischen<br />

Böen aus westlichen Richtungen.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 25 cm<br />

Erzgebirge bis 30 cm<br />

Bayerische Alpen bis 220 cm<br />

Mondphasen: 09.02. 15.02. 23.02. 02.03.<br />

Sonnenaufgang: 07:46 Uhr Sonnenuntergang: 16:55 Uhr Mondaufgang: 11:34 Uhr Monduntergang: 02:12 Uhr<br />

Lissabon<br />

20°<br />

Las Palmas<br />

26°<br />

Madrid<br />

18°<br />

Reykjavik<br />

0°<br />

Dublin<br />

7°<br />

London<br />

11°<br />

Paris<br />

11°<br />

Bordeaux<br />

22°<br />

Palma<br />

23°<br />

Algier<br />

24°<br />

Nizza<br />

17°<br />

Trondheim<br />

2°<br />

Oslo<br />

-1°<br />

Stockholm<br />

4°<br />

Kopenhagen<br />

6°<br />

Berlin<br />

9°<br />

Mailand<br />

16°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

17°<br />

Warschau<br />

5°<br />

Wien<br />

13° Budapest<br />

13°<br />

Palermo<br />

19°<br />

Kiruna<br />

-12°<br />

Oulu<br />

-5°<br />

Dubrovnik<br />

15°<br />

Athen<br />

17°<br />

St. Petersburg<br />

2°<br />

Wilna<br />

3°<br />

Kiew<br />

6°<br />

Odessa<br />

13°<br />

Varna<br />

16°<br />

Istanbul<br />

14°<br />

Iraklio<br />

17°<br />

Archangelsk<br />

0°<br />

Moskau<br />

3°<br />

Ankara<br />

10°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 25° Gewitter<br />

Bangkok 33° heiter<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 33° sonnig<br />

Casablanca 24° sonnig<br />

Chicago 5° bewölkt<br />

Dakar 29° wolkig<br />

Dubai 20° sonnig<br />

Hongkong 20° bewölkt<br />

Jerusalem 14° wolkig<br />

Johannesburg 34° heiter<br />

Kairo 19° heiter<br />

Kapstadt 29° heiter<br />

Los Angeles 14° wolkig<br />

Manila 28° bewölkt<br />

Miami 24° sonnig<br />

Nairobi 26° Gewitter<br />

Neu Delhi 20° sonnig<br />

New York 11° wolkig<br />

Peking 3° wolkig<br />

Perth 36° heiter<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 23° Schauer<br />

San Francisco 11° wolkig<br />

Santo Domingo 25° Schauer<br />

Seychellen 30° wolkig<br />

Singapur 33° heiter<br />

Sydney 34° wolkig<br />

Tokio 15° wolkig<br />

Toronto 5° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 3<br />

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Seite 3<br />

Neue Zeitrechnung<br />

Die legendären Weißen Klippen: Der 33 Kilometer breite Atlantikgraben zwischen Dover und Calais –zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU.<br />

AP<br />

Schneller geht es nicht. Gäbe es einen<br />

Preis für die zügigste Abfertigung im<br />

internationalen Frachtverkehr –Calais<br />

würde ihn gewinnen. Zu Hunderten<br />

rollen Schwerlaster durch das Hafengelände,<br />

erklimmen Zugbrücken, verschwinden<br />

in den Laderäumen an den<br />

Docks vertäuter Fähren. Französische<br />

Grenzkontrolle, britische Grenzkontrolle<br />

und die Suche nach Immigranten, die als<br />

blinde Passagiere versuchen nach Dover zu<br />

gelangen: Je Laster dauertdas gerade einmal<br />

zwei Minuten.<br />

Kaum legt eine Fähre ab, dockt auch<br />

schon die nächste an. Stillstand gibt es nicht.<br />

Unddoch geht es ruhig zu auf dieser gigantischen<br />

Verladestation. Niemand rennt, niemand<br />

ruft. Auch heute nicht. Dabei wissen<br />

doch alle hier: Das ist die Ruhe vor dem<br />

Sturm. In ein paar Stunden soll er losbrechen.<br />

Samstag null Uhr ist Brexit-Time.Von<br />

einer Sekunde auf die andere wird die EU-<br />

Binnengrenze zur Außengrenze, sind Briten<br />

und Rest-Europäer geschiedene Leute. Und<br />

was passiertdann?<br />

„Dann betreten wir Neuland, das ist verdammt<br />

riskant, eröffnet aber auch Chancen“,<br />

sagt Roy Rathborne. Der pensionierte<br />

Elektriker aus Portsmouth steht vordem Abfertigungsschalter<br />

der Fährgesellschaft P&O<br />

Ferries. Alles sei möglich, glaubt der 73-Jährige.<br />

Keiner wisse, wie das Abenteuer ausgehe,<br />

wie Briten und EU-Bürger ihre Beziehungen<br />

neu regeln würden.<br />

„Brexitday,Idid cross“<br />

Brexit: Voneiner Sekunde auf<br />

die andere wird die EU-Binnengrenze zur Außengrenze, sind Briten und<br />

Rest-Europäer geschiedene Leute.<br />

Und was passiert dann?<br />

Eine Reise von Calais nach Dover,von der EU<br />

in das Vereinigte Königreich<br />

Rathborne scheint Abenteuer zu mögen.<br />

Hochgewachsen ist er, breitschultrig. Sein<br />

roter Pullover signalisiert Unternehmungslust,<br />

das Lächeln Zuversicht.„Inaller Freiheit<br />

werden wir neue Beziehungen knüpfen“,<br />

versichert er und kauft ein Ticket für die<br />

Überfahrt nach Dover. Als er zum Bus eilen<br />

will, der Passagiere zuden Grenzkontrollen<br />

bringt, ruft die Ticketverkäuferin ihn zurück.<br />

„Für Ihren Mut, dass Sie trotz Brexit nach<br />

Großbritannien fahren, kriegen Sieeine Tapferkeitsmedaille“,<br />

sagt sie, überreicht einen<br />

Ansteckknopf. „Brexitday, Idid cross“, steht<br />

darauf, Brexit-Tag, ich bin rübergefahren.<br />

Gewiss, Briten und Rest-Europäer wollen<br />

zunächst die Form wahren und so tun, als<br />

wärenichts passiert. Während einer elfmonatigen<br />

Übergangszeit sollen die alten EU-Regeln<br />

weitergelten. So steht es im Austrittsvertrag.<br />

Aber in Calais macht sich niemand Illusionen.<br />

Nach der zum Jahresende auslaufenden<br />

Gnadenfrist wird der Sturm nur umso<br />

heftiger losbrechen. Wiedas bei Scheidungen<br />

eben so ist: Wenn es ums Geld geht und<br />

darum, wemkünftig welche Rechte zustehen<br />

sollen, ist es mit dem Einvernehmen vorbei.<br />

Großbritanniens Schatzkanzler hat Klartext<br />

geredet. „Wir sind nicht aus der EU ausgetreten,<br />

um weiterzumachen wie bisher“,<br />

hatte Sajid Javid gesagt. Brüssel hatte entgegnet,<br />

sollten die Briten EU-Standards nicht<br />

mehr einhalten, etwa im Verbraucher- und<br />

Umweltschutz, werde man den Freihandel<br />

einschränken und Zollschranken errichten.<br />

Für Calais heißt dies: Das gut geölte Abfertigungsräderwerk<br />

droht aus dem Takt zu geraten.<br />

Monströse Lkw-Staus wären die Folge.<br />

Halb Calais befürchtet das. Die Ladenbesitzerin<br />

Carole Goetgheluck nennt es „den<br />

angekündigten Verkehrskollaps“. Schaudern<br />

lässt die Französin mit dem flämischen Namen<br />

auch die Angst, die britische Kundschaft<br />

könne ausbleiben.„AllenfallsWohlhabende<br />

werden sich teure Fährfahrten und<br />

Zollaufschläge noch leisten“, glaubt Goetgheluck.<br />

Vorausschauend hat sie ihr Sortiment<br />

an den Vorlieben betuchter Kunden<br />

ausgerichtet. Im Schaufenster ihres Geschäfts<br />

in der Rue Royale türmen sich Bordeaux-Weine,<br />

Käse aus der Normandie und<br />

Honig aus der Provence.<br />

Auch Emilie, 34Jahre alt, macht sich Sorgen.<br />

DieKrankengymnastin, die ihren Familiennamen<br />

nicht in der <strong>Zeitung</strong> lesen will,<br />

befürchtet, dass „noch mehr Immigranten<br />

kommen werden“. Zeitweise hatten am<br />

Rand von Calais bis zu 4000 Flüchtlinge<br />

campiert. Eine Stadt vor der Stadt war entstanden<br />

–der „Dschungel vonCalais“.<br />

„Im Spätherbst 2016 haben die Sicherheitskräfte<br />

das Lager geräumt“, sagt Emilie,<br />

„aber die Immigranten sind nicht etwa fort,<br />

sie campieren jetzt nur weiter draußen.“ Am<br />

Rand des Industriegebiets Les Dunes sei im<br />

Wald ein neuer Dschungel entstanden. Die<br />

Nachricht vonZollschranken und Lkw-Staus<br />

bis weit ins Hinterland habe Hoffnungen geweckt,<br />

fernab von Zäunen, Stacheldraht,<br />

Scheinwerfern und Überwachungskameras<br />

auf Lkw kletternzukönnen.<br />

Den neuen Dschungel gibt es tatsächlich.<br />

Adam lebt dort. AusEritrea ist er gekommen.<br />

Ein paar Kilometer außerhalb von Calais, wo<br />

die letzten Sicherheitszäune enden, hat er mit<br />

rund hundert Leidensgefährten Iglus aufgeschlagen.<br />

DieZelte stammen vonHilfsorganisationen,<br />

die auch warme Kleidung und<br />

Mahlzeiten austeilen. DieRede vomDschungel<br />

ist nicht übertrieben. Auf glitschigem Boden<br />

wuchern Wurzelwerk und Gestrüpp.<br />

Schlingpflanzen ranken sich bis ins Astwerk<br />

der Bäume hinauf. Niemand scheint diesen<br />

Wald je gehegt oder gepflegt zu haben. Wenn<br />

Adam lächelt, werden Zahnlücken sichtbar.<br />

VonAxelVeiel<br />

„Für Ihren Mut,<br />

dass Sietrotz Brexit nach<br />

Großbritannien<br />

fahren, kriegen<br />

Sie eine<br />

Tapferkeitsmedaille.“<br />

Eine Ticketverkäuferin am Fähranleger<br />

„Das Alter“, sagt er,„ich bin schon 54.“ Waser<br />

hier tut? „Warten“, sagt Adam, „ein Jahr<br />

schon.“ Alles sei abgeriegelt. Aber er hoffe<br />

weiter auf eine Gelegenheit, nach England zu<br />

gelangen, wo er Freunde habe. Tun sich mit<br />

dem Brexit und den drohenden Lkw-Staus<br />

womöglich neue Chancen auf? „Von drohenden<br />

Staus weiß ich nichts“, sagt Adam. Wenn<br />

es nach den Behörden geht, werden sie auch<br />

nicht kommen. Seit die Briten im Juni 2016 für<br />

den Brexit votierten, rüstet Frankreich auf,<br />

wappnet sich für ein mögliches Ende des Freihandels.Das<br />

Ergebnis ist ein modernes Abfertigungssystem.VomExporteur<br />

imVoraus auszufüllende,mit<br />

Strichcodes versehene Zollpapierezählendazu.<br />

DerLastwagenfahrer muss<br />

sie nur unters Lesegerät halten, schon geht<br />

die Schranke hoch. Allenfalls Stichprobenkontrollen<br />

wären damit noch erforderlich.<br />

Für den Fall, dass die Abfertigung dennoch<br />

stocken sollte,stehenneueParkplätzezurVerfügung.<br />

Auf der Fähre nach Dover ist die Stimmung<br />

gelöster als in Calais.„Morgen tunwir<br />

Briten es den Amerikanern nach und feiern<br />

unseren Independence-Day, unseren Unabhängigkeitstag“,<br />

sagt ein Steward und<br />

klatscht vergnügt in die Hände.Glücksspielautomaten<br />

verheißen Gewinnern500 Pfund.<br />

Der Barkeeper schenkt Bier aus. Und als die<br />

„Pride of Kent“ nach 90 Minuten vor den<br />

Klippen vonDover anlegt,hellt sich die Stimmung<br />

gänzlich auf.<br />

DerBrexit, der sich in Calais als heraufziehendes<br />

Unwetter darstellte,ist hier ein sehnlich<br />

erwartetes, reinigendes Gewitter. Die<br />

Mehrheit der gut 30 000 Bewohner hat 2016<br />

für den Brexit gestimmt. 62 Prozentwaren es.<br />

Im Rest des Königreichs fiel die Entscheidung<br />

mit 52 Prozentknapper aus.Und selbst<br />

wer für den Verbleib des Königreichs in der<br />

EU gestimmt hat, ist nach dreieinhalb Jahren<br />

zähen Ringens um die Modalitäten des Brexits<br />

froh, dass endlich Klarheit herrscht.<br />

Aufder Uferpromenade erfährtder Besucher,<br />

dass vom Kontinent wenig Gutes kam.<br />

Zu Füßen eines in Bronze gegossenen Kapitäns<br />

erweist eine Gedenktafel „30 248 im<br />

Zweiten Weltkrieg umgekommenen Seeleuten“<br />

die letzte Ehre. Ein paar Schritte weiter<br />

erinnert ein Schild an Kriegsgräuel des Jahres1942.<br />

Nicht zu vergessen den naturgetreu<br />

nachgebildeten Soldaten des Ersten Weltkriegs,<br />

der sich ermattet auf sein Gewehr zu<br />

stützen scheint. „Wir danken der Generation<br />

des Ersten Weltkriegs“, steht darunter.<br />

Und halten die Klippen nicht eine ganz<br />

ähnliche Botschaft bereit? Diese Insel lässt<br />

sich von niemandem vereinnahmen, sie ist<br />

stolz, sie ist stark, scheinen die himmelwärts<br />

strebenden Kreidefelsen zu besagen.<br />

So sehen das jedenfalls die Brexit-Anhänger.<br />

Brian zählt zuihnen. Der Polizist nutzt<br />

den freien Vormittag, um seinen Pudel auszuführen.<br />

Selbst in Zivilist dieser Mann eine<br />

Respektsperson. Unterder mitSilbernoppen<br />

besetzten Lederjacke zeichnen sich Muskelpakete<br />

ab. Brian macht eine einfache Rechnung<br />

auf: „Bisher haben wir Millionen nach<br />

Brüssel überwiesen, bekamen im Gegenzug<br />

Immigranten geliefert und wurden von der<br />

EU gegängelt; künftig sind wir frei, behalten<br />

das Geld und die EU behält die Immigranten.“<br />

Nicht zuletzt Doverwerde vonden eingesparten<br />

EU-Beiträgen profitieren, hofft<br />

Brian. Premierminister Boris Johnson habe<br />

angekündigt, das Geld werdeden Armenzugutekommen,<br />

und Dover sei arm. Letzteres<br />

stimmt. An Fassaden frisst der Schimmel, an<br />

Balkongeländern der Rost. An Bettlern und<br />

Betrunkenen fehlt es nicht. Vic Foster tritt<br />

hinzu. Er ist nicht arm. Als Besitzer einer<br />

Schilderfabrik hat er es zu Wohlstand gebracht.<br />

Aber auch Foster hat für den Brexit<br />

gestimmt. „Als einer von 28EU-Staaten haben<br />

wir in Brüssel kein Gehör gefunden“,<br />

sagt er.„Das meiste, was wir gewünscht haben,<br />

wurde abgeschmettert.“ Selbst in der<br />

Stunde des Brexits sei das noch so.Erkomme<br />

nicht um null Uhrbritischer Zeit. Er komme,<br />

wenn es auf dem Kontinent null Uhr sei.<br />

„Dass es bei uns dann erst 23 Uhrist, interessiertinBrüssel<br />

niemanden.“<br />

Aber schwächt der Rückzug der Briten die<br />

EU wie auch Großbritannien? WäreesinZeiten,<br />

da Trump,Putin und Xi auf das Rechtdes<br />

Stärkeren pochen, nicht wichtig, dass Europa<br />

geschlossen Front macht gegen die Potentaten?<br />

„Warum sollen wir denn nicht<br />

auch künftig außenpolitisch mit der EU zusammenarbeiten?“,<br />

fragt Foster zurück.<br />

Alles nur ein böser Traum?<br />

Wenn es nach Brian gegangen wäre, würde<br />

die neue Freiheit mit Feuerwerk und fröhlichem<br />

Glockengeläut begrüßt. Doch der über<br />

den Ärmelkanal hinwegfegende Sturm verlockt<br />

nicht eben zum Feiern imFreien. Als<br />

die Stunde des Brexits schlägt, raffen sich die<br />

acht Glocken der Saint-Mary-Kirche nur<br />

zum üblichen kurzen Geläut auf. Am Himmel<br />

ist weit und breit kein Feuerschein zu<br />

entdecken. Lediglich oben am Klippenrand<br />

tut sich etwas. Ein paar Brexiteers zünden<br />

dort Knallkörper. Dumpfe Schläge hallen<br />

durch die Nacht. Dann ist Stille.<br />

Um einen Freudensturm zu entfachen,<br />

fehlt nach dreieinhalb Jahren die Kraft.<br />

Hinzu kommt die Ahnung, dass die neue<br />

Freiheit ihren Preis haben könnte.Die Angst<br />

vormassiven Rückstaus –auf dieser Seite des<br />

Ärmelkanals ist sie nur allzu berechtigt. Gewiss,<br />

auch hier wurde das Abfertigungsverfahren<br />

modernisiert. Aber anders als in Calais<br />

setzt die Natur dem Bemühen um Ausweichparkplätze<br />

Grenzen. Die hinter dem<br />

Hafen aufragenden Klippen lassen Erweiterungen<br />

kaum zu. Allein ein stillgelegter Flughafen<br />

im Hinterland und die Standstreifen<br />

zweier Autobahnen stehen zur Verfügung,<br />

um das drohende Chaos abzuwenden. Und<br />

wenn in Dovernichts mehr geht, erlahmt das<br />

Wirtschaftsleben im ganzen Königreich.<br />

Rund 17 Prozent des gesamten britischen<br />

Warenhandels werden hier abgewickelt.<br />

Als die Morgendämmerung heraufzieht,<br />

scheint alles wie vordem Brexit. Dass der33<br />

Kilometer breite Atlantikgraben zwischen<br />

Doverund Calais über Nachttiefer geworden<br />

ist, ist ihm nicht anzusehen. DieAbfertigung<br />

in Doververläuft ruhigund reibungslos.War<br />

das mit dem um 23 UhrWirklichkeit werdenden<br />

Brexit am Ende nur ein böser Traum?<br />

Axel Veiel glaubt, dassBriten und EU<br />

einander zu sehr brauchen, alsdass<br />

sie sich wirklich trennen könnten.


4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Politik<br />

Hoffen auf<br />

den dritten<br />

Wahlgang<br />

WieBodo Ramelow wieder<br />

Regierungschef werden will<br />

VonStefan Hantzschmann<br />

ImJahr 2014 war er Deutschlands<br />

erster Ministerpräsident von der<br />

Linken, jetzt macht sich Bodo Ramelow<br />

auf den Wegins nächste politische<br />

Abenteuer.Der 63-Jährige stellt<br />

sich am Mittwoch zur Wiederwahl in<br />

Thüringen – allerdings kann er in<br />

den ersten beiden Wahlgängen nicht<br />

mit einer Mehrheit rechnen. Sein angepeiltes<br />

Bündnis von Linken, SPD<br />

und Grünen kommt im Thüringer<br />

Parlament nur auf 42 Sitze, vier fehlen<br />

zur absoluten Mehrheit. Unddas<br />

ist nicht die einzige Tücke bei seiner<br />

anstehenden Wahl in Erfurt.<br />

Seit der Landtagswahl Ende Oktober<br />

ist die politische Situation vertrackt.<br />

Obwohl Ramelows Linke mit<br />

31 Prozent dieWahl klar gewann, ging<br />

die rot-rot-grüne Mehrheit verloren.<br />

Rechnerisch hätte es für eine Koalition<br />

aus Linken und der auf den dritten<br />

Platz abgerutschten CDU gereicht,<br />

doch ein Parteitagsbeschluss<br />

der Christdemokraten verbietet jede<br />

Zusammenarbeit mit der Linken oder<br />

der AfD, die in Thüringen stark zulegte<br />

und zweitstärkste Kraft wurde.<br />

Nun will Ramelow Regierungschef<br />

einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung<br />

werden – und setzt<br />

bei seinerWahl auf den drittenWahlgang.<br />

Dann ist nämlich nur noch die<br />

relativeund nicht mehr die absolute<br />

Mehrheit nötig. Scheitert der Kandidat<br />

in den ersten beiden Wahldurchgängen,„so<br />

ist gewählt, werineinem<br />

weiteren Wahlgang die meisten<br />

Stimmen erhält“, heißt es in der Landesverfassung.<br />

Bodo Ramelow wurde im Jahr 2014 der<br />

erste Ministerpräsident der Linken. DPA<br />

Wasdas bei einem einzigen Kandidaten<br />

konkret bedeutet, darüber<br />

gibt es unterschiedliche juristische<br />

Auffassungen. Es geht dabei um die<br />

Frage, ob ein Einzelkandidat auch<br />

mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gewählt<br />

wäre. Klärung könnte nur der<br />

Verfassungsgerichtshof bringen –<br />

nach der Wahl.<br />

Ohnehin scheint in Thüringen alles<br />

möglich: AfD-Landespartei- und<br />

Fraktionschef BjörnHöcke hatte angekündigt,<br />

dass seine Partei einen eigenen<br />

Bewerber aufstellen will.<br />

Mehrmals hatte der Rechtsaußen<br />

Höcke FDP und CDU aufgefordert,<br />

einen gemeinsamen Kandidaten<br />

aufzustellen, und deutlich signalisiert,<br />

dass die AfD wohl auch jemanden<br />

vonder FDP oder der CDU mitwählen<br />

würde. CDU und FDP lehnen<br />

dies strikt ab. AmWochenende<br />

bot der Bürgermeister der Gemeinde<br />

Sundhausen, Christoph Kindervater,<br />

CDU, FDP und AfD an, gegen Ramelow<br />

zukandidieren. Kindervater gehört<br />

keiner Partei an, bezeichnete<br />

sich aber als Unterstützer der Werteunion<br />

–einer Gruppe sehr konservativer<br />

CDU-Mitglieder.<br />

Die FDP entscheidet am Montag,<br />

ob sie einen Bewerber ins Rennen<br />

schickt. Die CDU hatte einen eigenen<br />

Kandidaten bisher ausgeschlossen.<br />

Im dritten Wahlgang sind aber<br />

auch spontane Kandidaturen möglich.<br />

Ramelow jedenfalls könnte ein<br />

Gegenkandidat sogar helfen. Denn<br />

dann gilt die Verfassung als eindeutig:<br />

Gewählt wäre, wer die meisten<br />

Stimmen bekommt. (dpa)<br />

„Es gab eine starke Israel-Kritik“<br />

Almuth Berger,die erste und letzte Ausländerbeauftragte der DDR, über den Antisemitismus in der DDR<br />

Die DDR war ein antisemitischer<br />

Staat, das schreibt<br />

der Historiker Jeffrey Herf<br />

in einem neuen Buch.<br />

Seine Thesen haben eine große Debatte<br />

auch unter unseren Lesernausgelöst<br />

(BLZ 21.1.). Wie israelfeindlich<br />

war die DDR? Undwie kam es dazu,<br />

dass ausgerechnet die letzte Regierung<br />

des Landes sich für die Aufnahme<br />

sowjetischer Juden einsetzte?<br />

Darüber sprechen wir mit Almuth<br />

Berger,der ersten und letzten Ausländerbeauftragten<br />

der DDR. Nach der<br />

Wiedervereinigung wurde sie Brandenburgs<br />

Ausländerbeauftragte,<br />

kämpfte gegen den Rechtsextremismus.Die<br />

76-Jährige empfängt in Berlin-Schmöckwitz,<br />

wo sie mit ihrer<br />

jüngsten Tochter lebt.<br />

Frau Berger, wie kam es dazu, dass<br />

die DDR kurz vor ihrem Ende beschlossen<br />

hat, sowjetisch-jüdische<br />

Flüchtlinge aufzunehmen?<br />

Ende der Achtzigerjahre lebten<br />

viele jüdische Menschen in der Sowjetunion<br />

in Angst voreinem wieder<br />

erstarkenden Antisemitismus. Es<br />

herrschte eine Pogromstimmung im<br />

Land. Dazu kamen die wirtschaftlichen<br />

und sozialen Probleme und oft<br />

bürgerkriegsähnlichen Zustände<br />

beim Zerfall des großen sowjetischen<br />

Imperiums. Bürgerrechtler<br />

aus der DDR haben auf diese Entwicklung<br />

früh aufmerksam gemacht.<br />

Es war ein jüdischer Kulturverein gegründet<br />

worden, der vor allem auch<br />

für nicht-religiöse Juden offenstand.<br />

Im Januar 1990 stellte der Kulturverein<br />

zusammen mit der Arbeitsgruppe<br />

Ausländer am Runden Tisch<br />

den Antrag, dass Juden aus der Sowjetunion<br />

aufgenommen werden<br />

sollen. Gleichzeitig gab es in dieser<br />

Phase denVersuch, dass die DDR mit<br />

Israel diplomatische Beziehungen<br />

aufnimmt. Das scheiterte vor allem<br />

daran, dass Wiedergutmachungsforderungen<br />

oder Entschädigungen<br />

von der DDR nicht realisiert werden<br />

konnten.<br />

Der Antrag zur Aufnahme der sowjetischen<br />

Juden wurde angenommen.<br />

Washatte sich im Denken geändert?<br />

DieDDR hatte bisher jede Mitverantwortung<br />

für den Holocaust von<br />

sich gewiesen. Sie hat sich als einen<br />

antifaschistischen Staat definiert<br />

und sozusagen auf der Seite der„Sieger“<br />

gestanden. Das Umdenken<br />

nach dem Abtreten des alten Politbüros<br />

hatte schon Hans Modrow in<br />

Briefen an den Jüdischen Weltkongreß<br />

sowie den israelischen Premierminister<br />

Anfang 1990 zum Ausdruck<br />

gebracht und darin die historische<br />

Verantwortung auch der DDR für<br />

den Holocaust benannt. Deutliche<br />

Worte fand dann die erste frei gewählte<br />

Volkskammer in einer Erklärung<br />

aller Fraktionen am 12.4.1990.<br />

Darin bekannten sich die Abgeordneten<br />

nicht nur zur Mitverantwortung<br />

für die Ermordung jüdischer<br />

Frauen, Männer und Kinder. Sie baten<br />

die Juden in aller Welt um Verzeihung<br />

–auch für das den Juden in der<br />

DDR geschehene Unrecht.<br />

Wieviele Juden lebten in der DDR?<br />

Es gab in der DDR zum Schluss<br />

nur noch etwa 400 Juden, die in acht<br />

Gemeinden organisiertwaren. Diese<br />

Gemeinden waren zum Teil kaum<br />

noch lebensfähig. Man braucht für<br />

einen Gottesdienst zehn Männer,<br />

aber die waren oft nicht mehr da<br />

oder zu alt. In ganz Brandenburggab<br />

es keine jüdische Gemeinde mehr.<br />

Wardiese Erklärung auch ein Abrücken<br />

vom früheren Antisemitismus<br />

der DDR?<br />

Sicher hatte die Erklärung auch<br />

diese Zeit mit ihrem Antisemitismus<br />

im Blick. Wir hätten in den Achtzigerjahren<br />

allerdings nicht gesagt:<br />

Die DDR ist ein antisemitischer<br />

Staat. Aber es gab Antisemitismus,es<br />

fehlte an wirklicher Unterstützung<br />

der jüdischen Gemeinden und es<br />

gab eine starke Israel-Kritik, unter<br />

der sich unter Umständen auch Antisemitismus<br />

verbarg. Deshalb war<br />

Almuth Berger:„In Brandenburg gab es keine jüdische Gemeinde mehr.“ BENJAMIN PRITZKULEIT<br />

uns wichtig, dass wir uns davon distanzieren.<br />

Die Erklärung der Volkskammer<br />

endete mit der Zusage,verfolgten<br />

jüdischen Menschen in der<br />

DDR eine Heimat zu geben. Das hat<br />

sich schnell in der Sowjetunion herumgesprochen.<br />

Kurze Zeit später<br />

stand ein Vertreter der jüdischen Gemeinde<br />

Berlin vor meiner Tür und<br />

sagte: Frau Berger, morgen stehen<br />

100 Juden bei mir vor der Tür, was<br />

soll ich machen? Es waren dann zwar<br />

nur sechs,aber in den nächsten Wochen<br />

kamen wirklich Hunderte. Sie<br />

kamen mit einem Touristenvisum –<br />

wenn sie eine jüdische Abstammung<br />

nachweisen konnten, durften sie<br />

bleiben. Das war eine ganz unkomplizierte<br />

Regelung.<br />

Die DDR war wie die BRD kein Einwanderungsland<br />

und es gab keine<br />

Flüchtlinge. Was war die rechtliche<br />

Grundlage für die Aufnahme?<br />

Ichhatte die Aufgabe,für den Ministerrat<br />

eine Regelung zu entwerfen.<br />

Daswar knifflig. Ausder Sowjetunion,<br />

dem Bruderland der DDR,<br />

konnte es keine Flüchtlinge geben.<br />

Die Israelis argumentierten, dass jeder<br />

Jude eine Heimat hat: Israel.<br />

Mein Argument lautete: Wenn Juden<br />

drum bitten, nach Deutschland zurückkommen,<br />

können wir das auf<br />

keinen Fall ablehnen. Der DDR-Ministerrat<br />

unter Lothar de Maizière<br />

hat am 11. Juli 1990 einen Beschluss<br />

ZUR PERSON<br />

Almuth Berger wird 1943 in Tangermünde als Tochter in einen Theologen-Haushalt geboren.<br />

Sie studiertinBerlin Theologie, arbeitet später als Pfarrerin, engagiertsich für Ausländerarbeit.<br />

Sie gehört1989 zu den Mitbegründernvon „Demokratie Jetzt“ und nimmt als deren Delegierte<br />

an den Gesprächen am Runden Tisch teil. Im März 1990 wird sie Ausländerbeauftragte<br />

der Regierung de Maizière. Mit der Wiedervereinigung endet ihre Amtszeit. 1991 wird<br />

sie Ausländerbeauftragte Brandenburgs. Sie ist seit 2006 pensioniert.<br />

verabschiedet, der ein diplomatischer<br />

Balanceakt war. Indem Text<br />

kamen die Worte Flüchtling, Sowjetunion<br />

und Antisemitismus nicht vor.<br />

Aber es wurde festgelegt, dass die Regierung<br />

der DDR ausländischen jüdischen<br />

Bürgern, denen Verfolgung<br />

oder Diskriminierung droht, aus humanitären<br />

Gründen Aufenthalt gewährt.<br />

Damit war eine Möglichkeit<br />

zum Handeln gegeben. Es wurde ein<br />

Hilfsfond eingerichtet. Und wir<br />

mussten Unterkünfte organisieren,<br />

was sehr schwierig war.<br />

Warum?<br />

Weil es in der DDR keine Infrastruktur<br />

für Flüchtlinge gab.Zur gleichen<br />

Zeit kamen Tausende Flüchtlinge<br />

aus Rumänien und Bulgarien.<br />

Da kamen in mancher Nacht tausend<br />

Leute am Bahnhof Lichtenberg<br />

oder dem Ostbahnhof an. Und wir<br />

mussten sehen, dass wir die Menschen<br />

unterbringen und versorgen.<br />

Es gab keine Sozialhilfe,keine Sozialarbeiter.<br />

Das war auch für die Kommunen,<br />

in die die Flüchtlinge kamen,<br />

eine große Herausforderung.<br />

Weil sie vorher mit Ausländern wenig<br />

in Berührung gekommen waren?<br />

Ja, das spielte sicher auch eine<br />

Rolle. Aber darüber hinaus war es<br />

damals für viele mental eine schwierige<br />

Situation. Sehr viele Menschen<br />

wurden arbeitslos, die Betriebe waren<br />

weg, sie verloren ihre Existenzgrundlage<br />

–und dann kamen auch<br />

noch Flüchtlinge. Da haben sich<br />

viele Bürger gewehrt. Ich habe viele<br />

sehr emotionale Einwohnerversammlungen<br />

mit heftigen Diskussionen<br />

mitgemacht, 2015 hatte ich<br />

dann durchaus Deja-vu-Erlebnisse.<br />

Da kam vielleicht auch Unbearbeitetes<br />

wieder hoch, auf jeden Fall erlebte<br />

ich ähnliche Ängste und Abwehrhaltungen<br />

wie 1990.<br />

Wurdeinder DDR der Holocaust verschwiegen,<br />

wie immer mal wieder behauptet<br />

wird?<br />

Das stimmt so nicht, da gab es<br />

Bücher, Filme. Esgab die Möglichkeit,<br />

sich zu informieren. Aber man<br />

musste sich dafür interessieren. Ich<br />

habe jetzt vor einigen Jahren zum<br />

Beispiel mal ein Projekt mit Jugendlichen<br />

gemacht über die Sängerin Lin<br />

Jadati, eine aus Holland stammende<br />

jüdische Kommunistin, die Auschwitz<br />

und Bergen-Belsen überlebt<br />

hatte und bewusst in die DDR gezogen<br />

war,weil sie auf den Antifaschismus<br />

dort vertraute. Sie war viel unterwegs,<br />

gab Konzerte in der DDR<br />

und auch im Ausland und erzählte<br />

auch ihreLebensgeschichte.<br />

Heute leben viele Juden wieder in Berlin.<br />

Aber damals war das nicht so.<br />

Welche Gefühle löste die Ankunft der<br />

sowjetischen Juden in der noch existierenden<br />

DDR bei Ihnen aus?<br />

Icherinneremich da an den Sommer<br />

1990: Es kamen so viele Flüchtlinge.<br />

Ich hatte mein Büro in der<br />

Klosterstraße beim Ministerrat, das<br />

wurde zu klein. Da bekam ich zwei<br />

Räume im Haus der Ministerien in<br />

der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte,<br />

das früher das Reichspropagandaministerium<br />

von Goebbels war.<br />

Diese Räume richteten wir als ein<br />

Kontakt- und Beratungsbüro für jüdische<br />

Menschen aus Osteuropa ein.<br />

Für mich war das sehr symbolträchtig:<br />

In dem Haus,von dem früher die<br />

Rassenpropaganda ausgegangen<br />

war, wurden jetzt jüdische Menschen<br />

empfangen.<br />

Ist die unkomplizierte Regelung der<br />

letzten DDR-Regierung zur Aufnahme<br />

der Sowjetischen Juden im<br />

Einheitsvertrag übernommen worden?<br />

Wir haben sehr darum gekämpft,<br />

konnten uns aber nicht durchsetzen.<br />

Im bundesrepublikanischen Gesetzeswerk<br />

gab es keine entsprechende<br />

Regelung. Während der Verhandlungen<br />

saßen viele Menschen in der Sowjetunion<br />

auf gepackten Koffern<br />

und wollten kommen. Es hat bis Anfang<br />

1991 gedauert, bis sich die Innenminister<br />

darauf geeinigt haben,<br />

bei den sowjetischen Juden das sogenannte<br />

Kontingentflüchtlingsgesetz<br />

anzuwenden. Da hat auch der<br />

Vorsitzende des Zentralrats der Juden,<br />

Heinz Galinski, sehr drum gekämpft.<br />

Sein wichtigstes Argument<br />

war, dass mit dieser Zuwanderung<br />

die kleinen jüdischen Gemeinden in<br />

Deutschland gestärkt würden.<br />

Wie wurden die jüdischen Einwanderer<br />

Anfang der Neunzigerjahre in<br />

den neuen Bundesländern aufgenommen?<br />

Damals gab es viel Rassismus,<br />

und Ausländerheime brannten.<br />

Warder Antisemitismus auch schon<br />

so starkwie heute?<br />

Es gab zwar Neid-Debatten, nach<br />

dem Motto: Unsgeht es schlecht und<br />

die bekommen alles hinterhergeschmissen.<br />

Aber es äußerte sich nicht<br />

in massiven antisemitischen Angriffen.<br />

Am Anfang der Neunzigerjahre<br />

wurden vor allem Asylbewerberheime<br />

angegriffen, später standen<br />

dann einzelne Personen im Fokus.In<br />

Brandenburg wurde einmal ein junger<br />

Mann attackiert, weil er voneiner<br />

Gruppe von Jugendlichen für einen<br />

Juden gehalten wurde. Da merkte<br />

man, dass dortviel schwelt. DerAntisemitismus<br />

war aber nicht so offen<br />

und so massiv wie heute.<br />

DasGespräch führte<br />

Sabine Rennefanz.<br />

Scheuer,die<br />

Maut und die<br />

Vergangenheit<br />

Ein Brief bringt den<br />

Minister in Verlegenheit<br />

VonKai Schlieter<br />

Inder Maut-Affäreholt die Vergangenheit<br />

Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU) ein. Anfang<br />

Dezember hatten <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

und Frontal 21 gemeinsam darüber<br />

berichtet, wie Scheuer als Staatssekretär<br />

des damaligen Verkehsministers<br />

Peter Ramsauer (CSU) einen<br />

Vorschlag des CDU-Politikers Willi<br />

Zylajew zurückgewiesen hatte.<br />

Zylajew hatte einen besonderen<br />

Vorschlag für Scheuer: die Einführung<br />

einer „Ausländer-Maut“. Jener<br />

Plan, den er später mit einer 180-<br />

Grad-Wende zu seinem wichtigsten<br />

politischen Projekt machte –und der<br />

nun der Grund des Maut-Untersuchungsausschusses<br />

ist.<br />

Zylajew hatte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

von dem Brief zunächst nur berichtet.<br />

DasDokument selbst hatte er allerdings<br />

nicht mehr finden können.<br />

Doch das Schriftstück befand sich ja<br />

im Bundesverkehrsministerium.<br />

Undaus den Archiven des Ministeriums<br />

befreite es nun das Magazin Focus<br />

mithilfe eines Informationsfreiheitsantrages.<br />

Der Brief liegt auch<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vor.<br />

Mitte Juli 2012 schreibt Scheuer:<br />

„Die Einführung einer Maut nur für<br />

ausländische Verkehrsteilnehmer<br />

wäreeuroparechtlich nicht zulässig.“<br />

Ebenso entschied der Europäische<br />

Gerichtshof (EuGH) im Sommer<br />

2019. Andreas Scheuer hatte da die<br />

Verträge allerdings schon unterzeichnet.<br />

Auch den Grund dafür,dass eine<br />

„Ausländermaut“ rechtswidrig ist,<br />

kannte Scheuer offensichtlich schon<br />

voracht Jahren. So könne „die einseitige<br />

Mehrbelastung ausländischer<br />

Verkehrsteilnehmer im Bereich der<br />

Pkw-Maut faktisch einer Diskriminierung<br />

gleichkommen“.<br />

Die rechtlichen Risiken<br />

So entschied auch der EuGH und<br />

deswegen sieht sich die Bundesrepublik<br />

nun 560 Millionen Euro an<br />

Schadensersatzforderungen gegenüber.<br />

Die fordert das Konsortium,<br />

das die rechtswidrige Maut im Auftrag<br />

vonScheuer erheben sollte.<br />

Der verkehrspolitische Sprecher<br />

der FDP,Oliver Luksic, sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>: „Der Briefwechsel<br />

zeigt nicht nur, dass sich Scheuer<br />

über die rechtlichen Risiken der<br />

,Ausländermaut’imKlaren war,sondern<br />

auch, dass die Wirtschaftlichkeit<br />

eines solchen Modells von Anfang<br />

an nicht gegeben war.“<br />

Tatsächlich heißt es in Scheuers<br />

Brief von 2012 auch, dass die „Einnahmen<br />

von ausländischen Verkehrsteilnehmernbei<br />

Einführung einer<br />

Pkw-Vignette vergleichsweise<br />

gering wären“. Nach den damals verfügbaren<br />

Daten lag „der Anteil ausländischer<br />

Pkw am gesamten Personenverkehr<br />

auf deutschen Straßen<br />

bei ca. 6,7 %“. Und für Scheuer war<br />

damals entscheidend, „dass letztendlich<br />

mehr Geld für die Infrastruktur<br />

zur Verfügung steht“. Spannend<br />

auch der Vermerk, der dort handschriftlich<br />

verzeichnet steht:<br />

„Rücksp. erforderlich, da BMVBS<br />

(Bundesinstitut für Bau-. Stadt- und<br />

Raumforschung, Anm. Red) medial<br />

eine andereBotschaft vermittelt“.<br />

Die „Ausländermaut“ könnte teuer werden<br />

–allerdings für die Deutschen. DPA


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6** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Polizei erschießt in London<br />

Terrorverdächtigen<br />

EinMann hat in London am Sonntag<br />

nach Polizeiangaben zwei Menschen<br />

mit einer Stichwaffe verletzt, einen<br />

davon lebensgefährlich. Dasdritte<br />

Opfer erlitt nach PolizeiangabenVerletzungen<br />

durch Glassplitter.Der Attentäter<br />

sei vonPolizisten gegen 15<br />

Uhr(MEZ), nur wenige Minuten nach<br />

dem ersten Notruf, erschossen worden.<br />

DieBeamten seien Teil einer<br />

„vorbeugenden Anti-Terror-Operation“<br />

gewesen, hieß es in einer Mitteilung<br />

der Polizei am Abend. Scotland<br />

Yard geht voneinem islamistischen<br />

Terrorhintergrund aus.Die Polizei<br />

bestätigte Augenzeugenberichte,wonach<br />

der Täter einen Sprengstoffgürtel<br />

trug. Es habe sich dabei aber um<br />

eine Attrappe gehandelt. DerVorfall<br />

ereignete sich in einer belebten Einkaufsstraße<br />

im Süden der Metropole.<br />

Nach übereinstimmenden Medienberichten<br />

war der Angreifer einschlägig<br />

vorbestraft. Er wurde erst im vergangenen<br />

Monat vorzeitig aus dem<br />

Gefängnis entlassen. Er verbüßte<br />

demnach etwa die Hälfte einer rund<br />

dreijährigen Haftstrafe wegen der<br />

Verbreitung vonislamistischer Propaganda.<br />

(dpa, AFP)<br />

Widersprüchliches Fazit zur<br />

Synodalversammlung<br />

Nach der ersten Synodalversammlung<br />

der katholischen Kirche in<br />

Deutschland sieht derVorsitzende<br />

der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Kardinal ReinhardMarx, den Reformprozess„einen<br />

guten Schritt vorangekommen“.<br />

Dagegen erklärte der Kölner<br />

Kardinal Rainer MariaWoelki<br />

dem Domradio,alle seine Befürchtungen<br />

seien eingetreten –etwa dass<br />

quasi ein protestantisches Kirchenparlament<br />

geschaffen werde. Die230<br />

Teilnehmer des Reformprozesses<br />

SynodalerWegsprachen in Frankfurt<br />

über Sexualität, Zölibat und die Position<br />

vonFrauen in der Kirche. (dpa)<br />

Kopf-an-Kopf-Rennen bei<br />

Wahl in Leipzig<br />

Beider Oberbürgermeisterwahl in<br />

Leipzig hat im ersten Wahlgang keiner<br />

der Kandidaten die erforderliche<br />

absolute Mehrheit erreicht. Amtsinhaber<br />

BurkhardJung (SPD) lieferte<br />

sich am Sonntagabend ein Kopf-an-<br />

Kopf-Rennen mit seinem CDU-Herausforderer<br />

Sebastian Gemkow.<br />

Nach dem vorläufigen Ergebnis erhielt<br />

Jung 29,8 Prozent der Stimmen.<br />

Er lag damit knapp hinter Gemkow,<br />

der auf 31,6 Prozent kam. Damit ist<br />

am 1. Märzein zweiter Wahlgang<br />

notwendig, bei dem dann die einfache<br />

Mehrheit reicht. Jung ist seit<br />

2006 Rathauschef in Leipzig. (dpa)<br />

Italien lässt über 360<br />

Flüchtlinge an Land<br />

Die vor Libyen Geretteten stammen<br />

u. a. aus Bangladesch und dem Sudan. DPA<br />

363 Migranten, die das Rettungsschiff<br />

„Open Arms“ vorLibyenaus<br />

Seenot geborgen hat, sind am Sonntag<br />

nach tagelangem Warten auf See<br />

in Sizilien eingetroffen. Zuvorhatte<br />

die italienische Regierung der spanischen<br />

Hilfsorganisation Proactiva<br />

Open Arms am Sonnabendabend<br />

die Genehmigung zum Einlaufen in<br />

Pozzallo gegeben. Malta dagegen<br />

habe die Einfahrtverweigert, schrieben<br />

die Helfer auf Twitter. (dpa)<br />

Die Spendengelder an den Türkischen Roten Halbmond werfen in der Türkeiviele Fragen auf. Warumetwaprofitieren Mitglieder aus dem Umfeld von Präsident Erdogan?GETTY IMAGES<br />

Roter Halbmond in Erklärungsnot<br />

Spenden an Hilfsorganisation begünstigen Erdogan-Clan. Die Bundesregierung überwies 25 Millionen<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Die Zusage der Bundesrepublik,<br />

der Hilfsorganisation<br />

Türkischer Roter<br />

Halbmond beim Bauvon<br />

Notunterkünften für Binnenflüchtlinge<br />

in der letzten syrischen Rebellenprovinz<br />

Idlib zu unterstützen, ist<br />

in der Türkei auf Kritik gestoßen. Die<br />

Einwände gelten dabei nicht der Hilfe<br />

für Vertriebene in der nordwestsyrischen<br />

Bürgerkriegsregion, sondern<br />

dem Empfänger. Der Türkische Rote<br />

Halbmond ist zurzeit in eine massive<br />

Spenden- und Steuervermeidungsaffäre<br />

verstrickt, die auch die Familie<br />

des Staatspräsidenten Recep Tayyip<br />

Erogan betreffen soll.<br />

Ein Sprecher des Auswärtigen<br />

Amtes in Berlin hatte die Bereitstellung<br />

der 25-Millionen-Euro-Hilfe an<br />

den Roten Halbmond am Freitag bekannt<br />

gemacht. Regierungssprecher<br />

Steffen Seibert erinnerte daran, dass<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) kürzlich bei ihrem Treffen mit<br />

Präsident Erdogan in Istanbul weitere<br />

humanitäre Unterstützung in<br />

der Syrien-Krise zugesagt hatte. Offenbar<br />

handelt es sich bei der aktuellen<br />

Summe um die Einlösung dieses<br />

Versprechens. Doch ist der Türkische<br />

Rote Halbmond kein unproblematischer<br />

Partner.<br />

Mitte der Woche veröffentlichte<br />

die türkische Nachrichtenwebsite<br />

Gazetta9 einen Bericht mit faksimilierten<br />

Unterlagen, wonach die Organisation<br />

eine Spende vonacht Millionen<br />

US-Dollar aus dem Dezember<br />

2017 nicht für ihre humanitären<br />

Aufgaben verwendet, sondern fast<br />

die gesamte Summe an die berüchtigte<br />

islamische Ensar-Stiftung weitergereicht<br />

habe. Ensar ist für ihre<br />

enge Verbindung zur islamischen<br />

AKP-Regierung und zur Familie des<br />

Staatschefs Erdogan bekannt. Ensar<br />

betreibt Bildungsinstitute und<br />

Wohnheime und war 2016 in einen<br />

Missbrauchsskandal in ihren Einrichtungen<br />

verwickelt; ein Lehrer<br />

wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt.<br />

Obwohl sich weitere Skandale<br />

anschlossen, erhält die Ensar-<br />

Stiftung bis heute lukrative Regierungsaufträge<br />

und kommunale<br />

Geldzuwendungen in Millionenhöhe.<br />

Nach Ansicht oppositioneller türkischer<br />

Medien wirft die Spendenaffäre<br />

erneut ein Schlaglicht auf die<br />

Günstlingswirtschaft um den Erdogan-Clan.<br />

„Die Affäre hat ein komplexes<br />

Beziehungsgeflecht offengelegt,<br />

das letztlich auf den Präsidenten<br />

Erdogan und seine Familie verweist“,<br />

schrieb die Kolumnist Ayse<br />

Yildirim auf der oppositionellen<br />

NachrichtenplattformArtiGercek.<br />

So kam die ursprüngliche Acht-<br />

Millionen-Dollar-Spende von dem<br />

zweitgrößten türkischen Gasnetzbetreiber<br />

Baskentgaz, der kürzlich von<br />

der Torunlar-Holding gekauft wurde.<br />

Deren Chef ist Aziz Torun – ein<br />

Schulfreund Erdogans. Laut Presseberichten<br />

soll die Firmaaufgrund ihrer<br />

–steuerfreien –Spende an den<br />

Roten Halbmond einen Steuervorteil<br />

vonfast zwei Millionen Dollar erzielt<br />

haben. Der bekannte türkische<br />

Investigativjournalist Ismail Saymaz<br />

twitterte: „7 925 000 Dollar an die<br />

Ensar-Stiftung über den Roten Halbmond<br />

bedeuten, dass dem Staat<br />

1760 000 Dollar Steuern entgangen<br />

sind. Sind wir so reich?“<br />

Die Ensar-Stiftung räumte den<br />

Vorgang ein, verteidigte sich aber,sie<br />

habe das Geld für den „Kampf gegen<br />

Fetö“ benötigt. Die Abkürzung bezeichnet<br />

die Bewegung des in den<br />

USA lebenden Islampredigers Fethullah<br />

Gülen, die Erdogan für den<br />

gescheiterten Putschversuch vom<br />

„Die Affäre hat ein<br />

komplexes Beziehungsgeflecht offengelegt,<br />

das letztlich auf den Präsidenten Erdogan und<br />

seine Familie verweist.“<br />

Ayse Yildirim, Kolumnistin<br />

Juli 2016 verantwortlich macht. Ensar<br />

erklärte, sie habe die Spende an<br />

eine andereStiftung namens Turken<br />

zum Bauvon Kinderwohnheimen in<br />

den USA weitergereicht. Diese Stiftung<br />

wurde von Ensar und Türgev<br />

gegründet, einer weiteren Bildungsstiftung,<br />

die Erdogan persönlich ins<br />

Leben gerufen hatte.Inden Vorständen<br />

vonTurken und Türgev sitzt Erdogans<br />

Tochter Esra Albayrak. Laut<br />

Ensar seien die an Turken überwiesenen<br />

Mittel für den laufenden Bau<br />

eines 21-stöckigen Wohnheims in<br />

Manhattan verwendet worden. Dort<br />

sollten türkische Kinder vor „Fetö-<br />

Elementen geschützt“ werden, er-<br />

Kampf gegen die Kohle<br />

klärte Ensar-Generaldirektor Hüseyin<br />

Kader im Fernsehen. Er verteidigte<br />

sich, die Millionen seien„im legalen<br />

Rahmen“ als „bedingte<br />

Spende“ geflossen, was bedeute,<br />

dass ein Teil an andere Wohltätigkeitsorganisationen<br />

weitergeleitet<br />

werden könne.<br />

Der Chef des Roten Halbmonds,<br />

KeremKinik, erklärte laut türkischen<br />

Medien: „Steuervermeidung ist<br />

nicht dasselbe wie Steuerhinterziehung.“<br />

Er führte aber nicht aus,<br />

wieso praktisch die gesamte Acht-<br />

Millionen-Dollar-Spende eines AKPnahen<br />

Unternehmens an eine AKPnahe<br />

Stiftung zu Steuersparzwecken<br />

durch die Bücher der Hilfsorganisation<br />

geschleust wurde.<br />

Daraufhin äußerten viele User in<br />

sozialen Netzwerken den Verdacht,<br />

dass der Rote Halbmond als „Steuerhinterziehungs-<br />

und Steuervermeidungsschleuse“<br />

für AKP-nahe Unternehmen<br />

diene. Die linke Tageszeitung<br />

Birgün veröffentlichte ein<br />

Dokument, wonach sich die Spenden<br />

an den Roten Halbmond zwischen<br />

2016 und 2019 gegenüber dem<br />

Vergleichszeitraum um das 32-fache<br />

erhöht hätten. Es sei denkbar, dass<br />

der Rote Halbmond als Komplize in<br />

einem riesigen Steuervermeidungssystem<br />

fungiere.<br />

DieBundesregierung hat sich bisher<br />

zu den dubiosen Vorgängen um<br />

ihren Spendenempfänger nicht geäußert.<br />

Der Türkische Rote Halbmond<br />

soll die zugesagten Gelder offenbar<br />

für die riesigen Flüchtlingslager<br />

nahe der türkischen Grenze verwenden.<br />

Frank Nordhausen empfiehlt,<br />

Gelder an den Roten<br />

Halbmond zu überwachen.<br />

Klimaaktivisten besetzen das Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Sie wollen verhindern, dass es ans Netz geht<br />

