Industrieanzeiger 02.2020
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02.20<br />
28.01.2020 | 142. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Spanntechnik Systeme werden immer smarter Seite 26<br />
Energiewende Euref-Campus zeigt die Zukunft Seite 45<br />
Abdichten Audi nutzt Inkjet-Technik Seite 58<br />
M. Bicker, Clusterleiter<br />
zur Zukunft des<br />
Leichtbaus Seite 56<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 1
EXPERTEN<br />
ENTSCHEIDER<br />
E-WORLD<br />
SEIT 20 JAHREN DER TREFFPUNKT<br />
DER ENERGIEWIRTSCHAFT.<br />
E-WORLD ENERGY & WATER<br />
11. – 13. FEBRUAR 2020 | ESSEN | GERMANY<br />
EUROPAS FÜHRENDE ENERGIEFACHMESSE<br />
#Eworld2020<br />
www.e-world-essen.com<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
meinung<br />
Auf den Fokus<br />
kommt´s an<br />
In der produzierenden Industrie wächst der Unmut über eine Reihe<br />
politischer Entscheidungen. Führende Köpfe äußern sich immer öfter<br />
kritisch über Vorgaben aus Berlin oder Brüssel. Moniert werden<br />
vor allem ein „zum Teil faktenfreier Umgang mit Technologien“ –<br />
etwa beim Verbrennungsmotor – und „eine unsägliche Überregulierung“.<br />
Besonders in kleinen und mittleren Unternehmen binde<br />
Bürokratie und das Einhalten teils unsinniger Vorschriften enorme<br />
Kapazitäten und gefährde so die Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Viele umweltpolitische Forderungen sind richtig und überfällig,<br />
manche aber auch überzogen oder falsch fokussiert. Ein Beispiel ist<br />
die unsachliche, populistische Art, das Auto zum Hauptschuldigen<br />
am Klimawandel zu degradieren. Tatsache<br />
ist: Während der Straßenverkehr weniger als<br />
1 % des weltweiten CO 2 -Aufkommens verursacht,<br />
ist allein die Zementproduktion für<br />
8 % verantwortlich. Und: Wem – gerade unter<br />
Jugendlichen – ist bewusst, dass der Betrieb<br />
des Internets schon heute mehr Energie<br />
frisst als der Flugverkehr!?<br />
Um Klima und Umwelt zu schützen, sollten<br />
wir in allen Lebensbereichen technologieoffen<br />
die am wenigsten belastenden Lösungen<br />
suchen. Dazu gehört auch, die Lebenszyklen<br />
von Produkten zu verlängern<br />
und eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen.<br />
Die politische Forderung, den Verbrennungsmotor<br />
möglichst bald zu beerdigen, ist<br />
jedenfalls zu kurz gedacht; selbst wenn sie<br />
gerade Wählerstimmen verspricht. Der Ver-<br />
brenner lässt sich mit den richtigen Kraftstoffen<br />
nicht nur klimaneutral betreiben,<br />
er hat im Vergleich zum – in der Gesamtökobilanz<br />
gar nicht so sauberen – Batterie-E-Antrieb<br />
auch einige Vorteile.<br />
Wer aber Autos am liebsten gleich<br />
ganz abschaffen würde, der sollte auch<br />
bereit sein, das Internet abzuschalten. •<br />
Themen 02.20<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
10 Präzisionswerkzeuge<br />
12 9. Robotics Kongress<br />
14 5G Industrie-Summit<br />
20 Beschäftigung<br />
22 Schichtarbeit<br />
26 Spanntechnik 4.0<br />
32 Werkzeugbau<br />
40 Teilereinigung<br />
42 Alternative Antriebe<br />
45 Energiewende<br />
50 Mechatronic<br />
52 Druckluft<br />
56 Leichtbau<br />
66 Glosse<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20<br />
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3
inhalt 02.20<br />
26 | Spanntechnik<br />
Der smarte Werkzeug halter<br />
iTendo misst Beschleunigungen<br />
und Vibrationen direkt<br />
am Werkstück und gibt die<br />
Daten an die Maschinensteuerung<br />
weiter.<br />
45 | Energiewende<br />
Noch etwa 8 Jahre darf CO 2<br />
in die Atmosphäre abgegeben<br />
werden, um das Klimaziel<br />
von 1,5° C zu erreichen. Der<br />
Euref-Campus in Berlin zeigt<br />
Projekte für morgen.<br />
58 | Digital Sealing<br />
Abdichten wie Inkjet-<br />
Drucken: Mit dieser Technologie<br />
bringt Audi das PVC-<br />
Material tröpfchenweise auf<br />
– und damit viel akkurater<br />
und effizienter als bisher.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Tag der<br />
PSA<br />
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Auf den Fokus kommt´s an<br />
10 Präzisionswerkzeuge<br />
Produktionsvolumen der Branche geht<br />
um 7 % zurück<br />
12 Robotics Kongress<br />
Robotik-Experten beleuchten MRK &<br />
Safety, KI und Maschinelles Lernen<br />
14 5G Industrie-Summit<br />
Event zu den Chancen des neuen<br />
Mobilfunkstandards<br />
19 Smart Factory<br />
IT-Dienstleister GFT erweitert<br />
Industrie- Expertise durch Übernahme<br />
20 Beschäftigung<br />
Kurzarbeit mit Qualifizierung der<br />
Mitarbeiter verknüpfen<br />
22 Gesundheitsmanagement<br />
Wer Schichtarbeit gesund gestaltet,<br />
schützt wichtige Potenzialträger<br />
24 Marketing<br />
bvik-Experten über Trendthemen im<br />
B2B<br />
Technik & Wissen<br />
●26 Spanntechnik<br />
Smarte Systeme verbessern Prozessqualität<br />
und Produktivität<br />
32 Aachener Werkzeugbau-Kolloquium<br />
Digitale Vernetzung und innovative<br />
Geschäftsmodelle als zentrale Themen<br />
34 Fertigung<br />
Flexible Fertigungszelle sichert hohe<br />
Qualität und kurze Reaktionszeiten<br />
36 Hartbearbeitung<br />
Automatisiertes Fräszentrum bearbeitet<br />
Kleinstlose anspruchsvoller Teile<br />
40 Teilereinigung<br />
Einfache Bedienung und Schnittstelle<br />
zum ERP-System sorgen für Effizienz<br />
42 Alternative Antriebe<br />
Brennstoffzelle und Wasserstoff<br />
drängen immer weiter aus der Nische<br />
●45 Energie<br />
Auf dem Euref-Campus in Berlin ist die<br />
Zukunft der Energie schon Gegenwart<br />
48 Maschinensicherheit<br />
Langzeitversuch erweitert den Einsatzbereich<br />
einer Sicherheitsklemmung<br />
50 Mechatronic<br />
Zahnstangenantriebe für die Luftfahrtindustrie<br />
52 Druckluft<br />
Arcelormittal Bremen kombiniert Turbogebläse<br />
mit Schraubenverdichtern<br />
54 Druckluft-Management<br />
Präzisionstiefzieher Euscher verschafft<br />
sich Transparenz<br />
●56 Interview Leichtbau<br />
Wie Digitalisierung den Leichtbau<br />
voranbringt, erklärt Marc Bicker vom<br />
Leichtbau-Cluster Landshut<br />
●58 Digital Sealing<br />
Audi erzielt Effizienzsprünge mit neuer<br />
Nahtabdichtung von Atlas Copco<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
14 Veranstaltungen<br />
15 Menschen<br />
60 Produkte<br />
64 Impressum<br />
64 Vorschau<br />
65 Wir berichten über<br />
66 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Die Möglichkeit einer permanenten Prozesskontrolle<br />
und der adaptiven Prozesssteuerung<br />
wird in der Spanntechnik immer<br />
wichtiger.<br />
Bild: Industrial Arts/stock.adobe.com<br />
Folgen Sie uns online für<br />
noch mehr News.<br />
3. Tag der PSA<br />
Praxis – Innovation – Recht<br />
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Dorint Hotel, Mannheim<br />
Teilnahmegebühr: 395,00 Euro (zzgl. MwSt.).<br />
In der Teilnahmegebühr ist ein Catering<br />
(Mittagessen, Kaffeepausen) enthalten.<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Si-Akademie für Sicherheit und Gesundheit<br />
Martina Langenstück<br />
Phone +49 711 7594-4607<br />
si-akademie@konradin.de<br />
Veranstalter:<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Foto: © Gorodenkoff - Fotolia<br />
www.tag-der-psa.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 5
augenblicke der technik<br />
Von Darwin bis nach Adelaide. Einmal quer<br />
durch die australische Wüste müssen die solarbetriebenen<br />
Autos bei der World Solar Challenge<br />
fahren und dabei 3022 km überwinden.<br />
Für diesen mörderischen Trip haben die Teilnehmer<br />
genau eine Woche Zeit. Und die Autos<br />
dürfen sich nur mit der Kraft der Sonne fortbewegen.<br />
Die studentischen Teams aus aller Welt<br />
entwickeln dafür unterschiedliche Fahrzeugkonzepte,<br />
die sich im aerodynamischen Design,<br />
in der Wahl der Solarzellentechnik<br />
und in den<br />
Abmessungen stark voneinander<br />
unterscheiden.<br />
Einer der Teilnehmer des Rennens stammt aus<br />
Aachen. Das Team Sonnenwagen fuhr zum<br />
zweiten Mal bei dem zweijährlich stattfindenden<br />
Wettbewerb mit und konnte im Oktober<br />
2019 den sechsten Platz belegen. Ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor waren dabei die im Wagen ein -<br />
gesetzten Lager. Diese mussten verschleißfest<br />
und vor allem leicht sein. Denn je leichter<br />
der Sonnenwagen, desto effizienter lässt er sich<br />
antreiben und umso länger wird die über -<br />
wundene Strecke. Zum Einsatz kamen Polymer-Gleitlager<br />
des Herstellers Igus aus Köln.<br />
Bild: Covestro Sonnenwagen Aachen.<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 7
tipps der redaktion<br />
Haustier-Roboter<br />
Sonnenblende<br />
neu erfunden<br />
Mit dem Virtual Visor erfindet<br />
Bosch die Sonnenblende neu und<br />
revolutioniert nach eigenen Angaben<br />
damit den Fahrzeuginnenraum.<br />
Die klassische Sonnenblende<br />
wird durch ein transparentes LCD-<br />
Display und eine auf den Fahrer<br />
ausgerichtete Kamera ersetzt.<br />
Dank Künstlicher Intelligenz wird<br />
auf dem Display immer nur der<br />
Teil verdunkelt, aus dem die Sonne<br />
den Fahrer sonst blenden würde.<br />
Der Rest des Displays bleibt<br />
durchsichtig und der Blick auf die<br />
Straße frei.<br />
Bild: Bosch<br />
Unter dem Motto „ein bisschen<br />
Liebe kann die Welt verändern“<br />
(im Original: „A little<br />
love can change the world)<br />
hat das japanische Startup<br />
Groove X den liebesbedürftigen<br />
Roboter<br />
Lovot entwickelt. Lovot ist<br />
kein Haushaltshelfer, sondern<br />
eher wie ein Haustier,<br />
das gestreichelt werden will und<br />
sich auch mal zurückzieht, wenn<br />
fremde Menschen kommen.<br />
Anti-Schnarch-Kissen<br />
Bild: Kowave<br />
@<br />
Eine<br />
Bild: Groove X<br />
Das Motion Pillow sorgt für Ruhe im<br />
Schlafzimmer, denn es erkennt, wenn<br />
die Person neben einem schnarcht.<br />
Sobald das Schnarchen erkannt wird,<br />
werden die internen Airbags des Kissens<br />
aufgeblasen, wobei der Kopf des<br />
Benutzers sanft neu positioniert wird.<br />
Diese leichte Bewegung des Halses<br />
und des Kopfes lindert vorübergehend<br />
das Schnarchen und ermöglicht<br />
eine erholsame Nacht.<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Am Rad drehen<br />
Bild: Peloton<br />
In den USA sind sie bereits Kult: die Trainingsräder von Peloton.<br />
Jetzt halten die Fitnessbikes für den Hausgebrauch auch in Deutschland<br />
Einzug in die Wohnzimmer. Bei den Geräten handelt es sich<br />
aber nicht nur um einfache Heimtrainer. Der Hersteller hat mit Peloton<br />
ein neues Fitness-Konzept entwickelt: ein Studioerlebnis für Indoor-Cycling<br />
mit Live-Übertragungen von Gruppenkursen, jederzeit<br />
und bequem von zu Hause aus.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Veranstalter:<br />
FORUM<br />
ROBOTICS<br />
KONGRESS<br />
12. Februar 2020<br />
Robotation Academy<br />
Messegelände Hannover<br />
9. Robotics Kongress<br />
Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />
> Sensorik & Vision<br />
> MRK & Safety<br />
> Maschinelles Lernen & KI<br />
TOP<br />
EVENT<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.industrieanzeiger.industrie.de/<br />
robotics-kongress-2020/<br />
Unsere Partner 2020:<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 9
nachrichten<br />
Konjunkturbremsen<br />
hinterlassen Spuren<br />
Präzisionswerkzeuge | Der VDMA-Fachverband<br />
meldet für 2019 einen Rückgang des Produktionsvolumens<br />
um 7 %. Dabei sind die Teilbranchen<br />
unterschiedlich stark betroffen.<br />
„Handelskonflikte und die daraus<br />
resultierende Konjunkturabkühlung<br />
hinterlassen Spuren“,<br />
sagte Stefan Zecha anlässlich<br />
der Pressekonferenz des<br />
VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge,<br />
dessen Vorsitzender<br />
er ist. Nach ersten Hochrechnungen<br />
gehe die Branche<br />
von einem Produktionswert in<br />
Höhe von 10,4 Mrd. Euro aus.<br />
Für 2020 erwartet der Verband<br />
keine Produktionssteigerung.<br />
Die Hersteller von Zerspanwerkzeugen<br />
kamen mit einem<br />
Absatzminus von rund 4 % im<br />
Vergleich der Teilbranchen am<br />
glimpflichsten davon, gefolgt<br />
vom Werkzeugbau mit einem<br />
Minus von 8 % und den Spannzeugen<br />
mit 9 % Verlust. Dass<br />
Präzisionswerkzeuge in schwierigen<br />
Zeiten Produktivitätsgewinne<br />
ohne große Investitionen<br />
ermöglichten, habe noch<br />
stärkere Rückgänge verhindert.<br />
Insbesondere der deutsche<br />
und der chinesische Markt entwickelten<br />
sich 2019 schlechter<br />
als erwartet. Ebenso lagen wichtige<br />
EU-Absatzländer mit 6 bis<br />
9 % im Minus. Der Absatz in<br />
den USA lag zwar im positiven<br />
Bereich, aber ebenfalls unter<br />
dem Vorjahr. Auch die beiden<br />
wichtigsten Abnehmerbranchen<br />
Automobil und Maschinenbau<br />
nahmen 2019 weniger Werkzeuge<br />
ab als im Vorjahr. Gut ent -<br />
wickelten sich dagegen die Medizintechnik<br />
und die Luftfahrt,<br />
die beide leicht zulegten.<br />
Hoffnung für das laufende<br />
Jahr geben erste Signale aus der<br />
Automobilindustrie, nach denen<br />
die Produktion im Jahresverlauf<br />
wieder steigen und die Werkzeugnachfrage<br />
sich stabilisieren<br />
könnte. Dies werde jedoch nicht<br />
ausreichen, um einen weiteren<br />
Produktionsrückgang zu verhindern.<br />
Zecha beklagte eine Wirtschaftspolitik<br />
ohne Sinn und<br />
Verstand, den teilweise faktenfreien<br />
Umgang mit Technologien<br />
sowie Bürokratiemonster<br />
wie die DSGVO oder die EU-<br />
Entsenderichtlinie, die die Wettbewerbsfähigkeit<br />
gefährdeten.<br />
Er forderte eine Politik, die sich<br />
mit Augenmaß um die Rahmenbedingungen<br />
kümmert. •<br />
2020 rechnet der VDMA<br />
Präzisionswerkzeuge laut<br />
seinem Vorsitzenden Stefan<br />
Zecha mit einem weiteren<br />
Rückgang des Produktionsvolumens.<br />
Bild: <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Neues Fraunhofer-Institut eröffnet<br />
Im Dezember 2019 fiel der Startschuss<br />
für das Fraunhofer IKS. Bild: Amory<br />
Salzmann/Fraunhofer IKS<br />
Kognitive Systeme | Im Dezember letzten<br />
Jahres hat das neue Fraunhofer Institut für<br />
Kognitive Systeme IKS in München seinen<br />
Geschäftsbetrieb eröffnet. Schwerpunkt der<br />
Forschung ist die Absicherung Künstlicher<br />
Intelligenz: Safe Intelligence. Dabei sollen<br />
die bislang meist getrennt betrachteten Bereiche<br />
Sicherheit und Intelligenz in Einklang<br />
gebracht werden.<br />
Das Fraunhofer IKS wird ein zentraler<br />
Bestandteil des Kompetenznetzwerks<br />
„Künstliche Maschinelle Intelligenz“ Baye-<br />
rischen Staatsregierung. Für die Arbeit des<br />
Instituts werden sechs Professuren neu geschaffen,<br />
vier davon an der Technischen<br />
Universität München (TUM). Mit diesem<br />
Netzwerk soll die Brücke geschlagen werden<br />
zwischen der Grundlagen- und der Anwendungsforschung.<br />
Der Schwerpunkt liegt<br />
dabei zunächst auf der Entwicklung resilienter<br />
kognitiver Systeme, resilienter KI<br />
sowie KI für autonome Systeme. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
DÜSSELDORF,10.–13. MÄRZ<br />
POWER YOUR BUSINESS<br />
Offenes Labor für Smart Textiles<br />
Textilsensorik | In Lustenau in<br />
Vorarlberg hat ein erstes firmenoffenes<br />
Entwicklungszentrum<br />
für intelligente Sensortextilien<br />
seine Arbeit aufgenommen.<br />
Betreiber ist der Firmen- und<br />
Wissenschaftsverbund „Smart<br />
Textiles Plattform Austria“ mit<br />
Fokus auf Sensor-Textilien<br />
(www.smart-textiles.com). Im<br />
Lab sind erste Produkte mit<br />
Textilintelligenz zu sehen, beispielsweise<br />
eine Schuh-Einlage<br />
mit Drucksensoren, sowie zahl-<br />
reiche Prototypen für den Einsatz<br />
im Internet der Dinge (IoT).<br />
Studien schreiben intelligenten<br />
Textilien eine Schlüsselrolle<br />
in der Vernetzung mit dem Internet<br />
zu, speziell bei Wearables, in<br />
Sport und Gesundheit und der<br />
Anlagensicherheit. Dem im Lab<br />
auch räumlich angesiedelten<br />
Netzwerk gehören 64 Mitglieder<br />
vorwiegend aus der DACH-<br />
Region an, die Starter-Kits für<br />
Smart Textiles und die Technik<br />
kostenlos nutzen können. •<br />
Das Lab für intelligente<br />
Textilien mit ersten Prototypen<br />
und Produkten.<br />
Bild: Grabher Group<br />
JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />
VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />
HALT DIE FRÄSE<br />
UND KOMM ZUR METAV<br />
Grüner Strom in der BRD<br />
21. Internationale Messe für<br />
Technologien der Metallbearbeitung<br />
Studie | Schleswig-Holstein und<br />
Baden-Württemberg sind die<br />
führenden Bundesländer im Bereich<br />
Erneuerbarer Energien.<br />
Das ist das Ergebnis des Bundesländervergleichs,<br />
den das Deutsche<br />
Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW Berlin) und das<br />
Zentrum für Sonnenenergieund<br />
Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg<br />
(ZSW) im<br />
Auftrag von und in Kooperation<br />
mit der Agentur für Erneuerbare<br />
Energien (AEE) zum 6. Mal er-<br />
Eine Studie vergleicht die Bundesländer<br />
bei Erneuerbaren Energien.<br />
Bild: Eisenhans/stock.adobe.com<br />
stellt haben. Die Analyse bewertet<br />
auf Basis von 61 Indikatoren<br />
die politischen Anstrengungen<br />
und Erfolge der Länder bei der<br />
Nutzung von Erneuerbaren<br />
Energien sowie beim damit verbundenen<br />
wirtschaftlich-technischen<br />
Wandel. •<br />
Vorankommen – aber nicht nur mit Schnittgeschwindigkeit:<br />
die gesamte Wertschöpfungskette der Metallbearbeitung<br />
an einem Ort präsentiert.<br />
Das Wissen von morgen für den betrieblichen Erfolg im<br />
Handumdrehen sichern. Fräs dich durch die METAV!<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 11
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Digitalisierung | In Kooperation<br />
mit Oerlikon Balzers hat<br />
die Mapal-Tochter C-Com eine<br />
Applikation entwickelt, die den<br />
Beschichtungsprozess beim<br />
Nachschleifen von Werkzeugen<br />
transparent macht. Die App<br />
tauscht Daten mit dem Portal<br />
„myBalzers“ aus, sodass sich<br />
der Status jedes Auftrags in<br />
Echtzeit abrufen lässt. +++<br />
Mit Robotern in die<br />
smarte Zukunft<br />
❧<br />
+++ Webshop | Iscar arbeitet mit<br />
einem neu gestalteten Tool-<br />
Webshop. Nutzer profitieren<br />
von der übersichtlichen Oberfläche,<br />
intuitiver Bedienung und<br />
vielen praktischen Funktionen,<br />
heißt es. Die Nutzerkonten<br />
wurden übernommen, nur die<br />
Zugangsdaten ändern sich. +++<br />
❧<br />
+++ Härterei-Fusion | Halex<br />
erwirbt die Härterei Aribert<br />
Conrad und erhielt den Zuschlag<br />
im Sinne einer langfristigen<br />
Nachfolgeregelung dank<br />
ihrer mittelständischen Struktur,<br />
teilen die Firmen mit. Martin<br />
Kampen wird weiter die Conrad-Geschäfte<br />
führen, alle Mitarbeiter<br />
sind übernommen. +++<br />
❧<br />
+++ Handy-Laser | Trumpf lieferte<br />
im Herbst den milliardsten<br />
Mini-Laser „VCSEL“ an den<br />
Sensorhersteller STMicroelec -<br />
tronics, wie das Unternehmen<br />
bekannt gibt. VCSEL sind elementarer<br />
Bestandteil von Sensoren<br />
in Smartphones. Mehr als<br />
150 Modelle seien mit Trumpf-<br />
Lasertechnik ausgestattet, heißt<br />
es in der Mitteilung. +++<br />
Robotikforscher Gordon<br />
Cheng von der TU München<br />
wird auf dem Robotics<br />
Kongress den Keynote-Vortrag<br />
halten. Bild:<br />
Astrid Eckert, TUM<br />
Robotics Kongress | Am 12. Februar treffen sich Robotik-<br />
Experten zum 9. Mal in der Technology Academy auf dem<br />
Hannover Messegelände.<br />
Der 8. Robotics Kongress letztes<br />
Jahr war ein voller Erfolg. Mit<br />
rund 220 Teilnehmern war der<br />
Veranstaltungsort, die Technology<br />
Academy, komplett ausgebucht.<br />
Auch auf dem 9. Robotics<br />
Kongress warten wieder<br />
spannende Fachvorträge auf die<br />
Besucher. Themenschwerpunkte<br />
sind die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
(MRK) & Safety sowie<br />
Maschinelles Lernen und<br />
KI.<br />
Das erste Thema beleuchtet<br />
die Zusammenarbeit zwischen<br />
Mensch und Maschine sowie<br />
die dabei unverzichtbaren Sicherheitsstandards.<br />
Es gibt dabei<br />
verschiedene Systeme, die<br />
für Sicherheit sorgen sollen. Die<br />
Keynote hält Prof. Gordon<br />
Cheng, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für kognitive Systeme an der TU<br />
München. Stichworte aus dem<br />
Vortrag sind zum Beispiel soziale<br />
und humanoide Robotik.<br />
Hinter dem zweiten Themenfeld<br />
stecken Software-Algorithmen,<br />
die aus Daten lernen können.<br />
Die Verfahren sind in der Robotik<br />
richtungsweisend. Roboter<br />
werden heute nicht mehr nur<br />
auf klassische Weise programmiert,<br />
sondern können selbstständig<br />
dazulernen.<br />
Hochkarätige Fachvorträge<br />
zeigen auf, welche technischen<br />
Voraussetzungen für den optimalen<br />
Einsatz von Robotern in<br />
der smarten Fertigung gegeben<br />
sein müssen. Die diesjährigen<br />
Sponsoren des vom <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
gemeinsam mit der Hannover<br />
Messe veranstalteten<br />
Kongress sind Schunk, Schmalz,<br />
Pilz, Yaskawa, Stäubli und Universal<br />
Robots. •<br />
Anmeldung zum 9. Robotics<br />
Kongress unter https://industrie<br />
anzeiger.industrie.de/roboticskongress-2020/<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Mehr Investitionen in IT-Sicherheit<br />
Cyber Security | Unternehmen investieren mehr in Digitalisierung<br />
und IT-Sicherheit, so das Ergebnis einer Umfrage<br />
von Tata Consultancy Services (TCS) und Bitkom Research.<br />
66 % der Unternehmen wollen ihre Investitionen in IT-<br />
Sicherheit steigern – mehr als in jedem anderen Bereich.<br />
Gefragt sind auch Datenanalyse-Software (55 %) und<br />
Online-Shops (52 %). Das zeigt eine repräsentative Umfrage<br />
von Bitkom Research im Auftrag von TCS unter<br />
953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern in<br />
Deutschland. Im Durchschnitt investieren die Unternehmen<br />
5,5 % ihres Jahresumsatzes in die digitale Transformation<br />
– eine Steigerung um 12 % zum Vorjahr.<br />
Allerdings werden die Anforderungen an Datenschutz<br />
(53 %) und IT-Sicherheit (52 %) von den Unternehmen<br />
auch als größte Hürden der Digitalisierung gesehen.<br />
Nur 1 % sieht hingegen fehlende finanzielle Mittel<br />
als Hinderungsgrund.<br />
Der Fachkräftemangel wird zur immer größeren Herausforderung:<br />
Mehr als ein Drittel (35 %) sieht den<br />
Mangel an Mitarbeitern mit Digitalkompetenz als Hür-<br />
Unternehmen investieren laut Umfrage mehr in IT-Sicherheit.<br />
Bild: fotohansel/stock.adobe.com<br />
de – 2017 waren es erst 25 %. Auch bei den benötigten Fachkräften<br />
steht IT-Sicherheit an vorderster Stelle: 28 % haben bereits entsprechende<br />
Stellen geschaffen, erneut eine Steigerung zum Vorjahr:<br />
2018 waren es 23 %, 2017 erst 18 %. •<br />
Messe Stuttgart startet mit Elan ins neue Jahr<br />
Jahresausblick | Die Messe Stuttgart ist mit<br />
guten Voraussetzungen ins neue Jahr gestartet.<br />
Der Unternehmensumsatz lag 2019 bei<br />
rund 125 Mio. Euro. Im Vergleich mit 2017<br />
war das vergangene Jahr aufgrund fehlender<br />
Veranstaltungen etwas schwächer. Die<br />
Geschäftsführer Ulrich Kromer und Roland<br />
Bleinroth prognostizieren dennoch für 2020<br />
ein Rekordergebnis und rechnen schätzungsweise<br />
mit einem Umsatz von<br />
185 Mio. Euro. Die Messe wird sich laut eigenen<br />
Aussagen nicht auf der erfolgreichen<br />
Entwicklung ausruhen, sondern hat einen<br />
Masterplan für die Zukunft entwickelt.<br />
Hierzu gehören zum Beispiel der Bau neuer<br />
Parkplätze und Service-Gebäude sowie die<br />
Schaffung neuer Büroräume.<br />
Die Geschäftsführung gab zudem einen<br />
Überblick über weitere vorläufige Zahlen<br />
zum Geschäftsjahr 2019. 58 Messen,<br />
22.091 Aussteller und 1,167 Mio. Besucher<br />
füllten die Hallen der Messe. Der Cyberangriff<br />
Anfang September 2019 spielt sich jedoch<br />
– unter anderem aufgrund hoher Kosten<br />
für ein Krisenteam bestehend aus 30 Experten<br />
– in den Zahlen wider. Wie hoch der<br />
Schaden insgesamt ausfällt, lässt sich laut<br />
Geschäftsführung nicht sagen. Der Messeveranstalter<br />
habe noch nicht alle Maßnahmen<br />
abgeschlossen. •<br />
Die Messe Stuttgart ist mit guten Voraussetzungen ins<br />
neue Jahr gestartet. Bild: Messe Stuttgart<br />
Google pusht das<br />
Cloud-Geschäft<br />
Cloud-Portfolio | Googles Cloud-<br />
Sparten-Chef Thomas Kurian beziffert<br />
das 2019 erreichte Jahresergebnis<br />
seines Bereichs auf rund 8 Mrd. US-$.<br />
Um das Business-Intelligence- und<br />
Analyse-Portfolio zu erweitern, kündigte<br />
Google an, den Datenanalyse-<br />
Spezialisten Looker zu übernehmen.<br />
Gemeinsam soll eine umfassende und<br />
vertikal integrierte Datenplattform für<br />
Unternehmen jeder Größe angeboten<br />
werden. Und mit 18 neuen Energie-<br />
Deals vermeldete Google im September<br />
seinen bisher größten Kauf im Bereich<br />
Erneuerbarer Energien. Dadurch<br />
erhöhte das Unternehmen sein Portfolio<br />
an Wind- und Solarverträgen laut<br />
Angaben um mehr als 40 % auf<br />
5500 MW. Dies entspricht der Kapazität<br />
von 1 Mio. Solardächern. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 13
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
9. Robotics Kongress – mit Robotern in die<br />
smarte Zukunft, 12. Februar, Hannover<br />
Technology Academy Hannover/<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong>,<br />
www.industrieanzeiger.industrie.de<br />
Revolution durch<br />
schnelle Vernetzung<br />
❧<br />
FMB Süd – Zulieferermesse für den<br />
Maschinenbau,<br />
12. - 13. Februar, Leipzig<br />
Easyfairs, Bielefeld<br />
www.fmb-sued.de<br />
❧<br />
24. Technologietag für Produktentwicklung<br />
Formenbau Produktion,<br />
14. Februar, Hannover<br />
Hein, Langenhagen<br />
www.kb-hein.de/technologietag/<br />
❧<br />
3. FORUM Qualitätssicherung in der<br />
additiven Fertigung, 19. Februar, Stuttgart<br />
Fraunhofer IPA und Quality Engineering,<br />
Stuttgart<br />
www.quality-engineering.industrie.de<br />
5G Industrie Summit Schnelle Vernetzung<br />
– Revolution der industriellen Fertigung,<br />
19. Februar, Hannover<br />
Technology Academy Hannover/<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong>,<br />
www.xing.com/events/5g-industrie-sum<br />
mit-2279363<br />
❧<br />
❧<br />
JEC World – Fachmesse für Verbundwerkstoffe,<br />
03. - 05. März, Paris<br />
JEC Group, Paris<br />
www.jec-world.events/de/<br />
❧<br />
Der 5G Industrie Summit<br />
am 19. und 20. Februar<br />
diskutiert die Chancen<br />
von 5G für die Fertigung.<br />
Bild: zapp2photo/<br />
stock.adobe.com<br />
Event | 5G wird die industrielle Fertigung verändern. Mehr<br />
dazu verrät der 5G Industrie Summit am 19. und 20.<br />
Februar 2020 in Hannover.<br />
Campus-Netze für jeden Standort<br />
und jede Infrastruktur, hohe<br />
Bandbreiten, kurze Latenzen,<br />
hohe Verfügbarkeit und höhere<br />
Sicherheit – das sind Faktoren,<br />
die den neuen Funkstandard für<br />
automatisierte und effiziente<br />
Produktionsabläufe prädestiniert.<br />
Der 5G Industrie Summit,<br />
den die Deutsche Messe Technology<br />
Academy in Kooperation<br />
mit dem <strong>Industrieanzeiger</strong> veranstaltet,<br />
wendet sich an Geschäftsführer,<br />
Entwicklungsleiter<br />
sowie Produktionsleiter, die<br />
sich mit der Einführung eines<br />
5G-Netzes, aber auch mit allen<br />
Fragen rund um die Automatisierung<br />
und Vernetzung der Fertigung<br />
befassen.<br />
Das zweitägige Event beantwortet<br />
Fragen wie: Was kommt<br />
mit 5G auf produzierende Unternehmen<br />
zu? Machen eigene<br />
Campus-Netze Sinn – und wer<br />
sollte sie betreiben? Worauf<br />
müssen sich Unternehmen mittelfristig<br />
einstellen? Welche Auswirkungen<br />
hat 5G auf die eigenen<br />
Produkte? Welche künftigen<br />
Geschäftsmodelle entstehen<br />
durch 5G? Wann brauche ich<br />
5G, wann reichen LTE oder<br />
