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Rostocker Männer Geschichten

Sie lesen hier echte Geschichten und Geheimnisse aus dem Rostocker Alltag mit etwas Sozialismus. Hinter der Mauer, die uns schützen soll vor bösen Taten. - Kontrollgeheinisse vom Warnemünder Zoll. Wie wurde die "Heckert" in Warnemünde ausklariert für eine Schiffsreise in die Ferne. Die große Jagt auf DDR-Flüchtlinge. - Das große Geheimnis der Rostocker Männer den Dienst der Volksarmee zu umgehen. Hier sind Rostocker Ärzte Täter und Helfer mit MfS-Anschluss- Ein Sado-Maso-Rostocker in Volkspolizeiuniform prügelt sich um Mitternacht 12 Uhr 30 mit schwulen Touristen auf dem Mittelwall. Die Natur schlägt zurück. - Wie ich in meiner Zolluniform in Rostock eine Reise in die Nato-Länder vor dem 13. August 1961 organisierte. - Ein echter Rostocker MfS-Student, eine echte Rostocker Tunte wird in Potsdam ein großer MfS-Star. In der Seestraße 28, am Heiligen See. - Der große Sumpf einer Großstadt - der Bahnhof Berlin- Friedrichstraße. Auch hier die großen Rostocker Schiebergeheimnisse. - Wir Männer vom Rostocker Theater steigen ins Ko-Ko-Geschäft ein und organisieren ein Antik-Möbel-Geschäft für die Rostocker SED-Leute. - Reiner Meier, Rostock Wismarische Str. 5, Am Brink im Hause von Falk-Korbmöbel 2-te Etage. Er wurde Schwul-Meier genannt. Er arbeitete in den 60-iger Jahren für das MfS und Kripo Rostock VPKA Ulmenstraße. Wenn es nackt wird in Rostock.

Sie lesen hier echte Geschichten und Geheimnisse aus dem Rostocker Alltag mit etwas Sozialismus. Hinter der Mauer, die uns schützen soll vor bösen Taten.
- Kontrollgeheinisse vom Warnemünder Zoll. Wie wurde die "Heckert" in Warnemünde ausklariert für eine Schiffsreise in die Ferne. Die große Jagt auf DDR-Flüchtlinge.
- Das große Geheimnis der Rostocker Männer den Dienst der Volksarmee zu umgehen. Hier sind Rostocker Ärzte Täter und Helfer mit MfS-Anschluss- Ein Sado-Maso-Rostocker in Volkspolizeiuniform prügelt sich um Mitternacht 12 Uhr 30 mit schwulen Touristen auf dem Mittelwall. Die Natur schlägt zurück.
- Wie ich in meiner Zolluniform in Rostock eine Reise in die Nato-Länder vor dem 13. August 1961 organisierte.
- Ein echter Rostocker MfS-Student, eine echte Rostocker Tunte wird in Potsdam ein großer MfS-Star. In der Seestraße 28, am Heiligen See.
- Der große Sumpf einer Großstadt - der Bahnhof Berlin- Friedrichstraße. Auch hier die großen Rostocker Schiebergeheimnisse.
- Wir Männer vom Rostocker Theater steigen ins Ko-Ko-Geschäft ein und organisieren ein Antik-Möbel-Geschäft für die Rostocker SED-Leute.
- Reiner Meier, Rostock Wismarische Str. 5, Am Brink im Hause von Falk-Korbmöbel 2-te Etage. Er wurde Schwul-Meier genannt. Er arbeitete in den 60-iger Jahren für das MfS und Kripo Rostock VPKA Ulmenstraße.
Wenn es nackt wird in Rostock.

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Der Rostocker Alltag im Sozialismus

mit etwas SED – Gehabe

Sie lesen hier echte Geschichten aus dem Alltag mit

etwas Sozialismus hinter der Mauer, die uns

schützen sollte vor böse Taten, die aus der

Bundesrepublik kommen sollten, oder schon da sind,

oder schon da waren in unser Rostocker

Gesellschaft.

Diese kleinen Episoden und Tatsachen sind für alle

Rostocker, die Rostock lieben und nicht in den

Westen geflüchtet sind, oder auch geflüchtet worden

sind durch böse Taten und böse

MfS- Fremdbestimmungen.

Wir lieben unser Rostock. Das bisschen Stasi oder

auch etwas MfS, ist doch nur der Sekt in den

Gläsern der Frivolitäten. Heute und hier sind es für

uns nur noch „Rostocker Männer Geschichten im

DDR Sozialismus“ für den Abend, für die Nacht

oder für die beinahe vergessene Westverwandtschaft

in der Ferne. Wir Rostocker waren auch hinter der

Mauer ein recht fröhliches Volk, und hatten unsere

DDR Erfahrungen gesammelt mit dem Sozialismus,

wovon heute noch keiner weiß, was das eigentlich

war mit diesem Sozialismus. Kommt er, oder kommt

er nicht. Oder war schon da?

Rudolf Holtz, 2019


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Hier ein Opening zum Kennenlernen.

Berlin 2019 mit etwas

staatstragendes DDR-Gehabe.

Heute und hier paar echte Episoden und Rostocker

Tatsachen über die wir heute schmunzeln könnten.

Geschichten aus dem Rostocker Alltag im

Sozialismus im Überseehafen, gesehen von den

Zollkontrolleure aus, und aus der Stadt Rostock

selbst. Oder Rostocker Männer sind stramme Stasi-

Spione geworden mit etwas Schick und Schön im

Dunkeln. Oder Rostocker Fachärzte für Haut und

Liebe aus der Poleklinik Paulstraße, und der

Hautklinik in der Augustenstraße als MfS Zuträger.

Alles anno dunnemal!

Wir Mecklenburger vergessen nie

und sind sehr nachtragend!

Heißt heute und hier das Thema aus der alten

Rostocker Vergangenheit. Schön waren die Zeiten

schreien alle Rostocker die ihre Stadt treu geblieben

sind mit ihren Herzen.

Sagen möchte ich gleich hier am Anfang, ich war nie

in einer DDR Partei, noch in dem MfS oder anderen

Sicherheitsorganisationen, wie etwa


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„Verwaltung 2000“, auch wenn es den Anschein

hätte beim Lesen dieser Episoden hier, ich wäre ein

echter MfS-Rabauke.

Nach meiner NVA-Zeit in Rostock, Kompernikus

Straße, 28. Mot-Schützenregiment, aus der

Unteroffizierschule, hatte ich einen Arbeitsvertrag

abgeschlossen nach dem DDR Gesetzbuch von 2

Jahren mit einer Verlängerung von 5 Jahren mit

dem Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs,

später(ab 1962) die DDR Zollverwaltung. Ich sollte

zu den ersten Kadern, zu den ersten

Zollkontrolleuren zählen für den neuen Rostocker-

Überseehafen, Eröffnung Mai 1960, hier im DDR

Hafenzollwesen, speziell im Passwesen. Hier wurde

ich Gruppenführer und Spezialist im Passwesen und

Fernaufklärer, grenzüberschreiten. Ständiger

Waffenträger von 1959 -1989 im Sinne des Innen

Ministerium der DDR. DDR Passwesen gehört zum

Ministerium des Inneren. Das war mein Joker im

Berufsleben seit 1957 in meiner Tasche. Auf dem

Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden,

Potsdam im West-West Reiseverkehr wurde ich

ausgebildet als Zollgruppenführer für das

Grenzzollamt Rostock Überseehafen und die

Zollkontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde für

den Transitreiseverkehr. Meine Dienstzeit war vor,

währen und nach dem Mauerbau hier an der

Nordgrenze. Ich war hier der ständiger Leiter im


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Passwesen Transit für den Ostsee-Express Berlin-

Warnemünde-Gedser-Kopenhagen. Somit bin ich

ein Zollinsider, der all das Elend, die Tränen und die

Freuden kannte, wie es im Grenzreisebereich der

DDR 1957 – 1963 war. 1962 wurde ich der

„Beste Zollkontrolleur vom Überseehafen“ Rostock.

Ich hatte meinen Dienstausweis von der DDR

Zollverwaltung, gültig von 1962 bis 1972 noch in

meinen Besitz gehabt durch eine Mithilfe des

Dienststellenleiter Zolloberkommissar Awe. Mit

diesem Zollausweis besuchte ich später in Berlin

ständig den Ost-Berlin Bahnhof Friedrichstraße,

Grenzübergang, nur für meine persönlichen Zwecke.

Der Bahnhof lag ja für mich 1970 einfach vor der

Theatertür, vor meiner politfreien neuen

Arbeitsstelle in Berlin. Nah, wer hatte den das schon

in seinem DDR Berufsleben gehabt. Der „Goldene

Westen“ spielte somit weiterhin in meiner Tätigkeit

mit, in der Ostberliner Unterhaltungsindustrie. Ich

hatte gelernt mit all meinem Wissen von der DDR

Zollverwaltung gut zu leben und Kontakte Europa

weit zu knüpfen, nur für mich hier in Berlin und all

meinen Freunde und Männer aus Rostock und

Berlin. Auch etwas mit Hilfe meiner Mecklenburger

MfS Freunde aus dem Berliner Politleben. In Berlin

spielte die große Polit-Musik für Ost und West.

Ich hatte hier in der DDR Zollverwaltung sehr

glückliche und erfolgreiche Berufsjahre, die ich auch


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hatte in meinem 3. Beruf in dem Rostocker und in

der Berliner Unterhaltungsindustrie, in der

Friedrichstraße gegenüber dem Tränenpalast, über

30 Jahre lang. Es waren fröhliche und herzliche

Jahre für mich und alle, alle meine Freunde aus Ost

und West.

Als die DDR im Herbst 1989 ihr Ende nahm, war

ich im November 1989 ein Besitzer von 4 (vier)

DDR Reisepässe mit Ein-und Ausreise Visum über

die DDR-Grenzen West und einen Dienstreisepass

der DDR für Gastspiele im europäischen Ausland.

Ich hatte mein eigenes Wissen im DDR-Passwesen

nur für mich benutzt, um zu Reisen in den Nato

Länder. Seit 1981 war ich auch in der

Bürgerbewegung in der ev. Gemeinde in Berlin-

Treptow, Plesser Straße 4. Hier waren alle Berliner

Männer, die anders denkenden Ostberliner, am

Montagabend versammelt. Ich hatte nie den Wunsch

gehabt in die Bundesrepublik überzusiedeln oder aus

der DDR in den Westen zu flüchten. Meine

Lebensgemeinschaft war hier in der DDR, hier in

Mecklenburg, hier in Rostock, hier in Berlin. Ich

spreche auch das echte Rostocker Platt. Das ist für

mich hier der besondere Türenöffner gewesen in

Berlin(Ost-Berlin). Alles klar.

Sie lesen hier auch auszugsweise nur echte

Rostocker Geheimnisse und einiges aus Berlin, die


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der kleine Mann von der Stasi nicht wissen sollte.

Viel Spaß beim Lesen von all diesen

„Antiquitäten der DDR –Geschichte“.

