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Melange No13

Melange No13 - Das Magazin im Süden Bayerns

Melange No13 - Das Magazin im Süden Bayerns

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CHRISTIAN ZOTT<br />

Kairos und<br />

der griechische Gott<br />

Titel: Kinky GinGin<br />

Foto: Clasky Photography<br />

d a s m a g a z i n<br />

IM SÜDEN<br />

BAYERNS<br />

KINKY<br />

GINGIN<br />

Model trotz<br />

Morbus Crohn<br />

LEO HUBER<br />

Zurück ins Leben<br />

JUTTA SPEIDEL<br />

Mut zum<br />

Individualismus


EDITORIAL<br />

– Aber heit is koit, aber heit is koit, aber heit is scho sakramentisch koit –<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Am Sonntag zogen die erfrischenden Schäffler mit<br />

der Musikkapelle zum Obermarkt rauf und gaben<br />

Ihr Bestes vor dem Café Krönner.<br />

Da lief eine liebevolle Erinnerung in meinem Kopf ab. In<br />

den 60er Jahren kam mein Opa, Buchhalter im Murnauer<br />

Eisenbahngebäude, nach der Arbeit nach Hause und er<br />

schaltete meistens den Schwarzweißfernseher ein, 3. Programm.<br />

Dieser Fernseher war der einzige in unsere Straße<br />

und da kam jeden Tag im Vor- oder Abspann das Glockenspiel<br />

vom Münchner Rathaus. Und wir beide saßen am Kanapee,<br />

ich sah aus wie der Michel aus Lönneberga. Die<br />

Schäffler tanzten im Fernseher und wir sangen das Lied<br />

dazu: „Aber heit is koit, aber heit is koit, aber heit is scho<br />

sakramentisch koit“. Das war fast unser tägliches Ritual und<br />

die Oma schüttelte jedes Mal den Kopf. Ja, so hat jeder seine<br />

persönlichen Erinnerungen.<br />

Die Schäffler von Murnau treten alle 7 Jahre auf und ich<br />

hab mir sagen lassen, seit dem Marktbrand von Murnau<br />

1856, um die Menschen etwas aufzuheitern. Sie tanzen noch<br />

bis Ende Februar und ziehen von Ort zu Ort. Am Wochenende<br />

bis zu 10x am Tag, und es ist für jeden Zuschauer ein<br />

persönliches Erlebnis.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Franz Windirsch und das Team <strong>Melange</strong><br />

3Fotos: Franz Windirsch


INHALT<br />

6 IMPRESSIONEN<br />

„Bootshütten in Schlehdorf“ von Florian Warnecke<br />

8 PORTRAIT Christian Zott<br />

Kairos und der griechische Gott<br />

16 MENSCHEN Leo Huber<br />

Zurück ins Leben<br />

8<br />

Christian Zott<br />

Kairos und der richtige Moment<br />

22 PORTRAIT Kinky GinGin<br />

„Ich bin halt einfach ich.“<br />

28 LIVE Hermann Puck<br />

Rheinländische Frohnatur mit Power<br />

33 FITNESS-TIPP pro-line Fitness- und Freizeitstudio<br />

Am Anfang war der Eimer, randvoll gefüllt mit Steinen<br />

34 STARKE FRAUEN Anpacken und mitmachen<br />

Das Credo der Ladies von der Frauenunion<br />

37 NACHGEFRAGT<br />

Was macht eigentlich unser Marktbaumeister<br />

nach dem Rathausumbau?<br />

22<br />

Kinky GinGin<br />

Model trotz Morbus Crohn<br />

38 HANDWERK Ignaz Sonner<br />

baut Häuser zum Wohlfühlen<br />

42 BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />

Wir schaffen Perspektiven<br />

Hochkarätige Aus-, Fort- und Weiterbildung von<br />

Kranken- und Pflegefachkräften am Bildungszentrum der<br />

BG Unfallklinik Murnau<br />

50 PORTRAIT Mit Leidenschaft in die Passion<br />

Frederik Mayet und Rochus Rückel spielen 2020<br />

den Jesus in Oberammergau<br />

28<br />

Hermann Puck<br />

Rheinländische Frohnatur mit Power<br />

55 KUNSTWETTBEWERB Malerei in Bewegung<br />

Die Kunstakademie EigenArt verleiht zum vierten Mal<br />

den Kunstpreis „Artus“<br />

57 MELANGE-COMIC Don Sindaco il mago<br />

Die Katze Seppi kann zaubern.<br />

4


INHALT<br />

62 LIVE Julia Brechtelsbauer<br />

Ein Praktikum der anderen Art<br />

64 ATWIMA – MURNAU<br />

Die Schokoladenseite einer Partnerschaft<br />

Ein Reisebericht von Barbara Krönner<br />

67 PETITION Mehr Porzellan statt Plastik!<br />

Nachgefragt bei Christian Bär, Hotel Alpenhof<br />

70 PORTRAIT Jutta Speidel<br />

„Mut zum Individualismus!“<br />

77 IMMOBILIEN EXPERTENTIPPS von Britta Kirstein-Zietz<br />

Am Thema Nachhaltigkeit kommt heutzutage niemand mehr vorbei.<br />

Auch und vielleicht sogar gerade in der Immobilienbranche.<br />

50<br />

Frederik Mayet und Rochus Rückel<br />

Mit Leidenschaft in die Passion<br />

78 WIRTSCHAFT + FINANZEN mit Dr. R. E. Schauer<br />

Steueränderungen 2020 - Das müssen Sie wissen<br />

79 MARKTPLATZ<br />

Cafés, Restaurants, Shopping, Tourismus und Gesundheit,<br />

Kunst, Handwerk, Immobilien und Dienstleistungen<br />

auf einen Blick<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Franz Windirsch, Agentur <strong>Melange</strong>, Postgasse 4, 82418 Murnau<br />

Redaktionsleitung & Marketing: Sandra Bangerter<br />

Autoren: nil, Heribert Riesenhuber, Beate Berger, Johannes Wessel,<br />

Sandra Bangerter, Anna Marguerita Schön, Julia Brechtelsbauer, Barbara Krönner<br />

Art Direktion: Katrin Oppenrieder<br />

Fotografen: Florian Warnecke, Bela Raba, Heribert Riesenhuber, Stefanie Seyringer,<br />

Christian Podolski, Sandra Bangerter, Lenzzz Photography, Clasky Photography,<br />

Davide Lorefice Photography, Nina Herweck-Bockhorni, Franz Windirsch<br />

Bildbearbeitung: Richard Maier<br />

Lektorat: Rolf Brunner<br />

Eventmanager: Sebastian Windirsch<br />

57<br />

Christoph Kirsch<br />

Der Illustrator des <strong>Melange</strong>-Comics<br />

KUNDENBETREUUNG + ANZEIGEN<br />

Franz Windirsch, 0151 120 50 911<br />

Sandra Bangerter<br />

Sebastian Windirsch<br />

info@agentur-melange.de<br />

VERTEILUNG<br />

Ammergauer Alpen, Blaues Land,<br />

Garmisch-Partenkirchen, Loisachtal,<br />

Penzberg, Weilheim, Peiting, Schongau,<br />

Ehrwald/Tirol<br />

70<br />

Jutta Speidel<br />

Mut zum Individualismus<br />

5


Foto: Florian Warnecke – 18.1.2017 – 9:22 Uhr


IMPRESSIONEN<br />

Bootshütten in Schlehdorf<br />

Hotel am schönsten Fleck Bayerns<br />

www.alpenhof-murnau.com


Foto: Florian Warnecke<br />

8


Hamburg. Venedig. Wien. Über 40.000 Besucher. Und nun also: Unterammergau.<br />

Eine spektakuläre Wanderausstellung auf 500 Quadratmetern neugeschaffenem Platz<br />

für Kunst. Das ist ganz schön viel Fläche für so einen kleinen Ort.<br />

Offensichtlich aber genau das Richtige. Denn alle waren sie da bei der Eröffnung der<br />

mSE Kunsthalle: Von Landrat Anton Speer bis hin zum ehemaligen Bundesstaatsminister<br />

für Kultur, Julian Nida-Rümelin.<br />

PORTRAIT<br />

KAIROS<br />

UND DER GRIECHISCHE GOTT<br />

HEIMAT UND DER RICHTIGE MOMENT<br />

Christian Zott sitzt an der Bar seines neuen Restaurants, es ist leer und die Mitarbeiter<br />

haben Pause. Es liegt gleich neben seiner neuen Kunsthalle. Ein Museum für zeitgenössische<br />

Kunst, mitten in der traumhaften Landschaft der Ammergauer Alpen.<br />

Kritik am Vorhaben hatte es in der Vergangenheit genug gegeben. Ein überdimensionierter<br />

Bau. Eine Kunstausstellung, die einen ehemaligen Kunstfälscher zeigt. Nun<br />

straft Christian Zotts Erfolg die Kritiker Lügen. KAIROS heißt die Wanderausstellung<br />

und der Untertitel könnte nicht besser passen „Der richtige Moment“.<br />

„Es könnte natürlich auf den ersten Blick unvernünftig sein, es hier zu machen,“ gibt<br />

Christian Zott unumwunden zu. Fest steht aber, dass er trotz oder wegen der Kritik der<br />

festen Überzeugung ist, dass Unterammergau der richtige Ort zur richtigen Zeit ist.<br />

„Hier bin ich behütet aufgewachsen. Wenn man irgendetwas als Heimatbegriff werten<br />

möchte, dann ist es für mich etwas Zeitliches, etwas Örtliches und etwas Gefühlsmäßiges.“<br />

Es macht Spaß, dem Kunstsammler, Unternehmer und Unterammergauer zuzuhören.<br />

Weil er erzählen kann, aber auch, weil er etwas von sich preisgibt, wenn man nachfragt.<br />

„Nicht ganz Unterammergau ist meine Heimat. Ich könnte genau sagen, wo es für mich<br />

Heimat ist. Das ist der Bach, der hier vorbeiführt. Da habe ich eine Erinnerung, weil ich<br />

mit meinen Freunden Flussquarze gefunden habe, die wir dann in einem hohlen Ast versteckt<br />

haben. Das ist ein Baum, der oben am Osterbichl steht. Wir haben dort aus Weidenstecken<br />

ein Baumhaus gebaut. Und ich empfinde ein Heimatgefühl, wenn ich an die<br />

Nische meines Bettes denke, weil ich da gelesen habe. Ich differenziere, wo ich zu Hause<br />

bin und wo meine Heimat ist. Ich könnte mit meiner Familie in München sein, das ist<br />

mein Zuhause. Aber das ist nicht die Heimat.“<br />

9


Foto: Florian Warnecke<br />

Christian Zott in seiner Hieronymus Show-Küche<br />

In seine Heimat ist Zott nun zurückgekehrt. Privat manchmal,<br />

aber auch geschäftlich. Wobei die neueröffnete mSE Kunsthalle,<br />

benannt nach seinem Unternehmen, vielleicht eine Art Schnittmenge<br />

zwischen Privatem und Geschäftlichem ist. Denn natürlich<br />

ist sein Restaurant „Hieronymus“ gleich nebenan, genauso wie<br />

das Boutique-Hotel „Lartor“ – doch ohne Kunst, ohne Bilder,<br />

Skulpturen, Bücher, für ein Christian Zott nicht vorstellbar. Und<br />

auch kein Restaurant oder Hotel, das ihm gehört.<br />

In Unterammergau hat er einen Traum verwirklicht: Endlich<br />

Platz für die vielen Werke, die bisher nur in Kellern Platz fanden.<br />

Aber vor allem erst einmal Platz für „KAIROS. Der richtige<br />

Moment.“ Mir schwant, dass dies ein philosophischer Abend<br />

wird, der anfängt Spaß zu machen.<br />

BILDER, DIE NIE GEMALT WURDEN.<br />

Der Titel „Der richtige Moment“ führt eigentlich in die Irre. Denn<br />

die Ausstellung, mit der das neue Kunstmuseum eröffnet wurde,<br />

beschreibt falsche Momente. Momente, die es so nie auf Bildern<br />

gegeben hat. Es klingt nach einer der verrücktesten Ideen, die man<br />

haben kann – und die Christian Zott mit seinem Projekt verwirklichte:<br />

Es geht darum, den Bildern, die nie gemalt wurden, die<br />

man aber vielleicht gerne sehen würde, eine zweite Chance zu geben.<br />

Anders herum ausgedrückt: Welche Bilder hätte es gegeben,<br />

wenn ein Künstler ein historisch bedeutsames Ereignis in einem<br />

Werk verewigt hätte? Welches Bild wäre entstanden,<br />

wenn also jemand den Mord an Rosa<br />

Luxemburg gemalt hätte? Oder wenn zum Beispiel<br />

der große Maler William Turner den jungen<br />

Charles Darwin beobachtet hätte, wie der 1831<br />

auf die HMS (His Majesty's Ship) Beagle steigt,<br />

um die Welt zu bereisen? Damals ist niemandem<br />

klar, welche folgenreichen Beobachtungen Darwin<br />

anstellen würde. Heute weiß man, dass die<br />

Ergebnisse dieser Reise unser Menschenbild<br />

grundlegend verändert haben. William Turner<br />

hat die auslaufende Beagle mit Charles Darwin<br />

an Bord nie gemalt, obwohl er Darwin kannte.<br />

Auch der Mord an Rosa Luxemburg wurde nie<br />

so gemalt, wie er nun in der Kunsthalle in Unterammergau<br />

hängt. Um diese, ein bisschen<br />

komplizierte und verrückte Idee greifbar zu machen, stellt Christian<br />

Zott Fragen: Was wäre gewesen, wenn der richtige Moment nicht<br />

verpasst worden wäre? Wie viele solcher Bildmotive sind der Kunst<br />

entgangen, weil sie nie gemalt wurden? Weil sich vielleicht Protagonist<br />

und Künstler um ein paar Minuten verpassten? Das ist der<br />

eine Teil des verrückten Konzeptes. Und wer könnte es umsetzen?<br />

Wohl niemand besser als Wolfgang Beltracchi.<br />

DER MEISTERFÄLSCHER<br />

Kein geringerer als der Mann, der als „der Meisterfälscher“ in<br />

die Geschichte einging – und ins Gefängnis. Jahrelang hatte<br />

Beltracchi die gesamte Kunstwelt genarrt, mit all ihren Gutachtern,<br />

Museumsdirektoren und millionenschweren Kunstsammlern,<br />

bevor er aufflog und international für Schlagzeilen<br />

sorgte, in einem der größten Kunstfälscherprozesse der Nachkriegsgeschichte.<br />

Nun ist er wieder da, hat seine Strafe verbüßt<br />

und an dem Talent zum Malen nichts eingebüßt. Diesmal war er<br />

aber ganz legal aktiv. Denn die Idee von Christian Zott ist nicht<br />

damit beendet, dass er sich eine Ausstellung vorstellte, die Bilder<br />

zeigt, die es nicht gibt, aber hätte geben können. Mit Beltracchi<br />

hat der Unternehmer Zott aus Unterammergau ein Genie an der<br />

Hand, das nicht nur malen kann. Er brauchte ja auch jemanden,<br />

der alle Kunststile beherrschte. „Wolfgang Beltracchi wandelt<br />

stilsicher durch alle Epochen der Malerei.“<br />

10


PORTRAIT<br />

Immobilien & Kunst im・Gelben Haus<br />

・<br />

KUNST-ATELIER<br />

&<br />

MALKURSE<br />

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DER PHILOSOPH<br />

Aber Zott wäre nicht Zott, das habe ich mittlerweile begriffen,<br />

wenn er nicht noch eine weitere Idee in sein Projekt verwoben<br />

hätte. Und die ist mindestens so verrückt, wie Teil eins. Das<br />

Projekt „KAIROS. Der richtige Moment“ begibt sich auf die<br />

Spuren der europäischen Kunst. Kurator Andreas Klement beschreibt<br />

es so: „Wir wollen einen neuen Blick auf die Geschichte<br />

der europäischen Kunst werfen.“ Statt auf die vorhandenen<br />

Werke zu blicken, suchte das Team von Zott und Klement die<br />

historischen Lücken: die ungesehenen und die ungemalten Bilder.<br />

Jene, die Kunstgeschichte hätten schreiben können. Dafür<br />

lässt Zott Beltracchi historisch bedeutsame Ereignisse und<br />

Wendungen aus Politik, Kunst, Religion und Wissenschaft malen.<br />

Im jeweiligen Stil der damaligen Epoche und beraten von<br />

zahlreichen Wissenschaftlern, wie etwa vom Kunsthistoriker<br />

Rainer Metzger. Natürlich sind sich Zott und Klement im Klaren<br />

darüber, dass eine trennscharfe und vollständige Zuordnung<br />

der Kunstwerke zu Epochen unmöglich ist und viele Künstler<br />

ihre sehr eigenen Wege gingen. Doch so kühn die Idee des Unterammergauers<br />

Zott auch war, ist es eine wissenschaftliche<br />

Arbeit, nämlich herauszuarbeiten, was die einzelnen Epochen<br />

im Wesentlichen kennzeichnete. Oder, wie Andreas Klement<br />

versucht die Präzision zu erklären: „Inhaltlich war es eine Detektivarbeit,<br />

ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Das fand<br />

ich immer schon Spannend, die Verschränkung von Wissenschaft<br />

und Kunst. Es geht um Kunstgeschichte, um unseren Blick auf<br />

die Geschichte.“ Damit werden natürlich Entscheidungen getroffen,<br />

die künftige Generationen anders treffen würden. „Worauf<br />

es wirklich ankommt, ist das Thema Vermittlung“, sagt er.<br />

„Wir wollen den Blick auf die Kunst schärfen.“ Das Projekt versucht,<br />

Experten wie Laien die Kunst nahezubringen. Oder auch<br />

das Verständnis für geschichtliche Zusammenhänge. Ein<br />

Thema, das den Unternehmer und Kunstsammler spätberufen<br />

an die Uni trieb, an der er sich begeistert in die Philosophie<br />

stürzte. Und in der Folge seine außergewöhnlichen Ideen ganz<br />

einfach in die Realität umsetzte. Aus Leidenschaft für Bilder,<br />

11


Foto: Florian Warnecke<br />

Kurator Dr. A. Klement betrachtet das „Gruppenbild Blauer Reiter“ von W. Beltracchi<br />

