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Gemeinde Insider Februar 2020

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Interkulturelle Kompetenz und ein Hut in Flammen

In letzter Zeit ist in den Medien viel

die Rede von Integration, meist leider

auch von deren Schwierigkeiten

und Misserfolgen. Die kleinen,

aber umso wichtigeren tagtäglichen

Erfolge schaffen es leider kaum in

die Schlagzeilen der Medien.

Immer wieder fällt dabei auch das Wort

„interkulturelle Kompetenz“. Es klingt ein

wenig abstrakt und akademisch, dass

man sich als Laie vielleicht wenig Konkretes

darunter vorstellen kann.

Unlängst erzählte mir ein guter Freund

eine erstaunliche Geschichte, die ihm

passiert ist. An einem Freitagnachmittag

fühlte er sich unwohl, ein flaues Gefühl

in der Magengrube, wohl nichts Dramatisches,

eher eine Unpässlichkeit. Außerdem

stand ja Shabbat bevor, es war

wirklich keine Zeit, diesen wichtigen Tag

in einem Wartezimmer bei einem Arzt zu

verbringen. Das konnte doch bis Montag

warten. Seine Frau durchschaute und

überzeugte ihn jedoch, lieber gleich in die

Ambulanz zu gehen und sich schnell ein

passendes Medikament zu holen.

Dort empfing ihn ein Arzt mit einem breiten

Lächeln: „Wenn ein orthodoxer Mann

so kurz vor Shabbat zu mir kommt, dann

brennt der Hut. Bevor ich Ihnen Tabletten

gebe, schaue ich mir das lieber genauer

an.“ Er nahm sich Zeit für eine genauere

Untersuchung und stellte mit seinem

Fachwissen und seiner Routine schnell

fest, dass ein Problem im Magen einen

kleinen Eingriff nötig machte. Es war

kaum eine halbe Stunde seit seinem

Eintreffen in der Ambulanz vergangen,

und schon fand sich mein Freund auf

dem OP-Tisch wieder. Es war kurz und

schmerzlos, schon nach dem Wochenende

war er wieder ganz der Alte.

Ich halte diese Geschichte für ein sehr

gelungenes Beispiel für interkulturelle

Kompetenz. Der Arzt wusste, dass sein

Patient in diesem Augenblick besondere

Bedürfnisse hatte, die er bei seiner Diagnose

beachten musste.

Hinschauen und erkennen, „wo der Hut

brennt“, um dann richtig zu handeln:

das wollen wir auch in unseren Weiterbildungsmaßnahmen

vermitteln. Dabei geht

es nicht nur um das fachliche Können,

sondern auch um die Fähigkeit, Situationen

im Augenblick richtig einzuschätzen

und zu bewerten. Einem Menschen zu

helfen, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden

und ihm die Möglichkeit zu bieten,

in dieser Umwelt glücklich und friedlich

zu leben, zeugt von einem hohen Maß

an Einfühlungsvermögen. Derjenige, dem

geholfen wurde, empfindet Dankbarkeit

und das Gefühl, angenommen zu sein.

Diese Fähigkeit, Menschen auf Augenhöhe

zu begegnen, ist nicht nur ein Schritt

zu einem dauerhaften, friedvollen Zusammenleben,

es weitet auch unseren Blick

und bereichert unseren Horizont. Genau

dies wollen wir mit unserem Bildungsangebot

auch erreichen. Wir möchten,

dass Menschen unsere Schule verlassen,

die über den Tellerrand hinausblicken,

freundlich auf ihre Mitmenschen zugehen

und so Vorbilder für unsere Gesellschaft

werden. Nicht wegschauen, hinschauen

sollen sie, wo es Probleme gibt und

bereit sein, mit ihrem Herzen und ihrem

Fachwissen zu helfen, wo sie können.

Ich wünsche Ihnen allen für das neue Jahr

viele Begegnungen mit Menschen, die

Ihnen Freude, Glück und Mitgefühl entgegenbringen

– und viel Zeit, glückliche

und beglückende Moment mit ihnen zu

verbringen. Es ist das Schönste, wenn

wir uns als Menschen begegnen.

Ihr Rabbiner Yaacov Frenkel

Gründer und Leiter

JBBZ-GREDLERSTRASSE

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