Rudolf Holtz, Berlin, DDR-Zollinsider, 2019

DDR Zollkontrolle auf den

Urlauberschiffen in Warnemünde

Zurück jetzt auf die Zollkontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde, noch DDR:

Zu meinen Kontrollaufgabe als Gruppenführer, Passspezialist und

Personenermittler auf der Kontrollstelle des AZKW in Warnemünde

Fährenbahnhof gehört es auch, die DDR Passagierschiffe am Passagier Kai am

Seekanal auf der Warnemünder Seite vor der Warnowwerft, pass- und zollmäßig

zu kontrollieren beim Einchecken aller Passagiere und das Bordpersonal.

Das hört sich so einfach an, aber hat sich in dem Jahr 1961 in der

Grenzsicherheit der Ausreise von DDR Passagieren zu einem immer größeren

Problem entwickelt, nach dem 13. August 1961. Wie überall an den DDR

Grenzen wollen DDR Bürger möglichst sicher und gesund die DDR verlassen

mit allen Möglichkeiten die zurzeit im Reiseangebot öffentlich angeboten

werden. Eine DDR Flucht muss eine Möglichkeit sein mit Garantien auf einen

Erfolg. Hierbei sollen auch alle persönlichen wichtigen Personenpapiere über

die Grenzen mitgenommen werden, und vor allem die eigene Gesundheit soll

erhalten bleiben beim Wechsel der Grenze von Ost nach West. Mit einmal, seit

August 1961, wollten ein sehr große Zahl an DDR Bürgen in die

Bundesrepublik übersiedeln. Hier besonders die Studenten, gute

Berufsspezialisten, Ärzte und auch Behördenangestellte in höhere Funktionen.

Pateimitglieder aus allen DDR Parteien wollten rüber, rüber. Ich, als echter

DDR Zollkontrolleur sagte an der Nordgrenze , Warnemünde-Fährenbahnhof:

Wenn nun mal so viel DDR-Bürger in den Westen fliehen wollen, übersiedeln

wollen in die Bundesrepublik, dann werden doch auch endlich in Rostock

einige Wohnung frei. Nur wer hat diese, jetzt ab August 1961 frei werdende

Wohnung bekommen. Das war eine politische Gottesfrage an der Rostocker


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SED-Leitung alle jungen Rostocker Zollkontrolleure, die schon jahrelang auf

eine eigene Wohnung warten, warten. Leute wir vergessen nie!

Wie alle Urlauberschiffe und Fahrgastschiffe sind im Zuge des kommenden

Mauerbaus neu gebaut oder im Ausland alt gekauft worden. 1958 war ein

entscheidendes Jahr für den Mauerbau, d. h. die Logistik für dieses DDR

Unternehmen wurde von der verantwortlichen SED Politiker befürwortet. Wer

in der Sicherheit der DDR Grenze tätig war, merkte sofort diese

Veränderungen, hin zur „Verbesserung im Reiseverkehr“ (Arbeitsthema seit

Sommer 1958 bekannt, für den Bau der Berliner Mauer). Somit wusste ich

schon seit 1958, die Mauer kommt. Dieses Grenzthema gehörte zum

Schweigekartell aller Gruppenführer im Passwesen an der DDR Grenze West.

Wer hier nicht schweigen konnte fliegt einfach raus. Auch Gruppenführer und

hohe Zolloffiziere. Seit Frühjahr 1961 gab es einem großen Wechsel in der

Führung auf der Grenzstelle Fährenbahnhof Warnemünde. Teilweise wurden

diese Zollkontrolleure durch treue MfS Leute mit Grenzerfahrung im Passwesen

ausgetauscht, weggelobt. Der Fährenbahnhof Warnemünde wurde ab August ein

großer Kampfplatz zwischen Ost und West. Tränen über Tränen gaben es nur

noch hier, seit dem Bau der Berliner Mauer.

Alle hier in dieser Zeit gekauften und in der DDR auf den Werften gebauten

Passagierschiffe waren als Hilfsschiffe für die Volksmarine im Allgemeinen

verdeckt mit eingeplant. Bei einem eventuellen Grenzkonflikt werden diese

Schiffe mit eingesetzt an den Grenzen, an der Nordgrenze. Als Gruppenführer

des AZKW auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz- Dreilinden, Autobahn

sammelte ich schon ab 1958 eingehende Fakten und Analysen im Reiseverkehr

im West-West Verkehr (ab 1973 Transit) für die Zollverwaltung der DDR in

Berlin-Karlshorst. Ich hatte schon Anfang 1959 auf den Grenzkontrollübergang

Drewitz-Dreilinden MfS Offiziere, Frauen und Männer, aus der Ostberlin MfS

Zentrale ausgebildet in den Grenzkontrollabläufe und Reisedurchgänge, zur

Sammlung von Erkenntnisse für den kommenden Bau der Berliner Mauer hier

am Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden. Seit1969 gab es dann auch den

neue Grenzübergangstelle Güst, Checkpoint Bravo. Soweit sind wir hier noch

nicht.


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Die DDR war ein Unrechtstaat,

eine Diktatur

Es muss hier vieles sehr global gesehen werden, wenn wir die Hauptursachen

erkennen, warum flüchten die DDR Bürger schon zu Hunderttausenden, seit

Gründung der DDR 1949? Jeder dachte zuerst an sein Leben und sein Schicksal

nach dem Ende des Krieges 1945. Es hat sich herausgestellt, das Leben in der

westdeutschen Lebensgemeinschaft, mit ihren politischen und wirtschaftlichen

deutschen Lebenswerte und Freiheiten bedeutend sicherer und

lebensfreundlicher sind in der Zeit des Kalten Krieges. Die DDR war kein

demokratischer deutscher Staat nach 1945. Die DDR hatte in ihr Rechtwesen

ein großen Teil der Nazi Gesetze sofort übernommen, mit der Todesstrafe und

Sibirien-Lagern. Die DDR war ein Unrechtstaat und unterdrückte den Bürger

ihre Meinungsfreiheit und ständig mit den MfS Strafen. Die SED wollte immer

im Recht sein über die 17 Millionen DDR-Einwohner. In der DDR herrschte die

Diktatur des kommunistischen Proletariats sowjetischer Prägung. Wir

Mitarbeiter der DDR Zollverwaltung waren die Staatsdiener dieser DDR

Diktatur. So wollte ich auch hier die politischen, wirtschaftlichen und

militärische Zustände auf die einzelnen Zollgrenzübergänge erklären, wie es

war in der Zeit des Kalten Krieges unter uns Deutsche im Deutschen Lande. Ich

wurde in diesem Staat der DDR nie ein wahrer Kommunist nach SED Gottes

Gnaden, war aber nie unglücklich in der DDR Leben zu müssen. Ich hatte

gelernt mir meine eigene Freiheit zunehmen, und wusste durch meinen

operativen Dienst und auch die Zollausbildung durch das MfS, wie es bei den

MfS Leuten so tickt. Ich war mit einem bestausgebildeten Korvettenkapitän der

DDR Volkmarine, ein Mitglied der DDR Admiralität und der MfS Rostock sehr

eng befreundet und wusste darum über die DDR- Politik mehr als die SED –

MfS wissen sollte. Diese Freundschaft ist auch eines der vielen Produkte aus

meiner Zollzeit. Kein DDR Zöllner hat es sich angemaßt, so über die DDR

Zollverwaltung offen zu schreiben wie ich hier. Jeder soll es wissen welche

SED-MfS politischen Missstände hier an der DDR Grenzen herrschten, als sich

die DDR Politik anmaßte wir gehörten zu den 10 besten Industriestaaten der

Welt an. Das einmal hier zur Klarstellung meine Stellung zum Staat. Zur DDR.

Rudolf Holtz, Berlin, DDR Zollinsider, 2017


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Eine Intensivkontrolle für die

Schiffsurlauber „TMS Fritz Heckert“

Das Erste, von der DDR selbstgebaute Urlauberschiff war die

„TMS Fritz Heckert“ auf der Mathias Thesen Werft in Wismar. Es war ein zu

schnelles erbautes Schiff mit einer nicht ausgereiften Schiffstechnik auf der

ganzen Linie. Es war für die Ostsee und den Kanalküsten gebaut, aber es wurde

laufend im Atlantik, Mittelmeer und Schwarzes Meer eingesetzt für

Urlauberreisen. Die Heckert war von Anfang an ihrer ersten Seereise sehr stark

reparaturbedürftig in der gesamten Schiffstechnik. Das größte Problem auf der

Heckert waren die Gasturbinenschiffsantriebe vom ersten Tag an. Ständig

musste aus dem Ausland (England) Reparaturmaterial für die zwei

Gasturbinenantriebe herangeholt werden. Die Heckert hatte unter den Rostocker

Seeleuten den Beinamen „Das Schaukelpferd“. Das Schiff war zu unstabil auf

Hoher See. Die Heckert hat in der DDR nicht lange gelebt als Urlauberschiff, sie

war eine sehr schlechte Arbeit, und sehr kostenaufwendige Idee aller hier

beteiligten Schiffsbauingenieure Rostock. Aber 1961 ein wunderbares Schiff,

mit dem man sicher in den Westen übersiedeln konnte, wenn man die Change

hatte hier für dieses Urlauberschiff ein Tickert zu bekommen.

Als Zollkontrolleur und Personenermittler kannte ich dieses Schiff sehr gut. Ich

hatte ein Familienmitglied im Bordpersonal. Das MfS Rostock wusste darüber

bestens Bescheid, ich hatte intim den richtigen MfS –Mann hier über meine

Familienverhältnisse aufgeklärt. Auch die Zollleitung vom Grenzzollamt war

von mir gut informiert. Er war auch mein Helfers Helfer, das mein

Familienmitglied auf genau dieser Urlauberschiff mitfahren konnte in dieser

Bord Crew.

Wer auf ein DDR Schiff fahren wollte mit viel Fernweh, musste zuerst bei der

Volksarmee oder Volksmarine gedient haben, dann werde seine Wünsche auch

war. Ich hatte mir das Schiff „Privat“ persönlich angesehen unter verdeckten

Mittel vor meiner Zollkontrollen am Passagier Kai Warnemünde und war da

weiter voraus, wie die anderen Zollkontrolleure. Eine Vorarbeit für ein

Kontrollobjekt ist immer das Wichtigste und auch zeitaufreibend, bevor die

Hauptkontrollen anlaufen.

Die DDR Sicherheit an der Ostseeküste hatte auch das Flüchtlingsproblem zu

lösen, auch hier auf den Urlauberschiffen in Warnemünde. Die DDR Seefahrt

und eine DDR Flucht war politisch immer ein Wort, bis November1989. Die

DDR Politik wollte es lösen mit einem Sichtvermerk im Seefahrtsbuch. Es


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spielten sich Tragödien ab, wegen dieses Sichtvermerks in der Arbeitswelt der

DDR Schiffsbesatzung auf allen fahrenden Schiffen. Ob auf der

Hochseefischerei oder den Handelsschiffen auf allen Meeren. Oder nur einfach

für eine Ausfahrt einer DDR Hochseesegeljacht. Es war eine Schlacht des

Rechts und des Unrechts unter den Genehmigungsbehörde und den fahrenden

DDR Seeleuten.

