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Industrieanzeiger 02.2020

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02.20<br />

28.01.2020 | 142. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Spanntechnik Systeme werden immer smarter Seite 26<br />

Energiewende Euref-Campus zeigt die Zukunft Seite 45<br />

Abdichten Audi nutzt Inkjet-Technik Seite 58<br />

M. Bicker, Clusterleiter<br />

zur Zukunft des<br />

Leichtbaus Seite 56<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 1


EXPERTEN<br />

ENTSCHEIDER<br />

E-WORLD<br />

SEIT 20 JAHREN DER TREFFPUNKT<br />

DER ENERGIEWIRTSCHAFT.<br />

E-WORLD ENERGY & WATER<br />

11. – 13. FEBRUAR 2020 | ESSEN | GERMANY<br />

EUROPAS FÜHRENDE ENERGIEFACHMESSE<br />

#Eworld2020<br />

www.e-world-essen.com<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


meinung<br />

Auf den Fokus<br />

kommt´s an<br />

In der produzierenden Industrie wächst der Unmut über eine Reihe<br />

politischer Entscheidungen. Führende Köpfe äußern sich immer öfter<br />

kritisch über Vorgaben aus Berlin oder Brüssel. Moniert werden<br />

vor allem ein „zum Teil faktenfreier Umgang mit Technologien“ –<br />

etwa beim Verbrennungsmotor – und „eine unsägliche Überregulierung“.<br />

Besonders in kleinen und mittleren Unternehmen binde<br />

Bürokratie und das Einhalten teils unsinniger Vorschriften enorme<br />

Kapazitäten und gefährde so die Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Viele umweltpolitische Forderungen sind richtig und überfällig,<br />

manche aber auch überzogen oder falsch fokussiert. Ein Beispiel ist<br />

die unsachliche, populistische Art, das Auto zum Hauptschuldigen<br />

am Klimawandel zu degradieren. Tatsache<br />

ist: Während der Straßenverkehr weniger als<br />

1 % des weltweiten CO 2 -Aufkommens verursacht,<br />

ist allein die Zementproduktion für<br />

8 % verantwortlich. Und: Wem – gerade unter<br />

Jugendlichen – ist bewusst, dass der Betrieb<br />

des Internets schon heute mehr Energie<br />

frisst als der Flugverkehr!?<br />

Um Klima und Umwelt zu schützen, sollten<br />

wir in allen Lebensbereichen technologieoffen<br />

die am wenigsten belastenden Lösungen<br />

suchen. Dazu gehört auch, die Lebenszyklen<br />

von Produkten zu verlängern<br />

und eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen.<br />

Die politische Forderung, den Verbrennungsmotor<br />

möglichst bald zu beerdigen, ist<br />

jedenfalls zu kurz gedacht; selbst wenn sie<br />

gerade Wählerstimmen verspricht. Der Ver-<br />

brenner lässt sich mit den richtigen Kraftstoffen<br />

nicht nur klimaneutral betreiben,<br />

er hat im Vergleich zum – in der Gesamtökobilanz<br />

gar nicht so sauberen – Batterie-E-Antrieb<br />

auch einige Vorteile.<br />

Wer aber Autos am liebsten gleich<br />

ganz abschaffen würde, der sollte auch<br />

bereit sein, das Internet abzuschalten. •<br />

Themen 02.20<br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

10 Präzisionswerkzeuge<br />

12 9. Robotics Kongress<br />

14 5G Industrie-Summit<br />

20 Beschäftigung<br />

22 Schichtarbeit<br />

26 Spanntechnik 4.0<br />

32 Werkzeugbau<br />

40 Teilereinigung<br />

42 Alternative Antriebe<br />

45 Energiewende<br />

50 Mechatronic<br />

52 Druckluft<br />

56 Leichtbau<br />

66 Glosse<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20<br />

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3


inhalt 02.20<br />

26 | Spanntechnik<br />

Der smarte Werkzeug halter<br />

iTendo misst Beschleunigungen<br />

und Vibrationen direkt<br />

am Werkstück und gibt die<br />

Daten an die Maschinensteuerung<br />

weiter.<br />

45 | Energiewende<br />

Noch etwa 8 Jahre darf CO 2<br />

in die Atmosphäre abgegeben<br />

werden, um das Klimaziel<br />

von 1,5° C zu erreichen. Der<br />

Euref-Campus in Berlin zeigt<br />

Projekte für morgen.<br />

58 | Digital Sealing<br />

Abdichten wie Inkjet-<br />

Drucken: Mit dieser Technologie<br />

bringt Audi das PVC-<br />

Material tröpfchenweise auf<br />

– und damit viel akkurater<br />

und effizienter als bisher.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Tag der<br />

PSA<br />

News & Management<br />

03 Meinung<br />

Auf den Fokus kommt´s an<br />

10 Präzisionswerkzeuge<br />

Produktionsvolumen der Branche geht<br />

um 7 % zurück<br />

12 Robotics Kongress<br />

Robotik-Experten beleuchten MRK &<br />

Safety, KI und Maschinelles Lernen<br />

14 5G Industrie-Summit<br />

Event zu den Chancen des neuen<br />

Mobilfunkstandards<br />

19 Smart Factory<br />

IT-Dienstleister GFT erweitert<br />

Industrie- Expertise durch Übernahme<br />

20 Beschäftigung<br />

Kurzarbeit mit Qualifizierung der<br />

Mitarbeiter verknüpfen<br />

22 Gesundheitsmanagement<br />

Wer Schichtarbeit gesund gestaltet,<br />

schützt wichtige Potenzialträger<br />

24 Marketing<br />

bvik-Experten über Trendthemen im<br />

B2B<br />

Technik & Wissen<br />

●26 Spanntechnik<br />

Smarte Systeme verbessern Prozessqualität<br />

und Produktivität<br />

32 Aachener Werkzeugbau-Kolloquium<br />

Digitale Vernetzung und innovative<br />

Geschäftsmodelle als zentrale Themen<br />

34 Fertigung<br />

Flexible Fertigungszelle sichert hohe<br />

Qualität und kurze Reaktionszeiten<br />

36 Hartbearbeitung<br />

Automatisiertes Fräszentrum bearbeitet<br />

Kleinstlose anspruchsvoller Teile<br />

40 Teilereinigung<br />

Einfache Bedienung und Schnittstelle<br />

zum ERP-System sorgen für Effizienz<br />

42 Alternative Antriebe<br />

Brennstoffzelle und Wasserstoff<br />

drängen immer weiter aus der Nische<br />

●45 Energie<br />

Auf dem Euref-Campus in Berlin ist die<br />

Zukunft der Energie schon Gegenwart<br />

48 Maschinensicherheit<br />

Langzeitversuch erweitert den Einsatzbereich<br />

einer Sicherheitsklemmung<br />

50 Mechatronic<br />

Zahnstangenantriebe für die Luftfahrtindustrie<br />

52 Druckluft<br />

Arcelormittal Bremen kombiniert Turbogebläse<br />

mit Schraubenverdichtern<br />

54 Druckluft-Management<br />

Präzisionstiefzieher Euscher verschafft<br />

sich Transparenz<br />

●56 Interview Leichtbau<br />

Wie Digitalisierung den Leichtbau<br />

voranbringt, erklärt Marc Bicker vom<br />

Leichtbau-Cluster Landshut<br />

●58 Digital Sealing<br />

Audi erzielt Effizienzsprünge mit neuer<br />

Nahtabdichtung von Atlas Copco<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

14 Veranstaltungen<br />

15 Menschen<br />

60 Produkte<br />

64 Impressum<br />

64 Vorschau<br />

65 Wir berichten über<br />

66 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Die Möglichkeit einer permanenten Prozesskontrolle<br />

und der adaptiven Prozesssteuerung<br />

wird in der Spanntechnik immer<br />

wichtiger.<br />

Bild: Industrial Arts/stock.adobe.com<br />

Folgen Sie uns online für<br />

noch mehr News.<br />

3. Tag der PSA<br />

Praxis – Innovation – Recht<br />

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Dorint Hotel, Mannheim<br />

Teilnahmegebühr: 395,00 Euro (zzgl. MwSt.).<br />

In der Teilnahmegebühr ist ein Catering<br />

(Mittagessen, Kaffeepausen) enthalten.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Si-Akademie für Sicherheit und Gesundheit<br />

Martina Langenstück<br />

Phone +49 711 7594-4607<br />

si-akademie@konradin.de<br />

Veranstalter:<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

Foto: © Gorodenkoff - Fotolia<br />

www.tag-der-psa.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 5


augenblicke der technik<br />

Von Darwin bis nach Adelaide. Einmal quer<br />

durch die australische Wüste müssen die solarbetriebenen<br />

Autos bei der World Solar Challenge<br />

fahren und dabei 3022 km überwinden.<br />

Für diesen mörderischen Trip haben die Teilnehmer<br />

genau eine Woche Zeit. Und die Autos<br />

dürfen sich nur mit der Kraft der Sonne fortbewegen.<br />

Die studentischen Teams aus aller Welt<br />

entwickeln dafür unterschiedliche Fahrzeugkonzepte,<br />

die sich im aerodynamischen Design,<br />

in der Wahl der Solarzellentechnik<br />

und in den<br />

Abmessungen stark voneinander<br />

unterscheiden.<br />

Einer der Teilnehmer des Rennens stammt aus<br />

Aachen. Das Team Sonnenwagen fuhr zum<br />

zweiten Mal bei dem zweijährlich stattfindenden<br />

Wettbewerb mit und konnte im Oktober<br />

2019 den sechsten Platz belegen. Ein wichtiger<br />

Erfolgsfaktor waren dabei die im Wagen ein -<br />

gesetzten Lager. Diese mussten verschleißfest<br />

und vor allem leicht sein. Denn je leichter<br />

der Sonnenwagen, desto effizienter lässt er sich<br />

antreiben und umso länger wird die über -<br />

wundene Strecke. Zum Einsatz kamen Polymer-Gleitlager<br />

des Herstellers Igus aus Köln.<br />

Bild: Covestro Sonnenwagen Aachen.<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 7


tipps der redaktion<br />

Haustier-Roboter<br />

Sonnenblende<br />

neu erfunden<br />

Mit dem Virtual Visor erfindet<br />

Bosch die Sonnenblende neu und<br />

revolutioniert nach eigenen Angaben<br />

damit den Fahrzeuginnenraum.<br />

Die klassische Sonnenblende<br />

wird durch ein transparentes LCD-<br />

Display und eine auf den Fahrer<br />

ausgerichtete Kamera ersetzt.<br />

Dank Künstlicher Intelligenz wird<br />

auf dem Display immer nur der<br />

Teil verdunkelt, aus dem die Sonne<br />

den Fahrer sonst blenden würde.<br />

Der Rest des Displays bleibt<br />

durchsichtig und der Blick auf die<br />

Straße frei.<br />

Bild: Bosch<br />

Unter dem Motto „ein bisschen<br />

Liebe kann die Welt verändern“<br />

(im Original: „A little<br />

love can change the world)<br />

hat das japanische Startup<br />

Groove X den liebesbedürftigen<br />

Roboter<br />

Lovot entwickelt. Lovot ist<br />

kein Haushaltshelfer, sondern<br />

eher wie ein Haustier,<br />

das gestreichelt werden will und<br />

sich auch mal zurückzieht, wenn<br />

fremde Menschen kommen.<br />

Anti-Schnarch-Kissen<br />

Bild: Kowave<br />

@<br />

Eine<br />

Bild: Groove X<br />

Das Motion Pillow sorgt für Ruhe im<br />

Schlafzimmer, denn es erkennt, wenn<br />

die Person neben einem schnarcht.<br />

Sobald das Schnarchen erkannt wird,<br />

werden die internen Airbags des Kissens<br />

aufgeblasen, wobei der Kopf des<br />

Benutzers sanft neu positioniert wird.<br />

Diese leichte Bewegung des Halses<br />

und des Kopfes lindert vorübergehend<br />

das Schnarchen und ermöglicht<br />

eine erholsame Nacht.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Am Rad drehen<br />

Bild: Peloton<br />

In den USA sind sie bereits Kult: die Trainingsräder von Peloton.<br />

Jetzt halten die Fitnessbikes für den Hausgebrauch auch in Deutschland<br />

Einzug in die Wohnzimmer. Bei den Geräten handelt es sich<br />

aber nicht nur um einfache Heimtrainer. Der Hersteller hat mit Peloton<br />

ein neues Fitness-Konzept entwickelt: ein Studioerlebnis für Indoor-Cycling<br />

mit Live-Übertragungen von Gruppenkursen, jederzeit<br />

und bequem von zu Hause aus.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Veranstalter:<br />

FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

12. Februar 2020<br />

Robotation Academy<br />

Messegelände Hannover<br />

9. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />

> Sensorik & Vision<br />

> MRK & Safety<br />

> Maschinelles Lernen & KI<br />

TOP<br />

EVENT<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.industrie.de/<br />

robotics-kongress-2020/<br />

Unsere Partner 2020:<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 9


nachrichten<br />

Konjunkturbremsen<br />

hinterlassen Spuren<br />

Präzisionswerkzeuge | Der VDMA-Fachverband<br />

meldet für 2019 einen Rückgang des Produktionsvolumens<br />

um 7 %. Dabei sind die Teilbranchen<br />

unterschiedlich stark betroffen.<br />

„Handelskonflikte und die daraus<br />

resultierende Konjunkturabkühlung<br />

hinterlassen Spuren“,<br />

sagte Stefan Zecha anlässlich<br />

der Pressekonferenz des<br />

VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge,<br />

dessen Vorsitzender<br />

er ist. Nach ersten Hochrechnungen<br />

gehe die Branche<br />

von einem Produktionswert in<br />

Höhe von 10,4 Mrd. Euro aus.<br />

Für 2020 erwartet der Verband<br />

keine Produktionssteigerung.<br />

Die Hersteller von Zerspanwerkzeugen<br />

kamen mit einem<br />

Absatzminus von rund 4 % im<br />

Vergleich der Teilbranchen am<br />

glimpflichsten davon, gefolgt<br />

vom Werkzeugbau mit einem<br />

Minus von 8 % und den Spannzeugen<br />

mit 9 % Verlust. Dass<br />

Präzisionswerkzeuge in schwierigen<br />

Zeiten Produktivitätsgewinne<br />

ohne große Investitionen<br />

ermöglichten, habe noch<br />

stärkere Rückgänge verhindert.<br />

Insbesondere der deutsche<br />

und der chinesische Markt entwickelten<br />

sich 2019 schlechter<br />

als erwartet. Ebenso lagen wichtige<br />

EU-Absatzländer mit 6 bis<br />

9 % im Minus. Der Absatz in<br />

den USA lag zwar im positiven<br />

Bereich, aber ebenfalls unter<br />

dem Vorjahr. Auch die beiden<br />

wichtigsten Abnehmerbranchen<br />

Automobil und Maschinenbau<br />

nahmen 2019 weniger Werkzeuge<br />

ab als im Vorjahr. Gut ent -<br />

wickelten sich dagegen die Medizintechnik<br />

und die Luftfahrt,<br />

die beide leicht zulegten.<br />

Hoffnung für das laufende<br />

Jahr geben erste Signale aus der<br />

Automobilindustrie, nach denen<br />

die Produktion im Jahresverlauf<br />

wieder steigen und die Werkzeugnachfrage<br />

sich stabilisieren<br />

könnte. Dies werde jedoch nicht<br />

ausreichen, um einen weiteren<br />

Produktionsrückgang zu verhindern.<br />

Zecha beklagte eine Wirtschaftspolitik<br />

ohne Sinn und<br />

Verstand, den teilweise faktenfreien<br />

Umgang mit Technologien<br />

sowie Bürokratiemonster<br />

wie die DSGVO oder die EU-<br />

Entsenderichtlinie, die die Wettbewerbsfähigkeit<br />

gefährdeten.<br />

Er forderte eine Politik, die sich<br />

mit Augenmaß um die Rahmenbedingungen<br />

kümmert. •<br />

2020 rechnet der VDMA<br />

Präzisionswerkzeuge laut<br />

seinem Vorsitzenden Stefan<br />

Zecha mit einem weiteren<br />

Rückgang des Produktionsvolumens.<br />

Bild: <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Neues Fraunhofer-Institut eröffnet<br />

Im Dezember 2019 fiel der Startschuss<br />

für das Fraunhofer IKS. Bild: Amory<br />

Salzmann/Fraunhofer IKS<br />

Kognitive Systeme | Im Dezember letzten<br />

Jahres hat das neue Fraunhofer Institut für<br />

Kognitive Systeme IKS in München seinen<br />

Geschäftsbetrieb eröffnet. Schwerpunkt der<br />

Forschung ist die Absicherung Künstlicher<br />

Intelligenz: Safe Intelligence. Dabei sollen<br />

die bislang meist getrennt betrachteten Bereiche<br />

Sicherheit und Intelligenz in Einklang<br />

gebracht werden.<br />

Das Fraunhofer IKS wird ein zentraler<br />

Bestandteil des Kompetenznetzwerks<br />

„Künstliche Maschinelle Intelligenz“ Baye-<br />

rischen Staatsregierung. Für die Arbeit des<br />

Instituts werden sechs Professuren neu geschaffen,<br />

vier davon an der Technischen<br />

Universität München (TUM). Mit diesem<br />

Netzwerk soll die Brücke geschlagen werden<br />

zwischen der Grundlagen- und der Anwendungsforschung.<br />

Der Schwerpunkt liegt<br />

dabei zunächst auf der Entwicklung resilienter<br />

kognitiver Systeme, resilienter KI<br />

sowie KI für autonome Systeme. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


DÜSSELDORF,10.–13. MÄRZ<br />

POWER YOUR BUSINESS<br />

Offenes Labor für Smart Textiles<br />

Textilsensorik | In Lustenau in<br />

Vorarlberg hat ein erstes firmenoffenes<br />

Entwicklungszentrum<br />

für intelligente Sensortextilien<br />

seine Arbeit aufgenommen.<br />

Betreiber ist der Firmen- und<br />

Wissenschaftsverbund „Smart<br />

Textiles Plattform Austria“ mit<br />

Fokus auf Sensor-Textilien<br />

(www.smart-textiles.com). Im<br />

Lab sind erste Produkte mit<br />

Textilintelligenz zu sehen, beispielsweise<br />

eine Schuh-Einlage<br />

mit Drucksensoren, sowie zahl-<br />

reiche Prototypen für den Einsatz<br />

im Internet der Dinge (IoT).<br />

Studien schreiben intelligenten<br />

Textilien eine Schlüsselrolle<br />

in der Vernetzung mit dem Internet<br />

zu, speziell bei Wearables, in<br />

Sport und Gesundheit und der<br />

Anlagensicherheit. Dem im Lab<br />

auch räumlich angesiedelten<br />

Netzwerk gehören 64 Mitglieder<br />

vorwiegend aus der DACH-<br />

Region an, die Starter-Kits für<br />

Smart Textiles und die Technik<br />

kostenlos nutzen können. •<br />

Das Lab für intelligente<br />

Textilien mit ersten Prototypen<br />

und Produkten.<br />

Bild: Grabher Group<br />

JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />

VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />

HALT DIE FRÄSE<br />

UND KOMM ZUR METAV<br />

Grüner Strom in der BRD<br />

21. Internationale Messe für<br />

Technologien der Metallbearbeitung<br />

Studie | Schleswig-Holstein und<br />

Baden-Württemberg sind die<br />

führenden Bundesländer im Bereich<br />

Erneuerbarer Energien.<br />

Das ist das Ergebnis des Bundesländervergleichs,<br />

den das Deutsche<br />

Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW Berlin) und das<br />

Zentrum für Sonnenenergieund<br />

Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg<br />

(ZSW) im<br />

Auftrag von und in Kooperation<br />

mit der Agentur für Erneuerbare<br />

Energien (AEE) zum 6. Mal er-<br />

Eine Studie vergleicht die Bundesländer<br />

bei Erneuerbaren Energien.<br />

Bild: Eisenhans/stock.adobe.com<br />

stellt haben. Die Analyse bewertet<br />

auf Basis von 61 Indikatoren<br />

die politischen Anstrengungen<br />

und Erfolge der Länder bei der<br />

Nutzung von Erneuerbaren<br />

Energien sowie beim damit verbundenen<br />

wirtschaftlich-technischen<br />

Wandel. •<br />

Vorankommen – aber nicht nur mit Schnittgeschwindigkeit:<br />

die gesamte Wertschöpfungskette der Metallbearbeitung<br />

an einem Ort präsentiert.<br />

Das Wissen von morgen für den betrieblichen Erfolg im<br />

Handumdrehen sichern. Fräs dich durch die METAV!<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ Digitalisierung | In Kooperation<br />

mit Oerlikon Balzers hat<br />

die Mapal-Tochter C-Com eine<br />

Applikation entwickelt, die den<br />

Beschichtungsprozess beim<br />

Nachschleifen von Werkzeugen<br />

transparent macht. Die App<br />

tauscht Daten mit dem Portal<br />

„myBalzers“ aus, sodass sich<br />

der Status jedes Auftrags in<br />

Echtzeit abrufen lässt. +++<br />

Mit Robotern in die<br />

smarte Zukunft<br />

❧<br />

+++ Webshop | Iscar arbeitet mit<br />

einem neu gestalteten Tool-<br />

Webshop. Nutzer profitieren<br />

von der übersichtlichen Oberfläche,<br />

intuitiver Bedienung und<br />

vielen praktischen Funktionen,<br />

heißt es. Die Nutzerkonten<br />

wurden übernommen, nur die<br />

Zugangsdaten ändern sich. +++<br />

❧<br />

+++ Härterei-Fusion | Halex<br />

erwirbt die Härterei Aribert<br />

Conrad und erhielt den Zuschlag<br />

im Sinne einer langfristigen<br />

Nachfolgeregelung dank<br />

ihrer mittelständischen Struktur,<br />

teilen die Firmen mit. Martin<br />

Kampen wird weiter die Conrad-Geschäfte<br />

führen, alle Mitarbeiter<br />

sind übernommen. +++<br />

❧<br />

+++ Handy-Laser | Trumpf lieferte<br />

im Herbst den milliardsten<br />

Mini-Laser „VCSEL“ an den<br />

Sensorhersteller STMicroelec -<br />

tronics, wie das Unternehmen<br />

bekannt gibt. VCSEL sind elementarer<br />

Bestandteil von Sensoren<br />

in Smartphones. Mehr als<br />

150 Modelle seien mit Trumpf-<br />

Lasertechnik ausgestattet, heißt<br />

es in der Mitteilung. +++<br />

Robotikforscher Gordon<br />

Cheng von der TU München<br />

wird auf dem Robotics<br />

Kongress den Keynote-Vortrag<br />

halten. Bild:<br />

Astrid Eckert, TUM<br />

Robotics Kongress | Am 12. Februar treffen sich Robotik-<br />

Experten zum 9. Mal in der Technology Academy auf dem<br />

Hannover Messegelände.<br />

Der 8. Robotics Kongress letztes<br />

Jahr war ein voller Erfolg. Mit<br />

rund 220 Teilnehmern war der<br />

Veranstaltungsort, die Technology<br />

Academy, komplett ausgebucht.<br />

Auch auf dem 9. Robotics<br />

Kongress warten wieder<br />

spannende Fachvorträge auf die<br />

Besucher. Themenschwerpunkte<br />

sind die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

(MRK) & Safety sowie<br />

Maschinelles Lernen und<br />

KI.<br />

Das erste Thema beleuchtet<br />

die Zusammenarbeit zwischen<br />

Mensch und Maschine sowie<br />

die dabei unverzichtbaren Sicherheitsstandards.<br />

Es gibt dabei<br />

verschiedene Systeme, die<br />

für Sicherheit sorgen sollen. Die<br />

Keynote hält Prof. Gordon<br />

Cheng, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für kognitive Systeme an der TU<br />

München. Stichworte aus dem<br />

Vortrag sind zum Beispiel soziale<br />

und humanoide Robotik.<br />

Hinter dem zweiten Themenfeld<br />

stecken Software-Algorithmen,<br />

die aus Daten lernen können.<br />

Die Verfahren sind in der Robotik<br />

richtungsweisend. Roboter<br />

werden heute nicht mehr nur<br />

auf klassische Weise programmiert,<br />

sondern können selbstständig<br />

dazulernen.<br />

Hochkarätige Fachvorträge<br />

zeigen auf, welche technischen<br />

Voraussetzungen für den optimalen<br />

Einsatz von Robotern in<br />

der smarten Fertigung gegeben<br />

sein müssen. Die diesjährigen<br />

Sponsoren des vom <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

gemeinsam mit der Hannover<br />

Messe veranstalteten<br />

Kongress sind Schunk, Schmalz,<br />

Pilz, Yaskawa, Stäubli und Universal<br />

Robots. •<br />

Anmeldung zum 9. Robotics<br />

Kongress unter https://industrie<br />

anzeiger.industrie.de/roboticskongress-2020/<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Mehr Investitionen in IT-Sicherheit<br />

Cyber Security | Unternehmen investieren mehr in Digitalisierung<br />

und IT-Sicherheit, so das Ergebnis einer Umfrage<br />

von Tata Consultancy Services (TCS) und Bitkom Research.<br />

66 % der Unternehmen wollen ihre Investitionen in IT-<br />

Sicherheit steigern – mehr als in jedem anderen Bereich.<br />

Gefragt sind auch Datenanalyse-Software (55 %) und<br />

Online-Shops (52 %). Das zeigt eine repräsentative Umfrage<br />

von Bitkom Research im Auftrag von TCS unter<br />

953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern in<br />

Deutschland. Im Durchschnitt investieren die Unternehmen<br />

5,5 % ihres Jahresumsatzes in die digitale Transformation<br />

– eine Steigerung um 12 % zum Vorjahr.<br />

Allerdings werden die Anforderungen an Datenschutz<br />

(53 %) und IT-Sicherheit (52 %) von den Unternehmen<br />

auch als größte Hürden der Digitalisierung gesehen.<br />

Nur 1 % sieht hingegen fehlende finanzielle Mittel<br />

als Hinderungsgrund.<br />

Der Fachkräftemangel wird zur immer größeren Herausforderung:<br />

Mehr als ein Drittel (35 %) sieht den<br />

Mangel an Mitarbeitern mit Digitalkompetenz als Hür-<br />

Unternehmen investieren laut Umfrage mehr in IT-Sicherheit.<br />

Bild: fotohansel/stock.adobe.com<br />

de – 2017 waren es erst 25 %. Auch bei den benötigten Fachkräften<br />

steht IT-Sicherheit an vorderster Stelle: 28 % haben bereits entsprechende<br />

Stellen geschaffen, erneut eine Steigerung zum Vorjahr:<br />

2018 waren es 23 %, 2017 erst 18 %. •<br />

Messe Stuttgart startet mit Elan ins neue Jahr<br />

Jahresausblick | Die Messe Stuttgart ist mit<br />

guten Voraussetzungen ins neue Jahr gestartet.<br />

Der Unternehmensumsatz lag 2019 bei<br />

rund 125 Mio. Euro. Im Vergleich mit 2017<br />

war das vergangene Jahr aufgrund fehlender<br />

Veranstaltungen etwas schwächer. Die<br />

Geschäftsführer Ulrich Kromer und Roland<br />

Bleinroth prognostizieren dennoch für 2020<br />

ein Rekordergebnis und rechnen schätzungsweise<br />

mit einem Umsatz von<br />

185 Mio. Euro. Die Messe wird sich laut eigenen<br />

Aussagen nicht auf der erfolgreichen<br />

Entwicklung ausruhen, sondern hat einen<br />

Masterplan für die Zukunft entwickelt.<br />

Hierzu gehören zum Beispiel der Bau neuer<br />

Parkplätze und Service-Gebäude sowie die<br />

Schaffung neuer Büroräume.<br />

Die Geschäftsführung gab zudem einen<br />

Überblick über weitere vorläufige Zahlen<br />

zum Geschäftsjahr 2019. 58 Messen,<br />

22.091 Aussteller und 1,167 Mio. Besucher<br />

füllten die Hallen der Messe. Der Cyberangriff<br />

Anfang September 2019 spielt sich jedoch<br />

– unter anderem aufgrund hoher Kosten<br />

für ein Krisenteam bestehend aus 30 Experten<br />

– in den Zahlen wider. Wie hoch der<br />

Schaden insgesamt ausfällt, lässt sich laut<br />

Geschäftsführung nicht sagen. Der Messeveranstalter<br />

habe noch nicht alle Maßnahmen<br />

abgeschlossen. •<br />

Die Messe Stuttgart ist mit guten Voraussetzungen ins<br />

neue Jahr gestartet. Bild: Messe Stuttgart<br />

Google pusht das<br />

Cloud-Geschäft<br />

Cloud-Portfolio | Googles Cloud-<br />

Sparten-Chef Thomas Kurian beziffert<br />

das 2019 erreichte Jahresergebnis<br />

seines Bereichs auf rund 8 Mrd. US-$.<br />

Um das Business-Intelligence- und<br />

Analyse-Portfolio zu erweitern, kündigte<br />

Google an, den Datenanalyse-<br />

Spezialisten Looker zu übernehmen.<br />

Gemeinsam soll eine umfassende und<br />

vertikal integrierte Datenplattform für<br />

Unternehmen jeder Größe angeboten<br />

werden. Und mit 18 neuen Energie-<br />

Deals vermeldete Google im September<br />

seinen bisher größten Kauf im Bereich<br />

Erneuerbarer Energien. Dadurch<br />

erhöhte das Unternehmen sein Portfolio<br />

an Wind- und Solarverträgen laut<br />

Angaben um mehr als 40 % auf<br />

5500 MW. Dies entspricht der Kapazität<br />

von 1 Mio. Solardächern. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 13


nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

9. Robotics Kongress – mit Robotern in die<br />

smarte Zukunft, 12. Februar, Hannover<br />

Technology Academy Hannover/<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong>,<br />

www.industrieanzeiger.industrie.de<br />

Revolution durch<br />

schnelle Vernetzung<br />

❧<br />

FMB Süd – Zulieferermesse für den<br />

Maschinenbau,<br />

12. - 13. Februar, Leipzig<br />

Easyfairs, Bielefeld<br />

www.fmb-sued.de<br />

❧<br />

24. Technologietag für Produktentwicklung<br />

Formenbau Produktion,<br />

14. Februar, Hannover<br />

Hein, Langenhagen<br />

www.kb-hein.de/technologietag/<br />

❧<br />

3. FORUM Qualitätssicherung in der<br />

additiven Fertigung, 19. Februar, Stuttgart<br />

Fraunhofer IPA und Quality Engineering,<br />

Stuttgart<br />

www.quality-engineering.industrie.de<br />

5G Industrie Summit Schnelle Vernetzung<br />

– Revolution der industriellen Fertigung,<br />

19. Februar, Hannover<br />

Technology Academy Hannover/<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong>,<br />