WLAN aus? Wie sieht es mit einem<br />
Upgrade von 4G auf 5G<br />
aus?<br />
Die Keynote beim Warmup<br />
am 19. Februar hält Staatssekretär<br />
Stefan Muhle aus dem Niedersächsischen<br />
Ministerium für<br />
Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und<br />
Digitalisierung. An beiden Tagen<br />
gibt es neben hochkarätigen<br />
Vorträgen wie etwa von Professor<br />
Thomas Bergs, Bereichsleiter<br />
des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />
IPT, Podiumsdiskussionen.<br />
•<br />
Programm und Anmeldung:<br />
www.industrieanzeiger.de/<br />
forum-5g_industrie-summit<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
menschen<br />
Arburg bestellt<br />
neuen Technik-Chef<br />
Mit Jahresbeginn hat Guido Frohnhaus<br />
(50) die technische Geschäftsführung bei<br />
der Arburg GmbH + Co KG in Loßburg<br />
übernommen. Zu seinen Verantwortungsbereichen<br />
gehören die Produktion<br />
und Fertigung, Entwicklung, Materialwirtschaft<br />
und Technische Abwicklung.<br />
In den letzten Monaten führte die geschäftsführende<br />
Gesellschafterin Juliane<br />
Hehl diese Bereiche interimistisch. Vor<br />
seinem Wechsel zu Arburg verantwortete<br />
Frohnhaus als Geschäftsführer der Werner<br />
Turck GmbH & Co. KG die Bereiche<br />
Entwicklung und Fertigung.<br />
Führungs-Trio bei Hahn komplett<br />
Zum 1. Januar wurde die Geschäftsführung<br />
der Hahn Automation<br />
GmbH durch Jörg Kilb (li.) und<br />
Philipp Klaschka (re.) erweitert. Damit<br />
unterstützen sie Frank Konrad<br />
(Mitte), der weiterhin CEO des Spezialmaschinenbauers<br />
aus Rheinböllen<br />
bleibt und die strategischen Entscheidungen<br />
und Entwicklungen des Unternehmens<br />
vorantreibt. Die operativen<br />
Themen übernimmt Kilb als<br />
Chief Operations Officer (COO) mit<br />
dem Fokus auf die weitere Integration<br />
der internationalen Töchterfirmen.<br />
Klaschka verantwortet als Chief<br />
Revenue Officer (CRO) die kundennahen<br />
Funktionen Vertrieb, Service<br />
und Projektmanagement.<br />
Messe München feiert Rekordjahr<br />
Konzernumsatz | Der Umsatz der Messe<br />
München wird 2019 voraussichtlich bei<br />
rund 480 Mio. Euro liegen. Damit freut sich<br />
der Konzern über das beste Jahr seiner Geschichte.<br />
Das EBITDA wird voraussichtlich<br />
130 Mio. Euro übersteigen. Auch bei Ausstellern,<br />
Besuchern und durchgeführten Veranstaltungen<br />
zeichnet sich ein Plus ab. Damit<br />
setzt die Messe München ihren erfolgreichen<br />
Wachstumskurs weiter fort.<br />
Im Jahr 2019 wurden weltweit 43 eigene<br />
Veranstaltungen organisiert, davon 15 in<br />
München und 28 im Ausland. Hinzu kom-<br />
men 163 Gastveranstaltungen und Kongresse<br />
in den Räumlichkeiten des Messegeländes.<br />
Zu den insgesamt 206 Veranstaltungen<br />
im In- und Ausland kamen rund 3,15 Mio.<br />
Besucher und 44.500 Aussteller.<br />
Im Heimatmarkt konnten rund 2,5 Mio.<br />
Besucher und 32.500 Aussteller begrüßt<br />
werden. Sowohl bei Ausstellern wie auch<br />
Besucherzahlen bei Eigenveranstaltungen<br />
gab es ein Plus von 3 % gegenüber den Vorveranstaltungen.<br />
Die Zahl der ausländischen<br />
Aussteller nahm um 9 % zu, die der<br />
ausländischen Besucher um 7. •<br />
Die Geschäftsführung der<br />
Messe München freut sich über<br />
das umsatzstärkste Jahr in der<br />
Konzerngeschichte.<br />
Bild: Messe München<br />
5G-Netz entsteht<br />
in Aachen<br />
5G-Forschung | Koordiniert vom<br />
Fraunhofer IPT baut ein Konsortium<br />
aus Unternehmen und Forschungspartnern<br />
an der RWTH Aachen den<br />
„5G-Industry Campus Europe“ auf.<br />
Ziel ist es, die 5G- Mobilfunk tech no -<br />
logie in der Produktion zu erproben,<br />
wofür das Forschungsnetz eine Fläche<br />
von 1 km² sowie 7000 m² in den<br />
Maschinenhallen der Partner abdeckt.<br />
Das Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert<br />
den Aufbau mit knapp 6,2 Mio<br />
Euro. Als 5G-Ausrüster hat das IPT<br />
nun Ericsson ausgewählt. „In Aachen<br />
wird Industriegeschichte geschrieben“,<br />
sagt Jan-Peter Meyer-Kahlen,<br />
Leiter des Ericsson-Eurolab bei<br />
Aachen. „Wir schaffen ein weltweit<br />
einmaliges Ökosystem für 5G-Technologien<br />
für die Industrie 4.0“ •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 15
nachrichten<br />
Stabil und<br />
innovationsstark<br />
Hausausstellung | DMG MORI gelingt es seit<br />
Jahren, das traditionelle Geschäft mit Werkzeugmaschinen<br />
und Dienstleistungen digital zu veredeln<br />
und zu erweitern.<br />
„Wir geben weiterhin Vollgas!“ Mit diesem Versprechen<br />
hat Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der<br />
DMG Mori Aktiengesellschaft, während der EMO<br />
2019 im September ein eindeutiges Signal gegeben. Zur<br />
traditionellen Hausausstellung vom 11. bis 15. Februar<br />
2020 präsentiert sich der Maschinenbaukonzern als Innovationstreiber<br />
in den Bereichen Digitalisierung und<br />
Automation.<br />
Im Fokus standen die durchgängige Konnektivität im<br />
Standard aller Maschinen, das Celos-Update von allen<br />
bestehenden Versionen, das neue Kundenportal my<br />
DMG Mori und Tulip als einfacher Weg in die Digitalisierung.<br />
Ein Großteil der Exponate demonstrierte die<br />
Automatisierungskompetenz, die der Werkzeugmaschinenhersteller<br />
mit ganzheitlichen Lösungen aus einer<br />
Hand bietet.<br />
Auf über 7 500 m² zeigte das Unternehmen wegweisende<br />
Fertigungskonzepte in der Zerspanung sowie im<br />
Additive Manufacturing. Drei Weltpremieren komplettieren<br />
das Ausstellungsportfolio: die DMC 65 H<br />
Monoblock, ein universelles Horizontalbearbeitungszentrum,<br />
das modulare PH Cell Palettensystem und die<br />
Lasertec 400 Shape für das Lasertexturieren. •<br />
Die DMC 65 H Monoblock<br />
vereint durch ihr<br />
einzigartiges Maschinenkonzept<br />
Flexibilität und<br />
Ergonomie. Bild: DMG<br />
Mori<br />
E-World bleibt wichtiger Branchentreff<br />
Messe | Von Smart Cities über nachhaltige Versorgungslösungen<br />
bis zu Cybersicherheit: Die<br />
E-World informiert 2020 über Trends und Herausforderungen<br />
der Energiebranche.<br />
Die Messe E-World informiert auch 2020 wieder über aktuelle Trends<br />
aus der Energiewelt. Bild: Udo Geisler<br />
Vom 11. bis 13. Februar 2020<br />
findet in Essen erneut die Messe<br />
E-world energy & water statt.<br />
Damit feiert der Branchentreffpunkt<br />
der europäischen Energiewirtschaft<br />
sein 20-jähriges<br />
Jubiläum. Der Veranstalter, die<br />
Messe Essen, erwartet 800 internationale<br />
und nationale Aussteller,<br />
die aktuelle Entwicklungen<br />
und Trends der Energiebranche<br />
vorstellen. In diesem Jahr lockte<br />
die Messe mit dem Schwerpunktthema<br />
der Digitalisierung<br />
etwa 25.000 Fachbesucher aus<br />
aller Welt an, die sich über Lösungen<br />
für die Einhaltung des<br />
Pariser Klimaabkommens informierten.<br />
Nachhaltige Lösungen für<br />
die Energieversorgung von morgen<br />
stehen auch 2020 ebenso im<br />
Mittelpunkt wie Herausforderungen<br />
der Energiebranche. Auf<br />
dem parallel stattfindenden<br />
Kongress diskutieren Experten<br />
über Smart City, Climate Solu -<br />
tions und Energiewende, Netze<br />
und Infrastruktur.<br />
Eine wichtige Rolle spielt<br />
auch die IT-Sicherheit. Angesichts<br />
einer zunehmend dezentralen<br />
und intelligent vernetzten<br />
Energiewirtschaft ist das Thema<br />
aktueller denn je. Anbieter und<br />
Verbände zeigen auf der Messe,<br />
wie sich Energieversorger und<br />
Stromnetzbetreiber sowie ihre<br />
Infrastruktur und ihre Kunden<br />
vor Cyberangriffen schützen<br />
können. Auf dem Karriereforum<br />
können sich Interessierte etwa<br />
über Karrieremöglichkeiten informieren.<br />
•<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Brecher ist neuer WGP-Präsident<br />
Produktion | Prof. Christian<br />
Brecher, Leiter des Lehrstuhls<br />
für Werkzeugmaschinen am<br />
Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />
der RWTH Aachen, ist neuer<br />
Präsident der WGP (Wissenschaftliche<br />
Gesellschaft für Produktionstechnik).<br />
Er sagte, die<br />
Produktionstechnik stehe vor<br />
gewaltigen Umbrüchen. Digitalisierung<br />
und Vernetzung hätten<br />
bereits starke Veränderungen<br />
bewirkt. Damit das Gesamtkonzept<br />
Industrie 4.0 aber auch in<br />
den Unternehmen ankomme,<br />
wolle er während seiner Amtszeit<br />
das Internet of Production<br />
(IoP) vorantreiben. „Das Thema<br />
Industrie 4.0 wird weitergedacht<br />
und aus unserer grundlagen-<br />
und anwendungsorientierten<br />
Forschung entwickeln wir<br />
geeignete Impulse für die indus-<br />
WGP-Präsident Prof. Brecher will sich<br />
auch um die Produktionstechnik für<br />
Antriebslösungen kümmern. Bild: WZL<br />
trielle Praxis.“ Über sein Engagement<br />
in der WGP, aber auch<br />
in Aachen, wolle er gemeinsam<br />
mit seinen Kollegen für die Produktionstechnik<br />
ein neues Niveau<br />
domänenübergreifender<br />
Kollaboration etablieren.<br />
•<br />
Verarbeiten Sie verschiedene<br />
Materialstärken bis 4 mm<br />
mit konstanter Spannkraft.<br />
info@tuenkers.de<br />
<br />
Schuler verkauft Werkzeugbau<br />
Münchener Investorengruppe<br />
übernimmt<br />
Werkzeugbau-Aktivitäten<br />
des Pressenherstellers.<br />
Bild: Schuler<br />
Umformtechnik | Die Schuler<br />
Pressen GmbH verkauft ihre<br />
Werkzeugbau-Aktivitäten an<br />
eine Münchener Investorengruppe.<br />
Mit Wirkung zum 28.<br />
Februar 2020 übernehmen die<br />
Beteiligungsgesellschaften Navigator<br />
Capital GmbH und Accursia<br />
Capital GmbH den bisherigen<br />
Schuler-Geschäftsbereich<br />
Body Panel einschließlich der<br />
dazugehörigen rund 200 Mitarbeiter<br />
an den Standorten Göppingen<br />
und Weingarten.<br />
Der neue Eigentümer wird<br />
den Geschäftsbereich als Cartec<br />
Tooling GmbH unter dem Dach<br />
der geplanten Deutsche Werkzeugbau<br />
(DWB) betreiben, zu<br />
der bereits Rath Werkzeugbau<br />
in Kreuztal gehört. Cartec ist<br />
auf den Bau von Werkzeugen<br />
für Fahrzeug-Karosserieteile<br />
spezialisiert und bietet damit<br />
eine Produkterweiterung zu<br />
Rath, deren Spezialität hoch -<br />
belastbare Werkstoffe für die<br />
Automobilindustrie sind. •<br />
Wir denken<br />
einen Schnitt weiter.<br />
Wasserstrahl-Schneidanlagen von StM.<br />
stm.at<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 17
nachrichten<br />
Noch leichter – wie<br />
in der Raumfahrt<br />
Lightweight Symposium | Am 7. Februar stellen Experten<br />
extreme Leichtbaumethoden der Raumfahrt vor – die für<br />
andere Branchen mindestens ebenso interessant sind.<br />
Eingeladen zu dem „Lightweight Symposium 2020“ am<br />
7. Februar in Luxemburg sind Leichtbau-Experten aus<br />
Politik, Industrie, Sport und Wissenschaft – zur Begrüßung<br />
hat sich der luxemburgische Forschungsminister<br />
Mario Grotz angemeldet. Die Veranstalter – Automotive<br />
Management Consulting (AMC) und Gradel – eröffnen<br />
damit nach eigenen Worten ein „neues Leichtbau-<br />
Turnier“ mit Technologien, die das Potenzial für Effizienzsprünge<br />
h aben und abseits der Fachöffentlichkeit<br />
in den Entwicklungsabteilungen der Automobilindustrie<br />
bereits Fuß fassen.<br />
Als Highlight des diesjährigen Symposiums wird die<br />
neue Markt- und Technologiestudie „Space 2020 –<br />
Winning Strategies in Lightweight Design“ vorgestellt,<br />
die die Reihe der Analysen mit bisherigem Fokus auf<br />
Branchen wie den Automobilbau fortsetzt. Zu sehen<br />
Mit dem Schritt ins All setzen Leichtbau-Technologien an, sich unter noch extremeren<br />
Anforderungen zu bewähren. Bild: Reed<br />
sein werden Exponate der innovativen Prozesstechnologie<br />
„xFK in 3D“, die dem Ansatz „form follows force“<br />
folgt. Zu ihnen gehört ein Ultraleichtbau-Sitz, für den<br />
AMC und Entwicklungspartner im Vorjahr mit zwei<br />
German Innovation Awards, dem chinesischen Leichtbaupreis<br />
und dem renommierten Altair Enlighten<br />
Award ausgezeichnet wurden – wir berichteten darüber<br />
in <strong>Industrieanzeiger</strong> (http://hier.pro/gl1gN).<br />
Neben Leichtbau-Experten hat der Profi-Rennfahrer<br />
Jeroen Bleekemolen zugesagt. Die Veranstaltung setzt<br />
auf Know-how-Transfer und intensives Networking. •<br />
www.gradel.lu/lightweight-symposium/<br />
Wachstumseinbrüche italienischer Hersteller<br />
Werkzeugmaschinen | Der Ucimu-Sistemi<br />
per Produrre (Verband der italienischen<br />
Hersteller von Werkzeugmaschinen, Robotern<br />
und Automationssystemen) meldet für<br />
2019 einen Wachstumseinbruch der italienischen<br />
Herstellerindustrie. Der verzeichnete<br />
Rückgang ist entschieden moderat und beweist,<br />
dass die Werte der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren<br />
auf ein normales Niveau<br />
zurückgehen. Die Abschwächung wird sich<br />
auch 2020 fortsetzen.<br />
Wie aus Vorabschlussdaten hervorgeht,<br />
ist die Produktion im Jahr 2019 auf 6 440<br />
Mio. Euro gesunken und verzeichnete somit<br />
einen Rückgang von 4,9 % . Bestimmt wurde<br />
das Ergebnis sowohl durch die Rückläufigkeit<br />
von Lieferungen der italienischen<br />
Hersteller auf dem Inlandsmarkt, der von<br />
8,1 % auf 2 860 Mio. Euro gesunken ist, als<br />
auch durch den negativen Verlauf des Exportes,<br />
der von 2,3 % auf 3 580 Mio. Euro<br />
rückläufig war.<br />
Auf dem Inlandsmarkt ging im Jahr<br />
2019 der Verbrauch an Werkzeugmaschinen,<br />
Robotern und Automationssystemen<br />
um 7,2 % auf 4 790 Mio. Euro zurück. •<br />
Italiens Herstellerindustrie verzeichnet für 2019 Rückgänge.<br />
Bild: Andrey Armyagov/stock.adobe.com<br />
Thermal Solutions<br />
gerettet<br />
Verkauf | Die Eisenmann-Tochter<br />
Eisenmann Thermal Solutions wurde<br />
aus der Insolvenzmasse heraus an den<br />
koreanischen Investor Onejoon mit<br />
Niederlassung in Bovenden/Niedersachsen<br />
verkauft. Onejoon ist unter<br />
anderem auf die Herstellung von Öfen<br />
zur Verarbeitung von Kathoden- und<br />
Anodenmaterialien in der Lithium-<br />
Ionen-Batterie-Industrie spezialisiert.<br />
Insolvenzverwalter Joachim Exner<br />
hatte nach eigenen Angaben den<br />
Geschäftsbetrieb mit Sanierungsmaßnahmen<br />
voll fortgeführt und eine<br />
getrennte Investorenlösung avisiert,<br />
da Thermal Solutions nicht zum Kern -<br />
geschäft der Eisenmann-Gruppe gehörte.<br />
Beide Standorte in Böblingen<br />
und Bovenden sowie alle 200 Arbeitsplätze<br />
sollen nun erhalten bleiben. •<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Weltleitmesse der<br />
Schleiftechnik<br />
GrindTec<br />
Walter baut US-Präsenz aus<br />
Präzisionswerkzeuge | Mit der Übernahme der Melin Tool<br />
Company aus Cleveland/Ohio stärkt die Tübinger Walter AG<br />
ihre Position bei Vollhartmetall- und HSS-Werkzeugen besonders<br />
in der Luft- und Raumfahrtbranche sowie auf dem amerikanischen<br />
Händlermarkt. Das inhabergeführte 100-Mitarbeiter-Unternehmen<br />
stellt Vollhartmetall- und HSS-Schaftfräser,<br />
-Bohrer und Werkzeuge zum Kegelsenken her. Mit Innovationen<br />
vor allem im Bereich der Vollhartmetall-Schaftfräser<br />
passe Melin zur strategischen Ausrichtung von Walter, das<br />
Geschäft mit Fräswerkzeugen im amerikanischen Markt zu<br />
erweitern, heißt es. Die Schwaben können mit dem Kauf das<br />
Sortiment an Inch-Tools für die lokalen Marktanforderungen<br />
ausbauen und gleichzeitig dort das Angebot für Sonderwerkzeuge<br />
erweitern. Laut Richard Harris, President von Walter,<br />
„baut Melin auf Innovation und Servicegrad und passt damit<br />
hervorragend zu Walters Geschäftsphilosophie“. •<br />
GFT will mit Industrielösungen wachsen<br />
GrindTec<br />
2020<br />
18. – 21. März<br />
Messe Augsburg<br />
www.grindtec.de<br />
Für Michael Hecker, Director Industry<br />
bei GFT, „ergänzt die in-GmbH unser<br />
Industrie-Portfolio geradezu ideal“.<br />
Bild: GFT<br />
Smart Factory | Der IT-Dienstleister GFT<br />
Technologies SE will vor allem auch bei IoTund<br />
Industrie 4.0-Lösungen wachsen. Dazu<br />
haben die Stuttgarter jetzt die In-Integrierte<br />
Informationssysteme (in-GmbH) mit 40<br />
Mitarbeitern übernommen. Mit dem Kauf<br />
des Konstanzer Softwarehauses hat GFT<br />
laut eigenen Angaben seine Expertise in den<br />
Bereichen Shopfloor-Transparenz und Pro-<br />
zessintegration für Industriekunden erweitert.<br />
Nach Worten von Michael Hecker, Director<br />
Industry, wolle GFT bei der horizontalen<br />
Vernetzung von Geschäftsprozessen<br />
noch stärker werden und mehr eigene Softwareprodukte<br />
bereithalten.<br />
Der bisher starke Fokus der Stuttgarter<br />
als Digitalisierungspartner der Finanzindustrie<br />
soll nun auf die Industrie geweitet werden.<br />
Hierfür bringe die in-GmbH zahlreiche<br />
große Industriekunden mit, heißt es. Um<br />
Produktions- und Geschäftsprozesse mit<br />
IoT-Plattformen zu digitalisieren, bieten die<br />
Konstanzer etwa die Cloud-fähige Plattformlösung<br />
namens Sphinx Open Online<br />
an. Über diese lassen sich Dinge und Daten<br />
vernetzen, visualisieren, kontrollieren und<br />
automatisieren.<br />
Der jüngste Kauf ist für GFT die zweite<br />
Akquisition. Im Vorjahr wurde die Trumpf-<br />
Tochter Axoom übernommen. Das Start-up<br />
hat sich darauf fokussiert, Maschinenhersteller<br />
und Fertigungsbetriebe auf ihrem<br />
Weg in die Digitalisierung zu unterstützen.<br />
Mit der in-GmbH erweitert sich der Fokus,<br />
da sie namhafte Kunden aus den Bereichen<br />
Automotive, Logistik und Energiemanagement<br />
bedient. Die 1989 gegründete Firma<br />
sieht sich als Vordenker auf dem Gebiet der<br />
integrierten Geschäftsprozesse. •<br />
98<br />
% der Besucher sind insgesamt<br />
mit ihrem Besuch<br />
der GrindTec 2018 (voll und ganz)<br />
zufrieden. *<br />
83<br />
% der Besucher konnten<br />
wertvolle neue Kontakte<br />
knüpfen, 32% informieren sich nur<br />
noch auf der GrindTec über die<br />
Entwicklungen der Branche. *<br />
98<br />
% von ihnen bewerteten<br />
das Angebotsspektrum<br />
der GrindTec 2018 mit den Noten<br />
1 bis 3. * Fachlicher Träger<br />
*Gelszus Messe-Marktforschung, Dortmund<br />
GrindTec FORUM:<br />
Neuheiten, Trends & Perspektiven<br />
präsentiert von<br />
Veranstalter<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 19
news & management<br />
Unternehmen sollten die Zeit der Kurzarbeit nutzen,<br />
um ihre Mitarbeiter für den anstehenden Struktur -<br />
wandel fit zu machen. Bild: Daimler<br />
strukturelle Risiken, insbesondere für den Maschinenbau<br />
und die Automobilindustrie. Erleichterungen beim<br />
Kurzarbeitergeld werden bereits diskutiert.<br />
Wie kommt ein Unternehmen mit den aktuell gültigen<br />
Regelungen durch diese Situation? Die Bundesagentur<br />
für Arbeit unterstützt mit Kurzarbeitergeld (KUG),<br />
aber auch mit Zuschüssen zu Weiterbildungsmaßnahmen<br />
der Mitarbeiter.<br />
Wege durch den Konjunkturrückgang<br />
Kurzarbeit nutzen<br />
zur Weiterbildung<br />
Beschäftigung | Kurzarbeitergeld hilft Unternehmen,<br />
Durststrecken durchzustehen. Zur Zukunftssicherung<br />
sollte die ausgefallene Arbeitszeit genutzt werden, die<br />
Mitarbeiter weiterzubilden. Auch diese Kosten bezuschusst<br />
die Agentur für Arbeit.<br />
Die Zahl der Entwicklung der Arbeitslosen und Beschäftigten<br />
in Deutschland allein gibt auf den ersten<br />
Blick aktuell keinen Anlass zur Sorge. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig an -<br />
gestiegen, aber auch die Beschäftigung wächst noch<br />
leicht an.<br />
Blickt man jedoch tiefer hinein, ist erkennbar, dass<br />
bei der konjunkturabhängigeren Arbeitslosenversicherung<br />
deutliche Anstiege zu verzeichnen sind. Da die<br />
Grundsicherung – umgangssprachlich Hartz IV – bisher<br />
nicht betroffen ist, fallen die Zahlen insgesamt noch gut<br />
aus. Auch die Zahl der Kurzarbeiter ist nach wie vor<br />
niedrig, wenn man sie im langjährigen Vergleich betrachtet.<br />
Sie stieg zuletzt jedoch sehr deutlich an. Außenwirtschaftliche<br />
Entwicklungen, Digitalisierung und<br />
der Umstieg auf Elektromobilität bergen aktuell hohe<br />
Konjunkturelles Kurzarbeitergeld für vorübergehenden<br />
Arbeitsausfall<br />
Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld (siehe Kasten) soll<br />
bei einem vorübergehenden Arbeitsausfall helfen,<br />
Durststrecken durchzustehen, ohne Mitarbeiter entlassen<br />
zu müssen. Das heißt dem Betrieb sollen die eingearbeiteten<br />
Mitarbeiter/-innen erhalten bleiben, die Arbeitnehmer/-innen<br />
sollen ihren Arbeitsplatz behalten. Dies<br />
gelingt, weil ihnen ein Teil des durch den Arbeitsausfall<br />
bedingten Lohnausfalls ersetzt wird.<br />
Erste Voraussetzung ist, dass es sich um einen vorübergehenden<br />
Arbeitsausfall handelt, also in absehbarer<br />
Zeit wieder zur Vollarbeit übergegangen werden kann.<br />
Kurzarbeitergeld gibt es aktuell für maximal zwölf Monate.<br />
Der Arbeitsausfall muss unvermeidbar sein und<br />
mindestens ein Drittel der Beschäftigten des Betriebes<br />
oder einer eigenständigen Betriebsabteilung mit mehr<br />
als 10 % Arbeitsausfall betreffen.<br />
KUG gibt es nur für Betriebe mit mindestens einem<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und nur für<br />
Mitarbeiter, deren Beschäftigungsverhältnis fortbesteht<br />
– also nicht gekündigt oder durch Aufhebungsvertrag<br />
aufgelöst ist. Kurzarbeit kann vom Arbeitgeber nicht<br />
einseitig angeordnet werden. Meist gibt es hierzu eine<br />
tarifvertragliche Regelung, eine Betriebsvereinbarung<br />
oder eine Regelung im Arbeitsvertrag. Fehlt eine solche<br />
Regelung, muss Kurzarbeit mit jedem Mitarbeiter einzeln<br />
vereinbart werden. Und schließlich muss die Kurzarbeit<br />
bei der Agentur für Arbeit rechtzeitig angezeigt<br />
werden.<br />
Die ausgefallene Arbeitszeit ist die Gelegenheit für<br />
Weiterbildung! Während der Kurzarbeit können die<br />
Kosten einer Weiterbildung teilweise ebenfalls von der<br />
Agentur für Arbeit übernommen werden. Hierfür müssen<br />
die Maßnahme und deren Träger zertifiziert sein, die<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Maßnahme muss mehr als 160 Unterrichtseinheiten<br />
dauern und über arbeitsplatzbezogene Inhalte hinaus -<br />
gehen.<br />
Transfer-Kurzarbeitergeld erleichtert Übergang in neue<br />
Beschäftigung<br />
Im Unterschied dazu zielt das Transfer-KUG (siehe Kasten)<br />
darauf ab, betroffenen Arbeitnehmer/-innen bei<br />
Personalanpassungsmaßnahmen den Transfer in ein<br />
anderes Beschäftigungsverhältnis zu erleichtern, damit<br />
Arbeitslosigkeit möglichst nicht eintritt.<br />
Transfer-KUG kann somit bezahlt werden, wenn Arbeitnehmer/-innen<br />
nicht einfach entlassen werden, sondern<br />
in eine betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit<br />
(beE) oder zu einer Transfergesellschaft wechseln,<br />
die sie unterstützt, eine neue Beschäftigung zu finden.<br />
Voraussetzung ist unter anderem, dass der Arbeitsplatz<br />
akut bedroht ist und der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin<br />
nicht von KUG ausgeschlossen ist. Er oder sie<br />
muss sich arbeitssuchend melden und an einer Profilingmaßnahme<br />
teilgenommen haben.<br />
Die Agentur für Arbeit ist immer im Vorfeld einer<br />
Entscheidung über Transfermaßnahmen zu beteiligen.<br />
Grundlage von Regelungen zum Transfer von Arbeitnehmern/-innen<br />
in andere Beschäftigungsverhältnisse ist<br />
der Sozialplan. Dessen Ziel muss es sein, den vom Wegfall<br />
des Arbeitsplatzes betroffenen Arbeitnehmern/-<br />
innen durch Vermittlungs- und Qualifizierungsangebote<br />
den Übergang in eine andere Beschäftigung zu erleichtern.<br />
Wer es ernst meint mit der Unterstützung der ausscheidenden<br />
Mitarbeiter, der investiert in Weiterbildung:<br />
Für ältere Arbeitnehmer/-innen ab 45 und für<br />
jene ohne Berufsabschluss können Zuschüsse von bis zu<br />
50 % für Weiterbildungsmaßnahmen übernommen<br />
werden.<br />
Die dritte Lösung: Weniger Aufträge bedeutet Zeit für<br />
Weiterbildung<br />
Wenn Firmen weiterhin Innovationsführer sein wollen,<br />
brauchen sie hochqualifizierte Köpfe. Neu an der Digitalisierung<br />
in ihrer Auswirkung auf den Arbeitsmarkt ist<br />
auch, dass sie sich – stärker als andere technologische<br />
Entwicklungen in der Vergangenheit – nicht vorrangig<br />
auf die Ebene der Geringqualifizierten auswirkt, sondern<br />
insbesondere die Ebene der Facharbeiter, Meister,<br />
Techniker und Ingenieure treffen wird, in großen wie in<br />
kleinen Unternehmen.<br />
In den zurückliegenden Jahren habe ich oft in den<br />
Betrieben gehört: „Wir haben so viele Aufträge und Arbeit<br />
und machen Überstunden, für Weiterbildung haben<br />
wir gerade keine Zeit.“ Ich würde mich freuen, wenn<br />
ich jetzt hören könnte: „Wir haben aktuell zwar etwas<br />
weniger Aufträge, aber wir nutzen die Zeit für die<br />
Weiterbildung und machen uns fit für die Herausforderungen.“<br />
Seit dem 1. Januar 2019 gibt es hierfür erweiterte<br />
Fördermöglichkeiten der Agenturen für Arbeit. Mit dem<br />
Qualifizierungschancengesetz wurde die Möglichkeit<br />
geschaffen, über alle Unternehmensgrößen hinweg und<br />
weit weniger abhängig vom Alter der Beschäftigten<br />
Qualifizierung zu unterstützen. Konkret bedeutet dies:<br />
Es werden sowohl Anteile der Kosten der Weiterbildungsmaßnahme<br />
als auch des entstandenen Lohnausfalls<br />
übernommen. Kurzarbeit kann also überflüssig<br />
werden, wenn ein Teil der Mitarbeiterkapazität durch<br />
Weiterbildung gebunden ist und die Auftragslage für die<br />
verbleibenden Mitarbeiter ausreicht. Wie hoch die Beteiligung<br />
der Agentur für Arbeit an den Kosten der Weiterbildung<br />
und am Lohnausfall ist, ist abhängig vom<br />
Ziel der Weiterbildung und der Unternehmensgröße.<br />
Unternehmen brauchen auch weiterhin die gleiche<br />
Zahl an Fachkräften als Garanten für Innovation und<br />
Wettbewerbsfähigkeit, nur brauchen sie sie mit teilweise<br />
grundlegend veränderten und erweiterten Kompetenzen.<br />
Hier müssen wir alle jetzt ansetzen, wenn wir nicht<br />
einfach die Klage über den Fachkräftemangel – nur mit<br />
anderen Berufen – erneut anstimmen wollen, sobald die<br />
Konjunktur wieder anzieht.<br />
•<br />
Christian Rauch<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Regionaldirektion Baden-Württemberg der<br />
Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Stuttgart<br />
Kurzarbeitergeld in zwei Varianten<br />
Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld (KUG) soll bei einem vorübergehenden<br />
Arbeitsausfall helfen, Durststrecken durchzustehen, ohne Mitarbeiter entlassen<br />
zu müssen. Die Höhe beträgt 60 % des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts<br />
(67 % bei Mitarbeiter/-innen mit Kindern), wird vom Betrieb mit dem restlichen<br />
Lohn ausbezahlt und dann mit der Agentur für Arbeit abgerechnet. Sozialversicherungsbeiträge<br />
werden für KUG auf Basis von 80 % des Unterschieds -<br />
betrages zwischen Soll-Brutto und des Ist-Brutto fällig und werden vom Arbeitgeber<br />
allein getragen.<br />
Das Transfer-Kurzarbeitergeld zielt im Unterschied zum KUG darauf ab, betroffenen<br />
Arbeitnehmer/-innen bei Personalanpassungsmaßnahmen den Transfer in<br />
ein anderes Beschäftigungsverhältnis zu erleichtern, damit Arbeitslosigkeit<br />
möglichst nicht eintritt. Transfer-Kurzarbeitergeld wird ebenfalls längstens für<br />
zwölf Monate gewährt. Die Kurzarbeit muss vorab schriftlich bei der Agentur<br />
für Arbeit angezeigt werden. Auch für die ausgefallenen Arbeitsstunden müssen<br />
Beiträge zur Sozialversicherung entrichtet werden. Basis sind 80 % des Unterschiedsbetrages<br />
zwischen Soll-Brutto und Ist-Brutto. Die Beiträge hat der Arbeitgeber<br />
allein zu tragen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 21
news & management<br />
Menschen werden krank,<br />
wenn das Schichtsystem<br />
von oben aufgedrückt<br />
wird und sie keine Einflussmöglichkeiten<br />
haben.<br />
Bild: Industrieblick/<br />
stock.adobe.com<br />
Schichtarbeit gesund gestalten<br />
Besser vorwärts<br />