Klimaaktivisten wollen das Kraftwerk<br />

Datteln in Nordrhein-<br />

Westfalen zum neuen Schauplatz<br />

der Auseinandersetzungen um einen<br />

schnellen Kohleausstieg machen.<br />

Mehr als 100 Menschen drangen<br />

am Sonntag auf das Kraftwerksgelände<br />

am Dortmund-Ems-Kanal<br />

ein und besetzten Teile der Anlage.<br />

Laut Polizei gelangten die Aktivisten<br />

gewaltsam auf das Gelände. Ein Tor<br />

sei aufgebrochen worden. Am Nachmittag<br />

beendete die Polizei nach eigenen<br />

Angaben die Besetzung. Alle<br />

Aktivisten hätten die Anlagen freiwillig<br />

verlassen, hieß es.<br />

Der Kraftwerksbetreiber Uniper<br />

hatte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs<br />

gestellt. Aufgerufen zu<br />

der Aktion hatten die Gruppen „Ende<br />

Gelände“ und „DeCOALonize Europe“.<br />

Nach ihren Angaben gelangten<br />

rund 150 Aktivisten auf das Gelände,<br />

laut Polizei waren es 120.<br />

„Unser Protest heute ist erst der<br />

Anfang“, sagte Kathrin Henneberger,<br />

Sprecherin von„Ende Gelände“. Die<br />

Besetzung sei eine„sehr erfolgreiche“<br />

Auftaktaktion gewesen. „Wir werden<br />

wiederkommen.“ Manwerde verhindern,<br />

dass das Kraftwerk ans Netz<br />

gehe. Das 1100-Megawatt-Kraftwerk<br />

läuft momentan zeitweise im Probebetrieb.<br />

Endgültig ans Stromnetz anschließen<br />

will der Betreiber Uniper<br />

die Anlage im Sommer. Sie soll dann<br />

unter anderem Strom für die Deutsche<br />

Bahn liefern. DieGruppe „Ende<br />

Gelände“ hatte sich bereits an Besetzungen<br />

am Braunkohletagebau<br />

Hambachbeteiligt.<br />

DieKohlekommission hatte empfohlen,<br />

mit dem Betreiber eine Verhandlungslösung<br />

zu suchen, damit<br />

das Kraftwerk nicht angeschaltet<br />

wird. Dem folgte die Bundesregierung<br />

aber beim Kohleausstiegsgesetz<br />

nicht. Bundeswirtschaftsminister<br />

PeterAltmaier (CDU) hatte unter<br />

anderem auf die milliardenschwere<br />

Entschädigung verwiesen, die hätte<br />

gezahlt werden müssen. Altmaier<br />

will sich angesichts der Kritik am Gesetz<br />

zum Kohleausstieg am Dienstag<br />

mit Betreibern von Steinkohlekraftwerken<br />

treffen. Das erfuhr die dpa<br />

am Sonntag aus Regierungskreisen.<br />

Die SPD kritisierte die Besetzung.<br />

„Ich kann solche Aktionen nicht gut<br />

finden, nur weil sie im Namen des Klimaschutzes<br />

passieren“, sagte derVorsitzende<br />

der SPD-Fraktion im NRW-<br />

Landtag, Thomas Kutschaty. „Wer<br />

sich andauernd über Recht hinwegsetzt,<br />

um sich Gehör zu verschaffen,<br />

verabschiedet sich vom demokratischen<br />

Diskurs.“ Dagegen betonte der<br />

Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus<br />

Zdebel, es sei „absolut legitim,<br />

friedliche Mittel deszivilen Ungehorsams<br />

anzuwenden, um gegen Datteln<br />

4zuprotestieren“. (dpa)<br />

Todesurteil<br />

für<br />

Zivilisten<br />

US-Militär setzt künftig<br />

wieder Landminen ein<br />

Die Ankündigung der US-Regierung,<br />

trotz internationaler Ächtung<br />

wieder Landminen einzusetzen,<br />

hat bei Hilfsorganisationen und<br />

in der Politik heftige Kritik ausgelöst.<br />

US-Präsident Donald Trump hob ein<br />

Verbot der Vorgängerregierung auf.<br />

Künftig soll die US-Armee moderne<br />

Anti-Personen-Minen einsetzen<br />

dürfen, die aus der Fernedeaktiviert<br />

werden können und sich selbst zerstören.<br />

Mehr als 160 Staaten, darunter<br />

auch Deutschland, haben in einem<br />

internationalenVertragdasVerbot<br />

der Waffen vereinbart, weil herkömmliche<br />

Landminen oft noch<br />

lange nach dem Ende von Kampfhandlungen<br />

vor Ort verbleiben. Bei<br />

Minenexplosionen werden jedes<br />

Jahr Tausende Zivilpersonen verletzt<br />

oder getötet. Häufig sind die Opfer<br />

Kinder, die im Freien spielen und<br />

dort auf eine Mine treten. Häufig<br />

müssen Verletzten die Beine amputiertwerden.<br />

Die neue Politik könne „zum Todesurteil<br />

für unschuldige Menschen<br />

werden“, erklärte Eva Maria Fischer<br />

von der Hilfsorganisation Handicap<br />

International Deutschland. Die<br />

Menschenrechtsorganisation Human<br />

Rights Watch (HRW) erklärte,<br />

der Einsatz von Landminen sei „unter<br />

keinen Umständen und für kein<br />

Land gerechtfertigt.“<br />

AusdemWeißen Haus hieß es,die<br />

Aufhebung der Beschränkung der<br />

Minennutzung solle dem„Militär die<br />

Flexibilität und die Fähigkeit geben,<br />

die es zum Siegen braucht“. Traditionelle<br />

Landminen, die aus der Ferne<br />

nicht zerstört werden können und<br />

Minensucher in Kandahar,Afghanistan,<br />

im Jahr 2018<br />

DPA<br />

sich nicht selbst zerstören, seien dagegen<br />

weiter verboten. Es würden<br />

die „möglichen Vorsichtsmaßnahmen<br />

getroffen, um Zivilisten vor<br />

Landminen zu schützen“, hieß es.<br />

Einmal aktivierte Landminen sollen<br />

sich demnach nach spätestens 30<br />

Tagen selbst zerstören. Es sei allerdings<br />

zulässig, Gebiete oder Stützpunkte<br />

dauerhaft mit Minen zu<br />

schützen, die nach Bedarf aus der<br />

Fernescharfgestellt werden können.<br />

Aufeiner Stufe mit dem IS<br />

„Landminen sind neben vielen anderen<br />

ein wichtiges Werkzeug, das<br />

unseren Kommandeuren auf dem<br />

Schlachtfeld zur Verfügung stehen<br />

muss“, sagte Verteidigungsminister<br />

Mark Esper.<br />

Fischer vonHandicap International<br />

kritisierte, auch das Abschalten<br />

vonLandminen nach einem Monat –<br />

wenn es überhaupt funktioniere–sei<br />

nicht ausreichend. Der HRW-Waffenexperte<br />

Steve Goose erklärte, die<br />

USA würden sich mit dieser Neuregelung<br />

in eine Reihe stellen mit Regimen<br />

und Terrorgruppen, die für<br />

schwere Menschenrechtsverletzungen<br />

verantwortlich seien. Landminen<br />

würden zum Beispiel genutzt<br />

von Syrien, Myanmar und der Terrormiliz<br />

Islamischer Staat (IS). Besonders<br />

von Landminen betroffen<br />

sind Afghanistan, Jemen, Angola,<br />

Kambodscha, Laos und der Irak. Der<br />

1997 geschlossenen internationale<br />

Ottawa-Vertrag verbietet die Herstellung,<br />

den Einsatzund dieWeitergabe<br />

vonTretminen. (dpa, AFP)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 7<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Zuspruch für Abschaffung<br />

von Ein-Cent-Münzen<br />

Im Bundestag gibt es laut einem <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />

viel Zuspruch für die geplante<br />

Abschaffung vonEin-Centund<br />

Zwei-Cent-Münzen. Dashabe<br />

eine Umfrage unter den Fachpolitikernder<br />

Bundestagsfraktionen ergeben,<br />

berichtete die Frankfurter Allgemeine<br />

Sonntagszeitung. Für die<br />

Union lobte die Finanzpolitikerin<br />

Antje Tillmann (CDU) dasVorhaben<br />

der EU-Kommission.Weil viele Menschen<br />

bargeldlos zahlten, seien die<br />

Kosten für die Prägung der Münzen<br />

höher als ihr Nutzen. Eine Abschaffung<br />

wäredaher„konsequent“. Der<br />

finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />

Bundestagsfraktion, Lothar Binding,<br />

urteilte,das„Handling vonBargeld“<br />

müsse„so effizient wie möglich sein“.<br />

Deshalb„sollte über eine Abschaffung<br />

nachgedacht werden“. (AFP)<br />

SPD kritisiertCSU-Aktion<br />

gegen Tempolimit<br />

SPD-FraktionsvizeSören Bartol hat<br />

die Kampagne der CSU gegen ein<br />

Tempolimit kritisiert. „Die CSU ist<br />

beim Tempolimit vongestern“, sagte<br />

er.„Wenn es eine gesellschaftliche<br />

Mehrheit für ein Tempolimit gibt, sodass<br />

selbst der ADACsich in diese<br />

Richtung bewegt, sollte sich auch die<br />

CSU der Realität stellen.“ DieCSU<br />

will sich mit der Kampagne gegen<br />

das „ideologisch motivierte Vorhaben“<br />

vonGrünen, SPD und Linken<br />

stellen, wie es auf einer Internetseite<br />

heißt. In der großen Koalition ist ein<br />

Tempolimit umstritten. (dpa)<br />

Autos mit hohem Verbrauch<br />

sollen mehr kosten<br />

Umweltministerin Svenja Schulze<br />

(SPD) hat sich für ein Bonus-Malus-<br />

System beim Kauf vonAutos ausgesprochen.<br />

Dies würde Fahrzeuge mit<br />

hohem Spritverbrauch teurer und<br />

Elektroautos günstiger machen. „Ich<br />

glaube,dass es sehr gut wäre, wenn<br />

diejenigen, die die großen spritfressenden<br />

Autos kaufen, einen Aufschlag<br />

bekommen“, sagte sie.Dieser<br />

könne dann bei kleinen, günstigeren<br />

Autos abgezogen werden.(dpa)<br />

Johnson für Abkommen mit<br />

EU nach Kanada-Vorbild<br />

Premierminister BorisJohnson will<br />

Großbritannien vonder Bindung an<br />

EU-Regeln freimachen. Dafür<br />

nehme er auch Grenzkontrollen in<br />

Kauf, zitierten britische Medien<br />

nicht näher genannte Regierungsquellen.<br />

DerPremier wärezueinem<br />

Freihandelsabkommen mit der Europäischen<br />

Union nach dem Vorbild<br />

Kanadas bereit, hieß es weiter. (dpa)<br />

Somalia ruft Notstand wegen<br />

Heuschreckenplage aus<br />

Das richtige Alter für die Rente<br />

Mit 63 Jahren, regulär oder später mit Zuschlägen: Der Zeitpunkt sollte gut überlegt sein<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Mit 63 Jahren in Rente –<br />

das wollen immer<br />

mehr Menschen. 2019<br />

waren es mehr als von<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

Bund (DRV) erwartet – nämlich<br />

1,34 Millionen Senioren in Deutschland,<br />

die sich für einen vorzeitigen<br />

Ruhestand entschieden haben und<br />

die dabei noch nicht einmal Abschläge<br />

bei den Zahlungen in Kauf<br />

nehmen mussten. Ein wenig früher<br />

den Ruhestand genießen zu können,<br />

wünscht sich wohl auch der ein oder<br />

andereArbeitnehmer,der momentan<br />

noch voll und ganz im Arbeitsleben<br />

steht. Andere wiederum wollen vielleicht<br />

gerne länger arbeiten, als das<br />

gesetzlich vorgesehen ist, und lieber<br />

noch ein wenig hinzuverdienen.<br />

Doch kann sich da jeder einfach so<br />

frei entscheiden? Und wenn ja, wovon<br />

hängt die Entscheidung ab? Wir<br />

spielen drei Szenarien durch: Die reguläre<br />

Altersrente, die Rente mit 63<br />

und ein späterer Renteneintritt mit<br />

Zuschlägen.<br />

Die reguläre Altersrente: Die Altersgrenze<br />

für den regulären Renteneintritt<br />

steigt seit 2012 schrittweise an,<br />

von 65Jahre auf 67 Jahre. Werwann<br />

in Rente gehen kann, ohne Abschläge<br />

bei den vorgesehenen Rentenzahlungen<br />

hinnehmen zu müssen,<br />

hängt vomGeburtsjahr des Versicherten<br />

ab. Wer beispielsweise<br />

1964 oder später geboren wurde,<br />

wird regulär erst mit 67 Jahren in<br />

Rente gehen können. 1963 Geborene<br />

müssen 66 Jahre und zehn Monate<br />

alt sein, 1960 Geborene 66 Jahreund<br />

vier Monate.Zwar können sichVersicherte<br />

auch entscheiden, früher das<br />

Arbeitsleben gegen den Ruhestand<br />

einzutauschen, dann mindern sich<br />

allerdings die Rentenzahlungen.<br />

Individuell ausrechnen kann das<br />

reguläre Renteneintrittsalter jeder<br />

ganz einfach mit einem Renten-<br />

Rechner im Internet, zum Beispiel auf<br />

deutsche-rentenversicherung.de.<br />

Neben dem Erreichen der Regelaltersgrenze<br />

ist außerdem eine Mindestversicherungsdauer<br />

von fünf<br />

Jahren Voraussetzung für den Anspruch<br />

auf reguläreAltersrente.<br />

Rente mit 63 Jahren: Trotz der festgelegten<br />

Regelaltersgrenzen ist es zwar<br />

auch möglich, bereits mit 63 Jahren in<br />

Rente zu gehen, jedoch gibt es dabei<br />

einige Einschränkungen. Hierbei<br />

kommt es neben dem Geburtsjahr<br />

vor allem auf die Anzahl der Versichertenjahre<br />

an. Eine abschlagsfreie<br />

Rente können nur besonders langjährig<br />

Versicherte mit 45 Beitragsjahren<br />

erhalten. Da die Altersgrenze für<br />

besonders langjährigVersicherte aber<br />

ebenfalls schrittweise angehoben<br />

wird, gilt das nur für bestimmte Geburtsjahrgänge.<br />

Mit 63 Jahren konnten<br />

tatsächlich nur vor 1953 Geborene<br />

abschlagsfrei in Rente gehen.<br />

Für 1956 Geborene gilt bereits eine<br />

Altersgrenze von 63 Jahren und acht<br />

Monaten.<br />

Es können aber auch Menschen,<br />

die mindestens 35 Jahre indie Ren-<br />

Der Betrag ist abhängig vonverschiedenen<br />

Faktoren, wie Einzahlungsdauer,Renteneintritt<br />

oder allgemeine Rentenanpassungen.<br />

2018 lagen die durchschnittlichen Zahlbeträgeder<br />

Altersrenten nach mindestens<br />

35 Versicherungsjahren bei 1362 Euro<br />

(Männer) und 991 Euro (Frauen).<br />

RENTENHÖHE<br />

Unterschiede sindauch regional sichtbar.<br />

DiehöchstenDurchschnittsrenten hatten<br />

2018 Männer in Nordrhein-Westfalenmit<br />

1467 Euro und im Saarland mit 1452 Euro.<br />

Die niedrigsten Altersrenten dagegen Frauen<br />

in Niedersachsen mit im Schnitt 961 Euro und<br />

in Rheinland-Pfalz mit 966 Euro im Monat.<br />

Lebensmittel sollen teurer werden<br />

Politiker von CDU, SPD und Grünen wollen Preisdumping bei Nahrungsmitteln eindämmen<br />

SASCHA JAECK<br />

tenkasse eingezahlt haben, schon mit<br />

63 Jahren in Rente gehen. Dabei handelt<br />

es sich um „langjährig Versicherte“.<br />

Allerdings gilt für sie die zusätzliche<br />

Einschränkung, dass sie Abzüge<br />

hinnehmen müssen. Für jeden<br />

Monat vorzeitigen Renteneintritts<br />

werden 0,3 Prozentpunkte vom monatlichen<br />

Rentenbetrag abgezogen –<br />

und zwar dauerhaft für die kompletten<br />

Jahredes Rentenbezugs.Wer also<br />

beispielsweise noch drei Jahre bis<br />

zum Erreichen der regulären Altersgrenze<br />

hätte, müsste einen monatlichen<br />

Abschlag von 10,8 Prozent hinnehmen.<br />

Bei einer Rente von<br />

1200 Euro wären dies 129,60 Euro<br />

Abschlag. Die tatsächliche Rente betrüge<br />

demnach 1070,40 Euro. Jeweniger<br />

Zeit zu überbrücken ist, desto<br />

geringer fällt die monatliche Minderung<br />

aus.<br />

Tipp: Es besteht bei Rentenminderung<br />

die Möglichkeit der Ausgleichszahlungen,<br />

Stichwort Flexirente.<br />

Wenn beispielsweise die Auszahlung<br />

der Lebensversicherung ansteht,<br />

können damit Abschläge<br />

ausgeglichen werden. Auch sind in<br />

einem gewissen Rahmen Hinzuverdienste<br />

auch in der Rente möglich.<br />

Versicherten mit weniger als<br />

35 Versicherungsjahren bleibt die<br />

Rente mit 63 Jahren verwehrt. Sie<br />

können je nach Geburtsjahr frühestens<br />

zwischen 65 und 67 Jahren in<br />

Rente gehen. Zu der Anzahl derVersicherungsjahre<br />

zählen aber nicht nur<br />

die Pflichtbeiträge aus sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung oder<br />

Selbstständigkeit, sondern beispielsweise<br />

auch Zeiten während der Kindererziehung,<br />

während der Pflege<br />

von Angehörigen oder während der<br />

Bezugsdauer vonArbeitslosengeld I.<br />

Späterer Renteneintritt mit Zuschlägen:<br />

Während ein früherer Renteneintritt<br />

oft Abschläge mit sich zieht,<br />

wird ein späterer Renteneintritt honoriert.<br />

Ob eine Weiterarbeit möglich<br />

ist, hängt natürlich von einer<br />

Vereinbarung mit dem Arbeitgeber<br />

und den persönlichen Umständen<br />

ab.Wer aber tatsächlich seine Rente<br />

trotz Erreichen der Regelaltersgrenze<br />

noch nicht in Anspruch<br />

nimmt und weiter einem Job nachgeht,<br />

bekommt später eine jährliche<br />

Erhöhung vonsechs Prozent. Davon<br />

abgesehen steigernallein die zusätzlichen<br />

Arbeitsjahre die Rente. Wer<br />

zum Beispiel 40 Jahre den Durchschnittsverdienst<br />

aller Arbeitnehmer<br />

erhalten hat, bei dem erhöht sich<br />

laut DRV nach einem Jahr zusätzlicher<br />

Erwerbstätigkeit die spätere<br />

Rente um 107 Euro brutto monatlich.<br />

Zudem muss in der Erwerbstätigenzeit<br />

nach Renteneintrittsalter<br />

kein Beitrag zur Arbeitslosenversicherung<br />

mehr bezahlt werden.<br />

Auch wer schon Rente bezieht,<br />

darf weiterarbeiten und neben der<br />

Rente Gehalt beziehen. Dabei werden<br />

weiter Beiträge an die Rentenkasse<br />

abgeführt und Entgeltpunkte<br />

gesammelt, die die späteren Zahlungen<br />

erhöhen. Hierbei sind allerdings<br />

Hinzuverdienstgrenzen zu beachten:<br />

Nur Einkommen bis 6300 Euro<br />

im Jahr sind anrechnungsfrei.<br />

Strompreise<br />

steigen<br />

weiter<br />

<strong>Berliner</strong> bleiben von<br />

Erhöhungen verschont<br />

Die Welle der Strompreiserhöhungen<br />

in Deutschland ebbt<br />

nicht ab.Für die Monate Februar bis<br />

April haben nach Zahlen des Vergleichs-<br />

und Vermittlungsportals<br />

Verivox 86Versorger Preiserhöhungen<br />

vondurchschnittlich 8,1 Prozent<br />

angekündigt. Für eine Familie mit einem<br />

Jahresverbrauch von4000 Kilowattstunden<br />

bedeute das Mehrkosten<br />

von rund 100 Euro pro Jahr. Betroffen<br />

seien rund 3,9 Millionen<br />

Haushalte, vor allem in Nordrhein-<br />

Westfalen, Niedersachsen, Baden-<br />

Württembergund Hamburg.<br />

In Berlin sind laut Verivox hingegen<br />

keine Erhöhungen angekündigt.<br />

Hier fungiert Vattenfall als Grundversorger.<br />

Allerdings ist die letzte<br />

Preisanhebung auch noch gar nicht<br />

so lange her –zum Juni vergangenen<br />

Jahres passte das Unternehmen seinen<br />

Grundversorgertarif in Berlin<br />

nach oben hin an. Nach einer Berechnung<br />

von Switchup, einem automatisiertem<br />

Stromanbieterwechselservice,<br />

stiegen die Kosten für einen<br />

Verbrauch von 3 500 Kilowatt<br />

pro Stunde (kWh) letztmals um<br />

47 Euro auf 1188 Euro.<br />

Bei der neuen Preisrunde in anderen<br />

Bundesländern sind laut Verivox<br />

jetzt auch die großen Stromversorger<br />

wie Eon und Innogy dabei.<br />

„Vor allem kundenstarke Anbieter<br />

verschieben ihre Preiserhöhungen<br />

ins Frühjahr“, sagte Valerian Vogel,<br />

Energieexperte bei Verivox. Auch die<br />

Verbraucherzentrale NRWhat beobachtet,<br />

dass große Versorger wie Innogy<br />

und EonPreise nicht zu Jahresbeginn,<br />

sondern zeitversetzt erhöhen.<br />

„Offensichtlich wird hier bewusst<br />

zum Jahreswechsel<br />

abgetaucht, um dann mit weniger<br />

Aufmerksamkeit die Preiserhöhungen<br />

unterzubringen“, sagte deren<br />

Energieexperte UdoSieverding.<br />

Besonders ärgerlich sei, dass viele<br />

Energieversorger die Preise stärker erhöhen,<br />

als es eine 1:1-Erhöhung von<br />

EEG-Umlage für die Ökostromförderung<br />

oder Netzentgelten zulassen<br />

würde. „Hier wird auf dem Rücken<br />

der Kunden Kasse gemacht“, kritisierte<br />

Sieverding. Betroffene Kunden<br />

sollten deshalb über einen Anbieteroder<br />

Tarifwechsel nachdenken.<br />

Teurer Grundversorgertarif<br />

Der Essener Energieversorger Innogy<br />

verweist darauf, dass seine<br />

Preise in der Grundversorgung sieben<br />

Jahrelang stabil geblieben seien.<br />

„Die letzte Erhöhung hat es im März<br />

2013 gegeben“, sagte ein Sprecher.<br />

Im Jahr 2015 seien die Preise sogar<br />

gesenkt worden. Bei Eon hieß es:<br />

„Die Strompreise bilden sich am<br />

Marktund in einem intensivenWettbewerb.“<br />

Knapp 80 Prozent der Anbieter<br />

hätten bereits ihre Preise angepasst<br />

oder Erhöhungen angekündigt.<br />

„Nun kann auch Eon sich dem<br />

allgemeinen Kostendruck nicht<br />

mehr entziehen“, sagte ein Sprecher.<br />

Die Angaben zu den Preiserhöhungen<br />

betreffen Haushalte, die<br />

Stromineinem Grundversorgungstarif<br />

beziehen. Laut Bundesnetzagentur<br />

sind das etwa 27 Prozent aller Privathaushalte<br />

in Deutschland. Strom<br />

in der Grundversorgung ist in der Regel<br />

der teuerste Tarif. (dpa/BLZ)<br />

Die Heuschrecken vernichten die Nahrungsgrundlage<br />

für Mensch und Tier.<br />

Wegen einer Heuschreckenplage hat<br />

Somalia den Notstand ausgerufen.<br />

DiemassenhafteVermehrung der<br />

Wüstenheuschrecken bedrohe die<br />

ohnehin instabileVersorgungslage in<br />

dem zu den ärmsten Staaten derWelt<br />

zählenden ostafrikanischen Land, erklärte<br />

das Agrarministerium am<br />

Sonntag in Mogadischu. DieHeuschreckenschwärme<br />

vernichteten<br />

wichtige Nahrungsgrundlagen. (AFP)<br />

AP<br />

Wenn es nach Bundeslandwirtschaftsministerin<br />

Julia Klöckner<br />

(CDU) geht, sollen demnächst<br />

rechtliche Schritte gegen Preisdumping<br />

bei Lebensmitteln eingeleitet<br />

werden. „Um unlautere Handelsbedingungen<br />

abzustellen, werden wir<br />

auch ordnungsrechtliche Regelungen<br />

ergreifen“, kündigte Klöckner<br />

am Sonntag mit Blick auf ein am<br />

Montag im Kanzleramt stattfindendes<br />

Spitzentreffen mit Vertreterndes<br />

Lebensmitteleinzelhandels an.<br />

Klöckner erklärte, mit dauerhaften<br />

Dumpingangeboten für Nahrungsmittel<br />

setzeder Handel ein falsches,<br />

auch gefährliches Signal. So<br />

könne keine Wertschätzung für die<br />

Produkte und deren Erzeuger entstehen.<br />

Der Leidtragende sei am Ende<br />

der Kette der Landwirt. „Es muss fair<br />

zugehen“, forderte Klöckner. „Wir<br />

brauchen Preise, die für den Verbraucher<br />

bezahlbar und den Erzeuger<br />

auskömmlich sind.“ Welche ordnungsrechtlichen<br />

Schritte sie genau<br />

unternehmen will, teilte die Ministerinzunächst<br />

nicht mit.<br />

Der Grünen-Vorsitzende Robert<br />

Habeck forderte von der Bundesre-<br />

gierung ein Verbot von Ramschpreisen.<br />

Er schlug einen „Tierschutzcent“<br />

auf tierische Produkte vor. „Damit<br />

wird der Umbau von Ställen finanziert,<br />

und Tiere bekommen mehr<br />

Platz.“ Verbraucher würden dies an<br />

der Kasse kaum merken.<br />

Zuvor äußerte sich bereits Niedersachsens<br />

Ministerpräsident Stephan<br />

Weil (SPD) und forderte ein<br />

verpflichtendes Tierwohllabel anstelle<br />

des von Klöckner geplanten<br />

freiwilligen Labels. „Und das Label<br />

muss auch in der Gastronomie und<br />

bei weiterverarbeiteten tierischen<br />

Produkten vorgeschrieben werden“,<br />

sagte Weil den <strong>Zeitung</strong>en der Funke<br />

Mediengruppe. Er forderte einen<br />

runden Tisch mit Politik, Landwirtschaft<br />

und Umweltschutz, um „verlässliche<br />

Perspektiven für eine nachhaltige<br />

Landwirtschaft“ zu entwickeln.<br />

Neben Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel und Klöckner nehmen an<br />

dem Treffen am Montag auch Kanzleramtschef<br />

Helge Braun, Wirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier (alle<br />

CDU) und Vertreter der Lebensmittelindustrie<br />

teil. (AFP)<br />

Drei Viertel aller Grundversorger haben<br />

seit Jahresbeginn ihre Preise erhöht. DPA


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Meinung<br />

Wohnungsmarkt<br />

ZITAT<br />

Starke Worte des<br />

Ministers<br />

Ulrich Paul<br />

hält die angekündigten Eingriffe auf<br />

den Immobilienmarkt für nötig.<br />

Dasage noch einer, der <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />

würde keine Wirkung entfalten.<br />

Kurz vordem Inkrafttreten des heftig<br />

umkämpften Landesgesetzes hat sich<br />

jetzt Bundesbauminister Horst Seehofer<br />

(CSU) zum Problem steigender Mieten<br />

geäußert. Seehofer sagte in einem Interview<br />

mit der Welt am Sonntag, dass er<br />

zwar vom <strong>Berliner</strong> Mietendeckel nichts<br />

halte, nach dem die Mieten für fünf Jahre<br />

in der Bundeshauptstadt weitgehend eingefroren<br />

werden sollen. Doch zugleich<br />

gab der Minister zu Protokoll, dass er sich<br />

weitere Eingriffe in den Wohnungsmarkt<br />

durchaus vorstellen könne.<br />

DieTonalität, die er dabei wählte,lässt<br />

durchaus aufhorchen. „Wenn wir den<br />

Markt rein kapitalistischen oder neoliberalen<br />

Regeln überlassen, nach denen im<br />

Prinzip immer der Stärkere gewinnt, entspricht<br />

das nicht meiner Auffassung von<br />

sozialer Marktwirtschaft.“ DashättenVertreter<br />

von Linken, SPD und Grünen in<br />

Berlin kaum besser sagen können.<br />

Die Frage ist nur, welche Taten Seehofer<br />

seinen starken Worten folgen lässt.<br />

Zwar spricht der Minister davon, dass er<br />

den Wucherparagrafen verschärfen will<br />

und dass er die Umwandlung vonMiet- in<br />

Eigentumswohnungen begrenzen<br />

möchte, was angesichts angespannter<br />

Wohnungsmärkte wie in Berlin und München<br />

nur sinnvoll erscheint. Doch muss er<br />

nun im nächsten Schritt auch beweisen,<br />

dass er bereit ist, seine Vorstellungen in<br />

der Koalition durchzusetzen. TutSeehofer<br />

dies nicht, muss man annehmen, dass<br />

seine starken Worte nur der Beruhigung<br />

der SPD für den Fall dienen, dass die<br />

CDU/CSU-Fraktion den Mietendeckel<br />

wie angekündigt vor das Bundesverfassungsgericht<br />

bringt. Denn das dürfte den<br />

Sozialdemokraten gar nicht gefallen.<br />

Kammergericht<br />

Digitaler<br />

Totalschaden<br />

Jörg Hunke<br />

über Bequemlichkeit und ihre<br />

fatalen Folgen.<br />

Esist leider so, dass Diebstähle vor allem<br />

dort begangen werden, wo Einbrecher<br />

leichtes Spiel haben. Auch wenn<br />

es um Daten geht. Nun erst ist das Ausmaß<br />

der Attacke auf das <strong>Berliner</strong> Kammergericht<br />

öffentlich geworden. Voneinem<br />

Totalschaden in Millionenhöhe ist<br />

die Rede. Als ob sich Computersysteme<br />

nicht sichernließen.<br />

Facebook ist da kein gutes Beispiel,<br />

aber von einer erfolgreichen Attacke auf<br />

Google ist nichts bekannt. Die Vereinten<br />

Nationen meldeten vergangene Woche,<br />

dass ein Cyber-Angriff abgewehrtwerden<br />

konnte, weil es eine zuverlässige Infrastruktur<br />

für die Datensicherheit und qualifiziertes<br />

Personal gibt. Eine solche Infrastruktur<br />

aufzubauen, kostet viel Geld und<br />

ist oft auch lästig, weil das Eingeben immer<br />

neuer Passwörter lange dauert und<br />

aufhält. Außerdem bemerkt niemand die<br />

Arbeit der IT-Spezialisten, wenn alles<br />

glattläuft. Auch deshalb wirddie Datensicherheit<br />

oft unterschätzt.<br />

Inzwischen gibt es sogar einen eigenen<br />

Welttag, mit dem zum Ändern des Passworts<br />

aufgerufen wird. Es ist noch immer<br />

so, dass die meisten Bundesbürger naiv<br />

und einfallslos sind bei der Wahl. Daran<br />

haben auch so große und weltweite Attacken<br />

wie jene mit der Schadsoftware<br />

Wannacry vor zwei Jahren nichts geändert.Wird<br />

schon nichts passieren. Dashaben<br />

die Entscheider beim Kammergericht<br />

vermutlich auch gedacht. Für Unternehmen<br />

und Behörden gilt übrigens: Die<br />

meisten Attacken werden von früheren<br />

IT-Mitarbeitern gestartet, die sich nach<br />

der Entlassung rächen wollen. Siekönnen<br />

in der Regel leicht in die ihnen bekannten<br />

Systeme eindringen, weil niemand die<br />

Passwörter geänderthat.<br />

In Anbetracht der Erfolgsbilanz<br />

Pandemien gehören zur Globalisierung.<br />

Dievon den Mongolen eingeschleppte<br />

Pest soll im 14. Jahrhundert<br />

ein Drittel der europäischen<br />

Bevölkerung und eine unbekannte Menge<br />

Asiaten umgebracht haben. Die indigenen<br />

Völker Lateinamerikas wurden im 16. Jahrhundert<br />

von den Pocken, die die Europäer<br />

mitbrachten, zu Hunderttausenden dahingerafft.<br />

Die spanische Grippe brachte 1918<br />

bis 1920 mehr Menschen den Todals der<br />

ganzeErste Weltkrieg.<br />

Der Coronavirus wird übertragen von<br />

Menschen, die ihn zwar schon haben, aber<br />

noch keine Krankheitssymptome zeigen. Er<br />

ist derzeit weniger tödlich als der Sars-Virus<br />

von 2002/3. Er ist aber extrem mutationsfreudig.<br />

Nach offiziellen Angaben der chinesischen<br />

Gesundheitsbehörde waren am 31.<br />

Januar 9700 Menschen erkrankt und über<br />

200 gestorben. Am 2. Februar waren es bereits<br />

mehr als 300 Tote. Auch Fälle im Ausland<br />

sind bekannt. Betroffen sind bisher<br />

mindestens 18 Länder. Darunter Südkorea,<br />

Japan, Thailand, Taiwan, Nepal, die USA,<br />

Australien, Singapur, Vietnam, Saudi-Arabien,<br />

Kanada, Frankreich und Deutschland.<br />

Ausden Philippinen wirdder erste außerchinesische<br />

Todesfall gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

rief am 30. Januar den<br />

„Internationalen Gesundheitsnotstand“ aus.<br />

Dennoch lehnte sie Einschränkungen des<br />

internationalen Reiseverkehrs mit China<br />

ausdrücklich ab.<br />

Pandemien und Panikwarnungen gehören<br />

auch zusammen. Es besteht die Gefahr,<br />

dass Panik einen noch größeren Schaden anrichtet<br />

als die Pandemie. 300 Tote sind in<br />

China eine Zahl, die bei einem Erdbeben<br />

zum Beispiel kaum ernst genommen wird.<br />

Ein Virus aber, das musste die chinesische<br />

Die Kernzeitspaltung fand am vergangenen<br />

Freitag, dem 31. Januar 2020, statt<br />

und sie hatte, das ist die gute Nachricht,<br />

nichts mit dem Brexit zu tun. Schauplatz war<br />

vielmehr der Deutsche Bundestag während<br />

seiner 144. Sitzung und mitten im Tagesordnungspunkt<br />

zur Auswärtigen Kultur- und<br />

Bildungspolitik, kurzAKBP,wie die Abgeordneten<br />

flüssig abzukürzenwussten. Einseltenes<br />

Thema in diesem Gremium, ein wichtiges<br />

Thema „für die Sicherung vonFrieden in<br />

der Welt“, wie Bundesaußenminister Heiko<br />

Maas eingangs betonte.<br />

Die folgende Debatte führte auf eine Abstimmung<br />

über einen Antrag der Regierungsfraktionen<br />

hin, der Bundestag möge<br />

die Regierung dazu auffordern, die AKBP in<br />

ihrem bisherigen Zuschnitt als „zentrale<br />

Säule der deutschen Außenpolitik weiter<br />

stärken“. Heiko Maas also soll mehr Geld bekommen<br />

und die Debatte diente unter anderemdazu,<br />

dass er erfährt, welche Fraktion etwas<br />

dagegen haben könnte.<br />

Da forderte etwa die FDP eine bessereKoordination<br />

und eine Evaluation und außerdem<br />

einen Austausch auch mit dem Iran,<br />

und die AfD verhöhnte den Antrag als „Phrasendreschmaschine“,<br />

der wohl verschleiern<br />

wolle, dass man weder „politisch, moralisch<br />

noch intellektuell in der Lage [sei], Ziele<br />

deutscher Kulturpolitik zu formulieren“. Ein<br />

inhaltlich absurder Einwurf, dessen Sprachkritik<br />

aber nicht ganz ungerechtfertigt ist. Indes,Heiko<br />

Maas hörte das nicht, denn als der<br />

AfD-Abgeordnete das Wort ergriff, hatte der<br />

Coronavirus<br />

Pandemie<br />

und Panik<br />

Arno Widmann<br />

ist der Meinung,dass die derzeitigeSeuche eine viel geringere<br />

Gefahr für die Menschheit ist als etwa der CO 2 -Ausstoß.<br />

Regierung beim Sars-Virus erkennen, ist eine<br />

ganz andere Sache. Erkann sich sprunghaft<br />

weiterentwickeln und mit ungeahnter Geschwindigkeit<br />

um sich greifen. Das macht<br />

ihn unheimlich.<br />

Für Viren gilt weltweit Bewegungs- und<br />

Aufenthaltsfreiheit. GegenVirenhelfen keine<br />

Mauern und kein Brexit. Jeder Virus muss<br />

einzeln erkannt und bekämpft werden. Dass<br />

das funktioniert, haben die letzten Jahrzehnte<br />

gezeigt. Es funktioniert freilich nur<br />

multilateral. Die weltweite, möglichst<br />

schnelle Erfassung aller Daten, die Bereitschaft<br />

zum umfassenden Informationsaustausch,<br />

zur Akzeptanz fremder Hilfe –das ist<br />

die Grundlage eines erfolgreichen Kampfes<br />

gegen Pandemien.<br />

KOLUMNE<br />

Als der Minister<br />

wieder beschafft<br />

werden musste<br />

PetraKohse<br />

guckt gerne<br />

Bundestags-TV.<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

So gesehen wird auch klar, warum die<br />

Welt sich so schwertut im Kampf gegen Terrorismen<br />

jeder Art. Solange der Feind meines<br />

Feindes mein Freund ist, wird esimmer<br />

eine Art von Terrorismus geben, den mein<br />

Feind unterstützt oder den ich unterstütze.<br />

DerMultilateralismus beim Kampf gegen<br />

Pandemien kann auch deshalb so erfolgreich<br />

sein, weil er wenig kostet. Die zig Millionen<br />

Euro für Impfstoffe und Impfungen sind<br />

Peanuts.Außerdem kann die Pharma-Industrie<br />

nicht nur bestens daran verdienen. Sie<br />

bessertauch ihr Image gewaltig auf. Seuchen<br />

stellen nicht unsere Wirtschaftsweise infrage.ImGegenteil.<br />

Sieführen vor, wie gut sie<br />

– befreit von nationalen Bornierungen –<br />

funktionieren kann.<br />

Ganz anders sieht es bei den wirklich großen<br />

Gefährdungen der Menschheit aus. Der<br />

Weltbiodiversitätsrat meldet: In den nächsten<br />

Jahrzehnten sind eine Million Arten vom<br />

Aussterben bedroht. Aufgrund unserer Aktivitäten.<br />

Die Spezies, die sich Homo sapiens<br />

nennt, droht alle anderen –und damit auch<br />

ihre eigene Lebensgrundlage –auszurotten.<br />

Davon lassen wir nicht ab.Wir müssten, um<br />

dem Artensterben ein Ende zu bereiten, anders<br />

leben und wirtschaften.<br />

Das Gleiche gilt für die Verringerung des<br />

CO 2 -Ausstoßes. Ein technisches Problem,<br />

aber unsere ganze Existenz hängt so am<br />

Petro-Konsum, dass wir vorziehen, die Welt<br />

und uns zu vernichten, als ihn abzustellen.<br />

Wir werden uns also ein neues, ein wirklich<br />

multilaterales,ein womöglich menschheitliches<br />

„Wir“ bauen müssen, wenn wir nicht<br />

von den massiven Interessen, die vom derzeitigen<br />

Status quo profitieren und uns überall<br />

auf der Welt in immer engere Horizonte<br />

einsperren, mit in den Abgrund gezogen<br />

werden möchten.<br />

Minister die Sitzung bereits verlassen. Einen<br />

weiteren Redner später beantragte Britta Haßelmann<br />

von den Grünen eine Unterbrechung<br />

derVeranstaltung. Derzuständige Minister<br />

sei in Minute 40 enteilt, und auch<br />

sonst sei kein einziges Mitglied der Bundesregierung<br />

anwesend. Wieder einmal. Zur<br />

„Kernzeit“. Und das gerade heute, obwohl<br />

am Vortag Bundestagspräsident Schäuble in<br />

dieser Sache,dem Mangel an Bundestagssitzungsdisziplin<br />

der Regierungsmitglieder, im<br />

Kanzleramt vorgesprochen habe.<br />

DerBundestagspräsident gab dem Antrag<br />

statt, und ab Minute 54 stand man im Plenarsaal<br />

bequem. LockereGesprächsfetzen wehten<br />

ins Bundestags-TV-Mikrofon, Anton<br />

Hofreiter ging mit schwingendem Haar nach<br />

hinten ab, Claudia Roth versammelte einige<br />

Frauen um sich –mitten in der Kernzeit der<br />

bundesdeutschen Legislativarbeit war ein<br />

Spalt entstanden, aus dem heraus eine Freizeit<br />

erwuchs,inder die Gesetzgeber mit den<br />

Beinen baumeln konnten. EinMoment vollständiger<br />

Disfunktionalität. Das war schön.<br />

Daswar Kunst. Aber natürlich nicht korrekt.<br />

Um 10.08 Uhr allerdings, inMinute 68,<br />

hatte man den Minister wieder beschafft. Er<br />

entschuldigte sich artig und etwas verschwitzt,<br />

im Auswärtigen Amt finde zur<br />

Stunde eine „Kleinwaffenkonferenz“ statt,<br />

zehn Außenminister des westlichen Balkans<br />

und europäischer Länder nähmen teil ...<br />

Zehn Außenminister! Ganz offensichtlich<br />

ist die Kerntagungszeit des Bundestages im<br />

ministeriellen Kalender nicht blockiert. 1,9<br />

Kilometer ist das Auswärtige Amt vom Bundestag<br />

entfernt, die einfache Fahrzeit beträgt<br />

mit dem Auto neun Minuten, was bedeutete,<br />

dass Maas keine zehn Minuten für die Kleinwaffen<br />

aus dem westlichen Balkan gehabt<br />

haben dürfte. Das ist nicht viel. Aber das<br />

kommt davon, wenn man die Kleinwaffe des<br />

eigenen Betriebs unterschätzt: die Geschäftsordnung.<br />

Genaues und sinnentnehmendes<br />

Lesen ist immer wichtig, auch hier.<br />

„Da gehst du als Regisseur<br />

aus der Tonmischung, und<br />

alles ist verständlich. Und<br />

dann siehst du deinen Film<br />

im Fernsehen und verstehst<br />

deine eigenen Dialoge<br />

nicht.“<br />

Christian Petzold, Regisseur, imSpiegel über die<br />

schlechten Lautsprecher der modernen Fernseher<br />

AUSLESE<br />

Wie weiter nach<br />

dem Brexit?<br />

Die Briten sind draußen aus der EU,<br />

wie geht es nun weiter? Die Sunday<br />

Times aus London wagt einen Ausblick:<br />

„Die Aussicht auf einige verdrießliche<br />

Monate mit Verhandlungen, die laut Warnungen<br />

erfahrener EU-Beobachter in der<br />

zweiten Jahreshälfte tränenreich zu Ende<br />

gehen könnten, ist für den Premierminister<br />

(Boris Johnson) alles andereals ideal“,<br />

heißt es dort. „Die jüngsten Vorhersagen<br />

der Bank of England, veröffentlicht in der<br />

vergangenen Woche, waren auffallend<br />

pessimistisch und machten deutlich, dass<br />

sie nicht mehr mit einem Produktivitätsaufschwung<br />

rechnet, was der Schlüssel zu<br />

wachsendem Wohlstand wäre. Das verlorene<br />

Jahrzehnt [...] scheint sich fortzusetzen.“<br />

Auch für die spanische <strong>Zeitung</strong> La<br />

Vanguardia steht in Sachen Brexit fest:<br />

„Weder das Vereinigte Königreich noch<br />

die Europäische Union werden irgendwelche<br />

Vorteile davon haben.“ Die Trennung<br />

werde vor allem Kosten verursachen.<br />

„Das Schlimme ist, dass die Fehler<br />

nicht am nächsten Tagbezahlt werden,<br />

sondernesist oft die nächste Generation,<br />

die zur Kassegebeten wird.“<br />

Auch die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />

ist der Überzeugung, dass Großbritannien<br />

die größeren Nachteile hat. „Die<br />

schottische Regierung wird mehr denn je<br />

ein zweites Unabhängigkeitsreferendum<br />

verlangen. Irgendwann wird Johnson<br />

nachgeben müssen –von wegen Volkswille.<br />

Der Preis des Brexits könnte sehr<br />

hoch werden.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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Brandenburg täglich 267 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 9<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Des Kaisers Bart:<br />

Eine kleine<br />

Betrachtung zur<br />

Gesichtbehaarung<br />

Seite 10<br />

„Ich bin keine Nummer“: Obdachlose erzählen, was sie von der Zählunghalten Seite 13<br />

„Nachfrage nach Wohnungen wird anhalten“: Investor schreckt der Mietendeckel nicht Seite 11<br />

Stadtbild<br />

WasGünther<br />

mag<br />

BarbaraWeitzel<br />

lernt zwei sehr verschiedene<br />

Menschen kennen.<br />

Esist ein TagAnfang Januar, an<br />

dem ich unfreiwillig tiefe Einblicke<br />

in das Leben eines Fremden erhalte.<br />

Das kam so: Im vergangenen<br />

Jahr habe ich eine gebrauchte Kamera<br />

gekauft. Der Mann, der sie inserierthatte,ich<br />

nenne ihn hier Günther,versicherte<br />

mir,erhabe alle Bilder<br />

auf der Speicherkarte gelöscht.<br />

Waservergessen hatte: Auch den Kameraspeicher<br />

aufzuräumen. Am besagten<br />

TagimJanuar finde ich die<br />

Bilder.Ich finde jedoch nicht heraus,<br />

wie man sie ungesehen löscht. Seitdem<br />

weiß ich, dass Günther Marathon<br />

läuft und seinen Geburtstag im<br />

Kreis der Familie gefeiert hat. Zumindest<br />

sieht es so aus,die Fotos zeigen<br />

etliche ältere Herrschaften an<br />

der mit langstieligen Blumen geschmückten<br />

Tafel. DieFrauen tragen<br />

das weiße Haar in Löckchen gelegt,<br />

man isst Torte und trinkt aus zierlichen<br />

Tassen. Günther freut sich<br />

sichtlich über eine neue Sporthose.<br />

Außerdem mag Günther violette<br />

Blumen, etliche Nahaufnahmen zeugen<br />

davon, und Sonnenuntergänge.<br />

Vor dem Marathon trinkt Günther<br />

Milchkaffee mit einem hellen Gestreusel<br />

darauf, wahrscheinlich Karamel.<br />

Dazu isst er einen Muffin.<br />

An einem anderen TagimJanuar<br />

erfahre ich, erneut ohne es zu wollen,<br />

von den Vorlieben –und vor allem<br />

Abneigungen –einer mir völlig<br />

unbekannten Person. Schräg gegenüber<br />

vom Haus meines Klarinettenlehrers<br />

wohnt eine Frau, die viel<br />

trinkt und rote Schuhe hasst. Das<br />

weiß ich jetzt, weil die ansonsten ruhige<br />

Straße an diesem Morgen plötzlich<br />

von wüstem Geschrei erfüllt ist.<br />

„Ey, was für hässliche Schuhe, wie<br />

kann man nur solche Schuhe tragen,<br />

Alte, checkst du nicht, wie hässlich<br />

deine Schuhe sind?!?!“ So tönt es von<br />

oben. Weit und breit ist niemand zu<br />

sehen, folglich gilt die Tirade mir.<br />

Ich befehle mir, nicht nach oben<br />

zu schauen, und tue es natürlich<br />

doch. Aus einem geöffneten Fenster<br />

hängt eine Frau mit Kippe und Flasche<br />

in der Hand. Gegen meinen<br />

Willen gehe ich schneller und fühle<br />

mich ausgeliefert. Klingele beim<br />

Lehrer und starre auf meine roten<br />

Stiefel. Nunmach doch auf, bitte ich<br />

stumm, während die offenkundig<br />

völlig besoffenen Frau im Ohrimmer<br />

dieselben Sätze wiederholt, mit so<br />

viel Wut, ja Hass in der Stimme,dass<br />

ich ganz niedergeschlagen bin, noch<br />

Stunden später. Seltsam. Eine<br />

Fremde, betrunken, und doch<br />

schaffte sie es,mir so nahezutreten.<br />

Wann immer ich die roten Stiefel<br />

trage oder diese Straße entlanggehe,<br />

denke ich seitdem an die Betrunkene.<br />

Ich kann nichts dagegen tun.<br />

Und wann immer ich am Haus von<br />

Günther vorbeifahre –esliegt an einer<br />

Buslinie, die ich häufig nutze –<br />

oder die Kamera anschalte, denke<br />

ich an eine heitere Geburtstagsfeier,<br />

onduliertes Haar und blühende Balkonpflanzen.<br />

DieFotos habe ich einzeln<br />

gelöscht, die Bilder im Kopf bleiben.<br />

Wie die Worte der Frau, der ich<br />

keinen Namen gebe. Denn an Günther<br />

und seine Familie denke ich lieber.<br />

Und die roten Stiefel trage ich<br />

absichtlich häufig und mit stolzem<br />

Trotz. Begegnungen kann man sich<br />

nicht aussuchen in der großen Stadt.<br />

Wohl aber das Schuhwerk.<br />

Den02.02.2020 hätten sich vermutlich Einige gerne als Hochzeitsdatum in die Eheringe gravieren lassen. Aber Heiraten warandem Tagnicht möglich, zumindest nicht in Berlin.<br />

Bezirke geben das Nein-Wort<br />

Der Februar steckt voller besonderer Hochzeitstermine, doch einige Standesämter bleiben trotzdem zu<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Viele <strong>Berliner</strong> würden sich<br />

im Februar sicher gerndas<br />

Ja-Wort geben, denn der<br />

Monat steckt voller markanter<br />

Hochzeitsdaten, beginnend<br />

mit dem gestrigen Sonntag, dem<br />

02.02.2020; dazu kommen der<br />

20.02.2020, der 22.02.2020 und der<br />

Schalttag. Doch statt des Ja-Wortes<br />

gibt es von einigen Bezirksämtern<br />

das Nein-Wort: Nur wenige Bezirke<br />

bieten alle besonderen Daten als<br />

Hochzeitstermine an.<br />

Sonntags nie<br />

Der 22. Februar fällt auf einen Sonnabend,<br />

genau wie der 29. Februar –<br />

deshalb bleiben die Türen der Standesämter<br />

in vielen Fällen zu. „Das<br />

Standesamt Mitte bietetTrauungstermine<br />

nur mittwochs und freitags an“,<br />

heißt es etwa auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> an das Bezirksamt. „Die<br />

angeführten Termine liegen jedoch<br />

an anderenWochentagen.“ Schlechte<br />

Neuigkeiten auch aus Steglitz-Zehlendorf:<br />

Hier gibt es Trauungen nur<br />

am ersten Sonnabend des Monats.<br />

„Der 22. und 29. Februar sind nicht<br />

der erste Samstag des Monats und<br />

werden im Standesamt Steglitz-Zehlendorfnicht<br />

angeboten“, hieß es auf<br />

Nachfrage.Das Wochenende ist auch<br />

in Pankow heilig: Weil der 22. ein<br />

Sonnabend ist, „finden hier keine<br />

Eheschließungen im Rathaus statt“.<br />

Ausgerechnet am speziellsten Tag<br />

blieben die Türen der Standesämter<br />

zu, nämlich am gestrigen 02.02.2020.<br />

Das Datum besteht nur aus Nullen<br />

und Zweien und ist zudem ein Palindrom<br />

–eskann also von vorn und<br />

von hinten gelesen werden. Zuletzt<br />

gab’s das am 21.02.2012, einem<br />

Dienstag. Ehepaareinspe hatten damals<br />

mehr Glück mit den Behörden<br />

als jetzt. „Der 02.02. fällt als gesetzlicher<br />

geschützter Sonntag von vornherein<br />

nicht in die Planung“, heißt es<br />

aus Steglitz. Und aus Charlottenburg:<br />

„Samstags und sonntags werden<br />

keine Eheschließungen durchgeführt.“<br />

Doch es gibt auch Hoffnung: Einige<br />

Bezirksämter bieten sogar zusätzliche<br />

Termine an. Etwa in Reinickendorf:<br />

„Am 22.02.20 finden 14<br />

Eheschließungen statt“, schreibt ein<br />

Sprecher.„Normalerweise bieten wir<br />

Samstagstrauungen nur im Sommer<br />

an, sodass auch diese Termine zusätzlich<br />

eingerichtet wurden.“<br />

18 Eheschließungen soll es an dem<br />

TaginTempelhof-Schöneberggeben<br />

–und auch im RathausHelle Mittein<br />

Marzahn Hellersdorf, das derzeit<br />

wegen Renovierungsarbeiten geschlossen<br />

ist, kann an dem Taggeheiratet<br />

werden. „Üblicherweise ist<br />

mit zehn Terminen pro Tag und Ort<br />

zu rechnen“, sagt ein Sprecher. Und<br />

die seien ausgebucht.<br />

Sonderöffnungen am 20.02.2020<br />

Deramstärksten nachgefragte Tagist<br />

der 20. Februar 2020 –ein Donnerstag.<br />

17 Paare heiraten inReinickendorf,<br />

obwohl an Donnerstagen dort<br />

sonst keine Eheschließungen angeboten<br />

werden.„DieseTermine haben<br />

wir zusätzlich eingerichtet, um möglichst<br />

vielen Bürgern eine Hochzeit<br />

zumWunschtermin anbieten zu können“,<br />

heißt es. Zehn Eheschließungen<br />

soll es in Pankow geben, nur ein<br />

Termin ist noch frei. In Lichtenberg<br />

werden gleich zwei Hochzeitsorte angeboten,<br />

das Dienstgebäude in der<br />

Egon-Erwin-Kisch-Straße und das<br />

Rathaus; 13 Eheschließungen stehen<br />

an. „Hier wurde bewusst geplant,<br />

dass es eine erhöhte Nachfrage geben<br />

könnte“, teilt ein Sprecher mit.<br />

In Charlottenburg seien 20 Heiratstermine<br />

angeboten und vergeben<br />

worden, sieben für das Rathaus<br />

Schmargendorf, die anderen für die<br />

Konkurrenz für Giffey und Saleh<br />

Villa Kogge. Glücklich werden auch<br />

Paare inTempelhof-Schöneberg: Am<br />

20. Februar wurde hier das Angebot<br />

erweitert, es gibt vier Eheschließungen<br />

im Goldenen Saal und satte 23 im<br />

Trauzimmer.Und:Hierwirdaucham<br />

22. Februar geheiratet, 18mal sogar,<br />

trotz Sonnabend.<br />

Eine Expertin kritisiertdas Vorgehen<br />

der Standesämter und den dort<br />

herrschenden Personalmangel: „Ich<br />

erlebe immer wieder, dass Paare gezwungen<br />

sind, eine freie Trauung zu<br />

organisieren. Sie gehen dann in der<br />

Woche inganz kleiner Runde zum<br />

Standesamt und holen sich für die<br />

Feier am Wochenende einen freien<br />

Redner“, sagt Sarah Linow, die seit<br />

zehn Jahren als Hochzeitsplanerin<br />

tätig ist, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Schade ist es zum Beispiel in Mitte –<br />

hier gibt es schöne Hochzeitsorte,<br />

aber keine Termine an Samstagen.<br />

Das ist sehr schade.“ Sie sieht darin<br />

auch Schaden für die Stadt: Etliche<br />

Touristen kämen in die Hauptstadt,<br />

um zu heiraten. „Und die Leute geben<br />

viel Geld dafür aus. Und Berlin<br />

ist von überall gut zu erreichen, hip<br />

und cool und günstiger als andere<br />

Metropolen“, sagt Sarah Linow.<br />

„Durch die fehlenden Termine geht<br />

der Stadt viel Geld verloren.“<br />

Zwei SPD-Mitglieder fordern Mitgliederbefragung vor der geplanten Neubesetzung der Parteispitze<br />

Für den Vorsitz der <strong>Berliner</strong> SPD<br />

haben sich neben Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey und<br />

