MOIN_05_2019_ePaper
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10 JAHRE DAS BUNTE INSEL-MAGAZIN NR. 5 // 2019 SCHUTZGEBÜHR = C 2,50
FLUTLICHT
WEIL
HOHER BESUCH
AUF DER INSEL
OSTERLOH
SCHACH MATT
AM WATT
PETRUS
FREUND & RETTER
ALLER TIERE
Wie das Land, so das Jever.
COVERFOTO: MANFRED OSENBERG
VIELE JUBILÄEN
Am 10. April 1959 ist der Bürgerverein auf
der Insel gegründet worden. Johann Janssen
und Hans-Jürgen Jürgens hatten im damaligen
Zentralhotel zu einer Veranstaltung aufgerufen,
wie aus einer Festschrift des Bürgervereins
anlässlich des 50. Geburtstages
hervorgeht. Jetzt feierte der Bürgerverein am
Alten Leuchtturm seinen »Sechzigsten«, der
»Pudding« sogar schon seinen »Siebzigsten«.
HENSELEIT
Der vielseitige Insulaner hat – speziell für
die MOIN-Leser – ein neues, lesenswertes
Gedicht geschrieben. Wolfgang Henseleit
hat außerdem ein Geheimnis gelüftet; nämlich
dass er auch schon mit der unvergessenen
Schauspielerin Helga Feddersen auf der
Theater bühne gestanden hat. Die Henseleit-
Story und sein neues Gedicht finden Sie auf
den Seiten 24 bis 26.
MITTELPUNKT
Alte Kneipen und Gaststätten aus längst vergangenen
Wangerooger Zeiten werden in der
MOIN-Serie von Axel Stuppy »ausgegraben«.
In der Folge V steht der »Mittelpunkt«
im Mittelpunkt. Bei Wirtin Strasser trafen
sich die vielen, jungen Gäste des vor allem bei
den Insulanern beliebten, aber nicht mehr
existierenden Lokals. Mehr erfahren Sie auf
den Seiten 40 bis 42.
MOIN VON
WANGEROOGE!
EINATMEN 003
Na, haben Sie auch schon einen dicken Fisch im Netz gefunden?
Haben auch Sie schon mal Ärger mit dem Netz gehabt? Nein,
nicht das Netz der Krabbenkutter, ich meine auch nicht das
Netz, das die Inselkicker oft nicht treffen. Gemeint ist das Netz,
das man nicht sehen kann, das Internet.
Wangerooge hat an einigen Ecken immer noch Probleme mit
dem Breitbandausbau. Es gibt immer noch Stellen, zu denen die
Datenpakete nicht durch Glasfaserkabel, sondern anscheinend
mit lahmen Schnecken transportiert werden.
Außerdem gibt es immer wieder Ärger mit den Bewertungen
in den sozialen Medien. Es lohnt sich, bei den negativen
Einzelbewertungen auf die Nutzer zu klicken und weitere
Kommentare der selben Personen zu lesen. So haben wir
etwa einen Nutzer gefunden, der eine ganze Handvoll von
Restaurants mit Negativbewertungen abgestraft hat –
gleichzeitig aber ein anderes Lokal mit vier Sternen belohnt.
Sitzen denn nicht alle Anbieter auf Wangerooge in einem Boot?
Wie anfällig sind Internet-Bewertungen vor Manipulation.
Der britische Journalist Oobah Butler hat es ausprobiert.
Er schaffte es mit etwas technischem Know-how und vielen
befreundeten Schreibern, sein Restaurant »The Shed« kurzzeitig
zur bestbewertesten Tripadvisor-Gastronomie in London
aufsteigen zu lassen. Dabei war »The Shed« nichts weiter als der
Schuppen in seinem Garten …
Wer da lieber auf die Meinung des touristischen
Dachverbandes setzt, darf auf der Internetseite erfreut
feststellen, dass Wangerooge in der Kategorie »Geheimtipps
Städtereisen« auftaucht; und zwar unter dem Aspekt
»Kreativräume« …
In der Tat hat die Insel in dieser Saison so viele Events
angeboten wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das ist auch gut so!
MANFRED OSENBERG
004 BAHNBRECHEND
DURCH DIE SALZWIESEN
Auf der autofreien Insel ist die Inselbahn
das wichtigste Verkehrsmittel. Sie bringt
Urlauber in knapp 20 Minuten vom Fähranleger
ins Zentrum. Auf der rund fünf
Kilometer langen Fahrt der Schmalspurbahn
lohnt sich der Blick in alle Richtungen:
auf Watt, Dünen und Salzwiesen.
Von Dirk Bahnsen aus Wernigenrode
auf Facebook: »Auch wenn die DB sich
nach und nach von vielen Strecken trennte,
gab es in den 1980er Jahren noch ein
vielfältiges Angebot für Eisenbahnfreunde.
So auch die ostfriesische »Tidebahn«
von Jever nach Harle, auf der nach einem
täglich wechselnden (tideabhängigen)
Fahrplan gefahren wurde. Am 12.6.1984
legte der Zug auf der Fahrt nach Jever
einen Halt im Bahnhof Carolinensiel ein.
Der Personenverkehr endete knapp vier
Jahre später. Der Abbau der Strecke erfolgte
1990, große Teile dienen heute als
Rad- bzw. Gehweg … Die Strecke führt
mitten durch ein Schutzgebiet, das Besucher
nicht betreten dürfen.«
FOTO: EVELYN GENUIT
006 WOLKEN
SPIEGELUNGEN
Wangerooge erstreckt sich ziemlich genau
von West nach Ost. Im Sommer geht
die Sonne daher im nördlichen Osten der
Insel über der Nordsee auf. Fast immer
sind schon Menschen am Oststrand unterwegs,
um das tägliche Schauspiel zu
beobachten. Bei klarem Horizont sieht
man, wie die Sonne langsam auftaucht.
Sie kündigt sich an mit einem tiefroten
Bogen, der immer größer wird und dabei
stetig an Helligkeit zunimmt.
Etwas später – die Sonne steht jetzt etwas
über dem Horizont – lohnt ein Blick
Richtung Westen. Oft zeigen sich dort Cumuluswolken
in der typischen Morgenfärbung.
Bei wenig bewegter See bildet
das abfließende Wasser eine ruhige Oberfläche,
in der sich die Wolken spiegeln.
Die Aufnahmen hat Dr. Gerd Theobald
aus Heidelberg am 14.08.2019 kurz nach
6.00 Uhr gemacht.
008 LANDSCHAFT
WENN DIE HEIDE BLÜHT
Der Herbst kündigt sich an. Um die einzigartige Heidelandschaft auf der Insel zu erhalten,
engagieren sich auch zahlreiche Jugendliche. Das rettet nicht nur Flora und Fauna,
sondern schweißt auch zusammen.
w
enn sich wie in diesem
Spät sommer 15 Jugendliche
aus neun Nationen
zusammen finden, um für
zwei Wochen ihre Arbeitskraft ehrenamtlich
dem Naturschutz zur Verfügung
zu stellen, ist das eine gute Sache. Es zeigt
darüber hinaus, dass die Jugend nicht
nur auf Freitags-Demos etwas von der Politik
einfordert, sondern dass sie das ihre
dazutut, damit Umweltschutz kein reines
Lippenbekenntnis bleibt.
»Hier übernehmen junge Menschen aktiv
und sichtbar die globale Verantwortung
für das Weltnaturerbe Wattenmeer«, so
Imke Zwoch, die bei der Nationalparkverwaltung
Niedersächsisches Wattenmeer
die Freiwilligen-Einsätze koordiniert.
Schon zum 9. Mal organisierten die Internationalen
Jugendgemeinschaftsdienste
(Ijgd) das Naturschutzcamp auf Wangerooge.
Als gemeinnützige Fachorganisation
und einer der ältesten und größten
Träger von Freiwilligendiensten bieten
die Ijgd unterschiedliche Dienste im Inund
Ausland vom zweiwöchigen Workcamp
bis zum freiwilligen Jahr an.
Voll motiviert zogen auf Wangerooge
die Jugendlichen jeden Tag los, um
das wunderschöne Heidegebiet auf der
Nordseeinsel von sogenannten Neophyten
zu befreien. Dies sind Pflanzen, die
als »Neueinwanderer« in ein Gebiet gelangt
sind und sich dort ohne menschliches
Zutun dauerhaft weiterverbreiten.
Wenn sie dabei die heimische Flora verdrängen,
werden sie als invasive Neophyten
bezeichnet.
Konkret heißt das: Um die einzigartige
Heidelandschaft aus Besenheide
auf Wangerooge zu erhalten, werden
dort Spätblühende Traubenkirsche, Kartoffelrose
und Aronia in der Heide entfernt,
denn sie sind dabei, die Landschaft
zu verändern. Durch den globalisierten
Handel machen auch Pflanzen nicht an
Ländergrenzen halt, sondern verbreiten
sich teilweise unkontrolliert.
Übrigens: Auf Wangerooge wurde unter
anderem ein alter Bombentrichter aus
dem 2. Weltkrieg von Aronia-Pflanzen geräumt.
Jetzt können sich dort wieder heimische
Pflanzen ausbreiten. Jan Ulber
(23) studiert Biologie in Oldenburg und
betreut in diesem Jahr zum dritten Mal
als Freiwilliger des Mellumrats die Jugendlichen
fachlich: »Dieses Projekt ist
so zufriedenstellend, denn am Ende des
Tages kann man echt sehen, was man geschafft
hat.« Marie aus Münster pflichtet
ihm bei: »Das hat mir bisher am meisten
Spaß gemacht – abgesehen von der
Wattwanderung und den Freizeiten am
Strand.«
FOTO: EVELYN GENUIT
0 10 AUSSCHAU
VOGELKUNDE
Die Trauerente im Anflug
Die Wangerooger Wiesen sind ein wichtiger
Rückzugsbereich für Tiere. So rasten etwa im
April und Mai sowie von August bis Oktober
Tausende Zugvögel auf der Insel. Viele von ihnen
kommen aus Grönland, Sibirien oder Skandinavien.
Auf ihrer weiten Reise in die Winterquartiere
in Südeuropa und Nordafrika legen sie im
Wattenmeer eine Pause ein. Die Inselbahn fährt
fast im Schritttempo, um die Vögel nicht zu
stören. Den Passagieren bietet sich so die Gelegenheit,
die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.
FOTOS: MARTIN GRIMM, STEFAN PFUETZKE, LEON KASSNER, CHRISTIAN SCHMIDT,
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ersteht sich, dass sich auch auf Wangerooge vom 12. bis
20.10.2019 Vogelkundler, Naturliebhaber und alle, die es
noch werden möchten, auf das bunte Programm der 11.
Zugvogeltage freuen können. Neben der traditionellen
Vogelkunstsafari, dem alljährlichen in der Region einzigartigen
Ausflug mit dem Vogelzug zu den Zugvögeln durch die Salzwiesen
und spannenden Vorträgen gibt es in diesem Jahr auch wieder ganz
neue Highlights, die vom Nationalpark-Haus Wangerooge und dem
Mellumrat e.V. organisiert werden.
Am 13.10.2019 zum Beispiel geht es zum Frühstück mit den Zugvögeln.
An der Aussichtsplattform heißt es dann in den Morgenstunden
»Vogelzug live«. Bei Kaffee/Tee und belegten Brötchen wollen
die Veranstalter mit erfahrenen Vogelfachleuten dieses einzigartige
Naturerlebnis beobachten und erfahren, welche Vögel über Nacht
auf Wangerooge angekommen sind.
Auch ein Zugvogelquiz, eine Bilderausstellung und diverse Exkursionen
zu den Zugvögeln warten auf kleine und große Inselgäste.
Und natürlich findet auch wieder der große Zugvogel-Aviathlon auf
der Insel, bei dem Wangerooge auch in den vergangenen Jahren immer
ganz vorne mitgespielt hat.
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in dem zu Zeiten der Ebbe
jedermann spazieren gehen kann«
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0 12 OPEN AIR
LAND UNTER
Direkt am Wasser Volleyball spielen –
das macht jedes Jahr Spaß und Laune.
Jedenfalls während des Traditions-
Turniers. Nach dem Wettkampf gab
es leider noch einige Misstöne. Der
engagierte Organisator Christian
Voigt vermisste nach dem harmonisch
verlaufenen Turnier sowohl die bestellten
Abbau-Helfer als auch die zünftige
Abfolge der Siegerehrung. Kurz: Es
war Sand im Getriebe. Auch beim Team
»Windstärke 5«, das ohne Chance war.
Dagegen konnten sich die Senioren von
»Love, Peace and Fischbrötchen« und
Fun-Tastik durchsetzen. Tolle Spiele
neben den Wellen im Wasser und bei
den begeisterten Zuschauern, die für
die Jugend-Sieger von »Brotway 2«
schwärmten. Übrigens gab es diesmal
auch eine Tombola. Einnahme: 550 Euro.
Für die Jugendfeuerwehr. Die kann
das Geld gut gebrauchen, war auch in
Hooksiel beim großen Feuerwehrtreffen
dabei und freute sich auf den Besuch von
Bürgermeister Marcel Fangohr. Der findet
die ersten, frühen Stürme im September
gar nicht gut. Sogar das Volleyballnetz
stand unter Wasser.
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0 16 RUND UM DEN WESTTURM
MIT DEM
SURFBRETT NACH
WANGEROOGE
PADDELN
Wie in der Sommerausgabe der MOIN
schon angekündigt, haben Mitte September
mehr als 70 Wassersportler die 16
Kilometer lange Strecke von Neuharlingersiel
nach Wangerooge im Stehen bewältigt.
Unter dem Motto »Stand up for
Ubomi« paddelten Frauen und Männer
für den guten Zweck, standen auf den Spezialsurfbrettern
und wurden am Hafen
mit großem Hallo und Musik begrüßt. Getrommelt
wurde am Westturm und der
Jugendherberge auch – bei den Wangoo
Diptams waren auswärtige Gäste dabei.
Das Spektakel für den guten Zweck
(Sammlung für die Kinder in den Townships
in Kapstadt) fand großen Anklang.
Kurz: Es war ein Event mit Niveau.
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0 18 GÄSTEBUCH
WEIL WEIL
KEINE
LANGEWEILE
KENNT
Für ein paar Tage gehörte Stephan Weil im August
2019 zu den Inselhoppern. Nach den »großen«
Norderney und Borkum flog der Ministerpräsident
von Niedersachsen auch die »kleine« Insel
Wangerooge an und ließ sich mit der bezaubernden
Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller aus
Oldenburg von Wangerooges Reiz bezaubern.
Auch der Landesvater gab sich die Ehre
am und im Alten Leuchtturm
ACTIV!GMBH
Dienstleistungen zu erbringen ist unsere Intention
GÄSTEBUCH 0 19
i
ch bin zum ersten Mal auf dieser
schönen Insel«, gab Landesvater
Stephan Weil (auf dem Foto 2. von
rechts) offen zu und ergänzte schnell:
»Aber bestimmt nicht zum letzten Mal …«
Nachdem er mit dem Flieger die Schönheit
des Eilands von oben kennengelernt hatte,
wurden Weil und seine Begleiterin Siemtje
Möller sowie Landrat und Inselkenner Sven
Ambrosy am Flugplatz von Bürgermeister
Marcel Fangohr begrüßt und von Uwe Kipp
über die Arbeiten im Mini-Tower informiert.