rotieren<br />
Gesundheitsmanagement | Immer mehr Schichtarbeiter<br />
kommen in die Jahre. Ein modernes, bedürfnisgerechtes<br />
Schichtsystem ist jedoch oft Fehlanzeige.<br />
Dabei können Unternehmen für die Gesunderhaltung<br />
ihrer wichtigen Potenzialträger einiges tun.<br />
Acht Jahre lang arbeitete Thomas Reinders<br />
(Name von der Redaktion geändert) bei einem<br />
Automobilzulieferer im Schichtbetrieb<br />
– mit wöchentlich wechselnden Schichten.<br />
Besonders belastend empfand er den Wechsel<br />
nach fünftägiger Nachtschicht auf die<br />
Frühschicht – trotz freier Tage dazwischen,<br />
die zur Erholung irgendwann nicht mehr<br />
ausreichten. So wie Reinders geht es vielen<br />
älteren Schichtarbeitern: Die Lebensge -<br />
staltung mit ständig wechselnden Arbeitszeiten<br />
beeinträchtigt die Gesundheit, weil<br />
sie den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus<br />
ignoriert.<br />
Die jüngste Analyse der Hans-Böckler-<br />
Stiftung kommt zu dem Ergebnis: Ab dem<br />
50. Lebensalter lässt die Regenerations -<br />
fähigkeit im Durchschnitt nach, was Unfälle<br />
begünstigt. Auch treten Schlafstörungen<br />
und Magen-Darm-Erkrankungen zunehmend<br />
auf. Wer viele Nachtschichten hintereinander<br />
fährt, ist besonders belastet. Nach<br />
arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
fällt körperliche Arbeit im höheren Alter<br />
schwerer; auch leisten ältere Arbeitnehmer<br />
in einer Nachtschicht in physiologischer<br />
Hinsicht mehr als in jüngeren Jahren.<br />
Arbeiten gegen die innere Uhr<br />
Die Arbeit entgegen dem Biorhythmus zieht<br />
körperliche und psychische Folgen nach<br />
sich: Bei den über 50-Jährigen steigt das<br />
Risiko für eine Herz-Kreislauf- Erkrankung<br />
um 40 %. Die Abkopplung vom normalen<br />
Tag-Nacht-Schema und die daraus folgenden<br />
Schlafdefizite schwächen die Abwehrkräfte<br />
und leisten auf diese Weise allen möglichen<br />
Zivilisationskrankheiten Vorschub.<br />
Arthrose, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen<br />
sind Beispiele hierfür und das Risiko,<br />
an Krebs zu erkranken, nimmt zu. Auch<br />
die Psyche leidet erheblich: depressive Verstimmungen<br />
sind typisch, die auch mit dem<br />
Verlust von sozialen Bindungen einherge-<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
hen. Schichtarbeiter beklagen, dass mit den<br />
unregelmäßigen Arbeitszeiten über die Jahre<br />
hinweg der Verlust von Freunden einhergeht.<br />
Trotz der negativen Auswirkungen ist die<br />
Wechselschichtarbeit zum Beispiel in der<br />
Automobil- oder Elektroindustrie aus Kostengründen<br />
unersetzbar, weil Produktions -<br />
linien nicht einfach gestoppt und Arbeits -<br />
abläufe nicht unterbrochen werden können.<br />
Mit einem ergonomischen Schichtsystem<br />
lässt sich die Arbeit positiv beeinflussen.<br />
Dabei gilt grundsätzlich: Je kürzer die<br />
Zyklen sind, desto gesundheitsfördernder.<br />
Viele Unternehmen arbeiten mit der<br />
2–2–2–3-Rotation, also zwei Tage Frühschicht,<br />
zwei Tage Spätschicht, zwei Tage<br />
Nachtschicht mit drei folgenden freien<br />
Tagen. Der schnelle Wechsel wird von den<br />
Schichtarbeitern subjektiv als angenehmer<br />
empfunden als zum Beispiel fünf Tage<br />
Nachtschicht, weil sie erst gar nicht in einen<br />
gleichförmigen Rhythmus hineinkommen,<br />
der die Umstellung auf die jeweils andere<br />
Schicht erschweren würde.<br />
Praxisbeispiel: arbeitsplatznahe Angebote<br />
BASF hat das kurz rotierende Modell bereits<br />
seit Jahrzehnten eingeführt hat – mit<br />
guten Erfahrungen. Bei der Schichtplan -<br />
gestaltung wird darauf Wert gelegt, dass die<br />
Schichten möglichst nach vorne rotieren:<br />
von Früh- zur Spätschicht und von der Spätzur<br />
Nachtschicht. Die Vorwärtsrotation mit<br />
einer schrittweisen Verlängerung des Tages<br />
entspricht eher unserem Biorhythmus. Die<br />
Schichtgänger können eher am Sozial-und<br />
Familienleben teilnehmen als bei längeren<br />
Spät-oder Nachtschichten, was sich gesundheitsförderlich<br />
auswirke. Schichtpläne wer-<br />
den zwecks einer größtmöglichen Planungssicherheit<br />
frühzeitig geplant. Darüber hinaus<br />
können die Schichtarbeiter alle zwei<br />
Jahre, die über 50-Jährigen sogar jährlich,<br />
eine arbeitsmedizinische Untersuchung in<br />
Anspruch nehmen.<br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements sind<br />
die seit über 20 Jahren angebotenen Gesundheitsseminare<br />
für alle Wechselschichtarbeiter<br />
im zweiwöchigen Turnus. Jedes<br />
Jahr nehmen insgesamt circa 1500 Mitarbeiter<br />
teil; die Seminare zu den Themen Ernährung,<br />
Bewegung, Stressmanagement und<br />
gesunder Schlaf sind gefragt, tragen zur Verbesserung<br />
des Gesundheitsverhaltens des<br />
Einzelnen bei und finden während der Arbeitszeit<br />
statt.<br />
Die Schichtplanung sollte<br />
auch die Bedürfnisse der<br />
Mitarbeiter in der jeweiligen<br />
Lebensphase berücksichtigen.<br />
Bild:<br />
Ngampol/stock.acobe.com<br />
Um die im Arbeitszeitgesetz festgelegte<br />
Regenerationsphase von elf Stunden zwischen<br />
zwei Schichten einzuhalten, gibt es<br />
klare Pausenregelungen zu festgesetzten<br />
Zeiten. Darüber hinaus stellt der Chemiekonzern<br />
Pausenräume mit speziellen Ruhe-<br />
Sesseln mit Massagefunktion für den Power<br />
Nap zur Verfügung. Ein arbeitsplatznahes,<br />
kurzes Training für die Rückengesundheit<br />
oder gegen Verspannungen im Schulter-<br />
Nacken-Bereich bietet die Power Plate: Auf<br />
einer vibrierenden Plattform durchläuft der<br />
Mitarbeiter je nach Bedarf ein aktivierendes<br />
oder entspannendes Programm mit entsprechenden<br />
Übungen. Schichtarbeiter entwickeln<br />
häufig eine überdauernde Müdigkeit.<br />
Die Power Plate aktiviert den Menschen auf<br />
angenehme Art und ist sehr effektvoll.<br />
Im Mittelstand mit vergleichsweise geringeren<br />
Personalressourcen bietet sich das<br />
flexible Schichtsystem an, das auf die Mit -<br />
gestaltung der Schichtarbeiter setzt. Neben<br />
individuellen Zeitbedarfen zum Beispiel für<br />
Familienaufgaben sollten bei der Schichtplanung<br />
auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter<br />
in der jeweiligen Lebensphase berücksichtigt<br />
werden. So sollte der Schichtleiter eher<br />
die Junggesellen am Wochenende einsetzen,<br />
während Familienväter wenigstens zwei<br />
freie Wochenenden pro Monat haben sollten.<br />
Bei Schichtarbeitern ab 50 sorgt eher der<br />
Zeitausgleich als ein Geldzuschlag für eine<br />
höhere Arbeitszufriedenheit; zusätzliche<br />
Urlaubstage können sich positiv auf die Gesundheit<br />
auswirken. Die Älteren tendenziell<br />
weniger zur Nacharbeit einzusetzen, wäre<br />
eine weitere Möglichkeit. Generell lohnt es<br />
sich für Betriebe, in die Führungsqualität<br />
der Schichtleiter zu investieren: Ein transparenter,<br />
wertschätzender Führungsstil, der<br />
Handlungsspielräume ermöglicht, trägt<br />
auch zur Mitarbeiterbindung bei. Bei der<br />
Dienstplangestaltung möglichst auf die<br />
Wünsche einzugehen, ist eine Form der Anerkennung.<br />
Gesundheit in die eigene Hand nehmen<br />
Nicht nur der Betrieb ist dafür verantwortlich,<br />
die aus der Schichtarbeit resultierenden<br />
Risiken einzudämmen: Die Schichtarbeiter<br />
selbst können auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
Einfluss nehmen, und zwar<br />
auf die Faktoren Ernährung, Bewegung,<br />
Schlaf und soziale Kontakte. Einen Ausgleich<br />
zwischen Arbeit und Freizeit zu finden,<br />
ist besonders für Arbeitnehmer, die gegen<br />
ihre innere Uhr arbeiten, von zentraler<br />
Bedeutung. Die Selbstverantwortung der<br />
Mitarbeiter einerseits und die gesundheitsförderlichen<br />
Rahmenbedingungen anderseits<br />
sorgen dafür, dass das Unternehmen<br />
seine Wettbewerbsfähigkeit erhält und Mitarbeiter<br />
langfristig und bis ins hohe Rentenalter<br />
gesund in der Schichtarbeit bleiben<br />
können.<br />
•<br />
Mehr zu den Grundregeln für die Schichtplanung<br />
unter www.industrieanzeiger.de,<br />
Suchwort: Schichtplanung<br />
Dr. Jürgen Siebenhünen<br />
Sportwissenschaftler und Experte für gesunde<br />
Schichtarbeit bei der UBGM- Unternehmensberatung<br />
für betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />
Berlin<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 23
news & management<br />
Büro war gestern,<br />
Café und Strand sind<br />
heute! Ortsunabhängiges<br />
Arbeiten liegt vor allem<br />
bei jungen Fachkräften<br />
im Trend. Digitale Technologien<br />
verlagern den<br />
Schreibtisch aus dem<br />
Büro in die Welt hinaus.<br />
Bild: Jelena/stock.adobe.com<br />
bvik-Experten über Trendthemen im B2B<br />
Wachstum dank<br />
neuer Wege<br />
Marketing | Die 10er-Jahre sind bereits Geschichte<br />
und das neue Jahrzehnt startet für B2B-Marketer mit<br />
einigen neuen Herausforderungen. Um den Wandel<br />
aktiv gestalten zu können, ist es wichtig, Trends frühzeitig<br />
zu identifizieren.<br />
Die digitale Transformation hat massive Auswirkungen<br />
auf den Marketing-Alltag im B2B-Umfeld. So werden<br />
die Kundenbeziehungen durch die Digitalisierung komplett<br />
umgekrempelt. Neue Technologien schaffen neue<br />
Möglichkeiten, die Reise des Kunden zu begleiten. Dadurch<br />
verändert sich die Arbeit der Marketing-Mitarbeiter<br />
nachhaltig. Um auch zukünftig erfolgreich agieren<br />
und sich am Markt behaupten zu können, müssen<br />
B2B-Unternehmen den Wandel aktiv mitgestalten.<br />
Vertrieb und Marketing – es wächst zusammen, was<br />
zusammengehört<br />
Neue Methoden bei der Lead-Generierung erfordern,<br />
dass Vertrieb und Marketing mehr denn je zusammenarbeiten<br />
und eine Einheit werden. Silo-Denken gehört damit<br />
endgültig der Vergangenheit an. Nur gemeinsam ge-<br />
setzte und verfolgte Ziele funktionieren. In der Theorie<br />
wird das bereits seit Langem gepredigt – in der Praxis ist<br />
eine wirklich funktionierende, kooperative und aufeinander<br />
angewiesene Zusammenarbeit noch selten zu<br />
finden. In 2020 haben B2B-Unternehmen nun die Gelegenheit,<br />
die Silos einzureißen und aus einem „wir“ und<br />
„die da“ eine gemeinsame und effiziente Einheit zu bilden,<br />
die sich die Bälle gegenseitig zuspielen und Hand in<br />
Hand die Ziele erreichen.<br />
Account Based Marketing gewinnt an Bedeutung<br />
Wenn die 10er das Jahrzehnt des Inbound-Marketings<br />
waren, dann werden die 20er nun die Zeit des Account<br />
Based Marketings (ABM) – vor allem im B2B-Marketing.<br />
Doch ist das ein weiteres Buzzword, das sich Marketer<br />
merken sollten, oder alter Wein in neuen Schläuchen?<br />
Vermutlich ist es vielmehr die konsequente Fortführung<br />
und Kombination bereits etablierter Methoden.<br />
Beim ABM werden Komponenten des 1:n-Marketings<br />
mit altbewährten Vertriebstechniken wie Key-<br />
Account-Management kombiniert. Im Gegensatz zum<br />
reaktiven Ansatz beim Inbound-Marketing stellt ABM<br />
den Trichter auf dem Kopf. Aus einem gewöhnlichen<br />
Lead-basierten Trichter wird ein Account-basierter. Potenzielle<br />
Kunden werden gezielt und aktiv bearbeitet.<br />
Somit eignet sich ABM vor allem für B2B-Unternehmen,<br />
die auf weniger und größere Kunden ausgerichtet<br />
sind.<br />
Wichtig dabei ist, dass Marketing und Vertrieb eine<br />
Einheit bilden. Alle Aktivitäten werden auf einzelne, benannte<br />
Zielunternehmen ausgerichtet. Jeder Kontakt innerhalb<br />
des Buying Centers wird dabei berücksichtigt<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
und mit gezielten Informationen versorgt – mal vom<br />
Marketing, mal vom Vertrieb kommend. Die Grenzen<br />
verschwimmen, es gibt keine klare Abgrenzung und<br />
Übergabe der Leads zwischen Marketing und Vertrieb.<br />
Stattdessen werden Leads gemeinsam und gleichzeitig<br />
bearbeitet. Die Teams sind eng aufeinander abgestimmt.<br />
Es gibt weniger Streuverluste als bei breit angelegten<br />
Leadgenerierungs-Maßnahmen und ein Erfolg bei ABM<br />
überwiegt etlichen kleinen Deals.<br />
DSGVO & ePrivacy-Verordnung weiter im Fokus<br />
Nach der DSGVO ist vor der ePrivacy- Verordnung.<br />
Auch wenn es 2019 noch nicht zu einer Einigung kam,<br />
die ePVO wird 2020 (voraussichtlich) kommen – und<br />
mit ihr das Ende von Tracking ohne Einwilligung. Egal<br />
ob für Analyse-Zwecke oder das Sammeln von personenbezogenen<br />
Daten für die Anreicherung von Nutzerprofilen.<br />
Ohne Opt-In geht hier spätestens seit dem<br />
EuGH-Urteil vom Oktober 2019 nichts mehr. Es ist also<br />
besser, dass Unternehmen ihre Maßnahmen und Technologien<br />
darauf ausrichten und Wege finden, wie sie<br />
beides miteinander vereinen. Wichtig ist hierbei Transparenz<br />
und Information. Die Nutzer von heute sind aufgeklärter,<br />
als manch Marketer sich vorstellen mag.<br />
B2B-Marketer müssen in ihren Prozessen einfach sowie<br />
übersichtlich darstellen, welche Daten sie verarbeiten<br />
möchten und für welche Zwecke sie die Daten benötigen<br />
– die Entscheidung sollten sie aber dem Nutzer<br />
überlassen.<br />
Organische Reichweite in Social-Media sinkt (weiter)<br />
In 2020 sollten Marketingverantwortliche ihre Social-<br />
Media-Strategie über denken. Alte Rezepte funktionieren<br />
nicht länger, die Relevanz von bewährten Plattformen<br />
sinkt und neue Player stehen schon bereit. Nach<br />
neueren Untersuchungen erreichen Posts auf der<br />
Unternehmens- Facebook-Seite nur noch zwei Prozent<br />
der Follower. Engagement und nennenswerte Reichweite<br />
erhält man heute nur noch, wenn man auf Video- und<br />
Live-Content sowie Anzeigen setzen – am besten in<br />
Kombination. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei<br />
den B2B-Social-Media-Portalen LinkedIn und Xing.<br />
Während sich Xing mit halbgaren Relaunches und zweifelhafter<br />
User Experience wohl auch in 2020 noch mehr<br />
in die Bedeutungslosigkeit manövriert, setzt LinkedIn<br />
auf Content, Video, Events und Fokusseiten und wird<br />
immer mehr zum Facebook für Unternehmen.<br />
Unternehmen müssen dieses Jahr auf snack-baren Video-Content<br />
(Inhalte, die besonders schnell aufgenommen<br />
und weitergeleitet werden können) setzen, vorhandene<br />
Inhalte recyceln und kreative Content-Schnipsel<br />
kreieren, die sie auf ihrer wohlbedachte Auswahl an Social-Media-Kanälen<br />
ausspielen. Dabei sollten B2B-Unternehmen<br />
Instagram und vielleicht auch TikTok im Auge<br />
behalten. Richtig genutzt können diese auch im<br />
B2B-Marketing ihre Zielgruppe dort erreichen.<br />
bvik-Trendpaper 2020<br />
Remote Work – ortsunabhängig arbeiten<br />
Ein Megatrend, der hier ein bisschen aus der Reihe fällt,<br />
ist das Thema Remote Work. Alle leben inzwischen in<br />
einer voll digitalisierten Welt – ob sie wollen oder nicht.<br />
Auch im Marketing ist es wichtiger denn je, sich mit<br />
Kollegen in anderen Landesgesellschaften, externen<br />
Partnern und Mitarbeitern kontinuierlich und einfach<br />
abzustimmen. Hinzu kommt, dass auch im Marketing<br />
Fachkräftemangel herrscht.<br />
Für die Geschäftsführer-Ebene gilt es, die Organisation<br />
zu öffnen sowie methodisch und technisch die Voraussetzungen<br />
zu schaffen, um ortsunabhängig zusammenzuarbeiten.<br />
Und dabei ist nicht gemeint, Arbeitnehmern<br />
zu ermöglichen, einmal im Monat im Homeoffice<br />
zu arbeiten, das man sich erst „verdienen“ muss. Junge,<br />
gut ausgebildete Fachkräfte setzen inzwischen voraus,<br />
dass sie nicht immer und grundsätzlich für alles im Büro<br />
präsent sein müssen. Den besten SEO-Spezialisten beispielsweise,<br />
der so dringend für das Marketing-Team<br />
gebraucht wird, findet man nicht unbedingt am eigenen<br />
Firmensitz im tiefsten Schwarzwald. In der gesamten<br />
Arbeitswelt, speziell im B2B-Umfeld, muss ein Bewusstsein<br />
entstehen, dass es hier nicht nur Schwarz und Weiß<br />
gibt. Arbeitgeber müssen Angebote schaffen, um auch<br />
weiterhin attraktiv zu bleiben.<br />
•<br />
Thorsten Wälde<br />
Geschäftsführender Gesellschafter von Digimojo und<br />
Mitglied im bvik<br />
Bild: bvik<br />
Der bvik – der Industrie-Verband<br />
für Kommunikation & Marketing,<br />
hat fünf Megatrends identifiziert,<br />
die B2B-Marketer kennen sollten, um<br />
den Wandel aktiv mitzugestalten.<br />
Das aktuelle bvik-Trendpaper 2020<br />
„NEW BUSINESS – NEW MARKE-<br />
TING – NEW CULTURE — Fünf<br />
Thesen zur Zukunft des B2B-Marketings“<br />
steht Interessierten kostenlos<br />
zum Download zur Verfügung unter<br />
www.bvik.org.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 25
technik & wissen<br />
Der smarte Werkzeug -<br />
halter iTendo misst<br />
Beschleunigungen und<br />
Vibrationen direkt am<br />
Werkstück und gibt die<br />
Daten an die Maschinensteuerung<br />
weiter. Über<br />
eine mitgelieferte App<br />
können Nutzer die Informationen<br />
auf PC, Tablet<br />
oder Handy abrufen und<br />
für Trendanalysen nutzen.<br />
Bilder: Schunk<br />
Smarte Spannsysteme verbessern die Prozessqualität und die Produktivität<br />
Wenn der Werkzeughalter<br />
zum Detektiv wird<br />
Spanntechnik | Mechatronische Systeme sammeln Prozessinformationen<br />
und kommunizieren mit der Maschinensteuerung.<br />
Damit schaffen sie Transparenz und helfen, Anomalien<br />
früh zu erkennen. Selbst anspruchsvolle Fertigungsabläufe<br />
lassen sich so prozesssicher am Limit betreiben. ❧ Mona Willrett<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
„Unser smarter Werkzeughalter iTendo<br />
passt Schnittparameter automa tisiert<br />
an sich ändernde Bedingungen an“, sagt<br />
Johannes Ketterer, Executive Vice President<br />
Clamping Technology bei Schunk.<br />
Das Hydro-Dehnspannfutter iTendo<br />
ist mit Sensor, Akku und Sendeeinheit<br />
ausgestattet. Es erfasst Prozessparameter<br />
direkt am Werkzeug.<br />
Regelkreis des smarten<br />
iTendo: Der Werkzeughalter<br />
bietet Funktionen von<br />
der reinen Prozesskontrolle<br />
bis hin zur Echtzeitregelung<br />
von Drehzahl und<br />
Vorschubgeschwindigkeit.<br />
Bionische Formen, dünnwandige Leichtbaustrukturen,<br />
minimale Halteflächen, um die<br />
Komplettbearbeitung von fünf Seiten zu ermöglichen,<br />
oder hohe Schnittkräfte aufgrund<br />
schwer zerspanbarer Werkstoffe –<br />
das Arbeitsleben von Spannsystemen wird<br />
immer anspruchsvoller. Viele klassische<br />
Werkzeug- oder Werkstückhalter sind damit<br />
überfordert. Insbesondere, wenn hohe Prozesssicherheit<br />
und Automation gefragt sind.<br />
Hinzu kommen jene Anforderungen, die aus<br />
der digitalen Vernetzung resultieren.<br />
Standardisierte Schnittstellen sind wichtig<br />
Die Möglichkeit einer permanenten Prozesskontrolle<br />
und der adaptiven Prozesssteuerung wird<br />
auch in der Spanntechnik immer wichtiger. Ihr<br />
Potenzial werden smarte Systeme im Markt aber<br />
nur dann ausspielen können, wenn standardisierte<br />
Schnittstellen – sowohl fürs digitale Vernetzen<br />
als auch fürs Verbinden der<br />
Hardware – eine einfache,<br />
schnelle und sichere Handhabung<br />
gewährleisten – gerade<br />
auch für kleinere oder<br />
mittlere Fertigungsbetriebe.<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Um all dem gerecht zu werden, integrieren<br />
Entwickler zunehmend ausgeklügelte<br />
Sensoriken in ihre Spannsysteme. Diese<br />
Mess- und Überwachungstechnik soll helfen,<br />
Schwingungen zu eliminieren, Rattermarken<br />
oder Verformungen zu vermeiden,<br />
sowie das Prozesswissen zu mehren oder<br />
Abläufe an sich ändernde Bedingungen anzupassen.<br />
Die erfassten Kräfte, Vibrationen<br />
oder Temperaturen werden in Echtzeit an<br />
die Maschinensteuerung übertragen. Sie<br />
kann dann bei Bedarf die Bearbeitung stop-<br />
pen oder der ebenfalls im Spannmittel integrierten<br />
Aktorik den Befehl geben, Prozessgrößen<br />
an aktuelle Gegebenheiten anzupassen.<br />
Werkstücke, die beim Zerspanen aus<br />
einem rotierenden Futter gezogen werden –<br />
weil die Spannkraft aufgrund der wirkenden<br />
Fliehkräfte nachlässt –, gehören damit<br />
der Vergangenheit an. Ebenso unerwünschte<br />
Verformungen an dünnwandigen Bauteilen,<br />
die stramm gespannt wurden, um diesen<br />
Spannkraftabfall auszugleichen. Beispiele<br />
für solche Systeme sind das intelligente<br />
Spannfutter Toplus IQ von Hainbuch<br />
oder die elektromechanischen Module der<br />
e-motion-Reihe von SMW-Autoblok.<br />
Doch nicht nur die Kraft, mit der sie zupacken,<br />
können smarte Spannsysteme an<br />
die jeweilige Situation anpassen. Das Hydro-Dehnspannfutter<br />
iTendo von Schunk<br />
etwa überwacht den Zerspanungsprozess<br />
unmittelbar am Werkzeug und ermöglicht<br />
durch die Kommunikation mit der Maschinensteuerung<br />
eine Echtzeitregelung der<br />
Schnittparameter.<br />
Ausgestattet mit Sensor, Akku und Sendeeinheit<br />
überträgt das smarte Futter die erfassten<br />
Daten drahtlos an eine Empfangseinheit<br />
im Maschinenraum und von dort<br />
per Kabel an eine Regel- und Auswerteeinheit.<br />
Ein Algorithmus ermittelt fortlaufend<br />
eine Kenngröße für die Prozessstabilität.<br />
Passend zur jeweiligen Anwendung können<br />
über einen Webservice sowohl die Grenz-<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 27
werte als auch Reaktionen bei deren Überoder<br />
Unterschreiten definiert werden.<br />
Der Aufwand fürs Implementieren dieses<br />
Systems hängt von der gewählten Ausbaustufe<br />
ab. In der einfachsten Variante, die<br />
ohne maschinenseitige Anpassungen auskommt,<br />
lassen sich lediglich die Live-Daten<br />
des Sensors über eine Cloud-Anbindung am<br />
Schunk-Dashboard anzeigen. Eine Stufe<br />
weiter wird der Echtzeitcontroller über digitale<br />
oder analoge Signale mit der Maschinensteuerung<br />
verbunden, so dass bei auftretenden<br />
Anomalien ein Alarm ausgelöst oder<br />
der Prozess gestoppt werden kann. Die<br />
höchste Ausbaustufe ermöglicht zudem den<br />
Informationsaustausch zwischen Spannmittechnik<br />
& wissen<br />
eine Empfangseinheit, die im Maschinenraum<br />
maximal zwei Meter vom Werkzeughalter<br />
entfernt installiert wird. Sie versorgt<br />
eine Echtzeiteinheit im Schaltschrank kabelgebundenen<br />
mit den Daten.“ Das gewährleiste<br />
eine prozess sichere Datenübertragung<br />
und maximiere zugleich die Akkulaufzeit<br />
des Werkzeughalters. „Der Echtzeitcontroller<br />
im Schaltschrank ist erforderlich, um die<br />
vom Werkzeughalter generierten Daten auszuwerten<br />
und gegebenenfalls die Maschinensteuerung<br />
mit den entsprechenden Informationen<br />
zu versorgen.“ So kann das System<br />
beispielsweise einen Alarm auslösen<br />
oder an sich ändernde Bedingungen angepasste<br />
Schnittparameter initiieren.<br />
gängigen Spanndurchmessern standardisieren.<br />
Weitere Spindelschnittstellen sind in Arbeit.<br />
Darüber hinaus sollen künftig auch andere<br />
Werkzeughalter des Hauses mit der<br />
Sensorik ausgestattet werden.<br />
Intelligente Werkzeugaufnahmen verbinden<br />
ein hohes Maß an Transparenz mit den<br />
Potenzialen einer autonomen Prozessregelung.<br />
Und das – im Vergleich zu bewährten<br />
Werkzeughaltern – ohne Einbußen hinsichtlich<br />
Qualität und Leistung. Die aktuellen<br />
Pilotanwendungen zeigen laut Johannes<br />
Ketterer eine Reihe konkreter Nutzenpotenziale:<br />
„Die schwingungsarme Bearbeitung<br />
resultiert in brillanten Oberflächenqualitäten,<br />
bei Mikrowerkzeugen ermög lichen die<br />
„Bei komplexen Fertigungsaufgaben<br />
sind zunehmend Spannlösungen mit<br />
smarten Assistenzsystemen gefragt“, sagt<br />
Dr. Stefan Bonerz von Ott-Jakob.<br />
Mehrere Sensor- und<br />
Assistenzsysteme achten<br />
darauf, dass das Zerspanwerkzeug<br />
stets perfekt in<br />
der Spindel gespannt ist.<br />
Bilder: Ott-Jakob<br />
tel und Maschine. „Für diese adaptive Regelung<br />
empfiehlt es sich, einen Servicetechniker<br />
hinzuzuziehen“, sagt Johannes Ketterer,<br />
Executive Vice President Clamping Technology<br />
bei Schunk. „Ihm gelingt die Anbindung<br />
an die Maschinensteuerung mit überschaubarem<br />
Aufwand.“<br />
Den Aufbau des Regelkreises begründet<br />
Ketterer so: „Der sensorische Werkzeughalter<br />
rotiert mit bis zu 12.000 Umdrehungen.<br />
Eine kabelgebundene Übertragung scheidet<br />
damit aus.“ Eine drahtlose Funkverbindung<br />
via Bluetooth bis zum Empfänger im Schaltschrank<br />
wiederum sei aufgrund der zum<br />
Teil großen Distanz und der Schirmung des<br />
Schaltschranks ebenfalls nicht prozessstabil<br />
zu realisieren. „Deshalb nutzt unser System<br />
Die sensorische Werkzeugaufnahme hat<br />
die identische Störkontur wie das konventionelle<br />
Pendant. Doch das smarte Tool erlaubt<br />
eine lückenlose Zustands beobachtung<br />
und damit die Dokumentation der Prozessstabilität.<br />
Es überwacht Grenzwerte, erkennt<br />
einen Werkzeugbruch und ermöglicht<br />
eine echtzeitfähige Regelung von Drehzahl<br />
und Vorschub. Zudem lässt sich mithilfe der<br />
erfassten Daten der Werkzeugzustand analysieren<br />
und das maximale Zeitspanvolumen<br />
ableiten. Einsatzfelder sind Fräs-,<br />
Bohr-, Bohrsenk- oder Entgratoperationen.<br />
Die Serienreife des Systems ist für Anfang<br />
2020 geplant. Im ersten Schritt werden die<br />
Schwaben die Schnittstellen HSK-A 63 sowie<br />
HSK-A 100 mit 130 mm Länge und<br />
Daten eine Trendauswertung zum Werkzeugverschleiß,<br />
beim Bohrsenken von Großbauteilen<br />
in der Luftfahrtindustrie ist<br />
höchste Prozessstabilität gewährleistet oder<br />
beim automatisierten Entgraten lässt sich<br />
die Zustellung der Bürsten optimieren.“<br />
Der Weg zur durchgängigen Industrie<br />
4.0-Lösung endet jedoch nicht beim smarten<br />
Werkzeughalter. Auch die Spannein -<br />
heiten, die ihn mit der Spindel der Werkzeugmaschine<br />
verbinden, werden immer<br />
cleverer. So bietet beispielsweise Ott-Jakob<br />
für seine Produkte mehrere Assistenzsystemen<br />
an, mit deren Hilfe Nutzer anspruchsvolle<br />
Prozesse ausreizen und dabei trotzdem<br />
stets auf der sicheren Seite agieren können.<br />
Zum Angebot gehören<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
• das Multisensor-System MSU, das die<br />
Zugstangenposition, die Lösekolbenstellung<br />
sowie (optional) Leckagen überwacht,<br />
• ein Condition Monitoring System, das zuverlässig<br />
Leckagen in Drehdurchführungen<br />
detektiert und den Abnutzungsgrad<br />
der Dichtsätze überwacht,<br />
• die Plananlagenkontrolle Planko, die die<br />
Einspannqualität der Werkzeuge in der<br />
HSK-Schnittstelle überwacht, sowie<br />
• das Telemetriesystem Gaus, das Federkraft,<br />
Temperatur und Schwingungen an<br />
den rotierenden Komponenten des Spannsystems<br />
„im Auge behält“.<br />
Ott-Jakob hat bereits Ende der 90er-Jahre<br />
mit Forschungsarbeiten im Bereich Mechatronik<br />
und Sensorik begonnen. 2000 brachten<br />
die Bayern erste Produkte auf den<br />
Markt. Die ersten Assistenzsysteme waren<br />
dann 2011 verfügbar. „Getrieben durch die<br />
Entwicklung Richtung Industrie 4.0 stellen<br />
wir in den letzten Jahren eine stetig steigende<br />
Nachfrage nach solchen Systemen fest“,<br />
sagt Dr. Stefan Bonerz, der als Technologiemanager<br />
beim Spannspezialisten tätig ist.<br />
„Das Vernetzen von Spannsystemen<br />
schafft neue Möglichkeiten, Produktionsprozesse<br />
zu gestalten“, sagt Patrick<br />
Dannecker von SMW-Autoblok.<br />
Der Spannturm RT e-motion<br />
kann mit acht verschiedenen<br />
Spannmitteln bestückt werden,<br />
die sich individuell ansteuern<br />
lassen. Bilder: SMW-Autoblok<br />
Smarte Systeme minimieren Ausfallraten<br />
Der Trend gehe in zwei Richtungen: „Fürs<br />
Fertigen einfacher Teile setzen die Kunden<br />
auf kostengünstige Spanntechnik. Bei komplexeren<br />
Aufgaben sind hingegen Lösungen<br />
mit Assistenzsystemen zur Zustandsüberwachung<br />
gefragt. Mit deren Hilfe laufen selbst<br />
anspruchsvolle und hochautomatisierte Prozesse<br />
mit minimalen Ausfallraten.“<br />
Integriert in die Löseeinheit, steigert das<br />
sensorgestützte Assistenzsystem MSU sowohl<br />