Skulpturen, aus einer unbändigen Wissbegierde über Geschichte, Zusammenhänge<br />

und Philosophie. Und so faszinierend wie seine Ideen<br />

sind, so faszinierend und nachdenklich erzählt er.<br />

KUNST IM KELLER<br />

Kairos, das ist der Gott für die Entscheidung im richtigen Moment. Welche<br />

Bilder aber werden ausgestellt? Welche Bilder hängen in Museen?<br />

Und auf welchen Grundlagen fußen solche Entscheidungen? Noch eine<br />

Frage, die Zott umtreibt, schließlich waren auch bei ihm irgendwann die<br />

Wände voll und die Bilder landeten in seinem Keller. Oder die ihn in die<br />

Archive und Depots europäischer Museen getrieben hat. Dort lernte er<br />

Mauro Fiorese kennen, der alle diejenigen Kunstwerke fotografierte, die<br />

es nicht in die Ausstellungshallen schaffen, die „Treasure Rooms“, wie<br />

seine Serie heiß. Seine Fotografien über die Keller der Kunst zeigen die<br />

verborgenen Schätze. Und ergänzen so thematisch die nie gemalten<br />

Bilder von Wolfgang Beltracchi.<br />

ZWEI PAAR WANDERSCHUHE<br />

Woher kommen alle diese Ideen? Woher diese Begeisterung für Kunst?<br />

Auch eine ganz eigene Geschichte aus dem Leben des Unterammergauers.<br />

„Wenn wir schon reden, dann auch richtig!“ bestimmt er und steigt vom<br />

Cappuccino auf Wein um. Der Abend wird länger werden. „Die Ideen entstehen<br />

zum Beispiel beim Radeln.“ 15 Mal hat Zott die Alpen überquert.<br />

Eine gute Ideenschmiede ist aber auch das Reisen. Oder genauer gesagt:<br />

das Wandern. Monatelang ging der Unternehmer vor ein paar Jahren<br />

durch Europa. Alleine und zu Fuß, von Portugal zum Bosporus, zwei Paar<br />

Wanderschuhe wurden dabei abgelaufen. Und natürlich auch alle Museen,<br />

12


PORTRAIT<br />

die ihm auf dieser Reise über den Weg liefen. „Und dann sehen<br />

Sie: Überall war kulturelles Leben, die Etrusker, die Griechen. Und<br />

dann fragen Sie: Woher kommt die Kunst? Was sehen wir, was sehen<br />

wir nicht?“ Und er erzählt weiter, mitreißend, von einzelnen Kunstwerken,<br />

die ihm den Atem raubten. Und die er kaufte. Oft, weil sie<br />

Lebensfreude ausstrahlten, erzählt er. Lebensfreude, Glück, das<br />

sind die Begriffe, mit denen Christian Zott ganz oft Bilder und<br />

Skulpturen beschreibt, die er mag. „Glück kannst du nur spüren,<br />

wenn du weißt, was Traurigkeit und Verschlossenheit sind. Du kannst<br />

nicht immer nur glücklich durch die Welt rennen, dann bist du zu<br />

leicht unterwegs. Zu einem glücklichen Moment, zu einem KAIROS,<br />

gehört auch das andere dazu.“ Wann ist Kunst Kunst? „Wenn sie<br />

meisterlich ist. Oder: Kunst ist Kunst, wenn sie besonders ästhetisch<br />

ist. Oder: Kunst wirft Fragen auf.“ Die beschäftigen Zott manchmal<br />

Jahre, in denen er immer wieder vor Gemälden oder Skulpturen<br />

steht und Antworten sucht.<br />

Mittlerweile füllt sich das Restaurant Hieronymus längst mit<br />

Gästen. Aber die müssen heute noch auf den Gastgeber warten.<br />

Ein Gespräch über Kunst ist wichtiger. Eine Lösung für die Suche<br />

nach Antworten hat der Schriftsteller Samuel Beckett parat. „Die<br />

Welt und die Hose“ heißt das Buch, aus dem Zott gerne zitiert.<br />

War der Titel so? „Das muss ich noch mal nachschauen. Die Kernaussage<br />

ist: Lass dir den Blick auf das Kunstwerk nicht vom Maler,<br />

dem Galeristen und dem Kurator verstellen. Entweder das Bild gefällt<br />

dir, oder es gefällt dir nicht. Und dann könntest du dir die<br />

Frage stellen, warum. Aber das ist eigentlich gar nicht notwendig,<br />

um ein Kunstwerk schön zu finden.“ Das sei wie bei Menschen.<br />

„Du läufst an einem Menschen vorbei und entscheidest in Millisekunden,<br />

ob er dir sympathisch ist. Und so ist es auch mit Kunstwerken.“<br />

Ganz anders, als das der Unternehmer Zott handhabt,<br />

der daran gewöhnt ist, sorgfältig über Handeln und Entscheidungen<br />

nachzudenken.<br />

Wohnen auf kleinstem Raum -<br />

ein aktueller Traum<br />

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Einsatzbereiche z.B. als Feriendomizil,<br />

flexibles Wohnhäuschen, Sauna, Jugendtreff,<br />

Büro, Werkstatt, Café etc. – Kreativität und<br />

Fantasie können sich grenzenlos entfalten.<br />

VISION UND REALITÄT<br />

So ist es für ihn auch normal, nicht mehr in Konjunktiven zu<br />

denken, wie er es umschreibt. „Also: Ich könnte jetzt mal auf<br />

den Berg gehen. Ich könnte jetzt eine Radltour machen. Ich habe<br />

beschlossen, die Dinge, die mir möglich sind und die ich will, zu<br />

tun. Und die anderen vergesse ich.“ Was aber ist möglich? Ganz<br />

einfach: Es ist die nachvollziehbare, sachliche Machbarkeit.<br />

Manuela Schädle<br />

Dipl. Betriebswirtin FH<br />

Rossanger 4, D-82497 Unterammergau<br />

Tel. +49 8822 94101, Mob. +49 171 6229710<br />

Mail: info@tiny-wohn-t-raum.de<br />

www.tiny-wohn-t-raum.de<br />

13


Foto: Sandra Bangerter<br />

Christian Zott:<br />

PORTRAIT<br />

„SIE BRAUCHEN EIN GESUNDES MASS AN VISIONÄRER FÄHIGKEIT.<br />

ALSO IN IHREM KOPF WANDERN ZU KÖNNEN UND DINGE ZU KREIEREN,<br />

DIE ES JA NOCH NICHT GIBT. IN MEINEN AUGEN IST DER SPAGAT ZWISCHEN<br />

VISION UND KONZEPTION NOCH AUFREGENDER, ALS ZWISCHEN<br />

KONZEPTION UND REALISIERUNG.“<br />

Mit der Kunsthalle und dem Projekt „KAIROS. Der richtige Moment“ ist das gelungen. Und zwar<br />

auf eine Art, die gar nicht so kompliziert und philosophisch ist, wie sie klingt. Sondern so, wie<br />

Christian Zott und sein Kurator Andreas Klement es sich wünschen: KAIROS baut Brücken und<br />

lädt die Betrachter zur Diskussion ein.<br />

Nun sind aber doch erst einmal die Gäste im Restaurant Hieronymus dran. Wie sich das für<br />

einen Gastgeber gehört. Andreas Klement hingegen gibt mir noch eine kleine Privatführung in<br />

der Kunsthalle. Leider ist es draußen dunkel. Die Skulpturen im Garten muss ich beim nächsten<br />

Mal anschauen.<br />

www.lartor.de | www.zottartspace.com<br />

nil<br />

14


15


16<br />

LEO HUBER<br />

Zurück ins Leben


MENSCHEN<br />

Es ist ein strahlender Spätwintermorgen im März 2001. In<br />

Praxmar, einem hochgelegenen Bergort im Sellrain, machen<br />

sich rund 300 Wettkämpfer bereit zur berühmt-berüchtigten<br />

Wildsau-Staffel. Es sind Athleten aus dem gesamten Alpenraum<br />

am Start. Auch Leo Huber, der 18-jährige Oberammergauer,<br />

checkt noch einmal seine Ausrüstung.<br />

Es muss alles passen. Denn das Staffel-Rennen<br />

hat es in sich. Die Vierer-<br />

Teams bestehen aus zwei Aufsteigern<br />

und zwei Abfahrern. Der erste Aufsteiger<br />

„rennt“ mit Tourenski so<br />

schnell es geht auf die 2875 Meter<br />

hohe, über Praxmar gelegene Lampsenspitze<br />

und übergibt dort das Staffelband<br />

an den ersten Abfahrer. Der<br />

stürzt sich in halsbrecherischem Tempo<br />

mit Alpinski im unpräparierten Gelände<br />

hinunter nach Praxmar, wo der zweite Aufsteiger<br />

das Band übernimmt und auf den Zischgeles<br />

trägt. Der zweite Abfahrer jagt dann hinab ins Ziel.<br />

Leo Huber ist ein talentierter und ehrgeiziger Sportler. Er klettert<br />

schwer. Schon mit 14 Jahren besteigt er den Piz Palü über<br />

den Ost-Pfeiler. Er macht viele Skitouren und ist Anwärter der<br />

Bergwacht. Als erster Abfahrer wartet er nervös am Gipfel der<br />

Lampsenspitze auf den Aufsteiger. Es ist der Tag, an dem sich<br />

sein Leben verändern wird.<br />

Leo ist schnell unterwegs und kann einige andere Abfahrer<br />

überholen. 150 Höhenmeter vor dem Ziel fährt er in Unkenntnis<br />

des Geländes geradeaus in steileres Waldgelände, statt einen<br />

Ziehweg zu nehmen. Was dann passiert, kann er nur noch<br />

schemenhaft erinnern. Ein schwerer Sturz, ein sich wieder<br />

Aufrappeln, dann doch Liegenbleiben, ein Helikopterflug.<br />

Die Universitätsklinik Innsbruck ist weltweit bekannt für ihre<br />

hervorragenden Ärzte und ihre Fähigkeiten, auch schwer Verletzte<br />

zu retten. Die Prognosen für ihren Patienten Leo Huber<br />

sind niederschmetternd. Der junge Mann erleidet ein schweres<br />

Schädelhirntrauma und muss mehrfach am Kopf operiert<br />

„Es ist ein Wunder,<br />

dass ich es<br />

geschafft habe.“<br />

werden. Die Überlebenschancen: sehr gering.<br />

Leo überlebt die erste Woche, liegt mehrere Wochen im Koma.<br />

„Es war ein Wunder, dass ich es geschafft habe“, meint er. Die<br />

folgenden Monate sind ein Albtraum. Die Aussichten, an sein<br />

gewohntes Leben anzuknüpfen, gleich Null. Erste<br />

Tests ergeben massive körperliche und auch<br />

geistige Einschränkungen. Der Oberammergauer<br />

ist oft traurig und verzweifelt. Er<br />

wollte Elektrotechnik studieren und<br />

weiterhin seinen geliebten Sport ausüben<br />

können. Aber so ist das Abitur<br />

in unerreichbarer Ferne. Nach einem<br />

halben Jahr kann er am Stock einige<br />

wenige Schritte gehen. Sonst bewegt<br />

er sich im Rollstuhl fort. Monatelange<br />

Reha-Maßnahmen bringen ganz langsam<br />

Erfolg. Er ist immer noch wenig belastbar<br />

und erleidet mehrere epileptische Anfälle. „In<br />

der Zeit, in der meine Aussichten unterirdisch schlecht<br />

waren, bin ich mit dem Glauben näher in Kontakt gekommen“,<br />

erzählt Leo. „Ein Geistlicher aus Ettal hat mich im Krankenhaus<br />

besucht und gesegnet.“ In dieser Lebenssituation sei das einzig<br />

Hoffnung Schenkende und Tröstende der Glaube an Jesus<br />

Christus gewesen. „Ich lernte einige Gebete und betete immer<br />

öfter, weil ich feststellte, dass mir das Gebet Hoffnung und Glauben<br />

an eine Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben gab.“<br />

Als er eines Tages an einem Einkehrtag mit einem indischen<br />

Priester teilnimmt, passiert aus seiner Sicht ein Wunder: „Beim<br />

Heilungsgebet sagte der Priester, dass Personen im Raum von<br />

Epilepsie geheilt werden. Im selben Moment verspürte ich die<br />

Gewissheit, dass ich gemeint war“, schildert Leo. Und tatsächlich<br />

treten seitdem keine Anfälle mehr auf.<br />

Der Weg zu seinem Glauben ist allerdings nicht geradlinig verlaufen.<br />

Eher wie eine On-Off-Beziehung. Aber die Off-Perioden<br />

wurden immer seltener. „Heute bin ich ein zutiefst spiritueller<br />

Mensch, und der regelmäßige Gottesdienstbesuch und das Gebet<br />

geben mir Orientierung und Sinn “, erklärt Leo. „Der Glaube ist<br />

ein entscheidender Teil meines Lebens.“<br />

17


MENSCHEN<br />

In der Pfennigparade in München macht er das Fachabitur<br />

nach. In dieser Zeit merkt er, dass er eine Ader hat, mit Menschen<br />

zu arbeiten. „Ich konnte Hoffnung geben, weil ich wusste,<br />

was Leid bedeutet“, meint er. Er studiert in Benediktbeuern Sozialpädagogik<br />

und arbeitet anschließend im Jugendtreff in<br />

Oberammergau.<br />

„Während des Genesungsprozesses erfuhr ich sehr viel Unterstützung<br />

von meiner Familie, aber auch anderen Personen und<br />

Organisationen. Außerdem haben auch viele Menschen für mich<br />

gebetet“, sagt er. 2010 lernt er seine jetzige Frau Marie-Louise<br />

kennen und lieben. „Bei unserer ersten Begegnung bestand Leo<br />

eigentlich nur aus Bart und Haaren“, erzählt sie lachend. Es<br />

war das Jahr der Passion in Oberammergau und Leo als Mitspieler<br />

dabei. „Auch die Begegnung mit Marie-Louise war eine<br />

Gebetserhörung“, meint er.<br />

Heute arbeitet der Diplom-Sozialpädagoge in der Betreuungsstelle<br />

des Landratsamts Garmisch-Partenkirchen. Die<br />

Spuren des Unfalls vor 18 Jahren sind immer noch sichtbar.<br />

Seine linke Körperhälfte, insbesondere der Arm, sind nach<br />

wie vor gelähmt. In so einem Zustand macht man eigentlich<br />

keine Skitouren. Leo schon. Im vergangenen Jahr ist er mit<br />

seinem Vater im Frühjahr mit Tourenschiern noch einmal<br />

auf die Lampsenspitze gestiegen. Wie für eine Expedition<br />

hat er monatelang darauf trainiert. „Ich war sehr aufgeregt,<br />

denn ich wusste ja nicht, ob ich rauf und wieder runter<br />

komme“, berichtet er. Und noch einmal mit dem Helikopter<br />

vom Berg heruntergeflogen werden wollte er auf gar keinen<br />

Fall. Er schafft die Tour trotz der erheblichen körperlichen<br />

Einschränkungen. „Das war ein krasser Tag“, meint er strahlend.<br />

Und: „Es war wichtig für mich, ich habe da etwas abgeschlossen.“<br />

„Meine Einstellung zum Leben hat sich komplett geändert“, so<br />

Leo Huber. Früher wollte er das Maximum herausholen. Beim<br />

Sport, beim Feiern, im Leben. Jetzt sei er einfach dankbar, ein<br />

für ihn lebenswertes Leben führen zu können.<br />

18


Leo nach dem Unfall erneut auf der Lampsenspitze<br />

„IM GLAUBEN HABE ICH DEN<br />

KOMPASS FÜR MEIN LEBEN GEFUNDEN<br />

UND ICH HABE KEINE ÄNGSTE MEHR,<br />

DIE ZUKUNFT ZU MEISTERN.“<br />

Leos erste Jahre nach seinem Skiunfall sind eine Abfolge von<br />

Prognosen, die schlimmer kaum sein können. Sie reichen von<br />

„geringen Überlebenschancen“ über „bleibende körperliche<br />

und geistige Einschränkungen“ hin zu „nie mehr gehen können“.<br />

Er hat sie alle widerlegt. Seine Geschichte ist die eines<br />

Kämpfers. Eines Mannes, der nicht aufgibt, und eines Menschen,<br />

der aus seinem Glauben und seiner Spiritualität eine<br />

Kraft schöpft, die ihm aus den tiefsten schwarzen Löchern,<br />

die das Leben zu bieten hat, herausgeholfen hat.<br />

Nie mehr klettern? Leo grinst schelmisch. Auf solche Prognosen<br />

gibt er nichts mehr. „Ich habe die Gewissheit, dass ich irgendwann<br />

wieder an den Fels gehen werde“, lächelt er. „Es liegt nur<br />

minimal in meiner Hand und es braucht ein Wunder, aber an<br />

Wunder glaube ich.“<br />

Johannes Wessel<br />

19


20


Lesen – Treffen – Wohlfühlen<br />

frischer Wind in der Gemeindebücherei<br />

Betritt man den Eingangsbereich der Bücherei, merkt man sofort,<br />

dass sich hier gerade etwas verändert. Eine neue Sitzbank neben<br />

der hellen Garderobe lädt beim Ein- und Auspacken zum Sitzen<br />

ein und oft findet man kleine Kinderstiefel und Schuhe darunter,<br />

denn in Socken lässt es sich auf dem Teppich viel besser stöbern<br />

und lesen. Zwischen den Regalen laden gemütliche Sessel zum<br />

Verweilen ein und Jugendliche haben jetzt einen eigenen Bereich<br />

für sich. Bei den Kinderbüchern ist sogar eine Elefantenfamilie<br />

eingezogen.<br />

Es ist eine moderne Wohlfühlbibliothek für alle, die auch ein<br />

Treffpunkt sein kann, etwa für einen Mütterkreis mit Kleinkindern<br />

oder für Senioren, die sich zum literarischen Austausch<br />

treffen. Die Einrichtung eines neuen Lesezimmers mit gemütlichen<br />

Sesseln und einer ruhigen Atmosphäre ist dafür prädestiniert.<br />

Hauptsächlich aber ist der Raum ein Rückzugsort für die<br />

Leser. „Die angenehme Atmosphäre steht dabei im Vordergrund“,<br />

betonen Vera Schaub und Gundula Niemeyer.<br />

Gestaltet wurden die Neuerungen von den neuen Leiterinnen<br />

der Gemeindebücherei des Marktes Murnau, Gundula Niemeyer<br />

und Vera Schaub (auf dem Foto 1. u. 2. v. r.). Sie haben sich gut<br />

eingelebt und bereits einige Projekte und kleinere Events in der<br />

Bibliothek umgesetzt. Die ersten Veranstaltungen haben gezeigt,<br />

dass das Angebot gut angenommen wird. So war der Buchbindekurs<br />

kurz vor Weihnachten schnell ausgebucht und die Nachfrage<br />

nach weiteren Aktionen ist groß.<br />

Die Gemeindebücherei betreibt nun auch einen eigenen Instagram-Account,<br />

dem Sie unter @gemeindebuecherei_murnau folgen<br />

können. Als moderne gemeindliche Bibliothek sollen auch<br />

die Leser erreicht werden, die man vielleicht nicht persönlich<br />

kennenlernt. „Das Digitale darf nicht außen vor bleiben und wir<br />

möchten unser Online-Angebot weiter ausbauen“, erläutert Gundula<br />

Niemeyer. „Damit die Leser gut informiert werden, planen wir einen<br />

Newsletter sowie Kurse zur Nutzung der Onleihe und e-Reader“.<br />

Die beiden dynamischen Frauen, die sich die Stelle der Büchereileitung<br />

durch innovatives Jobsharing teilen, haben viele Pläne<br />

für die Murnauer Gemeindebücherei. Dass sie sich die Büchereileitung<br />

teilen, sehen Vera Schaub und Gundula Niemeyer als<br />

enormen Vorteil: „Jede hat andere Stärken und zusammen bringen<br />

wir das doppelte Fachwissen für diese Stelle mit. So bleiben wir<br />

zudem in jeder Lebenssituation flexibel.“ Die letzten Monate haben<br />

gezeigt, dass dies in der Praxis perfekt funktioniert.<br />

Das innovative Konzept des Jobsharings, also der Arbeitsplatzteilung,<br />

bietet viele Vorteile, etwa doppeltes Fachwissen in einer Position<br />

sowie die Möglichkeit zur individuellen und flexiblen Aufteilung<br />

der Aufgaben. Eine höhere Zufriedenheit und dadurch<br />

größere Motivation sowie bessere Leistungen bringt das Jobsharing<br />

ebenso mit sich wie ein leichterer Ausgleich im Krankheitsfall. Es<br />

ist ein abwechslungsreiches Arbeitsmodell, das sich den Anforderungen<br />

der jeweiligen Lebensphase anpassen lässt. So unterstützt<br />

der Markt Murnau als Arbeitgeber auch die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf und stärkt Frauen in Führungspositionen.<br />