Das Staunen der prominenten Gäste
hielt an, als sie mit Feuerwehr und Seehundmobil
die Sehenswürdigkeiten anfuhren
und über die Sorgen und Nöte der Gemeinde
informiert wurden. Weil Weil natürlich auch
mal mit dem Seehundmobil fahren wollte,
durfte er sich hinters Steuer setzen und über
den Sand am Meer mit einem Halt an Guidos
Bungeejumpings-Trampoline und der
vom Wind zerfledderten Flagge des Bundesligisten
Hannover 96 (Weil: »Ich besorge
eine neue«) und einem Stopp am Eis-Bistro
von Wilko Fokkena (»Hm, ist das lecker«)
fahren.
Natürlich wurden mit Bürgermeister Marcel
Fangohr und SPD-Inselchef Uwe Osterloh
(links) auch einige politische Themen angesprochen.
Klimaschutz, Sandfahrmaßnahmen.
Leere Inselkassen. Ehrenamt. Kein
Thema war die Zukunft des Ministerpräsidenten.
Könnte Weil nicht den SPD-Vorsitz
übernehmen? Gemeinsam mit Franziska
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0 20 GÄSTEBUCH
Giffey, der Familienministerin, so wurde
kolportiert, sollte Weil das neue, lang gesuchte
Erfolgsduo der angeschlagenen Sozialdemokraten
bilden.
Davon war natürlich auch beim Finale
der Promi-Tour beim Besuch des Alten
Leuchtturms keine Rede. Der Bürgermeister
genoss am Rande neben einem Mettbrötchen
auch das von den Volkstänzerinnen
gebildete Programm. Klar, dass das wissbegierige
Polit-Trio auch den Leuchtturm von
innen anschaute. Siemtje Möller ließ zwar
den Herren Weil und Ambrosy (rote Krawatte)
den Vortritt, lauschte aber besonders
interessiert den Erklärungen von Lore von
Ahn beim Blick vom Leuchtturm.
161 Stufen bis ganz oben. Immerhin. Sportlich,
sportlich, Herr Ministerpräsident. Stephan
Weil kann jetzt auch den Seemannsknoten
binden. Und ist jetzt auch stolzer
Besitzer des Leuchtturmwärterpatents.
Welcher Ministerpräsident kann dies schon
von sich behaupten …?
MANFRED OSENBERG
AUCH DER POLITISCHE
DRUCK STEIGT
Wenn man einen Topf mit Wasser auf den Herd stellt, den Herd ganz aufdreht und einen Deckel auf
den Topf legt, dann erhitzt sich erst das Wasser, dann die Luft und dabei steigt der Druck. Ähnlich
sieht es aktuell auf der Welt aus: Die Energie der Sonne, die von mehr und mehr Treibhausgasen in der
Atmosphäre gehalten wird, erhitzt Wasser und Luft. Und der politische Druck steigt.
w
ir müssen die Probleme des
Klimawandels lösen – und
sicher sein, dass die Heilung
nicht schmerzhafter ist als
die Krankheit!« In diesem Punkt sind sich
die MOIN-Leser mit Björn Lömbörg einig,
der zu den profiliertesten Kritikern der
deutschen Umweltpolitik zählt.
Deutschland hat für Solaranlagen bisher
100 Milliarden Euro ausgegeben. Deshalb
zahlen wir die höchsten Strompreise in Europa.
Für den dänischen Forscher Lömbörg
ist Deutschland das beste Beispiel für gescheiterte
Klimapolitik: »Die Energiewende
hat sich als unglaublich kostspielig und unwirksam
erwiesen.« Mit jährlich 43 Milliarden
Euro werde die Erderwärmung bis 2100
um allenfalls 0,001 Grad gedrosselt …
In der Tat sind die globalen Folgen
schlimm. Derzeit sterben 7 Millionen Menschen
im Jahr an Luftverschmutzung. 2,5
Milliarden Menschen leben ohne sauberes
Wasser. Eine Viertelmilliarde Kinder geht
nicht in die Schule. Aber Entwicklungsgelder
werden weiter in Klimamaßnahmen gesteckt.
Lömbörg: »Gut gemeint, moralisch
nicht vertretbar.«
Und was sagt er zu den Protestaktionen
von Greta und den Freitag-Demos?
Lömbörg: »Ich beschuldige Greta nicht.
Ich gebe den Erwachsenen die Schuld, die
sie ängstigen, falsch informieren und sie
dazu benutzen, eine Agenda durchzusetzen,
die Billionen kostet, aber fast keine Vorteile
bringt.«
Denn statt mehr Geld z.B. in Bildung,
Forschung, Entwicklungshilfe zu stecken,
soll weiter – um jeden Preis – CO2 verringert
werden.
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0 22 HOCHZEITEN AUF DER INSEL
AUF DEM LEUCHTTURM,
IM WASSER UND IM ALTEN,
KLEINEN TRAUZIMMER
Sicher ist der alte Leuchtturm das markanteste und meist
fotografierte Motiv auf Wangerooge. Ein Gebäude, das auch ein
kleines Heimat-Museum beinhaltet, das einen einzigartigen
Rundblick aus luftiger Höhe ermöglicht und dessen alte Wachstube
seit 1998 auch für standesamtliche Trauungen genutzt wird.
l
euchtturmwärter Jan Gerdes ist
der »Erfinder« der Leuchtturm-
Trauungen. »Hier gab es am 15. März
1996 die erste Trauung, alle anderen
wie Amrum, Pilsum und so weiter sind nur
Nachahmer von uns Wangeroogern«, vermerkt
der waschechte Insulaner nicht ohne
Stolz. Dass dies eine brillante Marketing-
Idee war, beweisen die rund 250 Eheschließungen
pro Jahr. »Manchmal waren es fast
400.«
Klar, dass sich die Hochzeitspaare nach
der Trauung nicht den herrlichen Blick »von
oben« auf die Insel entgehen lassen. Die
MOIN berichtete in den vergangenen Jahren
über zahlreiche Paare aus Hamburg,
dem Bergischen Land oder dem Ruhrgebiet,
die sich auf der kleinen Insel das »Ja-Wort«
gaben.
Kürzlich heiratete auch ein Mann aus
dem Schwarzwald, der eigentlich immer für
die Leuchtturmtrauungen geworben hat,
selbst aber das Trauzimmer an der Strandpromenade
vorgezogen hat. Was macht eigentlich
Christian Pohlmann, der Kurdirektor
von Wangerooge? Eine auch der MOIN
oft gestellte Frage. Die Antwort: Trotz
schwerer Krankheit genießt der aus dem
Schwarzwald vor mehr als zehn Jahren auf
die Insel gekommene, ehemalige Chef des
Verkehrsvereins das Leben an der Nordsee
und – hat Ende August geheiratet.
»Wir sind glücklich«, lächelte Christian
Pollmann nach der Trauung im Trauzimmer
und hauchte seiner bezaubernden Stefanie
im Beisein seiner drei Söhne einen Kuss auf
die Wange. Pollmann weiß zwar noch nicht,
ob er wieder ganz gesund werden wird. Aber
er weiß, dass er alles tun wird, um vielleicht
im nächsten Jahr wieder sein Amt als Kurdirektor
auszuüben.
Zum Heilprozess hat natürlich auch die
Hochzeit mit Steffi (aus ihrem Namen Bollmann
wurde Pollmann) und die wunderschönen
Flitterwochen beigetragen. Geflittert
wurde übrigens nicht an der Nordsee
sondern im Schwarzwald und in der nahen
Schweiz.
AUCH AM STRAND
Keine Frage: Hochzeiten auf den ostfriesischen
Inseln stehen hoch im Kurs. Die Standesämter
haben volle Terminkalender, denn
Brautpaare geben sich gerne das Ja-Wort
HOCHZEITEN AUF DER INSEL 0 23
auf dem Leuchtturm von Wangerooge, im
Seemanshus auf Langeoog oder an anderen
maritimen Orten. Ein pures Strandgefühl
bietet Juist: Dort ist die standesamtliche Zeremonie
am Strand unter freiem Himmel
möglich. "Das gibt es sonst nirgendwo in
Deutschland", ist sich Standesbeamter Ingo
Steinkrauß sicher.
Das ist nicht ganz richtig. Auch am
Strand von Wangerooge stand der verstorbene
Bürgermeister Lindner schon im Wasser,
um Paare zu trauen.
Windstärke 4 und sonniges Wetter sind
oft der Rahmen für die »natürlichen« Trauungen.
Auf Juist sind die Hochzeiten am
Strand ein Renner. Selten Insulaner, zumeist
sind es Urlauber vom Festland. Und
die Nachfrage steigt.
Heiraten am Strand geht bereits seit
2007 auch auf Norderney, allerdings in einem
historischen Badekarren. Das hölzerne
Gefährt diente früher als Schutz vor neugierigen
Blicken beim Umziehen. 150 bis 200
Paare kommen im Jahresdurchschnitt, im
Höchstfall waren es sogar um die 400. Gut
20 Minuten dauert die Zeremonie, manchmal
sind es vier Trauungen hintereinander.
"Wasser, Wellenrauschen, Sand und Strand
– diese Mischung kommt bei den Paaren gut
an", sagt die Standesbeamtin.
Seit einem Jahr wird auch auf Baltrum
am Strand geheiratet, dort jedoch im Nachbau
eines Badeturms. Von hier aus überwachten
früher Rettungsschwimmer den
Strand. Drinnen ist der Platz begrenzt: Neben
dem Brautpaar, den Trauzeugen und der
Standesbeamtin passt vielleicht gerade noch
eine Fotografin hinein. Hochzeitsgäste können
dort in Strandkörben Platz nehmen.
Hochzeitstermine auf der Insel sind
rar geworden. Rüdiger Mann und Kristin
Strahlmann haben noch einen gefunden.
Am 19. Oktober 2019 werden der »Frischemann«
und seine vielseitige »Kollegin« aus
dem bekannten Insel-Chor endlich Hochzeit
feiern. Wo? Natürlich auf Wangerooge.
Die MOIN wünscht den »Manns« und
natürlich auch allen anderen Hochzeitspaaren
alles nur erdenklich Gute!
MANFRED OSENBERG
Das beliebteste
Trauzimmer, in dem
alljährlich zahlreiche
Ehen geschlossen
werden, ist nach wie
vor im Leuchtturm.
0 24 INSEL-OLDIES
DER DICHTER AN DER
ORGEL STAND SCHON
MIT HELGA FEDDERSEN
AUF DER BÜHNE
Wenn er seine Gedichte vorträgt, hängen die Zuhörer an seinen Lippen. Und
wenn Wolfgang Henseleit sein uraltes Fahrrad über die »Ze« schiebt, bleiben
manche Wangerooger stehen und raunen: »Also das ist der Henseleit, einer
der ältesten und bekanntesten Insulaner …«
s
timmt nicht ganz.
Henseleit wurde
nicht auf Wangerooge
geboren, sondern in
Königsberg und kam erst am
1. Oktober 1963 auf die Insel,
darf sich deshalb auch nicht
»Insulaner« nennen.
Doch – wer ist dieser vielseitige
Mann, der mit unnachahmlichem
Wortwitz und
Vortragskunst eine Ode an den
Leuchtturm bzw. an das Trauzimmer
vorträgt und Lachsalven
und Beifallsstürme herausfordert.
Wolfgang Henseleit (88)
ist unter den vielen Multitalenten
von Wangerooge sicher ein
besonderes Original, dessen
pointierte Dichtkunst bei vielen
Jubiläen und Geburtstagen
gern in Anspruch genommen
wird. Sein neues Werk finden
Sie auf der Seite 26.
Der im Herbst vor 56 Jahren
als Studien-Assessor auf
die Insel gekommene gebürtige
Königsberger, lehrte auf Wangerooge
Latein und Musik, hat
aber auch sein Examen in Griechisch
absolviert und zahllose
Schüler auf Wangerooge unterrichtet.
Von je her galt Wolfgang
Henseleits Liebe der Musik,
und gerade auf diesem Gebiet
hat er das Kulturleben der Insel
auf vielfältige Art bereichert.
Übernahm er doch schon einen
Monat nach seiner Ankunft die
Stelle des Organisten und leitet
die konfessions-übergreifende
Kantorei, in der auch der katholische
Pfarrer Kurt Weigel (»Ein
fabelhafter Mann, der die Ökumene
lebt«, so Henseleit) sich
gern dem Dirigat des zwischenzeitlich
pensionierten Gymnasiallehrers
»unterwirft«.
Aber auch Wolfgang
Henseleit sieht seinen Dienst
an der Musik über die Konfessionen
hinaus und hat im Auftrag
des Weigel-Vorgängers für
die katholische Gemeinde eine
Johannes-Passion komponiert,
die bei Gläubigen und Kirchenbesuchern
tiefe Ergriffenheit
erzeugte.
All das, seine vielfältigen
Verpflichtungen erfüllt der leb-
hafte ältere Herr mit ansteckender
Fröhlichkeit, und die
schlägt sich natürlich auch in
seinen Gedichten nieder, die
gleichermaßen Humor, Herz
und Verstand verraten.
Dabei kann Wolfgang
Henseleit durchaus auf kriegsbedingt
entbehrungsreiche Jahre
verweisen. Als nämlich seine
Heimat Königsberg, von den
Nazis zur Festung ausgebaut, in
Schutt und Asche gelegt wurde
und der Sohn eines leitenden
Beamten fliehen musste, u.a.
nach Chemnitz, das ebenfalls
bombardiert wurde. Eine Odyssee
von Lager zu Lager begann,
und zwei Jahre lang konnte der
Siebtklässler überhaupt keinen
Schulunterricht wahrnehmen,
ehe er dann in Hamburg die
Versetzung in die achte Klasse
schaffte. »Trotz einer Sechs in
Englisch. Aber das war kein
Wunder, denn im Humanistischen
Gymnasium in Königsberg
gab es Englisch erst in
späteren Klassen«, so Henseleit,
der aber im folgenden Jahr mit
Fleiß und Talent aufholte und
auch keine Probleme mit dem
Abitur hatte.
Was soll ich werden? Diese
Frage stand im Raum und seinem
eigentlichen Berufswunsch
»Kirchenmusiker« standen
schlechte Bezahlung und eine
eher unsichere Zukunft entgegen.
Außerdem wollte der
schöpferisch begabte junge
Mann, der mit viel Geschick
Klavier, Orgel, Geige und Bratsche
spielte, auch gern selbst
komponieren. Möglichkeiten,
die ihm der Lehrer-Beruf bot.
Doch war es gar nicht einfach,
in seinen Spezialfächern eine
Stelle zu bekommen.
Zunächst gab es nur eine
Angestellten-Position, die zudem
mit knapp anderthalbstündiger
Fahrt (also insgesamt drei
Stunden täglichem Zeitaufwand)
verbunden war.
»WIR GEHEN
NACH WANGEROOGE«
Bewerbungen bei den entsprechenden
Stellen in den Landeshauptstädten
Kiel und Hannover
ergaben, dass seine Daten in
den Regierungsbezirk Oldenburg
weitergeleitet wurden.