die Verfügbarkeit als auch die Effizienz<br />
der Werkzeugmaschine nachhaltig.<br />
Die Sensorik und Auswerteelektronik ist<br />
platzsparend in der Löseeinheit vor -<br />
montiert, bietet Schutz gegen äußere<br />
mechanische Einflüsse und vermeidet zusätzlichen<br />
Aufwand bei der Montage. Das<br />
System kann in alle Löseeinheiten des Herstellers<br />
integriert und an Sonderlösungen<br />
angepasst werden. Für zusätzlichen Nutzen<br />
sorgt, dass aus den Messsignalen weitere<br />
statistische Informationen abgeleitet werden<br />
können, etwa die Anzahl der Werkzeugwechsel.<br />
Auch die Integration zusätzlicher<br />
Messaufnehmer – wie Temperatursensoren<br />
oder Dehnmessstreifen – ist möglich.<br />
Bereits Fremdkörper in der Größenordnung<br />
von einigen hundertstel Millimeter<br />
können beim Spannen zu einer Schiefstellung<br />
führen oder zum Achsversatz des<br />
Werkzeugs. Damit das nicht geschieht, überwacht<br />
Planko die Werkzeugauflagefläche.<br />
Die Radarelektronikkomponenten der Plananlagenkontrolle<br />
ermöglichen eine mikrometergenaue<br />
direkte Abstandsmessung.<br />
Um Störungen im Fertigungsprozess<br />
frühzeitig zu erkennen und so die Basis für<br />
eine optimale Maschinenverfügbarkeit zu<br />
schaffen, identifiziert das Condition Monitoring<br />
System für Drehdurchführungen<br />
Ausfallpotentiale und beugt damit ungeplanten<br />
Maschinenstillständen vor.<br />
Das modulare Telemetriesystem Gaus<br />
schließlich sichert eine hohe Bearbeitungsqualität<br />
im Produktionsprozess sowie die<br />
dauerhafte Betriebssicherheit der Werkzeugspindel.<br />
Die gemessenen Daten werden<br />
direkt an die Maschinensteuerung ausgegeben.<br />
Aufgrund des berührungslosen Aufbaus<br />
und des kleinen Bauraumes kann Gaus<br />
mit Drehzahlen von bis zu 32.000 min -1<br />
eingesetzt werden.<br />
Doch das smarte Spannen von Werkzeugen<br />
ist nur die halbe Antwort auf die Anforderungen<br />
an eine Industrie-4.0-taugliche<br />
Lösung. Die zweite Hälfte besteht darin,<br />
auch die Werkstücke clever zu fixieren. Sowohl<br />
in stationären Spannmitteln – etwa in<br />
Fräszentren – als auch in rotierenden auf<br />
Drehmaschinen.<br />
„Wir beschäftigen uns bereits seit Jahren<br />
mit Industrie 4.0 und digitaler Vernetzung“,<br />
sagt Patrick Dannecker. Der Leiter Vertrieb<br />
Stationäre Spanntechnik bei SMW-Autoblok<br />
in Meckenbeuren betont aber auch:<br />
„Elektromechanische Spannmittel sind äußerst<br />
komplex, ihre Entwicklung ist zeitintensiv.<br />
Uns war wichtig, innovative Produkte<br />
im Programm zu haben, die auch für<br />
künftige Anforderungen geeignet sind.“<br />
Nach dem elektrischen Flansch F500<br />
e-motion, der bereits seit 2015 bei Kunden<br />
im Einsatz ist, haben die Oberschwaben<br />
2017 die e-motion-Technologie in das 4-<br />
Backfutter MM e-motion integriert. Die<br />
neueste Ausbaustufe dieser Produktkategorie<br />
ist der Spannturm RT e-motion, den das<br />
Unternehmen auf der EMO 2019 erstmals<br />
präsentierte. Er hat acht Schnittstellen, die<br />
individuell mit unterschiedlichen Spannmitteln<br />
ausgerüstet werden können. Kraftspanner,<br />
Spannfutter oder Spanndorne werden<br />
durch einen axialen Spannhub betätigt.<br />
Spannkraft und Verfahrweg können bei<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 29
technik & wissen<br />
jedem dieser Module individuell angesteuert<br />
werden. Damit sind die einzelnen Spannmittel<br />
auch hinsichtlich ihrer Spannkraft und<br />
ihrer Spannposition permanent überwachbar.<br />
Energie und Daten werden, wie bei<br />
allen elektromechanischen Produkten aus<br />
der e-motion-Linie mittels eines eigens entwickelten<br />
induktiven Kopplersystems übertragen.<br />
Sämtliche Daten der Sensorik lassen<br />
sich so in Echtzeit zwischen Spannmittel<br />
und Maschinensteuerung austauschen.<br />
Auch Dannecker stellt fest, dass derartige<br />
Lösungen im Markt inzwischen auf großes<br />
Interesse stoßen. Die Gründe dafür lägen in<br />
den zunehmend anspruchsvollen Werkstücken<br />
und im Trend zur digitalen Vernetzung.<br />
„Nur mit einem elektromechanischen<br />
Spannmittel lässt sich die Spannkraft im<br />
Prozess anpassen. Bei sensiblen Teilen ist es<br />
sogar möglich, die Kraftwirkung einzelner<br />
Backen gezielt zu verändern.“ Eine immense<br />
Arbeitserleichterung und – insbesondere bei<br />
großen, schweren Bauteilen – ein enormer<br />
Gewinn an Sicherheit entsteht zudem, weil<br />
das Futter das Werkstück automatisch und<br />
selbstständig zentrieren kann.<br />
Das Implementieren der e-motion-<br />
Module ist laut Dannecker einfach: „Durch<br />
unsere eigene Steuerung AC-MM haben wir<br />
eine Plug-and-Play-Funktionalität.“ Der<br />
Spezialist für stationäre Spannsysteme betont,<br />
die Vernetzung schaffe ganz neue<br />
Möglichkeiten, Produktionsprozesse zu gestalten.<br />
„Das lässt sich an unserer Philosophie<br />
„Monitor-Think-Act“ aufzeigen. Die<br />
erste Stufe – Monitor – wäre beispielsweise<br />
eine Sensorik, die Spannkräfte misst und<br />
speichert. Im nächsten Schritt – Think –<br />
werden die Daten evaluiert und mittels eines<br />
Algorithmus ausgewertet.“ In der dritten<br />
Stufe – Act – könne, etwa bei einem Spannkraftabfall<br />
im Prozess, über automatisiertes<br />
Schmieren die Spannkraft wieder auf das<br />
Ausgangsniveau gehoben werden. Das intelligente<br />
Verhalten von Spannmitteln durch<br />
Kräfte mit voreingestellten Soll- und Grenzwerten<br />
ab und übermittelt das Ergebnis<br />
drahtlos an stationäre oder mobile Endgeräte,<br />
auf denen die App „Hilma Prozess Control“<br />
installiert ist. Wenn sich die Werte<br />
einem Grenzbereich nähern, warnt das System.<br />
Zudem können die Daten an die Maschinensteuerung<br />
kommuniziert werden,<br />
um im Bedarfsfall automatisiert in den Fertigungsprozess<br />
einzugreifen. Zu den wei -<br />
teren sensorischen Produkten aus dem<br />
Der sensorische Maschinenschraubstock HPC ermittelt Spannkräfte, gleicht sie mit<br />
voreingestellten Grenzwerten ab und warnt bei Abweichungen. Bild: Römheld<br />
Smarte Spannfutter wie das Toplus IQ gleichen steigende Fliehkräfte bei hohen<br />
Drehzahlen selbstständig aus und halten die Spannkraft so stets im idealen Bereich.<br />
den Einsatz lernfähiger Algorithmen ist Teil<br />
der künftigen vierten Ausbaustufe „Learn“.<br />
Ein Termin, wann diese Funktionalität eingeführt<br />
wird, steht aber noch nicht fest.<br />
Ein weiteres Beispiel für einen Anbieter<br />
von elektromechanischen Lösungen fürs<br />
sichere und effiziente Rüsten von Werkstücken<br />
ist Roemheld. Die Unternehmensgruppe<br />
hat unter anderem eine kompakte elektrische<br />
Wegmessung entwickelt, die bereits<br />
in verschiedenen Produkten integriert ist.<br />
Mit ihr lässt sich der komplette Hubbereich<br />
in Schritten von 0,1 mm überwachen. Dadurch<br />
kann das Spannelement beispielsweise<br />
unterschiedliche Werkstückhöhen erkennen.<br />
Eingesetzt wird diese Technik etwa im<br />
sensorischen Maschinenschraubstock HPC,<br />
den die Laubacher erstmals auf der Messe<br />
AMB im Herbst 2018 vorstellten. Er erweitert<br />
die Funktionen des bewährten Maschinenschraubstocks<br />
Hilma NC 125 und erfasst<br />
Spannkräfte in Echtzeit. Auch hier<br />
gleicht das Spannelement die ermittelten<br />
Roemheld-Portfolio gehören ein Schwenkspanner<br />
sowie die Nullpunktspannsysteme<br />
Stark.connect und Stark.airtec.<br />
Bei den rotierenden Spannsystemen beschäftigt<br />
sich beispielsweise Hainbuch in<br />
Marbach ebenfalls bereits seit Jahren mit<br />
sensorischen Lösungen. Ein Ergebnis der<br />
bisherigen Entwicklungsarbeit ist das intelligente<br />
Spannfutter Toplus IQ, das permanent<br />
die tatsäch liche Spannkraft am Werkstück<br />
misst. Auch hier erfolgt die Energieübertragung<br />
berührungslos. Die Daten werden direkt<br />
an die Maschinensteuerung übermittelt,<br />
die dann einen Soll-Ist-Wert-Abgleich<br />
durchführt und bei Bedarf eine Korrektur<br />
initiiert. Selbst eine In-Line-Werkstück-<br />
Maßkontrolle ist durch die integrierte<br />
Messsensorik möglich. Nah am Werkstück<br />
wird zudem die Temperatur überwacht.<br />
Neben dem Spannfutter Toplus IQ mit<br />
integrierter Messtechnik bieten die Marbacher<br />
weitere Produkte fürs smarte Rüsten<br />
von Werkstücken an. Dazu gehört das<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Spannkraftmessgerät Testit für die Außenund<br />
Innenspannung sowie fürs Messen der<br />
Einzugskräfte von HSK-Aufnahmen oder<br />
ein automatisierter Spannkopf- und Anschlagwechsel<br />
mittels Industrieroboter.<br />
Attilio Mandarello, Teamleiter Forschung<br />
und Entwicklung bei Hainbuch betont<br />
aber auch: „Daten zu generieren ist das<br />
eine. Sie sinnvoll zu verarbeiten, ist aber die<br />
eigentliche Herausforderung.“ Wenn es darum<br />
gehe, die Produktivität zu steigern und<br />
eine hohe Prozessstabilität zu gewährleisten,<br />
sei es deshalb wichtig, die Prozesse ganzheitlich<br />
zu betrachten. Mechatronische Systeme<br />
müssten Störfaktoren schon im Vorfeld erkennen<br />
und in der Lage sein, sie auszuschalten.<br />
Die komplette Auswertung und Visualisierung<br />
der Daten finde in der Maschinensteuerung<br />
statt. Der Bediener könne das System<br />
aber auch über eine App steuern.<br />
Damit die Bereitschaft bei Maschinenbauern<br />
und Anwendern weiter wachse,<br />
Die erfassten Daten kann<br />
der Nutzer jederzeit abrufen<br />
und bei Bedarf archivieren.<br />
Das schafft<br />
Transparenz und Sicherheit.<br />
Bilder: Hainbuch<br />
smarte Systeme im Fertigungsalltag einzusetzen,<br />
gelte es nun, die cyber-physischen<br />
Module plug-and-produce-fähig zu machen,<br />
sagt Mandarello. „Das ist auch der Grund,<br />
weshalb wir an Forschungsprojekten mitarbeiten,<br />
deren Ziel standardisierte Schnittstellen<br />
sind.“<br />
Um das Zusammenspiel von Sensorik<br />
und Elektronik geht es auch am 11. März<br />
2020 beim VDMA-Forum Spanntechnik im<br />
Rahmen der Messe Metav in Düsseldorf.<br />
Dort thematisiert Schunk den intelligenten<br />
Werkzeughalter, Mapal stellt intelligente<br />
und serialisierte Werkzeugsysteme für die<br />
vernetzte Fertigung von Morgen vor, Roemheld<br />
die sensorische Prozesskontrolle. Interessierte<br />
können sich bis zum 23. Februar<br />
unter http://hier.pro/N5pqz anmelden. •<br />
20.–24. APRIL 2020<br />
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HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 31
technik & wissen<br />
Vom Premierenerfolg selbst überrascht:<br />
Geschäftsführer und Inhaber Michael<br />
Stepper (2. v.l.) freut sich mit Mitarbeitern<br />
über den Gesamtsieg im Wettbewerb<br />
„Excellence in Production“.<br />
Bild: Michael Strauch<br />
Aachener Werkzeugbau-Kolloquium: Ressourcen besser auslasten<br />
Neue Chancen<br />
durch Mietmodelle<br />
Werkzeugbau | Digitale Vernetzung und innovative<br />
Geschäftsmodelle waren zentrale Themen beim 19.<br />
Aachener Werkzeugbau-Kolloquium. Am Vorabend<br />
wurde der Werkzeugbau 2019 gekürt. ❧ Mona Willrett<br />
„Der Trend zu umweltschonenden Technologien<br />
bleibt uns erhalten“, sagte Prof. Günther<br />
Schuh anlässlich des 19. Aachener<br />
Werkzeugbau-Kolloquiums. Die Industrialisierung<br />
habe zu einer zwar ökonomisch<br />
sinnvollen, aber wenig ökologischen Überproduktion<br />
geführt, so der Produktionswissenschaftler<br />
weiter, der den Direktorien der<br />
Aachener Institute WZL und Fraunhofer<br />
IPT angehört. Um die Welt nicht Naivlingen<br />
zu überlassen, müsse es gelingen, künftig<br />
Produkte und Ressourcen auch ökologisch<br />
auszunutzen. Intelligente Mietmodelle seien<br />
dabei von elementarer Bedeutung.<br />
„Auch dem Werkzeug- und Formenbau<br />
bieten Subskriptionskonzepte die Möglichkeit,<br />
innovative neue Geschäftsmodelle zu<br />
etablieren“, sagte Schuh. Dazu müsse sich<br />
die Branche vom Werkzeug- zum Produktivitätslieferanten<br />
wandeln. Statt wie bisher<br />
auf Anfrage ein Werkzeug oder Dienstleistungen<br />
zu liefern, müssten Werkzeugmacher<br />
künftig das vollständige Werkzeugmanagement<br />
des Kunden übernehmen und über<br />
Einkauf sowie Produktionsoptimierungen<br />
entscheiden. „Tooling as a Service muss zum<br />
Produktivitätsversprechen werden.“ Durch<br />
eine höhere Werkzeugauslastung könnten<br />
sowohl die Margen für den Kunden als auch<br />
für den Werkzeugbau steigen.<br />
In weiteren Vorträgen berichteten Referenten<br />
aus der Industrie über Erfahrungen<br />
mit der praktischen Umsetzung von Industrie<br />
4.0-Themen. So sprachen unter anderen<br />
• Ralf Hildebrand, Leiter Bauteilfertigung<br />
Julius Blum GmbH, über Fertigungstechnologien<br />
von der konventionellen Bearbeitung<br />
bis zur digitalen Vernetzung,<br />
• Gerd Ringelmann vom Werkzeugbau der<br />
ZF Friedrichshafen AG über Effizienzsteigerung<br />
durch die (Teil-)Automatisierung<br />
in Arbeitsplanung, CAM-Programmierung<br />
und Fremdvergabeentscheidungen,<br />
• Bernd Ströhlein, Bereichsleiter bei der Fischer<br />
Werkzeug- und Formenbau GmbH,<br />
über höchste Kundenorientierung durch<br />
Industrie 4.0, oder<br />
• Prof. Thomas Bergs, Direktor am WZL<br />
und am IPT, über digitale Fräsprozesse als<br />
Wegbereiter der Prognosefähigkeit.<br />
Jahrestreffen an der WBA<br />
Am Vortag des Kolloquiums fand zunächst<br />
das Mitglieder-Jahrestreffen der WBA<br />
Werkzeugbau-Akademie statt und im Anschluss<br />
daran die Preisverleihung im Wettbewerb<br />
„Excellence in Production“.<br />
Im Rahmen des Mitgliedertreffens stellte<br />
Prof. Wolfgang Boos, Geschäftsführender<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Beim Rundgang durch die Aachener<br />
Werkzeugbau-Akademie stellte Prof.<br />
Wolfgang Boos verschiedene Leistungen<br />
und Angebote der WBA vor.<br />
Bilder: Autorin<br />
„Subskriptionsmodelle bieten dem Werkzeug-<br />
und Formenbau die Möglichkeit, innovative,<br />
neue Geschäftsmodelle zu etablieren“,<br />
sagte Prof. Günther Schuh anlässlich<br />
des Aachener Werkzeugbau-Kolloquiums.<br />
Gesellschafter der WBA, ausgewählten<br />
Fachjournalisten einige Projekte vor. Zu den<br />
Tätigkeitsfeldern, die die WBA Werkzeugbau-Betrieben<br />
anbietet, gehören<br />
• die Industrieberatung,<br />
• Forschungsaktivitäten sowie<br />
• Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Darüber hinaus betreibt die WBA einen Demonstrationswerkzeugbau<br />
und erstellt Studien<br />
zu den unterschiedlichsten Branchenthemen.<br />
Boos betonte, die Akademie beschränke<br />
ihre Tätigkeit nicht auf den Werkzeug-<br />
und Formenbau, beschäftige sich vielmehr<br />
ganz allgemein damit, Unikate in Serie<br />
zu fertigen. Insofern sei das Know-how<br />
durchaus auch für andere Unternehmen interessant,<br />
die sich mit der Einzelteil-, Prototyp-<br />
oder Kleinserienfertigung beschäftigen.<br />
Stepper ist Werkzeugbau des Jahres 2019<br />
Einige der Finalisten im Branchenwettbewerb<br />
„Excellence in Production“ nehmen<br />
schon seit vielen Jahren teil und nutzen ihre<br />
Ergebnisse, um sich stetig zu verbessern. In<br />
diesem Jahr jedoch betrat ein neues Unternehmen<br />
die Bühne und belegte mit – laut<br />
Jury – exzellenten Werten prompt den ersten<br />
Platz. Während der feierlichen Abendveranstaltung<br />
im Krönungssaal des historischen<br />
Aachener Rathauses nahm Michael<br />
Stepper, Geschäftsführer und Inhaber der<br />
Fritz Stepper GmbH & Co. KG, vor rund<br />
300 Gästen den begehrten Preis stellvertretend<br />
für die Mitarbeiter des Pforzheimer<br />
Unternehmens entgegen. Die Laudatio hielt<br />
Dr. Sven Holsten, Werkzeugbauleiter des<br />
Vorjahressiegers Phoenix Contact.<br />
Ausschlaggebend für die Jury war die<br />
klare Fokussierung von Stepper auf hochpräzise<br />
Folgeverbundwerkzeuge für Elektronikkomponenten<br />
und die stetige Entwicklung<br />
neuer Lösungen, die als Differenzierungsmerkmal<br />
dienen. Der Einsatz qualitativ<br />
hochwertiger Maschinen mit geringem<br />
Durchschnittsalter und der hohe Automatisierungsgrad<br />
in der Fertigung fielen ebenso<br />
positiv ins Gewicht wie die Mehrmaschinenbedienung,<br />
die Rüst- und Programmierzeiten<br />
sowie die Maschinenauslastung.<br />
Nicht zuletzt lobte die Jury die Entwicklung<br />
intelligenter Werkzeuge mit integrierter Sensorik<br />
zum Erheben, Speichern und Verarbeiten<br />
von Daten aus dem Produktionsprozess<br />
sowie den Einsatz entsprechender Aktorik.<br />
Der 1965 gegründete Betrieb siegte auch<br />
in der Kategorie „Externer Werkzeugbau<br />
über 50 Mitarbeiter“.<br />
Die Besten in den weiteren Kategorien<br />
Bester „Externer Werkzeugbau unter 50<br />
Mitarbeiter“ ist einmal mehr W. Faßnacht<br />
Werkzeug- und Formenbau aus Bobingen.<br />
Die Jury hob hier besonders den klaren Fokus<br />
des Unternehmens aufs Herstellen komplexer<br />
Spritzgießwerkzeuge hervor, die in<br />
unterschiedlichen Branchen zum Einsatz<br />
kommen. Durch sein breites Kundenspektrum<br />
vermeide Faßnacht Abhängigkeiten<br />
von einzelnen Kunden und Branchen. Als<br />
weitere Besonderheiten werteten die Juroren<br />
den hohen Automatisierungsgrad durch eine<br />
technologieübergreifende Verkettung,<br />
kurze Programmier- und Rüstzeiten sowie<br />
die familiäre Arbeitsatmosphäre.<br />
Bester „Interner Werkzeugbau über 50<br />
Mitarbeiter“ ist 2019 die ZF Friedrichshafen<br />
AG. Die Schweinfurter überzeugten mit<br />
einer Vielzahl an Industrie-4.0-Lösungen,<br />
etwa dem automatisierten Erstellen von Arbeitsplänen<br />
auf Basis einer algorithmisch<br />
gestützten Analyse von CAD-Daten.<br />
In der Kategorie „Interner Werkzeugbau<br />
unter 50 Mitarbeiter“ siegte die Hilti AG<br />
aus Schaan in Liechtenstein. Zu den besonderen<br />
Stärken des internen Werkzeugbaus<br />
von Hilti zählt die Fokussierung auf die<br />
Kernkompetenzen und die klare Positionierung<br />
als Kompetenzzentrum für die Massivumformung,<br />
das Produktentwicklung und<br />
Serienproduktion weltweit unterstützt.<br />
Bewerbungsphase für EIP 2020 läuft<br />
Im vergangenen Jahr beteiligten sich 342<br />
deutschsprachige Werkzeug- und Formenbaubetriebe<br />
am Wettbewerb, in dem Spezialisten<br />
des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />
IPT und des Werkzeugmaschinenlabors<br />
WZL der RWTH Aachen gemeinsam<br />
mit einer fachkundigen Jury den<br />
Sieger ermitteln. 2020 veranstalten die Aachener<br />
Institute den Wettbewerb bereits<br />
zum 17. Mal. Unter www.excellence-in-pro<br />
duction.de können sich interessierte Unternehmen<br />
anmelden. Bis zum 1. März müssen<br />
sie dann den ersten Teil eines Fragebogens<br />
ausfüllen, in dem zentrale Aspekte zum Unternehmen<br />
abgefragt werden. Gleich im Anschluss<br />
erhalten sie eine erste Auswertung.<br />
Bis zum 1. Mai gilt es dann, vertiefende Fragen<br />
zu beantworten, um sich fürs Finale zu<br />
qualifizieren.<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 33
Vom Sensorträger über Gehäusekomponenten<br />
bis zu Verschleißteilen – auf acht<br />
vollautomatisierten Fräszentren des<br />
Typs C 42 U fertigt Rosen alle Frästeile<br />
für seine Inspektionsgeräte selbst.<br />
Bilder: Hermle<br />
gehört auch die Rosen Technology and Research<br />
Center GmbH, wo Goolkate Alternative<br />
Manager Shop Floor Machining ist.<br />
Johannes Bolmer, stellvertretender Fertigungsleiter,<br />
erzählt: „2016 standen wir vor<br />
der Aufgabe, bei gleichem Personaleinsatz<br />
den Output zu erhöhen. Gleichzeitig sollte<br />
unsere Fertigung aber auch schneller und<br />
flexibler werden.“ Sie bestand bis dahin aus<br />
Stand-Alone-Maschinen – darunter auch<br />
eine C 20 von Hermle. Damit entsprach sie<br />
zwar den hohen Ansprüchen an Qualität<br />
und Präzision, bot aber zu wenig Kapazität.<br />
Flexible Fertigungszelle sichert hohe Qualität und kurze Reaktionszeiten<br />
Molch sorgt für<br />
sichere Pipelines<br />
Fertigung | Die Inspektionsgeräte der Rosen-Gruppe<br />
überwachen die Sicherheit von Pipelines. Alle Komponenten<br />
für die Geräte fertigen die Lingener auf einer<br />
automatisierten Fertigungszelle von Hermle.<br />
„Am Ende geht es bei uns um Daten“, sagt<br />
Nico Goolkate. Gemeint sind Messdaten,<br />
gesammelt von technologisch anspruchsvollen<br />
Inspektionsgeräten – sogenannten Molchen<br />
–, die Veränderungen an oder in Pipelines<br />
frühzeitig entdecken. Entwickelt, gebaut<br />
und betrieben werden diese Molche<br />
von der Rosen-Gruppe, die damit weltweit<br />
für die Sicherheit von Gas- und Öl-Leitungen<br />
und damit den Schutz von Umwelt und<br />
Mensch sorgt. Zur Unternehmensgruppe<br />
Software übernimmt Auftragssteuerung<br />
Um die Fertigungstiefe zu erhöhen sowie<br />
schneller und flexibler reagieren zu können,<br />
investierte Rosen in vier Bearbeitungszentren<br />
des Typs C 42 U von Hermle. Ein Robotersystem<br />
RS 2 L des Gosheimer Maschinenbauers<br />
verbindet die 5-Achsen-Zentren<br />
zur vollintegrierten flexiblen Fertigungszelle.<br />
Die Softwarelösung Soflex erfasst Maschinen-<br />
und Betriebsdaten, organisiert die<br />
Betriebsmittelbereitstellung und übernimmt<br />
die Feinplanung sowie die Auftragssteuerung.<br />
Das Programm kommuniziert sowohl<br />
mit den Bearbeitungsmaschinen als auch<br />
mit dem unternehmensinternen CAD/CAMund<br />
ERP-System.<br />
Die Installation fand in Etappen statt.<br />
Zunächst nutzte Rosen die vier C 42 U als<br />
Stand-Alone-Maschinen. Nach sechs Monaten<br />
folgte der RS2-Roboter samt Linearsystem<br />
und einem Magazin mit Platz für bis zu<br />
250 Paletten unterschiedlicher Dimension.<br />
„Die Einarbeitung lief problemlos“, blickt<br />
Goolkate zurück. „Für die Bedienung des<br />
Robotersystems nahmen wir sowohl interne<br />
Schulungen als auch die Option der Produktionsbegleitung<br />
von Hermle in Anspruch.“<br />
Heute werden auf den Bearbeitungszentren<br />
zu 70 bis 80 % Edelstähle, aber auch<br />
Inconell, Titan, Aluminium und Kunststoffe<br />
bearbeitet. Die Fertigung läuft an sieben Tagen<br />
pro Woche rund um die Uhr. „Die einzigen<br />
Probleme, die bislang auftraten, waren<br />
Softwarefehler. Maschinenseitig haben wir<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
technik & wissen<br />
Das Robotersystem RS 2 L verbindet mehrere C 42 U zu einer flexiblen Fertigungszelle. Zusammen mit dem<br />
großen Palettenmagazin ermöglicht das eine 24/7-Fertigung – zum Teil in mannlosen Schichten.<br />
Zu 70 bis 80 % bearbeitet Rosen Edelstahl auf den<br />
automatisierten Fräszentren von Hermle. Vom Rohling<br />
bis zum fertigen Werkstück – hier ein Gelenkteil –<br />
erfolgen alle Bearbeitungsschritte auf einer C 42 U.<br />
keine Beanstandungen“, berichtet Michael<br />
Schnittker. Als Process Professional Factory<br />
bei Rosen Technology and Research betreut<br />
er das 18-köpfige Automationsteam. Fünf<br />
bis sechs Bediener sind pro Schicht für die<br />
Linearanlage mit Roboter zuständig. Nach<br />
der zweiten betreuten Schicht arbeitet die<br />
Fertigungszelle personenlos über Nacht<br />
weiter. Dabei kommt ein weiterer Vorteil<br />
der Hermle-Maschinen zum Tragen: „Die<br />
24/7-Bearbeitung schwer zerspanbarer Materialien<br />
braucht stabile Maschinen. Die C<br />
42 U vibrieren nicht und laufen jederzeit<br />
hochpräzise“, sagt Schnittker.<br />
Die Inspektionsmolche<br />
setzen sich aus mehreren<br />
Modulen zusammen:<br />
Messtechnologie für Fehlererkennung<br />
und Laufstrecke,<br />
Computereinheiten<br />
sowie Batteriepakete<br />
für die Stromversorgung.<br />
Variable Dichtelemente<br />
ermöglichen das Durchfahren<br />
von Pipelines unterschiedlicher<br />
Durchmesser.<br />
Bild: Rosen-Gruppe<br />
Offenes Ohr und guter Service<br />
Vom Sensorträger bis zu den Sensorgehäusen<br />
fertigt Rosen alle Frästeile für seine Inspektionssysteme<br />
auf den Bearbeitungszentren.<br />
Durch die Automatisierung erhofften<br />
sich die Messtechnik-Spezialisten eine Verdreifachung<br />
des Outputs. Nachdem diese<br />
Erwartung übertroffen wurde, projektierten<br />
die Verantwortlichen die nächste Ausbaustufe<br />
– weitere vier C 42 U mit RS 2 L-Roboter<br />
und Turmregal. „Wir fertigen pro Jahr<br />
rund eine Viertelmillion Teile. Davon müssen<br />
wir nach wie vor einige extern vergeben,<br />
was uns Zeit und Flexibilität kostet“, sagt<br />
Bolmer. Mit ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung<br />
seien die hohe Präzision<br />
und Qualität der gefrästen Teile sowie die<br />
Zusammenarbeit mit dem Maschinenbauer<br />
gewesen. „Hermle hat immer ein offenes<br />
Ohr für uns, und der kompetente Service<br />
war jederzeit schnell zur Stelle.“<br />
Aktuell liegt die Fertigungstiefe von Rosen<br />
bei 85 bis 90 %. Der Prozess läuft rund.<br />
Die kreative Idee entsteht in enger Zusammenarbeit<br />
zwischen Innovationszentrum<br />
und Factory. Die Konstruktion wird mittels<br />
CAD/CAM-System an die Bearbeitungszentren<br />
übergeben, und am nächsten Tag ist das<br />
georderte Bauteil für den Einsatz bereit.<br />
Das technologische Herz von Rosen<br />
schlägt in Lingen. Das Familienunternehmen,<br />
1981 vom Mess- und Regeltechniker<br />
Hermann Rosen gegründet, ist heute in über<br />
120 Ländern aktiv. Mehr als 3300 Mitarbeiter<br />
sorgen neben der Inspektion und Reinigung<br />
von kilometerlangen Rohrleitungen<br />
auch für die Sicherheit von Tanks, Druckbehältern,<br />
Windkraftanlagen, Zügen und Antennenmasten.<br />
Der Standort an der Ems bildet<br />
nahezu den kompletten Entstehungsprozess<br />
der Inspektionsgeräte ab – vom kreativen<br />
Think Tank bis zur Endmontage. Da<br />
jede Pipeline und jede Industrieanlage einmalig<br />
ist, sind die Molche Einzelanfertigungen.<br />
Mit der hohen Fertigungstiefe wollen<br />
die Inspektionsspezialisten nicht nur die<br />
bestmögliche Qualität sicherstellen, sondern<br />
auch Flexibilität und kurze Reaktionszeiten.<br />
Denn: Sowohl Ersatzteile als auch neue Inspektionsgeräte<br />
müssen beispielsweise im<br />
Fall eines Ausfalls kurzfristig verfügbar sein.<br />
Das sei anders kaum zu realisieren, betont<br />
Nico Goolkate. (mw) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 35
Selbst Bauteile mit einer Härte<br />
von über 60 HRC werden auf<br />
dem automatisierten Fräszentrum<br />
5-achsig komplett bearbeitet.<br />
Bild: Hainbuch<br />
zwischendurch zusammensetzen, als Baugruppe<br />
vermessen und anschließend die einzelnen<br />
Teile auf anderen Anlagen neu rüsten,<br />
ausrichten und fertig bearbeiten. Heute<br />
beladen wir den Palettenspeicher der Mikron-HSC-Fräsmaschine<br />
und können bis zu<br />
18 Werkstücke mannlos in einem Arbeitsgang<br />
komplett fertigen.“<br />
Automatisiertes Fräszentrum bearbeitet Kleinstlose anspruchsvoller Teile<br />
Dieses Zentrum<br />
ist für die Härte<br />
Hartbearbeitung | Mit dem automatisierten Präzisionsfräszentrum<br />
Mikron Mill S 400 U hat Spanntechnikspezialist<br />
Hainbuch die Prozesskette in seiner<br />
Hartbearbeitung deutlich verkürzt. ❧ Mona Willrett<br />
„Als wir unsere erste Mikron Mill S bekommen<br />
haben, musste ich das Fräsen neu lernen“,<br />
erzählt Kevin Dammer. „Ich hatte damals<br />
zwar schon 15 Jahre Fräserfahrung,<br />
aber was mit dieser Maschine geht, hätte ich<br />
bis dahin nicht für möglich gehalten“, fährt<br />
der Fertigungstechnologe von Hainbuch<br />
fort. „Früher mussten wir anspruchsvolle<br />
Teile mit einer Rockwell-Härte über 60 auf<br />
verschiedenen Maschinen mit unterschied -<br />
lichen Technologien bearbeiten, teilweise<br />
Perfekter Rundlauf hält Tools am Leben<br />
Dammer hebt die Präzision und Stabilität<br />
der Mikron Mill S 400 U von GF Machining<br />
Solutions hervor. „Ist der Prozess gut<br />
eingerichtet, kann ich mich darauf verlassen,<br />
dass das Ergebnis passt – auch bei einer<br />
Serienfertigung.“ Ein wesentlicher Grund<br />
für die Zuverlässigkeit der Maschine sei der<br />
hochgenaue Rundlauf der Step-Tec-Spindel,<br />
der extreme Standzeiten der Werkzeuge ermögliche.<br />