www.xing.com/events/5g-industrie-sum<br />

mit-2279363<br />

❧<br />

❧<br />

JEC World – Fachmesse für Verbundwerkstoffe,<br />

03. - 05. März, Paris<br />

JEC Group, Paris<br />

www.jec-world.events/de/<br />

❧<br />

Der 5G Industrie Summit<br />

am 19. und 20. Februar<br />

diskutiert die Chancen<br />

von 5G für die Fertigung.<br />

Bild: zapp2photo/<br />

stock.adobe.com<br />

Event | 5G wird die industrielle Fertigung verändern. Mehr<br />

dazu verrät der 5G Industrie Summit am 19. und 20.<br />

Februar 2020 in Hannover.<br />

Campus-Netze für jeden Standort<br />

und jede Infrastruktur, hohe<br />

Bandbreiten, kurze Latenzen,<br />

hohe Verfügbarkeit und höhere<br />

Sicherheit – das sind Faktoren,<br />

die den neuen Funkstandard für<br />

automatisierte und effiziente<br />

Produktionsabläufe prädestiniert.<br />

Der 5G Industrie Summit,<br />

den die Deutsche Messe Technology<br />

Academy in Kooperation<br />

mit dem <strong>Industrieanzeiger</strong> veranstaltet,<br />

wendet sich an Geschäftsführer,<br />

Entwicklungsleiter<br />

sowie Produktionsleiter, die<br />

sich mit der Einführung eines<br />

5G-Netzes, aber auch mit allen<br />

Fragen rund um die Automatisierung<br />

und Vernetzung der Fertigung<br />

befassen.<br />

Das zweitägige Event beantwortet<br />

Fragen wie: Was kommt<br />

mit 5G auf produzierende Unternehmen<br />

zu? Machen eigene<br />

Campus-Netze Sinn – und wer<br />

sollte sie betreiben? Worauf<br />

müssen sich Unternehmen mittelfristig<br />

einstellen? Welche Auswirkungen<br />

hat 5G auf die eigenen<br />

Produkte? Welche künftigen<br />

Geschäftsmodelle entstehen<br />

durch 5G? Wann brauche ich<br />

5G, wann reichen LTE oder<br />

WLAN aus? Wie sieht es mit einem<br />

Upgrade von 4G auf 5G<br />

aus?<br />

Die Keynote beim Warmup<br />

am 19. Februar hält Staatssekretär<br />

Stefan Muhle aus dem Niedersächsischen<br />

Ministerium für<br />

Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und<br />

Digitalisierung. An beiden Tagen<br />

gibt es neben hochkarätigen<br />

Vorträgen wie etwa von Professor<br />

Thomas Bergs, Bereichsleiter<br />

des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />

IPT, Podiumsdiskussionen.<br />

•<br />

Programm und Anmeldung:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

forum-5g_industrie-summit<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


menschen<br />

Arburg bestellt<br />

neuen Technik-Chef<br />

Mit Jahresbeginn hat Guido Frohnhaus<br />

(50) die technische Geschäftsführung bei<br />

der Arburg GmbH + Co KG in Loßburg<br />

übernommen. Zu seinen Verantwortungsbereichen<br />

gehören die Produktion<br />

und Fertigung, Entwicklung, Materialwirtschaft<br />

und Technische Abwicklung.<br />

In den letzten Monaten führte die geschäftsführende<br />

Gesellschafterin Juliane<br />

Hehl diese Bereiche interimistisch. Vor<br />

seinem Wechsel zu Arburg verantwortete<br />

Frohnhaus als Geschäftsführer der Werner<br />

Turck GmbH & Co. KG die Bereiche<br />

Entwicklung und Fertigung.<br />

Führungs-Trio bei Hahn komplett<br />

Zum 1. Januar wurde die Geschäftsführung<br />

der Hahn Automation<br />

GmbH durch Jörg Kilb (li.) und<br />

Philipp Klaschka (re.) erweitert. Damit<br />

unterstützen sie Frank Konrad<br />

(Mitte), der weiterhin CEO des Spezialmaschinenbauers<br />

aus Rheinböllen<br />

bleibt und die strategischen Entscheidungen<br />

und Entwicklungen des Unternehmens<br />

vorantreibt. Die operativen<br />

Themen übernimmt Kilb als<br />

Chief Operations Officer (COO) mit<br />

dem Fokus auf die weitere Integration<br />

der internationalen Töchterfirmen.<br />

Klaschka verantwortet als Chief<br />

Revenue Officer (CRO) die kundennahen<br />

Funktionen Vertrieb, Service<br />

und Projektmanagement.<br />

Messe München feiert Rekordjahr<br />

Konzernumsatz | Der Umsatz der Messe<br />

München wird 2019 voraussichtlich bei<br />

rund 480 Mio. Euro liegen. Damit freut sich<br />

der Konzern über das beste Jahr seiner Geschichte.<br />

Das EBITDA wird voraussichtlich<br />

130 Mio. Euro übersteigen. Auch bei Ausstellern,<br />

Besuchern und durchgeführten Veranstaltungen<br />

zeichnet sich ein Plus ab. Damit<br />

setzt die Messe München ihren erfolgreichen<br />

Wachstumskurs weiter fort.<br />

Im Jahr 2019 wurden weltweit 43 eigene<br />

Veranstaltungen organisiert, davon 15 in<br />

München und 28 im Ausland. Hinzu kom-<br />

men 163 Gastveranstaltungen und Kongresse<br />

in den Räumlichkeiten des Messegeländes.<br />

Zu den insgesamt 206 Veranstaltungen<br />

im In- und Ausland kamen rund 3,15 Mio.<br />

Besucher und 44.500 Aussteller.<br />

Im Heimatmarkt konnten rund 2,5 Mio.<br />

Besucher und 32.500 Aussteller begrüßt<br />

werden. Sowohl bei Ausstellern wie auch<br />

Besucherzahlen bei Eigenveranstaltungen<br />

gab es ein Plus von 3 % gegenüber den Vorveranstaltungen.<br />

Die Zahl der ausländischen<br />

Aussteller nahm um 9 % zu, die der<br />

ausländischen Besucher um 7. •<br />

Die Geschäftsführung der<br />

Messe München freut sich über<br />

das umsatzstärkste Jahr in der<br />

Konzerngeschichte.<br />

Bild: Messe München<br />

5G-Netz entsteht<br />

in Aachen<br />

5G-Forschung | Koordiniert vom<br />

Fraunhofer IPT baut ein Konsortium<br />

aus Unternehmen und Forschungspartnern<br />

an der RWTH Aachen den<br />

„5G-Industry Campus Europe“ auf.<br />

Ziel ist es, die 5G- Mobilfunk tech no -<br />

logie in der Produktion zu erproben,<br />

wofür das Forschungsnetz eine Fläche<br />

von 1 km² sowie 7000 m² in den<br />

Maschinenhallen der Partner abdeckt.<br />

Das Bundesministerium für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert<br />

den Aufbau mit knapp 6,2 Mio<br />

Euro. Als 5G-Ausrüster hat das IPT<br />

nun Ericsson ausgewählt. „In Aachen<br />

wird Industriegeschichte geschrieben“,<br />

sagt Jan-Peter Meyer-Kahlen,<br />

Leiter des Ericsson-Eurolab bei<br />

Aachen. „Wir schaffen ein weltweit<br />

einmaliges Ökosystem für 5G-Technologien<br />

für die Industrie 4.0“ •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 15


nachrichten<br />

Stabil und<br />

innovationsstark<br />

Hausausstellung | DMG MORI gelingt es seit<br />

Jahren, das traditionelle Geschäft mit Werkzeugmaschinen<br />

und Dienstleistungen digital zu veredeln<br />

und zu erweitern.<br />

„Wir geben weiterhin Vollgas!“ Mit diesem Versprechen<br />

hat Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der<br />

DMG Mori Aktiengesellschaft, während der EMO<br />

2019 im September ein eindeutiges Signal gegeben. Zur<br />

traditionellen Hausausstellung vom 11. bis 15. Februar<br />

2020 präsentiert sich der Maschinenbaukonzern als Innovationstreiber<br />

in den Bereichen Digitalisierung und<br />

Automation.<br />

Im Fokus standen die durchgängige Konnektivität im<br />

Standard aller Maschinen, das Celos-Update von allen<br />

bestehenden Versionen, das neue Kundenportal my<br />

DMG Mori und Tulip als einfacher Weg in die Digitalisierung.<br />

Ein Großteil der Exponate demonstrierte die<br />

Automatisierungskompetenz, die der Werkzeugmaschinenhersteller<br />

mit ganzheitlichen Lösungen aus einer<br />

Hand bietet.<br />

Auf über 7 500 m² zeigte das Unternehmen wegweisende<br />

Fertigungskonzepte in der Zerspanung sowie im<br />

Additive Manufacturing. Drei Weltpremieren komplettieren<br />

das Ausstellungsportfolio: die DMC 65 H<br />

Monoblock, ein universelles Horizontalbearbeitungszentrum,<br />

das modulare PH Cell Palettensystem und die<br />

Lasertec 400 Shape für das Lasertexturieren. •<br />

Die DMC 65 H Monoblock<br />

vereint durch ihr<br />

einzigartiges Maschinenkonzept<br />

Flexibilität und<br />

Ergonomie. Bild: DMG<br />

Mori<br />

E-World bleibt wichtiger Branchentreff<br />

Messe | Von Smart Cities über nachhaltige Versorgungslösungen<br />

bis zu Cybersicherheit: Die<br />

E-World informiert 2020 über Trends und Herausforderungen<br />

der Energiebranche.<br />

Die Messe E-World informiert auch 2020 wieder über aktuelle Trends<br />

aus der Energiewelt. Bild: Udo Geisler<br />

Vom 11. bis 13. Februar 2020<br />

findet in Essen erneut die Messe<br />

E-world energy & water statt.<br />

Damit feiert der Branchentreffpunkt<br />

der europäischen Energiewirtschaft<br />

sein 20-jähriges<br />

Jubiläum. Der Veranstalter, die<br />

Messe Essen, erwartet 800 internationale<br />

und nationale Aussteller,<br />

die aktuelle Entwicklungen<br />

und Trends der Energiebranche<br />

vorstellen. In diesem Jahr lockte<br />

die Messe mit dem Schwerpunktthema<br />

der Digitalisierung<br />

etwa 25.000 Fachbesucher aus<br />

aller Welt an, die sich über Lösungen<br />

für die Einhaltung des<br />

Pariser Klimaabkommens informierten.<br />

Nachhaltige Lösungen für<br />

die Energieversorgung von morgen<br />

stehen auch 2020 ebenso im<br />

Mittelpunkt wie Herausforderungen<br />

der Energiebranche. Auf<br />

dem parallel stattfindenden<br />

Kongress diskutieren Experten<br />

über Smart City, Climate Solu -<br />

tions und Energiewende, Netze<br />

und Infrastruktur.<br />

Eine wichtige Rolle spielt<br />

auch die IT-Sicherheit. Angesichts<br />

einer zunehmend dezentralen<br />

und intelligent vernetzten<br />

Energiewirtschaft ist das Thema<br />

aktueller denn je. Anbieter und<br />

Verbände zeigen auf der Messe,<br />

wie sich Energieversorger und<br />

Stromnetzbetreiber sowie ihre<br />

Infrastruktur und ihre Kunden<br />

vor Cyberangriffen schützen<br />

können. Auf dem Karriereforum<br />

können sich Interessierte etwa<br />

über Karrieremöglichkeiten informieren.<br />

•<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Brecher ist neuer WGP-Präsident<br />

Produktion | Prof. Christian<br />

Brecher, Leiter des Lehrstuhls<br />

für Werkzeugmaschinen am<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />

der RWTH Aachen, ist neuer<br />

Präsident der WGP (Wissenschaftliche<br />

Gesellschaft für Produktionstechnik).<br />

Er sagte, die<br />

Produktionstechnik stehe vor<br />

gewaltigen Umbrüchen. Digitalisierung<br />

und Vernetzung hätten<br />

bereits starke Veränderungen<br />

bewirkt. Damit das Gesamtkonzept<br />

Industrie 4.0 aber auch in<br />

den Unternehmen ankomme,<br />

wolle er während seiner Amtszeit<br />

das Internet of Production<br />

(IoP) vorantreiben. „Das Thema<br />

Industrie 4.0 wird weitergedacht<br />

und aus unserer grundlagen-<br />

und anwendungsorientierten<br />

Forschung entwickeln wir<br />

geeignete Impulse für die indus-<br />

WGP-Präsident Prof. Brecher will sich<br />

auch um die Produktionstechnik für<br />

Antriebslösungen kümmern. Bild: WZL<br />

trielle Praxis.“ Über sein Engagement<br />

in der WGP, aber auch<br />

in Aachen, wolle er gemeinsam<br />

mit seinen Kollegen für die Produktionstechnik<br />

ein neues Niveau<br />

domänenübergreifender<br />

Kollaboration etablieren.<br />

•<br />

Verarbeiten Sie verschiedene<br />

Materialstärken bis 4 mm<br />

mit konstanter Spannkraft.<br />

info@tuenkers.de<br />

<br />

Schuler verkauft Werkzeugbau<br />

Münchener Investorengruppe<br />

übernimmt<br />

Werkzeugbau-Aktivitäten<br />

des Pressenherstellers.<br />

Bild: Schuler<br />

Umformtechnik | Die Schuler<br />

Pressen GmbH verkauft ihre<br />

Werkzeugbau-Aktivitäten an<br />

eine Münchener Investorengruppe.<br />

Mit Wirkung zum 28.<br />

Februar 2020 übernehmen die<br />

Beteiligungsgesellschaften Navigator<br />

Capital GmbH und Accursia<br />

Capital GmbH den bisherigen<br />

Schuler-Geschäftsbereich<br />

Body Panel einschließlich der<br />

dazugehörigen rund 200 Mitarbeiter<br />

an den Standorten Göppingen<br />

und Weingarten.<br />

Der neue Eigentümer wird<br />

den Geschäftsbereich als Cartec<br />

Tooling GmbH unter dem Dach<br />

der geplanten Deutsche Werkzeugbau<br />

(DWB) betreiben, zu<br />

der bereits Rath Werkzeugbau<br />

in Kreuztal gehört. Cartec ist<br />

auf den Bau von Werkzeugen<br />

für Fahrzeug-Karosserieteile<br />

spezialisiert und bietet damit<br />

eine Produkterweiterung zu<br />

Rath, deren Spezialität hoch -<br />

belastbare Werkstoffe für die<br />

Automobilindustrie sind. •<br />

Wir denken<br />

einen Schnitt weiter.<br />

Wasserstrahl-Schneidanlagen von StM.<br />

stm.at<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 17


nachrichten<br />

Noch leichter – wie<br />

in der Raumfahrt<br />

Lightweight Symposium | Am 7. Februar stellen Experten<br />

extreme Leichtbaumethoden der Raumfahrt vor – die für<br />

andere Branchen mindestens ebenso interessant sind.<br />

Eingeladen zu dem „Lightweight Symposium 2020“ am<br />

7. Februar in Luxemburg sind Leichtbau-Experten aus<br />

Politik, Industrie, Sport und Wissenschaft – zur Begrüßung<br />

hat sich der luxemburgische Forschungsminister<br />

Mario Grotz angemeldet. Die Veranstalter – Automotive<br />

Management Consulting (AMC) und Gradel – eröffnen<br />

damit nach eigenen Worten ein „neues Leichtbau-<br />

Turnier“ mit Technologien, die das Potenzial für Effizienzsprünge<br />

h aben und abseits der Fachöffentlichkeit<br />

in den Entwicklungsabteilungen der Automobilindustrie<br />

bereits Fuß fassen.<br />

Als Highlight des diesjährigen Symposiums wird die<br />

neue Markt- und Technologiestudie „Space 2020 –<br />

Winning Strategies in Lightweight Design“ vorgestellt,<br />

die die Reihe der Analysen mit bisherigem Fokus auf<br />

Branchen wie den Automobilbau fortsetzt. Zu sehen<br />

Mit dem Schritt ins All setzen Leichtbau-Technologien an, sich unter noch extremeren<br />

Anforderungen zu bewähren. Bild: Reed<br />

sein werden Exponate der innovativen Prozesstechnologie<br />

„xFK in 3D“, die dem Ansatz „form follows force“<br />

folgt. Zu ihnen gehört ein Ultraleichtbau-Sitz, für den<br />

AMC und Entwicklungspartner im Vorjahr mit zwei<br />

German Innovation Awards, dem chinesischen Leichtbaupreis<br />

und dem renommierten Altair Enlighten<br />

Award ausgezeichnet wurden – wir berichteten darüber<br />

in <strong>Industrieanzeiger</strong> (http://hier.pro/gl1gN).<br />

Neben Leichtbau-Experten hat der Profi-Rennfahrer<br />

Jeroen Bleekemolen zugesagt. Die Veranstaltung setzt<br />

auf Know-how-Transfer und intensives Networking. •<br />

www.gradel.lu/lightweight-symposium/<br />

Wachstumseinbrüche italienischer Hersteller<br />

Werkzeugmaschinen | Der Ucimu-Sistemi<br />

per Produrre (Verband der italienischen<br />

Hersteller von Werkzeugmaschinen, Robotern<br />

und Automationssystemen) meldet für<br />

2019 einen Wachstumseinbruch der italienischen<br />

Herstellerindustrie. Der verzeichnete<br />

Rückgang ist entschieden moderat und beweist,<br />

dass die Werte der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren<br />

auf ein normales Niveau<br />

zurückgehen. Die Abschwächung wird sich<br />

auch 2020 fortsetzen.<br />

Wie aus Vorabschlussdaten hervorgeht,<br />

ist die Produktion im Jahr 2019 auf 6 440<br />

Mio. Euro gesunken und verzeichnete somit<br />

einen Rückgang von 4,9 % . Bestimmt wurde<br />

das Ergebnis sowohl durch die Rückläufigkeit<br />

von Lieferungen der italienischen<br />

Hersteller auf dem Inlandsmarkt, der von<br />

8,1 % auf 2 860 Mio. Euro gesunken ist, als<br />

auch durch den negativen Verlauf des Exportes,<br />

der von 2,3 % auf 3 580 Mio. Euro<br />

rückläufig war.<br />

Auf dem Inlandsmarkt ging im Jahr<br />

2019 der Verbrauch an Werkzeugmaschinen,<br />

Robotern und Automationssystemen<br />

um 7,2 % auf 4 790 Mio. Euro zurück. •<br />

Italiens Herstellerindustrie verzeichnet für 2019 Rückgänge.<br />

Bild: Andrey Armyagov/stock.adobe.com<br />

Thermal Solutions<br />

gerettet<br />

Verkauf | Die Eisenmann-Tochter<br />

Eisenmann Thermal Solutions wurde<br />

aus der Insolvenzmasse heraus an den<br />

koreanischen Investor Onejoon mit<br />

Niederlassung in Bovenden/Niedersachsen<br />

verkauft. Onejoon ist unter<br />

anderem auf die Herstellung von Öfen<br />

zur Verarbeitung von Kathoden- und<br />

Anodenmaterialien in der Lithium-<br />

Ionen-Batterie-Industrie spezialisiert.<br />

Insolvenzverwalter Joachim Exner<br />

hatte nach eigenen Angaben den<br />

Geschäftsbetrieb mit Sanierungsmaßnahmen<br />

voll fortgeführt und eine<br />

getrennte Investorenlösung avisiert,<br />

da Thermal Solutions nicht zum Kern -<br />

geschäft der Eisenmann-Gruppe gehörte.<br />

Beide Standorte in Böblingen<br />

und Bovenden sowie alle 200 Arbeitsplätze<br />

sollen nun erhalten bleiben. •<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Weltleitmesse der<br />

Schleiftechnik<br />

GrindTec<br />

Walter baut US-Präsenz aus<br />

Präzisionswerkzeuge | Mit der Übernahme der Melin Tool<br />

Company aus Cleveland/Ohio stärkt die Tübinger Walter AG<br />

ihre Position bei Vollhartmetall- und HSS-Werkzeugen besonders<br />

in der Luft- und Raumfahrtbranche sowie auf dem amerikanischen<br />

Händlermarkt. Das inhabergeführte 100-Mitarbeiter-Unternehmen<br />

stellt Vollhartmetall- und HSS-Schaftfräser,<br />

-Bohrer und Werkzeuge zum Kegelsenken her. Mit Innovationen<br />

vor allem im Bereich der Vollhartmetall-Schaftfräser<br />

passe Melin zur strategischen Ausrichtung von Walter, das<br />

Geschäft mit Fräswerkzeugen im amerikanischen Markt zu<br />

erweitern, heißt es. Die Schwaben können mit dem Kauf das<br />

Sortiment an Inch-Tools für die lokalen Marktanforderungen<br />

ausbauen und gleichzeitig dort das Angebot für Sonderwerkzeuge<br />

erweitern. Laut Richard Harris, President von Walter,<br />

„baut Melin auf Innovation und Servicegrad und passt damit<br />

hervorragend zu Walters Geschäftsphilosophie“. •<br />

GFT will mit Industrielösungen wachsen<br />

GrindTec<br />

2020<br />

18. – 21. März<br />

Messe Augsburg<br />

www.grindtec.de<br />

Für Michael Hecker, Director Industry<br />

bei GFT, „ergänzt die in-GmbH unser<br />

Industrie-Portfolio geradezu ideal“.<br />

Bild: GFT<br />

Smart Factory | Der IT-Dienstleister GFT<br />

Technologies SE will vor allem auch bei IoTund<br />

Industrie 4.0-Lösungen wachsen. Dazu<br />

haben die Stuttgarter jetzt die In-Integrierte<br />

Informationssysteme (in-GmbH) mit 40<br />

Mitarbeitern übernommen. Mit dem Kauf<br />

des Konstanzer Softwarehauses hat GFT<br />

laut eigenen Angaben seine Expertise in den<br />

Bereichen Shopfloor-Transparenz und Pro-<br />

zessintegration für Industriekunden erweitert.<br />

Nach Worten von Michael Hecker, Director<br />

Industry, wolle GFT bei der horizontalen<br />

Vernetzung von Geschäftsprozessen<br />

noch stärker werden und mehr eigene Softwareprodukte<br />

bereithalten.<br />

Der bisher starke Fokus der Stuttgarter<br />

als Digitalisierungspartner der Finanzindustrie<br />

soll nun auf die Industrie geweitet werden.<br />

Hierfür bringe die in-GmbH zahlreiche<br />

große Industriekunden mit, heißt es. Um<br />

Produktions- und Geschäftsprozesse mit<br />

IoT-Plattformen zu digitalisieren, bieten die<br />

Konstanzer etwa die Cloud-fähige Plattformlösung<br />

namens Sphinx Open Online<br />

an. Über diese lassen sich Dinge und Daten<br />

vernetzen, visualisieren, kontrollieren und<br />

automatisieren.<br />

Der jüngste Kauf ist für GFT die zweite<br />

Akquisition. Im Vorjahr wurde die Trumpf-<br />

Tochter Axoom übernommen. Das Start-up<br />

hat sich darauf fokussiert, Maschinenhersteller<br />

und Fertigungsbetriebe auf ihrem<br />

Weg in die Digitalisierung zu unterstützen.<br />

Mit der in-GmbH erweitert sich der Fokus,<br />

da sie namhafte Kunden aus den Bereichen<br />

Automotive, Logistik und Energiemanagement<br />

bedient. Die 1989 gegründete Firma<br />

sieht sich als Vordenker auf dem Gebiet der<br />

integrierten Geschäftsprozesse. •<br />

98<br />

% der Besucher sind insgesamt<br />

mit ihrem Besuch<br />

der GrindTec 2018 (voll und ganz)<br />

zufrieden. *<br />

83<br />

% der Besucher konnten<br />

wertvolle neue Kontakte<br />

knüpfen, 32% informieren sich nur<br />

noch auf der GrindTec über die<br />

Entwicklungen der Branche. *<br />

98<br />

% von ihnen bewerteten<br />

das Angebotsspektrum<br />

der GrindTec 2018 mit den Noten<br />

1 bis 3. * Fachlicher Träger<br />

*Gelszus Messe-Marktforschung, Dortmund<br />

GrindTec FORUM:<br />

Neuheiten, Trends & Perspektiven<br />

präsentiert von<br />

Veranstalter<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 19


news & management<br />

Unternehmen sollten die Zeit der Kurzarbeit nutzen,<br />

um ihre Mitarbeiter für den anstehenden Struktur -<br />

wandel fit zu machen. Bild: Daimler<br />

strukturelle Risiken, insbesondere für den Maschinenbau<br />

und die Automobilindustrie. Erleichterungen beim<br />

Kurzarbeitergeld werden bereits diskutiert.<br />

Wie kommt ein Unternehmen mit den aktuell gültigen<br />

Regelungen durch diese Situation? Die Bundesagentur<br />

für Arbeit unterstützt mit Kurzarbeitergeld (KUG),<br />

aber auch mit Zuschüssen zu Weiterbildungsmaßnahmen<br />

der Mitarbeiter.<br />

Wege durch den Konjunkturrückgang<br />

Kurzarbeit nutzen<br />

zur Weiterbildung<br />

Beschäftigung | Kurzarbeitergeld hilft Unternehmen,<br />

Durststrecken durchzustehen. Zur Zukunftssicherung<br />

sollte die ausgefallene Arbeitszeit genutzt werden, die<br />

Mitarbeiter weiterzubilden. Auch diese Kosten bezuschusst<br />

die Agentur für Arbeit.<br />

Die Zahl der Entwicklung der Arbeitslosen und Beschäftigten<br />

in Deutschland allein gibt auf den ersten<br />

Blick aktuell keinen Anlass zur Sorge. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig an -<br />

gestiegen, aber auch die Beschäftigung wächst noch<br />

leicht an.<br />

Blickt man jedoch tiefer hinein, ist erkennbar, dass<br />

bei der konjunkturabhängigeren Arbeitslosenversicherung<br />

deutliche Anstiege zu verzeichnen sind. Da die<br />

Grundsicherung – umgangssprachlich Hartz IV – bisher<br />

nicht betroffen ist, fallen die Zahlen insgesamt noch gut<br />

aus. Auch die Zahl der Kurzarbeiter ist nach wie vor<br />

niedrig, wenn man sie im langjährigen Vergleich betrachtet.<br />

Sie stieg zuletzt jedoch sehr deutlich an. Außenwirtschaftliche<br />

Entwicklungen, Digitalisierung und<br />

der Umstieg auf Elektromobilität bergen aktuell hohe<br />

Konjunkturelles Kurzarbeitergeld für vorübergehenden<br />

Arbeitsausfall<br />

Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld (siehe Kasten) soll<br />

bei einem vorübergehenden Arbeitsausfall helfen,<br />

Durststrecken durchzustehen, ohne Mitarbeiter entlassen<br />

zu müssen. Das heißt dem Betrieb sollen die eingearbeiteten<br />

Mitarbeiter/-innen erhalten bleiben, die Arbeitnehmer/-innen<br />

sollen ihren Arbeitsplatz behalten. Dies<br />

gelingt, weil ihnen ein Teil des durch den Arbeitsausfall<br />

bedingten Lohnausfalls ersetzt wird.<br />

Erste Voraussetzung ist, dass es sich um einen vorübergehenden<br />

Arbeitsausfall handelt, also in absehbarer<br />

Zeit wieder zur Vollarbeit übergegangen werden kann.<br />

Kurzarbeitergeld gibt es aktuell für maximal zwölf Monate.<br />

Der Arbeitsausfall muss unvermeidbar sein und<br />

mindestens ein Drittel der Beschäftigten des Betriebes<br />

oder einer eigenständigen Betriebsabteilung mit mehr<br />

als 10 % Arbeitsausfall betreffen.<br />

KUG gibt es nur für Betriebe mit mindestens einem<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und nur für<br />

Mitarbeiter, deren Beschäftigungsverhältnis fortbesteht<br />

– also nicht gekündigt oder durch Aufhebungsvertrag<br />

aufgelöst ist. Kurzarbeit kann vom Arbeitgeber nicht<br />

einseitig angeordnet werden. Meist gibt es hierzu eine<br />

tarifvertragliche Regelung, eine Betriebsvereinbarung<br />

oder eine Regelung im Arbeitsvertrag. Fehlt eine solche<br />

Regelung, muss Kurzarbeit mit jedem Mitarbeiter einzeln<br />

vereinbart werden. Und schließlich muss die Kurzarbeit<br />

bei der Agentur für Arbeit rechtzeitig angezeigt<br />

werden.<br />

Die ausgefallene Arbeitszeit ist die Gelegenheit für<br />

Weiterbildung! Während der Kurzarbeit können die<br />

Kosten einer Weiterbildung teilweise ebenfalls von der<br />

Agentur für Arbeit übernommen werden. Hierfür müssen<br />

die Maßnahme und deren Träger zertifiziert sein, die<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Maßnahme muss mehr als 160 Unterrichtseinheiten<br />

dauern und über arbeitsplatzbezogene Inhalte hinaus -<br />

gehen.<br />

Transfer-Kurzarbeitergeld erleichtert Übergang in neue<br />

Beschäftigung<br />

Im Unterschied dazu zielt das Transfer-KUG (siehe Kasten)<br />

darauf ab, betroffenen Arbeitnehmer/-innen bei<br />

Personalanpassungsmaßnahmen den Transfer in ein<br />

anderes Beschäftigungsverhältnis zu erleichtern, damit<br />

Arbeitslosigkeit möglichst nicht eintritt.<br />

Transfer-KUG kann somit bezahlt werden, wenn Arbeitnehmer/-innen<br />

nicht einfach entlassen werden, sondern<br />

in eine betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit<br />

(beE) oder zu einer Transfergesellschaft wechseln,<br />

die sie unterstützt, eine neue Beschäftigung zu finden.<br />

Voraussetzung ist unter anderem, dass der Arbeitsplatz<br />

akut bedroht ist und der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin<br />

nicht von KUG ausgeschlossen ist. Er oder sie<br />

muss sich arbeitssuchend melden und an einer Profilingmaßnahme<br />

teilgenommen haben.<br />

Die Agentur für Arbeit ist immer im Vorfeld einer<br />

Entscheidung über Transfermaßnahmen zu beteiligen.<br />

Grundlage von Regelungen zum Transfer von Arbeitnehmern/-innen<br />

in andere Beschäftigungsverhältnisse ist<br />

der Sozialplan. Dessen Ziel muss es sein, den vom Wegfall<br />

des Arbeitsplatzes betroffenen Arbeitnehmern/-<br />

innen durch Vermittlungs- und Qualifizierungsangebote<br />

den Übergang in eine andere Beschäftigung zu erleichtern.<br />

Wer es ernst meint mit der Unterstützung der ausscheidenden<br />

Mitarbeiter, der investiert in Weiterbildung:<br />

Für ältere Arbeitnehmer/-innen ab 45 und für<br />

jene ohne Berufsabschluss können Zuschüsse von bis zu<br />

50 % für Weiterbildungsmaßnahmen übernommen<br />

werden.<br />

Die dritte Lösung: Weniger Aufträge bedeutet Zeit für<br />

Weiterbildung<br />

Wenn Firmen weiterhin Innovationsführer sein wollen,<br />

brauchen sie hochqualifizierte Köpfe. Neu an der Digitalisierung<br />

in ihrer Auswirkung auf den Arbeitsmarkt ist<br />

auch, dass sie sich – stärker als andere technologische<br />

Entwicklungen in der Vergangenheit – nicht vorrangig<br />

auf die Ebene der Geringqualifizierten auswirkt, sondern<br />

insbesondere die Ebene der Facharbeiter, Meister,<br />

Techniker und Ingenieure treffen wird, in großen wie in<br />

kleinen Unternehmen.<br />

In den zurückliegenden Jahren habe ich oft in den<br />

Betrieben gehört: „Wir haben so viele Aufträge und Arbeit<br />

und machen Überstunden, für Weiterbildung haben<br />

wir gerade keine Zeit.“ Ich würde mich freuen, wenn<br />

ich jetzt hören könnte: „Wir haben aktuell zwar etwas<br />

weniger Aufträge, aber wir nutzen die Zeit für die<br />

Weiterbildung und machen uns fit für die Herausforderungen.“<br />

Seit dem 1. Januar 2019 gibt es hierfür erweiterte<br />

Fördermöglichkeiten der Agenturen für Arbeit. Mit dem<br />

Qualifizierungschancengesetz wurde die Möglichkeit<br />

geschaffen, über alle Unternehmensgrößen hinweg und<br />

weit weniger abhängig vom Alter der Beschäftigten<br />

Qualifizierung zu unterstützen. Konkret bedeutet dies:<br />

Es werden sowohl Anteile der Kosten der Weiterbildungsmaßnahme<br />

als auch des entstandenen Lohnausfalls<br />

übernommen. Kurzarbeit kann also überflüssig<br />

werden, wenn ein Teil der Mitarbeiterkapazität durch<br />

Weiterbildung gebunden ist und die Auftragslage für die<br />

verbleibenden Mitarbeiter ausreicht. Wie hoch die Beteiligung<br />

der Agentur für Arbeit an den Kosten der Weiterbildung<br />

und am Lohnausfall ist, ist abhängig vom<br />

Ziel der Weiterbildung und der Unternehmensgröße.<br />

Unternehmen brauchen auch weiterhin die gleiche<br />

Zahl an Fachkräften als Garanten für Innovation und<br />

Wettbewerbsfähigkeit, nur brauchen sie sie mit teilweise<br />

grundlegend veränderten und erweiterten Kompetenzen.<br />

Hier müssen wir alle jetzt ansetzen, wenn wir nicht<br />

einfach die Klage über den Fachkräftemangel – nur mit<br />

anderen Berufen – erneut anstimmen wollen, sobald die<br />

Konjunktur wieder anzieht.<br />

•<br />

Christian Rauch<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />

Regionaldirektion Baden-Württemberg der<br />

Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Stuttgart<br />

Kurzarbeitergeld in zwei Varianten<br />

Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld (KUG) soll bei einem vorübergehenden<br />

Arbeitsausfall helfen, Durststrecken durchzustehen, ohne Mitarbeiter entlassen<br />

zu müssen. Die Höhe beträgt 60 % des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts<br />

(67 % bei Mitarbeiter/-innen mit Kindern), wird vom Betrieb mit dem restlichen<br />

Lohn ausbezahlt und dann mit der Agentur für Arbeit abgerechnet. Sozialversicherungsbeiträge<br />

werden für KUG auf Basis von 80 % des Unterschieds -<br />

betrages zwischen Soll-Brutto und des Ist-Brutto fällig und werden vom Arbeitgeber<br />

allein getragen.<br />

Das Transfer-Kurzarbeitergeld zielt im Unterschied zum KUG darauf ab, betroffenen<br />

Arbeitnehmer/-innen bei Personalanpassungsmaßnahmen den Transfer in<br />

ein anderes Beschäftigungsverhältnis zu erleichtern, damit Arbeitslosigkeit<br />

möglichst nicht eintritt. Transfer-Kurzarbeitergeld wird ebenfalls längstens für<br />

zwölf Monate gewährt. Die Kurzarbeit muss vorab schriftlich bei der Agentur<br />

für Arbeit angezeigt werden. Auch für die ausgefallenen Arbeitsstunden müssen<br />