Und dann halfen Zufall, eigene
pädagogische Begabung und
ein von Henseleit durch eine
Griechisch-Probestunde überzeugter
Schulrat zur positiven
Antwort aus Wangerooge.
»Wangerooge? Ich liebe
Wangerooge, und für einen jungen
Familienvater wie Sie ist die
Insel ein Traum! Einfach eine
wunderbare Welt!«, war der begeisterte
Rat des Schulrates, der
übrigens selbst eine Eigentumswohnung
auf der Insel besaß
und nach seiner Pensionierung
noch als Lehrer und Kollege auf
Wooge arbeitete.
»Aber sprechen Sie erst mit
Ihrer Frau darüber!«, war der
Rat des Schulrates. Doch da gab
es im Hause Henseleit keine
langen Überlegungen. »Wir gehen
nach Wangerooge.«
Auf vier Kinder wuchs die
kleine Schar Roswitha und
Wolfgang Henseleit an. In Generationen
von jungen Wangeroogern
weckte der Pädagoge
die Liebe zur Musik, und einer
seiner talentiertesten war Klaus
Brüggerhoff, später selbst Lehrer
und vielseitiger Kulturschaffender
auf der kleinen ostfriesischen
Insel.
Musik ist eine Passion von
Wolfgang Henseleit, das Theater
eine andere. Hatte er als
junger Lehrer auf dem Festland
schon Gelegenheit, mit der
damals noch jungen, attraktiven,
späteren Ulknudel Helga
Feddersen (†) kollegial auf der
Bühne zusammen zu arbeiten,
so leitete er auf Wangerooge 17
Jahre lang die derzeit »eingeschlafene«
Inselbühne und
weiß, dass sein neues Moin-Gedicht
auf den nächsten Seiten
wieder volle Beachtung bei den
Lesern finden wird.
TEXT: MAO / FRIEDEMANN BRÄUER
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0 26 HENSELEIT UND HEITERKEIT
Oft ist’s auch beim ersten Blick nicht geblieben,
der zweite sollte turmhoch gehen,
zum Trauzimmer aufwärts über neun Stiegen,
(an)? hundertfünfzig Stufen, dort wo das Vergnügen
und die Aussicht sich zeigt, traumhaft schön.
Die Zeit gebot ihm, in Rente zu gehen;
er durfte nicht mehr sein »rettendes Licht«
über Masten und Dächerhöhen
in Strahlenbündeln umd sich drehen,
aber lebensmüde war er nicht.
Uns Wangeroogs Werden und Sein zu zeigen,
Lässt er uns täglich sein Innerstes sehn,
dass wir aus Urkunden und Zeugen
seit erster Nachricht bis heute ganz zeigen,
unser Wangerooge verstehn.
Ein Lichtreif ist ihm erhalten geblieben
wie auch sein stattlicher Wuchs noch erfreut.
Wie viele schon haben ihn lustvoll erstiegen!
Geschichte hat er bewahrt und geschrieben,
schaut rückwärts zum Einst und vorwärts ins Heut’.
Des Alten Licht mit Kraft zu ersetzen,
hat man dem »Neuen« nun anvertraut,
dem langen Lulatsch in Wangeroogs Westen,
aus Material vom Modernsten und Besten,
auf zwanzig Pfählen standfest erbaut.
WER IST
DER GRÖSSTE
HIER?
Das neue Gedicht zum 10 Jahre-Jubiläum
der MOIN schrieb Wolfgang Henseleit
unter dem Alten Leuchtturm.
Da steht er vor’m Bahnhof, begrüßt unsere Gäste
mit seinem unvergleichlichen Flair,
das Standbein fest im grünen Geäste,
den schwarzen Hut über weißer Weste,
Alt-Wangeroogs Zeuge, Wächter und Warner am Meer.
Sie grüßen ihn auch seine Freunde,
und ihr erstes Gefühl ist: Gottlob,
da steht er noch, der Stolz der Gemeinde,
und wie leuchten gepflegt seine Steine!
Wir sind wieder einmal auf Wangeroog.
Ein mancher, der zum ersten Male
auf Wangeroog setzte sein Urlaubsglück,
der fand es sogleich vor’m Bahnhofsportale,
den freundlichen Riesen im Sonnenstrahle,
und Liebe war’s oft schon beim ersten Blick.
Doch steht kein Wächter mehr über allem,
der scheppernde Technik noch bändigen kann
und das Feuer aus Kohlestäben bewahren,
sekundengenau ringsum zu erstrahlen,
zur See hinaus und landwärts nach Plan.
Freilich, auch Neues muss her und soll uns gefallen,
steht’s doch durchaus unserm Kurbad gut an.
Mag der Neue nun höher und weiter erstrahlen,
sein Rot an Himmel und Wolken malen,
er reicht an den Alten doch nicht heran.
Wohl aber ergänzt nun einer den andern,
wir dürfen vielfältig gerüstet sein;
wir brauchen den einen, wir lieben den andern,
den, der uns nah steht und den wir erwandern.
Nutzen und Liebe paaren sich fein.
Türme hinter Deich und Dünen.
das ist Wang’roogs markantes Gesicht.
Im Groden Strauch und Gräser grünen,
im Vorland blinken Inselbahnschienen
im hellen, unverstellten Licht.
Wangeroog, mehr schon als zweihundert Jahre
leuchtet dein Licht weit übers Land.
Und wo ich als Wang’rooger mich offenbare,
lacht mir manch’ Auge aufs Wunderbare:
Wangerooge, ein Zauberwort, weltweit bekannt.
So hab’ ich für »Moin« wieder gern hier gedichtet
von vielem, was mir am Herzen lag,
aus mancherlei Wissen getreu auch berichtet.
Wer mehr noch wünscht als ich hier geschichtet,
der schlage in Jürgens Chronik nach.
HIGHLIGHTS 0 27
30 JAHRE
NATIONALPARKHAUS
Etwas versteckt, dennoch gut zu finden steht im Zentrum der
Insel das Nationalpark-Haus, das Rosenhaus. Seine Mitarbeiter
informieren über den Lebensraum Wattenmeer und wollen bei Touristen
wie bei den knapp 1.000 Einheimischen Interesse an der vielfältigen
Natur wecken. Zum Programm des ganzjährig geöffneten
Hauses gehören regelmäßige Fahrradtouren sowie Themen-Wanderungen,
auch speziell für Kinder. In einer Dauerausstellung erfahren
Gäste Wissenswertes über das Wattenmeer, seine Entstehung und
die Tierwelt. In einem Aquarium leben Fische, Krebse und Anemonen.
Ein zwölf Meter langes Skelett eines Pottwals, der 2016 vor der
Insel gestrandet war, steht im Außengelände. Der Besuch im Nationalpark-Haus
ist kostenlos und lohnt sich!
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0 28 JUBILÄUM
60 JAHRE
BÜRGERVEREIN
JUBILÄUM 0 29
60 Jahre Bürgerverein Wangerooge: Im April 1959
hatten Johann Janßen und Hans-Jürgen Jürgens die
Initiative ergriffen und zur Gründung des Bürgervereins
auf der Insel eingeladen. Hauptgrund sei damals die
Behauptung gewesen, dass sich die Inselbevölkerung
wenig um die Gemeindeangelegenheiten kümmere,
schrieb der NWZ-Jeverland-Bote am 16. April 1959
über die Gründungsversammlung. Erklärtes Ziel war
damals, Anliegen der Bürgerschaft und Maßnahmen
der Gemeinde miteinander abzustimmen.
d
iesem Ziel ist der Bürgerverein
bis heute treu geblieben: In den
Bürgerrunden immer am ersten
Montag im Monat greift
der Bürgerverein drängende Probleme und
wichtige Themen auf, die er direkt mit den
zuständigen Leuten und der Politik diskutiert.
Wichtig: Mit Anschaffungen und Spenden
gestaltet der Bürgerverein die Insel-Gemeinde
mit. Versteht sich, dass zum Jubelfest
am Alten Leuchtturm viele Besucher
kamen und die Jubiläumsfete zu einem Insel-Highlight
machten. Ganz oben auf dem
Turm fotografierte Thomas von Ahn das
bunte Treiben: »Ein toller Ausblick!«
60 Wangerooger zum 60. Geburtstag.
Sie waren zur Bürgerrunde gekommen. Es
gab viel zu diskutieren. Ob lange Wartezeiten
am Gepäckschalter oder fehlende Informationen
bei Verspätungen – wieder lag den
Wangeroogern so einiges auf dem Herzen,
wieder wurde Kritik geäußert und bestimmte
Situationen geschildert. Die Bahnkritik
war wieder einmal Gesprächsthema Nummer
eins.
Der Vorstand des Bürgervereins
Behindertengerechte Toiletten auf den
Schiffen, eine Überdachung des Oberdecks
oder auch der Umbau des Bahnhofsvorplatzes:
Über einige geplante Neuerungen rund
um die Anbindung zur Insel Wangerooge haben
Kerstin Hillen und Alfred Onken, beide
von der Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge
(SIW), in der Bürgerrunde informiert.
Fragt sich nur, ob und wann die Vorhaben
realisiert werden. Wenn die Bahn schon
für ein kleines Plakat im Bahnhof eineinhalb
Jahre braucht …
TEXT: MAO & GROSSES FOTO: THOMAS VON AHN
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über www.wangerooge.de
für den Vermieter und den
Gast komplett provisionsfrei.
Mitglieder des Verkehrsvereins können
dann auf der Online-Buchungsplattform der
Insel Ihre Übernachtungspreise ganz ohne
Aufschläge anbieten – genauso wie auf der
eigenen Homepage.
Dies teilte Ulrike Kappler, die Geschäftsführerin
des Verkehrsvereins, nun mit. »Ziel
dabei ist es, unsere Homepage www.wangerooge.de
als Buchungsplattform weiter zu
etablieren. Wir wollen den Tourismus auf
Wangerooge fördern und ein gutes Preis-
Leistungs-Verhältnis spielt dabei eine wichtige
Rolle. Der Markt ist sehr umkämpft und
wir nutzen unseren Vorteil, den Mitgliedern
diesen Service zu einem moderaten jährlichen
Gesamtpreis anbieten zu können –
ohne weitere Provisionen.«
Im Komplettpreis sei sogar eine Bildanzeige
im jährlich erscheinenden Prospekt
enthalten. »Denn neben dem Internet behauptet
sich immer noch das gedruckte Inselmagazin.
Viele Gäste möchten etwas in
den Händen halten und nutzen das Gastgeberverzeichnis
weiterhin als Informationsund
Inspirationsquelle«, berichtet Frau
Kappler weiter. Die Vermarktung der Unterkünfte
über die Inselhomepage sei zudem
absolut flexibel – jeder Vermieter entscheide
selbst, ob und wann er seine Unterkunft dort
buchbar mache.
Zusammen mit der Kurverwaltung investiert
der Verkehrsverein in Maßnahmen,
die die Sichtbarkeit der Homepage www.
wangerooge.de gezielt unterstützen. »Bei
unseren gemeinsamen Marketingmaßnahmen
ist der Erfolg der Webseite von großer
Bedeutung«, bestätigt Rieka Beewen von der
Kurverwaltung. »Durch unsere kontinuierliche
Arbeit ist die Beliebtheit der Inselhomepage
in den letzten Jahren stetig gestiegen,
dies können wir gut an der steigenden Anzahl
qualifizierter Klicks erkennen.«
Ansprechpartner:
Verkehrsverein Nordseeheilbad
Wangerooge e.V. Ulrike Kappler
Telefon 0 44 69 – 9 48 80
kappler@westturm.de
VOLLAUSLASTUNG
Mit der Buchungslage bisher zufrieden
zeigen sich die Tourismusverantwortlichen
auf Wangerooge: Anfang
Juli verzeichnete die Insel zwar eine
leicht geringere Auslastung als im Vorjahr,
seit dem Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen
aber ist die Auslastung
gleichbleibend zum Vorjahr knapp an die
100 Prozent. »Die leichten Auslastungsunterschiede
Anfang Juli lassen sich
durch die abweichenden Ferienzeiten
erklären«, sagt Ulrike Kappler vom Verkehrsverein
Wangerooge, verantwortlich
für die Zimmervermittlung.
Erfreulich: Im August war die Insel
nahezu zu 100 Prozent ausgelastet. Auch
über die zahlreichen Tagesgästen freuen
sich die Touristiker: »Die Tiden lagen
wirklich günstig. Gepaart mit dem guten
Wetter lockte das viele Küstenurlauber
auf die Insel«, so Kerstin Hillen von der
Schifffahrt und Inselbahn.
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Es ist hinreichend bekannt, dass die Insel Wangerooge seit fünf
Jahren zu den zertifizierten Thalasso-Nordseeheilbädern an der
Niedersächsichen Nordseeküste gehört und damit Teil der ersten
zertifizierten Thalasso-Region Europas ist. In diesem Jahr
wurde die Rezertifizierung auf der Insel mit Bürgermeister Marcel
Fangohr durchgeführt. Wangerooge wurde erneut aufgrund
der vielfältigen Thalasso-Angebote sowie dem besonderen Engagement
der Partnerunterkünfte und dem ruhefördernden Ambiente
der Insel mit dem Thalasso&Spa Europa Qualitätssiegel
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0 32 INSEL-TYPEN
Der junge Petrus
DER ELEFANTENFLÜSTERER
Elefanten gehören zu den intelligentesten Tieren, die sich noch nach vielen Jahren an besondere
Ereignisse erinnern können. Wie Friedrich Wilhelm Petrus, der sich jahrelang auf Wangerooge
um die Betreuung der auf Wangerooge angeschwemmten Seehunde gekümmert und
rund 2000 Tiere gerettet hat.
d
ie Liebe des 82-Jährigen zu
den großen und kleinen Tieren
ist auf der Insel ist hinlänglich
bekannt. Doch selbst auf der
Insel weiß kaum einer, dass Petrus auch ein
ausgesprochener Elefantenkenner ist. »Ja.
Das stimmt.« FWP erinnert sich gern an die
Zeit im berühmten Stuttgarter Zoo. In der
»Wilhelma« war er ein halbes Jahrhundert
die meiste Zeit gemeinsam mit seinem vor
zwei Jahren verstorbenen Bruder Harald.
»Ich habe damals im Elefantengehege
angefangen«, was natürlich die Frage nach
Angst vor großen Tieren provoziert. »Nein,
Angst vor Tieren habe ich nie gehabt. Das
darf man auch nicht haben, weil Tiere das
sofort bemerken. Und Elefanten sehen in einem
Menschen, der ihr Gehege betritt, erst
mal einen neuen Kameraden, den sie mit
ihrem Rüssel von Kopf bis Fuß inspizieren
müssen.« Der Junge aus Wangerooge hat
den hautnahen Test offensichtlich bestanden
und war von da an befreundetes Mitglied in
der Dickhäuter-Familie.
Anders sieht es bei den Großkatzen aus.
»Da muss man größte Vorsicht walten lassen
und alle Sicherheitsvorkehrungen beachten.