So halte ein Mini-Fräser mit<br />
0,5 mm Durchmesser beim Bearbeiten eines<br />
62 HRC harten Bauteils mehrere 100 Minuten<br />
durch. Hinzu komme: Mit einem sauber<br />
gerüsteten Werkzeugsatz sei es nach einem<br />
Werkzeugwechsel möglich, auf wenige<br />
Mikro meter genau erneut anzusetzen. Der<br />
Fertigungstechnologe betont: „Bei dieser<br />
Maschine lohnt es sich, Aufwand in den<br />
Prozess zu stecken.“ Hier achte er auf jedes<br />
Detail und setze ausschließlich die besten<br />
Fräser mit der höchsten Wuchtgüte ein, deren<br />
Qualität sich auf anderen Maschinen<br />
gar nicht bemerkbar mache.<br />
Weshalb das so ist, erklärt Josip Ljubas,<br />
Verkaufsingenieur bei GF Machining Solutions,<br />
so: „Mit ihrem ausgeklügelten Temperaturmanagement<br />
führt die Mikron Mill<br />
S- Baureihe die Präzisionsbearbeitung in eine<br />
neue Dimension.“ Die Basis dafür bildeten<br />
unabhängige Kühlkreise für<br />
• die Antriebe der Linearachsen X, Y, Z,<br />
• die Achsen B und C des Torque-Tischs,<br />
• den Maschinenkörper,<br />
• die Step-Tec-Spindel, die in Opticooloder<br />
Coolcore-Ausführung zu haben ist.<br />
Die Spindeln der Opticool-Baureihe gewährleisten<br />
laut Ljubas hohe thermische<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
technik & wissen<br />
Das Präzisionsfräszentrum<br />
in Marbach ist mit<br />
einem 18-fach-Palettenwechsler<br />
ausgestattet.<br />
Links ein Demonstra -<br />
tionsteil, rechts ein reales<br />
Bauteil, dessen Innen -<br />
konus hochgenau gefertigt<br />
sein muss.<br />
Stabilität und reduzieren den Wärmeübertrag<br />
zur Spindelaufnahme auf ein Minimum.<br />
Und wo eine herkömmliche Statorkühlung<br />
an ihre Grenzen stößt, kommt eine<br />
Coolcore-Spindel mit aktiver Kühlung der<br />
Rotationswelle zum Einsatz. Diese Kernkühlung<br />
sorge dafür, dass die Längen -<br />
ausdehnung der Spindel unter 1 μm bleibt,<br />
sagt Ljubas. Als weitere Gründe für die Präzision<br />
der Mikron Mill S-Baureihe nennt er<br />
• die intelligente Temperaturkontrolle<br />
(ITC), die der Maschine das nötige „thermische<br />
Prozesswissen“ verschaffe und so<br />
bei Bedarf eine automatische Neukalibrierung<br />
ermögliche, sowie<br />
• das intelligente Tool Measurement (ITM)<br />
als Basis für eine zuverlässige und präzise<br />
Werkzeugüberwachung.<br />
All das sorge auch dafür, dass mit einer<br />
Mikron-HSC-Fräsmaschine Oberflächen -<br />
güten mit R a -Werten um 0,04 μm erreichbar<br />
seien.<br />
Maschinenbediener Dammer hebt noch<br />
ein weiteres Modul des Smart-Machine-<br />
Konzepts von GF Machining Solutions hervor:<br />
die Bedienerunterstützung OSS. Mit<br />
deren Hilfe kann er einfach in die Settings<br />
eingreifen und die Priorität zwischen Oberflächengüte,<br />
Präzision und Geschwindigkeit<br />
unkompliziert ans jeweilige Werkstück anpassen.<br />
Peter Gerster, Betriebsleiter bei<br />
Hainbuch, gibt jedoch zu bedenken: „Diese<br />
Assistenzsysteme unterstützen unsere Spezialisten<br />
am Bedienpult, aber erst deren Prozess-Know-how<br />
ermöglicht es, das letzte<br />
Quäntchen an Leistung auszuschöpfen.“<br />
Um das ganze Potenzial aus dem Präzisionszentrum<br />
zu kitzeln, müsse zudem der gesamte<br />
Prozess stimmen, von der Maschine<br />
über das Spannmittel und das Zerspanwerkzeug<br />
bis hin zur räumlichen Umgebung.<br />
„Das ist auch der Grund, weshalb wir<br />
eigene universelle Spannmittel entwickelt<br />
haben“, berichtet Gerster. Tisch, Palettenwechsler<br />
und Grundfutter stammen von GF<br />
Machining Solutions, der Aufbau ist eine<br />
Eigenentwicklung der Marbacher. „Weil wir<br />
hochdynamische Prozesse haben, macht<br />
sich das Gewicht des Aufbaus extrem bemerkbar“,<br />
erklärt Dammer. „Deshalb setzen<br />
wir hier unser kompaktes, schwingungsdämpfendes<br />
Carbon-Leichtbaufutter ein.“<br />
Und Gerster ergänzt: „Perfekte Prozesse<br />
sind uns wichtig, weil unsere Produkte als<br />
Baugruppe hochpräzise funktionieren müssen.<br />
Das bedeutet aber, dass für die Einzelteile<br />
noch engere Toleranzvorgaben gelten.“<br />
Die Mill S 400 U im Marbacher<br />
Showroom dient<br />
vorwiegend für Präsen -<br />
tationen bei Workshops<br />
und für Versuche mit<br />
Kundenwerkstücken.<br />
Bilder: Autorin<br />
Hartfräsen ersetzt Drahterodieren<br />
Vertriebsingenieur Ljubas erinnert sich, wie<br />
er Peter Gerster davon überzeugte, dass ein<br />
modernes Präzisions-Fräszentrum manche<br />
Aufgaben besser und wirtschaftlicher erledigt<br />
als Erodier- oder gar Schleifmaschinen.<br />
Diese Überzeugungsarbeit habe eine Weile<br />
gedauert. Der erste Kontakt zwischen Hainbuch<br />
und dem Schweizer Maschinenbauer<br />
geht auf das Jahr 2003 zurück. Damals orderten<br />
die Schwaben eine Drahterodieranlage<br />
fürs Hartbearbeiten von Präzisionsteilen.<br />
Ihr sollten im Lauf der Jahre weitere EDM-<br />
Maschinen folgen. Als Gerster 2016 die Abläufe<br />
in der Hartbearbeitung automatisieren<br />
37
technik & wissen<br />
wollte, brachte Ljubas die Mikron Mill S ins<br />
Spiel.<br />
Anfangs waren die Schwaben skeptisch,<br />
ob der Fräsprozess wirklich in der ver -<br />
sprochenen Qualität funktioniert. Nach den<br />
ersten Demonstrationen war ihre Neugierde<br />
jedoch geweckt. Ein Technologievergleich<br />
hatte gezeigt: Die Ausbringung beim<br />
Drahtero dieren ließe sich durch konsequente<br />
Automation um bis zu 50 % steigern. Der<br />
Fräsprozess war aber deutlich effizienter.<br />
„Wenn wir die Fertigungszeit beim Erodieren<br />
mit 100 Prozent gleichsetzen, dann lagen<br />
wir beim Fräsen bei 40 Prozent“, verrät<br />
Gerster. Hinzu kam, dass das Fräszentrum<br />
mit 18-fach-Palettenwechsler deutlich mehr<br />
Spielraum für den mannlosen Betrieb bot.<br />
Fokus liegt auf Komplettbearbeitung<br />
Die Kehrseite der Medaille: Ein vollautomatisiertes<br />
Hochpräzisions-Fräszentrum kostet<br />
deutlich mehr als eine Drahterodieranlage.<br />
„Weil unser Fokus aber auf der Komplettbearbeitung<br />
liegt und wir von mehrstufigen<br />
Prozessen weg wollten, war klar, dass sich<br />
diese Investition lohnt“, begründet Gerster<br />
die Entscheidung. Und Ljubas fügt hinzu:<br />
„Unser großer Vorteil war an dieser Stelle,<br />
dass wir als Lösungsanbieter beide Technologien<br />
im Portfolio haben und daher völlig<br />
neutral und glaubwürdig beraten konnten.“<br />
Die erste Mikron Mill S 400 U wurde im<br />
Februar 2017 in Marbach angeliefert. Die<br />
Maschine alleine sei jedoch – wie gesagt –<br />
noch kein Garant für den Erfolg, lässt Gerster<br />
wissen. „Man braucht auch sehr gute<br />
Mitarbeiter, die bereit sind, sich das nötige<br />
Gingen gemeinsam den Weg zur Komplettbearbeitung im Hartfräsen: Betriebsleiter Peter Gerster, Fertigungstechnologe<br />
Kevin Dammer, beide von Hainbuch, und Vertriebsingenieur Josip Ljubas von GF<br />
Machining Solutions (v.l.).<br />
Know-how anzueignen.“ Dabei sei nicht<br />
nur der Mann an der Maschine wichtig,<br />
auch die Arbeitsvorbereitung brauche entsprechendes<br />
Wissen – etwa hinsichtlich der<br />
Maschinensimulation. „Zudem braucht der<br />
Programmierer auch praktische Erfahrung<br />
an der Maschine, um gute Programme erstellen<br />
zu können“, betont der Betriebsleiter.<br />
Die Fertigungsprozesse von Hainbuch<br />
werden stets im Technologiezentrum des<br />
Stammwerks entwickelt. Erst wenn sie dort<br />
zuverlässig funktionieren, werden sie in anderen<br />
Produktionswerken eingeführt. Doch<br />
bereits im September 2017 erhielt Ljubas<br />
Bedienerunterstützung<br />
OSS: Indem er den kleinen<br />
Punkt im Dreieck in<br />
eine der Ecken verschiebt,<br />
kann der Bediener die<br />
Priorität zwischen Oberflächengüte,<br />
Präzision<br />
und Geschwindigkeit<br />
ganz einfach ans jeweilige<br />
Werkstück anpassen.<br />
Wer das nötige Prozess-<br />
Know-how hat, kommt so<br />
schnell ans Optimum.<br />
die nächste Bestellung. Heute stehen in Marbach<br />
und im Produktionswerk in Satteldorf<br />
insgesamt drei Mikron Mill S 400 U und<br />
eine größere Mikron Mill S 600 U.<br />
Mittlerweile streben die Marbacher<br />
danach, das Erodieren überall dort durch<br />
Komplettbearbeitung auf den Präzisionsfräszentren<br />
zu ersetzen, wo das sinnvoll ist.<br />
„Natürlich gibt es nach wie vor Jobs, bei denen<br />
kein Weg ums Erodieren herumführt“,<br />
betont Vertriebsingenieur Ljubas. Etwa<br />
wenn besonders tiefe oder enge Kavitäten<br />
zu bearbeiten sind. Deshalb sind auch bei<br />
Hainbuch nach wie vor mehrere EDM-<br />
Anlagen im Einsatz.<br />
Zwei Drittel der Aufträge sind Einzelteile<br />
Die Mikron Mill S 400 U im Marbacher<br />
Showroom von Hainbuch wird heute überwiegend<br />
für Präsentationen und Versuche<br />
mit Kundenwerkstücken eingesetzt. „Mit<br />
unseren hochpräzisen Spannmitteln sehen<br />
wir uns ebenfalls als Lösungsanbieter“, sagt<br />
Gerster. „Viele unserer Kunden kommen<br />
mit Problemteilen zu uns, die schwierig zu<br />
spannen sind und für deren Fertigung wir<br />
oft den Prozess entwickeln.“ Neben Kundenteilen<br />
werden aber auch Versuchs- und<br />
Prototypteile für eigene Produkte sowie Vorrichtungskomponenten<br />
gefertigt. Die durchschnittliche<br />
Losgröße liegt laut dem Betriebsleiter<br />
bei 2,3 Teilen, bei 60 % der Aufträge<br />
handle es sich um Einzelteile. •<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
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technik & wissen<br />
Insgesamt zwölf Programme sind<br />
in der bei Reiser installierten<br />
Java-Reinigungsanlage von Mafac<br />
eingespeichert. Sie werden<br />
entsprechend den zu reinigenden<br />
Bauteilen über das Touch-Pad<br />
aktiviert. Bilder: Ina Rau<br />
Einfach zu bedienende Anlage sichert effiziente Reinigungsprozesse<br />
Zwölf Programme<br />
für saubere Bauteile<br />
Teilereinigung | Maschinenbauer Reiser gewährleistet<br />
mit einer Anlage von Mafac die Reinheit seiner<br />
Bauteile. Sie arbeitet auf wässriger Basis und hat eine<br />
Schnittstelle fürs hauseigene ERP-System. So lässt<br />
sie sich in automatisierte Prozesse einbinden.<br />
„Die Reinigung in der Java ist für uns eine<br />
eindeutige Qualitätsverbesserung“, sagt Bereichsleiter<br />
Daniel Reiser. „Vor allem mit<br />
Blick auf die Messungen, die wir bei jedem<br />
Auftrag stichprobenartig durchführen.“<br />
Seit 30 Jahren fertigt das familiengeführte<br />
Maschinenbauunternehmen Reiser in<br />
Veringenstadt Präzisionsteile aus Metall in<br />
Losgrößen von fünf bis 1000 Stück – und<br />
das für ganz unterschiedliche Kunden, etwa<br />
Zulieferbetriebe der Sonderantriebstechnik,<br />
Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen,<br />
der Medizintechnik oder dem Schiffsbau.<br />
Zum Portfolio gehören zudem die Montage<br />
komplexer Baugruppen, die Vormontage<br />
von Aggregaten sowie der 3D-Druck mit<br />
Metall und Kunststoff.<br />
In der spanenden Fertigung von Reiser<br />
spielt die Reinigung eine zunehmend wichtige<br />
Rolle. Immer mehr Kunden platzieren<br />
Aufträge nur noch, wenn die Reinheit der<br />
gefertigten Teile garantiert ist. Das war Anfang<br />
2018 ein entscheidender Grund für die<br />
Geschäftsleitung, ein neues Reinigungssystem<br />
anzuschaffen. Bis dahin erfolgte die<br />
Reinigung in einem Tauchbadsystem. Dieses<br />
Verfahren war jedoch veraltet und die Verschleppung<br />
in den Bädern so hoch, dass die<br />
von den Kunden geforderte Reinheit nicht<br />
mehr sichergestellt werden konnte.<br />
Mit geringem Aufwand viel erreicht<br />
Aufgrund der Ansprüche an eine nachhaltige,<br />
ressourcen- und umweltschonende Produktion<br />
war klar: Die neue Anlage sollte auf<br />
wässriger Basis arbeiten. Nach Probereinigungen<br />
im Technikum von Mafac waren die<br />
Verantwortlichen von Reiser von der effektiven<br />
Verfahrenstechnik überzeugt: „Wie<br />
man mit so wenig Aufwand so viel erreichen<br />
kann, das hat uns begeistert“, erzählt Daniel<br />
Reiser. Außerdem habe die Größe des Unternehmens<br />
und die Möglichkeit, individuelle<br />
Wünsche zu berücksichtigen, für den Alpirsbacher<br />
Spezialisten für wässrige Reinigungsverfahren<br />
gesprochen. Einer dieser Wünsche<br />
war eine Schnittstelle für das hauseigene<br />
ERP-System. Mit ihr ist die Anlage des Typs<br />
Java bereit für die weitere Automatisierung<br />
der Produktion bei Reiser.<br />
Seit der Inbetriebnahme läuft die Reinigungsanlage<br />
in Veringenstadt vier bis fünf<br />
Stunden am Tag. Der Prozess gewährleistet<br />
perfekte Reinigungsergebnisse bei einem<br />
breiten Teilespektrum – sowohl hinsichtlich<br />
der Materialien als auch in Bezug auf Geometrie<br />
und Größe der Teile. So durchlaufen<br />
Werkstücke aus verschiedenen Aluminiumund<br />
Stahlsorten sowie – in geringem Umfang<br />
– Buntmetallen das Reinigungssystem.<br />
Außerdem werden Kunststoffbehälter gereinigt,<br />
meist vor dem Badwechsel. Ebenso<br />
vielfältig wie die Materialien ist auch die<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Das Teilespektrum, das bei<br />
Reiser nach der spanenden Bearbeitung<br />
gereinigt werden<br />
muss, ist vielfältig. Die Werkstücke<br />
aus verschiedensten<br />
Aluminium- und Stahlsorten<br />
sowie Buntmetallen haben<br />
komplexe Geometrien und<br />
ganz unterschiedliche Größen.<br />
Größe der Teile, die von 20 mm x 20 mm<br />
bis hin zu 350 mm x 400 mm reicht. Die zu<br />
reinigenden Teile weisen Verschmutzungen<br />
in Form kleiner Mikrospänen und von<br />
Kühlschmierstoffen auf, die teilweise eingetrocknet<br />
sind. Grundsätzlich sind die Rückstände<br />
eher ölig als wässrig.<br />
Die Java in Veringenstadt ist mit zwei<br />
Medientanks ausgestattet. Sie kommen in<br />
der Reihenfolge Reinigen – Spülen zum Einsatz.<br />
Bei den Werkstücken aus Stahl erfolgt<br />
eine leichte Konservierung während des<br />
Spülvorgangs. Aufgrund der Vielfalt des Teilespektrums<br />
sind zwölf Programme eingespeichert,<br />
die in Abhängigkeit von Material<br />
und Geometrie über die vollautomatische<br />
Steuerung aktiviert werden. So gibt es etwa<br />
Programme für Aluminium oder Stahl rotierend,<br />
Aluminium oder Stahl wippend sowie<br />
Aluminium oder Stahl mit Ultraschall.<br />
Während der Nassphase wird die Reinigungskammer<br />
teilgeflutet und die Bauteile<br />
durch die Rotation von Reinigungs- und Beschickungssystem<br />
spritzgereinigt. Beim Programm<br />
mit Rotation rotiert das Spritzsystem<br />
gegenläufig zum ebenfalls rotierenden<br />
Beschickungssystem. Bei komplexeren Geometrien<br />
ist die Bewegung des Beschickungssystems<br />
auf ein Wippen reduziert, während<br />
das Spritzsystem rotiert. Die Ultraschallreinigungseinheit,<br />
die optional für die Anlage<br />
verfügbar ist, wird bei Werkstücken mit tiefen<br />
Bohrungen aktiviert. „Im Moment setzen<br />
wir die Ultraschallreinigungseinheit nur<br />
in wenigen Fällen ein. Wir haben sie mit<br />
Blick auf künftige Anwendungen angeschafft<br />
und gehen davon aus, dass der Bedarf<br />
hierfür in den kommenden Jahren<br />
steigt“, sagt Daniel Reiser.<br />
Teile müssen trocken sein<br />
An die Nassphase schließt sich die Trocknung<br />
an: Sie erfolgt mittels einer Warmluft-<br />
Impuls- und Heißluft-Strömungstrocknung<br />
mit Lufterhitzer. Während der Trocknung<br />
rotiert das Trocknungssystem um das Beschickungssystem,<br />
das abhängig vom jeweiligen<br />
Reinigungsprogramm gegenläufig rotiert<br />
oder wippt. „Die Teile müssen trocken<br />
sein, können aber durchaus eine leichte<br />
Restfeuchte haben“, sagt Reiser. Bei lang<br />
laufenden Reinigungsprogrammen umfasst<br />
die Trocknung deshalb nur 30 % der gesamten<br />
Reinigungszeit. Bei den Kurzprogrammen<br />
liegt die Trocknungszeit bei über 50 %.<br />
Beide Medientanks sind mit Wasser aus<br />
einer zentral installierten Entsalzungseinheit<br />
befüllt. Medientank 1 ist ein Universalreiniger<br />
in einer Konzentration von 2,5 % beigefügt.<br />
Die Konzentration in Medientank 2<br />
liegt bei 0,2 bis 0,5 %. Einmal in der Woche<br />
wird die Qualität des Wassers gemessen. Die<br />
durchschnittlichen Badstandzeiten liegen<br />
bei 45 Tagen. Beide Medientanks sind mit<br />
einer Hauptstrom-Feinstfiltration ausgestattet.<br />
Medientank 1 ist zudem mit einem Koaleszenz-Ölabscheidesystem<br />
mit integriertem<br />
Oberflächenschlürfer und mit Maximumüberwachung<br />
des Ölauffangbehälters ausgestattet.<br />
Über die Schnittstelle der Java sind alle<br />
technischen Daten, die eingespeicherten<br />
Programme und deren Verknüpfung mit den<br />
jeweiligen Werkstücken sowie die Ergebnisse<br />
der Wassermessung im hauseigenen ERP-<br />
System hinterlegt.<br />
Derzeit wird die Reinigungsanlage von<br />
zwei Mitarbeiterinnen bestückt, die das dem<br />
Werkstück ent sprechende Programm über<br />
das Touch-Pad aktivieren. Künftig soll dieser<br />
Prozess weiter automatisiert werden.<br />
„Unser nächstes Ziel ist es, dass die Mitarbeiter<br />
die Werk stücke direkt an der Bearbeitungsmaschine<br />
in das Beschickungssystem<br />
einlegen und dann zur Reinigungsanlage<br />
bringen. Langfristig ist dann eine automatische<br />
Beschickung geplant“, blickt Daniel<br />
Reiser in die Zukunft. •<br />
Ina Rau<br />
Freie Journalistin in Pforzheim<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 41
technik & wissen<br />
Brennstoffzelle und Wasserstoff drängen immer weiter aus der Nische<br />
Das (noch nicht ganz)<br />
grüne Gas<br />
Alternative Antriebe | OEMs und Zulieferer sehen Wasserstoff<br />
zunehmend als Basis für saubere Mobilität, daneben<br />
wachsen im Schwerlastverkehr milliardenschwere<br />
Start-ups heran. Dafür bedarf es auch neuer Spielregeln.<br />
Die Brennstoffzelle ist keine neue Technologie,<br />
erfunden wurde sie schon vor 180 Jahren.<br />
In den 1960ern versorgte sie die Apollo-Raumkapseln<br />
auf dem Weg zum Mond<br />
mit Strom, inzwischen steckt sie auch in herkömmlichen<br />
Fahrzeugen. Aber warum erst<br />
mit Strom den Wasserstoff erzeugen, um ihn<br />
dann in der Brennstoffzelle wieder zu Strom<br />
zu machen? Die Wirkungsgrade sind dabei<br />
kleiner, als direkt durch die Stromleitung in<br />
einer Batterie zu speichern. Eine aktuelle<br />
Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare<br />
Energiesysteme ISE zeigt aber, dass die<br />
CO 2 -intensive Batterieproduktion stärker<br />
zu Buche schlägt, als der schlechtere Wirkungsgrad<br />
der Brennstoffzelle: Je größer die<br />
Daimler setzt nun auch bei<br />
Nutzfahrzeugen auf E-Antrieb und<br />
Wasserstoff. Bild: Daimler<br />
Batterie, desto besser schneidet der Wasserstoff<br />
ab. Dabei wurde sowohl vollständig<br />
aus Erdgas reformierter Wasserstoff mit<br />
regulärem Ladestrommix verglichen, wie<br />
auch Wasserstofferzeugung und Batterie -<br />
ladung vollständig aus erneuerbaren Energien.<br />
Die Herstellung der Fahrzeuge samt<br />
Batterie und Vorketten wurden ebenfalls<br />
berücksichtigt.<br />
Wie so oft wird aber das eigentlich einfache<br />
Prinzip im Detail doch anspruchsvoll:<br />
So reagiert die Brennstoffzelle empfindlich<br />
auf Salze, Stickoxide und Verbundstoffe mit<br />
Schwefel oder Ammoniak, die über die Zuluft<br />
in den Prozess gelangen. Ein Filter löst<br />
das, danach muss die Luft auf die richtige<br />
Feuchte gebracht werden, was der in der<br />
Brennstoffzelle anfallende Wasserdampf<br />
ermöglicht. Ein weiteres Problem: Wasserstoff-Moleküle<br />
sind so klein, dass sie sogar<br />
eine Stahlwand durchdringen können, die<br />
Zellen müssen daher speziell abgedichtet<br />
werden. Die Befeuchter-Technik sowie auch<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
die Filter bietet der Zulieferer Freudenberg<br />
an, ebenso die speziellen Dichtungen. Diese<br />
waren schon immer dessen Spezialgebiet,<br />
die Automotive-OEMs gehören zu den großen<br />
Kunden. Da in einem E-Motor wesentlich<br />
weniger abzudichten ist, als in einem<br />
Verbrenner, begann man vor 20 Jahren das<br />
Portfolio um Bereiche zu erweitern, die auch<br />
später noch für Aufträge sorgen können,<br />
etwa die Brennstoffzelle. Aktuell ist diese<br />
nach Angaben des Unternehmens noch etwa<br />
fünfmal teurer als ein Verbrenner-Antrieb.<br />
„Die größte Herausforderung ist die Verarbeitung<br />
der neuen Dichtungsmaterialien“,<br />
erklärt Jürgen Emig, Projektleiter Brennstoffzelle<br />
bei Freudenberg. Daher mussten<br />
beispielsweise die Produktionsverfahren<br />
speziell angepasst werden. Auch Zulieferer<br />
Faurecia springt auf den Zug, zusammen<br />
mit Michelin steckte man 140 Mio. Euro in<br />
das Wasserstoff-Joint Venture Symbio.<br />
Daimler forscht seit mehr als 30 Jahren<br />
am Thema Wasserstoff, am Ziel ist man<br />
aber noch nicht: „Lokal CO 2 -neutrale Lkw<br />
und Busse sind keine Selbstläufer, denn auch<br />
im Jahr 2040 werden trotz aller Anstrengungen<br />
auf Herstellerseite die Anschaffungs-<br />
und Gesamtbetriebskosten von Lkw<br />
und Bussen mit Elektroantrieb noch höher<br />
liegen als bei Dieselfahrzeugen. Wir brauchen<br />
deshalb staatliche Lenkungseingriffe.<br />
Notwendig sind insbesondere eine europaweite<br />
Lkw-Maut nach CO 2 -Werten“, so<br />
Martin Daum, im Vorstand bei Daimler verantwortlich<br />
für Trucks und Busse.<br />
Auch das amerikanische Start-up Nikola<br />
ist sich bewusst, dass das entscheidende<br />
Jahre alte Start-up eingestiegen. Nochmals<br />
rund 225 Mio. Euro kamen von Fiats<br />
Schwerlastsparte CNH, zu der neben Iveco<br />
auch die Traktorenmarken New Holland,<br />
CaseIH und Steyr gehören.<br />
Bereits im Februar stand ein Volumen<br />
von über 12 Mrd. Euro in den Nikola-Auftragsbüchern.<br />
Hier wird durch ein Leasing-<br />
Modell auch der Lkw zum Product-asa-Service,<br />
der Vertrag läuft jeweils sieben<br />
Jahre oder 700.000 Meilen, was gut 1 Mio.<br />
km entspricht. Im Preis sind auch die Wasserstoffkosten<br />
sowie Reifen und Service<br />
enthalten, denn Nikola setzt auf ein eigenes<br />
Netz, ganz ähnlich Tesla mit seinen anfangs<br />
kostenlosen Superchargern. Firmenchef Tre-<br />
Neue Spieler laufen auf den Platz<br />
Bisher hat es die Brennstoffzelle nicht zu<br />
einer flächendeckend eingesetzten Technologie<br />
gebracht – noch nicht. Denn in letzter<br />
Zeit hört man aus immer mehr Ecken den<br />
Ruf nach Wasserstoff – auch von Spezialisten,<br />
die vor wenigen Jahren den Diesel noch<br />
als unersetzlich sahen. So setzt nun auch<br />
Daimler im Schwerlastsegment vermehrt<br />
auf Strom. Bis zum Jahr 2039 strebt man<br />
an, in Europa, Japan und auf dem nordamerikanischen<br />
Kontinent nur noch Neufahrzeuge<br />
anzubieten, die im Fahrbetrieb<br />
CO 2 -neutral sind. Der schwere Lkw Mercedes-Benz<br />
eActros mit einer Reichweite von<br />
rund 200 km ist in Deutschland und der<br />
Schweiz bereits seit 2018 bei Kunden im<br />
Test einsatz, ab 2021 soll er vom Band laufen.<br />
Ähnliche Projekte gibt es mit Freight -<br />
liner bei US-Kunden, zudem fahren etwa<br />
140 leichte E-Lkw der japanischen Tochter<br />
Fuso bereits in verschiedenen Städten weltweit.<br />
Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts<br />
will man zusätzlich auch wasserstoffbetriebene<br />
Serienfahrzeuge anbieten, den ersten<br />
Prototyp zeigte man kürzlich in Tokio: Fuso<br />
erprobt mit dem Vision F-Cell die Möglichkeiten<br />
der Brennstoffzelle für unterschiedliche<br />
Nutzfahrzeuge. Der 7,5-Tonner verfügt<br />
über einen 135-kW-Antrieb und kommt<br />
300 km weit. Die Architektur ist grundsätzlich<br />
mit der eines batterieelektrischen Lkw<br />
vergleichbar, von einem deutlich kleineren<br />
Akku und den Wasserstofftanks abgesehen.<br />
Im November 2019 eröffnete Verkehrsminister<br />
Scheuer zusammen mit Jürgen<br />
Dupper, Oberbürgermeister der Stadt<br />
Passa,u und Nikolas Iwan, Geschäfts -<br />
führer von H2 Mobility, die 77.<br />
Wasserstofftankstelle in Deutschland.<br />
Bild: H2 Mobility<br />
Kriterium für Lkw-Kunden nicht die einmalige<br />
Investition, sondern die Gesamtbetriebskosten<br />
sind. Das Unternehmen wird<br />
inzwischen als Tesla der Nutzfahrzeugbranche<br />
gehandelt. Der für Europa konzipierten<br />
Wasserstoff-Lkw Nikola Tre soll 2022/23 in<br />
Produktion gehen, seine Eckdaten versprechen<br />
500 bis 1000 PS, 6×4 oder 6×2-Antrieb<br />
und 500 bis 1200 km Reichweite. Auf<br />
der technischen Seite kommt viel von Bosch,<br />
der Konzern ist zudem kürzlich mit umgerechnet<br />
etwa 100 Mio. Euro in das erst vier<br />
vor Milton hat zwar noch kein endgültiges<br />
Preismodell vorgestellt, ist sich aber sicher,<br />
dass er den Diesel-Lkw sowohl in Sachen<br />
Leistung als auch bei den Gesamtkosten<br />
schlagen kann. Bis 2028 will er über 700<br />
Wasserstoffstationen in den USA und Kanada<br />
gebaut haben. Jede soll zwischen zwei<br />
und acht Tonnen täglich produzieren, großteils<br />
aus erneuerbaren Energien. Als Partner<br />
fungiert hier der norwegische Wasserstoffkonzern<br />
Nel. In Europa will man die ersten<br />
Zapfsäulen etwa 2022 starten und ab 2030<br />
dann den Großteil des Marktes abdecken.<br />
Auch schon jetzt werden in Deutschland<br />
Wasserstofftankstellen gebaut, etwa vom<br />
Joint Venture H2 Mobility, das von Air Liquide,<br />
Daimler, Linde, OMV, Shell und Total<br />
getragen wird. Die Firma hat bereits etwa<br />
80 H 2 -Tankstellen eröffnet und will bis<br />
Anfang 2020 die 100 knacken. Noch vor<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 43
stoff produziert wird. Nach Ansicht von H2<br />
Mobility wird der Strom aber eher „veredelt“<br />
und in Form von Wasserstoff dann<br />
erst durch Auto oder Industrie verbraucht.<br />
„Diese Hürde macht jegliche Produktion<br />
unwirtschaftlich – sobald man vom Windpark<br />
weg einen Meter durchs Kabel muss“,<br />
so Iwan. Die einzige Chance sei es, den Elektrolyseur<br />
direkt auf dem Gelände eines<br />
Großverbrauchers zu bauen, der von den<br />
EEG-Abgaben befreit ist. So macht es gerade<br />
die Rheinland Raffinerie, wo mit 10 MW<br />
der weltgrößte PEM-Elektrolyseur entsteht.<br />
Es bestehe laut Iwan aber die realistische<br />
Perspektive, dass sich die Regularien in einigen<br />
Jahren ändern. Die zweite Hürde für<br />
mehr grünen Wasserstoff bezieht sich auf<br />
Tankstellen/Elektrolyseur-Kombinationen:<br />
Diese müssen nach Auflagen betrieben werden,<br />
die für Raffinerien gemacht wurden,<br />
was den Betrieb enorm verteuere.<br />
Die ersten 100 Tankstellen hat H2 darauf<br />
ausgelegt, die Investition in einem erträg -<br />
lichen Maß zu halten und den Markt in der<br />
Fläche zu bedienen. Hier können drei Fahrtechnik<br />
& wissen<br />
drei Jahren hatte man erst 20 Tankstellen in<br />
Betrieb, die Absatzmenge hat sich seitdem<br />
im Schnitt jährlich verdoppelt. „Derzeit<br />
kommt der überwiegende Teil des Wasserstoffes<br />
aus Erdgasreformierung – noch. Wir<br />
wollen aber vollständig grün werden“, sagt<br />
Nikolas Iwan, Geschäftsführer bei H2 Mobility.<br />
Die Ausweitung der Produktion von<br />
grünem Wasserstoff hänge aber zu großen<br />
Teilen an zwei regulatorischen Hürden:<br />
Strom wird vom Gesetzgeber als „verbraucht“<br />
angesehen und mit allen Steuern<br />
und Abgaben belastet, wenn daraus Wasser-<br />
zeuge direkt nacheinander tanken, danach<br />
puffert die Anlage für 10 bis 15 Minuten.<br />
Ab nächstem Jahr baut man nur noch dort<br />
weiter, wo es auch entsprechende Nachfrage<br />
gibt. „Diese kommt zunehmend auch von<br />
Nutzfahrzeugen, die eine Grundlast bilden<br />
werden“, erklärt Iwan. Die neuen Tankstellen<br />
werden daher so gebaut, dass 16 Fahrzeuge<br />
pro Stunde versorgt werden können.<br />
Neben dem Straßentransport wird der<br />
Wasserstoffantrieb aber auch auf dem Seeweg<br />
immer beliebter. Norwegen etwa erlaubt<br />
in seinen zum Unesco-Welterbe gehö-<br />
Speziell für Europa wurde der Nikola<br />
Tre entwickelt. Das US-Start-up will<br />
neben der Zugmaschine auch ein Tankstellennetz<br />
aufbauen. Bild: Nikola<br />
in der Wasserstofffabrik gefüllt werden.<br />
