Rostocker Männer Geschichten
Sie lesen hier echte Geschichten und Geheimnisse aus dem Rostocker Alltag mit etwas Sozialismus. Hinter der Mauer, die uns schützen soll vor bösen Taten. - Kontrollgeheinisse vom Warnemünder Zoll. Wie wurde die "Heckert" in Warnemünde ausklariert für eine Schiffsreise in die Ferne. Die große Jagt auf DDR-Flüchtlinge. - Das große Geheimnis der Rostocker Männer den Dienst der Volksarmee zu umgehen. Hier sind Rostocker Ärzte Täter und Helfer mit MfS-Anschluss- Ein Sado-Maso-Rostocker in Volkspolizeiuniform prügelt sich um Mitternacht 12 Uhr 30 mit schwulen Touristen auf dem Mittelwall. Die Natur schlägt zurück. - Wie ich in meiner Zolluniform in Rostock eine Reise in die Nato-Länder vor dem 13. August 1961 organisierte. - Ein echter Rostocker MfS-Student, eine echte Rostocker Tunte wird in Potsdam ein großer MfS-Star. In der Seestraße 28, am Heiligen See. - Der große Sumpf einer Großstadt - der Bahnhof Berlin- Friedrichstraße. Auch hier die großen Rostocker Schiebergeheimnisse. - Wir Männer vom Rostocker Theater steigen ins Ko-Ko-Geschäft ein und organisieren ein Antik-Möbel-Geschäft für die Rostocker SED-Leute. - Reiner Meier, Rostock Wismarische Str. 5, Am Brink im Hause von Falk-Korbmöbel 2-te Etage. Er wurde Schwul-Meier genannt. Er arbeitete in den 60-iger Jahren für das MfS und Kripo Rostock VPKA Ulmenstraße. Wenn es nackt wird in Rostock.
Sie lesen hier echte Geschichten und Geheimnisse aus dem Rostocker Alltag mit etwas Sozialismus. Hinter der Mauer, die uns schützen soll vor bösen Taten.
- Kontrollgeheinisse vom Warnemünder Zoll. Wie wurde die "Heckert" in Warnemünde ausklariert für eine Schiffsreise in die Ferne. Die große Jagt auf DDR-Flüchtlinge.
- Das große Geheimnis der Rostocker Männer den Dienst der Volksarmee zu umgehen. Hier sind Rostocker Ärzte Täter und Helfer mit MfS-Anschluss- Ein Sado-Maso-Rostocker in Volkspolizeiuniform prügelt sich um Mitternacht 12 Uhr 30 mit schwulen Touristen auf dem Mittelwall. Die Natur schlägt zurück.
- Wie ich in meiner Zolluniform in Rostock eine Reise in die Nato-Länder vor dem 13. August 1961 organisierte.
- Ein echter Rostocker MfS-Student, eine echte Rostocker Tunte wird in Potsdam ein großer MfS-Star. In der Seestraße 28, am Heiligen See.
- Der große Sumpf einer Großstadt - der Bahnhof Berlin- Friedrichstraße. Auch hier die großen Rostocker Schiebergeheimnisse.
- Wir Männer vom Rostocker Theater steigen ins Ko-Ko-Geschäft ein und organisieren ein Antik-Möbel-Geschäft für die Rostocker SED-Leute.
- Reiner Meier, Rostock Wismarische Str. 5, Am Brink im Hause von Falk-Korbmöbel 2-te Etage. Er wurde Schwul-Meier genannt. Er arbeitete in den 60-iger Jahren für das MfS und Kripo Rostock VPKA Ulmenstraße.
Wenn es nackt wird in Rostock.
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Der Rostocker Alltag im Sozialismus
mit etwas SED – Gehabe
Sie lesen hier echte Geschichten aus dem Alltag mit
etwas Sozialismus hinter der Mauer, die uns
schützen sollte vor böse Taten, die aus der
Bundesrepublik kommen sollten, oder schon da sind,
oder schon da waren in unser Rostocker
Gesellschaft.
Diese kleinen Episoden und Tatsachen sind für alle
Rostocker, die Rostock lieben und nicht in den
Westen geflüchtet sind, oder auch geflüchtet worden
sind durch böse Taten und böse
MfS- Fremdbestimmungen.
Wir lieben unser Rostock. Das bisschen Stasi oder
auch etwas MfS, ist doch nur der Sekt in den
Gläsern der Frivolitäten. Heute und hier sind es für
uns nur noch „Rostocker Männer Geschichten im
DDR Sozialismus“ für den Abend, für die Nacht
oder für die beinahe vergessene Westverwandtschaft
in der Ferne. Wir Rostocker waren auch hinter der
Mauer ein recht fröhliches Volk, und hatten unsere
DDR Erfahrungen gesammelt mit dem Sozialismus,
wovon heute noch keiner weiß, was das eigentlich
war mit diesem Sozialismus. Kommt er, oder kommt
er nicht. Oder war schon da?
Rudolf Holtz, 2019
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Hier ein Opening zum Kennenlernen.
Berlin 2019 mit etwas
staatstragendes DDR-Gehabe.
Heute und hier paar echte Episoden und Rostocker
Tatsachen über die wir heute schmunzeln könnten.
Geschichten aus dem Rostocker Alltag im
Sozialismus im Überseehafen, gesehen von den
Zollkontrolleure aus, und aus der Stadt Rostock
selbst. Oder Rostocker Männer sind stramme Stasi-
Spione geworden mit etwas Schick und Schön im
Dunkeln. Oder Rostocker Fachärzte für Haut und
Liebe aus der Poleklinik Paulstraße, und der
Hautklinik in der Augustenstraße als MfS Zuträger.
Alles anno dunnemal!
Wir Mecklenburger vergessen nie
und sind sehr nachtragend!
Heißt heute und hier das Thema aus der alten
Rostocker Vergangenheit. Schön waren die Zeiten
schreien alle Rostocker die ihre Stadt treu geblieben
sind mit ihren Herzen.
Sagen möchte ich gleich hier am Anfang, ich war nie
in einer DDR Partei, noch in dem MfS oder anderen
Sicherheitsorganisationen, wie etwa
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„Verwaltung 2000“, auch wenn es den Anschein
hätte beim Lesen dieser Episoden hier, ich wäre ein
echter MfS-Rabauke.
Nach meiner NVA-Zeit in Rostock, Kompernikus
Straße, 28. Mot-Schützenregiment, aus der
Unteroffizierschule, hatte ich einen Arbeitsvertrag
abgeschlossen nach dem DDR Gesetzbuch von 2
Jahren mit einer Verlängerung von 5 Jahren mit
dem Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs,
später(ab 1962) die DDR Zollverwaltung. Ich sollte
zu den ersten Kadern, zu den ersten
Zollkontrolleuren zählen für den neuen Rostocker-
Überseehafen, Eröffnung Mai 1960, hier im DDR
Hafenzollwesen, speziell im Passwesen. Hier wurde
ich Gruppenführer und Spezialist im Passwesen und
Fernaufklärer, grenzüberschreiten. Ständiger
Waffenträger von 1959 -1989 im Sinne des Innen
Ministerium der DDR. DDR Passwesen gehört zum
Ministerium des Inneren. Das war mein Joker im
Berufsleben seit 1957 in meiner Tasche. Auf dem
Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden,
Potsdam im West-West Reiseverkehr wurde ich
ausgebildet als Zollgruppenführer für das
Grenzzollamt Rostock Überseehafen und die
Zollkontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde für
den Transitreiseverkehr. Meine Dienstzeit war vor,
währen und nach dem Mauerbau hier an der
Nordgrenze. Ich war hier der ständiger Leiter im
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Passwesen Transit für den Ostsee-Express Berlin-
Warnemünde-Gedser-Kopenhagen. Somit bin ich
ein Zollinsider, der all das Elend, die Tränen und die
Freuden kannte, wie es im Grenzreisebereich der
DDR 1957 – 1963 war. 1962 wurde ich der
„Beste Zollkontrolleur vom Überseehafen“ Rostock.
Ich hatte meinen Dienstausweis von der DDR
Zollverwaltung, gültig von 1962 bis 1972 noch in
meinen Besitz gehabt durch eine Mithilfe des
Dienststellenleiter Zolloberkommissar Awe. Mit
diesem Zollausweis besuchte ich später in Berlin
ständig den Ost-Berlin Bahnhof Friedrichstraße,
Grenzübergang, nur für meine persönlichen Zwecke.
Der Bahnhof lag ja für mich 1970 einfach vor der
Theatertür, vor meiner politfreien neuen
Arbeitsstelle in Berlin. Nah, wer hatte den das schon
in seinem DDR Berufsleben gehabt. Der „Goldene
Westen“ spielte somit weiterhin in meiner Tätigkeit
mit, in der Ostberliner Unterhaltungsindustrie. Ich
hatte gelernt mit all meinem Wissen von der DDR
Zollverwaltung gut zu leben und Kontakte Europa
weit zu knüpfen, nur für mich hier in Berlin und all
meinen Freunde und Männer aus Rostock und
Berlin. Auch etwas mit Hilfe meiner Mecklenburger
MfS Freunde aus dem Berliner Politleben. In Berlin
spielte die große Polit-Musik für Ost und West.
Ich hatte hier in der DDR Zollverwaltung sehr
glückliche und erfolgreiche Berufsjahre, die ich auch
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hatte in meinem 3. Beruf in dem Rostocker und in
der Berliner Unterhaltungsindustrie, in der
Friedrichstraße gegenüber dem Tränenpalast, über
30 Jahre lang. Es waren fröhliche und herzliche
Jahre für mich und alle, alle meine Freunde aus Ost
und West.
Als die DDR im Herbst 1989 ihr Ende nahm, war
ich im November 1989 ein Besitzer von 4 (vier)
DDR Reisepässe mit Ein-und Ausreise Visum über
die DDR-Grenzen West und einen Dienstreisepass
der DDR für Gastspiele im europäischen Ausland.
Ich hatte mein eigenes Wissen im DDR-Passwesen
nur für mich benutzt, um zu Reisen in den Nato
Länder. Seit 1981 war ich auch in der
Bürgerbewegung in der ev. Gemeinde in Berlin-
Treptow, Plesser Straße 4. Hier waren alle Berliner
Männer, die anders denkenden Ostberliner, am
Montagabend versammelt. Ich hatte nie den Wunsch
gehabt in die Bundesrepublik überzusiedeln oder aus
der DDR in den Westen zu flüchten. Meine
Lebensgemeinschaft war hier in der DDR, hier in
Mecklenburg, hier in Rostock, hier in Berlin. Ich
spreche auch das echte Rostocker Platt. Das ist für
mich hier der besondere Türenöffner gewesen in
Berlin(Ost-Berlin). Alles klar.
Sie lesen hier auch auszugsweise nur echte
Rostocker Geheimnisse und einiges aus Berlin, die
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der kleine Mann von der Stasi nicht wissen sollte.
Viel Spaß beim Lesen von all diesen
„Antiquitäten der DDR –Geschichte“.
Rudolf Holtz, Berlin, DDR-Zollinsider, 2019
DDR Zollkontrolle auf den
Urlauberschiffen in Warnemünde
Zurück jetzt auf die Zollkontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde, noch DDR:
Zu meinen Kontrollaufgabe als Gruppenführer, Passspezialist und
Personenermittler auf der Kontrollstelle des AZKW in Warnemünde
Fährenbahnhof gehört es auch, die DDR Passagierschiffe am Passagier Kai am
Seekanal auf der Warnemünder Seite vor der Warnowwerft, pass- und zollmäßig
zu kontrollieren beim Einchecken aller Passagiere und das Bordpersonal.
Das hört sich so einfach an, aber hat sich in dem Jahr 1961 in der
Grenzsicherheit der Ausreise von DDR Passagieren zu einem immer größeren
Problem entwickelt, nach dem 13. August 1961. Wie überall an den DDR
Grenzen wollen DDR Bürger möglichst sicher und gesund die DDR verlassen
mit allen Möglichkeiten die zurzeit im Reiseangebot öffentlich angeboten
werden. Eine DDR Flucht muss eine Möglichkeit sein mit Garantien auf einen
Erfolg. Hierbei sollen auch alle persönlichen wichtigen Personenpapiere über
die Grenzen mitgenommen werden, und vor allem die eigene Gesundheit soll
erhalten bleiben beim Wechsel der Grenze von Ost nach West. Mit einmal, seit
August 1961, wollten ein sehr große Zahl an DDR Bürgen in die
Bundesrepublik übersiedeln. Hier besonders die Studenten, gute
Berufsspezialisten, Ärzte und auch Behördenangestellte in höhere Funktionen.
Pateimitglieder aus allen DDR Parteien wollten rüber, rüber. Ich, als echter
DDR Zollkontrolleur sagte an der Nordgrenze , Warnemünde-Fährenbahnhof:
Wenn nun mal so viel DDR-Bürger in den Westen fliehen wollen, übersiedeln
wollen in die Bundesrepublik, dann werden doch auch endlich in Rostock
einige Wohnung frei. Nur wer hat diese, jetzt ab August 1961 frei werdende
Wohnung bekommen. Das war eine politische Gottesfrage an der Rostocker
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SED-Leitung alle jungen Rostocker Zollkontrolleure, die schon jahrelang auf
eine eigene Wohnung warten, warten. Leute wir vergessen nie!
Wie alle Urlauberschiffe und Fahrgastschiffe sind im Zuge des kommenden
Mauerbaus neu gebaut oder im Ausland alt gekauft worden. 1958 war ein
entscheidendes Jahr für den Mauerbau, d. h. die Logistik für dieses DDR
Unternehmen wurde von der verantwortlichen SED Politiker befürwortet. Wer
in der Sicherheit der DDR Grenze tätig war, merkte sofort diese
Veränderungen, hin zur „Verbesserung im Reiseverkehr“ (Arbeitsthema seit
Sommer 1958 bekannt, für den Bau der Berliner Mauer). Somit wusste ich
schon seit 1958, die Mauer kommt. Dieses Grenzthema gehörte zum
Schweigekartell aller Gruppenführer im Passwesen an der DDR Grenze West.
Wer hier nicht schweigen konnte fliegt einfach raus. Auch Gruppenführer und
hohe Zolloffiziere. Seit Frühjahr 1961 gab es einem großen Wechsel in der
Führung auf der Grenzstelle Fährenbahnhof Warnemünde. Teilweise wurden
diese Zollkontrolleure durch treue MfS Leute mit Grenzerfahrung im Passwesen
ausgetauscht, weggelobt. Der Fährenbahnhof Warnemünde wurde ab August ein
großer Kampfplatz zwischen Ost und West. Tränen über Tränen gaben es nur
noch hier, seit dem Bau der Berliner Mauer.
Alle hier in dieser Zeit gekauften und in der DDR auf den Werften gebauten
Passagierschiffe waren als Hilfsschiffe für die Volksmarine im Allgemeinen
verdeckt mit eingeplant. Bei einem eventuellen Grenzkonflikt werden diese
Schiffe mit eingesetzt an den Grenzen, an der Nordgrenze. Als Gruppenführer
des AZKW auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz- Dreilinden, Autobahn
sammelte ich schon ab 1958 eingehende Fakten und Analysen im Reiseverkehr
im West-West Verkehr (ab 1973 Transit) für die Zollverwaltung der DDR in
Berlin-Karlshorst. Ich hatte schon Anfang 1959 auf den Grenzkontrollübergang
Drewitz-Dreilinden MfS Offiziere, Frauen und Männer, aus der Ostberlin MfS
Zentrale ausgebildet in den Grenzkontrollabläufe und Reisedurchgänge, zur
Sammlung von Erkenntnisse für den kommenden Bau der Berliner Mauer hier
am Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden. Seit1969 gab es dann auch den
neue Grenzübergangstelle Güst, Checkpoint Bravo. Soweit sind wir hier noch
nicht.
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Die DDR war ein Unrechtstaat,
eine Diktatur
Es muss hier vieles sehr global gesehen werden, wenn wir die Hauptursachen
erkennen, warum flüchten die DDR Bürger schon zu Hunderttausenden, seit
Gründung der DDR 1949? Jeder dachte zuerst an sein Leben und sein Schicksal
nach dem Ende des Krieges 1945. Es hat sich herausgestellt, das Leben in der
westdeutschen Lebensgemeinschaft, mit ihren politischen und wirtschaftlichen
deutschen Lebenswerte und Freiheiten bedeutend sicherer und
lebensfreundlicher sind in der Zeit des Kalten Krieges. Die DDR war kein
demokratischer deutscher Staat nach 1945. Die DDR hatte in ihr Rechtwesen
ein großen Teil der Nazi Gesetze sofort übernommen, mit der Todesstrafe und
Sibirien-Lagern. Die DDR war ein Unrechtstaat und unterdrückte den Bürger
ihre Meinungsfreiheit und ständig mit den MfS Strafen. Die SED wollte immer
im Recht sein über die 17 Millionen DDR-Einwohner. In der DDR herrschte die
Diktatur des kommunistischen Proletariats sowjetischer Prägung. Wir
Mitarbeiter der DDR Zollverwaltung waren die Staatsdiener dieser DDR
Diktatur. So wollte ich auch hier die politischen, wirtschaftlichen und
militärische Zustände auf die einzelnen Zollgrenzübergänge erklären, wie es
war in der Zeit des Kalten Krieges unter uns Deutsche im Deutschen Lande. Ich
wurde in diesem Staat der DDR nie ein wahrer Kommunist nach SED Gottes
Gnaden, war aber nie unglücklich in der DDR Leben zu müssen. Ich hatte
gelernt mir meine eigene Freiheit zunehmen, und wusste durch meinen
operativen Dienst und auch die Zollausbildung durch das MfS, wie es bei den
MfS Leuten so tickt. Ich war mit einem bestausgebildeten Korvettenkapitän der
DDR Volkmarine, ein Mitglied der DDR Admiralität und der MfS Rostock sehr
eng befreundet und wusste darum über die DDR- Politik mehr als die SED –
MfS wissen sollte. Diese Freundschaft ist auch eines der vielen Produkte aus
meiner Zollzeit. Kein DDR Zöllner hat es sich angemaßt, so über die DDR
Zollverwaltung offen zu schreiben wie ich hier. Jeder soll es wissen welche
SED-MfS politischen Missstände hier an der DDR Grenzen herrschten, als sich
die DDR Politik anmaßte wir gehörten zu den 10 besten Industriestaaten der
Welt an. Das einmal hier zur Klarstellung meine Stellung zum Staat. Zur DDR.
Rudolf Holtz, Berlin, DDR Zollinsider, 2017
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Eine Intensivkontrolle für die
Schiffsurlauber „TMS Fritz Heckert“
Das Erste, von der DDR selbstgebaute Urlauberschiff war die
„TMS Fritz Heckert“ auf der Mathias Thesen Werft in Wismar. Es war ein zu
schnelles erbautes Schiff mit einer nicht ausgereiften Schiffstechnik auf der
ganzen Linie. Es war für die Ostsee und den Kanalküsten gebaut, aber es wurde
laufend im Atlantik, Mittelmeer und Schwarzes Meer eingesetzt für
Urlauberreisen. Die Heckert war von Anfang an ihrer ersten Seereise sehr stark
reparaturbedürftig in der gesamten Schiffstechnik. Das größte Problem auf der
Heckert waren die Gasturbinenschiffsantriebe vom ersten Tag an. Ständig
musste aus dem Ausland (England) Reparaturmaterial für die zwei
Gasturbinenantriebe herangeholt werden. Die Heckert hatte unter den Rostocker
Seeleuten den Beinamen „Das Schaukelpferd“. Das Schiff war zu unstabil auf
Hoher See. Die Heckert hat in der DDR nicht lange gelebt als Urlauberschiff, sie
war eine sehr schlechte Arbeit, und sehr kostenaufwendige Idee aller hier
beteiligten Schiffsbauingenieure Rostock. Aber 1961 ein wunderbares Schiff,
mit dem man sicher in den Westen übersiedeln konnte, wenn man die Change
hatte hier für dieses Urlauberschiff ein Tickert zu bekommen.