Wenn ein DDR Bürger, der einen ausgebildeten Beruf hatte und bei der

Volksarmee seine Zeit abgedient hatte , konnte er sich, je nach Wunsch bei der

DDR Handelsschiffsflotte DSR Rostock bewerben, oder bei der Fischfangflotte

der DDR am Fischkombinat Rostock für das fahrende Bordpersonal. Wer

zurzeit bei der Volkarmee dient, und hatte sich beworben bei der DDR

Handelsflotte Rostock als fahrendes Bordpersonal, hatte er es leichter, da er hier

schon ständig politisch eingeschätzt und überwacht wurde von der Sicherheit der

Volksarmee. Eine Bewerbung für einen Seemannsberuf auf hoher See dauert

meistens über ein Jahr und länger. Mit der Einstellung bei der DDR Schifffahrt

ist noch lange nicht geklärt, ob man zu seinem ausgestellten Seefahrtsbuch auch

den nötigen, dringenden „Sichtvermerk“ in seinem Seefahrtsbuch von der DDR

Behörde für Sichtvermerke bekommt. Die DDR Politik hat sich geeinigt, das

sämtliche Pass- und Visafragen in der Handels- und Fischfahrten zur See, nur in

Rostock in einer Hand gelöst werden sollten. In einer Hand gelöst werden

musste! Für die gesamte Ostseeküste der DDR. Das heißt alle DDR Schiffe mit

Bürgern der DDR die die Drei Meilenzone der DDR verlassen. Auch alle Sportund

Hobbysegler, alle Küstenfischer für die gesamte DDR Küste. Nicht für die

Volksmarine. Da sind andere Vorschriften und Kriterien von dem Ministerium

für Verteidigung bestimmt und einzuhalten. Die ausstellende Behörde in

Rostock ist die Bezirksbehörde der Volkspolizei in der Richard-Wagner –Straße.

Und hier sind wiederum nur vier Offiziere, vier Offiziere, befugt diesen

Sichtvermerk (ein loses Blatt, so groß wie das Seefahrtsbuch selbst, am Anfang

der Einführung aller Sichtvermerke) als Visum in das Seefahrtsbuch zu stempeln

und zu siegeln mit dem Staatssiegel der DDR. Hier ist die Unterschrift und die

Nummer des Staatssiegels und der bestimmte Tag der Ausstellung des

Seefahrtbuches mit Sichtvermerk ausschlaggeben. Ein Visum, ein Reisepass,

ein Dienstreisepass, ein Sichtvermerk, eine eimaliges Visum zur Ausreise aus

der DDR, dienstlich, werden nie an einem Samstag und Sonntag vorgenommen

in allen Bezirksbehörden der deutschen Volkspolizei der DDR. Alle die dazu

Verfügung stehenden Siegel ,Stempel sind in dieser Zeit festverschlossen in

einen Safe mit zwei Schlüsseln, wo der Safe nur mit zwei Safe Schlüsseln

geöffnet werden kann in den Behördendienstzeiten. Warum ist das so?

Es ist eine GVS Sache in Punkto Reisepapier für DDR Bürger. Spezialisten der

Riese- und Passkontrollen an den DDR Grenzen wissen es als GVS Sache in


Rostocker Männer Geschichten 30

der Sicherheit an den DDR Grenzen. Es ist ein Muss dieses zu Wissen in der

Funktion als visierter Passkontrolleur. Wenn ein DDR Seemann mit einen

Visum im Seefahrtsbuch an der DDR Grenzkontrolle kommt und der

Passkontrolleur sieht sich den Ausstellungsdatum an, genau, und sieht in seinem

Kalender, wo nur Samstage und Sonntage von zwei Jahren eingetragen sind, und

dieser Ausstellungsdaten fällt auf einen Samstag oder Sonntag, liegt hier eine

Passfälschung vor und beim Passkontrolleur schrillen seine Sensoren auf

Höchststufe.

Der Passkontrolleur sucht sich sofort einen zweiten Passkontrolleur und der

Passfälscher wird stehendes Fußes festgenommen. Auch mit der Waffe in der

Hand. Ab Frühjahr 1962, hat jeder Passkontrolleur unsichtbar seine

Handschellen bei sich bei allen Passkontrollen.

Das Ministerium des Innern der DDR, hier das zuständige Referat, hat schon

länger diese o.g. Sicherung als Kontrollcode für die Passkontrolle an allen

Grenzen festgelegt. Ist bei den Passkontrolleuren einer bei, der diese Code

nicht kennt, und der Reisende mit falschen Reisepapieren reist trotzdem aus, ist

es auch für den Passkontrolleur an der Grenze ein Aus und es erfolgt ein

juristische Nachspiel:

Staatliche Amtshilfe in einer Republikflucht. Der § 213 „Ungesetzlicher

Grenzübertritt“ (1976 ). Die Volkspolizei ist die Ausstellende Behörde, das

AZKW, die Zollverwaltung der DDR ist die Kontrollbehörde. Also, zwei

geteilte Gewalten in einen Behördenvorgang. Alles gut verstanden? Nun

können wir hier auch an das Eingemachte gehen, wie sich so ein Check in bei

einem Musikdampfer hier in Warnemünde, am Passagier Kai so abspielt.

Machen sie sich auf was gefasst, oder sie fahren zur DDR Zeiten nicht auf See.

Wenn ein DDR Urlauberschiff in Warnemünde zur Ausreise ausklariert wird

von den Warnemünder Zollkontrolleure, bekommt Bautzen auch Besuch!

Zum Abteilungsleiter Zollunterkommissar Genthe, Leiter für Kader und

Ausbildung in der Bezirkszollverwaltung Rostock, Warnemünde, am Alten

Strom, hatte ich einen guten Draht in Fragen Weiterbildung und

Kontrollsicherheiten im Passwesen im Grenzreiseverkehr, nach meinem

Rechtsduell mit ihm, weiter dienstlich aufgebaut.

Als im Frühjahr 1961 neue Kontrollaufgabe vor unserer Tür stand, mussten

ganz neue Kontrollarten und Kontrollmethoden vom Staat erfüllt werden. Die

neuen DDR Passagierschiffe werden kommen. Wie wird eine sichere und

optimale Personen-Gepäckkontrolle auf diese Schiffe in einer kurzen Zeit erfüllt

ohne großen personellen und materiellen Aufwand? Die genaue Treffsicherheit

muss stimmen, ob Republikflüchtlinge unter den Passagieren und dem


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Bordpersonal sind und diese müssen ausgeschaltet werden, möglichst noch vor

der Ausreise, vor Schiffsablegung am Passagier Kai in Warnemünde. Die

Leiter der Passkontrollen wurden gesondert geschult von der Bezirksverwaltung

der Volkspolizei Rostock im Ständer Haus, Haus der Volksarmee, am Steintor,

in einen besonderen Raum, oben rechts. Insbesondere ging es um den berühmten

„Sichtvermerk“ in die Seefahrtsbücher der DDR Seeleute. Die

Zusammenstellung der Passagiere von der Gewerkschaft im Allgemeinen und in

den Besonderen. Welcher „Arbeiter“ bekommt eine FDGB Schiffsreise

zugewiesen? Wer ist der verantwortliche Verteiler dieser Urlauberschiffsreisen?

Was ist Parteilichkeit in der Kontrolle beim Bordpersonal? Kapitän,

Seeoffiziere! Die politischen Aufgaben des Kapitäns auf allen Meeren. Der

Schiffspolitoffizier ist nicht immer dein Freund und dein Helfer. Achtung!

Vorsicht bei Gesprächen. Ein Politoffizier ist immer ein MfS Mitarbeiter, Bezirk

Rostock, arbeitet aber immer zu seinen Gunsten in der Ferne auf dem Atlantik.

Nach den Mauerbau 1961, wurden schon drei Polit-Offiziere bei einer

Einklarierung eines 10.000 to. Handelsfrachter von den Zollkontrolleure

festgenommen (nachzulesen in den MfS Hinterlassenschaften Rostock).

Das Urlauberschiff „Fritz Heckert“ wurde auf der Matthias-Thesen-Werft in

Wismar gebaut und am 1. Mai 1961 in den Dienstgestellt, und bereedert von der

Deutfracht-Seereederei-Rostock (DSR). Es hatte 2 Dieselmotoren und 2

Gasturbinen, 19. Kn, 6. Decks, 178 Besatzungsmitglieder, 380 Urlauber in 112.

Zwei-Bett-, 33. Drei-Bett- und 14. Vierbettkabinen. Ein auffallendes über

großes Hospital und ein besonders übergroßes Wirtschaftsbereich! Hier wurde

schon weise Vorgedacht bei eventuellen Seevorkommnissen in den fernen

Seegefilden oder einfach, die Heckert wird ein Sanitätsschiff für alle DDR

befreundete Länder. Achten sie mal auf das Datum, als die Heckert im Dienst

eingestellt wurde und wann die Mauer gebaut wurde?

Auf der Jungfernfahrt von Wismar aus am1. Mai 1961 war nur kurz der Kapitän

Willi Leidig. Man wollte Leidig „Danke schön“ sagen für seine getane Arbeit

im Dienst der DDR Schifffahrt. Dann war aber Schluss mit Lustig. Weitere

Kapitäne als Nachfolger waren Eckholz, Brauning und am Ende Leutholdt.

Alles erzkonservative stramme MfS Leute. 21. Offiziere und 11 Unteroffiziere,

Kulturoffizier war Frau Käte Richter und davon jede Menge Mitarbeiter des

MfS Rostock unter der gesamten Besatzung, einschließlich auch des Kapitäns

für Großer Fahrt. Geleitet werden sie von der Bezirksbehörde Rostock. Das MfS

Rostock hat von der DDR Politik hier ganzbesondere Sicherheitsaufgaben

übertragen bekommen, die mit harter Hand und Bandagen politisch

durchgesetzt wurden ohne Wenn und Aber. Jeder DDR Bürger der zur See

gefahren ist, kennen all diese Methoden des MfS Rostock aus dem „Effeff“.

Bei der Ausklarierung arbeiten das MfS und die Zollkontrolle getrennt ohne eine


Rostocker Männer Geschichten 32

Kontrollüberschneidung. Jeder hatte seine eigenen Kontrollaufgaben. Das MfS

wollte sich nicht in den Karten sehen lassen. Wir mit ständiger Feindberührung

schon gar nicht. Von meinen persönlichen Grenzerfahrungen aus Drewitz-

Dreilinden hat das MfS nie profitiert im Dunkel.