SPD-Fraktionschef Raed Saleh weitere<br />

Interessenten gemeldet. Die<br />

stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Selbstständigen<br />

in der SPD,Angelika Syring, und<br />

Ulrich Brietzke hätten eine gemeinschaftliche<br />

Kandidaturerklärung<br />

und einen Antrag auf ein Mitgliederbegehren<br />

eingereicht, teilte eine<br />

Sprecherin der <strong>Berliner</strong> SPD am<br />

Samstag mit. „Wir prüfen nun das<br />

Verfahren.“ Das<br />

Mitgliederbegehren<br />

ziele auf<br />

eine Mitgliederbefragung<br />

im<br />

Vorfeld der Wahl<br />

ab.<br />

Zuvor hatte Angelika<br />

der Tagesspiegel-Newsletter<br />

Syring<br />

„Checkpoint““ darüber berichtet.<br />

Dem Bericht zufolge geht es Syring<br />

und Brietzke ums Prinzip -Ambitionen<br />

auf öffentliche Ämter hätten sie<br />

SYRING/TWITTER<br />

Ulrich<br />

Brietzke<br />

BRIETZKE/XING<br />

nicht, hieß es.<br />

Giffey hatte<br />

am Mittwoch<br />

mit dem bisherigen<br />

Amtsinhaber<br />

und Regierenden<br />

Bürgermeister,<br />

Michael<br />

Müller bekanntgegeben,<br />

Vorsitzende<br />

der <strong>Berliner</strong> SPD werden zu<br />

wollen -ineiner Doppelspitze mit<br />

Saleh. Müller hatte zuvor mitgeteilt,<br />

bei der am 16. Mai anstehenden<br />

Wahl nicht mehr für den Posten des<br />

Landesvorsitzenden anzutreten.<br />

In ihrem am Freitagnachmittag<br />

veröffentlichten Kandidatenbrief<br />

schreiben Franziska Giffey und Rahed<br />

Saleh: „Berlin ist die Stadt der<br />

Freiheit. Berlin hat Anziehungskraft.<br />

Berlin ist spannend. Berlin bietet<br />

Chancen.“ Das sei alles andere als<br />

ein Grund zur Klage,„aber auch ein<br />

Auftrag für uns,dafür zu sorgen, dass<br />

die guten Eigenschaften Berlins<br />

auch wirklich allen in Berlin zu Gute<br />

kommen“. (dpa)<br />

WESTEND61<br />

NACHRICHTEN<br />

Veranstalter sagt<br />

die Biermeile ab<br />

Dasals „Biermeile“ bekannte Internationale<br />

<strong>Berliner</strong> Bierfestival wird<br />

es nicht mehr geben. Wieder Veranstalter<br />

am Sonntag bekannt gab,hätten<br />

sich die finanziellen Aufwendungen<br />

etwa für Sicherheits-, Sanitäts-,<br />

und Absperrmaßnahmen sowie für<br />

Sanierungsmaßnahmen der Grünflächen<br />

vonJahr zu Jahr erhöht. Nun<br />

sei man „finanziell an die Grenzen<br />

gelangt“. Dasseit 1996 alljährlich am<br />

ersten Augustwochenende in der<br />

Karl-Marx-Allee veranstaltete Festivallockte<br />

stets Tausende Besucher,<br />

sorgte aber auch immer öfter für Kritik<br />

vonAnwohnern. Im vergangenen<br />

Jahr boten etwa 300 Brauereien<br />

mehr als 2000 Biersorten an. (BLZ)<br />

Mehrere Kinder bei Brand<br />

in Rummelsburg verletzt<br />

In einem zweistöckigenWohngebäude<br />

in Rummelsburgist am Sonntagmittag<br />

ein Feuer ausgebrochen.<br />

Beidem Brand in dem Gebäude in<br />

der Einbecker Straße wurden zwölf<br />

Bewohner verletzt, darunter fünf Kinder.120<br />

Feuerwehrleute waren vor<br />

Ort, sagte ein Sprecher.Bis in den<br />

Nachmittag war die Lage noch nicht<br />

unter Kontrolle.Die Retter suchten<br />

im Dachstuhl nach Glutnestern. Die<br />

Brandursache ist unklar. (ls., dpa)<br />

Genug Freiwillige für den<br />

BER-Test akquiriert<br />

Nach wenigen Tagen der Suche sind<br />

fast alle 20 000 Plätzefür freiwillige<br />

Tester des künftigen Hauptstadtflughafens<br />

BER vergeben. Darüber hinaus<br />

seien mehrereHundertInteressenten<br />

auf Wartelisten vermerkt,<br />

sagte ein Flughafensprecher.„Das<br />

Interesse ist erfreulich groß, den BER<br />

vorallen anderen kennenzulernen.“<br />

DieKomparsen sollen vonEnde Juni<br />

bis Mitte Oktober die Passagier-Abläufe<br />

erproben. (dpa)<br />

Polizei meldet mehr Delikte<br />

mit Schreckschusswaffen<br />

Immer häufiger registriertdie Polizei<br />

illegal mitgeführte Schreckschusspistolen<br />

und das verbotene Abfeuerndieser<br />

Waffen. Vergangenes Jahr<br />

erfasste die Polizei 335 Verstöße gegen<br />

das Waffengesetz mit Schreckschusswaffen.<br />

In den Jahren davor<br />

lagen die Zahlen deutlich darunter.<br />

DieAnzahl anderer Straftaten wie<br />

Bedrohung, Raub oder Diebstahl,<br />

bei denen der Täter eine Schreckschusspistole<br />

einsetzte,blieben mit<br />

etwa 100 über die Jahrekonstant.<br />

Überproportional sind es junge<br />

Männer,die eine Schreckschusspistole<br />

dabeihaben. Vonden 1655 Verdächtigen<br />

(Jahre2015 bis 2019) bei<br />

den Verstößen gegen das Waffengesetz<br />

waren knapp 800 männlich und<br />

unter 25 Jahren alt. (dpa)<br />

Delikte mit Schreckschusspistolen<br />

Anzahl der Verstöße in Berlin<br />

335<br />

141<br />

173<br />

209<br />

265<br />

2015 2016 2017 2018 2019<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: DP


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Stadtgeschichte<br />

Kaiser Wilhelm I. (1797–1888): der Patriarchenbart. WIKIPEDIA (2)<br />

Friedrich III. (1831–1888), der 99-Tage-Kaiser:Variante gepflegter Vollbart. Kaiser Wilhelm II. (1859–1941): Bartmode „Kaiser-Wilhelm-Aufsteiger“. HERITAGE IMAGES<br />

Des Kaisers Bart<br />

In den wilhelminischen Jahrzehnten avancierte die Gestaltung des majestätischen Gesichtshaares zum patriotischen Bekenntnis<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Die zauseligen Revoluzzerbärte<br />

der 1848er-Revolution<br />

waren mit<br />

Marx, Engels und Genossen<br />

ins Exil gegangen, als die<br />

Gründung des Deutschen Reiches<br />

1871 den Siegeszug der Kaiserbärte<br />

einleitete.Der wohlkomponierte Gesichtsbewuchs<br />

Wilhelms I. –wollig<br />

gelockt die würdevoll-grauen Backenbarthälften,<br />

dazwischen glattes<br />

Kinn, als Krönung über der Lippe der<br />

energisch hochgezwirbelte altersweiße<br />

und -weise Schnäuzer –fand<br />

begeisterte Nachahmer über alle<br />

Standesunterschiede hinweg: Die<br />

Untertanen verstanden den gravitätischen<br />

Patriarchenlook als Symbol<br />

der Kaisertreue und der Konformität<br />

und ergriffen massenhaft die Möglichkeit<br />

zur klassenübergreifenden<br />

Identifikation mithilfe eigener Körpergestaltung.<br />

Mit dieser Barttracht<br />

durfte sich der Schustergeselle wie<br />

ein Kaiser fühlen.<br />

Jeder Bart ist anders<br />

Nicht jedem gestattete die Natur,<br />

sich dem kaiserlichen Vorbild vollkommen<br />

anzugleichen, denn: Jeder<br />

Bart ist anders. Wuchsfläche, Struktur<br />

oder Farbe des Restbestandes<br />

ehemaliger Vollbehaarung fallen<br />

höchst individuell aus.Wenn die Einzigartigkeit<br />

jeder Bartanlage damals<br />

eher störte,soöffnet sie dem Bartträger<br />

der Gegenwart geradezu unendliche<br />

Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Mit opulenter Vollbartvariante<br />

trat 1888 Kaiser Friedrich III. nach<br />

dem Tode seinesVaters als Herrscher<br />

auf. In seinen 27 Wartejahren als<br />

Kronprinz hatte er sich militärisch<br />

sowie in Finanz- und Handelsfragen<br />

gebildet, sich gerne in architektonische<br />

und stadtgestalterische Fragen<br />

Berlins eingemischt, gegen den elterlichen<br />

Willen aus Zuneigung die<br />

britische Prinzessin Victoria zur Gemahlin<br />

erwählt und –bei aller Loyalität<br />

–gegen Vaters Politik opponiert.<br />

Liberale Hoffnungen begleiteten die<br />

Thronbesteigung. Doch nach nur 99<br />

Tagen starb Friedrich III. an Kehlkopfkrebs.<br />

Als Modevorbild setzte<br />

sich der Vollbartnicht durch.<br />

Ganz anders wirkte der nächste<br />

Monarch im sogenannten Drei-Kaiser-Jahr<br />

1888: MitWilhelm II., bei der<br />

Krönung 29 Jahre alt, nahm der<br />

Reichsadler Platz auf der edelsten<br />

Oberlippe der Nation. Modern,<br />

selbstbewusst, mit unmissverständlichem<br />

Machtanspruch reckten sich<br />

dessen Bartflügel dynamisch in die<br />

Höhe. Das begeisterte Millionen<br />

Männer.Mit diesem Schnauzer fand<br />

die Tradition der Kaiser-Wilhelm-<br />

Bärte ihren Höhepunkt.<br />

Von dem US-amerikanischen<br />

Historiker Robert K.Massie ist eine<br />

Beschreibung Wilhelms II. zum Zeitpunkt<br />

des Regierungsantritts überliefert:<br />

„Wer den neuen deutschen<br />

Kaiser betrachtete, sah einen knapp<br />

mittelgroßen Mann mit rastlosen,<br />

strahlend blauen Augen und lockigem<br />

hellbraunem Haar. Sein auffallendstes<br />

Merkmal war ein buschiger<br />

Schnurrbartmit aufgebogenen Spitzen,<br />

die Kreation eines geschickten<br />

Barbiers,der jeden Morgen mit einer<br />

Dose Wachs im Schloss erschien.“<br />

Tatsächlich kam allmorgendlich<br />

um sieben Uhr François Haby ins<br />

<strong>Berliner</strong> Schloss, ein Haarkünstler<br />

Aus der Forschung: Eine ausführliche Darstellung<br />

liefertdie Dissertation vonChristina<br />

Wietig „Der Bart. Zur Kulturgeschichte des<br />

Bartes vonder Antikebis zur Gegenwart“, Institut<br />

für Gewerblich-Technische Wissenschaften<br />

-Fachrichtung Kosmetik und Körperpflege.<br />

Vollständig im Netz: https://dnb.info/976764059/34<br />

Aus dem Stadtmuseum: Elisabeth Bartel,<br />

„Donnerwetter tadellos! Kaiser,Hoffriseur<br />

und Männerbärte“, Taschenbuch, herausgegeben<br />

2013 vomStadtmuseum in der Reihe<br />

Museum in der Tasche<br />

aus hugenottischer Familie, der seit<br />

1880 in der dorotheenstädtischen<br />

Mittelstraße, keinen Kilometer von<br />

Kaisers Wohnung entfernt, erfolgreich<br />

einen Frisiersalon betrieb.<br />

Haby stylte Majestät zu großer Zufriedenheit,<br />

begleitete den Kaiser auf<br />

Staatsbesuchen. 1890 erhielt er Rang<br />

des Hoffriseurs.<br />

Habys Ruhm und Vermögen<br />

mehrten auch die von ihm kreierten<br />

und vertriebenen Kosmetika, allen<br />

voran die Bartpomade mit dem<br />

grandiosen Namen „Donnerwetter –<br />

tadellos!“. Die Dose, die er allmorgendlich<br />

für Majestät dabeihatte,<br />

enthielt dieses Zeitgeistprodukt.<br />

Seine Rasierseife hieß aufmunternd<br />

„Wach auf“, das Damenshampoo<br />

„Ich kann so nett sein“.<br />

ZUR KULTURGESCHICHTE<br />

Barttasse aus Porzellan, um 1900, Aufschrift:<br />

„Ich gratuliere“ . STIFTUNG STADTMUSEUM<br />

Die Bartbinde namens „Es ist erreicht“<br />

ergänzte das Pflegeset. Und<br />

nicht nur Majestät legte die Binde<br />

über Nacht an, um die hochgezwirbelten<br />

Spitzen, genannt Kaiser-Wilhelm-Aufsteiger,<br />

inPosition zu halten,<br />

sondern buchstäblich jedermann.<br />

Bartwichse und Binde, die<br />

Schönheits- und Statusprodukte für<br />

den Mann, gehörten in der Zeit des<br />

Wachstums Berlins zur Weltmetropole<br />

zu den Massenprodukten. Friseur<br />

Haby ließ 1901 seinen Salon luxuriös<br />

umgestalten –spektakulär mit<br />

grünen Marmorwaschbecken, dunkelrotem<br />

Mahagonifurnier und einem<br />

violetten Wandfries. Einen Teil<br />

des Ensembles hütet heute das Märkische<br />

Museum als Prachtstück seiner<br />

Ausstellung.<br />

Unvollständig wäre die Liste der<br />

Kultgegenstände rund um das<br />

Thema „Kaisers Bart für alle“ ohne<br />

einen banalen Alltagsgegenstand:<br />

die Barttasse. Ein über der Öffnung<br />

platzierter Steg minimierte den Kontakt<br />

vonSchnauzer und Tasseninhalt<br />

beim Trinken. In der Kaiserzeit verfügte<br />

wohl jeder Bartträgerhaushalt<br />

über mindestens ein Exemplar. Wer<br />

heute bei Online-Händlern nachschaut,<br />

stellt fest: Die Barttasse ist<br />

wieder da. Originale aus Kaisers Zeit<br />

erzielen schöne Preise, Neuproduktionen<br />

helfen modernen Bartträgern<br />

beim hygienisch und ästhetisch vorteilhaften<br />

Cappucinoschlürfen.<br />

Einen Kaiserbart zu tragen verpflichtete<br />

auch zu verbaler Disziplin:<br />

Entschlüpfte einem majestätsähnlich<br />

gezierten Mund ein illoyales<br />

Wort, hieß es schnell: „Majestätsbeleidigung“!<br />

Heinrich Manns „Untertan“<br />

Diederich Heßling sagt es unmissverständlich:<br />

„Der Schnurrbart<br />

wird von Seiner Majestät getragen!<br />

Es ist die deutsche Barttracht.“<br />

In der Menschheitsgeschichte ist<br />

es natürlich nichts Neues, den Naturzustand<br />

des männlichen Gesichtshaares<br />

abzuwandeln, ihm eine<br />

zeitgemäße Ästhetik zu verleihen<br />

oder mit Symbolkraft aufzuladen –<br />

durch schneiden, formen, drehen,<br />

locken, ölen, parfümieren. Alte Kulturen<br />

haben Bärte mit Goldstaub<br />

und Goldfäden veredelt oder mit Ersatzhaar<br />

ergänzt, um es üppiger und<br />

gesünder aussehen lassen. Heute<br />

bieten Bartextensions unbegrenzte<br />

Möglichkeiten in Form und Farbe.<br />

Hierzulande geht es nicht mehr<br />

um den Glauben an die im ewig<br />

wachsenden Bart hausende göttliche<br />

Macht oder die Überzeugung,<br />

mit sprießendem Bart wüchsen dem<br />

Jungmann Führerqualitäten zu. Die<br />

Kulturhistorikerin Christina Wietig<br />

beschreibt den neuen Bart „als kulturkreisabhängigen<br />

virilen Individualausdruck<br />

für die Kommunikation“,<br />

um „Lebensentwürfe, Haltungen,<br />

Temperamente,selbstgewählte oder<br />

gesellschaftlich erwartete Rollenbilder“<br />

vorzuzeigen.<br />

Rebell oder Konformist?<br />

Die Signale helfen demnach bei der<br />

sofortigen Einordnung des Gegenübers:<br />

Rebell oder Konformist? Auch<br />

das Gegenteil ist möglich: Tarnung.<br />

Bartträger verlangen Blickkontakt,<br />

fordernvisuelle Auseinandersetzung<br />

ein und gebieten zugleich Distanz.<br />

Im Gegensatz dazu steht die Beschwichtigungsbotschaft<br />

rasierter<br />

Bärte: Der kindlichere Ausdruck des<br />

vollständig einsehbaren Gesichts,<br />

vor allem dessen Mimik, erscheint<br />

weniger bedrohlich.<br />

Der Kaiser-Bart fusselte übrigens<br />

schon vordem Ende der Monarchie:<br />

Wer die Gasmaske überstreifen<br />

musste, bevorzugte um des Überlebens<br />

willen glatte Haut. Übrig blieb<br />

mit dem Bürstchen des Gefreiten<br />

Hitler der nächste deutsche Kultbart.<br />

Übergehen wir dieses (kurz)haarige<br />

Kapitel mit der Ermahnung, die<br />

der Poet Emanuel Geibel hinterließ.<br />

In einem seiner Gedichte streiten drei<br />

junge Männer im Wirtshaus darüber,<br />

ob der Bart Kaiser Friedrich Barbarossas<br />

braun, schwarz oder weiß gewesen<br />

sei und hauen schließlich mit Säbeln<br />

aufeinander ein. Deshalb der<br />

Appell: „Zankt, wenn ihr sitzt beim<br />

Weine,nicht um des Kaisers Bart!“<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Labor 89<br />

Groß-Berlin-Gesetz<br />

Hugenotten in Berlin<br />

Die gängige Erinnerungskultur über die Wendezeit und<br />

die deutsch-deutsche Vereinigung ist von einer einseitigen<br />

Erzählung geprägt, die ein Bild des nationalen Erfolgs<br />

zeichnet. Soziale Umbrüche, aber auch Erfahrungen<br />

und Beiträge von Menschen und Communities, die<br />

nicht in dieses Bild passen, kommen kaum vor. Dieneue<br />

Ausstellung im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum<br />

betrachtet diese Geschichte aus der Sicht von Akteuren,<br />

die vor und nach dem Mauerfall für Gleichstellung,<br />

Partizipation und Selbstbestimmung kämpften.<br />

Labor 89.Neue Perspektiven auf die Wendezeit, Ausstellungbis 22. März,<br />

FHXBMuseum,Adalbertstraße 95 A, Di–Do 12–18 Uhr,Fr–So 10–20Uhr<br />

Nach jahrzehntelanger Diskussion trat 1920 das Groß-<br />

Berlin-Gesetz in Kraft. Das hundertjährige Bestehen der<br />

Stadt- und Einheitsgemeinde wird indiesem Jahr mit<br />

zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und auch<br />

Diskussionen über die heutige Situation gefeiert. Das<br />

„Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde<br />

Berlin“, so der vollständige Name, wurde am 27. April<br />

1920 vomPreußischen Landtag mit schwacher Mehrheit<br />

von 165 zu 148 Stimmen (Ja-Stimmen von SPD, USPD<br />

und Teilen der linksliberalen DDP) beschlossen und trat<br />

am 1. Oktober in Kraft. In die bisherige Stadtgemeinde<br />

Berlin wurden die sechs kreisfreien Städte Lichtenberg,<br />

Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Neukölln<br />

und Spandau sowie aus den Kreisen Niederbarnim, Osthavelland<br />

und Teltow die Stadtgemeinde Köpenick, 59<br />

Landgemeinden und 27 Gutsbezirke eingemeindet. Damit<br />

wurde der Grundstein für das Berlin des 20. Jahrhunderts<br />

gelegt; die Stadt erhielt ihre Form, die im Großen<br />

und Ganzen bis heute Bestand hat. Die Einzelteile verschmolzen<br />

nicht zu einer großen Masse mit einem einzigen<br />

Zentrum, sondernweisen bis heute Besonderheiten<br />

auf. Zu den gut 1,9 Millionen EinwohnernAlt-Berlins gesellten<br />

sich 1929 noch einmal genauso viele Neu-<strong>Berliner</strong><br />

aus den eingemeindeten Gebieten. Mit 3,8 Millionen<br />

Einwohnern stieg Berlin schlagartig zur drittgrößten<br />

Stadt der Welt nach NewYorkund London auf. (mtk.)<br />

Im 17. Jahrhundertnahm der Große Kurfürst rund 15 000<br />

Hugenotten in Brandenburgauf, die aus Frankreich fliehen<br />

mussten. Viele vonihnen siedelten sich in Berlin an.<br />

Sieprägten die Stadt nachhaltig inWirtschaft, Kultur und<br />

Wissenschaft. Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift <strong>Berliner</strong><br />

Geschichte widmete sich dem Thema. Die Autoren<br />

des Heftes berichten von der Ansiedlung der Hugenotten,<br />

der Entstehung der französischen Gemeinde in Berlin,<br />

von der religiösen Toleranz der Zeit und der konkreten<br />

Geschichte einer Hugenottenfamilie.<br />

HugenotteninBerlin,Vorträgevon Susanne Lachenicht, Jürgen Wetzel, Mathias<br />

Asche, RobertViolet, 11. Februar,20Uhr,Urania, An der Urania 17


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 11<br />

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Berlin<br />

Maximal 20 Prozent Überschreitung sind erlaubt<br />

Die geplanten Regelungen des Mietendeckels –und wiesie von den <strong>Berliner</strong>n genutzt werden können<br />

VonUlrich Paul<br />

Das Abgeordnetenhaus<br />

hat am vergangenen<br />

Donnerstag den Gesetzentwurf<br />

für den Mietendeckel<br />

beschlossen, mit dem die<br />

Mieten für fünf Jahre weitgehend<br />

eingefroren werden sollen. Hier ein<br />

Überblick über das weitere Verfahrensowie<br />

die Kernpunkte des Gesetzes<br />

–und ausgewählte Empfehlungen,<br />

wie sich Mieter verhalten sollen.<br />

Wann tritt der Mietendeckel in Kraft?<br />

Voraussichtlich bis Ende Februar.<br />

Zunächst muss der Senat entscheiden,<br />

ob der Beschluss des Abgeordnetenhauses<br />

von ihm unterstützt<br />

wirdoder ob es eine weitereBehandlung<br />

des Gesetzes im Parlament geben<br />

muss. Wenn der Senat auf eine<br />

weitere Behandlung im Parlament<br />

verzichtet, kann der Gesetzestext redaktionell<br />

fertiggestellt werden. Anschließend<br />

geht das Gesetz zur Unterzeichnung<br />

an den Präsidenten<br />

des Abgeordnetenhauses. Spätestens<br />

14 Tage nach der Unterzeichnung<br />

muss das Gesetz im Gesetzund<br />

Verordnungsblatt veröffentlicht<br />

werden. Am Tagnach dieser Veröffentlichung<br />

ist das Gesetz wirksam.<br />

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

rechnet damit, dass dies<br />

Ende Februar der Fall sein wird.<br />

Für welche Wohnungen gilt der Mietendeckel?<br />

DerMietendeckel gilt für rund 1,5<br />

Millionen Mietwohnungen, das sind<br />

etwa 90 Prozent aller Mietwohnungen<br />

in Berlin. Ausgenommen sind<br />

unter anderem Sozialwohnungen,<br />

Wohnheime sowie Neubauwohnungen,<br />

die ab 2014 bezugsfertig geworden<br />

sind. Der Mietendeckel gilt zudem<br />

nicht für Wohnungen, die vorher<br />

dauerhaft unbewohnbar waren<br />

und erst mit einem dem Neubau entsprechendem<br />

Aufwand wiederhergestellt<br />

wurden. Ausgenommen sind<br />

ferner Wohnungen, die mit öffentlichen<br />

Mitteln modernisiert und instandgesetzt<br />

wurden und einer<br />

Mietpreisbindung unterliegen.<br />

Wie werden die Mieten eingefroren?<br />

Der Mietendeckel verbietet Vermietern<br />

für die Dauer von fünf Jahren,<br />

für bestehende Mietverhältnisse<br />

eine Miete zu fordern, die über die<br />

am 18. Juni 2019 wirksam vereinbarte<br />

Miete hinausgeht. Die Mieten<br />

werden also auf dem Stand vom 18.<br />

Juni 2019 eingefroren. Dabei soll der<br />

Preisstopp auch für Staffel- und Indexmieten<br />

gelten. Wenn die Wohnung<br />

zwischen dem Stichtag 18. Juni<br />

2019 und dem Inkrafttreten des Mietendeckels<br />

vermietet wurde,wirddie<br />

in dieser Zeit vereinbarte Miete eingefroren.<br />

Erstmals ab 2022 soll es<br />

möglich sein, die gedeckelten Mieten<br />

anzuheben. Und zwar um den<br />

Prozentsatz der seit 18. Juni 2019 eingetretenen<br />

Inflation, höchstens jedoch<br />

um 1,3 Prozent jährlich. Dass<br />

die Mieten für fünf Jahreeingefroren<br />

werden, gilt also nur eingeschränkt.<br />

Möglich sind solche Mieterhöhungen<br />

aber nur, wenn die festgelegten<br />

Mietobergrenzen je nach Baualter<br />

und Ausstattung noch nicht erreicht<br />

oder überschritten sind.<br />

Was ist unter dem Begriff Miete zu<br />

verstehen?<br />

Beieiner Miete im Sinne des Mietendeckels<br />

ist die Nettokaltmiete gemeint.<br />

Also die Miete ohne Betriebskosten<br />

sowie Kosten für Heizung<br />

und Warmwasser. Enthalten in der<br />

Miete sind zugleich alle Zuschläge,<br />

wie zum Beispiel für Mobiliar. Jegliche<br />

Aufschläge, etwa für Vorhänge<br />

oder ein Bett, sind damit untersagt.<br />

Wie hoch liegen die Obergrenzen?<br />

Die Mietobergrenzen liegen je<br />

nach Bezugsfertigkeit der Wohnung<br />

und deren Ausstattung zwischen<br />

3,92 Euro und 9,80 Euro je Quadratmeter.<br />

InGebäuden mit nicht mehr<br />

als zwei Wohnungen, also in Einund<br />

Zweifamilienhäusern, erhöht<br />

sich die Mietobergrenze um zehn<br />

Prozent. Für Wohnraum mit moderner<br />

Ausstattung erhöht sich die<br />

Mietobergrenzeumeinen Euro.Eine<br />

moderne Ausstattung liegt vor, wenn<br />

drei der folgenden fünf Merkmale<br />

vorhanden sind: 1. Ein schwellenlos<br />

erreichbarer Aufzug. 2. Eine Einbauküche.<br />

3.Eine hochwertige Sanitärausstattung.<br />

4. Einhochwertiger Bodenbelag<br />

in der überwiegenden Zahl<br />

der Wohnräume. 5. Ein niedriger<br />

Energieverbrauchskennwert. Bei<br />

den Mietobergrenzen handelt es<br />

sich um gesetzlich bestimmte Miethöchstpreise.<br />

Sie basieren auf dem<br />

<strong>Berliner</strong> Mietspiegel 2013. Die Mietobergrenzen<br />

können zwei Jahre<br />

nach Inkrafttreten des Mietendeckels<br />

angehoben werden.<br />

Sind Modernisierungen möglich?<br />

Ja. Modernisierungen sind ohne<br />

besonderes Genehmigungsverfahrenzulässig,<br />

wenn sie beispielsweise<br />

dem Klimaschutz oder dem Abbau<br />

von Barrieren in der Wohnung dienen<br />

und die Miete zugleich um nicht<br />

mehr als einen Euro proQuadratmeter<br />

steigt. Hierbei darf allerdings<br />

auch die Mietobergrenze umnicht<br />

mehr als einen Euro überschritten<br />

werden. Solche Modernisierungen<br />

müssen bei der Investitionsbank<br />

Berlin (IBB) angezeigt werden.<br />

Wasgilt bei der Wiedervermietung einer<br />

Wohnung?<br />

Frisch sanierte Plattenbauten am Wriezener Karree in Friedrichshain<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Mietobergrenzen<br />

monatliche Nettokaltmiete in Euro pro Quadratmeter je nach Ausstattung der Wohnung<br />

mit Sammelheizung und mit Bad<br />

mit Sammelheizung oder mit Bad<br />

ohne Sammelheizung und ohne Bad<br />

Wohnung bezugsfertig ...<br />

bis 1918 6,45<br />

von 1919 bis 1949<br />

von 1950 bis 1964<br />

von 1965 bis 1972<br />

von 1973 bis 1990<br />

von 1991 bis 2002<br />

von 2003 bis 2013<br />

3,92<br />

4,59<br />

5,00<br />

5,22<br />

5,62<br />

6,27<br />

6,08<br />

5,95<br />

6,04<br />

8,13<br />

9,80<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: SENSTADT<br />

Wenn Wohnraum nach dem Inkrafttreten<br />

des Gesetzes wiedervermietet<br />

wird, ist es per Gesetz verboten,<br />

eine höhereals die eingefrorene<br />

Miete zu nehmen. Liegt die eingefrorene<br />

Miete oberhalb der jeweiligen<br />

Mietobergrenze, darfdieVermietung<br />

nur zur Mietobergrenzeerfolgen. Bei<br />

der Mietobergrenze ist gegebenenfalls<br />

der Zuschlag für eine moderne<br />

Ausstattung und nach einer Modernisierung<br />

zu berücksichtigen. Bei<br />

Wohnungen, deren Vormiete unter<br />

5,02 Euro je Quadratmeter liegt, darf<br />

die Miete bei der Wiedervermietung<br />

um maximal einen Euro auf bis zu<br />

5,02 Euro je Quadratmeter erhöht<br />

werden – Voraussetzung ist, dass<br />

zwei der fünf Merkmale für eine moderne<br />

Ausstattung vorhanden sind.<br />

Also zum Beispiel ein schwellenlos<br />

erreichbarer Aufzug oder eine Einbauküche.<br />

Wann ist eine Miete überhöht?<br />

Eine Miete ist überhöht, wenn sie<br />

unter Berücksichtigung der Wohnlage<br />

mehr als 20 Prozent über der<br />

Mietobergrenze liegt. Ein Beispiel:<br />

Beträgt die Mietobergrenze 5,95<br />

Euro je Quadratmeter, darf der Vermieter<br />

maximal 7,14 Euro je Quadratmeter<br />

verlangen –das sind 20<br />

Prozent mehr. Alles, was darüber<br />

liegt, gilt als überhöht. Je nach Lage<br />

sind jedoch Zuschläge oder Abschläge<br />

möglich. Für Wohnungen in<br />

einfacher Wohnlage ist ein Abschlag<br />

von 28 Cent pro Quadratmeter zu<br />

berücksichtigen, für Wohnungen in<br />

mittlerer Wohnlage werden 9Cent je<br />

Quadratmeter abgezogen, für Wohnungen<br />

in guter Wohnlage werden<br />

hingegen 74 Cent je Quadratmeter<br />

draufgeschlagen. Die Wohnlagen-<br />

Einordnung soll „demnächst“ veröffentlicht<br />

werden –laut Stadtentwicklungsverwaltung<br />

werden zur Bestimmung<br />

voraussichtlich die<br />

Wohnlagen des <strong>Berliner</strong> Mietspiegels<br />

herangezogen.<br />

Wie ist eine überhöhte Miete zu senken?<br />

Bislang war vorgesehen, dass die<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

auf Antrag der Mieter die Miete<br />

absenkt. Nach der Überarbeitung<br />

des Gesetzentwurfs ist jetzt kein Antrag<br />

der Mieter mehr nötig. Nun ist<br />

im Gesetzestext festgelegt worden,<br />

dass eine überhöhte Miete verboten<br />

ist. Dieses Verbot gilt allerdings erst<br />

neun Monate nach der Verkündung<br />

des Gesetzes.Zwarist für die Absenkung<br />

der Miete kein Bescheid der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung<br />

nötig, doch könne ein solcher<br />

„hilfreich“ sein, empfiehlt der <strong>Berliner</strong><br />

Mieterverein. Da die zuständige<br />

Senatsverwaltung alle Maßnahmen<br />

ergreifen könne, die zur Durchsetzung<br />

des Absenkungsanspruchs erforderlich<br />

sind, sollte sie bei einer<br />

Ablehnung der Absenkung durch<br />

den Vermieter einbezogen werden,<br />

rät der Mieterverein. DieVerwaltung<br />

könne dann einen Verwaltungsakt<br />

erlassen oder eine Auskunft über die<br />

zulässige Miete erteilen. Beides<br />

könne bei einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung<br />

mit demVermieter<br />

hilfreich sein.<br />

Gibt es eine Härtefallregelung für Vermieter?<br />

Ja. Umzuverhindern, dass Vermieter<br />

durch die Regelungen dauerhafte<br />

finanzielle Verluste erleiden<br />

oder ihr Eigentum in der Substanz<br />

gefährdet wird, sieht das Gesetz eine<br />

Härtefallregelung vor. Danach ist im<br />

Einzelfall eine höhere Miete erlaubt.<br />

Einkommensschwache Mieter sollen<br />

im Gegenzug einen finanziellen<br />

Ausgleich erhalten, den sie jedoch<br />

beantragenmüssen.<br />

Welche Strafen drohen Vermietern?<br />

Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeiten.<br />

Hierbei drohen Geldbußen<br />

biszu500 000 Euro.<br />

Worauf stützt sich der Senat beim<br />

Mietendeckel?<br />

Der Senat beruft sich auf die Föderalismusreform<br />

von 2006, nach<br />

der die Kompetenz für das Wohnungswesen<br />

auf die Länder übergegangen<br />

ist. Die Landesregierung<br />

sieht darin die Möglichkeit, ein öffentlich-rechtlich<br />

ausgestaltetes<br />

Mietpreisrecht zu schaffen.<br />

Wie ist es um die Rechtssicherheit<br />

des Gesetzes bestellt?<br />

Mit dem Mietendeckel beschreitet<br />

der rot-rot-grüne Senat juristisches<br />

Neuland. Es gibt bisher kein<br />

Bundesland, das die Mieten per Landesgesetz<br />

öffentlich-rechtlich begrenzt.<br />

Ob dies zulässig ist, ist umstritten.<br />

Klagen sind angekündigt. So<br />

wollen die Fraktionen vonCDU und<br />

FDP im Abgeordnetenhaus vor das<br />

Landesverfassungsgericht ziehen.<br />

Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Jan-Marco Luczak strebt eine Entscheidung<br />

vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

an. Dafür nötig sind die<br />

Unterschriften von 178 Bundestagsabgeordneten.<br />

Luczak erklärte,ersei<br />

sicher, dass dieses Quorum schnell<br />

erreicht wird. Es besteht also die Gefahr,<br />

dass Teile des Mietendeckels<br />

oder sogar das komplette Gesetzeswerks<br />

als verfassungswidrig eingestuft<br />

werden.<br />

Ulrich Paul<br />

hält den Mietendeckel für<br />

ein nötiges Experiment.<br />

Investieren, wenn die Preise fallen<br />

Trotz Mietendeckels: Warum die Mähren AG, eine Immobilien-Investment-Gesellschaft, weiter an gute Geschäfte in der Bundeshauptstadt glaubt<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Verbände der Immobilienwirtschaft<br />

warnen seit Monaten<br />

davor, dass der Mietendeckel zum<br />

Investitionshindernis werde, doch<br />

manche privaten Unternehmen zeigen<br />

sich unbeeindruckt von der beschlossenen<br />

Regulierung.<br />

DieMähren AG,ein nach eigenen<br />

Angaben langfristig orientierter Bestandshalter<br />

mit Fokus auf Wohnimmobilien,<br />

erklärte jetzt jedenfalls,<br />

trotz Mietendeckels weiter in Berlin<br />

investieren zu wollen. „Die Immobilienpreise<br />

in Berlin haben aufgrund<br />

der Diskussionen um den Mietendeckel<br />

nachgegeben, dadurch nehmen<br />

für uns die Investitionsmöglichkeiten<br />

wieder zu“, erklärte Unternehmenschef<br />

Jakob Mähren. „Wir beobachten<br />

den Markt weiterhin intensiv,<br />

nutzen unsere profunden<br />

Marktkenntnisse und werden verstärkt<br />

investieren“, so Mähren.<br />

„Der Mietendeckel hat zur Folge,<br />

dass sich vor allem kurzfristig orientierte<br />

Investorengruppen zurückhalten“,<br />

sagt Mähren. Für langfristig<br />

agierende Investoren wie die Mähren<br />

AGsei Berlin aber „nach wie vor<br />

der attraktivste Wohnimmobilienmarkt<br />

Deutschlands“, so der Unternehmer.Die<br />

Metropole werdesich in<br />

den kommenden Jahren weiterhin<br />

positiv entwickeln und sei in der IT-<br />

Branche und der Start-up-Szene<br />

weiterhin starkgefragt –national wie<br />

international. „Dementsprechend<br />

wird die Nachfrage nach Wohnungen<br />

auch in den kommenden Jahren<br />

anhalten“, schätzt Mähren.<br />

DieMähren AG,die 2002 gegründet<br />

wurde, investiert vor allem in<br />

<strong>Berliner</strong> Wohnimmobilien. Das Unternehmen<br />

kauft klassische Mietshäuser<br />

und Wohnanlagen sowie seit<br />

2017 auch Gewerbeobjekte.Das Unternehmen<br />

erklärte, dass es einen<br />

Fokus „auf Developments von<br />

„Der Mietendeckel hat zur Folge,<br />

dass sich vor allem kurzfristig orientierte<br />

Investorengruppen zurückhalten.<br />

Für langfristig agierende Investoren wie uns<br />

ist Berlin nach wie vor der attraktivste<br />

Wohnimmobilienmarkt Deutschlands.“<br />

Jakob Mähren, Chef der <strong>Berliner</strong> Immobilien-Investment-Gesellschaft Mähren AG<br />

MÄHREN/ RICHATD B.<br />

Wohnimmobilien setzen“ wolle.Dafür<br />

würden künftig verstärkt in Berlin<br />

und im nahen Umland Entwicklungsobjekte,<br />

Gewerbeliegenschaften<br />

und Baugrundstücke erworben.<br />

„Wir sind hervorragend aufgestellt,<br />

um Objekte gezielt nachzuverdichten<br />

oder komplett zu entwickeln“, so<br />

Jakob Mähren.<br />

Durch den Mietendeckel werden<br />

zwar die Mieten in bestehenden<br />

Mietverhältnissen für fünf Jahre<br />

weitgehend eingefroren. Ausgenommen<br />

sind jedoch Neubauten, die seit<br />

2014 fertiggestellt wurden. Auch im<br />

Altbau sind manche Geschäftsmodelle<br />

weiter möglich. So erwarten<br />

Marktbeobachter, dass die Umwandlung<br />

von Miet- in Eigentumswohnungen<br />

weiter zunehmen wird.<br />

Die Umwandlung unterliegt zurzeit<br />

zwar gewissen Beschränkungen, ist<br />

aber nicht grundsätzlich verboten.<br />

Sollten die Kaufpreise vonMietshäusern<br />

aufgrund des Mietendeckels<br />

sinken, dürfte dies sogar dazu führen,<br />

dass das Umwandlungsgeschäft<br />

attraktiver wird –weil sich die Gewinnspanne<br />

bei den Weiterverkäufen<br />

erhöht.<br />

Vorder Mähren AG hatte bereits<br />

die Groth Gruppe erklärt, den Baueines<br />

neuen Stadtquartiers in Lichterfelde<br />

Süd ungeachtet des Mietendeckels<br />

zu realisieren. „Der Mietendeckel<br />

berührt uns hier überhaupt<br />

nicht“, hatte Unternehmenschef<br />

Klaus Groth bei der Präsentation der<br />

Pläne im November betont. Die<br />

Groth Gruppe will zwischen Osdorfer<br />

Straße und Anhalter Bahn unter<br />

dem Namen Neulichterfelde ein<br />

Stadtviertel mit 420 Reihenhäusern,<br />

rund 1540 Miet- und Eigentumswohnungen<br />

sowie 540 Sozialwohnungen<br />

errichten. Anfang 2021 sollen<br />

die Bauarbeiten beginnen und<br />

bis 2025/26 abgeschlossen werden.<br />

Das Investitionsvolumen beläuft<br />

sich auf rund 900 Millionen Euro.


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Berlin<br />

In bis zu acht<br />

Semestern zur<br />

Hebamme<br />

Charité schafft neuen<br />

Studiengang<br />

Wer in Berlin Hebamme werden<br />

will, muss dafür künftig studieren.<br />

Wegen einer bundesweiten Reformstehen<br />

nun auch in der Hauptstadt<br />

Veränderungen an: Die letzten<br />

Ausbildungsjahrgänge von Charité<br />

und Vivantes starten nach Angaben<br />

der Institutionen dieses Jahr.Gleichzeitig<br />

bereitet die Charité einen Hebammenstudiengang<br />

vor. Angestrebt<br />

werde, dass 60 Studierende<br />

zum Wintersemester 2021/22 anfangen<br />

können, wie die Universitätsmedizin<br />

auf Anfrage mitteilte.<br />

Die praktischen Ausbildungsteile<br />

des dualen Studiengangs würden<br />

Charité und Vivantes gemeinsam<br />

übernehmen, heißt es. Insgesamt<br />

plant der Senat eigenen Angaben zufolge<br />

mit 120 Studienanfängern ab<br />

2021.<br />

Bislang machten die meisten angehenden<br />

Hebammen in Berlin eine<br />

klassische Ausbildung, für die ein<br />

Mittlerer Schulabschluss ausreicht.<br />

Zuletzt entschieden sich allerdings<br />

auch immer mehr dafür, an der<br />

Evangelischen Hochschule Berlin<br />

(EHB) ein Studium zu absolvieren.<br />

Bereits seit 2013 gibt es dort den Bachelor<br />

of Science of Midwifery. In<br />

den vergangenen Jahren stieg die<br />

Zahl der Studienanfänger dort von<br />

20 auf derzeit 49, wie es von Senat<br />

und EHB heißt. Die Hochschule kooperiert<br />

imdualen Studiengang mit<br />

dem St.Joseph-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof.<br />

Die Studiengänge der EHB und<br />

der Charité sollen künftig auffangen,<br />

was an Ausbildungsplätzen wegfällt,<br />

wie aus Plänen der Senatskanzlei<br />

Abschied am Brandenburger Tor<br />

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wurde am<br />

vergangenen Freitag vollzogen, und Berlin verabschiedete sich auf sehr<br />

emotionale Art. Kristin Snippe und Hans Strömsdörfer, beide nach eigenem<br />

Bekunden große Englandfans,gehörten zu den Brexit-Gegnern,<br />

die sich am Brandenburger Torversammelten. Viele kamen mit Kerzen<br />

Immer mehr Ermittlungen werden eingestellt<br />

CHRISTOPH SOEDER/DPA<br />

und Union Jack, um gegen Mitternacht gemeinsam die EU-Hymne<br />

„Ode an die Freude“ zu singen. Andrew Sims, Direktor der Embassy<br />

Singers,hatte die Aktion am Brandenburger Tororganisiert. DerFunkturmamMessegelände<br />

wurde am Abend in den Farben der britischen<br />

Flagge angestrahlt. In Berlin leben etwa 18 000 britische Staatsbürger.<br />

Opposition beklagt Überlastung von Polizei und Gerichten. Justizverwaltung verweist auf 158 neue Stellen<br />

POLIZEIREPORT<br />

Polizisten beworfen.<br />

In Kreuzbergist in der Nacht zum<br />

Sonntag ein Streifenwagen mit<br />

Steinen beworfen worden. Dabei<br />

wurde der Beifahrer verletzt. Kurz<br />

nach 2Uhr befand sich die Funkwagenbesatzung<br />

auf dem Bethaniendamm<br />

in Richtung Köpenicker<br />

Straße auf Streifenfahrt, als ein<br />

Mann einen Kleinpflasterstein gegen<br />

die Windschutzscheibe des<br />

Fahrzeugs warf. Kurz darauf trafen<br />

vondreiweiteren Männerngeworfene<br />

Steine den Einsatzwagen. Die<br />

Beamten alarmierten Kollegen. Als<br />

sie eintrafen, waren die Steinewerfer<br />

bereits geflüchtet. DerBeifahrer<br />

wurde durch Glassplitter an<br />

einer Hand verletzt. DerFahrer<br />

kam mit dem Schrecken davon.<br />

Fußgängerin schwer verletzt.<br />

Eine Fußgängerin ist am Sonnabend<br />

bei einem Unfall in Köpenick schwer<br />

verletzt worden. Eine 63-Jährige war<br />

gegen 17.45 Uhrmit ihrem Toyota in<br />

der Kaulsdorfer Straße unterwegs.<br />

Kurz hinter dem Wongrowitzer Steig<br />

überquerte eine 39-Jährige die<br />

Straße auf einem Zebra-Streifen. Dabei<br />

wurde sie vondem Auto erfasst.<br />

DieFußgängerin erlitt Verletzungen<br />

am Kopf und kam in eine Klinik.<br />

Verkäuferin überfallen.<br />

Einmaskierter Mann hat am Sonnabend<br />

gegen 19 Uhrinder Hermannstraße<br />

in Neukölln eine Verkäuferin<br />

überfallen. Siehatte im<br />

Hinterhof des Ladens geraucht,<br />

sagte sie der Polizei. Einmaskierter<br />

Mann sei auf sie zugekommen, habe<br />

ihr ein Messer vorgehalten, sie in einen<br />

Raum gestoßen und habe Geld<br />

gefordert. Die54-Jährige übergab<br />

dem Räuber anschließend das Geld<br />

aus der Kasse.Der Täter flüchtete<br />

durch eine Notausgangstür in unbekannte<br />

Richtung. DieMitarbeiterin<br />

wurde leicht an der Hand verletzt.<br />

Gewichtszunahme ist in dem Alter noch<br />

keine Problem, im Gegenteil.<br />

DPA<br />

hervorgeht. UntermStrich sollen dabei<br />

mehr Hebammen ausgebildet<br />

werden als bisher.<br />

Ein von Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) initiiertes<br />

Gesetz sieht vor, dass werdende<br />

Hebammen in Zukunft ein sechs bis<br />

acht Semester langes duales Studium<br />

mit hohem Praxisanteil absolvieren<br />

müssen. Deutschland ist nach<br />

Angaben der Bundesregierung das<br />

letzte Land der EU, das eine entsprechende<br />

EU-Richtlinie umsetzt.<br />

Melita Grieshop, Professorin für<br />

Hebammenwissenschaften und Leiterin<br />

des Studiengangs Hebammenkunde<br />

an der EHB,erklärt, dass Mütter<br />

und Kinder profitierten, wenn sie<br />

von einer studierten Hebamme betreut<br />

werden. Der Hebammenmangel<br />

jedoch werde nicht durch ein<br />

Hochschulstudium beseitigt, sagt<br />

Grieshop.Der habe andereUrsachen<br />

– wie etwa die Bezahlung. Diese<br />

werde der hohen Verantwortung, die<br />

Hebammen tragen, nicht gerecht.<br />

Hebammen werden in Berlin<br />

dringend gebraucht. Nach aktuellen<br />

Angaben des Senats arbeiteten 2017<br />

rund 1500 Hebammen in der<br />

Hauptstadt. DieZahl war in den Jahrenzuvor<br />

zwar kontinuierlich gestiegen.<br />

Gleichzeitig wurden aber auch<br />

mehr Kinder geboren: 2016 übertraf<br />

die Geburtenzahl in einem vorübergehenden<br />

Höhepunkt laut Statistikamt<br />

die 40 000-Marke. Es häuften<br />

sich Berichte über Schwangere, die<br />

nur schwierig eine Hebamme fanden<br />

oder bei einsetzenden Wehen<br />

auf volle Kreißsäle stießen. (dpa)<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Berlins Justiz muss immer<br />

mehr Strafverfahren einstellen.<br />

Obwohl die Zahl<br />

der Strafverfahren, die die<br />

Staatsanwaltschaft führt, vonJahr zu<br />

Jahr steigt, werden immer weniger<br />

Verdächtige angeklagt. Das geht aus<br />

einer noch unveröffentlichten Antwort<br />

der Senatsverwaltung für Justiz<br />

auf eine parlamentarische Anfrage<br />

des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe<br />

hervor.<br />

Seit 2015 stieg die Zahl der Verfahren<br />

gegen Tatverdächtige, die der<br />

Staatsanwaltschaft bekannt sind,<br />

von 157 675 auf 174 345 im vergangenen<br />

Jahr. Auch die Verfahren „gegen<br />

Unbekannt“ nahmen in diesem<br />

Zeitraum von 63681 auf 95 879 zu.<br />

Gleichzeitig verringerte sich jedoch<br />

nach Angaben der Justizverwaltung<br />

die Zahl der Anklagen von26322 auf<br />

25 074 im vergangenen Jahr.<br />

Für diese Entwicklung gibt es aus<br />

Sicht verschiedener Ermittler keine<br />

einheitliche Erklärung. Überlastung<br />

der Staatsanwälte wäre eine davon.<br />

Zahlreiche Verfahren, darunter Ermittlungen<br />

wegen Körperverletzung<br />

bei einer Prügelei, werden nach Paragraf<br />

153 der Strafprozessordnung wegen„geringer<br />

Schuld“ eingestellt –ein<br />

auslegungsfähiger Begriff. „Die Frage<br />

ist, ob dieVoraussetzungen der geringen<br />

Schuld vorliegen oder es ein Befreiungsschlag<br />

des jeweiligen Staatsanwaltes<br />

ist, um sich auf schwerere<br />

Verfahren zu konzentrieren“, so ein<br />

Experte aus der Justizbehörde.<br />

Eine weitere Erklärung für den<br />

Anstieg der Verfahren könnten auch<br />

Gesetzesänderungen sein, die Verfahren<br />

nach sich ziehen, bei denen<br />

viel ermittelt wird, aber wenig herauskommt.<br />

So zieht die Änderung<br />

des Sexualstrafrechts viele neue Verfahren<br />

nach sich. Doch oft können<br />

die Vorwürfe gegen Beschuldigte<br />

nicht bewiesen werden.<br />

„Die Zahlen zeigen einmal mehr<br />

die gestiegene Belastung der Amtsund<br />

Staatsanwaltschaft, aber auch<br />

der Polizei und Gerichte, die in immer<br />

weniger Zeit –teils nur wenigen<br />

Minuten –einen kompletten Fall bearbeiten<br />

und vertreten müssen“,<br />

„Die Zahlen zeigen einmal mehr die gestiegene<br />

Belastung der Amts- und Staatsanwaltschaft,<br />

aber auch der Polizei und Gerichte.“<br />

Marcel Luthe, Mitglied der FDP-Fraktion im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

Schiene statt Straße<br />

sagt Marcel Luthe. „Hier muss endlich<br />

entschlossen und nicht nur<br />

tröpfchenweise umgesteuert und<br />

massiv in Staatsanwaltschaft, Polizei<br />

und die Gerichte investiertwerden.“<br />

Daswill Sebastian Brux, Sprecher<br />

von Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne), so nicht stehen lassen. Mit<br />

dem Doppelhaushalt 2020/21 würden<br />

158 zusätzliche Stellen in den<br />

Gerichten und Strafverfolgungsbehörden<br />

geschaffen, so Brux. Die<strong>Berliner</strong><br />

Justiz sei besser als ihr Ruf.<br />

„Deshalb haben wir keine Probleme,<br />

Richter- und Staatsanwaltschaftsstellen<br />

zu besetzen. Die Zahl der geeigneten<br />

Bewerbungen übersteigt<br />

immer die Zahl der zu besetzenden<br />

Stellen.“<br />

Im Dezember teilte die Justizverwaltung<br />

auf eine Anfrage Luthes mit,<br />

für welche Deliktgruppen Verfahren<br />

eingestellt wurden: Rund 1860 betrafen<br />

Straftaten gegen die sexuelle<br />

Selbstbestimmung und Straftaten gegen<br />

das Leben. Es waren außerdem<br />

etwa 8300 Verfahren wegen Rohheitsdelikten<br />

und Straftaten gegen<br />

die persönliche Freiheit. Bei rund<br />

17 400 Einstellungen ging es um Vermögens-<br />

und Fälschungsdelikte, Urkundenfälschung,<br />

Geld- und Wertzeichenfälschung.<br />

Fast 10 000Verfahrenseinstellungen<br />

betrafen „Sonstige<br />

Delikte des Strafgesetzbuches“.<br />

Doch eine genauere Aufstellung,<br />

in wie vielen Fällen wegen welcher<br />

Delikte Einstellungsbescheide verschickt<br />

wurden –etwa bei den somit<br />

ungeahndeten Sexualdelikten –oder<br />

den „sonstigen Delikten“ gibt es<br />

nicht. „Hierzu liegen keine statistischen<br />

Informationen vor“, begründet<br />

die Justizverwaltung.<br />

Flixbus verliert Fahrgäste in Deutschland, das Geschäft mit Zügen der Schwestermarke Flixtrain wächst dagegen<br />

Das Unternehmen Flixmobility,<br />

das von Berlin aus etliche<br />

Fernbuslinien betreibt sowie eigene<br />

Bahnverbindungen nach<br />

Leipzig, Köln und Aachen anbietet,<br />

will nach Fahrgastverlusten im<br />

Fernbusgeschäft mit Flixbus stärker<br />

auf ihre Bahnmarke Flixtrain<br />

setzen. „Unser Geschäft in<br />

Deutschland wird sich definitiv in<br />

Richtung Schiene verschieben“,<br />

sagte Flixmobility-Geschäftsführer<br />

André Schwämmlein der Deutschen<br />

Presse-Agentur. „Wir gehen<br />

davon aus, dass wir uns mit dem<br />

Busgeschäft gegen die massive<br />

Subventionierung der Deutschen<br />

Bahn sehr schwertun werden.“<br />

Laut Schwämmlein hatten Flixbus<br />

und Flixtrain 2019 zusammen<br />

zwar 22 Millionen Fahrgäste in<br />

Deutschland befördert, das waren<br />

rund 700 000 mehr als im Vorjahr.Es<br />

wachse aber nur das Geschäft bei<br />

Flixtrain. BeiFlixbus gebe es weniger<br />

Fahrgäste als im Vorjahr.<br />

In diesem Jahr werde das Geschäft<br />

mit den grünen Bussen und<br />

Zügen vermutlich ähnlich laufen wie<br />

2019. „Wir werden im Bus weniger<br />

Fahrgäste haben, im Zug mehr und<br />

eventuell insgesamt ein kleines<br />

Wachstum hinbekommen“, kündigte<br />

Schwämmlein an.<br />

Neben staatlichen Kapitalspritzen<br />

für die bundeseigene Deutsche<br />

Bahn kritisiertder Flixmobility-Chef,<br />

dass zwar die Mehrwertsteuer für<br />

Zugfahrten ab 50 Kilometern von 19<br />

auf 7Prozent gesenkt wurde, nicht<br />

aber für Busfahrten. Mansei darüber<br />

enttäuscht und schockiert. Flixbus<br />

hat rechtlichen Widerstand angekündigt<br />

sowie ab 2021 Streckenstreichungen.<br />

Vonder Steuersenkung profitiert<br />

jedoch auch Flixtrain. Flixmobility<br />

war vor zwei Jahren in das Zuggeschäft<br />

eingestiegen. 2018 waren<br />

750 000 Fahrkarten verkauft worden,<br />

2019 waren es mindestens doppelt<br />

so viele. (dpa)<br />

Die Feuerwehr löschte die Flammen mit<br />

einem Feuerlöscher.<br />

PUDWELL<br />

Glühende Grillkohle versteckt.<br />

Vermutlich aus Angst vorder Feuerwehr<br />

hat in der Nacht zum Sonntag<br />

ein Mieter in der Baumschulenstraße<br />

glühende Grillkohle unter seinem<br />

Bett versteckt. Mieter des mehrgeschossigen<br />

Wohnhauses hatten<br />

die Feuerwehr alarmiert, weil es<br />

nach Rauch roch. Als die Feuerwehr<br />

in die Wohnung des Mannes kam,<br />

entdeckte sie die glühende Kohle.Sie<br />

wurde mit einem Feuerlöscher gelöscht.<br />

DerMann sagte,dass er den<br />

Grill in der Wohnung angezündet<br />

habe.Den Grund sagte er nicht. Polizisten<br />

brachten ihn in eine Klinik.<br />

Landfriedensbruch.<br />

In der Nacht zum Sonntag kam es zu<br />

einem Landfriedensbruch in Kreuzberg.<br />

Eine Polizeistreife hatte etwa 50<br />

Personen bemerkt, die vomMehringdamm<br />

aus in die Bergmannstraße<br />

liefen. Dortstießen etwa 20<br />

weiterePersonen hinzu. Gemeinsam<br />

setzte die Gruppe dann ihren Wegin<br />

Richtung Marheinekeplatz fort. Dabei<br />

waren die Personen vermummt,<br />

führten Transparente mit sich, zündeten<br />

Pyrotechnik und skandierten<br />

Sprechchöre. DiePolizisten folgten<br />

der Gruppe und forderten Unterstützung<br />

an. Anschließend konnten<br />

die Polizeibeamten beobachten, wie<br />

sich mehrmals kleinereGruppen<br />

lösten und Fassaden verschiedener<br />

Häuser mit Farbe besprühten. Darüber<br />

hinaus wurden Mülltonnen auf<br />

die Fahrbahn gerollt. MehrereRandalierer<br />

wurden festgenommen. (ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 13 *<br />