Als Zollkontrolleur und Personenermittler kannte ich dieses Schiff sehr gut. Ich
hatte ein Familienmitglied im Bordpersonal. Das MfS Rostock wusste darüber
bestens Bescheid, ich hatte intim den richtigen MfS –Mann hier über meine
Familienverhältnisse aufgeklärt. Auch die Zollleitung vom Grenzzollamt war
von mir gut informiert. Er war auch mein Helfers Helfer, das mein
Familienmitglied auf genau dieser Urlauberschiff mitfahren konnte in dieser
Bord Crew.
Wer auf ein DDR Schiff fahren wollte mit viel Fernweh, musste zuerst bei der
Volksarmee oder Volksmarine gedient haben, dann werde seine Wünsche auch
war. Ich hatte mir das Schiff „Privat“ persönlich angesehen unter verdeckten
Mittel vor meiner Zollkontrollen am Passagier Kai Warnemünde und war da
weiter voraus, wie die anderen Zollkontrolleure. Eine Vorarbeit für ein
Kontrollobjekt ist immer das Wichtigste und auch zeitaufreibend, bevor die
Hauptkontrollen anlaufen.
Die DDR Sicherheit an der Ostseeküste hatte auch das Flüchtlingsproblem zu
lösen, auch hier auf den Urlauberschiffen in Warnemünde. Die DDR Seefahrt
und eine DDR Flucht war politisch immer ein Wort, bis November1989. Die
DDR Politik wollte es lösen mit einem Sichtvermerk im Seefahrtsbuch. Es
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spielten sich Tragödien ab, wegen dieses Sichtvermerks in der Arbeitswelt der
DDR Schiffsbesatzung auf allen fahrenden Schiffen. Ob auf der
Hochseefischerei oder den Handelsschiffen auf allen Meeren. Oder nur einfach
für eine Ausfahrt einer DDR Hochseesegeljacht. Es war eine Schlacht des
Rechts und des Unrechts unter den Genehmigungsbehörde und den fahrenden
DDR Seeleuten.
Wenn ein DDR Bürger, der einen ausgebildeten Beruf hatte und bei der
Volksarmee seine Zeit abgedient hatte , konnte er sich, je nach Wunsch bei der
DDR Handelsschiffsflotte DSR Rostock bewerben, oder bei der Fischfangflotte
der DDR am Fischkombinat Rostock für das fahrende Bordpersonal. Wer
zurzeit bei der Volkarmee dient, und hatte sich beworben bei der DDR
Handelsflotte Rostock als fahrendes Bordpersonal, hatte er es leichter, da er hier
schon ständig politisch eingeschätzt und überwacht wurde von der Sicherheit der
Volksarmee. Eine Bewerbung für einen Seemannsberuf auf hoher See dauert
meistens über ein Jahr und länger. Mit der Einstellung bei der DDR Schifffahrt
ist noch lange nicht geklärt, ob man zu seinem ausgestellten Seefahrtsbuch auch
den nötigen, dringenden „Sichtvermerk“ in seinem Seefahrtsbuch von der DDR
Behörde für Sichtvermerke bekommt. Die DDR Politik hat sich geeinigt, das
sämtliche Pass- und Visafragen in der Handels- und Fischfahrten zur See, nur in
Rostock in einer Hand gelöst werden sollten. In einer Hand gelöst werden
musste! Für die gesamte Ostseeküste der DDR. Das heißt alle DDR Schiffe mit
Bürgern der DDR die die Drei Meilenzone der DDR verlassen. Auch alle Sportund
Hobbysegler, alle Küstenfischer für die gesamte DDR Küste. Nicht für die
Volksmarine. Da sind andere Vorschriften und Kriterien von dem Ministerium
für Verteidigung bestimmt und einzuhalten. Die ausstellende Behörde in
Rostock ist die Bezirksbehörde der Volkspolizei in der Richard-Wagner –Straße.
Und hier sind wiederum nur vier Offiziere, vier Offiziere, befugt diesen
Sichtvermerk (ein loses Blatt, so groß wie das Seefahrtsbuch selbst, am Anfang
der Einführung aller Sichtvermerke) als Visum in das Seefahrtsbuch zu stempeln
und zu siegeln mit dem Staatssiegel der DDR. Hier ist die Unterschrift und die
Nummer des Staatssiegels und der bestimmte Tag der Ausstellung des
Seefahrtbuches mit Sichtvermerk ausschlaggeben. Ein Visum, ein Reisepass,
ein Dienstreisepass, ein Sichtvermerk, eine eimaliges Visum zur Ausreise aus
der DDR, dienstlich, werden nie an einem Samstag und Sonntag vorgenommen
in allen Bezirksbehörden der deutschen Volkspolizei der DDR. Alle die dazu
Verfügung stehenden Siegel ,Stempel sind in dieser Zeit festverschlossen in
einen Safe mit zwei Schlüsseln, wo der Safe nur mit zwei Safe Schlüsseln
geöffnet werden kann in den Behördendienstzeiten. Warum ist das so?
Es ist eine GVS Sache in Punkto Reisepapier für DDR Bürger. Spezialisten der
Riese- und Passkontrollen an den DDR Grenzen wissen es als GVS Sache in
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der Sicherheit an den DDR Grenzen. Es ist ein Muss dieses zu Wissen in der
Funktion als visierter Passkontrolleur. Wenn ein DDR Seemann mit einen
Visum im Seefahrtsbuch an der DDR Grenzkontrolle kommt und der
Passkontrolleur sieht sich den Ausstellungsdatum an, genau, und sieht in seinem
Kalender, wo nur Samstage und Sonntage von zwei Jahren eingetragen sind, und
dieser Ausstellungsdaten fällt auf einen Samstag oder Sonntag, liegt hier eine
Passfälschung vor und beim Passkontrolleur schrillen seine Sensoren auf
Höchststufe.
Der Passkontrolleur sucht sich sofort einen zweiten Passkontrolleur und der
Passfälscher wird stehendes Fußes festgenommen. Auch mit der Waffe in der
Hand. Ab Frühjahr 1962, hat jeder Passkontrolleur unsichtbar seine
Handschellen bei sich bei allen Passkontrollen.
Das Ministerium des Innern der DDR, hier das zuständige Referat, hat schon
länger diese o.g. Sicherung als Kontrollcode für die Passkontrolle an allen
Grenzen festgelegt. Ist bei den Passkontrolleuren einer bei, der diese Code
nicht kennt, und der Reisende mit falschen Reisepapieren reist trotzdem aus, ist
es auch für den Passkontrolleur an der Grenze ein Aus und es erfolgt ein
juristische Nachspiel:
Staatliche Amtshilfe in einer Republikflucht. Der § 213 „Ungesetzlicher
Grenzübertritt“ (1976 ). Die Volkspolizei ist die Ausstellende Behörde, das
AZKW, die Zollverwaltung der DDR ist die Kontrollbehörde. Also, zwei
geteilte Gewalten in einen Behördenvorgang. Alles gut verstanden? Nun
können wir hier auch an das Eingemachte gehen, wie sich so ein Check in bei
einem Musikdampfer hier in Warnemünde, am Passagier Kai so abspielt.
Machen sie sich auf was gefasst, oder sie fahren zur DDR Zeiten nicht auf See.
Wenn ein DDR Urlauberschiff in Warnemünde zur Ausreise ausklariert wird
von den Warnemünder Zollkontrolleure, bekommt Bautzen auch Besuch!
Zum Abteilungsleiter Zollunterkommissar Genthe, Leiter für Kader und
Ausbildung in der Bezirkszollverwaltung Rostock, Warnemünde, am Alten
Strom, hatte ich einen guten Draht in Fragen Weiterbildung und
Kontrollsicherheiten im Passwesen im Grenzreiseverkehr, nach meinem
Rechtsduell mit ihm, weiter dienstlich aufgebaut.
Als im Frühjahr 1961 neue Kontrollaufgabe vor unserer Tür stand, mussten
ganz neue Kontrollarten und Kontrollmethoden vom Staat erfüllt werden. Die
neuen DDR Passagierschiffe werden kommen. Wie wird eine sichere und
optimale Personen-Gepäckkontrolle auf diese Schiffe in einer kurzen Zeit erfüllt
ohne großen personellen und materiellen Aufwand? Die genaue Treffsicherheit
muss stimmen, ob Republikflüchtlinge unter den Passagieren und dem
Rostocker Männer Geschichten 31
Bordpersonal sind und diese müssen ausgeschaltet werden, möglichst noch vor
der Ausreise, vor Schiffsablegung am Passagier Kai in Warnemünde. Die
Leiter der Passkontrollen wurden gesondert geschult von der Bezirksverwaltung
der Volkspolizei Rostock im Ständer Haus, Haus der Volksarmee, am Steintor,
in einen besonderen Raum, oben rechts. Insbesondere ging es um den berühmten
„Sichtvermerk“ in die Seefahrtsbücher der DDR Seeleute. Die
Zusammenstellung der Passagiere von der Gewerkschaft im Allgemeinen und in
den Besonderen. Welcher „Arbeiter“ bekommt eine FDGB Schiffsreise
zugewiesen? Wer ist der verantwortliche Verteiler dieser Urlauberschiffsreisen?
Was ist Parteilichkeit in der Kontrolle beim Bordpersonal? Kapitän,
Seeoffiziere! Die politischen Aufgaben des Kapitäns auf allen Meeren. Der
Schiffspolitoffizier ist nicht immer dein Freund und dein Helfer. Achtung!
Vorsicht bei Gesprächen. Ein Politoffizier ist immer ein MfS Mitarbeiter, Bezirk
Rostock, arbeitet aber immer zu seinen Gunsten in der Ferne auf dem Atlantik.
Nach den Mauerbau 1961, wurden schon drei Polit-Offiziere bei einer
Einklarierung eines 10.000 to. Handelsfrachter von den Zollkontrolleure
festgenommen (nachzulesen in den MfS Hinterlassenschaften Rostock).
Das Urlauberschiff „Fritz Heckert“ wurde auf der Matthias-Thesen-Werft in
Wismar gebaut und am 1. Mai 1961 in den Dienstgestellt, und bereedert von der
Deutfracht-Seereederei-Rostock (DSR). Es hatte 2 Dieselmotoren und 2
Gasturbinen, 19. Kn, 6. Decks, 178 Besatzungsmitglieder, 380 Urlauber in 112.
Zwei-Bett-, 33. Drei-Bett- und 14. Vierbettkabinen. Ein auffallendes über
großes Hospital und ein besonders übergroßes Wirtschaftsbereich! Hier wurde
schon weise Vorgedacht bei eventuellen Seevorkommnissen in den fernen
Seegefilden oder einfach, die Heckert wird ein Sanitätsschiff für alle DDR
befreundete Länder. Achten sie mal auf das Datum, als die Heckert im Dienst
eingestellt wurde und wann die Mauer gebaut wurde?
Auf der Jungfernfahrt von Wismar aus am1. Mai 1961 war nur kurz der Kapitän
Willi Leidig. Man wollte Leidig „Danke schön“ sagen für seine getane Arbeit
im Dienst der DDR Schifffahrt. Dann war aber Schluss mit Lustig. Weitere
Kapitäne als Nachfolger waren Eckholz, Brauning und am Ende Leutholdt.
Alles erzkonservative stramme MfS Leute. 21. Offiziere und 11 Unteroffiziere,
Kulturoffizier war Frau Käte Richter und davon jede Menge Mitarbeiter des
MfS Rostock unter der gesamten Besatzung, einschließlich auch des Kapitäns
für Großer Fahrt. Geleitet werden sie von der Bezirksbehörde Rostock. Das MfS
Rostock hat von der DDR Politik hier ganzbesondere Sicherheitsaufgaben
übertragen bekommen, die mit harter Hand und Bandagen politisch
durchgesetzt wurden ohne Wenn und Aber. Jeder DDR Bürger der zur See
gefahren ist, kennen all diese Methoden des MfS Rostock aus dem „Effeff“.
Bei der Ausklarierung arbeiten das MfS und die Zollkontrolle getrennt ohne eine
Rostocker Männer Geschichten 32
Kontrollüberschneidung. Jeder hatte seine eigenen Kontrollaufgaben. Das MfS
wollte sich nicht in den Karten sehen lassen. Wir mit ständiger Feindberührung
schon gar nicht. Von meinen persönlichen Grenzerfahrungen aus Drewitz-
Dreilinden hat das MfS nie profitiert im Dunkel.
Ausklarierung der „Fritz Heckert“
Wir kommen jetzt zur der Praxis, wie überhaupt auf allen Urlauberschiffen, und
hier ins besondere die Ausklarierung des Urlauberschiff „Fritz Heckert“ am
Passagier Kai so abläuft, als Lehrbeispiel für die kommenden Jahren ab
13.August 1961, nach dem Mauerbau. Grundsätzlich ist das AZKW, später die
Zollverwaltung 1962, für die „Kontrolle“ da, für alle Schiffs-, und Reisepapiere
zuständig. Der Zoll ist keine Genehmigungsbehörde im Rechtssinn der DDR.
Alle zuständigen Sicherheitsorgane im Hafenbereich hier an der Grenze, die
unmittelbar mit der Schifffahrt und Seehafen zu tun haben, wissen rechtzeitig
Bescheid vom Hafenkapitän, wann die „Fritz Heckert“ in See geht. Somit wird
im Voraus alles Nötige zur dieser Kontrolle im Einchecken organisatorisch von
uns Zollkontrolleure bestimmt. Nur eine kleine Anzahl von Zollkontrolleure ist
in diesem Kontrollmodus eingeweiht vom Fährenbahnhof. Die
Dienststellenleitung vom Grenzzollamt Überseehafen hüllt sich im Schweigen.
Gibt es hier ein Leck, steht sofort das MfS auf die Matte.
Von der Reederei bekamen wir die Passagierliste, die Zwei Tage uns vom
AZKW im Voraus vorgelegt wurden, und auch die Liste mit dem Bordpersonal
von der BdVP Rostock, die sogenannte „Zweite Liste“, hier in Warnemünde am
frühen Morgen. Nun begann die Arbeit im Hintergrund einer jeder großen
Kontrollen. Zwei Zöllner nahmen sich die Passagierliste vor, zwei Zöllner die
Liste des Bordpersonals, getrennt in zwei Diensträume. Es herrscht Totenstille.
Hier wurde vom Groben bis zum Feinen jede Person eingeschätzt und
durchleuchtet nach Zöllner Art, ob eventuell eine Fluchtgefahr bestehen könnte.
Alter, Beruf, Betrieb, Familienstand, Familienumfeld, Funktion in seinem
Betriebe, welcher Reisende hat welchen Beruf studiert. Im Zweifels Fall wurde
der Betriebs Parteisekretär angerufen und durch verschiedene Fangfragen nach
einer Mustervorlage wird nachgefragt, zu den vorhandenen Daten der
Urlaubsreisenden. Hauptfrage war immer die Letzte, wie kam der Urlauber zur
dieser Schiffsreise auf die „Fritz Heckert“? Von wem, weshalb, in welcher
Form? Bei der Bordpersonalliste hat die BdVP rechtzeitig gut vorgearbeitet.
Am Ende eines jeden Namen auf der Liste war ein Vermerk, was zu bedeuten
hat, welche Fluchtgefahr bestehen könnte, der Grund. Also war unser Wissen
als Zollkontrolleure und Passkontrolleur, vor jeder Ausklarierung der
Rostocker Männer Geschichten 33
Urlauberschiffe sehr gut vorbereitet. Alle sehr kurzfristigen Änderungen in den
Personenlisten wurden uns per Telefon benachrichtigt. Ab Zwei Stunden vor
Auslaufen des Schiffes gab es keine Veränderung mehr in den beiden Listen. Ab
jetzt wird genau nach der Uhr gearbeitet bei den Zollkontrolleuren, bei der
Ausklarierung. Das wussten alle Beteiligte, die von der Ausklarierung frühzeitig
informiert waren. Wer jetzt noch verspätet zugeschrieben werden sollte, muss an
Land bleiben. Egal ob Urlaubsreisende ,oder auch eine Person aus der Leitung
des Schiffes. Diese Einhaltung der Frist von zwei Stunden vor Auslaufen gilt für
alle Schiffe im Überseehafen. In dieser Anfang Phase der Ausklarierung darf
kein Politiker, Sicherheitsorgan, MfS, Staatsanwalt, Hafensicherung noch der
Dienststellenleiter der Zollverwaltung mit hineinreden. Kein Zollkontrolleur
hört mehr auf diese Leute. Es gab schon schlimme Szenen vor und wären einer
Ausklarierung eines Schiffes hier in unseren Kontrollbereich Überseehafen
Rostock und an alle unterstellten Zollkontrollstellen. Beim der Ausklarierung
wird der Zugang zum Schiff, die Gangway, von der Hafenpolizei blockiert bis
das Schiff vom Hafen-Kai sich ablöst. Am schlimmsten war es immer im
Fischkombinat, in den Fischhafen Rostock-Marienehe. Die Seereisen dauerten
hier oft mehr wie ein Jahr, bis das Schiff wieder in den Hafen Rostock einkehrt.
Ich könnte hier über dieses Thema Fischkombinat Rostock als DDR-Zollinsider
drei dicke Bücher schreiben über die Arbeit, das Leben und das Schicksal so
manchen Seemann auf einen dieser Schiffe von der Fischverarbeitung.
Menschliche Dramen vor der Ausklarierung war keine Seltenheit mehr in den
60er Jahren. Fehlt bei der Ausklarierung einer vom Schiffspersonal, verfällt
sofort der Sichtvermerk der BdVP Rostock, und das bedeutet für ein Seemann
das Aus für eine Reise auf allen Meeren.
Sollte es doch vorkommen, gibt es nach der Ausfahrt des Schiffes, hier die
„ Fritz Heckert“, ein Rechtsstrafverfahren wegen politischer Grenzstörung im
Ablauf einer Ausklarierung eines Urlauberschiffes. Unsere Zollkontrolleure
müssen davor geschützt werden, vor falsche Entscheidungen bei einer
Schiffsausklarierung im Seehafenbereich Rostock, von wem auch immer. Alle
Beteiligten vom Kapitän bis zum Leiter des MfS Rostock sind Wochen vorher
belehrt worden per Unterschrift. Jeder Kapitän kennt das Problem ohne
Gegenrede. Die Fristeinhaltung war von der DDR Politik so gewollt. Eine Einoder
Ausdeklarierung dauert etwa 2 Stunden. Somit beginnt hier ein Amts Akt,
der eben 2 Stunden dauern kann.
Es dürfen per Gesetz in diesen Behördenvorgang keine Veränderungen mehr
vorgenommen werden. Wir DDR Zöllner arbeitete nach Recht und Ordnung
nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch aus der Kaiserzeit 1896. Auch der West Zoll
arbeitet nach diesem deutschen Recht. 1962 war das Bürgerliche Gesetzbuch in
beiden deutschen Staaten noch gültig mit Veränderungsverordnungen.
Rostocker Männer Geschichten 34
Die Heckert am Passagier Kai
zum Scheck in
Da noch keine Passagierabfertigungshalle am Kai stand, wurde alle
Urlaubsreisende oben an Bord eingecheckt. Alle Urlauber mussten die
Gangway rauf. Auf das Schiff, an Bord gehen. An langen Tischen waren vier
Passkontrolleure und kontrollierten genau nach Schema alle Reisepapiere und
Zollerklärungen Ausreise. In einen separaten Raum des Oberzahlmeisters, (der
Schiffsverwalter) der „Purser“, wurden nach der Liste der Bordpersonals die
Seefahrtsbücher sehr genau kontrolliert, von zwei Zollkontrolleuren. Zwei
Zollkontrolleure machten die Schiffsausklarierung fertig. Drei Zollkontrolleure
sind unterwegs zu den Kabinen des Bordpersonal. Während der Ausklarierung
(2 Stunden sind für alle Schiffe eingeplant) muss alles abkömmliches Personal
vom Dienst in ihren Bordkabinen sein, zur Zollkontrolle. Jedes Mitglied ist vor
so einer großen Ausreise persönlich belehrt, wie so eine Aus- oder Einklarierung
vorgeht bei der Zollkontrolle, und wo sich die einzelnen Schiffsmitglieder
aufhalten sollen bei der zu vorzunehmenden Zollkontrolle .Nach der Kontrolle
von Personen und Kabinen kann jeder wieder zu seinem Dienst zurück. 178
Besatzungsmitglieder müssen in 2 Stunden in ihrer Kabine vom Zoll kontrolliert
sein. Da heiß es auf Tempo drücken.