Kontakt:<br />

Öffnungszeiten:<br />

Telefon: 08841 476-230<br />

Mo 14.00 - 17.00 Uhr<br />

Telefax: 08841 6141-99<br />

Di 14.00 - 18.00 Uhr<br />

Mail: buecherei@murnau.de Mi 09.00 - 12.00 Uhr<br />

Do 14.00 - 18.30 Uhr<br />

Adresse:<br />

Fr 09.00 - 17.00 Uhr<br />

Kultur- und Tagungszentrum<br />

Ödön-von-Horváth-Platz 1<br />

82418 Murnau a. Staffelsee<br />

Fotos: Markt Murnau a. Staffelsee


Foto: Clasky Photography


PORTRAIT<br />

Kinky<br />

GinGin<br />

„<br />

Ich bin halt einfach ich.<br />

Und ich versuch’,<br />

mir nicht irgendeine<br />

Maske aufzusetzen.<br />

Es ist ein schöner sonniger Herbstnachmittag, als ich mich<br />

mit Regina Huber im Mc Café in Wolfratshausen treffe. Sie<br />

fällt auf, wie sie da so selbstbewusst vorm Eingang wartet. Sie<br />

begrüßt mich mit einem strahlenden Lächeln. Wir holen uns<br />

einen Kaffee und setzen uns nach draußen. Unter Regina Huber<br />

kennt sie wahrscheinlich kaum einer. Wahrscheinlich doch<br />

eher unter dem etwas schrägen Namen „Kinky GinGin“. Was<br />

der bedeutet? „Ich hatte mein erstes Fotoshooting und da hab’<br />

ich mir gedacht, du brauchst irgendeinen Namen, weil alle andern<br />

haben auch irgendeinen blöden Namen“, lacht sie. „GinGin von<br />

Regina oder Gina war mein Rufname in dem Betrieb, wo ich<br />

meine Schreinerlehre gemacht hab’. Und ,Kinky’ kommt aus einem<br />

Lied der Skaband ,Bad Manners’. Das bedeutet verrückt. Bloß<br />

leider hab’ ich nicht bedacht, dass das auch in die andere Richtung<br />

geht und hab mich gewundert, warum ich immer wieder<br />

irgendwelche Fetischanfragen krieg’.“ Mittlerweile nimmt die<br />

fast 30-Jährige das mit Humor.<br />

Sie ist Pin-up-Model für die 40er und 50er Jahre und unübersehbar:<br />

Sie hat Tattoos und zwar nicht zu wenige. Wie passt das<br />

zusammen? Wahrscheinlich genauso wie ein seriöses Interview<br />

bei Mc Donalds zu führen, oder? „Es ist kein Tabuthema mehr“,<br />

sagt Gina, wie sie von ihren Freunden genannt wird.<br />

Viele kleine Mädchen träumen davon, einmal Model zu werden.<br />

Nicht aber Regina Huber. Dass sie einmal eines der ersten Pinup-Models<br />

Bayerns sein würde, hätte sie sich nie träumen lassen.<br />

In der fünften/sechsten Klasse war sie stark übergewichtig und<br />

wurde gehänselt. Seitdem hat sie gelernt mit Kritik umzugehen<br />

und am Wochenende für ein Shooting auch mal früher aufzustehen.<br />

Fotografiert werden die wirklich großen Sachen meistens<br />

samstags oder sonntags. „Dann verzichtet man halt auch mal<br />

aufs Furtgehn, weil man sieht dir an, wenn du nicht viel geschlafen<br />

hast. Das war mit 22 noch anders“, schmunzelt Gina. Am liebsten<br />

posiert sie mit alten Autos. Ein alter Cadillac und ein alter Mercedes<br />

SLK Cabrio haben ihr allererstes Shooting geprägt.<br />

23


Foto: Davide Lorefice Photography<br />

Entdeckt hat sie 2011 ein Fotograf auf Facebook, gleich ihr zweites<br />

Shooting erlebt sie mit dem berühmten Tattoomodel Lexy Hell.<br />

Aber ihren Stil, den hatte sie schon davor. „Mit 16/17, wenn man<br />

nicht mehr so unter der Fuchtel der Eltern steht, hab’ ich angefangen<br />

so rumzulaufen.“ Auf die 40er/50er kommt sie durch ihre Affinität<br />

zur damaligen Musik. „Als Kind bin ich vorm Plattenschrank gestanden<br />

und hab’ eine nach der anderen angehört. Bei uns is’ immer<br />

entweder Johnny Cash oder Volksmusik gelaufen. Das war immer<br />

so eine Mischung, die mich eigentlich auch jetzt noch ganz gut beschreibt.“<br />

Auffälliges Erkennungsmerkmal: Die roten Lippen. „Ich<br />

hab’ allein 46 rote Lippenstifte. In den Augen meines Freundes sind<br />

die alle gleich, aber in meinen natürlich nicht“, feixt sie. Rot als<br />

eine Hommage an diese Zeit, eine Art Statement.<br />

24


PORTRAIT<br />

Was sie außerdem ausmacht, sei ihre Authentizität. „Ich bin<br />

halt einfach ich. Und ich versuch, mir nicht irgendeine Maske<br />

aufzusetzen. Meine Narbe, die ich von meiner Krankheit hab’,<br />

lass ich nicht wegretuschieren.“<br />

Ihre Krankheit, das ist Morbus Crohn. Eine chronisch entzündliche<br />

Darmkrankheit, begleitet von Bauchschmerzen und<br />

schweren Durchfällen. 2007, da ist Gina 16, ist sie ausgebrochen.<br />

Es folgen unzählige Krankenhausaufenthalte, bis sie endlich<br />

mit 21 Jahren die Diagnose erhält. Im Oktober 2012, das<br />

weiß sie noch ganz genau, kommt sie ins Krankenhaus. Als die<br />

Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind, wird sie nachts ins<br />

CT geschoben. Ihr Dünndarm ist geplatzt. Es folgt eine Not-<br />

OP. Gerade noch rechtzeitig, 30 Minuten später wäre sie tot<br />

gewesen. Die Ärzte entfernen eineinhalb Meter ihres Dünndarms<br />

und legen ihr für ein halbes Jahr einen künstlichen Darmausgang.<br />

„In der Zeit ist es mir überhaupt nicht gut gegangen“,<br />

erzählt sie. Sie macht kein einziges Fotoshooting. Bis ihre<br />

Mama sie am Ende doch dazu überredet. „Das hat mir tatsächlich<br />

dann auch geholfen.“<br />

„Man sieht uns unsere Behinderung nicht an, und deswegen find<br />

ich das so wichtig da aufzuklären.“ Alles was man sieht ist die<br />

Narbe, die senkrecht ihren Bauch ziert. Bei der Operation haben<br />

die Ärzte ein Tattoo komplett durchgeschnitten. „Das werd’ ich<br />

mir auch nie wieder überstechen lassen. Das ist für mich ein Mahnmal<br />

an diese Zeit. Ein Kommunikationskanal an andere Menschen<br />

mit einer Narbe, denen ich zeigen möchte: He, ihr seid’s trotzdem<br />

schön und ihr seid’s wahrscheinlich noch schöner deswegen.”<br />

Als ich Gina frage, was Schönheit für sie bedeutet, überlegt sie<br />

„<br />

lang.<br />

Schönheit bedeutet für mich, wenn’s jemand<br />

zulassen kann, dass er er selbst ist. Wenn ich<br />

erkenn’, jemand kann sich so annehmen und<br />

strahlt das auch nach außen aus.<br />

Um Schönheit geht’s ja bekanntlich auch bei Heidi Klums Germany’s<br />

next Topmodel. Allerdings wird die da ein bisschen anders<br />

ausgelegt. Was Gina davon hält? Nicht viel! Genauso wenig<br />

wie von ausschließlich Smoothies und Salat, wie das Klischee<br />

es so schön für Models vorsieht. „Nein, um Gottes Willen, dafür<br />

ess’ ich viel zu gern“, lacht sie. Apropos Essen, während wir ins<br />

Gespräch vertieft sind, ruft neben uns lauthals eine Mc Donalds-<br />

Mitarbeiterin die Bestellung Nummer 191 aus. Je dünner, desto<br />

gefragter, oder? „In meiner Sparte Gott sei Dank nicht. Aber ich<br />

bin bei Labels mit meiner 38/40 schon abgelehnt worden. Aber<br />

dann denk ich mir: Ja, dann macht’s euern Scheiß doch allein.”<br />

Wo sie sich in fünf oder zehn Jahren sieht? „Da möchte ich<br />

noch mehr geschafft haben, um über meine Krankheit aufzuklären.<br />

Vielleicht sogar für irgendeine Stiftung arbeiten.“<br />

Da gibt’s nur noch eins hinzuzufügen: „Gina, solltest du durch<br />

dieses Interview berühmt werden, würdest du dir eher ein<br />

Arschgeweih mit Franz oder mit <strong>Melange</strong> stechen lassen?“ Sie<br />

lacht: „Ich glaub ich würd’ mir eins mit Franz stechen lassen.“<br />

Julia Brechtelsbauer<br />

25


26


Öffnungszeiten:<br />

Mo. 9.00 - 12.30 Uhr<br />

Di. - Fr. 9.00 - 18.00 Uhr<br />

Sa. 9.00 - 14.00 Uhr<br />

27


28


LIVE<br />

Hermann Puck<br />

Rheinländische Frohnatur<br />

mit POWER<br />

Fotos: Beate Berger<br />

Höher, schneller, weiter. Das war stets Hermann Pucks Devise. Der Inhaber des<br />

„Therapiezentrum Puck“ in Murnau ist einer, der keinen Stillstand akzeptiert.<br />

„Das Leben ist ein ständiges Vorankommen. Stehenbleiben war nie mein Weg“,<br />

betont er. Schon von Geburts wegen habe er stets Hummeln im Hintern, denn<br />

Puck ist eine Düsseldorfer Frohnatur.<br />

Mit 17 Jahren kam der frisch gelernte Bäcker durch die Bundeswehr nach<br />

Murnau. „Dort arbeitete ich in der Küche“, erzählt er. „Zusätzlich machte ich<br />

den Trainerschein und war danach im Landkreis als Fußballtrainer tätig.“ Als<br />

Fahrlehrer verhalf er nach seiner Dienstzeit unzähligen Jugendlichen zu ihrem<br />

Führerschein, schloss Freundschaften und schlug Wurzeln.<br />

1980 stellte er die Weichen neu. „Ich habe immer gern mit Menschen zusammengearbeitet<br />

und erkannte zugleich durch den Fußball, wie wichtig eine therapeutische<br />

Betreuung ist“, berichtet er. Deshalb machte Puck eine Ausbildung zum Masseur<br />

und medizinischen Bademeister in München, arbeitete danach in verschiedenen<br />

Massagepraxen und eröffnete 1993 zusammen mit einer Kollegin eine Praxis<br />

für physikalische Therapie. Das Geschäft lief gut, doch der Masseur war mit<br />

dem Erreichten noch lange nicht zufrieden. „Ich wollte immer mehr wissen, um<br />

noch besser helfen zu können.“ So packte er neben verschiedenen Fortbildungen<br />

noch eine Ausbildung zum Physiotherapeuten obendrauf. Zugleich strebte er<br />

nach Größerem.<br />

Hier sitzt jeder<br />

Handgriff. Die<br />

richtige Dehnung<br />

kann manchmal<br />

Wunder wirken.<br />

SCHON DAMALS EIN VORREITER<br />

Noch ein Jahr bevor er seinen Abschluss machte, bezog er eine großzügige<br />

Praxis mit 200 Quadratmetern Fläche im Murnauer Obermarkt. Als einer der<br />

Ersten bot er die Trainingstherapie am Gerät an und band seine Patienten aktiv<br />

in den Prozess mit ein. Damit war Puck ein Vorreiter, denn was heute selbstverständlich<br />

ist, war vor rund 25 Jahren in der Region noch nicht gebräuchlich.<br />

„Mir war schon damals klar: Das ist die Zukunft der Physiotherapie.“<br />

Mit seiner bis heute treuesten Angestellten, der Physiotherapeutin Marion Kalch-<br />

Schmidt, und vier weiteren Mitarbeitern wuchs die Praxis schnell. Puck drückte<br />

derweil an fünf Wochentagen die Schulbank und arbeitete an zweien. Ein Jahr<br />

später bestand er seine Prüfung und war von nun an als Physiotherapeut voll<br />

involviert. Mit einer fünfjährigen Osteopathie-Ausbildung rundete er 2011 sein<br />

Angebot ab. Endlich konnte er seine Patienten so ganzheitlich behandeln, wie<br />

es ihm immer vorgeschwebt hatte.<br />

29


LIVE<br />

Ihr Spezialist für gesunden Schlaf.<br />

Besuchen Sie uns in unserem<br />

Fachgeschäft in Wielenbach!<br />

ÖFFNUGSZEITEN:<br />

Mo – Fr 09.00 – 12.30 Uhr<br />

Di – Fr 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Sa 10.00 – 14.00 Uhr<br />

Montag Nachmittag geschlossen<br />

gerne auch mit persönlicher Vereinbarung<br />

Primelstraße 2<br />

82407 Wielenbach<br />

Tel. 0881 33 92<br />

Fax 0881 40 859<br />

info@bettenmerk.de<br />

bettenmerk.de<br />

„Das alles geht nur, wenn man so eine tolle Partnerin an seiner Seite hat wie ich“,<br />

schwärmt er und meint damit seine Frau Christl. Die hielt ihm stets den Rücken<br />

frei für seine 13-Stunden-Arbeitstage, kümmerte sich um Sohn Simon und unterstützte<br />

ihren Mann auch an den Wochenenden, wenn er für seine Prüfungen<br />

lernte. Zudem stieg sie mit ein und kümmert sich bis heute um die Verwaltung<br />

des Betriebs. „Ohne sie wäre die Praxis nicht das, was sie heute ist.“ Christl war<br />

es auch, die von Anfang an eine strikte Regel einführte, damit zwischen all dem<br />

die Familie nicht zu kurz kommt: Die Praxis endet an der Türschwelle! „Das<br />

war immer schon so und ist auch nötig“, bekräftigt Puck.<br />

DER APFEL FÄLLT NICHT WEIT VOM STAMM<br />

Trotzdem waren Physiotherapie und Osteopathie natürlich stets ein Teil des<br />

Familienlebens. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Sohn Simon in die<br />

Fußstapfen des Vaters tritt. „Ich war nach der Schule immer in der Praxis“,<br />

erinnert sich der 29-Jährige. Spätestens als er während der Osteopathie-Ausbildung<br />

seines Vaters als Versuchskaninchen herhalten durfte, merkte er: „Das<br />

bringt’s.“ So steckt derzeit auch der Sohn voller Überzeugung in den letzten<br />

Zügen zum Osteopathen.<br />

Simon war bereits voll involviert, als sein Vater auf einem zweiten Stockwerk<br />

zusätzliche 100 Quadratmeter für die Osteopathie anmietete. „Den ganzen Tag<br />

hieß es für mich, Treppe hoch, Treppe runter. Da bleibt man fit“, scherzt er. Eine<br />

optimale Lösung war dies auf Dauer jedoch nicht.<br />

Puck hat dieses Jahr seinen 66. Geburtstag gefeiert. Wo andere eine ruhige<br />

Kugel schieben, da nutzte er noch einmal die Gunst der Stunde: Im Februar<br />

wurden direkt gegenüber Räumlichkeiten von 370 Quadratmetern frei. Puck<br />

machte Nägel mit Köpfen. Innerhalb von vier Tagen zog das Praxisteam komplett<br />

um. „Wir sind am Freitag raus und haben am Montag eröffnet.“ Dank einem<br />

Team aus sieben Therapeuten, sechs Rezeptionistinnen und zwei Reinigungskräften<br />

werden die Patienten nun in acht Zimmern behandelt, gestreckt, mobilisiert,<br />

erhalten Fangopackungen und trainieren im großzügigen Geräteraum.<br />

Zudem gibt es einen Raum, in dem externe Trainer Kurse anbieten können.<br />

ENTSPANNUNG DURCH GESELLIGKEIT<br />

Wer so viel Verantwortung hat, der muss sich die Kraft irgendwo herholen. So betreute<br />

Puck eine Zeitlang die Jungen der Handballmannschaft des TSV Murnau.<br />

„Die Jugend ist ein Jungbrunnen“, verrät er. Auch jetzt, nachdem sein Sohn Simon<br />

diese Aufgabe übernommen hat, springt er noch gerne dort ein. Puck genießt die<br />

Geselligkeit. Die Familie lädt oft und gerne Gäste ein. Regelmäßig bekocht Puck<br />

seine Freunde und Bekannten, schmeißt Weihnachtsfeiern und Sommerfeste. „Ich<br />

sorge dafür, dass immer Leben in der Bude ist. Ich bin halt ein Rheinländer.“ Wollen<br />

Puck und seine Frau aber mal so richtig auftanken, reisen sie in ihr zweites Domizil<br />

in Spanien. Etwa viermal im Jahr nehmen sie sich dort eine verdiente Auszeit.<br />

30


Fotos: Beate Berger<br />

Wie der Vater, so der Sohn. Senior und Junior arbeiten Seite an Seite.<br />

Ein 13-köpfiges Team sorgt dafür, dass der Laden läuft<br />

(hinten ab 5.v.l. Hermann Puck, Christl Puck und Simon Puck)<br />

Puck hat sich eine lange Chronik erarbeitet. Nun will er dieser einen entscheidenden<br />

Punkt hinzufügen: das Projekt Rente. Sein Sohn Simon wird die Praxis<br />

übernehmen. Die Umstrukturierungen sind derzeit in vollem Gange. Um seinem<br />

Nachfolger den Übergang zu erleichtern, will Puck sich zusammen mit seiner<br />

Frau komplett aus dem Staub machen und zugleich einen lang gehegten Traum<br />

erfüllen. „Wir werden mit dem Rad über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela<br />

fahren.“ Somit beugt er auch gleich der Gefahr vor, sich in die Praxisführung<br />

seines Sohnes einzumischen. Ob er nach seiner Rückkehr die Hufe stillhalten<br />

kann, sei abzuwarten. Puck verspricht: „Ich gebe mein Bestes.“<br />

Therapiezentrum Puck<br />

Obermarkt 51, 82418 Murnau, Tel: 08841-9514<br />

www.physiotherapie-murnau.de<br />

Beate Berger<br />

31


Wir suchen Verstärkung für unser Team<br />

Physiotherapeut/in Teil- oder Vollzeit,<br />

auch Berufsanfänger oder Wiedereinsteiger,<br />

ab sofort oder später !<br />

· Hast du Lust, dich in einem Menschen orientierten,<br />

aufgeschlossenen Team zu verwirklichen?<br />

· Hast du Lust auf Fortbildungen, die dich interessieren?<br />

· Hast du Lust, mit einer Geräte gestützten Trainingstherapie<br />

in ganz neuen Behandlungsräumen zu arbeiten,<br />

in denen die Privatsphäre an erster Stelle steht?<br />

· Wenn dir die Patientenzufriedenheit und ein wertschätzender<br />

Umgang mit Patienten und Mitarbeitern am Herzen liegt<br />

· Wenn dir eine selbständige und eigenverantwortliche<br />

Arbeitsweise wichtig ist<br />

· Wenn du Interesse an einem abwechslungsreichen und interessanten<br />

Arbeitsfeld in einem engagierten Team hast – unsere Praxis hat<br />

den Schwerpunkt bei orthopädisch/chirurgischen Patienten<br />

· finanzielle Fortbildungsunterstützung,<br />

freie Weiterbildungstage<br />

· leistungsorientierte Bezahlung<br />

· Hilfe bei der Wohnungssuche<br />

Wir freuen uns, von dir zu hören!<br />

Obermarkt 51, 82418 Murnau, Tel. 08841-9514, www.physiotherapie-murnau.de<br />

32


FITNESS-TIPP<br />

Trainieren mit Putzeimern,<br />

randvoll gefüllt mit Steinen –<br />

so fing alles an<br />

Ich glaube für mich war es eine Bestimmung, sagt Willy Frankl, als er stolz und mit<br />

leuchtenden Augen von seinem Fitnessstudio Pro-Line erzählt. Ganz klein hat er<br />

1963 in Garmisch angefangen, als Vertretung, weil die Trainerin ausgefallen ist, und<br />

wie es der Zufall auch noch will, kannte seine Mama die Eltern von Peter Gottlob,<br />

dem ehemaligen Deutschen Meister im Bodybuilding. So kam er zum Kraftsport<br />

und wurde mit jungen Jahren Mr. Stuttgart. Willy wollte nach seiner Karriere keine<br />

„Mucki-Bude“ eröffnen, wie er mit ernstem Blick erzählt, im Gegenteil, ihm war<br />

schnell klar, was seine Kunden suchen: eine Kombination aus Fitness, Krafttraining<br />

und Wellness. Von anfänglich 150 m 2 Studiofläche auf heute beachtliche 2700 m 2 ,<br />

das macht ihm so schnell keiner nach. Das Pro-Line ist mit seiner Angebotsvielfalt,<br />

der hohen Qualität und dem qualifizierten Standard bis nach München bekannt.<br />

Beständig habe er das Studio weiterentwickelt und immer auf dem neuesten Stand<br />

erhalten, erzählt er mir mit viel Wärme in der Stimme. Und genau diese Herzlichkeit<br />

ist auch im ganzen Studio zu spüren. Die langjährigen Mitglieder schwärmen von<br />

der familiären Atmosphäre und von der professionellen Betreuung. Zu Recht, denn<br />

Willy investiert sein ganzes Herzblut in sein Lebenswerk. So wurde z.B. vor kurzem<br />

der neugebaute, wunderschöne Ruheraum eröffnet, welcher das Wellnessangebot<br />

mit zwei Saunen und einem Dampfbad abrundet. Die Mitglieder können somit ihren<br />

Saunagang in bequemen Lederliegen und in gemütlichem Ambiente ausklingen lassen.<br />

Sein sympathischer Sohn Manuel besitzt dasselbe Strahlen in den Augen wie<br />

sein Papa. Die beiden sind ein eingespieltes Team und Manuel unterstützt seinen<br />