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Berlin<br />

Ein Obdachlosenlager unter einer <strong>Berliner</strong> Brücke.<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Resigniert, genervt, verängstigt<br />

Einige Obdachlosehaben sich vor der Zählaktion in der vergangenen Woche versteckt. Warum lehnen sie die Aktion ab? Wirhaben unsimÜbernacht-Café umgehört<br />

VonAnnika Leister<br />

Es war eine der größten koordinierten<br />

Freiwilligenaktionen<br />

Berlins: 2600 Ehrenamtliche<br />

zogen Mittwochnacht<br />

für drei Stunden durch<br />

das gesamte Stadtgebiet und zählten<br />

Obdachlose.Mit der „Nacht der Solidarität“<br />

wollte die Senatssozialverwaltung<br />

endlich erfahren, wie viele<br />

Menschen in Berlin eigentlich auf<br />

der Straße leben und welche Angebote<br />

sie benötigen. Doch: Die Kritik<br />

an der Methode ist groß.<br />

Die Aktion wirke bedrohlich auf<br />

Obdachlose, entmenschliche sie,<br />

warnte etwa die „Selbstvertretung<br />

wohnungsloser Menschen“ vorab.<br />

DieZahlen seien nicht repräsentativ,<br />

weil sich viele der Zählung entzögen<br />

–oder ohnehin in Kellern und Wäldern<br />

schlafen, wo sie nicht erfasst<br />

würden. Tatsächlich entzogen sich in<br />

manchen Gegenden ganzeGruppen<br />

vonObdachlosen der Zählung, nach<br />

Einschätzung vonExperten bewusst.<br />

„Zahlen mit Vorsicht genießen“<br />

Als „guten und richtigen Schritt“ bezeichnet<br />

Markus Galle, Sprecher der<br />

Arbeiterwohlfahrt Berlin (Awo), die<br />

„Nacht der Solidarität“. „Wir warnen<br />

allerdings davor, zuhohe Erwartungen<br />

an die Ergebnisse zu stellen“,<br />

sagte er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Die<br />

Zahlen bildeten ausschließlich die in<br />

den drei Stunden der Zählung angetroffenen<br />

obdachlosen Menschen<br />

ab. Einige Teams hätten niemanden<br />

angetroffen, weswegen die Vermutung<br />

naheliege, dass eine „gewisse<br />

Zahl“ obdachloser Menschen bewusst<br />

nicht habe teilnehmen wollen.<br />

„Vor diesem Hintergrund sind die<br />

Zahlen mit Vorsicht zu genießen.“<br />

DieZählung bleibe eine„unvollständige<br />

Momentaufnahme“, die erst<br />

durch weitere Zählungen Aussagekraft<br />

gewinne.<br />

Wie aber denken Obdachlose<br />

selbst über die Zählung? Und wo<br />

schlafen sie zurzeit am liebsten? Eigentlich<br />

nämlich sind durchaus<br />

noch ein paar Schlafplätzefreiinden<br />

Notübernachtungen der <strong>Berliner</strong><br />

Kältehilfe.Zuletzt meldete die Kältehilfe<br />

232 freie Plätze bei 1170 Not-<br />

Schlafplätzen stadtweit.<br />

Am besten stellt man diese Fragen<br />

im Übernacht-Café in der Gitschiner<br />

Straße 15 in Kreuzberg, das<br />

nachts von22bis 6Uhr vondemVerein<br />

Karuna betrieben und betreut<br />

wird. Seit in diesem Jahr beschlossen<br />

wurde, die Kältebahnhöfe nicht<br />

mehr zu öffnen, ist das Übernacht-<br />

Café Ersatz für sie.Damit ist es keine<br />

Notübernachtung wie alle anderen<br />

in Berlin, sondern hält sein Angebot<br />

sehr viel niedrigschwelliger. Während<br />

die Gäste in anderen Unterkünften<br />

am Eingang einen Alkoholtest<br />

absolvieren, ihre Rucksäcke<br />

durchsuchen lassen und ihreHunde<br />

vor der Tür lassen müssen, gelten<br />

hier andere Regeln: Man darf alkoholisiert<br />

und high erscheinen, auch<br />

Hunde dürfen rein.<br />

Ab 22 Uhr gehen die Türen auf,<br />

dann stellen Thorsten Buhl und drei<br />

Mitarbeiter dampfende Suppenteller<br />

und zwei Scheiben Brot vorjeden<br />

Gast. Um Mitternacht startet die Kinovorführung,<br />

mit einem Beamer<br />

wird dann ein Film an die Wand neben<br />

der Theke geworfen. Heute ist es<br />

der bekannteste Monty-Python-<br />

Film:„Das Leben des Brian“.„Always<br />

look on the bright side of life“, pfeifen<br />

die Gekreuzigten im Abspann gut<br />

gelaunt. Einer von Buhls Gästen<br />

summt leise mit.<br />

Viele aber nutzen einfach die<br />

Wärme und die Ruhe,legen die Füße<br />

hoch, den Kopf an die Wand, schließen<br />

die Augen, wenigstens für ein<br />

paar Minuten.<br />

Abgeschlossen mit dem Staat<br />

In dieser Sonnabendnacht sind es<br />

nur 20 bis 30 Gäste, die oft nur ein<br />

oder zwei Stunden bleiben und dann<br />

weiterziehen. Aber das kann extrem<br />

schwanken, erzählt Buhl: Vor einer<br />

Woche seien 70 Gäste dagewesen. Eigentlich<br />

viel zu viele für die kleinen<br />

Räume. Doch Buhl freut sich vor allem,<br />

dass das Pilotprojekt angenommen<br />

wird: „Wir wussten ja gar nicht,<br />

ob das klappt.“<br />

Doch, auch das sagt Buhl: Hier<br />

landen die, die noch ein wenig Vertrauen<br />

in Institutionen haben. „Andere<br />

haben komplett abgeschlossen<br />

mit dem Staat, die erreichen auch<br />

wir nicht mehr.“ Er schätzt, dass sich<br />

am Mittwoch circa zehn Prozent der<br />

Zählung entzogen hätten.<br />

Wirhaben uns unter Buhls Gästen<br />

umgehört: Wie haben sie die drei<br />

Stunden erlebt, in denen sie so sehr in<br />

der Öffentlichkeit standen wie sonst<br />

nie? Warumnahmen sie an der Erhebung<br />

teil –oder nicht? Namen wurden<br />

vonder Redaktion verändert.<br />

Zweifel an der Statistik<br />

Marc hat eine klare Meinung zu<br />

der Zählung vom Mittwoch:<br />

„Scheiße“ nennt er sie. Essei ihm<br />

vorgekommen, als zähle man die<br />

Obdachlosen, um zu wissen, wie<br />

viele Polizeieinheiten man brauche,<br />

„um uns endgültig loszuwerden“.<br />

„Das hat mich total an Auschwitz erinnert,<br />

daran, wie die Nazis die Juden<br />

behandelt haben.“<br />

Marc ist 30 Jahrealt, seine Hände<br />

und Arme sind voll mit Punk-Tattoos,<br />

„Asozial“ steht dort oder der<br />

Chiffre für „All Cops are Bastards“,<br />

sauber und sorgfältig selbstgestochen.<br />

Marc geht derzeit an einem<br />

Stock, er hat einen Hexenschuss und<br />

humpelt. Auch seine Armbewegungen<br />

sind eingeschränkt. Krankenversichertist<br />

er nicht, zum Arzt kann er<br />

erst am Montag, wenn in einer der<br />

Obdachlosen-Einrichtungen, die er<br />

besucht, ein Arzt vorbeikommt.<br />

Die Zahlen, die am Mittwoch erhoben<br />

wurden, hält er aus mehreren<br />

Gründen nicht für repräsentativ:<br />

„Viele von meinen Kollegen haben<br />

sich versteckt“, sagt er. Sie wollten<br />

nicht in einer Statistik auftauchen,<br />

wollten„frei sein“.Viele andereseien<br />

hingegen mehrfach gezählt worden:<br />

Er sei mit Freunden in den drei Stunden<br />

der Zählung erst an der Warschauer<br />

Straße, dann am Alex und<br />

schließlich im Übernacht-Café in<br />

Kreuzberggewesen. Sechs Malseien<br />

sie auf ihremWegangesprochen und<br />

gezählt worden. Marc lacht: „Die<br />

zählen einfach alle doppelt.“<br />

Die Interviewer erfassen die Obdachlosen,<br />

die nicht mit ihnen reden<br />

Marc, 30<br />

wollen, mit. Werreden will, mit dem<br />

füllen die Freiwilligen einen längeren<br />

Fragebogen aus. Auf der Straße<br />

hat Marc das verweigert, die Menschen<br />

seien unhöflich gewesen, hätten<br />

ihn erst einmal gefragt, ob er obdachlos<br />

sei. „Das fand ich frech. Das<br />

sieht man doch!“ Aber im Übernacht-Café,<br />

wo er die Sozialarbeiter<br />

kennt, hat er den Fragebogen dann<br />

doch ausgefüllt: „Ich konnte nicht<br />

anders,das sind so gute Seelen hier.“<br />

Marc hat keine Tasche bei sich.<br />

„Das hat mich<br />

total an Auschwitz<br />

erinnert.“<br />

Marc<br />

„Brauche ich nicht, verliereich nur“,<br />

sagt er.Was er tagsüber braucht, trägt<br />

er in seiner Jacke mit sich – oder<br />

schnorrtesschnell zusammen.<br />

Er lebt schon so lange auf der<br />

Straße, dass er das Schlafen in Räumen<br />

nicht mehr erträgt, sagt er.„Ich<br />

fange an zu schwitzen, kriege Herzrasen,<br />

richtig Panik.“ Mit Freunden<br />

hat er sich zurzeit ein Lager in Marzahn<br />

aufgebaut, unter einer Brücke.<br />

Sie haben Sperrholz zusammengesammelt,<br />

haben Matratzen, Schlafsäcke,<br />

eine Feuerstelle. Die Polizei<br />

duldet sie dort –noch. „Ein kleines<br />

Paradies“, sagt Marc.<br />

Keine Lust zum Reden<br />

Emil hat an der Zählung nicht teilgenommen.<br />

Er sei in den drei<br />

Stunden einfach rumgelaufen, habe<br />

„Leute geschnorrt“. DieFreiwilligenteams<br />

in blauen Westen habe er gesehen,<br />

sei aber nicht angesprochen<br />

worden. Doch selbst wenn man ihn<br />

gefragt hätte, der 34-Jährige hätte<br />

den Fragebogen nicht ausgefüllt. Er<br />

habe draußen oft keine Lust zu reden,<br />

bleibe lieber ganz für sich.<br />

„Scheiße“ ist auch sein erstes Urteil<br />

zur Zählung.„Ich bin keine Nummer.“<br />

Der Krieg sei zu Ende, aber<br />

Diskriminierung gebe es immer<br />

noch. Er nennt sich selbst „eine Zecke“,<br />

versteht sich als Linker.<br />

Emil kommt ursprünglich aus<br />

Dortmund, sein Vater besitzt dort<br />

Restaurants. Bei ihm hat er kochen<br />

gelernt, später eine dreijährige Ausbildung<br />

zum Masseur gemacht. Er<br />

saß wegen Totschlags im Gefängnis,<br />

elf Jahre lang. Er habe einen Mann,<br />

der eine Dreizehnjährige missbrauchte,davon<br />

abgehalten und ihn<br />

verprügelt, dabei sei der ungünstig<br />

gefallen und gestorben, sagt Emil.<br />

„Ich dachte, ich komme nie wieder<br />

raus.“ Seit mehr als einem Jahr ist er<br />

frei. Seither lebt er auf der Straße. Er<br />

reist viel: Nach Köln und ins Ruhrgebiet,<br />

seine Heimat, auch in Italien<br />

und der Schweiz war er schon.<br />

In Berlin fährterspät nachts –anders<br />

als an anderen Orten –meistens<br />

raus aus der Stadt, rein in den Wald<br />

und übernachtet am liebsten in seinem<br />

Zelt. Er brauche die Ruhe, sagt<br />

er. Sein Zelt aber hat er gerade an<br />

zwei Mädchen verliehen, die erst<br />

Emil, 34<br />

„Ich bin keine Nummer.<br />

Ich bin eine Zecke,<br />

verstehst du?“<br />

Emil<br />

16 und 17 Jahre alt seien. „Die brauchen<br />

es dringender“, sagt er. „Man<br />

muss auf die Kleinen aufpassen, die<br />

gehen sonst kaputt.“<br />

Warumernicht in einer der vielen<br />

Notunterkünfte in Berlin schläft, in<br />

denen zurzeit oft Plätzeleer bleiben?<br />

„Die sind für die Tonne.“ Da werde<br />

geklaut, da lägen manchmal Spritzen<br />

unter dem Bett. Und: Man<br />

müsse viel zu früh raus. Weil in den<br />

Unterkünften das Personal für Tagschichten<br />

fehle, würden die Menschen<br />

dort oft schon ab fünf oder<br />

sechs Uhr geweckt, spätestens um<br />

acht müsse man in den meisten Einrichtungen<br />

raus sein. Viele Besucher<br />

aber haben Schlafstörungen, sagt er,<br />

brauchen stundenlang, um überhaupt<br />

zur Ruhe zu kommen.<br />

Emil kann nicht verstehen,<br />

warum man aus den Unterkünften<br />

so früh rausgeworfen wird: „Die<br />

Räume gibt es doch! Warum stehen<br />

die tagsüber einfach leer?“ In Düsseldorf<br />

könne man immerhin bis<br />

halb elf bleiben, in Ruhe frühstücken,<br />

duschen. „Das ist okay. Da<br />

schlafe ich auch drinnen.“<br />

Kritik an der Politik<br />

Andreas hatte kein Problem mit<br />

der Zählung. Er hat den Fragebogen<br />

im Übernacht-Café ausgefüllt.<br />

„Gestört hat’s mich nicht“, sagt er.<br />

„Aber das ist doch Augenwischerei.“<br />

Helfen werde esnicht. „Die hätten<br />

viel früher was tun müssen.“<br />

Er redet extrem schnell, manchmal<br />

ist er deswegen schwer zu verstehen.<br />

Auch im Stehen krümmt er<br />

Rücken und Kopf weit nach vorne,<br />

vermeidet Blickkontakt.<br />

Die Politik habe geschlafen, sagt<br />

Andreas. Es kämen so viele Menschen<br />

aus Osteuropa nach Berlin,<br />

dazu die Flüchtlingskrise 2015. „Das<br />

ist auch für Berlin nicht zu schultern.“<br />

Es würden Wohnungen gebraucht<br />

für jene, die jetzt auf der<br />

Straße leben, keine Notunterkünfte.<br />

Als Erstes müsse die Politik dafür<br />

spekulativen Immobiliengeschäften<br />

den Riegel vorschieben, sagt er.„Hier<br />

stehen so viele Häuser leer!“ Die Eigentümer<br />

müssten gezwungen werden,<br />

die Häuser herzurichten.<br />

In dieser Nacht hat Andreas Geburtstag,<br />

er wird37. Um Mitternacht<br />

steht er mit zwei Männern vor der<br />

Tür und raucht eine Zigarette. Die<br />

beiden gratulieren, umarmen ihn.<br />

Absurd, sagt Andreas, dass man den<br />

Tagfeiere –man feiere ja, dass man<br />

näher ans Grab gerückt sei.<br />

Als Andreas das Übernacht-Café<br />

betritt, packt er aus seinem Rucksack<br />

erst einmal eine Dose Desinfektionsspray<br />

aus und versprüht es.„Ich bin<br />

da speziell“, sagt er. „Nur weil man<br />

obdachlos ist, muss man nicht stinken.“<br />

Er investiert jeden Tag zwei<br />

Andreas, 37<br />

Euro, umineinem Drogenkonsumraum<br />

zu duschen.<br />

Notunterkünfte seien für ihn gar<br />

nicht zu ertragen. „Da habe ich<br />

Angst, dass ich mir was hole“, sagt er.<br />

Lieber schläft er in U-Bahnhöfen,<br />

hat seine festen Orte und dort Bekannte<br />

unter Anwohnern. „Die wissen,<br />

dass ich sauber bin, keinen<br />

Stress mache“, sagt er. Das sei wichtig,<br />

nur so werde man geduldet. Er<br />

erzählt, wie ein Bekannter,der „vollgekackt“<br />

in einem Hausflur schlief,<br />

„Gestört hat’s mich<br />

nicht. Aber helfen<br />

wird esauch nicht.“<br />

Andreas<br />

aus den oberen Stockwerken von<br />

Anwohnernmit einem Eimer eiskalten<br />

Wassers übergossen wurde.<br />

Andreas lebt erst seit Anfang 2019<br />

auf der Straße, hatte bis dahin einen<br />

Jobals Stuckateur,war viel auf Montage.Seine<br />

Freundin, mit der er acht<br />

Jahre zusammenlebte, habe anderthalb<br />

Jahrelang unbemerkt die Miete<br />

nicht gezahlt, sie stattdessen ins Automatenspiel<br />

gesteckt. Am Ende sei<br />

er auf 27 000 Euro Mietschulden sitzengeblieben,<br />

die Freundin zog mit<br />

einem anderen nach Spanien. „Ich<br />

hab das Vertrauen komplett verloren“,<br />

sagt Andreas.


14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Berlin<br />

NACHRICHTEN<br />

18-Jähriger flieht mit Auto<br />

der Elternvor der Polizei<br />

Um sich einer Verkehrskontrolle zu<br />

entziehen, hat sich am Samstagabend<br />

in Wittstock ein 18-Jähriger<br />

eine Verfolgungsjagd mit der Polizei<br />

geliefert. Nach einer Fahrtüber eine<br />

Wiese und ein Feld endete die Spritztour<br />

des jungen Mannes,teilte die<br />

Polizei am Sonntag mit. Beider anschließenden<br />

Kontrolle stellte sich<br />

heraus,dass er keinen Führerschein<br />

besaß und im Auto der Elternunterwegs<br />

war.Ermuss nun mit einer<br />

Strafanzeige rechnen. (dpa)<br />

Landwirte streiten über<br />

Nitratmessungen<br />

Trotz Protesten vonLandwirten will<br />

die Brandenburger Landesregierung<br />

ihreNitratmessungen weiter durchführen<br />

wie bisher.Die Verschärfung<br />

der umstrittenen neuen Düngeverordnung<br />

sei kein Grund, die Messstellen<br />

zu überprüfen, teilte eine<br />

Sprecherin des Umweltministeriums<br />

mit. (dpa)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 7-8-12-32-42-47<br />

Superzahl: 6<br />

Spiel 77: 3668598<br />

Landeslotterie Super 6: 742122<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

5=10Euro<br />

11 =25Euro<br />

067 =100 Euro<br />

5626 =1000 Euro<br />

06 903 =10000 Euro<br />

658 874 =100 000 Euro<br />

279 546 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 6415 581.<br />

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3277 585 gewinnt einen Audi A3<br />

1900 268 gewinnt einen Audi A1<br />

4074 730 gewinnt eine Reise ins Schloss Berg<br />

6848 473 gewinnt eine Reise nach Dollenberg<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

5027 611 gewinnt 1000 000 Euro<br />

823 089 gewinnt 100 000 Euro<br />

35 847 gewinnt 10 000 Euro<br />

6045 gewinnt 1000 Euro<br />

92 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

François Goeske(links) und Timmi Trinks sind in der Serie Studenten an der Polizeifachhochschule Halle/Saale, die an Tatorten ermitteln dürfen.<br />

VomLolli-Klau zur Mordkommission<br />

TIMMI TRINKS<br />

betritt das Café Tiergarten in der Altonaer<br />

Straße auf die Minute pünktlich.<br />

DieVerspätung seines in Frankreich<br />

geborenen Freundes und Kollegen<br />

François Goeske kommentiert<br />

der Schauspieler mit gespielter Empörung:<br />

„Diese Franzosen!“ Um<br />

schließlich hinterherzuschicken:<br />

„Ich bewundere sie für ihre Gelassenheit.“<br />

Trinks und Goeske gehören zu<br />

den Hauptdarstellern der neuen<br />

ZDF-Serie „Blutige Anfänger“<br />

(mittwochs,19.25 Uhr), deren erste<br />

Folge vergangene Woche ausgestrahlt<br />

wurde. Die beiden spielen<br />

darin Studenten an der Polizeifachhochschule<br />

Halle/Saale, die neben<br />

dem Studium auch schon ganz<br />

praktisch in der Mordkommission<br />

ermitteln. Anders als im richtigen<br />

Leben ist in der Serie Timmi der<br />

Gelassene und François der Wilde.<br />

Obwohl Trinks im Februar erst<br />

26 Jahre alt wird, kann er schon<br />

sein 20-jähriges Bühnenjubiläum<br />

feiern und blickt auf 18 Jahre vor<br />

der Kamera zurück. Er gehört wie<br />

Paula Beer, Sonja Gerhardt, Lucas<br />

Reiber und Alina Levshin zu den<br />

vielen bekannten Schauspielern,<br />

die im jungen Ensemble des Friedrichstadt-Palasts<br />

ihre ersten Bühnenschritte<br />

gingen.<br />

Eine starke junge Anhängerschaft<br />

hat Trinks seit der Science-Fiction-<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Die beiden <strong>Berliner</strong> Timmi Trinks<br />

und François Goeske spielen<br />

Hauptrollen in der neuen ZDF-Serie<br />

„Blutige Anfänger“<br />

Serie„Allein gegen die Zeit“, der ein<br />

Kinofilm folgte. Auch wenn „Blutige<br />

Anfänger“ in Halle spielt, haben die<br />

beiden Hauptdarsteller in der Saale-<br />

Stadt während der Drehzeit nur wenige<br />

Tage verbracht. Denn dort wurden<br />

nur einige Außenaufnahmen gemacht.<br />

Der Großteil entstand in Brandenburg<br />

und Berlin. Ein übliches<br />

Verfahren, um die Produktionskosten<br />

zu reduzieren (auch die ARD-<br />

„Eifelpraxis“ steht in Lübars). Trinks<br />

ist vom Ausflug nach Halle eines in<br />

Erinnerung: „Wir waren in einem<br />

Hotel untergebracht, in dem der<br />

Gin-Tonic nur 2,50 Euro kostete.“<br />

FRANÇOIS GOESKE<br />

schwärmt von Halle aus einem anderen<br />

Grund: „Die Altstadt ist wunderschön!“<br />

Er wünscht sich eine Verlängerung:<br />

„Wir hoffen sehr, dass es<br />

eine zweite Staffel geben wird. Die<br />

Quote der ersten Folge war auch für<br />

den Anfang gar nicht schlecht.“<br />

Timmi Trinks freut sich: „Wir haben<br />

inzwischen viel sehr freundliches<br />

Feedback,weil die ganzeStaffel<br />

ja schon in der Mediathek steht.“<br />

Zwölf Folgen sind bisher gedreht.<br />

Sein Kollege hätte für die Verlängerung<br />

einen Verbesserungsvorschlag:<br />

„Mehr Action für unsereRollen wäre<br />

großartig.“ Trinks stimmt ihm zu:<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

„Wir machen ja beide Parcour, und<br />

es wäretoll, wenn wir das einbringen<br />

könnten.“ Die Konstellation mit seinem<br />

Kumpel François gemeinsam<br />

vor der Kamera findet er gelungen:<br />

„Wir kennen uns schon lange und ergänzen<br />

uns gut. Diese Freundschaft<br />

schwingt auch auf dem Bildschirm<br />

immer mit.“ DerFeststellung, dass in<br />

den Serientitel „Blutige Anfänger“ ja<br />

schon das Verfallsdatum der jungen<br />

Hauptdarsteller deutlich eingebaut<br />

ist, widerspricht Trinks etwas energischer,<br />

als es glaubwürdig klingen<br />

könnte: „Das können wir beide weitermachen,<br />

bis wir 45 sind. Die<br />

Maske kriegt das hin!“ Goeske entwortet<br />

ernsthaft: „Natürlich bin ich<br />

dankbar für die Rolle. Aber ich mag<br />

auch die Abwechslung.“<br />

Trinks hatte zuvor noch nie einen<br />

Kommissar gespielt „Ich war aber in<br />

Rollen schon kriminell. Undhabe im<br />

richtigen Leben früher auch schon<br />

mal einen Lolli geklaut.“ Goeske<br />

lacht: „Ich auch, das ist wohl der<br />

Klassiker!“<br />

Beide gehören der Generation an,<br />

die immer weniger mit linearem<br />

Fernsehen anfangen kann. Goeske:<br />

„Ich gucke vor allem Video on Demand.“<br />

Trinks ist ein unberechenbarer<br />

Zuschauer: „Bei mir schwankt<br />

das extrem. Mal schaue ich mehr,<br />

um auch zu sehen, was die Kollegen<br />

so machen. Und dann schaue ich<br />

wieder fast gar nichts.“<br />

Woidke bittet<br />

Tesla-Kritiker<br />

um Geduld<br />

Ministerpräsident glaubt an<br />

Lösung der offenen Probleme<br />

Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (SPD) hat angesichts<br />

von Bedenken und Protesten<br />

gegen die geplante Fabrik des US-<br />

Elektroautobauers Tesla zu Geduld<br />

aufgerufen. „Die Fragen nach dem<br />

Infrastrukturausbau, nach der Wasserversorgung<br />

und nach vielem anderen<br />

werden beantwortet, aber das<br />

braucht auch eine gewisse Zeit“,<br />

sagte Woidke. „Dafür bitte ich um<br />

Verständnis.“ Der Regierungschef<br />

betonte: „Die Entscheidung von<br />

Tesla ist gerade elf Wochen alt. Wenn<br />

man sieht, was in der Zwischenzeit<br />

schon passiertist, dann ist das gut.“<br />

Tesla will in Grünheide (Oder-<br />

Spree) eine Fabrik bauen, in der ab<br />

Juli 2021 bis zu 500 000 Fahrzeuge<br />

der Typen Model 3und Ysowie künftiger<br />

Modelle im Jahr vom Band rollen.<br />

Das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren<br />

läuft derzeit. Der<br />

Wald auf dem Gelände muss noch<br />

gerodet werden. Bedenken gibt es<br />

bei Bürgern, Verbänden und in der<br />

Politik auch wegen des erwarteten<br />

Gütertransports und der Wasserversorgung.<br />

Tesla braucht den Plänen<br />

zufolge bis zu 372 000 Liter pro<br />

Stunde für das Werk. Tesla-Vertreter<br />

hatten bei einer Infoveranstaltung<br />

nach Teilnehmerangaben erklärt,<br />

denVerbrauch senken zu wollen. Am<br />

Sonntag rief eine Bürgerinitiative zu<br />

einem Protest-Spaziergang auf.<br />

Der Ministerpräsident zeigte sich<br />

zuversichtlich, dass offene Probleme<br />

gelöst werden können, sieht aber<br />

Herausforderungen für alle Seiten.<br />

„Es gibt gute Fortschritte,aber vorallen<br />

Beteiligten liegt noch sehr viel Arbeit“,<br />

sagte Woidke. Erbetonte: „Wir<br />

sind in guten Gesprächen mit Tesla.“<br />

Am vergangenen Mittwoch habe<br />

sich die Task Force, eine Arbeitsgruppe<br />

mit Vertretern der Landesregierung,<br />

vonTesla und vonKommunen,<br />

unter anderem zur notariellen<br />

Beurkundung des Kaufvertrags für<br />

das Fabrikgelände getroffen.<br />

Unterdessen laufen die Vorbereitungen<br />

für den Bau: Aufdem Gelände<br />

ist am Freitag wieder Weltkriegsmunition<br />

gesprengt worden, sagte ein<br />

Polizeisprecher am Sonntag. Voreiner<br />

Woche waren auf dem Gelände<br />

gleich sieben Weltkriegsbomben gesprengt<br />

worden. Bisher wurden nach<br />

Angaben des Innenministeriums<br />

rund 85 Kilo Kampfmittel in dem<br />

Waldgelände gefunden. (dpa)<br />

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Sport<br />

Es macht immer klick, klack, klick, klack: beim Training der Pickleballer in Spandau.<br />

SABINE GUDATH<br />

Tennis mit einem Frühstücksbrett<br />

Pickleball erlebt in den USA einen Boom und hat dort Zuwachsraten wie keine andere Sportart. In Berlin hat sie ihre Nische gefunden<br />

VonChristian Kattner<br />

Klick, klack, klick, klack,<br />

klick, klack –richtig einzuordnen<br />

ist das Geräusch<br />

nicht. Für Tennis oder<br />

Badminton klingt der Schlag zu hart,<br />

für Tischtennis wiederum nicht hart<br />

genug. Und auch optisch wirkt das,<br />

was man an diesem Abend in der<br />

Sporthalle der B-Traven-Gemeinschaftsschule<br />

in Spandau zu sehen<br />

bekommt, eher zusammengestückelt.<br />

Der Schläger hat die Anmutung<br />

eines größeren Frühstücksbrettchens,<br />

den Ball schießen eigentlich<br />

Floorballer auf ein Tor, und<br />

das Netz hat zwar die Breite eines<br />

Badmintonfeldes, ist aber niedriger.<br />

Das, was einzeln betrachtet eher ungewöhnlich<br />

daherkommt, muss als<br />

Gesamtwerk betrachtet werden und<br />

trägt sogar einen Namen: Pickleball.<br />

Der Eindruck des Zusammengestückelten<br />

täuscht nicht. Denn der<br />

Ursprung ist in den Sechzigerjahren<br />

in einer Garage neben einem Ferienhaus<br />

auf einer Insel in den USA zu<br />

finden. Die Väter Joel Pritchard, Bill<br />

Bell und Barney McCallum hatten<br />

eine Beschäftigung für ihre Kinder<br />

gesucht und mehrere Teile, die sie<br />

entdecken konnten, kombiniert. Ein<br />

Schläger, ein Ball, ein Netz –die Geburtdes<br />

Pickleball.<br />

Neben dem Material sind auch<br />

die Regeln, die im Laufe der Jahre<br />

entstanden, ein Mix: Etwas Tischtennis,<br />

Badminton, Tennis und dazu<br />

noch ein paar Volleyballregeln.<br />

„Mittlerweile ist es in den USA die<br />

am meisten wachsende Sportart“,<br />

erzählt Dale Gowan. Der lizenzierte<br />

C-Trainer hat den Sport in seiner<br />

Heimat kennengelernt und 2013<br />

nach Deutschland importiert. Um<br />

ein Haar wäre erder Pickleball-Pionier<br />

in Deutschland gewesen. Aber:<br />

„Imgleichen Jahr ist in Augsburgder<br />

erste deutsche Verein entstanden.<br />

Da hat man meine Idee geklaut“,<br />

sagt er und lacht.<br />

Viel passiert ist in Deutschland<br />

seitdem allerdings noch nicht. Die<br />

Zahl von 20bundesweit existierendenVereinen<br />

ist mehr als überschaubar.<br />

„Wie sagt man in Deutschland?<br />

Wasder Bauer nicht kennt, das isst er<br />

nicht“, sagt Gowan, dessen Heimat<br />

Los Angeles ist. 1988 kam er als Soldat<br />

nach Berlin und ist nicht mehr<br />

gegangen. Mehr als zwei Millionen<br />

Menschen spielen in seinem Heimatland<br />

mittlerweile Pickleball, fünf<br />

Millionen sind es weltweit. Doch in<br />

Deutschland ist der Sport auch fast<br />

60 Jahre nach seiner Entstehung<br />

noch weitestgehend unbekannt.„Als<br />

ich hier damals angefangen habe,<br />

gab es auch große Fragezeichen“,<br />

sagt Gowan, „aber da ich schon viele<br />

Materialien hatte und es den Verein<br />

also nichts gekostet hatte, habe ich<br />

es einfach mal versuchen dürfen.“<br />

Und esist gut angekommen. In<br />

der B-Traven-Gemeinschaftsschule<br />

gibt es mittlerweile eine Pickleball-<br />

AG,zudem sind regelmäßig zehn bis<br />

zwölf Spieler jeden Mittwochabend<br />

„Es gibt Leute mit über 90 Jahren,<br />

die es noch spielen. Man kann es ein Leben<br />

lang spielen.“<br />

Dale Gowan über die Vorzüge von Pickleball, das ursprünglich in einer Garage<br />

in den USA zur Bespaßung von Kindern erfunden worden ist.<br />

in der Halle,20Mitglieder hat die Abteilung<br />

beim TSCSpandau. Um weiter<br />

zu wachsen, hätte der Trainer<br />

gerne mehr Hallenzeiten.<br />

Aber genau an der Stelle ist er in<br />

einem Teufelskreis gefangen. „Für<br />

mehr Hallenzeiten brauche ich mehr<br />

Mitglieder. Wenn ich mehr Mitglieder<br />

gewinnen möchte, brauche ich<br />

mehr Hallenzeiten“, sagt er.Dabei ist<br />

Pickleball nicht mal nur auf die Halle<br />

beschränkt. Manchmal, erzählt Dale<br />

Gowan, fährt ermit seiner Ausrüstung<br />

auf einen Parkplatz, klappt<br />

schnell das Netz auseinander,zeichnet<br />

mit Kreide ein Feld auf den Untergrund<br />

und los geht’s.<br />

In den USA ist man schon viel<br />

weiter. Dort existieren komplette<br />

Pickleball-Anlagen, mit aufgezeichneten<br />

Feldern und Netzen. DasTeilnehmerfeld<br />

von Turnieren wie den<br />

US Open ist innerhalb vondreiStunden<br />

voll. In Deutschland herrscht<br />

hingegen Skepsis. Vielleicht sei es<br />

der Name „Pickle“, welchen die<br />

Deutschen mit einer Hautunreinheit<br />

assoziieren, wie Dale Gowan mit einem<br />

Augenzwinkern erzählt. Dabei<br />

sind diejenigen, die es regelmäßig<br />

spielen, hellauf begeistert. Denn: Es<br />

ist eine Sportart, die keine Altersgrenzekennt.<br />

Beiweltweiten TurniereninJapan,<br />

den USA oder den Niederlanden<br />

gibt es Altersklassen bis<br />

zur Ü70. „Es gibt Leute mit über 90<br />

Jahren, die es noch spielen. Man<br />

kann es ein Leben lang spielen“, so<br />

Gowan.<br />

Auch beim TSC Spandau gibt es<br />

mit Wolfgang Pöhler einen Spieler,<br />

der bereits 80 Jahre alt ist und sich<br />

auf dem Feld noch sehr schnell fortbewegt.<br />

Eigentlich sei er ja in einem<br />

Akkordeon-Orchester und spiele<br />

Basketball, aber „hier sind ein paar<br />

Damen drin, beim Basketball haben<br />

wir das nicht“, sagt er und lächelt.<br />

Durch einen Bekannten, mit dem er<br />

zusammen Basketball spielt, sei er<br />

auf Pickleball aufmerksam gemacht<br />

worden und sofort begeistert gewesen.<br />

„Es macht sehr viel Spaß und<br />

fordert mich nicht so sehr wie Basketball“,<br />

sagt Wolfgang Pöhler.Essei<br />

sehr schnell zu lernen und fordert<br />

die Treffsicherheit und das Reaktionsvermögen.<br />

„Das ist ja auch im Alter<br />

sehr wichtig, dass man das beibehält“,<br />

sagt der 80-Jährige.Den Schläger,<br />

der zwischen 15 und 200 US-<br />

Dollar kostet, schwingt Wolfgang<br />

Pöhler sehr kraftvoll. Klick, klack,<br />

klick, klack –mal schneller, wenn er<br />

am Netz steht und den Ball als Volley<br />

spielt, mal mit etwas mehr Zeit für<br />

den Schlag, wenn er den hinteren<br />

Bereich des Feldes abdeckt.<br />

Wer schon mal Badminton gespielt<br />

hat, muss sich, was die Maße<br />

anbelangt, nicht umstellen, denn es<br />

wirdauf genau diesem Feld gespielt.<br />

„Wenn ich Pickleball jemandem beschreibe,<br />

dann sage ich, dass es wie<br />

Tennis auf einem Badminton-Feld<br />

ist oder Tischtennis XXL, wo du auf<br />

der Platte stehst“, sagt Dale Gowan.<br />

Damit kann eigentlich jeder Deutsche<br />

etwas anfangen.<br />

Auf dem Zettel ganz oben<br />

Nach dem Aus für Rot-Weiß Erfurt: Die VSG Altglienicke übernimmt in der Regionalliga die Tabellenführung. Sie untermauert beim Sieg gegen Rathenow ihre Aufstiegsambitionen<br />

VonMichael Jahn<br />

Die Spieler der VSG Altglienicke<br />

versammelten sich in ihren<br />

pitschnassen Trikots nahe der Mittellinie,<br />

bildeten einen Kreis, hüpften<br />

im Kollektiv und feierten ihren<br />

verdienten Erfolg gegen das Team<br />

von Optik Rathenow. Der Stadionsprecher<br />

rief begeistert: „Wir sind<br />

neuer Tabellenführer!“ Die Fans applaudierten<br />

stehend und lange.<br />

306 tapfere Zuschauer sahen zuvor<br />

im Jahnsportpark bei tristem<br />

und nasskaltem Regenwetter Tore<br />

der VSG-Kicker durch Christian<br />

Skoda (10.), Stephan Brehmer (45.)<br />

und Kevin Stephan (90.). Nach dem<br />

dramatischen Aus des insolventen<br />

Traditionsklubs FC Rot-Weiß Erfurt<br />

in der vorigen Woche,dessen sämtlichen<br />

Spiele annulliert werden, gab<br />

es Verschiebungen in der Tabelle der<br />

Liga. Der bisherige Spitzenreiter<br />

Energie Cottbus büßt drei Zähler ein,<br />

TugayUzan (r.) kommt gegen Aleksandar Bilbija zum Abschluss.<br />

milien leiden unter dieser Situation.<br />

Die meisten haben nun keinen<br />

neuen Verein. Es ist schlimm, dass so<br />

etwas immer wieder vorkommt.“<br />

Die Spieler aus Altglienicke, die<br />

eine starke Hinrunde absolviert und<br />

sich in der Spitzengruppe etabliert<br />

MICHAEL HUNDT<br />

da der einstige 5:3-Erfolg aus der<br />

Hinrunde gegen Erfurt nicht mehr<br />

zählt, Altglienicke verliert nur einen<br />

Punkt nach dem 1:1 gegen Erfurt im<br />

Hinspiel. Da das für den Sonnabend<br />

angesetzte Duell Erfurt contra Cottbus<br />

wegen Einstellens des Spielbetriebs<br />

bei Rot-Weiß gestrichen worden<br />

war,zog Altglienicke,die Mannschaft<br />

vonTrainer Karsten Heine,an<br />

Energie vorbei –zumindest für eine<br />

Woche. Der gesamte Vorgang um<br />

Rot-Weiß Erfurtist dem Sportgericht<br />

des Nordostdeutschen Fußballverbandes<br />

(NOFV) übergeben worden.<br />

Zeitnah wird dann die Tabelle auch<br />

offiziell korrigiertwerden.<br />

„Natürlich freuen wir uns“, sagte<br />

Heine, 64, „oben zu stehen, ist immer<br />

ein schönes Gefühl.“ Doch<br />

Heine, ganz fairer Sportsmann, betonte<br />

auch, dass er sehr traurig darüber<br />

sei, was in Erfurtpassiere. „Das<br />

bedaure ich sehr, das tut sehr weh.<br />

Viele Spieler der Erfurter und ihreFahatten,<br />

wurden im Jahnsportpark<br />

durch ihren singenden Stadionsprecher<br />

Ronny Rothé bestens eingestimmt<br />

für den langen Aufstiegskampf.<br />

Der Entertainer zelebrierte<br />

vor dem Anpfiff das Vereinslied:<br />

„Blau-Weiß sind unsere Farben, der<br />

Verein ist unsereWelt. VSG olé!“ Besonders<br />

Mittelfeldmann Skoda<br />

schien animiert zu sein von dem<br />

Liedgut und schoss schon nach zehn<br />

Minuten einen wunderbaren Treffer.<br />

Es war bereits TorNummer 13 für<br />

den 29-Jährigen in dieser Saison. Damit<br />

liegt er in der Liga auf Rang zwei<br />

hinter Marc-Philipp Zimmermann<br />

vom VfB Auerbach, der 15 Tore auf<br />

dem Konto hat.<br />

Dabei war Optik Rathenow, seit<br />

30 Jahren von Trainer Ingo Kahlisch<br />

angeführt, ein schwer zu bespielender<br />

Gegner für die Männer aus dem<br />

Südosten Berlins.„Wir haben in der<br />

ersten Halbzeit zwei überragende<br />

Tore geschossen“, freute sich Heine,<br />

„aber wir haben nach der Pause<br />

keine Kontrolle mehr über das Spiel<br />

bekommen. Da ist noch viel Luft<br />

nach oben.“ Lag der Ballbesitz lange<br />

Zeit bei geschätzten 70 Prozent für<br />

die VSG, hielt sich das später die<br />

Waage. Dennoch geriet der Sieg des<br />

neuen Spitzenreiters nie in Gefahr.<br />

Das Trainingslager nahe Malaga<br />

hatte der Mannschaft offenbar sehr<br />

gut getan. Sie startete jedenfalls fit<br />

und mit Elan in die zweite Phase der<br />

Meisterschaft.<br />

Optik-Chef Ingo Kahlisch, 62, der<br />

zu den dienstältesten Trainern im<br />

deutschen Fußball zählt, hielt sich<br />

dann auch mit Komplimenten für<br />

den Sieger nicht zurück. „Seitdem<br />

Karsten Heine dort Trainer ist und<br />

Lothar Hamann als sportlicher Berater<br />

bei der VSG arbeitet, ist die<br />

Truppe sehr gut geworden. Da sind<br />

zwei Fachleute amWerk.Altglienicke<br />

muss man im Kampf um den Titel<br />

auf dem Zettel haben.“<br />

Der sogelobte Heine bleibt Realist,<br />

auch wenn das 0:0 des Mitfavoriten<br />

1. FC Lok Leipzig am Sonnabend<br />

gegen Viktoria 89 seiner VSG im Titelkampf<br />

half. „Es wird ein langer<br />

Weg“, sagte Heine, „aber wir wollen<br />

ganz oben dabei sein.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 17<br />

· ·<br />

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Sport<br />

Der König<br />

der<br />

Kandahar<br />

Thomas Dreßen siegt auf<br />

der Heimstrecke<br />

Ein Teil des Preisgeldes war Thomas<br />

Dreßen schon am Abend<br />

nach dem Sieg in Garmisch-Partenkirchen<br />

wieder los.45000 Schweizer<br />

Franken, zirka 42 000 Euro,gibt es im<br />

Weltcup für den Abfahrtserfolg auf<br />

der Kandahar, bei so vielen Freunden<br />

und Verwandten unter den Zuschauern<br />

wollte sich der beste deutsche<br />

Skirennfahrer nicht lumpen lassen.<br />

Der26-Jährige wohnt mit seiner<br />

Freundin zwar inzwischen in Österreich,<br />

sein Heimatort Mittenwald<br />

aber ist nur eine halbe Stunde von<br />

Garmisch entfernt. „Das wird noch<br />

richtig teuer heute für mich“, sagte<br />

Dreßen vor den Feierlichkeiten zum<br />

vierten Weltcupsieg seiner Karriere.<br />

Die Abfahrten auf der Streif in<br />

Kitzbühel und in Kvitfjell gewann er<br />

2018, in diesem Winter folgten die<br />

Siege in Lake Louise und −als erst<br />

zweitem Deutschen nach Markus<br />

Wasmeier 1992 − imWerdenfelser<br />

Land. Für die WM-Bewerbung der<br />

Stadt um die Titelkämpfe 2025 ist das<br />

ein Schub.Auf die Strahlkraft der Familie<br />

Neureuther verzichten die Organisatoren<br />

in ihren Bemühungen<br />

ebenso wie auf die von Doppel-<br />

Olympiasieger Wasmeier. Dreßen ist<br />

als potenzielles Zugpferdvon besonders<br />

hohem Wert.<br />

Ungewöhnliche Heimserie<br />

Vorallem aber ist der Erfolg ein erneuter<br />

Beleg für Dreßens Klasse, der<br />

nach seiner schweren Knieverletzung<br />

eigentlich nur langsam ein<br />

Comeback geben wollte. „Es ist eh<br />

bis jetzt schon eine Wahnsinnssaison<br />

gewesen mit dem Sieg und<br />

schon zwei Podiums.Dass jetzt noch<br />

ein Sieg dazukommt −soganz checken<br />

tu’ich das noch nicht“, sagte er.<br />

Die anderen Deutschen hatten<br />

ebenfalls ihren Anteil am gelungenen<br />

Renntag, sechs der sieben Starter<br />

schafften es in die Top30, insgesamt<br />

drei unter die besten 15. Aleksander<br />

Aamodt Kilde (Norwegen)<br />

fuhr auf Rang zwei vor Johan Clarey<br />

aus Frankreich.<br />

„28 Jahre, das ist ja der Wahnsinn.<br />

Er löst mich jetzt in allen Dingen ab“,<br />

Trilogie, zweiter Teil<br />

Novak Djokovic gibt bei seinem Sieg im Finale der Australian Open über Dominic Thiem Rätsel auf<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Es gab mal, in der Anfangszeit<br />

seiner glanzvollen Karriere,<br />

eine Phase,inder Novak<br />

Djokovic von den ersten<br />

16 großen Finals bei Grand-<br />

Slam-Turnieren die Hälfte gewann<br />

und die Hälfte verlor. Doch seither<br />

schnappte er sich von zehn Finals<br />

neun, das letzte am Sonntag in der<br />

Rod Laver Arena mit einem Sieg gegen<br />

den Österreicher Dominic<br />

Thiem (6:4, 4:6, 2:6, 6:3, 6:4). Es war<br />

der achte in Melbourne, der 17. insgesamt<br />

bei einem Grand-Slam-Turnier.<br />

Errückt Roger Federer und Rafael<br />

Nadal weiter auf den Pelz; der<br />

Schweizer ist ihm drei Trophäen voraus,der<br />

Spanier zwei. UndErster der<br />

Weltrangliste ist er nun auch wieder.<br />

Es war ein Spiel, das aus drei Teilen<br />

bestand. Der erste begann mit<br />

Vorteilen für den Titelverteidiger,der<br />

Herausforderer glich aus, verpasste<br />

aber mit einem teuren Doppelfehler<br />

beim Breakball und Satzball die<br />

Chance auf eine frühe Führung. Dabei<br />

hätte der Gewinn des ersten Satzes<br />

sowichtig für den Österreicher<br />

sein können, der im Laufe des Turniers<br />

fast sechs Stunden mehr gerackert<br />

hatte als der Gegner. Und der<br />

einen Tagweniger zur Erholung gehabt<br />

hatte. Doch es gibt ja zwei<br />

Theorien, welcher Wegvor einem Finale<br />

der bessere ist: 24 Stunden<br />

mehr Zeit zur Erholung zu haben<br />

oder im Rhythmus bleiben zu können.<br />

Die Sache mit der kürzeren Erholung<br />

klappte sogar in extremen<br />

Fällen wie bei Nadal 2009, der an einem<br />

Freitagabend fünf Stunden und<br />

14 Minuten gegen seinen Landsmann<br />

FernandoVerdasco unterwegs<br />

war und am Ende gegen Roger Federer,<br />

der einen Tagmehr Pause gehabt<br />

hatte,den Titel gewann.<br />

Einmüder Eindruck<br />

Im zweiten Teil der Trilogie im Melbourne<br />

Park gab Djokovic seinen<br />

Leuten Rätsel auf, vor allem, nachdem<br />

er den zweiten Satz gegen den<br />

nun eindrucksvoll spielenden Österreicher<br />

verloren hatte. Normalerweise<br />

sind die Besten besonders<br />

stark darin, sofort den Hebel umzulegen,<br />

wenn der Strom vorübergehend<br />

ausgefallen war, aber diesmal<br />

war das Gegenteil der Fall. Er wirkte<br />

müde, inmanchen Situationen fast<br />

apathisch und schien nicht die Kraft<br />

zu haben, sich gegen Thiems forderndes<br />

Spiel zu wehren. Während<br />

des dritten Satzes rief er eine Ärztin<br />

und den Physiotherapeuten auf den<br />

Schwerwiegend: Novak Djokovic mit der Trophäe der Australian Open.<br />

GETTY IMAGES/MAT KING<br />

„Es war definitiv eines der schwierigsten<br />

Endspiele, die ich hier hatte. Ich war an der<br />

Schwelle, dieses Match zu verlieren. Ich habe<br />

mich nicht gut gefühlt auf dem Platz.“<br />

Novak Djokovic über den Gewinn seines 17. Titels bei einem Grand-Slam-Turnier,<br />

der ihm umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro eingebracht hat.<br />

Platz, nach dem Ende des Satzes ging<br />

er zur Behandlung sogar hinaus.<br />

Doch jener Mann, der nach der<br />

Pause zurückkehrte, war nicht derselbe,<br />

der sie kurz vorher verlassen<br />

hatte. Thiem verpasste früh im vierten<br />

Satz eine Chance zum Break, danach<br />

nahm der Steigungsgrad des<br />

Berges, den er erklimmen musste,<br />

zu. Er verlor sein Aufschlagspiel zum<br />

3:5, kurzdanach schnappte sich Djokovic<br />

den Satz, und als der Serbe zu<br />

Beginn der fünften relativ zügig 3:1<br />

in Führung ging, waren die Würfel<br />

gefallen. Nach drei Stunden und 59<br />

Minuten landete Dominic Thiems<br />

letzter Ball neben der Seitenlinie.<br />

Nichts zu bedauern<br />

Hinterher waren sich alle einig, dies<br />

sei sicher nicht der letzte Auftritt des<br />

Herausforderers im Finale der Australian<br />

Open gewesen. Es selbst<br />

meinte,esgebe für ihn nichts zu bedauern;<br />

sicher habe er hier und da<br />

ein paar kleine Fehler gemacht, und<br />

es wäre auch sicher besser gewesen,<br />

den Breakball im vierten Satz zu nutzen,<br />

aber am Ende sei es halt ein enges<br />

Spiel in fünf Sätzen gewesen, das<br />

er verloren habe. „Ich fühl mich<br />

ziemlich leer jetzt, aber so ist das nun<br />

mal. Aber ich spüre auch schon ein<br />

klein wenig Motivation für den<br />

nächsten Versuch, und nach einer<br />

Pause wird sie ganz bestimmt noch<br />

größer sein.“<br />

Novak Djokovic wirkte nach der<br />

ersten emotionalen Reaktion auf<br />

dem Platz später in seiner Freude irgendwie<br />

gedämpft. Er sei ziemlich<br />

müde und erschöpft, sagte nach den<br />

ersten Ehrenrunden beim Australischen<br />

Fernsehsender Nine, und das<br />

sei auch das Problem im dritten Satz<br />

gewesen. „Ich weiß selbst nicht genau,<br />

was da los war –meine Energie<br />

war komplett weg, beim Aufschlag<br />

war mir schwindelig, besser kann ich<br />

es nicht erklären.“ Er sei dehydriert<br />

und müsse mehr trinken, riet ihm<br />

die Ärztin in der Behandlungspause,<br />

was er auch tat und ins Spiel zurückkehrte;<br />

ab dem Stand von2:2 im vierten<br />

Satz habe er sich dann wieder<br />

besser gefühlt. Irgendwie weckte die<br />

Geschichte Erinnerungen an das Finale<br />

2015, als er gegen Andy Murray<br />

auch zwischendurch den Eindruck<br />

gemacht hatte, ersei völlig erledigt,<br />

und dann am Ende mit frischen<br />

Kräften gewonnen hatte.<br />

Aber unter dem Strich steht nun<br />

diese mächtige Bilanz mit neun Siegen<br />

in zehn Finals in weniger als fünf<br />

Jahren. Da kann einem schon<br />

schwindelig werden.<br />

Den<br />

Bann<br />

gebrochen<br />

Stephan Leyhe fliegt in<br />

Japan auf Platz zwei<br />

Als Stephan Leyhe mit Blumen<br />

und Stoffbär in der Hand die Siegerehrung<br />

genoss, konnte auch Karl<br />

Geiger wieder lächeln. „Glückwunsch<br />

Stephan, das hast du dir sehr<br />

verdient“, sagte der vomWinde verwehte<br />

Geiger, der den Verlust des<br />

Gelben Trikots an Stefan Kraft<br />

schnell abgehakt hatte. Viel lieber<br />

freute sich der Skisprung-Weltmeisterschaftszweite<br />

im fernen Sapporo<br />

über den zweiten Platz seines Teamkollegen,<br />

der endlich für seine starken<br />

Leistungen belohnt wurde.<br />

„Es ist eine Weile her,dass ich auf<br />

dem Podium gestanden habe. Mein<br />

zweiter Sprung war richtig gut“,<br />

sagte Leyhe,der sich am Sonntag nur<br />

dem ehemaligen Weltmeister Kraft<br />

aus Österreich geschlagen geben<br />

musste.Erst zum zweiten Malinseiner<br />

Karriere flog Leyhe auf das Podium,<br />

im November 2018 war er in<br />

Wisla ebenfalls Zweiter geworden.<br />

„Das Wochenende hier hat richtig<br />

Spaß gemacht“, sagte Leyhe,der tags<br />

zuvor bereits Fünfter geworden war.<br />

Geiger verliertWeltcup-Führung<br />

Leyhe hatte schon in Titisee-Neustadt<br />

und Zakopane als Vierter das<br />

Podest vor Augen, nun brach er den<br />

Bann. Nach dem ersten Durchgang<br />

lag er noch auf Platz acht, dann rollte<br />

er mit dem weitesten Sprung des Tages<br />

das Feld auf. Am kommenden<br />

Wochenende steht für den Teamweltmeister,<br />

der zum fünften Mal in<br />

Folge bester DSV-Adler war,nun das<br />

Heimspiel in Willingen an: „Das wird<br />

emotional für mich. Ich bin in guter<br />

Form und man wird sehen, was ich<br />

da erreichen kann.“<br />

Geiger haderte auf der Okurayama-Schanze<br />

dagegen an beiden<br />

Tagen mit den Bedingungen, die<br />

Ränge elf und fünf kosteten ihn die<br />

Führung im Gesamtweltcup. „Gute<br />

Sprünge bei schlechtem Wind sind<br />

zwar ärgerlich, aber halb so<br />

schlimm“, schrieb der Bayer bei Facebook.Weil<br />

Kraft an seinem„besten<br />

Wochenende des Winters“ Zweiter<br />

und Erster wurde,musste Geiger mit<br />

genau 1000 Punkten nach drei Wochen<br />

das Gelbe Trikot dem Österrei-<br />

Thomas Dreßen raste in Garmisch zu seinem<br />

vierten Abfahrtssieg. DPA/WARMUTH<br />

scherzte Wasmeier. Schon die Bestmarke<br />

für die meisten Abfahrtssiege<br />

imWeltcup hatte er an Dreßen verloren<br />

und meinte mit Bezug auf seine<br />

beiden olympischen Goldmedaillen:<br />

„Das kommt auch noch.“<br />

Dreßen gelang auch die ungewöhnliche<br />

Fortsetzung einer Serie.<br />

Nach dem Südtiroler Dominik Paris<br />

in Bormio (zweimal), dem Schweizer<br />

Beat Feuz inWengen und dem Österreicher<br />

Matthias Mayer inKitzbühel<br />

gab es auch in Garmisch einen Abfahrtsheimsieg.<br />

Dabei war Dreßen<br />

voreinem Jahr in der Rehabilitation.<br />

Im November war er in Beaver<br />

Creek gestürzt und mit hoher Geschwindigkeit<br />

in ein Fangnetz gerauscht.<br />

Neben einer ausgekugelten<br />

Schulter und dem gerissenen vorderen<br />

Kreuzband im rechten Knie waren<br />

auch der Innenmeniskus, der<br />

Außenmeniskus, das Innenband<br />

und der Knorpel lädiert. Das Knie<br />

war, „ich sage es, wie es ist, im<br />

Arsch“, erzählte Dreßen. Noch immer<br />

muss er Rücksicht nehmen.<br />

Zum Gewinnen reicht es trotzdem −<br />

und zum Feiernsowieso. (dpa)<br />

Ein neuer amerikanischer Traum<br />

Sofia Kenin galt einst als großes Talent. Dennoch kam ihr Sieg bei den Australian Open für viele überraschend<br />