Der Personenermittler wird aktiv
380 Passagiere sollen in 2 Stunden eingecheckt sein. Meine Aufgabe war als
Personenermittler möglichst alle Passagiere, die von uns in der Vorkontrolle auf
den Passagierlisten auffällig waren, nun auch richtig im Augenschein zu
nehmen, durch eine „Zollkontrolle“ und ein intensives Kontrollgespräch nach
dem Einchecken und der Passkontrolle vorzunehmen. Der Ort auf dem Schiff ist
egal. Entweder gleich hinter der Passkontrolle oder auch mal direkt in der
Passagier Kabine des Urlauber. Hierbei kam meistens mehr zu Tage, als wie wir
es im Voraus erarbeitet hatten. Die Kontrolle muss schnell und wendig
vorgehen. Den Urlauber mit einer Zollkontrolle, sprich Gepäck und
Handgepäckkontrollen, überrumpeln.
Fast alle Urlauber glaubten, nach einer Passkontrolle ist das Einchecken erledigt.
Ein DDR Bürger braucht auf einem DDR Schiff nicht eine intensive
Zollkontrolle über sich ergehen lassen. Hier hatten wir wieder die alte Masche
der psychologischen Kriegsführung nach alter Zöllner Art durchgeführt. Unruhe
unter der Urlauber zu bringen bevor das Schiff ablegt und wir unsere Arbeit
Rostocker Männer Geschichten 35
getan hatten. Nach dem die Urlauber glaubten durch die Passkontrolle ist alles
erledigt und ab nun kann die Fluchtvorbereitung beginnen. In diesen
unverhofften Augenblick müssen wir Zollkontrolleure zupacken, um zu dem
Erfolg zu kommen, den wir uns vor zwei Tagen mühselig erarbeitet hatten. In
dieser Kontrollfunktion hatte ich immer mein Zivil an. Links oben in mein
Sakko in der Außenbrusttasche hatte ich ein Schild in der Tasche, was ich
einfach rausziehen konnte und der Urlauber, den ich anvisiert hatte, nun lesen
konnte „ZOLL“. Schwarze Schrift auf weißen Grund. Aus dem damals
modernes Plastikmaterial, wo man seinen Namenschild für die Wohnungstür
oder Briefkasten sich anfertigen lassen hat. War der Urlauber hier nett und
freundlich, war alles normal. Aber bekam sie den besonderen Schreck, klingelte
es bei mir die Sensoren, und ein Erfolg war sicher. Rein in der Passagierkabine
und dann rann an das Gepäck. Hier wurde in dem Besonderen wichtigen
persönliche Papiere gesucht, teuren Schmuck, westliche Devisen, Dokumente
jeder Art, Adressbücher mit westeuropäische Adressen und Telefonnummern,
Aufputschmedikamenten, wenig Tagesgarderobe. Wir DDR Zöllner hatten nach
dem Gesetz das sichere Seerecht, International und DDR Recht, innerhalb der
Dreimeilen Zone grundsätzlich jedes Schiff nach unseren Willen ohne Nennung
von Gründen Schiffspersonal und Ladung zu kontrollieren ohne Zeitangaben. Es
werden Zeiten kommen, dass der DDR Zoll auch mal Sechs Stunden lang das
Schiff auf der Reede kontrolliert. Es ist aber eine Ausnahme in der allgemeinen
Hafenkontrolle. Ergebnis all dieser lang vorbereiteten Schiffskontrolle,
Ausklarierung der TMS „Fritz Heckert“ am Passagier Kai von Warnemünde:
DDR-Flüchtlinge auf die „Heckert“
Fünf Festnahmen eines Fluchtversuches durch die Teilnahme einer Seereise mit
einem DDR Urlauberschiff über die drei Meilenzone der DDR hinaus. Solche
Festnahmen werden in der Bevölkerung der DDR kaum beachtet. Die Meinung
ist hier sehr einfach: Wer an der Futterkrippe sitzt, muss sich nicht überfressen.
Die Substanz dieser Meinung ist: Welcher „Arbeiter“ bekommt denn schon so
eine günstige Seereise mit Fluchtgarantie. Nur die Funktionäre aller
Politorganisationen der DDR.
Nur dafür ist eigentlich auch das Urlauberschiff gebaut worden, für echte
Parteisoldaten der DDR mit immer werdendem Fluchtgedanken, im Westen
könnte es mir doch noch besser gehen als in der DDR. Eine reine Überschätzung
der DRR Eliten in den Jahren 1962 im geschützten Sozialismus der guten DDR.
Also waren all die oben Festgenommene echte DDR Gutmenschen mit ganz
normaler DDR Habgier. Ich will auch noch mehr.
Rostocker Männer Geschichten 36
Von 1961 bis 1972 gelangten 225 Urlauber und Seeleute die Flucht von der
„Heckert“ auf ihre Urlaubs-Seereisen in die Freiheit. Anfang Mai 1972 wurde
das Schiff außer Dienst gestellt. Ich hatte mehrere Leute auf der „Fritz Heckert“
die zu meinen sehr guten Personen-und Informationennetz gehören, die in
verschiedenen Schiffs - und Dienstbereiche tätig waren. Ich hatte sie ständig
belehrt, was ihnen gut tut von der DDR Politik auf solcher Auslandreisen. Vor
allem ihr Verhalten gegen über einige Personen von Leitenden Schiffspersonal.
Wir Zollkontrolleure hier an Land von Warnemünde waren immer einer der
bestens gut informierte Berufsgruppe in der DDR, wenn es heißt in der DDR
Politik Vorsicht zu sein. Uns Zöllner fiel es oft leicht von weiten einen DDR
Flüchtling zuerkenne. Die Alt-Warnemünder haben untereinander ein
geschlossenes Informationsnetz, das noch aus sehr alten, alten Zeiten stammt.
Hier muss ich als alter Rostocker nur zwei bis fünf alte Freunde, Bekannte
kennen, dann weis man was unter den Warnemünder hier an der Ostseeküste so
läuft, was die Politik der DDR nicht wissen muss. Ein richtiger Zollkontrolleur
muss immer erst Informationen für seine kommenden Dienstaufgaben sammeln,
dann Denken und dann erst Handeln in seinen Zöllner Beruf. Das führt immer
zu einem Erfolg zu seinem Vorteil, zu seinem Nutzen als erfahrender
Zollkontrolleur im operativen Dienst hier an der DDR Grenze. Man muss nur
auf die Neider achten vom Feind und Freund in der DDR oder so. Persönlich
muss ich sagen, ich war nie ein guter Grenzer, aber dafür ein guter Zöllner im
Reiseverkehr und in der Personenermittlung. Nun wissen sie auch, wo die
Hauptaufgabe und der Schwerpunkt in der Arbeit eines visierten Zollkontrolleur
liegt. Also weiter hier im Text. Hierzu einige nicht erfreulichen Tatsachen in
unseren oft gefährlichen Dienst, an unser Gesundheit und Sicherheit für Leib
und Lebens im Dienste des Staates, im Dienste der DDR.
Auswandern in die DDR.
Die Übersiedlung aus der
Bundesrepublik, aus dem Westen
in die DDR, in den Osten
Wir hatten hier in den einzelnen Episoden „Grenzerfahrungen“ ständig nur von
DDR-Flüchtlinge gelesen, die mit aller Kraft und Willens aus der DDR in die
Bundesrepublik übersiedeln, flüchten wollten, um hier in Freiheit und eigene
Selbstbestimmung ein neues Leben aufbauen. Besonders die jungen
intelligenten Leute aus der DDR wollten sich vom Sozialismus sowjetischer
Rostocker Männer Geschichten 37
Prägung befreien, und sich in der neuen bürgerlichen Gesellschaft in der
Bundesrepublik profilieren.
Da die DDR Flüchtlinge in Richtung Westen alle Jahre in die Hunderttausende
gezählt wurden, viel es gar nicht so auf, das sich täglich nach einen bestimmten
Zeitablauf, DDR Flüchtlinge als Rückkehrer an unseren Grenzen der DDR
meldeten. Sie wollten heim in die DDR wieder. Das heißt für uns
Zollkontrolleure im operativen Dienst auf den Grenzkontrollübergänge und
Zollkontrollstellen wurde dies eine große Plage. Schon auf den
Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden herrschte 1958 unter den vier
Gruppenführer und Personenermittler im operativen Dienst ein stilles
Abkommen untereinander ein Code des Stillschweigens:
„Refugees not welcome“. Diese Code wurde uns Gruppenführer und Leiter des
Einreisesicherheitsbereich der einzelnen Schichtzüge inoffiziell eingeflüstert
von den einzelnen Offiziere der vorgesetzten Dienststellen der
Bezirksverwaltung von Potsdam, Zollverwaltung, Volkspolizei, MfS, und
nebenbei auch noch von der Nationalen Front Potsdam. Wir hier in der DDR
wollten keine Flüchtlinge, keine DDR Rückkehrer, keine Politasylanten aus
fremden westlichen Ländern.
Somit wurde nun auch diesen Amtsvorgang, DDR-Einwanderer und DDR-
Rückkehrer, von uns Gruppenführer im Vorfeld mit großen Problemen in den
Einreisekontrollvorgänge und den Asylvorvorgänge belegt. Hier einfach in
DDR Politdeutsch: Wir, die DDR wollen keine Westflüchtlinge. Die offizielle
DDR Politik lautet aber in den SED Medien anders. Die einen wollten raus, die
anderen wollten rein. Das Problem auf den Grenzkontrollübergänge, an den ich
als Passspezialist und Personenermittler tätig war, war meine Zoll Gruppe
hauptsächlich auf Reisende spezialisiert, die aus der DDR in den Westen
wollten. Am Anfang dieses neuen Phänomens sah für uns Gruppenführer und
den Leiter der bestimmten Einreisekontrollen alles noch recht harmlos aus, und
war für uns belanglos, wenn sich Rückkehrer oder Flüchtlinge aus dem Westen
bei uns meldeten um einen DDR Asyl, wir wollen rein in die DDR. Beim
Zugführer im Aktenregal steht ein dicker Aktendeckel mit allen Anweisungen
über speziellen Einreisen in die DDR. So war hier auch ein dicker Aktendeckel
mit Direktive über die Einreise aller DDR Rückkehrer und Flüchtlinge aus dem
Westen. Wie werden diese Leute hier in einen Behördenvorgang von uns
behandelt und von uns kontrolliert? Aber dort war diese Direktive auch gut
aufgehoben. Wir Zollkontrolleure denken praktisch und haben einfach unser
Wissen angewandt, was wir sonst bei der DDR Flüchtlinge anwenden, die in den
Westen wollten. Hier aber nur seitenverkehrt.
Rostocker Männer Geschichten 38
Bis 1959 hatten wir an der DDR-Grenze 63 076 Asylanten, die in der DDR
Einwandern wollten aus der Bundesrepublik, davon waren 41 585 Rückkehrer,
ehemalige DDR Bürger. Also es gab dauern was zu tun mit den Flüchtlingen.
Unsere Grenzkontrollstellen waren wie eine Drehtür.
Wir vier Rostocker Männer
aus dem Rostocker Volkstheater
wollten im Sommer 1967
in den Urlaub fahren nach Budapest.
Hier die berühmte DDR
Umstände dazu.
Die Schweigepflicht der Rostocker Ärzte
„Man muss immer das Unmögliche
erstreben, um das Mögliche zu
erreichen“ Herrmann Hesse
Schweigepflicht gehört zur ersten Grundausstattung eines jeden praktizierenden
Arztes in Deutschland. Von allen Patienten anvertrauten Geheimnisse,
Krankheiten, Gesprächen , auch wenn sie nicht unmittelbar mit einer Krankheit
zu tun haben, gehört zur Schweigepflicht eines Arztes, wo und wann auch
immer an welchen Ort. Nur der Patient selber kann diesen Arzt von seiner
Schweigepflicht persönlich oder schriftlich, soweit er in der Lage ist, davon
befreien. Dies ist die Hauptgrundlage einer Vertrauensbildung zwischen Arzt
und nicht immer eines kranken Patienten. Wendet sich ein Kranker oder auch
ein Gesunder vertrauensvoll an einen ausgewiesen Arzt, so muss der Kranke
immer annehmen, das Gespräch bleibt unter sich und niemand erfährt davon
etwas. Dies gehört zu christliche Grundlage auch heute in der modernen
Gesellschaft im Zusammenleben aller unter den denkenden und handelte
Rostocker Männer Geschichten 39
Staatsbürgern .Es ist ein gesetzlicher fester Bestandteil in unser Rechtswesen.
Auch in einem sozialistischen Staat. Der Staat wacht mit Argusaugen darauf,
dass dieses auch eingehalten werde soll. Es ist in dem Strafgesetzbuch der DDR
genau festgehalten. Alles klar hier.
Halten sich auch alle Rostocker
Ärzte daran in den Zeiten
des Sozialismus?
Hier mal ein Beispiel aus dem Leben
von Rostocker Männer.
Ich spreche hier von Männern. Die Damen haben jetzt Kaffeekränzchenzeit.
So, nun wollen wir doch mal sehen, ob dies auch von unseren lieben und
aufrecht denkenden Rostocker Ärzte eingehalten wurde oder ob sie die
Gespräche zwischen Arzt und Patienten als eine Nachricht an fremde Leute oder
staatlichen Stellen, oder auch Geheimdienste weitergeleitet wurden. Na, denn
mal los. Augen und Ohren auf: Wir DDR-Bürger leben in einem sozialistischen,
demokratischen Staat. Oder war doch da noch etwas was? Fehlte hier die
Demokratie?
Zur all der guten und glücklichen DDR Zeiten, wo wir unser Leben noch
fröhlich und selbst gestalten durften, soll hier diese Episode handeln. Direkt aus
unser Rostock. Achten sie mal genau darauf, wie wir mit den anvertrauten
Geheimnissen von einem Patienten an den praktizierenden Rostocker Arzt selbst
umgehen. Klar, eine Männer- Episode, heute für jedermann lesbar, ein Intrige
live.
Wem diese Episode zu viel ist in sein logisches Denken, nah, der blättert einfach
weiter. Die Nächsten Episoden sind menschlich, politisch noch verwickelter in
unser sozialistisches Leben in Rostock. Wenn wir hier von der Stadt Rostock
reden, dann meine ich Rostock in den Jahren des Sozialismus, in den Jahren von
1945 – 1989. Wir leben hier in der Ostzone, in der SBZ, im Landesbezirk
Rostock, in der noch DDR.
Rostocker Männer Geschichten 40
Unsere Rostocker Männer Clique
wollen in den Theaterferien einen
flotten privaten Urlaub machen
in Budapest 1967
Alle, alle Männer aus unserer Clique in Rostock sind aus dem Urlaub
zurückgekommen, 1966. Der Sommerurlaub wurde, wie immer ausgewertet von
allen Freunden bei Kaffee und Kuchen. Zum Schluss kamen wir überein, die
nächsten Theaterferien, der nächste Sommerurlaub fliegen wir mit wehenden
Fahnen nach Budapest, der größte Sündenpfuhl aller Ostblock Staaten.
Erfahrungen haben wir von Budapest Reisenden genug gesammelt im Urlaub.
Rostock-Markgrafenheide, der DDR bekanntester FKK-Stand, ist eine sehr gute
Infoquelle für nackte Männer, die noch was erleben wollten. Die ganze Republik
mit all ihren Männer zeigt sich hier nackt. Aber Hauptsache ist und bleibt der
Austausch von allgemeinen interessante und politischer Informationen, wie sieht
es in der Republik aus, und wie sieht da die Männerwelt für uns aus. Also,
dieser FKK-Strand ist eine große Kontaktbörse mit einem flotten
Gedankenaustausch von Mann zu Mann und mehr und Meer. Hier werden
große nicht überschaubare menschliche Netzwerke gesammelt, verbunden, neue
hergestellt mit allen Männern der Republik, und die auch dafür ein Faibel hatten.
Lieschen Müller ist da nicht gefragt. Der nackte Mann von Welt weiß mehr.
Wenn das die Stasi gewusst hätte, was außer Nacktbaden noch für Info-
Geschäfte dort stattfinden und so abläuft, wären sie alle, alle am Strand
gewesen. Somit waren wir gut informiert, republikweit, wenn wir es auch
wollten. Wir waren im sozialistisches DDR- Denken immer voraus. Budapest
heißt jetzt die Frage. Alles Praktische wird ab jetzt gesammelt und im Ganzem
ausgewertet, was können wir da von brauchen.
Wer sind W I R? Für Budapest haben sich entschlossen: Klaus, Requisiteur am
Rostocker Volkstheater, Die Glöcknerin, Beleuchter am Theater, verpaartnert,
Walter, Herrenfriseur in Warnemünde an der Alten-Strombrücke, und ich,
Requisiteur am Rostocker Volkstheater. Somit konnten wir vom Theater schon
ein Jahr im Voraus planen. Wir wussten ein Jahr im Voraus, wann die nächste
Theaterferien sind. Wir Mitarbeiter vom Volkstheater und Berufskollegen von
den Bühnenproduktionen hatten ja 35 Urlaubtage mit den Samstage und
Sonntage. Der berühmte Sozialneid bei allen Rostocker Schwestern von
nebenan. Nur Walter musste noch mit seiner Chefin sprechen, ob er zu diesem
bestimmten Zeitpunkt auch Urlaub bekommt. Alles klar. Vier schöne, stramme
Rostocker Männer Geschichten 41
junge Männer von der Ostseeküste, voller Lebenslust , voll von Testosteron
und viel Mut zur Sexfreuden wollten wir Budapest unsicher machen, mit
unseren unwiderstehlichen norddeutschen Charme. Männer von der Ostseeküste
waren für ihre Männlichkeit immer schon gefragte Liebhaber oder so. Denn,
wir waren immer die lang gesuchten und begehrten „Seemänner“ von den
Rostocker Touristen mit unseren Slang in den Sommermonaten in und um
Rostock. Bitte jetzt keine Neiddemonstrationen. Wir kennen das Spielchen
schon.
Männer, ihr müsst für eure Männlichkeit auch mal was tun und nicht nur das
Glas heben, dauern am Bart zupfen und an den Fingernägeln knappern. Wir
wissen, was wir uns wert sind. Es klappte immer, wenn wir es wollten, oder
auch nicht. Und wir Vier waren ein gut eingespieltes Team. Am Theater ist das
eine Arbeitsvoraussetzung. Walter ziehen wir einfach mit.
Unsere Urlaubsvorbereitungen
von Rostock aus.
Ich hatte als alter Zöllner, als Oberzollkontrolleur, die meisten Erfahrungen im
Reiseverkehr, und übernahm die Organisation in Fragen Flugticket, Quartier und
wichtig, die privaten Einladungen für einen privaten Touristenbesuch in
Budapest. Diese Einladungen sind Grundlagen für ein Visum, für eine private
Reise um nach Ungarn zu kommen. Aber wie? Das Pferd muss hier mal wieder
von hinten aufgezäumt werden. Von nix kommt nix.
Bei unseren vielen Besuchen in Berlin, in Ostberlin natürlich, hier für die
Provinzler, in unsere Freizeit, sind wir sehr viel Shopping gegangen. Nicht
immer wurde alles gekauft. Wir wollten auch nur wissen, was out und was in
ist. Unser Quartier war immer im Hotel Minerva in der Clara-Zetkin-Straße an
der Friedrichstraße. Ein Haus der Fröhlichen Leute, ein Haus der Fröhlichen
Männer. Am Tage und in der Nacht, und in der Nacht, und in den Ost- Berliner
heißen Sommer-Nächten. Heute heißt sie wieder die Dorotheen-Straße
(Dussmann). Also mitten im Zentrum der Stadt, denn hier spielt die Musik, hier
geht die Post ab. Als Zöllner vom Fährbahnhof Warnemünde hatte ich hier
dienstlich gewohnt. Ich musste die neuen Stasi-Passeinheiten auf den
Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße, 1962 das lesen der Reisepässe erst
beibringen, als Personenermittler in der Zollverwaltung der DDR. Die Stasi-
Passeinheit war dermaßen schlecht ausgebildet, das wir aus Saßnitz und
Warnemünde erste Hilfe leisten mussten. Also ich kannte das Berliner Milieu
sehr gut und fand mich hier sehr gut zurecht. Und mit den Berlinern verstanden
wir uns nackt und angezogen immer sehr gut. Wir Norddeutsche von der Küste,
wir Fischköppe und die Berliner verstanden uns sehr gut schon aus alten Zeiten.