Ausklarierung der „Fritz Heckert“

Wir kommen jetzt zur der Praxis, wie überhaupt auf allen Urlauberschiffen, und

hier ins besondere die Ausklarierung des Urlauberschiff „Fritz Heckert“ am

Passagier Kai so abläuft, als Lehrbeispiel für die kommenden Jahren ab

13.August 1961, nach dem Mauerbau. Grundsätzlich ist das AZKW, später die

Zollverwaltung 1962, für die „Kontrolle“ da, für alle Schiffs-, und Reisepapiere

zuständig. Der Zoll ist keine Genehmigungsbehörde im Rechtssinn der DDR.

Alle zuständigen Sicherheitsorgane im Hafenbereich hier an der Grenze, die

unmittelbar mit der Schifffahrt und Seehafen zu tun haben, wissen rechtzeitig

Bescheid vom Hafenkapitän, wann die „Fritz Heckert“ in See geht. Somit wird

im Voraus alles Nötige zur dieser Kontrolle im Einchecken organisatorisch von

uns Zollkontrolleure bestimmt. Nur eine kleine Anzahl von Zollkontrolleure ist

in diesem Kontrollmodus eingeweiht vom Fährenbahnhof. Die

Dienststellenleitung vom Grenzzollamt Überseehafen hüllt sich im Schweigen.

Gibt es hier ein Leck, steht sofort das MfS auf die Matte.

Von der Reederei bekamen wir die Passagierliste, die Zwei Tage uns vom

AZKW im Voraus vorgelegt wurden, und auch die Liste mit dem Bordpersonal

von der BdVP Rostock, die sogenannte „Zweite Liste“, hier in Warnemünde am

frühen Morgen. Nun begann die Arbeit im Hintergrund einer jeder großen

Kontrollen. Zwei Zöllner nahmen sich die Passagierliste vor, zwei Zöllner die

Liste des Bordpersonals, getrennt in zwei Diensträume. Es herrscht Totenstille.

Hier wurde vom Groben bis zum Feinen jede Person eingeschätzt und

durchleuchtet nach Zöllner Art, ob eventuell eine Fluchtgefahr bestehen könnte.

Alter, Beruf, Betrieb, Familienstand, Familienumfeld, Funktion in seinem

Betriebe, welcher Reisende hat welchen Beruf studiert. Im Zweifels Fall wurde

der Betriebs Parteisekretär angerufen und durch verschiedene Fangfragen nach

einer Mustervorlage wird nachgefragt, zu den vorhandenen Daten der

Urlaubsreisenden. Hauptfrage war immer die Letzte, wie kam der Urlauber zur

dieser Schiffsreise auf die „Fritz Heckert“? Von wem, weshalb, in welcher

Form? Bei der Bordpersonalliste hat die BdVP rechtzeitig gut vorgearbeitet.

Am Ende eines jeden Namen auf der Liste war ein Vermerk, was zu bedeuten

hat, welche Fluchtgefahr bestehen könnte, der Grund. Also war unser Wissen

als Zollkontrolleure und Passkontrolleur, vor jeder Ausklarierung der


Rostocker Männer Geschichten 33

Urlauberschiffe sehr gut vorbereitet. Alle sehr kurzfristigen Änderungen in den

Personenlisten wurden uns per Telefon benachrichtigt. Ab Zwei Stunden vor

Auslaufen des Schiffes gab es keine Veränderung mehr in den beiden Listen. Ab

jetzt wird genau nach der Uhr gearbeitet bei den Zollkontrolleuren, bei der

Ausklarierung. Das wussten alle Beteiligte, die von der Ausklarierung frühzeitig

informiert waren. Wer jetzt noch verspätet zugeschrieben werden sollte, muss an

Land bleiben. Egal ob Urlaubsreisende ,oder auch eine Person aus der Leitung

des Schiffes. Diese Einhaltung der Frist von zwei Stunden vor Auslaufen gilt für

alle Schiffe im Überseehafen. In dieser Anfang Phase der Ausklarierung darf

kein Politiker, Sicherheitsorgan, MfS, Staatsanwalt, Hafensicherung noch der

Dienststellenleiter der Zollverwaltung mit hineinreden. Kein Zollkontrolleur

hört mehr auf diese Leute. Es gab schon schlimme Szenen vor und wären einer

Ausklarierung eines Schiffes hier in unseren Kontrollbereich Überseehafen

Rostock und an alle unterstellten Zollkontrollstellen. Beim der Ausklarierung

wird der Zugang zum Schiff, die Gangway, von der Hafenpolizei blockiert bis

das Schiff vom Hafen-Kai sich ablöst. Am schlimmsten war es immer im

Fischkombinat, in den Fischhafen Rostock-Marienehe. Die Seereisen dauerten

hier oft mehr wie ein Jahr, bis das Schiff wieder in den Hafen Rostock einkehrt.

Ich könnte hier über dieses Thema Fischkombinat Rostock als DDR-Zollinsider

drei dicke Bücher schreiben über die Arbeit, das Leben und das Schicksal so

manchen Seemann auf einen dieser Schiffe von der Fischverarbeitung.

Menschliche Dramen vor der Ausklarierung war keine Seltenheit mehr in den

60er Jahren. Fehlt bei der Ausklarierung einer vom Schiffspersonal, verfällt

sofort der Sichtvermerk der BdVP Rostock, und das bedeutet für ein Seemann

das Aus für eine Reise auf allen Meeren.

Sollte es doch vorkommen, gibt es nach der Ausfahrt des Schiffes, hier die

„ Fritz Heckert“, ein Rechtsstrafverfahren wegen politischer Grenzstörung im

Ablauf einer Ausklarierung eines Urlauberschiffes. Unsere Zollkontrolleure

müssen davor geschützt werden, vor falsche Entscheidungen bei einer

Schiffsausklarierung im Seehafenbereich Rostock, von wem auch immer. Alle

Beteiligten vom Kapitän bis zum Leiter des MfS Rostock sind Wochen vorher

belehrt worden per Unterschrift. Jeder Kapitän kennt das Problem ohne

Gegenrede. Die Fristeinhaltung war von der DDR Politik so gewollt. Eine Einoder

Ausdeklarierung dauert etwa 2 Stunden. Somit beginnt hier ein Amts Akt,

der eben 2 Stunden dauern kann.

Es dürfen per Gesetz in diesen Behördenvorgang keine Veränderungen mehr

vorgenommen werden. Wir DDR Zöllner arbeitete nach Recht und Ordnung

nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch aus der Kaiserzeit 1896. Auch der West Zoll

arbeitet nach diesem deutschen Recht. 1962 war das Bürgerliche Gesetzbuch in

beiden deutschen Staaten noch gültig mit Veränderungsverordnungen.


Rostocker Männer Geschichten 34

Die Heckert am Passagier Kai

zum Scheck in

Da noch keine Passagierabfertigungshalle am Kai stand, wurde alle

Urlaubsreisende oben an Bord eingecheckt. Alle Urlauber mussten die

Gangway rauf. Auf das Schiff, an Bord gehen. An langen Tischen waren vier

Passkontrolleure und kontrollierten genau nach Schema alle Reisepapiere und

Zollerklärungen Ausreise. In einen separaten Raum des Oberzahlmeisters, (der

Schiffsverwalter) der „Purser“, wurden nach der Liste der Bordpersonals die

Seefahrtsbücher sehr genau kontrolliert, von zwei Zollkontrolleuren. Zwei

Zollkontrolleure machten die Schiffsausklarierung fertig. Drei Zollkontrolleure

sind unterwegs zu den Kabinen des Bordpersonal. Während der Ausklarierung

(2 Stunden sind für alle Schiffe eingeplant) muss alles abkömmliches Personal

vom Dienst in ihren Bordkabinen sein, zur Zollkontrolle. Jedes Mitglied ist vor

so einer großen Ausreise persönlich belehrt, wie so eine Aus- oder Einklarierung

vorgeht bei der Zollkontrolle, und wo sich die einzelnen Schiffsmitglieder

aufhalten sollen bei der zu vorzunehmenden Zollkontrolle .Nach der Kontrolle

von Personen und Kabinen kann jeder wieder zu seinem Dienst zurück. 178

Besatzungsmitglieder müssen in 2 Stunden in ihrer Kabine vom Zoll kontrolliert

sein. Da heiß es auf Tempo drücken.

Der Personenermittler wird aktiv

380 Passagiere sollen in 2 Stunden eingecheckt sein. Meine Aufgabe war als

Personenermittler möglichst alle Passagiere, die von uns in der Vorkontrolle auf

den Passagierlisten auffällig waren, nun auch richtig im Augenschein zu

nehmen, durch eine „Zollkontrolle“ und ein intensives Kontrollgespräch nach

dem Einchecken und der Passkontrolle vorzunehmen. Der Ort auf dem Schiff ist

egal. Entweder gleich hinter der Passkontrolle oder auch mal direkt in der

Passagier Kabine des Urlauber. Hierbei kam meistens mehr zu Tage, als wie wir

es im Voraus erarbeitet hatten. Die Kontrolle muss schnell und wendig

vorgehen. Den Urlauber mit einer Zollkontrolle, sprich Gepäck und

Handgepäckkontrollen, überrumpeln.

Fast alle Urlauber glaubten, nach einer Passkontrolle ist das Einchecken erledigt.

Ein DDR Bürger braucht auf einem DDR Schiff nicht eine intensive

Zollkontrolle über sich ergehen lassen. Hier hatten wir wieder die alte Masche

der psychologischen Kriegsführung nach alter Zöllner Art durchgeführt. Unruhe

unter der Urlauber zu bringen bevor das Schiff ablegt und wir unsere Arbeit


Rostocker Männer Geschichten 35

getan hatten. Nach dem die Urlauber glaubten durch die Passkontrolle ist alles

erledigt und ab nun kann die Fluchtvorbereitung beginnen. In diesen

unverhofften Augenblick müssen wir Zollkontrolleure zupacken, um zu dem

Erfolg zu kommen, den wir uns vor zwei Tagen mühselig erarbeitet hatten. In

dieser Kontrollfunktion hatte ich immer mein Zivil an. Links oben in mein

Sakko in der Außenbrusttasche hatte ich ein Schild in der Tasche, was ich

einfach rausziehen konnte und der Urlauber, den ich anvisiert hatte, nun lesen

konnte „ZOLL“. Schwarze Schrift auf weißen Grund. Aus dem damals

modernes Plastikmaterial, wo man seinen Namenschild für die Wohnungstür

oder Briefkasten sich anfertigen lassen hat. War der Urlauber hier nett und

freundlich, war alles normal. Aber bekam sie den besonderen Schreck, klingelte

es bei mir die Sensoren, und ein Erfolg war sicher. Rein in der Passagierkabine

und dann rann an das Gepäck. Hier wurde in dem Besonderen wichtigen

persönliche Papiere gesucht, teuren Schmuck, westliche Devisen, Dokumente

jeder Art, Adressbücher mit westeuropäische Adressen und Telefonnummern,

Aufputschmedikamenten, wenig Tagesgarderobe. Wir DDR Zöllner hatten nach

dem Gesetz das sichere Seerecht, International und DDR Recht, innerhalb der

Dreimeilen Zone grundsätzlich jedes Schiff nach unseren Willen ohne Nennung

von Gründen Schiffspersonal und Ladung zu kontrollieren ohne Zeitangaben. Es

werden Zeiten kommen, dass der DDR Zoll auch mal Sechs Stunden lang das

Schiff auf der Reede kontrolliert. Es ist aber eine Ausnahme in der allgemeinen

Hafenkontrolle. Ergebnis all dieser lang vorbereiteten Schiffskontrolle,

Ausklarierung der TMS „Fritz Heckert“ am Passagier Kai von Warnemünde:

DDR-Flüchtlinge auf die „Heckert“

Fünf Festnahmen eines Fluchtversuches durch die Teilnahme einer Seereise mit

einem DDR Urlauberschiff über die drei Meilenzone der DDR hinaus. Solche

Festnahmen werden in der Bevölkerung der DDR kaum beachtet. Die Meinung

ist hier sehr einfach: Wer an der Futterkrippe sitzt, muss sich nicht überfressen.