Inszenierte Küsse vor Melbournes Kulisse: Sofia Kenin.<br />

Australian-Open-Siegerin<br />

Sofia<br />

Kenin schmunzelt über ihreverblüffend<br />

draufgängerischen Antworten<br />

als kleines Mädchen noch immer.<br />

Schon als Sechsjährige war sie<br />

überzeugt, den Aufschlag ihres Lieblingsspielers<br />

Andy Roddick zurückschlagen<br />

zu können. „Ja“, sagte sie<br />

2005 ernst, wieVideos zeigen, die seit<br />

ihrem rasanten Aufstieg in Melbourne<br />

im Internet kursieren:„Wenn<br />

ich mich früh vorbereite und kurz<br />

aushole.“ Roddick war mit einem<br />

Aufschlag von fast 250 Stundenkilometern<br />

zeitweise Rekordhalter bei<br />

den Männern.<br />

15 Jahrespäter küsst die US-Amerikanerin<br />

den Daphne Akhurst Memorial<br />

Cup−mit dem 4:6, 6:2, 6:2 gegen<br />

die Spanierin Garbiñe Muguruza<br />

feierte sie ihren ersten Grand-Slam-<br />

Titel. „Ich bin wie auf Wolke sieben“,<br />

sagte die 21-Jährige,als sie mit rotlackierten<br />

Fingernägeln und einem<br />

Glas Sekt nach ihrem Coup Rede und<br />

Antwort stand. Alles sei surreal, es<br />

verschwimme alles.IhrVater Alexander<br />

Kenin sagt: „Wir sind noch nicht<br />

am Ziel.“ Denn schon als kleines<br />

Mädchen hatte sich Kenin vorgenommen,<br />

Champion und die Nummer<br />

eins der Welt zu werden.<br />

Dass sie am Montag als neue<br />

Nummer sieben erstmals unter die<br />

TopTen vorrücken wird und ihr Idol<br />

Serena Williams als beste Amerikanerin<br />

in der Weltrangliste ablöst,<br />

musste Kenin erst einmal sacken lassen.<br />

Als jüngste Australian-Open-<br />

Siegerin seit MariaScharapowa 2008<br />

verewigte sie sich in der Tennis-His-<br />

torie. Naomi Osaka war bei ihrem<br />

Triumph vor zwölf Monaten allerdings<br />

auch nur 22 Tage älter.<br />

Glänzende Zukunft<br />

GETTY IMAGES/DENHOLM<br />

1987 verließen Kenins Eltern die Sowjetunion,<br />

um ihren Kindern ein<br />

besseres Leben zu ermöglichen. „Ich<br />

danke meinen Eltern, mir den amerikanischen<br />

Traum gegeben zu haben.“<br />

Jetzt freut sie sich über ein<br />

Preisgeld von rund 2,5 Millionen<br />

Euro.<br />

Was am Sonnabend mit ihrem<br />

Sieg gipfelte,hatte begonnen, als Kenin<br />

mit dreieinhalb Jahren mit einem<br />

Schläger ihres Vaters in einer<br />

Auffahrt inPembroke Pines in Florida<br />

die ersten Bälle schlug. IhrVater<br />

begleitet als Trainer ihren Wegvom<br />

früh erkannten Talent zur jüngsten<br />

amerikanischen Top-Ten-Debütantin<br />

seit Serena Williams 1999. Mit<br />

vier, fünf Jahren sei sie berühmter<br />

gewesen als vor ihrem Aufstieg zur<br />

Australian-Open-Siegerin, witzelte<br />

ihr Vater mal.<br />

Mit ihrem Tennisschläger in den<br />

amerikanischen Nationalfarben präsentierte<br />

sie sich im Melbourne-Finale<br />

in den entscheidenden Situationen<br />

spielerisch cool. Variabler, mit<br />

mehr spielerischen Möglichkeiten<br />

und mit bei weitem nicht so vielen<br />

Fehlerngewann sie das Endspiel gegen<br />

Muguruza, die 2016 bei den<br />

French Open und 2017 in Wimbledon<br />

triumphiert hatte.„Die Zukunft<br />

des Tennis ist so glänzend“, gratulierte<br />

US-Tennis-Ikone Billie Jean<br />

King. (dpa)<br />

Stephan Leyhe flog zum zweiten Mal in<br />

seiner Karriere auf das Podium. GETTY/ROBERTS<br />

cher (1 063) überlassen. Dritter ist<br />

der polnische Tournee-Triumphator<br />

Dawid Kubacki (924), der am Sonntag<br />

nach zehn Podestplätzen in Folge<br />

Sechster wurde. Leyhe (510) ist bereits<br />

Achter.<br />

Die Teamweltmeister Markus Eisenbichler<br />

(Siegsdorf) und Richard<br />

Freitag (Aue) erlebten dagegen ein<br />

Wochenende zum Vergessen. Dreifach-Weltmeister<br />

Eisenbichler nahm<br />

mit den Plätzen 26 und 34 gerade<br />

einmal fünf Weltcuppünktchen mit<br />

auf die fast 9000 Kilometer lange<br />

Heimreise. Der seit Wochen kriselnde<br />

Freitag ging mit den Rängen<br />

47 und 51 sogar ganz leer aus.<br />

Deutlich besser lief es für Pius<br />

Paschke (Kiefersfelden) mit den Plätzen<br />

10 und 25, auch Constantin<br />

Schmid (Oberaudorf)durfte mit den<br />

Rängen 12 und 27 zufrieden sein.<br />

Weiter geht es nun auf der Mühlenkopfschanze<br />

inWillingen, dem letzten<br />

Heimspiel des Winters für die<br />

DSV-Adler. Dort werden spätestens<br />

nach dem Sapporo-Wochenende<br />

alle Augen auf Stephan Leyhe gerichtet<br />

sein. (sid)


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Klopp auf dem Weg<br />

zur Meisterschaft<br />

FUSSBALL. Trainer Jürgen Klopp<br />

geht in der Premier League mit dem<br />

FC Liverpool in Riesenschritten der<br />

ersten Meisterschaft seit 30 Jahren<br />

entgegen. Gegen den FC Southampton<br />

mit Coach Ralph Hasenhüttl<br />

siegten die Reds 4:0 (0:0), es war der<br />

13. Heimsieg der Saison. Liverpool<br />

hat nach 25 Partien 73 Zähler.Am<br />

Sonntag verlor Verfolger Manchester<br />

City bei Tottenham Hotspur mit 0:2<br />

(0:0). DerRückstand des Meisters auf<br />

Liverpool beträgt 22 Punkte.<br />

Werder darf Selkenicht<br />

gegen Hertha einsetzen<br />

FUSSBALL. Werder Bremen darfseinen<br />

am Freitag verpflichteten Zugang<br />

Davie Selke am 7. MärzimDuell<br />

gegen dessen bisherigen Klub<br />

Hertha BSC nicht einsetzen. Dasbestätigte<br />

Werder-Geschäftsführer<br />

Frank Baumann: „Die Klausel war<br />

eine vonHertha BSC gestellte Bedingung,<br />

ohne die der Transfer nicht zustande<br />

gekommen wäre.“<br />

Tuchel streitet sich<br />

mit Mbappé<br />

FUSSBALL. Anders als in den sieben<br />

Spielen zuvor hat Neymar nicht für<br />

ParisSaint-Germain getroffen, feierte<br />

jedoch in der Ligue 1einen 5:0<br />

(3:0)-Heimsieg gegen Montpellier<br />

HSC und die komfortable Tabellenführung.<br />

Coach Thomas Tuchel stritt<br />

sich mit de Stürmer Kylian Mbappé<br />

nach dessen Auswechslung.<br />

Zoff bei der Auswechslung: Kylian<br />

Mbappé kritisiertThomas Tuchel.<br />

Kessel sichertBRVolleys<br />

den Sieg in Rottenburg<br />

AP/ENA<br />

VOLLEYBALL. Nach dem glanzlosen<br />

3:0 (25:17, 25:22, 25:22)-Bundesligasieg<br />

der BR Volleys in Rottenburg<br />

räumte Mittelblocker GeorgKlein<br />

ein: „Wir haben sicher nicht am Limit<br />

gespielt.“ Bester Punktesammler<br />

war Cody Kessel mit 18 Zählern. Mit<br />

dem Sieg vergrößerten die ungeschlagenen<br />

<strong>Berliner</strong> ihren Vorsprung<br />

gegenüber Verfolger VfB Friedrichshafen<br />

jedoch auf zwölf Punkte,da<br />

der VfB gegen Frankfurtverlor.<br />

Albas Basketballer<br />

unterliegen in Oldenburg<br />

BASKETBALL. Drei Tage nach der<br />

Euroleague-Pleite gegen Fenerbahce<br />

Istanbul hat Alba Berlin in der Bundesliga<br />

die nächste Niederlage kassiert.<br />

Am Sonntagabend unterlagen<br />

die <strong>Berliner</strong> nach müder Vorstellung<br />

bei Verfolger Oldenburgmit 88:93<br />

(45:51). Alba bleibt Tabellendritter.<br />

Förstemann und Kruse<br />

gewinnen WM-Bronze<br />

PARA-RADSPORT. Derfrühere<br />

Teamsprint-Weltmeister Robert<br />

Förstemann, 33, feierte ein gelungenes<br />

Para-WM-Debüt. Im Tandem<br />

mit dem sehbehinderten KaiKruse<br />

bestätigte der Olympiaditte von2012<br />

in Kanada durch die Bronzemedaille<br />

Ambitionen auf einen Startbei den<br />

Paralympics in Tokio.<br />

Ein netter Nebeneffekt<br />

Weil der FC Bayern zu alter Dominanz gefunden hat, übernimmt er wieder die Tabellenführung<br />

VonFrank Hellmann, Mainz<br />

Eswar bezeichnend, dass Manuel<br />

Neuer nach einem entspannten<br />

Arbeitstag im rheinhessischen Dauerregen<br />

genügend Zeit für sich hatte.<br />

Gratulierende Mitspieler vom FC<br />

Bayern kamen beim unterbeschäftigten<br />

Kapitän nach Schlusspfiff<br />

nicht vorbei, weshalb der Nationaltorwart<br />

inSeelenruhe seine Utensilien<br />

sortierte, sich der Handschuhe<br />

und des Trikots entledigte, umartig<br />

dem Schiedsrichtergespann und<br />

den Verlierernvom FSV Mainz 05 die<br />

Hand zu reichen. Dann folgte –im<br />

ärmellosen grünen Unterziehhemdchen<br />

–der Gang zum mitgereisten<br />

Anhang, der den Evergreen „Deutscher<br />

Meister wird nur der FCB“ intonierte.<br />

Genau diese Überzeugung<br />

verbreitet sich gerade landauf,<br />

landab auch bei allen, die nicht in<br />

der Münchner Fankurve stehen.<br />

Dem Rekordmeister hatte beim<br />

3:1 eine starke halbe Stunde genügt,<br />

die restlichen 60 Minuten fand auch<br />

Trainer Hansi Flick „nicht Bayernlike“.<br />

Aber selten ließ sich das so<br />

leicht verschmerzen wie an diesem<br />

Sonnabend. Die Punkteteilung am<br />

selben Abend zwischen RB Leipzig<br />

und Borussia Mönchengladbach katapultierte<br />

den Rekordmeister wieder<br />

dahin, wo er nach seinem Selbstverständnis<br />

gehört, aber nur nach<br />

dem sechsten Spieltag Anfang Oktober<br />

stand: an die Tabellenspitze.<br />

Spitzenspiel gegen Leipzig<br />

Für Flick ist der Wachwechsel „ein<br />

netter Nebeneffekt“, aber es gebe<br />

eben„kaum eine andereMannschaft<br />

mit einer derartigen Qualität“, stellte<br />

der tiefenentspannte Fußballlehrer<br />

fest. Drei Rückrundenspiele (zuvor<br />

4:0 bei Hertha, 5:0 gegen Schalke)<br />

und sechs Bundesligasiege in Serie<br />

haben ausgereicht, um die bekannte<br />

Hackordnung wieder herzustellen.<br />

Der Punktevorsprung des Brauseklubs<br />

als Herbstmeister ist schneller<br />

geschmolzen als Schnee bei Föhneinbruch.<br />

Und wenn die Bayern am<br />

Sonntag das Spitzenspiel gegen die<br />

Sachsen gewinnen, haben auf einmal<br />

sie vier Zähler mehr auf dem<br />

Konto als der ärgste Herausforderer.<br />

Er sei kein Freund, „zu weit nach<br />

vorne zu schauen“, erklärte Flick.<br />

Vorher ist ja noch das DFB-Pokalachtelfinale<br />

gegen die TSG Hoffenheim<br />

(Mittwoch 20.45 Uhr) zu bestreiten,<br />

was den 54-Jährigen mit seiner<br />

eigenen Vita konfrontiert. Derin<br />

Heidelberg geborene, imDörfchen<br />

Effektive Träger<br />

Thiago blüht unter Trainer Hansi Flick wieder auf.<br />

Die Füchse starten nach der EM-Pause erfolgreich ins Jahr<br />

VonCarolin Paul<br />

Paul Drux war nach Abpfiff selbst<br />

etwas überrascht. Acht Tore, so<br />

viele Treffer hat der 24-Jährige in einer<br />

Partie schon lange nicht mehr erzielt.<br />

Beim Bundesliga-Auftakt der<br />

Füchse in diesem Jahr spürte man<br />

bei dem deutschen Nationalspieler<br />

nichts von möglichen Europameisterschafts-Nachwirkungen.<br />

Gegen<br />

die HBW Balingen-Weilstetten war<br />

seine Leistung ein Grund für den<br />

deutlichen 33:27(17:14)-Erfolg.<br />

„Paul Drux und Johan Koch waren<br />

mit einer unglaublichen Effektivität<br />

unterwegs und haben das Spiel<br />

getragen“, urteilte der neue Sportvorstand<br />

Stefan Kretzschmar. „Dass<br />

Hans Lindberg nebenbei wieder<br />

über zehn Tore macht, fällt manch<br />

einem da gar nicht mehr auf.“<br />

Auffallend war, dass die Füchse<br />

am frühen Sonntagabend vor 8314<br />

Zuschauern inder Max-Schmeling-<br />

Halle vorallem durch eine geschlossenen<br />

Mannschaftsleistung überzeugten.<br />

Anders als noch bei der<br />

30:31-Hinspiel-Schlappe demonstrierten<br />

die Schützlinge von Trainer<br />

Velimir Petkovic, dass nicht nur die<br />

„Es freut mich auch ungemein,<br />

dass Thiago sich nun zum dritten<br />

Mal inFolge in die<br />

Torschützenliste eingetragen hat.“<br />

Hansi Flick hat die passende Rolle für<br />

den zwischenzeitlich aussortierten Spanier gefunden.<br />

Abwehrleistung in Berlin wieder<br />

stimmt, sondernauch der Angriff zu<br />

einer bestechenden Leistung fähig<br />

ist. Dabei standen die Zeichen für einen<br />

derartigen Auftritt vor dem Anpfiff<br />

nicht so gut. Neben den ohnehin<br />

verletzten Dejan Milosavljev,Fabian<br />

Wiede, Mattias Zachrisson und<br />

Simon Ernst meldete sich Mijajlo<br />

Marsenic mit Knieproblemen ab.<br />

Mitviel Tempo<br />

Umso wichtiger war es, dass seine<br />

Vertretung am Kreis, Johan Koch,<br />

von Minute eins an überzeugte. Der<br />

29-Jährige traf nach einer gespielten<br />

Viertelstunde bereits viermal, wurde<br />

von Drux mehrfach gut in Szene gesetzt,<br />

erkämpfte vier Siebenmeter<br />

und hielt auch in der Abwehr stand.<br />

Bereits nach zwanzig Minuten war<br />

abzusehen, dass die Füchse sich in<br />

diesem Heimspiel die Punkte nicht<br />

nehmen lassen würden. „Wir haben<br />

ein gutes Spiel mit viel Tempo gezeigt.<br />

Miteiner guten Wurfquote haben<br />

wir uns das Leben leicht gemacht“,<br />

sagte Drux, der nach Abpfiff<br />

über den Sieg ebenso erfreut war,<br />

wie über den bevorstehenden freien<br />

Tagfür die Regeneration.<br />

BONGARTS/ALEX GRIMM<br />

Bammental im Rhein-Neckar-Kreis<br />

beheimatete Coach, besitzt als langjähriger<br />

Ratgeber und Angestellter<br />

einen besonderen Bezug zum Dietmar-Hopp-Klub,<br />

der die Bayern in<br />

der Hinrunde in ihrer Arena besiegte.<br />

Doch für die Wiederholung<br />

eines solchen Beutezugs spricht gerade<br />

nicht viel.<br />

Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />

sieht im neuen Jahrzehnt „bis<br />

jetzt keine großen Probleme“. Klar,<br />

der Kader sollte für „die wichtigen<br />

Spiele in der heißen Phase“ –vorrangig<br />

ab dem Champions-League-<br />

Achtelfinale gegen den FC Chelsea −<br />

breiter werden. Lucas Hernández,<br />

Kingsley Coman und der in Mainz<br />

eingewechselte Serge Gnabry<br />

nannte Salihamidzic als Kandidaten,<br />

die dann gesundheitlich voll auf der<br />

Höhe sein sollten. Doch Flick hat mit<br />

seiner Art bereits brachliegende Potenziale<br />

geweckt: Aus dem unter<br />

Niko Kovac als Sicherheitsrisiko geltenden<br />

Thiago sei mit Joshua Kimmich<br />

im zentralen Mittelfeld „ein<br />

Stabilisator“ geworden, lobte Flick,<br />

der für den Spanier eine Rolle gefunden<br />

hat, in der defensive Ordnung<br />

und offensive Entfaltung sich nicht<br />

mehr ausschließen. „Es freut mich<br />

auch ungemein, dass Thiago sich<br />

nun zum dritten Mal inFolge in die<br />

Torschützenliste eingetragen hat.“<br />

Demonstratives Abklatschen<br />

Thiagos Dribbling zum 3:0 war eine<br />

Augenweide (26.), zuvor hatten<br />

Gerd-Müller-Spurenleser Robert Lewandowski<br />

nach Maßflanke von<br />

Benjamin Pavard mit seinem 22. Saisontreffer<br />

und 150. Bayern-Tor (8.)<br />

sowie Flick-Profiteur Thomas Müller<br />

nach Rückpass von Leon Goretzka<br />

(14.) die Kräfteverhältnisse bereits<br />

geklärt. Dass der unter der Woche im<br />

internen Trainingsturnier von Jérôme<br />

Boateng geschlagene Goretzka<br />

am Gegentor von Jeremiah St. Juste<br />

(45.) beteiligt war, ließ sich genauso<br />

leicht wie die Handgreiflichkeit der<br />

Teamkollegen verschmerzen. „Da<br />

hat es in beide Richtungen gemenschelt“,<br />

meinte Müller mit einem<br />

Augenzwinkern über die längst versöhnten<br />

Streithähne, die sich demonstrativ<br />

beim Aufwärmen abklatschten.<br />

David Alaba machte den<br />

Titelhunger seiner Mitspieler übrigens<br />

daran fest, „dass jeder im Training<br />

mitzieht und Gasgibt“. DieAnsage<br />

des Österreichers für die nächstenWochen:„Wenn<br />

wir so weitermachen,<br />

wird’s vorne spannend.“ Eher<br />

das Gegenteil ist zu befürchten.<br />

Souveräner Auftritt<br />

Die Eisbären überzeugen ihre Fans und die NHL-Scouts<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Unter den 12 508 Zuschauern in<br />

der Arena am Ostbahnhof tummelten<br />

sich am Sonntag nicht nur<br />

die Fans der Eisbären und des ERC<br />

Ingolstadt. 20 Scouts der Teams aus<br />

der nordamerikanischen Profiliga<br />

NHL, die ab Montag internationale<br />

Talente beim U19-Turnier im Wellblechpalast<br />

beobachten, gesellten<br />

sich dazu. In erster Linie wohl, um<br />

Lukas Reichel unter die Lupe zu nehmen,<br />

der gute Aussichten hat, beim<br />

NHL-Draft ausgewählt zu werden.<br />

Der 17-jährige Stürmer wusste<br />

beim 6:2 (3:1, 2:1, 1:0) der <strong>Berliner</strong> zu<br />

überzeugen, zwei Tore bereitete er<br />

mit vor. Allerdings stahl ihm Nebenmann<br />

Maxim Lapierredie Show.Der<br />

Mittelstürmer fälschte beim 1:0 nach<br />

57 Sekunden einen Schuss vonJonas<br />

Müller ab. Nach dem Ausgleich<br />

durch Kris Foucault im Powerplay<br />

(11.), sorgte er mit einem Spieler weniger<br />

auf dem Eis für die erneute<br />

Führung. Beim 3:1 in Überzahl<br />

konnte Lapierredie Vorlage Reichels<br />

nicht verwerten, leitete den Puck mit<br />

den Schlittschuhen aber so geschickt<br />

weiter,dass Labrie traf.<br />

Daszweite Drittel startete für Berlin<br />

ohne Constantin Braun wegen einer<br />

Unterkörperverletzung, aber mit<br />

einer vierminütigen Überzahl. In der<br />

letzten Aktion vor der Pause hatte<br />

EHC-Stürmer Leo Pföderl einen hohen<br />

Stock ins Gesicht bekommen;<br />

entgegen aller Befürchtungen war er<br />

weiter mit von der Partie. 51Sekunden,<br />

ehe der bestrafte Ingolstädter<br />

zurückkehrte, lag der Puck ein viertes<br />

Mal imgegnerischen Tor, Ryan<br />

McKiernan hatte ihn mit einem satten<br />

Schuss dorthin befördert.<br />

Nach dem 5:1 durch Marcel Noebels’<br />

21. Saisontreffer kam Hektik<br />

auf. 26 Sekunden später war Eisbären-Keeper<br />

Justin Pogge bezwungen.<br />

Dann musste Fabian Dietz wegen eines„unkorrekten<br />

Körperangriffs“ für<br />

den Rest des Spiels in die Kabine.Die<br />

Unterzahl überstanden die Eisbären<br />

aber. Das war die entscheidende<br />

Phase, umsicherzugehen, dass der<br />

Sieg gegen den Mitbewerber um die<br />

ersten vier Plätze inder Hauptrunden-Tabelle<br />

nicht mehr gefährdet<br />

ist. 81 Sekunden vorSchluss erhöhte<br />

Austin Ortega auf 6:2 und sorgte dafür,dass<br />

Scouts und Fans einen souveränen<br />

Sieg zu sehen bekamen.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

2. Bundesliga, 20. Spieltag<br />

Regensburg −Gr. Fürth 0:2<br />

Erzg.Aue−Arm.Bielefeld 0:0<br />

Hannover96−SVWehen 2:2<br />

FC St. Pauli−VfB Stuttgart 1:1<br />

Karlsruher SC−Kiel 0:2<br />

Nürnberg −Sandhausen 2:0<br />

Heidenheim −Dyn. Dresden 0:0<br />

Darmstadt 98 −VfL Osnabrück 2:2<br />

VfL Bochum −Hamburger SV Mo., 20.30<br />

1 Arm. Bielefeld 20 37: 21 38<br />

2 VfB Stuttgart 20 34: 25 35<br />

3 Hamburger SV 19 40: 20 34<br />

4 Gr.Fürth 20 30: 24 31<br />

5 Heidenheim 20 27: 21 31<br />

6 Erzg.Aue 20 29: 27 30<br />

7 Regensburg 20 33: 30 29<br />

8 VfL Osnabrück 20 28: 24 27<br />

9 Kiel 20 32: 31 27<br />

10 Sandhausen 20 24: 23 27<br />

11 Darmstadt 98 20 23: 28 23<br />

12 FC St. Pauli 20 25: 27 22<br />

13 Nürnberg 20 29: 38 22<br />

14 Hannover96 20 24: 33 22<br />

15 SV Wehen 20 24: 37 21<br />

16 VfL Bochum 19 32: 36 20<br />

17 Karlsruher SC 20 29: 39 20<br />

18 Dyn. Dresden 20 18: 34 17<br />

3. Liga, 22. Spieltag<br />

Hallescher FC−Viktoria Köln 3:4<br />

SV Meppen −Chemnitzer FC 1:2<br />

Unterhaching −KFC Uerdingen 1:0<br />

Ingolstadt−Kaiserslautern 2:1<br />

Pr.Münster −Duisburg 1:4<br />

Braunschweig−FCCZJena 1:1<br />

B. München II−Hansa Rostock 1:0<br />

SV Waldhof Mannheim −Magdeburg 1:1<br />

FSV Zwickau −München 2:2<br />

Großaspach −Würzb.Kickers Mo., 19.00<br />

1 Duisburg 22 46: 29 43<br />

2 Ingolstadt 22 45: 25 41<br />

3 Unterhaching 22 33: 24 39<br />

4 SV Waldhof Mannheim 22 35: 26 37<br />

5 Braunschweig 22 34: 30 34<br />

6 München 22 35: 32 33<br />

7 Hallescher FC 22 38: 27 32<br />

8 SV Meppen 22 41: 32 31<br />

9 Hansa Rostock 22 28: 29 31<br />

10 Kaiserslautern 22 37: 38 30<br />

11 KFC Uerdingen 22 24: 30 30<br />

12 B. München II 22 39: 42 29<br />

13 Magdeburg 22 29: 24 28<br />

14 FSV Zwickau 22 35: 33 28<br />

15 Würzb.Kickers 21 34: 42 27<br />

16 Viktoria Köln 22 39: 47 25<br />

17 Chemnitzer FC 22 35: 39 24<br />

18 Pr.Münster 22 32: 45 19<br />

19 Großaspach 21 21: 40 18<br />

20 FC CZ Jena 22 22: 48 13<br />

Regionalliga<br />

Halberstadt −<strong>Berliner</strong> AK 1:5<br />

Lichtenberg 47 −Meuselwitz<br />

abges.<br />

Altglienicke−Rathenow 3:0<br />

Lok Leipzig −Viktoria 0:0<br />

Fürstenwalde −Dynamo 3:0<br />

Bischofswerda −Nordhausen<br />

abges.<br />

Hertha II−Auerbach 1:2<br />

Babelsberg −Chemie Leipzig 1:0<br />

1Altglienicke 19 51: 23 41<br />

2 Cottbus 18 42: 24 39<br />

3 Lok Leipzig 18 31: 18 37<br />

4 Hertha II 19 50: 32 32<br />

5 Dynamo 19 26: 22 32<br />

6 Fürstenwalde 19 37: 30 27<br />

7 Auerbach 19 33: 40 26<br />

8 Viktoria 18 17: 13 25<br />

9 <strong>Berliner</strong> AK 19 37: 32 24<br />

10 Lichtenberg 47 18 20: 23 23<br />

11 Meuselwitz 18 28: 31 21<br />

12 Chemie Leipzig 19 18: 22 20<br />

13 Nordhausen 17 37: 27 18<br />

14 Rathenow 19 18: 39 17<br />

15 Halberstadt 19 21: 38 13<br />

16 Babelsberg 18 17: 34 13<br />

17 Bischofswerda 18 16: 51 10<br />

DerRegionalliga-Meister Nordost spielt im Play-off gegen den Regionalliga-MeisterWest<br />

um den Aufstiegindie Dritte Liga. Die drei anderen Regionalliga-Meister<br />

steigen direktauf.Der FC Rot-Weiß Erfurtmuss den Spielbetrieb wegen Insolvenz<br />

einstellen.<br />

Eishockey<br />

DEL<br />

Bremerhaven−Mannheim<br />

3:4 n.P.<br />

Augsburg −Krefeld 2:1<br />

Düsseldorfer EG−Wolfsburg<br />

2:1 n.P.<br />

Iserlohn−Nürnberg<br />

5:4 n.V.<br />

Straubing −Schwenningen 5:1<br />

Eisbären −Ingolstadt 6:2<br />

Köln −München 1:2<br />

Tabellenspitze<br />

1 München 43 151: 107 93<br />

2 Mannheim 43 152: 109 87<br />

3 Straubing 43 148: 106 84<br />

4 Eisbären Berlin 42 136: 119 74<br />

5 Bremerhaven 43 132: 122 73<br />

6 Düsseldorf 42 105: 95 67<br />

7 Ingolstadt 43 133: 133 65


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 19 *<br />

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Sport<br />

Halten, ohne<br />

festzuhalten<br />

Dass er mit 34 Jahren<br />

noch der Held des Tages<br />

in der Bundesliga werden<br />

würde, hatte Philipp Pentke<br />

gewiss nicht gedacht.<br />

Schließlich hatte er erst vor<br />

zwei Wochen sein Debüt in<br />

dieser Spielklasse<br />

gegeben, weil Hoffenheims<br />

Stammkeeper<br />

Oliver Baumann<br />

am Meniskus<br />

operiert worden<br />

war. Trotz des<br />

1:2 gegen Eintracht<br />

Frankfurt machte<br />

Pentke seine Sache<br />

gut, ebenso wie<br />

beim 3:0-Sieg in<br />

Bremen. Waserdort zuhalten<br />

bekam, war aber alles<br />

nichts gegen das Sturmgewitter,<br />

welches am Sonnabend<br />

beim 2:1-Sieg gegen<br />

Bayer Leverkusen über ihn<br />

hereinbrach.<br />

„Wie ein Boxkampf“ sei<br />

diese Partie gewesen, sagte<br />

er, eine Vielzahl von Torchancen<br />

hüben und drüben,<br />

vor allem aber hüben. Doch<br />

egal wohin der Ball flog,<br />

Pentkes Fäuste waren schon<br />

da. Nur den Schuss von<br />

Moussa Diaby aus kurzer<br />

Inder Rubrik „Arbeitszeugnisse<br />

richtig deuten“<br />

kommt heute Bremens<br />

Sportchef Frank Baumann<br />

zu Wort. Nach dem 1:2 beim<br />

FC Augsburgbenotete er sein<br />

Team so: „Man hat wieder<br />

gesehen, dass ein klarer Plan<br />

da war, der erste Halbzeit<br />

komplett aufgegangen ist.“<br />

Dasentspricht der Formulierung:<br />

„Die Mannschaft hat<br />

sich bemüht, die ihr übertragenen<br />

Aufgaben zu unserer<br />

Zufriedenheit zu erledigen.“<br />

Heißt: Setzen, Sechs!<br />

Um genau vorzuempfinden,<br />

was im Arbeitsnachweis<br />

1899 Hoffenheim<br />

Boxer:Philipp Pentke.<br />

GETTY IMAGES/HANGST<br />

Werder Bremen<br />

Setzen,<br />

Sechs!<br />

Distanz musste er passieren<br />

lassen. „Man of the Match?“,<br />

scherzte Kapitän Benjamin<br />

Hübner später:„Ich finde, er<br />

hätte auch mal einen festhalten<br />

können.“<br />

Spiele mit Dauerbeschuss<br />

sind kaum etwas<br />

Neues für den Bundesliga-Frischling,<br />

schließlich hat er<br />

180 Partien für den<br />

Chemnitzer FC<br />

und 130 für Jahn<br />

Regensburg bestritten.<br />

Der Bundesliga<br />

am nächsten<br />

kam er bei<br />

Energie Cottbus,<br />

wo er in der Abstiegssaison<br />

2008/09 dritter Torwartwar.<br />

„Aus privaten Gründen“<br />

wechselte er vor dieser Saison<br />

von Regensburg nach<br />

Hoffenheim, die niederländische<br />

Handballerin Maura<br />

Visser, mit der er liiert ist,<br />

spielt bei der SG Bietigheim<br />

in der Nähe.Das unverhoffte<br />

Rampenlicht im Torder TSG<br />

genießt er, solange es ihm<br />

leuchtet. „Wir haben noch<br />

viel vor inden nächsten Wochen“,<br />

kündigt Philipp<br />

Pentke an. (mali.)<br />

von Davie Selke demnächst<br />

steht, ist es wohl noch zu<br />

früh. Beim ersten Auftritt für<br />

seinen neuen, alten Klub<br />

spielte er 90 Minuten, rannte<br />

10,37 Kilometer, legte 20<br />

Sprints hin, gewann elf Zweikämpfe,<br />

spielte zwölf Pässe,<br />

schoss zweimal aufs Tor, behauptete<br />

vor dem 1:0 prima<br />

den Ball, den dann der Augsburger<br />

TinJedvaj verwertete.<br />

Selkes Selbstzeugnis entspricht<br />

einer Drei:„Ich werde<br />

weiter alles reinhauen, was<br />

ich habe.“ Vielleicht zur Abwechslung<br />

mal den Ball? Das<br />

wäreeine glatte Eins. (cs.)<br />

Zwei minus: Davie Selkebereitet Augsburgs Eigentor vor.<br />

IMAGO IMAGES<br />

BUNDESLIGA<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 München 20 13 3 4 58: 23 42<br />

2 RB Leipzig 20 12 5 3 53: 25 41<br />

3 Bor.Dortmund 20 11 6 3 56: 28 39<br />

4 M'gladbach 20 12 3 5 38: 23 39<br />

5 Leverkusen 20 10 4 6 31: 24 34<br />

6 FC Schalke04 20 9 7 4 31: 26 34<br />

7 Hoffenheim 20 10 3 7 31: 31 33<br />

8 SC Freiburg 20 8 5 7 29: 30 29<br />

9 VfL Wolfsburg 20 7 6 7 24: 25 27<br />

10 FC Augsburg 20 7 5 8 33: 39 26<br />

11 Eintr.Frankfurt 20 7 4 9 32: 31 25<br />

12 Union Berlin 20 7 2 11 23: 32 23<br />

13 Hertha BSC 20 6 5 9 24: 34 23<br />

14 1. FC Köln 20 7 2 11 27: 38 23<br />

15 Mainz 05 20 6 0 14 28: 47 18<br />

16 SV Werder Bremen 20 4 5 11 25: 46 17<br />

17 Düsseldorf 20 4 4 12 19: 41 16<br />

18 SC Paderborn 20 4 3 13 25: 44 15<br />

Namen sind Schall und Rot<br />

21. Spieltag,7.bis 9.2.:<br />

Frankfurt-Augsburg Fr., 20.30<br />

VfL Wolfsburg -Düsseldorf Sa., 15.30<br />

Bremen -1.FCUnion Sa., 15.30<br />

Hertha BSC -Mainz Sa., 15.30<br />

Freiburg -Hoffenheim Sa., 15.30<br />

FC Schalke-Paderborn07 Sa., 15.30<br />

Leverkusen -Dortmund Sa., 18.30<br />

Mönchengladbach -Köln So., 15.30<br />

Bayern München -Leipzig So., 18.00<br />

Torjäger<br />

22 Tore: Lewandowski (Bayern München)<br />

20 Tore: Werner (Leipzig)<br />

12 Tore: Sancho (Dortmund)<br />

11 Tore: Hennings (Düsseldorf), Niederlechner<br />

(Augsburg), Reus (Dortmund)<br />

8Tore: Andersson (1. FC Union), Petersen<br />

(SC Freiburg), Pléa (Mönchengladbach),<br />

Quaison (Mainz)<br />

GETTY IMAGES/CHRISTOF KOEPSEL<br />

Paderborns Trainer Steffen Baumgart (Foto) redet<br />

wie er spielen lässt: offensiv. Nach dem 2:4<br />

(1:2) gegen den VfL Wolfsburg kritisierte er erneut<br />

die Schiedsrichter. „Es wird mit zweierlei<br />

Maßgemessen“, schimpfte er.„Ichentschuldige<br />

mich bei meinem Verein, weil ich die Fresse halten<br />

sollte.Aber das will und kann ich nicht.“ Paderbornmusste<br />

ab der 34. Minute mit zehn Spielernauskommen,<br />

weil Gerrit Holtmann nach einem<br />

Rempler gegen Renato Steffens Schulter<br />

Rot gesehen hatte. Was Baumgart amPlatzverweis<br />

stört,„ist dass es in anderen Situationen anders<br />

bewertet wird.“ Er findet: „Namen und Vereine<br />

sollten keine Rolle spielen, tun es aber.“<br />

Borussia Mönchengladbach<br />

Esgibt eine neue Mode im<br />

deutschen Profifußball:<br />

die gelbe Sammelkarte. Getestet<br />

hatte sie Bochums<br />

Keeper Manuel Riemann im<br />

Zweitligaspiel gegen Arminia<br />

Bielefeld, für tauglich<br />

befunden und eine Spielklasse<br />

höher angewandt<br />

wurde sie am Sonnabend<br />

von Mönchengladbachs<br />

französischem Angreifer<br />

Alassane Plea beim 2:2 in<br />

Leipzig.<br />

Der hatte in der 61. Minute<br />

gemeckert, als er keinen<br />

Freistoß bekam, gemeckert,<br />

als er dann die Gelbe Karte<br />

von Schiedsrichter Tobias<br />

Stieler gezeigt erhielt, und<br />

gemeckert, bis zweites Gelb<br />

und Rausschmiss folgten.<br />

„Die spielentscheidende<br />

Szene“, klagte Teamkollege<br />

Jonas Hofmann, der außerdem<br />

Stielers Französischkenntnisse<br />

anzweifelte. Unnötig,<br />

schließlich hatte Plea<br />

seine Anmerkungen mit ausdrucksvoller<br />

Gestik untermalt.<br />

Unbestritten sind die Regelkenntnisse<br />

des Referees,<br />

der Mann ist Jurist und fand<br />

sein Vorgehen völlig angemessen.<br />

Schließlich wurde in<br />

der Winterpause gutes Benehmen<br />

auf die Tagesordnung<br />

in der Bundesliga ge-<br />

Alles auf eine<br />

Sammelkarte<br />

Fortuna Düsseldorf<br />

Wie im<br />

falschen Film<br />

Nicht mal Pep Guardiola<br />

hat es bisher in die Hall<br />

Of Fame von Manchester<br />

City geschafft. Uwe Rösler<br />

schon. Nicht als Trainer,sondernals<br />

Spieler,ebenso übrigens<br />

wie der deutsche Torhüter<br />

Bernd Trautmann und<br />

Neil Young. Der sang keine<br />

Lieder, sondern stürmte in<br />

den Sechzigern am linken<br />

Flügel. Rösler wiederum<br />

schoss von 1994 bis 1998 in<br />

153 Ligaspielen 50 Tore für<br />

City. Nicht ganz die Quote<br />

von Sergio Agüero, aber äußerst<br />

ansehnlich. Einen<br />

Agüero, oder wenigstens einen<br />

Rösler,könnte Rösler bei<br />

seinem neuen Klub gut gebrauchen,<br />

schließlich verfügt<br />

Fortuna Düsseldorfüber<br />

den torärmsten Angriff der<br />

Bundesliga. Manchmal<br />

reicht ja aber auch ein Treffer<br />

zum Sieg. Oder fast.<br />

Friedhelm Funkel, während<br />

der Woche abrupt entlassen,<br />

muss sich als Beobachter<br />

jedenfalls bis zu den<br />

Genug gemeckert: Alassane<br />

Plea.<br />

DPA/ROBERT MICHAEL<br />

setzt, auch wegen der grassierenden<br />

Gewalt gegen<br />

Schiedsrichter im Amateurfußball.<br />

„Die Hemmschwelle<br />

sinkt, wir müssen ein Zeichen<br />

setzen“, sagt Stieler.<br />

Verblüffend ist angesichts<br />

der Problematik die<br />

geballte Ignoranz, mit der<br />

Spieler, Trainer und Vorstände<br />

auf die neue Konsequenz<br />

bei der Gemüterberuhigung<br />

reagieren. Jonas<br />

Hofmann fragte sich, „in<br />

welche Kategorie wir noch<br />

kommen“. Einfach mal<br />

Klappe halten, wäre vielleicht<br />

eine gute Idee. (mali.)<br />

letzten Sekunden der Nachspielzeit<br />

vorgekommen sein<br />

wie im falschen Film. Kommt<br />

ein neuer Trainer, und plötzlich<br />

klappt alles, was vorher<br />

stets schiefging. Engagierte<br />

Fortunen führten mit 1:0 gegen<br />

schläfrige Frankfurter,alles<br />

deutete auf einen Sieg hin.<br />

Dann wachte Frankfurt<br />

kurzauf, traf inklusiveVideobeweis<br />

zum Ausgleich, zwei<br />

Punkte weg, alles wie gehabt,<br />

also wie bei Funkel. Außerdem<br />

ein Schuss Realität für<br />

Rösler, dessen Topklubs als<br />

Trainer bisher Wigan Athletic<br />

und Malmö FF waren, und<br />

dem die Begeisterung darüber,inder<br />

Bundesliga angekommen<br />

zu sein, jede Minute<br />

anzusehen war. Noch nie<br />

habe er eine Mannschaft gesehen,<br />

die seine Spielidee<br />

nach zwei Tagen so perfekt<br />

umgesetzt hätte, schwärmte<br />

der 51-Jährige. Bis in die Hall<br />

Of Fame vonFortuna Düsseldorf<br />

ist es trotzdem noch ein<br />

weiterWeg. (mali.)<br />

ZWANZIGSTER SPIELTAG<br />

0:0<br />

HERTHA–SCHALKE<br />

5:0 (2:0)<br />

DORTMUND–1. FC UNION<br />

2:2 (0:2)<br />

LEIPZIG–M’GLADBACH<br />

2:1 (1:1)<br />

HOFFENHEIM–LEVERKUSEN<br />

1:1 (0:0)<br />

DÜSSELDORF–FRANKFURT<br />

1:3 (1:3)<br />

MAINZ–BAYERN<br />

2:1 (0:1)<br />

AUGSBURG–BREMEN<br />

4:0 (1:0)<br />

KÖLN–FREIBURG<br />

2:4 (1:2)<br />

P’BORN–WOLFSBURG<br />

Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />

Boyata, Torunarigha, Mittelstädt<br />

-Ascacibar,Skjelbred -M.Wolf<br />

(63. Piatek), Grujic (63. Maier),<br />

Dilrosun -Lukebakio<br />

FC Schalke04: Nübel -D.Caligiuri,<br />

Kabak, Nastasic, Oczipka -<br />

Mascarell -McKennie (90. Todibo),<br />

Serdar (78. Schöpf) -Harit<br />

-Gregoritsch, Raman (90.+2<br />

Matondo)<br />

Schiedsrichter:Stegemann<br />

Zuschauer:47863<br />

Gelbe Karten: Mittelstädt (3) /<br />

Oczipka (2)<br />

Borussia Dortmund: Bürki -<br />

Piszczek, Hummels, Akanji -Hakimi<br />

(64. Zagadou), Brandt,<br />

Witsel, Guerreiro -Reus (71. T.<br />

Hazard) -Haaland (77. Reyna),<br />

Sancho<br />

1. FC Union: Gikiewicz -M.<br />

Friedrich, K. Schlotterbeck,<br />

Subotic -Trimmel (74. Ryerson),<br />

Gentner (68. Prömel), Andrich,<br />

C. Lenz -Malli (59. Becker), Bülter<br />

-Andersson<br />

Schiedsrichter:Cortus<br />

Zuschauer:81365<br />

Tore: 1:0 Sancho (13.), 2:0<br />

Haaland (18.), 3:0 Reus<br />

(68./Foulelfmeter), 4:0 Witsel<br />

(70.), 5:0 Haaland (76.)<br />

GK: -/M.Friedrich (5)<br />

RB Leipzig: Gulacsi -Mukiele<br />

(46. Schick), Klostermann,<br />

Upamecano, Halstenberg -<br />

Adams (70. Olmo), Laimer -Sabitzer,Forsberg<br />

(46. Poulsen) -<br />

Nkunku, Werner<br />

Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />

-Lainer,Ginter,Elvedi,<br />

Wendt -C.Kramer (29. Strobl),<br />

Zakaria, Neuhaus (90.+6 Johnson)<br />

-Hofmann, Thuram (63.<br />

Embolo), Pléa<br />

SR: Stieler -ZS: 42146<br />

Tore: 0:1 Pléa (24.), 0:2 Hofmann<br />

(35.), 1:2 Schick (50.),<br />

2:2 Nkunku (89.)<br />

GK: Werner (2) /Neuhaus (4),<br />

Elvedi (3), Embolo (4)<br />

GRK: -/Pléa (61./Meckern)<br />

1899 Hoffenheim: Pentke-<br />

Posch, Akpoguma, B. Hübner,<br />

Skov -Rudy, Samassékou -Kaderabek,<br />

Baumgartner (66.<br />

Grillitsch), Dabbur (60. Adamjan<br />

(82. Bicakcic)) -Kramaric<br />

BayerLeverkusen: Hradecky -L.<br />

Bender,Tah, S. Bender,Sinkgraven(74.<br />

Alario) -Baumgartlinger(74.<br />

Amiri), Demirbay-Bellarabi<br />

(46. Bailey), Havertz, Diaby-K.Volland<br />

SR: Aytekin -ZS: 24 489<br />

Tore: 0:1 Diaby(11.), 1:1 Kramaric<br />

(23.), 2:1 Skov (65.)<br />

GK: Baumgartner (1), Rudy(6),<br />

Pentke(1) /L.Bender (2)<br />

GRK: -/Demirbay(90.+2/wiederholtes<br />

Foulspiel)<br />

Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier<br />

-Mat. Zimmermann, Ayhan,<br />

A. Hoffmann, Suttner -Stöger(87.<br />

Sobottka), Morales -<br />

Thommy,Va. Berisha (77. O.<br />

Fink), Ampomah (69. Kownacki)<br />

-Hennings<br />

Eintracht Frankfurt: Trapp -da<br />

Costa, Abraham, Hinteregger,<br />

N´Dicka (84. Durm) -Rode,<br />

Sow-Chandler,Kamada (46.<br />

Ilsanker), Kostic -Paciencia<br />

(46. A. Silva)<br />

Schiedsrichter:Willenborg<br />

Zuschauer:45018<br />

Tore: 1:0 Ayhan (78.), 1:1<br />

Chandler (90.+4)<br />

Gelbe Karten: Stöger (2), Ayhan<br />

(7) /Ilsanker (3)<br />

FSV Mainz 05: Zentner -R.<br />

Baku, Niakhaté, St. Juste, Brosinski<br />

-Barreiro Martins (72.<br />

Onisiwo), Kunde Malong (32.<br />

Latza) -Öztunali, Boetius, Quaison<br />

-Mateta (74. Szalai)<br />

Bayern München: Neuer -Pavard,<br />

Boateng,Alaba, Davies -<br />

Kimmich, Thiago-Goretzka (65.<br />

Philippe Coutinho) -Müller (65.<br />

Gnabry), Perisic (89. Tolisso) -<br />

Lewandowski<br />

Schiedsrichter:Dankert<br />

Zuschauer:33305<br />

Tore: 0:1 Lewandowski (8.), 0:2<br />

Müller (14.), 0:3 Thiago(26.),<br />

1:3 St. Juste (45.)<br />

GK: St. Juste (6), Boetius (2),<br />

Latza (3) /Goretzka (2)<br />

FC Augsburg: Luthe -Jedvaj,<br />

Gouweleeuw,Uduokhai, Max -<br />

R. Khedira (78. Löwen), Baier -<br />

M. Richter,Vargas (86. Framberger)<br />

-Hahn (46. Finnbogason),<br />

Niederlechner<br />

Werder Bremen: Pavlenka -Toprak,<br />

Vogt, Moisander -M.Eggestein,<br />

N. Sahin (80. Groß),<br />

Klaassen, Bittencourt(87. Sargent)<br />

-Woltemade (58. Bartels),<br />

Selke, Rashica<br />

SR: Fritz -ZS29432<br />

Tore: 0:1 Jedvaj (23./ET), 1:1<br />

Niederlechner (67.), 2:1 Vargas<br />

(82.)<br />

GK: Baier (3), Max (4) /M.Eggestein<br />

(4), Toprak (1), Bartels<br />

(1), Bittencourt(6), Selke(4)<br />

Köln: Timo Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />

Katterbach (46.<br />

Schmitz) -Skhiri, Hector -Drexler<br />

(89. Kainz), Uth, Jakobs -<br />

Cordoba (81. Terodde)<br />

Freiburg: Schwolow-Gulde,<br />

Koch, Heintz -Schmid, Haberer<br />

(46. Waldschmidt), Höfler,Günter<br />

-Kwon, Petersen (68. Sallai),<br />

Höler<br />

Schiedsrichter:RobertKampka<br />

(Mainz)<br />

Tore: 1:0 Bornauw (29.), 2:0<br />

Cordoba (55.), 3:0 Ehizibue<br />

(90.+1), 4:0 Jakobs (90.+2)<br />

Zuschauer:50000 (ausverkauft)<br />

Gelbe Karten: Jakobs (3), Cordoba<br />

(4), Uth -Höfler (6)<br />

SC Paderborn: Zingerle -Jans (46.<br />

Hünemeier), Strohdiek, Schonlau,<br />

Holtmann -Vasiliadis, Sabiri -Zolinski<br />

(60. Mamba) -Pröger,<br />

Srbeny(74. S. Michel),Antwi-Adjej<br />

Wolfsburg: Casteels -William, Knoche,<br />

Pongracic, Roussillon -Guilavogui<br />

(84. Gerhardt) -Schlager,Arnold<br />

-Steffen, Mehmedi (90.+3<br />

Victor) -Ginczek (74. Klaus)<br />

SR: Patrick Ittrich (Hamburg) -Zuschauer:13926<br />

Tore: 1:0 Zolinski (22.), 1:1 Knoche<br />

(26.), 1:2 Ginczek (40.), 1:3<br />

Ginczek (60.), 2:3Vasiliadis (72.),<br />

2:4Arnold (76.)<br />

Gelbe K.: Strohdiek (2), Hünemeier<br />

(3),Vasiliadis (7) /Guilavogui<br />

(4), Steffen (3), Pongracic (1)<br />

Rot: Holtmann (33./Tätlichkeit)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Die Südtribüne hat nicht vergessen, wasNeven Subotic im Trikot von Borussia Dortmund geleistet hat.<br />

IMAGO IMGAES/TEAM2<br />

Nur einer feiert<br />

Neven Subotic genießt die Rückkehr nach Dortmund, obwohl der 1. FC Union nicht den Hauch einer Chance hat und mit 0:5 verliert<br />