Beiträge zur Sozialversicherung entrichtet werden. Basis sind 80 % des Unterschiedsbetrages<br />

zwischen Soll-Brutto und Ist-Brutto. Die Beiträge hat der Arbeitgeber<br />

allein zu tragen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 21


news & management<br />

Menschen werden krank,<br />

wenn das Schichtsystem<br />

von oben aufgedrückt<br />

wird und sie keine Einflussmöglichkeiten<br />

haben.<br />

Bild: Industrieblick/<br />

stock.adobe.com<br />

Schichtarbeit gesund gestalten<br />

Besser vorwärts<br />

rotieren<br />

Gesundheitsmanagement | Immer mehr Schichtarbeiter<br />

kommen in die Jahre. Ein modernes, bedürfnisgerechtes<br />

Schichtsystem ist jedoch oft Fehlanzeige.<br />

Dabei können Unternehmen für die Gesunderhaltung<br />

ihrer wichtigen Potenzialträger einiges tun.<br />

Acht Jahre lang arbeitete Thomas Reinders<br />

(Name von der Redaktion geändert) bei einem<br />

Automobilzulieferer im Schichtbetrieb<br />

– mit wöchentlich wechselnden Schichten.<br />

Besonders belastend empfand er den Wechsel<br />

nach fünftägiger Nachtschicht auf die<br />

Frühschicht – trotz freier Tage dazwischen,<br />

die zur Erholung irgendwann nicht mehr<br />

ausreichten. So wie Reinders geht es vielen<br />

älteren Schichtarbeitern: Die Lebensge -<br />

staltung mit ständig wechselnden Arbeitszeiten<br />

beeinträchtigt die Gesundheit, weil<br />

sie den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus<br />

ignoriert.<br />

Die jüngste Analyse der Hans-Böckler-<br />

Stiftung kommt zu dem Ergebnis: Ab dem<br />

50. Lebensalter lässt die Regenerations -<br />

fähigkeit im Durchschnitt nach, was Unfälle<br />

begünstigt. Auch treten Schlafstörungen<br />

und Magen-Darm-Erkrankungen zunehmend<br />

auf. Wer viele Nachtschichten hintereinander<br />

fährt, ist besonders belastet. Nach<br />

arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

fällt körperliche Arbeit im höheren Alter<br />

schwerer; auch leisten ältere Arbeitnehmer<br />

in einer Nachtschicht in physiologischer<br />

Hinsicht mehr als in jüngeren Jahren.<br />

Arbeiten gegen die innere Uhr<br />

Die Arbeit entgegen dem Biorhythmus zieht<br />

körperliche und psychische Folgen nach<br />

sich: Bei den über 50-Jährigen steigt das<br />

Risiko für eine Herz-Kreislauf- Erkrankung<br />

um 40 %. Die Abkopplung vom normalen<br />

Tag-Nacht-Schema und die daraus folgenden<br />

Schlafdefizite schwächen die Abwehrkräfte<br />

und leisten auf diese Weise allen möglichen<br />

Zivilisationskrankheiten Vorschub.<br />

Arthrose, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen<br />

sind Beispiele hierfür und das Risiko,<br />

an Krebs zu erkranken, nimmt zu. Auch<br />

die Psyche leidet erheblich: depressive Verstimmungen<br />

sind typisch, die auch mit dem<br />

Verlust von sozialen Bindungen einherge-<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


hen. Schichtarbeiter beklagen, dass mit den<br />

unregelmäßigen Arbeitszeiten über die Jahre<br />

hinweg der Verlust von Freunden einhergeht.<br />

Trotz der negativen Auswirkungen ist die<br />

Wechselschichtarbeit zum Beispiel in der<br />

Automobil- oder Elektroindustrie aus Kostengründen<br />

unersetzbar, weil Produktions -<br />

linien nicht einfach gestoppt und Arbeits -<br />

abläufe nicht unterbrochen werden können.<br />

Mit einem ergonomischen Schichtsystem<br />

lässt sich die Arbeit positiv beeinflussen.<br />

Dabei gilt grundsätzlich: Je kürzer die<br />

Zyklen sind, desto gesundheitsfördernder.<br />

Viele Unternehmen arbeiten mit der<br />

2–2–2–3-Rotation, also zwei Tage Frühschicht,<br />

zwei Tage Spätschicht, zwei Tage<br />

Nachtschicht mit drei folgenden freien<br />

Tagen. Der schnelle Wechsel wird von den<br />

Schichtarbeitern subjektiv als angenehmer<br />

empfunden als zum Beispiel fünf Tage<br />

Nachtschicht, weil sie erst gar nicht in einen<br />

gleichförmigen Rhythmus hineinkommen,<br />

der die Umstellung auf die jeweils andere<br />

Schicht erschweren würde.<br />

Praxisbeispiel: arbeitsplatznahe Angebote<br />

BASF hat das kurz rotierende Modell bereits<br />

seit Jahrzehnten eingeführt hat – mit<br />

guten Erfahrungen. Bei der Schichtplan -<br />

gestaltung wird darauf Wert gelegt, dass die<br />

Schichten möglichst nach vorne rotieren:<br />

von Früh- zur Spätschicht und von der Spätzur<br />

Nachtschicht. Die Vorwärtsrotation mit<br />

einer schrittweisen Verlängerung des Tages<br />

entspricht eher unserem Biorhythmus. Die<br />

Schichtgänger können eher am Sozial-und<br />

Familienleben teilnehmen als bei längeren<br />

Spät-oder Nachtschichten, was sich gesundheitsförderlich<br />

auswirke. Schichtpläne wer-<br />

den zwecks einer größtmöglichen Planungssicherheit<br />

frühzeitig geplant. Darüber hinaus<br />

können die Schichtarbeiter alle zwei<br />

Jahre, die über 50-Jährigen sogar jährlich,<br />

eine arbeitsmedizinische Untersuchung in<br />

Anspruch nehmen.<br />

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements sind<br />

die seit über 20 Jahren angebotenen Gesundheitsseminare<br />

für alle Wechselschichtarbeiter<br />

im zweiwöchigen Turnus. Jedes<br />

Jahr nehmen insgesamt circa 1500 Mitarbeiter<br />

teil; die Seminare zu den Themen Ernährung,<br />

Bewegung, Stressmanagement und<br />

gesunder Schlaf sind gefragt, tragen zur Verbesserung<br />

des Gesundheitsverhaltens des<br />

Einzelnen bei und finden während der Arbeitszeit<br />

statt.<br />

Die Schichtplanung sollte<br />

auch die Bedürfnisse der<br />

Mitarbeiter in der jeweiligen<br />

Lebensphase berücksichtigen.<br />

Bild:<br />

Ngampol/stock.acobe.com<br />

Um die im Arbeitszeitgesetz festgelegte<br />

Regenerationsphase von elf Stunden zwischen<br />

zwei Schichten einzuhalten, gibt es<br />

klare Pausenregelungen zu festgesetzten<br />

Zeiten. Darüber hinaus stellt der Chemiekonzern<br />

Pausenräume mit speziellen Ruhe-<br />

Sesseln mit Massagefunktion für den Power<br />

Nap zur Verfügung. Ein arbeitsplatznahes,<br />

kurzes Training für die Rückengesundheit<br />

oder gegen Verspannungen im Schulter-<br />

Nacken-Bereich bietet die Power Plate: Auf<br />

einer vibrierenden Plattform durchläuft der<br />

Mitarbeiter je nach Bedarf ein aktivierendes<br />

oder entspannendes Programm mit entsprechenden<br />

Übungen. Schichtarbeiter entwickeln<br />

häufig eine überdauernde Müdigkeit.<br />

Die Power Plate aktiviert den Menschen auf<br />

angenehme Art und ist sehr effektvoll.<br />

Im Mittelstand mit vergleichsweise geringeren<br />

Personalressourcen bietet sich das<br />

flexible Schichtsystem an, das auf die Mit -<br />

gestaltung der Schichtarbeiter setzt. Neben<br />

individuellen Zeitbedarfen zum Beispiel für<br />

Familienaufgaben sollten bei der Schichtplanung<br />

auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter<br />

in der jeweiligen Lebensphase berücksichtigt<br />

werden. So sollte der Schichtleiter eher<br />

die Junggesellen am Wochenende einsetzen,<br />

während Familienväter wenigstens zwei<br />

freie Wochenenden pro Monat haben sollten.<br />

Bei Schichtarbeitern ab 50 sorgt eher der<br />

Zeitausgleich als ein Geldzuschlag für eine<br />

höhere Arbeitszufriedenheit; zusätzliche<br />

Urlaubstage können sich positiv auf die Gesundheit<br />

auswirken. Die Älteren tendenziell<br />

weniger zur Nacharbeit einzusetzen, wäre<br />

eine weitere Möglichkeit. Generell lohnt es<br />

sich für Betriebe, in die Führungsqualität<br />

der Schichtleiter zu investieren: Ein transparenter,<br />

wertschätzender Führungsstil, der<br />

Handlungsspielräume ermöglicht, trägt<br />

auch zur Mitarbeiterbindung bei. Bei der<br />

Dienstplangestaltung möglichst auf die<br />

Wünsche einzugehen, ist eine Form der Anerkennung.<br />

Gesundheit in die eigene Hand nehmen<br />

Nicht nur der Betrieb ist dafür verantwortlich,<br />

die aus der Schichtarbeit resultierenden<br />

Risiken einzudämmen: Die Schichtarbeiter<br />

selbst können auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

Einfluss nehmen, und zwar<br />

auf die Faktoren Ernährung, Bewegung,<br />

Schlaf und soziale Kontakte. Einen Ausgleich<br />

zwischen Arbeit und Freizeit zu finden,<br />

ist besonders für Arbeitnehmer, die gegen<br />

ihre innere Uhr arbeiten, von zentraler<br />

Bedeutung. Die Selbstverantwortung der<br />

Mitarbeiter einerseits und die gesundheitsförderlichen<br />

Rahmenbedingungen anderseits<br />

sorgen dafür, dass das Unternehmen<br />

seine Wettbewerbsfähigkeit erhält und Mitarbeiter<br />

langfristig und bis ins hohe Rentenalter<br />

gesund in der Schichtarbeit bleiben<br />

können.<br />

•<br />

Mehr zu den Grundregeln für die Schichtplanung<br />

unter www.industrieanzeiger.de,<br />

Suchwort: Schichtplanung<br />

Dr. Jürgen Siebenhünen<br />

Sportwissenschaftler und Experte für gesunde<br />

Schichtarbeit bei der UBGM- Unternehmensberatung<br />

für betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

Berlin<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 23


news & management<br />

Büro war gestern,<br />

Café und Strand sind<br />

heute! Ortsunabhängiges<br />

Arbeiten liegt vor allem<br />

bei jungen Fachkräften<br />

im Trend. Digitale Technologien<br />

verlagern den<br />

Schreibtisch aus dem<br />

Büro in die Welt hinaus.<br />

Bild: Jelena/stock.adobe.com<br />

bvik-Experten über Trendthemen im B2B<br />

Wachstum dank<br />

neuer Wege<br />

Marketing | Die 10er-Jahre sind bereits Geschichte<br />

und das neue Jahrzehnt startet für B2B-Marketer mit<br />

einigen neuen Herausforderungen. Um den Wandel<br />

aktiv gestalten zu können, ist es wichtig, Trends frühzeitig<br />

zu identifizieren.<br />

Die digitale Transformation hat massive Auswirkungen<br />

auf den Marketing-Alltag im B2B-Umfeld. So werden<br />

die Kundenbeziehungen durch die Digitalisierung komplett<br />

umgekrempelt. Neue Technologien schaffen neue<br />

Möglichkeiten, die Reise des Kunden zu begleiten. Dadurch<br />

verändert sich die Arbeit der Marketing-Mitarbeiter<br />

nachhaltig. Um auch zukünftig erfolgreich agieren<br />

und sich am Markt behaupten zu können, müssen<br />

B2B-Unternehmen den Wandel aktiv mitgestalten.<br />

Vertrieb und Marketing – es wächst zusammen, was<br />

zusammengehört<br />

Neue Methoden bei der Lead-Generierung erfordern,<br />

dass Vertrieb und Marketing mehr denn je zusammenarbeiten<br />

und eine Einheit werden. Silo-Denken gehört damit<br />

endgültig der Vergangenheit an. Nur gemeinsam ge-<br />

setzte und verfolgte Ziele funktionieren. In der Theorie<br />

wird das bereits seit Langem gepredigt – in der Praxis ist<br />

eine wirklich funktionierende, kooperative und aufeinander<br />

angewiesene Zusammenarbeit noch selten zu<br />

finden. In 2020 haben B2B-Unternehmen nun die Gelegenheit,<br />

die Silos einzureißen und aus einem „wir“ und<br />

„die da“ eine gemeinsame und effiziente Einheit zu bilden,<br />

die sich die Bälle gegenseitig zuspielen und Hand in<br />

Hand die Ziele erreichen.<br />

Account Based Marketing gewinnt an Bedeutung<br />

Wenn die 10er das Jahrzehnt des Inbound-Marketings<br />

waren, dann werden die 20er nun die Zeit des Account<br />

Based Marketings (ABM) – vor allem im B2B-Marketing.<br />

Doch ist das ein weiteres Buzzword, das sich Marketer<br />

merken sollten, oder alter Wein in neuen Schläuchen?<br />

Vermutlich ist es vielmehr die konsequente Fortführung<br />

und Kombination bereits etablierter Methoden.<br />

Beim ABM werden Komponenten des 1:n-Marketings<br />

mit altbewährten Vertriebstechniken wie Key-<br />

Account-Management kombiniert. Im Gegensatz zum<br />

reaktiven Ansatz beim Inbound-Marketing stellt ABM<br />

den Trichter auf dem Kopf. Aus einem gewöhnlichen<br />

Lead-basierten Trichter wird ein Account-basierter. Potenzielle<br />

Kunden werden gezielt und aktiv bearbeitet.<br />

Somit eignet sich ABM vor allem für B2B-Unternehmen,<br />

die auf weniger und größere Kunden ausgerichtet<br />

sind.<br />

Wichtig dabei ist, dass Marketing und Vertrieb eine<br />

Einheit bilden. Alle Aktivitäten werden auf einzelne, benannte<br />

Zielunternehmen ausgerichtet. Jeder Kontakt innerhalb<br />

des Buying Centers wird dabei berücksichtigt<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


und mit gezielten Informationen versorgt – mal vom<br />

Marketing, mal vom Vertrieb kommend. Die Grenzen<br />

verschwimmen, es gibt keine klare Abgrenzung und<br />

Übergabe der Leads zwischen Marketing und Vertrieb.<br />

Stattdessen werden Leads gemeinsam und gleichzeitig<br />

bearbeitet. Die Teams sind eng aufeinander abgestimmt.<br />

Es gibt weniger Streuverluste als bei breit angelegten<br />

Leadgenerierungs-Maßnahmen und ein Erfolg bei ABM<br />

überwiegt etlichen kleinen Deals.<br />

DSGVO & ePrivacy-Verordnung weiter im Fokus<br />

Nach der DSGVO ist vor der ePrivacy- Verordnung.<br />

Auch wenn es 2019 noch nicht zu einer Einigung kam,<br />

die ePVO wird 2020 (voraussichtlich) kommen – und<br />

mit ihr das Ende von Tracking ohne Einwilligung. Egal<br />

ob für Analyse-Zwecke oder das Sammeln von personenbezogenen<br />

Daten für die Anreicherung von Nutzerprofilen.<br />

Ohne Opt-In geht hier spätestens seit dem<br />

EuGH-Urteil vom Oktober 2019 nichts mehr. Es ist also<br />

besser, dass Unternehmen ihre Maßnahmen und Technologien<br />

darauf ausrichten und Wege finden, wie sie<br />

beides miteinander vereinen. Wichtig ist hierbei Transparenz<br />

und Information. Die Nutzer von heute sind aufgeklärter,<br />

als manch Marketer sich vorstellen mag.<br />

B2B-Marketer müssen in ihren Prozessen einfach sowie<br />

übersichtlich darstellen, welche Daten sie verarbeiten<br />

möchten und für welche Zwecke sie die Daten benötigen<br />

– die Entscheidung sollten sie aber dem Nutzer<br />

überlassen.<br />

Organische Reichweite in Social-Media sinkt (weiter)<br />

In 2020 sollten Marketingverantwortliche ihre Social-<br />

Media-Strategie über denken. Alte Rezepte funktionieren<br />

nicht länger, die Relevanz von bewährten Plattformen<br />

sinkt und neue Player stehen schon bereit. Nach<br />

neueren Untersuchungen erreichen Posts auf der<br />

Unternehmens- Facebook-Seite nur noch zwei Prozent<br />

der Follower. Engagement und nennenswerte Reichweite<br />

erhält man heute nur noch, wenn man auf Video- und<br />

Live-Content sowie Anzeigen setzen – am besten in<br />

Kombination. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei<br />

den B2B-Social-Media-Portalen LinkedIn und Xing.<br />

Während sich Xing mit halbgaren Relaunches und zweifelhafter<br />

User Experience wohl auch in 2020 noch mehr<br />

in die Bedeutungslosigkeit manövriert, setzt LinkedIn<br />

auf Content, Video, Events und Fokusseiten und wird<br />

immer mehr zum Facebook für Unternehmen.<br />

Unternehmen müssen dieses Jahr auf snack-baren Video-Content<br />

(Inhalte, die besonders schnell aufgenommen<br />

und weitergeleitet werden können) setzen, vorhandene<br />

Inhalte recyceln und kreative Content-Schnipsel<br />

kreieren, die sie auf ihrer wohlbedachte Auswahl an Social-Media-Kanälen<br />

ausspielen. Dabei sollten B2B-Unternehmen<br />

Instagram und vielleicht auch TikTok im Auge<br />

behalten. Richtig genutzt können diese auch im<br />

B2B-Marketing ihre Zielgruppe dort erreichen.<br />

bvik-Trendpaper 2020<br />

Remote Work – ortsunabhängig arbeiten<br />

Ein Megatrend, der hier ein bisschen aus der Reihe fällt,<br />

ist das Thema Remote Work. Alle leben inzwischen in<br />

einer voll digitalisierten Welt – ob sie wollen oder nicht.<br />

Auch im Marketing ist es wichtiger denn je, sich mit<br />

Kollegen in anderen Landesgesellschaften, externen<br />

Partnern und Mitarbeitern kontinuierlich und einfach<br />

abzustimmen. Hinzu kommt, dass auch im Marketing<br />

Fachkräftemangel herrscht.<br />

Für die Geschäftsführer-Ebene gilt es, die Organisation<br />

zu öffnen sowie methodisch und technisch die Voraussetzungen<br />

zu schaffen, um ortsunabhängig zusammenzuarbeiten.<br />

Und dabei ist nicht gemeint, Arbeitnehmern<br />

zu ermöglichen, einmal im Monat im Homeoffice<br />

zu arbeiten, das man sich erst „verdienen“ muss. Junge,<br />

gut ausgebildete Fachkräfte setzen inzwischen voraus,<br />

dass sie nicht immer und grundsätzlich für alles im Büro<br />

präsent sein müssen. Den besten SEO-Spezialisten beispielsweise,<br />

der so dringend für das Marketing-Team<br />

gebraucht wird, findet man nicht unbedingt am eigenen<br />

Firmensitz im tiefsten Schwarzwald. In der gesamten<br />

Arbeitswelt, speziell im B2B-Umfeld, muss ein Bewusstsein<br />

entstehen, dass es hier nicht nur Schwarz und Weiß<br />

gibt. Arbeitgeber müssen Angebote schaffen, um auch<br />

weiterhin attraktiv zu bleiben.<br />

•<br />

Thorsten Wälde<br />

Geschäftsführender Gesellschafter von Digimojo und<br />

Mitglied im bvik<br />

Bild: bvik<br />

Der bvik – der Industrie-Verband<br />

für Kommunikation & Marketing,<br />

hat fünf Megatrends identifiziert,<br />

die B2B-Marketer kennen sollten, um<br />

den Wandel aktiv mitzugestalten.<br />

Das aktuelle bvik-Trendpaper 2020<br />

„NEW BUSINESS – NEW MARKE-<br />

TING – NEW CULTURE — Fünf<br />

Thesen zur Zukunft des B2B-Marketings“<br />

steht Interessierten kostenlos<br />

zum Download zur Verfügung unter<br />

www.bvik.org.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 25


technik & wissen<br />

Der smarte Werkzeug -<br />

halter iTendo misst<br />

Beschleunigungen und<br />

Vibrationen direkt am<br />

Werkstück und gibt die<br />

Daten an die Maschinensteuerung<br />

weiter. Über<br />

eine mitgelieferte App<br />

können Nutzer die Informationen<br />

auf PC, Tablet<br />

oder Handy abrufen und<br />

für Trendanalysen nutzen.<br />

Bilder: Schunk<br />

Smarte Spannsysteme verbessern die Prozessqualität und die Produktivität<br />

Wenn der Werkzeughalter<br />

zum Detektiv wird<br />

Spanntechnik | Mechatronische Systeme sammeln Prozessinformationen<br />

und kommunizieren mit der Maschinensteuerung.<br />

Damit schaffen sie Transparenz und helfen, Anomalien<br />

früh zu erkennen. Selbst anspruchsvolle Fertigungsabläufe<br />

lassen sich so prozesssicher am Limit betreiben. ❧ Mona Willrett<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


„Unser smarter Werkzeughalter iTendo<br />

passt Schnittparameter automa tisiert<br />

an sich ändernde Bedingungen an“, sagt<br />

Johannes Ketterer, Executive Vice President<br />

Clamping Technology bei Schunk.<br />

Das Hydro-Dehnspannfutter iTendo<br />

ist mit Sensor, Akku und Sendeeinheit<br />

ausgestattet. Es erfasst Prozessparameter<br />

direkt am Werkzeug.<br />

Regelkreis des smarten<br />

iTendo: Der Werkzeughalter<br />

bietet Funktionen von<br />

der reinen Prozesskontrolle<br />

bis hin zur Echtzeitregelung<br />

von Drehzahl und<br />

Vorschubgeschwindigkeit.<br />

Bionische Formen, dünnwandige Leichtbaustrukturen,<br />

minimale Halteflächen, um die<br />

Komplettbearbeitung von fünf Seiten zu ermöglichen,<br />

oder hohe Schnittkräfte aufgrund<br />

schwer zerspanbarer Werkstoffe –<br />

das Arbeitsleben von Spannsystemen wird<br />

immer anspruchsvoller. Viele klassische<br />

Werkzeug- oder Werkstückhalter sind damit<br />

überfordert. Insbesondere, wenn hohe Prozesssicherheit<br />

und Automation gefragt sind.<br />

Hinzu kommen jene Anforderungen, die aus<br />

der digitalen Vernetzung resultieren.<br />

Standardisierte Schnittstellen sind wichtig<br />

Die Möglichkeit einer permanenten Prozesskontrolle<br />

und der adaptiven Prozesssteuerung wird<br />

auch in der Spanntechnik immer wichtiger. Ihr<br />

Potenzial werden smarte Systeme im Markt aber<br />

nur dann ausspielen können, wenn standardisierte<br />

Schnittstellen – sowohl fürs digitale Vernetzen<br />

als auch fürs Verbinden der<br />

Hardware – eine einfache,<br />

schnelle und sichere Handhabung<br />

gewährleisten – gerade<br />

auch für kleinere oder<br />

mittlere Fertigungsbetriebe.<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Um all dem gerecht zu werden, integrieren<br />

Entwickler zunehmend ausgeklügelte<br />

Sensoriken in ihre Spannsysteme. Diese<br />

Mess- und Überwachungstechnik soll helfen,<br />

Schwingungen zu eliminieren, Rattermarken<br />

oder Verformungen zu vermeiden,<br />

sowie das Prozesswissen zu mehren oder<br />

Abläufe an sich ändernde Bedingungen anzupassen.<br />

Die erfassten Kräfte, Vibrationen<br />

oder Temperaturen werden in Echtzeit an<br />

die Maschinensteuerung übertragen. Sie<br />

kann dann bei Bedarf die Bearbeitung stop-<br />

pen oder der ebenfalls im Spannmittel integrierten<br />

Aktorik den Befehl geben, Prozessgrößen<br />

an aktuelle Gegebenheiten anzupassen.<br />

Werkstücke, die beim Zerspanen aus<br />

einem rotierenden Futter gezogen werden –<br />

weil die Spannkraft aufgrund der wirkenden<br />

Fliehkräfte nachlässt –, gehören damit<br />

der Vergangenheit an. Ebenso unerwünschte<br />

Verformungen an dünnwandigen Bauteilen,<br />

die stramm gespannt wurden, um diesen<br />

Spannkraftabfall auszugleichen. Beispiele<br />

für solche Systeme sind das intelligente<br />

Spannfutter Toplus IQ von Hainbuch<br />

oder die elektromechanischen Module der<br />

e-motion-Reihe von SMW-Autoblok.<br />

Doch nicht nur die Kraft, mit der sie zupacken,<br />

können smarte Spannsysteme an<br />

die jeweilige Situation anpassen. Das Hydro-Dehnspannfutter<br />

iTendo von Schunk<br />

etwa überwacht den Zerspanungsprozess<br />

unmittelbar am Werkzeug und ermöglicht<br />

durch die Kommunikation mit der Maschinensteuerung<br />

eine Echtzeitregelung der<br />

Schnittparameter.<br />

Ausgestattet mit Sensor, Akku und Sendeeinheit<br />

überträgt das smarte Futter die erfassten<br />

Daten drahtlos an eine Empfangseinheit<br />

im Maschinenraum und von dort<br />

per Kabel an eine Regel- und Auswerteeinheit.<br />

Ein Algorithmus ermittelt fortlaufend<br />

eine Kenngröße für die Prozessstabilität.<br />

Passend zur jeweiligen Anwendung können<br />

über einen Webservice sowohl die Grenz-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 27


werte als auch Reaktionen bei deren Überoder<br />

Unterschreiten definiert werden.<br />

Der Aufwand fürs Implementieren dieses<br />

Systems hängt von der gewählten Ausbaustufe<br />

ab. In der einfachsten Variante, die<br />

ohne maschinenseitige Anpassungen auskommt,<br />

lassen sich lediglich die Live-Daten<br />

des Sensors über eine Cloud-Anbindung am<br />

Schunk-Dashboard anzeigen. Eine Stufe<br />

weiter wird der Echtzeitcontroller über digitale<br />

oder analoge Signale mit der Maschinensteuerung<br />

verbunden, so dass bei auftretenden<br />

Anomalien ein Alarm ausgelöst oder<br />

der Prozess gestoppt werden kann. Die<br />

höchste Ausbaustufe ermöglicht zudem den<br />

Informationsaustausch zwischen Spannmittechnik<br />

& wissen<br />

eine Empfangseinheit, die im Maschinenraum<br />

maximal zwei Meter vom Werkzeughalter<br />

entfernt installiert wird. Sie versorgt<br />

eine Echtzeiteinheit im Schaltschrank kabelgebundenen<br />

mit den Daten.“ Das gewährleiste<br />

eine prozess sichere Datenübertragung<br />

und maximiere zugleich die Akkulaufzeit<br />

des Werkzeughalters. „Der Echtzeitcontroller<br />

im Schaltschrank ist erforderlich, um die<br />

vom Werkzeughalter generierten Daten auszuwerten<br />

und gegebenenfalls die Maschinensteuerung<br />

mit den entsprechenden Informationen<br />

zu versorgen.“ So kann das System<br />

beispielsweise einen Alarm auslösen<br />

oder an sich ändernde Bedingungen angepasste<br />

Schnittparameter initiieren.<br />

gängigen Spanndurchmessern standardisieren.<br />

Weitere Spindelschnittstellen sind in Arbeit.<br />

Darüber hinaus sollen künftig auch andere<br />

Werkzeughalter des Hauses mit der<br />

Sensorik ausgestattet werden.<br />

Intelligente Werkzeugaufnahmen verbinden<br />

ein hohes Maß an Transparenz mit den<br />

Potenzialen einer autonomen Prozessregelung.<br />

Und das – im Vergleich zu bewährten<br />

Werkzeughaltern – ohne Einbußen hinsichtlich<br />

Qualität und Leistung. Die aktuellen<br />

Pilotanwendungen zeigen laut Johannes<br />

Ketterer eine Reihe konkreter Nutzenpotenziale:<br />

„Die schwingungsarme Bearbeitung<br />

resultiert in brillanten Oberflächenqualitäten,<br />

bei Mikrowerkzeugen ermög lichen die<br />

„Bei komplexen Fertigungsaufgaben<br />

sind zunehmend Spannlösungen mit<br />

smarten Assistenzsystemen gefragt“, sagt<br />

Dr. Stefan Bonerz von Ott-Jakob.<br />

Mehrere Sensor- und<br />

Assistenzsysteme achten<br />

darauf, dass das Zerspanwerkzeug<br />

stets perfekt in<br />

der Spindel gespannt ist.<br />

Bilder: Ott-Jakob<br />

tel und Maschine. „Für diese adaptive Regelung<br />

empfiehlt es sich, einen Servicetechniker<br />

hinzuzuziehen“, sagt Johannes Ketterer,<br />

Executive Vice President Clamping Technology<br />

bei Schunk. „Ihm gelingt die Anbindung<br />

an die Maschinensteuerung mit überschaubarem<br />

Aufwand.“<br />

Den Aufbau des Regelkreises begründet<br />

Ketterer so: „Der sensorische Werkzeughalter<br />

rotiert mit bis zu 12.000 Umdrehungen.<br />

Eine kabelgebundene Übertragung scheidet<br />

damit aus.“ Eine drahtlose Funkverbindung<br />

via Bluetooth bis zum Empfänger im Schaltschrank<br />

wiederum sei aufgrund der zum<br />

Teil großen Distanz und der Schirmung des<br />

Schaltschranks ebenfalls nicht prozessstabil<br />

zu realisieren. „Deshalb nutzt unser System<br />

Die sensorische Werkzeugaufnahme hat<br />

die identische Störkontur wie das konventionelle<br />

Pendant. Doch das smarte Tool erlaubt<br />

eine lückenlose Zustands beobachtung<br />

und damit die Dokumentation der Prozessstabilität.<br />

Es überwacht Grenzwerte, erkennt<br />

einen Werkzeugbruch und ermöglicht<br />

eine echtzeitfähige Regelung von Drehzahl<br />

und Vorschub. Zudem lässt sich mithilfe der<br />

erfassten Daten der Werkzeugzustand analysieren<br />

und das maximale Zeitspanvolumen<br />

ableiten. Einsatzfelder sind Fräs-,<br />

Bohr-, Bohrsenk- oder Entgratoperationen.<br />

Die Serienreife des Systems ist für Anfang<br />

2020 geplant. Im ersten Schritt werden die<br />

Schwaben die Schnittstellen HSK-A 63 sowie<br />

HSK-A 100 mit 130 mm Länge und<br />

Daten eine Trendauswertung zum Werkzeugverschleiß,<br />

beim Bohrsenken von Großbauteilen<br />

in der Luftfahrtindustrie ist<br />

höchste Prozessstabilität gewährleistet oder<br />

beim automatisierten Entgraten lässt sich<br />

die Zustellung der Bürsten optimieren.“<br />

Der Weg zur durchgängigen Industrie<br />

4.0-Lösung endet jedoch nicht beim smarten<br />

Werkzeughalter. Auch die Spannein -<br />

heiten, die ihn mit der Spindel der Werkzeugmaschine<br />

verbinden, werden immer<br />

cleverer. So bietet beispielsweise Ott-Jakob<br />

für seine Produkte mehrere Assistenzsystemen<br />

an, mit deren Hilfe Nutzer anspruchsvolle<br />

Prozesse ausreizen und dabei trotzdem<br />

stets auf der sicheren Seite agieren können.<br />

Zum Angebot gehören<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


• das Multisensor-System MSU, das die<br />

Zugstangenposition, die Lösekolbenstellung<br />

sowie (optional) Leckagen überwacht,<br />

• ein Condition Monitoring System, das zuverlässig<br />

Leckagen in Drehdurchführungen<br />

detektiert und den Abnutzungsgrad<br />

der Dichtsätze überwacht,<br />

• die Plananlagenkontrolle Planko, die die<br />

Einspannqualität der Werkzeuge in der<br />

HSK-Schnittstelle überwacht, sowie<br />

• das Telemetriesystem Gaus, das Federkraft,<br />

Temperatur und Schwingungen an<br />

den rotierenden Komponenten des Spannsystems<br />

„im Auge behält“.<br />

Ott-Jakob hat bereits Ende der 90er-Jahre<br />

mit Forschungsarbeiten im Bereich Mechatronik<br />

und Sensorik begonnen. 2000 brachten<br />

die Bayern erste Produkte auf den<br />

Markt. Die ersten Assistenzsysteme waren<br />

dann 2011 verfügbar. „Getrieben durch die<br />

Entwicklung Richtung Industrie 4.0 stellen<br />

wir in den letzten Jahren eine stetig steigende<br />

Nachfrage nach solchen Systemen fest“,<br />

sagt Dr. Stefan Bonerz, der als Technologiemanager<br />

beim Spannspezialisten tätig ist.<br />

„Das Vernetzen von Spannsystemen<br />

schafft neue Möglichkeiten, Produktionsprozesse<br />

zu gestalten“, sagt Patrick<br />

Dannecker von SMW-Autoblok.<br />

Der Spannturm RT e-motion<br />

kann mit acht verschiedenen<br />

Spannmitteln bestückt werden,<br />

die sich individuell ansteuern<br />

lassen. Bilder: SMW-Autoblok<br />

Smarte Systeme minimieren Ausfallraten<br />

Der Trend gehe in zwei Richtungen: „Fürs<br />

Fertigen einfacher Teile setzen die Kunden<br />

auf kostengünstige Spanntechnik. Bei komplexeren<br />

Aufgaben sind hingegen Lösungen<br />

mit Assistenzsystemen zur Zustandsüberwachung<br />

gefragt. Mit deren Hilfe laufen selbst<br />

anspruchsvolle und hochautomatisierte Prozesse<br />

mit minimalen Ausfallraten.“<br />

Integriert in die Löseeinheit, steigert das<br />

sensorgestützte Assistenzsystem MSU sowohl<br />

die Verfügbarkeit als auch die Effizienz<br />

der Werkzeugmaschine nachhaltig.<br />

Die Sensorik und Auswerteelektronik ist<br />

platzsparend in der Löseeinheit vor -<br />

montiert, bietet Schutz gegen äußere<br />

mechanische Einflüsse und vermeidet zusätzlichen<br />

Aufwand bei der Montage. Das<br />

System kann in alle Löseeinheiten des Herstellers<br />

integriert und an Sonderlösungen<br />

angepasst werden. Für zusätzlichen Nutzen<br />

sorgt, dass aus den Messsignalen weitere<br />

statistische Informationen abgeleitet werden<br />

können, etwa die Anzahl der Werkzeugwechsel.<br />

Auch die Integration zusätzlicher<br />

Messaufnehmer – wie Temperatursensoren<br />

oder Dehnmessstreifen – ist möglich.<br />

Bereits Fremdkörper in der Größenordnung<br />

von einigen hundertstel Millimeter<br />

können beim Spannen zu einer Schiefstellung<br />

führen oder zum Achsversatz des<br />

Werkzeugs. Damit das nicht geschieht, überwacht<br />

Planko die Werkzeugauflagefläche.<br />

Die Radarelektronikkomponenten der Plananlagenkontrolle<br />

ermöglichen eine mikrometergenaue<br />

direkte Abstandsmessung.<br />

Um Störungen im Fertigungsprozess<br />

frühzeitig zu erkennen und so die Basis für<br />

eine optimale Maschinenverfügbarkeit zu<br />

schaffen, identifiziert das Condition Monitoring<br />

System für Drehdurchführungen<br />

Ausfallpotentiale und beugt damit ungeplanten<br />

Maschinenstillständen vor.<br />

Das modulare Telemetriesystem Gaus<br />

schließlich sichert eine hohe Bearbeitungsqualität<br />

im Produktionsprozess sowie die<br />

dauerhafte Betriebssicherheit der Werkzeugspindel.<br />

Die gemessenen Daten werden<br />

direkt an die Maschinensteuerung ausgegeben.<br />

Aufgrund des berührungslosen Aufbaus<br />

und des kleinen Bauraumes kann Gaus<br />

mit Drehzahlen von bis zu 32.000 min -1<br />

eingesetzt werden.<br />

Doch das smarte Spannen von Werkzeugen<br />

ist nur die halbe Antwort auf die Anforderungen<br />

an eine Industrie-4.0-taugliche<br />

Lösung. Die zweite Hälfte besteht darin,<br />

auch die Werkstücke clever zu fixieren. Sowohl<br />

in stationären Spannmitteln – etwa in<br />

Fräszentren – als auch in rotierenden auf<br />

Drehmaschinen.<br />

„Wir beschäftigen uns bereits seit Jahren<br />

mit Industrie 4.0 und digitaler Vernetzung“,<br />

sagt Patrick Dannecker. Der Leiter Vertrieb<br />

Stationäre Spanntechnik bei SMW-Autoblok<br />

in Meckenbeuren betont aber auch:<br />

„Elektromechanische Spannmittel sind äußerst<br />

komplex, ihre Entwicklung ist zeitintensiv.<br />

Uns war wichtig, innovative Produkte<br />

im Programm zu haben, die auch für<br />

künftige Anforderungen geeignet sind.“<br />

Nach dem elektrischen Flansch F500<br />

e-motion, der bereits seit 2015 bei Kunden<br />

im Einsatz ist, haben die Oberschwaben<br />

2017 die e-motion-Technologie in das 4-<br />

Backfutter MM e-motion integriert. Die<br />

neueste Ausbaustufe dieser Produktkategorie<br />

ist der Spannturm RT e-motion, den das<br />

Unternehmen auf der EMO 2019 erstmals<br />

präsentierte. Er hat acht Schnittstellen, die<br />

individuell mit unterschiedlichen Spannmitteln<br />

ausgerüstet werden können. Kraftspanner,<br />

Spannfutter oder Spanndorne werden<br />

durch einen axialen Spannhub betätigt.<br />

Spannkraft und Verfahrweg können bei<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 29