Die Substanz dieser Meinung ist: Welcher „Arbeiter“ bekommt denn schon so

eine günstige Seereise mit Fluchtgarantie. Nur die Funktionäre aller

Politorganisationen der DDR.

Nur dafür ist eigentlich auch das Urlauberschiff gebaut worden, für echte

Parteisoldaten der DDR mit immer werdendem Fluchtgedanken, im Westen

könnte es mir doch noch besser gehen als in der DDR. Eine reine Überschätzung

der DRR Eliten in den Jahren 1962 im geschützten Sozialismus der guten DDR.

Also waren all die oben Festgenommene echte DDR Gutmenschen mit ganz

normaler DDR Habgier. Ich will auch noch mehr.


Rostocker Männer Geschichten 36

Von 1961 bis 1972 gelangten 225 Urlauber und Seeleute die Flucht von der

„Heckert“ auf ihre Urlaubs-Seereisen in die Freiheit. Anfang Mai 1972 wurde

das Schiff außer Dienst gestellt. Ich hatte mehrere Leute auf der „Fritz Heckert“

die zu meinen sehr guten Personen-und Informationennetz gehören, die in

verschiedenen Schiffs - und Dienstbereiche tätig waren. Ich hatte sie ständig

belehrt, was ihnen gut tut von der DDR Politik auf solcher Auslandreisen. Vor

allem ihr Verhalten gegen über einige Personen von Leitenden Schiffspersonal.

Wir Zollkontrolleure hier an Land von Warnemünde waren immer einer der

bestens gut informierte Berufsgruppe in der DDR, wenn es heißt in der DDR

Politik Vorsicht zu sein. Uns Zöllner fiel es oft leicht von weiten einen DDR

Flüchtling zuerkenne. Die Alt-Warnemünder haben untereinander ein

geschlossenes Informationsnetz, das noch aus sehr alten, alten Zeiten stammt.

Hier muss ich als alter Rostocker nur zwei bis fünf alte Freunde, Bekannte

kennen, dann weis man was unter den Warnemünder hier an der Ostseeküste so

läuft, was die Politik der DDR nicht wissen muss. Ein richtiger Zollkontrolleur

muss immer erst Informationen für seine kommenden Dienstaufgaben sammeln,

dann Denken und dann erst Handeln in seinen Zöllner Beruf. Das führt immer

zu einem Erfolg zu seinem Vorteil, zu seinem Nutzen als erfahrender

Zollkontrolleur im operativen Dienst hier an der DDR Grenze. Man muss nur

auf die Neider achten vom Feind und Freund in der DDR oder so. Persönlich

muss ich sagen, ich war nie ein guter Grenzer, aber dafür ein guter Zöllner im

Reiseverkehr und in der Personenermittlung. Nun wissen sie auch, wo die

Hauptaufgabe und der Schwerpunkt in der Arbeit eines visierten Zollkontrolleur

liegt. Also weiter hier im Text. Hierzu einige nicht erfreulichen Tatsachen in

unseren oft gefährlichen Dienst, an unser Gesundheit und Sicherheit für Leib

und Lebens im Dienste des Staates, im Dienste der DDR.

Auswandern in die DDR.

Die Übersiedlung aus der

Bundesrepublik, aus dem Westen

in die DDR, in den Osten

Wir hatten hier in den einzelnen Episoden „Grenzerfahrungen“ ständig nur von

DDR-Flüchtlinge gelesen, die mit aller Kraft und Willens aus der DDR in die

Bundesrepublik übersiedeln, flüchten wollten, um hier in Freiheit und eigene

Selbstbestimmung ein neues Leben aufbauen. Besonders die jungen

intelligenten Leute aus der DDR wollten sich vom Sozialismus sowjetischer


Rostocker Männer Geschichten 37

Prägung befreien, und sich in der neuen bürgerlichen Gesellschaft in der

Bundesrepublik profilieren.

Da die DDR Flüchtlinge in Richtung Westen alle Jahre in die Hunderttausende

gezählt wurden, viel es gar nicht so auf, das sich täglich nach einen bestimmten

Zeitablauf, DDR Flüchtlinge als Rückkehrer an unseren Grenzen der DDR

meldeten. Sie wollten heim in die DDR wieder. Das heißt für uns

Zollkontrolleure im operativen Dienst auf den Grenzkontrollübergänge und

Zollkontrollstellen wurde dies eine große Plage. Schon auf den

Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden herrschte 1958 unter den vier

Gruppenführer und Personenermittler im operativen Dienst ein stilles

Abkommen untereinander ein Code des Stillschweigens:

„Refugees not welcome“. Diese Code wurde uns Gruppenführer und Leiter des

Einreisesicherheitsbereich der einzelnen Schichtzüge inoffiziell eingeflüstert

von den einzelnen Offiziere der vorgesetzten Dienststellen der

Bezirksverwaltung von Potsdam, Zollverwaltung, Volkspolizei, MfS, und

nebenbei auch noch von der Nationalen Front Potsdam. Wir hier in der DDR

wollten keine Flüchtlinge, keine DDR Rückkehrer, keine Politasylanten aus

fremden westlichen Ländern.

Somit wurde nun auch diesen Amtsvorgang, DDR-Einwanderer und DDR-

Rückkehrer, von uns Gruppenführer im Vorfeld mit großen Problemen in den

Einreisekontrollvorgänge und den Asylvorvorgänge belegt. Hier einfach in

DDR Politdeutsch: Wir, die DDR wollen keine Westflüchtlinge. Die offizielle

DDR Politik lautet aber in den SED Medien anders. Die einen wollten raus, die

anderen wollten rein. Das Problem auf den Grenzkontrollübergänge, an den ich

als Passspezialist und Personenermittler tätig war, war meine Zoll Gruppe

hauptsächlich auf Reisende spezialisiert, die aus der DDR in den Westen

wollten. Am Anfang dieses neuen Phänomens sah für uns Gruppenführer und

den Leiter der bestimmten Einreisekontrollen alles noch recht harmlos aus, und

war für uns belanglos, wenn sich Rückkehrer oder Flüchtlinge aus dem Westen

bei uns meldeten um einen DDR Asyl, wir wollen rein in die DDR. Beim

Zugführer im Aktenregal steht ein dicker Aktendeckel mit allen Anweisungen

über speziellen Einreisen in die DDR. So war hier auch ein dicker Aktendeckel

mit Direktive über die Einreise aller DDR Rückkehrer und Flüchtlinge aus dem

Westen. Wie werden diese Leute hier in einen Behördenvorgang von uns

behandelt und von uns kontrolliert? Aber dort war diese Direktive auch gut

aufgehoben. Wir Zollkontrolleure denken praktisch und haben einfach unser

Wissen angewandt, was wir sonst bei der DDR Flüchtlinge anwenden, die in den

Westen wollten. Hier aber nur seitenverkehrt.


Rostocker Männer Geschichten 38

Bis 1959 hatten wir an der DDR-Grenze 63 076 Asylanten, die in der DDR

Einwandern wollten aus der Bundesrepublik, davon waren 41 585 Rückkehrer,

ehemalige DDR Bürger. Also es gab dauern was zu tun mit den Flüchtlingen.

Unsere Grenzkontrollstellen waren wie eine Drehtür.

Wir vier Rostocker Männer

aus dem Rostocker Volkstheater

wollten im Sommer 1967

in den Urlaub fahren nach Budapest.

Hier die berühmte DDR

Umstände dazu.

Die Schweigepflicht der Rostocker Ärzte

„Man muss immer das Unmögliche

erstreben, um das Mögliche zu

erreichen“ Herrmann Hesse

Schweigepflicht gehört zur ersten Grundausstattung eines jeden praktizierenden

Arztes in Deutschland. Von allen Patienten anvertrauten Geheimnisse,

Krankheiten, Gesprächen , auch wenn sie nicht unmittelbar mit einer Krankheit

zu tun haben, gehört zur Schweigepflicht eines Arztes, wo und wann auch

immer an welchen Ort. Nur der Patient selber kann diesen Arzt von seiner

Schweigepflicht persönlich oder schriftlich, soweit er in der Lage ist, davon

befreien. Dies ist die Hauptgrundlage einer Vertrauensbildung zwischen Arzt

und nicht immer eines kranken Patienten. Wendet sich ein Kranker oder auch

ein Gesunder vertrauensvoll an einen ausgewiesen Arzt, so muss der Kranke

immer annehmen, das Gespräch bleibt unter sich und niemand erfährt davon

etwas. Dies gehört zu christliche Grundlage auch heute in der modernen

Gesellschaft im Zusammenleben aller unter den denkenden und handelte


Rostocker Männer Geschichten 39

Staatsbürgern .Es ist ein gesetzlicher fester Bestandteil in unser Rechtswesen.

Auch in einem sozialistischen Staat. Der Staat wacht mit Argusaugen darauf,

dass dieses auch eingehalten werde soll. Es ist in dem Strafgesetzbuch der DDR

genau festgehalten. Alles klar hier.

Halten sich auch alle Rostocker

Ärzte daran in den Zeiten

des Sozialismus?

Hier mal ein Beispiel aus dem Leben

von Rostocker Männer.

Ich spreche hier von Männern. Die Damen haben jetzt Kaffeekränzchenzeit.

So, nun wollen wir doch mal sehen, ob dies auch von unseren lieben und

aufrecht denkenden Rostocker Ärzte eingehalten wurde oder ob sie die

Gespräche zwischen Arzt und Patienten als eine Nachricht an fremde Leute oder

staatlichen Stellen, oder auch Geheimdienste weitergeleitet wurden. Na, denn

mal los. Augen und Ohren auf: Wir DDR-Bürger leben in einem sozialistischen,

demokratischen Staat. Oder war doch da noch etwas was? Fehlte hier die

Demokratie?

Zur all der guten und glücklichen DDR Zeiten, wo wir unser Leben noch

fröhlich und selbst gestalten durften, soll hier diese Episode handeln. Direkt aus

unser Rostock. Achten sie mal genau darauf, wie wir mit den anvertrauten

Geheimnissen von einem Patienten an den praktizierenden Rostocker Arzt selbst

umgehen. Klar, eine Männer- Episode, heute für jedermann lesbar, ein Intrige

live.