Die Löwen, Tiger, Panther und Leoparden
wissen, dass man ihnen Futter bringt und
akzeptieren diesen Menschen, doch werden
sie nie ihre Freunde. Da kann jede Sorglosigkeit
tödlich enden!«
Dass aber auch das Arbeiten mit den
Dickhäutern gefährlich werden kann,
hat Petrus am eigenen Leib erfahren. Ein
»Streit« mit einer Elefantenkuh hat der
furchtlose Wangerooger zu verdanken, dass
er auf einem Auge blind ist. »Ich wollte nur
dem kleinen Jumbo helfen. Dessen Ziehmutter
hatte das wohl falsch verstanden und
hat mir ihren Rüssel mein rechtes Auge erwischt«,
erinnert sich Petrus, »Die Ärzte haben
festgestellt, dass das Auge irreparabel
ist«.
ELEFANTEN-SCHUTZ
Trotz des folgenschweren Unfalls sind die
Elefanten neben den Falken immer noch
seine Lieblingstiere. Natürlich haben ihn
immer wieder die realen Geschichten interessiert.
Zum Beispiel die Story des jungen
Elefanten Tuffi, der aus der Wuppertaler
Schwebebahn in die Wupper gesprungen ist
und unverletzt geblieben ist.
INSEL-TYPEN 0 33
Natürlich macht auch einer wie er sich Sorgen
um die Zukunft der Elefanten. Die Artenschutzkonferenz
in Washington hat
kürzlich die Regeln zum Schutz von Elefanten
deutlich verschärft. Die EU ist gegen den
Beschluss – und kann ihn noch verhindern.
Wildlebende afrikanische Elefanten aus
mehreren Ländern im südlichen Afrika sollen
künftig nicht mehr an Zoos und Zirkusse
verkauft werden dürfen. Ein entsprechender
Antrag afrikanischer Staaten ist bei der
Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen
(Cites) in Genf überraschend
angenommen worden. Die Tiere dürfen
demnach nur noch an Artenschutzprojekte
in ihrem natürlichen Lebensraum – also
Afrika – abgegeben werden.
Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation
Pro Wildlife sprach von einer
bahnbrechenden Entscheidung. »Der Fang
wilder Elefantenbabys aus ihren Herden ist
traumatisch und völlig inakzeptabel«, erklärte
sie. Die Wildtier-Expertin Iris Ho von
der Tierschutzorganisation Humane Society
International (HSI) sagte: »Diese Entscheidung
wird unzählige Elefanten davor
schützen, ihren Familien in der Wildnis entrissen
zu werden und den Rest ihres Lebens
in mangelhaft ausgestatteten Zoos zu verbringen.«
Die Umweltstiftung WWF hätte sich
gewünscht, dass afrikanische Elefanten
auch aus anderen Ländern nicht mehr für
die Haltung in menschlicher Obhut aus der
Wildnis entnommen werden dürfen, wie Arnulf
Köhncke vom WWF Deutschland sagte.
In weiten Teilen Afrikas gilt bereits ein
Handelsverbot für Elefanten. Im Süden Afrikas
ist der Handel mit den vom Aussterben
bedrohten Tieren bisher jedoch noch legal.
Petrus auf Jumbo
Allein Simbabwe hat nach HSI-Angaben seit
2012 hundert Baby-Elefanten an chinesische
Zoos verkauft. Sie erzielten Preise von rund
30.000 Euro.
PETRUS IM WATT
Auch im Rentenalter, vertrat er seit 1980
die Interessen der Wattenjagdaufsicht, ist
gleichzeitig Mitarbeiter der Seevogel-Station
in Norddeich und damit zuständig für jeden
kranken oder verölten Seevogel, der auf
Wangerooge angeschwemmt oder gefunden
wird. Mit geschultem Blick inspizierte Petrus
nach einer Havarie mit ausgetretenem
Öl den Verschmutzungsgrad der betroffenen
Vögel und entscheidet, ob eine Behandlung
noch Erfolg verspricht oder ob der Vogel abgetötet
werden muss.
»Die betroffenen Vögel haben den Zwang,
sich zu putzen und zu reinigen, und dadurch
gelangen Chemikalien in den Verdauungstrakt
und haben einen qualvollen Tod zur
Folge«, erklärte der Experte, der im Dienst
der Jagdaufsicht (das hat nichts mit dem
klassischen Jagen zu tun) angerufen wurde,
wenn ein Seehund oder Schweinswal angeschwemmt
war. »Wohl meinende Tierfreunde
denken, sie müssten das Tier wieder zurück
ins Meer jagen oder bugsieren, aber
das ist natürlich falsch. Schließlich ist der
Seehund ja an den Strand gekommen, weil
er sich aus irgendeinem Grund im Wasser
nicht mehr wohl fühlt.«
RUND 2000 SEEHUNDE GERETTET
Friedrich Wilhelm Petrus hat seit 1980 rund
2000 Seehunde, früher in Wäschekörben,
später in Transportkisten nach Norddeich
bringen lassen. Bei toten Seehunden wird
der Verwesungsstatus festgestellt, der Kadaver
vermessen und dann an einer geheimen
Stelle (»Die kannten nur die Kurverwaltung
und ich«) bestattet. Aus gutem Grund, denn
skelettierte Seehundköpfe sind eine begehrte
»Trophäe«. Verendete Schweinswale werden
dagegen eventuell zu einem Präparator
gebracht.
Die Aufsicht über Wangerooges Meeresgetier
seit 1980 war ein Abschnitt im Leben
von Friedrich Wilhelm Petrus, der schon
1954 die Insel verlassen hat, um in der »Wilhelmina«,
dem Tierpark von Stuttgart, mit
seiner Ausbildung zu beginnen. »1953 ging
das hier mit dem Tourismus los, und eine ältere
Dame aus Stuttgart hatte irgendwie einen
Narren an mir gefressen und hat mir die
Lehrstelle besorgt«, erinnert sich der Tierfreund
aus Passion.
KRIEGSERINNERUNGEN
Als Wehrpflichtiger hat der Norddeutsche auch seinen Wehrdienst
abgeleistet und urteilt: »Es war eine rabiate Ausbildung,
aber die hat mir nicht geschadet, sondern mich entscheidend
geformt und mir Disziplin beigebracht.« Ein anderes Erlebnis,
gleichfalls militärischer Natur, liegt viel weiter zurück und wirkt
bis heute noch nach. »Das war Ende des Krieges, als ich als achtjähriger
Junge mit meinen Freunden im Westen am Strand gespielt
habe. Das hat uns das Leben gerettet, denn plötzlich kamen
die Flugzeuge und haben innerhalb kurzer Zeit über Bomben mit
einer verheerenden Sprengkraft von insgesamt 2176 Tonnen, was
6002 Bomben entspricht, über der Insel abgeworfen.
Als wir wieder ins Dorf kamen, war nahezu alles zerstört,
Leichen lagen herum, Sprengstoffnebel lag über den Trümmern,
und den Geruch des Pulverdampfes habe ich auch jetzt noch in
der Nase«, erinnert Petrus an das schrecklichste Geschehen seines
Lebens.
0 34 INSEL-TYPEN
Der Elefantenflüsterer: Friedrich Wilhelm Petrus
»Es war eine Zeit, die nicht immer leicht
war«, meinte Petrus im Gespräch mit dem
Autor. Einige Dinge haben ihm nicht gefallen.
Petrus: »Glauben Sie vielleicht, dass
nach Aufgabe meiner Tätigkeit auf der Insel
mal ein Anruf aus Norden gekommen wäre,
geschweige denn ein Dankeschön …« Man
sieht Petrus den Ärger über die Nichtreaktion
der Seehundaufsichtsstation an.
ERINNERUNGEN
Dass die Betreuung und Rettung der Tiere
nicht ungefährlich war und ist, will der am
18. Juli 1937 auf Wangerooge von der ersten
Hebamme (Hanna Post, siehe MOIN
4/2019) geholte Friedrich-Wilhelm nicht
leugnen. Doch weil der junge Mann aus
dem Norden in der »Wilhelma« immer auf
der Hut war, ist auch fast nie etwas passiert,
wenn man vom Unfall mit der Elefantenkuh
»Zella« einmal absieht.
Einmal wurde er allerdings buchstäblich
vom »wilden Affen gebissen«. Und zwar von
einem Bartaffen. »Der nahm meine Hand.
Ich dachte an nichts Böses, und plötzlich hat
er seine Zähne hinein geschlagen.« Als die
Wunde am nächsten Tag bedrohliche Züge
annahm, hat Petrus zu seinem Glück dann
doch einen Arzt aufgesucht. »Aber gegen die
Blutvergiftung hatte ich noch drei Wochen
zu kämpfen.«
PETRUS UND DIE FALKEN
Prägend, aber rundum positiv das Erlebnis
von 1968, als der Wangerooger erstmals in
Kontakt mit »abgetragenen« (dressierten)
Greifvögeln trat. »Diese Flugvorführungen
haben mich so fasziniert, dass es mich bis
heute nicht mehr losgelassen hat«, ist seine
Begeisterung immer noch spürbar.
»Die Falknerei hat Friedrich II nach Europa
gebracht, und er hat seine Diplomaten
auf Falkenhöfe geschickt, damit sie Geduld
lernen.«
Geduld ist vor allem erforderlich, will
man eine vertrauensvolle Beziehung zu Adlern
oder Falken aufbauen. Und die lernte
Friedrich Wilhelm Petrus auf Burg Hohenbeilstein,
als ihn ein Kriegs-Veteran, ein
Ritterkreuzträger, in dieser edlen Kunst,
die aus dem arabischen Raum kommt, ausbildete.
Die Liebe zur Falknerei brachte dem ansonsten
eher zurückhaltenden Wangerooger
Fernsehauftritte mit dem großartigen
Tierfilmer Horst Stern und mit Jochen Richert,
dem Vater der Fernseh-Lotterie, sowie
die Bekanntschaft mit dem dämonischen
Schauspieler Lukas Amman und dem fidelen
Wolfgang Völz, die eine Folge von »Graf
Yoster« auf Hohenbeilstein drehten.
Die Vögel wiegen nicht viel, aber wenn
sie zurück auf den Handschuh kommen,
dann steckt beim Anflug eine unglaubliche
Wucht dahinter. Was für eine, das spürte
Petrus erst, als er 1970 als Beifahrer in Ostfriesland
einen schweren Unfall erlitt und
einen erheblichen Hüftschaden davontrug.
»Da war ich lange Zeit nicht mehr in der
Lage, einen heran fliegenden Adler aufzunehmen.«
Seit 1970 lebt Friedrich Wilhelm Petrus,
der mit seiner Frau Annelore am 28. April
2020 60 Jahre verheiratet ist und die Diamantene
Hochzeit feiern wird, wieder auf
Wangerooge. Er führte 36 Jahre lang im
Westen das Restaurant »Harle Hörn« und
blieb dabei den Greifvögeln treu. »Horus«
und »Kyra« hießen die beiden Falken, die
der begeisterte Falkner in großzügig angelegten
Volieren hielt, betreute und natürlich
auch in freier Natur fliegen ließ.
Ein leises Hobby, passend zu dem stillen
Tierfreund, der sich zwar täglich seine Zeitung
am Kiosk holt, ansonsten aber bis auf
die von ihm geführten Wattführungen und
Radtouren zum Westen kein Freund von
großen Menschenansammlungen ist.
Es sei denn, er führt die Inselgäste bei
Ebbe hinter den Deich, stützt sich auf die
Gabel und erzählt von den Kleinsttieren, die
im Watt leben. Die Welt des FW Petrus, dem
ältesten Wattführer, der zwar seine »schönste
Zeit im Leben« mit den Falken verbracht
hat, aber auch jeden Wattwurm kennt. Fast
jeden …
MANFRED OSENBERG
DER ÄLTESTE WATTFÜHRER
Es war ein Freitag im August 2019. Morgens um neun sitzt Friedrich-Wilhelm
Petrus auf seinem Fahrrad und wartet auf Gäste,
mit denen er eigentlich verabredet war, um mit ihnen ins Watt zu
gehen. »Aber heute«, sagt Petrus, »heute ist es einfach zu warm.
Ich bin 82 Jahre alt geworden, aber so heiß wie heute war es noch
nie auf Wangerooge.«
Bei Ebbe sind regelmäßig Naturliebhaber unterwegs, die mit
Friedrich-Wilhelm Petrus durch den Schlick waten. Petrus, weißer
Spitzbart im braun gebrannten Gesicht, ist der dienstälteste
Wattführer der Insel und kennt jeden Wattwurm zwischen
Harlesiel und Wangerooger Fähranleger persönlich …
0 36 BEINHART
RALF, DIE GIRLS
UND TORFROCK
»Immer wieder gerne«, grinste der »kleine Klaus« und verzehrte
die Bratwurst an Ralfs Pommeswagen vor der Dünenhalle. Dem
Sänger der legendären Band, der früher mal mit dem »langen
Klaus« ein nicht nur im Norden bekanntes Duo gebildet hat,
schmeckte trotz Nieselregens nicht nur die Wurst.
t
orfrock war angesagt. Und vor allem
die Bewohner von Wangerooge
waren gekommen, um die lange
Rocknacht zu genießen, um mit
dem Inselmarkt-Chef zu feiern. Eigentlich
sollte es die letzte große Fete mit Lammers
sein. Eigentlich …
Nun, die lange Torfrock-Nacht endete in
der Bacardi-Lounge. Laut. Feucht. Zünftig.
Den Abend leiteten die Inselcombo und die
SchippRatz ein, danach folgte die »Bagalutenband«
Torfrock, die übrigens bereits seit
1977 Deutschlands Norden aufmischt. Rock
aus Torfmoorholam und Haithabu ist eben
Kult von Aurich bis Wunstorf, von Rostock
bis Wacken.
»Beinhart« ging es zu, als Presslufthammer
B-B-B-B-Bernhard und die »Volle Granate,
Renate« nach langer Zeit wieder einmal
auf Wangerooge ertönten. Aber der Gast
konnte sichs den Eindruck nicht verwehren,
dass bei der legendären Band etwas fehlte.
Und nicht nur der erkrankte Bärtige, der auf
den Namen Raymond Voß hört.
TEXT: MAO / ALLE FOTOS: ANTJE POLLEX
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0 38 INSELHEIME
JUBILÄUM BEI
»VILLA KUNTERBUNT«
Maria Jonas gehört seit vielen Jahren zum Ensemble des bekannten
Wangerooger Chores. Dass sie nicht nur die richtigen Töne, sondern
auch die richtigen Worte findet, bewies die Leiterin der DRK Villa
Kunterbunt im September 2019 bei der Jubiläumsfeier der Mutter-
Vater-Kind-Kurklinik auf Wangerooge.
s
eit
zehn Jahren betreibt der DRK-
Landesverband Oldenburg die
Einrichtung auf der Insel – das
wurde mit einem »kunterbunten«
Programm und vielen Gästen gefeiert. Im
März 2009 hatte das DRK das Kurheim
zunächst von der Inselgemeinde gepachtet,
nachdem die gemeindeeigene Kurklinik den
Betrieb eingestellt hatte. 2014 kaufte das
DRK die Liegenschaft.
Gemeinsam mit Ehrengästen des Landkreises
Friesland, der Gemeinde Wangerooge
und des Roten Kreuzes feierten
Mitarbeiter und Kurgäste der Mutter/Vater-
Kind-Kur-Einrichtung des DRK Landesverbands
Oldenburg rund um die Villa Kunterbunt.
Maria Jonas dankte besonders ihren
46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: »Ihr
macht die DRK Villa Kunterbunt zu diesem
wundervollen Ort.«
Neben den Kurgästen und Rednern war
eine große Abordnung des DRK vor Ort.