Rostocker Männer Geschichten 42
Zurück zur Reiseorganisation Budapest. In der Berliner Karl-Liebknecht-Straße
in Richtung Spandauer Straße war ein polnisches Kulturzentrum, wo es alles
gab was man nicht brauchte. Aber hinten in der Ecke war ein Zeitungsständer
mit nicht lesbaren Zeitungen und Magazine. Ein sehr wildes Magazin suchte ich
raus und fand darin Anzeigen auch auf Deutsch. Ich hatte es gekauft, in Rostock
genau untersucht, und fand eine Lösung. Das polnische Magazin, ein Modern
Art, wurde in Prag und Budapest gelesen. Ich fertigte eine Anzeige an mit dem
Inhalt, „Ostseeküste bietet gutes Quartier, suche ein gutes Quartier in Budapest
Sommer 1967“. Jetzt wurde gewartet, und gewartet, die Polen sind ja auch nicht
immer die Schnellsten. Nun, erst mal ran an die Flugticket. An einem
arbeitsfreien Tag in der Woche bin ich nach Berlin mit der Bahn gefahren,
Anfang Dezember 1966!
In der Friedrichstraße, genau gegenüber den Bahnhof Friedrichstraße,
Tränenpalast, in den Flachbauten auf dem Grundstück des ehemaligen
Bierpalastes „Franziskaner“, war ein Reisebüro, eine Hauptfiliale von der DDR-
Reisebürozentrale aus der Charlottenstraße. Hier konnte man 80% sicher sein,
für den Sommer 1967 vier Flüge hin und zurück nach Budapest zubekommen.
Nur, wenn ich diese schon Anfang Dezember 1966 vorbestelle. Rostock ist
weit weg von der Hauptbuchungszentale, darum der weite Weg nach Berlin,
wenn es ein Erfolg sein soll. Wichtig ist es, nicht so sehr professional hier
auftreten als Dauerflugreisender, sondern den naiven Provinzler vom Lande
auskehren. Die Frauen dort sind außergewöhnlich resolut, sind ausgemachte
Feministen und kesse Väter. Sie sehen sich den Kunden genau an. Die haben
ihre guten und schlechten Erfahrungen gesammelt durch den Grenzübergang
Bahnhof Friedrichstraße, genau gegenüber. Westdeutsche Bürger wollen hier
Flüge buchen in das sozialistische Ausland, da sie hier billiger sind als in
Westberlin.
So, nun lange Formulare ausfüllen, alle Namen genau angeben in zweifacher
Ausführung mit Arbeitsstelle, Berufe und Personalausweisnummern. Jetzt
abwarten, Mitte-Ende Januar sollte ich einen Zwischenbescheid bekommen. Ob
ja oder nein, oder Terminverschiebung. So, nun an die Quartiere ran. Im
Vorfeld und durch die Nutzung meines Personennetzwerkes, wusste ich, dass
man in Budapest an mehrere Städtische Reisebüros eine Unterkunft im Voraus
für den Sommer1967 bestellen muss, um sich dann , nur das gute und stadtnahe
Quartier auszusuchen zu können. Das Reisebüro am Westbahnhof und das am
Roosevelt- Platz sind sehr günstig dafür. Diese Reisebüros sind nicht vernetzt
untereinander und man fällt nicht auf, bei der Reservierung von einer
Unterkunft von 4 DDR Männer. Nun, alle vier Männer bestellten per Post im
Januar unsere Quartiere, um dann später nach dem Stadtplan von Budapest die
Rostocker Männer Geschichten 43
richtigen Urlaubszimmer zu finden. Ein Zwischenbescheid kam an, im April
bekommen wir die richtigen Zusagen. Also warten. Inzwischen kam nun doch
noch nach 3 Monate Wartezeit, die ersten Briefe auf meine Anzeige an, die nun
auch in dieses polnische Magazin auf Deutsch veröffentlich wurde. Nah ja, da
hatten aber diese Absender aus Budapest große Wünsche für ihren Urlaub an der
Ostseeküste. Die wussten ja nicht welche Verhältnisse hier im Sommer
herrschten. Durch den Bau der Berliner Mauer konnten die DDR „Werktätigen“
nur noch zum größten Teil Urlaub machen in der DDR, wenn sie ein
Urlaubsplatz vom Reisebüro oder aus privater Hand ergattert hatte. Ja und die
waren auch noch teuer. So waren alle Urlaubfreudigen an der Ostseeküste
gelandet, zu hunderttausende. Aber mich interessierten nicht die Budapester
ihre Urlaubswünsche, mich interessierten nur die Briefumschläge mit den
Briefmarken. Aber unbedingt mit der Budapester Wohnadresse. Jetzt suchte ich
unterschiedliches Schreibpapier, schrieb mit unterschiedlichem
Kugelschreiber eine Einladung nach unseren Orts- und Terminwünsche. Alles
musste aussehen als hätten wir diese Urlaubseinladung von unseren „Freunde“
bekommen. Mit diesen fingierten Einladungen, und wichtig, die echten
Briefumschläge direkt aus Budapest, sind wir einzeln zum VPKA
(Volkspolizeikreisamt) in der Polizeikaserne in der Ulmenstraße gegangen. Hier
stellten wir unseren privaten Touristen-Visa-Antrag nach Ungarn, Budapest. All
dieser Aufwand und diese Zeitspanne mussten sein, da wir einen
unkontrollierten Sommerurlaub machen wollten ohne die teuren DDR
Reisebüropreise für Budapest. Alles war für diese Vergnügungsreise
angekurbelt, Quartier, Flug, und den Visaantrag. Jetzt heißt es sich sommerliche,
chice, sexi Sommerleidung zuzulegen. Wir wollen doch auch noch auffallen
und viel, viel Spaß haben. Und Sex als Überraschungsbonbon. Ein großer
Paukenschlag aus einer nicht zu erwartenden Ecke überraschte uns allen in
unseren Urlaubssinnen und Urlaubsvorbereitungen.
Ein politisches militärisches Gewitter
aus Rostock will unsern Urlaub
in Budapest stören.
Wir steuern dagegen, mit Erfolg.
Wir vier Männer waren alle schon bei der Volksarmee gewesen. Wir sind alles
richtige Norddeutsche Kerle mit einer richtigen vollmilitärischen
Armeausbildung und keine von diesen Wackelpuddingheinis. Ich war noch
dazu Unteroffizier in der Waffenmeisterei, und bin dadurch auch noch als
Rostocker Männer Geschichten 44
Scharfschütze in Faustfeuerwaffen, Pistolen P 38 und PPK Walter mit Diplom
ausgebildet worden. Aber einen nicht zu erwarteten Marschbefehl zum
Reservisteneinzug überraschte uns.
Unser Walter, war von Beruf Friseur, somit in einer Nachrichtenkompanie bei
der Flugabwehr-Küste in Sanitz. Da er zum Funkwesen gehört, musste er ab
und zu mal zum Reservistenlehrgang, um sein Wissen und Fertigkeiten auf den
neusten Stand zu bringen. Walter ist sonst gerne auf diese Reservistenlehrgänge
gefahren. Da lernt man auch reichlich informativen flotte Matrosen kennen,
auch mal nackt oder angezogen in einer geselligen Flaschenrunde oder so, oder
so. Und ausgerechnet in der Zeit, wo wir alle nach Budapest fliegen wollten,
kommt dieser Einberufungsbefehl. Was nun? Ab jetzt müssen wir nur noch rein
politisch sozialistisch Denken und Handeln. Alles klar hier! Nah denn mal
vorwärts.
Guter Rat muss her. Jetzt mussten wir wieder was anstellen, um unseren Willen
dem Staat der DDR gegenüber durchzusetzen. Ein Männer Parteitag wurde
abgehalten bei Kaffee und Kuchen und einen kleinen Schnäpperchen von
Küstennebel. Neue Ideen mussten her, um diesen Reservistenlehrgang zu
umsegeln. Ich hatte eine Idee, musste aber Walter überzeugen, ob er genügend
Tatkraft und Mumm dazu hatte für außergewöhnliche Schritte. Walter muss, auf
Deutsch gesagt, geistig den nackten Arsch zeigen so oder so. Ein Unikat muss
her. Walter war durch sein Berufsleben ein ausgekochtes Luder und macht jede
Schandtat mit. Meine Idee war, dem Chef des Wehrkreiskommandos eine Brief
zu schreiben, das dieser gleich umfällt. Das Wort Homosexualität muss jetzt her,
das Schreckgespenst in unser sozialistischen Gesellschaft, in der Volkarmee,
ein ungelöstes Problem jeder Führungskader, jeder Parteileitung in der DDR.
Ran an das Werk. Es muss alles neu geschmiedet werden für unser Ziel Sommer
1967 in Budapest. Ruhe jetzt.
Um in diesen Brief auch alle Argumente zu untermauern und auch glaubhaft
zu machen, müsse diese auch von einer anderen Seite überprüfbar sein. Das
heißt, der Chef des Wehrkreiskommando muss den Inhalt des zu schreibendes
Briefes auch amtlich überprüfen können. Walters Hauptziel war, raus aus der
Armee, kostet es, was es wolle, um spätere Reservistenlehrgänge aus dem
Wege zu gehen. Wer ist schon glaubhafter als ein Arzt, der will, der muss seine
Patientengeheimnisse an so einer hohen amtlichen Stelle immer preisgeben,
immer zu zuflüstern. Er muss auf jede Anfrage auch sofort die genaue richtige
Antwort geben, ohne Rückfragen beim Patienten. Ein Bruch der ärztlichen
Schweigepflicht muss her. Dazu brauchen wir einen Arzt, der für
geheimnisvolle, unbekannte Krankheiten zuständig ist. Und hier haben wir
schon diesen Verräter von Arzt, der jederzeit seine Patienten ans Messer liefert.
Rostocker Männer Geschichten 45
Dr.med. Schwager, Arzt für Haut und Liebe in der Poliklinik in Rostock-Mitte
in der Paulstraße 48-55, 1. Etage. Der Dr. Schwager hat einen großen Kreis an
Mitarbeiter und Mitwisser, die auch sehr plauderhaft sind in diesen heiklen
Liebes-Lust-Krankheitsfragen.
1962 lernte ich durch Zufall einen Oberleutnant Manfred Appel kennen (aus
meiner Zollzeit) und er wohnte in Rostock bei der Hundertmännerbrücke. Er
war in Schwerin, in einer Sanitätskompanie bei der Volksarmee Grenze. Durch
irgendwelche sexuellen Annäherungen an einen Soldaten ist seine Liebe zu den
uniformtragenden Männern rausgekommen. Ergebnis, Rauswurf aus der
Volksarmee. Er gab mich an, dass wir bekannt sind. Darauf musste ich zum
VPKA Ulmenstraße zur Vernehmung, ob das mit der Männerliebe und so bei
Manfred Appel auch stimmt. Ausgerechnet war der Polizist ein Leutnant
Gräfnitz, der in meiner Kindheit im Hansaviertel, in der Lüneburgerstraße 5
wohnt und hier auch groß geworden wurde. Das ist von unserem Wohnhaus,
Kielerstraße gleich um die Ecke. Seine Mutter wohnte noch da, und mein älterer
Bruder Horst war sein Klassenmitschüler.
Als alter Personenermittler beim Zoll, wo ich selbst Vernehmungsführer war,
konnte mir dieser VP-Leutnant nicht das Wasser reichen. Bei der ersten Frage
wusste ich schon bescheid, warum es hier geht. Ich hatte ihm den Text für das
Protokoll vorgesprochen. Vom Sex haben wir nie gesprochen, nur von unsern
Dienst an der DDR-Grenze. Problem gelöst, und ich hatte den Sani-Oberleutnant
nicht belastet. Man nannte es damals in der DDR einfach „Schwesternhilfe“
Wir trafen uns mal in der Stadt, in der HO Gaststätte „National“ in der
Langestraße, ein Treffpunkt für kontaktfreudige Rostocker Männer im aktiven
Sexleben und da stellte es sich heraus, das er nun die erste Oberschwester ist
beim Dr. Schwager, zuständig ist für Haut und Liebe, für die Stadt Rostock,
Paulstraße 48-55, Poliklinik. Also diesen Mann, dieser Doktor, dieser Facharzt
suchte ich ja gerade, für unsere Zwecke. Er bedankte sich für meine Aussage bei
der VP, und das ich ihm nicht belastete von irgendeinen Männerkram. Meine
Adresse hatten sie bei der Durchsuchung in der Kaserne gefunden. Schwamm
drüber, jetzt bin ich dran zu fragen. Wie läuft es so ab in der Sprechstunde
beim Dr. Schwager in der Praxis. Wir sind hier immer noch in den 60ziger
Jahren, in der größten Stadt von Mecklenburg. Ich wollte den genauen Ablauf
wissen und die Handlungsweise des Arztes. Wir brauchten diesen Ablauf
zwischen Arzt und Patienten genau zur Lösung für Walter seine Probleme bei
der Armee.
Rostocker Männer Geschichten 46
Ein Arzt für Haut und Liebe
aus Rostock muss
Walter sein Probleme mit der
NVA lösen.
Der Herr Oberschwester Manfred Appel erklärt erst mal die Struktur der Haut
und Liebe Praxis. Alles in der 1. Etage. Vor dem Warteraum links ist ein
mittelgroßer Raum, der eine Verbindungtür hat zum Doktor. In diesen Raum mit
Tische, Regale Schreibmaschinen und Karteikästen residiert die Oberfürsorgerin
mit ihren 4 Fürsorgerinnen als Schweigekartell nach außen hin. Aber sonst die
hässlichsten Drachen von Rostock, mit Symbolhaftigkeit eines Mannes. Sie
wollen auch alles, aber auch alles wissen. Wo, wie, wann, mit wem, und warum
man außerhalb seines eigenen Bettes noch Sex haben kann. Das Schlimmste
aber mit wem? Mit Mann oder Frau oder Gruppe? Und das 1967! Nach dem
man sein Gebet bei den Führsorgerinnen hinterlassen hat, muss man im offenen
Warteraum warten, bis nun der Oberschwester Manfred Appel sehr laut dann
ruft, „Die bestellten Patienten von 7.00 bis 7,30 reinkommen“ ins Labor. Jeder
andere der wartenden Patienten weiß nun, oh Gott die haben was mit ihren
Puller oder so. Wie unanständig doch solche Männer sein können. Pfui.
Hier haben wir die Erste medizinische Hilfe in Person des Dr. Schwager, der
nun unseren Walter von der Volksarmee befreien soll, muss. Also, Walter früh
morgens hin zu Paulstraße, zum Dr. Schwager ,der Arzt für Haut und Liebe.
Hier zuerst zu der Oberfürsorgerin, die zufällig auch die Ehefrau des Leiters
dieser Poliklinik war. Eine glaubhafter, im staatlichen Dienst stehender
Mitarbeiter im Medizinischen Dienst und Gesundheitswesen der Stadt Rostock.
Walter klagt nun diese amtliche Frau, dass er auf Männer steht, ins besondere
auf Männer in Uniform, die von der Marine und von den Mot-Schützen, so ab
Maate und Unteroffiziere. Vor drei Tagen hat er mit einen Maat aus der Hohen
Düne, Warnemünde, auf den Rostocker Wall einen Analverkehr gehabt. Heute
Früh musste er feststellen, dass er einen schmierigen Ausfluss im Penis hat.
Habe ich einen Tripper? Kann mir Dr. Schwager helfen?
Die Frau Oberfürsorgerin war angenehm überrascht über die Offenheit seiner
Veranlagung. Die meisten Patienten haben hier große Probleme überhaupt offen
über ihre Schwulitäten zu sprechen. Die Madam macht nun das wichtigste an
dieser Sache, sie schreibt alles ausführlich auf, was nun Walter ihr hier alles
erzählt hat, und legt gleich eine namentliche Partientenkartei an. So, nun ist
Rostocker Männer Geschichten 47
unser Walter ein offizieller schwuler DDR Bürger aus Rostock der auf länger
dienenden Armeeangehörige der Volkarmee steht. Ein Uniformfetischist. Das
muss helfen für die kommenden Dinge die da kommen sollten. Der
medizinische Ablauf ist jetzt eine reine Routinesache. Walter muss nun zu
meinen Freund Oberschwester Manfred Appel in das Labor. Drei Tage musste
er früh zum Abstich, hin in der Paulstraße. Am dritten Tag musste er zum Dr.
Schwager. Dieser erklärte ihm, er hätte keinen Tripper und hätte keine
Geschlechtskrankheit. Hurra, Hurra, die erste Hürde der Befreiung von der
Armee ist erfüllt.
Hilfe eines Facharztes aus
Rostock- Gehlsdorf,
aus der Universität- Nervenklinik
Jetzt ran an die zweite medizinische Hilfe: Die Universität Nervenklinik
Rostock - Gehlsdorf. Ich hatte mich mal so in der Rostocker Männerwelt etwas
herum gehorcht. Besonders bei Männern die im Medizinischen Dienst stehen.
Medizinstudenten sind recht plauderhafte Gesellen. Auch mal nachts im Bett.
Ergebnis: In der Nervenklinik Gehlsdorf ist ein Mann als Facharzt tätig der den
Norddeutschen Rostocker Männer recht zugetan ist. Walter und ich fahren mit
der Fähre vom „Am Kaputzenhof“ über die Warnow nach Gehlsdorf. In der
Nervenklinik suchen wir diesen besagten Facharzt, und fanden ihn auch. Walter
meldete sich in der Poliklinik bei diesem Arzt an, zu einem festen Termin.
Walter Gaede nun hin zu diesem Arzttermin. Der von uns gewünschte Facharzt
hatte keine Sprechstunde aus irgendwelchen Gründen, dafür ein ältere Ärztin als
Ersatz. Nah, hoffentlich wird da etwas raus kommen?
Wichtig ist hierbei, dass die Ärztin hier alles vermerkt in eine Patientenkartei,
was Walter ihr über sein „Leiden“ erzählt. Walter dreht auf, von Offiziere der
Volksmarine und Armee und das er bei ihren Anblick starke sexuellen Drang
hat. Na endlich schreibt sie alles auf, was Walter ihr alles vortüderte. So, nun ist
alle wichtigen Vorarbeit geleistet, für unser spektakuläres Vorhaben gegen die
Volksarmee in Rostock, von unser Rostocker Männerclique „Schwestern zur
Sonne zur Freiheit“. Jetzt ran an diesen Brief, der für den Leiter des
Wehrkreiskommando Rostock, Luxenburg Straße bestimmt war.
Im Vorfeld muss noch gesagt werden, das die Frau vom Leiter des
Wehrkreiskommandos Rostock, von Beruf eine Damenfriseuse ist und in den
gleichen Frisiersalon der PGH arbeitet, wie Walter. In Warnemünde am Alten
Rostocker Männer Geschichten 48
Strom, gleich an der Brücke, die über den Alten Strom und zum Bahnhof führt.
Es ist ein Zufall für Walter, aber auch sehr günstig für das Vorhaben. Seine
Kollegin war eine recht offene und flotte Plaudertasche. Nun, wie ebenso
Damenfriseusen im Allgemeinen sind. Nach dem Walter seine sexuellen Spuren
bei den zwei Fachärzten hinterlassen hatte, werden Walter und ich uns hinsetzen
und diesen ominösen Brief schreiben an das Wehrkreiskommando Rostock,
Luxenburg Straße. Stille jetzt.