VonMathias Bunkus, Dortmund<br />

Wenigstens eine der rot<br />

gewandeten Gestalten<br />

hatte nach dem Abpfiff<br />

des Ligakicks in<br />

Dortmund sichtlich Spaß. Neven<br />

Subotic, Abwehrspieler in den<br />

Diensten des 1. FC Union und damit<br />

am Sonnabend Gast, stand vor der<br />

legendären Südtribüne des einstigen<br />

Westfalenstadions und ließ sich von<br />

der schwarz-gelben Wand feiern.<br />

Ach, was heißt da ließ? Er feierte kräftig<br />

mit. Immer wieder ruderte der Innenverteidiger<br />

der Eisernen mit den<br />

Armen, genoss sichtlich die ihm entgegenbrandenden<br />

Zuneigungsbeweise.<br />

Daswar manch einem der knapp<br />

7000 mitgereisten Unionfans dann<br />

doch ein bisschen zu viel. Immerhin<br />

hatten die Köpenicker gerade mit einem<br />

0:5 (0:2) gegen die Borussia die<br />

höchste Bundesliganiederlage ihrer<br />

Geschichte kassiert. Ein bisschen<br />

mehr Zurückhaltung, etwas weniger<br />

gute Laune hätten sie da von einem<br />

ihrer Fußballgötter schon erwartet.<br />

Der31-Jährige ließ sich die Laune<br />

allerdings nicht verderben. „Ich<br />

trenne das klar vomSpiel, das war alles<br />

andere als schön. Wir hatten absolut<br />

gar keine Antwort, weder offensiv<br />

noch defensiv“, sagte der serbische<br />

ehemalige Nationalspieler. Er<br />

genoss das Bad inden Sympathiewogen<br />

in vollen Zügen. Zehn Jahre<br />

lange hatte er zwischen 2008 und<br />

2018 den Dress der Dortmunder getragen,<br />

dabei zwei Meisterschaften<br />

und einen Pokalsieg gefeiert sowie<br />

2013 ein Champions-League-Finale<br />

bestritten. So etwas streift man nicht<br />

einfach ab wie ein gebrauchtes<br />

Hemd.<br />

Wenig Gegenwehr<br />

„Die haben ja meinen Namen gerufen.<br />

Ich muss auch sagen, was ich in<br />

meiner Karriereerlebt habe,das geht<br />

nicht nach Abpfiff verloren. Ich bin<br />

eben Neven und hab’ hier jahrelang<br />

gespielt. Unddiese Bindung, die besteht.<br />

Wie sie sich dann auslebt, das<br />

entscheiden vor allem die Fans, die<br />

am Ende des Tages rufen oder nicht.<br />

Dasist auch für mich etwas nicht Alltägliches.Hier<br />

vor80000 vorder Süd<br />

zu stehen und diese Wertschätzung<br />

zu erfahren, das ist unbeschreiblich“,<br />

meinte der in Bosnien geborene<br />

Abwehrspieler beinahe entschuldigend.<br />

Immerhin, und das sollt festgehalten<br />

werden, gehörte Subotic zu<br />

denjenigen Union-Spielern, die in<br />

„Wir wussten doch schon vor der Saison, und<br />

das haben wir oft genug betont, dass es auch<br />

mal ein paar Spiele geben wird, in denen wir<br />

mal ein paar Dinger reinkriegen.“<br />

Christopher Trimmel hält überzogene Panikmache nach der<br />

deutlichen Niederlage inDortmund nicht für angebracht.<br />

Dortmund ihren Jobleidlich verrichteten<br />

und versuchten, sich dem Untergang<br />

entgegenzustemmen. Wenn<br />

auch mit bekanntem Resultat. „Wir<br />

hatten uns vorgenommen, den Gegner<br />

unter Druck zu stellen. Dortmund<br />

hat das nicht angenommen,<br />

einfach nicht mitgemacht. Daskann<br />

man auch anhand der Anzahl der<br />

Zweikämpfe, die wir gewonnen haben,<br />

ablesen. Wir sind da einfach<br />

nicht reingekommen. Unser Druck<br />

hat einfach nicht ausgereicht. Wir<br />

können das besser und müssen das<br />

eigentlich auch besser machen“, resümierte<br />

Subotic ein Spiel, bei dem<br />

ein mit Personen wie MarcoReus,Julian<br />

Brandt und Axel Witsel verstärktes<br />

Teenagerduo namens Erling Haaland<br />

und Jadon Sancho, beide 19<br />

Jahre alt, wie eine Naturgewalt über<br />

die Eisernen hereingebrochen war.<br />

Am Ende notierte die Anzeigetafel<br />

fünf Treffer für die Hausherren. Haaland<br />

traf doppelt (18./76.), holte<br />

dazu den von Reus verwandelten<br />

Elfmeter heraus (68.), des Weiteren<br />

trugen sich Sancho (13.) und Witsel<br />

(70.) in die Schützenliste beim BVB<br />

ein. Zu viel an diesem Tagfür die Köpenicker.<br />

Bei diesen stellt sich die Frage,<br />

wie sie jetzt mit der Situation umgehen.<br />

Mannschaftskapitän Christopher<br />

Trimmel gehört zudenjenigen,<br />

die sich für die Verfahrensweise<br />

„Mund abputzen, abhaken, weitermachen“<br />

aussprechen. Er sieht das<br />

Spiel nicht als einen möglichen<br />

Knackpunkt an, an dem seine Mannschaft<br />

zerbrechen könnte. „Wir<br />

wussten doch schon vor der Saison,<br />

und das haben wir oft genug betont,<br />

dass es auch mal ein paar Spiele geben<br />

wird, in denen wir mal ein paar<br />

Dinge reinkriegen. Wichtig ist, wie<br />

wir wieder rauskommen. Und ich<br />

glaube, dass wir das ganz gut einschätzen<br />

können und eine Reaktion<br />

zeigen werden“, analysierte Trimmel.<br />

DieWelt der Eisernen werdedadurch<br />

nicht untergehen. „Es gibt halt<br />

Mannschaften in der Liga, die sind<br />

einfach ’ne Klasse stärker.“<br />

Wasnicht heißt, dass er damit die<br />

hohe Niederlage in irgendeiner<br />

Form schönreden will. Dergebürtige<br />

Burgenländer gilt als sachlicher<br />

Mensch und fern jeder Panikmache.<br />

„Wir wollten uns heute nicht hinten<br />

reinstellen. Weil du gegen so eine<br />

Mannschaft mit so viel Qualität dir<br />

trotzdem irgendwann mal ein paar<br />

Tore fängst. Wir wollten mutig sein.<br />

Aber wir haben schlecht begonnen,<br />

haben fast alle Ballgewinne sofort<br />

wieder verloren“, sagte der 32-Jährige.<br />

Immerhin wurde nach dem 0:2<br />

der Rest der ersten Hälfte bis zur<br />

Pause schadlos überstanden. „Inder<br />

zweiten Halbzeit haben wir alles probiert,<br />

aber man muss sich irgendwann<br />

auch einmal eingestehen, dass<br />

das wirklich ’ne hervorragende<br />

Mannschaft ist.“<br />

Die Konkurrenz im Keller patzt<br />

Ob ein Anschlusstreffer etwas hätte<br />

bewirken können, ist eine Frage hypothetischer<br />

Natur. Mit dem Strafstoß<br />

nach knapp einer Stunde war<br />

jegliche Hoffnung dahin. Und so<br />

bleibt eigentlich nur, sich zu schütteln<br />

und nach vorn zu schauen. Zumal<br />

die ärgste Konkurrenz Union an<br />

diesem Spieltag auch nicht enger auf<br />

die Pelle gerückt ist.<br />

Schlauer als Goethe<br />

Herthas Talent Arne Maier wollte den Klub verlassen, doch Manager Preetz und Trainer Klinsmann schenken ihm Vertrauen und er zahlt es zurück<br />

VonSebastian Schmitt<br />

Einer der klügsten deutschen<br />

Denker, Johann Wolfgang von<br />

Goethe, sagte: „Mit Ungeduld bestraft<br />

sich zehnfach Ungeduld; man<br />

will das Ziel heranziehen und entfernt<br />

es nur.“ Der Genius Leonardo<br />

da Vinci meinte: „Die Ungeduld, die<br />

Mutter der Torheit, preist die Kürze.“<br />

BeiHertha BSC gab es in der vergangenen<br />

Woche das große Lehrstück<br />

über die Ungeduld. Arne Maier, 21,<br />

war der Hauptakteur. Der Jungprofi<br />

hatte bei Hertha im Kopf schon gekündigt.<br />

Der Mittelfeldspieler wollte<br />

nur noch weg, weil er keine Chance<br />

mehr sah. Doch beim 0:0 gegen<br />

Schalke 04 spielte Maier wieder.<br />

Freitagabend, 63. Minute gegen<br />

den Klub aus Gelsenkirchen. Für<br />

Maier wurde sein Verlangen nach einem<br />

schlimmen halben Jahr wahr.<br />

Endlich wieder im blau-weißen Trikot<br />

spielen. In der Hinrunde spielte<br />

er gerade mal 20 Minuten beim 0:4 in<br />

Augsburg und eine Minute beim 1:0<br />

in Leverkusen. Schuld daran war<br />

nicht seine Leistung oder mangelndes<br />

Vertrauen des Trainerstabs, sondern<br />

schlichtweg eine Knieverletzung<br />

im Sommer.<br />

Doch Maier glaubte nach den<br />

Wintertransfers, die Hertha getätigt<br />

hatte, plötzlich, dass er keine Zukunft<br />

mehr bei seinem Heimatverein<br />

hat. Er bat Manager Michael Preetz<br />

um Freigabe. Schnell machten ihm<br />

Preetz und Trainer Jürgen Klinsmann<br />

klar, dass er überhaupt nicht<br />

auf dem Abstellgleis stehe, sondern<br />

fester Bestandteil bei der Zukunftsplanung<br />

des Kaders ist. Klinsmann<br />

nahm die Äußerungen von Maier<br />

nach außen gelassen und erklärte:<br />

„Damit kann ich leben, wenn sich<br />

Herthas Arne Maier zieht ab, aber nicht weg!<br />

ENGLER<br />

ein Spieler mal so äußert. Es ist doch<br />

klar,dass man unzufrieden ist, wenn<br />

man nicht spielt.“<br />

Es gab vergangene Woche ein klärendes<br />

Gespräch, plötzlich war<br />

Maier im Kader. Er spielte gegen<br />

Schalke und war happy: „Es war ein<br />

tolles Gefühl, wieder auf dem Platz<br />

zu stehen. Ichbleibe weiter dran und<br />

hoffe, dass mich der Trainer so oft<br />

wie möglich einsetzt.“ Zu seinem<br />

Wechselwunsch sagte er:„DieTransferphase<br />

ist immer ein bisschen heiß<br />

für jeden Spieler. Ich bin ein Spieler,<br />

der gerne spielen will. Ichdenke,das<br />

habe ich deutlich damit gezeigt. Das<br />

Thema ist vomTisch. Wieman sieht,<br />

bin ich noch bei der Hertha.“<br />

Aus der Ungeduld wurde plötzlich<br />

das große Glück für alle.Denn in<br />

seinem 27-minütigen Auftritt gegen<br />

Schalke konnte man sehen, was in<br />

diesem Mittelfeldjuwel steckt. Dyna-<br />

mischer Antritt, starke Übersicht<br />

und vertikale Pässe in die Spitze, die<br />

sonst keiner im Team so präzise<br />

schafft. Gerade das Zusammenspiel<br />

mit dem neuen Stürmer Krzysztof<br />

Piatek sah vielversprechend aus.Mit<br />

den beiden hatte Hertha in dem bis<br />

dahin mühseligen Spiel plötzlich<br />

wenigstens etwas mehr Angriffsschwung.„Schalke<br />

hat am Ende zwei<br />

defensiveSpieler eingewechselt. Das<br />

haben sie auch nicht ohne Grund gemacht“,<br />

sagt Klinsmann zufrieden.<br />

Das spielt jetzt beim Pokalduell<br />

am Dienstag auf Schalke eine Rolle.<br />

Maier wurde am Freitag für Marco<br />

Grujic eingewechselt. Der Serbe<br />

kann seit Wochen nicht mehr überzeugen.<br />

Es ist jetzt Maiers Chance,<br />

Grujic aus der Stammelf zu verdrängen.<br />

Für ihn kann es noch eine Saison<br />

mit HappyEnd werden, manchmal<br />

muss man eben etwas warten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Die Lesungen<br />

der Wocheempfiehlt<br />

Sabine Rohlf auf<br />

Seiten 24 und 25<br />

„In den USA geben die Leute für Chips mehr Geld aus als für Musik.“<br />

Markus Schneider über die neuen (alten) Kräfteverhältnisse im Streamingmarkt Seite 22<br />

Berlinale<br />

Das Neue und<br />

das Vertraute<br />

Cornelia Geißler<br />

zählt die Tage bis zum<br />

Beginn der Filmfestspiele.<br />

Man kann es ja mal versuchen:<br />

Am 02. 02. tippe ich auf den roten<br />

Bären auf dem Display meines<br />

Taschentelefons. Am 20. 02. beginnen<br />

die 70. Internationalen Filmfestspiele<br />

Berlin und ich hoffe,genauere<br />

Programminformationen zu finden.<br />

Doch da steht: „Zur 70. Berlinale<br />

wirdeskeine Appgeben.“ Schade,es<br />

war praktisch, die Vorschau darin in<br />

einen persönlichen Programmplaner<br />

zu verwandeln und zu sehen,<br />

was als nächstes ansteht und welche<br />

Vorstellungen sich überschneiden.<br />

Man soll nicht immer jammern,<br />

wenn etwas vorbeigeht, sondern offen<br />

auf das Neue schauen. DieWebseite<br />

berlinale.de sei neu gestaltet<br />

und für die Benutzung auf auf allen<br />

Geräten optimiert, steht im Kleingedruckten.<br />

Im Moment kann mir aber<br />

auch die Homepage nicht über die<br />

Ungeduld hinweg helfen. „Am 11.<br />

Februar 2020 wird auf dieser Seite<br />

das komplette öffentliche Programm<br />

der 70. Internationalen Filmfestspiele<br />

Berlin veröffentlicht“, vertröstet<br />

diese.<br />

Die Berlinale findet so spät im<br />

Jahr statt wie seit 1987 nicht mehr –<br />

da waren viele heutige Filmfreunde<br />

noch gar nicht auf der Welt, andere<br />

(wie ich) hinter einer Mauer versteckt.<br />

Die Filmauswahl der einzelnen<br />

Sektionen ist weitgehend bekannt,<br />

allein die Programmierung<br />

und die (Neu-)Verteilung auf die<br />

Spielstätten wird also erst in einer<br />

Woche verkündet. Dann gilt es, Tabellen<br />

anzulegen und die Tage zu<br />

planen, bis am 17. Februar der Kartenverkauf<br />

beginnt.<br />

Am kommenden Sonntag werden<br />

die Oscars verliehen, die versprechen<br />

Ablenkung. Am Potsdamer<br />

Platz stehen in Schaukästen bereits<br />

die streng grafischen Plakate, die<br />

statt der Bären nur noch ein dickes B<br />

zeigen und die Jubel-Zahl 70. Im<br />

Merchandise-Shop kann man online<br />

schon die diesjährige Tasche ordern.<br />

Das richtige Berlinale-Gefühl entsteht<br />

sowieso erst mit dem Trailer auf<br />

der Leinwand. Hoffentlich hat der<br />

den vertrauten Klang.<br />

Spiel um dein Leben!<br />

Christian Weises lustvoll überinspirierter „Hamlet“ mit Svenja Liesau in der Titelrolle<br />

VonUlrich Seidler<br />

Na jut, ick mach’s“, will<br />

Svenja Liesau geantwortet<br />

haben, als Christian<br />

Weise sie gefragt habe,<br />

ob sie die Titelrolle in seiner „Hamlet“-Inszenierung<br />

spielen wolle. Der<br />

Regisseur habe so verzweifelt geklungen,<br />

dass sie es nicht abschlagen<br />

konnte. Erst später habe sie mitbekommen,<br />

dass es sich um das längste<br />

Stück von Shakespeare handelt und<br />

dass ungefähr die Hälfte des Textes<br />

vonHamlet gesprochen wird.<br />

Wir sehen die Schauspielerin<br />

zum ersten Mal inFleisch und Blut,<br />

als sie uns das in einer komischen<br />

Improvisation alles erzählt, und da<br />

ist der Premierenabend im Gorki-<br />

Container schon 20 Minuten alt. Bis<br />

dahin − und auch imweiteren Verlauf<br />

− blicken wir viel auf den eisernen<br />

Vorhang. Das meiste findet dahinter,<br />

in einer detailliert ausgeschnittenen<br />

und angemalten, perspektivisch<br />

verschobenen und<br />

verschachtelten Pappkulissenwelt<br />

(Bühne: Julia Oschatz) statt und wird<br />

vonLivekameras übertragen.<br />

Nichts ist echt<br />

Die Figuren stecken in selbstgestrickten,<br />

knallfarbigen Kostümen<br />

vonPaula Wellmann, auch die Haare<br />

und Bärte sind aus Wolle und die<br />

Schuhe angepinselt. Kurz: Alles ist<br />

nachgebildet, nichts echt. Und das<br />

ist auch kein Wunder,denn hier wird<br />

ein Film gedreht − undFilmist Lüge.<br />

Das schließt auch das Filmteam mit<br />

ein, das zumindest teilweise mit<br />

Pappkameraund -mikroarbeitet.<br />

Ein amerikanischer Philosophieund<br />

Filmstudent namens Horatio<br />

(Oscar Olivo) will die Geschichte des<br />

dänischen Prinzen nach Germany<br />

übertragen und eine gegenwartsbezogene<br />

politische Interpretation wagen<br />

−mit deutschen Schauspielern,<br />

mit denen zu arbeiten wie Porschefahren<br />

sein soll. Und dann nimmt<br />

ihm sein Freund Hamlet das Ganze<br />

Stück für Stück aus der Hand.<br />

Die Spiel-im-Spiel-Rahmung des<br />

Abends ist mit der Mausefalle-Szene,<br />

in der das Theater die Mörder entlarvt,<br />

von Shakespeare angelegt.<br />

Ebenso wie die Ebenen von Spiel<br />

und Sein, von Wahn und Wirklichkeit,<br />

auf denen Hamlet hoch- und<br />

runterklettert, bis er die Ebenen<br />

Kenda Hmeidan (li.) und Svenja Liesau im neuen „Hamlet“.<br />

Hamlet vonShakespeare,<br />

Übersetzung: Angela Schanelec<br />

und Jürgen Gosch<br />

Regie: Christian Weise,<br />

Bühne: Julia Oschatz,<br />

Kostüme: Paula Wellmann<br />

STAB, BESETZUNG UND TERMINE<br />

Es spielen: SvenjaLiesau,<br />

AramTafreshian, Catherine<br />

Stoyan, Ruth Reinecke, Falilou<br />

Seck, MazenAljubbeh, Kenda<br />

Hmeidan, Oscar Olivo, Dominic<br />

Hartmann, Hanh MaiThi<br />

Tran, Musiker:Jens Dohle<br />

UTE LANGKAFEL MAIFOTO<br />

Vorstellungstermine:<br />

8., 10. Februar,3., 4. März,<br />

jeweils 20 Uhr im Maxim-<br />

Gorki-Theater (Container)<br />

Karten: 20221115 oder im<br />

Internet: gorki.de<br />

selbst nicht mehr unterscheiden<br />

kann und nicht weiß, was er denken<br />

und fühlen, geschweige denn, wie er<br />

handeln soll. Diese existenzielle Verwirrung<br />

ist das Thema dieser Rache-,<br />

Bruder-, Gattenmord- und Liebesund<br />

eben auch Theatergeschichte.<br />

Dass sich das Ganze nun an einem<br />

Filmset in der Gegenwartabwickelt<br />

und mit fröhlicher Albernheit<br />

in jedem Moment mit einem „Cut“<br />

ab- und von Improvisationen unterbrochen<br />

werden kann, schafft reiche<br />

selbstreflexive Möglichkeiten und<br />

Gelegenheiten für Deutungen, Erklärungen,<br />

Streitereien − und für<br />

Genrewechsel per Ansage, die der<br />

MusikerJens Dohle nach kurzemNicken<br />

passend livevertont.<br />

Verlorene Fäden<br />

Die Spielweise in dieser an den Bastelwahn<br />

von Vegard Vinge und Ida<br />

Müller erinnernden Bilderbuchwelt<br />

wechselt zwischen Stummfilm,<br />

Stand-up, Puppentheater, Musical,<br />

Drama und gefühlsechter Großaufnahme<br />

à la Hollywood. Es kann<br />

schon sein, dass auch dem echten<br />

Regieteam der eine oder andere Faden<br />

(zum Beispiel: Marginalisierung<br />

des Theaters) oder Deutungsansatz<br />

(Spannung vonRealpolitik und Idealismus)<br />

im Durcheinander der Ideen<br />

und Inspirationen verloren gegangen<br />

ist −aber das passiert nun mal,<br />

wenn man spielt.<br />

Spätestens mit dem nächsten<br />

bohrenden Blick von Svenja Liesau −<br />

mit ihrer aufgerauten, aus der Tiefe<br />

ihres Körpers dringenden Stimme,<br />

mit ihrem Spiel, das im Augenblick<br />

aufbricht, in Sekundenbruchteilen<br />

ungezügelt durch die Seelenzustände<br />

springt und im Handumdrehen wieder<br />

eingefangen ist − hat uns das<br />

Drama wieder im Griff. Ein schöner,<br />

vollgestopfter, verspielter dreistündiger<br />

Abend, an dem man das Theater<br />

entdecken und lieben lernen kann.<br />

Für Ruth Reinecke ist es die Premiere,<br />

mit der sie sich nach über vierzig<br />

Jahren vom Gorki verabschiedet.<br />

Warum sie als Geist eine Karl-Marx-<br />

Mähne tragen muss, erschließt sich<br />

dem Publikum und vielleicht auch ihr<br />

selbst so recht nicht, aber sie tut es bei<br />

großerWärme mit fröhlicherWürde −<br />

und sie kann vonfrüher erzählen, wie<br />

Thomas Langhoff einmal zu ihr gesagt<br />

hat:„Spiel um dein Leben, Ruth“.<br />

Svenja Liesau hat ihr zugehört.<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsches Fernsehballett<br />

besteht nur noch bis 2021<br />

Ende des Jahres 2021 soll das Deutsche<br />

Fernsehballett aufgelöst werden.<br />

Daskündigte Geschäftsführer<br />

Peter Wolf am Sonntag an. Alle vertraglichen<br />

Verpflichtungen würden<br />

bis Ende nächsten Jahres erfüllt. Im<br />

Frühjahr 2021 gebe es eine Abschiedstournee.Wolf<br />

bestätigte damit<br />

einen Bericht der <strong>Zeitung</strong> Bild<br />

am Sonntag.„Es rechnet sich einfach<br />

nicht mehr“, sagte er am Sonntag der<br />

Deutschen Presse-Agentur in Berlin.<br />

Bisauf den Mitteldeutschen Rundfunk<br />

(MDR) seien die anderen Sender<br />

nicht mehr bereit, für das Ballett<br />

zu zahlen. Seit 2017 habe es keinen<br />

Auftrag mehr vomZDF gegeben,<br />

sagte Wolf. Er habe deshalb den<br />

MDR, der das 1962 gegründetete<br />

Ballett nach der deutschen Vereinigung<br />

übernommen hatte,umeine<br />

Beendigung der fast 30-jährigen Zusammenarbeit<br />

gebeten –dem sei<br />

entsprochen worden. (dpa/BLZ)<br />

MaryHiggins Clark<br />

mit 92 Jahren gestorben<br />

Ihre Krimis wie „Warte bis du<br />

schläfst“, „Schrei in der Nacht“ oder<br />

„Sieh dich nicht um“ haben sich millionenfach<br />

verkauft und sind zum<br />

Teil verfilmt worden. Am Freitagabend<br />

starb die amerikanische AutorinMaryHiggins<br />

Clark, teilte ihr Verlag<br />

Simon &Schuster auf Twitter mit.<br />

Auch ihreMemoiren waren ein Bestseller:MaryHiggins<br />

Clarkwuchs als<br />

eines vondreiKinderneines irischen<br />

Pub-Besitzers in der NewYorker<br />

Bronx auf. IhrVater starb,als sie elf<br />

Jahrealt war. (dpa)<br />

„Fidelio“-Inszenierung in<br />

Wien erhält Buh-Rufe<br />

Alszentralen Beitrag zum Beethovenjahr<br />

2020 hat die Wiener Staatsoper<br />

am Sonnabend die Urfassung<br />

vonLudwig vanBeethovens einziger<br />

Oper „Fidelio“ herausgebracht. Der<br />

Dirigent Tomas Netopil wurde am<br />

Pult des Staatsopernorchesters<br />

ebenso umjubelt wie die Solisten.<br />

DasRegieteam dagegen wurde mit<br />

anhaltenden Buhrufen bedacht.<br />

Amélie Niermeyer hatte die Handlung<br />

der„Befreiungsoper“ in ein modernes<br />

Gefängnis verlegt. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Modell Berlin<br />

Wietrauert<br />

diese Stadt?<br />

VonSteffen Greiner<br />

Für eine Stadt, die den Todinihrer Mitte<br />

trägt, weiß Berlin wenig von der Trauer.<br />

Im öffentlichen Raum kommt sie allenfalls in<br />

routinierten Kranzablage-Ritualen vor. Für<br />

die Generation Ü60 steht Berlin noch immer<br />

für Krieg, Terror und Völkermord, es ist der<br />

Stadt bloß rabiat egal. Das gilt erst recht für<br />

das Abseits der großen Geschichte. Die<br />

Friedhöfe zwischen Neukölln und Wedding<br />

sind Parks, die sich mit Ehrengräbernfür Geheimräte<br />

des 19. Jahrhunderts überbieten.<br />

Neue Grabstätten streuen sich unauffällig<br />

dazwischen, drängeln sich auf Urnenfeldern<br />

oder quetschen sich an die Friedhofsmauern.<br />

Berlin ist heute nur kaum kleiner als vor<br />

100 Jahren, aber damals scheint raumgreifender<br />

gestorben worden zu sein.<br />

Kaum vorstellbar ein Begräbnis wie das<br />

vonHelmut Schmidt Ende 2015 in Hamburg.<br />

„Eine Stadt steht Spalier“, titelte der NDR. So<br />

was machen wir hier einfach nicht. In Berlin<br />

wurde der Sarg von Richard von Weizsäcker<br />

kurz zuvor ohne großen Aufwand durch die<br />

Stadt gekurvt. Dabei war der Mann Jahrzehnte<br />

mit der Stadt verbunden, nicht nur<br />

als Regierender Bürgermeister. Für wen<br />

hätte Berlin heute sonst die Straßen säumen<br />

sollen, wie noch 1992 für Willy Brandt? Wer<br />

könnte heute die Stadtgemeinschaft so integrierend<br />

beeinflussen? Selbst der Anschlag<br />

vom Breitscheidtplatz konnte daran nichts<br />

ändern. Berlin lässt sich nicht vereinen, nicht<br />

einmal in Trauer.Gemeinschaftstümelei, die<br />

gegen das Andere gerichtet ist, zwanghaftes<br />

Zusammenstehen und Heldenverehrung hat<br />

die Stadt verlernt. Weil sie sich massiv veränderthat,<br />

in den letzten Jahrzehnten. Glücklicherweise.<br />

IRINA RASTORGUEVA<br />

Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass<br />

niemand hier so richtig lebt. Klar,esgibt wenige<br />

Orte im deutschen Sprachraum, die<br />

besseres Leben erlauben. Aber wer wird<br />

denn gleich Wurzeln schlagen? Werhier geboren<br />

wird, will irgendwann weg, wer von<br />

sonstwo kommt, will für immer bleiben und<br />

geht dann doch wieder. Berlin ist eine Stadt<br />

des Ankommens. Danach drängt sie dich<br />

sachte wieder hinaus. Berlin, offene Stadt.<br />

DieWurzeln der <strong>Berliner</strong> greifen nur <strong>Berliner</strong><br />

Luft. Die Gräber der <strong>Berliner</strong> liegen in Recklinghausen<br />

und Rabat.<br />

Wo Berlin öffentlich trauert, in einem Kollektiv<br />

abseits des privaten Umfelds, bleibt<br />

die Trauer widerständisch. Das passt zum<br />

Nicht-ganz-hier-sein bestens. Berlin instrumentalisiert<br />

seine Trauern, macht aus Toten<br />

Symbole,ohne dass sie,wie bei den rechtsextremen<br />

„Trauerkundgebungen“ von Chemnitz<br />

oder Kandel, ganz dahinter verschwinden.<br />

Die jährliche Liebknecht-Luxemburg-<br />

Demonstration der Linken im Gedenken an<br />

die Opfer des Bürgerkrieges 1918/19 ist weder<br />

Personenkult noch reine Folklore, sondern<br />

bewegt noch immer Menschen zu<br />

Kämpfen und zeigt heute mehr denn je die<br />

Richtungskämpfe der Bewegung. Das Aufstellen<br />

weißer Fahrräder an Orten, an denen<br />

Fahrradfahrer starben, die dazugehörigen<br />

Trauerfahrten durch die Stadt sind gleichzeitig<br />

Ausdruck vonWut über verkehrsplanerische<br />

Ignoranz wie stilles Gedenken.<br />

Vielleicht liegt in solchen Zügen ein Modell<br />

für eine Trauer, die verbindet, ohne damit<br />

nur immer zu das Bestehende betrauernd<br />

zu bejahen. Vielleicht wäre eine solche<br />

Trauer eine emotionale Basis, die Wurzeln<br />

erlaubt.<br />

SteffenGreiner ist Co-Chefredakteur der Zeitschrift DieEpilog,<br />

kommtaus Saarbrücken, bleibtvorübergehend in Berlin.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Feuilleton<br />

The Winner Takes It All<br />

Das Streaming medialer Inhalte revolutioniert auch die Musikbranche. Die Beteiligungsprobleme der Musiker aber sind die alten geblieben<br />

VonMarkus Schneider<br />

Seinem 2019 erschienenem<br />

Buch „Rockonomics“, einer<br />

Abhandlung über die Musikindustrie,<br />

hat der amerikanische<br />

Wirtschaftswissenchaftler<br />

Alan B. Krueger ein Zitat Paul<br />

McCartneys vorangestellt. Der<br />

meinte, zum antimaterialistischen<br />

Rufseiner ehemaligen Band befragt:<br />

„Das ist ein Mythos. Wir haben uns<br />

buchstäblich hingesetzt und gesagt:<br />

Los, wir schreiben uns einen Swimmingpool.“<br />

Musiker wollen zunächst Musik<br />

machen, aber es hat auch etwas,dafür<br />

bezahlt zu werden. Die Inspirationen<br />

der Beatles für Songs und Alben<br />

liegen in Streamingzeiten ferner<br />

denn je.DemTonträgereigentum hat<br />

das letzte Stündlein geschlagen,<br />

schon heute wirken Deutschland<br />

und Japan wie gallische Dörfer im<br />

CD-Markt. In den USA überstrahlt<br />

der Liebhaberboom des Vinyls<br />

schon CDs und Downloads (Spitzenreiter<br />

2019: „Abbey Road“ von den<br />

Beatles).<br />

0,0003 Cent<br />

Dies haben im Dezember auch ein<br />

paar deutsche Popstars bemerkt. Die<br />

Manager von Helene Fischer,<br />

Rammstein, den Toten Hosen und<br />

andere haben einen sogenannten<br />

Brandbrief an die verbliebenen Big<br />

Four der Industriesavanne –Universal,<br />

Sony, Warner und BMG – geschrieben,<br />

in denen sie sich über die<br />

zu geringe Entlohnung aus den<br />

Streamingerträgen beschwerten.<br />

Tatsächlich klingen 0,0003 Cent –so<br />

beziffert der schwedische Streamingpionier<br />

Spotify den Wert eines<br />

Streams –nicht gerade üppig. Andererseits<br />

fließen derzeit proJahr allein<br />

in den USA mehr als eine Trillion legale<br />

Songstreams, 80 Prozent des<br />

Umsatzes (hierzulande sind es gut<br />

100 Milliarden Streams), durch die<br />

virtuellen Weiten von Spotify, Amazon,<br />

Apple und Co –die Leute verbringen<br />

heute mehr Zeit mit Musik<br />

als jemals zuvor, aber sie zahlen, so<br />

Krueger über die USA, mehr Geld für<br />

Kartoffelchips als für Musik.<br />

Die Umsätze der Musikindustrie<br />

steigen dabei mit den Streamingabonnenten<br />

– die Zahl der Menschen,<br />

die in den Portalen fürs Hören<br />

bezahlen, statt eine Art werbeunterbrochenes<br />

Playlistradio aufzurufen,<br />

ist in den USA im letzten Jahrzehnt<br />

von1,5 auf gut 61 Millionen gewachsen.<br />

„Und“, ergänzt Maurice Summen,<br />

Musiker der Band Die Türen<br />

und Chef des Staatsaktlabels, „die<br />

Großen verkaufen nach Vinyl, CD<br />

und Download ihre Backkataloge<br />

Auch sie will an ihren Streamingerfolgen jetzt selbst besser verdienen: Helene Fischer beim Schlagerfest im November in Dortmund<br />

schon zum vierten Mal.“ Die Beschwerde<br />

der deutschen Stars weist<br />

zunächst nur hierauf hin: Trotz Aufwärtstrends<br />

ist das Problem für die<br />

meisten Musiker wesentlich das<br />

uralte geblieben. Offiziell geben<br />

Dienste wie Marktführer Spotify zwischen<br />

60 und 70 Prozent ihrer Einnahmen<br />

an die Musikfirmen weiter.<br />

Wie viel von den Umsätzen beim<br />

Künstler ankommt, ist eine Frage<br />

vonVerhandlung und Kleingedrucktem.<br />

„Vielleicht wäre ein System wie<br />

Deezer esgerade in Frankreich versuchen<br />

will, das tatsächliches Hören<br />

zählt und nicht nach der Summe der<br />

Aufrufe verteilt, ein Ansatz“, sagt<br />

Summen. „Wobei die großen Firmen<br />

oft noch immer mit Verpackung, Lagerung<br />

und so rechnen – obwohl<br />

man nur eine Datei hochladen<br />

muss.“<br />

Auch darum geht es bei der aktuellen<br />

Grummelei der deutschen<br />

DER BRANDBRIEF VON HELENE FISCHER, RAMMSTEIN ETC.<br />

Wasbisher geschah:ImDezember 2019<br />

wendeten sich 14 Anwälte vondeutschen<br />

Musikstars wie Rammstein, Helene Fischer,<br />

die Toten Hosen, Sarah Connor,Peter Maffay<br />

oder Marius Müller-Westernhagen mit einem<br />

Brief an Spitzenmanager der vier führenden<br />

Plattenfirmen: Universal, Sony, Warner und<br />

die Bertelsmann-Musiksparte BMG.<br />

Popgrößen. In Schweden hat der<br />

Musikerverband schon vor gut fünf<br />

Jahren mit Erfolg gegen diese Praxis<br />

geklagt. Es geht also natürlich um<br />

Prozentanteile. ImIndiebreich rechnet<br />

man durchaus auch Halbehalbe<br />

ab.Aber Teilen gehörtnun mal nicht<br />

Sie verlangten darin,wie als Erste die Frankfurter<br />

Allgemeine Sonntagszeitung berichtete<br />

(26. 1.), für ihre Mandanten einen größeren<br />

Anteil an den Einnahmen aus dem Streaming.Offenbar<br />

hatten diese Großen der<br />

Branche beim Abschluss ihrer letzten Verträgegedacht,<br />

0,0003 Cent pro Stream<br />

seien eine zu vernachlässigende Größe.<br />

zu den Marktstrategien der Großindustrie.<br />

InAbwesenheit einer Lobby<br />

(für alle kreativen Freiberufler) weist<br />

immerhin Patrick Ohrt vonder Tote-<br />

Hosen-Firma JKP darauf hin, dass<br />

die Beschwerde gerade auch die Interessen<br />

weniger etablierter Künstler<br />

IMAGO IMAGES<br />

im Blick habe. Bezeichnend übrigens,<br />

dass sich unter den Brandschreibernkeine<br />

HipHopper finden:<br />

DieStreamingkönige haben begünstigt<br />

durch Hörerdemografie und Produktionsweise<br />

früh aufs Netz, eigene<br />

(Sub-)Labels und entsprechende<br />

Verträge gesetzt.<br />

Für Krueger, ehemals vorsitzender<br />

Wirtschaftsberater unter Obama,<br />

steht die Musikindustrie trotz des<br />

vergleichsweise geringen Anteils am<br />

Gesamtvolumen als Modell fürs<br />

Ganze. „Die gesamte Wirtschaft<br />

strebt zum Superstartum, und die<br />

Winner-takes-all-Geschichte kommt<br />

vom Vormarsch der digitalen Technologie.“<br />

In der Musik heißt das: Die<br />

oberen fünf Prozent bringen 85 Prozent<br />

des Umsatzes, im Livebetrieb<br />

wie per Konserve.<br />

Für die Konsumenten eröffnen<br />

die Portale natürlich einen günstigen<br />

Zugang zu gewaltigen Archiven,<br />

wobei die digitale Marktlogik, so<br />

Krueger,wohl zu einer weiteren Monopolisierung<br />

führen wird.<br />

Aber natürlich ist Streaming auch<br />

ein feines Instrument für Marktforschung<br />

– und Marktmanipulation,<br />

etwa durch Fake-Konten, die Songs<br />

im Dauerbetrieb abrufen. Die Songstrukturen<br />

haben sich schon den 30<br />

Sekunden angepasst, in denen ein<br />

Song zur Sache kommen muss, bevor<br />

Interesse und Klickwertung verfallen.<br />

Und keine Ware beruht so<br />

sehr auf dem Innenleben ihrer Konsumenten<br />

wie Musik.<br />

Bei Katalogen von 35 Millionen<br />

Songs übernehmen eine große Zahl<br />

unterschiedlich fein gefilterter Playlists<br />

die Gatekeeperfunktionen, 2018<br />

besetzten sie bei Spotify 31 Prozent<br />

der Hörerzeit –dass ein Stück „entdeckt“<br />

wird, hängt zunehmend von<br />

der Popularität von Playlists ab und<br />

entsprechend wertvoll werden die<br />

Plätze. Krueger spricht von einer<br />

neuen Artvon Payola, also der Beeinflussung<br />

durch Kampagnen, wie im<br />

Falle des US-kanadischen Rappers<br />

Drake, dessen „Scorpion“ so penetrant<br />

und in den abwegigsten Playlists<br />

gepusht wurde,dass sich Fans in<br />

den sozialen Medien beschwerten.<br />

Trotzdem sprengte das Album die<br />

Streamingrekorde –die Psychologie<br />

lehrt, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

ein Stück gutzufinden, steigt, je öfter<br />

man es um die Ohren gehauen bekommt.<br />

Schnupperabos zum Einstieg<br />

Problematisch sind schließlich nach<br />

wie vordie sogenannten Freemium-<br />

Angebote einiger Plattformen, deren<br />

werbeunterbrochener Gratiszugang<br />

wie die Schnupperabos zum Einstieg<br />

kaum Geld für die Künstler bringen<br />

und den Gesamtumsatz verringern.<br />

Taylor Swift trat 2014 erfolgreich in<br />

den Streaming-Streik, weshalb seit<br />

2017 Künstler ihre Alben für einen<br />

gewissen Zeitraum exklusiv für die<br />

zahlende Kundschaft streamen können<br />

(Ergebnis für Swift damals: 1,2<br />

Millionen CDs und Downloads in einer<br />

Woche).<br />

Vonden BigFour hat sich Warner<br />

aus Wettbewerbs-Sensibilität schon<br />

aus den offiziellen Tarifverhandlungen<br />

mit den deutschen Stars ausgeklinkt.<br />

Schaut man auf die Filmszene,<br />

wodie Streamingportale zunehmend<br />

wie Studios agieren –cut<br />

out the middleman –gibt es für die<br />

Industrie aber natürlich gute<br />

Gründe,sich mit ihnen gutzustellen.<br />

Für das Gros der eher prekär lebenden<br />

und liverackernden Künstler indes<br />

werden Swimmingpools wohl<br />

auch nach der Tarifrunde eher nicht<br />

drin sein.<br />

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· 2Bordguthaben 940 NOK (ca. 100 €)p.P.bei Buchung<br />

bis 06.02.2020<br />

1<br />

Es gilt das Hurtigruten Nordlicht-Versprechen.<br />

940 NOK<br />

BORDGUT-<br />

HABEN P.P. 2<br />

ab €1.899,– *<br />

p. P. in DK (innen)<br />

*Basic-Tarif<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

07141-7023674<br />

KENNWORT:<br />

BERLINER ZEITUNG<br />

1655<br />

© Hurtigruten Foto /Rune Kongsro<br />

Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

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Reiseveranstalter (i. S. d. G.): AtourO GmbH, Martin-Luther-Straße 69, 71636 Ludwigburg<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Das Leben ist<br />

zu kurz für<br />

miese Laune<br />

Irmgard Knefs neue Show<br />

in der Bar jeder Vernunft<br />

VonIrene Bazinger<br />

Esstimmt tatsächlich –Hildegard<br />

Knef, geboren 1925 in Ulm,<br />

würde in diesem Jahr 95 Jahre alt<br />

werden. Unddas gilt ebenso für ihre<br />

Zwillingsschwester Irmgard, die der<br />

54 Jahrealte Autor,Regisseur,Schauspieler,Chansonnier<br />

und Kabarettist<br />

Ulrich Michael Heissig bereits 1999<br />

erfunden hat. Er ist dieser fiktiven<br />

Figur in mehreren Programmen<br />

treu geblieben und lässt sie jetzt aus<br />

ihrer Erdgeschoßwohnung in<br />

Kreuzberg ins Seniorenheim nach<br />

Charlottenburg ziehen. „Irmgard<br />

Knef barrierefrei –mit 95 noch dabei“<br />

heißt Heissigs neuer Abend in<br />

der Bar jeder Vernunft, und der ist<br />

ihm leichthändig fein und rundherum<br />

schön gelungen.<br />

Meist sitzt die alte Irmgardauf ihrem<br />

Rollator und plaudert von dort<br />

aus ungerührt scharfzüngig ins Publikum,<br />

erzählt vonihrem „Hotel Interkontinental“,<br />

in dem viele gefallene<br />

Mädchen wie sie betreut wohnen<br />

–weil sie daheim gestürzt sind.<br />

Sie begreift nicht, warum sie nachts<br />

nicht schlafen kann, denn „tagsüber<br />

geht’s doch auch“. Aber wenn sie<br />

dann aufsteht und ihr nasales Kommando<br />

„Kindchen, fahr ab!“ Richtung<br />

Tontechnik schnarrt, wenn die<br />

Musik einsetzt und Irmgard zusingen<br />

beginnt, fallen die Jahre von ihr<br />

ab und sie wird fast wieder jung,<br />

Motto: „Das Leben ist zu kurz, um<br />

schlecht drauf zu sein!“ Sie singt mit<br />

ihrem berühmten Tremolo, sie<br />

schunkelt zum Tango, schmachtet<br />

zum Chanson, rappt mit Fontanes<br />

„Herrnvon Ribbeck“.<br />

Heissig hat diese Figur als<br />

Double vonHildegardKnef erschaffen<br />

und ist darin derartperfekt, dass<br />

er seiner Irmgard sogar ein paar<br />

künstlerische Freiheiten gestatten<br />

kann. „Seid vernünftig, denkt barrierefrei!“,<br />

heißt es in dem titelgebenden<br />

Lied, dazu kommen Umdichtungen<br />

und Adaptionen. So sind nun<br />

in „Für mich soll’s rote Rosen regnen“<br />

besagte Blumen ausverkauft<br />

und Irmgard kriegt stattdessen Primeln<br />

(!) geschenkt.<br />

Siewill keine Alkoholpralinen, sie<br />

will lieber einen Joint, aber sie will<br />

nicht lange darauf warten, schließlich<br />

hat sie mit 95 Jahren keine Zeit<br />

zu verlieren. Die unterschiedlichen<br />

Aggregatzustände des Menschseins<br />

weiß Ulrich Michael Heissig hinreißend<br />

und bewegend darzustellen,<br />

verrät kokett die Alltagsgebrechen<br />

der„Grande Dame des halbseidenen<br />

Showbiss“ –und wie sie sich mitWitz<br />

und Grandezza davon emanzipiert.<br />

Selbst wenn sie sich am Kurfürstendamm<br />

in der „City West“ nicht mehr<br />

auskennt, hat sie doch ihr Leben<br />

nach wie vor unverzagt melancholisch<br />

und fröhlich pessimistisch im<br />

Griff. „Noch geht’s uns gut“, postuliertsie<br />

mit vokaler Entschlossenheit<br />

und zeigt, wie das Alter mit Herz und<br />

Humor erträglich sein könnte.<br />

Irmgard Knef „Barrierefrei“ bis9.2., Bar jeder<br />

Vernunft, Karten 17 bis27Euro, Tel. 883 15 82<br />

Ulrich Michael Heissig als Irmgard Knef<br />

barrierfrei dekoriert.<br />

ROBERT RECKER<br />

Süße Apotheose<br />

„Die Wand“: Sophie Rois bringt den Einsamkeitsroman von Marlen Haushofer als Solo-Party auf die Bühne<br />

VonUlrich Seidler<br />

Wem bis dahin noch<br />

nicht aufgefallen ist,<br />

dass er einem kulinarischen<br />

Abend beiwohnt,<br />

für den lässt der Regisseur<br />

und Bühnenbildner Clemens Maria<br />

Schönborn inaller Deutlichkeit ein<br />

Zeichen aus dem Schnürboden<br />

herab: ein Stück dreibödige Erdbeertorte,<br />

groß wie eine Garage, mit erotisierenden<br />

Schäumen und Fruchtstücken,<br />

knackigen Schokosplittern<br />

und einer Sahnedecke, auf der man<br />

Ski fahren könnte. Später setzt sachter<br />

Schneefall ein, Staubzucker glitzert<br />

auf diesen Gipfel der Genüsse<br />

nieder und dazu ist Bachs Kantate<br />

„Ich habe genug“ zu hören, dieses<br />

trostreiche Lebensabschiedslied:<br />

„Ach, möchte mich von meines Leibes<br />

Ketten der Herr erretten!“ Ganz<br />

zartwirdvon solcher süßen, schmatzigen<br />

Fettigkeit der Brechreiz gekitzelt,<br />

aber schön ist es doch.<br />

Der namenlosen Heldin des<br />

Abends mögen sich solche Fantasien<br />

in dem Wissen aufdrängen, dass sie<br />

nie wieder im Leben eine Orange essen<br />

wird. In einem Hochtal mit Berghütte<br />

ist sie über Nacht voneiner unsichtbaren<br />

Wand, hinter der alles tierische<br />

und menschliche Leben erloschen<br />

ist, eingeschlossen worden.<br />

Wie unter einer Glasglocke, eingesperrt<br />

inein Gebirgsidyll, fristet sie<br />

zusammen mit einer trächtigen Kuh,<br />

einem Hund und einer immer wieder<br />

jungenden Katzeihr Dasein. Wer<br />

könnte ihr verdenken, dass sie beim<br />

Anblick eines Gletschers den süßen<br />

Fluff vonSchlagobers imaginiert?<br />

Sophie Rois spielt die Ich-Erzählerin<br />

aus dem existenzialistischen,<br />

spannenden, mit heller Genauigkeit<br />

gefügten Roman „Die Wand“, den<br />

die Österreicherin Marlen Haushofer<br />

(1920–1970) in den Sechzigern<br />

geschrieben hat. Dieisolierte Erzählerin<br />

ist auf sich selbst zurückgeworfen,<br />

sie hat ihr Ende vorAugen, kann<br />

es an den schwindendenVorräten an<br />

Zündhölzern nahen sehen. Sie richtet<br />

sich ein, lernt ihre Kräfte und<br />

Grenzen kennen, wirtschaftet nachhaltig,<br />

verbindet sich mit den Tieren,<br />

löst sich von allen Zuschreibungen<br />

und blickt irgendwann mit einer Zufriedenheit<br />

in die Sonne,die für uns,<br />

die wir unter der Glocke der modernen<br />

Welt leben, unerreichbar ist.<br />

2012 wurde der Roman mit Martina<br />

Gedeck verfilmt, und er wurde<br />

Sophie Rois erklimmt den Gipfel, das Ende der brünftigen Böckeist nah.<br />

ARNO DECLAIR<br />

Selbst der Kommissar steckt voller Trauer<br />

nun in ökofeministischen Kreisen<br />

neu entdeckt. Vielleicht auch wegen<br />

des gar nicht so metaphorisch, sondern<br />

forstwirtschaftlich gemeinten<br />

Umgangs mit röhrenden Hirschböcken<br />

in der Brunftzeit. Von wegen<br />

„helle Herausforderung, Stolz und<br />

Lust“: „Für mich klang es nach einem<br />

schrecklichen Zwang, der die<br />

Böcke dazu trieb. Damals schoss ich<br />

fast nur alte Böcke.Das Fleisch eines<br />

Brunfthirsches ist völlig ungenießbar.<br />

Ich aß nur die Leber, das Blut<br />

und seine Eingeweide.“<br />

Und wenn Sophie Rois den Sahnegipfel<br />

erklimmt und von oben die<br />

Flinte aus der Hüfte knapp am Parkett<br />

vorbei abfeuert − „wieder einer“<br />

−dann ist das mehr als eine Pose feministischer<br />

Ermächtigung. Dann<br />

ist die asketische, trostbefreite, aber<br />

eben echte und dringliche Wirklichkeit,<br />

von der der Roman erzählt, zu<br />

einem goldenen Pudding für eine<br />

glorreiche und fröhliche Apotheose<br />

der Frau gereift. Da ist es dann auch<br />

gar nicht mehr nötig, dass am Ende<br />

wie im Roman ein Mann auftritt und<br />

ohne Erklärung die Gefährten der<br />

Erzählerin − ihren Hund und ein<br />

Stierkalb,das für Nachwuchs und ein<br />

Überleben hätte sorgen konnen −<br />

totschlägt. Nö, wir brauchen sie<br />

nicht, die Männer,für diese Party.<br />

Depression, Einsamkeitsgefühle<br />

und Todesfurcht sind dem Buch ausgetrieben.<br />

Stattdessen wird eine luxuriöse<br />

und freudvolle Selbsthuldigung<br />

mit ein bisschen Austropop<br />

und Dylan-Blues gefeiert: DieBühne<br />

ist die Welt und die Welt eine sturmfreie<br />

Bude. Keiner, der reinquatscht,<br />

alle Regeln auf null, und niemand,<br />

dem man die Schuld zuschieben<br />

kann. Aufden ersten Blick macht das<br />

die Sache vielleicht ein bisschen<br />

harmlos, aber vielleicht rutscht einem<br />

der Text auf diese Weise tiefer<br />

ins Gehirn und hakt sich dort ein:<br />

„Wahrscheinlich klingt das sehr<br />

grausam, ich wüsste aber nicht, wem<br />

ich heute noch etwas vorlügen sollte.<br />

Ich kann mir erlauben, die Wahrheit<br />

zu schreiben; alle, denen zuliebe ich<br />

mein Leben lang gelogen habe, sind<br />

tot.“ DasParkett war nicht tot, es applaudiert<br />

nach einer kurzen Stunde<br />

fröhlich, während Sophie Rois und<br />

ihr Team an der Rampe tanzen. Wie<br />

schön, dass wir einander haben.<br />

SophieRoisfährtgegendieWand … 16.,26. 2.,<br />

19.30Uhr, DeutschesTheater,Tel.: 28441225,<br />

deutschestheater.de<br />

Das Drama „Tage des letzten Schnees“ im ZDF nach einem Kriminalroman von Jan Costin Wagner<br />

VonTorsten Wahl<br />

Erst freut sich der Architekt Lars<br />

(Barnaby Metschurat) über den<br />

letzten Schneefall. Dann wirderihm<br />

zum Verhängnis. Auf glatter Straße<br />

im dichten Schneetreiben, abgelenkt<br />

von der Musik und geblendet<br />

vom Gegenverkehr, überschlägt er<br />

sich mit dem Auto –die elfjährige<br />

Tochter auf dem Rücksitz stirbt. Der<br />

Hamburger Kriminalkommissar Johannes<br />

Fischer (Henry Hübchen)<br />

muss sich noch um eine zweite Tote<br />

aus jener Nacht kümmern: Auf dem<br />

Hof einer schicken Apartment-Siedlung<br />

liegt die erschossene Lisa, eine<br />

junge, aus Rumänien stammende<br />

Studentin (Mercedes Müller).<br />

Zwei Todesfälle, zwei Familien −<br />

und zwei Männer geraten in den Fokus.<br />

Der nur leicht verletzte Todesfahrer,<br />

noch schwer unter Schock,<br />

flüchtet sich in die Beteuerung, der<br />

Fahrer des Gegenverkehrs hätte den<br />

Unfall verursacht. Parallel begleitet<br />

der Film den Banker Markus (Bjarne<br />

Mädel), der die ermordete Lisa acht<br />

Wochen zuvor bei einer Dienstreise<br />

nachts in einer Hotelbar kennengelernt<br />

und ihr in Hamburg ein schickes<br />

Apartment eingerichtet hatte.<br />

Seine depressive Frau (Christina<br />

Christina Große und Bjarne Mädel; als Kind: Moritz Thiel.<br />

Große) ahnt nichts vom Verhältnis,<br />

nur sein kleiner Sohn zieht Markus<br />

noch nach Hause.<br />

Im Zentrum des Films aber steht<br />

nicht der Zusammenhang der ominösen<br />

Fahrten im Schneetreiben,<br />

sondern die Frage, wie die beiden<br />

Paare mit dem dramatischen Verlust<br />

und der starken Entfremdung umgehen.<br />

Die beiden nur lose verknüpften<br />

Geschichten kommentieren einander,sowohl<br />

die Kontraste als auch<br />

die Gemeinsamkeiten geben dem<br />

DPA/ZDF/MARION VON DER MEHDEN<br />

Drama seine eigene Spannung. Voller<br />

Trauer steckt auch der Kommissar.<br />

Inder Buchvorlage von Jan Costin<br />

Wagner steht er sogar im Mittelpunkt.<br />

Drehbuchautor Nils-Morten<br />

Oburg verlegte die Handlung von<br />

Finnland nach Norddeutschland und<br />

koppelte das Buch aus der Reihe um<br />

den Kommissar Kimmo Joentaa aus.<br />

Derdeutsche Kommissar Fischer hat<br />

seine Frau vor einem Jahr verloren<br />

und stürzt sich deshalb auch nachts<br />

in die Arbeit oder fährtandie See.<br />

Der Regisseur Lars-Gunnar Lotz,<br />

der ansonsten für das ZDF die„Stralsund“-Krimis<br />

in Szene setzt, steigt<br />

hier aus der Krimi-Dramaturgie aus,<br />

nennt „Tage des letzten Schnees“ einen<br />

Film über Einsamkeit und findet<br />

angemessene, passende Bilder. Allein<br />

wie er die trauernden Figuren in<br />

ihren Räumen arrangiert, erzählt<br />

viel, die Dialoge bleiben sparsam,<br />

fast karg, aber genau.<br />

Diedurchweg starken Schauspieler<br />

bringen einem die Figuren ungewöhnlich<br />

nahe. Das gilt für Barnaby<br />

Metschurat und Bjarne Mädel<br />

ebenso wie für ihre Filmfrauen: Victoria<br />

Mayer spielt die Gattin des Todesfahrers,<br />

die den Todder Tochter<br />

zunächst völlig verdrängt und dann<br />

so starkvon der Trauer gepackt wird,<br />

dass sie nicht mal zur Beerdigung gehen<br />

kann. Christina Große zeigt in<br />

wenigen Szenen, dass sie die Ehe gar<br />

nicht aufgegeben hatte, von ihrem<br />

Mann aber kaum noch gesehen<br />

wird. Während sich das Drama um<br />

Schuld und Verantwortung zuspitzt,<br />

deutet der Film schließlich eine Art<br />

Ausweg für Kommissar Fischer an –<br />

Henry Hübchen hätte man gern<br />

noch öfter in dieser Rolle gesehen.<br />

Tage desletzten Schnees –Mo, 3.2., 20.15 ZDF<br />

Ohne<br />

Kompromisse,<br />

immer<br />

Zum Toddes Gitarristen<br />

Andy Gill von Gang of Four<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Noch vom Krankenhausbett aus<br />

habe Andy Gill, kreativer Kopf<br />

der britischen Gruppe Gang of Four,<br />

Mixe fürs neue Album durchgehört<br />

und die nächste Tour geplant. Das<br />

schrieb die Band, als sie am Sonnabend<br />

Gills Todnach kurzer Krankheit<br />

im Alter von 64Jahren mitteilte.<br />

Genau diese widerborstige Fokussiertheit<br />

hört man in der Musik, die<br />

Gill mit seiner Band machte: Seine<br />

abgehackten Gitarrenakkorde komprimierten<br />

die Figuren von DrFeelgoods<br />

Wilco Johnson zu etwas noch<br />

Pointierterem, Schärferem, und seine<br />

Rückkoppelungsschichten umrahmten<br />

Frankfurter-Schule-trifft-Punk-<br />

Fanzine-Slogans des Sängers Jon<br />

King mit glasklarem Druck.<br />

Gill und King gründeten die Band<br />

1976, als sie Kunststudenten in Leeds<br />

waren, auf der Höhe der Punk-Welle<br />

erkannten sie dessen Potenzial zur<br />

Weiterentwicklung in Richtung einer<br />

differenziert artikulierten, politischen<br />

Pop-Musik: Indem sie Funkund<br />

Dub-Elemente mit der nihilistischen<br />

Wutdes Punkrock verbanden,<br />

wurden sie maßgebliche Exponenten<br />

dessen, was bis heute als Post-<br />

Punk bekannt ist – eine von der<br />

Mach-es-selbst-Punk-Attitüde mehr<br />

als vom Punkrock-Sound inspirierte<br />

Musik, die folgerichtig keine spezifische<br />

Musikrichtung darstellt, sondern<br />

mehr eine Art Einladung an<br />

Musiker aller Richtungen, die keine<br />

Lust haben, sich den Vermarktungssystemen<br />

von Entertainment-Großkonzernen<br />

zu unterwerfen.<br />

Was im Fall von Gang of Four<br />

dazu führte, dass ihr erstes Album<br />

den semi-ironischen Titel „Entertainment!“<br />

trug und 1979 beim<br />

Großkonzern EMI erschien! Wo andereaus<br />

Angst vordem eigenen Ausverkauf<br />

zurückgeschreckt wären, gelang<br />

es Gang of Four,das System von<br />

innen für sich zu appropriieren –jedenfalls<br />

produzierte Gill das Album<br />

selbst – und es klingt auch heute<br />

noch so kompromisslos wie damals:<br />

das Konsumkritikstück “Damaged<br />

Goods“ wie “Anthrax“, in dem man<br />

die Wurzeln prägender Undergroundgruppen<br />

der 90er-Jahre wie<br />

Fugazi oder Slint identifizieren kann.<br />

Gerade auf die US-Szene hatten<br />

Gang of Four – benannt nach der<br />

Viererbande in Mao Tse Tungs Führungselite<br />

–besonderen Einfluss. So<br />

kreierte Gill später als Produzent Alben<br />

der Red Hot Chilli Peppers oder<br />

von The Jesus Lizard mit, und Kurt<br />

Cobain outete sich in seinenTagebüchern<br />

als Fan. Durch die Jahrzehnte<br />

gingen und kamen die Mitglieder,<br />

einzig Gill blieb immer da, mit grimmiger<br />

Entschlossenheit ließ er seine<br />

Fender-Gitarre klirren, während<br />

hunderte Epigonen ihm durch die<br />

Jahrzehnte nachklirrten. Legen Sie<br />

heute noch einmal “Entertainment!“<br />

auf den Plattenteller und schauen<br />

Sie aus dem Fenster oder ins Internet:<br />

Es gibt noch immer verdammt<br />

viel, worüber man pissed sein kann.<br />

Andy Gill (1956–2020) bei einem Konzert<br />

2011 in der NewYorkerWebster Hall. AP


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Felix Krull –Stunde der Hochstapler<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Die Therapie<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