Vater mit viel Elan, Fachkenntnis und innovativen Ideen.<br />

Fotos: Sandra Bangerter, Manuel Frankl<br />

Das Pro-Line bietet alles, was das Herz begehrt: einen effektiven Milon-Q-Zirkel, Trainieren<br />

auf über 100 Kraftgeräten, Schwitzen mit 52 Kardio-Apparaten, und wer lieber<br />

in der Gruppe trainieren möchte, kann sich unter qualifizierter Anleitung in über 30<br />

verschiedenen Kursen austoben. Doch damit noch nicht genug, auch ein Indoor Cycling-Raum<br />

mit 17 Radln, eine liebevolle Kinderbetreuung und ein unschlagbares Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis warten auf seine Mitglieder, – wer kann da noch widerstehen?<br />

Auf einen Blick:<br />

Größe<br />

2700 m2<br />

Milon-Q-Zirkel 1<br />

Dampfbad 1<br />

Mitarbeiter 36<br />

Spinning Radl 17<br />

Ruheraum 1<br />

Kraftgeräte über 100<br />

Fitnesskurse 34<br />

Parkplätze über 100<br />

Kardiogeräte 52<br />

Sauna 2<br />

Kinderbetreuung<br />

kostenlos<br />

Anmeldung und Schnupperstunde:<br />

Am Schlageis 5-7, 82418 Murnau<br />

Sandra Bangerter<br />

Tel: 08841 / 4368, www.proline-murnau.de


Foto: Beate Berger<br />

Anpacken und mitmachen -<br />

das Credo der Ladies von der FU<br />

MICHAELA URBAN<br />

Vorsitzende der Frauen-Union (FU)<br />

Murnau-Ohlstadt-Blaues Land


STARKE FRAUEN<br />

Es ist eine Freude für jeden Marktstandbetreiber, wenn die<br />

Waren schon nach kürzester Zeit ausverkauft sind. Doppeltes<br />

Glück bedeutete dies für die Damen der Frauen-Union (FU)<br />

Murnau-Ohlstadt-Blaues Land auf dem diesjährigen Ohlstädter<br />

Christkindlmarkt. Denn vom Erlös profitiert zum größten Teil<br />

die Bürgerstiftung Ohlstadt.<br />

Dies ist eine von vielen Organisationen, die von der FU konstant<br />

mit Spenden bedacht werden. Rund 5.000 Euro wurden so<br />

allein im vergangenen Jahr unter den Bedürftigen der Region<br />

verteilt. Eine beachtliche Summe, für die die Frauen regelmäßig<br />

die Ärmel hochkrempeln.<br />

„Wir fordern uns schon sehr“, betont die FU-Vorsitzende Michaela<br />

Urban. „Bei uns muss man Einsatz bringen.“<br />

Vor jeder Veranstaltung wird festgelegt, an wen die jeweiligen<br />

Einnahmen gehen sollen. Hiervon profitieren regelmäßig die<br />

MS-Gruppe, die Haunersche Kinderklinik, das Hospiz in Polling,<br />

das BRK Seniorenheim Garhöll, der Verein Kunterbunt<br />

und die Murnauer Tafel. „Bei Bedarf unterstützen wir auch einzelne<br />

Orts-Arme“, erklärt Urban.<br />

Anpacken und Mitmachen. Das ist das Credo des Ortsverbandes,<br />

der vor rund zehn Jahren gegründet wurde. Hier kann<br />

man Frauenpower live erleben. 59 Mitglieder backen, basteln<br />

und nähen übers ganze Jahr, was das Zeug hält. Verkauft werden<br />

die Waren dann unter anderem auf dem Murnauer Palmund<br />

Michaeli-Markt und dem Christkindlmarkt in Ohlstadt.<br />

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, so hat die FU dieses<br />

Jahr zusätzlich drei Flohmärkte geschmissen. Ergibt sich die<br />

Gelegenheit, organisieren die Damen auch gerne Tombolas.<br />

Dann mobilisieren sie die Gewerbetreibenden der Region. „Von<br />

ihnen erfahren wir große Unterstützung“, betont Urban.<br />

Jedes Jahr unterstützen die Damen die Tafel mit Hygieneartikel<br />

Die FU steht für Offenheit, Toleranz und Solidarität. Deshalb<br />

wurden die Frauen auch gleich hellhörig, als Franz Windirsch<br />

sich mit einem Anliegen an sie wandte. Er suchte Unterstützer<br />

für die Region Atwima in Ghana. Aus dem anfänglichen Vorhaben,<br />

dort ein Frauenhaus zu bauen, entstand bald die Idee<br />

zu einer Entwicklungspartnerschaft mit Murnau. Urban war<br />

als Gemeinderatsmitglied eine der ersten, die das Projekt unterstützte,<br />

das schließlich fraktionsübergreifend zum Erfolg<br />

führte. Deshalb durfte sie auch unlängst mit einer Delegation<br />

nach Atwima reisen. „Es war gigantisch. Ich habe dort eine<br />

Herzlichkeit erfahren, die mich regelrecht gefesselt hat.“ Zurückgekommen<br />

ist sie mit der Bestätigung, dass viel Gutes entstehen<br />

kann, wenn Menschen einander helfen.<br />

Beate Berger<br />

Die MS-Gruppe erhält regelmäßig Spenden von der Frauen Union<br />

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36


NACHGEFRAGT<br />

Was macht eigentlich unser Marktbaumeister<br />

nach dem Rathausumbau?<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Wie lang hat der Umbau denn nun eigentlich gedauert?<br />

KLAUS TWOREK: Mitte 2016 ging es mit der Baustelle los. Aber<br />

eigentlich hat es ja schon 2012 angefangen, mit der Planung,<br />

dem Vergabeverfahren. Es gab auch noch eine juristische Auseinandersetzung,<br />

die etwas Zeit gekostet hat. Und mit der Wiedereröffnung<br />

war der Umbau noch nicht fertig.<br />

Sie sprechen vermutlich von der Tourist-Information, die erst<br />

in diesem Jahr umgezogen ist?<br />

KLAUS TWOREK: Ja. Die sollte erst umziehen, wenn der Rathausbetrieb<br />

auch funktioniert. Dann hat die Leitung der Tourist-<br />

Information gewechselt, was auch zu Verzögerungen führte.<br />

Warum?<br />

KLAUS TWOREK: Man wollte abwarten, wie sich die neue Leiterin,<br />

Frau Thoni, die Tourist-Information vorstellte. Sie kam dann im Januar<br />

nach Murnau und da ging die Planungsphase erst richtig los.<br />

Und dann gibt es noch immer Nachläufe. Aktuell wird für die Gesamtmaßnahme<br />

der Verwendungsnachweis gemacht. Also eigentlich<br />

sind wir jetzt erst kurz vor der Fertigstellung der Maßnahme.<br />

Aber jetzt beginnt ja schon das nächste Projekt: die Feuerwehr.<br />

Alexandra Thoni und Klaus Tworek in der neuen Tourist-Information<br />

Lieber Herr Tworek,<br />

im September 2018 ist das frisch renovierte Rathaus wieder<br />

eröffnet worden. Seither haben Sie nichts mehr zu tun?<br />

KLAUS TWOREK: Ja, schön wär’s. Nach der Renovierung habe ich<br />

tatsächlich erst einmal vier Wochen Urlaub gemacht und bin<br />

zum Wandern nach Portugal und Spanien gefahren. Aber die<br />

waren schnell rum und dann ging es gleich weiter.<br />

Aber Sie hatten schon auch Spaß mit Ihrer Baustelle?<br />

KLAUS TWOREK: Sagen wir mal so: Der Rathausumbau war etwas<br />

Besonderes. Es war eine tolle Erfahrung, in diesem riesigen Loch<br />

zu stehen und zu sehen, wie das von Menschenhand Stück für<br />

Stück wieder gefüllt wird.<br />

Was war denn früher dort, wo jetzt die Tourist-Information ist?<br />

KLAUS TWOREK: Ganz früher, in der Erbauungszeit, war da die<br />

Feuerwehr drin. Zuletzt befand sich dort die Registratur, die jetzt<br />

in den neuen Keller im Strütthaus gewandert ist. Das waren<br />

Räume, die ganz einfach zugerichtet waren. Und dieses Eck ist<br />

im Prinzip immer so einfach geblieben. Einfache Verschlusstore.<br />

Da war es im Winter ziemlich kalt. Aber nun hat man diese exponierteste<br />

Ecke des Rathauses für alle Murnauer geöffnet.<br />

Und für die Touristen.<br />

KLAUS TWOREK: Genau.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

KLAUS TWOREK: Gerne.<br />

Heribert Riesenhuber<br />

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Foto: Heribert Riesenhuber


HANDWERK<br />

IGNAZ SONNER<br />

BAUT HÄUSER<br />

ZUM WOHLFÜHLEN<br />

„Du suchst sicher den Iggi?“ Ein junger Mann, der etwas in<br />

einen Transporter lädt, fragt mich das. Er strahlt dabei so viel<br />

Freundlichkeit aus, dass ich einen Augenblick lang denke, er<br />

verwechselt mich. Wir befinden uns im kleinen Gewerbegebiet<br />

von Uffing, gleich hinter dem Bahnhof. Und ja: Ich glaube, ich<br />

suche den Iggi. Ich solle es mal im Büro versuchen. Iggi, das<br />

ist Ignaz Sonner, und die Halle, vor der ich stehe, gehört zur<br />

Zimmerei Sonner. Büro heißt in diesem Fall, dass ich noch etwas<br />

weiter gehen muss und unerwartet vor einem großen<br />

Wohnhaus stehe. Im Stil der Region und voll von Details, die<br />

einem nach und nach ins Auge fallen. Iggi ist auch da. Ziemlich<br />

dunkle Haare, zum Zopf zusammengebunden. Auch Iggi ist<br />

superfreundlich, er winkt mich hinein – dabei weiß er noch<br />

gar nicht, was ich von ihm will. Das Büro ist gerade durch.<br />

Ignaz hat das Haus selbst entworfen und gebaut. Mit Holz und<br />

Lehm und verdammt viel Liebe zum Detail. Ideen für Lampen,<br />

Schränke, Riegel oder Regale kommen ihm anscheinend von<br />

überall her. Wenn er etwas sieht, das ihm gefällt, fängt er an,<br />

darüber nachzudenken. Ein ganz großer Teil seiner Inspiration,<br />

das erzählt er später, kommt „von früher“. Zum Beispiel aus<br />

dem Freiluftmuseum Glentleiten. In der Kindheit „gab es immer<br />

zu Kirchweih einen Familienausflug auf die Glentleiten“, erzählt<br />

Ignaz. Dort sah er alte Häuser aus ganz Bayern und war fasziniert<br />

davon, wie durchdacht das alles war. Jahrhundertealte<br />

Erfahrung findet man in diesen Häusern. Vielen Gebäuden<br />

sieht man an, dass sie nach und nach gewachsen sind. Mit<br />

Technik gebaut, die bis heute funktioniert. So, dachte sich<br />

Ignaz wohl irgendwann, will ich auch bauen. Mit einfachen,<br />

natürlichen Materialien. Häuser zum Wohlfühlen. Also baute<br />

er mit Holz. Dann kam der Lehm dazu. So baute man schon<br />

vor hunderten von Jahren, so baut man auch heute noch in<br />

Mexiko, wo Ignaz zweimal gewesen ist. Ein toller Baustoff mit<br />

tollen Eigenschaften, findet er. Im eigenen Haus ist zum Beispiel<br />

die gewundene Treppe mit Lehm gebaut. Sogar mehrfarbig.<br />

Inzwischen haben er und seine Mitarbeiter auch Stroh<br />

als natürliches Dämmmaterial wiederentdeckt. Ganz so romantisch,<br />

wie es klingt, ist das alles dann gar nicht. Seine Häuser<br />

baut Ignaz mit moderner Technik. Lehmwände können massiv<br />

sein und gestampft werden oder sie bestehen aus Lehmplatten.<br />

Für Außenwände muss der Lehm noch verkleidet werden, weil<br />

er sonst nicht regenfest ist.<br />

Ignaz Sonner ist ein Mensch, der das macht, was er am besten<br />

kann. Er ist auf einem Bauernhof, etwas außerhalb von Habach,<br />

aufgewachsen. Mit drei deutlich älteren Brüdern und<br />

wahnsinnig viel Freiheit. Bauen war für ihn schon immer die<br />

liebste Beschäftigung. „Ich war ein totaler Lego-Narr“, sagt er<br />

von sich selbst. Als er 5 Jahre alt war, hat er seine Eltern dazu<br />

überredet, ihm eine alte Torfstecherhütte, die eigentlich abgerissen<br />

werden sollte, mit zwei Traktoren zum elterlichen Hof<br />

zu bringen. Das muss eine aufregende Aktion gewesen sein.<br />

Und das war dann seine Hütte. Als er ein paar Wochen später<br />

eingeschult wurde, hatte er bereits das Dach neu gedeckt. Diese<br />

Hütte wurde in den folgenden Jahren ausgebaut, durch Schätze<br />

vom Sperrmüll erweitert, zum Treffpunkt, zur Partyzone seiner<br />

Jugend. „Irgendwann hatten wir eine komplette Disco-Ausstattung.“<br />

Seinen Lehrvertrag hat Ignaz dann auch bereits mit 12<br />

Jahren „abgeschlossen“. Per Handschlag. „Du oida Heislbauer,<br />

das ist doch was für dich“, fragte ihn ein Zimmerer aus Habach,<br />

nachdem Ignaz zwei Wochen lang in den Schulferien mitgeholfen<br />

hatte, einen Stadl aufzubauen.<br />

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Foto: Heribert Riesenhuber<br />

IGNAZ SONNER MACHT, WAS ER AM BESTEN<br />

KANN: BAUEN WAR FÜR IHN SCHON IMMER<br />

DIE LIEBSTE BESCHÄFTIGUNG.<br />

HANDWERK<br />

Die Kindheit auf dem Bauernhof war für Ignaz „das Größte”.<br />

Und wenn es Zeiten gab, in denen er sich um die Kühe kümmern<br />

musste, während die Schulkameraden zum Schwimmen an den<br />

Badeweiher gingen, nahm er das gerne in Kauf. Dafür konnte<br />

er alle Werkzeuge und Maschinen nutzen, die es auf dem Hof<br />

gab. Auch in der Werkstatt, die der große Bruder eingerichtet<br />

hatte. Ein paar Jahre später begann eine rebellische Phase. Der<br />

Aktionsradius wurde größer. Mit 14 Jahren war er mit Freunden<br />

beim Prodigy-Konzert in München. Auch die Haare wurden länger<br />

und Ignaz ließ sich Dreadlocks wachsen. Was ihn störte,<br />

waren Strukturen, die nicht hinterfragt wurden, und das Schubladendenken<br />

mancher Menschen. Der ehemalige Ministrant<br />

wurde zum Jugendlichen, der sich fragte, was es eigentlich sollte,<br />

wenn die Leute am Sonntag in die Kirche gingen und dort in<br />

der Bank sitzend gleich wieder einschliefen. „Ich war ja Ministrant<br />

gewesen“, erzählt er. „Wir haben das mitgekriegt, wenn wir<br />

mit dem Klingelbeutel rumgingen und manche erst einmal aufwecken<br />

mussten.“ Aber die Begründung, „am Sonntag geht man<br />

halt in die Kirche“, war keine befriedigende Antwort für ihn.<br />

Beruflich war die Sache für Ignaz jedoch klar. Allerdings blieb<br />

das Bauen nicht seine einzige Leidenschaft. Er bekam Lust zu<br />

reisen. Das hatte es in seiner Kindheit nie gegeben. Da war er<br />

höchstens mal mit Feriengästen und deren Kindern in der<br />

Region unterwegs gewesen. Nun flog er nach Mexiko, entdeckte<br />

die Kletterei und machte Musik. Er spielte in Bands, die Spoonboots<br />

oder Tierra Neuva hießen. Aber darüber müssen wir an<br />

einem anderen Tag sprechen, denn jetzt kommen die beiden<br />

Töchter Cäcilia und Genoveva und verlangen Aufmerksamkeit.<br />

Beim Abschied zeigt mir Ignaz noch seinen Hühnerstall, direkt<br />

gegenüber. Von den beiden Hühnern ist allerdings keines zu<br />

sehen. Und wir gehen kurz in den Garten, von dem aus man<br />

einen wunderbaren weiten Blick in die Berge hat. Natürlich<br />

gibt es hier eine Sandkiste …<br />

Heribert Riesenhuber<br />

Ignaz Sonner<br />

Zimmerei, Holz- und Lehmbau<br />

Rigistraße 7, 82449 Uffing<br />

Tel: 08846-24 87 35, Mobil: 0170-73 00 225<br />

www.zimmerei-sonner.de<br />

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42<br />

© BG Unfallklinik Murnau


WIR SCHAFFEN PERSPEKTIVEN<br />

HOCHKARÄTIGE AUS-, FORT- UND WEITERBILDUNG<br />

VON KRANKEN- UND PFLEGEFACHKRÄFTEN AM<br />

BILDUNGSZENTRUM DER BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />

Das Bildungszentrum für Pflegeberufe mit der integrierten Berufsfachschule für<br />

Krankenpflege hat einen besonderen Stellenwert in der BG Unfallklinik in Murnau:<br />

Hier werden alle Aktivitäten der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung durchgeführt<br />

und organisiert. Die hohe fachliche Expertise und berufliche Qualifikation<br />

der Pflegekräfte in Murnau ist dabei eng an den berufsgenossenschaftlichen<br />

Anspruch der BG Kliniken geknüpft: Retten und Heilen mit höchster Kompetenz.<br />

Gut gepflegt ist halb geheilt – die Pflegekraft ist der erste<br />

Ansprechpartner für Patienten und Angehörige und betreut<br />

die Betroffenen oftmals während des gesamten Therapieverlaufs.<br />

Aufgrund dieser bedeutenden Rolle wird die Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildung zu Experten im jeweiligen Fachbereich<br />

der BG Kliniken besonders gefördert. Denn zu<br />

höchster medizinischer Versorgungsqualität gehört auch<br />

immer eine exzellente Pflege.<br />

Der Pflegeberuf von morgen wird wissenschaftlicher, interdisziplinärer<br />

und vernetzter. Neben der neuen generalistischen<br />

Ausbildung zur Pflegefachkraft ab 2020 und der<br />

Ausbildung zum Operationstechnischen Assistent/-in (OTA)<br />

wird in Murnau auch die akademische Ausbildung in<br />

Form des dualen Studiengangs „Pflege Dual“ angeboten.<br />

Komplettiert wird das umfangreiche Bildungsangebot<br />

durch zahlreiche Fort- und Weiterbildungsprogramme.<br />

Die 12 Pädagogen und Praxisanleiter des Bildungszentrums<br />

lehren die zu vermittelnden Inhalte mit einem<br />

besonderen Augenmerk auf die Heranbildung einer<br />

eigenen beruflichen Identität. Denn die Entwicklung von<br />

beruflicher Handlungskompetenz in der Gesundheitsund<br />

Krankenpflege erfordert ein hohes Maß an persönlicher<br />

Fertigkeit und Einfühlungsvermögen. Aus diesem<br />

Grund wird während der Ausbildung sehr viel Wert auf<br />

Kommunikation, die eigene Wahrnehmung und Selbstreflexion<br />

gelegt. Das bestehende Lernklima schafft viel<br />

Raum für Eigenverantwortung und Selbstinitiative. Die<br />

methodischen und didaktischen Überlegungen zur<br />

Gestaltung der Lehr- und Lernprozesse lehnen sich dabei<br />

an Konzepte aus der Erwachsenenbildung an. Favorisiert<br />

werden verschiedene Formen des Selbstlernens, des<br />

kooperativen Lernens und des exemplarischen Lernens.<br />

Eine hohe Transparenz zu den Ausbildungsanforderungen,<br />

Zielen der Ausbildung oder Weiterbildung und<br />

den Beurteilungskriterien durch die Pädagogen soll die<br />

Selbstverantwortung für das eigene Lernen fördern.<br />

Gemeinschaftsfördernd und zukunftsweisend werden die<br />

Lerninhalte in kleinen Gruppen und bestens ausgestatteten<br />

Unterrichtsräumen vermittelt. Das in der Theorie erlernte<br />

Wissen wird durch gezielte Begleitung und qualifizierte<br />

Anleitung in der Praxis angewendet. Nach erfolgreichem<br />

Abschluss der Ausbildung stehen den Absolventen in der<br />

BG Unfallklinik Murnau zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und Wege des beruflichen Aufstiegs offen.<br />