technik & wissen<br />

jedem dieser Module individuell angesteuert<br />

werden. Damit sind die einzelnen Spannmittel<br />

auch hinsichtlich ihrer Spannkraft und<br />

ihrer Spannposition permanent überwachbar.<br />

Energie und Daten werden, wie bei<br />

allen elektromechanischen Produkten aus<br />

der e-motion-Linie mittels eines eigens entwickelten<br />

induktiven Kopplersystems übertragen.<br />

Sämtliche Daten der Sensorik lassen<br />

sich so in Echtzeit zwischen Spannmittel<br />

und Maschinensteuerung austauschen.<br />

Auch Dannecker stellt fest, dass derartige<br />

Lösungen im Markt inzwischen auf großes<br />

Interesse stoßen. Die Gründe dafür lägen in<br />

den zunehmend anspruchsvollen Werkstücken<br />

und im Trend zur digitalen Vernetzung.<br />

„Nur mit einem elektromechanischen<br />

Spannmittel lässt sich die Spannkraft im<br />

Prozess anpassen. Bei sensiblen Teilen ist es<br />

sogar möglich, die Kraftwirkung einzelner<br />

Backen gezielt zu verändern.“ Eine immense<br />

Arbeitserleichterung und – insbesondere bei<br />

großen, schweren Bauteilen – ein enormer<br />

Gewinn an Sicherheit entsteht zudem, weil<br />

das Futter das Werkstück automatisch und<br />

selbstständig zentrieren kann.<br />

Das Implementieren der e-motion-<br />

Module ist laut Dannecker einfach: „Durch<br />

unsere eigene Steuerung AC-MM haben wir<br />

eine Plug-and-Play-Funktionalität.“ Der<br />

Spezialist für stationäre Spannsysteme betont,<br />

die Vernetzung schaffe ganz neue<br />

Möglichkeiten, Produktionsprozesse zu gestalten.<br />

„Das lässt sich an unserer Philosophie<br />

„Monitor-Think-Act“ aufzeigen. Die<br />

erste Stufe – Monitor – wäre beispielsweise<br />

eine Sensorik, die Spannkräfte misst und<br />

speichert. Im nächsten Schritt – Think –<br />

werden die Daten evaluiert und mittels eines<br />

Algorithmus ausgewertet.“ In der dritten<br />

Stufe – Act – könne, etwa bei einem Spannkraftabfall<br />

im Prozess, über automatisiertes<br />

Schmieren die Spannkraft wieder auf das<br />

Ausgangsniveau gehoben werden. Das intelligente<br />

Verhalten von Spannmitteln durch<br />

Kräfte mit voreingestellten Soll- und Grenzwerten<br />

ab und übermittelt das Ergebnis<br />

drahtlos an stationäre oder mobile Endgeräte,<br />

auf denen die App „Hilma Prozess Control“<br />

installiert ist. Wenn sich die Werte<br />

einem Grenzbereich nähern, warnt das System.<br />

Zudem können die Daten an die Maschinensteuerung<br />

kommuniziert werden,<br />

um im Bedarfsfall automatisiert in den Fertigungsprozess<br />

einzugreifen. Zu den wei -<br />

teren sensorischen Produkten aus dem<br />

Der sensorische Maschinenschraubstock HPC ermittelt Spannkräfte, gleicht sie mit<br />

voreingestellten Grenzwerten ab und warnt bei Abweichungen. Bild: Römheld<br />

Smarte Spannfutter wie das Toplus IQ gleichen steigende Fliehkräfte bei hohen<br />

Drehzahlen selbstständig aus und halten die Spannkraft so stets im idealen Bereich.<br />

den Einsatz lernfähiger Algorithmen ist Teil<br />

der künftigen vierten Ausbaustufe „Learn“.<br />

Ein Termin, wann diese Funktionalität eingeführt<br />

wird, steht aber noch nicht fest.<br />

Ein weiteres Beispiel für einen Anbieter<br />

von elektromechanischen Lösungen fürs<br />

sichere und effiziente Rüsten von Werkstücken<br />

ist Roemheld. Die Unternehmensgruppe<br />

hat unter anderem eine kompakte elektrische<br />

Wegmessung entwickelt, die bereits<br />

in verschiedenen Produkten integriert ist.<br />

Mit ihr lässt sich der komplette Hubbereich<br />

in Schritten von 0,1 mm überwachen. Dadurch<br />

kann das Spannelement beispielsweise<br />

unterschiedliche Werkstückhöhen erkennen.<br />

Eingesetzt wird diese Technik etwa im<br />

sensorischen Maschinenschraubstock HPC,<br />

den die Laubacher erstmals auf der Messe<br />

AMB im Herbst 2018 vorstellten. Er erweitert<br />

die Funktionen des bewährten Maschinenschraubstocks<br />

Hilma NC 125 und erfasst<br />

Spannkräfte in Echtzeit. Auch hier<br />

gleicht das Spannelement die ermittelten<br />

Roemheld-Portfolio gehören ein Schwenkspanner<br />

sowie die Nullpunktspannsysteme<br />

Stark.connect und Stark.airtec.<br />

Bei den rotierenden Spannsystemen beschäftigt<br />

sich beispielsweise Hainbuch in<br />

Marbach ebenfalls bereits seit Jahren mit<br />

sensorischen Lösungen. Ein Ergebnis der<br />

bisherigen Entwicklungsarbeit ist das intelligente<br />

Spannfutter Toplus IQ, das permanent<br />

die tatsäch liche Spannkraft am Werkstück<br />

misst. Auch hier erfolgt die Energieübertragung<br />

berührungslos. Die Daten werden direkt<br />

an die Maschinensteuerung übermittelt,<br />

die dann einen Soll-Ist-Wert-Abgleich<br />

durchführt und bei Bedarf eine Korrektur<br />

initiiert. Selbst eine In-Line-Werkstück-<br />

Maßkontrolle ist durch die integrierte<br />

Messsensorik möglich. Nah am Werkstück<br />

wird zudem die Temperatur überwacht.<br />

Neben dem Spannfutter Toplus IQ mit<br />

integrierter Messtechnik bieten die Marbacher<br />

weitere Produkte fürs smarte Rüsten<br />

von Werkstücken an. Dazu gehört das<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Spannkraftmessgerät Testit für die Außenund<br />

Innenspannung sowie fürs Messen der<br />

Einzugskräfte von HSK-Aufnahmen oder<br />

ein automatisierter Spannkopf- und Anschlagwechsel<br />

mittels Industrieroboter.<br />

Attilio Mandarello, Teamleiter Forschung<br />

und Entwicklung bei Hainbuch betont<br />

aber auch: „Daten zu generieren ist das<br />

eine. Sie sinnvoll zu verarbeiten, ist aber die<br />

eigentliche Herausforderung.“ Wenn es darum<br />

gehe, die Produktivität zu steigern und<br />

eine hohe Prozessstabilität zu gewährleisten,<br />

sei es deshalb wichtig, die Prozesse ganzheitlich<br />

zu betrachten. Mechatronische Systeme<br />

müssten Störfaktoren schon im Vorfeld erkennen<br />

und in der Lage sein, sie auszuschalten.<br />

Die komplette Auswertung und Visualisierung<br />

der Daten finde in der Maschinensteuerung<br />

statt. Der Bediener könne das System<br />

aber auch über eine App steuern.<br />

Damit die Bereitschaft bei Maschinenbauern<br />

und Anwendern weiter wachse,<br />

Die erfassten Daten kann<br />

der Nutzer jederzeit abrufen<br />

und bei Bedarf archivieren.<br />

Das schafft<br />

Transparenz und Sicherheit.<br />

Bilder: Hainbuch<br />

smarte Systeme im Fertigungsalltag einzusetzen,<br />

gelte es nun, die cyber-physischen<br />

Module plug-and-produce-fähig zu machen,<br />

sagt Mandarello. „Das ist auch der Grund,<br />

weshalb wir an Forschungsprojekten mitarbeiten,<br />

deren Ziel standardisierte Schnittstellen<br />

sind.“<br />

Um das Zusammenspiel von Sensorik<br />

und Elektronik geht es auch am 11. März<br />

2020 beim VDMA-Forum Spanntechnik im<br />

Rahmen der Messe Metav in Düsseldorf.<br />

Dort thematisiert Schunk den intelligenten<br />

Werkzeughalter, Mapal stellt intelligente<br />

und serialisierte Werkzeugsysteme für die<br />

vernetzte Fertigung von Morgen vor, Roemheld<br />

die sensorische Prozesskontrolle. Interessierte<br />

können sich bis zum 23. Februar<br />

unter http://hier.pro/N5pqz anmelden. •<br />

20.–24. APRIL 2020<br />

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HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 31


technik & wissen<br />

Vom Premierenerfolg selbst überrascht:<br />

Geschäftsführer und Inhaber Michael<br />

Stepper (2. v.l.) freut sich mit Mitarbeitern<br />

über den Gesamtsieg im Wettbewerb<br />

„Excellence in Production“.<br />

Bild: Michael Strauch<br />

Aachener Werkzeugbau-Kolloquium: Ressourcen besser auslasten<br />

Neue Chancen<br />

durch Mietmodelle<br />

Werkzeugbau | Digitale Vernetzung und innovative<br />

Geschäftsmodelle waren zentrale Themen beim 19.<br />

Aachener Werkzeugbau-Kolloquium. Am Vorabend<br />

wurde der Werkzeugbau 2019 gekürt. ❧ Mona Willrett<br />

„Der Trend zu umweltschonenden Technologien<br />

bleibt uns erhalten“, sagte Prof. Günther<br />

Schuh anlässlich des 19. Aachener<br />

Werkzeugbau-Kolloquiums. Die Industrialisierung<br />

habe zu einer zwar ökonomisch<br />

sinnvollen, aber wenig ökologischen Überproduktion<br />

geführt, so der Produktionswissenschaftler<br />

weiter, der den Direktorien der<br />

Aachener Institute WZL und Fraunhofer<br />

IPT angehört. Um die Welt nicht Naivlingen<br />

zu überlassen, müsse es gelingen, künftig<br />

Produkte und Ressourcen auch ökologisch<br />

auszunutzen. Intelligente Mietmodelle seien<br />

dabei von elementarer Bedeutung.<br />

„Auch dem Werkzeug- und Formenbau<br />

bieten Subskriptionskonzepte die Möglichkeit,<br />

innovative neue Geschäftsmodelle zu<br />

etablieren“, sagte Schuh. Dazu müsse sich<br />

die Branche vom Werkzeug- zum Produktivitätslieferanten<br />

wandeln. Statt wie bisher<br />

auf Anfrage ein Werkzeug oder Dienstleistungen<br />

zu liefern, müssten Werkzeugmacher<br />

künftig das vollständige Werkzeugmanagement<br />

des Kunden übernehmen und über<br />

Einkauf sowie Produktionsoptimierungen<br />

entscheiden. „Tooling as a Service muss zum<br />

Produktivitätsversprechen werden.“ Durch<br />

eine höhere Werkzeugauslastung könnten<br />

sowohl die Margen für den Kunden als auch<br />

für den Werkzeugbau steigen.<br />

In weiteren Vorträgen berichteten Referenten<br />

aus der Industrie über Erfahrungen<br />

mit der praktischen Umsetzung von Industrie<br />

4.0-Themen. So sprachen unter anderen<br />

• Ralf Hildebrand, Leiter Bauteilfertigung<br />

Julius Blum GmbH, über Fertigungstechnologien<br />

von der konventionellen Bearbeitung<br />

bis zur digitalen Vernetzung,<br />

• Gerd Ringelmann vom Werkzeugbau der<br />

ZF Friedrichshafen AG über Effizienzsteigerung<br />

durch die (Teil-)Automatisierung<br />

in Arbeitsplanung, CAM-Programmierung<br />

und Fremdvergabeentscheidungen,<br />

• Bernd Ströhlein, Bereichsleiter bei der Fischer<br />

Werkzeug- und Formenbau GmbH,<br />

über höchste Kundenorientierung durch<br />

Industrie 4.0, oder<br />

• Prof. Thomas Bergs, Direktor am WZL<br />

und am IPT, über digitale Fräsprozesse als<br />

Wegbereiter der Prognosefähigkeit.<br />

Jahrestreffen an der WBA<br />

Am Vortag des Kolloquiums fand zunächst<br />

das Mitglieder-Jahrestreffen der WBA<br />

Werkzeugbau-Akademie statt und im Anschluss<br />

daran die Preisverleihung im Wettbewerb<br />

„Excellence in Production“.<br />

Im Rahmen des Mitgliedertreffens stellte<br />

Prof. Wolfgang Boos, Geschäftsführender<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Beim Rundgang durch die Aachener<br />

Werkzeugbau-Akademie stellte Prof.<br />

Wolfgang Boos verschiedene Leistungen<br />

und Angebote der WBA vor.<br />

Bilder: Autorin<br />

„Subskriptionsmodelle bieten dem Werkzeug-<br />

und Formenbau die Möglichkeit, innovative,<br />

neue Geschäftsmodelle zu etablieren“,<br />

sagte Prof. Günther Schuh anlässlich<br />

des Aachener Werkzeugbau-Kolloquiums.<br />

Gesellschafter der WBA, ausgewählten<br />

Fachjournalisten einige Projekte vor. Zu den<br />

Tätigkeitsfeldern, die die WBA Werkzeugbau-Betrieben<br />

anbietet, gehören<br />

• die Industrieberatung,<br />

• Forschungsaktivitäten sowie<br />

• Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Darüber hinaus betreibt die WBA einen Demonstrationswerkzeugbau<br />

und erstellt Studien<br />

zu den unterschiedlichsten Branchenthemen.<br />

Boos betonte, die Akademie beschränke<br />

ihre Tätigkeit nicht auf den Werkzeug-<br />

und Formenbau, beschäftige sich vielmehr<br />

ganz allgemein damit, Unikate in Serie<br />

zu fertigen. Insofern sei das Know-how<br />

durchaus auch für andere Unternehmen interessant,<br />

die sich mit der Einzelteil-, Prototyp-<br />

oder Kleinserienfertigung beschäftigen.<br />

Stepper ist Werkzeugbau des Jahres 2019<br />

Einige der Finalisten im Branchenwettbewerb<br />

„Excellence in Production“ nehmen<br />

schon seit vielen Jahren teil und nutzen ihre<br />

Ergebnisse, um sich stetig zu verbessern. In<br />

diesem Jahr jedoch betrat ein neues Unternehmen<br />

die Bühne und belegte mit – laut<br />

Jury – exzellenten Werten prompt den ersten<br />

Platz. Während der feierlichen Abendveranstaltung<br />

im Krönungssaal des historischen<br />

Aachener Rathauses nahm Michael<br />

Stepper, Geschäftsführer und Inhaber der<br />

Fritz Stepper GmbH & Co. KG, vor rund<br />

300 Gästen den begehrten Preis stellvertretend<br />

für die Mitarbeiter des Pforzheimer<br />

Unternehmens entgegen. Die Laudatio hielt<br />

Dr. Sven Holsten, Werkzeugbauleiter des<br />

Vorjahressiegers Phoenix Contact.<br />

Ausschlaggebend für die Jury war die<br />

klare Fokussierung von Stepper auf hochpräzise<br />

Folgeverbundwerkzeuge für Elektronikkomponenten<br />

und die stetige Entwicklung<br />

neuer Lösungen, die als Differenzierungsmerkmal<br />

dienen. Der Einsatz qualitativ<br />

hochwertiger Maschinen mit geringem<br />

Durchschnittsalter und der hohe Automatisierungsgrad<br />

in der Fertigung fielen ebenso<br />

positiv ins Gewicht wie die Mehrmaschinenbedienung,<br />

die Rüst- und Programmierzeiten<br />

sowie die Maschinenauslastung.<br />

Nicht zuletzt lobte die Jury die Entwicklung<br />

intelligenter Werkzeuge mit integrierter Sensorik<br />

zum Erheben, Speichern und Verarbeiten<br />

von Daten aus dem Produktionsprozess<br />

sowie den Einsatz entsprechender Aktorik.<br />

Der 1965 gegründete Betrieb siegte auch<br />

in der Kategorie „Externer Werkzeugbau<br />

über 50 Mitarbeiter“.<br />

Die Besten in den weiteren Kategorien<br />

Bester „Externer Werkzeugbau unter 50<br />

Mitarbeiter“ ist einmal mehr W. Faßnacht<br />

Werkzeug- und Formenbau aus Bobingen.<br />

Die Jury hob hier besonders den klaren Fokus<br />

des Unternehmens aufs Herstellen komplexer<br />

Spritzgießwerkzeuge hervor, die in<br />

unterschiedlichen Branchen zum Einsatz<br />

kommen. Durch sein breites Kundenspektrum<br />

vermeide Faßnacht Abhängigkeiten<br />

von einzelnen Kunden und Branchen. Als<br />

weitere Besonderheiten werteten die Juroren<br />

den hohen Automatisierungsgrad durch eine<br />

technologieübergreifende Verkettung,<br />

kurze Programmier- und Rüstzeiten sowie<br />

die familiäre Arbeitsatmosphäre.<br />

Bester „Interner Werkzeugbau über 50<br />

Mitarbeiter“ ist 2019 die ZF Friedrichshafen<br />

AG. Die Schweinfurter überzeugten mit<br />

einer Vielzahl an Industrie-4.0-Lösungen,<br />

etwa dem automatisierten Erstellen von Arbeitsplänen<br />

auf Basis einer algorithmisch<br />

gestützten Analyse von CAD-Daten.<br />

In der Kategorie „Interner Werkzeugbau<br />

unter 50 Mitarbeiter“ siegte die Hilti AG<br />

aus Schaan in Liechtenstein. Zu den besonderen<br />

Stärken des internen Werkzeugbaus<br />

von Hilti zählt die Fokussierung auf die<br />

Kernkompetenzen und die klare Positionierung<br />

als Kompetenzzentrum für die Massivumformung,<br />

das Produktentwicklung und<br />

Serienproduktion weltweit unterstützt.<br />

Bewerbungsphase für EIP 2020 läuft<br />

Im vergangenen Jahr beteiligten sich 342<br />

deutschsprachige Werkzeug- und Formenbaubetriebe<br />

am Wettbewerb, in dem Spezialisten<br />

des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />

IPT und des Werkzeugmaschinenlabors<br />

WZL der RWTH Aachen gemeinsam<br />

mit einer fachkundigen Jury den<br />

Sieger ermitteln. 2020 veranstalten die Aachener<br />

Institute den Wettbewerb bereits<br />

zum 17. Mal. Unter www.excellence-in-pro<br />

duction.de können sich interessierte Unternehmen<br />

anmelden. Bis zum 1. März müssen<br />

sie dann den ersten Teil eines Fragebogens<br />

ausfüllen, in dem zentrale Aspekte zum Unternehmen<br />

abgefragt werden. Gleich im Anschluss<br />

erhalten sie eine erste Auswertung.<br />

Bis zum 1. Mai gilt es dann, vertiefende Fragen<br />

zu beantworten, um sich fürs Finale zu<br />

qualifizieren.<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 33


Vom Sensorträger über Gehäusekomponenten<br />

bis zu Verschleißteilen – auf acht<br />

vollautomatisierten Fräszentren des<br />

Typs C 42 U fertigt Rosen alle Frästeile<br />

für seine Inspektionsgeräte selbst.<br />

Bilder: Hermle<br />

gehört auch die Rosen Technology and Research<br />

Center GmbH, wo Goolkate Alternative<br />

Manager Shop Floor Machining ist.<br />

Johannes Bolmer, stellvertretender Fertigungsleiter,<br />

erzählt: „2016 standen wir vor<br />

der Aufgabe, bei gleichem Personaleinsatz<br />

den Output zu erhöhen. Gleichzeitig sollte<br />

unsere Fertigung aber auch schneller und<br />

flexibler werden.“ Sie bestand bis dahin aus<br />

Stand-Alone-Maschinen – darunter auch<br />

eine C 20 von Hermle. Damit entsprach sie<br />

zwar den hohen Ansprüchen an Qualität<br />

und Präzision, bot aber zu wenig Kapazität.<br />

Flexible Fertigungszelle sichert hohe Qualität und kurze Reaktionszeiten<br />

Molch sorgt für<br />

sichere Pipelines<br />

Fertigung | Die Inspektionsgeräte der Rosen-Gruppe<br />

überwachen die Sicherheit von Pipelines. Alle Komponenten<br />

für die Geräte fertigen die Lingener auf einer<br />

automatisierten Fertigungszelle von Hermle.<br />

„Am Ende geht es bei uns um Daten“, sagt<br />

Nico Goolkate. Gemeint sind Messdaten,<br />

gesammelt von technologisch anspruchsvollen<br />

Inspektionsgeräten – sogenannten Molchen<br />

–, die Veränderungen an oder in Pipelines<br />

frühzeitig entdecken. Entwickelt, gebaut<br />

und betrieben werden diese Molche<br />

von der Rosen-Gruppe, die damit weltweit<br />

für die Sicherheit von Gas- und Öl-Leitungen<br />

und damit den Schutz von Umwelt und<br />

Mensch sorgt. Zur Unternehmensgruppe<br />

Software übernimmt Auftragssteuerung<br />

Um die Fertigungstiefe zu erhöhen sowie<br />

schneller und flexibler reagieren zu können,<br />

investierte Rosen in vier Bearbeitungszentren<br />

des Typs C 42 U von Hermle. Ein Robotersystem<br />

RS 2 L des Gosheimer Maschinenbauers<br />

verbindet die 5-Achsen-Zentren<br />

zur vollintegrierten flexiblen Fertigungszelle.<br />

Die Softwarelösung Soflex erfasst Maschinen-<br />

und Betriebsdaten, organisiert die<br />

Betriebsmittelbereitstellung und übernimmt<br />

die Feinplanung sowie die Auftragssteuerung.<br />

Das Programm kommuniziert sowohl<br />

mit den Bearbeitungsmaschinen als auch<br />

mit dem unternehmensinternen CAD/CAMund<br />

ERP-System.<br />

Die Installation fand in Etappen statt.<br />

Zunächst nutzte Rosen die vier C 42 U als<br />

Stand-Alone-Maschinen. Nach sechs Monaten<br />

folgte der RS2-Roboter samt Linearsystem<br />

und einem Magazin mit Platz für bis zu<br />

250 Paletten unterschiedlicher Dimension.<br />

„Die Einarbeitung lief problemlos“, blickt<br />

Goolkate zurück. „Für die Bedienung des<br />

Robotersystems nahmen wir sowohl interne<br />

Schulungen als auch die Option der Produktionsbegleitung<br />

von Hermle in Anspruch.“<br />

Heute werden auf den Bearbeitungszentren<br />

zu 70 bis 80 % Edelstähle, aber auch<br />

Inconell, Titan, Aluminium und Kunststoffe<br />

bearbeitet. Die Fertigung läuft an sieben Tagen<br />

pro Woche rund um die Uhr. „Die einzigen<br />

Probleme, die bislang auftraten, waren<br />

Softwarefehler. Maschinenseitig haben wir<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


technik & wissen<br />

Das Robotersystem RS 2 L verbindet mehrere C 42 U zu einer flexiblen Fertigungszelle. Zusammen mit dem<br />

großen Palettenmagazin ermöglicht das eine 24/7-Fertigung – zum Teil in mannlosen Schichten.<br />

Zu 70 bis 80 % bearbeitet Rosen Edelstahl auf den<br />

automatisierten Fräszentren von Hermle. Vom Rohling<br />

bis zum fertigen Werkstück – hier ein Gelenkteil –<br />

erfolgen alle Bearbeitungsschritte auf einer C 42 U.<br />

keine Beanstandungen“, berichtet Michael<br />

Schnittker. Als Process Professional Factory<br />

bei Rosen Technology and Research betreut<br />

er das 18-köpfige Automationsteam. Fünf<br />

bis sechs Bediener sind pro Schicht für die<br />

Linearanlage mit Roboter zuständig. Nach<br />

der zweiten betreuten Schicht arbeitet die<br />

Fertigungszelle personenlos über Nacht<br />

weiter. Dabei kommt ein weiterer Vorteil<br />

der Hermle-Maschinen zum Tragen: „Die<br />

24/7-Bearbeitung schwer zerspanbarer Materialien<br />

braucht stabile Maschinen. Die C<br />

42 U vibrieren nicht und laufen jederzeit<br />

hochpräzise“, sagt Schnittker.<br />

Die Inspektionsmolche<br />

setzen sich aus mehreren<br />

Modulen zusammen:<br />

Messtechnologie für Fehlererkennung<br />

und Laufstrecke,<br />

Computereinheiten<br />

sowie Batteriepakete<br />

für die Stromversorgung.<br />

Variable Dichtelemente<br />

ermöglichen das Durchfahren<br />

von Pipelines unterschiedlicher<br />

Durchmesser.<br />

Bild: Rosen-Gruppe<br />

Offenes Ohr und guter Service<br />

Vom Sensorträger bis zu den Sensorgehäusen<br />

fertigt Rosen alle Frästeile für seine Inspektionssysteme<br />

auf den Bearbeitungszentren.<br />

Durch die Automatisierung erhofften<br />

sich die Messtechnik-Spezialisten eine Verdreifachung<br />

des Outputs. Nachdem diese<br />

Erwartung übertroffen wurde, projektierten<br />

die Verantwortlichen die nächste Ausbaustufe<br />

– weitere vier C 42 U mit RS 2 L-Roboter<br />

und Turmregal. „Wir fertigen pro Jahr<br />

rund eine Viertelmillion Teile. Davon müssen<br />

wir nach wie vor einige extern vergeben,<br />

was uns Zeit und Flexibilität kostet“, sagt<br />

Bolmer. Mit ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung<br />

seien die hohe Präzision<br />

und Qualität der gefrästen Teile sowie die<br />

Zusammenarbeit mit dem Maschinenbauer<br />

gewesen. „Hermle hat immer ein offenes<br />

Ohr für uns, und der kompetente Service<br />

war jederzeit schnell zur Stelle.“<br />

Aktuell liegt die Fertigungstiefe von Rosen<br />

bei 85 bis 90 %. Der Prozess läuft rund.<br />

Die kreative Idee entsteht in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen Innovationszentrum<br />