20.00 Tischlerei: EinGeschäft mitTräumen<br />

GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />

20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere<br />

Ungeschicklichkeiten<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />

19.00: DabkeCommunity Dancing<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00: Orlando<br />

20.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />

TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />

19.30: Dance Festival 2020 –All Generations:<br />

objects (TanzTangente)<br />

Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />

20.00: Odyssey: Dead MenDie (Opera Lab Berlin)<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00 3. Stock: vengapoise –ibizasky<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Aufgeräumt (Lo Malinke)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Milstersingt Musical (Angelika Milster)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Der blaue Montag: Die ganze Stadt in einer<br />

Show(Arnulf Rating,Mod.)<br />

KLASSIK<br />

Evangelische Kirchengemeinde in der Friedrichstadt<br />

(& 204 35 48)19.30: Melen-Trio –Clarissa<br />

Forster-Mommert(Violine), Katharina Becker(Viola),<br />

Marika Gejrot(Violoncello), bei Schleiermacher,Streichtrios<br />

vonGraham Waterhouse, Bernhard Romberg<br />

und Ludwig vanBeethoven<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Akademie für Alte Musik Berlin, Georg<br />

Kallweit (Violine), Xenia Löffler (Oboe), Werkevon<br />

Lully,Scarlatti, C.P.E. Bach, Telemann, Vivaldi u. a.<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Game of Thrones –The ConcertShow:<br />

Sänger*innen und Musiker*innen der Cinema Festival<br />

Symphonics, Ltg.Stephen Ellery<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: SirAndrás Schiff(Klavier), Johann Sebastian<br />

Bach: Das wohltemperierte Klavier,Band II<br />

KINDER<br />

Alte Dorfschule Rudow (& 66 06 83 10)<br />

15.00: Kinderferienprogramm: Gummibärchendruck,<br />

Workshop mit Christiane Boese (ab6J.)<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

10.00 Lernzentrum: Ferienprogramm: Lärmlabor,<br />

Musikelektronik-Workshop (ab 9bis 3J.). Anm. erf.<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab5J.)<br />

10.30: Die Reise zum Mittelpunkt der Welt, Gastspiel<br />

Erfreuliches Theater Erfurt(ab 6J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />

10.00: Zirkusferien bei CABUWAZI im Winter 2020,<br />

Fünf Tage Workshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Springling (& 60 96 28 48)<br />

10.00: Zirkusferien beiCABUWAZI im Winter 2020,<br />

Fünf TageWorkshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Tempelhof (Columbiadamm 84)<br />

10.00: Zirkusferien bei CABUWAZIimWinter 2020,<br />

Fünf Tage Workshop (ab 7J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Treptow (& 544 90 15 18)<br />

10.00: Zirkusferien bei CABUWAZI im Winter 2020,<br />

Fünf Tage Workshop (ab7J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Pettersson und Findus –Eine Geburtstagstorte<br />

für die Katze (ab 4bis 10 J.)<br />

FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />

10.00: FEZ –Kinder und Familien: Das Zauberschloss<br />

–Wissen schafft Magie. Berlins beste Ferien!<br />

Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />

10.00: 6. Kinder-Saal-Winter:Rumpelstilzchen,<br />

FFM-Theaterensemble &Kinderballett Konfetti<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />

JugendmuseumSchöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />

10.00 Informationsstand Neues Museum: Malerei<br />

und Farbe der Steinzeit, dreitägiger Workshop. Anm.<br />

erf.<br />

Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />

10.30: Raumschiff Erde<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

16.00: Kasper heiratet, Lustiges Kaspertheater<br />

(ab 3J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Däumelinchens Reise, Maria Mägdefrau<br />

(ab 4bis 9J.)<br />

TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />

10.00: Dance Festival 2020 –All Generations: Undo<br />

III +Aller Anfang,2Tanzstücke(ab 4J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Literaturhaus Berlin (& 887 28 60)<br />

21.00: Wortservierungen: Aufruf an die letzte Generation<br />

–Handeln stattHoffen, vonCarola Rackete mit<br />

Richard Burger<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

Urania (& 218 90 91)<br />

20.00: DLF Nova Podcastfestival Berlin: Machiavelli /<br />

Eine Stunde Film<br />

FÜHRUNG<br />

Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeitder Romantik –Literaturführung<br />

vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />

Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren von<br />

Sagen und GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anmeldung<br />

erforderlich<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

15.00: Wilhelm und Alexander vonHumboldt,<br />

Öffentliche Führung<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Diskussion<br />

Das ist<br />

nicht meine<br />

Geschichte<br />

Als das Theatertreffen auf<br />

die Idee mit der temporären<br />

Frauenquote kam − also<br />

dass im Tableau der zehn eingeladenen<br />

Regiepositionen<br />

zwei Jahrelang die Hälfte weiblich<br />

besetzt sein muss −wurde<br />

sofortauch in anderen Kategorien<br />

Regulierungsbedarf angemeldet.Warumkeine<br />

Quote für<br />

Provinztheater oder für Neubundesbürger<br />

oder für Über<br />

Sechzigjährige oder Unter<br />

Dreißigjährige? Jetzt wird’s albern.<br />

Aber wie soll man dem<br />

Missstand beikommen, dass<br />

das auf deutschen Bühnen Gezeigte<br />

noch immer nicht die<br />

Gesellschaft repräsentiert und<br />

neben Frauen vor allem Menschen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

ausschließt? Daswirdin<br />

der Volksbühne unter anderemmit<br />

Theaterpraktikernund<br />

-theoretikern wie Susanne<br />

Keuchel, Thomas Köck, Sandrine<br />

Micossé-Aikins, Pinar Karabulut<br />

und Dan Thy Nguyen<br />

diskutiert. Ulrich Seidler<br />

That’snot my story. Ab 16 Uhrinden Salonsder<br />

Volksbühne,T.: 24065777<br />

Vorliebe für<br />

Aprikosencocktails<br />

VomLeben ins Werk,von Sprache zu Sprache,<br />

Kultur zu Kultur –<br />

diese Literaturwoche widmet sich der<br />

Kunst der Übersetzung<br />

Die Dichterin Uljana Wolf tritt am Mittwoch bei einer öffentlichen Veranstaltung im Rahmen ihrer Gastprofessur an der FU im Literarischen Co<br />

Nicht jeder Text erschießt<br />

sich von allein, insbesondere<br />

Älteres und Lyrik<br />

brauchen öfter ein<br />

bisschen Hilfestellung. Den250. Geburtstag<br />

des Dichters Friedrich Hölderlin<br />

zum Beispiel werden im März<br />

manche feiern, ohne je eine Zeile<br />

von ihm gelesen zu haben. Hölderlins<br />

Leben bietet auch zweifellos die<br />

eingängigeren Motive: Es gibt unglückliche<br />

Liebe, künstlerischen<br />

Ehrgeiz, ja Genie und einen Psychiatrieaufenthalt,<br />

der aus heutiger Sicht<br />

wie ein einziger Horrortrip erscheint.<br />

Vielleicht öffnet diese bewegte<br />

Vita einen Zugang zum Werk?<br />

Einen Versuch ist es jedenfalls<br />

wert, dachte sich offenbar das Team<br />

von „Friedrich Hölderlin. Dichter<br />

sein. Unbedingt!“, einer neuen Arte-<br />

Dokumentation. Der Film kombiniert<br />

Spielszenen mit Aufnahmen<br />

von Originalschauplätzen und lässt<br />

außerdem Literaturexperten, darunter<br />

Durs Grünbein und Daniela<br />

Danz, zu Wort kommen. Im Literaturhaus<br />

wird am Mittwochabend<br />

eine knapp einstündige Fassung gezeigt,<br />

außerdem steht die RegisseurinHedwig<br />

Schmutte zur Diskussion<br />

Sabine Rohlf<br />

hat beim Lesen nicht den Anspruch,<br />

immer alles zu verstehen.<br />

Manchmal macht es auch Spaß,<br />

ins Offene zu lesen.<br />

bereit. Für alle, die sich für das vieldiskutierte<br />

Verhältnis von Werk und<br />

Leben interessieren, und für alle,die<br />

einfach nur neugierig auf einen<br />

demnächst gefeierten deutschsprachigen<br />

Groß-Dichter sind. Und danach<br />

vielleicht etwas vonihm lesen.<br />

WerLyrik lieber mit den Mitteln<br />

der Sprache erkundet, kann das am<br />

gleichen Abend im Literarischen<br />

Colloquium tun: Thema ist hier das<br />

Übersetzen vonGedichten –eine anspruchsvolle,<br />

jafast unlösbare Aufgabe:<br />

Hat doch jede Sprache ihre eigenen<br />

Klänge und Rhythmen, Wortspiele,<br />

Reime, Betonungen und Silben.<br />

Dennoch wird Lyrik übersetzt,<br />

und zwar ganz ausgezeichnet. Es<br />

fragt sich, was genau dabei eigentlich<br />

transformiert, nachgedichtet<br />

oder neu geschaffen wird. Die Lyrikerin<br />

und Übersetzerin Uljana Wolf<br />

beschäftigt sich als August-Wilhelmvon-Schlegel-Gastprofessorin<br />

der<br />

FU mit eben dieser Frage und Kunst.<br />

Ein Semester lang arbeitete sie mit<br />

Studierenden, begleitete, diskutierte<br />

und reflektierte deren Übersetzungen.<br />

In einer öffentlichen Abschlusssitzung<br />

des Seminars werden Ergebnisse<br />

dieser Arbeit vorgestellt, die<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Little Women<br />

14.30,17.20,20.15<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Les miserables<br />

15.00, 20.30; Les miserables (OmU) 17.45<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Little Women<br />

14.00, 17.00, 20.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Jojo Rabbit (OmU)<br />

16.00, 21.00; Jojo Rabbit (OF) 13.30, 18.30;<br />

1917 –Der Film (OmU) 20.30; Das geheime Leben<br />

der Bäume 15.20; Parasite 17.40; Ein verborgenes<br />

Leben 14.20, 20.00; Sorry We Missed You (OmU)<br />

17.40; 1917 –Der Film 14.40, 17.20, 20.00; Judy<br />

13.30, 16.00, 18.40; Judy (OmU) 21.15; Knives<br />

Out (OmU) 20.50; Knives Out (OF) 18.00; Vom<br />

Gießen des Zitronenbaums 15.20; Einsam zweisam<br />

16.30;Freies Land 13.40;The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 19.00; Queen &Slim (OmU) 21.15<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Das Vorspiel 17.45,<br />

20.15;Crescendo#makemusicnotwar 20.00; Pavarotti<br />

(OmU) 17.30<br />

Kant Kino (& 319 9866) Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 13.20,15.40,18.20,20.45; Knives<br />

Out 20.30; Das Vorspiel18.00; DieHeinzels 14.00,<br />

15.20; Sorry We Missed You 15.50, 18.10, 20.30;<br />

ARainy Day In New York 16.15; Spione Undercover<br />

14.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

13.30; Lindenberg! 17.10, 20.00; Als Hitler das<br />

rosaKaninchenstahl20.00;KnivesOut 17.10; Das<br />

Vorspiel 15.00<br />

Zoo Palast (& 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />

for Life 20.00, 23.05; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 14.10; 3D, Atmos: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.45; 3D: Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 17.40; Die Hochzeit 20.15,<br />

23.10; Jumanji 14.45; Die Eiskönigin II 14.20;<br />

Joker 22.50; Lindenberg! 19.45; Das perfekte Geheimnis<br />

17.00; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 20.30, 23.00; Die fantastische Reise des<br />

Dr.Dolittle 15.00; DieHochzeit 17.30; BadBoysfor<br />

Life 17.50; Die Hochzeit 15.00; Jojo Rabbit 20.30,<br />

23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.20;<br />

Jojo Rabbit 17.45; Lindenberg! 14.30; Parasite<br />

23.05; Knives Out 17.00, 20.00, 23.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 13.15; ARainy Day InNew<br />

York (OmU) 17.00; Jeanne d‘Arc (OmU) 11.00; Der<br />

Leuchtturm (OmU) 22.30; Lindenberg! 14.45; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao (OmU) 18.30;<br />

Les miserables 20.45;<br />

Bunuel im Labyrinth der Schildkröten 12.45; The<br />

Farewell (OmenglU) 16.00; Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick (OmU) 14.15; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 11.00; Midsommar<br />

–Director‘s Cut (OmU) 22.00; Queen &Slim 19.40;<br />

Systemsprenger (DFmenglU) 17.40; Die Eiskönigin<br />

II 16.45; Jam (OmU) 11.00; Die Kunst der Nächstenliebe<br />

18.30; Motherless Brooklyn (OmU) 12.40;<br />

Parasite –Gisaengchung (OmU) 20.15; Das Vorspiel<br />

(OmenglU) 15.05; Why Don‘t You Just Die! –<br />

Papa, sdokhni (OmU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 22.45;<br />

Das geheime Leben der Bäume 14.00; Lara 18.15;<br />

Lindenberg! 20.15; Land desHonigs (OmU) 22.20;<br />

Der marktgerechte Mensch 14.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

18.20; Systemsprenger 16.00,20.00<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX: 1917 –Der<br />

Film 14.00, 17.00, 20.00; 3 Engel für Charlie<br />

20.10; Bad Boys for Life 14.40, 16.50, 17.30,<br />

19.30, 19.50; Countdown 18.15, 20.40; Die Eiskönigin<br />

II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des<br />

Dr. Dolittle 14.45, 17.45, 20.30; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 14.10, 16.45, 21.00; Das<br />

geheime Leben der Bäume 17.10; Die Heinzels<br />

13.50, 16.00; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />

Jojo Rabbit 17.10, 19.50; Jumanji 13.50, 17.45,<br />

21.00; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 15.10,<br />

17.30; Knives Out 14.10; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.15,<br />

20.30; Little Women 14.20, 17.30, 20.45; Little<br />

Women (OF) 19.40; Sneak Preview 20.30; Spione<br />

Undercover 14.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.40; Die Wolf-Gäng 15.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Das geheime Leben<br />

der Bäume 18.00; Joker (OmU) 22.30; Knives<br />

Out(OmU) 20.00; Darkroom –Tödliche Tropfen(DFmenglU)<br />

22.15; Systemsprenger (OmenglU) 18.00;<br />

Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU) 20.20<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Bad Boys for<br />

Life 16.20, 20.00; Die Eiskönigin II14.15, 16.50;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 13.50,<br />

16.30, 19.20; Die Heinzels 13.40, 16.50; Die<br />

Hochzeit 13.50, 17.00, 19.30; Jumanji 16.45,<br />

19.30; Knives Out 19.45; Lindenberg! 19.50; Spione<br />

Undercover 14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 19.40; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00; Die Wolf-Gäng 14.15, 17.10<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.50; Cats 18.25; 3D: Die Eiskönigin<br />

II13.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

16.55; Systemsprenger 20.20<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />

Film 17.15, 20.00; Die Addams Family 12.40;<br />

Bad Boys for Life 17.00, 20.00; Countdown 17.45,<br />

20.10; Django Unchained 19.45; Die Eiskönigin II<br />

10.20, 12.10, 14.20; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 15.10, 17.40, 20.15; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.30, 19.50;<br />

Die Heinzels 10.30, 12.15, 14.40, 16.50; Die<br />

Hochzeit 15.00, 17.10, 19.45; Jumanji 16.50; Der<br />

kleine Rabe Socke 10.40; Der König der Löwen<br />

12.20; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

12.45, 14.45; Lindenberg! 19.40; Pettersson und<br />

Findus 10.50; 3D: Spione Undercover 12.40; Spione<br />

Undercover 14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 16.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

19.50; Thomas und seine Freunde 10.20; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 12.30, 14.50; Die Wolf-<br />

Gäng 12.30,14.50, 17.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />

16.50, 21.40; Sorry We Missed You (OmU) 19.20;<br />

B Mystify –Michael Hutchence (OmU) 16.10; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 18.30;SorryWe Missed<br />

You (OmU) 21.20<br />

fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Sorry We<br />

Missed You (OmU) 17.45, 19.45, 21.45; Das Vorspiel<br />

18.00; Les miserables (OmU) 20.00, 22.15<br />

Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.15; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />

21.15; Darkroom –Tödliche Tropfen (OmenglU)<br />

23.15; Die Kunst der Nächstenliebe 19.00; Little<br />

Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.45; Jojo<br />

Rabbit (OmU) 10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00;<br />

Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 22.30; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

11.00; Die Kunst der Nächstenliebe 14.45; Der<br />

Leuchtturm(OmU) 21.45;Thomasund seine Freunde:<br />

Große Welt! Große Abenteuer! 12.45; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums (OmU) 19.30<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Der marktgerechte<br />

Mensch 20.00<br />

Sputnik (& 694 11 47) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl (OmenglU) 16.00; The Farewell (OmU)<br />

20.00; Judy(OmU) 18.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU)22.00; Shaundas Schaf:Der Film:UFO-<br />

Alarm 14.30; Joker (OmU) 22.15; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 20.30; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen (OmU) 18.30; Die Sehnsucht der<br />

Schwestern Gusmao (OmU) 16.00; Weathering With<br />

You: Das Mädchen, das die Sonne berührte 14.00;<br />

Kinobar im Sputnik Der marktgerechte Mensch<br />

18.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00; Little Women 17.20, 20.15; New<br />

Ein verborgenes Leben 16.00; Die Heinzels 14.15;<br />

Parasite 19.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 5389590) DieAddamsFamily<br />

10.00; Bad Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II<br />

10.00, 13.00, 15.00; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 17.30, 20.00; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 12.30, 15.00; Die Heinzels<br />

12.00, 14.00; Die Hochzeit 17.30, 20.00; Kartoffelsalat<br />

3–Das Musical 16.00, 18.15; Knives Out<br />

20.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

10.00; Lindenberg! 17.15, 20.15; Spione Undercover<br />

10.00, 12.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 12.30, 15.15; DieWolf-Gäng 15.30, 17.45<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Crescendo<br />

#makemusicnotwar 20.00; Das geheime Leben der<br />

Bäume 17.45; Lindenberg! 14.00, 17.30, 19.30;<br />

Little Women 15.00, 16.45, 20.15; Romys Salon<br />

13.00; Spione Undercover 15.15; Das Vorspiel<br />

13.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

1917 –Der Film 17.10, 19.50; Bad Boys for Life<br />

17.00, 20.10; Die Eiskönigin II 11.45, 14.20;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00,<br />

17.30, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.30; Die Heinzels 11.45,14.15, 16.45; Die<br />

Hochzeit 14.00, 17.05, 19.55; Holop – Servant<br />

(OF) 11.30; Jumanji 14.10, 20.00; Kartoffelsalat<br />

3–Das Musical 11.35, 14.30, 16.55; Knives Out<br />

19.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

11.50; Lindenberg! 17.15; Little Women 16.30,<br />

19.45; Das perfekte Geheimnis 20.30; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 14.10; Die Wolf-Gäng<br />

11.40,14.05<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Freies Land (OmenglU)<br />

18.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

17.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU)<br />

21.00; Cunningham (OmU) 18.00; Das Kapital im<br />

21. Jahrhundert–Capital in theTwenty-FirstCentury<br />

(OmU) 22.00; Seven Waters (OmU; m. Gast u. Gespräch)<br />

20.00<br />

Babylon (& 242 5969) Fellini 100!: Die bittere<br />

Liebe: Der weiße Scheich –Lo sceico blanco<br />

(OmenglU) 17.45; Lubitschs Geliebte: Cluny Brown<br />

auf Freiersfüßen –Cluny Brown (OF) 18.00;<br />

Lubitschs Geliebte: Ein himmlischer Sünder (OmU)<br />

22.15; ElHatk (OmU) 18.00; Fellini 100!: Fellinis<br />

Das süße Leben –La dolce vita (OmenglU) 21.30;<br />

Fellini 100!: Die Schwindler (OmenglU) 20.00;The<br />

Peanut Butter Falcon (OmU) 22.00; Lubitschs Geliebte:<br />

Rendezvous nach Ladenschluss –The Shop<br />

Around the Corner (OmU) 19.30; Lubitschs Geliebte:<br />

Soist Paris –SoThis Is Paris (OF) 20.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Die<br />

Kunst der Nächstenliebe (OmU) 10.00, 14.30,<br />

19.15; Queen &Slim (OmU) 12.00, 16.30, 21.30;<br />

Fritzi – Eine Wendewundergeschichte 15.00; Joker<br />

(OmU) 19.00; Der Leuchtturm (OmU) 21.45;<br />

Thomas und seine Freunde: Große Welt! Große<br />

Abenteuer! 13.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

(OmU) 16.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00)1917–Der<br />

Film 17.20, 19.15; 1917 –Der Film (OF) 20.00,<br />

23.00;3Engel für Charlie 23.15;Als Hitler dasrosa<br />

Kaninchen stahl 11.30; Bad Boys for Life 16.40,<br />

20.10, 22.50; BadBoysfor Life (OF)19.40, 22.20;<br />

Cats (OF) 11.20; Die Eiskönigin II11.15, 13.50,<br />

16.45; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 15.00;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.20,<br />

14.15, 17.30, 20.10, 23.00; Die Heinzels 11.00,<br />

13.15, 15.30; Die Hochzeit 13.50, 17.10, 19.20;<br />

Joker 23.00; 3D: Jumanji 17.50; Jumanji 11.45;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical 11.20, 14.40; Knives<br />

Out 16.50; Knives Out (OF) 20.45; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 11.10; Lindenberg!<br />

16.10; Das perfekte Geheimnis 18.15; Sneak Preview<br />

(OF) 20.00; Spione Undercover 13.40; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 22.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00; StarWars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers –StarWars:The RiseofSkywalker(OF)<br />

21.15;Vier zauberhafteSchwestern11.15;<br />

DieWolf-Gäng 13.20, 15.50<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00; Ein verborgenes Leben –A<br />

Hidden Life (OmU) 21.15; DasVorspiel (teilw.OmU)<br />

14.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.30;<br />

Lindenberg! 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 14.00; Das Vorspiel (teilw.OmU) 19.00; Ein<br />

verborgenes Leben –AHidden Life (OmU) 14.00;<br />

Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Sorry We MissedYou<br />

(OmU) 14.30, 19.00; Les miserables (OmU)16.45,<br />

21.15; Jojo Rabbit (OmU) 22.15; Little Women<br />

(OmU) 14.00, 16.45, 19.30<br />

International (& 24 75 60 11) Das geheime Leben<br />

der Bäume 13.45; Lindenberg! 16.00; Little<br />

Women (OmU) 19.00; Siegessäule und Teddy präs.<br />

MonGay:Taxi zum Klo (1980/2020) 22.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 16.50; Baba Parasi (OmU) 19.45;<br />

Bad Boys for Life 16.30, 19.40; Countdown 20.30;<br />

Die Eiskönigin II 12.00, 14.20, 17.15; Eltilerin Savasi<br />

(OmU) 20.15; 3D: Die fantastische Reise des<br />

Dr.Dolittle12.00, 14.20, 16.45, 19.30, 19.55; Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00, 18.10;<br />

Die Heinzels 12.00, 14.00, 16.05; Die Hochzeit<br />

17.00, 19.55; Jumanji 12.00, 14.10, 17.20; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 12.00; Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU)<br />

12.30,14.45, 17.10; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />

Preview (OF) 20.00; Spione Undercover 12.00,<br />

14.15; Vier zauberhafte Schwestern 12.00, 14.45;<br />

DieWolf-Gäng 12.00, 14.00, 17.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl (DFmenglU) 14.30; The Farewell<br />

(OmenglU) 16.40; Land des Honigs (OmenglU)<br />

12.30; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 10.00,<br />

22.30; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />

18.40; Les miserables (OmU) 20.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30,19.30; Queen &Slim (OF) 22.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Little Women (OmU)<br />

14.40, 17.30, 20.30; 1917 – Der Film (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Knives Out 21.00; Lindenberg!<br />

15.20, 18.10; Joker (OmU) 18.30, 21.00;<br />

Judy (OmU) 16.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Little Women(OF)14.45,<br />

17.45, 20.45; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />

17.20,20.15; 1917 –Der Film (OF) 17.00, 19.45,<br />

22.30; Les miserables (OmenglU) 17.00, 19.30,<br />

22.00; Jojo Rabbit (OF) 16.30, 19.00, 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 17.30, 20.15; Bad Boys for Life<br />

16.40, 19.50; Die Eiskönigin II 11.50, 14.20;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.50,<br />

17.20, 20.10; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.20; Die Heinzels 12.30, 15.05, 17.10;<br />

Die Hochzeit 16.30, 19.40; Jumanji 11.45, 17.00;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.15; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

12.10; Sneak Preview 20.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.30; DieWolf-Gäng 12.00, 14.40<br />

Wolf (& 921 03 93 33)Flussfahrtmit Huhn16.30;<br />

Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 18.50;<br />

Sorry WeMissed You (OmU) 16.40, 21.00; Vom<br />

Gießen des Zitronenbaums (OmU) 19.00; Les miserables<br />

(OmU) 21.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

lloquium Berlin auf.Als Titel hat sie gewählt: „Gedichte übersetzen, Sprachkörper vernetzen“.<br />

LITERATUR<br />

Friedrich Hölderlin: Dichter sein. Unbedingt!<br />

(Arte-Filmpremiere), 5. 2., 19.30<br />

Uhr,Literaturhaus Berlin, Fasanenstr.23<br />

Gedichte übersetzen, Sprachkörper<br />

vernetzen,5.2.,19.30 Uhr,LCB,Am<br />

Sandwerder 5<br />

Das Café der Existenzialisten –von<br />

Freiheit und Sein des Übersetzens,<br />

7. 2., 20 Uhr,Buchhafen, Okerstraße 1<br />

ROBERT BOSCH STIFTUNG/KAI NEDDEN<br />

Gäste können daran teilhaben und<br />

mitdiskutieren.<br />

Nicht um Poesie, sondern um<br />

Philosophie geht es in „At the Existentialist<br />

Café“. Mitdiesem kurzweiligen<br />

Buch bringt Sarah Bakewell<br />

auch Menschen ohne Vorwissen die<br />

Grundzüge der existentialistischen<br />

Philosophie nahe. Wie der Hölderlin-Film<br />

geht das Buch von Biografischem,<br />

beziehungsweise Menschen<br />

aus: Philosophinnen und Philosophen<br />

des 20. Jahrhunderts wie Simone<br />

de Beauvoir und Jean-Paul<br />

Sartre, Maurice Merleau-Ponty, Albert<br />

Camus und vielen anderen. Mit<br />

ihren Eigenarten, Vorlieben (z. B. für<br />

Aprikosencocktails und Pariser Cafés)<br />

verbindet Bakewell eine kluge<br />

Einführung in ihr Denken: Ihre Kollektivbiografie<br />

nutzt Anekdoten und<br />

persönliche Eigenarten als Brücke<br />

zum philosophischen Sujet, auch<br />

das ist eine ArtÜbersetzung.<br />

Dieser Bestseller wurde natürlich<br />

auch im üblichen Sinne übersetzt,<br />

was das genau bedeutet, besprechen<br />

Emre Gözgü, Übersetzer der türkischen<br />

Fassung, und Rita Seuß, Übersetzerin<br />

der deutschen Ausgabe ,am<br />

Freitagabend im Buchhafen in Neukölln.<br />

BeiderVeranstaltung derWeltlesebühne<br />

e.V. unterhalten sie sich<br />

über die Inhalte, Besonderheiten<br />

und sprachlichen Herausforderungen<br />

des Buches. Sie diskutieren auf<br />

Deutsch, Englisch undTürkisch über<br />

das Nachdenken und Schreiben<br />

über Philosophie und über die Wege,<br />

auf denen Bücher wie der „Ekel“,<br />

„Das andere Geschlecht“ oder „Sein<br />

und Zeit“ in andere Kultur- und<br />

Sprachsysteme und persönliche Biografien<br />

gelangen. Denn ein Inhalt<br />

wird beim Übersetzen ja nicht fein<br />

säuberlich herauspräpariertund steril<br />

verpackt weitergereicht, sondern<br />

entsteht immer neu und anders in<br />

einem lebendigen, kreativen Prozess.<br />

Lesen funktioniert letztlich<br />

ganz ähnlich.<br />

Dieser Gedanke ist tröstlich,<br />

wenn wir mal wieder vor einem<br />

Buch sitzen, das wir einfach nicht<br />

verstehen. Denn es braucht kein<br />

Superhirn, sondernOffenheit, Phantasie<br />

und manchmal ein bisschen<br />

Hilfestellung, um vom Buchstaben<br />

zur Einsicht, von Sprache zu Sprache,<br />

vonHölderlins Tübingen ins gegenwärtige<br />

Berlin oder vonPariser in<br />

Neuköllner Cafés zu gelangen.<br />

Oper<br />

Hörspiel<br />

mit neuer<br />

Musik<br />

Ingeborg Bachmann hatte es<br />

mit den Träumen. Sie wurden<br />

in ihren Texten aber eher<br />

gewaschen oder verkauft statt<br />

geträumt, was nicht die einzige<br />

Tragik war, die das Werk<br />

der 1973 im Alter von47Jahren<br />

verstorbenen österreichischen<br />

Schriftstellerin durchzieht.<br />

Unter dem Titel„Ein Geschäft<br />

mit Träumen“ verfasste sie in<br />

den 50er-Jahren zunächst eine<br />

Erzählung, dann ein Hörspiel.<br />

Hier geht es um einen Angestellten,<br />

der gegenüber seinem<br />

Chef Vernichtungsphantasien<br />

hat und seine Kollegin verehrt.<br />

Weil er sich die dazu passenden<br />

Träume aber mit Zeit erkaufen<br />

müsste, lässt er sie liegen.<br />

In der Deutschen Oper<br />

wird das szenisch mit Einsprengseln<br />

des Originalhörspiels,aber<br />

vorallem mit einer<br />

neuen Musik der in Berlin lebenden<br />

ukrainischen Komponistin<br />

AlexandraFilonenko für<br />

Akkordeon, Saxophon und<br />

Klavier umgesetzt. PetraKohse<br />

Ein Geschäft mit Träumen,Deutsche<br />

Oper,20Uhr,Bismarckstr.35<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,<br />

Treff und Ausgabe des Audioguides: Süßkramdealer,<br />

Varziner Str.4<br />

10.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Treff und<br />

Ausgabe des Audioguides: Cafe Sibylle, Karl-Marx-<br />

Allee 72<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />

wollen, Treff und Ausgabe des Audioguides: Café<br />

Blume an der Hasenheide, Fontanestr.32<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff und Ausgabe des Audioguides: Concierge,<br />

Platz der Vereinten Nationen 1<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr, Treff<br />

und Ausgabe des Audioguides: ausberlin –Kaufhaus<br />

für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />

Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />

21.00: open stage–SingerSongwriter +Poets<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: KuhnFua.k.a. Kill the Strudel!<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

21.00: TuneUp*Session –Herbst Edition<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Hatari, Europe Will Crumble<br />

Max-Schmeling-Halle (& 44 30 45)<br />

20.00: Five Finger Death Punch, Bad Wolves, special<br />

guest: Megadeth<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: The Murder Capital,Junior Brother<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Thibault Falk<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

19.00: AccordiOona-Orchestra vonPro Musica e. V.,<br />

Streichorchester „Saitensprung“, Jazzabelles &Jazzomat,<br />

Bulgarischer Orthodoxer Chor Berlin e. V.<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />

Bailey<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: The Franklys +support<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00: Schalala –Das Mitsingding mit Stefanie<br />

Bonse (Gitarre) und Marie-Elsa Drelon (Klavier)<br />

Velodrom (& 44 30 45)<br />

20.00: Editors<br />

VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />

20.00: Keane<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Nice One, Timo Turner,Dylan K.<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: Electric Monday, Eric DClark, Die Phil, Frankie<br />

Flowerz, Ricardo Rodriguez<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />

21.00: Sing on Stagewith The Shredder<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: House of Waxx, Soraya,Anu, Champagne Funk<br />

BALLROOM<br />

Ballhaus Berlin (& 282 75 75)<br />

19.00: Salsa Bachata Tanz<br />

MUSEEN<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />

10.00: Gartenparade, Atelier le balto<br />

10.00: Bettina Pousttchi, Mi-Mo 10-18Uhr<br />

Botanischer Garten Berlin (& 83 85 01 00)<br />

9.00: Wo Wissen wächst: Alexander vonHumboldt<br />

und die Wurzeln der Wissensproduktion, tgl. 9-20 Uhr<br />

Braun-Sammlung Ettel Museum für Design<br />

(Elberfelder Str.37) 11.00: Unterhaltungselektronik<br />

1950-1990, So/Mo 11-17 Uhr<br />

Brücke-Museum (& 831 20 29)<br />

11.00: Unzertrennlich: Rahmen undBilder der<br />

Brücke-Künstler, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí–Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

DDR Museum Berlin (& 847 12 37 31)<br />

9.00, 10.00: Geschichte zum Anfassen<br />

9.00, 10.00: Letztes Jahr DDR –Aufbruch ins Ungewisse,<br />

tgl. 10-20 Uhr<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

10.00: Die Armbrust –Schrecken und Schönheit<br />

10.00: Wilhelm und Alexander vonHumboldt<br />

10.00: Deportiertnach Auschwitz –Sheindi Ehrenwalds<br />

Aufzeichnungen, tgl. 10-18 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadtder Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

Georg Kolbe Museum (& 304 21 44)<br />

10.00: herman de vries –How green is the grass?<br />

Haus der Wannsee-Konferenz (& 80 50 01 -0)<br />

10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />

an den europäischen Juden, tgl. 10-18 Uhr<br />

James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />

10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Jüdisches Museum (& 25 99 33 00)<br />

10.00: Awie Jüdisch. In 22 Buchstaben durch die<br />

Gegenwart, tgl. 10-20 Uhr<br />

Käthe-Kollwitz-Museum (& 882 52 10)<br />

11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />

Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />

11-18 Uhr<br />

Liebermann-Villa am Wannsee (& 80 58 59 00)<br />

11.00: Max Liebermann –Gartenbilder<br />

11.00: Sehnsucht nach Idylle –Max Liebermann und<br />

die Maler am Wannsee, Mi-Mo/Feiert. 11-17 Uhr<br />

Mitte Museum (& 46 06 01 90)<br />

10.00: Werwir sind undwas wir tun –mitten im<br />

Museum, Johanna Diehl, Seiichi Furuya, Wilhelm<br />

Klotzek, Stephan Kurr, Pia Linz, David Polzin, Kathrin<br />

Sonntag u. a.<br />

10.00: Otto Nagel und das Mitte Museum<br />

10.00: Marie Juchacz (1879-1956), So-Fr 10-18 Uhr<br />

Museum Blindenwerkstatt OttoWeidt<br />

(& 28 59 94 07) 10.00: Blindes Vertrauen –versteckt<br />

am Hackeschen Markt 1941-1943<br />

10.00: „... und immer wieder bewundern wirEure mit<br />

aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete<br />

10.00: Blindenwerkstatt Otto Weidt, tgl. 10-20 Uhr<br />

Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />

10.00: 120 JahreDeutsche Filmgeschichte und<br />

FernsehgeschichteinWestund Ost<br />

10.00: Fokus Fernsehen: Leben, sterben, Hochzeit<br />

feiern<br />

10.00: Brandspuren –Filmplakateaus dem<br />

Salzstock, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />

10.00: DieKrone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />

Frühzeit<br />

10.00: Berlins größte Grabung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

Pergamonmuseum (& 266 42 42 42)<br />

10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />

Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle<br />

10.00: Der Babel-Bibel-Streit, tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

Pergamonmuseum. Das Panorama<br />

(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />

der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />

Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

BlauerSternPankow (& 47 61 18 98)Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 13.30, 15.50, 18.10,<br />

20.15; Little Women 20.30; Die Heinzels 13.40,<br />

15.30; Lindenberg! 17.20<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Little Women<br />

14.30, 17.20, 20.15; Sneak Preview 22.00;<br />

DasgeheimeLeben der Bäume 17.40;Die Heinzels<br />

14.00, 15.50; Parasite 20.00; Preview: Besser Welt<br />

als nie (m. Gästen) 20.00; Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 13.30, 15.10, 17.30; 1917 –Der<br />

Film (OmU) 20.40; Sorry We Missed You 16.00,<br />

18.20; Ein verborgenes Leben 18.30; Knives Out<br />

15.40; Spione Undercover 13.50<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />

1917 –Der Film (OmU) 16.45, 20.00; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 16.45; Ein verborgenes<br />

Leben –AHidden Life (OmU) 21.45; Die Eiskönigin<br />

II 14.15; Freies Land 23.00; Das geheime Leben<br />

der Bäume 18.45; Die Heinzels 14.15, 16.30;<br />

Jojo Rabbit (OmU) 14.00, 19.30; Jojo Rabbit (OF)<br />

16.45, 22.30; Judy (OmU) 17.00; Der kleine Rabe<br />

Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

14.15; Knives Out (OmU) 23.00; Lindenberg!<br />

19.45; Little Women 13.45; Little Women (OmU)<br />

19.30; Little Women (OF) 16.45; Parasite 21.45;<br />

The Peanut Butter Falcon (OmU) 16.30; Queen &<br />

Slim (OmU) 22.45; Sneak Preview 20.00; Sorry<br />

We Missed You (OmU) 19.15; Spione Undercover<br />

14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –Star<br />

Wars: The Rise of Skywalker (OF) 22.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

(OmU) 16.15; Das Vorspiel 19.00; Die<br />

Wolf-Gäng 13.45; Les miserables (OmU) 21.45<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Land des Honigs (OmU)<br />

18.00; Schönheit &Vergänglichkeit 21.00;Was gewesen<br />

wäre 19.30<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Berlinized –Sexy<br />

an Eis (OmU) 20.30; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />

22.15; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />

(OmU) 18.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 17.05, 19.40, 22.30; 1917 –Der Film<br />

(OF) 20.00; 3Engel für Charlie 22.40; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 19.55; Bad Boys for Life<br />

17.00, 19.55, 22.40; Countdown 19.55, 22.30;<br />

Die Eiskönigin II 12.10, 14.40, 17.20; 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.20,<br />

17.00, 19.45, 22.45; Die fantastische Reise des<br />

Dr. Dolittle 14.30; Das geheime Leben der Bäume<br />

17.05;The Grudge 22.40;<br />

Die Heinzels 12.15, 14.30, 16.50; Die Hochzeit<br />

12.00, 16.45, 19.50; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji<br />

14.15; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 14.40,<br />

17.00; Knives Out 19.50,22.45; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 14.30; Lindenberg! 19.40;<br />

Little Women 16.50,19.45; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.10; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 12.10; Spione Undercover<br />

12.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

22.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15;<br />

Thomas und seine Freunde: Große Welt! Große<br />

Abenteuer! 12.10; Underwater – Es ist erwacht<br />

22.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Die<br />

Wolf-Gäng 12.00, 14.35<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />

Film 16.35, 19.40; Bad Boys for Life 17.05, 20.10;<br />

Countdown 20.30; Die Eiskönigin II 11.30, 14.10,<br />

16.55; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

11.40, 14.20, 17.10, 19.50; Die Heinzels 11.20,<br />

13.30, 15.40; Die Hochzeit 11.15, 14.10, 16.45,<br />

19.35; Jojo Rabbit 20.00; Jumanji 13.55, 17.15;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.10, 18.00; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 11.45; Knives Out 16.55; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 16.25;<br />

Das perfekte Geheimnis 20.15; Sneak Preview (OF)<br />

20.00; Spione Undercover 11.05, 13.45; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 13.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 11.00; Die Wolf-Gäng 12.05, 14.40<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 17.00;<br />

Lindenberg! 20.00<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Judy 18.00, 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 18.00;<br />

Little Women (OmU) 15.00, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />

18.00; Jonathan Agassi SavedMyLife(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />

–Der Film 16.35, 19.50; Bad Boys for Life 16.50,<br />

19.40; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20, 14.05;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.00,<br />

19.45; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 12.00, 14.25; Die Heinzels 10.00, 12.15,<br />

14.30; Die Hochzeit 16.40,19.30; Jumanji 17.15;<br />

Sneak Preview 20.15; Spione Undercover 14.45;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15; Die<br />

Wolf-Gäng 10.00, 12.10, 14.25<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />

geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Judy<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Little Women 14.00,<br />

17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

1917 –Der Film 17.50, 20.00; Bad Boys for Life<br />

16.50, 20.00, 22.55; Die Eiskönigin II 10.00,<br />

12.15, 14.25; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 10.00, 12.20, 14.45, 17.20, 19.50, 22.35;<br />

Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.15,<br />

16.50; Das geheime Leben der Bäume 20.00; Die<br />

Heinzels 10.00, 11.50, 13.45, 15.45; Die Hochzeit<br />

17.05, 19.45; Jojo Rabbit 22.45; Jumanji 16.50;<br />

Knives Out 17.00, 19.30, 22.35; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 10.00, 12.15; Sneak Preview<br />

23.00; Sneak Preview (OF) 23.00; Spione Undercover<br />

10.00, 12.00, 14.30; StarWars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 12.15,14.30; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.10,<br />

14.25<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Bad Boys for<br />

Life 20.30; Die Eiskönigin II12.00, 14.00; 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.15,<br />

20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 10.00, 14.00;<br />

Die Hochzeit 18.00, 20.30; Jumanji 18.00; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 10.00; Lindenberg! 20.30; Pavarotti 18.00;<br />

Spione Undercover 12.00, 14.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 12.00, 15.45; Die Wolf-Gäng 10.00,<br />

16.00<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Gaumont: Das Boot der<br />

Verdammten –Les maudits (OmU) 20.00; DEFA-<br />

Stiftung: Dschungelzeit 21.00; DEFA-Stiftung: Das<br />

Eismeer ruft (mit Gast u. Moderation) 19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />

1917 – Der Film 13.40, 16.20, 16.50, 19.50,<br />

23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45,<br />

19.10; Bad Boys for Life 16.50, 19.30, 22.15,<br />

22.50; Countdown 17.40, 20.20, 23.00; Die Eiskönigin<br />

II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 13.30, 17.00, 17.20, 20.00, 23.00; Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00, 16.30;<br />

Das geheime Leben der Bäume 17.10; The Grudge<br />

22.45; Die Heinzels 14.10, 16.15; Die Hochzeit<br />

13.40, 17.05, 19.20, 22.20; Jojo Rabbit 16.40,<br />

19.40, 22.20; Jumanji 12.45, 16.00, 20.00,<br />

23.00;<br />

Kartoffelsalat 3 13.50, 17.15; Knives Out 16.45,<br />

20.30, 22.50; Lindenberg! 13.30, 16.30, 19.00;<br />

Little Women 13.30, 16.30, 19.40, 19.45, 22.30;<br />

Parasite 19.30; Das perfekte Geheimnis 19.45;<br />

Queen &Slim 23.00; Sneak Preview 20.00,20.30;<br />

Spione Undercover 13.20; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 15.50, 20.20; Star Wars IX<br />

13.10, 22.20; Underwater 23.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.40;WeatheringWith You 20.00; Die<br />

Wolf-Gäng 14.10<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Jam (OmU)<br />

17.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />

(OmU)19.30; WhyDon‘t YouJust Die! (OmU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,<br />

20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 12.30; 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.30, 20.00,<br />

22.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 12.30, 15.00; Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00, 18.00, 20.15, 22.30; Die Heinzels<br />

10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Die Hochzeit 17.30,<br />

20.00, 22.30; Jumanji 18.00; Lindenberg! 20.30;<br />

Spione Undercover 10.00, 15.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 10.00, 12.15, 14.00; Die Wolf-Gäng<br />

10.00, 12.00,16.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Knives Out 18.00;<br />

Motherless Brooklyn 20.30; Systemsprenger 15.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

1917 –Der Film 17.00, 20.10; Bad Boys for Life<br />

17.00, 20.00; Countdown 20.20; Die Eiskönigin II<br />

11.40, 14.20; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 11.30, 14.10, 17.10, 20.00; Die Heinzels<br />

11.50, 14.15, 16.30; Die Hochzeit 14.10, 17.00,<br />

19.55;Jumanji 14.05, 17.15; Kartoffelsalat 3–Das<br />

Musical 14.40, 17.20; Der kleine Rabe Socke 3–<br />

Suche nach dem verlorenen Schatz 12.00; Knives<br />

Out19.30; Latte Igel undder magische Wasserstein<br />

11.55; Lindenberg! 17.10;Das perfekteGeheimnis<br />

19.45; Sneak Preview (OF) 20.00; 3D: Spione Undercover11.30;SpioneUndercover14.20;3D:<br />

Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.30; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Thomas und seine<br />

Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 11.45;Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.15, 16.50; Die Wolf-<br />

Gäng 12.00, 14.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 16.40, 19.45; Bad Boys for Life 16.50,<br />

20.10; Die Eiskönigin II 12.00, 14.15; Eltilerin Savasi<br />

(OmU) 20.15; 3D: Die fantastische Reise des<br />

Dr.Dolittle 12.00, 14.20,16.45, 19.30; Die Hochzeit<br />

16.50; Jumanji 14.10;<br />

Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU) 12.00, 14.00,<br />

16.00,18.00; Sneak Preview20.00; Sneak Preview<br />

(OF) 20.10; Spione Undercover 12.00; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 17.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 12.00, 14.15; Die Wolf-Gäng 12.00,<br />

14.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 4714001) An der Bruchkante –<br />

Imker in Mecklenburg 19.30; Klavierstunden –Making<br />

the Grade (OmU) 18.00; Swans –Where Does<br />

ABody End? (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 10.00, 13.15, 15.30, 17.45,<br />

20.00; Die Eiskönigin II12.00; Lindenberg! 14.15,<br />

17.00, 19.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.30; Parasite 20.30; Das<br />

Vorspiel 18.00<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />

15.30;Das geheimeLeben der Bäume<br />

18.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

13.15;The Peanut Butter Falcon 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 4678) But Beautiful –Nichts existiert<br />

unabhängig 20.30; Ein Licht zwischen den Wolken<br />

18.00<br />

Capitol (& 831 6417) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00; Little Women 17.20, 20.15<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 16.00; Crescendo<br />

#makemusicnotwar 15.45; Ein verborgenes Leben<br />

(OmU) 20.30; Die Eiskönigin II 13.30; Das geheime<br />

Leben der Bäume 18.30; Die Heinzels 14.00,<br />

16.00; Jojo Rabbit (OmU) 18.15, 20.45; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 13.45; Lindenberg!<br />

18.00, 20.45; Sorry We Missed You (OmU) 13.45,<br />

20.45; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />

15.45; Das Vorspiel 18.15<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 17.10, 20.15; Bad Boys for Life<br />

16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 11.00, 13.50;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00,<br />

17.00, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

11.00; Die Heinzels 11.10, 13.40, 15.45;<br />

Die Hochzeit 11.00, 14.10, 16.40, 19.50; Jumanji<br />

16.50;Kartoffelsalat 3–DasMusical11.15, 14.20,<br />

17.45; Knives Out 19.50; Lindenberg! 19.40; Little<br />

Women 16.30, 19.40;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.15; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 11.15, 14.15; Die Wolf-Gäng<br />

11.00, 14.00, 17.10<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 03322/279 88 77)Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 14.30, 17.00, 20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Marianne<br />

&Leonard –Words of Love 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/7030200) 1917 –Der<br />

Film 17.20, 20.15;Bad Boys for Life 16.45,20.15;<br />

Countdown 20.20; Die Eiskönigin II 12.20, 15.00;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.30,<br />

15.00, 17.30, 20.10; Die Heinzels 12.30, 14.40,<br />

17.40; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.00; Jumanji<br />

12.00, 17.10, 20.00; Kartoffelsalat 3 12.10,<br />

14.50, 17.15; DerkleineRabeSocke 312.15; KnivesOut<br />

19.45; LatteIgelund dermagischeWasserstein<br />

14.40; Lindenberg! 17.10, 20.00; Little Women<br />

14.30, 19.55; Das perfekte Geheimnis 12.00,<br />

20.15; Spione Undercover 12.10, 14.40; 3D: Star<br />

Wars IX 16.50; Vier zauberhafte Schwestern 12.15,<br />

14.40; Die Wolf-Gäng 12.00, 14.30, 17.35<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Bad<br />

Boys forLife20.30;Die Eiskönigin II 10.00;3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.15,<br />

20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 12.00, 14.15;<br />

Die Hochzeit 14.30, 20.30; Lindenberg! 17.30; Pavarotti<br />

18.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00;<br />

Die Wolf-Gäng 12.00, 16.00<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />

Bad Boys for Life 18.00; Django Unchained 20.00;<br />

Die Eiskönigin II 14.15; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 17.30, 19.45; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 12.30, 15.00; Die Hochzeit<br />

17.45, 20.15; Jumanji 15.15; Der kleine Rabe<br />

Socke 310.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

10.15; Lindenberg! 17.00;Parasite 20.30;<br />

Pettersson und Findus 10.30; Spione Undercover<br />

12.15; Vier zauberhafte Schwestern 13.00; Die<br />

Wolf-Gäng 12.00, 14.00, 16.00<br />

Kino-Cafe Dahme (& 03 54 51/343) Bad Boys<br />

for Life 20.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 18.15; Bad Boys for Life<br />

20.45; Die Hochzeit 14.00, 17.15, 20.00; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 16.15; Spione<br />

Undercover 15.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Klartext<br />

Bitte Schülerrabatt<br />

für Spotify und Co.<br />

VonLore Vieweg, 14 Jahre<br />

Wofür wir Schüler uns außerhalb<br />

der Schule interessieren,<br />

ist sehr unterschiedlich. Manche gehen<br />

reiten, anderebasteln Roboter.<br />

Unsallen –naja, fast allen –gleich<br />

istaber,dass wir unsunser Taschengeld<br />

gut einteilen müssen. Es gibt<br />

aber bestimmte Fixkosten, die sich<br />

nicht vermeiden lassen. Etwa bei der<br />

Musik. Wir hören wirklich überall<br />

Musik. Weil wir<br />

uns in der Hormonumstellung<br />

befinden und<br />

eigentlich nie genau<br />

wissen, was<br />

wir wann mal<br />

wieder hören<br />

„Warum zahlen<br />

Studierende weniger<br />

als Schüler?“<br />

VERENA KALUZA<br />

wollen, kaufen<br />

wir keine einzelnen<br />

Songs.<br />

Wir brauchen<br />

Streaming-Apps,<br />

über die wir auf<br />

alle möglichen Songs zugreifen können,<br />

immer und überall. Blöderweise<br />

sind die kostenpflichtig. Und so<br />

gehen etwa zehn Euro monatlich<br />

von unserem Taschengeld ab –sofern<br />

wir nur eine App nutzen. Im<br />

Durchschnitt bekommen Jugendlichen<br />

zwischen 14 und 15 Jahren<br />

aber nur 25 Euro Taschengeld. Wenn<br />

man dann noch mal ins Kino oder<br />

sich sonst etwas leisten will, wird es<br />

schon knapp.<br />

Klar, die Eltern könnten die<br />

Kosten übernehmen. Machen sicher<br />

auch einige. Bei mir ist es aber<br />

so, dass meine Eltern solche Apps<br />

überhauptnicht nutzen, weshalbich<br />

mich selbst kümmern muss.<br />

Alsich dann mitbekommen habe,<br />

dass Studierende weniger zahlen als<br />

Schüler, hat mich das schon sauer<br />

gemacht. Bei Apple Music zum<br />

Beispiel zahlen Studierende nur die<br />

Hälfte. Auch bei Spotify bekommen<br />

sie drei Monate lang kostenlos einen<br />

Premium-Zugang und zahlen danach<br />

4,99 Euro statt 9,99 Euro. Und<br />

auch bei Plattformen wie Netflix haben<br />

Studierende den Vorteil, dass es<br />

reicht, wenn ein Mitbewohner einen<br />

Account hat. Das ist schon unfair.<br />

Nachbessern, bitte!<br />

Hörprobe<br />

Jung, schwul und gläubiger Christ<br />

In der queeren Community stößt er auf Unverständnis. Für Marco aber passt beides zusammen<br />