BG Unfallklinik Murnau


Den Beruf zur Leidenschaft machen<br />

Magdalena Nothaft, Tabea Henn und Lisa Annaberger absolvieren<br />

an der Berufsfachschule der BG Unfallklinik Murnau ihre Ausbildung<br />

zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Magdalena hat sich zudem<br />

für das berufsbegleitende Studium „Pflege-Dual“ entschieden. Was<br />

sie in ihrem Alltag erleben und warum sie sich für diesen Beruf entschieden<br />

haben, erzählen sie im Interview mit der <strong>Melange</strong>.<br />

Von links nach rechts: Lisa Annaberger (3. Ausbildungsjahr),<br />

Tabea Henn (3. Ausbildungsjahr) und Magdalena Nothaft<br />

(1. Ausbildungsjahr) bei der Arbeit. © BG Unfallklinik Murnau<br />

DIE GESCHICHTE DES BILDUNGSZENTRUMS<br />

• 1975: Eröffnung der ersten Krankenpflegehilfsschule.<br />

• 1987: Umzug in neue Räumlichkeiten außerhalb der<br />

Klinik, nachdem der Unterricht in den ersten 13<br />

Jahren im Hörsaal stattfand. Bis zum Jahr 2005<br />

wurden nun jährlich 18 Pflegehelfer ausgebildet<br />

• 1994: Erste Fachweiterbildung für Anästhesie- und<br />

Intensivpflege in Kooperation mit den Kliniken<br />

Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz<br />

• 1996: Genehmigung der Weiterbildungsstätte für<br />

Anästhesie- und Intensivpflege an der<br />

BG Unfallklinik Murnau durch die<br />

Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)<br />

• 1997: Start der Fachweiterbildung „Pflege von<br />

querschnittverletzten Patienten“<br />

• 2002: Ausbildung zum Krankenpfleger/zur<br />

Krankenschwester in Kooperation mit der<br />

Berufsfachschule für Krankenpflege der<br />

Missionsbenediktinerinnen in Tutzing<br />

• Ab 2005: Ausbildung zum Krankenpfleger/zur<br />

Krankenschwester in Kooperation mit der<br />

Berufsfachschule für Krankenpflege Garmisch-<br />

Partenkirchen<br />

• 2012: Eröffnung einer eigenen Berufsfachschule für<br />

Krankenpflege an der BG Unfallklinik Murnau,<br />

die von der Regierung genehmigt wurde<br />

• 2020: Start der neuen generalistischen Ausbildung zum<br />

Pflegefachmann/-frau nach dem neuen Pflegeberufegesetz<br />

an der BG Unfallklinik Murnau<br />

Was war eure Motivation, Euch für die Ausbildung zur Gesundheitsund<br />

Krankenpflegerin zu entscheiden?<br />

MAGDALENA: Da ich gerne mit Menschen arbeiten wollte und<br />

mich der Beruf fachlich sehr interessiert, entschied ich mich für<br />

ein Praktikum hier in Murnau. Danach war ich endgültig überzeugt.<br />

Ausschlaggebend für mich war der freundliche, fast familiäre<br />

Umgang – sowohl zwischen Pflegekräften und Patienten, als auch<br />

innerhalb des Teams. Auch meine Vorbehalte bezüglich der Schichtarbeit<br />

wurden ausgeräumt, da diese auch viele Vorteile mit sich<br />

bringt.<br />

TABEA: Ich finde es schön, dass ich in meinem Beruf Menschen<br />

helfen kann. Auch die Patienten geben mir Motivation, in Form von<br />

positiver Rückmeldung oder wenn sie sich freuen, dass ich wieder<br />

im Dienst bin.<br />

LISA: Eigentlich wollte ich nach meinem Realschulabschluss eine<br />

Ausbildung bei der Polizei machen und habe in der BG Unfallklinik<br />

Murnau ein BVJ (Berufsvorbereitungsjahr) zur Überbrückung<br />

gemacht. Dann hat es mit der Ausbildung bei der Polizei nicht<br />

geklappt und ich habe mich kurzfristig für die Ausbildung zur<br />

Gesundheits- und Krankenpflegerin beworben. Im BVJ konnte ich<br />

schon viele Eindrücke sammeln und wusste, was mich in der Ausbildung<br />

erwartet. Das war sehr hilfreich für meine Entscheidung.<br />

Welche schulischen und persönlichen Voraussetzungen würdet Ihr<br />

für den Beruf des Gesundheits- und Krankenpfleger/in empfehlen?<br />

MAGDALENA: Meiner Meinung nach sind die sozialen Kompetenzen<br />

viel wichtiger als die schulische Vorbildung. Zwar kommen mir<br />

die Lerninhalte vom Gymnasium oft zu Gute, können aber ein Herz<br />

für Menschen und deren Bedürfnisse, Teamfähigkeit, Engagement<br />

und Lernbereitschaft niemals ersetzen.<br />

TABEA: Man sollte auf jeden Fall eine gewisse Lernbereitschaft mitbringen,<br />

da der theoretische Teil der Ausbildung anspruchsvoll ist.<br />

Es gibt viele interessante Themen, zu denen man einen Bezug zur<br />

Praxis herstellen kann. Manchmal muss man sich aber auch durch<br />

weniger interessante und theoretische Themen kämpfen. Am Wich-


tigsten sind auch für mich die persönlichen Kompetenzen, wie<br />

beispielsweise Empathie, Menschenverständnis oder Humor.<br />

LISA: Einige Mitschüler haben vor der Ausbildung schon einen Beruf<br />

erlernt, zum Beispiel Arzthelfer/-in. Das hilft natürlich bei der Ausbildung.<br />

Leichter fällt einem die Ausbildung aber meiner Meinung nach, wenn<br />

man noch nicht so lange aus der Schule ist. Das Erlernen der teilweise<br />

anspruchsvollen Theorie ist dann einfacher. Als persönliche Kompetenzen<br />

sind Hilfsbereitschaft und Teamfähigkeit für mich wichtig.<br />

Warum habt ihr Euch für die Ausbildung an der Berufsfachschule<br />

der BG Unfallklinik Murnau beworben?<br />

MAGDALENA: Eine gute Freundin, die hier schon länger arbeitet,<br />

beriet mich bei den Bewerbungen und hob besonders die fachlich<br />

fundierte Ausbildung an der Berufsfachschule Murnau hervor. Das<br />

ermutigte mich, mich hier zu bewerben. Natürlich spielte auch die<br />

Nähe zu meiner Familie eine Rolle bei der Entscheidung.<br />

TABEA: Ich habe die Ausbildung direkt nach der Schule begonnen<br />

und diverse Berufsmessen besucht. Danach war mir klar, dass<br />

ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolvieren<br />

möchte. Da die BG Unfallklinik Murnau heimatnah liegt und<br />

einen sehr guten Ruf hat, habe ich dort ein Schulpraktikum<br />

gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich sofort beworben<br />

und glücklicherweise auch eine Zusage erhalten habe.<br />

STAATSPREIS-VERLEIHUNG<br />

Fünf Auszeichnungen mit dem Bayerischen Staatspreis für<br />

Absolventen der BG Unfallklinik Murnau<br />

Nicole Vogeler, Magdalena Seller, Maria Lory, Julia Listl und Tanja<br />

Heurich haben ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />

herausragend abgeschlossen. Dafür wurden sie nun<br />

mit dem Bayerischen Staatspreis für Pflegekräfte ausgezeichnet.<br />

Die fünf Absolventinnen der Berufsfachschule der BG Unfallklinik<br />

Murnau haben einen Notendurchschnitt besser als 1,5 erreicht<br />

und wurden nun für ihre exzellenten Leistungen geehrt. Nicole<br />

Vogeler und Magdalena Seller schlossen Ihre Ausbildung mit<br />

der Traumnote 1,0 ab. Geschäftsführerin Sarah Heinze äußerte in<br />

ihrer Begrüßung ihren Stolz und die Begeisterung über die durchgängig<br />

so guten Leistungen des Kurses von Kursleiterin Carmen<br />

Noack. Dem Lob schließt sich Bereichsleiter des Pflegedienstes<br />

Mirko Zinßmeister an, denn Spitzenmedizin könne nur mit<br />

Spitzenleistung in der Pflege erreicht werden. Dass alle fünf<br />

Absolventinnen auch nach dem Abschluss ihrer Ausbildung<br />

weiterhin in der Murnauer Unfallklinik tätig sind, ist auch eine<br />

Auszeichnung für die Klinik, freut sich Frau Dr. Orthgieß, Leiterin<br />

der Berufsfachschule. Sie beschreibt die Ausbildung in Murnau<br />

als „klein, fein, zukunftsorientiert und gemeinschaftsfördernd“.<br />

Welche Aufgaben übernehmt Ihr im Rahmen eurer Ausbildung?<br />

Wie sieht ein normaler Tag auf Station aus?<br />

MAGDALENA: Ich befinde mich gerade in meinem ersten Praxiseinsatz<br />

auf einer der Stationen für Rückenmarkverletzungen. Grundsätzlich<br />

verläuft mein Arbeitstag gleich dem einer examinierten<br />

Pflegekraft: Von Schichtübergabe und Dokumentation über Klammern<br />

ziehen und Spritzen geben bis hin zur Körperpflege und<br />

Unterstützung beim Abführen. Natürlich übernehme ich nicht alle<br />

Aufgaben selbstständig, sondern werde meinem Ausbildungsstand<br />

entsprechend angeleitet und kann fachliche Hintergründe erfahren.<br />

LISA: Das kommt ganz darauf an, was einem zugetraut wird und<br />

in welchem Ausbildungsjahr man ist. Jetzt, im dritten Ausbildungsjahr,<br />

versorge ich die Patienten schon größtenteils selbstständig.<br />

Von der Körperpflege, Mobilisation der Patienten bis hin zum<br />

Verbandswechsel und der Medikamentengabe. Auch Angehörige<br />

müssen entsprechend informiert und betreut werden. Hier in<br />

Murnau kommuniziert und arbeitet man viel mit anderen Berufsgruppen<br />

der Klinik, zum Beispiel mit Ärzten und den Ergo- oder<br />

Physiotherapeuten zusammen. Uns steht jederzeit ein Ansprechpartner<br />

zur Verfügung, man ist wirklich nie alleine.<br />

© BG Unfallklinik_<br />

Welches Erlebnis ist Euch während eurer Ausbildung besonders<br />

in Erinnerung geblieben?<br />

MAGDALENA: Besonders gerne erinnere ich mich an unseren ersten<br />

Tag. Wir wurden unglaublich herzlich empfangen, wodurch ich mich<br />

sofort gut aufgehoben fühlte.<br />

TABEA: Wenn ich an die vergangenen zwei Jahre zurück denke, fällt<br />

mir als Erstes mein erster Sterbefall ein. Leider gehört auch das zum<br />

Beruf. In so einer Situation wird man aber gerade in der Ausbildung<br />

sehr gut begleitet.<br />

BG Unfallklinik Murnau


Aus,- Fort,- und Weiterbildungen<br />

des Bildungszentrums in Murnau<br />

1-jähriges, pädagogisch<br />

begleitetes<br />

Berufsvorbereitungspraktikum (BVJ)<br />

IBF<br />

– Innerbetriebliche<br />

Fortbildungen<br />

Berufsfachschule für<br />

Krankenpflege der<br />

BGU Murnau<br />

Studium<br />

„Pflege-Dual“<br />

Fortbildungen/Inhaus-Seminare<br />

Multiplikatoren Schulungen<br />

HBO Kurse<br />

- Druckkammerbediener<br />

- Hyperbarmedizinischer Assistent<br />

- Intensivpflegekraft für Hyperbarmedizin<br />

Weiterbildung für Mitarbeiter<br />

mit Führungsverantwortung<br />

– Schichtleitung<br />

– Praxisanleiter<br />

Bildungszentrum<br />

für Pflegeberufe<br />

Fachweiterbildung für die Pflege<br />

querschnittgelähmter Menschen<br />

Ausbildung zum/zur<br />

Operationstechnischen<br />

Assistent/in<br />

Weiterbildung zur<br />

Fachkrankenschwester/-pfleger<br />

– OP-Dienst<br />

Weiterbildung zur/zum<br />

Fachkrankenschwester/-pfleger<br />

für Intensivpflege und Anästhesie<br />

LISA: Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine junge Mutter<br />

von zwei Kindern, die Krebs hatte. Ich habe Sie nach der stationären<br />

Aufnahme betreut und auch bei ihrem Sterbeprozess begleitet. In<br />

solchen Situationen werden wir sehr gut von den Praxisanleitern<br />

betreut und es ist wichtig, dass man über solche Erlebnisse spricht<br />

und belastende Situationen nicht in sich hineinfrisst.<br />

Magdalena, warum hast Du dich für das Studium „Pflege-Dual“<br />

entschieden?<br />

MAGDALENA: Das Studium bietet mir die Chance, meine Ausbildung<br />

zu vertiefen. Es bereichert mich aber auch um viele persönliche<br />

Erfahrungen. Als besonders wertvoll empfinde ich den Kontakt und<br />

Austausch mit den Schülern anderer Schulen.<br />

Die ersten sechs Studiensemester finden ausbildungsintegriert<br />

statt. Das bedeutet, dass ich zwei bis drei Wochen im Semester<br />

Veranstaltungen an der Katholischen Stiftungshochschule München<br />

besuche und Prüfungen in Form von Klausuren oder Hausarbeiten<br />

schreibe. Nach Beendigung der dreijährigen Ausbildung mit dem<br />

staatlichen Examen schließen sich drei Semester Vollzeitstudium an,<br />

welche mit einem „Bachelor of Science“ abgeschlossen werden.<br />

Insgesamt dauert das Studium 4,5 Jahre. Inhaltlich werden im<br />

Studiengang einige Themen der regulären Ausbildung vertieft, wie<br />

zum Beispiel Gerontologie, Kommunikation und Beratung, betriebswirtschaftliche<br />

Grundlagen und Qualitätsmanagement. Dabei wird<br />

die Kompetenz des wissenschaftlichen Arbeitens interdisziplinär<br />

gefördert. Durch das Studium erhält man nicht nur einen international<br />

anerkannten Abschluss, sondern auch zwei weitere Zusatzqualifikationen:<br />

Man ist danach „Fachkraft für Gerontopsychiatrische<br />

Pflege“ und „Praxisanleiter/-in der Gesundheits- und Krankenpflege“.<br />

Mit einem abgeschlossen Pflege-Dual Studium hat man die<br />

Möglichkeit, in unterschiedlichen Bereichen Verantwortung zu<br />

übernehmen. Auch die Weiterbildung durch ein Masterstudium<br />

oder die Arbeit in der Wissenschaft ist denkbar.<br />

Gesundheits- und Krankenpflegerin ist eine verantwortungsvolle<br />

Aufgabe. Wie geht Ihr mit dieser Verantwortung um?<br />

MAGDALENA: In meinen Augen ist es wichtig, sich der Verantwortung<br />

immer bewusst zu sein und die Pflege als Aufgabe und nicht<br />

als Alltagsarbeit zu sehen. Mich persönlich motiviert diese Verantwortung<br />

sehr, da es ja nicht nur bedeutet, dass man viel falsch<br />

machen kann, sondern vor allem, dass man durch durchdachte<br />

und zielgerichtete Pflege viel bewirken kann.<br />

LISA: Es ist sehr wichtig, gewissenhaft mit dieser Aufgabe umzugehen.<br />

Das bedeutet auch, dass man lieber einmal zu viel<br />

nachfragt, wenn man sich unsicher ist. Man sollte sich selbst<br />

Schwächen eingestehen können.<br />

Der Beruf des Gesundheits- und Krankenpfleger/in ist etwas für<br />

dich, wenn du…<br />

MAGDALENA: … medizinisch interessiert bist, gerne mit Menschen<br />

arbeitest, Herausforderungen liebst und aus deinem Beruf eine Leidenschaft<br />

machen willst.<br />

TABEA: … gerne mit Menschen arbeitest und ein professionelles Nähe-<br />

Distanz-Verhältnis wahren kannst. Wenn du gerne im Team arbeitest<br />

und vor allem, wenn es dir Freude bereitet, Menschen zu helfen.<br />

LISA: … wenn du gerne mit Menschen in Kontakt trittst, neue Erfahrungen<br />

sammeln möchtest und gerne hilfst. Außerdem solltest du dich<br />

gut in Patienten hineinversetzen und ihre Situation verstehen können.<br />

46<br />

BG Unfallklinik Murnau


BG Unfallklinik<br />

Murnau<br />

INFOBOX<br />

Informationen zur generalistischen Pflegeausbildung<br />

zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann<br />

an der BG Unfallklinik Murnau<br />

© BG Unfallklinik Murnau<br />

Neu ab 2020!<br />

Die reformierte Pflegeausbildung löst die bisherige<br />

Krankenpflegeausbildung ab. Die neue Ausbildungsform<br />

vereint die Pflege von Menschen aller<br />

Altersgruppen – von der Kindheit bis in das hohe<br />

Alter. Diese Kenntnisse werden im theoretischen<br />

Teil und in den praktischen Einsätzen vermittelt. Die<br />

BG Unfallklinik Murnau bietet die pflegefachliche<br />

Vertiefung in der stationären Akutpflege an. Diese<br />

ist mit der vorherigen Krankenpflegeausbildung<br />

vergleichbar. Die Grundlage der generalistischen<br />

Ausbildung ist das Gesetz über die Pflegeberufe-<br />

Ausbildungs- und Prüfungsverordnung sowie die<br />

geltenden bayerischen Schulordnungen.<br />

Ausbildungsbeginn<br />

Jeweils zum 1. September des laufenden Jahres<br />

Ausbildungsverlauf und Inhalte<br />

Die Ausbildung gliedert sich in einen theoretischen<br />

und fachpraktischen Unterricht mit mindestens<br />

2100 Stunden und in die praktische Ausbildung<br />

mit mindestens 2500 Stunden.<br />

Blockunterrichtsphasen und praktische Einsatzphasen<br />

wechseln sich gemäß einem vorgegebenen<br />

Plan ab. Zum Ende des 2. Ausbildungsjahres<br />

wird eine Zwischenprüfung erhoben.<br />

Abschluss<br />

Nach 3 Jahren schließt die Ausbildung mit der<br />

staatlichen Prüfung ab. Diese umfasst einen<br />

schriftlichen, einen praktischen und einen mündlichen<br />

Teil. Die Berufsbezeichnung lautet (§ 1PflBG)<br />

Pflegefachfrau/Pflegefachmann.<br />

Nach erfolgreicher Prüfung eröffnen sich für die<br />

Absolventen vielseitige Karrierechancen durch<br />

Weiterbildung und Studium.<br />

Ihre aussagekräftige Bewerbung ist bei uns<br />

jederzeit willkommen!<br />

Weitere Informationen erhalten Sie im<br />

Sekretariat des Bildungszentrums<br />

Tel.: 08841/48-2590<br />

Email: bildungszentrum@bgu-murnau.de<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />

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BG Unfallklinik Murnau · Prof.-Küntscher-Straße 8 · 82418 Murnau · Tel. 08841 48-0 · Fax 08841 48-2600<br />

E-Mail: info@bgu-murnau.de · www.bgu-murnau.de · Interview und Redaktion: Carola Krumbacher · Fotos: BG Unfallklinik Murnau<br />