und Factory. Die Konstruktion wird mittels<br />

CAD/CAM-System an die Bearbeitungszentren<br />

übergeben, und am nächsten Tag ist das<br />

georderte Bauteil für den Einsatz bereit.<br />

Das technologische Herz von Rosen<br />

schlägt in Lingen. Das Familienunternehmen,<br />

1981 vom Mess- und Regeltechniker<br />

Hermann Rosen gegründet, ist heute in über<br />

120 Ländern aktiv. Mehr als 3300 Mitarbeiter<br />

sorgen neben der Inspektion und Reinigung<br />

von kilometerlangen Rohrleitungen<br />

auch für die Sicherheit von Tanks, Druckbehältern,<br />

Windkraftanlagen, Zügen und Antennenmasten.<br />

Der Standort an der Ems bildet<br />

nahezu den kompletten Entstehungsprozess<br />

der Inspektionsgeräte ab – vom kreativen<br />

Think Tank bis zur Endmontage. Da<br />

jede Pipeline und jede Industrieanlage einmalig<br />

ist, sind die Molche Einzelanfertigungen.<br />

Mit der hohen Fertigungstiefe wollen<br />

die Inspektionsspezialisten nicht nur die<br />

bestmögliche Qualität sicherstellen, sondern<br />

auch Flexibilität und kurze Reaktionszeiten.<br />

Denn: Sowohl Ersatzteile als auch neue Inspektionsgeräte<br />

müssen beispielsweise im<br />

Fall eines Ausfalls kurzfristig verfügbar sein.<br />

Das sei anders kaum zu realisieren, betont<br />

Nico Goolkate. (mw) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 35


Selbst Bauteile mit einer Härte<br />

von über 60 HRC werden auf<br />

dem automatisierten Fräszentrum<br />

5-achsig komplett bearbeitet.<br />

Bild: Hainbuch<br />

zwischendurch zusammensetzen, als Baugruppe<br />

vermessen und anschließend die einzelnen<br />

Teile auf anderen Anlagen neu rüsten,<br />

ausrichten und fertig bearbeiten. Heute<br />

beladen wir den Palettenspeicher der Mikron-HSC-Fräsmaschine<br />

und können bis zu<br />

18 Werkstücke mannlos in einem Arbeitsgang<br />

komplett fertigen.“<br />

Automatisiertes Fräszentrum bearbeitet Kleinstlose anspruchsvoller Teile<br />

Dieses Zentrum<br />

ist für die Härte<br />

Hartbearbeitung | Mit dem automatisierten Präzisionsfräszentrum<br />

Mikron Mill S 400 U hat Spanntechnikspezialist<br />

Hainbuch die Prozesskette in seiner<br />

Hartbearbeitung deutlich verkürzt. ❧ Mona Willrett<br />

„Als wir unsere erste Mikron Mill S bekommen<br />

haben, musste ich das Fräsen neu lernen“,<br />

erzählt Kevin Dammer. „Ich hatte damals<br />

zwar schon 15 Jahre Fräserfahrung,<br />

aber was mit dieser Maschine geht, hätte ich<br />

bis dahin nicht für möglich gehalten“, fährt<br />

der Fertigungstechnologe von Hainbuch<br />

fort. „Früher mussten wir anspruchsvolle<br />

Teile mit einer Rockwell-Härte über 60 auf<br />

verschiedenen Maschinen mit unterschied -<br />

lichen Technologien bearbeiten, teilweise<br />

Perfekter Rundlauf hält Tools am Leben<br />

Dammer hebt die Präzision und Stabilität<br />

der Mikron Mill S 400 U von GF Machining<br />

Solutions hervor. „Ist der Prozess gut<br />

eingerichtet, kann ich mich darauf verlassen,<br />

dass das Ergebnis passt – auch bei einer<br />

Serienfertigung.“ Ein wesentlicher Grund<br />

für die Zuverlässigkeit der Maschine sei der<br />

hochgenaue Rundlauf der Step-Tec-Spindel,<br />

der extreme Standzeiten der Werkzeuge ermögliche.<br />

So halte ein Mini-Fräser mit<br />

0,5 mm Durchmesser beim Bearbeiten eines<br />

62 HRC harten Bauteils mehrere 100 Minuten<br />

durch. Hinzu komme: Mit einem sauber<br />

gerüsteten Werkzeugsatz sei es nach einem<br />

Werkzeugwechsel möglich, auf wenige<br />

Mikro meter genau erneut anzusetzen. Der<br />

Fertigungstechnologe betont: „Bei dieser<br />

Maschine lohnt es sich, Aufwand in den<br />

Prozess zu stecken.“ Hier achte er auf jedes<br />

Detail und setze ausschließlich die besten<br />

Fräser mit der höchsten Wuchtgüte ein, deren<br />

Qualität sich auf anderen Maschinen<br />

gar nicht bemerkbar mache.<br />

Weshalb das so ist, erklärt Josip Ljubas,<br />

Verkaufsingenieur bei GF Machining Solutions,<br />

so: „Mit ihrem ausgeklügelten Temperaturmanagement<br />

führt die Mikron Mill<br />

S- Baureihe die Präzisionsbearbeitung in eine<br />

neue Dimension.“ Die Basis dafür bildeten<br />

unabhängige Kühlkreise für<br />

• die Antriebe der Linearachsen X, Y, Z,<br />

• die Achsen B und C des Torque-Tischs,<br />

• den Maschinenkörper,<br />

• die Step-Tec-Spindel, die in Opticooloder<br />

Coolcore-Ausführung zu haben ist.<br />

Die Spindeln der Opticool-Baureihe gewährleisten<br />

laut Ljubas hohe thermische<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


technik & wissen<br />

Das Präzisionsfräszentrum<br />

in Marbach ist mit<br />

einem 18-fach-Palettenwechsler<br />

ausgestattet.<br />

Links ein Demonstra -<br />

tionsteil, rechts ein reales<br />

Bauteil, dessen Innen -<br />

konus hochgenau gefertigt<br />

sein muss.<br />

Stabilität und reduzieren den Wärmeübertrag<br />

zur Spindelaufnahme auf ein Minimum.<br />

Und wo eine herkömmliche Statorkühlung<br />

an ihre Grenzen stößt, kommt eine<br />

Coolcore-Spindel mit aktiver Kühlung der<br />

Rotationswelle zum Einsatz. Diese Kernkühlung<br />

sorge dafür, dass die Längen -<br />

ausdehnung der Spindel unter 1 μm bleibt,<br />

sagt Ljubas. Als weitere Gründe für die Präzision<br />

der Mikron Mill S-Baureihe nennt er<br />

• die intelligente Temperaturkontrolle<br />

(ITC), die der Maschine das nötige „thermische<br />

Prozesswissen“ verschaffe und so<br />

bei Bedarf eine automatische Neukalibrierung<br />

ermögliche, sowie<br />

• das intelligente Tool Measurement (ITM)<br />

als Basis für eine zuverlässige und präzise<br />

Werkzeugüberwachung.<br />

All das sorge auch dafür, dass mit einer<br />

Mikron-HSC-Fräsmaschine Oberflächen -<br />

güten mit R a -Werten um 0,04 μm erreichbar<br />

seien.<br />

Maschinenbediener Dammer hebt noch<br />

ein weiteres Modul des Smart-Machine-<br />

Konzepts von GF Machining Solutions hervor:<br />

die Bedienerunterstützung OSS. Mit<br />

deren Hilfe kann er einfach in die Settings<br />

eingreifen und die Priorität zwischen Oberflächengüte,<br />

Präzision und Geschwindigkeit<br />

unkompliziert ans jeweilige Werkstück anpassen.<br />

Peter Gerster, Betriebsleiter bei<br />

Hainbuch, gibt jedoch zu bedenken: „Diese<br />

Assistenzsysteme unterstützen unsere Spezialisten<br />

am Bedienpult, aber erst deren Prozess-Know-how<br />

ermöglicht es, das letzte<br />

Quäntchen an Leistung auszuschöpfen.“<br />

Um das ganze Potenzial aus dem Präzisionszentrum<br />

zu kitzeln, müsse zudem der gesamte<br />

Prozess stimmen, von der Maschine<br />

über das Spannmittel und das Zerspanwerkzeug<br />

bis hin zur räumlichen Umgebung.<br />

„Das ist auch der Grund, weshalb wir<br />

eigene universelle Spannmittel entwickelt<br />

haben“, berichtet Gerster. Tisch, Palettenwechsler<br />

und Grundfutter stammen von GF<br />

Machining Solutions, der Aufbau ist eine<br />

Eigenentwicklung der Marbacher. „Weil wir<br />

hochdynamische Prozesse haben, macht<br />

sich das Gewicht des Aufbaus extrem bemerkbar“,<br />

erklärt Dammer. „Deshalb setzen<br />

wir hier unser kompaktes, schwingungsdämpfendes<br />

Carbon-Leichtbaufutter ein.“<br />

Und Gerster ergänzt: „Perfekte Prozesse<br />

sind uns wichtig, weil unsere Produkte als<br />

Baugruppe hochpräzise funktionieren müssen.<br />

Das bedeutet aber, dass für die Einzelteile<br />

noch engere Toleranzvorgaben gelten.“<br />

Die Mill S 400 U im Marbacher<br />

Showroom dient<br />

vorwiegend für Präsen -<br />

tationen bei Workshops<br />

und für Versuche mit<br />

Kundenwerkstücken.<br />

Bilder: Autorin<br />

Hartfräsen ersetzt Drahterodieren<br />

Vertriebsingenieur Ljubas erinnert sich, wie<br />

er Peter Gerster davon überzeugte, dass ein<br />

modernes Präzisions-Fräszentrum manche<br />

Aufgaben besser und wirtschaftlicher erledigt<br />

als Erodier- oder gar Schleifmaschinen.<br />

Diese Überzeugungsarbeit habe eine Weile<br />

gedauert. Der erste Kontakt zwischen Hainbuch<br />

und dem Schweizer Maschinenbauer<br />

geht auf das Jahr 2003 zurück. Damals orderten<br />

die Schwaben eine Drahterodieranlage<br />

fürs Hartbearbeiten von Präzisionsteilen.<br />

Ihr sollten im Lauf der Jahre weitere EDM-<br />

Maschinen folgen. Als Gerster 2016 die Abläufe<br />

in der Hartbearbeitung automatisieren<br />

37


technik & wissen<br />

wollte, brachte Ljubas die Mikron Mill S ins<br />

Spiel.<br />

Anfangs waren die Schwaben skeptisch,<br />

ob der Fräsprozess wirklich in der ver -<br />

sprochenen Qualität funktioniert. Nach den<br />

ersten Demonstrationen war ihre Neugierde<br />

jedoch geweckt. Ein Technologievergleich<br />

hatte gezeigt: Die Ausbringung beim<br />

Drahtero dieren ließe sich durch konsequente<br />

Automation um bis zu 50 % steigern. Der<br />

Fräsprozess war aber deutlich effizienter.<br />

„Wenn wir die Fertigungszeit beim Erodieren<br />

mit 100 Prozent gleichsetzen, dann lagen<br />

wir beim Fräsen bei 40 Prozent“, verrät<br />

Gerster. Hinzu kam, dass das Fräszentrum<br />

mit 18-fach-Palettenwechsler deutlich mehr<br />

Spielraum für den mannlosen Betrieb bot.<br />

Fokus liegt auf Komplettbearbeitung<br />

Die Kehrseite der Medaille: Ein vollautomatisiertes<br />

Hochpräzisions-Fräszentrum kostet<br />

deutlich mehr als eine Drahterodieranlage.<br />

„Weil unser Fokus aber auf der Komplettbearbeitung<br />

liegt und wir von mehrstufigen<br />

Prozessen weg wollten, war klar, dass sich<br />

diese Investition lohnt“, begründet Gerster<br />

die Entscheidung. Und Ljubas fügt hinzu:<br />

„Unser großer Vorteil war an dieser Stelle,<br />

dass wir als Lösungsanbieter beide Technologien<br />

im Portfolio haben und daher völlig<br />

neutral und glaubwürdig beraten konnten.“<br />

Die erste Mikron Mill S 400 U wurde im<br />

Februar 2017 in Marbach angeliefert. Die<br />

Maschine alleine sei jedoch – wie gesagt –<br />

noch kein Garant für den Erfolg, lässt Gerster<br />

wissen. „Man braucht auch sehr gute<br />

Mitarbeiter, die bereit sind, sich das nötige<br />

Gingen gemeinsam den Weg zur Komplettbearbeitung im Hartfräsen: Betriebsleiter Peter Gerster, Fertigungstechnologe<br />

Kevin Dammer, beide von Hainbuch, und Vertriebsingenieur Josip Ljubas von GF<br />

Machining Solutions (v.l.).<br />

Know-how anzueignen.“ Dabei sei nicht<br />

nur der Mann an der Maschine wichtig,<br />

auch die Arbeitsvorbereitung brauche entsprechendes<br />

Wissen – etwa hinsichtlich der<br />

Maschinensimulation. „Zudem braucht der<br />

Programmierer auch praktische Erfahrung<br />

an der Maschine, um gute Programme erstellen<br />

zu können“, betont der Betriebsleiter.<br />

Die Fertigungsprozesse von Hainbuch<br />

werden stets im Technologiezentrum des<br />

Stammwerks entwickelt. Erst wenn sie dort<br />

zuverlässig funktionieren, werden sie in anderen<br />

Produktionswerken eingeführt. Doch<br />

bereits im September 2017 erhielt Ljubas<br />

Bedienerunterstützung<br />

OSS: Indem er den kleinen<br />

Punkt im Dreieck in<br />

eine der Ecken verschiebt,<br />

kann der Bediener die<br />

Priorität zwischen Oberflächengüte,<br />

Präzision<br />

und Geschwindigkeit<br />

ganz einfach ans jeweilige<br />

Werkstück anpassen.<br />

Wer das nötige Prozess-<br />

Know-how hat, kommt so<br />

schnell ans Optimum.<br />

die nächste Bestellung. Heute stehen in Marbach<br />

und im Produktionswerk in Satteldorf<br />

insgesamt drei Mikron Mill S 400 U und<br />

eine größere Mikron Mill S 600 U.<br />

Mittlerweile streben die Marbacher<br />

danach, das Erodieren überall dort durch<br />

Komplettbearbeitung auf den Präzisionsfräszentren<br />

zu ersetzen, wo das sinnvoll ist.<br />

„Natürlich gibt es nach wie vor Jobs, bei denen<br />

kein Weg ums Erodieren herumführt“,<br />

betont Vertriebsingenieur Ljubas. Etwa<br />

wenn besonders tiefe oder enge Kavitäten<br />

zu bearbeiten sind. Deshalb sind auch bei<br />

Hainbuch nach wie vor mehrere EDM-<br />

Anlagen im Einsatz.<br />

Zwei Drittel der Aufträge sind Einzelteile<br />

Die Mikron Mill S 400 U im Marbacher<br />

Showroom von Hainbuch wird heute überwiegend<br />

für Präsentationen und Versuche<br />

mit Kundenwerkstücken eingesetzt. „Mit<br />

unseren hochpräzisen Spannmitteln sehen<br />

wir uns ebenfalls als Lösungsanbieter“, sagt<br />

Gerster. „Viele unserer Kunden kommen<br />

mit Problemteilen zu uns, die schwierig zu<br />

spannen sind und für deren Fertigung wir<br />

oft den Prozess entwickeln.“ Neben Kundenteilen<br />

werden aber auch Versuchs- und<br />

Prototypteile für eigene Produkte sowie Vorrichtungskomponenten<br />

gefertigt. Die durchschnittliche<br />

Losgröße liegt laut dem Betriebsleiter<br />

bei 2,3 Teilen, bei 60 % der Aufträge<br />

handle es sich um Einzelteile. •<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


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technik & wissen<br />

Insgesamt zwölf Programme sind<br />

in der bei Reiser installierten<br />

Java-Reinigungsanlage von Mafac<br />

eingespeichert. Sie werden<br />

entsprechend den zu reinigenden<br />

Bauteilen über das Touch-Pad<br />

aktiviert. Bilder: Ina Rau<br />

Einfach zu bedienende Anlage sichert effiziente Reinigungsprozesse<br />

Zwölf Programme<br />

für saubere Bauteile<br />

Teilereinigung | Maschinenbauer Reiser gewährleistet<br />

mit einer Anlage von Mafac die Reinheit seiner<br />

Bauteile. Sie arbeitet auf wässriger Basis und hat eine<br />

Schnittstelle fürs hauseigene ERP-System. So lässt<br />

sie sich in automatisierte Prozesse einbinden.<br />

„Die Reinigung in der Java ist für uns eine<br />

eindeutige Qualitätsverbesserung“, sagt Bereichsleiter<br />

Daniel Reiser. „Vor allem mit<br />

Blick auf die Messungen, die wir bei jedem<br />

Auftrag stichprobenartig durchführen.“<br />

Seit 30 Jahren fertigt das familiengeführte<br />

Maschinenbauunternehmen Reiser in<br />

Veringenstadt Präzisionsteile aus Metall in<br />

Losgrößen von fünf bis 1000 Stück – und<br />

das für ganz unterschiedliche Kunden, etwa<br />

Zulieferbetriebe der Sonderantriebstechnik,<br />

Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen,<br />

der Medizintechnik oder dem Schiffsbau.<br />

Zum Portfolio gehören zudem die Montage<br />

komplexer Baugruppen, die Vormontage<br />

von Aggregaten sowie der 3D-Druck mit<br />

Metall und Kunststoff.<br />

In der spanenden Fertigung von Reiser<br />

spielt die Reinigung eine zunehmend wichtige<br />

Rolle. Immer mehr Kunden platzieren<br />

Aufträge nur noch, wenn die Reinheit der<br />

gefertigten Teile garantiert ist. Das war Anfang<br />

2018 ein entscheidender Grund für die<br />

Geschäftsleitung, ein neues Reinigungssystem<br />

anzuschaffen. Bis dahin erfolgte die<br />

Reinigung in einem Tauchbadsystem. Dieses<br />

Verfahren war jedoch veraltet und die Verschleppung<br />

in den Bädern so hoch, dass die<br />

von den Kunden geforderte Reinheit nicht<br />

mehr sichergestellt werden konnte.<br />

Mit geringem Aufwand viel erreicht<br />

Aufgrund der Ansprüche an eine nachhaltige,<br />

ressourcen- und umweltschonende Produktion<br />

war klar: Die neue Anlage sollte auf<br />

wässriger Basis arbeiten. Nach Probereinigungen<br />

im Technikum von Mafac waren die<br />

Verantwortlichen von Reiser von der effektiven<br />

Verfahrenstechnik überzeugt: „Wie<br />

man mit so wenig Aufwand so viel erreichen<br />

kann, das hat uns begeistert“, erzählt Daniel<br />

Reiser. Außerdem habe die Größe des Unternehmens<br />

und die Möglichkeit, individuelle<br />

Wünsche zu berücksichtigen, für den Alpirsbacher<br />

Spezialisten für wässrige Reinigungsverfahren<br />

gesprochen. Einer dieser Wünsche<br />

war eine Schnittstelle für das hauseigene<br />

ERP-System. Mit ihr ist die Anlage des Typs<br />

Java bereit für die weitere Automatisierung<br />

der Produktion bei Reiser.<br />

Seit der Inbetriebnahme läuft die Reinigungsanlage<br />

in Veringenstadt vier bis fünf<br />

Stunden am Tag. Der Prozess gewährleistet<br />

perfekte Reinigungsergebnisse bei einem<br />

breiten Teilespektrum – sowohl hinsichtlich<br />

der Materialien als auch in Bezug auf Geometrie<br />

und Größe der Teile. So durchlaufen<br />

Werkstücke aus verschiedenen Aluminiumund<br />

Stahlsorten sowie – in geringem Umfang<br />

– Buntmetallen das Reinigungssystem.<br />

Außerdem werden Kunststoffbehälter gereinigt,<br />

meist vor dem Badwechsel. Ebenso<br />

vielfältig wie die Materialien ist auch die<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Das Teilespektrum, das bei<br />

Reiser nach der spanenden Bearbeitung<br />

gereinigt werden<br />

muss, ist vielfältig. Die Werkstücke<br />

aus verschiedensten<br />

Aluminium- und Stahlsorten<br />

sowie Buntmetallen haben<br />

komplexe Geometrien und<br />

ganz unterschiedliche Größen.<br />

Größe der Teile, die von 20 mm x 20 mm<br />

bis hin zu 350 mm x 400 mm reicht. Die zu<br />

reinigenden Teile weisen Verschmutzungen<br />

in Form kleiner Mikrospänen und von<br />

Kühlschmierstoffen auf, die teilweise eingetrocknet<br />

sind. Grundsätzlich sind die Rückstände<br />

eher ölig als wässrig.<br />

Die Java in Veringenstadt ist mit zwei<br />

Medientanks ausgestattet. Sie kommen in<br />

der Reihenfolge Reinigen – Spülen zum Einsatz.<br />

Bei den Werkstücken aus Stahl erfolgt<br />

eine leichte Konservierung während des<br />

Spülvorgangs. Aufgrund der Vielfalt des Teilespektrums<br />

sind zwölf Programme eingespeichert,<br />

die in Abhängigkeit von Material<br />

und Geometrie über die vollautomatische<br />

Steuerung aktiviert werden. So gibt es etwa<br />

Programme für Aluminium oder Stahl rotierend,<br />

Aluminium oder Stahl wippend sowie<br />

Aluminium oder Stahl mit Ultraschall.<br />

Während der Nassphase wird die Reinigungskammer<br />

teilgeflutet und die Bauteile<br />

durch die Rotation von Reinigungs- und Beschickungssystem<br />

spritzgereinigt. Beim Programm<br />

mit Rotation rotiert das Spritzsystem<br />

gegenläufig zum ebenfalls rotierenden<br />

Beschickungssystem. Bei komplexeren Geometrien<br />

ist die Bewegung des Beschickungssystems<br />

auf ein Wippen reduziert, während<br />

das Spritzsystem rotiert. Die Ultraschallreinigungseinheit,<br />

die optional für die Anlage<br />

verfügbar ist, wird bei Werkstücken mit tiefen<br />

Bohrungen aktiviert. „Im Moment setzen<br />

wir die Ultraschallreinigungseinheit nur<br />

in wenigen Fällen ein. Wir haben sie mit<br />

Blick auf künftige Anwendungen angeschafft<br />

und gehen davon aus, dass der Bedarf<br />

hierfür in den kommenden Jahren<br />

steigt“, sagt Daniel Reiser.<br />

Teile müssen trocken sein<br />

An die Nassphase schließt sich die Trocknung<br />

an: Sie erfolgt mittels einer Warmluft-<br />

Impuls- und Heißluft-Strömungstrocknung<br />

mit Lufterhitzer. Während der Trocknung<br />

rotiert das Trocknungssystem um das Beschickungssystem,<br />

das abhängig vom jeweiligen<br />

Reinigungsprogramm gegenläufig rotiert<br />

oder wippt. „Die Teile müssen trocken<br />

sein, können aber durchaus eine leichte<br />

Restfeuchte haben“, sagt Reiser. Bei lang<br />

laufenden Reinigungsprogrammen umfasst<br />

die Trocknung deshalb nur 30 % der gesamten<br />

Reinigungszeit. Bei den Kurzprogrammen<br />

liegt die Trocknungszeit bei über 50 %.<br />

Beide Medientanks sind mit Wasser aus<br />

einer zentral installierten Entsalzungseinheit<br />

befüllt. Medientank 1 ist ein Universalreiniger<br />

in einer Konzentration von 2,5 % beigefügt.<br />

Die Konzentration in Medientank 2<br />

liegt bei 0,2 bis 0,5 %. Einmal in der Woche<br />

wird die Qualität des Wassers gemessen. Die<br />

durchschnittlichen Badstandzeiten liegen<br />

bei 45 Tagen. Beide Medientanks sind mit<br />

einer Hauptstrom-Feinstfiltration ausgestattet.<br />

Medientank 1 ist zudem mit einem Koaleszenz-Ölabscheidesystem<br />

mit integriertem<br />

Oberflächenschlürfer und mit Maximumüberwachung<br />

des Ölauffangbehälters ausgestattet.<br />

Über die Schnittstelle der Java sind alle<br />

technischen Daten, die eingespeicherten<br />

Programme und deren Verknüpfung mit den<br />

jeweiligen Werkstücken sowie die Ergebnisse<br />

der Wassermessung im hauseigenen ERP-<br />

System hinterlegt.<br />

Derzeit wird die Reinigungsanlage von<br />

zwei Mitarbeiterinnen bestückt, die das dem<br />

Werkstück ent sprechende Programm über<br />

das Touch-Pad aktivieren. Künftig soll dieser<br />

Prozess weiter automatisiert werden.<br />

„Unser nächstes Ziel ist es, dass die Mitarbeiter<br />

die Werk stücke direkt an der Bearbeitungsmaschine<br />

in das Beschickungssystem<br />

einlegen und dann zur Reinigungsanlage<br />

bringen. Langfristig ist dann eine automatische<br />

Beschickung geplant“, blickt Daniel<br />

Reiser in die Zukunft. •<br />

Ina Rau<br />

Freie Journalistin in Pforzheim<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 41


technik & wissen<br />

Brennstoffzelle und Wasserstoff drängen immer weiter aus der Nische<br />

Das (noch nicht ganz)<br />

grüne Gas<br />

Alternative Antriebe | OEMs und Zulieferer sehen Wasserstoff<br />

zunehmend als Basis für saubere Mobilität, daneben<br />

wachsen im Schwerlastverkehr milliardenschwere<br />

Start-ups heran. Dafür bedarf es auch neuer Spielregeln.<br />

Die Brennstoffzelle ist keine neue Technologie,<br />

erfunden wurde sie schon vor 180 Jahren.<br />

In den 1960ern versorgte sie die Apollo-Raumkapseln<br />

auf dem Weg zum Mond<br />

mit Strom, inzwischen steckt sie auch in herkömmlichen<br />

Fahrzeugen. Aber warum erst<br />

mit Strom den Wasserstoff erzeugen, um ihn<br />

dann in der Brennstoffzelle wieder zu Strom<br />

zu machen? Die Wirkungsgrade sind dabei<br />

kleiner, als direkt durch die Stromleitung in<br />

einer Batterie zu speichern. Eine aktuelle<br />

Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare<br />

Energiesysteme ISE zeigt aber, dass die<br />

CO 2 -intensive Batterieproduktion stärker<br />

zu Buche schlägt, als der schlechtere Wirkungsgrad<br />

der Brennstoffzelle: Je größer die<br />

Daimler setzt nun auch bei<br />

Nutzfahrzeugen auf E-Antrieb und<br />

Wasserstoff. Bild: Daimler<br />

Batterie, desto besser schneidet der Wasserstoff<br />

ab. Dabei wurde sowohl vollständig<br />

aus Erdgas reformierter Wasserstoff mit<br />

regulärem Ladestrommix verglichen, wie<br />

auch Wasserstofferzeugung und Batterie -<br />

ladung vollständig aus erneuerbaren Energien.<br />

Die Herstellung der Fahrzeuge samt<br />

Batterie und Vorketten wurden ebenfalls<br />

berücksichtigt.<br />

Wie so oft wird aber das eigentlich einfache<br />

Prinzip im Detail doch anspruchsvoll:<br />

So reagiert die Brennstoffzelle empfindlich<br />

auf Salze, Stickoxide und Verbundstoffe mit<br />

Schwefel oder Ammoniak, die über die Zuluft<br />

in den Prozess gelangen. Ein Filter löst<br />

das, danach muss die Luft auf die richtige<br />

Feuchte gebracht werden, was der in der<br />

Brennstoffzelle anfallende Wasserdampf<br />

ermöglicht. Ein weiteres Problem: Wasserstoff-Moleküle<br />

sind so klein, dass sie sogar<br />

eine Stahlwand durchdringen können, die<br />

Zellen müssen daher speziell abgedichtet<br />

werden. Die Befeuchter-Technik sowie auch<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


die Filter bietet der Zulieferer Freudenberg<br />

an, ebenso die speziellen Dichtungen. Diese<br />

waren schon immer dessen Spezialgebiet,<br />

die Automotive-OEMs gehören zu den großen<br />

Kunden. Da in einem E-Motor wesentlich<br />

weniger abzudichten ist, als in einem<br />

Verbrenner, begann man vor 20 Jahren das<br />

Portfolio um Bereiche zu erweitern, die auch<br />

später noch für Aufträge sorgen können,<br />

etwa die Brennstoffzelle. Aktuell ist diese<br />

nach Angaben des Unternehmens noch etwa<br />

fünfmal teurer als ein Verbrenner-Antrieb.<br />

„Die größte Herausforderung ist die Verarbeitung<br />

der neuen Dichtungsmaterialien“,<br />

erklärt Jürgen Emig, Projektleiter Brennstoffzelle<br />

bei Freudenberg. Daher mussten<br />

beispielsweise die Produktionsverfahren<br />

speziell angepasst werden. Auch Zulieferer<br />

Faurecia springt auf den Zug, zusammen<br />

mit Michelin steckte man 140 Mio. Euro in<br />

das Wasserstoff-Joint Venture Symbio.<br />

Daimler forscht seit mehr als 30 Jahren<br />

am Thema Wasserstoff, am Ziel ist man<br />

aber noch nicht: „Lokal CO 2 -neutrale Lkw<br />

und Busse sind keine Selbstläufer, denn auch<br />

im Jahr 2040 werden trotz aller Anstrengungen<br />

auf Herstellerseite die Anschaffungs-<br />

und Gesamtbetriebskosten von Lkw<br />

und Bussen mit Elektroantrieb noch höher<br />

liegen als bei Dieselfahrzeugen. Wir brauchen<br />

deshalb staatliche Lenkungseingriffe.<br />

Notwendig sind insbesondere eine europaweite<br />

Lkw-Maut nach CO 2 -Werten“, so<br />

Martin Daum, im Vorstand bei Daimler verantwortlich<br />

für Trucks und Busse.<br />

Auch das amerikanische Start-up Nikola<br />

ist sich bewusst, dass das entscheidende<br />

Jahre alte Start-up eingestiegen. Nochmals<br />

rund 225 Mio. Euro kamen von Fiats<br />

Schwerlastsparte CNH, zu der neben Iveco<br />

auch die Traktorenmarken New Holland,<br />

CaseIH und Steyr gehören.<br />

Bereits im Februar stand ein Volumen<br />

von über 12 Mrd. Euro in den Nikola-Auftragsbüchern.<br />

Hier wird durch ein Leasing-<br />

Modell auch der Lkw zum Product-asa-Service,<br />

der Vertrag läuft jeweils sieben<br />

Jahre oder 700.000 Meilen, was gut 1 Mio.<br />

km entspricht. Im Preis sind auch die Wasserstoffkosten<br />

sowie Reifen und Service<br />

enthalten, denn Nikola setzt auf ein eigenes<br />

Netz, ganz ähnlich Tesla mit seinen anfangs<br />

kostenlosen Superchargern. Firmenchef Tre-<br />

Neue Spieler laufen auf den Platz<br />

Bisher hat es die Brennstoffzelle nicht zu<br />

einer flächendeckend eingesetzten Technologie<br />

gebracht – noch nicht. Denn in letzter<br />

Zeit hört man aus immer mehr Ecken den<br />

Ruf nach Wasserstoff – auch von Spezialisten,<br />

die vor wenigen Jahren den Diesel noch<br />

als unersetzlich sahen. So setzt nun auch<br />

Daimler im Schwerlastsegment vermehrt<br />

auf Strom. Bis zum Jahr 2039 strebt man<br />

an, in Europa, Japan und auf dem nordamerikanischen<br />

Kontinent nur noch Neufahrzeuge<br />

anzubieten, die im Fahrbetrieb<br />

CO 2 -neutral sind. Der schwere Lkw Mercedes-Benz<br />

eActros mit einer Reichweite von<br />

rund 200 km ist in Deutschland und der<br />

Schweiz bereits seit 2018 bei Kunden im<br />

Test einsatz, ab 2021 soll er vom Band laufen.<br />

Ähnliche Projekte gibt es mit Freight -<br />

liner bei US-Kunden, zudem fahren etwa<br />

140 leichte E-Lkw der japanischen Tochter<br />

Fuso bereits in verschiedenen Städten weltweit.<br />

Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts<br />

will man zusätzlich auch wasserstoffbetriebene<br />

Serienfahrzeuge anbieten, den ersten<br />

Prototyp zeigte man kürzlich in Tokio: Fuso<br />

erprobt mit dem Vision F-Cell die Möglichkeiten<br />

der Brennstoffzelle für unterschiedliche<br />

Nutzfahrzeuge. Der 7,5-Tonner verfügt<br />

über einen 135-kW-Antrieb und kommt<br />

300 km weit. Die Architektur ist grundsätzlich<br />

mit der eines batterieelektrischen Lkw<br />

vergleichbar, von einem deutlich kleineren<br />

Akku und den Wasserstofftanks abgesehen.<br />

Im November 2019 eröffnete Verkehrsminister<br />

Scheuer zusammen mit Jürgen<br />

Dupper, Oberbürgermeister der Stadt<br />

Passa,u und Nikolas Iwan, Geschäfts -<br />

führer von H2 Mobility, die 77.<br />

Wasserstofftankstelle in Deutschland.<br />

Bild: H2 Mobility<br />

Kriterium für Lkw-Kunden nicht die einmalige<br />

Investition, sondern die Gesamtbetriebskosten<br />

sind. Das Unternehmen wird<br />

inzwischen als Tesla der Nutzfahrzeugbranche<br />

gehandelt. Der für Europa konzipierten<br />

Wasserstoff-Lkw Nikola Tre soll 2022/23 in<br />

Produktion gehen, seine Eckdaten versprechen<br />

500 bis 1000 PS, 6×4 oder 6×2-Antrieb<br />

und 500 bis 1200 km Reichweite. Auf<br />

der technischen Seite kommt viel von Bosch,<br />

der Konzern ist zudem kürzlich mit umgerechnet<br />

etwa 100 Mio. Euro in das erst vier<br />

vor Milton hat zwar noch kein endgültiges<br />

Preismodell vorgestellt, ist sich aber sicher,<br />

dass er den Diesel-Lkw sowohl in Sachen<br />

Leistung als auch bei den Gesamtkosten<br />

schlagen kann. Bis 2028 will er über 700<br />

Wasserstoffstationen in den USA und Kanada<br />

gebaut haben. Jede soll zwischen zwei<br />

und acht Tonnen täglich produzieren, großteils<br />

aus erneuerbaren Energien. Als Partner<br />

fungiert hier der norwegische Wasserstoffkonzern<br />

Nel. In Europa will man die ersten<br />

Zapfsäulen etwa 2022 starten und ab 2030<br />

dann den Großteil des Marktes abdecken.<br />

Auch schon jetzt werden in Deutschland<br />

Wasserstofftankstellen gebaut, etwa vom<br />

Joint Venture H2 Mobility, das von Air Liquide,<br />

Daimler, Linde, OMV, Shell und Total<br />

getragen wird. Die Firma hat bereits etwa<br />

80 H 2 -Tankstellen eröffnet und will bis<br />

Anfang 2020 die 100 knacken. Noch vor<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 43