Marco (30) ist homosexuell<br />

und engagierter<br />

Christ. Wieso sich diese<br />

zwei Welten ganz<br />

und gar nicht ausschließen, erklärt<br />

er uns im Interview.<br />

Welcher Kirche gehörst du an?<br />

Ich bin Mitglied der Evangelischen<br />

Kirche Berlin-Brandenburgschlesische<br />

Oberlausitz. Das ist die<br />

evangelische Landeskirche. Lokal<br />

beheimatet bin ich in der evangelischen<br />

Kirchengemeinde Am Lietzensee<br />

inWestberlin. Mitglied bin<br />

ich seit meiner Taufe im Juni 2012.<br />

Davorwar ich konfessionslos.<br />

Seit wannlebst du offenhomosexuell?<br />

Meinem besten Freund habe ich<br />

es gesagt, als ich 14 war,vielen anderenerst<br />

mit meinerVolljährigkeit.<br />

Wie hat deine Sexualität die Wahl<br />

deiner Gemeinde beeinflusst?<br />

Ich habe mir eine Kirche ausgesucht,<br />

die mit mir klarkommt, die<br />

mich so annimmt, wie ich bin.<br />

Daher nicht die katholische Kirche?<br />

Ich möchte nicht abstreiten,<br />

dass es innerhalb der katholischen<br />

Kirche in Deutschland und Europa<br />

auch viele Christinnen und Christen<br />

gibt, die sehr offen und tolerant gegenüber<br />

Homosexualität, Intergeschlechtlichkeit<br />

und der queeren<br />

Community im Allgemeinen sind.<br />

Das Problem mit der katholischen<br />

Kirche ist ein hierarchisches: Es ist<br />

eine Weltkirche und ganz oben sitzt<br />

mit dem Papstjemand, der sagt:„Homosexualität<br />

istaber nicht gut.“Deshalb<br />

istesauch in Deutschlandnicht<br />

absehbar,dass die katholische Kirche<br />

Homosexualität akzeptieren wird.<br />

Genau das tut die evangelische Kirche<br />

zu weiten Teilen. Viele bedenken<br />

gar nicht, dass es eine Pluralität von<br />

Kirchen gibt. Unddass zum Beispiel<br />

nicht nur meine Kirchengemeinde<br />

LGBTQ-freundlich ist, sondernunsere<br />

gesamte Landeskirche. Ich will<br />

aber auch nicht alles beschönigen. Es<br />

gibt auch evangelische Kirchengemeinden,<br />

die gegenüberGeschlechtlichkeiten<br />

jenseits der heterosexuellen<br />

Norm nicht aufgeschlossen sind.<br />

Im Namen der Kirche war Marco (l.) mit einer Freundin auf dem Christopher-Street-Day.<br />

Wird das Thema Homosexualität in<br />

derBibel thematisiert? Wenn ja, wie?<br />

Es gibt sehr queereLesarten der<br />

Bibel. Undjenach Konfession gibt es<br />

unterschiedliche Ergebnisse, zudenen<br />

man da kommt. Ein Beispiel:<br />

Fundamentale Christinnen und<br />

Christen etwa sind extrem nah am<br />

Wort. Die beziehen sich dann am<br />

liebsten auf eine Stelle im Alten Testament,<br />

inder es heißt: „Wenn ein<br />

Mann bei einem Manne liegt, so ist<br />

dies ein Gräuel.“ Dann kann man<br />

sich oft anhören, dastehe es doch<br />

schwarz auf weiß, Homosexualität<br />

sei eine Sünde.Dabeigibt es viele Argumente,<br />

die dagegensprechen: Ein<br />

Gräuel ist zum Beispiel nicht gleich<br />

Sünde, also das, was den Menschen<br />

vonGott entfernt, sondernvielmehr<br />

etwas, das gesellschaftlich nicht akzeptiert<br />

ist. Und das war es damals<br />

nun mal nicht. Die Gesellschaft hat<br />

sich aber zum Glück verändert.<br />

Wieso wolltest du Christ werden?<br />

Die Taufe war für mich nur das<br />

Ende eines langen Prozesses, daich<br />

mich schon als Kind und als Jugendlicher<br />

dem Glauben zugewandt<br />

habe, jedoch noch keine Ahnung<br />

vongar nichts hatte.Irgendwann kamen<br />

die Fragen nach dem Sinn des<br />

Lebens auf. Für mich waren die Coming-out-Zeit<br />

und überhaupt die<br />

Teenager-Jahre sehr anstrengend.<br />

Waswirklich gegen Prüfungsangst hilft<br />

Selbst nach dem Coming-out war es<br />

nicht leicht, mit meiner Sexualität<br />

klarzukommen. Die Frage, woich in<br />

der Gesellschaft wirklich reinpasse,<br />

hat mich sehr belastet. Und dann<br />

lernte ich Leute kennen, die theologisch<br />

versiert waren und mir von einer<br />

anderen Kirche erzählen konnten,<br />

die mich so akzeptieren würde,<br />

wie ich bin. Dasgab mir Hoffnung.<br />

Wielebst du deinen Glauben aus?<br />

Ichbin im Gemeindekirchenrat.<br />

Außerdem mache ich bei uns Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ich bin auch ausgebildeter<br />

Lektor beim Amt für kirchliche<br />

Dienste,kann also Gottesdienste<br />

mitgestalten und sie innerhalb gewisser<br />

Regeln selbstständig führen.<br />

Undich begleite den Konfirmandenunterricht<br />

in meiner Gemeinde.<br />

Darüber hinaus bin ich in der Landeskirche,<br />

der Evangelischen Kirche<br />

Berlin-Brandenburg-schlesische<br />

Oberlausitz aktiv. Dahaben wir jetzt<br />

beim letzten Christopher-Street-Day<br />

in Berlin zum dritten Mal inFolge<br />

einen Truck gehabt, den ich zum<br />

zweiten Malmitorganisierthabe.<br />

Wird Homosexualität in deiner Gemeinde<br />

offen angesprochen?<br />

Glücklicherweise wird das bei<br />

uns fast gar nicht thematisiert, weil<br />

es nicht notwendig ist. Wir versuchen<br />

als Kirche, keine speziellen<br />

Zielgruppen zu bedienen oder Linien<br />

zwischen Menschen zu ziehen.<br />

Hast du in der Kirchengemeinde und<br />

im gelebten Glauben jemals negative<br />

Erfahrungen aufgrund deiner Homosexualität<br />

gemacht?<br />

Innerhalb meiner Kirche habe<br />

ich noch nie Diskriminierung erfahren.<br />

Innerhalb der schwulen Community<br />

dagegen stoße ich auf viel<br />

Unverständnis aufgrund meines<br />

Glaubens. Dort werde ich oft als der<br />

dargestellt, der blöd genug ist, an<br />

Gott zu glauben, der dem Papst vermeintlich<br />

folgt und wahrscheinlich<br />

auch wissenschaftsfeindlich eingestellt<br />

sein muss. Solche Stereotype<br />

werden dortleider ständigbedient.<br />

DasInterviewführte Moritz Tripp,<br />

24 Jahre.<br />

Das Herz pocht wild, die Hände schwitzen und zittern. Examen können einem extrem zusetzen. Das muss nicht sein<br />

PRIVAT<br />

So wirst du<br />

auf YouTube<br />

berühmt<br />

Wie das geht, will ein<br />

neues Buch verraten<br />

Von Julia Hausmann, 21 Jahre<br />

Klar, nicht jeder träumt davon<br />

berühmt zu werden. Aber viele<br />

schon. Und so mancher Jugendlicher<br />

würde gerne über YouTube<br />

weltbekannt werden und haufenweise<br />

Geld verdienen. Einem dabei<br />

zu helfen, also auf dem Videoportal<br />

berühmt zuwerden, verspricht Will<br />

Eagle.ZudiesemZwecke hat er gerade<br />

das Buch mit verheißungsvollem<br />

Titel „So wirst du auf YouTube berühmt“<br />

herausgebracht.<br />

Das Buch<br />

gliedert sich<br />

im Prinzip in<br />

zwei Teile –in<br />

einemgibt der<br />

Autor allgemeine<br />

Tipps<br />

Etwa wie man<br />

professionelle<br />

Videos produziert. Wieman seine eigene<br />

Nische findet. Oder wie man<br />

mit seinem Content Geld verdienen<br />

kann. Hierbei setzt der Autor auf seine<br />

eigene jahrelange Arbeitserfahrung<br />

–Eagle war für Konzerne wie<br />

YouTube oder Google tätig. Die andereHälfte<br />

hat er bekannten YouTubern<br />

zur Verfügung gestellt, unter<br />

anderem SamSutherland, JessicaVill<br />

und Lily Hevesh. Auf jeeiner Doppelseite<br />

präsentieren sie ihren Feed<br />

in Bildern und verraten, was ihnen<br />

zum Erfolg verholfen hat. Wiederkehrend<br />

hat der Autor unterschiedliche<br />

kurz gehaltene Tipps in sogenannten<br />

„Technikecken“ zusammengefasst,<br />

die zum Beispiel dabei<br />

helfen sollen, den Look seinerVideos<br />

zu perfektionieren oder seine You-<br />

Tube-Stimme zu finden.<br />

Das Buch zeichnet sich durch<br />

zahlreiche ansprechende Fotos aus<br />

DieSpracheist einfach.Wasstört, ist<br />

dass die YouTuber gut die Hälfte der<br />

Seiten füllen, um ihreKanäle zu präsentieren.<br />

Natürlich erhält man dadurch<br />

einen schönen Überblicküber<br />

die Vielfältigkeit, die die Plattformzu<br />

bieten hat. Die übrigen rund 70 Seiten<br />

sind zu wenig informativ. Es<br />

mangelt an ausführlichen Anleitungen.<br />

Berühmt werden YouTube-Anfänger<br />

durchden Kauf dieses Buches<br />

sicherlich nicht. Aber das wird hoffentlich<br />

auch keiner annehmen.<br />

„So wirst du aufYouTube berühmt“<br />

vonWill Eagle ist im Laurence King<br />

Verlag erschienen, 14,90 Euro.<br />

Tarek K.I.Z. –„Golem“<br />

Eigentlich sollte „Golem“ bereits<br />

im Dezember erscheinen. Freitag<br />

war es nun so weit. Doch leider ist<br />

das Ergebnis immer noch etwas fad.<br />

DieTracks sind sich in Melodie und<br />

Klang sehr ähnlich. Kaum ein einzelner<br />

Beat sticht hervor, zu oft wurden<br />

sie durch den Synthesizer-Fleischwolf<br />

gedreht. Auch wenn die Songs<br />

mit der gewohnten K.I.Z.-Mischung<br />

aus ironischen, provozierenden,<br />

ehrlichen oder auch sarkastischen<br />

Texten aufwarten –die Lyrics gehen,<br />

mit wenigen Ausnahmen, im melodischen<br />

Einheitsbrei unter. Schade,<br />

klang die erste Single-Auskopplung<br />

„Kaputt wie ich“ doch vielversprechend.<br />

Tamina Grasme, 24 Jahre<br />

Fazit Das Album ist zwar monoton im Klang,<br />

die Texte können aber überzeugen.<br />

VonKristina Vasilevskaja, 18 Jahre<br />

Sogar jene, bei denen man es gar<br />

nicht erwartet, verspüren sie: die<br />

Prüfungsangst. Bei jedem zeigt sie<br />

sich anders. Aber was tun? Die einen<br />

stopfen tafelweise Schokolade<br />

in sich hinein. Die anderen probieren<br />

alle Tricks aus, die sie im Internet<br />

finden. Wir verraten euch, was<br />

wirklich hilft –und wasnicht.<br />

Vorbereitung ist das Wichtigste,<br />

doch manchmal kann man lernen,<br />

wie viel man will, die Angst vor der<br />

Prüfung und dem Unbekanntemwill<br />

nicht weichen. Dennoch: Wer sich<br />

optimal auf den Lernstoff vorbereitet<br />

und sich immer wieder selbst<br />

sagt, dass er vorbereitet ist, unterstützt<br />

sich emotional. Auf dem Weg<br />

zum Prüfungsort hilft es mir sehr,<br />

alle Gedanken auszuschalten und<br />

mir gedanklich Mutzuzusprechen.<br />

Meditation –sicher hat der eine<br />

oder andere bereits etwas davon<br />

gehört. Man richtet dabei seine<br />

Wem Klausuren und Test Angst bereiten, könnte es mit Meditation versuchen.<br />

Aufmerksamkeit auf den Atem und<br />

beobachtet urteilslos die eigenen<br />

Gedanken. Allein das kann Wunder<br />

bewirken, insbesonderewenn schon<br />

einpaar Tage vordem wichtigen Tag<br />

meditiertwird.<br />

Auch sich vorzustellen, die<br />

Prüfung sei eine ganz normale<br />

ENERGEPIC.COM<br />

Aufgabe, kann sehr helfen. Bei großen<br />

Schreibarbeiten also einfach<br />

genauso arbeiten, wie man es sonst<br />

bei Übungen auch gemacht hat –<br />

nur ohne Spicken, versteht sich. Es<br />

nimmt die Panik, wenn man seine<br />

Aufmerksamkeit nicht auf die gesamte<br />

Prüfungssituation lenkt. Also<br />

konzentriert bei sich und der Aufgabe<br />

bleiben, ohne sich weitere Gedanken<br />

zumachen, die einen vielleicht<br />

entmutigen.<br />

Es zischt, die Prüfung startet. Einige<br />

erdet das Geräusch, das beim<br />

Öffnen einer Dose Cola oder Red-<br />

Bull ertönt. Doch zuckerhaltige<br />

Lebensmittel insich hineinzupumpen,<br />

ist nicht die beste Idee. Sie erzeugen<br />

zwar vorerst einen Kick, der<br />

ebbt jedoch nacheiner Weile wieder<br />

ab und man fühlt sich ausgelaugt.<br />

Wer vor und während Prüfungen<br />

hibbelig und unruhig ist, sollte von<br />

diesem Tipp lieber die Finger lassen<br />

und stattdessen auf seinen Körper<br />

hören. Vorder Prüfung ausgewogen<br />

und vitaminreich essen reicht aus.<br />

In der Prüfung lieber zu Obst oder<br />

Smoothies greifen.<br />

Ein Tipp des Karriere-Coaches<br />

Jochen Maispricht unsereZehen an:<br />

Wersich gestresst fühlt, soll einfach<br />

mit ihnen wackeln und sich füreinige<br />

Momente darauf konzentrieren.<br />

Aufeinen Versuch kommt es an.<br />

MELDUNG<br />

Informatik-Asse an<br />

die Tastaturen!<br />

Ab sofortkönnen sich interessierte<br />

Schüler für den Jugendwettbewerb<br />

Informatik anmelden,der am<br />

24. Februar in die erste von<br />

insgesamt drei Runden startet.<br />

Innerhalb von60Minuten gilt es,<br />

verschiedenste thematischeAufgaben<br />

zu lösen.Wer bereits angemeldet<br />

ist und testen möchte,was<br />

da auf ihn zukommt, kann bis zum<br />

20. Februar einen Probewettbewerb<br />

absolvieren. DerWettbewerb ist ein<br />

Projekt der Gesellschaft für Informatik,<br />

des Fraunhofer-Verbunds<br />

IUK-Technologie und des Max-<br />

Planck-Instituts für Informatik. (jill.)<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

instagram.com/spreewild_de<br />

facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Großstadtrevier 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter<br />

/Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Erlebnis Erde: Unsere Erde<br />

aus dem All (2/3)<br />

Planet der Farben. Erst aus dem All<br />

entpuppen sich die farbigen Bänder der<br />

Polarlichter als kolossale Schleifen, die<br />

kilometerweit in den Himmel ragen.<br />

21.00 (für HG) Hart aber fair<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Die Story imErsten:<br />

Goldgrube Bauland –Das große<br />

Geschäft mit Grund und Boden<br />

23.30 (für HG) Versuchskaninchen Heimkind<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.10 Explosiv –Weekend 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter uns.<br />

Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt. Daily<br />

Soap 10.00 Der Blaulicht Report 11.00 Der<br />

Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />

RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 16.00 Die Superhändler:<br />

Lieblingsdeals 17.00 Herz über Kopf. Telenovela<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 Das Wetter 19.05 (für<br />

HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Undercover Boss<br />

Als UndercoverBoss im Einsatz ist Achim<br />

Weniger,Vorstand der Vedes AG.Inderen<br />

900 Spielwarenläden arbeiten rund<br />

12 000 Mitarbeiter,die insgesamt<br />

300 000 Produkte anbieten.<br />

22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 SpiegelTV<br />

0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />

0.30 Die Alltagskämpfer –Überleben in<br />

Deutschland<br />

1.15 Ohne Filter –Sosieht mein<br />

Leben aus!<br />

MDR<br />

14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />

17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />

Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />

HG) Sandmännchen 19.00 Regionales 19.30<br />

(für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG) Mach dich<br />

ran 20.15 (für HG) Polizeiruf 110: Ein Bild von<br />

einem Mörder.Krimireihe, D2004 21.45 (für<br />

HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist! Patient<br />

Krankenhaus 23.03 MDR aktuell 23.05 (für HG)<br />

Mordkommission Istanbul: Rettet Tarlabasi.<br />

Krimireihe, D2013 0.35 (für HG) Alles Klara<br />

Bayern<br />

14.00 Polettos Kochschule 14.45 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut. Alles aus dem<br />

Garten 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />

HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00 (für<br />

HG) Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau<br />

19.00 (für HG) Querbeet extra 19.30 (für HG)<br />

Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Heimat der Rekorde 21.00 (für<br />

HG) Bayern erleben 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45 (für<br />

HG) Der Kaiser vonSchexing 23.30 (für HG)<br />

Mama Bavaria 0.15 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

6.00 Bones –Die Knochenjägerin 6.55 CSI:<br />

Vegas 8.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 12.00 Shopping Queen 13.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.15 Wirsind klein und ihr seid alt<br />

22.20 Richtig (v)erzogen –Wir erziehen anders<br />

0.30 VoxNachrichten<br />

Super RTL<br />

10.30 Sammy 11.00 Die Dschungelhelden<br />

11.25 Grizzy &die Lemminge 11.50 Go Wild!<br />

12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.35 Angelo! 14.00 Die Tomund<br />

JerryShow 14.25 Voll zu spät! 14.45 Dragons<br />

15.15 Scooby-Doo! 15.40 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 16.15 Mr.Magoo 16.40 Dennis &<br />

Fletscher 17.10 Go Wild! 17.35 Voll zu spät!<br />

18.00 Die Tomund JerryShow 18.30 Woozle<br />

Goozle 19.00 Alvinnn!!! und die Chipmunks<br />

19.30 Angelo! 20.15 On the Case 23.10 The<br />

Stalker Files 0.10 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.00 SportClips 5.30 Antworten mit Bayless<br />

Conley 6.00 Die Arche-Fernsehkanzel 6.30<br />

Teleshopping 15.30 Cajun Pawn Stars–Pfandhaus<br />

Louisiana 16.30 StorageWars –Die<br />

Geschäftemacher.Doku-Soap. Quantität vs.<br />

Qualität /EisigeAuktion 17.30 StorageWars<br />

–Geschäfte in Texas 18.30 Fußball. Volkswagen<br />

Pokalfieber 20.00 Fußball –DFB-Pokal Klassiker<br />

22.30 Sport1 News 23.00 Goooal! –Das<br />

internationale Fußball Magazin 23.30 3. Liga<br />

Pur.22. Spieltag 0.15 SportClips<br />

ZDF<br />

5.00 (für HG) ZDF.reportage 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoMünchen. Affenliebe 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für<br />

HG) WISO.WISO-Tipp: Richtig umziehen<br />

20.15 (für HG) Tage des letzten Schnees<br />

Kriminalfilm, D2020. Mit Henry<br />

Hübchen, Bjarne Mädel. Lars und Kirsten<br />

Eckertführen ein glückliches Familienleben<br />

in Hamburg.Bis zu dem Tag, als Lars<br />

einen folgenschweren Unfall baut.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) Nomis –Die Nacht des Jägers<br />

Actionfilm, USA 2018. Mit HenryCavill<br />

23.45 heute+<br />

0.00 (für HG) Hi, AI –Liebesgeschichten<br />

aus der Zukunft<br />

Dokumentarfilm, D2019<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz.<br />

Reality-Soap 13.00 Anwälte im Einsatz.<br />

Reality-Soap 14.00 AufStreife. Reality-Soap<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten. Reality-<br />

Soap 16.00 Klinik am Südring.Doku-Soap<br />

17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer.<br />

Doku-Soap 17.30 Klinik am Südring /oder Sat.1<br />

Regional-Magazine 18.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 19.00 Genial daneben –das Quiz.<br />

Moderation: HugoEgonBalder.Rateteam: Wigald<br />

Boning,Ruth Moschner,Özcan Cosar,Kevin<br />

Gerwin 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 Plötzlich arm, plötzlich reich –das<br />

Tauschexperiment<br />

Promis auf Sparflamme. Die prominente<br />

Familie Jolig aus Bonn tauscht mit der<br />

alleinerziehenden Iris Klug und ihren zwei<br />

Kindernaus Köln.<br />

22.20 akte.<br />

23.50 (für HG) Criminal Minds<br />

Krimiserie. Der letzte Schuss<br />

0.45 (für HG) Criminal Minds<br />

Krimiserie. Fenster zur Seele<br />

1.25 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

2.10 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

WDR<br />

10.25 Westpol 10.55 Planet Wissen 11.55<br />

Nashorn, Zebra &Co. 12.45 WDR aktuell 13.05<br />

Elefant, Tiger&Co. 13.55 Aufgepasst, der Profi<br />

kommt! –Handwerk zwischen Hit und Horror<br />

14.25 Um Himmels Willen 16.00 WDR aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 WDR aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 Servicezeit 18.45 Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Regionales 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Der Vorkoster 21.00 Ausgerechnet 21.45<br />

WDR aktuell 22.10 Unterwegs im Westen 22.40<br />

Mitternachtsspitzen 0.40 Jetzofiere –Das Beste<br />

aus der „Proklamation des Kölner Dreigestirns“<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) Die Nordreportage 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die<br />

Ernährungs-Docs 21.45 (für HG) NDR Info 22.00<br />

(für HG) 45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal<br />

23.15 (für HG) Der Kommissar und die Alpen:<br />

Gute Gesellschaft. Krimireihe, I2016 0.45 (für<br />

HG) Die Ernährungs-Docs<br />

Kabel eins<br />

5.50 (für HG) Castle 6.35 (für HG) The Mentalist<br />

7.30 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.25 Navy CIS 9.25<br />

Blue Bloods 11.10 Numb3rs 12.05 (für HG)<br />

Castle 13.00 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />

Mentalist 14.50 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

Kabel Eins News 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />

Speed. Actionfilm, USA 1994 22.40 (für HG)<br />

Speed 2: Cruise Control. Actionfilm, USA 1997<br />

1.05 Police Story1.Actionfilm, HK 1986<br />

RTLZWEI<br />

5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />

7.00 Die Straßencops Süd 8.00<br />

Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />

Frauentausch 14.00 Die Reimanns 15.00 Die<br />

Reimanns 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />

Rostock 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Die Geissens –Eine schrecklich<br />

glamouröse Familie! 21.15 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 22.15 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 23.15<br />

Lecker Schmecker Wollny 0.15 Exklusiv –Die<br />

Reportage 1.05 Exklusiv –Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Rad-Querfeldein 9.15 Radsport 10.05<br />

Snooker.German Masters in Berlin. Finale 12.00<br />

Ski Alpin. Super-G Frauen 13.00 Ski Alpin.<br />

Riesenslalom Männer,2.Lauf 14.00 Skispringen<br />

15.00 Skispringen 16.20 Tennis. Australian<br />

Open. Das Finale der Männer 17.15 Olympische<br />

Spiele. Against All Odds /Shredding Monsters<br />

18.45 Tennis. Australian Open. Die Highlights<br />

des Turnieres vom14. bis 27. Januar 19.45<br />

Nachrichten 19.55 Snooker.World Grand Prix in<br />

Cheltenham: 1. Runde, live 0.00 Nachrichten<br />

TV-Tipps<br />

ZDF, 20.15 UHR KRIMINALFILM<br />

Tage des letzten Schnees<br />

Lars und Kirsten Eckertführenein glückliches FamilienlebeninHamburg.<br />

Biszudem Tag, als Lars seine Tochter Anna vomEishockey-Training<br />

abholt und es zu einem schrecklichen Unfall kommt. Daselfjährige Mädchen<br />

stirbt noch am Unfallort. Während Larsaussagt, voneiner ArtBlitzabgelenkt<br />

worden zu sein, bezweifelnseine Frau Kirsten und die Polizei ein Fremdverschulden.<br />

Kommissar Johannes Fischer (HenryHübchen)kenntdie Eckerts<br />

durch seinemittlerweile an Krebs verstorbene Frau. Er besteht darauf, die<br />

Ermittlungen zum Unfallhergang zu übernehmen. EinenTag nach dem Autounfall<br />

wirdFischer zu einem Tatortgerufen. Eine junge Frauwurde erschossen<br />

aufeiner Parkbank gefunden. Im Laufe derErmittlungen stellt Fischer<br />

fest, dass die Fälle irgendwie miteinander zusammenhängen.<br />

(D/2020)<br />

Foto: ZDF/Marion von der Mehden<br />

3SAT,22.30 UHR DOKUMENTARFILM<br />

Generation Wealth<br />

NORMALVARIANTE mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

6 1 2<br />

7 9 5 6<br />

9 5<br />

5 8 1 2<br />

4 7<br />

6 3<br />

3 4 9<br />

7 8<br />

2<br />

Superreiche,Superschöne und Superverlierer<br />

sind die Antihelden des<br />

Films von Lauren Greenfield über ein<br />

Amerika des schönen Scheins und der<br />

Dekadenz. Seit 25 Jahren beschäftigt<br />

sich die Fotografin aus Los Angeles in<br />

ihren Arbeiten mit Geld, Macht und<br />

Reichtum. Siebesucht die Menschen,<br />

die im Luxus leben, aber auch die, die<br />

nur davon träumen. Ihre Arbeit ist eine<br />

Studie des Amerikanischen Traums als<br />

Licht- und Schattenspiel. Greenfield<br />

zählt selbst zur akademischen Oberschicht,<br />

was ihr Kontakte verschafft<br />

wie den zum ehemaligen Hedgefonds-<br />

Manager Florian Homm.<br />

(USA/2018)<br />

Foto: WDR<br />

SUDOKU<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

8<br />

7<br />

2 6 1<br />

9<br />

9 7 6<br />

5 7<br />

2 3 5<br />

1<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

VOM vom 01./02. 1.2.2020<br />

2020<br />

MITTEL mittel<br />

3 7 2 8 6 1 9 5 4<br />

4 9 8 5 2 3 7 6 1<br />

5 6 1 4 7 9 3 8 2<br />

2 4 7 1 5 8 6 9 3<br />

8 1 6 3 9 2 5 4 7<br />

9 5 3 6 4 7 1 2 8<br />

7 3 9 2 8 6 4 1 5<br />

1 8 5 9 3 4 2 7 6<br />

6 2 4 7 1 5 8 3 9<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM<br />

vom<br />

01./02.<br />

1.2.2020<br />

2. 2020<br />

SCHWER schwer<br />

7 5 9 3 6 4 1 2 8<br />

1 6 8 9 7 2 5 3 4<br />

3 4 2 5 8 1 7 6 9<br />

9 2 7 4 5 6 8 1 3<br />

5 3 4 8 1 7 6 9 2<br />

8 1 6 2 9 3 4 5 7<br />

2 7 5 1 3 8 9 4 6<br />

6 9 3 7 4 5 2 8 1<br />

4 8 1 6 2 9 3 7 5<br />

RBB<br />

6.15 (für HG) rbb Praxis 7.00 rbb Gartenzeit<br />

7.30 (für HG) Kaffee –Genuss für alle 8.00 (für<br />

HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

9.45 (für HG) In aller Freundschaft –die jungen<br />

Ärzte 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 12.10 (für HG) Hauptstadtrevier<br />

13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

14.00 (für HG) Tiere bis unters Dach 14.30 (für<br />

HG) Erbin mit Herz. Drama, D/A 2004 16.00 (für<br />

HG) rbb24 16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

17.00 (für HG) rbb24 17.05 Eisbär,Affe &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Super.Markt. Magazin.<br />

Themen: Ärger über Sparkassen-Verträge<br />

/Geschirrspül-Tabs im Test /Alte<br />

Handys entsorgen /Fehlende Glascontainer<br />

/Wie gesund ist Tiefkühlgemüse? /<br />

Sinn vomKrebsversicherungen<br />

21.00 (für HG) Heimat der Rekorde<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Tatort: Der Tote im Nachtzug<br />

Krimireihe, D2011. Mit Joachim Król<br />

23.30 (für HG) Polizeiruf 110: Zahltag<br />

Krimireihe, DDR 1990. Mit Peter Borgelt<br />

0.45 (für HG) Heiter bis tödlich: Akte Ex<br />

ProSieben<br />

5.05 Apartment 23 6.05 Superstore 7.05 Eine<br />

schrecklich nette Familie 9.05 (für HG) HowIMet<br />

Your Mother 10.50 Mike&Molly 11.15 Fresh Off<br />

the Boat 11.40 Last Man Standing 12.15 2<br />

BrokeGirls 12.35 Mom 13.25 (für HG) Twoand<br />

aHalf Men. Pamela und Purzelchen /Der<br />

Todestoast /Ich wollte immer einen Nacktaffen<br />

14.45 The Middle. Der alte Mann und der Baum<br />

/Der andere Mann 15.35 (für HG) The Big Bang<br />

Theory. Sitcom. Der Cooper-Hofstadter-Antagonismus<br />

/Loobenfelds Netz der Lügen /Alles<br />

fließt 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für HG)<br />

Die Simpsons. Zeichentrickserie. Der Koch, der<br />

Mafioso, die Frau und ihr Homer /Jazzy and the<br />

Pussycats 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Young Sheldon<br />

Comedyserie. Eine Ananas und eine<br />

männliche Busenfreundschaft. Sheldon<br />

freut sich sehr,als sein einstiges<br />

wissenschaftliches Idol Dr.Sturgis aus<br />

der pychiatrischen Klinik entlassen wird.<br />

20.45 (für HG) Young Sheldon<br />

Spock, Kirk und ein Leistenbruch<br />

21.15 (für HG) The Big Bang Theory<br />

0.05 (für HG) Young Sheldon<br />

0.55 (für HG) The Big Bang Theory<br />

3.10 ProSieben Spätnachrichten<br />

3.15 Wilfred<br />

Arte<br />

11.30 (für HG) Männer der Wüste 12.15 Re:<br />

12.50 Arte Journal 13.05 Stadt Land Kunst<br />

13.45 Tarzan und sein Sohn. Abenteuerfilm,USA<br />

1939 15.20 Das Gesetz der Löwen 16.50 (für<br />

HG) Xenius 17.20 Rituale der Welt 17.50 (für<br />

HG) Stromaufwärts! Europas Wasserwege 19.20<br />

Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Glaubensfrage.<br />

Drama, USA 2008 21.55 Schreie und Flüstern.<br />

Drama, S1972 23.25 (für HG) Die erste<br />

Bewegung des Unbewegten. Dokumentarfilm, F<br />

2018 0.50 Sex, Lügen und Social Media.<br />

Dokumentarfilm, USA 2016<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Die Spur des<br />

Bären 14.50 Ontario –Land des schönen<br />

Wassers 15.30 Französisch Kanada 16.15<br />

Route 66 17.00 (für HG) Traumrouten der USA<br />

18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20<br />

Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Zurück zum Urwald –Nationalpark Kalkalpen<br />

21.00 Das Salzkammergut –Hohe Berge, klare<br />

Seen, weißes Gold 21.45 Wilde Wasser,steile<br />

Gipfel –Das steirische Ennstal 22.30 Generation<br />

Wealth. Dokumentarfilm, USA 2018 0.15 (für<br />

HG) Wirticken anders<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vorort 9.30 Anne Will 10.30<br />

RisikoAntibiotika? 11.45 phoenix vorort 12.45<br />

Klima und Verkehr 13.30 phoenix vorort 14.00<br />

phoenix vorort 14.45 Leben ohne Bargeld 16.00<br />

Trump –Der unberechenbare Präsident 16.45<br />

Der Zerstörer 17.30 phoenix der tag 18.00 Wenn<br />

das Geld nicht reicht 18.30 (für HG) Die<br />

Rückkehr bedrohter Tierarten 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Peking –Metropole<br />

der Macht 21.45 (für HG) heute journal 22.15<br />

unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

unter den linden<br />

Kika<br />

12.55 Mirette ermittelt 13.15 (für HG) 41/2<br />

Freunde 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10<br />

Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Du bist Style!<br />

15.25 Max &Maestro 16.00 Die Abenteuer des<br />

jungen Marco Polo 16.50 Peter Pan 17.35 (für<br />

HG) Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf<br />

18.15 Marinette 18.40 Wolkenkinder 18.47<br />

Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />

(für HG) Wickie und die starken Männer 19.25<br />

(für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG) logo!<br />

20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die Jungs-WG<br />

–Abenteuer Amsterdam 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

8.50 Hardcore Pawn 9.20 BaggageBattles 9.50<br />

Infomercial 10.15 House Hunters 10.45 Haus<br />

gesucht in Alaska 11.15 Border Control 12.15<br />

Steel Buddies 13.15 Railroad Alaska 14.15 Die<br />

Schatzsucher –Goldrausch in Alaska 16.15<br />

Border Control –Spaniens Grenzschützer 17.15<br />

Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys 19.15 A2<br />

–Abenteuer Autobahn 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

21.15 Fast N’ Loud 22.15 Goblin<br />

Works Garage 23.10 DMAX News 23.15 Car<br />

Rescue 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Die Zins-Tricks der Sparkassen 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Alles Wissen<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Anne Will 21.15 Tagesschau 21.17 Extra<br />

21.30 Westpol –Politik in Nordrhein-Westfalen<br />

22.00 Markt 22.45 Tagesschau vor20Jahren<br />

23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrolle auf See –<br />

Mit der Wasserschutzpolizei auf Streife 0.30<br />

Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20 puzzle<br />

1.50 Abendschau 2.20 MDR Sachsenspiegel<br />

ONE<br />

5.30 MDR Kultur –Filmmagazin 5.45 Familie Dr.<br />

Kleist 6.45 Quarks 7.30 PartyofFive 8.55 MDR<br />

Kultur –Filmmagazin 9.10 Lindenstraße 9.40<br />

Bezaubernde Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00<br />

Familie Dr.Kleist 11.50 Sturmder Liebe 13.25<br />

Um Himmels Willen 14.10 Liebe am Fjord –Abschied<br />

vonHannah. Liebesmelodram, D2012<br />

15.40 Familie Dr.Kleist 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße. Familienserie<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe.<br />

Telenovela 20.15 Leb wohl, meine Königin!<br />

Historienfilm, F2011 21.45 Grand Hotel 23.15<br />

Private Eyes 0.00 Nuhr im Ersten 0.45 Seriös<br />

–Das Serienquartett<br />

ZDF NEO<br />

6.40 Neo Magazin Royale Classics 7.15 (für HG)<br />

Kerners Köche 8.00 Topfgeldjäger 8.55 (für HG)<br />

Stadt, Land, Lecker 9.40 (für HG) Bares für Rares<br />

11.25 Dinner Date 12.10 (für HG) Monk 13.35<br />

Psych 14.55 (für HG) Monk 16.20 Psych 17.45<br />

(für HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date<br />

19.20 (für HG) Bares für Rares. Trödelshow<br />

20.15 (für HG) Inspector Barnaby: Stolz, Mord<br />

und Vorurteil. Krimireihe, GB 2018 21.45 (für<br />

HG) Inspector Barnaby: Die verfluchte 9.<br />

Krimireihe, GB 2018 23.15 Inspector Banks: Die<br />

letzte Rechnung.Krimireihe, GB 2012 0.00<br />

Inspector Banks: Die letzte Rechnung.Krimireihe,<br />

GB 2012 0.45 The Rookie<br />

ZDF INFO<br />

5.15 Leschs Kosmos 6.45 Wieder Mensch die<br />

Welt eroberte 8.13 heute Xpress 8.15 Wieder<br />

Mensch die Welt eroberte 10.30 Geheimnisse<br />

der Evolution 12.00 Die vergessenen Vorfahren<br />

der Menschheit 12.45 ZDF-History. Doku-Reihe<br />

18.45 Geheimes Nordkorea 19.30 Geheimakte<br />

Kim Jong Un –Nordkoreas rätselhafter Führer<br />

20.15 Büro 39 –Nordkoreas schwarze Kassen.<br />

Dokumentation 21.15 UndercoverinNordkorea<br />

–imReich des Kim Jong Un 22.10 Atommacht<br />

Nordkorea –Die Kim-Dynastie 23.05 Despoten<br />

23.45 Gold für Kim –ein Leben für Nordkoreas<br />

Führer 0.30 (für HG) heute journal 0.55<br />

ZDF-History 1.15 Despoten<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) Alte<br />

Musik mit Bernhard Schrammek /Des Kaisers<br />

Lieblingskomponist –Antonio Caldara zum 350.<br />

Geburtstag,ca. 56 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikjournal Das Klassik-Magazin, ca. 50 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musik-Panorama Ludwigsburger Schlossfestspiele<br />

2019, ca. 105 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Einstand Orientalische Musik aus NRW/Das<br />

Nouruz Ensemble /Von Babette Michel /Uralte<br />

orientalische Instrumente in jungen Händen. Die<br />

klassische arabische Musik in der Zwiesprache<br />

mit europäischen Musikkulturen am Leben zu<br />

erhalten, ist die künstlerische Idee des Nouruz<br />

Ensembles. ca. 30 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Kriminalhörspiel Mann ohne Makel (1/2) /<br />

Nach dem Roman vonChristian vonDitfurth /<br />

Bearbeitung und Regie: NorbertSchaeffer /Mit:<br />

Michael Evers, Christian Tasche, Christian Berkel,<br />

Joachim Bliese, Otto Sander,Wolfgang Condrus,<br />

Klaus Herm, EvaKryll, Michaela Steiger,Jürgen<br />

Thormann, JennySchily,Horst Bollmann, Nina<br />

Hoger,Anjan Zollner,DetlevJacobsen, Ingeborg<br />

Medschinski, Hans Diehl, Friedhelm Ptok, Wilfried<br />

Hochholdinger /Komposition: Mario Schneider,<br />

Cornelius Renz /Ton und Technik: Lutz Pahl,<br />

Sabine Winkler,Hermann Leppich /Produktion:<br />

Deutschlandradio Kultur /NDR 2006 /(Teil 2<br />

am 10.02.2020), ca. 55 Min.<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Umwelthormone /Wie geführlich<br />

sind sie für die Gesundheit? /Von Daniela<br />

Remus, ca. 45 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen. Politik und Soziales Magazin /<br />

19.30-20.00 Zeitfragen. Feature /Genitalverstümmelung<br />

/Tiefe Schnitte in Körper und Seele<br />

/Von Stephanie Kowalewski. ca. 55 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) Musik<br />

Der Gegenwart mit Andreas Göbel, ca. 56 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) The<br />

Voice JoeWilliams, ca. 30 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

In Concert Deutsches Jazzfestival Frankfurtam<br />

Main /Charles Lloyd Kindred Spirits /Charles<br />

Lloyd, Tenorsaxofon, Flöte /Marvin Sewell, Gitarre<br />

/Gerald Clayton, Klavier /Harish Raghavan,<br />

Bass /Eric Harland, Schlagzeug /Moderation:<br />

Matthias Wegner, ca. 87 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Stefanie Kloß (35) erinnertsich mit<br />

einigem Grausen an ihreZeit als<br />

Teenager zurück. Nein,„für mich war<br />

es eine harte Zeit“, vertraute sich die<br />

Sängerin der Band Silbermond jetzt<br />

derWestdeutschen Allgemeinen <strong>Zeitung</strong><br />

an. Ständig habe sie sich mit anderen<br />

jungen Mädchen verglichen, so<br />

die im sächsischen Bautzen geborene<br />

Künstlerin, und sich vorallem von<br />

deren Aussehen beeindrucken lassen.„Ich<br />

wünsche allen, dass sie sich<br />

nicht vergleichen müssen, sondern<br />

mehr im Gleichgewicht ohne Schönheitswahn<br />

leben.“ Ihrselbst falle das<br />

immer noch schwer,sodie Mutter eines<br />

bald zweijährigen Sohns,auch<br />

heute lasse sie sich durch Posts in den<br />

sozialen Medien„aus dem Gleichgewicht<br />

bringen“ und müsse sich deswegen<br />

immer wieder einreden:„Die<br />

Realität findet nicht bei Instagram<br />

statt, sondernso, wie ich morgens<br />

aufstehe und mir Fehler passieren.<br />

Dasist die wirkliche Welt.“<br />

Peter Maffay (70) hat lange darum gekämpft,<br />

ins Gleichgewicht zu kommen.<br />

Dervielbeschäftigte Künstler<br />

litt in Folge„totaler Erschöpfung“<br />

nämlich unter Schlafstörungen, wie<br />

er jetzt der Bild-<strong>Zeitung</strong> sagte:„Irgendwann<br />

kann der Körper nicht<br />

mehr,und man will auch nicht<br />

mehr.“Tabletten seien auf Dauer aber<br />

keine Lösung, so Maffay,die machten<br />

abhängig. EinArztbrachte ihn zu einer<br />

anderen Therapie: autogenes<br />

Training.„Das tue ich seitdem, denke<br />

beim Einschlafen zum Beispiel an etwas<br />

Schönes.Das klappt.“<br />

Jannik Schümann (27) hat ein besonderes<br />

Rezept, um sich ins seelische<br />

Gleichgewicht zu bringen: Wenn ich<br />

einen Film aussuchen<br />

darf, entscheide ich<br />

mich immer für das<br />

Drama“, verrät uns der<br />

Schauspieler.Denn<br />

hier,beim tränenreichen<br />

Herzschmerz,<br />

könne<br />

er sich besonders<br />

gut fallen lassen<br />

und abschalten.<br />

„Ich liebe Weinen<br />

beim Filmegucken.“<br />

Männer,<br />

die weinen. Schön!<br />

Schluchz …<br />

(schl.)<br />

Er weiß um die segensreiche<br />

Wirkung des<br />

Weinens. IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Frühlingsbote Phil mit seinem<br />

menschlichen Betreuer.<br />

Juhu, es ist vollbracht: Wieindem<br />

kleinen Tierkasten vomFreitag angekündigt,<br />

hat das Murmeltier Phil am<br />

frühen Sonntagmorgen in dem amerikanischen<br />

Örtchen Punxsutawney,<br />

Pennsylvania, seinen Auftritt absolviert:<br />

Phil trat aus seinem Bauund<br />

betrat voreiner jubelnden Menschenmenge<br />

die Holzbühne –und<br />

warfdabei keinen Schatten. Das<br />

heißt: Es war bewölkt in Punxsutawney,kein<br />

Sonnenstrahl weit und<br />

breit, also wirddasWetter dortinden<br />

nächsten Wochen milde sein.<br />

Kurzum, der Frühling ist da. Zugegeben,<br />

eine rasante Schlussfolgerung,<br />

aber so will es der Brauch. (schl.)<br />

AP<br />

Als der Hurrikan „Sandy“ 2012 über NewYorkhinweg fegte, standen die Uferpromenaden der Stadt unter Wasser –das könnte dereinst der Normalfall sein.<br />

Der große Flutwall<br />

Im Zuge des Klimawandels steigen die Meeresspiegel. Die Stadt New York will sich für die Zukunft rüsten<br />

Sebastian Moll, New York<br />

Im Herbst 2013 lud sich New<br />

York einen Experten aus den<br />

Niederlanden ein, um eine<br />

langfristige Strategie zum<br />

Schutz gegen Überflutung zu entwickeln.<br />

DieStadt stand noch ganz unter<br />

dem Eindruck der Katastrophe:<br />

Rund ein Jahr zuvor hatte der Supersturm<br />

„Sandy“ hier einen Schaden<br />

von 19Milliarden Dollar angerichtet<br />

sowie das Leben von40New Yorkern<br />

gekostet. Jeroen Aerts, der zum<br />

Thema Wasser- und Klima-Risiko-<br />

Management an der Universität Amsterdam<br />

forscht, brauchte nicht lange,<br />

um zu einem ersten Urteil zu gelangen:<br />

„Dass eine Stadt wie New York,<br />

wo so viele Menschen von einer Flut<br />

betroffen wären, kein Schutz-System<br />

hat, ist wirklich erstaunlich.“<br />

In seinem Abschlussbericht empfahl<br />

Aerts für die Stadt, die beinahe<br />

1000 Kilometer an Fluss- und Meerufern<br />

besitzt, eine großangelegte<br />

langfristige Investition, deren Kern<br />

ein System an Schutzwällen nach<br />

dem Vorbild der Niederlande bildet.<br />

Die Ausgaben dafür, soAerts, wären<br />

zwar erst einmal enorm. Wenn man<br />

jedoch die steigenden Meerespegel<br />

mit einberechnet, dann käme New<br />

York auf Dauer günstiger davon als<br />

mit lokaleren Maßnahmen wie Befestigungen<br />

wichtiger Infrastruktur<br />

innerhalb der Stadt. NewYorkwählte<br />

trotz dieser Kalkulation erst einmal<br />

den kurzsichtigeren, günstigeren<br />

Weg. Doch nun ist die große Lösung<br />

trotz allem wieder auf dem Tisch.<br />

120 Milliarden Dollar<br />

In der vergangenen Woche veröffentlichte<br />

das Ingenieurkorps der US-Armee<br />

–zuderen wichtigsten Aufgaben<br />

der Schutz vorNaturkatastrophen gehört<br />

–die Ergebnisse ihrer eigenen<br />

Untersuchung der Bedrohung der<br />

Ostküste durch steigende Meerespegel<br />

und durch immer intensivere<br />

Stürme. Zuden empfohlenen Maßnahmen<br />

der Ingenieuregehörtein gigantischer,<br />

zehn Kilometer langer<br />

Flutschutzwall, der im Fall einer<br />

Sturmflut die komplette Bucht von<br />

NewYork abriegeln würde. Das Projekt<br />

würde sich vom Südzipfel der<br />

Halbinsel Far Rockaway bis an die<br />

Küste vonNew Jersey ziehen und 120<br />

Milliarden Dollar kosten.<br />

Die Finanzierung für ein solches<br />

Megaprojekt ist freilich alles andere<br />

als gesichert, zumal ein großer Teil<br />

Sturmflut-Projekt<br />

in New York<br />

Newark<br />

2km<br />

Newark Bay<br />

STATEN<br />

ISLAND<br />

East<br />

River<br />

Hudson River<br />

Central<br />

Park<br />

MANHATTAN<br />

NEW YORK<br />

„Dass eine Stadt wie New York, wo so viele<br />

Menschen von einer Flut betroffen wären,<br />

kein Schutz-System hat, ist erstaunlich.“<br />

Jeroen Aerts, Direktor am Institut für Umweltstudien an der Universität von Amsterdam.<br />

Der niederländische Ökologe forscht zum „Management von Wasser- und Klimarisiken“.<br />

der Mittel von der Bundesregierung<br />

kommen müsste.Und Investitionen,<br />

die dem Klimawandel Rechnung tragen,<br />

sind von der derzeitigen Regierung<br />

kaum zu erwarten. Doch der<br />

Vorschlag des Armeekorps hat erneut<br />

die Debatte in NewYork befeuert,<br />

wie der Bedrohung der Stadt<br />

durch das Wasser in den kommenden<br />

100 Jahren zu begegnen ist.<br />

Computersimulationen von Forschern<br />

der Universität Princeton zeigen,<br />

dass NewYork mit seinen vielen<br />

umgebenden Gewässern selbst im<br />

günstigsten Fall bedroht ist. Selbst<br />

wenn das Klima sich nur um zwei<br />

Grad erwärmt –eine eher konservative<br />

Schätzung –sind bis zum Jahr<br />

2100 großeTeile des unteren Manhattan<br />

und ganze Viertel von Brooklyn<br />

unterWasser.Der eher pessimistische<br />

deutsche Geophysiker Klaus Jacob,<br />

BROOKLYN<br />

BRONX<br />

La Guardia<br />

BLZ/BÖTTCHER<br />

Hafeneinfahrt<br />

BLZ/GALANTY<br />

East River-Barriere<br />

QUEENS<br />

JFK<br />

East Rockaway-Barriere<br />

USA<br />

der an der NewYorker Columbia University<br />

forscht, glaubt, dass NewYork<br />

sich innerhalb der nächsten 100 Jahre<br />

in ein Atlantis verwandelt.<br />

Erste Schutzmaßnahmen hatte<br />

die Stadt bereits nach dem Hurrikan<br />

„Sandy“ im Jahre 2012 eingeleitet.<br />

Der damalige Bürgermeister Bloomberg<br />

bewilligte 20 Milliarden dafür,<br />

kritische Infrastruktur wie Tunnel,<br />

Trafo-Stationen und U-Bahn-Stationen<br />

zu befestigen. In gefährdeten Sozialbauten<br />

und Krankenhäusern<br />

wurden die Eingangsbereiche und<br />

Keller geschützt und Notstromaggregate<br />

eingebaut. In Staten Island, dem<br />

Stadtteil, der am schlimmsten von<br />

„Sandy“ betroffen war,hat maningefährdeten<br />

Gebieten den Anwohnern<br />

großzügige Summen dafür geboten,<br />

an anderem Ort neu aufzubauen.<br />

UndBürgermeister Bill de Blasio bewilligte<br />

2018 immerhin 10 Milliarden<br />

für ein Projekt, das ringförmig das untere<br />

Manhattan schützen soll. Dazu<br />

gehören Parkanlagen, die geflutet<br />

werden können, Deiche und Wälle<br />

sowie eine Geländeaufschüttung<br />

nahe der Wall Street, welche die Insel<br />

um 200 Meterverlängert.<br />

NewYorkals Insel-Stadt<br />

IMAGO IMAGES<br />

Woran die Stadt sich jedoch bislang<br />

noch nicht herantraut, ist, das Bauen<br />

an den Flüssen und Stränden einzuschränken<br />

und zu regulieren. New<br />

York hat erst in den vergangenen 15<br />

Jahren seineUfer wiederentdeckt, die<br />

oft zu Industriebrachen verkommen<br />

waren, seit der kommerzielle Schiffsverkehr<br />

sich nach dem Krieg aus der<br />

Stadt heraus nach New Jersey verlagerthat.<br />

Seitdem sind die Ufer ein beliebter<br />

Tummelplatz für Immobilieninvestoren.<br />

VomEast River in Brooklyn<br />

bis zum Hudson im nördlichen<br />

Manhattan schießen neueWohn-, Arbeits-<br />

und Einkaufsviertel am Wasser<br />

aus dem Boden wie Pilze. Viele von<br />

ihnen, wie etwa das gesamte neu bebaute<br />

Ground-Zero-Gelände,werden<br />

die steigenden Meerespegel der kommenden<br />

50 Jahre vermutlich nicht<br />

überstehen.<br />

Nun fragt man sich, ob das vom<br />

Armeekorps vorgeschlagene Megaprojekt<br />

am Eingang der New Yorker<br />

Bucht diese Probleme lösen würde.<br />

Kritiker sind da überaus skeptisch.<br />

So sagt Daniel Zarrilli, der Beauftragte<br />

des Bürgermeisters für Resilienz<br />

und Wiederaufbau: „Die Sturmwälle<br />

sind eine Falle. Sie vermitteln<br />

ein falsches Gefühl der Sicherheit.“<br />

Im Fall eines großen Hurrikans, so<br />

Zarrilli, würden die Wälle vielleicht<br />

das Schlimmste verhindern. Aber<br />

gegen die langfristigen Folgen des<br />

Klimawandels hätten sie nichts auszurichten.<br />

Davon abgesehen könnten<br />

die ökologischen Folgen solcher<br />

Wälle für das Ökosystem des Hudson<br />

verheerend sein.<br />

Die Wissenschaftshistorikerin<br />

Naomi Oreskes, die einen dystopischen<br />

Sci-Fi Roman mit dem Titel:<br />

„2393 –Der Untergang der westlichen<br />

Zivilisation“ geschrieben hat,<br />

formuliertdie Lage so: „Wenn ich die<br />

jüngsten Zahlen sehe, dann erscheint<br />

unser Szenario noch als viel<br />

zu optimistisch.“ In dem Buch ist<br />

New York zu einer verstreuten<br />

Gruppe von Inseln zusammengeschrumpft.Wirklich<br />

bewohnbar sind<br />

diese nicht mehr.<br />

Mindestens 20 Tote bei<br />

Freiluftgottesdienst<br />

Beieinem heftigen Gedränge während<br />

eines evangelikalen Freiluftgottesdienstes<br />

in Tansania sind mindestens<br />

20 Menschen getötet worden.<br />

MehrereweitereGottesdienstbesucher<br />

seien bei dem Zwischenfall am<br />

Samstagnachmittag in der nördlichen<br />

Stadt Moshi verletzt worden,<br />

sagte der örtliche Behördenvertreter<br />

Kippi Warioba am Sonntag. Zu dem<br />

Gedränge kam es,als zahlreiche<br />

Gläubige einer Zeremonie des populären<br />

Predigers Boniface Mwamposa<br />

folgten. Derselbst ernannte „Apostel“<br />

Mwamposa habe „heiliges<br />

Salböl“ auf den Boden geträufelt,<br />

und in der Hoffnung, durch das Öl<br />

etwa vonKrankheiten geheilt zu<br />

werden, seien die Gläubigen sofort<br />

zu der Stelle gestürzt. (AFP)<br />

Höppner sagt Moderation<br />

von Semperopernball ab<br />

Zu viel Hass im Netz: Mareile Höppner<br />

sagt die Moderation ab.<br />

DPA<br />

Nach Judith Rakers hat auch die für<br />

sie eingesprungene Mareile Höppner<br />

die Moderation des Semperopernballs<br />

in Dresden abgesagt. Grund sei<br />

ein unerträglicher„GradanHass bis<br />

hin zu Bedrohungen“, habe sie dem<br />

MDR mitgeteilt, wie der Sender am<br />

Sonnabend bekanntgab.„Ichbin nun<br />

Opfer und Zielscheibevon schlimmstem<br />

Hass und Anfeindungen geworden.<br />

Selbst vormeinemKindwurde<br />

dabei nicht haltgemacht“, schrieb<br />

Höppner am Samstagauf Instagram.<br />

Wegen der umstrittenenVerleihung<br />

des St.GeorgsOrdensdes Semperopernballs<br />

an Ägyptens Präsidenten<br />

Abdel Fattah al-Sisi hatte am MittwochabendRakers<br />

ihreZusage zurückgezogen.<br />

(dpa)<br />

Schauspielerin schildert<br />

Übergriffe von Weinstein<br />

Im Prozess gegen Ex-Filmproduzent<br />

HarveyWeinstein hat die zweite Klägerin<br />

gegen den 67-Jährigen ausgesagt.<br />

Dieheute 34-Jährige Jessica<br />

Mann schilderte,wie sie als JungschauspielerinWeinstein<br />

zwischen<br />

Ende 2012 und Anfang 2013 begegnete.Bei<br />

einemTreffen habe er siein<br />

einemNewYorker Hotelinein Zimmer<br />

gedrängt und vergewaltigt.Vor<br />

Manns Aussage hatteWeinsteinsVerteidigerteam<br />

eine Reihe vonE-Mails<br />

vorgelegt, die die Schauspielerin<br />

nach der mutmaßlichenVergewaltigung<br />

anWeinstein geschrieben hatte<br />

–als Beleg für eine einvernehmliche<br />

sexuelle Beziehung. Mann versicherte<br />

hingegen, sie habe die E-Mails<br />

aus Angst vordem mächtigen Filmproduzenten<br />

geschrieben. (dpa)<br />

Diesjähriges Oscar-Dinner<br />

soll überwiegend vegan sein<br />

Beim festlichen Dinner anlässlich<br />

der Oscar-Verleihung am kommenden<br />

Sonntag bekommen die internationalen<br />

Filmstars ein besonders<br />

nachhaltiges Menü aufgetischt: Die<br />

Organisatoren haben entschieden,<br />

dass es in diesem Jahr zu siebzig Prozent<br />

aus veganen Gerichten bestehen<br />

soll –18vegane Gerichte stehen<br />

zur Wahl. (AFP)

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