Wem diese Episode zu viel ist in sein logisches Denken, nah, der blättert einfach

weiter. Die Nächsten Episoden sind menschlich, politisch noch verwickelter in

unser sozialistisches Leben in Rostock. Wenn wir hier von der Stadt Rostock

reden, dann meine ich Rostock in den Jahren des Sozialismus, in den Jahren von

1945 – 1989. Wir leben hier in der Ostzone, in der SBZ, im Landesbezirk

Rostock, in der noch DDR.


Rostocker Männer Geschichten 40

Unsere Rostocker Männer Clique

wollen in den Theaterferien einen

flotten privaten Urlaub machen

in Budapest 1967

Alle, alle Männer aus unserer Clique in Rostock sind aus dem Urlaub

zurückgekommen, 1966. Der Sommerurlaub wurde, wie immer ausgewertet von

allen Freunden bei Kaffee und Kuchen. Zum Schluss kamen wir überein, die

nächsten Theaterferien, der nächste Sommerurlaub fliegen wir mit wehenden

Fahnen nach Budapest, der größte Sündenpfuhl aller Ostblock Staaten.

Erfahrungen haben wir von Budapest Reisenden genug gesammelt im Urlaub.

Rostock-Markgrafenheide, der DDR bekanntester FKK-Stand, ist eine sehr gute

Infoquelle für nackte Männer, die noch was erleben wollten. Die ganze Republik

mit all ihren Männer zeigt sich hier nackt. Aber Hauptsache ist und bleibt der

Austausch von allgemeinen interessante und politischer Informationen, wie sieht

es in der Republik aus, und wie sieht da die Männerwelt für uns aus. Also,

dieser FKK-Strand ist eine große Kontaktbörse mit einem flotten

Gedankenaustausch von Mann zu Mann und mehr und Meer. Hier werden

große nicht überschaubare menschliche Netzwerke gesammelt, verbunden, neue

hergestellt mit allen Männern der Republik, und die auch dafür ein Faibel hatten.

Lieschen Müller ist da nicht gefragt. Der nackte Mann von Welt weiß mehr.

Wenn das die Stasi gewusst hätte, was außer Nacktbaden noch für Info-

Geschäfte dort stattfinden und so abläuft, wären sie alle, alle am Strand

gewesen. Somit waren wir gut informiert, republikweit, wenn wir es auch

wollten. Wir waren im sozialistisches DDR- Denken immer voraus. Budapest

heißt jetzt die Frage. Alles Praktische wird ab jetzt gesammelt und im Ganzem

ausgewertet, was können wir da von brauchen.

Wer sind W I R? Für Budapest haben sich entschlossen: Klaus, Requisiteur am

Rostocker Volkstheater, Die Glöcknerin, Beleuchter am Theater, verpaartnert,

Walter, Herrenfriseur in Warnemünde an der Alten-Strombrücke, und ich,

Requisiteur am Rostocker Volkstheater. Somit konnten wir vom Theater schon

ein Jahr im Voraus planen. Wir wussten ein Jahr im Voraus, wann die nächste

Theaterferien sind. Wir Mitarbeiter vom Volkstheater und Berufskollegen von

den Bühnenproduktionen hatten ja 35 Urlaubtage mit den Samstage und

Sonntage. Der berühmte Sozialneid bei allen Rostocker Schwestern von

nebenan. Nur Walter musste noch mit seiner Chefin sprechen, ob er zu diesem

bestimmten Zeitpunkt auch Urlaub bekommt. Alles klar. Vier schöne, stramme


Rostocker Männer Geschichten 41

junge Männer von der Ostseeküste, voller Lebenslust , voll von Testosteron

und viel Mut zur Sexfreuden wollten wir Budapest unsicher machen, mit

unseren unwiderstehlichen norddeutschen Charme. Männer von der Ostseeküste

waren für ihre Männlichkeit immer schon gefragte Liebhaber oder so. Denn,

wir waren immer die lang gesuchten und begehrten „Seemänner“ von den

Rostocker Touristen mit unseren Slang in den Sommermonaten in und um

Rostock. Bitte jetzt keine Neiddemonstrationen. Wir kennen das Spielchen

schon.

Männer, ihr müsst für eure Männlichkeit auch mal was tun und nicht nur das

Glas heben, dauern am Bart zupfen und an den Fingernägeln knappern. Wir

wissen, was wir uns wert sind. Es klappte immer, wenn wir es wollten, oder

auch nicht. Und wir Vier waren ein gut eingespieltes Team. Am Theater ist das

eine Arbeitsvoraussetzung. Walter ziehen wir einfach mit.

Unsere Urlaubsvorbereitungen

von Rostock aus.

Ich hatte als alter Zöllner, als Oberzollkontrolleur, die meisten Erfahrungen im

Reiseverkehr, und übernahm die Organisation in Fragen Flugticket, Quartier und

wichtig, die privaten Einladungen für einen privaten Touristenbesuch in

Budapest. Diese Einladungen sind Grundlagen für ein Visum, für eine private

Reise um nach Ungarn zu kommen. Aber wie? Das Pferd muss hier mal wieder

von hinten aufgezäumt werden. Von nix kommt nix.

Bei unseren vielen Besuchen in Berlin, in Ostberlin natürlich, hier für die

Provinzler, in unsere Freizeit, sind wir sehr viel Shopping gegangen. Nicht

immer wurde alles gekauft. Wir wollten auch nur wissen, was out und was in

ist. Unser Quartier war immer im Hotel Minerva in der Clara-Zetkin-Straße an

der Friedrichstraße. Ein Haus der Fröhlichen Leute, ein Haus der Fröhlichen

Männer. Am Tage und in der Nacht, und in der Nacht, und in den Ost- Berliner

heißen Sommer-Nächten. Heute heißt sie wieder die Dorotheen-Straße

(Dussmann). Also mitten im Zentrum der Stadt, denn hier spielt die Musik, hier

geht die Post ab. Als Zöllner vom Fährbahnhof Warnemünde hatte ich hier

dienstlich gewohnt. Ich musste die neuen Stasi-Passeinheiten auf den

Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße, 1962 das lesen der Reisepässe erst

beibringen, als Personenermittler in der Zollverwaltung der DDR. Die Stasi-

Passeinheit war dermaßen schlecht ausgebildet, das wir aus Saßnitz und

Warnemünde erste Hilfe leisten mussten. Also ich kannte das Berliner Milieu

sehr gut und fand mich hier sehr gut zurecht. Und mit den Berlinern verstanden

wir uns nackt und angezogen immer sehr gut. Wir Norddeutsche von der Küste,

wir Fischköppe und die Berliner verstanden uns sehr gut schon aus alten Zeiten.


Rostocker Männer Geschichten 42

Zurück zur Reiseorganisation Budapest. In der Berliner Karl-Liebknecht-Straße

in Richtung Spandauer Straße war ein polnisches Kulturzentrum, wo es alles

gab was man nicht brauchte. Aber hinten in der Ecke war ein Zeitungsständer

mit nicht lesbaren Zeitungen und Magazine. Ein sehr wildes Magazin suchte ich

raus und fand darin Anzeigen auch auf Deutsch. Ich hatte es gekauft, in Rostock

genau untersucht, und fand eine Lösung. Das polnische Magazin, ein Modern

Art, wurde in Prag und Budapest gelesen. Ich fertigte eine Anzeige an mit dem

Inhalt, „Ostseeküste bietet gutes Quartier, suche ein gutes Quartier in Budapest

Sommer 1967“. Jetzt wurde gewartet, und gewartet, die Polen sind ja auch nicht

immer die Schnellsten. Nun, erst mal ran an die Flugticket. An einem

arbeitsfreien Tag in der Woche bin ich nach Berlin mit der Bahn gefahren,

Anfang Dezember 1966!

In der Friedrichstraße, genau gegenüber den Bahnhof Friedrichstraße,

Tränenpalast, in den Flachbauten auf dem Grundstück des ehemaligen

Bierpalastes „Franziskaner“, war ein Reisebüro, eine Hauptfiliale von der DDR-

Reisebürozentrale aus der Charlottenstraße. Hier konnte man 80% sicher sein,

für den Sommer 1967 vier Flüge hin und zurück nach Budapest zubekommen.

Nur, wenn ich diese schon Anfang Dezember 1966 vorbestelle. Rostock ist

weit weg von der Hauptbuchungszentale, darum der weite Weg nach Berlin,

wenn es ein Erfolg sein soll. Wichtig ist es, nicht so sehr professional hier

auftreten als Dauerflugreisender, sondern den naiven Provinzler vom Lande

auskehren. Die Frauen dort sind außergewöhnlich resolut, sind ausgemachte

Feministen und kesse Väter. Sie sehen sich den Kunden genau an. Die haben

ihre guten und schlechten Erfahrungen gesammelt durch den Grenzübergang

Bahnhof Friedrichstraße, genau gegenüber. Westdeutsche Bürger wollen hier

Flüge buchen in das sozialistische Ausland, da sie hier billiger sind als in

Westberlin.

So, nun lange Formulare ausfüllen, alle Namen genau angeben in zweifacher

Ausführung mit Arbeitsstelle, Berufe und Personalausweisnummern. Jetzt

abwarten, Mitte-Ende Januar sollte ich einen Zwischenbescheid bekommen. Ob

ja oder nein, oder Terminverschiebung. So, nun an die Quartiere ran. Im

Vorfeld und durch die Nutzung meines Personennetzwerkes, wusste ich, dass

man in Budapest an mehrere Städtische Reisebüros eine Unterkunft im Voraus

für den Sommer1967 bestellen muss, um sich dann , nur das gute und stadtnahe

Quartier auszusuchen zu können. Das Reisebüro am Westbahnhof und das am

Roosevelt- Platz sind sehr günstig dafür. Diese Reisebüros sind nicht vernetzt

untereinander und man fällt nicht auf, bei der Reservierung von einer

Unterkunft von 4 DDR Männer. Nun, alle vier Männer bestellten per Post im

Januar unsere Quartiere, um dann später nach dem Stadtplan von Budapest die


Rostocker Männer Geschichten 43

richtigen Urlaubszimmer zu finden. Ein Zwischenbescheid kam an, im April

bekommen wir die richtigen Zusagen. Also warten. Inzwischen kam nun doch

noch nach 3 Monate Wartezeit, die ersten Briefe auf meine Anzeige an, die nun

auch in dieses polnische Magazin auf Deutsch veröffentlich wurde. Nah ja, da

hatten aber diese Absender aus Budapest große Wünsche für ihren Urlaub an der

Ostseeküste. Die wussten ja nicht welche Verhältnisse hier im Sommer

herrschten. Durch den Bau der Berliner Mauer konnten die DDR „Werktätigen“

nur noch zum größten Teil Urlaub machen in der DDR, wenn sie ein

Urlaubsplatz vom Reisebüro oder aus privater Hand ergattert hatte. Ja und die

waren auch noch teuer. So waren alle Urlaubfreudigen an der Ostseeküste

gelandet, zu hunderttausende. Aber mich interessierten nicht die Budapester

ihre Urlaubswünsche, mich interessierten nur die Briefumschläge mit den

Briefmarken. Aber unbedingt mit der Budapester Wohnadresse. Jetzt suchte ich

unterschiedliches Schreibpapier, schrieb mit unterschiedlichem

Kugelschreiber eine Einladung nach unseren Orts- und Terminwünsche. Alles

musste aussehen als hätten wir diese Urlaubseinladung von unseren „Freunde“

bekommen. Mit diesen fingierten Einladungen, und wichtig, die echten

Briefumschläge direkt aus Budapest, sind wir einzeln zum VPKA

(Volkspolizeikreisamt) in der Polizeikaserne in der Ulmenstraße gegangen. Hier

stellten wir unseren privaten Touristen-Visa-Antrag nach Ungarn, Budapest. All

dieser Aufwand und diese Zeitspanne mussten sein, da wir einen

unkontrollierten Sommerurlaub machen wollten ohne die teuren DDR

Reisebüropreise für Budapest. Alles war für diese Vergnügungsreise

angekurbelt, Quartier, Flug, und den Visaantrag. Jetzt heißt es sich sommerliche,

chice, sexi Sommerleidung zuzulegen. Wir wollen doch auch noch auffallen

und viel, viel Spaß haben. Und Sex als Überraschungsbonbon. Ein großer

Paukenschlag aus einer nicht zu erwartenden Ecke überraschte uns allen in

unseren Urlaubssinnen und Urlaubsvorbereitungen.