2022 sollen die ersten Testfahrten stattfinden.<br />
Auch die Hauyard-Group arbeitet zusammen<br />
mit Tankspezialist Linde und<br />
PowerCell Sweden an einem Wasserstoffantrieb<br />
für große Schiffe. Dieser soll durch<br />
Modulbauweise für verschiedene Schiffstypen<br />
skalierbar und auch in älteren Modellen<br />
nachrüstbar sein.<br />
Für eine flächendeckende Lösung gilt es<br />
aber noch ein paar Probleme zu lösen: Ohne<br />
den starken Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />
wird auch der Wasserstoff nur einen<br />
kurzen Hype reiten, wie Malcolm Langham,<br />
externer Berater für Eon in der Projektentwicklung<br />
Offshore-Wind kürzlich in einem<br />
Vortrag verdeutlichte: „Dafür braucht es<br />
mehr als Überschussstrom, sondern große<br />
Mengen an verfügbarer erneuerbarer Energie<br />
zur Erreichung von Skaleneffekten –<br />
folglich: ohne Windstrom kein Wasserstoff.“<br />
Seiner Ansicht nach müssten dafür<br />
die Offshore-Ausbauziele erhöht und an<br />
Land unter anderem die Genehmigungsprozesse<br />
verbessert werden. Der Ball liege nun<br />
bei der Politik. Einen ersten Schritt machten<br />
Die Brennstoffzelle soll auch auf hoher<br />
See breiter eingesetzt werden – von kleinen<br />
Fähren bis zu schweren Transportschiffen.<br />
Die SX190 wird Offshore-Anlagen<br />
errichten und warten. Bild: Ulstein<br />
renden Fjorden ab 2026 nur noch emissionsfreie<br />
Kreuzfahrtschiffe. Aktuell werden<br />
schon kleinere Wasserstoffprojekt realisiert:<br />
Die Werft Ulstein baut mit der SX190 ein<br />
Schiff, das beim Bau und der Wartung von<br />
Offshore-Anlagen eingesetzt wird. Eine<br />
2-MW-Brennstoffzelle ermöglicht vier Tage<br />
Betrieb, später sollen es zwei Wochen werden.<br />
Der Wasserstoff wird in einfach zu verladenden<br />
Containern gespeichert, die direkt<br />
Anfang November die fünf Küstenbundesländer,<br />
sie beschlossen zusammen die Norddeutsche<br />
Wasserstoffstrategie: Bis zum Jahr<br />
2035 soll eine grüne Wirtschaft aufgebaut<br />
werden, die alle Abnehmer nahezu vollständig<br />
versorgen können soll. Bis 2025 sollen<br />
mindestens 500 MW, bis 2030 dann 5 GW<br />
Elektrolyseleistung installiert sein. •<br />
Tobias Meyer<br />
freier Reporter bei Nürnberg<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Die CO 2 -Uhr am Berliner<br />
Euref-Campus erinnert<br />
daran, wie lange noch<br />
knapp 420 Gt CO 2 in die<br />
Atmosphäre abgegeben<br />
werden können, um das<br />
Klimaziel von 1,5° C zu<br />
erreichen. Zum Zeitpunkt<br />
der Inbetriebnahme im<br />
September 2019 waren es<br />
noch 8 Jahre, 3 Monate,<br />
13 Tage, 13 Stunden und<br />
knapp 34 Minuten.<br />
Bild: Andreas Schwarz/<br />
Euref<br />
Auf dem Euref-Campus in Berlin ist die Zukunft schon Gegenwart<br />
Reallabor für die<br />
Energiewende<br />
Energie | Seit 2014 erfüllt er bereits die CO 2 -Klimaziele:<br />
Der Euref-Campus in Berlin beherbergt rund<br />
150 Firmen und Forschungseinrichtungen, die sich<br />
mit Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit beschäf -<br />
tigen. Ein Blick in die Projekte von morgen.<br />
Schon beim Eintreffen auf dem Gelände des Euref-Campus<br />
(Kurzform für Erneuerbares Energieforum) in Berlin-Schöneberg<br />
kommt der Besucher ins Staunen. 74 m<br />
hoch reckt sich das Stahlgerüst eines 1913 in Betrieb<br />
genommenen Gasometers in den Himmel. Der Niedrigdruck-Gasbehälter<br />
wurde 1995 stillgelegt und steht nun<br />
unter Denkmalschutz. Zeitweilig diente er sogar als Veranstaltungsraum<br />
von Günther Jauchs gleichnamigem<br />
Polit-Talk. Jetzt gruppieren sich um sein Stahlgerippe<br />
die in ihrer Ansammlung wohl innovativsten Unternehmen,<br />
Institutionen und Start-ups Deutschlands. Am<br />
Stahlgerüst selbst ist eine große digitale Uhr angebracht,<br />
die rückwärts läuft und die Zeit anzeigt, die noch bleibt,<br />
um das im Sonderbericht des Weltklimarats vom Oktober<br />
2018 angegebene Klimaziel von 1,5 °C zu erreichen.<br />
„Das motiviert mich jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit<br />
gehe“, sagt Silke Müller, Ingenieurin für Energieeffizienz<br />
in einem kleinen Start-up auf dem Campus.<br />
Rund um Uhr und Gasometer ordnen sich unterschiedliche<br />
Gebäude an: Vom modernen Sitz des französischen<br />
Elektrotechnik-Konzerns Schneider Electric<br />
über den historischen Wasserturm – Sitz eines gemüt -<br />
lichen Cafés – bis hin zu alten, renovierten Garagen, in<br />
die Start-ups eingezogen sind, die an Klima-Innovationen<br />
arbeiten. Sogar ein Restaurant mit Sternekoch und<br />
ein Hotel haben sich angesiedelt. Und es wird weiter zugezogen:<br />
Der Berliner Energieversorger Gasag will seine<br />
Firmenzentrale mit rund 700 Mitarbeitenden auf dem<br />
Euref-Gelände einrichten. Das sogenannte Effizienzhaus<br />
dafür ist schon im Bau. Es zeichnet sich durch besondere<br />
Energieeffizienz in Bauweise und Funktion aus. Ende<br />
2020 soll es fertiggestellt sein. „Schon die örtliche Nähe<br />
der verschiedenen Firmen, Start-ups und Wissenschaftseinrichtungen<br />
auf unserem Campus ist ideal für den<br />
guten interdisziplinären Austausch und die Kreativität“,<br />
sagt Karin Teichmann vom Vorstand des Euref. Zusätzlich<br />
gibt es für alle 3500 Mitarbeiter des Campus auch<br />
noch eine App, mit der sich jeder informieren kann, womit<br />
der andere sich gerade beschäftigt.<br />
Der Euref-Campus als Vorzeigemodell:<br />
Hier fahren nur E-Autos<br />
Auch in puncto Mobilität wurde die Zukunft auf dem<br />
Innovationscampus schon eingeläutet: Hier dürfen prinzipiell<br />
nur Elektroautos fahren. Mehr als 150 Lademöglichkeiten<br />
stehen dafür auf dem Campus zur Verfügung.<br />
Zulieferer, die kein Elektroauto besitzen, müssen außerhalb<br />
des Campus auf extra ausgewiesenen Be- und Entladeflächen<br />
parken. Von dort aus verteilen sie ihre Lieferungen<br />
mit speziell konzipierten Elektrobikes, die sogar<br />
ganze Paletten transportieren können. Neben der Elektromobilität<br />
wird auch das autonome Fahren getestet<br />
und es gibt verschiedene Sharing-Angebote.<br />
Die Kernfrage für die Energiewende, die viele Akteure<br />
auf dem Campus umtreibt, lautet: Wie kann ein<br />
schwankendes Energieangebot aus Wind- und Sonnenkraft<br />
an ein flexibles Endnutzerverhalten angepasst werden?<br />
Hier sind Technologien gefragt, die an sonnigen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 45
technik & wissen<br />
Zahlen und Fakten zum<br />
Euref-Campus Berlin<br />
Einer der Autoren, Eckart Granitza (re.), beim Interview mit<br />
Dr. Michael Rath, Projektleiter von Windnode in der<br />
Energiewerkstatt. Bild: Johanna Heuveling<br />
und windigen Tagen CO 2 -freundliche Energie speichern,<br />
um sie an anderen Tagen wieder abzugeben. Und<br />
das intelligent und automatisiert, denn die zukünftige<br />
CO 2 -neutrale Energieversorgung wird aus dezentralen<br />
Netzwerken in Quartieren bestehen. Auf dem Euref-<br />
Campus ist das schon Wirklichkeit. Hier werden die<br />
Klimaziele der Bundesregierung für 2050 schon länger<br />
erfüllt – das Quartier ist 100 % klimaneutral.<br />
Im Herzen des Campus liegt die Energiewerkstatt.<br />
„Sie ist wie ein begehbarer Heizkeller, aber nicht so<br />
staubig und ohne Spinnweben. Im Gegenteil: Durch die<br />
Glasfassade können unsere Besucher die großen Tanks<br />
im Inneren sehen und sich auf den Monitoren informieren,<br />
wie unser Heizsystem funktioniert“, sagt Michael<br />
Rath, Projektleiter bei Windnode.<br />
Im Verbundprojekt Windnode haben sich Energieversorger,<br />
Netzbetreiber, High-Tech-Spezialisten sowie<br />
Universitäten und Forschungsinstitute aus den fünf ostdeutschen<br />
Bundesländern und Berlin zusammengefunden.<br />
In dieser Region machen erneuerbare Energien<br />
bereits die Hälfte des Strommixes aus, aber es mangelt<br />
an anwendungsbereiten Technologien für den weiteren<br />
Ausbau. Diese entwickeln und erproben die Verbundpartner<br />
unter anderem auf dem Euref-Campus.<br />
In der Energiewerkstatt testet Gasag Solution Plus im<br />
Rahmen von Windnode die flexible Energiespeicherung<br />
mithilfe zweier 22 m 3 Wassertanks. Nach dem Powerto-Heat-<br />
und Power-to-Cold-Verfahren wird der Strom<br />
in Form von Wärme oder Kälte gespeichert. Überschüssige<br />
erneuerbare Energie kann so nutzbar gemacht werden.<br />
Michael Rath nennt ein Beispiel: „In Brandenburg<br />
geht jedes Jahr so viel Strom verloren, dass man Berlin<br />
damit fast zwei Wochen versorgen könnte.“<br />
Allerdings: Die Eins-zu-Eins-Umwandlung von wertvollem<br />
Strom in Wärme ist nur an wind- und sonnenreichen<br />
Tagen sinnvoll, wenn sie damit auch zur Entlastung<br />
und Stabilisierung der Netze beiträgt. Die Wärmeversorgung<br />
des Campus ist dennoch autark. Ein Blockheizkraftwerk<br />
erzeugt mit Biomethan aus Schwedt rund<br />
2500 MWh elektrische Energie. Die Abwärme dient zur<br />
Erhitzung von Wasser. Durch 2,5 km lange Leitungen<br />
fließt das 90° C heiße Heizwasser in die verschiedenen<br />
Gebäude auf dem Gelände.<br />
• Gründung des Campus: 2007<br />
• Klimaneutral: seit 2014<br />
• Größe: 5,5 ha<br />
• Firmen und Forschungsein -<br />
richtungen am Campus: über 150<br />
• Mitarbeiter am Campus: circa 3500<br />
• Besichtigungen sind möglich:<br />
Montag bis Freitag, jeweils von<br />
9 bis 17 Uhr; maximal 20 Personen.<br />
Anmeldung unter:<br />
www.energiewende-erleben.de<br />
• Sonstige Einrichtungen:<br />
5 Restaurants, 1 Hotel<br />
• Stromerzeugung des BHKW in der<br />
Euref-Energiewerkstatt: 2387 MWh<br />
• Lademöglichkeiten für<br />
Elektro autos: rund 150<br />
Rund 5,5 ha nimmt der Euref-Campus in<br />
Berlin-Schöneberg ein. Nicht zu übersehen:<br />
der historische Gasometer. Bild: Euref<br />
Euref-Campus wird über Micro Smart Grid von<br />
Schneider Electric mithilfe von KI gesteuert<br />
Bei der Stromerzeugung hingegen ist der Campus kein<br />
Alleinversorger. Das Biogas-Kraftwerk kann nur einen<br />
Teil der benötigten elektrischen Energie erzeugen. Dr.<br />
Kristina Bognar, Diplom-Ingenieurin im Business Development<br />
bei Schneider Electric, erklärt, dass in Städten<br />
aus regulatorischen Gründen häufig nicht das gesamte<br />
Potenzial an Wind- und Photovoltaikanlagen ausgebaut<br />
werden kann. Die Gesamtproduktion elektrischer Energie<br />
auf dem Campus von 2600 MWh im Jahr kann<br />
daher den Verbrauch von 4000 MWh nicht decken. Der<br />
Rest wird als Grünverträge aus dem Netz bezogen.<br />
Dass die CO 2 -Bilanz dennoch ausgeglichen ist, ist<br />
dem intelligenten Energiemanagement zu verdanken,<br />
das zwischen Stromeinspeisung, den flexiblen Speichermöglichkeiten<br />
auf dem Campus und den Endverbrauchern<br />
vermittelt. Schneider Electric hat dafür das Micro<br />
Smart Grid entwickelt, das mit künstlicher Intelligenz<br />
(KI) arbeitet. 100 m von der Energiewerkstatt entfernt<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
ekommt der Campusbesucher im Showroom der Zee-<br />
Mobase (zero emission energy and mobility base) – dem<br />
Sonnenenergie-gespeisten Carport – das Energiemanagement<br />
auf dem Campus veranschaulicht. Die KI berechnet<br />
aus etwa 10.000 Datenpunkten auf dem Campus-Gelände,<br />
aus Daten zum Strommix und Strompreisen<br />
sowie aus Wetterdaten den optimalen Fahrplan: In<br />
den Campus eingespeist wird bei hoher Wind- und Sonnenlast<br />
im Netz. Bei Überangebot wird gespeichert.<br />
Schneider Electric ist einer der Ankermieter des Campus.<br />
In dem globalen Konzern arbeiten 140.000 Mitarbeiter<br />
weltweit, in Berlin sind 250 Menschen beschäf-<br />
Katharina Nekic, Marketing bei Schneider Electric, im ZeeMobase-<br />
Showroom am Euref-Campus: Dort können beispielsweise die<br />
Ladezeiten der E-Autos gesteuert werden. Bild: Johanna Heuveling<br />
tigt. Auf dem Euref-Campus steuert Schneider Electric<br />
das Smart Grid inklusive aller Erzeuger und Verbraucher.<br />
„Wir können zum Beispiel steuern, dass ein Fahrzeug<br />
nur geladen wird, wenn die Sonne scheint oder<br />
wenn überschüssige Energie da ist“, erklärt Bognar.<br />
Seine Beteiligung auf dem Euref-Campus nutzt<br />
Schneider Electric, um Pionierprojekte unter Realbedingungen<br />
zu erproben, die woanders eine lange Geneh -<br />
migungsphase bräuchten: „Im öffentlichen Raum hätten<br />
wir eine Solartankstelle wie die ZeeMobase nicht installieren<br />
können. Viele Teilprojekte hätten ohne die<br />
Motivation und Weitsicht des Eigentümers nicht realisiert<br />
werden können. Denn um Einsparungen im Betrieb<br />
erwirtschaften zu können, müssen zu Projektbeginn<br />
höhere Investitionen getätigt werden“, erklärt Bognar.<br />
Viele internationale Delegationen besuchen den Euref-Campus,<br />
um von den Energiekonzepten zu lernen.<br />
i<br />
Auf dem Euref-Campus fahren bloß<br />
Elektrofahrzeuge, die auch nur dann<br />
geladen werden, wenn die Sonne<br />
scheint oder wenn überschüssige<br />
Energie da ist.<br />
„Obwohl wir in Deutschland die Energiewende eingeleitet<br />
haben, sind aktuell andere Länder stärker in der<br />
Umsetzung. In Deutschland limitieren wir uns selbst mit<br />
regulatorischen Vorgaben und Bürgerbewegungen, die<br />
einen Wandel der Energieinfrastruktur und -wirtschaft<br />
erschweren“, sagt Bognar.<br />
Auf dem Weg in die Anwendung in Deutschland sind<br />
hingegen Mobilitätskonzepte, die bei Mobility2Grid<br />
entwickelt und erprobt wurden. Dieser Forschungscampus<br />
auf dem Gelände will Mobilität ganz neu denken:<br />
Alternativen zu Verbrennerfahrzeugen wie Elektromobilität<br />
und Fahrräder, aber auch neue Mobilitätskonzepte,<br />
wie Sharingsysteme, spielen dabei eine Rolle. Der<br />
Euref-Campus ist dafür das Testgelände, auf dem bis<br />
vor kurzem auch ein automatischer E-Shuttlebus fuhr.<br />
Jetzt fährt dieser Bus im Berliner Stadtbezirk Tegel im<br />
normalen Linienverkehr.<br />
Das Beispiel des Innovationscampus macht Schule:<br />
Demnächst eröffnet Euref neben dem Flughafen Düsseldorf<br />
einen neuen Campus als Reallabor für die „Mobilität<br />
der Zukunft“. Schneider Electric wird auch dort<br />
wieder Ankermieter sein und mit 750 Mitarbeitern einziehen.<br />
Zukünftig werden 2500 Menschen dort für eine<br />
klimafreundliche Mobilität arbeiten. •<br />
Johanna Heuveling und Eckart Granitza<br />
freie Wissenschaftsjournalisten in Berlin<br />
Quelle: Schneider Electric<br />
Auf dem ZeeMobase-<br />
Carport am Campus können<br />
bis zu 150 E-Fahrzeuge<br />
geladen werden.<br />
Verbrenner-Fahrzeuge<br />
dürfen dort nicht fahren.<br />
Bild: Johanna Heuveling<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 47
technik & wissen<br />
Die Klemmeinheit ist hier angebaut an<br />
einen Hänchen-Hydraulikzylinder der<br />
Reihe 120. Bilder: Hänchen<br />
Klemmung sichert schwerkraftbelastete Achsen<br />
Neue Werte für die<br />
Einsatzdauer<br />
Maschinensicherheit | In Langzeitversuchen hat der<br />
Komponenten- und Maschinenhersteller Hänchen<br />
den Einsatzbereich seiner Sicherheitsklemmung<br />
Ratio-Clamp erweitert. Ergebnis ist ein neues Sicherheitskonzept<br />
durch die Klemmung. ❧ Dietmar Kieser<br />
Wo Bauteile wie etwa Motorblöcke gegossen oder<br />
Karosseriebleche gepresst werden, ist die Anforderung<br />
des „Lasthaltens“ – und damit der Schutz der Maschinenbediener<br />
– ein allgegenwärtiges und immens wichtiges<br />
Thema. Die Anlagenbauer müssen sich diesen<br />
Anforderungen gemäß der Maschinenrichtlinie stellen.<br />
Für den Komponentenanbieter Hänchen mit Sitz in<br />
Ostfildern bei Stuttgart ist dies Grund genug, sich gemeinsam<br />
mit den Kunden dem Thema Risikominimierung<br />
und sichere Arbeitsumgebung anzunehmen, wie<br />
Klaus Wagner betont.<br />
Der für Forschung und Innovation zuständige Bereichsleiter<br />
weiß: „Wenn es um die Sicherheit von Menschen<br />
geht, stellt die Maschinenrichtlinie hohe Ansprüche.“<br />
Dies gelte auch dort, wo das „gefahrbringende<br />
Sinken einer Last“ bei einer schwerkraftbelasteten Achse<br />
verhindert werden müsse, so Wagner. Der mittelständische<br />
Komponenten- und Maschinenbauer hat jetzt<br />
mithilfe aufwendiger Dauertests über mehrere Monate<br />
hinweg neue Werte für die Einsatzdauer seiner Klemmung<br />
Ratio-Clamp (RC) ermittelt.<br />
Auch bisher konnten mit dieser Komponente schwerkraftbelastete<br />
Achsen wie ein Hydraulikzylinder abgesichert<br />
werden. Als wichtige Kenngröße für die Zuverlässigkeit<br />
sicherheitsbezogener Funktionen gilt der Performance-Level<br />
(PL) einer Maschine. Der PL beschreibt,<br />
welcher Beitrag zur Risikominimierung von den sicheren<br />
Steuerungsteilen ausgeführt wird.<br />
Realistischer B10D-Wert für die Konstruktion<br />
Um diese Größe nach EN ISO 13849 zu ermitteln, kann<br />
der Konstrukteur die in der Norm angegebenen Werte<br />
verwenden. Wird die Klemmeinheit allerdings als Sicherheitsbauteil<br />
(RCH) im Sinn der Maschinenrichtlinie<br />
eingesetzt, „ist mit der Konformitätserklärung des Herstellers<br />
ein sogenannter B10-Wert notwendig“, betont<br />
der Diplomingenieur. Dieser ermögliche beim Typ RCH<br />
den Einsatz der Ratio-Clamp als redundantes Sicherheitsbauteil.<br />
Laut Wagner habe der Anwender damit<br />
neue Möglichkeiten, um den geforderten Performancelevel<br />
(PLr) zu erreichen.<br />
Die bei Hänchen durchgeführten Dauertests mit der<br />
Ratio-Clamp ermöglichen es dem Maschinenbauer, die<br />
Klemmung als relevantes Bauteil für die Errechnung des<br />
Performance-Levels einzusetzen. Dabei wurden die Bauteile<br />
rund um die Uhr belastet. „Bei einer Taktzeit von<br />
ein paar Sekunden pro Lastwechsel ist so etwas natürlich<br />
entsprechend aufwendig“, erklärt Klaus Wagner,<br />
„gerade durch Energieverbrauch, Kühlung und Überwachung.“<br />
Aber so könne Hänchen den Kunden einen<br />
realistischen B10D-Wert für die Konstruktion geben,<br />
statt die in der EN ISO 13849 empfohlenen, aber sehr<br />
niedrigen Normwerte zu verwenden, obwohl die Geräte<br />
konstruktionsbedingt eine deutlich höhere Sicherheit<br />
realisieren. Dabei sind die neu ermittelten, wesentlich<br />
höheren B10D-Werte abhängig von der Bauteilgröße.<br />
Als Hersteller eines Sicherheitsbauteils wie der Klemmeinheit<br />
kann Hänchen nur einen B10D-Wert angeben.<br />
Funktionale Sicherheit der Klemmung<br />
Ratio-Clamp RCH<br />
Aus diesem Wert wiederum kann der Anwender in Abhängigkeit<br />
von der Taktzahl den zugehörigen MTTF-<br />
Wert (Mean Time To Failure) berechnen – und damit<br />
etwa mittels der Berechnungssoftware Sistema der<br />
DGUV-Test (Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />
den Performance-Level ermitteln. Das freiwillige Prüfzeichen<br />
„DGUV-Test“ bestätigt, dass das Produkt den<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Die Ratio-Clamp (hier ein Schnittbild)<br />
arbeitet mechanisch nach dem Funktionsprinzip<br />
des Reibschlusses.<br />
festgelegten Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen<br />
entspricht. Durch den redundanten Einsatz verschiedener<br />
Systeme lässt sich die Sicherheitsstufe so an die gegebenen<br />
Anforderungen anpassen.<br />
In der Ausführung mit Zertifizierung „DGUV Test“<br />
lässt sich die Klemmeinheit Ratio-Clamp Typ RCH als<br />
Sicherheitsbauteil für senkrechte Lasten einsetzen. Hierfür<br />
schreibt die DGUV den Sicherheitsfaktor zwei vor.<br />
Damit sei die nominelle Haltekraft der RCH somit doppelt<br />
so hoch wie die zulässige Last, die sie tragen dürfe,<br />
betont Klaus Wagner. Selbstverständlich werde dieser<br />
Typ als Sicherheitsbauteil auch mit CE-Konformitäts -<br />
bescheinigung versehen.<br />
Die Absicherung gibt es auch als Sorglospaket<br />
Um die Klemmeinheit steuerungstechnisch zu integrieren,<br />
bietet Hänchen den passenden hydraulischen RC-<br />
Steuerblock. In dieser Kombination erhält der Anwender<br />
„die Absicherung als Sorglospaket“, benennt Klaus<br />
Wagner den Vorteil der Neuerung. Vor allem den nun<br />
ermittelten B10-Wert wüssten die Kunden zu schätzen,<br />
weiß Marketingleiterin Sarah Bässler. Um ihn nachzuweisen,<br />
habe Hänchen viel Geld und Zeit investiert.<br />
Mindestens sieben Bauteile gleichzeitig müssten dafür<br />
geprüft werden, um den Nachweis führen zu können.<br />
Ohne den B10-Wert bliebe den Kunden nur der Normwert.<br />
Da dieser aber derart gering sei, komme der Anwender<br />
bei der Berechnung nicht auf PLd. Mit dem neuen<br />
B10-Wert, den Hänchen garantiere, lasse sich nun die<br />
Klemmeinheit in der Steuerung sinnvoll berechnen und<br />
erreiche damit selbst den PL Level e.<br />
Die Ingenieure bei Hänchen begnügen sich aber nicht<br />
mit dem bisher Erreichten. „Die Dauerlaufversuche sind<br />
noch nicht zu Ende, wir treiben das weiter“, betont<br />
Sarah Bässler. Der B10-Wert lasse sich noch höher<br />
setzen. Der Versuch wäre erst bei Ausfall eines Bauteils<br />
abgeschlossen, was aber noch nicht eingetroffen sei. •<br />
Ermittlung des Performance-Levels<br />
Für die Ermittlung des Performance-Levels liefert die Klemmeinheit Ratio-Clampf (RC) einen sogenannten B10-Wert. Dadurch kann der Typ<br />
RCH als redundantes Sicherheitsbauteil eingesetzt werden.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 49
technik & wissen<br />
Hochpräzise Zahnstangenantriebe für die Luftfahrtindustrie<br />
Der richtige Dreh<br />
für Flügelrippen<br />
Mechatronic | Bei der Produktion von Aluminium-<br />
Flügelrippen werden auf High-Speed-Bearbeitungszentren<br />
(BAZ) mit hohem Tempo und hoher Präzision<br />
Rippenstrukturen aus dem Vollen gefräst. Dabei wird<br />
teilweise mehr als 95 % des Materials abgetragen.<br />
Eine Herausforderung für Bearbeitungszentren und<br />
Werkstückträgersysteme.<br />
In weniger als 20 Stunden verwandelt sich bei der<br />
Produktion von Flügelrippen ein Aluminiumblock mit<br />
vier Tonnen Gewicht in ein komplexes Strukturbauteil<br />
mit nur noch 120 kg Gewicht. Dafür kommen beispielsweise<br />
Ecospeed 25100 Bearbeitungszentren der Starrag<br />
Technology GmbH zum Einsatz. Diese BAZ verfügen<br />
über einen parallel-kinematischen Bearbeitungskopf,<br />
der eine dynamische Fünfachs-Simultanzerspanung<br />
ermöglicht. Die Spindeln laufen dabei mit einer Nennleistung<br />
von 120 kW unter brechungsfrei bei 30.000<br />
U/min im S1-Modus. Mit einer Beschleunigung von 1 g<br />
auf allen fünf Achsen und Ruckwerten bis 200 m/s³<br />
erreichen auch die Linear achsen hohe Dynamikwerte.<br />
Diese Bearbeitungszentren kommen für die Produktion<br />
von Flügelrippen und anderen Strukturbauteilen<br />
zum Einsatz. Bereits 2009 wurden die ersten drei BAZ<br />
in dieser Bauart in Südkorea eingesetzt. Sie erreichen ein<br />
Zerspanvolumen von bis zu 10.000 cm³/min. Charakteristisch<br />
für diesen Maschinentyp ist die horizontale<br />
Bearbeitung bei senkrecht stehendem Aluminiumblock.<br />
Dies bietet unter anderem den Vorteil, dass die vielen<br />
Späne dank der Schwerkraft automatisch aus dem<br />
Arbeitsbereich fallen. Dafür müssen die bis zu 10 Meter<br />
langen, horizontal auf einer Trägerpalette befestigten<br />
Werkstücke zunächst in eine vertikale Position gedreht<br />
werden.<br />
Für die hochpräzise Fertigung von solchen Flugzeug-<br />
Strukturbauteilen hat die MSB GmbH & Co. KG ein<br />
Werkstückträgersystem plus Schwenktisch im Format<br />
XXL projektiert. Die Werkstückträger sind 10.000 mm<br />
lang, 2.500 mm breit und besitzen ein Gesamtgewicht<br />
von ca. 60.000 kg (inklusive Werkstück). Das System<br />
führt die bis zu zehn Meter langen Aluminiumblöcke<br />
den Hochleistungs-Bearbeitungszentren zu. Die Palette<br />
wird per Hydraulik auf den Träger aufgespannt, fixiert<br />
und für die Fräs bearbeitung um 90 ° gedreht. Diese<br />
Drehbewegung muss mit hoher Synchronizität der insgesamt<br />
vier Schwenkantriebe erfolgen; Ungleichmäßigkeiten<br />
könnten Spannungen ins Bauteil einbringen. Deshalb<br />
wurden die Synchronantriebe des Schwenktischs<br />
mit Zahnkranzsegmenten und Präzisions-Planeten -<br />
getrieben von Redex realisiert. Jürgen Enders,<br />
Geschäftsführer von MSB: „Wir haben schon viele ähnliche<br />
Systeme entwickelt. Häufig realisieren wir die<br />
Schwenkbewegung mithilfe von Hydraulikzylindern.<br />
Das kam bei diesem Projekt nicht infrage, weil geeignete<br />
Hydraulik-Komponenten viel Platz beanspruchen und<br />
ein Fundament mit Unterbau erfordern, der Anwender<br />
aber flexibel bleiben möchte.“ Deshalb entschieden sich<br />
die Konstrukteure für einen elektromechanischen Zahn-<br />
Die synchrone Drehbewegung der<br />
Anlage wird über Servomotoren und<br />
dreistufige Redex-Planetengetriebe<br />
gesteuert. Bilder: Redex<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Redex-Getriebe der<br />
Serie KRP/ KRPX wurden<br />
speziell für den Einsatz<br />
in hochpräzisen Zahnstangenantrieben<br />
für<br />
Werkzeugmaschinen<br />
entwickelt.<br />
An der Drehachse<br />
entsteht ein maximales<br />
Drehmoment<br />
von 600.000 Nm.<br />
segmentantrieb mit Servomotoren und kompakten dreistufigen<br />
Planetengetrieben – und für Redex als<br />
Getriebe hersteller.<br />
Mechatronik ersetzt Hydraulik<br />
Diese mechatronische Lösung bietet neben einem<br />
verringerten Platz bedarf noch weitere Vorteile: Das<br />
Hydraulik aggregat mit Verrohrung und Schläuchen zu<br />
den Verbrauchern entfällt – und damit auch das Risiko<br />
einer Leckage. Zudem ist der Leistungs- und Kühl -<br />
bedarf elektromechanischer Antriebe im Vergleich zu<br />
Hydraulik-Komponenten deutlich geringer. Weitere<br />
Pluspunkte sind die geschlossene Gehäusebauform, die<br />
das Eindringen von Spänen verhindert sowie die kompakten<br />
Abmessungen des Getriebes. Dieses kann ohne<br />
Redex in Zahlen<br />
Die Redex Gruppe ist ein Spezialist für hochpräzise mechatronische<br />
Antriebe. Das Unternehmen erzielt einen<br />
Umsatz von knapp 50 Mio. €, beschäftigt weltweit<br />
mehr als 320 Mitarbeiter und betreibt drei<br />
Produktionswerke in Frankreich und Deutschland.<br />
weitere Halterungen auf dem Grundrahmen des<br />
Schwenktischs montiert werden. Die Redex-Ingenieure<br />
konstruierten im Rahmen dieses Projektes einen<br />
Schwenk antrieb, der aus vier einzelnen Zahnkranz -<br />
segmenten besteht. Die von Servomotoren bereitgestellte<br />
rotative Bewegung wird über ein dreistufiges, direkt<br />
mit dem Motor verbundenes Planetengetriebe der Serie<br />
KRPX mit einer Übersetzung von 310 und einem maximalen<br />
Abtriebsmoment von 10.050 Nm an das Abtriebsritzel<br />
übertragen. Insgesamt muss ein maximales<br />
Drehmoment von etwa 600.000 Nm an der Drehachse<br />
aufgebracht werden. Das Präzisions-Ritzel greift in ein<br />
Zahnkranzsegment mit einem Segment winkel von rund<br />
95 ° bei einem Teilkreisdurchmesser von 4496 mm ein,<br />
das ebenfalls von Redex geliefert wurde. Die Zahnkränze<br />
in Größe Modul 8 sind gehärtet und geschliffen.<br />
Redex-Getriebe der Serie KRP/ KRPX wurden<br />
speziell für den Einsatz in hochpräzisen Zahnstangenantrieben<br />
für Werkzeugmaschinen entwickelt. Dabei<br />
können diese Getriebe als „Twin Drives“ elektrisch<br />
gegeneinander verspannt werden – zum Beispiel für<br />
präzise Positionierantriebe von Portalfräsmaschinen<br />
oder von Werkzeug tischen.<br />
•<br />
Jean-Bernard Tetart,<br />
Redex<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 51
Druckluft ist bei Arcelormittal<br />
Bremen notwendig,<br />
um im Strangguss<br />
das Kühlwasser fein zu<br />
zerstäuben. Aerzen hat<br />
die zweistufigen Schraubenverdichter<br />
mit Blick<br />
auf die leichte Wartung<br />
ohne Schallschutzhaube<br />
in die schallisolierte<br />
Druckluftzentrale eingebaut.<br />
Bild: Aerzen<br />
Arcelormittal Bremen steuert Druckluft in der Stranggießanlage präzise<br />
Bedarfsgerecht<br />
und bestmöglich<br />
Druckluft | Mit zweistufig ölfreien Schraubenverdichtern<br />
von Aerzen kombiniert Arcelormittal Bremen seine<br />
Turbogebläse. So erzeugt das Stahlwerk seine<br />
Druckluft im weiten Betriebsbereich hocheffizient.<br />
Arcelormittal Bremen braucht Luft – viel<br />