Die Beschäftigten der Oldenburger Landesgeschäftsstelle
waren von Dieter Holzapfel,
Landesgeschäftsführer des DRK Landesverbands,
zum Betriebsausflug nach Wangerooge
eingeladen worden. Moderiert von
Villa-Kunterbunt-Urgestein Michael Sanftenberg
ging es durch das Programm. Zwischen
Grillimbiss und Kuchen wurde natürlich
besonders für Spaß und Freude der
kleinen Kurgäste gesorgt.
Silke Vogelbusch, Kreisrätin des Landkreises
Friesland, fand ebenfalls ein Grußwort
im Namen des Landkreises. Zum Ausklang
servierte die Inselcombo Wangerooge
ein kleines Konzert und sorgte damit auch
dafür, dass getanzt werden konnte.
FOTO: EVELYN GENUIT
SENIOREN-CAFÉ 0 39
ERNTEDANKFEST IM KLOPP-HAUS
»Alles aus unseren Gärten« – so lautete das Motto des rührigen
Wangerooger Seniorenbeirats beim September-Nachmittag, zu dem
37 betagte Frauen und Männer den Weg zum Klopp-Haus gefunden
hatten. Die Gäste wurden aber nicht nur mit Obst und Gemüse, sondern
auch mit Kaffee und Kuchen regelrecht verwöhnt. Dazu die Leierkastenmusik
von Curt Hanken und einige Vorträge. Kein Wunder,
dass das Senioren-Café inzwischen ein Insel-Highlight ist.
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0 40 SERIE IV
EX-KNEIPEN AUF DER INSEL:
DER MITTELPUNKT
SERIE IV 0 41
»Wat wullt ju heben, Beer, Dornkaat oder wat?« war die rustikale Begrüßungsfrage, die Wirt Jan
Doden seinen abendlichen Gästen im Mittelpunkt stellte. Kein Wunder also, dass die Inseljugend
und das Gros der Wangerooger Internatsschüler dem Mittelpunkt eindeutig den Vorzug vor ihrem
Schreibtischstuhl im Pensionszimmer gaben. Zudem war der Mittelpunkt, im Gegensatz zu den
meisten gastronomischen Inselbetrieben, ganzjährig geöffnet. »Ach, diese Schüler«, klagten schon in
den 60er Jahren Pensionswirtinnen wie Frau Strasser, »abends immer im Mittelpunkt saufen – und
zu Hause wird dann nur noch gepennt«.
n
icht nur für die Internatsschüler
war der Mittelpunkt ein zweites
Zuhause, auch die Kicker des
TuS Wangerooge sahen den
»Punkt« als ihr inoffizielles Vereinslokal
an. Und die Nähe zur Jade-Kaserne lockte
Abend für Abend viele der dort stationierten
Soldaten auf die gegenüberliegende Seite der
Rösingstraße.
Auch mittags war das Lokal schon geöffnet,
denn in den 1960er Jahren gehörte das
Mittagessen für die allermeisten Kurgäste
noch zum regelmäßigen Tagesablauf. Entweder
sie aßen in ihren Hotels, in der Milchbar
Regina oder in der beliebten Fischbratküche.
Oder sie gingen zum Mittagstisch
in die preiswertere Pension Schneider und
eben in den Mittelpunkt in der Rösingstraße.
Es gab dort nur ein einziges Gericht,
man nahm es, oder eben nicht. Sonst sollte
man doch mal sehen, wo man sein Mittagessen
her bekam!
Wer sich heute an den Mittelpunkt erinnert,
dem fallen jedoch in der Regel die
Abende und Nächte ein. »Oh ja, der Mittelpunkt
1968/69. Um halb acht stand eine
wartende Menge vor der Tür, Ströme von
Menschen querten die Dünenwiese zwischen
Damenpfad und Mittelpunkt, um 8
ging’s los und um halb neun brannte da die
Luft!« Es war kein Musikladen der sanften
Leonard-Cohen-Klänge. Christine Hogrefe-Ommen
fasst die bevorzugte Musikrichtung
mit drei der damals angesagten »Scheiben«
zusammen: Bad Moon Rising und
Proud Mary von CCR sowie Venus von
»Unserer Insel hat ein so wunderschönes Medium noch gefehlt,
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0 42 SERIE IV
den Shocking Blue. Und die Stimmung
mit: »Jeder Abend war ein Highlight, engste
Schwoof-Tänze (war ja auch nicht viel Platz),
Bier, Salzstangen und Cola-Rum. Aber es
war auch die große Zeit für Sauren Korn,
Persiko und Apfelkorn. Was war dieser Persiko
doch eklig! Wenn man ein Jahr vorher
gestandenen Männern erklärt hätte, sie füllten
sich demnächst mit süßem klebrigen Likörzeugs
ab, dass sie mit Bier aus 2-Liter-
Stiefeln nachspülten, hätten sie einen für
klapsmühlenreif erklärt«, beurteilt Christine
immer noch kopfschüttelnd die Getränkepräferenzen
der damaligen Zeit. »Da
gab’s immer Altbierbowle mit Erdbeeren, die
längst das Zeitliche gesegnet hatten. Und
wir wurden streng beäugt, dass wir bloß keine
Getränke auf dem Billardtisch abstellen.
Ein super Laden«, fasst Thorsten Lenze seine
Erinnerung zusammen.
Ein super Laden, der auch immer für einen
Jokus herhalten musste. Als Gesa Wolken
dem väterlichen Verbot zum trotz gemeinsam
mit ihrem Bruder im Mittelpunkt
feierte, schrie plötzlich Hermann Keller
durchs Lokal »Euer Vadder ist unterwegs«.
Ingo und Gesa sind dann ab durch die Mitte,
sofort in ihre Sommervilla gerannt und
haben sich mitsamt Klamotten ins Bett geschmissen.
Natürlich hatte sich Vater Meinhard
nicht einmal vom Sofa erhoben gehabt
… Oh Hermann, Du Schlingel!
Der Mittelpunkt war kein cooles und
durchgestyltes Lokal. Ganz bestimmt hatte
bei der Einrichtung kein preisgekrönter Innenarchitekt
seine kreative Hand im Spiel
So sieht der Mittelpunkt heute aus.
FOTO: RENATE ZERHUSEN
gehabt. Und mit Gummistiefeln oder Holzclogs
war man allemal passender gekleidet
als mit Schlips oder High Heels. Ein Lokal,
in dem niemand auf den Gedanken gekommen
wäre, nach der Sektkarte zu fragen.
Es sei denn, er wollte unverzüglich wieder
auf der Rösingstraße landen. Dafür waren
die Preise moderat. »20 Mark eingesteckt,
und ich kam damit locker durch die ganze
Nacht«, weiß Kai Oelschläger heute noch zu
berichten. Und allem Trubel, besonders dem
Saison-Rummel zum Trotz: die Wirtsleute
Walli und Jürgen haben immer für eine
nette Atmosphäre gesorgt und behielten das
Wohl ihrer Gäste im Blick. Auch wenn sie
sich damit bisweilen einer echten Herausforderung
stellen mussten.
»Dreimal hatte ich längeres Lokalverbot
im Mittelpunkt«, erinnert sich der Insulaner
Udo Flörcke, »und ich habe immer noch keine
Ahnung, wieso«. Zumindest der erste Teil
der Aussage erscheint glaubhaft. Aus einem
Lokal wie dem Mittelpunkt zeitweise verstoßen
zu werden, nun, da bedurfte es schon eines
gewichtigen Anlasses, der vielleicht am
nächsten Morgen bei Udo wieder der Vergessenheit
anheim gefallen sein mochte.
»FEIERABEND! Das war jede Nacht
um ein Uhr der legendäre Ruf von Walli«,
denkt auch Thorsten Zoeke noch gerne an
seine Mittelpunkt-Zeit zurück. Da war dann
auch wirklich Schluss. »Wenn es gut lief und
Walli milde gestimmt war, bekamen wir Insulanerjungs
Pinschi, Bobo, Frank und ich
noch ein Fass Bier für eine Strandfete mit
auf den Weg«. Besonders beliebt waren natürlich
die Strandpartys gemeinsam mit den
für solche Feste durchaus aufgeschlossenen
Erzieherinnen, die in den vielen Kinderheimen
arbeiteten. Und, merkwürdig, an diese
Strandpartys will sich heute, zumindest
öffentlich, niemand mehr so recht erinnern
können. Aber das ist ja schon wieder eine
ganz andere Geschichte …
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0 44 THEMA
SAUBERE SCHIFFE?
UMWELTRANKING
Freitag, 20. September 2019. Auch am Bahnhof von Wangerooge
demonstrieren sie. Weltweit gehen viele Menschen auf die Straße,
um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Mit gutem Recht:
Denn schon jetzt wirkt sich die Klimakrise auf unser Wetter aus.
w
etter und Klima sind eng
miteinander verzahnt.
Durcheinander bringen darf
man sie dennoch nicht –
und vor allem nicht in einen Topf werfen.
Das Wetter spüren wir nämlich: Zum
Beispiel die derzeit teils eisigen Temperaturen
am Morgen, wenn Sie das Haus verlassen.
Oder der Wind, der uns manchmal um
die Ohren weht. Auch Regen, Sonnenschein
und Nebel sind Wetter. Per Definition ist das
nämlich der momentane Zustand der Atmosphäre
an einem bestimmten Ort.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
veröffentlicht seit 2012 das Umwelt-Ranking
der Kreuzfahrtschiffe. Wer liegt in diesem
Jahr vorn?
Täglich fahren sie an Wangerooge vorbei,
die klimaschädlichen Kreuzfahrtschiffe.
Zwei von ihnen teilen sich Platz eins: die
»Aida Nova« der deutschen Rederei Aida
und die »Costa Smeralda« des italienischen
Kreuzfahrtunternehmens Costa Crociere.
Beide Schiffe werden mit Flüssiggas betrieben.
Dieser Treibstoff schneidet in der Umweltbilanz
besser ab als Marinediesel oder
Schweröl. Aber auch Flüssiggas ist ein fossiler
Brennstoff und damit klimaschädlich.
Insgesamt wurden rund 90 Schiffe bewertet,
weltweit sind schätzungsweise 6500
Passagierschiffe unterwegs; davon etwa 300
Kreuzfahrtschiffe.
Ein kleiner Trost: Ein kleiner Teil der
Flotte wird sauberer. Vor allem die Anbieter
aus Deutschland reagieren auf die Kritik am
immensen Abgasausstoß ihrer Schiffe. Die
Emissionen werden durch zusätzliche Reinigungstechnik
reduziert. Aber die Mehrzahl
der Kreuzfahrtreedereien fährt leider
immer noch mit extrem schmutzigen Antrieben.
Die Branche will bis 2050 den CO 2 - Ausstoß
halbieren. Ist das zu schaffen? Nicht,
solange selbst neue Schiffe noch mit dreckigen
Dieselmaschinen vom Stapel laufen. Die
Hoffnung für die Zukunft liegt auf Schiffsantrieben
mit Wasserstoff und Brennstoffzellen.
FOTO: EVELYN GENUIT
Inhaber Frank Eden …
… nennt zwei Gründe, weshalb das
Fahrradfahren auf der Insel besonders
den Kindern großen Spaß macht und
die Nerven der Eltern schont:
1.
2 .
Bis auf die Elektro-Karren sind
keine Autos unterwegs.
Auf der Insel existieren keine
Berge, die das Treten
anstrengend machen.
A
D
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POLITISCH 0 45
KLIMAWANDEL UND
ANDERE GEMEINHEITEN
Deutschlands Inseln haben zwei gravierende Probleme: den steigenden Meeresspiegel und hohe
Wohnraumpreise. Einheimische und Experten suchen nach Gegenstrategien, auch SPD-Politiker wie
Ministerpräsident Stephan Weil und die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller.
politiker, Tourismusmanager und
Umweltexperten trafen sich kürzlich
auch auf Helgoland und berieten,
wie sich die Zukunftschancen
der Bevölkerung auf Inseln und Halligen
verbessern lassen. Zentrales Thema war aber
natürlich der Klimawandel. Auf dem Plan
stand auch das Thema bezahlbarer Wohnraum.
Die Vertreter der Inseln und Halligen
verlangen Unterstützung vom Bundestag
und von der EU, um ihre Standortnachteile
zumindest teilweise auszugleichen.
Es ist kein Geheimnis, dass Wohnungen
auf den Inseln immer teurer werden. Das
gilt nicht nur für Sylt, wie der Ende 2018
vorgestellte Immobilienatlas der LBS Bausparkasse
zeigt: Auf der Insel stiegen die
Quadratmeterpreise für Häuser um 7,7 Prozent
auf durchschnittlich gut 10.600 Euro,
für Wohnungen um 3,5 Prozent auf 7.150
Euro. Kampen war mit fast 22.000 Euro
beziehungsweise 15.000 Euro Spitzenreiter.
Amrum rangierte bei 5.300 Euro je Quadratmeter
für Häuser und bei gut 4.900 für
Wohnungen. Auf Föhr war der Quadratmeter
400 bis 500 Euro billiger. Für Einheimische
sind solche Preise meist unbezahlbar.
Für die Ostfriesischen Inseln gelten ähnliche
Zahlen. Auf Wangerooge, wo die meisten
Bewohner vom Tourismus leben, gibt es
viele Kritiker. Die kritisieren nicht nur die
vielen meist leer stehen Zweiwohnungen der
»Festländer«, sondern auch das sogenannte
»Schmuckstücke« wie die Räume zwischen
dem gut frequentierten Lesesaal und
dem »Diggers« über Monate leer steht. Der
Pächter hat offensichtlich die Insel längst
verlassen. Für Diskussionen sorgt auch,
dass die vielen Wassersportler, die Surfen
oder Paddeln wollen, acht Monate lang vor
verschlossenen Toren stehen, weil das, zugegeben
gut ausgebaute Surfcafé erst spät
im Frühjahr öffnet und schon Ende August
schließt. »Das geht gar nicht«, schüttelte
einer der zahlreichen Windsurfer ungläubig
den Kopf, weil das einzige Surf-Café der Insel
geschlossen war. Und das, obwohl Wangerooge
mit seinen hervorragenden Möglichkeiten
für den Wassersport wirbt.
Aber das sind nur zwei Beispiele für
schlechte Imagewerbung. Auf der anderen
Seite wird deutlich, dass neue Konzepte in
punkto Öffentlichkeitsarbeit fruchten. Das
haben auch diverse Politiker als Inselgäste
gesehen. Bezahlbarer Wohnraum, Klimaschutz,
Sandismus – die Liste könnte beliebig
fortgesetzt werden.
Übrigens ist die Vergabe des ersten deutschen
Umweltpreises der Inseln geplant –
für das beste Konzept zur Vermeidung von
Plastikmüll.
Ob Wangerooge eine Chance hat …?
