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0 62 DIE REPORTAGE
Jan Grunemann und Thijs Kretzberg (rechts)
Gewichts alle paar Schritte knietief versunken
ist und sich wieder herauswuchten
musste. Das war körperlich und mental eine
absolute Grenzerfahrung. Nachdem wir uns
dann gerade so in die Unterkunft geschleppt
hatten (wo man dann zumeist völlig fertig
und apathisch herumsaß) waren wir natürlich
total stolz auf unsere Leistung. Das verdiente
Siegerbierchen durfte da nicht fehlen.
Ein weiteres Highlight war die Besteigung
des Gokyo-Ri (5357m). Der Aufstieg
von Gokyo aus und ohne Gepäck ging recht
zügig (1,5 Std.); wir waren ja auch mittlerweile
gut im Training. Oben angekommen
hatten wir bei bestem Wetter ein absolut
atemberaubendes Panorama über die höchsten
Berge der Welt. Man konnte von dort vier
der 8.000er (Everest, Lhotse, Cho Oyu, Makalu)
bestaunen.«
Wirklich beeindruckend war auch, wie sich
die Einheimischen an die Gegebenheiten
angepasst und gelernt haben, wie sie das
Leben trotz der Umstände meistern. Jan
Grunemann: »Außerdem hätte ich nicht
gedacht, dass die Natur so abwechslungsreich
sein kann: Von grünen Wäldern über
kahle Sandlandschaften bis zu schnee- und
eisbedeckten Bergen konnte man alles bewundern.
Insgesamt war es ein absolut einmaliges
Erlebnis. Es ist toll, wie man in einer
Gruppe mit fremden in so kurzer Zeit so
eng zusammenwächst, die Erfahrungen und
Eindrücke werden mich auch in Zukunft
noch begleiten. Übrigens: Obwohl man aufgrund
des hohen Energieaufwandes in einer
Tour Nahrung aufnimmt, habe ich knapp
4kg abgenommen. Eine Tour durch die Berge
funktioniert also auch als Diät.«
FLUGZEUG
ABGESTÜRZT
»Wir sind an einem Dienstag
zurück nach Kathmandu
geflogen. Wenige Tage
später haben wir im Internet
gelesen, dass in Lukla
(Red: Flughafen mit der
kniffligen Start- und Landebahn)
ein Flieger beim
Start verunglückt ist, es
gab leider auch drei Tote.
Anhand der Tail-Nr. am
Wrack konnten wir dann
erkennen, dass das genau
der Flieger war, in dem wir ein paar Tage
vorher noch gesessen haben.«
Das Dach der Welt lockt in diesem Jahr
abenteuerlustige Touristen in Scharen. Mittlerweile
bildet sich auf dem Gipfelgrat des
Mount Everest jährlich eine Schlange wie bei
der Fahrkartenausgabe am Anleger in Harle.
Zehn Bergsteiger bezahlten alleine in diesem
Frühjahr die waghalsige Expedition auf das
Dach der Welt mit dem Tod.
Das jüngste Opfer: Robin Haynes Fisher
(44). Die nepalesischen Behörden bestätigten
am Samstag den Tod des Briten. Fisher
war beim Abstieg vom 8848 Meter hohen
Gipfel in der sogenannten Todeszone zusammengebrochen!
Kurz vor dem Drama hatte
seine Begleiterin Kristyn Carriere noch ein
Video mit dem Bergsteiger aufgenommen.
Jan und Thijs kamen unbeschadet und
gesund zurück an die Nordsee. »Aber wir
hatten auch nicht vor, als professionelle
Bergsteiger den Mount Everest zu erklimmen.
Immerhin haben wir die 6000m ohne
besondere Ausrüstung und Kleidung geschafft.«
Jetzt schaffen sie wieder in ihren Berufen:
Thijs als Unternehmensberater in
Hamburg, Jan als Polizist in Westerstede.
Außerdem möchten sie ihren Wangerooger
Fußballklub beim »Abenteuer Klassenerhalt«
unterstützen. Gelingt dies nicht, wollen
sie im nächsten Jahr wieder aufsteigen.
Denn das haben sie ja bei den Aufstiegen
in der höchsten Bergwelt gelernt …
MANFRED OSENBERG