Walter erklärt in einer offenen deutschen Sprache, ohne Verklausulierung, dass
er hier in Rostock seine offene Homosexualität aktiv auslebt, mit der speziellen
Neigung zu Uniformträger der DDR. Ich stehe auf Uniform von Offizieren. Dies
aber schon ab 18 Jahren, auch beim meinem abgedienten Grundwehrdienst in
der Nationalen Volksarmee. Ich hatte mehrmalig schon eine
Geschlechtskrankheit gehabt. Letztmalig von einen Maat der Volkmarine auf
den Rostocker Wall. Ich bin ständig in ärztlicher Behandlung bei Facharzt für
Geschlechtskrankheiten, Dr. Schwager in der Poliklinik, Paulstraße, in Rostock.
Ich bin in psychiatrischer ärztlicher Behandlung in der Nervenklinik, Rostock
Gehlsdorf. Ich bedaure es sehr, ihnen von meiner homosexuellen Neigung heute
und hier in Kenntnis zu setzen. Ich habe nicht die Absicht den Ruf der DDR
Volkarmee zu schädigen. Ich bitte freundlichst um Rückantwort zu meinen
Reservistenlehrgang in Sanitz, Flugabwehr Nord.
Und nun ab die Post an das Wehrkreiskommando Rostock. Das Donnerwetter
auf diesen frechen Brief muss abgewartet werden. Nach drei Tagen meldet sich
schon seine Kollegin aus dem Damensalon, die Frau vom Leiter des
Wehrkreiskommandos. Ihr Mann wäre außer sich, so einen frechen Brief von
Walter Gaede zu bekommen. Mit diesem Hinweis gingen wir Männer in die
Rostocker Männergesellschaft und machten Propaganda gegen den
Reservistendienst in der Volksarmee. Keine 14 Tage später wurde Walter zur
Nachmusterung einberufen. Jetzt heißt es den Joker in die Waagschale zu
schmeißen. Walter wohnte nur ein paar Häuser weiter vom Rostocker
Volkstheater, in den Patriotischen Weg 38, bei einer Frau als Untermieter,
1. Etage, direkt über den Bäckerladen.
Nun sind wir vom Theater am Zuge. Walter sein Äußeres muss glaubhaft sein
für eine Tunte oder so in dieser Richtung. Der erste Eindruck muss genügen bei
den Offizieren der Musterung Kommission. Ich besorgte mir ein altes
Charmeuse Damen Unterhemd von unseren schwulen Theaterankleider. Dieses
Hemd wurde auf Turnhemdlänge für Männer unten abgeschnitten und wurde in
Ostereierfarbe hellrosa gefärbt und anschließend in einen Tee Sud gelegt. So
hatte das Unterhemd einen Effekt eines alten vergilbten Damenunterhemdes,
was nie ein richtiger Kerl tragen würde. Dazu eine uralte zerknitterte
Rostocker Männer Geschichten 49
schmutzige Turnhose, wo ich noch an der Seite breite rosa Streifen aufnähte.
Tuntiger ging es nicht, wenn es glaubhaft aussehen soll. Am Vorabend der
Musterung wurde Walter sein Gesicht mit einer damals recht bekannten
selbstbräunenden Gesichtscreme „ oh so braun“ bearbeitet, so dass sein Gesicht
recht fleckig aussah. So nun kann es losgehen, nun sollten alle Vorarbeiten für
uns auch Früchte tragen.
Schon im Vorraum der Musterung fiel Walter Gaede bei den Kerlen auf, als sie
sich bis auf die Turnhose und Sporthemd ausziehen mussten. Walter rein in die
Muster Kommission. 12 Offiziere sitzen an einen lange Tisch und redeten und
schimpften, und reden auf ihn ein, warum er jetzt, und von wegen jetzt kommt
er mit seinem Homosexuell Gemache in der DDR-Volksmarine heraus, wenn er
zur Reserve eingezogen werden sollte. Er sollte sofort raus gehen. Nach fünf
Minuten wieder rein, noch mal eine Standpauke von diesen hohen Offizieren,
dann reichte ein Offizier von der Musterkommission Walter eine vorgefertigte
Bescheinigung, das er hiermit für immer und ewig und in allen Zeiten aus der
Volksarmee entlassen worden ist. Und dann raus, raus, raus.
Rostocker Fachärzte arbeiten mit
dem MfS zusammen
Es klingen die Geigen, alle Glocken der Rostock Kirchen läuten und läuten:
Das Ziel ist mit einfachen Mitteln erreicht. Gloria, Gloria. Walter braucht nie
wieder zu Armee, nie wieder zur Fahne. Wer kann sich so was schon leisten in
einen DDR Sozialismus? Diese Sache hatte nur einen recht bitteren
Beigeschmack in unsere DDR sozialistischen Gesellschaft. Unsere Ärzte im
medizinischen Staatsdienst der DDR sind Zuträger all der privaten Geheimnisse,
die wir Patienten sie anvertraut hatten. Das DDR Gesetz verpflichtet alle Ärzte
und alle im Mitarbeiter die im Medizinischen Dienst zu höchsten
Schweigepflicht. Die echten Wirklichkeiten in der DDR sehen sie oben. Walter
Gaede hat diesen Hebel des Verrates der DDR Ärzte genutzt, um für sich diesen
alleinigen Vorteil in unserer sozialistischen Gesellschaft auszuschöpfen, zu
erzwingen, für sich, für sich alleine, rein privat. Wir Männer und Kumpels
waren hier nur seine Helfers Helfer mit einen starke Willenskraftdurchsetzung
nach sozialistische Modern Art. Man muss nur den Willen haben um seine
Rechte in dieser DDR Gesellschaft mit aller Kraft und allem Mitteln
durchzusetzen. Traue keinen DDR Ärzte mehr. Auch sie haben Pflichten
unseren Staat und der SED, MfS gegenüber. Ich komme auf dieses Thema
nochmal speziell zurück. Ich sage hier nur die Hormonspritzen gegen die
Homosexualität der Rostocker Männer und das medizinische Handeln der
Rostocker Männer Geschichten 50
Universität Nervenklink in Rostock Gehlsdorf. Hier hatten auch die Fachärzte
für Haut-und Geschlechtskrankheiten Dr. Schwager aus der Poliklinik
Paulstraße, Rostock, und der schwule Facharzt aus der Universitätshautklinik in
der Augusten Straße, Dr. Karl-Heinz Rätz, Stationsoberarzt, ihre Hände mit im
Spiel. Dieser Dr. Rätz kannte ich schon nackend in den Zeit aus Berlin. Sie
waren die Probantensammler unter den schwulen Rostocker Männern für diese
Hormonspritzen Experimenten in Rostock Gehlsdorf. 1 9 6 7 .
Budapest Hurra – Hurra 1967
Ja und was ist aus unsere Urlaubsreise nach Budapest geworden? Wir hatten ein
Stadtzentrum nahes Quartier rausgesucht beim ungarischen Reisebüro. Wir
hatten einen wunderschönen Urlaub, Sonne, Sonne und viel Vergnügen im Bad
auf der Margareten Insel, hier auf der FKK-Terrasse. Unser Rostocker Freund
und Restaurantleiter aus dem Rostocker Interhotel „Warnow“, Manfred
Hünnemörder, war auch zur gleichen Zeit in Budapest. Manfred, mein Freund
und Shootingstar für so manch aufregende Fotoaufnahmen am FKK Strand
Rostock Markgrafenheide. Diese Nacktfotos vom FKK-Strand vermarkte ich
heute noch für bare Euros an Mann und Männer. Wir verstanden uns sehr gut in
der Rostocker Strandszene. April 1984 wurde er der Chef für die gesamte
Gastronomie im neuerbauten Friedrichstadtpalast, Berlin-Mitte Friedrichstraße
7. Hier in Budapest lernte ich meinen heutigen alten Freund Wolfgang Thiel
kennen. Ein Lehrer aus Woldersdorf bei Berlin. Als ich in Berlin wieder war,
1970 war er ein sehr guter Türöffner für mich u.a. in der Berliner Polit-
Gesellschaft. Und in seiner Wohnung in der Rhinower Straße haben wir
unendliche viele Partys gefeiert. Später, in den 70er Jahren wurde er von der
Stasi erpresst und sollte für die Stasi arbeiten an der Berliner Humboldt-Uni als
„Wissenschaftlicher Mitarbeiter“. In den 90er Jahren, am FFK-Strand
Maspalomas, Gran Canaria zum 11.11. 11 Uhr zu Karnevalzeit hatten wir Zeit
über alles zu plaudern. Dadurch kenne ich auch einige seiner Stasi-Leute von
der Humboldt-Uni. Berlin, die hier auch Urlaub machten. Sie lesen hier noch
davon.
Rund herum war Budapest eine herrliche Urlaubsreise wert. In Budapest wurden
auch die ersten Verbindungen geknüpft zu Werner Fischer aus Potsdam, der
später vom „ Neue Forum“ 1989, am Zentralen Runder Tisch Berlin war und
beinahe der DDR Stasiauflöser in dem Innenministerium um den Minister
Diestel werden sollte. Später recht ausführlich mehr. Dunklere Schatten kamen
schon langsam auf, über den DDR Touristen. in Budapest. Der Prager Frühling
zeigt langsam sein Gesicht.
Rostocker Männer Geschichten 51
Der Sado-Maso Volkspolizist
auf den Rostocker Wall.
Nacht um halb Zwölf in Aktion
Und hier noch so einen sehr kurioser Vorfall in der Rostock Männer Lustszene,
um Mitternacht: Schwule und die Staatsmacht. Lesen sie diese Episode sehr
genau durch, vielleicht ist ihnen auch so was auf den Rostocker Wall passiert
oder erlebt es in der finsteren dunkler Nacht bei hellen Mondschein um halb
Zwölf.
Anfang der 70er Jahre, ich wohnte schon in Berlin, und war in Rostock im
Sommer im Urlaub. Die Ostseewoche war angesagt. Alle Männer trafen sich am
Tage am Strand von Markgrafenheide und abends auf den Rostocker Wall zum
Cruising und Informationsaustausch, mit etwas Liebe und etwas Klatsch und
Tratsch. Klar auch etwas Testoteronaustausch war auch dabei.
An einem schönen Sommerspätabend traf ich alte Bekannte aus Berlin. Peter
B0000000, Jungstraße 000, 10247 Berlin-Friedrichshain, Tel. 2900000, von der
Hochschule für Film und Fernsehen, Potsdam-Babelsberg, und Hans-Joachim
E0000 Fanningerstraße 000, 1130 Berlin-Lichtenberg, Tel. 550000, Beruf
Kellner. Beide kommen aus Ribnitz-Damgarten, und machen dort auch Urlaub.
Der Mond schien hell, so dass man die Umgebung von ca. 50 Meter erkennen
konnte. Wie aus dem Blitz stand ein Hauptwachmeister der Volkspolizei neben
uns, fing mit uns an zu pöbeln und zu schreien, wo doch eigentlich kein Grund
vorlag. Er wollte unsere Ausweise sehen, und wir sollten uns auf eine Bank
setzen. Mit einer Taschenlampe leuchtet er uns ab. Mir kam das alles recht
komisch vor, es geht nachts kein Polizist alleine auf Streifendienst. Schon gar
nicht auf den Wall, mit allen den menschlichen schwulen Problemen. Ich wurde
zuerst nachhause geschickt, und bin auch nachhause mit dem Bus gefahren.
Die Sache wäre schon lange, lange vergessen, wenn nicht Ende der 80er Jahre
ich mit einen Berliner Freund zur Schwulen-Disco in Rostock- Großklein, in die
„Kombüse“ war. Hier traf mein Freund J0000 einen Rostocker Freund von etwa
20 Jahren, und der heulte herum, er wäre von seinen Vater aus der elterlichen
Wohnung rausgeschmissen worden, weil er schwul sei. Wir sehen uns alle an?
Mein Freund J00000 klärt uns auf. Der 20 Jahre alter Freund heißt Gerd S0000,
geb. 19.00.0000, aus Lütten Klein wohnt zurzeit bei seinen Freund Sven. Sein
Vater war zur DDR Zeiten, Hauptwachmeister S0000 bei der Volkspolizei in
Rostock und hatte immer im Dienst im Sommer, vor 20 Jahren, auf den
Rostocker Männer Geschichten 52
Rostocker Wall die schwulen Männer verprügelt. So kam es mal, dass es oft zu
einer großen Schlägerei zwischen den schwulen Männern und dem
Polizeihauptwachmeister S0000 kam. Meistens waren es keine Rostocker
schwule Männer, sondern es waren schwule Männer aus anderen Städten, die
hier ihren Urlaub verbrachten. Nach einer Zeit haben sich die schwulen Männer
es nicht mehr gefallen lassen und haben den Hauptwachmeister S0000
angezeigt. Es kam zu einem großen Publikum wirksamen Prozess und der Herr
S0000 wurde in Unehren aus der Volkpolizei rausgeschmissen, zur guten alten
DDR Zeiten. Ja und nun kam der Bumerang in seiner eigenen Familie zurück.
Nach 20 Jahre musste er selbst feststellen, dass sein 20 Jahre alter Sohn auch
schwul ist .Die Rache der Natur machte auch hier keinen Halt, das er jetzt auch
einen schwulen Sohn in der Familie hat. Wofür er doch vor 20 Jahren aus der
Volkspolizei rausgeworfen wurde, wegen seiner neurotischen Triebe: Sich in
den lauen Sommernächten auf den Rostocker Mittelwall mit echte schwule
Männer herumschlagen. Er hatte wohl auch einen Webfehler der Natur gehabt.
Man nennt so was heute einfach Sado-Maso-Sex Orietierung, in Uniform. Hier,
bei einen DDR Volkspolizisten mit Ehefrau und Sohn. Die Natur schlägt zurück.
Es geht los, die Berliner Mauer ist
in Sicht, August 1961.
Ich war noch im Dienst der
DDR Zollverwaltung,
Warnemünde-Fährenbahnhof
tätig
Als erstes hatte ich Anfang des Sommers 1961 eine Familiensache in
Bewegung gebracht. Ein Familienmitglied aus der Ostzone, jetzt in dem
„Goldenen Westen“ ein Bundesbürger und Beamte im Staatsdienst der
Bundesrepublik, in der Montan Union , in der Nähe von Bonn , wünschte es
sich, dass meine Mutter noch mal in den Westen kommen möchte, denn wer
weiß, wann sie diese noch konnte in den kommenden wilden sozialistischen
DDR Jahren. Der Wille meiner Mutter war noch da, die langen Strapazen von
8- 9 Stunden Bahnfahrt im Interzonenzug auf sich noch zu nehmen, weil sie
diesen Weg schon öfters gefahren ist. Meine Mutter kommt aus einer alten
preußischen Beamtenfamilie Altona-Hamburg und kennt sich sehr gut im
deutschen Militärwesen aus, hier auch mit den Handfeuerwaffen(Pistolen).
Rostocker Männer Geschichten 53
Mein Vater war ständiger Waffenträger. Sie ist aber auch gleichzeitig eine sehr
gute Nachrichtenübermittlerin in den geheimen Familiensachen Ost-West-Ost.
Ein großer Teil unser Familienmitglieder hatten es gut verstanden, sich
rechtzeitig vor den DDR-Sozialismus in Sicherheit zu bringen und sind gute
Bundesbürger und Beamte geworden in der Bundesrepublik. Nur keiner der
DDR Sicherheitsorgane wusste etwas davon, von diesen internen
Familienbindungen. In meiner Kaderakte bei der DDR Zollverwaltung hatte ich
es beflissen unterlassen, ob ich Familienmitglieder in den Nato-Länder hätte,
wenn ja, welche und wo wohnen sie, und habe ich noch Kontakt mit meine
Verwandten? Nur dass mein Bruder recht früh in der neuen Bundesrepublik
geflüchtet ist, ist Stasi bekannt gewesen, und das er ein Beamter der Montan
Union wurde nach seiner Flucht aus der DDR war aktenkundig belegt bei der
BdVP Rostock. Dass ich der Strippenzieher hier in der Ostzone, als Mitarbeiter
der DDR Zollverwaltung war, in unserer Familie in Ost und West
Verbindungen, erahnte niemanden und wusste keiner in den DDR Behörden. Ich
wurde doch als Passspezialist europaweit von der DDR Zollverwaltung von
1958 -1960 auf den Grenzübergang Drewitz-Dreilinder voll ausgebildet. An
meine Westverbindungen durch meinen Dienst als Gruppeführer kam keiner
ran. Man muss sein Wissen in der DDR auch persönlich anwenden, wenn es in
der Familie gebraucht wird. Ich hatte mir ein persönliches DDR Zoll Archiv
angelegt in all den Zeiten von 1958 -1963 für später nach meiner Zollzeiten.
Man muss in der DDR Zollverwaltung immer mitdenken für später ohne im
Zolldienst zu sein. Sie werden noch hier, später auf diese Schiene einiges lesen
müssen aus meinem Zollarchiv aus den Jahren 1958 – 1963. Alles klar hier?
Nebenbei hier gesagt: Der Dienstellenleiter vom Rostock-Überseehafen im
Zollwesen und MfS-Mitarbeiter, Zolloberkommissar Awe, war mein Intimus am
Tage und in der Nacht und in der Nacht, und in der Nacht. Für mich als
Fernaufklärer im DDR Zoll-und Passwesen eine gute Plaudertasche in allen
VVS, GVS und mehr, und mehr in den dunkelten Nächten im Rostocker
Überseehafen, wenn ich an Wochenenden in meiner Schicht O. v. D. Dienst
hatte. Später lüfte ich hier unser Geheinisse frisch und frei. Aber nur für unsere
Rostocker. So nun wissen sie hier auch wie die Politlage ist, wenn man in das
Ost-West Geschäft eintreten will, Sommer 1961, in Rostock. Ruhe jetzt. Stille.
Rostocker Männer Geschichten 54
Wie organisiert ein
DDR Passspezialist aus der
DDR Zollverwaltung Warnemünde
einen Reisepass mit Visum
für ein Familienmitglied
in den „Goldenen-Westen“
Lesen sie hier, wie es bei einer Amtshandlung in Rostock bei der VP-Passwesen
so vorgeht, Sommer 1961, paar Tage vor der Berliner Mauer: Man muss nur
immer ein Sieger sein auf den Straßen des Sozialismus. Vorwärts und nicht
vergessen!
Nicht vergessen.
Das Erste war, die Volkpolizei lehnte diese Reise ohne Gründen ab. Der Grund
war einfach, zwei Familienmitglieder stehen im Dienst der Sicherheit des DDR
Staates. Sie stehen unter den Kuratelen des MfS und meine Mutter konnte
ohne ihrer Genehmigung nicht in den „ bösen“ Westen fahren. Dies war
vorauszusehen und auch so geplant. Man muss ein Nein haben von der
Volkspolizei, die diesen Reiseausweis für eine Privatreise in den Westen
genehmigen mussten im Aufrage des MfS Rostock. In ihre Akten steht, das 2
Familienmitglieder Uniformträger der DDR sind und kämpfen mit der Waffe für
den Frieden, für Partei, für Volk und Vaterland und so und so weiter und so
fort. Also hier gilt schon das SED Sippengesetz aus der NS-Zeit. Alles war von
mir hier eingeplant, sonst geht es in diesen Behördenvorgang nicht weiter. Also,
musste ich mich nun bewegen, um einen Erfolg zu haben ohne den Einfluss des
MfS Rostock. Grundsätzlich gilt das Recht in der DDR:
Das MfS ist für den Schutz der SED zuständig, aber nie für eine Kontrolle der
SED. Das ist die einfachste Formel zu Lösung seiner persönlichen Bedürfnisse
in der DDR. Mit diesen einfachen Satz habe ich alle meine Reisen in die Nato
Länder für mich bei der SED organisiert. Ich hatte das MfS in Rostock und
Berlin einfach übersprungen, um zu meinem Recht zu kommen, Reisen in die
Bundesrepublik. Wie ich das gemacht hatte all die Jahre, als ich in Berlin lebte
mit dem Sozialismus war reine Organisationsarbeit mit den verantwortlichen
Leitern, die auch für das Passwesen in der DDR zuständig waren. Später hier
Rostocker Männer Geschichten 55
ausführlicher. Sie müssen hier auch alles kennenlernen, wie es bei uns in der
DDR und insbesondere in Ostberlin so in der Innenpolitik tickte. Meckern hilft
da nicht, handeln ist hier gefragt. Durchhalten.