stoff produziert wird. Nach Ansicht von H2<br />

Mobility wird der Strom aber eher „veredelt“<br />

und in Form von Wasserstoff dann<br />

erst durch Auto oder Industrie verbraucht.<br />

„Diese Hürde macht jegliche Produktion<br />

unwirtschaftlich – sobald man vom Windpark<br />

weg einen Meter durchs Kabel muss“,<br />

so Iwan. Die einzige Chance sei es, den Elektrolyseur<br />

direkt auf dem Gelände eines<br />

Großverbrauchers zu bauen, der von den<br />

EEG-Abgaben befreit ist. So macht es gerade<br />

die Rheinland Raffinerie, wo mit 10 MW<br />

der weltgrößte PEM-Elektrolyseur entsteht.<br />

Es bestehe laut Iwan aber die realistische<br />

Perspektive, dass sich die Regularien in einigen<br />

Jahren ändern. Die zweite Hürde für<br />

mehr grünen Wasserstoff bezieht sich auf<br />

Tankstellen/Elektrolyseur-Kombinationen:<br />

Diese müssen nach Auflagen betrieben werden,<br />

die für Raffinerien gemacht wurden,<br />

was den Betrieb enorm verteuere.<br />

Die ersten 100 Tankstellen hat H2 darauf<br />

ausgelegt, die Investition in einem erträg -<br />

lichen Maß zu halten und den Markt in der<br />

Fläche zu bedienen. Hier können drei Fahrtechnik<br />

& wissen<br />

drei Jahren hatte man erst 20 Tankstellen in<br />

Betrieb, die Absatzmenge hat sich seitdem<br />

im Schnitt jährlich verdoppelt. „Derzeit<br />

kommt der überwiegende Teil des Wasserstoffes<br />

aus Erdgasreformierung – noch. Wir<br />

wollen aber vollständig grün werden“, sagt<br />

Nikolas Iwan, Geschäftsführer bei H2 Mobility.<br />

Die Ausweitung der Produktion von<br />

grünem Wasserstoff hänge aber zu großen<br />

Teilen an zwei regulatorischen Hürden:<br />

Strom wird vom Gesetzgeber als „verbraucht“<br />

angesehen und mit allen Steuern<br />

und Abgaben belastet, wenn daraus Wasser-<br />

zeuge direkt nacheinander tanken, danach<br />

puffert die Anlage für 10 bis 15 Minuten.<br />

Ab nächstem Jahr baut man nur noch dort<br />

weiter, wo es auch entsprechende Nachfrage<br />

gibt. „Diese kommt zunehmend auch von<br />

Nutzfahrzeugen, die eine Grundlast bilden<br />

werden“, erklärt Iwan. Die neuen Tankstellen<br />

werden daher so gebaut, dass 16 Fahrzeuge<br />

pro Stunde versorgt werden können.<br />

Neben dem Straßentransport wird der<br />

Wasserstoffantrieb aber auch auf dem Seeweg<br />

immer beliebter. Norwegen etwa erlaubt<br />

in seinen zum Unesco-Welterbe gehö-<br />

Speziell für Europa wurde der Nikola<br />

Tre entwickelt. Das US-Start-up will<br />

neben der Zugmaschine auch ein Tankstellennetz<br />

aufbauen. Bild: Nikola<br />

in der Wasserstofffabrik gefüllt werden.<br />

2022 sollen die ersten Testfahrten stattfinden.<br />

Auch die Hauyard-Group arbeitet zusammen<br />

mit Tankspezialist Linde und<br />

PowerCell Sweden an einem Wasserstoffantrieb<br />

für große Schiffe. Dieser soll durch<br />

Modulbauweise für verschiedene Schiffstypen<br />

skalierbar und auch in älteren Modellen<br />

nachrüstbar sein.<br />

Für eine flächendeckende Lösung gilt es<br />

aber noch ein paar Probleme zu lösen: Ohne<br />

den starken Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />

wird auch der Wasserstoff nur einen<br />

kurzen Hype reiten, wie Malcolm Langham,<br />

externer Berater für Eon in der Projektentwicklung<br />

Offshore-Wind kürzlich in einem<br />

Vortrag verdeutlichte: „Dafür braucht es<br />

mehr als Überschussstrom, sondern große<br />

Mengen an verfügbarer erneuerbarer Energie<br />

zur Erreichung von Skaleneffekten –<br />

folglich: ohne Windstrom kein Wasserstoff.“<br />

Seiner Ansicht nach müssten dafür<br />

die Offshore-Ausbauziele erhöht und an<br />

Land unter anderem die Genehmigungsprozesse<br />

verbessert werden. Der Ball liege nun<br />

bei der Politik. Einen ersten Schritt machten<br />

Die Brennstoffzelle soll auch auf hoher<br />

See breiter eingesetzt werden – von kleinen<br />

Fähren bis zu schweren Transportschiffen.<br />

Die SX190 wird Offshore-Anlagen<br />

errichten und warten. Bild: Ulstein<br />

renden Fjorden ab 2026 nur noch emissionsfreie<br />

Kreuzfahrtschiffe. Aktuell werden<br />

schon kleinere Wasserstoffprojekt realisiert:<br />

Die Werft Ulstein baut mit der SX190 ein<br />

Schiff, das beim Bau und der Wartung von<br />

Offshore-Anlagen eingesetzt wird. Eine<br />

2-MW-Brennstoffzelle ermöglicht vier Tage<br />

Betrieb, später sollen es zwei Wochen werden.<br />

Der Wasserstoff wird in einfach zu verladenden<br />

Containern gespeichert, die direkt<br />

Anfang November die fünf Küstenbundesländer,<br />

sie beschlossen zusammen die Norddeutsche<br />

Wasserstoffstrategie: Bis zum Jahr<br />

2035 soll eine grüne Wirtschaft aufgebaut<br />

werden, die alle Abnehmer nahezu vollständig<br />

versorgen können soll. Bis 2025 sollen<br />

mindestens 500 MW, bis 2030 dann 5 GW<br />

Elektrolyseleistung installiert sein. •<br />

Tobias Meyer<br />

freier Reporter bei Nürnberg<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Die CO 2 -Uhr am Berliner<br />

Euref-Campus erinnert<br />

daran, wie lange noch<br />

knapp 420 Gt CO 2 in die<br />

Atmosphäre abgegeben<br />

werden können, um das<br />

Klimaziel von 1,5° C zu<br />

erreichen. Zum Zeitpunkt<br />

der Inbetriebnahme im<br />

September 2019 waren es<br />

noch 8 Jahre, 3 Monate,<br />

13 Tage, 13 Stunden und<br />

knapp 34 Minuten.<br />

Bild: Andreas Schwarz/<br />

Euref<br />

Auf dem Euref-Campus in Berlin ist die Zukunft schon Gegenwart<br />

Reallabor für die<br />

Energiewende<br />

Energie | Seit 2014 erfüllt er bereits die CO 2 -Klimaziele:<br />

Der Euref-Campus in Berlin beherbergt rund<br />

150 Firmen und Forschungseinrichtungen, die sich<br />

mit Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit beschäf -<br />

tigen. Ein Blick in die Projekte von morgen.<br />

Schon beim Eintreffen auf dem Gelände des Euref-Campus<br />

(Kurzform für Erneuerbares Energieforum) in Berlin-Schöneberg<br />

kommt der Besucher ins Staunen. 74 m<br />

hoch reckt sich das Stahlgerüst eines 1913 in Betrieb<br />

genommenen Gasometers in den Himmel. Der Niedrigdruck-Gasbehälter<br />

wurde 1995 stillgelegt und steht nun<br />

unter Denkmalschutz. Zeitweilig diente er sogar als Veranstaltungsraum<br />

von Günther Jauchs gleichnamigem<br />

Polit-Talk. Jetzt gruppieren sich um sein Stahlgerippe<br />

die in ihrer Ansammlung wohl innovativsten Unternehmen,<br />

Institutionen und Start-ups Deutschlands. Am<br />

Stahlgerüst selbst ist eine große digitale Uhr angebracht,<br />

die rückwärts läuft und die Zeit anzeigt, die noch bleibt,<br />

um das im Sonderbericht des Weltklimarats vom Oktober<br />

2018 angegebene Klimaziel von 1,5 °C zu erreichen.<br />

„Das motiviert mich jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit<br />

gehe“, sagt Silke Müller, Ingenieurin für Energieeffizienz<br />

in einem kleinen Start-up auf dem Campus.<br />

Rund um Uhr und Gasometer ordnen sich unterschiedliche<br />

Gebäude an: Vom modernen Sitz des französischen<br />

Elektrotechnik-Konzerns Schneider Electric<br />

über den historischen Wasserturm – Sitz eines gemüt -<br />

lichen Cafés – bis hin zu alten, renovierten Garagen, in<br />

die Start-ups eingezogen sind, die an Klima-Innovationen<br />

arbeiten. Sogar ein Restaurant mit Sternekoch und<br />

ein Hotel haben sich angesiedelt. Und es wird weiter zugezogen:<br />

Der Berliner Energieversorger Gasag will seine<br />

Firmenzentrale mit rund 700 Mitarbeitenden auf dem<br />

Euref-Gelände einrichten. Das sogenannte Effizienzhaus<br />

dafür ist schon im Bau. Es zeichnet sich durch besondere<br />

Energieeffizienz in Bauweise und Funktion aus. Ende<br />

2020 soll es fertiggestellt sein. „Schon die örtliche Nähe<br />

der verschiedenen Firmen, Start-ups und Wissenschaftseinrichtungen<br />

auf unserem Campus ist ideal für den<br />

guten interdisziplinären Austausch und die Kreativität“,<br />

sagt Karin Teichmann vom Vorstand des Euref. Zusätzlich<br />

gibt es für alle 3500 Mitarbeiter des Campus auch<br />

noch eine App, mit der sich jeder informieren kann, womit<br />

der andere sich gerade beschäftigt.<br />

Der Euref-Campus als Vorzeigemodell:<br />

Hier fahren nur E-Autos<br />

Auch in puncto Mobilität wurde die Zukunft auf dem<br />

Innovationscampus schon eingeläutet: Hier dürfen prinzipiell<br />

nur Elektroautos fahren. Mehr als 150 Lademöglichkeiten<br />

stehen dafür auf dem Campus zur Verfügung.<br />

Zulieferer, die kein Elektroauto besitzen, müssen außerhalb<br />

des Campus auf extra ausgewiesenen Be- und Entladeflächen<br />

parken. Von dort aus verteilen sie ihre Lieferungen<br />

mit speziell konzipierten Elektrobikes, die sogar<br />

ganze Paletten transportieren können. Neben der Elektromobilität<br />

wird auch das autonome Fahren getestet<br />

und es gibt verschiedene Sharing-Angebote.<br />

Die Kernfrage für die Energiewende, die viele Akteure<br />

auf dem Campus umtreibt, lautet: Wie kann ein<br />

schwankendes Energieangebot aus Wind- und Sonnenkraft<br />

an ein flexibles Endnutzerverhalten angepasst werden?<br />

Hier sind Technologien gefragt, die an sonnigen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 45


technik & wissen<br />

Zahlen und Fakten zum<br />

Euref-Campus Berlin<br />

Einer der Autoren, Eckart Granitza (re.), beim Interview mit<br />

Dr. Michael Rath, Projektleiter von Windnode in der<br />

Energiewerkstatt. Bild: Johanna Heuveling<br />

und windigen Tagen CO 2 -freundliche Energie speichern,<br />

um sie an anderen Tagen wieder abzugeben. Und<br />

das intelligent und automatisiert, denn die zukünftige<br />

CO 2 -neutrale Energieversorgung wird aus dezentralen<br />

Netzwerken in Quartieren bestehen. Auf dem Euref-<br />

Campus ist das schon Wirklichkeit. Hier werden die<br />

Klimaziele der Bundesregierung für 2050 schon länger<br />

erfüllt – das Quartier ist 100 % klimaneutral.<br />

Im Herzen des Campus liegt die Energiewerkstatt.<br />

„Sie ist wie ein begehbarer Heizkeller, aber nicht so<br />

staubig und ohne Spinnweben. Im Gegenteil: Durch die<br />

Glasfassade können unsere Besucher die großen Tanks<br />

im Inneren sehen und sich auf den Monitoren informieren,<br />

wie unser Heizsystem funktioniert“, sagt Michael<br />

Rath, Projektleiter bei Windnode.<br />

Im Verbundprojekt Windnode haben sich Energieversorger,<br />

Netzbetreiber, High-Tech-Spezialisten sowie<br />

Universitäten und Forschungsinstitute aus den fünf ostdeutschen<br />

Bundesländern und Berlin zusammengefunden.<br />

In dieser Region machen erneuerbare Energien<br />

bereits die Hälfte des Strommixes aus, aber es mangelt<br />

an anwendungsbereiten Technologien für den weiteren<br />

Ausbau. Diese entwickeln und erproben die Verbundpartner<br />

unter anderem auf dem Euref-Campus.<br />

In der Energiewerkstatt testet Gasag Solution Plus im<br />

Rahmen von Windnode die flexible Energiespeicherung<br />

mithilfe zweier 22 m 3 Wassertanks. Nach dem Powerto-Heat-<br />

und Power-to-Cold-Verfahren wird der Strom<br />

in Form von Wärme oder Kälte gespeichert. Überschüssige<br />

erneuerbare Energie kann so nutzbar gemacht werden.<br />

Michael Rath nennt ein Beispiel: „In Brandenburg<br />

geht jedes Jahr so viel Strom verloren, dass man Berlin<br />

damit fast zwei Wochen versorgen könnte.“<br />

Allerdings: Die Eins-zu-Eins-Umwandlung von wertvollem<br />

Strom in Wärme ist nur an wind- und sonnenreichen<br />

Tagen sinnvoll, wenn sie damit auch zur Entlastung<br />

und Stabilisierung der Netze beiträgt. Die Wärmeversorgung<br />

des Campus ist dennoch autark. Ein Blockheizkraftwerk<br />

erzeugt mit Biomethan aus Schwedt rund<br />

2500 MWh elektrische Energie. Die Abwärme dient zur<br />

Erhitzung von Wasser. Durch 2,5 km lange Leitungen<br />

fließt das 90° C heiße Heizwasser in die verschiedenen<br />

Gebäude auf dem Gelände.<br />

• Gründung des Campus: 2007<br />

• Klimaneutral: seit 2014<br />

• Größe: 5,5 ha<br />

• Firmen und Forschungsein -<br />

richtungen am Campus: über 150<br />

• Mitarbeiter am Campus: circa 3500<br />

• Besichtigungen sind möglich:<br />

Montag bis Freitag, jeweils von<br />

9 bis 17 Uhr; maximal 20 Personen.<br />

Anmeldung unter:<br />

www.energiewende-erleben.de<br />

• Sonstige Einrichtungen:<br />

5 Restaurants, 1 Hotel<br />

• Stromerzeugung des BHKW in der<br />

Euref-Energiewerkstatt: 2387 MWh<br />

• Lademöglichkeiten für<br />

Elektro autos: rund 150<br />

Rund 5,5 ha nimmt der Euref-Campus in<br />

Berlin-Schöneberg ein. Nicht zu übersehen:<br />

der historische Gasometer. Bild: Euref<br />

Euref-Campus wird über Micro Smart Grid von<br />

Schneider Electric mithilfe von KI gesteuert<br />

Bei der Stromerzeugung hingegen ist der Campus kein<br />

Alleinversorger. Das Biogas-Kraftwerk kann nur einen<br />

Teil der benötigten elektrischen Energie erzeugen. Dr.<br />

Kristina Bognar, Diplom-Ingenieurin im Business Development<br />

bei Schneider Electric, erklärt, dass in Städten<br />

aus regulatorischen Gründen häufig nicht das gesamte<br />

Potenzial an Wind- und Photovoltaikanlagen ausgebaut<br />

werden kann. Die Gesamtproduktion elektrischer Energie<br />

auf dem Campus von 2600 MWh im Jahr kann<br />

daher den Verbrauch von 4000 MWh nicht decken. Der<br />

Rest wird als Grünverträge aus dem Netz bezogen.<br />

Dass die CO 2 -Bilanz dennoch ausgeglichen ist, ist<br />

dem intelligenten Energiemanagement zu verdanken,<br />

das zwischen Stromeinspeisung, den flexiblen Speichermöglichkeiten<br />

auf dem Campus und den Endverbrauchern<br />

vermittelt. Schneider Electric hat dafür das Micro<br />

Smart Grid entwickelt, das mit künstlicher Intelligenz<br />

(KI) arbeitet. 100 m von der Energiewerkstatt entfernt<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


ekommt der Campusbesucher im Showroom der Zee-<br />

Mobase (zero emission energy and mobility base) – dem<br />

Sonnenenergie-gespeisten Carport – das Energiemanagement<br />

auf dem Campus veranschaulicht. Die KI berechnet<br />

aus etwa 10.000 Datenpunkten auf dem Campus-Gelände,<br />

aus Daten zum Strommix und Strompreisen<br />

sowie aus Wetterdaten den optimalen Fahrplan: In<br />

den Campus eingespeist wird bei hoher Wind- und Sonnenlast<br />

im Netz. Bei Überangebot wird gespeichert.<br />

Schneider Electric ist einer der Ankermieter des Campus.<br />

In dem globalen Konzern arbeiten 140.000 Mitarbeiter<br />

weltweit, in Berlin sind 250 Menschen beschäf-<br />

Katharina Nekic, Marketing bei Schneider Electric, im ZeeMobase-<br />

Showroom am Euref-Campus: Dort können beispielsweise die<br />

Ladezeiten der E-Autos gesteuert werden. Bild: Johanna Heuveling<br />

tigt. Auf dem Euref-Campus steuert Schneider Electric<br />

das Smart Grid inklusive aller Erzeuger und Verbraucher.<br />

„Wir können zum Beispiel steuern, dass ein Fahrzeug<br />

nur geladen wird, wenn die Sonne scheint oder<br />

wenn überschüssige Energie da ist“, erklärt Bognar.<br />

Seine Beteiligung auf dem Euref-Campus nutzt<br />

Schneider Electric, um Pionierprojekte unter Realbedingungen<br />

zu erproben, die woanders eine lange Geneh -<br />

migungsphase bräuchten: „Im öffentlichen Raum hätten<br />

wir eine Solartankstelle wie die ZeeMobase nicht installieren<br />

können. Viele Teilprojekte hätten ohne die<br />

Motivation und Weitsicht des Eigentümers nicht realisiert<br />

werden können. Denn um Einsparungen im Betrieb<br />

erwirtschaften zu können, müssen zu Projektbeginn<br />

höhere Investitionen getätigt werden“, erklärt Bognar.<br />

Viele internationale Delegationen besuchen den Euref-Campus,<br />

um von den Energiekonzepten zu lernen.<br />

i<br />

Auf dem Euref-Campus fahren bloß<br />

Elektrofahrzeuge, die auch nur dann<br />

geladen werden, wenn die Sonne<br />

scheint oder wenn überschüssige<br />

Energie da ist.<br />

„Obwohl wir in Deutschland die Energiewende eingeleitet<br />

haben, sind aktuell andere Länder stärker in der<br />

Umsetzung. In Deutschland limitieren wir uns selbst mit<br />

regulatorischen Vorgaben und Bürgerbewegungen, die<br />

einen Wandel der Energieinfrastruktur und -wirtschaft<br />

erschweren“, sagt Bognar.<br />

Auf dem Weg in die Anwendung in Deutschland sind<br />

hingegen Mobilitätskonzepte, die bei Mobility2Grid<br />

entwickelt und erprobt wurden. Dieser Forschungscampus<br />

auf dem Gelände will Mobilität ganz neu denken:<br />

Alternativen zu Verbrennerfahrzeugen wie Elektromobilität<br />

und Fahrräder, aber auch neue Mobilitätskonzepte,<br />

wie Sharingsysteme, spielen dabei eine Rolle. Der<br />

Euref-Campus ist dafür das Testgelände, auf dem bis<br />

vor kurzem auch ein automatischer E-Shuttlebus fuhr.<br />

Jetzt fährt dieser Bus im Berliner Stadtbezirk Tegel im<br />

normalen Linienverkehr.<br />

Das Beispiel des Innovationscampus macht Schule:<br />

Demnächst eröffnet Euref neben dem Flughafen Düsseldorf<br />

einen neuen Campus als Reallabor für die „Mobilität<br />

der Zukunft“. Schneider Electric wird auch dort<br />

wieder Ankermieter sein und mit 750 Mitarbeitern einziehen.<br />

Zukünftig werden 2500 Menschen dort für eine<br />

klimafreundliche Mobilität arbeiten. •<br />

Johanna Heuveling und Eckart Granitza<br />

freie Wissenschaftsjournalisten in Berlin<br />

Quelle: Schneider Electric<br />

Auf dem ZeeMobase-<br />

Carport am Campus können<br />

bis zu 150 E-Fahrzeuge<br />

geladen werden.<br />

Verbrenner-Fahrzeuge<br />

dürfen dort nicht fahren.<br />

Bild: Johanna Heuveling<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 47


technik & wissen<br />

Die Klemmeinheit ist hier angebaut an<br />

einen Hänchen-Hydraulikzylinder der<br />

Reihe 120. Bilder: Hänchen<br />

Klemmung sichert schwerkraftbelastete Achsen<br />

Neue Werte für die<br />

Einsatzdauer<br />

Maschinensicherheit | In Langzeitversuchen hat der<br />

Komponenten- und Maschinenhersteller Hänchen<br />

den Einsatzbereich seiner Sicherheitsklemmung<br />

Ratio-Clamp erweitert. Ergebnis ist ein neues Sicherheitskonzept<br />

durch die Klemmung. ❧ Dietmar Kieser<br />

Wo Bauteile wie etwa Motorblöcke gegossen oder<br />

Karosseriebleche gepresst werden, ist die Anforderung<br />

des „Lasthaltens“ – und damit der Schutz der Maschinenbediener<br />

– ein allgegenwärtiges und immens wichtiges<br />

Thema. Die Anlagenbauer müssen sich diesen<br />

Anforderungen gemäß der Maschinenrichtlinie stellen.<br />

Für den Komponentenanbieter Hänchen mit Sitz in<br />

Ostfildern bei Stuttgart ist dies Grund genug, sich gemeinsam<br />

mit den Kunden dem Thema Risikominimierung<br />

und sichere Arbeitsumgebung anzunehmen, wie<br />

Klaus Wagner betont.<br />

Der für Forschung und Innovation zuständige Bereichsleiter<br />

weiß: „Wenn es um die Sicherheit von Menschen<br />

geht, stellt die Maschinenrichtlinie hohe Ansprüche.“<br />

Dies gelte auch dort, wo das „gefahrbringende<br />

Sinken einer Last“ bei einer schwerkraftbelasteten Achse<br />

verhindert werden müsse, so Wagner. Der mittelständische<br />

Komponenten- und Maschinenbauer hat jetzt<br />

mithilfe aufwendiger Dauertests über mehrere Monate<br />

hinweg neue Werte für die Einsatzdauer seiner Klemmung<br />

Ratio-Clamp (RC) ermittelt.<br />

Auch bisher konnten mit dieser Komponente schwerkraftbelastete<br />

Achsen wie ein Hydraulikzylinder abgesichert<br />

werden. Als wichtige Kenngröße für die Zuverlässigkeit<br />

sicherheitsbezogener Funktionen gilt der Performance-Level<br />

(PL) einer Maschine. Der PL beschreibt,<br />

welcher Beitrag zur Risikominimierung von den sicheren<br />

Steuerungsteilen ausgeführt wird.<br />

Realistischer B10D-Wert für die Konstruktion<br />

Um diese Größe nach EN ISO 13849 zu ermitteln, kann<br />

der Konstrukteur die in der Norm angegebenen Werte<br />

verwenden. Wird die Klemmeinheit allerdings als Sicherheitsbauteil<br />

(RCH) im Sinn der Maschinenrichtlinie<br />

eingesetzt, „ist mit der Konformitätserklärung des Herstellers<br />

ein sogenannter B10-Wert notwendig“, betont<br />

der Diplomingenieur. Dieser ermögliche beim Typ RCH<br />

den Einsatz der Ratio-Clamp als redundantes Sicherheitsbauteil.<br />

Laut Wagner habe der Anwender damit<br />

neue Möglichkeiten, um den geforderten Performancelevel<br />

(PLr) zu erreichen.<br />

Die bei Hänchen durchgeführten Dauertests mit der<br />

Ratio-Clamp ermöglichen es dem Maschinenbauer, die<br />

Klemmung als relevantes Bauteil für die Errechnung des<br />

Performance-Levels einzusetzen. Dabei wurden die Bauteile<br />

rund um die Uhr belastet. „Bei einer Taktzeit von<br />

ein paar Sekunden pro Lastwechsel ist so etwas natürlich<br />

entsprechend aufwendig“, erklärt Klaus Wagner,<br />

„gerade durch Energieverbrauch, Kühlung und Überwachung.“<br />

Aber so könne Hänchen den Kunden einen<br />

realistischen B10D-Wert für die Konstruktion geben,<br />

statt die in der EN ISO 13849 empfohlenen, aber sehr<br />

niedrigen Normwerte zu verwenden, obwohl die Geräte<br />

konstruktionsbedingt eine deutlich höhere Sicherheit<br />

realisieren. Dabei sind die neu ermittelten, wesentlich<br />

höheren B10D-Werte abhängig von der Bauteilgröße.<br />

Als Hersteller eines Sicherheitsbauteils wie der Klemmeinheit<br />

kann Hänchen nur einen B10D-Wert angeben.<br />

Funktionale Sicherheit der Klemmung<br />

Ratio-Clamp RCH<br />

Aus diesem Wert wiederum kann der Anwender in Abhängigkeit<br />

von der Taktzahl den zugehörigen MTTF-<br />

Wert (Mean Time To Failure) berechnen – und damit<br />

etwa mittels der Berechnungssoftware Sistema der<br />

DGUV-Test (Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />

den Performance-Level ermitteln. Das freiwillige Prüfzeichen<br />

„DGUV-Test“ bestätigt, dass das Produkt den<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Die Ratio-Clamp (hier ein Schnittbild)<br />

arbeitet mechanisch nach dem Funktionsprinzip<br />

des Reibschlusses.<br />

festgelegten Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen<br />

entspricht. Durch den redundanten Einsatz verschiedener<br />

Systeme lässt sich die Sicherheitsstufe so an die gegebenen<br />

Anforderungen anpassen.<br />

In der Ausführung mit Zertifizierung „DGUV Test“<br />

lässt sich die Klemmeinheit Ratio-Clamp Typ RCH als<br />

Sicherheitsbauteil für senkrechte Lasten einsetzen. Hierfür<br />

schreibt die DGUV den Sicherheitsfaktor zwei vor.<br />

Damit sei die nominelle Haltekraft der RCH somit doppelt<br />

so hoch wie die zulässige Last, die sie tragen dürfe,<br />

betont Klaus Wagner. Selbstverständlich werde dieser<br />

Typ als Sicherheitsbauteil auch mit CE-Konformitäts -<br />

bescheinigung versehen.<br />

Die Absicherung gibt es auch als Sorglospaket<br />

Um die Klemmeinheit steuerungstechnisch zu integrieren,<br />

bietet Hänchen den passenden hydraulischen RC-<br />

Steuerblock. In dieser Kombination erhält der Anwender<br />

„die Absicherung als Sorglospaket“, benennt Klaus<br />

Wagner den Vorteil der Neuerung. Vor allem den nun<br />

ermittelten B10-Wert wüssten die Kunden zu schätzen,<br />

weiß Marketingleiterin Sarah Bässler. Um ihn nachzuweisen,<br />

habe Hänchen viel Geld und Zeit investiert.<br />

Mindestens sieben Bauteile gleichzeitig müssten dafür<br />

geprüft werden, um den Nachweis führen zu können.<br />

Ohne den B10-Wert bliebe den Kunden nur der Normwert.<br />

Da dieser aber derart gering sei, komme der Anwender<br />

bei der Berechnung nicht auf PLd. Mit dem neuen<br />

B10-Wert, den Hänchen garantiere, lasse sich nun die<br />

Klemmeinheit in der Steuerung sinnvoll berechnen und<br />

erreiche damit selbst den PL Level e.<br />

Die Ingenieure bei Hänchen begnügen sich aber nicht<br />

mit dem bisher Erreichten. „Die Dauerlaufversuche sind<br />

noch nicht zu Ende, wir treiben das weiter“, betont<br />

Sarah Bässler. Der B10-Wert lasse sich noch höher<br />

setzen. Der Versuch wäre erst bei Ausfall eines Bauteils<br />

abgeschlossen, was aber noch nicht eingetroffen sei. •<br />

Ermittlung des Performance-Levels<br />

Für die Ermittlung des Performance-Levels liefert die Klemmeinheit Ratio-Clampf (RC) einen sogenannten B10-Wert. Dadurch kann der Typ<br />

RCH als redundantes Sicherheitsbauteil eingesetzt werden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 49


technik & wissen<br />

Hochpräzise Zahnstangenantriebe für die Luftfahrtindustrie<br />

Der richtige Dreh<br />

für Flügelrippen<br />

Mechatronic | Bei der Produktion von Aluminium-<br />

Flügelrippen werden auf High-Speed-Bearbeitungszentren<br />

(BAZ) mit hohem Tempo und hoher Präzision<br />

Rippenstrukturen aus dem Vollen gefräst. Dabei wird<br />

teilweise mehr als 95 % des Materials abgetragen.<br />

Eine Herausforderung für Bearbeitungszentren und<br />

Werkstückträgersysteme.<br />

In weniger als 20 Stunden verwandelt sich bei der<br />

Produktion von Flügelrippen ein Aluminiumblock mit<br />

vier Tonnen Gewicht in ein komplexes Strukturbauteil<br />

mit nur noch 120 kg Gewicht. Dafür kommen beispielsweise<br />

Ecospeed 25100 Bearbeitungszentren der Starrag<br />

Technology GmbH zum Einsatz. Diese BAZ verfügen<br />

über einen parallel-kinematischen Bearbeitungskopf,<br />

der eine dynamische Fünfachs-Simultanzerspanung<br />

ermöglicht. Die Spindeln laufen dabei mit einer Nennleistung<br />

von 120 kW unter brechungsfrei bei 30.000<br />

U/min im S1-Modus. Mit einer Beschleunigung von 1 g<br />

auf allen fünf Achsen und Ruckwerten bis 200 m/s³<br />

erreichen auch die Linear achsen hohe Dynamikwerte.<br />

Diese Bearbeitungszentren kommen für die Produktion<br />

von Flügelrippen und anderen Strukturbauteilen<br />

zum Einsatz. Bereits 2009 wurden die ersten drei BAZ<br />

in dieser Bauart in Südkorea eingesetzt. Sie erreichen ein<br />

Zerspanvolumen von bis zu 10.000 cm³/min. Charakteristisch<br />

für diesen Maschinentyp ist die horizontale<br />

Bearbeitung bei senkrecht stehendem Aluminiumblock.<br />

Dies bietet unter anderem den Vorteil, dass die vielen<br />

Späne dank der Schwerkraft automatisch aus dem<br />

Arbeitsbereich fallen. Dafür müssen die bis zu 10 Meter<br />

langen, horizontal auf einer Trägerpalette befestigten<br />

Werkstücke zunächst in eine vertikale Position gedreht<br />

werden.<br />

Für die hochpräzise Fertigung von solchen Flugzeug-<br />

Strukturbauteilen hat die MSB GmbH & Co. KG ein<br />

Werkstückträgersystem plus Schwenktisch im Format<br />

XXL projektiert. Die Werkstückträger sind 10.000 mm<br />

lang, 2.500 mm breit und besitzen ein Gesamtgewicht<br />

von ca. 60.000 kg (inklusive Werkstück). Das System<br />

führt die bis zu zehn Meter langen Aluminiumblöcke<br />

den Hochleistungs-Bearbeitungszentren zu. Die Palette<br />

wird per Hydraulik auf den Träger aufgespannt, fixiert<br />

und für die Fräs bearbeitung um 90 ° gedreht. Diese<br />

Drehbewegung muss mit hoher Synchronizität der insgesamt<br />

vier Schwenkantriebe erfolgen; Ungleichmäßigkeiten<br />

könnten Spannungen ins Bauteil einbringen. Deshalb<br />

wurden die Synchronantriebe des Schwenktischs<br />

mit Zahnkranzsegmenten und Präzisions-Planeten -<br />

getrieben von Redex realisiert. Jürgen Enders,<br />

Geschäftsführer von MSB: „Wir haben schon viele ähnliche<br />

Systeme entwickelt. Häufig realisieren wir die<br />

Schwenkbewegung mithilfe von Hydraulikzylindern.<br />

Das kam bei diesem Projekt nicht infrage, weil geeignete<br />

Hydraulik-Komponenten viel Platz beanspruchen und<br />

ein Fundament mit Unterbau erfordern, der Anwender<br />

aber flexibel bleiben möchte.“ Deshalb entschieden sich<br />

die Konstrukteure für einen elektromechanischen Zahn-<br />

Die synchrone Drehbewegung der<br />

Anlage wird über Servomotoren und<br />

dreistufige Redex-Planetengetriebe<br />

gesteuert. Bilder: Redex<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Redex-Getriebe der<br />