Luft. Wohl dosierte Druckluft ist beispielsweise<br />
notwendig, um den flüssigen Stahl in<br />
der Stranggießanlage mit fein abgestimmten<br />
Temperaturprofilen herunter zu kühlen. Dafür<br />
gibt es bei den Stahlkochern an der Weser<br />
die Pressluftzentrale. Sie sorgt dafür,<br />
dass dem Werk nie die Puste ausgeht. Im<br />
Schnitt sind dafür zwei Turboverdichter in<br />
Betrieb und liefern Grundlastblöcke von jeweils<br />
12.000 Nm³/h.<br />
Im Zuge umfassender Investitionen verfolgt<br />
Arcelormittal Bremen das Ziel, die<br />
Produktivität und Qualität der Stranggießanlage<br />
zu verbessern. Dafür waren auch Investitionen<br />
in eine bessere Kühlung notwendig.<br />
Hierbei gilt: Je effektiver die Kühlung,<br />
desto schneller kann in der Stranggießanlage<br />
produziert werden. Den Anfang bildet<br />
der aus dem Stahlwerk flüssige Stahl. Das<br />
Material fließt in einen Verteiler und durch<br />
ein Gießrohr in die Kokille. Hierbei handelt<br />
es sich um eine formgebende Konstruktion<br />
aus Kupfer. Die Kupferwände der Kokille<br />
sind wassergekühlt und geben dem Stahl<br />
seine spätere rechteckige Form. In diesem<br />
Bereich ist die erstarrte Außenhaut aber<br />
noch empfindlich wie ein rohes Ei und muss<br />
vor dem Zerteilen des Endlosstranges zu so<br />
genannten Brammen weiter abgekühlt werden.<br />
Eine Strecke von 16 m steht dafür bei<br />
Arcelormittal Bremen zur Verfügung.<br />
Für das Abkühlen kommt in Bremen mit<br />
Druckluft fein zerstäubter Wasserdampf<br />
zum Einsatz. Bevor die Düsen die vier Außenflächen<br />
des Stranggießens mit dem Wassernebel<br />
benetzen, wird das vorher in Filteranlagen<br />
gereinigte Wasser in einer Kammer<br />
mit der Druckluft verwirbelt – vergleichbar<br />
mit dem Vergaser eines Verbrennungsmotors.<br />
Das Resultat sind fein zerstäubte<br />
Tröpfchen, die eine hohe Wärmeaufnahme<br />
ermöglichen und den Stahl in kurzer Zeit<br />
von flüssigen 1 600 °C auf feste 800 °C<br />
bringen. „Das Wasser geht mit 12 bar in die<br />
Mischkammer und wird dort mit gut 5 bar<br />
Luft vermischt“, erklärt Bernd Grosse aus<br />
dem Engineering-Bereich des Stahlherstellers.<br />
Die Herausforderungen beim Abkühlen<br />
des Stahls bestehen darin, die Temperatur<br />
des kontinuierlichen Stranggießens nach der<br />
Kokille zwar zu senken, dieses aber nur in<br />
einem Rahmen, dass es der Stahl durch eine<br />
Kehle von der Vertikalen in die Horizontale<br />
schafft. „Dabei müssen wir eine Schale erzeugen,<br />
die so weich ist, dass der Stahl<br />
durch die Kurve kommt, ohne dabei auszulaufen“,<br />
beschreibt Grosse das Verfahren.<br />
Würde hier mit purem Wasser gearbeitet,<br />
wäre das Regelspektrum sehr eng begrenzt –<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
technik & wissen<br />
ein echter Nachteil auf der 16 m langen<br />
Kühlstrecke, da sich schlecht zu regelnde<br />
Kühlabläufe ungünstig auf den Erstarrungsprozess<br />
auswirken und das Risiko von Rissen<br />
sowie Lunkern erhöhen. Deshalb haben<br />
die Prozesstechniker ausgefeilte Kühlrezepturen<br />
für die jeweiligen Produkte entwickelt.<br />
Brammen aus Bremen sind in unterschiedlichen<br />
Stahlgüten zwischen 220 mm<br />
dick und messen in der Breite 950 bis 2 670<br />
mm. Die Weiterverarbeitung erfolgt in Bremen<br />
im Warmwalzwerk.<br />
Für Sven Ress und<br />
Bernd Grosse (rechts)<br />
geht es darum, mit<br />
Druckluft den Stahl<br />
mit fein justierten Temperaturprofilen<br />
herunter -<br />
zukühlen.<br />
Bild: Aerzen<br />
Speziell abgestimmte Druckluftlösung<br />
für den Kunden<br />
Der kurze Einblick in den Prozess zeigt die<br />
Bedeutung der Druckluft im Stranggießen.<br />
20 km misst das Hüttennetz, das aus der<br />
Pressluftzentrale heraus mit etwa 5,5 bar(ü)<br />
Druck gespeist wird. Die frequenzgesteuerten<br />
Schraubenverdichter vom Aerzen Typ<br />
VMT4W liefern mit ihrer Motorleistung<br />
von 545 kW zweistufig in der Spitze einen<br />
Volumenstrom von 4 000 m³/h – also ein<br />
Drittel eines Turbos. Der Regelbereich im<br />
täglichen Betrieb liegt bei einem Maximaldruck<br />
von 8,5 bar (ü) zwischen 2 000 und<br />
4 000 m³/h. Beide Anlagen hat Aerzen exakt<br />
an diese Anwendung angepasst.<br />
Der zweistufige Aufbau mit zwei Schraubenverdichtern<br />
vom Typ Delta Screw erzeugt<br />
im ersten Schritt einen Druck von<br />
4,5 bar (abs). Die Luft hat dann eine Temperatur<br />
von etwa 250 °C und muss vor Eintritt<br />
in die zweite Stufe weniger als 60 °C erreichen.<br />
Aerzen hat dafür einen überaus<br />
wirksamen Wasserkühler zwischen beide<br />
Stufen gesetzt, der ebenfalls mit Wasser aus<br />
der Weser versorgt wird. Je nach Witterung<br />
und Jahreszeit, bringt der Fluss die Luft auf<br />
etwa 25 bis 30 °C. Diese liegt damit nur<br />
noch rund 10 K über Flusstemperatur. Nach<br />
der zweiten Stufe erfolgt erneut das Herunterkühlen<br />
auf etwa 35 °C. Die Druckluft ist<br />
in diesem Stadium noch zu 100 % mit Wasser<br />
gesättigt. Die Feuchtigkeit muss aber<br />
raus, denn das Stahlwerk benötigt trockene<br />
Luft mit einem Drucktaupunkt von + 3 °C.<br />
Da Aerzen den Auftrag für ein Komplettpaket<br />
erhielt, war die Entfeuchtung ebenso<br />
ein Teil der Entwicklungs- und Engineeringarbeit<br />
wie der sich daran anschließende Einbau<br />
und die Inbetriebnahme. Arcelormittal<br />
Bremen entschied sich bereits im frühen Planungsstadium<br />
der Modernisierungsarbeiten<br />
für die Schraubenverdichtertechnik von<br />
Aerzen. „Für uns ist es wichtig, dass die Anlagen<br />
laufen, weil davon direkt die Produktionssicherheit<br />
abhängt“, macht Techniker<br />
Sven Ress deutlich.<br />
Turbos und Kompressoren<br />
werden schwingungsüberwacht<br />
Vor diesem Hintergrund sind die Turbos sowie<br />
die zweistufigen Kompressoren in der<br />
Pressluftzentrale schwingungsüberwacht.<br />
Mit der Online-Analyse der auftretenden<br />
Frequenzen „können wir sich anbahnende<br />
Lagerschäden frühzeitig erkennen und Reparaturen<br />
entsprechend planen“, erläutert<br />
sein Kollege Volker Merrath die Hintergründe.<br />
Damit diese Arbeiten und auch die<br />
regelmäßigen Wartungen möglichst zeitsparend<br />
erledigt werden, hat Aerzen die<br />
Schraubenverdichter ohne Schallschutzhabe<br />
in die akustisch isolierte Pressluftzentrale<br />
eingebaut.<br />
Durch das Einbinden der zweistufigen<br />
Schraubenverdichter vom Typ VMT4 W ist<br />
es im Stahlwerk von Arcelormittal Bremen<br />
Trockner entziehen der<br />
Druckluft die Feuchtigkeit<br />
mit einem Taupunkt<br />
von + 3 °C. Bild: Aerzen<br />
gelungen, die Qualität der Prozessluftversorgung<br />
deutlich zu verbessern. Diese<br />
schlägt sich sowohl in den besseren Regelungseigenschaften<br />
nieder als auch in der<br />
Energieeffizienz. Aufgrund des hohen Stellbereichs<br />
der Schraubenverdichter stellen<br />
diese eine ideale Ergänzung zu den „Grundlast-Turbos“<br />
dar. Welche Maschinen letztlich<br />
wann in welchem Betriebsbereich laufen<br />
oder vom Netz gehen, dass entscheidet<br />
der Verbund eigenständig über den Datenaustausch<br />
zwischen den Steuerungen der<br />
einzelnen Aggregate. „Die reden miteinander<br />
über das Netzwerk und wir haben noch<br />
eine übergeordnete SPS, die alle sechs Verdichter<br />
in der Hand hat und den Verbund<br />
energetisch optimal managed“, resümiert<br />
Grosse. „Wir wollen unsere Druckluft bedarfsgerecht<br />
und bestmöglich erzeugen.“ •<br />
Thorsten Sienk,<br />
freier Fachredakteur, Bodenwerder<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 53
technik & wissen<br />
Für einen störungsfreien und risikominimierten<br />
Ablauf der Produktion am<br />
Standort Bielefeld installierte Oltrogge<br />
zur Steuerung der Druckluft ein<br />
Kompressor-Management-System von<br />
Airleader. Bild: Oltrogge<br />
Euscher steigert die Produktivität durch Kompressor-Management<br />
Den Druck<br />
stets im Blick<br />
Kompressoren | Um die für das Tiefziehen erforderliche<br />
Druckluft besser überwachen, steuern und effizient<br />
nutzen zu können, hat Euscher moderne Technik<br />
von Oltrogge installiert.<br />
„Druckluft ist Kernbestandteil unserer Produktion“,<br />
sagt Eberhard Budde, Produktionsleiter bei Euscher.<br />
„Wenn da etwas ausfällt, steht alles still. Das kann sich<br />
heute niemand mehr leisten.“ Gemeinsam mit den langjährigen<br />
Partnern von Oltrogge hat das Unternehmen,<br />
das zu den führenden europäischen Herstellern von Präzisionstiefziehteilen<br />
zählt, daher nach Wegen gesucht,<br />
um das Ausfallrisiko in den beiden Werken Bielefeld<br />
und Vilsendorf zu minimieren.<br />
Regelmäßige Wartungen und Inspektionen der<br />
Druckluftanlagen sind bei Euscher selbstverständlich,<br />
doch damit mögliche Störungen früh erkannt werden,<br />
ist eine moderne Sensorik unerlässlich. „Dadurch, dass<br />
sich unsere Mitarbeiter auf zwei Standorte aufteilen, ist<br />
eine lückenlose Überwachung immer mit viel Aufwand<br />
verbunden“, erklärt Budde. „Unser Wunsch war daher<br />
von Anfang an, die Produktionsvorgänge am Bildschirm<br />
einsehen zu können.“<br />
„Wir haben zunächst die kompletten Druckluftanlagen<br />
geprüft und dabei einige Undichtigkeiten in Werk 2<br />
in Vilsendorf festgestellt“, so Oltrogge-Servicetechniker<br />
Martin Scholz. „Auch wenn die Maschinen am Wochenende<br />
stillstanden, sank der Druck, es gab also Leckagen.<br />
Die Frage war nur: Wo?“ Auf der Suche nach<br />
einer Antwort wurden zunächst alte Komponenten ausgetauscht<br />
und die Rohrleitungen in beiden Werken mit<br />
Sensoren ausgestattet. „In Bielefeld haben wir ein Kompressor-Management<br />
von Airleader installiert. Dieses<br />
war in Vilsendorf bereits vorhanden“, so Scholz. „Die<br />
Sensoren stellen nun Druckverluste des Netzes, Temperatur<br />
und Stromverbrauch der Kompressoren fest. Mit<br />
diesen Daten lassen sich mögliche Störungen und Ausfallrisiken<br />
im Vorhinein minimieren beziehungsweise<br />
ganz ausschließen. Sollte doch mal eine Störung auftreten,<br />
meldet das System einen Alarm auf das Handy von<br />
Budde – und auf Wunsch auch direkt zu Oltrogge. Der<br />
24-Stunden-Notdienst von Oltrogge kann sich des Themas<br />
so ohne Verzögerung annehmen.“ Diese lückenlose<br />
Form der Überwachung durch das Airleader-System ist<br />
auch für Oltrogge einzigartig und wurde in dieser Form<br />
nur bei Euscher umgesetzt.<br />
Für Oltrogges Gebietsverkaufsleiter Sascha Borowczak<br />
hat das Airleader Kompressoren-Management<br />
einen weiteren Vorteil: „Dank der neuen Technik und<br />
der passenden Software in Bielefeld lassen sich alle<br />
Druckluftvorgänge jederzeit überwachen. Zudem können<br />
wir nachhaltig immer die optimale Parametrierung<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
der Steuerung vornehmen beziehungsweise Kompressorkonstellation<br />
wählen. Für Euscher bedeutet das, immer<br />
mit der effizientesten Station zu arbeiten und Kosten<br />
hinsichtlich des Energieverbrauchs zu senken.“<br />
Kostenzuordnung als Pluspunkt<br />
des Druckluft-Managements<br />
Dieser Gewinn an Transparenz verschafft Euscher einen<br />
zusätzlichen Vorteil. Denn dank der exakten Daten<br />
kann jetzt viel genauer kalkuliert werden, mit welchem<br />
Energieeinsatz welche Produkte möglichst effizient hergestellt<br />
werden. So wurde schnell deutlich, dass Produkte,<br />
die am Wochenende nicht unter Vollauslastung vom<br />
Band laufen, mit höheren Produktionskosten verbunden<br />
sind. „Uns ging es zunächst nur um eine bessere Überwachung<br />
zur Risikominimierung“, so Budde. „Dass wir<br />
jetzt effizienter kalkulieren und produzieren können, ist<br />
ein klarer Pluspunkt und ein Beleg, warum wir seit so<br />
vielen Jahren mit Oltrogge zusammenarbeiten.“<br />
Apropos Energie-Optimierung: Für Euscher hat die<br />
regelmäßige technische Optimierung durch Oltrogge einen<br />
weiteren Vorteil. Das verantwortungsvolle Unternehmen<br />
ist hinsichtlich seiner hohen Umweltstandards<br />
zertifiziert. „Die hohe Effizienz der Kompressoren sowie<br />
die Energiereduzierung auf Grund der Installation<br />
der Sensorik ermöglichen uns die Teilnahme an attraktiven<br />
Förderprogrammen“, sagt Budde. „Dadurch macht<br />
sich die Investition eben noch früher bezahlt.“<br />
Euscher nutzte die<br />
Druckluft-Modernisierungsarbeiten<br />
gleichzeitig<br />
für die Installation eines<br />
Systems zur Rückgewinnung<br />
der anfallenden<br />
Wärme aus dem Einsatz<br />
der Kompressoren. Bild:<br />
Oltrogge<br />
Sascha Borowczak (links), Gebietsverkaufsleiter bei Oltrogge, und<br />
Eberhard Budde, Produktionsleiter von Euscher, suchten gemeinsam<br />
nach einer Lösung, die für mehr Druckluft-Transparenz im laufenden<br />
Betrieb sorgt und Produktionsvorgänge in zwei Werken einheitlich visualisiert.<br />
Bild: Oltrogge<br />
Effizienzsteigerung liegt Oltrogge im Blut, und so nutzte<br />
das Team die Modernisierungsarbeiten für ein ganz besonderes<br />
Projekt. „Kompressoren produzieren nicht nur<br />
Druck, sondern auch Wärme“, betont Servicetechniker<br />
Scholz. „Diese Energie wollten wir besser nutzen und<br />
haben bei Euscher ein System zur Wärmerückgewinnung<br />
installiert. Im Frühjahr und Herbst werden die Büroräume<br />
des Unternehmens nun vollständig mit der Abwärme<br />
der Kompressoren beheizt und auch im Winter<br />
die Heizkosten gesenkt. Das spart zusätzlich Energie<br />
und trägt dazu bei, den CO 2 -Footprint des Betriebs weiter<br />
zu reduzieren.“<br />
Abwärme könnte künftig im Sommer<br />
für die Raumkühlung genutzt werden<br />
Damit das Unternehmen auch künftig die Sicherheit<br />
steigern, die Energiekosten senken und an Förderprogrammen<br />
teilnehmen kann, feilen die Fachleute von Euscher<br />
und Oltrogge an weiteren Ideen. „Grundsätzlich<br />
ist es beispielsweise möglich, die Abwärme der Kompressoren<br />
auch im Sommer zur Kühlung der Räumlichkeiten<br />
zu nutzen“, überlegt Servicetechniker Scholz.<br />
„Ähnlich wie bei einem Gas-Kühlschrank ließe sich so<br />
durch ein geeignetes Kühlmittel, Kondensatoren und<br />
Verdampfer ein Kühlkreislauf entwickeln. Wie das letztlich<br />
umgesetzt werden kann, muss man sehen.“<br />
Eine weitere Idee zur Kostenreduzierung: Der Gesamtdruck<br />
im System soll gesenkt werden. Da nur einige<br />
Produktionsanlagen in den produktionsfreien Zeiten<br />
den derzeitigen Druck wirklich benötigen, könnte dieser<br />
über einen kleinen Kompressor separat erzeugt werden.<br />
Dank solcher und anderer Vorschläge bleibt die Zusammenarbeit<br />
mit Oltrogge für Produktionsleiter Budde<br />
spannend: „Das nächste große Thema, an das wir uns<br />
heranwagen werden, ist die digitale Vernetzung. Ich bin<br />
sicher, dass wir hier noch einige Potenziale ausschöpfen<br />
können.“ (sk)<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 55
interview<br />
Marc Bicker vom Leichtbau-Cluster Landshut zu den aktuellen Trends<br />
„Der Mensch begrenzt<br />
den Ultra-Leichtbau“<br />
Warum der Leichtbau einen neuen Schub erfährt, erläutert<br />
Marc Bicker, Leiter des Leichtbau-Clusters Landshut. Seit<br />
zehn Jahren initiiert er für das Netzwerk einen<br />
Gemeinschaftsstand auf der Hannover Messe. Er nennt die<br />
Vorteile des Leichtbaus und erklärt, wo der automobile<br />
Leichtbau an seine Grenzen stößt.<br />
Der Ruf nach innovativen Leichtbaulösungen<br />
wird lauter. Ist der Leichtbau bislang<br />
nicht innovativ gewesen?<br />
Seit vielen Jahren beschäftigen sich nahezu<br />
alle Industriebranchen damit, spannende<br />
Leichtbaukonzepte in den Markt zu bringen.<br />
Oft aber werden diese Lösungen nicht<br />
offensichtlich oder sind gar zur Selbst -<br />
verständlichkeit geworden. Generell steigt<br />
der Trend zu Innovationen innerhalb der<br />
Querschnittstechno logie Leichtbau. Auch<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen tragen<br />
dazu bei.<br />
Marc Bicker ist Leiter des<br />
Instituts für Transfer und<br />
Zusammenarbeit (ITZ) an<br />
der Hochschule Landshut.<br />
Bild: Hochschule Landshut<br />
Was bringen Innovationen im Leichtbau an<br />
Mehrwert und für die Rentabilität?<br />
Innovationen im Leichtbau führen zumeist<br />
zu einem Mehrwert in der Nutzungsphase<br />
und können bei einer ganzheitlichen Bewertung<br />
des gesamten Lebenszyklus durchaus<br />
wirtschaftlich sein. Sowohl für den Nutzer<br />
als auch für den Hersteller. Das Reduzieren<br />
von Massen und Massenträgheitsmomenten<br />
senkt besonders bei Automobilen und Flugzeugen<br />
den Verbrauch. Geringere Betriebskosten<br />
sind das Ergebnis.<br />
Der Vorteil liegt also beim Anwender.<br />
Haben die Produzenten auch Vorteile?<br />
Intelligent eingesetzte neue Werkstoffe, die<br />
entsprechend ihren jeweiligen Eigenschaften<br />
konstruktionsoptimiert in einem Werkstoffmix<br />
zu einem Bauteilsystem eingesetzt werden,<br />
können für den Produzenten durchaus<br />
lohnend sein. Die Kosten der Werkstoffe<br />
dürfen nicht singulär betrachtet werden. Im<br />
Besonderen können die mit der Herstellung<br />
eines Bauteil-Systems verbundenen Ferti-<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
gungskosten sinken: Hier greift die Funk -<br />
tionsintegration mit dem Ergebnis, dass<br />
weniger Bauteile innerhalb eines Systems<br />
benötigt werden. Dies kann zu weniger<br />
Prozessschritten in der Fertigung führen –<br />
verbunden mit einem ebenfalls geringeren<br />
Logistikaufwand.<br />
Es ist also der ganzheitliche Blick gefragt?<br />
Ja, Kosten für Werkstoffe, Konstruktion<br />
und die für eine Bauteillösung notwendigen<br />
Fertigungstechnologien isoliert zu sehen, ist<br />
falsch. Ingenieurwissenschaftlich ist sicherlich<br />
noch viel mehr machbar, doch es ist<br />
immer enorm wichtig, die Kosten-Nutzenanalyse<br />
aller Kerndisziplinen zu betrachten.<br />
Hinzu kommt die Berücksichtigung der<br />
Nach haltigkeit und die Kreislaufwirtschaft.<br />
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für die<br />
stärkere Nachfrage nach innovativen<br />
Leichtbau-Lösungen?<br />
Dass Leichtbau seit mehr als drei Jahrzehnten<br />
ein immer stärker wachsendes Thema<br />
ist, liegt auch an der Material- und Energieeffizienz<br />
für einen Ressourcenschutz und<br />
Nachhaltigkeit. Bereits bei der Entwicklung<br />
von Bauteilen und Baugruppen muss der<br />
Lebenszyklus genau analysiert werden. Es<br />
hilft niemandem, wenn in der Nutzungs -<br />
phase ein Beitrag zum Ressourcenschutz<br />
geleistet wird, doch in der Phase des<br />
Recyclings ein nicht geschlossener Werkstoffkreislauf<br />
die Nachhaltigkeitsbetrachtung<br />
zunichte macht.<br />
Welche Rolle spielt die Elektromobilität für<br />
den Leichtbau?<br />
Die Elektromobilität wird sicher ein weiterer<br />
Treiber sein, um Fahrzeuge leicht zu<br />
bauen. Das derzeit hohe Gewicht des Batteriespeichers<br />
ist das eine. Die bislang konstruierten<br />
Karosserien, Baugruppen und<br />
Systembauteile beanspruchungsgerecht für<br />
alternative Antriebsformen und -bedingungen<br />
neu zu konstruieren das andere. Hier<br />
sehe ich viel Potenzial.<br />
„Der Leichtbau<br />
senkt die<br />
Zahl der Teile<br />
durch Funktionsintegration<br />
und damit<br />
auch die<br />
Fertigungs -<br />
kosten.“<br />
Ist darüber hinaus das Leichtbaupotenzial<br />
im Automobilsektor ausgeschöpft?<br />
Nein, bei weitem nicht. Der Faktor Mensch<br />
ist durch sein Nutzungsverhalten die eigentliche<br />
Schwachstelle für den sogenannten<br />
Ultra-Leichtbau. Wenn sich zum Beispiel der<br />
Fahrer an der Lenksäule oder an der Tür<br />
abstützt, sich vielleicht sogar auf die Motorhaube<br />
setzt, auf wenig oder gar nicht befestigten<br />
Wegen fährt oder Feindkontakt mit<br />
der Bordsteinkante hat. Wer ertappt sich<br />
denn nicht selbst ab und zu dabei? All das<br />
zwingt den Konstrukteur zu einer entsprechend<br />
„erhöhten Auslegung“ zahlreicher<br />
Bauteile in Interieur, Exterieur, Karosserie<br />
sowie Chassis.<br />
Kann Digitalisierung hier Abhilfe schaffen?<br />
Allerdings. Die Sensorik und die Vernetzung<br />
des Fahrzeugs mit dem Nutzer sowie<br />
Serviceeinrichtungen bieten die Chance<br />
eines sogenannten Structural-Health-Monitorings.<br />
Die Überwachung von sicherheitsrelevanten<br />
Bauteilen, Baugruppen oder des<br />
Gesamtsystems mit entsprechender Dokumentation<br />
können dem Fahrer sowie dem<br />
Service für Wartung und Instandhaltung alle<br />
auf das Fahrzeug wirkenden Belastungen<br />
und Kräfte aufzeigen – also auch Überlastungen,<br />
die nicht dem normalen Fahrbetrieb<br />
oder der normalen Nutzung entsprechen.<br />
Und so ließe sich die heute übliche<br />
Über dimensionierung zurückfahren?<br />
Ja, vor dem Versagen des Bauteils kann<br />
dann eingegriffen werden. Das Aufsuchen<br />
der Servicewerkstatt erfolgt nur dann, wenn<br />
ein Bedarf dafür ermittelt wird. Die<br />
momentan für Bauteile, Baugruppen und<br />
Gesamtsysteme vorgesehene Überdimensionierung<br />
wäre nicht mehr nötig. Die Übertragung<br />
der erhobenen Daten könnte beispielsweise<br />
über das Mobilfunknetz erfolgen.<br />
Und dann wären wir bei Leichtbau 4.0. •<br />
Katja Wohlers<br />
Fachjournalistin in Hamburg<br />
Geheimtipps auf der Hannover Messe<br />
Variationen der Metawell-Leichtbauplatten Aluflex, die<br />
sich bei Bedarf sogar mit Nut-Feder-Verbindungen<br />
kombinieren lassen. Bild: Metawell<br />
Zwei Partner im Leichtbau-Cluster Landshut<br />
lassen schon jetzt durchblicken, mit<br />
welchen Highlights sie auf die Messe kom-<br />
men – teils haben sie den Rang von Geheimtipps.<br />
So stecken drehmomentgeregelte<br />
Antriebe von Sensodrive, einem Spin-off des<br />
DLR, nicht nur in Leichtbaurobotern,<br />
sondern auch in Fahr simulatoren, OP-<br />
Mikroskopen, selbstfahrenden Motor -<br />
rädern und Exoskeletten. Die Nachfrage sei<br />
groß, sagt Geschäftsführer Norbert Sporer.<br />
„Wie bette ich den Drehmomentsensor so<br />
ein, dass er größtmöglichen Nutzen<br />
bringt?“, nennt er eine der typischerweise<br />
brennenden Fragen. In Hannover lassen sich<br />
solche Anwendungen erleben.<br />
Auch Metawell ist wieder dabei. Die Bayern<br />
gestalten ihr Programm an Aluminium-<br />
Leichtbauplatten immer noch variabler.<br />
Absolute Planheit, niedriges Gewicht (bis zu<br />
80 % weniger als massives Alu), hohe<br />
Biege steifigkeit und Korrosionsschutz sollen<br />
sie bieten. Der Clou: Über Nut&Feder-Systeme<br />
lassen sie sich ganz leicht verbinden.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 57
Idda.Seal nennt sich die<br />
neue Applikationstechnologie<br />
von Atlas Copco für<br />
Nahtabdichtungen im<br />
Karosseriebau: Einzelne<br />
PVC-Tropfen werden mit<br />
hoher Frequenz über fünf<br />
Nadeln aufgetragen. Die<br />
Nadeln lassen sich einzeln<br />
ansteuern und die<br />
Tropfengrößen variieren.<br />
Das Ergebnis ist eine sehr<br />
präzise Kontur.<br />
Bild: Atlas Copco<br />
Audi verschafft sich Effizienzvorsprung mit „Digital Sealing“<br />
Abdichten – so grenzenlos<br />
wie 3D-Drucken<br />
Abdichten | Die Technologie Idda.Seal bringt Dichtmaterial<br />
tropfenweise auf mit hoher Frequenz. Audi<br />
stuft sie als bahnbrechend ein. Das ist ungewöhnlich<br />
für eine Innovation, die ein Zulieferer für einen OEM<br />
zur Reife bringt. Sie wird für Effizienzsprünge sorgen,<br />
nicht nur im Automobilbau.<br />
❧ Olaf Stauß<br />
„Es ist eine Revolution“, sagte Gido Hoppe<br />
von Audi, als er die neue Dichtungstech -<br />
nologie bei der Atlas Copco IAS GmbH in<br />
Bretten am 3. Dezember 2019 vorstellte –<br />
der Fügetechnik-Tochter des schwedischen<br />
Konzerns. Hoppe ist für Karosserielackierungen<br />
bei Audi zuständig und leitete die<br />
Einführung von Idda.Seal beim OEM. Auch<br />
Olaf Leonhardt, der die IAS-Geschäfte führt<br />
und als früherer F+E-Leiter eher zu Sachlichkeit<br />
neigt, griff zu einem Superlativ.<br />
„Was wir Ihnen heute zeigen, ist die perfekte<br />
Naht“, sagte er. „Mit dem neuen Verfahren<br />
lösen wir zahlreiche Probleme, die<br />
Anwender in der Automobilindustrie bislang<br />
mit bestimmten Nahtabdichtungen in<br />
der Lackiererei hatten.“<br />
Das von IAS zum Patent angemeldete<br />
Idda.Seal wird seit August 2019 in einer<br />
Serie im Audi-Werk Györ in Ungarn einge-<br />
setzt. Die Zahlen, die beide Manager auf<br />
Basis der dortigen Erfahrungen vorlegen,<br />
sprechen für einen Quantensprung. Hoppe<br />
und Leonhardt berichten von einer Reduktion<br />
der manuellen Nacharbeit an der Naht<br />
um bis zu 40 % und von Einsparungen am<br />
PVC-Dichtmaterial um bis zu 50 %. Die Effizienz<br />
der Fertigung dürfte spürbar steigen.<br />
Darüber hinaus erwartet Hoppe, dass sich<br />
„das Gesamtgewicht des Autos um mehrere<br />
Kilogramm verringern lässt“. Idda.Seal<br />
bietet somit auch einen Mehrwert für den<br />
Leichtbau. Und nicht zuletzt steigt die Präzision<br />
des Nahtauftrags sprunghaft.<br />
Ultrafeine Tropfen fliegen aufs Bauteil<br />
Das automatisierte Verfahren beruht auf<br />
einer Funktionsweise, die für die Naht -<br />
abdichtung neu ist. „Wenn Sie diese Technologie<br />
verstehen wollen, stellen Sie sich ein-<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
technik & wissen<br />
fach einen Tintenstrahldrucker vor“, erklärte<br />
Olaf Leonhardt den Zuhörern in Bretten.<br />
Statt das PVC-Material in einem konstanten<br />
Materialfluss zu applizieren, wird es in<br />
ultrafeinen Tropfen über fünf Nadeln aufgebracht,<br />
die einzeln angesteuert werden. Es<br />
lässt sich damit wesentlich genauer positionieren.<br />
Die Tropfen sind nicht Teil eines<br />
Stroms und werden nicht geschoben oder<br />
gezogen. Es entstehen randscharfe, individuelle<br />
Nahtgeometrien mit Schichtdicken, die<br />
sich stufenlos zwischen 0,3 und 2 mm einstellen<br />
lassen. „Idda“ steht für „Intelligent<br />
Dynamic Drop Application“, also das intel-<br />
Volumen der Tropfen und der Abstand<br />
zwischen ihnen ist und auch, in welchem<br />
Winkel sie appliziert werden. Der vom<br />
Roboter geführte Applikator kann damit<br />
viel flexibler und dynamischer agieren<br />
als bisher. Statt mit maximal 400 mm/s<br />
bei der klassischen Dünnstrahlappli -<br />
kation fährt er die Nahtgeometrie<br />
dynamisch mit bis zu 600 mm/s ab.<br />
Die Steuerdaten geben vor, wo der<br />
Roboter punktuell beschleunigt<br />
und wo abbremst, um eine<br />
durchgehend homogene Naht<br />
zu produzieren.<br />
Die fünf Nadeldüsen<br />
ermöglichen eine hochpräzise<br />
Applikation mit<br />
scharfen Konturen (rechte<br />
Raupe) – anders als bei<br />
der konventionellen Technik.<br />
Das ist besonders für<br />
Sichtnähte interessant.<br />
Bild: Atlas Copco<br />
Die größeren Freiheiten beim automatisierten<br />
Abdichten vereinfachen auch die<br />
Bahnprogrammierung. Arnd Hemmerlein,<br />
Key-Account von IAS, erzählt von einem<br />
Mitarbeiter, der nur vier Stunden zum Programmieren<br />
einer komplizierten Abdichtnaht<br />
brauchte, die ihn früher eine ganze<br />
Woche beschäftigt hätte.<br />
ligente und dynamische, automatisierte Auftragen<br />
in Tropfenform. Die von IAS gewählte<br />
Marke „Idda.Seal“ wiederum bezieht<br />
sich auf das Abdichten der Rohkarosserie in<br />
Lackierstraßen.<br />
Die Vorteile der neuen Technologie sollen<br />
der gesamten Automobilindustrie zugute<br />
kommen. Audi hat sich zwar die Nutzung<br />
vertraglich gesichert, überlässt Partner Atlas<br />
Copco aber den Vertrieb auch an andere<br />
OEM. „Erfahrungsgemäß entwickelt sich<br />
eine Technologie schneller weiter, wenn<br />
viele Anwender sie einsetzen“, sagt Hoppe<br />
zur Begründung. Leonhardt berichtet<br />
bereits von großem Interesse in der Automobilindustrie.<br />
„Digital Sea ling“ heißt der Prozess bei<br />
Audi. Der Begriff lässt die Effizienzvorteile<br />
erahnen: Die Steuerung gibt vor, wann die<br />
Nadeln öffnen und schließen, wie groß das<br />
Audi setzt das Verfahren<br />
in der Feinnahtabdichtung<br />
des Q3 und Q3<br />
Sportback im ungarischen<br />
Györ ein, hier am<br />