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0 46 FAMILIENFESTE
WENN DIE
DRACHEN
FEUER SPEIEN
Was ein Anblick! Auch in diesem Sommer war der Himmel über dem Inselstrand wieder voller bunter
Winddrachen. Thomas von Ahn, der »Mister Beam« von Wangerooge, hatte die Traditionsveranstaltung
wieder einmal zu einem Familienfest besonderer Güte gemacht. Hingucker 2019: Ein riesiger Pottwal.
ja, das traditionelle Drachen- und Familienfest
ließ nicht nur Kinderaugen
strahlen, auch Erwachsene waren beeindruckt
von den immer wieder neuen
kreativen Ideen der Veranstalter. Neben
Bienen, Schlümpfen, Schneewittchen und
den sieben Zwerge eroberten auch Fische,
Quallen und Echsen den Himmel über dem
Bade- und Burgenstrand. Mehrmals am
Tag haben die Drachen gespuckt, aber kein
Feuer – zur Freude der Familien regnete es
Süßigkeiten und Kuscheltiere am Platz am
Meer.
Absoluter Höhepunkt war wieder die
Drachennachtflugshow am ersten Festtag.
Bei Dämmerung zog es die Zuschauer
auf den Platz am Meer, um sich die beleuchtenden
Drachen anzusehen. Passend
zur musikalischen Begleitung tanzten die
leuchtenden Kreationen über den Himmel.
»Die vielen Besucher haben gezeigt, dass unser
Drachenfest auch nach 30 Jahren noch
immer sehr beliebt ist«, stellte Thomas von
Ahn erfreut fest. Warum der Allrounder
»Mister Beam« genannt wird? Weil der ehemalige
Spielzeughändler bei den Musikveranstaltungen
im Kursaal und in der Dünenhalle
mit seinem Beamer unersetzlich ist …
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: EVELYN GENUIT & MANFRED OSENBERG
Gemeinsam erfolgreich, auch bei KARAOOGE: Klaus Brüggerhoff
und Thomas von Ahn, genannt Mister Beam.
Über den Strandkörben boten die nunten Windvögel einen tollen
Anblick.
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0 48 SCHACHTURNIER 2019
Nach dem Spiel stellten sich die vorne platzierten Teilnehmer und eine Dame der Fotografin: oben von links: Emil Duval, Bendiks
Fokkena, Finley Mitchell, Julien Mitchell, Hendrik Vöpel (1.), Tammo Diers, Finn Regenhardt (1.), Thomas Höpfner sowie unten
von links: Oliver Kiamann (Sponsor), Helmut Hassenrück (3.), Stefan Peters (2.), Rene Borchert (1.), Alexandra Hynar (Frauen 1.),
Uwe Osterloh (Turnierleitung).
SCHACH MATT AM WATT
Nie war Schach am Watt so beliebt wie heute. Das traditionelle Wangerooger Schachturnier fand schon
zum 33. Mal statt, mit exakt 33 Erwachsenen und acht jugendlichen Teilnehmern. Versteht sich, dass sich
Cheforganisator Uwe Osterloh als erster Vorsitzender der Sport-Gemeinschaft und Dr. Oliver Kiaman
als fachkundiger Hauptsponsor und ehemaliger Sieger bei den Kinderturnieren, nach dem mehrtätigen
Schachturnier erleichtert und froh auf die Schultern klopften: »Geschafft. Es hat alles prima geklappt.«
k
ein Zufall, dass bei den Herren
Rene Borchert aus Duisburg
die Hauptwertung – vor Stefan
Peters und Helmut Hassenrück –
gewann. »Einer aus der Familie steht jedes
Jahr auf dem Treppchen«, stellte Osterloh
fest: »Alle Borcherts sind starke Schachspieler.«
Papa Borchert hatte das Blitzturnier für
sich entscheiden können.
Während Alexandra Hynar die Damenwertung
gewann, belegten Hendrik Vöpel
und Finn Regenhardt den ersten Platz bei
der Jugend. Auch bei den Jungs rauchten die
Köpfe, bevor die Sieger feststanden.
FOTOS: EVELYN GENUIT
SCHACHTURNIER 2019 0 49
ERSTER MILLIONÄR
KAM AUS
WUPPERTAL UND
VERBLÜFFTE DIE
WANGEROOGER
Der Großmeister kam, übernachtete
zünftig mit seiner Freundin am Srand im
Schlafkorb und verblüffte die Teilnehmer
des Wangerooger Schachturniers 2019
mit seinem Können. Ilja Zaragatski. 18
Mal trat er an – 16 Mal trat er als Sieger vom
Brett. Zwei Partien endeten remis.
Zaragatzki war zum ersten Mal auf
Wangerooge und begeistert. Eckhard Freise
war auch schon da – beim Show-Schach auf
der Insel. Freise? Das bekannte Allround-
Genie Professor Eckhard Freise von der
Bergischen Universität brachte das Kunststück
fertig und verblüffte RTL-Moderator
Günter Jauch bei »Wer wird Millionär« mit
seinen 15 Antworten. Professor Freise aus
Wuppertal schaffte die Million als erster der
beliebten Show und war auch vor acht Jahren
der Star beim traditionellen Wangerooger
Schachturnier, das in diesem Jahr schon
zum 33. Mal stattfand.
Fernsehstar Freise wurde übrigens 1944
in Erfurt geboren, baute 64 in Bielefeld sein
Abitur, promovierte 1979 in Münster mit einer
»magna cum laude« beurteilten Arbeit
über die Anfänge der Geschichtsschreibung
im Kloster Fulda. Seine Habilitation erfolgte
1987. Freise war zunächst Professor an der
Universität Mannheim. 1989 wurde er zum
Das Foto zeigt Professor Freise (rechts) mit Simultanspieler Martin Breutigam (der
Oldenburger schreibt sich wirklich mit eu) beim Wangerooger Turnier, das an der
Oberen Strandpromenade im Seminarraum Nord ausgetragen wird.
Hochschuldozenten ernannt. Von 1996 bis
zu seinem Ruhestand im Jahr 2011 war er
Inhaber des Lehrstuhls für mittelalterliche
Geschichte am Historischen Seminar der
Bergischen Universität Wuppertal. Er gehört
zu den Autoren der Monumenta Germaniae
Historica.
Nach seinem Millionen-Ding bei RTL
im Dezember 2000 glänzte Freise auch in
der RTL-Sendung »Der große IQ-Test«.
Ihm wurde ein Intelligenzquotient von
132 bescheinigt. Er schnitt damit als Bester
der teilnehmenden »Prominenten« ab.
Am 20. Januar 2008 spielte der Professor
in der RTL-Show »Die Weisheit der Vielen«
als Experte drei Quiz-Fragen gegen
ganz Deutschland. Ziel der Sendung war es,
in Anlehnung an das Buch »The Wisdom of
Crowds« von James Surowiecki zu überprüfen,
ob die Masse klüger ist als der einzelne
Experte. 2008 wurde der Professor in der
RTL-Show »1 gegen 100« und im Sommer
2011 auf Wangerooge als besonderer Gast
vorgestellt.
SIEGERTAFEL
SIEGER ALLER
ERWACHSENENTURNIERE
1983 Walter Rehe
1984 Dr. Eckhardt
1985 Thorsten Kleinjung
1986 Walter Rehe
1987 Hartmut Porth
1988 Helmut Hassenrück
1989 Berthold Weiß
1990 Oliver Porth
1991 Dietmar Porth
1992 Berthold Weiß
1993 Axel Janhoff
1994 Walter Rehe
1995 Dietmar Porth
1996 Hartmut Porth
1997 Dietmar Porth
1998 Dietmar Porth
1999 Dietmar Porth
2000 Uwe Osterloh
2001 Hartmut Porth
2002 FM Marcel Becker
2003 FM Dietmar Porth
2004 FM Dietmar Porth
2005 Andreas Borchert
2006 FM Dietmar Porth
2007 FM Dietmar Porth
2008 Daniel Kuehn
2009 Daniel Kuehn
2010 Boris Wolkowski
2011 Boris Wolkowski
2012 Boris Wolkowski
2013 Rolf Breidenbach
2014 Jari Reuker
2015 Uwe Osterloh
2016 Boris Wolkowski
2017 Franz-Peter Scholz
2018 Andreas Borchert
SIEGER ALLER
BLITZTURNIERE
1987 Helmut Hassenrück
1988 -
1989 Dietmar Porth
1990 -
1991 Dietmar Porth
1992 Heinrich Höxter,
Berthold Weiß
1993 Dietmar Porth
1994 Berthold Weiß
1995 GM Thomas Pähtz
1996 GM Thomas Pähtz
1997 GM Rainer Knaak
1998 Martin Friebel
1999 Dietmar Porth
2000 Walter Rehe
2001 Hartmut Porth
2002 Berthold Weiß
2003 Dietmar Porth
2004 Rolf Gehrke
2005 Berthod Weiß
2006 Klemens von Kiedrowski
2007 Thorsten Meyer
2008 Daniel Kuehn
2009 Daniel Kuehn
2010 Bernhard Bießmann
2011 Marcus Müller
2012 Rolf Breidenbach,
Daniel Kuehn
2013 Boris Wolkowski
2014 Jari Reuker
2015 Jari Reuker,
Daniel Kuehn
2016 Jari Reuker
2017 Boris Wolkowski
2018 Gerrit Weiß
0 50 SCHACHTURNIER 2019
DIE KINDERTURNIERE
Die Kinderturniere gehören dazu, wenn auf Wangerooge das
»Königliche Spiel« ausgetragen wird. Philipp von Wolfersdorff war
1985 der erste Junge, der das Kinderturnier gewann. In den beiden
folgenden Jahren kam der Sieger aus Hannover: Dr. Oliver Kiaman.
Er kam stets mit seinem Schachbegeisterten Vater auf die Insel und
bekam diesmal als Sponsor des 33. Wangerooger Schachturniers
viel Beifall bei der Siegerehrung.
m
it 13 Jahren war Oliver
schon dabei. Auch Luisa aus
Wuppertal ist erst 13 Jahre
alt, schon Europameisterin
im Schach und gilt als eines der größten
Talente. Wangerooge kennt sie (noch) nicht.
Aber sie kennt schon die Nervenspiele, die
über mehrere Stunden dauern können.
Um den Kopf freizukriegen, geht Luisa
zwischen den Partien gerne mit ihren Eltern
spazieren. Für die Gymnasiastin kommt es
im Schach darauf an, nie aufzugeben. »Auch
wenn ich in einer aussichtslosen Situation
bin, spiele ich immer weiter, da meine Gegner
auch nur Menschen sind und jederzeit
Fehler machen können.«
Des Weiteren ist logisches Denken
enorm wichtig. Es kommt darauf an, vorausschauend
zu spielen und die Geduld zu
behalten. Das zurückliegende WM-Finale
der Herren endete elf Mal Remis, bevor es
in den »Tie-Break« ging. So oft war dies bei
Luisa noch nicht der Fall. »Das Höchste waren
bei mir vier Remis gegen eine Gegnerin,
da wurde ich schon langsam ungeduldig und
sauer, aber es ist trotzdem wichtig, behutsam
weiterzuspielen.«
SCHACH BRAUCHT PLATZ
Der Seminarraum an der Strandpromenade
war in diesem Jahr proppenvoll. Wenig
Platz für die Teilnehmer. Bei Meisterschaften
sind bei den Spielen aber nur die beiden
Spieler und der Schiedsrichter um das Brett
versammelt. Somit erfahren Luisa Bashylinas
Eltern erst vom Ergebnis ihrer Tochter,
wenn sie den Saal verlässt und sie informiert.
»Wenn Luisa nach einem Spiel zu uns
kommt, zeigt sie immer das gleiche Gesicht,
es lässt sich nie erkennen, ob sie gewonnen
oder verloren hat«, stellt ihre Mutter fest.
Luisa wirkt nicht nur nach ihren Spielen lässig,
sondern auch, wenn sie über ihre großen
Erfolge redet.
Kein Wunder, denn für sie ist es normal
zu gewinnen: Mit gerade einmal zwölf Jahren
zählt sie in ihrer Vitrine bereits über 70
Pokale! »Ich müsste lügen, wenn ich sage,
dass ich mich über den siebzigsten Pokal genauso
freue wie über den Ersten. Dennoch
bin ich natürlich sehr glücklich und stolz
über jeden einzelnen meiner Erfolge.« Deutsche
Meisterin, Mannschafts-Europameisterin
und Vize-Europameisterin im Einzel –
andere Kinder würden nach Erfolgen dieser
SIEGER
ALLER KINDER-
TURNIERE
1985 Philipp von Wolfersdorff
1986 Oliver Kiaman
1987 Oliver Kiaman
1988 Matthias Dörffler
1989 Ursula Ehmer
1990 Sebastian Barth
1991 Hannes Predan
1992 -
1993 Hajo Nehls
1994 Isabel Barth
1995 Tamino Muth
1996 Tamino Muth
1997 Mark Blankenburg
1998 -
1999 Bernd Grotholt
2000 -
2001 Andreas Lersmacher
2002 Bernhard Steinkamp
2003 Sebastian Schmidtke
2004 Nils Gorbauch
2005 Bjrn Gorbauch
2006 Nils Gorbauch
2007 Carl Haberkamp
2008 Jari Reuker
2009 Carl Haberkamp
2010 Jari Reuker
2011 Kevin Silber
2012 Ronja Reuker
2013 Ronja Reuker
2014 Jerimias Hummel
2015 Emmilie Knig
2016 Jonas Bronger
2017 Lukas Wolkowski
2018 Lukas Wolkowski
BLITZTURNIER 2019
1. Rene Borchert
2. Stefan Peters
3. Louis Borchert
4. Daniel Kuehn
5. Philipp Röder
WANGEROOGE JUGEND 2019
1. Hendrik Vöpel
2. Finn Regenhardt
3. Julien Mitchell
4. Thomas Höpfner
5. Finley Mitchell
WANGEROOGE 2019
1. Rene Borchert
2. Stefan Peters
3. Helmut Hassenrück
4. Andreas Borchert
5. Louis Borchert
SCHACHTURNIER 2019 0 51
Größe Jubelsprünge durch die Decke machen.
Luisa Bashylina aber bleibt cool, während
ein breites Grinsen ihr Gesicht ziert.
»Ich freue mich über meine Titel, bin aber
lange noch nicht fertig!«
EMOTIONEN
Mit ihren Siegen geht Bashylina also gelassen
um, doch nach Niederlagen muss sie ihren
Emotionen freien Lauf lassen. »Wenn ich
verliere und dann mit meinen Eltern im Auto
sitze, weine ich sehr viel, weil ich mich dann
einfach so über mich selbst ärgere.« Nach einer
Niederlage im vorletzten Spiel der EM
rutschte Luisa plötzlich vom ersten auf den
dritten Rang. Mit der Ankunft im Hotelzimmer
weinte sie den ganzen Abend. »Das war
furchtbar, so etwas möchte ich nicht wieder
erleben«, denkt Mama Valentyna zurück.
Für die junge Wuppertalerin zählt immer
nur eins: der Sieg! Auch für ihre sportliche
Zukunft steckt sie sich die höchstmöglichen
Ziele: »Ich will eines Tages die erste
deutsche Damen-Weltmeisterin werden!«
AKROBATIKUNTERRICHT
ALS AUSGLEICH
Durch den hohen Aufwand, den die 13-Jährige
für ihren Sport betreibt, bleibt wenig
Zeit für Freunde in der Heimat. Traurig ist
sie darüber keinesfalls. »Ich muss viele Geburtstage
oder Verabredungen mit Freundinnen
absagen, das macht mir aber nichts,
denn Schach steht für mich über Allem.«
Sogar im Türkeiurlaub, den die Familie in
der Zeit vor der EM verbracht hat, war das
Schachbrett mit am Strand. Während andere
Kinder im Meer plantschten, trainierte
Luisa für das Messen mit den besten U12-
Schachspielerinnen des Kontinents. »Es ist
meine freie Entscheidung, dass ich so viel
trainiere. Wenn ich es nicht wollte, dann
würde ich es auch nicht machen.«
Bashylina besucht die achte Klasse des St.