47


Sozialagentur Oberbayern<br />

Markus Horschig & Michael Perlick OHG<br />

Kemmelallee 1<br />

82418 Murnau a. Staffelsee<br />

Tel.: 08841 – 48543 - 30<br />

Fax: 08841 – 48543 - 31<br />

E-Mail: info@sozialagentur-oberbayern.de<br />

Web: www.sozialagentur-oberbayern.de<br />

Daheim statt Heim<br />

Betreuung in häuslicher Gemeinschaft<br />

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48


EIN NEUER CHOCOLATIER IST GEBOREN.<br />

Wir gratulieren<br />

Missy und Mike zum<br />

Anton Leopold Krönner,<br />

Nachfolger der<br />

11. Krönner-Generation!<br />

Das Team der<br />

Murnau, Seidlstr. 4, www.barbara-krönner.de<br />

49


Foto: Heribert Riesenhuber


PORTRAIT<br />

MIT LEIDENSCHAFT<br />

IN DIE PASSION<br />

FREDERIK MAYET UND<br />

ROCHUS RÜCKEL SPIELEN<br />

2020 DEN JESUS<br />

IN OBERAMMERGAU<br />

51


Foto: Heribert Riesenhuber<br />

Die beiden Christusdarsteller, Rochus Rückel und Frederik Mayet<br />

Interviews zu geben gehört sicher nicht zu dem, was Frederik<br />

Mayet und Rochus Rückel am liebsten tun. Als wir uns an<br />

einem kalten Dezemberabend treffen, ist ganz schnell klar,<br />

dass beide sich an einem Freitagabend etwas Spannenderes<br />

vorstellen können. Aber es gehört irgendwie dazu, mit den<br />

Medien zu reden. Besonders, wenn man die Hauptrolle in<br />

einer der bekanntesten Theaterproduktionen Deutschlands<br />

spielt, den Jesus bei den Passionsspielen in Oberammergau.<br />

Wir setzen uns in einen Aufenthaltsraum hinter der Bühne im<br />

Passionstheater. Nicht besonders gemütlich, aber die beiden<br />

fühlen sich hier wohl. Morgen ist der erste Probentag, Premiere<br />

wird im Mai sein und die letzte Aufführung im Oktober. Rund<br />

fünfzig Mal wird jeder von ihnen vor Zuschauern aus aller<br />

Welt den Jesus spielen. Heute verraten sie, was sie erwartet<br />

und was sie erwarten.<br />

ROCHUS: Morgen Mittag werden noch Fotos gemacht und ein paar<br />

Interviews und am Abend geht es richtig los.<br />

FREDERIK: Ich freu mich jetzt schon total auf morgen! Spielerwahl<br />

war ja schon im Oktober letzten Jahres. Man ist schon so lange in<br />

dem Thema drin, aber man hat das Gefühl, dass man noch gar<br />

nicht richtig losgelegt hat.<br />

ROCHUS: Man kriegt wahnsinnig Lust, dass man sich jetzt an<br />

diesen Berg heranwagt und den ersten größeren Schritt macht!<br />

FREDERIK: Da kommen morgen dann 150 Leute zusammen. Für<br />

mich ist das nach zehn Jahren, als ich schon einmal den Jesus gespielt<br />

habe, ein bissl so etwas wie ein Klassentreffen.<br />

ROCHUS: Wie war das Treffen denn beim letzten Mal?<br />

FREDERIK: Man liest das ganze Stück einmal mit verteilten Rollen<br />

durch. Das ist halt ganz lustig, weil manche gut und andere schlecht<br />

lesen. Das ist ne schöne, aufgeregte Stimmung. Und manche Szenen<br />

siehst du dann erst im April wieder, weil du halt nie bei den Proben<br />

dafür dabei bist.<br />

ROCHUS: Vor zehn Jahren habe ich diesen ersten Tag nicht mitbekommen.<br />

Da war ich 14 Jahre alt und habe im Volk gespielt.<br />

Habt ihr schon Text gelernt?<br />

ROCHUS: Offiziell kriegen wir den Text erst morgen.<br />

FREDERIK: Und es nützt auch nichts, dass ich den Text vor zehn<br />

Jahren schon mal gelernt habe. Der Christian (Regisseur Christian<br />

Stückl) hat mir gestern mal ein paar Szenen gezeigt und da habe<br />

ich gemerkt, dass da Sätze sind, die ich noch nie gehört habe. Das<br />

ist halt ein neuer Text. Vielleicht habe ich da manchmal auch die<br />

falschen Sätze im Kopf. Ich weiß nicht, wie das wird.<br />

ROCHUS: Ich habe mal bei einem anderen Stück meinen Text zuhause<br />

auswendig gelernt und dann bin ich in die Probe gekommen<br />

und dann haben wir es nicht mehr gescheit rausgekriegt.<br />

Weil ich mir eine bestimmte Betonung angewöhnt hatte. Man<br />

muss eigentlich erst hundertprozentig wissen, wie man spricht.<br />

Erst dann kann man richtig lernen.<br />

52


PORTRAIT<br />

FREDERIK: Ich habe mich damals auch erst daran gewöhnen müssen,<br />

in der Öffentlichkeit zu stehen. Plötzlich macht man Interviews<br />

und auf einmal erkennen einen die Leute auf der Straße.<br />

ROCHUS: Ich finde das eigentlich nicht so wild. Ich muss immer<br />

schmunzeln, wenn ich mich in der Zeitung sehe.<br />

FREDERIK: Ich nehme das auch gar nicht mehr so wahr, dass da irgendwelche<br />

Bildbände oder Postkarten mit meinem Bild auf dem<br />

Markt sind. Aber es gibt schon so skurrile Situationen. Du hast<br />

doch jetzt so einen komischen Brief von einem Fan gekriegt …<br />

ROCHUS: Ja. Ganz schlimm. Ich glaube, so ein richtiger Fan war<br />

es gar nicht. Das war Post von Leuten, denen vielleicht das Passionsspiel<br />

nicht gefällt.<br />

FREDERIK: Manchmal kriegt man halt Fanpost …<br />

ROCHUS: … und wenn kein Absender drauf ist, weißt du schon,<br />

was drinnen ist.<br />

FREDERIK: Das Skurrilste, was mir mal passiert ist, war ein Anruf.<br />

Da wollte einer mein Abbild als Jesus auf einen Altar malen und<br />

mit dabei sollten die Gesichter von meiner Frau und meinem Sohn<br />

sein. Da denkst du dir: Nein, ich will das nicht.<br />

ROCHUS: Manchmal kommt es schon vor, dass die Leute nicht<br />

zwischen der Person und der Rolle unterscheiden.<br />

FREDERIK: Aber man bekommt auch ganz viel positive Rückmeldungen.<br />

Das freut einen natürlich, nachdem man so lange geprobt<br />

hat. Für viele Menschen, die kommen, ist das Passionsspiel auch<br />

etwas ganz Besonderes. Die kommen nicht nur wegen eines Theaters,<br />

sondern für die ist das fast so etwas wie eine Pilgerfahrt, weil<br />

sie etwas für ihren Glauben mitnehmen wollen.<br />

FREDERIK: Oberammergau hat halt den Tourismus. Dafür gibt es<br />

ein paar Handwerker und wenig Industrie. Manchmal denkt man<br />

sich schon, das ist ja ganz schön viel. Aber zumeist beschränkt<br />

sich das ja auf ein paar Straßen und zwei Plätze im Dorf. Und<br />

wenn man sich mal hundert Meter weit davon wegbewegt, dann<br />

gibt es da auch keinen Touristentrubel mehr.<br />

Seht ihr die Passion für Oberammergau nur positiv?<br />

ROCHUS: Klar, absolut! Das Theater macht mit dem Dorf etwas<br />

ganz Besonderes. Das verschweißt die Leute miteinander.<br />

Es ist aber auch ein großes Geschäft?<br />

FREDERIK: Für die Gemeinde auf jeden Fall. Aber das ist ja auch<br />

kein Geheimnis. Für einen selber ist das aber nicht die Motivation.<br />

Man kann das Passionsspiel ja auch nur so aufwendig machen,<br />

weil so viele Besucher kommen.<br />

Ist denn von der ursprünglichen Frömmigkeit noch etwas vorhanden?<br />

FREDERIK: Für viele ist das bestimmt noch wichtig. Aber die Oberammergauer<br />

sind deswegen nicht heiliger als andere.<br />

Könnt ihr euch erklären, warum das Passionsspiel in Oberammergau<br />

so beliebt ist?<br />

FREDERIK: Das habe ich mich auch schon gefragt. Es gab ja früher<br />

ganz viele Orte, in denen es Passionsspiele gab. Warum gerade<br />

das Spiel von Oberammergau heute noch so bekannt ist, weiß<br />

ich nicht.<br />

ROCHUS: Es ist schon auch das ganze Dorf, das dahintersteht.<br />

FREDERIK: Ich glaube, es ist das Gesamtpaket Oberammergau, mit<br />

der Holzschnitzerei, der Natur, was den Reiz ausmacht.<br />

Wie ist es, wenn man hier im Ort mit dem ganzen Tourismus<br />

und dem Trubel um die Passionsspiele leben muss?<br />

ROCHUS: In die Fußgängerzone gehe ich selten.<br />

53


PORTRAIT<br />

Steigen die Zimmerpreise in Oberammergau im Passionsjahr?<br />

FREDERIK: Das gibt es schon. Das ist einfach so.<br />

ROCHUS: Freie Marktwirtschaft.<br />

FREDERIK: Genau. Bis Oktober geht das jetzt weiter.<br />

Wenn einer im Sommer wegfahren will?<br />

ROCHUS: Das gibt’s nicht.<br />

Was war für dich bei der letzten Passion besonders toll?<br />

ROCHUS: Das Tolle war natürlich, mit den Freunden zu spielen.<br />

Das war damals selbstverständlich, dass man sich sofort anmeldet.<br />

Bis 11 Uhr ist‘s dann am Abend ganga, und dann war das natürlich<br />

toll in der Schule, weil man auch das Nachsehen vom Lehrer hatte.<br />

Wenn man müde war, durfte man ab und zu auch weniger Hausaufgaben<br />

machen. Es war schon echt eine coole Zeit.<br />

Warst du als Kind auch schon dabei?<br />

FREDERIK: Ich war als Kind nicht dabei, weil ich zwar hier geboren<br />

bin, wir aber damals nicht in Oberammergau gelebt haben.<br />

Habt ihr euch eigentlich um die Rolle des Jesus beworben?<br />

ROCHUS: Nein. Für die Rolle hat sich, glaube ich, keiner beworben.<br />

FREDERIK: Wenn man bei der Passion mitspielen will, dann muss<br />

man eine Bewerbung ausfüllen und angeben, was man schon gemacht<br />

hat, und man kann auch eine Wunschrolle angeben.<br />

ROCHUS: Ich glaube, man bewirbt sich da nicht für eine Hauptrolle.<br />

Man weiß ja auch, dass der Christian das dann selbst einteilt und<br />

weiß, welche Rolle zu wem passt.<br />

FREDERIK: Der Christian hat mich mal gefragt, welche Rolle ich<br />

gerne spielen würde, und ich habe gesagt, den Judas. Aber der ist es<br />

jetzt nicht geworden.<br />

Gibt es Kinder, die nicht mitmachen?<br />

ROCHUS: Gibt es schon.<br />

FREDERIK: Ich sehe das schon bei meinem Sohn im Kindergarten,<br />

dass es da Kinder gibt, die kurze Haare haben und nicht dabei sind.<br />

ünfzigWenn man in der Passion dabei ist, muss man aber auch<br />

das ganze Jahr über da sein?<br />

Was habt ihr denn gedacht, als ihr erfahren habt, dass ihr zum<br />

Jesus berufen seid?<br />

ROCHUS: Im ersten Augenblick glaubt man es eigentlich nicht.<br />

Man ist dann erst einmal in einem Modus, in dem man alles nur<br />

zur Kenntnis nimmt. Die ersten zwei Wochen hatte ich immer wieder<br />

Momente, wo ich mir gedacht hab: Wow! F*ck! Dann hat es<br />

sich gelegt. Ich habe mit dir und mit dem Christian geredet, und<br />

jetzt habe ich überhaupt keine Probleme mehr damit. Ich weiß<br />

auch, dass ich damit zurechtkomme.<br />

FREDERIK: 2010 bin ich die ersten zwei Wochen mit hängenden<br />

Schultern und gesenktem Kopf durchs Dorf gegangen. Man hat so<br />

die Verantwortung, aber auch die Erwartung der anderen gespürt.<br />

Irgendwann habe ich mir gedacht: Der Christian ist so ein super<br />

Regisseur, der wird schon wissen, was er macht.<br />

ROCHUS: Ja, das war bei mir auch so. Ich bin auch nicht wirklich<br />

traurig, dass ich’s geworden bin.<br />

FREDERIK: Ich freue mich schon drauf, dass wir zusammen die<br />

Figur entwickeln.<br />

Das sind ja die besten Voraussetzungen für eine tolle Probenzeit.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

FREDERIK UND ROCHUS: Gerne!<br />

Heribert Riesenhuber<br />

54


KUNSTWETTBEWERB<br />

MALEREI IN BEWEGUNG<br />

Die Kunstakademie EigenArt verleiht 2020 zum vierten Mal den<br />

Kunstpreis ARTUS. „Malerei in Bewegung“ lautet das Thema<br />

des Malwettbewerbs, den die Kunstakademie EigenArt im<br />

Frühling 2020 veranstaltet. Der Jury geht es um die Frage, wie<br />

Bewegung ins Bild kommen kann – ob gegenständlich oder<br />

abstrakt – und mit welchen Mitteln Bilder wiederum ihre Betrachter<br />

bewegen können.<br />

Der erste Gewinner des Wettbewerbs erhält<br />

den Kunstpreis ARTUS, eine Bronzeskulptur,<br />

gestaltet von der Münchner Bildhauerin Anni<br />

Rieck. Damit verbunden ist die kostenlose<br />

Teilnahme an einem Kunstkurs an der Kunstakademie<br />

EigenArt (Wert bis zu 400 Euro).<br />

Der zweite und dritte Gewinner erhalten je<br />

einen Gutschein für einen Kunstkurs im Wert<br />

von 200 bzw. 100 Euro. Die Preisverleihung<br />

erfolgt in festlichem Rahmen am 10. Mai in<br />

der „Parkvilla“ in Bad Heilbrunn.<br />

Am Wettbewerb teilnehmen können (nicht berufsmäßige) Maler<br />

ab 18 Jahren. Bitte senden Sie eine aussagekräftige Fotografie<br />

Ihres Kunstwerks mit einer Beschreibung von Thema, Technik<br />

und Format bis zum Einsendeschluss am 15. April 2020 per<br />

Mail oder Post.<br />

Weitere Informationen zum Wettbewerb erhalten Sie unter<br />

www.kunstakademieeigenart.de/malwettbewerb<br />

Die Kunstakademie EigenArt liegt 50 Kilometer südlich von<br />

München zwischen Starnbergersee und Kochelsee. Ab Anfang<br />

Februar bis Ende Oktober veranstaltet sie 75 zwei bis fünf Tage<br />

dauernde Kunstkurse. Die Seminare finden in<br />

den großzügigen Ateliers der historischen<br />

„Parkvilla“ statt, die einen einzigartigen Blick<br />

auf das Karwendelgebirge bietet.<br />

Den Schwerpunkt des Angebots bildet die Malerei.<br />

Hinzu kommen Kurse für Zeichnen, Kalligrafie,<br />

Bildhauerei, Objektkunst und Drucktechnik.<br />

Die Dozenten sind namhafte Künstler<br />

mit langjähriger Unterrichtserfahrung.<br />

Kunstakademie EigenArt<br />

Ferdinand-Maria-Str. 27<br />

83670 Bad Heilbrunn<br />

Tel. 0176 / 42075205<br />

www.kunstakademieeigenart.de<br />

info@kunstakademieeigenart.de<br />

55


DON SINDACO IL MAGO<br />

Was bisher geschah:<br />

In einem kleinen oberbayrischen Markt landet ein Raumschiff. Franz steigt aus, nur vom<br />

Kater Seppi neugierig beobachtet. Gemeinsam machen sie sich auf den auf den Weg ins<br />

Ortszentrum. In einem Wirtshaus bändelt der Astrofix mit der Bedienung Olga an.<br />

57


58


MELANGE-COMIC<br />

59


MELANGE-COMIC<br />

Fortsetzung folgt...<br />

Text und Konzept: Dieter Kirsch, Illustration: Christoph Kirsch<br />

60


Foto: Julia Brechtelsbauer<br />

LIVE<br />

NICHT ZWEI SCHRITTE VOR<br />

UND EINEN ZURÜCK,<br />

IMMER NUR EINEN<br />

NACH VORN<br />

Es ist sechs Uhr morgens und noch dunkel draußen. Ich geh’<br />

nicht mehr in die Schule, mein Wecker klingelt aber trotzdem<br />

schon. Ja gut, ich studier’. Allerdings sind gerade Semesterferien<br />

und welcher Student steht schon um sechs Uhr morgens auf?<br />

Ich, denn ich hab’ mich freiwillig entschieden ein Praktikum zu<br />

machen. Als Journalismusstudentin hab’ ich natürlich erstmal<br />

an die klassische Tageszeitung gedacht, aber das kann ja jeder.<br />

Ich war schon etwas am Verzweifeln, als das Schicksal seinen<br />

Lauf nahm. Eines Freitagnachmittags saß ich mit meinen Eltern<br />

im „Da Noi“ in Murnau, als ich den Franz kennenlernte. Wir kamen<br />

ins Gespräch und er meinte „Wennsd a mal a Praktikum<br />

machen magst, sagst Bescheid.“ Gesagt, getan. Am nächsten Tag<br />

hatte er meine Mail auf dem Tisch. „Schau am 10. September<br />

mal vorbei, dann vielleicht zwei oder drei Tage mitarbeiten“,<br />

kam prompt die Antwort. Daraus wurden vier Wochen.<br />

Ich betrete also um kurz nach halb zehn an besagtem Dienstag<br />

sein Büro. Oder doch eher sein Wohnzimmer? Unter den großen<br />

Dachfenstern, die den Blick freigeben auf die Berge und das Blaue<br />

Land, befinden sich drei Schreibtische. Soweit ein Büro, so gut.<br />

Aber dreht man sich einmal um die eigene Achse, lädt einen sowohl<br />

die gemütliche Couch als auch das ordentlich gemachte Gästebett<br />

zum Verweilen ein. Um den kleinen Glastisch tummeln sich drei<br />

Sessel. Franz sitzt im roten – Chefsessel. Die braunen Lackschuhe<br />

hat er ausgezogen, ein Bein baumelt über der Lehne. Also ein<br />

gewöhnliches Praktikum wird das hier bestimmt nicht…<br />

Ich setze mich zu ihm und er beginnt, mir von sich und der<br />

„<strong>Melange</strong>“ zu erzählen. Er habe einen Sechser in Englisch und einen<br />

Fünfer in Deutsch gehabt – deswegen mache er ein deutsches<br />

Magazin, erklärt er mir scherzhaft. Die Menschenwürde, jetzt wird<br />

er wieder ernst, die steht bei ihm ganz oben, an oberster Stelle und<br />

dann kommt lange nichts. Jeder Mensch ist für ihn gleich, keiner<br />

mehr wert als der andere. Und ihre Geschichten möchte er erzählen.<br />

Menschen, nicht Unternehmen oder unbedeutende Geschichten.<br />

Menschen. Darum geht’s in der „<strong>Melange</strong>“ – Lebenslinie auf Papier.<br />

Dass die „<strong>Melange</strong>“ für den Frenchy, wie ihn alle nennen, mehr<br />

Berufung als Beruf ist, wird mir schnell klar. Er brennt förmlich<br />

für „Das Magazin im Süden Bayerns“. Bis vor kurzem hieß es<br />

noch „<strong>Melange</strong> – Das Magazin im Blauen Land“. Aber die „<strong>Melange</strong>“<br />

entwickelt sich weiter und geht neue Wege. Das ist ihm<br />

wichtig. Das ist seine Auffassung vom Leben. Ständiger Wandel.<br />

62


Nicht zwei Schritte vor und einen zurück, immer nur einen nach<br />

vorne. Wir unterhalten uns lange, sind ständig am Lachen. Wir<br />

duzen uns von Anfang an.<br />

Mittlerweile ist es schon 12 Uhr. Höchste Zeit für eine ordentliche<br />

Brotzeit! Gesagt, getan. Ich werde erstmal zum Kramer im Ort<br />

geschickt, um Semmeln und an gscheidn Bergkas zu holen. Puh,<br />

ich dachte schon ich verpass hier das typische Klischee des Kaffee<br />

kochenden Praktikanten ... Zu Fuß geht’s für mich also durch<br />

Riegsee. Ein kleiner, beschaulicher Ort mitten im sagenumwobenen<br />

Blauen Land im schönen Oberbayern. Zurück im Büro,<br />

werden Tomaten und Gurken vom Kramer und Birnen aus dem<br />

eigenen Garten aufgeschnitten, und damit ist die restliche Zeit<br />

meines ersten Praktikumstages eigentlich auch schon rum. Ob<br />

ich eigentlich Sport mach, will er am Ende noch wissen. Morgen<br />

träfen wir uns um 8 Uhr beim Fitnessstudio in Murnau. Meint<br />

der das jetzt ernst? Mit dem Tennisschläger in der Hand sieht er<br />

jedenfalls nicht so aus, als würde er Spaß machen. Ja, hier im<br />

Büro finden sich so einige ungewöhnliche Dinge.<br />

Er hat es ernst gemeint: Der nächste Tag beginnt also erstmal<br />

mit körperlicher Ertüchtigung. Egal ob Radeln, Skifahren,<br />

Schwimmen oder Fitness – der Franz ist sofort dabei. Ich finde<br />

mich also auf dem Crosstrainer wieder und schwitze fleißig eine<br />

halbe Stunde mit Blick auf die Berge. Körperliche Ertüchtigung<br />

befeuert den Geist – während ich einen Schritt vor den anderen<br />

setze, kommen mir immer mehr Ideen für mein anstehendes Interview.<br />

Hat sich also doch gelohnt.<br />

Zurück im Büro, ist heute Sandra an der Reihe. Sie erzählt mir<br />

von ihrem Werdegang als Musicaldarstellerin und Radiomoderatorin.<br />

Und wie sie aus reinem Zufall beim Franz und der<br />

„<strong>Melange</strong>“ gelandet ist. Der Franz scheint diese zufälligen schicksalhaften<br />