Leuchtentopf. Bild: Audi<br />
Die Variabilität bei Applikationsabstand<br />
und -winkel spielt eine große Rolle für die<br />
Flexibilität. Musste der Applikator bisher<br />
ganz nah am abzudichtenden Bauteil bleiben<br />
(nicht weiter als 5 mm), so kann er die<br />
PVC-Dichttropfen nun aus Distanzen von<br />
3 bis 80 mm und weiter auftragen. Der Auftragswinkel<br />
darf bei Idda.Seal um ±25° vom<br />
rechten Winkel abweichen, bei klassischen<br />
Verfahren hingegen ist er fix.<br />
Auf einem Video bewegt sich der Applikator<br />
so, als würde ein versierter Werker die<br />
Dichtnaht im Zeitraffer aufbringen. Als<br />
erste Serien anwendung wählte Audi das<br />
Abdichten des Leuchtentopfes des Q3. Die<br />
Prozesszeit reduzierte sich dabei von 32 s<br />
auf 28 s. An drei von sechs heiklen Nahtstellen<br />
entfällt die Nacharbeit ganz, an den<br />
anderen wollen die Techniker sie noch reduzieren<br />
oder ebenfalls ganz beseitigen.<br />
Audi-Ingenieure hatten die Idee zu<br />
„Digital Sealing“<br />
Die Idee des Digital Sealing ist entstanden,<br />
weil die Audi-Ingenieure sich mit den Einschränkungen<br />
der ausgereiften, klassischen<br />
Abdichttechnologien nicht mehr abfinden<br />
wollten. Höhe und Breite der Dichtnaht ließen<br />
sich nicht frei wählen. Es gab unschöne<br />
Stellen in der Naht, beispielsweise Materialverdickungen<br />
in den Bahnkurven, die manuell<br />
nachbearbeitet werden mussten. Spitze<br />
Winkel wurden oft nicht erreicht, Naht -<br />
überlappungen unsauber. Diese Probleme<br />
lassen sich ab jetzt automatisiert lösen.<br />
Richtungsänderungen bewältigt Idda.Seal<br />
mit homogenem Nahtauftrag.<br />
Audi begann vor über vier Jahren mit<br />
Grundlagenarbeiten und holte IAS vor zwei<br />
Jahren mit ins Boot. „Wir brauchten einen<br />
Lieferanten, der die Technologie anpackt.<br />
Und mit Atlas Copco haben wir einen<br />
Volltreffer gelandet“, sagte Gido Hoppe in<br />
Bretten. Er ist überzeugt davon, dass Digital<br />
Sealing die Automobilproduktion erobern<br />
wird. Auch Olaf Leonhardt sieht sich erst<br />
am „Startpunkt einer Reise“. Der IAS-<br />
Geschäftsführer lässt durchblicken, dass<br />
Idda nicht nur für das Abdichten interessant<br />
sein wird.<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 59
produkte<br />
Jetzt auch für<br />
kleinere Werkzeuge<br />
Schmiersystem | Zur regelmäßigen Pflege von Werkzeugspannsystemen<br />
in Fräszentren bietet Röhm das Schmierwerkzeug<br />
Lubritool jetzt auch für HSK-A40 und HSK-A50 an.<br />
Während manuelles Schmieren<br />
5 min dauern kann, erledigt<br />
Lubritool die Schmierung von<br />
Werkzeugspannsystemen in<br />
Fräs- und Bearbeitungszentren<br />
innerhalb von 5 s automatisch.<br />
Durch die minimalen Wartungszeiten<br />
erhöht sich die Maschinenverfügbarkeit<br />
laut Röhm um<br />
rund 10 h/a. Präzises Dosieren<br />
sorgt zudem für ressourceneffizientes<br />
Schmieren. Die Amortisationszeit<br />
liege in der Regel un-<br />
ter sechs Monaten, teilen die<br />
Sontheimer mit. Das Schmiertool<br />
gibt es jetzt – neben<br />
HSK-A63, HSK-A100 – auch<br />
für die Schnittstellen HSK-A40<br />
und HSK-A50. Weitere Größen<br />
seien in Vorbereitung.<br />
Lubritool wird direkt aus<br />
dem Werkzeugmagazin eingewechselt<br />
und versorgt den<br />
Spannsatz mit der idealen<br />
Schmiermenge. Danach verschwindet<br />
das Tool wieder im<br />
Werkzeugmagazin und bleibt<br />
dort bis zum nächsten Schmierzyklus.<br />
So befindet sich immer<br />
das passende Schmiermittel in<br />
geeigneter Menge am richtigen<br />
Ort. Da der Ablauf automatisiert<br />
erfolgt, kann die Wartung<br />
nicht vergessen werden. Durch<br />
das Protokoll im Werkzeugwechselsystem<br />
entsteht automatisch<br />
eine digitale Dokumentation<br />
als Nachweis für die Gewährleistung.<br />
•<br />
Vollautomatisiert sorgt<br />
das Schmierwerkzeug<br />
Lubritool stets für die<br />
ideale Schmierung von<br />
Werkzeugspannsystemen.<br />
Bild: Röhm<br />
Ein- und Ausgangskarte mit<br />
Zeitstempelfunktion<br />
Smart-Multi-Modul | Das Mix-Modul<br />
IO 011S der S-Dias-Reihe von Sigmatek<br />
ist mit 14 digitalen Ein- und Ausgängen<br />
sowie zwei analogen Eingängen ein<br />
Multitalent. Da das intelligente Modul<br />
Signale vorverarbeitet, können Schaltzustände<br />
und -vorgänge in Mikrosekundenschnelle<br />
unabhängig von der<br />
Buszykluszeit und CPU-Leistung erfasst<br />
werden. Die sechs Digitaleingänge<br />
(+24 V/3,5 mA/1 μs) verfügen über einen<br />
Latch-Modus, mit dem ein Zeitstempel<br />
in μs, bezogen auf den CPU-Zyklus,<br />
generiert wird. Positionen und<br />
Vorgänge können so auf die Mikro -<br />
sekunde genau berechnet werden. Die Latch-Funktion<br />
kann auf steigende, fallende oder beide Flanken eingestellt<br />
werden. Die acht kurzschlussfesten und rücklesbaren digitalen<br />
Ausgänge (+24 V/0,5 A/150 μs) besitzen einen Time-<br />
Trigger-Modus. Mit dieser Funktion ist es möglich, den<br />
Zustand der digitalen Ausgänge zu einer definierten Zeit<br />
zwischen zwei Zyklen zu ändern.<br />
•<br />
Signalleuchten leiten den Fahrer<br />
sicher zur Rampe<br />
Andockunterstützung | Zum Schutz vor Verletzungen<br />
und Anfahrschäden an LKWs und Verladerampen hat<br />
Hörmann das universell einsetzbare Andockunterstützungssystem<br />
DAP entwickelt. Es kann mit dem Radkeil<br />
WSPG kombiniert werden, funktioniert aber auch unabhängig.<br />
Elektronische Andockhilfen unterstützen den<br />
Fahrer mit Hilfe von Signalleuchten beim Heranfahren<br />
an die Verladestation. Durch die optische Unterstützung<br />
kann der LKW präzise, sicher und schnell andocken,<br />
ohne dass der Fahrer beim Rangieren<br />
aussteigen muss. Die Lichtschranken<br />
sind seitlich an der Verladestelle<br />
auf einem robusten Montagearm<br />
angeordnet. Sobald der LKW<br />
den Schaltbereich der ersten Lichtschranke<br />
erreicht, schaltet das LED-<br />
Signal von Grün auf Gelb. Beim Erreichen<br />
der zweiten Lichtschranke<br />
wechselt die Farbe von Gelb auf<br />
Rot. Solange das Tor geöffnet ist,<br />
leuchtet das rote Signal. Erst wenn<br />
das Tor geschlossen ist oder eine<br />
Radblockierung entfernt wurde, erhält<br />
der Fahrer das grüne Signal. •<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Schneller Alleskönner<br />
Hochvorschubfräser | Der Mill<br />
4 Feed von Iscar spielt seine<br />
Stärken laut Hersteller im Taschen-,<br />
Plan- und Konturfräsen<br />
sowie im Drehfräsen aus. Er<br />
steht im Durchmesserbereich<br />
von 22 bis 160 mm und den<br />
Wendeplattengrößen 9, 12 und<br />
17 mm zur Verfügung. Anwender<br />
können zwischen den Varianten<br />
Aufsteckfräser, zylindrischer<br />
Schaft oder der Aufschraubversion<br />
Flexfit wählen.<br />
Iscar bietet Platten-Geometrien<br />
und Schneidstoffsorten für alle<br />
gängigen Werkstoffe. Die Wendeschneidplatten<br />
sind im Fräser<br />
radial eingebettet, was auch ein<br />
schräges Eintauchen sowie<br />
Bohrzirkular-Fräsen ermöglichen<br />
soll. Durch den positiven<br />
Spanwinkel ist das Werkzeug<br />
weichschneidend. Da der Krafteinfluss<br />
auf den Fräser überwiegend<br />
in axialer Richtung erfolgt,<br />
sei ein schwingungsarmes Bearbeiten<br />
tiefer Kavitäten möglich.<br />
Die zielgerichtete innere Kühlmittelzufuhr<br />
schont die einseitigen<br />
Wendeschneidplatten mit<br />
vier Schneidkanten. Die Platten<br />
ermöglichen laut Hersteller eine<br />
Zustellung bis zu 3 mm und einen<br />
maximalen Vorschub von<br />
2 mm pro Zahn. •<br />
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Edelstahl bis 50 mm<br />
Stahl / Aluminium bis 30 mm<br />
Kupfer / Messing bis 18 mm<br />
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XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />
Kleinteile, Einzelteile<br />
CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />
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Zertifiziert nach ISO 9001 und ISO 14001<br />
Werkseigene PK nach EN 1090<br />
Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU<br />
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Schneller verzahnen<br />
Power Skiving | Mit den Fräsern CoroMill 178 und<br />
CoroMill 180 ermöglicht Sandvik Coromant, komplette<br />
Bauteile mit Verzahnungen auf Multitask-Maschinen<br />
oder Bearbeitungszentren in einer Aufspannung<br />
zu fertigen. Außerdem<br />
sind die Werkzeuge auf speziellen<br />
Wälzschälmaschinen einsetzbar.<br />
Die Lösung besteht aus Bohrungs-<br />
und Schaftwerkzeugen sowie<br />
Wendeschneidplattenfräsern.<br />
Je nach geforderter Bauteilqualität<br />
kann die Wiederaufbereitung bis<br />
zu zehn Mal durchgeführt werden. Der<br />
CoroMill 180 ist für die Großserienfertigung<br />
geeignet – insbesondere für das Schruppen<br />
von Zahnrädern des Modulbereichs 2-9. Zu seinen<br />
Merkmalen zählen ein positiver Spanwinkel für eine<br />
leichte Schneidwirkung und das Potenzial für die Trockenbearbeitung.<br />
Alle Werkzeuge sind maßgeschneiderte<br />
Lösungen. Der Prozess sei laut Hersteller sechs- bis<br />
neunmal schneller als das Wälzstoßen und flexibler als<br />
das Räumen bei einer gleichzeitig erhöhten Qualität.<br />
Endkunden erhalten zudem eine größere Prozessflexibilität,<br />
indem die Produktion, weg von speziell dafür vorgesehenen<br />
Werkzeugmaschinen bei Zulieferern, auf<br />
eigene Bearbeitungszentren verlagert werden kann. •<br />
Anzeigendaten einfach<br />
und sicher übermitteln.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 61
produkte<br />
Verriegelungseinheit ist abnehmbar<br />
Zylinder | Bei der MWB-Serie von SMC müssen lediglich<br />
vier Montageschrauben gelöst werden, um Zylinder und<br />
Verriegelungseinheit zu trennen. Dadurch ist der Installationsaufwand<br />
auf ein Minimum begrenzt.<br />
Über eine einzelne<br />
Schraube lässt sich die<br />
komplette Einheit ent -<br />
lüften. Zudem zeigt sie<br />
durch eine Farbkennung<br />
den Verriegelungs -<br />
zustand an.<br />
Bild: SMC<br />
Durch die konstruktive Trennung<br />
lassen sich auch die Antriebe<br />
oder Komponenten anderer<br />
Hersteller mit der separat<br />
bestellbaren Verriegelungseinheit<br />
ausstatten. Über eine einzel-<br />
ne Schraube lässt sich die komplette<br />
Einheit entlüften. Gleichzeitig<br />
dient die Schraube durch<br />
eine Farbkennung dazu, den<br />
Verriegelungszustand auf einen<br />
Blick anzuzeigen. Eine Druckluftbeaufschlagung<br />
ist weder<br />
beim Halten noch beim Entriegeln<br />
erforderlich.<br />
Technisch zeichnen sich die<br />
Verriegelungszylinder durch eine<br />
hohe Haltekraft und Anhaltegenauigkeit<br />
aus. Auf ±1 mm<br />
genau lassen sich die Kolben<br />
stoppen. Die Haltekraft konnte<br />
gegenüber der MNB-Vorgängerserie<br />
weiter gesteigert werden:<br />
Bei den kleinsten Verriegelungszylindern<br />
der MWB-Serie liegt<br />
sie bei 630 N und erreicht Werte<br />
von über 6 000 N in der größten<br />
Ausführung mit 100 mm<br />
Kolbendurchmesser. Mit 32, 40,<br />
50, 63, 80 und 100 mm stehen<br />
insgesamt sechs Kolbendurchmesser<br />
zur Verfügung. Je nach<br />
Durchmesser liegt der maximale<br />
Standardhub zwischen 500 und<br />
800 mm. Die Art der Endlagendämpfung<br />
ist wählbar. Eine elastische<br />
und eine pneumatische<br />
Variante sind verfügbar. Den Betriebsdruck<br />
gibt der Hersteller<br />
mit 0,08 und 1 MPa an, die Verriegelungseinheit<br />
arbeitet mit<br />
0,8 bis 1 MPa. •<br />
Manuelles Sprühbeölen<br />
Peripheriegeräte | Eckardt Systems stellt eine Komplettlösung<br />
für die manuelle Sprühbeölung von Platinen vor:<br />
EOS Move. Gegenüber anderen Sprühanlagen sind die<br />
Rollen vertauscht: Hier bewegt sich die Sprüheinheit,<br />
nicht das Werkstück. Auf diese Weise könne laut Hersteller<br />
der gesamte Vorgang – Platine auflegen, Platine<br />
besprühen, Platine wechseln – mit weniger Platzbedarf<br />
und ergonomischer für den Bediener<br />
durchgeführt werden. Das<br />
etwa 2,2 m × 1,60 m × 1 m<br />
große und rund 500 kg schwere<br />
System kann wahlweise fest<br />
montiert oder mit Rollen bestückt<br />
werden. Es ist für Platinen<br />
bis zu einer Größe von 600 mm<br />
× 600 mm ausgelegt, wobei sich<br />
die Auflagefläche nach den Anforderungen<br />
des Anwenders<br />
fertigen lässt –<br />
wie überhaupt<br />
das gesamte System<br />
individuell<br />
gestaltet werden<br />
kann, etwa durch<br />
eine Reihenschaltung<br />
mehrerer<br />
Ölbehälter. •<br />
Kundenwünsche gehört<br />
Bearbeitungszentren | Die Hommel Gruppe präsentierte<br />
bereits auf der vergangenen AMB das vertikale Bearbeitungszentrum<br />
MV184P in einem ergonomisch und technisch<br />
optimierten Design. Nun sind auch weitere Modelle<br />
von Quaser erhältlich. In Sachen Bedienkomfort setzte<br />
man die Anforderungen der Kunden um. Entstanden ist ein<br />
Bedientableau, welches neig- sowie schwenkbar ist. Große<br />
Türöffnungen an zwei Maschinenseiten sorgen zusätzlich<br />
für eine gute Zugänglichkeit des Bearbeitungsraumes und<br />
eigenen sich zur Automatisierung der Maschinen. •<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
Viele Optionen mit<br />
einer Schnittstelle<br />
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Drehgeber | Für die Positionsmessung in Maschinen und<br />
Anlagen mit Siemens-Steuerungen bietet Heidenhain absolute<br />
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Positions- und Betriebsdaten sicher und direkt an die<br />
Steuerungen.<br />
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Eine Schnittstelle, unzählige Möglichkeiten – das ist<br />
die Kurzbeschreibung für das Programm der absoluten<br />
Drehgeber. Aus diesem Programm kann der Maschinen-<br />
und Anlagenhersteller die für seine Regelungsanforderung<br />
optimale Lösung wählen. Dazu gehört<br />
auch die Wahl zwischen Drehgebern mit optischer<br />
oder induktiver Abtastung. Diese sind in vielen<br />
Fällen anbaukompatibel. Während die optischen<br />
Drehgeber höhere Genauigkeiten ermöglichen, über-<br />
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Für Sie auf der FMB Süd.<br />
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Integrierbar Automatisierbar<br />
www.mobil-mark.de/service/messen/<br />
Die induktiven Drehgeber ECI 1319S (links) und EQI 1331S sind für<br />
Anwendungen mit hoher mechanischer Belastung ausgelegt. Bild: Heidenhain<br />
zeugen induktive Drehgeber mit großer Robustheit<br />
und Unempfindlichkeit gegen Verschmutzungen sowie<br />
kompakteren Baumaßen. Daher können sie am<br />
selben Motor eingesetzt werden und dessen Systemgenauigkeit<br />
oder Baulänge optimieren.<br />
Zudem stehen neben Singleturn- auch Multiturn-<br />
Drehgeber mit Getriebe für das Zählen der vollen<br />
Umdrehungen zur Wahl. Als Varianten mit und ohne<br />
Eigenlagerung sowie mit unterschiedlichen Wellenausführungen<br />
und -durchmessern runden sie das Angebot<br />
ab. Alle Drehgeber sind für sicherheitsgerichtete<br />
Anwendungen nach SIL 2 (nach EN 61508) beziehungsweise<br />
Kategorie 3, Performance Level „d“<br />
(nach EN ISO 13849) zertifiziert. Ein Fehlerausschluss<br />
für die mechanische Ankopplung ist bei den<br />
Varianten mit Voll- und Hohlwelle verfügbar. •<br />
Kompetenz im<br />
industriellen Mittelstand<br />
Was tun bei<br />
Handymat<br />
Störung ruft Handy<br />
www.bollrathelektronik.de<br />
Telefon: 02872-2503<br />
ARTHROSE?<br />
Wenn an den Händen auch<br />
die Mittelgelenke der Finger<br />
erkranken, betrifft dies nicht<br />
nur „ein paar kleine Gelenke“.<br />
Ankleiden, Essen und Trinken<br />
schmerzen. Teller und Gläser<br />
fallen aus der Hand, und das<br />
Öffnen und Schließen der Wohnungstür<br />
sind nur noch mühsam<br />
möglich. Was aber kann<br />
man selbst dagegen tun? Welche<br />
ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es? Auf diese<br />
Fragen zur Finger arthrose<br />
sowie zu allen anderen Arthroseformen<br />
gibt die Deutsche<br />
Arthrose-Hilfe wertvollen praktischen<br />
Rat, den jeder kennen<br />
sollte und den jeder leicht<br />
anwenden kann. Sie fördert<br />
zudem die Arthroseforschung<br />
bundesweit mit bisher über<br />
350 Forschungsprojekten. Eine<br />
umfassende Son derausgabe<br />
ihres Ratgebers „Arthrose-Info“<br />
kann kos tenlos angefordert<br />
werden bei: Deutsche Arthrose-Hilfe<br />
e.V., Postfach 11 05 51,<br />
60040 Frank furt (bitte eine<br />
0,80-€-Briefmarke für Rückporto<br />
beifügen) oder auch<br />
per E-Mail unter: service@arthrose.de<br />
(bitte auch dann gern<br />
mit vollständiger Adresse).<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 63
vorschau 03.20<br />
Big Data und Gaia-X<br />
Bild: monsitj/adobe.stock.com<br />
Die europäische Cloud hat wieder Bewegung<br />
in die Diskussion um Big Data gebracht.<br />
Gaia-X soll auf Basis europäischer Werte für<br />
Datensouveränität, Verfügbarkeit und Innovationen<br />
stehen. Ob europäische oder US-Anbieter:<br />
Die Zahl der mittelständischen Cloud-Nutzer<br />
ist in den letzten drei Jahren um fast die<br />
Hälfte gestiegen. Maßgeschneiderte Angebote<br />
und zahlreiche Subventionen erleichtern den<br />
Ein- und Umstieg.<br />
IT-Sicherheit<br />
Philip Kalweit, Auftragshacker und CEO von<br />
Kalweit ITS will Deutschland in puncto IT-Sicherheit<br />
aufrütteln. Ziel ist aber nicht, Angst zu<br />
schüren, sondern Wissen weiterzugeben.<br />
Kunststofftechnik<br />
Der Innovationsdrang bei Kunststoffen wächst<br />
weiter, trotz Plastikmüll-Problematik: Zu den<br />
Treibern Industrie 4.0 und Effizienz ist nun<br />
noch die Circular Economy hinzugekommen.<br />
erscheint dienstags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Ana Turina<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 79 vom 1.10.2019.<br />
Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />
konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise: dienstags (28 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881, Fax<br />
+1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
markt<br />
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• Zeitschrift (z.B. <strong>Industrieanzeiger</strong>)<br />
• Ausgabe und Jahr (z.B. 01_20)<br />
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Aerzen .................................................... 52<br />
Agentur für Erneuerbare Energien<br />
(AEE) ....................................................... 11<br />
Air Liquide .............................................. 42<br />
Arburg .................................................... 15<br />
Arcelormittal Bremen .......................... 52<br />
Aribert Conrad ...................................... 12<br />
Atlas Copco IAS .................................... 58<br />
Audi ......................................................... 58<br />
Automotive Management Consulting<br />
(AMC) ..................................................... 18<br />
Axoom .................................................... 19<br />
Bitkom Research .................................. 13<br />
Bosch ..................................................... 42<br />
Bundesagentur für Arbeit ................... 20<br />
Cartec Tooling ....................................... 17<br />
CaseIH .................................................... 42<br />
C-Com ..................................................... 12<br />
CNH ......................................................... 42<br />
Daimler ................................................... 42<br />
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW Berlin) ............................ 11<br />
Deutsche Messe AG ............................ 56<br />
Deutsche Werkzeugbau ...................... 17<br />
DLR .......................................................... 57<br />
Eckardt Systems ................................... 62<br />
Eisenmann Thermal Solutions ............ 18<br />
Eon .......................................................... 42<br />
Ericsson ................................................. 15<br />
Euref-Campus ....................................... 45<br />
Euscher .................................................. 54<br />
Faurecia ................................................. 42<br />
Fiat .......................................................... 42<br />
Fraunhofer Institut für Kognitive<br />
Systeme IKS .......................................... 10<br />
Fraunhofer Institutes für Solare<br />
Energiesysteme ISE ............................. 42<br />
Fraunhofer IPT ...................................... 15<br />
Freightliner ............................................ 42<br />
Freudenberg .......................................... 42<br />
Fuso ........................................................ 42<br />
Gasag Solution Plus ............................. 45<br />
GFT .......................................................... 19<br />
Gradel ..................................................... 18<br />
Groove X .................................................. 8<br />
H2 Mobility ............................................. 42<br />
Hahn Automation .................................. 15<br />
Hainbuch ................................................ 26<br />
Halex ....................................................... 12<br />
Hänchen ................................................. 48<br />
Hauyard-Group ..................................... 42<br />
Heidenhain ............................................ 63<br />
Hermle .................................................... 34<br />
Hilti .......................................................... 32<br />
Hommel .................................................. 62<br />
Hörmann ................................................ 60<br />
in-GmbH ................................................. 19<br />
IPT ........................................................... 32<br />
Iscar .................................................. 12, 61<br />
Iveco ....................................................... 42<br />
Kowave .................................................... 8<br />
Leichtbau-Cluster Landshut ............... 56<br />
Linde ....................................................... 42<br />
Mafac ..................................................... 40<br />
Mapal ..................................................... 26<br />
Melin ....................................................... 19<br />
Messe Essen ......................................... 16<br />
Messe München .................................. 15<br />
Messe Stuttgart .................................... 13<br />
Metawell ................................................ 57<br />
Michelin ................................................. 42<br />
MSB GmbH & Co. KG ........................... 50<br />
Navigator ............................................... 17<br />
Nel ........................................................... 42<br />
New Holland .......................................... 42<br />
Nikola ..................................................... 42<br />
Oerlikon Balzers ................................... 12<br />
Oltrogge ................................................. 54<br />
OMV ........................................................ 42<br />
Onejoon .................................................. 18<br />
Ott-Jakob ............................................... 26<br />
Peloton ..................................................... 8<br />
Phoenix Contact ................................... 32<br />
PowerCell Sweden ............................... 42<br />
Quaser .................................................... 62<br />
Rath Werkzeugbau ............................... 17<br />
Redex ...................................................... 50<br />
Reiser ..................................................... 40<br />
Rheinland Raffinerie ............................ 42<br />
Roemheld ............................................... 26<br />
Röhm ....................................................... 60<br />
Rosen-Gruppe ....................................... 34<br />
RWTH Aachen ...................................... 15<br />
Sandvik Coromant ................................ 61<br />
Schneider Electric ................................ 45<br />
Schuler Pressen ................................... 17<br />
Schunk ................................................... 26<br />
Sensodrive ............................................. 57<br />
Shell ........................................................ 42<br />
Sigmatek ................................................ 60<br />
Smart Textiles Plattform Austria ........ 11<br />
SMC ........................................................ 62<br />
SMW-Autoblok ..................................... 26<br />
Starrag Technology GmbH .................. 50<br />
Stepper ................................................... 32<br />
Steyr ....................................................... 42<br />
STMicroelectronics ............................. 12<br />
Symbio .................................................... 42<br />
Tata Consultancy Services ................. 13<br />
Technology Academy .......................... 12<br />
Tesla ........................................................ 42<br />
Total ........................................................ 42<br />
Trumpf ..................................................... 12<br />
TU München .......................................... 12<br />
UBGM ..................................................... 22<br />
Ucimu-Sistemi per Produrre ............... 18<br />
Ulstein .................................................... 42<br />
VDMA-Präzisionswerkzeuge ............. 10<br />
W. Faßnacht Werkzeug- und<br />
Formenbau ............................................. 32<br />
Walter ..................................................... 19<br />
WBA ....................................................... 32<br />
Werner Turck ........................................ 15<br />
WGP ........................................................ 17<br />
Windnode .............................................. 45<br />
WZL ................................................... 17, 32<br />
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung<br />
Baden-Württemberg<br />
(ZSW) ............................................ 11<br />
ZF Friedrichshafen ............................... 32<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 65
zuletzt ...<br />
Ist der süß!<br />
Würden nur Frauen Autos<br />
kaufen, wäre die Welt ein<br />
ganzes Stück bunter. Überdurchschnittlich<br />
viele<br />
setzen auf Rot und Blau.<br />
Vor allem der rote<br />
Lackglanz hat es im<br />
Vorjahr den Käuferinnen<br />
angetan, vermeldet der Automobilverband VDA, der per Umfrage jährlich die<br />
beliebtesten Autofarben in Deutschland ermittelt. Aber nicht nur unser<br />
Straßenbild wird dank weiblicher Käufergunst bunter. SUVs werden bedeutungslos.<br />
Dafür steigt der britische BMW-Kleinwagen Mini zum absoluten<br />
Weltmarktführer unter den Automarken auf. Wie einst in der DDR, als der<br />
Trabi das Straßenbild bestimmte, bilden sich im Berufsverkehr zwischen Flensburg<br />
und Garmisch endlose Mini-Schlangen. Neben dem SUV ist jetzt auch die<br />
bislang dominante Autofarbe Grau aussortiert. Dass der Mann die gedeckte<br />
Farbe wie auch die PS-Panzer goutiert, geht auf die Steinzeit zurück, als<br />
unsere Urahnen auf die Jagd nach Mammuts<br />
gingen. Deren Beschäftigung mit den massigen<br />
Fleischbergen erklärt den männlichen Hang zum<br />
SUV. Zwar fahren auch Frauen bisweilen auf die<br />
mächtigen Geländelimousinen ab, sie können aber<br />
auch niedlich („Och, ist der Mini süß!“) und<br />
bevorzugen Wendigkeit und optischen Chic. Allerdings<br />
darf’s gern auch mal das kleine Schwarze<br />
sein. Denn auch Frauen wissen: Ein schwarzes<br />
Auto verkauft sich einfach leichter.<br />
dk<br />
Bild: fabioderby/stock.adobe.com<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 67
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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20