Anna Gymnasiums in Wuppertal. Ihre Lieblingsfächer
sind Französisch, Geschichte
und Mathematik. Vor allen Dingen in Mathe
ist Luisa sehr begabt, wofür sie eine einfache
Erklärung hat: »In Mathe profitiere ich
vom Schachspiel. In vielen Situationen hat
mir das Vorausdenken, auf das es im Schach
auch ankommt, sehr weitergeholfen.« Vernachlässigt
wird die Schule wegen des vielen
Trainings auf keinen Fall, was ein Notenschnitt
von 1,4 deutlich macht.
Luisas nächstes großes Ziel ist ihr Abitur.
Anschließend möchte sie Ärztin oder
Rechtsanwältin werden. Am liebsten würde
das Schachtalent aber zu einer Profispielerin
aufsteigen, denn damit kann man auch richtig
gutes Geld verdienen. Ihre bisherigen Erfolge
und ihre fleißige Einstellung lassen berechtigte
Hoffnungen zu, dass dieser Traum
eines Tages in Erfüllung geht.
Vielleicht kommt Luisa auch mal zum
Wangerooger Turnier. Das nächste findet
vom 26. bis 31. Juli 2020 statt.
TEXT/QUELLE: EINWURF/MAO
FOTOS: EVELYN GENUIT
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0 54 EVENTS
WENN ES BEI DER FEUERWEHR
NICHT BRENNT …
Feste feiern statt feste arbeiten! Die Freiwillige Feuerwehr von
Wangerooge hat schon oft bewiesen, dass sie beides kann. Auch
beim diesjährigen »Tag der Offenen Tür« versorgten die Männer um
Brandmeister Torsten Stumpf die vielen Gäste mit Musik und lukullischen
Köstlichkeiten. Klar, dass da auch die Feuerwehr-Promis
vom Festland die Insel-Wehr lobten.
FOTOS: EVELYN GENUIT
SPONSORENLAUF
Gemeinsam sind sie stark. »Gäste und
Wangerooger Seite an Seite.« Diese Tatsache
hat Pfarrer Egbert Schlotmann beeindruckt.
Mehr als 140 Läufer aller Altersgruppen
nahmen diesmal am Sponsorenlauf der Katholischen
St. Willehad-Gemeinde teil. Mit
dabei natürlich die Leiterin des Naturparkhauses,
Silke Schmidt (Foto rechts). Sie benutzte
die Gelegenheit, auf die Vielfalt und
Einzigartigkeit »unserer Schöpfung hier auf
unserer Insel« näher einzugehen und Anstecknadeln
an die Läufer zu verteilen. 760
Runden wurden »gedreht«. Und für die insgesamt
gelaufenen 760 Kilometer kam ein
Betrag von über 3000 Euro zusammen, die
für die ökologische Umgestaltung des Willehad-Geländes
Verwendung finden.
EVENTS 0 55
OPEN WATER
Immer beliebter wird das Wangerooger Fackelschwimmen.
Auch diesmal gingen zum Abschluss eines DLRG-Camps die
Jungen und Mädchen trotz schlechter Wetterbedingungen ins
kühle Nass. Wind, Wellen. Aber die Gäste aus Cuxhaven und die
Schwimmer von der Insel hatten ihren Spaß und freuten sich
beim Finale auf das Signalfeuer am Hauptstrand und den Beifall
der Schaulustigen.
FOTO: EVELYN GENUIT
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0 56 HANDBALL & GOLF
ALS WANGEROOGE HANDBALL-MEISTER WURDE
Ein Bild der erfolgreichen Wangerooger Schülermannschaft 1963: hinten von links
Allrounder Voigt, Hagedorn, Heckert, Gomberg, Kornmesser, Joost (†) sowie unten
von links: Klausmann, Mehlo (†) und Hempen (†)
Tatsächlich! Wangerooge besaß früher
ausgezeichnete Handballteams und -talente.
Eine erfolgreiche Mannschaft setzte
sich aus der 11. Klasse des Inselgymnasiums
von Wangerooge zusammen. Wenn man so
will, eine Schulmannschaft. Trainer Bernhard
Voigt erinnert sich gern an die alten
Zeiten: »Betreut wurden wir von unserem
Sportlehrer Gerold Einhoff, der immer Zeit
für uns hatte. Trainiert wurde auf den Pflastersteinen
in der ausgebombten Flughalle.
Damals stand nur das Gebäude in dem heute
der Tower steht und der gegenüberliegende
Trakt, in dem heute Wohnungen sowie
der Eingang zur Turnhalle sind, die erst viel
später gebaut wurde. Es wurde also im Freien
gespielt.« Heute stehen da der Hangar
und die Turnhalle.
Voigt: »Wir mussten zu allen Spielen ans
Festland fahren. Am Spieltag durften wir
zwei Spiele absolvieren. Dazu liefen wir am
frühen Morgen über die Schienen (damals
durfte man das noch), fuhren dann mit dem
Fischkutter von Emil Albrecht nach Harle,
mit dem Bus nach Jever, absolvierten dort
unsere Spiele und dann ging es wieder zurück.
Bei Wind, Wetter und unterschiedlichsten
Gezeiten. Ich erinnere mich noch
sehr gut daran, dass dicker Nebel, sehr niedriges,
ablaufendes Wasser war und Emil bei
der Ausfahrt aus dem Damm uns auf die
Sandbank setzte.«
Albrecht konnte aussteigen und ging
über den Damm nach Hause, nicht ohne
den Handballern zu sagen: »Passt schön auf
mein Schiff auf, ich komm in fünf Stunden
wieder!«
»Unser Heimleiter war begeistert, als
wir erst weit nach Mitternacht ins jeweilige
Haus schlichen. Es gab damals noch keine
Handys. Der einzige Insulaner war der ältere
Sohn vom damaligen Kapitän Hempen«,
erklärte Voigt: »Wie stolz waren wir, als die
Kreismeisterschaft geschafft war. Die WSG
hat noch viele Jahre in der Kreisliga gespielt,
konnte aber, trotz sehr guter Handballer,
dieses Kunststück nicht mehr wiederholen.«
KEVIN UND DIE
WANGEROOGER
GOLFER
Begehrt: Schnupperkurs mit Kevin Conboy.
Die einen nennen ihn einen »Sechser im
Lotto«, die anderen das »Aushängeschild«
des Wangerooger Golf-Clubs. Kevin Conboy,
der Vollprofi aus Colorado, ist wohl bei-
des. Er sorgte nicht nur dafür, dass »seine«
neun Löcher bei Clubmeisterschaft (MOIN
berichtete) und Turnieren gut präpariert
sind, sondern dass er auch als inzwischen
bester Inselkenner überall mitreden und für
die Golfer am Flugplatz werben kann.
»Die in Eigenleistung erstellte Bewässerungsanlage
hat sich in diesem Jahr bezahlt
gemacht«, erklärte Vorstandsmitglied Stefan
Marten. »Die Greens und auch die Fairways
konnten umfangreich bewässert werden. Das
Ergebnis kann sich sehen lassen, dies wurde
uns auch von den Mitgliedern und den Gästen
bestätigt. Wir werden im Rahmen unserer
finanziellen Möglichkeiten den Platz pflegen
und weiter entwickeln.«
Fazit im Spätsommer: Der Golfsport
auf Wangerooge ist in seiner jetzigen Form
(9-Loch, schnelle Runde, lockere, familiäre
Atmosphäre) gut aufgestellt. Wichtig, dass
auch die Jugend integriert ist.
TENNIS 0 57
HORST KLEMMER
NEUER EHRENPRÄSIDENT
Wie ist es möglich, dass ein Mini-Club ein Maxi-Turnier austragen kann? Die Frage
kann der Tennis-Club auf Wangerooge beantworten. Es muss etwas passieren! In
diesem Punkt ist sich der Vorstand mit Erik Gaudig, Ulf Hordorf, Corinna Wittrin,
Diana Folkerts, Daniel Greulich und Stefan Jung einig. Neue Mitglieder. Neue Satzung.
Neue Angebote. Die fast ständig verwaiste Tennisanlage, herrlich gelegen in einer
Dünenlandschaft, soll endlich wieder mit Leben gefüllt werden. Aber wie? Vielleicht
sollte mal bei den jungen Inselbewohnern geworben werden. Das älteste Mitglied, Horst
Klemmer (mit Mikro), der ehemalige Cheforganisator der Tennisturniere, wurde zum
Ehrenpräsident ernannt und wünscht seinen Nachfolgern viel Glück bei ihren Plänen.
FOTO: KLAUS SCHULTES
0 58 INSELKICK
HAUKES HITS, GRUNEMANNS KURZARBEIT
UND EIN ITALIENER SCHOSS DAS ERSTE SAISONTOR
Hauke sorgt für Stimmung bei den Fans (oben links). Das Wangerooger
Fußballteam feiert nach den ersten Heimsiegen. Und Michel Rieger, jüngster Spross
der Inseldynastie, freut sich im MOIN-Dress über seinen ersten Doppelpack
Als staatlich anerkannter Bade- und
Schwimm-Meister liebt er das Wasser in
der Oase. Als neuer Kapitän des TuS Wangerooge
liebt Marco van Koten das Toreschießen.
Beim historischen 9:1-Erfolg im
TuS-Stadion am Flugplatz traf er – wie Michel
Rieger und Placido »Domingo« Quathamer
gleich zweimal.
Wer internationalen Fußball sehen will,
für den ist der Besuch eines Heimspiels in der
untersten Liga ein Muss. Für das erste Saisontor
brauchte Placido, der »Pizzaman« mit
italienischen Wurzeln, nicht einmal zwei Minuten.
Während die Polen Radek und Jacek
den defensiven Part beherrschten und beim
gekonnten Pressing die Gäste aus Varel vor
unlösbare Aufgaben stellten, dirigierten der
»Venezianer« aus der ZE und der werdende
Papa Philipp Grunemann (»Im Fußball werde
ich kürzer treten«) das Inselspiel im Mittelfeld.
Klasse! 9:1-Heimsieg in der Arena am
Flugplatz. Der freiwillige Abstieg in die
4. Kreisklasse war vielleicht doch nicht so
falsch. Das meint auch Hauke, als Disc-Jockey,
Pokalabstauber, Servierer und Grill-
Organisator der Allrounder im VIP-Wagen
an der Eckfahne. Er ist längst der gefragteste
Mann bei den Heimspielen. Bei seiner Musik
legt er Wert auf deutsche Texte. Seine Nummer
eins im September: »Sexualverkehr«, gesungen
von Christian Steiffen, bekannt aus
den Bayern- und anderen Krimis.
TEXT UND FOTOS: MANFRED OSENBERG
WANGEROOGER VORBILDER
Natürlich setzt auch der Inselfußball ein Zeichen für den
Klimaschutz! Bereits eine Woche vor dem globalen Klimastreiktag
hat die Verlegenheitsmannschaft von Wangerooge beim jährlichen
Insel-Kick-Treffen, das diesmal auf Norderney stattfand, die Arbeit
niedergelegt.
»Für uns war klar: Auch wir wollen im Kampf gegen die rasante
Erwärmung des Planeten ein Zeichen setzen«, so ein Sprecher des
Wangerooger Teams, dessen Spieler beim Turnier um das große Paddel
demonstrativ in grünen Trikots aufliefen. Finn Drees, sonst meist
nur auf der Bielefelder Alm anzutreffen, bedauerte: »Schade, dass die
Gegner von den anderen Inseln nicht mitmachen wollten und anders
als wir darauf aus waren, Tore zu schießen.«
Doch die Wangerooger blieben ihrer Sache treu und weigerten
sich, jede Form von fußballerischer Arbeit zu übernehmen, um so auf
den weltweit viel zu hohen CO2-Ausstoß hinzuweisen. Ein starkes,
bemerkenswertes Signal, finden wir.
Nur einen einzigen Punkt holten sie, bevor sie die Heimreise von
Norderney nach Wangerooge antraten. In den Händen grüne Flaschen.
Aus Glas, versteht sich …
MANFRED OSENBERG
DIGGERS mit AUSSENPOSTEN
*
... und beim Jahreswechsel geht auch
im Festzelt die Post ab!
Arbeiten
… wo andere Leute Urlaub machen.
Katharina wohnt zwar in Oldenburg, serviert
aber köstliche Getränke im AUSSENPOSTEN
am DIGGERS. Im Sommer. Im Winter
arbeitet sie da, wo Skilaufen angesagt ist,
nämlich in Österreich. Man sieht ihr an, dass
ihr der Job Spaß macht.
Diggers Golf-Cup 2020
Wangerooges bekannter Golf-Pro Kevin
Conboy aus Colorado ist ein oft und gern
gesehener Gast im Diggers. Im Frühjahr
2020 wird der beliebte Trainer auf der
Golf-Anlage am Flugplatz erstmals das
Turnier um den Diggers-Cup organisieren.
Anschließend findet die Siegerehrung am
Außenposten statt. Natürlich mit Live-Musik,
versteht sich.
Die gute Adresse auf der Strandpromenade. Auch im Herbst und im Winter.
Lassen Sie sich verwöhnen!
DIGGERS STRANDBAR & AUSSENPOSTEN N O 1
STRANDPROMENADE 3 · 26486 WANGEROOGE · TEL. 04469 – 642 · INFO@DIGGERS-STRANDBAR.DE
0 60 KINDERWÜNSCHE
VERBOTENE FOTOS?
Da stehen die Kleinen mit großen Augen und riesigen Tüten
im Arm vor dem Eingang der Schule und zu einem neuen Leben.
Wenn sie einige Jahre später vor dem Schultor stehen, dann
haben sie vielleicht auch Tüten dabei, aber da ist dann vielleicht
schwarzer Afghane statt dunkler Schokolade drin …
d
ie I-Dötzchen freuen sich sehr
auf die Schule. Das ist verständlich,
weil man dort ja für
das Leben lernt. Zum Beispiel,
dass ein Satz im Deutschen inzwischen aus
Subjekt, Prädikat und stark vereinfachtem
Objekt besteht (»Isch geh Schulhof«) oder wie
man Pornofilmchen auf dem Smartphone
gucken kann. Erfreulicherweise bekam
Wangerooge weitere Mittel zur Digitalisierung
der Schulen, so dass in den wenigen
Klassenzimmern schnelles Internet und
W-Lan verfügbar ist und die Videos nicht
mehr so ruckeln. Sollten die Schüler allerdings
in einigen Häusern an der östlichen
Strandpromenade wohnen, dann werden sie
anschließend zu Hause nicht mehr zurechtkommen,
weil Wangerooge an einigen Ecken
Probleme mit dem Breitbandausbau hat. Es
gibt immer noch Stellen, zu denen die Datenpakete
nicht durch Glasfaserkabel, sondern
am Rücken von Weinbergschnecken befestigt
transportiert werden. Für die Informatik-
Hausaufgaben braucht man da länger als
fürs ganze Abitur.