In der Woche machte ich mich schnieke und zog meine Uniform mit allem
Lametta an und machte mir auf dem Wege zur obersten Rostocker
Polizeibehörde des Passwesens der Volkspolizei Rostock(Wir Rostocker
Passkontrolleure wurden seit 1961 vom MfS Bezirksleitung Rostock geleitet
und angewiesen). Die residierte auf den Neuen Markt in Rostock, gleich rechts
neben das Neue Rathaus, und war in einer alten Handelsbank untergebracht.
Das Haus ist stehen geblieben nach dem schweren Bombenangriffe 1942,1943
auf Rostock. Innen sah es genauso aus wie in einer Bank mit ihren
Gitterschaltern aus den Jahren 1890. Ich nun rein in diese Wolfhöhle und
verlangte sofort, sofort den Leiter des Passwesen zu sprechen. Die
Volkspolizeiangestellte wusste, dass die Zollbehörden an der Grenze für die
Passkontrolle zuständig sind in der DDR. Sie glaubten ich komme dienstlich nun
als Zöllner für Passfragen in dieser Frage zum Chef des Passwesens. Schwupp
die Wupp war ich schon in sein Zimmer. Mit einem Abteilungsleiter der
Volkpolizei muss man immer hochpolitisch reden, möglichst nach der DDR
Tagespolitik, und schon hat es geklappt, meinen Willen hier durchzusetzen.
Meine Zolluniform sollte zeigen, dass ich auf die Seite der DDR stehe und noch
in einem Kontroll-und Sicherheitsorgan der DDR tätig bin, was von dem MfS
angeleitet wird. Ich sagte gleich, ich komme privat zu ihm, um ein internes
Problem sofort mit ihm zu lösen. Ein Familienmitglied war Hals über Kopf in
den bösen Westen geflüchtet, nach dem er einen Krach mit meiner Mutter hatte.
Die Zeiten haben sich geändert und er möchte sehr gerne wieder in der DDR
zurückkehren und in der DDR arbeiten. Er hat inzwischen seinen Ingenieur
gemacht. Nur seine Mutter muss ihm persönlich überzeugen in seinem jetzigem
Westzonen Asyl, um den Mutter-Sohn Streit zu schlichten. Wir brauchen hier
dringen junge Kader in unsere Industrie, um unseren Sozialismus in der DDR
aufzubauen. Außerdem fehlen uns laufend Facharbeiter, die den Lockruf des
Westens folgen und aus der DDR flüchten. Darum bin ich heute persönlich zu
ihnen gekommen, damit meine Mutter neue ausgebildete Kader für uns
zurückholt in die DDR. Ich habe schon eine Arbeitsstelle im Rostocker
Dieselmotoren Werk organisiert. Dazu benötigt meine Mutter eben diese
Reisepapiere hier und heute. Bums, das hat hingehauen, wenn zwei DDR-
Uniformierte politisch die Sachlage klären. Ich sollte sofort in den Kassenraum
gehen an den Schalter „H“ und dort bekomme ich die Reisepapiere für meine
Mutter ausgehändigt. Sie waren ja auf Antrag schon fertiggestellt. Wir
wünschten uns gegenseitig einen Guten Tag. Na, das ist doch was. In 10
Minuten wurde hier eine sozialistische DDR Problem nach einer einfachen,
sozialistischen Art und Weise geklärt. Man muss nur die richtigen Worte zur
Rostocker Männer Geschichten 56
richtigen Zeit und die richtigen Personen dazu finden, auch wenn private
Probleme gelöst werden sollten.
Klar, hatte meine Mutter mit meinem Zutuen, als DDR Zollkontrolleur,
fröhliche sonnige drei Wochen in den Goldenen Westen verbracht mit einer
großen Anzahl von unseren Familienverwandten. Und alles noch vor dem
Mauerbau im August 1961. Man muss in der DDR nur lernen, auch mit den
Wölfen zu heulen, wenn man auch private Erfolge haben will und möchte. Die
Lottofrage ist jetzt hier: Ist unser Familienmitglied tatsächlich in den Osten
zurückgekehrt, wo zwei Familienmitglieder in MfS gelenkten
Sicherheitsorganen der DDR tätig sind? Wir werden es hier noch zu lesen
bekommen. Abwarten! Der große Klassenkampf zwischen Ost und West beginnt
jetzt verstärkt an den DDR-Grenzen.
Gleich als ich meinen Dienst am Fährenbahnhof Warnemünde aufgenommen
hatte, Anfang Januar 1961 habe ich mich als FDJ Sekretär von der
Kontrollstelle Warnemünde wählen lassen. Der Vorhergehende ist auf die
Zollverwaltungsschule gegangen.
Jetzt hier geht es um echte schwule Rostocker Tunten, die auf die Straßen des
Sieges für den Sozialismus marschieren wollen und für das MfS siegen müssen.
Die Damen hier lesen jetzt inzwischen die „Frau im Spiegel“, das weiß man was
man hat.
Rostocker Männer Geschichten 57
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Rostocker Männer Geschichten 60
Ein Rostocker Student wir hier
ein MfS-Spion in Potsdam
unter all den Alliierten
Militärkommissionen.
Was ist eine Grenzforum Gruppe? Die Grenzforum Gruppe, Grenze West, ist
am Grenzkontrollübergang Drewitz- Dreilinden, Autobahn 1959 von der
Bezirksbehörde des AZKW (Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehr)
Potsdam-Babelsberg gegründet worden, nach dem Chruschtschow sein
Ultimatum über die „Freie Stadt für ganz Berlin“ abgegeben hat. In dieser
Gruppe sind 90% Zollkontrolleure und Gruppenführer aus dem operativen
Dienst, die mit den Zolloffizieren der Bezirksverwaltung Potsdam sowie
Mitarbeiter des MfS Potsdam eine Zuarbeit leisten für die kommenden
Veränderungen im „Reiseverkehr an der Westberliner-DDR Grenzen“
(Mauerbau). Diese Gruppen wurden an der Grenze West (Zollrat Bentin)
gebildet, um an die Logistik zum Bau der Berliner Mauer mit vorzubereiten und
mitzuhelfen, zuarbeiten, um diesen neuen kommenden Reiseverkehr sofort
nach den neusten erforderlichen DDR Sicherheitskreterin zu übernehmen und
sicherheitsmäßig auszuführen. Das Wort „ DDR Sicherheit an der Staatsgrenze“
ist hier ein neues geflügeltes Hauptwort geworden.
Dies hat mir der Zollrat und Parteisekretär der Bezirksverwaltung Riebeling
nach seinem Wissen aus meiner Kaderakte erklären wollen. Ich erklärte
Riebeling, es ist von der Bezirksleitung des AZKW Rostock sehr fehlerhaft
gewesen, uns Zöllner im operativen Dienst und mit ständiger
Klassenfeindberührung bei einer Feindbeschuldigungen im Regen stehen zu
lassen, und uns Zöllner nicht genügend Rechtschutz zu geben. Ich hätte von der
Partei SED mehr verlang, uns Zollkontrolleure vor dem Klassenfeind zu
schützen. Auch wenn ich kein Mitglied der SED bin. Deswegen musste ich
mich erst durch einen Rechtsanwalt und mit einem Rechtsstreit vor das
Rostocker Kreisgericht meinen Schutz vom Staate erstreiten. Dies mit recht, als
aktiver Zöllner der DDR. Wir sind Zollkontrolleur vom operativen Dienst und
sind die Fahnenträger der DDR an den DDR Grenzen. Dies möchten die
Zolloffiziere in der Bezirksverwaltung von Rostock nicht vergessen. Dieser
Vorgang, und dieser Rechtsstreit ohne Schutz von Seiten der Zollleitung
Rostock, hat unter den Zöllner mächtig Wind aufgewirbelt, und wird bei
kommenden Streitigkeiten von den Zollkontrolleure und der Zollleitung
Rostock, Beispiel geben sein. Wir Zollgruppenführer sorgen dafür dass dieser
Rostocker Männer Geschichten 61
Rechtsstreit genügend unter den Zöllner bekannt wird. Ab jetzt heißt es Zahn
um Zahn, Auge um Auge. Wir Zöllner lassen uns nichts mehr gefallen, wenn
der Zöllner schutzlos da steht und glaubt er wäre im Recht. Klärt es nicht die
Zollleitung auf, dann klärt es das Kreisgericht in den Straf- und
Arbeitsrechtsfragen auf. Alles klar. Einfache Worte.
Die Leitung für Kader und Ausbildung in der Bezirkszollverwaltung Rostock-
Warnemünde kannte wohl meine Kaderakte aus den Zeiten meiner Ausbildung
auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden, aber sie hatten nie einen
Einblick gehabt in mein politisches Wissen aus der Westberliner Gesellschaft
und mein großes West-Ost-Personennetzwerk ,was ich mich zum Zwecke
meiner Arbeit als Gruppenführer im operativen Dienst in dem
Sicherheitsbereich Einfahrt auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden
mit der westlichen und östlichen Reisewelt aufgebaut hatte in meiner Funktion
als Reisepassspezialist europaweit und als Kenner der Reiseszene West-West. In
diese, frühzeitig erarbeitete und erkämpftes Wissen für meinen Zöllner Beruf
habe ich nie jemanden aus der Zollverwaltung Einblicken lassen.
Hier mal ein Beispiel, wie wir Zollkontrolle auf dem Grenzkontrollübergang
Drewitz-Dreilinden stillschweigen die DDR-Politik mit machten ohne großes
Aufsehen. Es gehörte zu unseren Pflichten als Gruppenführer und Fernaufklärer,
als Scout, hier im operativen Dienst grenzüberschreitende Informationen zu
sammeln, zu bündeln und in der Not mit der DDR-Politik zu unseren Gunsten
einzugreifen im Sinne der DDR, hier auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-
Dreilinden. Vom Feinde lernen, heißt siegen lernen. Spionage live. Hier mal ein
Beispiel, was mit einer Zollabfertigung und Passkontrolle überhaupt nichts zu
tun hatte, aber mit der DDR-Politik.
Der Feind an die DDR-West Berliner
Grenze kommt aus den Osten,
aus der DDR.
Ist der Feind erkannt,
wird sofort geschossen, sofort.
Alles klar hier.
Rostocker Männer Geschichten 62
Die 60er Jahre waren für mich als Zöllner sehr turbulent gewesen und nicht nur
für mich alleine. Der II. Zug hatte Nachtschicht mit einen mäßigen
Grenzreiseverkehr. Wir Gruppenführer, Personenermittler und Zollfernaufklärer
aus dem II. Zug wurden in der Nacht Freitag, 18. Juli 1958 zu Sonnabend,
19. Juli 1958 zum Zugführer beordert, zu einer dringender politischen
Informationsbesprechung. So was ist nichts Neues bei uns Zöllner. Auf unseren
Grenzkontrollübergang wird nur in einen operativen Dienst mit einem DDR-
Politischen Hintergrund zu Gunsten der Staatsmacht DDR, Dienst durchgeführt.
Die Durchsetzung der DDR Staatsmacht und ihre DDR Politik gehört zu den
Hauptaufgaben in unseren Zolldienst hier auf den Grenzkontrollübergang
Drewitz-Dreilinden Autobahn.
Und so war es auch in dieser Nacht. Kurz und bündig erklärte unser Zugführer
Gniffke die neuste politische Lage an der Britischen Militärverbindungmission
in Potsdam, Geschwister-Scholl-Straße 51, in der Nähe des Kaiserbahnhofs,
früher war es der Bahnhof Potsdam-Wildpark. Eine von der DDR-Politik
Potsdam bestellte Meute von jungen Männern (Polit-Studenten, Karl-Marx
Studiensemester) randalierten vor der Villa der britischen
Militärverbindungsmission mit dem Wohlwollen des Sowjetischen
Kommandanten aus Potsdam und beschädigte diese Villa äußerlich erheblich.
Hauptgrund war, die britische Militärverbindungsmission sollte hier ausziehen
und in der Seestraße an den Heiligen See ihr neues Quartier beziehen, wo schon
andere Militärverbindungsmissionen ihr Quartier hatten. Hier konnten all diese
Militärverbindungsmissionen besser von der DDR MfS und des NKDW der
Sowjets (Geheimdienst der Sowjets) besser überbewacht werden in den
Krisenzeiten im Kaltem Krieg, der sich hier an der DDR-Westberliner Grenze
schon heiß gelaufen hatte. Es waren die ersten Vorboten, die Vorbereitungen der
Sowjets für die kommenden neuen politischen Zeiten in und um Berlin
(Westberlin). Die DDR und Sowjets Politik wählte hier eine politische Randale,
um ihren Willen bei den Briten als Besatzungsmacht in Deutschland, hier in
Potsdam, durchzusetzen. Wir Zollkontrolleure hatten nun die Aufgabe
bekommen, ob sich dieser Konflikt hier bei uns auf dem Grenzkontrollübergang
von Westberlin aus im Grenzreiseverkehr eine Auswirkung in der Sache
Alliiertes Recht auf den Zufahrtstraßen (Autobahnen) Berlin-West hatte und ob
sich schon die Späher, Tester, Scouts sehen lassen, unbemerkt uns gegenüber
zur Kontrolldurchfahrt durch die DDR (Dreilinden-Helmstedt) . Hier wurde
wieder mal für solche Fälle in der DDR-Politik, die in unserer Nähe des
Grenzkontrollübergang vorprogrammiert waren, ein vorgegebener
Grenzsicherheitsplan in alle Stillen aktiviert.
Es kann mal passieren, das der vorgegebener Sicherheitsplan für unseren
Grenzübergang einmal oder zweimal im Monat aktiviert werden muss aus
Rostocker Männer Geschichten 63
irgendwelche Vorfälle in unser Nähe oder auch wenn der politische Wind aus
Westberlin stärker weht. Oder es war mal wieder eine Fahnenflucht eines
Sowjetischen Soldaten mit seiner Maschinenpistolen aus den russischen
Kasernen. Meistens kam es in der Pass-und Personenkontrolle deshalb vor. Wir
mussten Reisende, die aus Westberlin kamen und von bestimmten
Organisationen los geschickt worden sind, um hier an der DDR-Transitstrecke
zu spionieren, dingfest machen. Diese Reisende erkannte man schnell und diese
wurden dann meistens für ca. 2 -3 Tage eliminiert und wanderten in der
Bezirksverwaltung Potsdam. Eine Passfälschung zu Ungunsten der DDR
wurde hier als Grund der Festnahme im Voraus von der DDR Zollverwaltung
und der Bezirksbehörde Potsdam festgelegt, bis sich der Konflikt in Potsdam
gelöst oder beruhigt hat. Passwesen gehört zum Ministerium des Innern. Hier
war in Potsdam die Bezirksbehörde der Deutschen Volkpolizei, BdVP,
zuständig. Diese Methode zur Festnahme von Personen aus Westberlin und
Westdeutschland hatte sich sehr gut eingefahren und bewährt sich im
Grenzreiseverkehr, so dass die DDR Zollverwaltung diese Methode der
Personenfestnahme oft bei jeder Gelegenheit nutzte, um Westreisende für
einfache Nichtigkeiten in den Personen-und Passkontrollen damit zu bestraften.
Hier wird von der DDR Seite her, aus politischen Machtverhältnissen das
Alliierte Reiserecht auf der Autobahn für die Westberliner und Westdeutsche
zur Durchfahrt durch die DDR aggressiv verstoßen. Haben sie dies auch alles
verstanden, die Zoll-Piraten der Autobahn setzen die DDR-Politik auf dem
Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden mit aller Gewalt durch. Mit der
Schusswaffe in der Hand. Das war hier ein Opening für die Dinge die da
kommen sollen.
Nun das Happy End dieser Episode:
Ich war schon lange im Zolldienst in Rostock, auf den Fährenbahnhof
Warnemünde als Gruppenführer und Passkontrolleur im Fährreisebetrieb tätig.
(Ostsee-Express, Transit). Da bekomme ich noch eine Nachrichten aus meinem
Personennetzwerk zugespielt aus erster Hand zum Thema
Militärverbindungsmissionen Potsdam, Seestraße am Heiligen See. Ich hatte als
alter Rostocker, als altes Rostocker Urgestein mir hier in meinen Zolldienst und
privat ein größeres Personennetzwerk aufgebaut für meinen persönlichen Nutzen
für spätere Zeiten, für meine Zollzeit danach. Hier war auch ein Medizinstudent
dabei, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums stand. Es war Georg
Rathmann, Jahrgang 1937, wohnte in Rostock-Gehsdorf, in der Nähe der
Nervenklinik Gehlsheim, eine Universität Lehrklinik. Warum wohnte Rathmann
nicht wie alle Rostocker Studenten im Studentenwohnheim in der
Thierfelderstraße? Rathmann hatte eine sehr persönliche männliche
Eigenschaft, er war zu feminin als Mann, zu viel feminin in seinem
Lebensumfeld in Rostock, und deutete dies besonders noch in aller
Rostocker Männer Geschichten 64
Öffentlichkeit an, ohne Hemmungen in den verklemmten 60er Jahre hier in
Rostock.
Georg Rathmann war ein Mecklenburger und war unter der junge Leuteszene
stadtbekannt und wurde im Allgemeinen als „Georgetta“ genannt. Unter seinen
richtigen Name kannte ihn kaum einer. Er schminkte sich auffällig, und hatte
auch oft weibliche Accessoire mit seiner männlichen Kleidung vermengoliert.
Mich persönlich störte sowas nicht. Als Zollkontrolleur und Passspezialist bin
ich unter den Reisenden im West-West-Reiseverkehr an der DDR-Grenze an so
manches gewöhnt und es ist hier nicht mehr Neues für mich. Der Mensch und
sein geistiges Wissen sind mir wichtiger. Aber wie es so ist im Leben in der
DDR, es bleibt den MfS Leute nicht unbemerkt und man hatte ihm auf seiner
sexuellen Orientierung erpresst für den DDR-Geheimdienst zu arbeiten. In den
80er Jahre ein ganz normaler Vorgang des MfS unter den Studenten.
Potsdam, MfS-Villa Seestraße 28
Am Heiligen See. Tel. 24433
Rathmann hatte zu seiner sexuellen Orientierung nun auch eine Aufgabe in der
DDR-Gesellschaft etwas „wertvolles“ einzubringen. Er fühlte sich anerkannt
von der DDR Politik, und wurde nun auch mächtig gefördert im Studium und in
sein soziales Leben .Es ging vorwärts mit ihm in der Karriere nach dem Studium
in Rostock. Er machte noch seinen Doktor und hat Rostock verlassen auf
Wunsch des MfS Rostock und bekam in Potsdam eine Betriebsarztstelle in der
Handelsorganisation Konsum Potsdam zugewiesen. Diese Betriebsarztpraxis
war eigentlich seine Nebenarbeit. Sein Hauptarbeit lag in der Spionage und
Gegenspionage für die MfS Abteilung Spionageabwehr unter der Leitung der
MfS Bezirksbehörde Potsdam. Hier ins besondere unter den
Militärverbindungsmissionen in der Seestraße am Heiligen See in Potsdam. Die
Briten waren nach dem Eklat Juli 1958 aus ihrer alten Villa am Bahnhof
Wildpark(Kaiserbahnhof) ausgezogen, danach in der Villa Seestraße 35-37
eingezogen. In der Villa Seestraße 41 am Heiligen See residierte die
Französischer Militärverbindungsmission, und unser Dr. Georg Rathmann aus
Rostock bekam von der MfS Bezirksbehörde die Villa Seestraße 28 am Heiligen
See zugewiesen und wohnte hier alleine Parterre die ganze Etage für sich und
seine Arbeit für das MfS. Tel. 24433.
Also, unsere Georgetta aus der Studentengesellschaft Rostock, ist in der DDR
Polit- Gesellschaft richtig hochgefallen. Die Franzosen und die Briten werden
sich noch wunder, was sie für ein Stasi Kuckucksei in ihrer Nachbarschaft
Rostocker Männer Geschichten 65
hatten. Um zum Schluss nun noch den besonderen I Punkt zu setzen, brauchte
Rathmann noch einen Pinsel (Partner) für seinen seelischen Ausgleich. Nun, das
MfS Potsdam war auch hier recht fleißig. Man fand den richtigen Partner, den
richtigen Kerl, und auch einen Mitarbeiter für das MfS in Berlin unauffällig.