Begegnungen förmlich anzuziehen.<br />

Wenn ihr jetzt glaubt, hier wird eigentlich immer alles andere getan<br />

außer gearbeitet, dann liegt ihr genau richtig. Um fünf vor<br />

zwei steht der Franz wieder mit dem Tennisschläger in der Hand<br />

da und droht, dass ich gefälligst aufhören soll zu arbeiten und<br />

schnellstmöglich das Büro verlassen ... Der Typ ist doch verrückt!?<br />

Woche zwei: Wir drei sind mittlerweile ein eingespieltes Team –<br />

Sandra und ich arbeiten, Franz lenkt uns ab.<br />

Woche drei: Franz ist in den Urlaub an den Gardasee gefahren.<br />

Endlich kommen Sandra und ich mal dazu zu arbeiten. Es ist gerade<br />

mal zehn Uhr und wir haben schon die Küche umgeräumt,<br />

das halbe Büro neu ausgestattet und einen Schreibtischstuhl zusammengebaut.<br />

Aber er kann’s einfach nicht lassen – ständig<br />

klingelt das Handy: Nachricht von Franz, Anruf von Franz. Franz,<br />

hast du im Urlaub nichts anderes zu tun?<br />

Woche vier: Franz ist wieder da und der Wahnsinn hat uns wieder.<br />

Aber irgendwie haben wir unseren Frenchy ja schon vermisst. Und<br />

genauso schnell wie’s euch jetzt hier vorkommt, waren die vier<br />

Wochen auch vorbei. Höchste Zeit, hier hält’s ja keiner länger aus.<br />

Julia Brechtelsbauer<br />

Liebe Julia, vielen Dank für diesen herrlich, erfrischenden Artikel über Dein Praktikum<br />

bei uns! Wir wünschen Dir viel Erfolg für Dein Studium, Journalismus ist genau<br />

Dein Ding, wie man an Deinem unterhaltsamen Text erkennen kann. Wir hoffen,<br />

dass Du bald wieder ein Bericht für uns schreibst. (Sandra Bangerter, Marketing)<br />

63


ATWIMA – MURNAU<br />

Die Schokoladenseite<br />

einer Partnerschaft<br />

Festakt in Murnau, Juli 2019 – Gründung der Partnerschaft zwischen der Region Atwima und dem Markt Murnau a. Staffelsee<br />

64


Warum eigentlich Ghana?<br />

Wo es doch so viele andere reizvolle Länder in Afrika gibt. Mit Wildlife und<br />

traumhaft schönen Landschaften…<br />

In Ghana fesseln mich die Menschen. Die bunten Farben Ihrer Kleidung und<br />

die überwältigende Gastfreundschaft.<br />

Das westafrikanische Ghana war einst unter britischer Kolonialherrschaft<br />

und wurde als erstes afrikanisches Land 1957 unabhängig. Nach verschiedenen<br />

politischen Phasen zwischen Demokratie und militärischen Putschen hat sich<br />

heute eine stabile Demokratie mit einem vom Volk gewählten Präsidenten<br />

entwickelt. Parallel zur politischen Ebene gibt es die regionalen Häuptlinge<br />

(Chiefs). Diese Chiefs haben lokal viel Macht und ihre Rolle ist in der Verfassung<br />

von 1992 verankert.<br />

Kinder der Kakaobauern bei Yayra Glover in Suhum<br />

Meine erste Reise nach Ghana ergab sich im Januar 2018. Wir waren eine<br />

überschaubare Gruppe aus unserem Murnauer Stammtisch und wollten die<br />

Schulen besuchen, welche durch die Aktion „Freunde am Ball“ 2014 mit 38<br />

000 Euro unterstützt wurden. Unsere Freunde, Torita und Florian Wolfart,<br />

sind seit über zwanzig Jahren in Ghana aktiv und betreiben dort das beschauliche<br />

Ankobra Beach Resort. Florian Wolfart ist Honorarkonsul von Ghana.<br />

Durch ihn begegnete ich Albert Osei-wusu, genannt Kofi. Kofi bedeutet, dass<br />

Albert am Freitag geboren wurde.<br />

Die Reise war für uns alle sehr aufregend und erlebnisreich. Kofi zeigte uns seine<br />

Heimat, und ein großer Höhepunkt war die Einladung in den Palast von Nana<br />

Antwi Agyei Brempong II, einem der großen Paramount Chiefs von Kumasi. Wir<br />

erlebten ein beeindruckendes Ritual mit Trommelklängen und Tänzen. Nana war<br />

stolz, uns als Gäste zu haben, und inthronisierte Torita Wolfart als Queen Mother<br />

in seinem Palast. Damit war der Grundstein unserer Partnerschaft gelegt.<br />

Neben diesen Erlebnissen war mir persönlich sehr wichtig, Kakaobauern zu<br />

treffen. Über unseren Schweizer Partner Felchlin bekam ich den Kontakt zu Yayra<br />

Glover, der in Suhum eine BIO-Kakao- Kooperative ins Leben gerufen hat. Am<br />

letzten Tag unserer Reise machten mein Freund Franz und ich noch einen Abstecher<br />

zu Yayra, was eine Initialzündung bei mir auslöste. Das Thema BIO-Kakao<br />

und die Situation der sehr ärmlich lebenden Bauern ließen mich nicht mehr los.<br />

Fermentation der Kakaobohnen<br />

Eröffnung der Feuerwehrstation in Atwima mit Florian Kramer<br />

Bis heute ist nun schon viel passiert. Nana und Yayra waren mehrfach als Gäste<br />

in Murnau. Mit der einstimmigen Abstimmung des Murnauer Gemeinderats,<br />

sowie der Unterstützung des Bürgermeisters, Rolf Beuting, ist es uns in kürzester<br />

Zeit gelungen mit der Region Atwima eine Entwicklungspartnerschaft einzugehen,<br />

welche im Juli 2019 gemeinsam mit einer ghanaischen Delegation in Murnau<br />

gefeiert wurde. Unser Gegenbesuch nach Ghana fand im November 2019 statt,<br />

Jeder in seiner Tracht – bei König Nana in Atwima


ATWIMA – MURNAU<br />

und ermöglichte der bunt gemischten Murnauer Gruppe einen<br />

Einblick in das Leben und die Kultur unserer neuen Freunde.<br />

Bei der Spontaneität unseres Besuches haben sich sofort Möglichkeiten<br />

für Zusammenarbeit und Unterstützung ergeben.<br />

Florian Kramer, der mit feinem Humor als Murnauer Feuerwehrmann<br />

in Uniform auftrat, durfte das neue Feuerwehrhaus<br />

in Atwima eröffnen. (Nana war bei der Besichtigung der Murnauer<br />

Feuerwehr so begeistert, dass er das Prinzip bei sich in Atwima<br />

umzusetzen versucht.) Hier kann man in Zukunft mit Ausrüstungen<br />

zusammenarbeiten und Knowhow nach Ghana<br />

weitergeben. Sabine Pecher, Schulleiterin der Grundschule<br />

Uffing-Seehausen, und Birgit Klöck, Konrektorin der Emanuelvon-Seidl-Grundschule<br />

Murnau, waren auf der Stelle in die<br />

örtlichen Schulen integriert, und schon im Januar wird die<br />

Tochter von Birgit als Volontär nach Atwima kommen. Als erstes<br />

gemeinsames Projekt ist ein ghanaisch-bayerisches ABC-<br />

Bücherl in Planung. Für Hansjörg Resenberger gäbe es jede<br />

Menge Straßen zu sanieren, und Karl Steingruber, Chef der<br />

Gemeindewerke Murnau, hatte sofort zündende Ideen in Sachen<br />

Solarenergie. Durch die gemeinsame Baum-Pflanz-Aktion<br />

in Atwima eröffnet sich eine Zusammenarbeit mit der Uffinger<br />

Familie Finkenbeiner im Rahmen von plant for the planet. Es<br />

ist unglaublich, was in kürzester Zeit zwischen den beiden Orten<br />

und Ländern entstanden bzw. in Planung ist.<br />

Als ersten kleinen Erfolg haben wir schon unsere eigene Schokolade<br />

umgesetzt. Mit dem Kakao von Yayra Glover und der Milch<br />

von Berchtesgadener Land. Alles in BIO natürlich. Wir haben<br />

die Schokolade Muhum getauft. Das steht für Murnau und Suhum.<br />

Das feinschmelzende Ergebnis unserer Zusammenarbeit<br />

soll auf das Kindergarten- und Frauenhausprojekt in Suhum<br />

hinweisen. Wir werden in 2020 den Grundstein für dieses Vorhaben<br />

legen und neue Perspektiven für die Frauen und Mütter<br />

in Suhum schaffen.<br />

Seit ich in Ghana aktiv bin, fühle ich mich wie ein großer Magnet.<br />

Es kommen unbeschreiblich viele Menschen auf mich zu,<br />

die Interesse und Neugierde für das Land zeigen. Gerne kann<br />

man an unserer Partnerschaftsarbeit teilhaben. Der Deutsch-<br />

Ghanaische Freundschaftskreis freut sich über jedes Mitglied<br />

und über jede Spende.<br />

Barbara Krönner<br />

66


Mehr Porzellan statt Plastik!<br />

PETITION<br />

unter welchen Umständen es verzehrt wird. Diese Forderung ist<br />

nicht widersinnig und wird schon längst in 17 EU-Staaten umgesetzt.<br />

Dort wird zwischen dem Essen im Gehen oder dem Konsumieren<br />

im Restaurant kein steuerlicher Unterschied gemacht.<br />

Die DEHOGA, Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband, hat<br />

eine Petition gestartet: „Gleiche Steuern für Essen, egal wo und wie!“<br />

Doch worum geht es in der Petition? War Ihnen bewusst, dass der<br />

plastikverpackte Salat im Supermarkt, die Pappkarton-Lieferpizza,<br />

das in Zellophan gewickelte Sandwich zum Mitnehmen oder Take-<br />

Away-Essen auf Wegwerfgeschirr mit nur 7% besteuert wird? Nicht<br />

zu schweigen von den vielen Fast-Food- Imbissbuden, wo mit laufendem<br />

Motor auf das plastikverpackte Essen gewartet wird.<br />

Wie absurd ist es also, wenn ich hingegen für ein gemütliches,<br />

frisches Essen im Restaurant, serviert auf Porzellangeschirr und<br />

meinem Getränk im Glas 19% MwSt bezahlen muss? Auch hier<br />

nicht zu schweigen von den vielen Arbeitsplätzen, welche die<br />

Gastronomie mit ihrem intensiven Arbeitsaufwand bietet.<br />

Dass der vergünstigte Steuersatz den Take-away und Lieferdienst<br />

fördert und dies somit gravierende Auswirkungen auf unsere<br />

Umwelt hat, muss an dieser Stelle nicht noch explizit erwähnt<br />

werden. Auch von daher gewinnt die Forderung „Mehr Porzellan<br />

statt Plastik!“ besonderen Nachdruck.<br />

Die mit der Einführung der MwSt getroffene Regelung ist veraltet,<br />

ist überholt, ist nicht mehr zeitgemäß. Damals wurden die „Waren<br />

des täglichen Bedarfs“, wie Lebensmittel, mit dem reduzierten<br />

Steuersatz von 7% betitelt. Der Restaurantbesuch galt in den 60er<br />

Jahren hingegen als Luxus, daher der erhöhte Steuersatz von<br />

19%. Doch das heutige Ernährungsverhalten hat sich grundlegend<br />

verändert. Essen ist kein Luxus, es gehört zu den unabdingbaren<br />

menschlichen Grundbedürfnissen. Es wird also von der DEHOGA<br />

gefordert, dass das Essen einheitlich mit einem reduzierten Mehrwertsteuersatz<br />

belegt wird, egal wie zubereitet, wo gekauft und<br />

Christian Bär, Hotelier des Alpenhofs Murnau und DEHOGA-<br />

Kreisvorsitzender, beschreibt es so: „Uns geht es nicht darum,<br />

dass wir Gastronomen uns besserstellen wollen. Es geht darum,<br />

dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattfindet, aufzuklären bei<br />

einem Thema, in dem sich die Gesellschaft verändert hat.“ Während<br />

er mit ausdrucksstarker Stimme weiterspricht, spürt man, dass<br />

es ihm eine Herzensangelegenheit ist, sich für die Gastronomen<br />

und Hoteliers im ganzen Land stark zu machen. „Immer mehr<br />

Restaurants müssen ihre Türen schließen, die Gäste bleiben aus<br />

und das Personal fehlt. Mit der Senkung der MwSt könnte endlich<br />

auch dem Personal ein angemessenes Gehalt ausgezahlt werden.“<br />

Mit Nachdruck ergänzt der Hotelier: „Wir dürfen es unseren Wirtshäusern,<br />

welche das gute Essen und die Qualität fördern, nicht noch<br />

schwieriger machen zu überleben, indem sie den erhöhten Steuersatz<br />

gegenüber den billigen Fast-Food-Ketten entrichten müssen.“<br />

Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, richtet daher die<br />

Bitte an alle Bürger: „Von einem reduzierten Mehrwertsteuersatz<br />

auf Essen profitiert jeder Mensch mehrmals täglich!“ Aus diesem<br />

Grund hofft er, dass sich möglichst jeder an der Petition beteiligt.<br />

Wenn auch Sie die Petition<br />

unterstützen möchten, geht<br />

das schnell und einfach unter:<br />

www.dehoga-bayern.de<br />

Christian Bär im Einsatz für die Petition<br />

Sandra Bangerter<br />

Fotos: Sandra Bangerter


68


Anzeigenbuchung: info@agentur-melange.de<br />

69


Foto: Bela Raba<br />

70


PORTRAIT<br />

„Mut zum Individualismus!“<br />

Ein Interview mit der Schauspielerin Jutta Speidel<br />

Es ist ein Samstagnachmittag im Spätsommer. Fotografin Bela<br />

Raba und ich eilen durch den Murnauer Untermarkt, als bereits<br />

erste dicke Tropfen vom Himmel fallen. Beim „Gelben Haus“ angekommen,<br />

nimmt uns die Künstlerin Sabina Bockemühl herzlich<br />

in Empfang und führt uns in den ersten Stock. Denn hier, in<br />

Sabinas Malatelier, treffen wir heute ihre Freundin, die Schauspielerin<br />

Jutta Speidel, zum Interview.<br />

Wir hätten uns keinen schöneren Ort für diese Begegnung wünschen<br />

können. Sabinas farbgewaltige Bilder an den Wänden und<br />

auf den Staffeleien erzeugen ein besonderes Flair – getragen von<br />

dem Geruch nach Leinwand und Farbe, während nun vor den<br />

leicht geöffneten Fenstern ein Sommerregen niedergeht. Es ist –<br />

mit einem Wort – bezaubernd.<br />

Jutta Speidel ist bereits hier. Sie trägt ein hellblaues Kleid zu<br />

weißen, verspielten Spitzenleggings und süßen gestrickten Söckchen.<br />

Gleich zu Beginn des Gesprächs nimmt uns ihr herzliches<br />

Lachen gefangen. Mit ihren 65 Jahren hat sich die Mutter zweier<br />

Töchter stets etwas Mädchenhaftes bewahrt und strahlt gleichzeitig<br />

eine große Willensstärke und Würde aus.<br />

Hinter Jutta hängt ein großes Portrait an der Wand, das Sabina<br />

von ihr gemalt hat. Kennengelernt haben sich die beiden Freundinnen<br />

auf einer Charity-Veranstaltung. Damals arbeitete Sabina<br />

an einer Ausstellung mit dem Titel „Work&Women“ für<br />

das Bonner Frauenmuseum. Sabina hatte allen Mut zusammengenommen<br />

und Jutta gefragt, ob sie Teil dieser Ausstellung<br />

sein möchte. Die Schauspielerin hatte sie angesehen und gesagt:<br />

Gut. Von Ihnen lass’ ich mich malen.<br />

Raubritter und Zirkusprinzessinnen<br />

Aufgewachsen ist Jutta Speidel in München. Ihren Berufswunsch<br />

kannte sie bereits als kleines Mädchen. „Es hat ja immer eine Geschichte,<br />

warum jemand Maler, Fotograf, Journalist oder Schauspieler<br />

wird. Mir persönlich ging es um die Verwandlung. Mit ihr<br />

habe ich als kleines Kind begonnen. Damals hab’ ich Geschichten<br />

erzählt, die alle gar nicht stimmten, aber die in meiner Phantasie so<br />

lebendig waren, dass ich ihnen geglaubt habe. So hab’ ich zum Beispiel<br />

unserer Nachbarin, die immer auf mich aufgepasst hat und<br />

die ich sehr liebte, erzählt, dass ich im Zirkus arbeite, auf einem<br />

Pferd stehen kann und ein ganz tolles Kleid anhabe. Daraufhin hat<br />

sie mit mir Krönchen gebastelt und aus Papier Tutus und andere<br />

tolle Sachen gemacht.<br />

Meine Mutter wiederum ging mit mir zu Fundusversteigerungen<br />

im Staatstheater. Damals haben wir in einer Villa vom Leo Putz gewohnt.<br />

Wir hatten eine riesige Holztruhe, die im Gewölbekeller<br />

stand und in der wir all diese Kostüme aufbewahrten. Meine Freundinnen<br />

und ich haben tagelang Raubritter und Prinzessinnen gespielt.<br />

Es war magisch!“<br />

Mit dem Fahrrad durch die Nacht<br />

Angesprochen auf ihren Gymnasiumabbruch nach der zehnten<br />

Klasse muss Jutta schmunzeln.<br />

„Also, das ist die geschönte Biografie. Die echte ist, dass ich von<br />

der Schule geflogen bin. Damals war ich ganz furchtbar verknallt.<br />

Robbi war in der oberen Klasse. Ich hab’ immer diesen schönen<br />

Mann gesehen und gedacht: Ach, siehst du mich nicht? Wir waren<br />

alle ganz links in den Siebzigern, und da gab es diese heimliche<br />

Aktion, bei der eine Schulmauer rot angemalt werden sollte, mit<br />

Parolen von Che Guevara. Ich wusste, dass Robbi auch mitmacht.<br />

Also bin ich abends aus meinem Fenster gestiegen, hab’ die Farbeimer<br />

auf mein Fahrrad gepackt und bin 16 Kilometer durch die<br />

Nacht geradelt. Robbi hat mich leider gar nicht wahrgenommen.<br />

Das hat er mir später mal erzählt, nachdem er die Lebenslinien im<br />

BR Fernsehen gesehen hat. Er rief mich an und sagte: Das wusste<br />

ich ja überhaupt nicht!“ Sie lacht ihr ansteckendes Lachen. „Jedenfalls<br />

ging damals das Licht in der Hausmeisterwohnung an.<br />

Wir sind alle wie der Blitz weggerannt, aber ich hatte die Eimer<br />

vergessen! Also schlich ich zurück. Da hat mich der Hausmeister<br />

gesehen. Am nächsten Tag ging er mit dem Direktor durch die<br />

Schule, zeigte auf mich und sagte: Die war’s!“<br />

71


Foto: Bela Raba<br />

Jutta Speidel und Sabina Bockemühl lernten sich auf einer Charity-Veranstaltung kennen.<br />