Übrigens ist es ja so, dass der erste Schultag
eines Kindes innerhalb des Familienlebens
inzwischen Dimensionen angenommen
hat, als würden die Kiddis nicht zur Inselschule,
sondern auf eine Marsmission ohne
Wiederkehr gehen. Tränenreiche Abschiede
und Feierlichkeiten wie nach der Promotion
an der Harvard-Universität sind heute nicht
unüblich. Umso schlimmer ist, dass keiner
so genau weiß, ob man am ersten Schultag
noch Fotos von den I-Dötzchen-Klassen machen
darf. Wegen Datenschutz und Recht am
eigenen Bild ist das Fotografieren an einigen
Schulen sogar ganz verboten worden.
Ist das nicht toll? Da versuchen wir heute
verzweifelt höchst offiziell das Ablichten von
Kindern zu verhindern, die in wenigen Jahren
völlig freiwillig sogar Selfies mit Windpocken
oder übergroßen Eiterpickeln mit
einer Milliarde Instagram-Nutzern auf der
ganzen Welt teilen werden. Nur ein schönes
Foto von der Einschulung haben sie dann
nicht. Möglich, dass in Zukunft Cartoonisten
engagiert werden, die ein Bild der Klasse
1 zeichnen, damit es wenigstens irgendein
Erinnerungsstück gibt …
Oder es gibt – wie auf Wangerooge – einen
Pädagogen, der die Fotos von den Kleinen
selbst schießt und bestimmt, wo die Bilder
veröffentlicht werden. Aber nur dann, wenn
ein besorgter Vater kein Veto eingelegt hat …
FRED BERG
KULTUR PUR 0 61
LIVE IST LIVE – UND KULT IST KULT
W’OOGE LIVE an einem Montag im September.
Begeisterung in der Dünenhalle. 300 Besucher feierten
die Wangerooger Kulturgruppen, den Gemischten Chor
Vocal Waves, die Volkstanzgruppe, die Insel-Combo und die
Wangoo Diptams (Foto), die für »ihre Insel« trommelten.
Fazit: Ein sehens- und hörenswerter Abschlussabend.
0 62 BAUSTELLEN
ES GEHT RUND AM WESTTURM
Wenn Sie demnächst in einem Lokal oder Bistro auf Wangerooge sitzen, sich über die Sitzgelegenheiten
wundern und sich fragen, ob man die schon mal anderswo gesehen hat, dann lautet die Antwort:
Ja, die Stühle und Tische standen bisher im Westcafé.
s
eit
dem 9.9. um 9 Uhr ist das
bekannte Café im Insel-Westen
geschlossen. Pleite? Keine Lust
mehr am Meer? Nein, das Café
am Westturm wird umgebaut. Dort, in
unmittelbarer Nähe einiger Inselheime,
soll nun doch das jahrelang geplante Drei-
Sterne-Aparthotel mit 13 Ferienwohnungen
gebaut werden. Der schon vor längerer Zeit
zugesicherte Zuschuss des Landes in Höhe
von eineinhalb Millionen Euro war also
doch nicht »umsonst.«
Und wer baut das Objekt, das 6 Millionen
kosten soll? Die Unternehmer Verena
Coordes und Tobias Orthmann bauen
im Westen neben der Jugendherberge die
Ferienwohnungen. Die neuen Apartments
werden zwischen 19 und 107 Quadratmeter
groß und sind für zwei bis acht Personen geeignet.
Zudem sollen fünf Personalwohnungen
entstehen.
Das Gebäude des Westturm-Cafés besteht
seit 1936. Im März 2016 kaufte es die White
Wangerooge GmbH. Davor war das Oldenburger
Software-Unternehmen Ashampoo
(auch erster Inhaber der Diskothek in den
Dünen) und zuletzt die Abalio Real Estate
UG Eigentümer. Neben dem Café ist dort
auch ein Fahrradverleih, der ebenso bestehen
bleiben soll wie das Café.
NEUE BAUSTELLEN
Wenn alles nach Plan läuft, soll das neue
Aparthotel am 1. März 2021 eröffnen. Vielleicht
sind dann auch die langjährigen Ruinen
in der Peterstraße (neben Fisch Kruse)
und Charlottenstraße (neben Salon Flämig)
neu »auferstanden.« Ein auf Wangerooge
bekannter Investor soll endlich Nägel mit
Köpfen gemacht und die Grundstücke mit
den als Insel-Schandflecke bekannten Ruinen
für viel Geld erworben haben.
Viel Arbeit also für die Bauherren – auch
in den kommenden Jahren. Bleibt die Hoffnung,
dass auch andere Schandflecken, wie
zum Beispiel die rund um den »Vorzeige«-
Bahnhof, endlich beseitigt werden.
Übrigens: Es bleibt beim Grundstückstausch
zwischen der Gemeinde Wangerooge
und dem Landkreis für den sozialen
Wohnungsbau. Allerdings soll das Mietshaus
nicht auf dem Gelände hinter der alten
Grundschule gebaut werden. »Würden
wir dieses Grundstück weggeben, würden
wir uns finanziell deutlich verschlechtern«,
erklärte Wangerooges Bürgermeister Marcel
Fangohr Statt des Grundschulgeländes
bietet die Insel-Gemeinde dem Kreis das
Grundstück Siedlerstraße 39 für die Fläche
der ehemaligen Rettungswache an der
Richthofenstraße an.
TEXT: MAO
FOTO: EVELYN GENUIT
TOP 10
Aktuelle Hitliste
der Buchverkäufe in der
Wangerooger Buchhandlung
01 Brigitte Janson
Inselfreundinnen
02 Marie Wendland
Bei Ebbe geht das Meer nach Hause
03 Ildiko von Kürthy
Es wird Zeit
04 Matthias Brandt
Blackbird
05 Jo Nesbo
Messer
06 Christiane Franke
Mord bei Nordwest
07 Mariana Leky
Was man von hier aus sehen kann
08 Malte Goosmann
Rufmord auf Wangerooge
09 Benedict Wells
Vom Ende der Einsamkeit
10 Moa Graven
Tod am Meer
ZUSAMMENGESTELLT VON RALF KEULEN,
WANGEROOGER INSELBUCHHANDLUNG
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AUCH DER PUDDING …
… feiert in diesem Jahr Jubiläum. Das Café ist neben den
Türmen eines der Wangerooger Wahrzeichen. Die Geschichte
des ehemaligen Bunkers und der Familie Folkerts finden die
Inselfreunde auch im Osenberg-Buch »Wangerooge – ein
Wintermeerchen«. Viele MOIN-Leser wissen, dass von der
Pudding-Treppe auch ein Ski-Event ausgetragen wurde. Über
den legendären Abfahrtslauf wird auch heute noch an den
Biertheken Wangerooges »geredet«.
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0 64 ERINNERUNGEN
VOR 35 JAHREN
AUF WANGEROOGE
Der stolze Sieger des Burgenbau-Wettbewerbs wird am
Burgenstrand mit einer Schärpe gekürt, während an den Volleyball-
Netzen die Freizeit-Mannschaften um den Turniersieg spielen.
Gleichzeitig entspannen sich Urlauber im Gymnastikraum unter
Anleitung einer Yoga-Lehrerin. Was war denn plötzlich los auf
Wangerooge, fragten sich 1984 nicht wenige Inselgäste? Das hat es
hier doch sonst nicht gegeben!
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der Tat war das Angebot an Freizeitaktivitäten
auf Wangerooge in den
Jahren zuvor eher spärlich. Während
beispielsweise Langeoog auf eine intensive
Sport-Tradition zurückblicken kann,
tat sich in dieser Hinsicht auf den anderen
Ostfriesischen Inseln recht wenig. Zwar
gab es sportliches Treiben am Strand schon
seit langer Zeit, und sicherlich war auch auf
Wangerooge die Strandgymnastik für viele
Urlauberinnen und einige wenige Urlauber
ein tägliches Muss. Aber organisierte
Sportangebote und spezielle Veranstaltungen
für Kinder überließ man doch lieber
anderen Ferienregionen.
Vielen Nordseegästen wurde jedoch der
reine Faulenzer-Urlaub zu langweilig, die
Menschen wollten in ihren Ferien aktiver
sein, wollten auch im Urlaub mehr für ihre
Gesundheit tun. Sand, Meer und mit ein wenig
Glück auch schönes Wetter, waren einfach
nicht mehr ausreichend.
Der frühere Wangerooger Rettungsschwimmer
Axel Stuppy erkannte den neuen
Trend und erarbeitete ein vielversprechendes
Konzept, das er der Kurverwaltung unterbreitete.
»Wichtig war mir der Bezug zu
den Besonderheiten unserer Insel«, erklärt
er »ich wollte unbedingt die Beliebigkeit
und Peinlichkeit der bekannten mediterranen
Club-Animation vermeiden«. Unter
dem Namen Sport-Spiel-Spaß startete in
der Vorsaison 1984 das Kurverwaltungs-
Programm mit dem Anbaden im Mai. Die
Badegäste der ersten Badezeit, die sich bei
erfrischenden elf Grad Wassertemperatur in
die Fluten trauten, spazierten unter Applaus
ins Wasser und erhielten anschließend eine
Urkunde überreicht.
Anlaufstelle für alle Interessierten
wurde schnell die Badekarre an der Unteren
Strandpromenade. Hier trafen sich die
morgendlichen Jogger zu ihrem täglichen
Strandlauf, hier konnten Bälle und Strandspielzeug
für den Tag ausgeliehen werden.
Das Deutsche und selbst das Bayerische
Sportabzeichen wurden abgenommen, Kinder
fanden sich hier regelmäßig zum Insel-
Suchspiel ein.
Schon nach wenigen Wochen wurde mit
Gabi Loch eine weitere Sportlehrerin einge-
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stellt. Wassergymnastik im Hallenbad, Ausgleichs-
und Entspannungsgymnastik, Yoga
und Aerobic konnten so unter fachlicher Leitung
den Gästen angeboten werden. 1986
stieß dann mit Ebi Rockstroh noch ein dritter
Vollblut-Animateur zum Team. Schnell
wurden die Strandanimateure Ansprechpartner
für unterschiedlichste Wünsche und
Anregungen. Ob die Kurverwaltung nicht
einmal ein Schachturnier veranstalten könne?
Oder ein Schwimmwettkampf im Freibad,
so wie früher? Solche und ähnliche
Wünsche wurden schnell und unkompliziert
umgesetzt.
Das täglich wechselnde Programm hing
in den Hotels, an den zahlreichen Infotafeln
der Kurverwaltung und natürlich an der Badekarre
aus. Viele Gäste erinnern sich noch
heute an die spektakulären Strandkorbrennen
auf der Unteren Promenade (Foto
links), bei denen sich die Strandwärter mit
Gästen in Geschicklichkeit und Schnelligkeit
maßen. Die früher so beliebten Burgenbau-Wettbewerbe
erfuhren eine Renaissance,
und zu den Schlauchboot-Regatten
im Priel feuerten die Zuschauer lautstark die
Teilnehmer an. Regelmäßig wurde, musikalisch
unterstützt von der Kurkapelle, zum
Grillfest im Kurverwaltungs-Kindergarten
und zum Kinderfest am Strand eingeladen.
In so mancher Schublade liegt heute noch
die Urkunde zum »Insel-Melker« oder zum
»Leuchtturmwärter-Gehilfen«.
Das ebenfalls 1984 eröffnete Hallenbad
wurde in das Kinderprogramm integriert.
Einmal wöchentlich fand dort ein Nachmittag
»Spiel und Spaß für Kinder« statt, an
dem das mit allerlei Spielgeräten aufgerüstete
Hallenbad ausschließlich den Kindern
gehörte.
Nach den großen Sommerferien waren
es meist ältere Erwachsene, die ihre Kenntnisse
über die Wangerooger Geschichte,
über Flora und Fauna und Ebbe und Flut
bei inselkundlichen Spaziergängen vertiefen
konnten.
Viele Gäste, selbst wenn sie nicht aktiv
am angebotenen Programm teilnahmen, äußerten
sich positiv über den neuen Schwung
in der der Kurverwaltung. Dass alle Veranstaltungen
auch noch kostenlos angeboten
wurden, fand natürlich einhelliges Lob. Und
wenn die Kinder mit leuchtenden Augen von
der Tretauto-Rallye zurück kamen und stolz
ihre Urkunde präsentierten, dann war auch
ihren Eltern klar: Im kommenden Sommer
fahren wir selbstverständlich wieder nach
Wangerooge!
TEXT: AXEL STUPPY
FOTOS: PRIVATARCHIV
Oben: Tauziehen – eine der Strandspiel-Disziplinen 1986.
Mitte: Die Siegerehrung des Burgenbauwettbewerbs
Links: Burgenbaumeister Kurt Friedrich aus Helmstedt mit »Goldener Schaufel« 1985.
Rechts: Gabi Loch beim Ausfüllen der Urkunden
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FOTOWETTBEWERB
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Die Ruhe vor den Herbststürmen und die letzten Tage vor dem Einsendeschluss für den traditioniellen MOIN-Fotowettbewerb.
Letzter Termin: 11.11.2019 (Bitte höchstens drei Fotos in maximaler Qualität senden).
FOTO: EVELYN GENUIT
MÜLL KANN MAN NICHT TRENNEN!
Wieso nicht? Hat nur eine Silbe.
VOR 13 JAHREN …
… wurde mit dem Flughafen BER begonnen.
Heute zählt er zu den klimafreundlichsten Flughäfen der Welt!
GEHÖRT BEIM DRACHENFEST
»Im Urlaub wollte ich meinen Kummer ertränken.
Aber meine Schwiegermutter wollte nie ins Wasser.«
POST VOM SINGLE
»Suche eine Frau!«
Folge: 3 Frauen gefällt das. – 182 Männer schreiben: »Nimm meine!«
WUT
Ehemann: »Wenn ich dich richtig wütend mache, wehrst Du dich nie.
Wie hast Du deinen Zorn eigentlich so im Griff?«
Frau: »Ich putze die Toilette.« Ehemann: »Und das hilft?«
Frau: »Ich benutze dafür deine Zahnbürste.«
»Ich verstehe das nicht. Sie schreibt nicht,
sie ruft nicht an.«
Maurice Nagel wartet immer noch …
IMPRESSUM
10 JAHRE
MOIN von Wangerooge
erscheint fünfmal im Jahr und
ist überall auf der Insel, wo sich
Menschen treffen, erhältlich.
Preis ab 2020:
3,00 EUR.
Herausgeber
OSInsel-Verlag Wangerooge
Manfred Osenberg
Am Alten Deich 12
26486 Wangerooge
Chefredaktion
Manfred Osenberg
Tel. 0171-6803540
osenbergpresse@t-online.de
Fotos
Evelyn Genuit
Kurt E. Keil
Jörn C. Osenberg
Manfred Osenberg
Marc Osenberg
Antje Pollex
Klaus Schultes
Axel Stuppy
Renate Zerhusen
Reportagen
Axel Stuppy
Friedemann W. Bräuer
Layout
Jörn C. Osenberg
Druck
Häuser KG, Köln
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Nr. 2 Februar 2019
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