Jochen Päper, Leninplatz 800, in der 700. Etage. Tel, 4360434. Hier wohnte
auch ein Berlin bekannter Facharzt für junge Männer, der immer Ende Mai zu
seinem Geburtstag, die größte Ost-Berliner Nacktparty hochleben lies in den
70er und 80er Jahren. Ostberliner Flüchtlinge, jetzt in Westberlin, schwärmen
heute noch(2019) davon in Westberlin beim Männer- Kaffeekränzchen über
diese frivolen DDR-Sex-Freiheiten. Nun, man war da doch in Ostberlin. Da war
so vieles erlaubt in privaten Räumen. Darüber muss ich hier noch Schweigen.
Noch!
Unser Jochen Päper war Verkaufsstellenleiter in einem Zierkerzenladen in
Berlin, in der Karl-Marx-Allee112, Tel. 4381318. Er meldete sich aus Ostberlin
ab und ist nach Potsdam in den Magnus-Zeller-Platz 2 eingezogen. Seine Arbeit
war in Potsdam als Geschäftsleiter für Schallplatten in der Brandenburger
Straße, sein Nachtbett war in Potsdam in der Villa Seestraße 28, Am Heiligen
See, bei Georg Rathmann. Haben wir hier noch Fragen zur DDR-Politik? Ein
Zollkontrolleur und Fernaufklärer ist oft in unüberschaubaren Konflikten der
DDR-Politik verwickelt ohne dass er da Schuld und Sühne hatte. Lassen sie sich
nie mit einem Zöllner ein, egal auf welcher Seite der DDR Grenze dieser
Zöllner auch steht.
Jetzt zurück zum Überseehafen Rostock 1960.
Wir sind hier immer noch bei: „Ein interner Einblick in ein Grenzzollamt der
DDR“, 1958 – 1963. In Rostock.
Neue dringende Aufgaben in der
DDR Zollverwaltung warten auf mich
in Rostock als Fernaufklärer
im Einsatz.
Nach diesem Fehlversuchen der SED, mich in den Strukturen des
Überseehafens in der Form des O.v.D. Dienst einzuarbeiten, bekam ich eine
neue Aufgabe in der Sicherheit der DDR Grenze zugewiesen, die mir nach
Rostocker Männer Geschichten 66
meiner Zöllner Ausbildung sehr nahe kommt. Aber vorher ein kleines
Opening ,damit man weiß, worüber es hier geht. Sie brauchen als Rostocker
hier nicht schweigen. Es sind hier alles Antiquitäten der DDR-Geschichte von
anno dunnemals.
Das Grenzzollamt Rostock Überseehafen und das Grenzzollamt Saßnitz
bekamen nicht das Problem „DDR-Flucht über die Ostsee“ in dem Griff. Weder
politisch, ideologisch marxistisch, noch wirtschaftlich, noch strafrechtlich
wurde dieses rechtstaatliche Grenzproblem von dem Zöllner an der
Ostseegrenze im operativen Dienst gelöst. Flucht über die Ostsee mit
gefälschten Reisepässe.
Die Leitung der Zollverwaltung beider Grenzzollämter, Rostock-Überseehafen
mit der Kontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde, und das Grenzzollamt
Saßnitz mit dem Fährenbahnhof waren vollkommen mit diesem DDR-
Fluchtphänomen überfordert. Noch waren sie in der Lage hier gemeinsam mit
einer koordinierten Gegenmaßnahmen etwas zustande zu bringen. Ob wohl der
Sinn des Mauerbaus schon im Herbst 1958, mit der Rede Chruschtschows zu
Lösung Berlin nach russischer Art, bekannt war und der Bau der Berliner Mauer
logistisch im vollem Gange waren. Seit Herbst 1958 war mir auf dem
Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden Potsdam persönlich bekannt in
meinen leitenden Grenzkontrollaufgaben, dass eine Veränderung im
Grenzreiseverkehr uns Zollkontrolleure bevorstand. Also, diese neue
Grenzgeschichte an der Ostseegrenze ist für uns kein neues Thema gewesen.
Hier herrschte mal wieder die alte Weisheit. Heiner gehe du vor rann, ich bin der
letzte Mann.
Die beiden DDR Eisenbahnfährhäfen an der Ostseeküste hatten immer noch
nicht das große Problem gelöst: DDR Flucht mit Westberliner, Westdeutsche
und jede Menge ausländische Reisepässe über die Ostsee nach Skandinavien,
dann in die Bundesrepublik in die Freiheit zu flüchten.
Die Oberste Parteispitze wird es zu Bund, da keine handfeste Lösung
vorhanden war. Das Fluchtloch muss gestopft werden. Es muss jetzt sofort
gestoppt werden. Als erstes müssen wir hier an der Grenze unsere Aufgaben in
vielen Fällen verändern und verbessern. Es muss den jetzigen modernen
Reisedurchläufe angepasst werden.
Die Information untereinander ist zu schwerfällig. Der Gegner ist uns immer in
der Passfälschung voraus. Wir hinken hinterher. Wir Passkontrolleure lesen in
der Westpresse, wie einfach es doch ist, über die Ostsee mit der
Eisenbahnfähre aus Warnemünde und aus Saßnitz aus der DDR zu flüchten mit
Rostocker Männer Geschichten 67
Hab und Gut, mit Gold und Silber. Da nützt uns das Sing Sang der Partei
monatelang nichts, es klappt, nein es klappt eben nicht, die Passfälschung
einzelner Reisende aus der Masse der Transitreisenden herauszufischen.
Eines der Hauptgründe liegt bei uns selbst, hier in der Sicherheit an den
Grenzen. Es sind auch versierte Passspezialisten aus der DDR Zollverwaltung in
den Westen geflüchtet mit all ihren Kenntnisse aus dem DDR Passwesen mit
all den DDR Grenzreisegeheimnisse und sind Helfers Helfer der Westberliner,
Westdeutschen Fluchthelfer geworden. Warum, muss hier nicht gefragt werden?
Aber auch der Westberliner Senat für Inneres, unter den Innensenator Heinrich
Albert, Jahrgang 1915, SPD, 1961 – 1963, Fehrbelliner –Platz 2 mischt sehr gut
mit, bei den Westberliner Fluchthelfergruppen. Hier fließt Geld und neue
Reisepässe in Maßen. Es wurden 60 neue Zolleleven vom Studium aus
Zinnowitz-Usedom im Februar 1958 auf dem Grenzkontrollamt Drewitz-
Autobahn eingewiesen. 6 Wochen später waren schon 30 voll ausgebildete
Zollkontrolleure des AZKW in den Westen geflüchtet. Warum, muss hier
gesagt werden? Damit uns der Transitreiseverkehr nicht zur Plage wird, müssen
wir neue Ideen in der Passkontrolle einarbeiten. Der Hauptfehler liegt aber an
der schlechten Ausbildung bei den neuen Passkontrolleuren vom MfS in den
neuen PKE. Ich habe immer gesagt, viel Marxismus in der Praxis hilft uns nicht
nach vorne.
Wir brauchen eine bessere und zeitgemäße Passausbildung in allen Facetten und
Formen nach den internationalen Maßstäben für alle Passspezialisten. Hier und
heute. Ich weiß wovon ich spreche. Ich selbst hatte mich als Leiter des
Einreisesicherheitsbereich und Personenermittler auf dem Grenzkontrollamt
Drewitz-Dreilinden, Autobahn von der Bezirkszollverwaltung Potsdam, von der
Bezirksbehörde der Volkspolizei Potsdam, von der Kriminalpolizei Potsdam,
von der Bezirksbehörde des MfS Potsdam und von der Rechtsakademie Potsdam
ausbilden lassen im Passwesen, gegen die Grenzkriminalität, in der
Personenidentität, im U.S. Amy Reiserecht der Westalliierten von Berlin in der
Zeit 1958 bis 1960. In der Theorie und in der Praxis, für meinen operativen
Dienst als Leiter des Einreisesicherheitsbereich im West-West-Ost
Reiseverkehr. Ich hatte als Gruppenführer im Grenzsicherheitsbereich Einreise
hier die besten guten Fernaufklärungserfahrungen mit den G.I. der U.S.-Amys
aus Westberlin-Zehlendorf gehabt, zum Nutzen der DDR Passwesen. Dieses
Wissen habe ich auf meine neue Grenzkontrollstelle Fährenbahnhof
Warnemünde 1960 mitgebracht, um hier auch alle Grenzkontrollaufgaben im
Grenzreiseverkehr in der DDR Zollverwaltung zu erfüllen. Kein führender
Zolloffizier wusste davon, nur die Rechtszenterale der DDR Zollverwaltung in
Berlin-Karlshorst, und mein Zugführer II. Zug Zollsekretär Gniffke. Wir beide
waren das stille Paar in der Fernaufklärung „Go West“. Im II. Zug
Rostocker Männer Geschichten 68
Die meisten Passkontrolleure kennen noch nicht mal das Dreigestirn eines
Passlesens, die Drei Heiligen im Passwesen. Kennt man das System, findet man
auch den Fehler zwischen den Reisepass, die Identität des Reisenden und das
gewünschte Reiseziel Go West. Dann sind die Passkontrolleure zu faul für ein
tiefgründiges Kontrollgespräch zu führen mit dem Reisendenden. Es gibt dafür
genaue Rechtsgrundlagen, wie etwa alle W-Fragen für eine Vernehmung. Gut
verdeckt den Reisenden ausfragen bei der Passkontrolle, wenn ungereimte
Passfragen vorliegen bei einer Ein-oder Ausreisekontrolle. Sind sie mal um
Mitternacht, wenn die Fähre kommt, geistig motiviert? Dass muss der
Passkontrolleur lernen. Wie aber Wo? Der Grundfehler liegt einfach und ins
besondere an die neu gebildete Stasi Passeinheiten, PKE, an der Berliner
Grenzkontrolle. Berlin Bahnhof Friedrichstraße Grenzübergang. Sie haben
politisch was in der Krone, sie kennen alle Karl Marx Bücher auswendig, aber
beim einfachen Reisepasslesen sind sie eine Lusche. Woher sollen sie es auch
gelernt haben. Die meisten der MfS Leute in der neuen Passeinheiten, in der
Uniformen der Grenzpolizei kommen aus ländliche Gegend , wo keine
industriellen Ausbildung für die jungen Leute vorhanden war. Also gehen wir in
die Staatsbehörde. Von der Schule zur Armee, von da gleich zur Stasi. Sie haben
grundsätzlich keine Menschenkenntnisse, noch konnten sie mit unseren
ideologischen Feinden umgehen. Sie hatten in der DDR keine Feindberührung
aus den Nato Ländern. Wenn ja, werden sie nie im MfS eingegliedert. Unser
Gegenpol Grenzkontrollamt ist der Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße.
Hier hat das MfS ihre erste Passeinheit in den Dienst gestellt im August
1961.Diese Gruppe macht ständig Passfehler und Kontrollfehler die
Langzeitwirkung hatten. Dieses wird voll von den Fluchthelfergruppen aller
Schattierungen und Weststaaten Gemenge, unsere jetzigen Edelfeinde in
Westberlin und Westdeutschland voll und ganz ausgenutzt. Die Passkontrolle in
der Friedrichstraße sieht äußerlich und organisatorisch sehr streng aus, aber im
Grunde eine echte Wischi- Waschi Kontrollgruppe, 1962.
Beide Grenzzollämter, Rostock Überseehafen mit dem Fährbahnhof
Warnemünde und das Grenzzollamt Saßnitz mit dem Fährenbahnhof Saßnitz
hatten sich vereint und haben uns am Grenzübergang Berlin Friedrichstraße
angemeldet zum großen Krachmachen. Frühjahr 1962. Von jedem Grenzzollamt
kamen je fünf kompetente Zöllner im Passwesen europaweit nach Berlin, die
aufschlaggeben waren in der Pass-, Personenkontrollen, sowie je ein
Personenermittler. Alle waren in leitende Zollkontrollfunktion im operativen
Dienst tätig und jeder brachte den Leitenden Dienststellen Chef mit. Die
Rostocker fuhren mit dem Auto in Zivil, die Saßnitzer kamen in Uniform.
Dadurch konnte man die Leute von ihrer Herkunft des Grenzzollamtes
unterscheiden. Ich hatte meinen Fotoapparat mitgenommen. Von diesem Treffen
Rostocker Männer Geschichten 69
habe ich noch heute Fotos. Die Fotos vom Bau des Tränenpalasts machte nach
der Grenzöffnung 1985 große Furore. Es gab in Ostberlin keine Fotos aus der
Bauphase des Tränenpalasts auf dem Info-Markt.
Am frühen Mittag trafen wir uns alle zusammen auf dem Bahnhof
Grenzübergang Friedrichstraße. Dieser war eine reine Baustelle, so dass man das
Kontrollsystem nicht erkennen konnte. Der Tränenpalast stand im Bau und war
eingerüstet nach alter, deutscher, ländlicher Art. Alle Zöllner besichtigen genau
diesen Grenzübergang nun von allen Ecken, um später den Transitreisenden zu
fragen, wie war überhaupt der Vorgang der Pass- und Zollkontrolle hier. Ein
Transitreisender, der nicht hier auf dem Grenzkontrollübergang war, konnte
diesen auch nicht beschreiben. Wir Passkontrolleure mussten genau unseren
Gegengrenzzollamt kennen im Transit, um bei der Befragung des Reisenden im
Vorteil zu sein.
Rostocker Männer Geschichten 70
Der Sumpf der Großstadt Berlin
Der Bahnhof Friedrichstraße
Alle Zöllner von der Ostseeküste kannten den Grenzübergang Bahnhof
Friedrichstraße noch aus den glorreichen Zeiten von Berlin, von ganz Berlin vor
dem 13. August 1961, vor den Bau der Berliner Mauer. Aus den Zeiten mit dem
Duft der großen Freiheit! Es war ein recht fröhlicher Grenzübergang mit Massen
von Berliner Touristen, Westgrenzgänger und Ostgrenzgänger, ein Ort der Ost-
Westgrenzkriminalität in Bestform für alle Berliner, DDR Bürgern, und
Flüchtlinge von beiden Seiten. Koks und Hasch konnte man in jeder Ecke
bekommen. West-Ostgeldgeschäfte konnte man Tag und Nacht vornehmen. Die
Gepäckaufbewahrung an der Treppe zur S-Bahn Richtung Westen war ein
Lager für alle Schieberwaren aus der Grenzkriminalität in dieser West- Ost
Welt. Der Zoll hatte hier am Ende eines jeden Monats die Aufgabe gehabt, alle
Gepäckstücke, die zeitlich hier überlagert waren, auszuräumen und zur
allgemeinen Verwertung zu überführen. So manches wichtiges Umzugsgut aus
dem Osten von DDR Flüchtlingen und Übersiedler war hier dabei. Darum
musste eben der DDR Zoll diese Aufgaben von der Reichsbahn übernehmen.
Rostocker Männer Geschichten 71
.
Fragen sie nicht, was man hier so alles von Flüchtlingsgut gefunden hatte.
Vielleicht war ihr Koffer oder Tasche auch dabei? Alle Gepäckstücke gingen
ausnahmslos in das DDR Zollasservatenlager in Ostberlin-Rummelsburg. Oft
wurden diese Fundlisten im Politunterricht auf den anderen Grenzzollämter
ausgewertet, damit die Zollkontrolleure im Vorfeld erkennen, was wird auf der
Flucht in den Westen von der DDR Bürger mitgenommen.
Und was eigentlich kaum ein Nichtberliner weiß, der Bahnhof Friedrichstraße
war schon aus dem 20er Berliner Jahren her der größte Treffpunkt- und
Cruisinggebiet Deutschland für alle Spielarten der Homosexuellen Szene. Die
Friedrichstraße selbst ein Babylon zum Austausch aller Sexarten nach Wunsch
und Bedürfnissen. Im Admiralspalast gab es ein Herrenbad mit
Schwimmbecken direkt über den Zuschauerraum. Tag und Nacht geöffnet. Hier
traf sich der mondäne schwule Welt international und verteilte sich dann zur
späten Stunde über den Bahnhof Friedrichstraße zum anonymen Sex. Diese
Szenenwelt hat alle Kriegsjahre überlebt (auch in der NS-Zeit) und spielt sich
bis vor dem Berliner Mauerbau, und jetzt 1962 immer noch im Stillen ab.
Nach dem Mauerbau, wo der Grenzkontrollübergang noch nicht fertig war, und
im Umbau war, mussten alle Offiziere , von der Grenze und vom Zoll, die zur
U-Bahn in den Dienst wollten, durch die „öffentliche große Herrentoilette
durchgehen“, wo die Männer in dreier Reihen standen und sich sexuell
amüsierten am hellen Tage ohne Scham und Reue. Nur durch einen kleinen
eisernen Türzugang links in dieser Herrentoilette, konnten diese
Sicherheitsleute ihren Dienstort auf dem Bahnhof durch die Mauer kommen.
Dieser unhygienische Zustand bestand noch 1968 hier. Diese Zöllner und
Grenzer stanken oft noch nach Kloake meilenweit im Dienst.
Der Bahnhof war ein riesengroßer Bienenkorb, wo man sich in der Ost- und
West Gesellschaften kennen lernte. Fernbahn, S-Bahn, U-Bahn war hier der
Halte - und Umsteigebahnhof für alle die Berlin liebten. Auch konnte man das
dauernde Gehetze von Reisenden von Bahnsteig zu Bahnsteig, von der S-Bahn
zur U-Bahn beobachten. Es war vor der Mauer das größte und beste Schlupfloch
für alle DDR Flüchtlinge und Kriminellen von beiden Seiten. Meine eigenen
Familienmitglieder sind hier in Massen in die westliche Freiheit von Ost nach
West geflüchtet, all die Jahre vor den Bau der Berliner Mauer. Über diesen
Bahnhof sind in der Zeit von Sommer 1945 bis August 1961 Milliarden von DM
Ost von Werte nach Westberlin geschmuggelt, und Millionen von DM West
von Konsumgüter in der Osten gebracht.
Rostocker Männer Geschichten 72
Es war der beste und größte Bahnhof der Berliner Grenzkriminalität unser
deutschen Nachkriegszeit und der heutigen Gegenwart. Für einen Fremden aus
der Provinz war dieser Bahnhof ein Irrgarten erster Klasse.
Und immer dazwischen die lieben Leute vom Ost-Zoll, die unauffällige
Aufdringlichen, die nicht zu ertragenden Lästigen, die von allen Berliner
Reisenden gehassten Ostberliner Zoll-Vopos. Man hörte auch mal die einfachen
Berliner Worte „Diese Kommunisten Schweine“. Nah und? Der Bahnhof
Friedrichstraße mit dem Grenzübergang war weltberühmt.
Alle S-Bahnzüge und U-Bahnzüge fuhren noch nach dem alten Fahrplan aus den
Zeiten der deutschen Reichs Hauptstadt, von Ost nach West, von West nach
Ost. Aus den Lautsprecher plärrte es dauern:
„Dies ist der letzte Bahnhof im demokratischen Sektor“.
Und wer die DDR unbedingt verlassen wollte, musste, oder auch sollte von
MfS wegen, vor den 13.August 1961, konnte es einfach, gefahrenlos, und billig
für 20 Pfennig Ost versuchen. So viel kostete eine S-Bahnfahrkarte, um in den
Goldenen Westen zu fahren, nach Berlin-West, in die Freiheit, in die
Demokratie, wohin mit einmal alle DDR Bürger nach den 13.August 1961
flüchten wollten, eben wer die Zeit v o r den 13.August 1961 verschlafen hatte.
Wer den Bahnhof Friedrichstraße nicht kannte, hat im Leben was verpasst. Der
Bahnhof Friedrichstraße war ein Politikum der deutschen Nachkriegszeit bis
November 1989. Die Berliner konnten aber damit sehr gut leben, bis 1961. Aber
dann, was da so noch kommen sollte?