Ein politisches militärisches Gewitter

aus Rostock will unsern Urlaub

in Budapest stören.

Wir steuern dagegen, mit Erfolg.

Wir vier Männer waren alle schon bei der Volksarmee gewesen. Wir sind alles

richtige Norddeutsche Kerle mit einer richtigen vollmilitärischen

Armeausbildung und keine von diesen Wackelpuddingheinis. Ich war noch

dazu Unteroffizier in der Waffenmeisterei, und bin dadurch auch noch als


Rostocker Männer Geschichten 44

Scharfschütze in Faustfeuerwaffen, Pistolen P 38 und PPK Walter mit Diplom

ausgebildet worden. Aber einen nicht zu erwarteten Marschbefehl zum

Reservisteneinzug überraschte uns.

Unser Walter, war von Beruf Friseur, somit in einer Nachrichtenkompanie bei

der Flugabwehr-Küste in Sanitz. Da er zum Funkwesen gehört, musste er ab

und zu mal zum Reservistenlehrgang, um sein Wissen und Fertigkeiten auf den

neusten Stand zu bringen. Walter ist sonst gerne auf diese Reservistenlehrgänge

gefahren. Da lernt man auch reichlich informativen flotte Matrosen kennen,

auch mal nackt oder angezogen in einer geselligen Flaschenrunde oder so, oder

so. Und ausgerechnet in der Zeit, wo wir alle nach Budapest fliegen wollten,

kommt dieser Einberufungsbefehl. Was nun? Ab jetzt müssen wir nur noch rein

politisch sozialistisch Denken und Handeln. Alles klar hier! Nah denn mal

vorwärts.

Guter Rat muss her. Jetzt mussten wir wieder was anstellen, um unseren Willen

dem Staat der DDR gegenüber durchzusetzen. Ein Männer Parteitag wurde

abgehalten bei Kaffee und Kuchen und einen kleinen Schnäpperchen von

Küstennebel. Neue Ideen mussten her, um diesen Reservistenlehrgang zu

umsegeln. Ich hatte eine Idee, musste aber Walter überzeugen, ob er genügend

Tatkraft und Mumm dazu hatte für außergewöhnliche Schritte. Walter muss, auf

Deutsch gesagt, geistig den nackten Arsch zeigen so oder so. Ein Unikat muss

her. Walter war durch sein Berufsleben ein ausgekochtes Luder und macht jede

Schandtat mit. Meine Idee war, dem Chef des Wehrkreiskommandos eine Brief

zu schreiben, das dieser gleich umfällt. Das Wort Homosexualität muss jetzt her,

das Schreckgespenst in unser sozialistischen Gesellschaft, in der Volkarmee,

ein ungelöstes Problem jeder Führungskader, jeder Parteileitung in der DDR.

Ran an das Werk. Es muss alles neu geschmiedet werden für unser Ziel Sommer

1967 in Budapest. Ruhe jetzt.

Um in diesen Brief auch alle Argumente zu untermauern und auch glaubhaft

zu machen, müsse diese auch von einer anderen Seite überprüfbar sein. Das

heißt, der Chef des Wehrkreiskommando muss den Inhalt des zu schreibendes

Briefes auch amtlich überprüfen können. Walters Hauptziel war, raus aus der

Armee, kostet es, was es wolle, um spätere Reservistenlehrgänge aus dem

Wege zu gehen. Wer ist schon glaubhafter als ein Arzt, der will, der muss seine

Patientengeheimnisse an so einer hohen amtlichen Stelle immer preisgeben,

immer zu zuflüstern. Er muss auf jede Anfrage auch sofort die genaue richtige

Antwort geben, ohne Rückfragen beim Patienten. Ein Bruch der ärztlichen

Schweigepflicht muss her. Dazu brauchen wir einen Arzt, der für

geheimnisvolle, unbekannte Krankheiten zuständig ist. Und hier haben wir

schon diesen Verräter von Arzt, der jederzeit seine Patienten ans Messer liefert.


Rostocker Männer Geschichten 45

Dr.med. Schwager, Arzt für Haut und Liebe in der Poliklinik in Rostock-Mitte

in der Paulstraße 48-55, 1. Etage. Der Dr. Schwager hat einen großen Kreis an

Mitarbeiter und Mitwisser, die auch sehr plauderhaft sind in diesen heiklen

Liebes-Lust-Krankheitsfragen.

1962 lernte ich durch Zufall einen Oberleutnant Manfred Appel kennen (aus

meiner Zollzeit) und er wohnte in Rostock bei der Hundertmännerbrücke. Er

war in Schwerin, in einer Sanitätskompanie bei der Volksarmee Grenze. Durch

irgendwelche sexuellen Annäherungen an einen Soldaten ist seine Liebe zu den

uniformtragenden Männern rausgekommen. Ergebnis, Rauswurf aus der

Volksarmee. Er gab mich an, dass wir bekannt sind. Darauf musste ich zum

VPKA Ulmenstraße zur Vernehmung, ob das mit der Männerliebe und so bei

Manfred Appel auch stimmt. Ausgerechnet war der Polizist ein Leutnant

Gräfnitz, der in meiner Kindheit im Hansaviertel, in der Lüneburgerstraße 5

wohnt und hier auch groß geworden wurde. Das ist von unserem Wohnhaus,

Kielerstraße gleich um die Ecke. Seine Mutter wohnte noch da, und mein älterer

Bruder Horst war sein Klassenmitschüler.

Als alter Personenermittler beim Zoll, wo ich selbst Vernehmungsführer war,

konnte mir dieser VP-Leutnant nicht das Wasser reichen. Bei der ersten Frage

wusste ich schon bescheid, warum es hier geht. Ich hatte ihm den Text für das

Protokoll vorgesprochen. Vom Sex haben wir nie gesprochen, nur von unsern

Dienst an der DDR-Grenze. Problem gelöst, und ich hatte den Sani-Oberleutnant

nicht belastet. Man nannte es damals in der DDR einfach „Schwesternhilfe“

Wir trafen uns mal in der Stadt, in der HO Gaststätte „National“ in der

Langestraße, ein Treffpunkt für kontaktfreudige Rostocker Männer im aktiven

Sexleben und da stellte es sich heraus, das er nun die erste Oberschwester ist

beim Dr. Schwager, zuständig ist für Haut und Liebe, für die Stadt Rostock,

Paulstraße 48-55, Poliklinik. Also diesen Mann, dieser Doktor, dieser Facharzt

suchte ich ja gerade, für unsere Zwecke. Er bedankte sich für meine Aussage bei

der VP, und das ich ihm nicht belastete von irgendeinen Männerkram. Meine

Adresse hatten sie bei der Durchsuchung in der Kaserne gefunden. Schwamm

drüber, jetzt bin ich dran zu fragen. Wie läuft es so ab in der Sprechstunde

beim Dr. Schwager in der Praxis. Wir sind hier immer noch in den 60ziger

Jahren, in der größten Stadt von Mecklenburg. Ich wollte den genauen Ablauf

wissen und die Handlungsweise des Arztes. Wir brauchten diesen Ablauf

zwischen Arzt und Patienten genau zur Lösung für Walter seine Probleme bei

der Armee.


Rostocker Männer Geschichten 46

Ein Arzt für Haut und Liebe

aus Rostock muss

Walter sein Probleme mit der

NVA lösen.

Der Herr Oberschwester Manfred Appel erklärt erst mal die Struktur der Haut

und Liebe Praxis. Alles in der 1. Etage. Vor dem Warteraum links ist ein

mittelgroßer Raum, der eine Verbindungtür hat zum Doktor. In diesen Raum mit

Tische, Regale Schreibmaschinen und Karteikästen residiert die Oberfürsorgerin

mit ihren 4 Fürsorgerinnen als Schweigekartell nach außen hin. Aber sonst die

hässlichsten Drachen von Rostock, mit Symbolhaftigkeit eines Mannes. Sie

wollen auch alles, aber auch alles wissen. Wo, wie, wann, mit wem, und warum

man außerhalb seines eigenen Bettes noch Sex haben kann. Das Schlimmste

aber mit wem? Mit Mann oder Frau oder Gruppe? Und das 1967! Nach dem

man sein Gebet bei den Führsorgerinnen hinterlassen hat, muss man im offenen

Warteraum warten, bis nun der Oberschwester Manfred Appel sehr laut dann

ruft, „Die bestellten Patienten von 7.00 bis 7,30 reinkommen“ ins Labor. Jeder

andere der wartenden Patienten weiß nun, oh Gott die haben was mit ihren

Puller oder so. Wie unanständig doch solche Männer sein können. Pfui.

Hier haben wir die Erste medizinische Hilfe in Person des Dr. Schwager, der

nun unseren Walter von der Volksarmee befreien soll, muss. Also, Walter früh

morgens hin zu Paulstraße, zum Dr. Schwager ,der Arzt für Haut und Liebe.

Hier zuerst zu der Oberfürsorgerin, die zufällig auch die Ehefrau des Leiters

dieser Poliklinik war. Eine glaubhafter, im staatlichen Dienst stehender

Mitarbeiter im Medizinischen Dienst und Gesundheitswesen der Stadt Rostock.

Walter klagt nun diese amtliche Frau, dass er auf Männer steht, ins besondere

auf Männer in Uniform, die von der Marine und von den Mot-Schützen, so ab

Maate und Unteroffiziere. Vor drei Tagen hat er mit einen Maat aus der Hohen

Düne, Warnemünde, auf den Rostocker Wall einen Analverkehr gehabt. Heute

Früh musste er feststellen, dass er einen schmierigen Ausfluss im Penis hat.