Zunächst, erzählt sie, wollte sie dann extern ihr Abitur machen.<br />

Doch als sie während der Matheprüfung sicher war, dass das<br />

nichts wird, ist sie aufgestanden und direkt zum nächsten Dreh<br />

gefahren. Schon vorher hatte Jutta Statistenrollen angenommen.<br />

Unter anderem bei „Pepe, der Paukerschreck“, zusammen mit<br />

Hansi Kraus. Und selbst auf den damaligen Schulmädchenreport<br />

wird sie noch immer angesprochen. „Dabei war das so unspektakulär.<br />

In der Episode geht ein junges Mädchen in eine Kirche, weiß<br />

beim Beichten nicht, was es erzählen soll, und erfindet eine irrsinnige,<br />

leicht erotische Geschichte. Der Pfarrer bekommt einen roten Kopf.<br />

Und das war’s auch schon.“<br />

1974 erhielt Jutta Speidel die Hauptrolle in dem Film „Die letzten<br />

Ferien“ von Rainer Erler. 1979 etablierte sie sich auch international<br />

als Schauspielerin und blickt heute auf stolze 50 Jahre<br />

Schauspiel in Theater, Film und Fernsehen zurück. Aktuell spielt<br />

Jutta Speidel vornehmlich in deutschen Fernsehserien und -filmen.<br />

Als Synchronsprecherin verleiht sie zudem internationalen<br />

Filmgrößen die deutsche Synchronstimme (u.a. Helen Hunt in<br />

„Was Frauen wollen“ und „Besser geht’s nicht“).<br />

Herzensprojekt HORIZONT e.V.<br />

Neben dem Schauspiel fließt viel Kraft und Zeit in Juttas Herzensprojekt:<br />

die von ihr im Jahr 1997 gegründete Initiative „HORIZONT<br />

e.V.“ für obdachlose Kinder und deren Mütter. Mit einem knappen<br />

Startkapital von 35.000 Euro hat alles begonnen, und was sie damals<br />

noch kaum zu träumen gewagt hatte, wurde Wirklichkeit.<br />

HORIZONT betreibt heute zwei Häuser: eine geschützte Einrichtung<br />

für Frauen und Kinder und ein offenes Haus, in dem 48 Familien<br />

ein festes Zuhause gefunden haben. „Damit leisten wir nicht<br />

nur punktuelle Akuthilfe, sondern decken alle Phasen ab, die eine<br />

wohnungslose Mutter mit ihren Kindern zu einem würdevollen Platz<br />

in unserer Gesellschaft durchläuft.“ Aufrechte Dankbarkeit empfindet<br />

Jutta für den Rückhalt, den HORIZONT erfährt, und freut sich<br />

von Herzen über Unterstützung und Spenden (Kontaktinformation<br />

im Artikelanhang). Für ihr Engagement erhielt Jutta Speidel u. a.<br />

das Bundesverdienstkreuz, die Bayerische Verfassungsmedaille in<br />

Silber, die Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem<br />

Vereinten Europa sowie viele weitere Auszeichnungen. 2019 verlieh<br />

man ihr das Münchner Ehrenbürgerrecht.<br />

72


PORTRAIT<br />

Die eigene Wahrheit finden und leben<br />

Jutta Speidel ist eine Frau, die ihrem Herzen gefolgt ist und damit<br />

Großes erreicht hat.<br />

Was würde sie jungen Menschen raten, die noch auf der Suche<br />

nach ihrem eigenen Weg sind?<br />

„Ich höre in unserer Gesellschaft momentan einen lauten Ruf nach<br />

Individualismus, der jedoch oft aufgesetzt wirkt; eine Rebellion oder<br />

Trotzhaltung. Als ginge der Mut zur Natürlichkeit verloren. Deshalb:<br />

Hab Mut zum echten Individualismus. Hab Mut, Du selbst zu sein.<br />

Das muss nicht laut sein, sondern stimmig und autark. Nicht für<br />

andere, sondern für Dich. Und: Was auch immer Du machst im<br />

Leben, sei mit Herz und Seele dabei. Verinnerliche Deine echten<br />

Werte, dann hast Du Mut und Courage. Wenn Du Dich selbst und<br />

andere achtest – auch andere Meinungen und Kulturen –, dann bist<br />

Du nicht mehr angewiesen auf das Urteil von außen.<br />

Es wäre so schön, wenn man sagen könnte: Es ist egal, wie alt Du<br />

bist, welches Geschlecht Du hast, welche Hautfarbe… Klein, groß,<br />

dick, dünn, laut, leise: Du bist Mensch.“<br />

Kochen als Meditation<br />

Am allerwichtigsten für Jutta ist ihre Familie. Der aktuell wichtigste<br />

Mann ist übrigens ihr kleiner Enkel. Zudem ist sie unglaublich<br />

glücklich über ihren großen Freundeskreis. Und außen<br />

rum? „Natur! Und Schwimmen, Yoga und Kochen! Kochen ist<br />

für mich Meditation.“ Auch wenn es da manchmal paradox wird,<br />

gesteht sie. Selber isst sie zum Beispiel keine Marmelade, aber<br />

sie kocht unentwegt welche ein und versorgt damit Freunde<br />

und Familie. Da dreht sich Jutta zu Sabina: „Jetzt hab’ ich deine<br />

Marmelade in München vergessen! Dann müssen wir uns einfach<br />

bald wiedersehen.“<br />

Informationen rund um „HORIZONT e.V.“ unter:<br />

www.horizont-muenchen.org<br />

www.jutta-speidel.net<br />

www.sabina-bockemuehl.de<br />

Anna Marguerita Schön<br />

Anzeigenbuchung: info@agentur-melange.de<br />

73


NATURHEILPRAXIS HANSEN<br />

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www.naturheilpraxis-hansen.eu<br />

74


NACHRUF<br />

Dr. Hubertus Rechberg<br />

* 12.3.1948 – † 24.9.2019<br />

Neugierig, ehrgeizig, gemischt mit einer Portion Perfektionismus: Dr. Hubertus Rechberg, Gründer des deutschen Familienunternehmens<br />

Valley Electronics, war Pionier in der Entwicklung von Zykluscomputern.<br />

Bereits seit Mitte der 1980er Jahre entwickelte Rechberg Fertilitätstracker mit Namen wie „Lady-Comp“, „Baby-Comp“ sowie<br />

„Pearly“ und ermöglichte damit Frauen mehr Freiheit und Selbstbestimmung in ihrer natürlichen Zyklusbeobachtung – eine<br />

Revolution in der „Femtech“-Branche. Treibende Kraft hinter dieser Idee war Rechbergs Frau. Sie litt unter den Nebenwirkungen<br />

hormoneller Verhütung und manuelle Familienplanungsmethoden schienen unwirksam. „Wenn ein Computer Schach spielen<br />

kann, muss er auch den Zyklus einer Frau berechnen können“, dachte sich der promovierte Ökonom. Ein Gedanke, den ihn<br />

nicht mehr losließ. Und so entschied er sich dazu, eine eigene Methode zu entwickeln. Er entwarf ein Gerät, das ein<br />

Thermometer mit einem Computer und einer Software kombinierte. Drei Jahre später gründete er die Valley Electronics<br />

GmbH und brachte zusammen mit Experten aus den Bereichen Medizin, IT und Design den ersten Zykluscomputer der Welt<br />

auf den Markt – den „Baby-Comp“. Durch tägliche Messung der Aufwachtemperatur hatten Frauen die Möglichkeit ihren<br />

Zyklus zu beobachten, ganz ohne Chemie oder Hormone, dafür im Einklang mit dem Körper. Die Produkte wurden kontinuierlich<br />

weiterentwickelt, um sie an die Bedürfnisse der Frauen anzupassen. Es folgen die Modelle „Lady-Comp“, „Pearly“ und<br />

„Daysy“. – Am 24. September 2019 ist Rechberg im Kreise seiner Familie in Garmisch-Partenkirchen gestorben. Er hinterlässt<br />

vier Töchter. Die älteste Tochter, Natalie Rechberg-Egly, die das Unternehmen in der Schweiz seit 12 Jahren leitet und den Zykluscomputer<br />

„Daysy“ im Jahr 2014 auf den Markt brachte, hat gemeinsam mit ihrem Mann Collin Egly die Führung der Muttergesellschaft<br />

übernommen. „Mein Vater war für mich mein großes Vorbild. Sein Ehrgeiz und Mut, für das Gute zu kämpfen<br />

in allen Phasen, inspirierte meine Leidenschaft, meinen Antrieb und meinen Geschäftssinn“, sagte Natalie Rechberg-Egly.<br />

Rechberg war nicht nur Unternehmer, sondern auch Gutsbesitzer, Jäger und Tierfreund. So engagierte er sich unter anderem<br />

jahrelang im Vorsitz der Werdenfelser Pferdefreunde. Im Jahr 1969 übernahm er die Verwaltung auf Gut Wengwies im<br />

Eschenlainetal. Er liebte die Natur und erwarb bereits im Alter von 16 Jahren seinen Jagdschein und war viele Jahre Kreisvorsitzender<br />

des Bayerischen Jagdverbandes. 2004 übernahm er turnusmäßig die Präsidentschaft des Rotary-Clubs Murnau-<br />

Oberammergau, an dessen Gründung er mitbeteiligt war. Sein Kampf für das Gute spiegelte sich vor allem auch im Tierschutz<br />

wider. So setzte er sich für den Einsatz gegen die seiner Meinung nach zu hohen Abschussquoten des Staatsforstes ein.<br />

NATALIE RECHBERG<br />

75


Ihre Steuerkanzlei<br />

in Murnau und<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Murnau am Staffelsee<br />

Petersgasse 15<br />

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Garmisch-Partenkirchen<br />

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76


IMMOBILIEN - EXPERTENTIPPS<br />

Am Thema Nachhaltigkeit kommt<br />

heutzutage niemand mehr vorbei.<br />

Auch und vielleicht sogar gerade<br />

in der Immobilienbranche.<br />

Britta<br />

KIRSTEIN-ZIETZ<br />

Mehr als nur Profit<br />

Zentraler Begriff dabei ist „ESG“. ESG steht für „Environmental“,<br />

„Social“ und „Governance“ – drei Begriffe, die die nachhaltigkeitsbezogenen<br />

Verantwortungsbereiche von Unternehmen bezeichnen<br />

und sich als Standard für nachhaltige Anlagen etabliert haben. „Environmental“<br />

beschreibt umweltbezogene Themen wie Umweltgefährdung<br />

durch Klimawandel bzw. Ressourcenknappheit. Hinter<br />

„Social“ verbergen sich soziale Elemente wie Menschenrechte, Arbeitssicherheit<br />

oder gesellschaftliches Engagement. Und „Governance“<br />

bezeichnet Kriterien wie Risiko- und Reputationsmanagement,<br />

Aufsichtsstrukturen oder Compliance, die sich hauptsächlich<br />

auf die Unternehmensführung beziehen.<br />

Grüne Investments mit Vorteilen<br />

Angekommen ist das nachhaltige Investieren auch – oder vielleicht<br />

gerade – in der Immobilienbranche. Denn: kaum eine Branche hat<br />

einen so großen Einfluss auf den Klimaschutz wie eine effektive<br />

Immobilienbranche. Unsere Immobilien haben direkte und indirekte<br />

Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft, schreibt<br />

das Magazin „Immobilienwirtschaft“.<br />

Dabei den Fokus auf nachhaltiges Bauen und Investieren zu setzen,<br />

ist zweifellos mit Vorteilen verbunden. Ein rigoroser ESG-Ansatz<br />

macht Immobilien nicht nur umweltfreundlich, sondern auch<br />

moderner und effizienter.<br />

So ist die Bausubstanz ein wichtiger Aspekt. Indem man möglichst<br />

viel digital plant und optimiert und auf einen nachhaltigen Bauprozess<br />

achtet, kann man Ressourcen schonen.<br />

Nachhaltiges Investieren wichtig<br />

für Immobilienbranche<br />

„Rund ein Drittel der globalen Emissionen stammen von Immobilien“,<br />

so Susanne Eickermann-Riepe, German Real Estate Leader<br />

der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Zwar sei ein Wendepunkt<br />

in Umweltfragen erreicht, allerdings „reagiert die Branche<br />

noch zu langsam“.<br />

Dennoch positiv: es lässt sich bereits ein stetig wachsendes Investitionsvolumen<br />

im nachhaltigen Immobilienmarkt beobachten.<br />

Und: nachhaltige Geldanlagen sind offenbar besonders in Deutschland<br />

beliebt.<br />

Dabei fällt der Großteil des Investitionsvolumens auf grüne Immobilien<br />

(71 Prozent), gefolgt von Photovoltaik mit 18 Prozent und<br />

Windkraft mit 7,1 Prozent.<br />

Dass so viele Investoren auf nachhaltige<br />

Immobilien setzen, führen Analysten<br />

darauf zurück, dass sie an-<br />

gesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

wie Klima- oder<br />

demografischem Wandel unter Druck<br />

gesetzt würden.<br />

Allerdings wird fraglos durch die<br />

Nachhaltigkeitsaspekte auch eine<br />

Renditesteigerung erwartet.<br />

Von Britta Kirstein-Zietz,<br />

ZIETZ Immobilien in Murnau<br />

77


WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />

DR.RALF<br />

ERICH<br />

SCHAUER<br />

Steueränderungen 2020 -<br />

Das müssen Sie wissen<br />

Neues Jahr, neues Glück? Wir haben für Sie zusammengetragen, was<br />

sich 2020 steuerlich ändert und ob Sie davon profitieren oder nicht.<br />

Großes Thema wird im kommenden Jahr die Abschaffung des Soli sein,<br />

außerdem ändern sich Grundfreibetrag, Kindergeld und Entfernungspauschale.<br />

Weiterhin Thema ist die Förderung von Elektromobilität.<br />

Änderungen gibt es bei:<br />

• Solidaritätszuschlag<br />

• Grundfreibetrag und Kindergeld<br />

• Weiterbildung und Aktien<br />

• Entfernungspauschale und Verpflegungsmehraufwand<br />

• Elektromobilität<br />

• Mietwohnungsneubau<br />

Die Bundesregierung schafft den Soli-Zuschlag ab<br />

Arbeitnehmer können sich freuen: Ab 1. Januar 2021 soll der Solidaritätszuschlag<br />

für rund 90 Prozent der Arbeitnehmer abgeschafft<br />

werden. Für 6,5 Prozent erfolgt eine teilweise Abschaffung. Nur<br />

Spitzenverdiener profitieren nicht. Wer ein hohes Einkommen bezieht,<br />

muss weiterhin den vollen Satz zahlen.<br />

• Bis zu einem Jahreseinkommen von ca. 73.000 Euro (Alleinstehende)<br />

oder 151.000 Euro (Verheiratete) entfällt der Soli-Zuschlag ganz.<br />

• Anteilig entfällt der Soli-Zuschlag für Arbeitnehmer, deren Jahreseinkommen<br />

zwischen 73.000 Euro und 109.000 Euro (Alleinstehende)<br />

oder 151.000 Euro und 221.000 Euro (Verheiratete) liegt.<br />

• Wer mehr als 109.000 Euro (Alleinstehende) bzw. 221.000 Euro (Verheiratete)<br />

im Jahr verdient, muss weiterhin den vollen Beitrag entrichten.<br />

Grundfreibetrag und Kindergeld<br />

Der Grundfreibetrag steigt für das Veranlagungsjahr 2019 für alle<br />

Steuerpflichtigen um 168 Euro von 9.000 Euro auf 9.168 Euro. Im<br />

Jahr 2020 steigt der Grundfreibetrag noch einmal, sodass alle Einkommen<br />

bis 9.408 Euro steuerfrei bleiben.<br />

Foto: Archiv, Dr. Schauer<br />

Außerdem steigt das Kindergeld pro Monat und Kind um 10 Euro.<br />

Eltern erhalten für das erste und zweite Kind monatlich jeweils 204<br />

Euro, für das dritte Kind 210 Euro und ab dem vierten Kind 235 Euro.<br />

Und auch der Kinderfreibetrag steigt: um 192 Euro auf 7.620 Euro.<br />

Weiterbildungsmaßnahmen sind steuerfrei<br />

Berufliche Fort- und Weiterbildungskosten werden rückwirkend ab<br />

2019 steuerfrei. Die Steuerbefreiung gilt für Fort- oder Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

die überwiegend im betrieblichen Interesse des Arbeitgebers<br />

vorgenommen werden oder der individuellen Beschäftigungsfähigkeit<br />

der Mitarbeiter dienen (z.B. Sprachkurse, Computerkurse).<br />

Hintergrund: Berufliche Weiterbildungskosten stellen keinen Arbeitslohn<br />

dar, wenn sie im Interesse des Arbeitgebers vorgenommen werden.<br />

Verluste aus Aktien und Optionsscheinen<br />

Bisher konnten Verluste aus Aktien oder Optionsscheinen mit Gewinnen<br />

aus anderen Kapitalanlagen verrechnet werden. Das soll ab 2020<br />

nicht mehr möglich sein. Das Jahressteuergesetz 2019 sieht vor:<br />

Die Ausbuchung wertloser Aktien im privaten Depot und wertlose<br />

Optionsscheine im Privatvermögen sollen steuerlich nicht mehr durch<br />

die Finanzämter berücksichtigt werden.<br />

Reisekosten: Entfernungspauschale und<br />

Verpflegungsmehraufwand<br />

Ab 2021 soll die Entfernungspauschale erhöht werden: von bisher<br />

30 Cent auf 35 Cent ab dem 21. Kilometer. Die Regelung gilt auch<br />

für Heimfahrten im Rahmen der doppelten Haushaltsführung. Die<br />

Erhöhung soll zunächst bis 31. Dezember 2026 befristet werden.<br />

Auch die Pauschalen für Verpflegungsmehraufwand werden angehoben.<br />

Ab 1. Januar 2020 sind folgende Erhöhungen vorgesehen:<br />

• für Abwesenheiten von 24 Stunden: von 24 Euro auf 28 Euro<br />

• für An- und Abreisetage: von 12 Euro auf 14 Euro<br />

• für Abwesenheiten von mehr als 8 Stunden (ohne Übernachtung):<br />

von 12 Euro auf 14 Euro<br />

Sind die tatsächlich entstandenen Kosten höher als die Pauschalen,<br />

können sie anstelle der Pauschbeträge geltend gemacht werden.<br />

Ab Januar 2020 können auch Berufskraftfahrer Auswärtstätigkeiten<br />

und Übernachtungen im Kraftfahrzeug des Arbeitgebers pauschal geltend<br />

machen. Der Pauschbetrag beträgt 8 Euro pro Abwesenheitstag.<br />

Elektrofahrzeuge und Job-Tickets<br />

Seit Jahresbeginn sind Zuschüsse des Arbeitsgebers für Tickets im<br />

Linien- und Personennahverkehr oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte steuerfrei – auch für<br />

private Fahrten. Bisher mussten die steuerfreien Leistungen allerdings<br />

auf die Entfernungspauschale angerechnet werden. Das minderte den<br />

Werbungskostenabzug. Wer Halter eines Elektro- oder Hybridautos ist,<br />

kann sich über Steuerbegünstigungen freuen. Für neue Elektrolieferfahrzeuge<br />

kann zusätzlich zur allgemeinen AfA eine Sonderabschreibung<br />

in Höhe von 50 Prozent der Anschaffungskosten vorgenommen<br />

werden. Zur Förderung der Elektromobilität hat die Bundesregierung<br />

die Dienstwagenbesteuerung für Elektro-Fahrzeuge bis 40.000 Euro von<br />

0,5 Prozent auf 0,25 Prozent halbiert.<br />

Von Dr. Ralf Erich Schauer, Kanzlei Dr. Schauer in Murnau<br />

78


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Tel. 08841.49530-11 · Fax 08841.49530-21<br />

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Untermarkt 12 · 82418 Murnau · Tel. 08841.6786613<br />

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Täglich 10.30 - 23.00 Uhr<br />

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Obermarkt 23 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841.9989550<br />

www.casa-del-caffe-da-damiano.de<br />

Öffnungszeiten: Di.-So. ab 08.30 Uhr, Montag Ruhetag<br />

SENSITIVE WEAR<br />

Obermarkt 5 · Mitten in Murnau<br />

Tel. 08841.672904 · mode@sensitive-wear.de<br />

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Obermarkt 13 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841.4878890<br />

www.buchhandlung-gattner.de<br />

OPTIK ANDRES<br />

Simone Veeser & Robert Kikel OHG<br />

Bahnhofstr. 17 - 19 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841. 2414<br />

www.optikandres.de<br />

Verleih von Radl, Ebikes und SUP Boards<br />

Verkauf, Reparatur, (Kurse auf Anfrage)<br />

OBERLAND SPORTS<br />

Peter Hoyer · Petersgasse 3 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841.9988963 · oberlandkanu@aol.com<br />

www.oberland-sports.de<br />

SAUER PFLANZKULTUREN OHG<br />

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Tel. 08841.488090<br />

www.garten-sauer.de<br />

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Öffnungszeiten:<br />

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Untermarkt 36 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841. 626990<br />

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KOCHATELIER & WOHNHARMONIE<br />

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Hauptstr. 1 · 82386 Huglfing · Tel. 08802.263<br />

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Tel. 08841.1540 · Mobil 0171.8544327<br />

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