Bahnhof Friedrichstraße –
Letzter Bahnhof
im Demokratischen Sektor
Ein Ort der Rostocker Spekulanten
Aus Warnemünde hatten die Fischer Tonnenweise Salzheringe mit der Bahn
nach Westberlin über den Bahnhof Friedrichstraße Grenzübergang gebracht,
geschmuggelt, hatten dort feste Abnehmer gehabt, und für das Westgeld hatten
sie sich dringend in Warnemünde gebrauchte Konsumgüter in Westberlin
gekauft und diese in Rostock und Warnemünde verkauft. Mit dem Ertrag dieser
Summe von Ostgeld hatten sie sich ihre Fischkutter ausgebaut nach der
Zerstörung von 1945. Mir persönlich sind die Namen dieser Warnemünder
Fischer bekannt. Ein guter Zöllner kann auch schweigen.
Rostocker Männer Geschichten 73
Mir ist da ein sehr delikater Fall von Ost-West-Ost Schieberei bekannt aus der
Rostocker High Society. Bitte jetzt hier keinen Konsum Neid:
Rostock, Sommer 1955. Eine Chefsekretärin bei einem stadtbekannten
Rechtsanwalt und Notar in Rostock, Wilma Elli Sch000, geb. Kr000, Rostock,
Borenweg, 1800 ( Bei den Polizeigärten ) fuhr in der Woche drei Mal von
Rostock mit der Reichsbahn nach Berlin über den Bahnhof Friedrichstraße
Grenzübergang nach Westberlin. Hier verkaufte sie bei einen ihr gut bekannter
Antiquitätenhändler in der Kleiststraße ihr am Körper gutversteckten
Ostantiquitäten zu gutes Westgeld. Kaufte am Gesundbrunnen, Badstraße, für
das Westgeld jede Menge Nylon Damenstrümpfe von der Firma „Opal“, je
Fahrt 50 Stück. Versteckte sie wieder an ihren Körper und dann zurück über
Schönhauser Allee, Ostbahnhof nach Rostock.
Hier wurde die Ware geteilt. 25 Paar Nylon Damenstümpfe ohne Naht
verkaufte sie selbst einzeln das Paar für 100 Ostmark an ihr bekannten Damen
der Rostocker Gesellschaft, die andern 25 Paar Strümpfe verkaufte sie
geschlossen an einem privaten Textilhändler in Rostock, Kröpeliner Straße für
das Paar 130 Ostmark. Und das drei Mal in der Woche bei gutem Wetter.
Damen Nylonstrümpfe ohne Naht war der letzte Modeschrei aus den USA.
Ja und ihr Ehemann, Er000, Emil Sch000, auch Rostock Borenweg 1800 in
einer Stadtvilla, ist werktätig 1955 als Fregattenkapitän bei der Volkspolizei
See in Rostock Warnemünde –Hohe Düne (Verwaltungslaufbahn), der
Vorläufer für die Volkmarine der DDR 1956. Bis Mai 1945 hat er im fünften
Vordernebenzimmerhauptetage von Karl Dönitz in der Marineschule Mürwik,
Flensburg gesessen, gedient nach den guten reichsdeutschen NS
Marinegersetzen, oder so für Krieg und Vaterland. Wir werden doch noch
siegen können für Deutschland. Oder so?
Neben bei wäre ich beinahe der Schwiegersohn dieses ehrenhafte Deutsche
Reichs Ehepaar Deutscher Nation geworden. Grund: Frau W000, Elli, Johanna
Sch000, geb. Kr000 wollte mir bestimmen, das ich ihre zweite Tochter heiraten
sollte, hier auf der Stelle, beim Damen Kaffeeklatsch, nur so mal.
Meine Antwort: Sie möge doch hier nicht die Groß Deutsche Reichs
Moraloberaufsichtsbehörde spielen im Borenweg 1800, in Rostock, am Alten
Friedhof. Sie selbst habe doch zwei Männer, einen Ehemann, für die Rostocker
Gesellschaft und das Geld, und neben bei einen Kerl, einen Handelskapitän aus
Hamburg für das Lotter-Bett. Eine echte deutsche Nachkriegsgesellschaft in
Rostock.
Rostocker Männer Geschichten 74
Gott, wir danken Dir! Das wir so was noch im Sozialismus mit erleben konnten,
mussten, sollten. Es war doch so wunderbar. Jetzt weiter hier im Text.
Ich hoffe doch, sie können auch hier etwas schweigen über ein Rostocker
Geheimnis.
Die Prominenz aus
West- und Ostdeutschland beim
Besuch in die DDR
und ihre Grenzkriminalitäten auf den
Grenzkontrollübergang
Drewitz-Dreilinden
Grenzkontrollübergang Drewitz-Autobahn, in der Zeit 1958 - 1960:
Wenn man als Zöllner, als DDR Zollkontrolleur, so an der Grenze steht am
Nadelöhr zum Nachbarland, dann bekommt man schon Leute, Reisende zu
sehen, die Landesweit eine Persönlichkeit darstellen. Entweder als
Schlagersänger, Filmliebling, Theater Größe oder einfach mal ein Fußballer aus
seinem Fanverein, aus Ost oder West.
Also ganz einfach lernt man nun diese Prominente ganz einfach auf DU und Du
kennen, und kann sie ohne Schminke und Gehabe auf 80 cm in die schönen
Augen sehen. Aus der Nähe kennen lernen. In meinen Jahren auf dem
Grenzübergang Drewitz- Dreilinden , Autobahn, Potsdam-Babelsberg, habe ich
alle Großen und die Kleinen der westlichen und östlichen Welt kennen gelernt,
ohne viel dabei noch was zu machen. Sie kommen alle direkt auf einen zu. Ich
hatte auf dem Grenzübergang Drewitz-Dreilinden, Autobahn etwa 420
Autograme, Autografen bekommen und gesammelt aus der Gesellschaft der
westlichen Welt, mit Wissen des Zugführers des II. Zug. Aus dem Osten waren
auch paar dabei.
Jeder Zollkontrolleur hat auch seine Lieblinge in seiner Phantasien und
Vorstellungen, ja Der oder Die ist mir sehr sympathisch und eine Kleinigkeit
mehr, mehr. Es gibt Vielreisende oder nur mal so nach Westberlin. Wird ihr
Rostocker Männer Geschichten 75
Liebling in der Masse von Reisenden ausgemacht, ist man schon da und hilft
flott bei der schnellen Passabfertigung. Mein Liebling war unter anderen all die
Jahre der Klaus Biederstaedt, ein Film-und Theaterstar der jungen Generationen.
Ich bekam von ihm nach der schnellablaufenden Abfertigung auch mal paar
Autogramme, für die Kollegen gleich mit, sagte er dann. Biederstaedt kam
dreimal in der Woche und jeder Zöllner kannte schon seine Daten.
Aber es gab nicht nur recht erfreuliche Dinge mit der Prominenz, nein auch
recht unerfreuliche, unangenehme Dinge hier an der Grenze, wo man das wahre
Gesicht dieser Reisende erkannte und auch sehr endtäuscht war. Nun, auch
prominente Durchreisende durch die DDR sind auch nur Menschen, wie Du
und Ich, oder so. Heute wollen wir mal hinter die Tüddelgardiene durch sehen,
die uns Zöllner und diese Durchreisende Prominenten geistig von uns trennt.
Bis August 1961, vor den Mauerbau, waren sehr viele Künstler aus
Westdeutschland, Westberliner und fast aus allen westliches Europa bei uns in
der DDR mit Gastspiele unterwegs und haben auf Großveranstaltungen die DDR
Werktätige unterhalten. Zum Größtenteils waren diese Unterhaltungskünstler
aus dem Westen landesweit in der DDR bekannt. Da für die Westkünstler oft in
Westdeutschland nicht so große Verdienstmöglichkeiten gab, und die
Konkurrenz auch groß war, war es für solche Leute ein Glück in der DDR zu
gastieren. Wir Zollkontrolleure nannten diese Leute einfach „Ostgrenzgänger“.
Im Westen wohnen, im Osten arbeiten. Etwa zwischen 2 Tage bis oft für 4
Wochen waren sie unterwegs bei uns hier in der DDR. Viele hatten schon für
ihre Gastspiele ein Campingauto, so a la Caravan, um mobiler zu sein als die
Konkurrenz. Verdient wurde sehr gut in Ostgeld. Die Gagen brachten Freude ins
Haus. Wenn man bei einer Großveranstaltung drei bekannte Schlager sang, die
noch aus dem Radio richtige Ohrwürmer waren, gab es schon mal 1000,00 DNB
Ost auf der Hand. Zwei Schlager am Anfang, drei Schlager am Ende einer
Bühnenschau. Das war die übliche Gage von Frau Liselotte Malkowsky aus
Hamburg mit ihren Seemannsschmachtlieder. Sollten sich noch Rostocker
erinnern in den 50er und 60er Jahren in Rostock auf der Freilichtbühne am
Barnstorfer Wald auf dem Platz der Jugend, da war die Liselotte Malkowsky
wie zuhause mit noch ungezählten Künstler aus dem Westen. Es war für uns ein
unbezahlbares Vergnügen so nach dem Kriege, zumal unsere Familie in der
Kielerstraße wohnte, seit 1937.
Vermittler aller Künstler aus Ost oder West war die Staatliche
Gastspieldirektion Künstler- Agentur der DDR, Berlin-Mitte, Krausenstraße
9/10, Tel.20580. Grundsätzlich durften die Westkünstler ihre Gagen in Ostmark
in den Westen nicht ausführen. Die DDR Banken hatten für die Westkünstler ein
Rostocker Männer Geschichten 76
Angebot, vor der Ausreise alles Ostgeld auf ein Ost Konto einzuzahlen, direkt
auf einem Grenzübergang, wo eine Staatbank Tag und Nacht geöffnet hatte. Die
Einzahlung musste „vor“ der Zollkontrolle erfolgt sein. Nach einer
Wiedereinreise in der DDR konnten die West Künstler wieder voll über ihrer
DNB Ost-Mark nach ihren Wünschen verfügen. Und so sammelte sich bei
einige Westkünstler eine größere Summe an Ostgeld an, was auch mal
umgesetzt werden sollte oder musste nach ihren Konsumwünschen in der DDR
verbraucht werden.
Die Leipziger Handelsmesse war bekannt in aller Welt und auch bekannt bei
uns DDR Zöllner als ein Ort der Handelskriminalität. Besonders auch zu den
beiden Messen, Frühjahr und Herbst.
Hier hatten auf einer Privatbasis die Messebesucher eingekauft und mit Devisen
bezahlt. Hier wurde privat alles verkauft, gekauft gegen harte Devisen im
Großmaßstab vom ersten Tag an, bis zum letzten Tag der Messe. Der
Binnenzoll, die Kripo, die Stasi konnte diesen Schwarzmarkthandel nicht mehr
Herr werden. Die DDR Politik suchte einen Ausweg und hat in Leipzig Mitte,
in der Kleinen Fleischergasse, Barfußgäßchen, ein sogenanntes
„Gebrauchswarenhaus“ in einem Pfandleihaus eröffnet, wo die Messebesucher
ihre Devisen gegen sehr gut erhaltenen Antiquitäten kaufen konnten. Gegen die
Vorlage dieser Einkaufsbescheinigung konnte die Messebesucher all ihre
gekauften Antiquitäten über die DDR Grenzen ohne weiteres ausführen. Dieses
drei stöckiges Antiquitätenhaus war später der erste Grundstein von dem
Antiquitätenimperium von Schalk- Golodkowski. Das Ko -Ko.
Da der Kunde gegen harte Devisen hier in diesem Hause, in der Kleinen
Fleischergasse, sehr gute Antiquitäten kaufen konnte und sie auch über die
DDR Grenze ausführen konnte, hat sich dies auch bei den West Künstler, die in
der DDR auf Gastspiel waren schnell herumgesprochen, und auch schwarze
Schafe angezogen. Das heißt, auch wir Zollkontrolleure und Personenermittler
mussten uns auf Antiquitäten spezialisieren, um hier an den
Grenzkontrollübergang hart durchzugreifen gegen den illegalen
Antiquitätenhandel und Grenzkriminalität im West-Ost-West Reiseverkehr.
Schutz des Innerdeutschen Handels gehört in unserer DDR Zollverwaltung zur
Hauptaufgaben, auch auf unseren Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden,
Autobahn. Ich hatte einige Lehrgänge in Stilkunde an der Potsdamer
Volkshochschule belegt und war gut drauf im Antiquitätenhandel und in den
Handelspreisen an der Westberliner-DDR Grenze. Später in den Sechziger
Jahren hat Dresden mit dem Antiquitätenhandel gegen gute Devisen
nachgezogen. Wir Zollkontrolleure kannten all diese Geschäfte aus erster Hand,
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und ihre Geschäftsgebaren. Meißener Porzellan war das ganze Jahr hindurch
sehr gut gefragt bei den Westreisenden in der DDR. Einige sind auch mal
schwarz von Leipzig nach Meißen gefahren mit den Zug, um dort nur diese
heißbegehrtes Porzellane zu kaufen und irgendwie doch nach Westberlin
zubringen.
Und nun kommen diese Westreisenden von einem Gastspiel, oder
Handelsgespräch, oder einfach von der begehrten Leipziger Messe zurück an der
Grenze zur Ausreise nach Westberlin. Ich selbst, als Passkontrolleur und
Personenermittler, war speziell gebongt (auf Anweisung vom Zollkommissar
Steiner, 1959, Dienstellenleiter des Grenzübergang Drewitz) in der Einreise,
und hatte an besondere freundliche und sympathische Durchreisende im West-
West Verkehr diese Leipziger Frühjahrsmesse an Mann gebracht.
Kam es bei einer Kontrolle mit einen Westdeutschen zu einen interessanten
Gespräch, und der Reisende klagt darüber, dass er seine Verwanden in der
Ostzone nicht mehr sehen konnte aus der gegebenen politischen Situation, dann
empfahl ich immer die Leipziger Messe im Frühjahr. Zur Frühjahrsmesse
konnte jeder in die DDR einreisen, ob Freund oder Feind. Als Nebenprodukt
konnte er seine Verwandte aus dem Osten gleich wiedersehen. Ich hatte noch
ein paar Tricks erklärt, was man machen soll, und was man unbedingt in
Leipzig vermeiden muss. Alles klar. Die war nur ein Opening zum Ko-Ko.
Mein Kollege Kla-Die-La
und ich als DDR-Zollinsider,
dringen in das KoKo Geschäft privat ein
Mit meine Kenntnisse als Zollkontrolleur und Personenermittler bin ich in der
Mitte der 60er Jahren in das Antiquitäten Geschäft und in dem Westhandel mit
Antiquitäten privat eingedrungen, und habe Freunde die Tür geöffnet, um als
DDR Bürger an diesen Handel mit teilzunehmen hier in der DDR, und sich vor
den Versand dieser DDR Antiquitäten in Richtung Bundesrepublik, privat gute
Möbelstücke kaufen können und diesen Geheimtipp auch weiter vermittelt
wollten, sollten, vermarkten.
Hier ein Geschäftsbeispiel: Ich war schon lange kein DDR Zöllner mehr Mitte
der 60er Jahren, ich war schon wieder ein flotter Rostocker in einer der
politfreien Zone, im technischen Bereich am Rostocker Volkstheater Rostock
im Studium eines neuen Berufes tätig gewesen. Aus dem Gebrauchswarenhaus
Rostocker Männer Geschichten 78
Ko Ko, in Leipzig, Kleine Fleischergasse, hatte ich und mein Freund und
Kollege Kla.-Die. La. aus Rostock, Volkstheater, einen Mitarbeiter aus der
Fleischergasse finanziell bestochen, wo wir Antik Möbel außer der Reihe
preiswert kaufen könnten. Wenn man die Männerwelt richtig kennt, weiß man
auch, wie man solch ein Geschäft aufbaut zum eigenen Nutzen. Wir bekamen
die Adresse, Name des Verkäufers und Telefonnummer.
Es war ein Einkaufslager vom Schalk-Golodkowski, KoKo, am S-Bahnhof
Buch in Berlin. Hier wurden die Möbel nach dem Ankauf von DDR
Privatleuten gesammelt und in ein Register eingetragen. Von Antik Möbel, die
noch nicht im Register eingetragen waren, konnten wir uns die besten, die
schönsten und teuren Antiquitäten heraussuchen. Ein großer ovaler Antik Tisch,
Gründerzeit, Bestzustand hatten wir uns ausgesucht. Der „Lagerverwalter“
bekam 400,00 Ost-Mark auf die Hand und beide Seiten waren zufrieden. Der
Lagerverwalter hatte seinen Nebenverdienst, und Kla.-Die.- La. hat 800,00 Ost-
Mark gespart. Nur beide Seiten mussten Schweigen.
Diese geheime Antik-Möbel Quelle vom Ko -Ko wurde noch oft benutz von
uns, um Freunde und Kollegen mit Stilmöbel zu versorgen. Wir waren doch
schweigsame Kunden, und wussten doch woher und wohin diese Antiquitäten
von Möbel ihre Wege machten in der DDR und in der Bundesrepublik. Von nix
kommt nix.
Christine van Santen, genannt Tina, Jahrgang 1931, kommt aus Bochum,
Schauspielerin am Rostocker Volkstheater, verheiratet mit den Intendanten
Hans Anselm Perten, Jahrgang 1917, der kommt aus Polen,
Bydgoszcz,(Bromberg/Posen) war 1917 ein polnischer Staatsbürger, ein
Volksdeutscher, 1965 war er ein Edelkommunist und Stalinist sowjetischer
Prägung. Tina van Santen war auf diese Antik-Möbel-Hotline die stärkste
Käuferin von Stilmöbel und Antik Möbel aus dem Hause Schalk- Golodkowski,
Ko- Ko aus dem Lager, Berlin Buch, auf dem Schwarzen Möbelmarkt. Ihr Haus
in Rostock, in der Nähe des Alten Friedhof, (Lindenpark) „Bei den Polizei
Gärten“ war übervoll von diesen Schwarzmarkt Antik Möbel aus dem Ko-Ko
Lager, Berlin Buch am S-Bahnhof Buch. Schamlos können Kommunisten auch
sein. Hier wurden wiedermal Grenzerfahrungen, Ost-West Zollerfahrungen,
Geschäftserfahrungen und Kenntnisse aus meinen Zollzeiten in bare Münzen
umgesetzt. Sind da noch Fragen offen zum Leben in der DDR? Wer jammerte
denn da schon wieder?
Wir sind doch in der DDR! Von nix kommt nix.
Rostocker Männer Geschichten 79
Die dunklen Zeiten in Rostock
mit dem MfS unter all den
Rostocker Männer
Wir Rostocker Männer aller Schattierungen und Alter hatten in den 60er und
70er Jahren oft mit der Kripo und MfS zu tun gehabt, weil staatsbeflissenden
SED-Mitglieder für das MfS, Polizei und der Kripo zusammen gearbeitet hatten,
oder selbst Stasileute waren in ihre Rostocker MfS Zentrale. Sie musste ständig
Meldungen schrieben. Hier haben wir einen Stasi-Mann aus der Rostocker
schwulen Welt. Heute wollen sie es nicht gewesen sein. Vielleicht sind ihnen
Leute bekannt in Rostock und sie sind von diesen Leute geschädigt worden in
der DDR Gesellschaft. Hier ist so ein Beispiel von einem MfS Mann, der da
gleich um die Ecke wohnt und den Harmlosen spielt:
Rainer Mayer, Rostock, Wismarsche Straße 5, am Brink, im Haus von
Falk Korbmöbel. 2. Etage. Er wurde Schwul-Meyer genannt. Arbeitete für das
MfS Rostock und Kripo Rostock, Ulmenstraße, Kreiskommando der
Volkspolizei. Sein Tätigkeitsbereich war speziell der Überseehafen.
Das und noch mehr über die schwulen Männer in
Rostock und der Sozialismus so neben bei, lesen sie
hier in der 2. Ausgabe:
„Rostocker Männer Geschichten“
Wenn es nackt wird in Rostock
–
Rostocker Männer Geschichten 80
Fortsetzung folgt
Jeder Leser ist hier zum
Schweigen verpflichtet!
Oder?
Rudolf Holtz, Berlin.2019
Rostocker Männer Geschichten 81
Rostocker Männer Geschichten 82
Rostocker Männer Geschichten 83
Rostocker Männer Geschichten 84
Rostocker Männer Geschichten 85
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