Serie KRP/ KRPX wurden<br />

speziell für den Einsatz<br />

in hochpräzisen Zahnstangenantrieben<br />

für<br />

Werkzeugmaschinen<br />

entwickelt.<br />

An der Drehachse<br />

entsteht ein maximales<br />

Drehmoment<br />

von 600.000 Nm.<br />

segmentantrieb mit Servomotoren und kompakten dreistufigen<br />

Planetengetrieben – und für Redex als<br />

Getriebe hersteller.<br />

Mechatronik ersetzt Hydraulik<br />

Diese mechatronische Lösung bietet neben einem<br />

verringerten Platz bedarf noch weitere Vorteile: Das<br />

Hydraulik aggregat mit Verrohrung und Schläuchen zu<br />

den Verbrauchern entfällt – und damit auch das Risiko<br />

einer Leckage. Zudem ist der Leistungs- und Kühl -<br />

bedarf elektromechanischer Antriebe im Vergleich zu<br />

Hydraulik-Komponenten deutlich geringer. Weitere<br />

Pluspunkte sind die geschlossene Gehäusebauform, die<br />

das Eindringen von Spänen verhindert sowie die kompakten<br />

Abmessungen des Getriebes. Dieses kann ohne<br />

Redex in Zahlen<br />

Die Redex Gruppe ist ein Spezialist für hochpräzise mechatronische<br />

Antriebe. Das Unternehmen erzielt einen<br />

Umsatz von knapp 50 Mio. €, beschäftigt weltweit<br />

mehr als 320 Mitarbeiter und betreibt drei<br />

Produktionswerke in Frankreich und Deutschland.<br />

weitere Halterungen auf dem Grundrahmen des<br />

Schwenktischs montiert werden. Die Redex-Ingenieure<br />

konstruierten im Rahmen dieses Projektes einen<br />

Schwenk antrieb, der aus vier einzelnen Zahnkranz -<br />

segmenten besteht. Die von Servomotoren bereitgestellte<br />

rotative Bewegung wird über ein dreistufiges, direkt<br />

mit dem Motor verbundenes Planetengetriebe der Serie<br />

KRPX mit einer Übersetzung von 310 und einem maximalen<br />

Abtriebsmoment von 10.050 Nm an das Abtriebsritzel<br />

übertragen. Insgesamt muss ein maximales<br />

Drehmoment von etwa 600.000 Nm an der Drehachse<br />

aufgebracht werden. Das Präzisions-Ritzel greift in ein<br />

Zahnkranzsegment mit einem Segment winkel von rund<br />

95 ° bei einem Teilkreisdurchmesser von 4496 mm ein,<br />

das ebenfalls von Redex geliefert wurde. Die Zahnkränze<br />

in Größe Modul 8 sind gehärtet und geschliffen.<br />

Redex-Getriebe der Serie KRP/ KRPX wurden<br />

speziell für den Einsatz in hochpräzisen Zahnstangenantrieben<br />

für Werkzeugmaschinen entwickelt. Dabei<br />

können diese Getriebe als „Twin Drives“ elektrisch<br />

gegeneinander verspannt werden – zum Beispiel für<br />

präzise Positionierantriebe von Portalfräsmaschinen<br />

oder von Werkzeug tischen.<br />

•<br />

Jean-Bernard Tetart,<br />

Redex<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 51


Druckluft ist bei Arcelormittal<br />

Bremen notwendig,<br />

um im Strangguss<br />

das Kühlwasser fein zu<br />

zerstäuben. Aerzen hat<br />

die zweistufigen Schraubenverdichter<br />

mit Blick<br />

auf die leichte Wartung<br />

ohne Schallschutzhaube<br />

in die schallisolierte<br />

Druckluftzentrale eingebaut.<br />

Bild: Aerzen<br />

Arcelormittal Bremen steuert Druckluft in der Stranggießanlage präzise<br />

Bedarfsgerecht<br />

und bestmöglich<br />

Druckluft | Mit zweistufig ölfreien Schraubenverdichtern<br />

von Aerzen kombiniert Arcelormittal Bremen seine<br />

Turbogebläse. So erzeugt das Stahlwerk seine<br />

Druckluft im weiten Betriebsbereich hocheffizient.<br />

Arcelormittal Bremen braucht Luft – viel<br />

Luft. Wohl dosierte Druckluft ist beispielsweise<br />

notwendig, um den flüssigen Stahl in<br />

der Stranggießanlage mit fein abgestimmten<br />

Temperaturprofilen herunter zu kühlen. Dafür<br />

gibt es bei den Stahlkochern an der Weser<br />

die Pressluftzentrale. Sie sorgt dafür,<br />

dass dem Werk nie die Puste ausgeht. Im<br />

Schnitt sind dafür zwei Turboverdichter in<br />

Betrieb und liefern Grundlastblöcke von jeweils<br />

12.000 Nm³/h.<br />

Im Zuge umfassender Investitionen verfolgt<br />

Arcelormittal Bremen das Ziel, die<br />

Produktivität und Qualität der Stranggießanlage<br />

zu verbessern. Dafür waren auch Investitionen<br />

in eine bessere Kühlung notwendig.<br />

Hierbei gilt: Je effektiver die Kühlung,<br />

desto schneller kann in der Stranggießanlage<br />

produziert werden. Den Anfang bildet<br />

der aus dem Stahlwerk flüssige Stahl. Das<br />

Material fließt in einen Verteiler und durch<br />

ein Gießrohr in die Kokille. Hierbei handelt<br />

es sich um eine formgebende Konstruktion<br />

aus Kupfer. Die Kupferwände der Kokille<br />

sind wassergekühlt und geben dem Stahl<br />

seine spätere rechteckige Form. In diesem<br />

Bereich ist die erstarrte Außenhaut aber<br />

noch empfindlich wie ein rohes Ei und muss<br />

vor dem Zerteilen des Endlosstranges zu so<br />

genannten Brammen weiter abgekühlt werden.<br />

Eine Strecke von 16 m steht dafür bei<br />

Arcelormittal Bremen zur Verfügung.<br />

Für das Abkühlen kommt in Bremen mit<br />

Druckluft fein zerstäubter Wasserdampf<br />

zum Einsatz. Bevor die Düsen die vier Außenflächen<br />

des Stranggießens mit dem Wassernebel<br />

benetzen, wird das vorher in Filteranlagen<br />

gereinigte Wasser in einer Kammer<br />

mit der Druckluft verwirbelt – vergleichbar<br />

mit dem Vergaser eines Verbrennungsmotors.<br />

Das Resultat sind fein zerstäubte<br />

Tröpfchen, die eine hohe Wärmeaufnahme<br />

ermöglichen und den Stahl in kurzer Zeit<br />

von flüssigen 1 600 °C auf feste 800 °C<br />

bringen. „Das Wasser geht mit 12 bar in die<br />

Mischkammer und wird dort mit gut 5 bar<br />

Luft vermischt“, erklärt Bernd Grosse aus<br />

dem Engineering-Bereich des Stahlherstellers.<br />

Die Herausforderungen beim Abkühlen<br />

des Stahls bestehen darin, die Temperatur<br />

des kontinuierlichen Stranggießens nach der<br />

Kokille zwar zu senken, dieses aber nur in<br />

einem Rahmen, dass es der Stahl durch eine<br />

Kehle von der Vertikalen in die Horizontale<br />

schafft. „Dabei müssen wir eine Schale erzeugen,<br />

die so weich ist, dass der Stahl<br />

durch die Kurve kommt, ohne dabei auszulaufen“,<br />

beschreibt Grosse das Verfahren.<br />

Würde hier mit purem Wasser gearbeitet,<br />

wäre das Regelspektrum sehr eng begrenzt –<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


technik & wissen<br />

ein echter Nachteil auf der 16 m langen<br />

Kühlstrecke, da sich schlecht zu regelnde<br />

Kühlabläufe ungünstig auf den Erstarrungsprozess<br />

auswirken und das Risiko von Rissen<br />

sowie Lunkern erhöhen. Deshalb haben<br />

die Prozesstechniker ausgefeilte Kühlrezepturen<br />

für die jeweiligen Produkte entwickelt.<br />

Brammen aus Bremen sind in unterschiedlichen<br />

Stahlgüten zwischen 220 mm<br />

dick und messen in der Breite 950 bis 2 670<br />

mm. Die Weiterverarbeitung erfolgt in Bremen<br />

im Warmwalzwerk.<br />

Für Sven Ress und<br />

Bernd Grosse (rechts)<br />

geht es darum, mit<br />

Druckluft den Stahl<br />

mit fein justierten Temperaturprofilen<br />

herunter -<br />

zukühlen.<br />

Bild: Aerzen<br />

Speziell abgestimmte Druckluftlösung<br />

für den Kunden<br />

Der kurze Einblick in den Prozess zeigt die<br />

Bedeutung der Druckluft im Stranggießen.<br />

20 km misst das Hüttennetz, das aus der<br />

Pressluftzentrale heraus mit etwa 5,5 bar(ü)<br />

Druck gespeist wird. Die frequenzgesteuerten<br />

Schraubenverdichter vom Aerzen Typ<br />

VMT4W liefern mit ihrer Motorleistung<br />

von 545 kW zweistufig in der Spitze einen<br />

Volumenstrom von 4 000 m³/h – also ein<br />

Drittel eines Turbos. Der Regelbereich im<br />

täglichen Betrieb liegt bei einem Maximaldruck<br />

von 8,5 bar (ü) zwischen 2 000 und<br />

4 000 m³/h. Beide Anlagen hat Aerzen exakt<br />

an diese Anwendung angepasst.<br />

Der zweistufige Aufbau mit zwei Schraubenverdichtern<br />

vom Typ Delta Screw erzeugt<br />

im ersten Schritt einen Druck von<br />

4,5 bar (abs). Die Luft hat dann eine Temperatur<br />

von etwa 250 °C und muss vor Eintritt<br />

in die zweite Stufe weniger als 60 °C erreichen.<br />

Aerzen hat dafür einen überaus<br />

wirksamen Wasserkühler zwischen beide<br />

Stufen gesetzt, der ebenfalls mit Wasser aus<br />

der Weser versorgt wird. Je nach Witterung<br />

und Jahreszeit, bringt der Fluss die Luft auf<br />

etwa 25 bis 30 °C. Diese liegt damit nur<br />

noch rund 10 K über Flusstemperatur. Nach<br />

der zweiten Stufe erfolgt erneut das Herunterkühlen<br />

auf etwa 35 °C. Die Druckluft ist<br />

in diesem Stadium noch zu 100 % mit Wasser<br />

gesättigt. Die Feuchtigkeit muss aber<br />

raus, denn das Stahlwerk benötigt trockene<br />

Luft mit einem Drucktaupunkt von + 3 °C.<br />

Da Aerzen den Auftrag für ein Komplettpaket<br />

erhielt, war die Entfeuchtung ebenso<br />

ein Teil der Entwicklungs- und Engineeringarbeit<br />

wie der sich daran anschließende Einbau<br />

und die Inbetriebnahme. Arcelormittal<br />

Bremen entschied sich bereits im frühen Planungsstadium<br />

der Modernisierungsarbeiten<br />

für die Schraubenverdichtertechnik von<br />

Aerzen. „Für uns ist es wichtig, dass die Anlagen<br />

laufen, weil davon direkt die Produktionssicherheit<br />

abhängt“, macht Techniker<br />

Sven Ress deutlich.<br />

Turbos und Kompressoren<br />

werden schwingungsüberwacht<br />

Vor diesem Hintergrund sind die Turbos sowie<br />

die zweistufigen Kompressoren in der<br />

Pressluftzentrale schwingungsüberwacht.<br />

Mit der Online-Analyse der auftretenden<br />

Frequenzen „können wir sich anbahnende<br />

Lagerschäden frühzeitig erkennen und Reparaturen<br />

entsprechend planen“, erläutert<br />

sein Kollege Volker Merrath die Hintergründe.<br />

Damit diese Arbeiten und auch die<br />

regelmäßigen Wartungen möglichst zeitsparend<br />

erledigt werden, hat Aerzen die<br />

Schraubenverdichter ohne Schallschutzhabe<br />

in die akustisch isolierte Pressluftzentrale<br />

eingebaut.<br />

Durch das Einbinden der zweistufigen<br />

Schraubenverdichter vom Typ VMT4 W ist<br />

es im Stahlwerk von Arcelormittal Bremen<br />

Trockner entziehen der<br />

Druckluft die Feuchtigkeit<br />

mit einem Taupunkt<br />

von + 3 °C. Bild: Aerzen<br />

gelungen, die Qualität der Prozessluftversorgung<br />

deutlich zu verbessern. Diese<br />

schlägt sich sowohl in den besseren Regelungseigenschaften<br />

nieder als auch in der<br />

Energieeffizienz. Aufgrund des hohen Stellbereichs<br />

der Schraubenverdichter stellen<br />

diese eine ideale Ergänzung zu den „Grundlast-Turbos“<br />

dar. Welche Maschinen letztlich<br />

wann in welchem Betriebsbereich laufen<br />

oder vom Netz gehen, dass entscheidet<br />

der Verbund eigenständig über den Datenaustausch<br />

zwischen den Steuerungen der<br />

einzelnen Aggregate. „Die reden miteinander<br />

über das Netzwerk und wir haben noch<br />

eine übergeordnete SPS, die alle sechs Verdichter<br />

in der Hand hat und den Verbund<br />

energetisch optimal managed“, resümiert<br />

Grosse. „Wir wollen unsere Druckluft bedarfsgerecht<br />

und bestmöglich erzeugen.“ •<br />

Thorsten Sienk,<br />

freier Fachredakteur, Bodenwerder<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 53


technik & wissen<br />

Für einen störungsfreien und risikominimierten<br />

Ablauf der Produktion am<br />

Standort Bielefeld installierte Oltrogge<br />

zur Steuerung der Druckluft ein<br />

Kompressor-Management-System von<br />

Airleader. Bild: Oltrogge<br />

Euscher steigert die Produktivität durch Kompressor-Management<br />

Den Druck<br />

stets im Blick<br />

Kompressoren | Um die für das Tiefziehen erforderliche<br />

Druckluft besser überwachen, steuern und effizient<br />

nutzen zu können, hat Euscher moderne Technik<br />

von Oltrogge installiert.<br />

„Druckluft ist Kernbestandteil unserer Produktion“,<br />

sagt Eberhard Budde, Produktionsleiter bei Euscher.<br />

„Wenn da etwas ausfällt, steht alles still. Das kann sich<br />

heute niemand mehr leisten.“ Gemeinsam mit den langjährigen<br />

Partnern von Oltrogge hat das Unternehmen,<br />

das zu den führenden europäischen Herstellern von Präzisionstiefziehteilen<br />

zählt, daher nach Wegen gesucht,<br />

um das Ausfallrisiko in den beiden Werken Bielefeld<br />

und Vilsendorf zu minimieren.<br />

Regelmäßige Wartungen und Inspektionen der<br />

Druckluftanlagen sind bei Euscher selbstverständlich,<br />

doch damit mögliche Störungen früh erkannt werden,<br />

ist eine moderne Sensorik unerlässlich. „Dadurch, dass<br />

sich unsere Mitarbeiter auf zwei Standorte aufteilen, ist<br />

eine lückenlose Überwachung immer mit viel Aufwand<br />

verbunden“, erklärt Budde. „Unser Wunsch war daher<br />

von Anfang an, die Produktionsvorgänge am Bildschirm<br />

einsehen zu können.“<br />

„Wir haben zunächst die kompletten Druckluftanlagen<br />

geprüft und dabei einige Undichtigkeiten in Werk 2<br />

in Vilsendorf festgestellt“, so Oltrogge-Servicetechniker<br />

Martin Scholz. „Auch wenn die Maschinen am Wochenende<br />

stillstanden, sank der Druck, es gab also Leckagen.<br />

Die Frage war nur: Wo?“ Auf der Suche nach<br />

einer Antwort wurden zunächst alte Komponenten ausgetauscht<br />

und die Rohrleitungen in beiden Werken mit<br />

Sensoren ausgestattet. „In Bielefeld haben wir ein Kompressor-Management<br />

von Airleader installiert. Dieses<br />

war in Vilsendorf bereits vorhanden“, so Scholz. „Die<br />

Sensoren stellen nun Druckverluste des Netzes, Temperatur<br />

und Stromverbrauch der Kompressoren fest. Mit<br />

diesen Daten lassen sich mögliche Störungen und Ausfallrisiken<br />

im Vorhinein minimieren beziehungsweise<br />

ganz ausschließen. Sollte doch mal eine Störung auftreten,<br />

meldet das System einen Alarm auf das Handy von<br />

Budde – und auf Wunsch auch direkt zu Oltrogge. Der<br />

24-Stunden-Notdienst von Oltrogge kann sich des Themas<br />

so ohne Verzögerung annehmen.“ Diese lückenlose<br />

Form der Überwachung durch das Airleader-System ist<br />

auch für Oltrogge einzigartig und wurde in dieser Form<br />

nur bei Euscher umgesetzt.<br />

Für Oltrogges Gebietsverkaufsleiter Sascha Borowczak<br />

hat das Airleader Kompressoren-Management<br />

einen weiteren Vorteil: „Dank der neuen Technik und<br />

der passenden Software in Bielefeld lassen sich alle<br />

Druckluftvorgänge jederzeit überwachen. Zudem können<br />

wir nachhaltig immer die optimale Parametrierung<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


der Steuerung vornehmen beziehungsweise Kompressorkonstellation<br />

wählen. Für Euscher bedeutet das, immer<br />

mit der effizientesten Station zu arbeiten und Kosten<br />

hinsichtlich des Energieverbrauchs zu senken.“<br />

Kostenzuordnung als Pluspunkt<br />

des Druckluft-Managements<br />

Dieser Gewinn an Transparenz verschafft Euscher einen<br />

zusätzlichen Vorteil. Denn dank der exakten Daten<br />

kann jetzt viel genauer kalkuliert werden, mit welchem<br />

Energieeinsatz welche Produkte möglichst effizient hergestellt<br />

werden. So wurde schnell deutlich, dass Produkte,<br />

die am Wochenende nicht unter Vollauslastung vom<br />

Band laufen, mit höheren Produktionskosten verbunden<br />

sind. „Uns ging es zunächst nur um eine bessere Überwachung<br />

zur Risikominimierung“, so Budde. „Dass wir<br />

jetzt effizienter kalkulieren und produzieren können, ist<br />

ein klarer Pluspunkt und ein Beleg, warum wir seit so<br />

vielen Jahren mit Oltrogge zusammenarbeiten.“<br />

Apropos Energie-Optimierung: Für Euscher hat die<br />

regelmäßige technische Optimierung durch Oltrogge einen<br />

weiteren Vorteil. Das verantwortungsvolle Unternehmen<br />

ist hinsichtlich seiner hohen Umweltstandards<br />

zertifiziert. „Die hohe Effizienz der Kompressoren sowie<br />

die Energiereduzierung auf Grund der Installation<br />

der Sensorik ermöglichen uns die Teilnahme an attraktiven<br />

Förderprogrammen“, sagt Budde. „Dadurch macht<br />

sich die Investition eben noch früher bezahlt.“<br />

Euscher nutzte die<br />

Druckluft-Modernisierungsarbeiten<br />

gleichzeitig<br />

für die Installation eines<br />

Systems zur Rückgewinnung<br />

der anfallenden<br />

Wärme aus dem Einsatz<br />

der Kompressoren. Bild:<br />

Oltrogge<br />

Sascha Borowczak (links), Gebietsverkaufsleiter bei Oltrogge, und<br />

Eberhard Budde, Produktionsleiter von Euscher, suchten gemeinsam<br />

nach einer Lösung, die für mehr Druckluft-Transparenz im laufenden<br />

Betrieb sorgt und Produktionsvorgänge in zwei Werken einheitlich visualisiert.<br />

Bild: Oltrogge<br />

Effizienzsteigerung liegt Oltrogge im Blut, und so nutzte<br />

das Team die Modernisierungsarbeiten für ein ganz besonderes<br />

Projekt. „Kompressoren produzieren nicht nur<br />

Druck, sondern auch Wärme“, betont Servicetechniker<br />

Scholz. „Diese Energie wollten wir besser nutzen und<br />

haben bei Euscher ein System zur Wärmerückgewinnung<br />

installiert. Im Frühjahr und Herbst werden die Büroräume<br />

des Unternehmens nun vollständig mit der Abwärme<br />

der Kompressoren beheizt und auch im Winter<br />

die Heizkosten gesenkt. Das spart zusätzlich Energie<br />

und trägt dazu bei, den CO 2 -Footprint des Betriebs weiter<br />

zu reduzieren.“<br />

Abwärme könnte künftig im Sommer<br />

für die Raumkühlung genutzt werden<br />

Damit das Unternehmen auch künftig die Sicherheit<br />

steigern, die Energiekosten senken und an Förderprogrammen<br />

teilnehmen kann, feilen die Fachleute von Euscher<br />

und Oltrogge an weiteren Ideen. „Grundsätzlich<br />

ist es beispielsweise möglich, die Abwärme der Kompressoren<br />

auch im Sommer zur Kühlung der Räumlichkeiten<br />

zu nutzen“, überlegt Servicetechniker Scholz.<br />

„Ähnlich wie bei einem Gas-Kühlschrank ließe sich so<br />

durch ein geeignetes Kühlmittel, Kondensatoren und<br />

Verdampfer ein Kühlkreislauf entwickeln. Wie das letztlich<br />

umgesetzt werden kann, muss man sehen.“<br />

Eine weitere Idee zur Kostenreduzierung: Der Gesamtdruck<br />

im System soll gesenkt werden. Da nur einige<br />

Produktionsanlagen in den produktionsfreien Zeiten<br />

den derzeitigen Druck wirklich benötigen, könnte dieser<br />

über einen kleinen Kompressor separat erzeugt werden.<br />

Dank solcher und anderer Vorschläge bleibt die Zusammenarbeit<br />

mit Oltrogge für Produktionsleiter Budde<br />

spannend: „Das nächste große Thema, an das wir uns<br />

heranwagen werden, ist die digitale Vernetzung. Ich bin<br />

sicher, dass wir hier noch einige Potenziale ausschöpfen<br />

können.“ (sk)<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 55


interview<br />

Marc Bicker vom Leichtbau-Cluster Landshut zu den aktuellen Trends<br />

„Der Mensch begrenzt<br />

den Ultra-Leichtbau“<br />

Warum der Leichtbau einen neuen Schub erfährt, erläutert<br />

Marc Bicker, Leiter des Leichtbau-Clusters Landshut. Seit<br />

zehn Jahren initiiert er für das Netzwerk einen<br />

Gemeinschaftsstand auf der Hannover Messe. Er nennt die<br />

Vorteile des Leichtbaus und erklärt, wo der automobile<br />

Leichtbau an seine Grenzen stößt.<br />

Der Ruf nach innovativen Leichtbaulösungen<br />

wird lauter. Ist der Leichtbau bislang<br />

nicht innovativ gewesen?<br />

Seit vielen Jahren beschäftigen sich nahezu<br />

alle Industriebranchen damit, spannende<br />

Leichtbaukonzepte in den Markt zu bringen.<br />

Oft aber werden diese Lösungen nicht<br />

offensichtlich oder sind gar zur Selbst -<br />

verständlichkeit geworden. Generell steigt<br />

der Trend zu Innovationen innerhalb der<br />

Querschnittstechno logie Leichtbau. Auch<br />

die rechtlichen Rahmenbedingungen tragen<br />

dazu bei.<br />

Marc Bicker ist Leiter des<br />

Instituts für Transfer und<br />

Zusammenarbeit (ITZ) an<br />

der Hochschule Landshut.<br />

Bild: Hochschule Landshut<br />

Was bringen Innovationen im Leichtbau an<br />

Mehrwert und für die Rentabilität?<br />

Innovationen im Leichtbau führen zumeist<br />

zu einem Mehrwert in der Nutzungsphase<br />

und können bei einer ganzheitlichen Bewertung<br />

des gesamten Lebenszyklus durchaus<br />

wirtschaftlich sein. Sowohl für den Nutzer<br />

als auch für den Hersteller. Das Reduzieren<br />

von Massen und Massenträgheitsmomenten<br />

senkt besonders bei Automobilen und Flugzeugen<br />

den Verbrauch. Geringere Betriebskosten<br />

sind das Ergebnis.<br />

Der Vorteil liegt also beim Anwender.<br />

Haben die Produzenten auch Vorteile?<br />

Intelligent eingesetzte neue Werkstoffe, die<br />

entsprechend ihren jeweiligen Eigenschaften<br />

konstruktionsoptimiert in einem Werkstoffmix<br />

zu einem Bauteilsystem eingesetzt werden,<br />

können für den Produzenten durchaus<br />

lohnend sein. Die Kosten der Werkstoffe<br />

dürfen nicht singulär betrachtet werden. Im<br />

Besonderen können die mit der Herstellung<br />

eines Bauteil-Systems verbundenen Ferti-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


gungskosten sinken: Hier greift die Funk -<br />

tionsintegration mit dem Ergebnis, dass<br />

weniger Bauteile innerhalb eines Systems<br />

benötigt werden. Dies kann zu weniger<br />

Prozessschritten in der Fertigung führen –<br />

verbunden mit einem ebenfalls geringeren<br />

Logistikaufwand.<br />

Es ist also der ganzheitliche Blick gefragt?<br />

Ja, Kosten für Werkstoffe, Konstruktion<br />

und die für eine Bauteillösung notwendigen<br />

Fertigungstechnologien isoliert zu sehen, ist<br />

falsch. Ingenieurwissenschaftlich ist sicherlich<br />

noch viel mehr machbar, doch es ist<br />

immer enorm wichtig, die Kosten-Nutzenanalyse<br />

aller Kerndisziplinen zu betrachten.<br />

Hinzu kommt die Berücksichtigung der<br />

Nach haltigkeit und die Kreislaufwirtschaft.<br />

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für die<br />

stärkere Nachfrage nach innovativen<br />

Leichtbau-Lösungen?<br />

Dass Leichtbau seit mehr als drei Jahrzehnten<br />

ein immer stärker wachsendes Thema<br />

ist, liegt auch an der Material- und Energieeffizienz<br />

für einen Ressourcenschutz und<br />

Nachhaltigkeit. Bereits bei der Entwicklung<br />

von Bauteilen und Baugruppen muss der<br />

Lebenszyklus genau analysiert werden. Es<br />

hilft niemandem, wenn in der Nutzungs -<br />

phase ein Beitrag zum Ressourcenschutz<br />

geleistet wird, doch in der Phase des<br />

Recyclings ein nicht geschlossener Werkstoffkreislauf<br />

die Nachhaltigkeitsbetrachtung<br />

zunichte macht.<br />

Welche Rolle spielt die Elektromobilität für<br />

den Leichtbau?<br />

Die Elektromobilität wird sicher ein weiterer<br />

Treiber sein, um Fahrzeuge leicht zu<br />

bauen. Das derzeit hohe Gewicht des Batteriespeichers<br />

ist das eine. Die bislang konstruierten<br />

Karosserien, Baugruppen und<br />

Systembauteile beanspruchungsgerecht für<br />

alternative Antriebsformen und -bedingungen<br />

neu zu konstruieren das andere. Hier<br />

sehe ich viel Potenzial.<br />

„Der Leichtbau<br />

senkt die<br />

Zahl der Teile<br />

durch Funktionsintegration<br />

und damit<br />

auch die<br />

Fertigungs -<br />

kosten.“<br />

Ist darüber hinaus das Leichtbaupotenzial<br />

im Automobilsektor ausgeschöpft?<br />

Nein, bei weitem nicht. Der Faktor Mensch<br />

ist durch sein Nutzungsverhalten die eigentliche<br />

Schwachstelle für den sogenannten<br />

Ultra-Leichtbau. Wenn sich zum Beispiel der<br />

Fahrer an der Lenksäule oder an der Tür<br />

abstützt, sich vielleicht sogar auf die Motorhaube<br />

setzt, auf wenig oder gar nicht befestigten<br />

Wegen fährt oder Feindkontakt mit<br />

der Bordsteinkante hat. Wer ertappt sich<br />

denn nicht selbst ab und zu dabei? All das<br />

zwingt den Konstrukteur zu einer entsprechend<br />

„erhöhten Auslegung“ zahlreicher<br />

Bauteile in Interieur, Exterieur, Karosserie<br />

sowie Chassis.<br />

Kann Digitalisierung hier Abhilfe schaffen?<br />

Allerdings. Die Sensorik und die Vernetzung<br />

des Fahrzeugs mit dem Nutzer sowie<br />

Serviceeinrichtungen bieten die Chance<br />

eines sogenannten Structural-Health-Monitorings.<br />

Die Überwachung von sicherheitsrelevanten<br />

Bauteilen, Baugruppen oder des<br />

Gesamtsystems mit entsprechender Dokumentation<br />

können dem Fahrer sowie dem<br />

Service für Wartung und Instandhaltung alle<br />

auf das Fahrzeug wirkenden Belastungen<br />

und Kräfte aufzeigen – also auch Überlastungen,<br />

die nicht dem normalen Fahrbetrieb<br />

oder der normalen Nutzung entsprechen.<br />

Und so ließe sich die heute übliche<br />

Über dimensionierung zurückfahren?<br />

Ja, vor dem Versagen des Bauteils kann<br />

dann eingegriffen werden. Das Aufsuchen<br />

der Servicewerkstatt erfolgt nur dann, wenn<br />

ein Bedarf dafür ermittelt wird. Die<br />

momentan für Bauteile, Baugruppen und<br />

Gesamtsysteme vorgesehene Überdimensionierung<br />

wäre nicht mehr nötig. Die Übertragung<br />

der erhobenen Daten könnte beispielsweise<br />

über das Mobilfunknetz erfolgen.<br />

Und dann wären wir bei Leichtbau 4.0. •<br />

Katja Wohlers<br />

Fachjournalistin in Hamburg<br />

Geheimtipps auf der Hannover Messe<br />

Variationen der Metawell-Leichtbauplatten Aluflex, die<br />

sich bei Bedarf sogar mit Nut-Feder-Verbindungen<br />

kombinieren lassen. Bild: Metawell<br />

Zwei Partner im Leichtbau-Cluster Landshut<br />

lassen schon jetzt durchblicken, mit<br />

welchen Highlights sie auf die Messe kom-<br />

men – teils haben sie den Rang von Geheimtipps.<br />

So stecken drehmomentgeregelte<br />

Antriebe von Sensodrive, einem Spin-off des<br />

DLR, nicht nur in Leichtbaurobotern,<br />

sondern auch in Fahr simulatoren, OP-<br />

Mikroskopen, selbstfahrenden Motor -<br />

rädern und Exoskeletten. Die Nachfrage sei<br />

groß, sagt Geschäftsführer Norbert Sporer.<br />

„Wie bette ich den Drehmomentsensor so<br />

ein, dass er größtmöglichen Nutzen<br />

bringt?“, nennt er eine der typischerweise<br />

brennenden Fragen. In Hannover lassen sich<br />

solche Anwendungen erleben.<br />

Auch Metawell ist wieder dabei. Die Bayern<br />

gestalten ihr Programm an Aluminium-<br />

Leichtbauplatten immer noch variabler.<br />

Absolute Planheit, niedriges Gewicht (bis zu<br />

80 % weniger als massives Alu), hohe<br />

Biege steifigkeit und Korrosionsschutz sollen<br />

sie bieten. Der Clou: Über Nut&Feder-Systeme<br />

lassen sie sich ganz leicht verbinden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 57


Idda.Seal nennt sich die<br />

neue Applikationstechnologie<br />

von Atlas Copco für<br />

Nahtabdichtungen im<br />

Karosseriebau: Einzelne<br />

PVC-Tropfen werden mit<br />

hoher Frequenz über fünf<br />

Nadeln aufgetragen. Die<br />

Nadeln lassen sich einzeln<br />

ansteuern und die<br />

Tropfengrößen variieren.<br />

Das Ergebnis ist eine sehr<br />

präzise Kontur.<br />

Bild: Atlas Copco<br />

Audi verschafft sich Effizienzvorsprung mit „Digital Sealing“<br />

Abdichten – so grenzenlos<br />

wie 3D-Drucken<br />

Abdichten | Die Technologie Idda.Seal bringt Dichtmaterial<br />

tropfenweise auf mit hoher Frequenz. Audi<br />

stuft sie als bahnbrechend ein. Das ist ungewöhnlich<br />

für eine Innovation, die ein Zulieferer für einen OEM<br />

zur Reife bringt. Sie wird für Effizienzsprünge sorgen,<br />

nicht nur im Automobilbau.<br />

❧ Olaf Stauß<br />

„Es ist eine Revolution“, sagte Gido Hoppe<br />

von Audi, als er die neue Dichtungstech -<br />

nologie bei der Atlas Copco IAS GmbH in<br />

Bretten am 3. Dezember 2019 vorstellte –<br />

der Fügetechnik-Tochter des schwedischen<br />

Konzerns. Hoppe ist für Karosserielackierungen<br />

bei Audi zuständig und leitete die<br />

Einführung von Idda.Seal beim OEM. Auch<br />

Olaf Leonhardt, der die IAS-Geschäfte führt<br />

und als früherer F+E-Leiter eher zu Sachlichkeit<br />

neigt, griff zu einem Superlativ.<br />

„Was wir Ihnen heute zeigen, ist die perfekte<br />

Naht“, sagte er. „Mit dem neuen Verfahren<br />

lösen wir zahlreiche Probleme, die<br />

Anwender in der Automobilindustrie bislang<br />

mit bestimmten Nahtabdichtungen in<br />

der Lackiererei hatten.“<br />

Das von IAS zum Patent angemeldete<br />

Idda.Seal wird seit August 2019 in einer<br />

Serie im Audi-Werk Györ in Ungarn einge-<br />

setzt. Die Zahlen, die beide Manager auf<br />

Basis der dortigen Erfahrungen vorlegen,<br />

sprechen für einen Quantensprung. Hoppe<br />

und Leonhardt berichten von einer Reduktion<br />

der manuellen Nacharbeit an der Naht<br />

um bis zu 40 % und von Einsparungen am<br />

PVC-Dichtmaterial um bis zu 50 %. Die Effizienz<br />

der Fertigung dürfte spürbar steigen.<br />

Darüber hinaus erwartet Hoppe, dass sich<br />

„das Gesamtgewicht des Autos um mehrere<br />

Kilogramm verringern lässt“. Idda.Seal<br />

bietet somit auch einen Mehrwert für den<br />

Leichtbau. Und nicht zuletzt steigt die Präzision<br />

des Nahtauftrags sprunghaft.<br />

Ultrafeine Tropfen fliegen aufs Bauteil<br />

Das automatisierte Verfahren beruht auf<br />

einer Funktionsweise, die für die Naht -<br />

abdichtung neu ist. „Wenn Sie diese Technologie<br />

verstehen wollen, stellen Sie sich ein-<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


technik & wissen<br />

fach einen Tintenstrahldrucker vor“, erklärte<br />

Olaf Leonhardt den Zuhörern in Bretten.<br />

Statt das PVC-Material in einem konstanten<br />

Materialfluss zu applizieren, wird es in<br />

ultrafeinen Tropfen über fünf Nadeln aufgebracht,<br />

die einzeln angesteuert werden. Es<br />

lässt sich damit wesentlich genauer positionieren.<br />

Die Tropfen sind nicht Teil eines<br />

Stroms und werden nicht geschoben oder<br />

gezogen. Es entstehen randscharfe, individuelle<br />

Nahtgeometrien mit Schichtdicken, die<br />

sich stufenlos zwischen 0,3 und 2 mm einstellen<br />

lassen. „Idda“ steht für „Intelligent<br />

Dynamic Drop Application“, also das intel-<br />

Volumen der Tropfen und der Abstand<br />

zwischen ihnen ist und auch, in welchem<br />

Winkel sie appliziert werden. Der vom<br />

Roboter geführte Applikator kann damit<br />

viel flexibler und dynamischer agieren<br />

als bisher. Statt mit maximal 400 mm/s<br />

bei der klassischen Dünnstrahlappli -<br />

kation fährt er die Nahtgeometrie<br />

dynamisch mit bis zu 600 mm/s ab.<br />

Die Steuerdaten geben vor, wo der<br />

Roboter punktuell beschleunigt<br />

und wo abbremst, um eine<br />

durchgehend homogene Naht<br />

zu produzieren.<br />

Die fünf Nadeldüsen<br />

ermöglichen eine hochpräzise<br />

Applikation mit<br />

scharfen Konturen (rechte<br />

Raupe) – anders als bei<br />

der konventionellen Technik.<br />

Das ist besonders für<br />

Sichtnähte interessant.<br />

Bild: Atlas Copco<br />

Die größeren Freiheiten beim automatisierten<br />

Abdichten vereinfachen auch die<br />

Bahnprogrammierung. Arnd Hemmerlein,<br />

Key-Account von IAS, erzählt von einem<br />

Mitarbeiter, der nur vier Stunden zum Programmieren<br />

einer komplizierten Abdichtnaht<br />

brauchte, die ihn früher eine ganze<br />

Woche beschäftigt hätte.<br />

ligente und dynamische, automatisierte Auftragen<br />

in Tropfenform. Die von IAS gewählte<br />

Marke „Idda.Seal“ wiederum bezieht<br />

sich auf das Abdichten der Rohkarosserie in<br />

Lackierstraßen.<br />

Die Vorteile der neuen Technologie sollen<br />

der gesamten Automobilindustrie zugute<br />

kommen. Audi hat sich zwar die Nutzung<br />

vertraglich gesichert, überlässt Partner Atlas<br />

Copco aber den Vertrieb auch an andere<br />

OEM. „Erfahrungsgemäß entwickelt sich<br />

eine Technologie schneller weiter, wenn<br />

viele Anwender sie einsetzen“, sagt Hoppe<br />

zur Begründung. Leonhardt berichtet<br />

bereits von großem Interesse in der Automobilindustrie.<br />

„Digital Sea ling“ heißt der Prozess bei<br />

Audi. Der Begriff lässt die Effizienzvorteile<br />

erahnen: Die Steuerung gibt vor, wann die<br />

Nadeln öffnen und schließen, wie groß das<br />

Audi setzt das Verfahren<br />

in der Feinnahtabdichtung<br />

des Q3 und Q3<br />

Sportback im ungarischen<br />

Györ ein, hier am<br />

Leuchtentopf. Bild: Audi<br />

Die Variabilität bei Applikationsabstand<br />

und -winkel spielt eine große Rolle für die<br />

Flexibilität. Musste der Applikator bisher<br />

ganz nah am abzudichtenden Bauteil bleiben<br />

(nicht weiter als 5 mm), so kann er die<br />

PVC-Dichttropfen nun aus Distanzen von<br />

3 bis 80 mm und weiter auftragen. Der Auftragswinkel<br />

darf bei Idda.Seal um ±25° vom<br />

rechten Winkel abweichen, bei klassischen<br />

Verfahren hingegen ist er fix.<br />

Auf einem Video bewegt sich der Applikator<br />

so, als würde ein versierter Werker die<br />

Dichtnaht im Zeitraffer aufbringen. Als<br />

erste Serien anwendung wählte Audi das<br />

Abdichten des Leuchtentopfes des Q3. Die<br />

Prozesszeit reduzierte sich dabei von 32 s<br />

auf 28 s. An drei von sechs heiklen Nahtstellen<br />

entfällt die Nacharbeit ganz, an den<br />

anderen wollen die Techniker sie noch reduzieren<br />

oder ebenfalls ganz beseitigen.<br />

Audi-Ingenieure hatten die Idee zu<br />

„Digital Sealing“<br />

Die Idee des Digital Sealing ist entstanden,<br />

weil die Audi-Ingenieure sich mit den Einschränkungen<br />

der ausgereiften, klassischen<br />

Abdichttechnologien nicht mehr abfinden<br />

wollten. Höhe und Breite der Dichtnaht ließen<br />

sich nicht frei wählen. Es gab unschöne<br />

Stellen in der Naht, beispielsweise Materialverdickungen<br />

in den Bahnkurven, die manuell<br />

nachbearbeitet werden mussten. Spitze<br />

Winkel wurden oft nicht erreicht, Naht -<br />

überlappungen unsauber. Diese Probleme<br />

lassen sich ab jetzt automatisiert lösen.<br />

Richtungsänderungen bewältigt Idda.Seal<br />

mit homogenem Nahtauftrag.<br />

Audi begann vor über vier Jahren mit<br />

Grundlagenarbeiten und holte IAS vor zwei<br />

Jahren mit ins Boot. „Wir brauchten einen<br />

Lieferanten, der die Technologie anpackt.<br />

Und mit Atlas Copco haben wir einen<br />

Volltreffer gelandet“, sagte Gido Hoppe in<br />

Bretten. Er ist überzeugt davon, dass Digital<br />

Sealing die Automobilproduktion erobern<br />

wird. Auch Olaf Leonhardt sieht sich erst<br />

am „Startpunkt einer Reise“. Der IAS-<br />

Geschäftsführer lässt durchblicken, dass<br />

Idda nicht nur für das Abdichten interessant<br />

sein wird.<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 59


produkte<br />

Jetzt auch für<br />

kleinere Werkzeuge<br />

Schmiersystem | Zur regelmäßigen Pflege von Werkzeugspannsystemen<br />

in Fräszentren bietet Röhm das Schmierwerkzeug<br />

Lubritool jetzt auch für HSK-A40 und HSK-A50 an.<br />

Während manuelles Schmieren<br />

5 min dauern kann, erledigt<br />

Lubritool die Schmierung von<br />

Werkzeugspannsystemen in<br />

Fräs- und Bearbeitungszentren<br />

innerhalb von 5 s automatisch.<br />

Durch die minimalen Wartungszeiten<br />

erhöht sich die Maschinenverfügbarkeit<br />

laut Röhm um<br />

rund 10 h/a. Präzises Dosieren<br />

sorgt zudem für ressourceneffizientes<br />

Schmieren. Die Amortisationszeit<br />

liege in der Regel un-<br />

ter sechs Monaten, teilen die<br />

Sontheimer mit. Das Schmiertool<br />

gibt es jetzt – neben<br />

HSK-A63, HSK-A100 – auch<br />

für die Schnittstellen HSK-A40<br />

und HSK-A50. Weitere Größen<br />

seien in Vorbereitung.<br />

Lubritool wird direkt aus<br />

dem Werkzeugmagazin eingewechselt<br />

und versorgt den<br />

Spannsatz mit der idealen<br />

Schmiermenge. Danach verschwindet<br />

das Tool wieder im<br />

Werkzeugmagazin und bleibt<br />

dort bis zum nächsten Schmierzyklus.<br />

So befindet sich immer<br />

das passende Schmiermittel in<br />

geeigneter Menge am richtigen<br />

Ort. Da der Ablauf automatisiert<br />

erfolgt, kann die Wartung<br />

nicht vergessen werden. Durch<br />

das Protokoll im Werkzeugwechselsystem<br />

entsteht automatisch<br />

eine digitale Dokumentation<br />

als Nachweis für die Gewährleistung.<br />

•<br />

Vollautomatisiert sorgt<br />

das Schmierwerkzeug<br />

Lubritool stets für die<br />

ideale Schmierung von<br />

Werkzeugspannsystemen.<br />

Bild: Röhm<br />

Ein- und Ausgangskarte mit<br />

Zeitstempelfunktion<br />

Smart-Multi-Modul | Das Mix-Modul<br />

IO 011S der S-Dias-Reihe von Sigmatek<br />

ist mit 14 digitalen Ein- und Ausgängen<br />

sowie zwei analogen Eingängen ein<br />

Multitalent. Da das intelligente Modul<br />

Signale vorverarbeitet, können Schaltzustände<br />

und -vorgänge in Mikrosekundenschnelle<br />

unabhängig von der<br />

Buszykluszeit und CPU-Leistung erfasst<br />

werden. Die sechs Digitaleingänge<br />

(+24 V/3,5 mA/1 μs) verfügen über einen<br />

Latch-Modus, mit dem ein Zeitstempel<br />

in μs, bezogen auf den CPU-Zyklus,<br />

generiert wird. Positionen und<br />

Vorgänge können so auf die Mikro -<br />

sekunde genau berechnet werden. Die Latch-Funktion<br />

kann auf steigende, fallende oder beide Flanken eingestellt<br />

werden. Die acht kurzschlussfesten und rücklesbaren digitalen<br />

Ausgänge (+24 V/0,5 A/150 μs) besitzen einen Time-<br />

Trigger-Modus. Mit dieser Funktion ist es möglich, den<br />

Zustand der digitalen Ausgänge zu einer definierten Zeit<br />

zwischen zwei Zyklen zu ändern.<br />

•<br />

Signalleuchten leiten den Fahrer<br />

sicher zur Rampe<br />

Andockunterstützung | Zum Schutz vor Verletzungen<br />

und Anfahrschäden an LKWs und Verladerampen hat<br />

Hörmann das universell einsetzbare Andockunterstützungssystem<br />

DAP entwickelt. Es kann mit dem Radkeil<br />

WSPG kombiniert werden, funktioniert aber auch unabhängig.<br />

Elektronische Andockhilfen unterstützen den<br />

Fahrer mit Hilfe von Signalleuchten beim Heranfahren<br />

an die Verladestation. Durch die optische Unterstützung<br />

kann der LKW präzise, sicher und schnell andocken,<br />

ohne dass der Fahrer beim Rangieren<br />

aussteigen muss. Die Lichtschranken<br />

sind seitlich an der Verladestelle<br />

auf einem robusten Montagearm<br />

angeordnet. Sobald der LKW<br />

den Schaltbereich der ersten Lichtschranke<br />

erreicht, schaltet das LED-<br />

Signal von Grün auf Gelb. Beim Erreichen<br />

der zweiten Lichtschranke<br />

wechselt die Farbe von Gelb auf<br />

Rot. Solange das Tor geöffnet ist,<br />

leuchtet das rote Signal. Erst wenn<br />

das Tor geschlossen ist oder eine<br />

Radblockierung entfernt wurde, erhält<br />

der Fahrer das grüne Signal. •<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Schneller Alleskönner<br />

Hochvorschubfräser | Der Mill<br />

4 Feed von Iscar spielt seine<br />

Stärken laut Hersteller im Taschen-,<br />

Plan- und Konturfräsen<br />

sowie im Drehfräsen aus. Er<br />

steht im Durchmesserbereich<br />

von 22 bis 160 mm und den<br />

Wendeplattengrößen 9, 12 und<br />

17 mm zur Verfügung. Anwender<br />

können zwischen den Varianten<br />

Aufsteckfräser, zylindrischer<br />

Schaft oder der Aufschraubversion<br />

Flexfit wählen.<br />

Iscar bietet Platten-Geometrien<br />

und Schneidstoffsorten für alle<br />

gängigen Werkstoffe. Die Wendeschneidplatten<br />

sind im Fräser<br />

radial eingebettet, was auch ein<br />

schräges Eintauchen sowie<br />

Bohrzirkular-Fräsen ermöglichen<br />

soll. Durch den positiven<br />

Spanwinkel ist das Werkzeug<br />

weichschneidend. Da der Krafteinfluss<br />

auf den Fräser überwiegend<br />

in axialer Richtung erfolgt,<br />

sei ein schwingungsarmes Bearbeiten<br />

tiefer Kavitäten möglich.<br />

Die zielgerichtete innere Kühlmittelzufuhr<br />

schont die einseitigen<br />

Wendeschneidplatten mit<br />

vier Schneidkanten. Die Platten<br />

ermöglichen laut Hersteller eine<br />

Zustellung bis zu 3 mm und einen<br />

maximalen Vorschub von<br />

2 mm pro Zahn. •<br />

www.schages.de<br />

CNC-Laserschneiden<br />

Edelstahl bis 50 mm<br />

Stahl / Aluminium bis 30 mm<br />

Kupfer / Messing bis 18 mm<br />

XXL-Fasenschneiden bis 3 m x 12 m<br />

XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />

Kleinteile, Einzelteile<br />

CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />

Jetzt mit 10 kW<br />

Zertifiziert nach ISO 9001 und ISO 14001<br />

Werkseigene PK nach EN 1090<br />

Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU<br />

Schages GmbH & Co.KG · CNC-Lasertechnik<br />

Schneller verzahnen<br />

Power Skiving | Mit den Fräsern CoroMill 178 und<br />

CoroMill 180 ermöglicht Sandvik Coromant, komplette<br />

Bauteile mit Verzahnungen auf Multitask-Maschinen<br />

oder Bearbeitungszentren in einer Aufspannung<br />

zu fertigen. Außerdem<br />

sind die Werkzeuge auf speziellen<br />

Wälzschälmaschinen einsetzbar.<br />

Die Lösung besteht aus Bohrungs-<br />

und Schaftwerkzeugen sowie<br />

Wendeschneidplattenfräsern.<br />

Je nach geforderter Bauteilqualität<br />

kann die Wiederaufbereitung bis<br />

zu zehn Mal durchgeführt werden. Der<br />

CoroMill 180 ist für die Großserienfertigung<br />

geeignet – insbesondere für das Schruppen<br />

von Zahnrädern des Modulbereichs 2-9. Zu seinen<br />

Merkmalen zählen ein positiver Spanwinkel für eine<br />

leichte Schneidwirkung und das Potenzial für die Trockenbearbeitung.<br />

Alle Werkzeuge sind maßgeschneiderte<br />

Lösungen. Der Prozess sei laut Hersteller sechs- bis<br />

neunmal schneller als das Wälzstoßen und flexibler als<br />

das Räumen bei einer gleichzeitig erhöhten Qualität.<br />

Endkunden erhalten zudem eine größere Prozessflexibilität,<br />

indem die Produktion, weg von speziell dafür vorgesehenen<br />

Werkzeugmaschinen bei Zulieferern, auf<br />

eigene Bearbeitungszentren verlagert werden kann. •<br />

Anzeigendaten einfach<br />

und sicher übermitteln.<br />

PDF<br />

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www.konradin-ad.de<br />

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<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 61


produkte<br />

Verriegelungseinheit ist abnehmbar<br />

Zylinder | Bei der MWB-Serie von SMC müssen lediglich<br />

vier Montageschrauben gelöst werden, um Zylinder und<br />

Verriegelungseinheit zu trennen. Dadurch ist der Installationsaufwand<br />

auf ein Minimum begrenzt.<br />

Über eine einzelne<br />

Schraube lässt sich die<br />

komplette Einheit ent -<br />

lüften. Zudem zeigt sie<br />

durch eine Farbkennung<br />

den Verriegelungs -<br />

zustand an.<br />

Bild: SMC<br />

Durch die konstruktive Trennung<br />

lassen sich auch die Antriebe<br />

oder Komponenten anderer<br />

Hersteller mit der separat<br />

bestellbaren Verriegelungseinheit<br />

ausstatten. Über eine einzel-<br />

ne Schraube lässt sich die komplette<br />

Einheit entlüften. Gleichzeitig<br />

dient die Schraube durch<br />

eine Farbkennung dazu, den<br />

Verriegelungszustand auf einen<br />

Blick anzuzeigen. Eine Druckluftbeaufschlagung<br />

ist weder<br />

beim Halten noch beim Entriegeln<br />

erforderlich.<br />

Technisch zeichnen sich die<br />

Verriegelungszylinder durch eine<br />

hohe Haltekraft und Anhaltegenauigkeit<br />

aus. Auf ±1 mm<br />

genau lassen sich die Kolben<br />

stoppen. Die Haltekraft konnte<br />

gegenüber der MNB-Vorgängerserie<br />

weiter gesteigert werden:<br />

Bei den kleinsten Verriegelungszylindern<br />

der MWB-Serie liegt<br />

sie bei 630 N und erreicht Werte<br />

von über 6 000 N in der größten<br />

Ausführung mit 100 mm<br />

Kolbendurchmesser. Mit 32, 40,<br />

50, 63, 80 und 100 mm stehen<br />

insgesamt sechs Kolbendurchmesser<br />

zur Verfügung. Je nach<br />

Durchmesser liegt der maximale<br />

Standardhub zwischen 500 und<br />

800 mm. Die Art der Endlagendämpfung<br />

ist wählbar. Eine elastische<br />

und eine pneumatische<br />

Variante sind verfügbar. Den Betriebsdruck<br />

gibt der Hersteller<br />

mit 0,08 und 1 MPa an, die Verriegelungseinheit<br />

arbeitet mit<br />

0,8 bis 1 MPa. •<br />

Manuelles Sprühbeölen<br />

Peripheriegeräte | Eckardt Systems stellt eine Komplettlösung<br />

für die manuelle Sprühbeölung von Platinen vor:<br />

EOS Move. Gegenüber anderen Sprühanlagen sind die<br />

Rollen vertauscht: Hier bewegt sich die Sprüheinheit,<br />

nicht das Werkstück. Auf diese Weise könne laut Hersteller<br />

der gesamte Vorgang – Platine auflegen, Platine<br />

besprühen, Platine wechseln – mit weniger Platzbedarf<br />

und ergonomischer für den Bediener<br />

durchgeführt werden. Das<br />

etwa 2,2 m × 1,60 m × 1 m<br />

große und rund 500 kg schwere<br />

System kann wahlweise fest<br />

montiert oder mit Rollen bestückt<br />

werden. Es ist für Platinen<br />

bis zu einer Größe von 600 mm<br />

× 600 mm ausgelegt, wobei sich<br />

die Auflagefläche nach den Anforderungen<br />

des Anwenders<br />

fertigen lässt –<br />

wie überhaupt<br />

das gesamte System<br />

individuell<br />

gestaltet werden<br />

kann, etwa durch<br />

eine Reihenschaltung<br />

mehrerer<br />

Ölbehälter. •<br />

Kundenwünsche gehört<br />

Bearbeitungszentren | Die Hommel Gruppe präsentierte<br />

bereits auf der vergangenen AMB das vertikale Bearbeitungszentrum<br />

MV184P in einem ergonomisch und technisch<br />

optimierten Design. Nun sind auch weitere Modelle<br />

von Quaser erhältlich. In Sachen Bedienkomfort setzte<br />

man die Anforderungen der Kunden um. Entstanden ist ein<br />

Bedientableau, welches neig- sowie schwenkbar ist. Große<br />

Türöffnungen an zwei Maschinenseiten sorgen zusätzlich<br />

für eine gute Zugänglichkeit des Bearbeitungsraumes und<br />

eigenen sich zur Automatisierung der Maschinen. •<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


Viele Optionen mit<br />

einer Schnittstelle<br />

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über 60 Jahre Erfahrung<br />

für Ihre Sicherheit<br />

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Drehgeber | Für die Positionsmessung in Maschinen und<br />

Anlagen mit Siemens-Steuerungen bietet Heidenhain absolute<br />

Drehgeber mit Drive-Cliq-Schnittstelle an. Sie liefern<br />

Positions- und Betriebsdaten sicher und direkt an die<br />

Steuerungen.<br />

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Eine Schnittstelle, unzählige Möglichkeiten – das ist<br />

die Kurzbeschreibung für das Programm der absoluten<br />

Drehgeber. Aus diesem Programm kann der Maschinen-<br />

und Anlagenhersteller die für seine Regelungsanforderung<br />

optimale Lösung wählen. Dazu gehört<br />

auch die Wahl zwischen Drehgebern mit optischer<br />

oder induktiver Abtastung. Diese sind in vielen<br />

Fällen anbaukompatibel. Während die optischen<br />

Drehgeber höhere Genauigkeiten ermöglichen, über-<br />

Unser Universal-Laser –<br />

Für Sie auf der FMB Süd.<br />

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Integrierbar Automatisierbar<br />

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Die induktiven Drehgeber ECI 1319S (links) und EQI 1331S sind für<br />

Anwendungen mit hoher mechanischer Belastung ausgelegt. Bild: Heidenhain<br />

zeugen induktive Drehgeber mit großer Robustheit<br />

und Unempfindlichkeit gegen Verschmutzungen sowie<br />

kompakteren Baumaßen. Daher können sie am<br />

selben Motor eingesetzt werden und dessen Systemgenauigkeit<br />

oder Baulänge optimieren.<br />

Zudem stehen neben Singleturn- auch Multiturn-<br />

Drehgeber mit Getriebe für das Zählen der vollen<br />

Umdrehungen zur Wahl. Als Varianten mit und ohne<br />

Eigenlagerung sowie mit unterschiedlichen Wellenausführungen<br />

und -durchmessern runden sie das Angebot<br />

ab. Alle Drehgeber sind für sicherheitsgerichtete<br />

Anwendungen nach SIL 2 (nach EN 61508) beziehungsweise<br />

Kategorie 3, Performance Level „d“<br />

(nach EN ISO 13849) zertifiziert. Ein Fehlerausschluss<br />

für die mechanische Ankopplung ist bei den<br />

Varianten mit Voll- und Hohlwelle verfügbar. •<br />

Kompetenz im<br />

industriellen Mittelstand<br />

Was tun bei<br />

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Telefon: 02872-2503<br />

ARTHROSE?<br />

Wenn an den Händen auch<br />

die Mittelgelenke der Finger<br />

erkranken, betrifft dies nicht<br />

nur „ein paar kleine Gelenke“.<br />

Ankleiden, Essen und Trinken<br />

schmerzen. Teller und Gläser<br />

fallen aus der Hand, und das<br />

Öffnen und Schließen der Wohnungstür<br />

sind nur noch mühsam<br />

möglich. Was aber kann<br />

man selbst dagegen tun? Welche<br />

ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es? Auf diese<br />

Fragen zur Finger arthrose<br />

sowie zu allen anderen Arthroseformen<br />

gibt die Deutsche<br />

Arthrose-Hilfe wertvollen praktischen<br />

Rat, den jeder kennen<br />

sollte und den jeder leicht<br />

anwenden kann. Sie fördert<br />

zudem die Arthroseforschung<br />

bundesweit mit bisher über<br />

350 Forschungsprojekten. Eine<br />

umfassende Son derausgabe<br />

ihres Ratgebers „Arthrose-Info“<br />

kann kos tenlos angefordert<br />

werden bei: Deutsche Arthrose-Hilfe<br />

e.V., Postfach 11 05 51,<br />

60040 Frank furt (bitte eine<br />

0,80-€-Briefmarke für Rückporto<br />

beifügen) oder auch<br />

per E-Mail unter: service@arthrose.de<br />

(bitte auch dann gern<br />

mit vollständiger Adresse).<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 63


vorschau 03.20<br />

Big Data und Gaia-X<br />

Bild: monsitj/adobe.stock.com<br />

Die europäische Cloud hat wieder Bewegung<br />

in die Diskussion um Big Data gebracht.<br />

Gaia-X soll auf Basis europäischer Werte für<br />

Datensouveränität, Verfügbarkeit und Innovationen<br />

stehen. Ob europäische oder US-Anbieter:<br />

Die Zahl der mittelständischen Cloud-Nutzer<br />

ist in den letzten drei Jahren um fast die<br />

Hälfte gestiegen. Maßgeschneiderte Angebote<br />

und zahlreiche Subventionen erleichtern den<br />

Ein- und Umstieg.<br />

IT-Sicherheit<br />

Philip Kalweit, Auftragshacker und CEO von<br />

Kalweit ITS will Deutschland in puncto IT-Sicherheit<br />

aufrütteln. Ziel ist aber nicht, Angst zu<br />

schüren, sondern Wissen weiterzugeben.<br />

Kunststofftechnik<br />

Der Innovationsdrang bei Kunststoffen wächst<br />

weiter, trotz Plastikmüll-Problematik: Zu den<br />

Treibern Industrie 4.0 und Effizienz ist nun<br />

noch die Circular Economy hinzugekommen.<br />

erscheint dienstags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement);<br />

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />

systematik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Ana Turina<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 79 vom 1.10.2019.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (28 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881, Fax<br />

+1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


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Air Liquide .............................................. 42<br />

Arburg .................................................... 15<br />

Arcelormittal Bremen .......................... 52<br />

Aribert Conrad ...................................... 12<br />

Atlas Copco IAS .................................... 58<br />

Audi ......................................................... 58<br />

Automotive Management Consulting<br />

(AMC) ..................................................... 18<br />

Axoom .................................................... 19<br />

Bitkom Research .................................. 13<br />

Bosch ..................................................... 42<br />

Bundesagentur für Arbeit ................... 20<br />

Cartec Tooling ....................................... 17<br />

CaseIH .................................................... 42<br />

C-Com ..................................................... 12<br />

CNH ......................................................... 42<br />

Daimler ................................................... 42<br />

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW Berlin) ............................ 11<br />

Deutsche Messe AG ............................ 56<br />

Deutsche Werkzeugbau ...................... 17<br />

DLR .......................................................... 57<br />

Eckardt Systems ................................... 62<br />

Eisenmann Thermal Solutions ............ 18<br />

Eon .......................................................... 42<br />

Ericsson ................................................. 15<br />

Euref-Campus ....................................... 45<br />

Euscher .................................................. 54<br />

Faurecia ................................................. 42<br />

Fiat .......................................................... 42<br />

Fraunhofer Institut für Kognitive<br />

Systeme IKS .......................................... 10<br />

Fraunhofer Institutes für Solare<br />

Energiesysteme ISE ............................. 42<br />

Fraunhofer IPT ...................................... 15<br />

Freightliner ............................................ 42<br />

Freudenberg .......................................... 42<br />

Fuso ........................................................ 42<br />

Gasag Solution Plus ............................. 45<br />

GFT .......................................................... 19<br />

Gradel ..................................................... 18<br />

Groove X .................................................. 8<br />

H2 Mobility ............................................. 42<br />

Hahn Automation .................................. 15<br />

Hainbuch ................................................ 26<br />

Halex ....................................................... 12<br />

Hänchen ................................................. 48<br />

Hauyard-Group ..................................... 42<br />

Heidenhain ............................................ 63<br />

Hermle .................................................... 34<br />

Hilti .......................................................... 32<br />

Hommel .................................................. 62<br />

Hörmann ................................................ 60<br />

in-GmbH ................................................. 19<br />

IPT ........................................................... 32<br />

Iscar .................................................. 12, 61<br />

Iveco ....................................................... 42<br />

Kowave .................................................... 8<br />

Leichtbau-Cluster Landshut ............... 56<br />

Linde ....................................................... 42<br />

Mafac ..................................................... 40<br />

Mapal ..................................................... 26<br />

Melin ....................................................... 19<br />

Messe Essen ......................................... 16<br />

Messe München .................................. 15<br />

Messe Stuttgart .................................... 13<br />

Metawell ................................................ 57<br />

Michelin ................................................. 42<br />

MSB GmbH & Co. KG ........................... 50<br />

Navigator ............................................... 17<br />

Nel ........................................................... 42<br />

New Holland .......................................... 42<br />

Nikola ..................................................... 42<br />

Oerlikon Balzers ................................... 12<br />

Oltrogge ................................................. 54<br />

OMV ........................................................ 42<br />

Onejoon .................................................. 18<br />

Ott-Jakob ............................................... 26<br />

Peloton ..................................................... 8<br />

Phoenix Contact ................................... 32<br />

PowerCell Sweden ............................... 42<br />

Quaser .................................................... 62<br />

Rath Werkzeugbau ............................... 17<br />

Redex ...................................................... 50<br />

Reiser ..................................................... 40<br />

Rheinland Raffinerie ............................ 42<br />

Roemheld ............................................... 26<br />

Röhm ....................................................... 60<br />

Rosen-Gruppe ....................................... 34<br />

RWTH Aachen ...................................... 15<br />

Sandvik Coromant ................................ 61<br />

Schneider Electric ................................ 45<br />

Schuler Pressen ................................... 17<br />

Schunk ................................................... 26<br />

Sensodrive ............................................. 57<br />

Shell ........................................................ 42<br />

Sigmatek ................................................ 60<br />

Smart Textiles Plattform Austria ........ 11<br />

SMC ........................................................ 62<br />

SMW-Autoblok ..................................... 26<br />

Starrag Technology GmbH .................. 50<br />

Stepper ................................................... 32<br />

Steyr ....................................................... 42<br />

STMicroelectronics ............................. 12<br />

Symbio .................................................... 42<br />

Tata Consultancy Services ................. 13<br />

Technology Academy .......................... 12<br />

Tesla ........................................................ 42<br />

Total ........................................................ 42<br />

Trumpf ..................................................... 12<br />

TU München .......................................... 12<br />

UBGM ..................................................... 22<br />

Ucimu-Sistemi per Produrre ............... 18<br />

Ulstein .................................................... 42<br />

VDMA-Präzisionswerkzeuge ............. 10<br />

W. Faßnacht Werkzeug- und<br />

Formenbau ............................................. 32<br />

Walter ..................................................... 19<br />

WBA ....................................................... 32<br />

Werner Turck ........................................ 15<br />

WGP ........................................................ 17<br />

Windnode .............................................. 45<br />

WZL ................................................... 17, 32<br />

Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung<br />

Baden-Württemberg<br />

(ZSW) ............................................ 11<br />

ZF Friedrichshafen ............................... 32<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 65


zuletzt ...<br />

Ist der süß!<br />

Würden nur Frauen Autos<br />

kaufen, wäre die Welt ein<br />

ganzes Stück bunter. Überdurchschnittlich<br />

viele<br />

setzen auf Rot und Blau.<br />

Vor allem der rote<br />

Lackglanz hat es im<br />

Vorjahr den Käuferinnen<br />

angetan, vermeldet der Automobilverband VDA, der per Umfrage jährlich die<br />

beliebtesten Autofarben in Deutschland ermittelt. Aber nicht nur unser<br />

Straßenbild wird dank weiblicher Käufergunst bunter. SUVs werden bedeutungslos.<br />

Dafür steigt der britische BMW-Kleinwagen Mini zum absoluten<br />

Weltmarktführer unter den Automarken auf. Wie einst in der DDR, als der<br />

Trabi das Straßenbild bestimmte, bilden sich im Berufsverkehr zwischen Flensburg<br />

und Garmisch endlose Mini-Schlangen. Neben dem SUV ist jetzt auch die<br />

bislang dominante Autofarbe Grau aussortiert. Dass der Mann die gedeckte<br />

Farbe wie auch die PS-Panzer goutiert, geht auf die Steinzeit zurück, als<br />

unsere Urahnen auf die Jagd nach Mammuts<br />

gingen. Deren Beschäftigung mit den massigen<br />

Fleischbergen erklärt den männlichen Hang zum<br />

SUV. Zwar fahren auch Frauen bisweilen auf die<br />

mächtigen Geländelimousinen ab, sie können aber<br />

auch niedlich („Och, ist der Mini süß!“) und<br />

bevorzugen Wendigkeit und optischen Chic. Allerdings<br />

darf’s gern auch mal das kleine Schwarze<br />

sein. Denn auch Frauen wissen: Ein schwarzes<br />

Auto verkauft sich einfach leichter.<br />

dk<br />

Bild: fabioderby/stock.adobe.com<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20


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<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20 67


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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.20

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