Habe ich einen Tripper? Kann mir Dr. Schwager helfen?

Die Frau Oberfürsorgerin war angenehm überrascht über die Offenheit seiner

Veranlagung. Die meisten Patienten haben hier große Probleme überhaupt offen

über ihre Schwulitäten zu sprechen. Die Madam macht nun das wichtigste an

dieser Sache, sie schreibt alles ausführlich auf, was nun Walter ihr hier alles

erzählt hat, und legt gleich eine namentliche Partientenkartei an. So, nun ist


Rostocker Männer Geschichten 47

unser Walter ein offizieller schwuler DDR Bürger aus Rostock der auf länger

dienenden Armeeangehörige der Volkarmee steht. Ein Uniformfetischist. Das

muss helfen für die kommenden Dinge die da kommen sollten. Der

medizinische Ablauf ist jetzt eine reine Routinesache. Walter muss nun zu

meinen Freund Oberschwester Manfred Appel in das Labor. Drei Tage musste

er früh zum Abstich, hin in der Paulstraße. Am dritten Tag musste er zum Dr.

Schwager. Dieser erklärte ihm, er hätte keinen Tripper und hätte keine

Geschlechtskrankheit. Hurra, Hurra, die erste Hürde der Befreiung von der

Armee ist erfüllt.

Hilfe eines Facharztes aus

Rostock- Gehlsdorf,

aus der Universität- Nervenklinik

Jetzt ran an die zweite medizinische Hilfe: Die Universität Nervenklinik

Rostock - Gehlsdorf. Ich hatte mich mal so in der Rostocker Männerwelt etwas

herum gehorcht. Besonders bei Männern die im Medizinischen Dienst stehen.

Medizinstudenten sind recht plauderhafte Gesellen. Auch mal nachts im Bett.

Ergebnis: In der Nervenklinik Gehlsdorf ist ein Mann als Facharzt tätig der den

Norddeutschen Rostocker Männer recht zugetan ist. Walter und ich fahren mit

der Fähre vom „Am Kaputzenhof“ über die Warnow nach Gehlsdorf. In der

Nervenklinik suchen wir diesen besagten Facharzt, und fanden ihn auch. Walter

meldete sich in der Poliklinik bei diesem Arzt an, zu einem festen Termin.

Walter Gaede nun hin zu diesem Arzttermin. Der von uns gewünschte Facharzt

hatte keine Sprechstunde aus irgendwelchen Gründen, dafür ein ältere Ärztin als

Ersatz. Nah, hoffentlich wird da etwas raus kommen?

Wichtig ist hierbei, dass die Ärztin hier alles vermerkt in eine Patientenkartei,

was Walter ihr über sein „Leiden“ erzählt. Walter dreht auf, von Offiziere der

Volksmarine und Armee und das er bei ihren Anblick starke sexuellen Drang

hat. Na endlich schreibt sie alles auf, was Walter ihr alles vortüderte. So, nun ist

alle wichtigen Vorarbeit geleistet, für unser spektakuläres Vorhaben gegen die

Volksarmee in Rostock, von unser Rostocker Männerclique „Schwestern zur

Sonne zur Freiheit“. Jetzt ran an diesen Brief, der für den Leiter des

Wehrkreiskommando Rostock, Luxenburg Straße bestimmt war.

Im Vorfeld muss noch gesagt werden, das die Frau vom Leiter des

Wehrkreiskommandos Rostock, von Beruf eine Damenfriseuse ist und in den

gleichen Frisiersalon der PGH arbeitet, wie Walter. In Warnemünde am Alten


Rostocker Männer Geschichten 48

Strom, gleich an der Brücke, die über den Alten Strom und zum Bahnhof führt.

Es ist ein Zufall für Walter, aber auch sehr günstig für das Vorhaben. Seine

Kollegin war eine recht offene und flotte Plaudertasche. Nun, wie ebenso

Damenfriseusen im Allgemeinen sind. Nach dem Walter seine sexuellen Spuren

bei den zwei Fachärzten hinterlassen hatte, werden Walter und ich uns hinsetzen

und diesen ominösen Brief schreiben an das Wehrkreiskommando Rostock,

Luxenburg Straße. Stille jetzt.

Walter erklärt in einer offenen deutschen Sprache, ohne Verklausulierung, dass

er hier in Rostock seine offene Homosexualität aktiv auslebt, mit der speziellen

Neigung zu Uniformträger der DDR. Ich stehe auf Uniform von Offizieren. Dies

aber schon ab 18 Jahren, auch beim meinem abgedienten Grundwehrdienst in

der Nationalen Volksarmee. Ich hatte mehrmalig schon eine

Geschlechtskrankheit gehabt. Letztmalig von einen Maat der Volkmarine auf

den Rostocker Wall. Ich bin ständig in ärztlicher Behandlung bei Facharzt für

Geschlechtskrankheiten, Dr. Schwager in der Poliklinik, Paulstraße, in Rostock.

Ich bin in psychiatrischer ärztlicher Behandlung in der Nervenklinik, Rostock

Gehlsdorf. Ich bedaure es sehr, ihnen von meiner homosexuellen Neigung heute

und hier in Kenntnis zu setzen. Ich habe nicht die Absicht den Ruf der DDR

Volkarmee zu schädigen. Ich bitte freundlichst um Rückantwort zu meinen

Reservistenlehrgang in Sanitz, Flugabwehr Nord.

Und nun ab die Post an das Wehrkreiskommando Rostock. Das Donnerwetter

auf diesen frechen Brief muss abgewartet werden. Nach drei Tagen meldet sich

schon seine Kollegin aus dem Damensalon, die Frau vom Leiter des

Wehrkreiskommandos. Ihr Mann wäre außer sich, so einen frechen Brief von

Walter Gaede zu bekommen. Mit diesem Hinweis gingen wir Männer in die

Rostocker Männergesellschaft und machten Propaganda gegen den

Reservistendienst in der Volksarmee. Keine 14 Tage später wurde Walter zur

Nachmusterung einberufen. Jetzt heißt es den Joker in die Waagschale zu

schmeißen. Walter wohnte nur ein paar Häuser weiter vom Rostocker

Volkstheater, in den Patriotischen Weg 38, bei einer Frau als Untermieter,

1. Etage, direkt über den Bäckerladen.

Nun sind wir vom Theater am Zuge. Walter sein Äußeres muss glaubhaft sein

für eine Tunte oder so in dieser Richtung. Der erste Eindruck muss genügen bei

den Offizieren der Musterung Kommission. Ich besorgte mir ein altes

Charmeuse Damen Unterhemd von unseren schwulen Theaterankleider. Dieses

Hemd wurde auf Turnhemdlänge für Männer unten abgeschnitten und wurde in

Ostereierfarbe hellrosa gefärbt und anschließend in einen Tee Sud gelegt. So

hatte das Unterhemd einen Effekt eines alten vergilbten Damenunterhemdes,

was nie ein richtiger Kerl tragen würde. Dazu eine uralte zerknitterte


Rostocker Männer Geschichten 49

schmutzige Turnhose, wo ich noch an der Seite breite rosa Streifen aufnähte.

Tuntiger ging es nicht, wenn es glaubhaft aussehen soll. Am Vorabend der

Musterung wurde Walter sein Gesicht mit einer damals recht bekannten

selbstbräunenden Gesichtscreme „ oh so braun“ bearbeitet, so dass sein Gesicht

recht fleckig aussah. So nun kann es losgehen, nun sollten alle Vorarbeiten für

uns auch Früchte tragen.

Schon im Vorraum der Musterung fiel Walter Gaede bei den Kerlen auf, als sie

sich bis auf die Turnhose und Sporthemd ausziehen mussten. Walter rein in die

Muster Kommission. 12 Offiziere sitzen an einen lange Tisch und redeten und

schimpften, und reden auf ihn ein, warum er jetzt, und von wegen jetzt kommt

er mit seinem Homosexuell Gemache in der DDR-Volksmarine heraus, wenn er

zur Reserve eingezogen werden sollte. Er sollte sofort raus gehen. Nach fünf

Minuten wieder rein, noch mal eine Standpauke von diesen hohen Offizieren,

dann reichte ein Offizier von der Musterkommission Walter eine vorgefertigte

Bescheinigung, das er hiermit für immer und ewig und in allen Zeiten aus der

Volksarmee entlassen worden ist. Und dann raus, raus, raus.

Rostocker Fachärzte arbeiten mit

dem MfS zusammen

Es klingen die Geigen, alle Glocken der Rostock Kirchen läuten und läuten:

Das Ziel ist mit einfachen Mitteln erreicht. Gloria, Gloria. Walter braucht nie

wieder zu Armee, nie wieder zur Fahne. Wer kann sich so was schon leisten in

einen DDR Sozialismus? Diese Sache hatte nur einen recht bitteren

Beigeschmack in unsere DDR sozialistischen Gesellschaft. Unsere Ärzte im

medizinischen Staatsdienst der DDR sind Zuträger all der privaten Geheimnisse,

die wir Patienten sie anvertraut hatten. Das DDR Gesetz verpflichtet alle Ärzte

und alle im Mitarbeiter die im Medizinischen Dienst zu höchsten

Schweigepflicht. Die echten Wirklichkeiten in der DDR sehen sie oben. Walter

Gaede hat diesen Hebel des Verrates der DDR Ärzte genutzt, um für sich diesen

alleinigen Vorteil in unserer sozialistischen Gesellschaft auszuschöpfen, zu

erzwingen, für sich, für sich alleine, rein privat. Wir Männer und Kumpels

waren hier nur seine Helfers Helfer mit einen starke Willenskraftdurchsetzung

nach sozialistische Modern Art. Man muss nur den Willen haben um seine

Rechte in dieser DDR Gesellschaft mit aller Kraft und allem Mitteln

durchzusetzen. Traue keinen DDR Ärzte mehr. Auch sie haben Pflichten

unseren Staat und der SED, MfS gegenüber. Ich komme auf dieses Thema

nochmal speziell zurück. Ich sage hier nur die Hormonspritzen gegen die

Homosexualität der Rostocker Männer und das medizinische Handeln der


Rostocker Männer Geschichten 50

Universität Nervenklink in Rostock Gehlsdorf. Hier hatten auch die Fachärzte

für Haut-und Geschlechtskrankheiten Dr. Schwager aus der Poliklinik

Paulstraße, Rostock, und der schwule Facharzt aus der Universitätshautklinik in

der Augusten Straße, Dr. Karl-Heinz Rätz, Stationsoberarzt, ihre Hände mit im

Spiel. Dieser Dr. Rätz kannte ich schon nackend in den Zeit aus Berlin. Sie

waren die Probantensammler unter den schwulen Rostocker Männern für diese

Hormonspritzen Experimenten in Rostock Gehlsdorf. 1 9 6 7 .

Budapest Hurra – Hurra 1967

Ja und was ist aus unsere Urlaubsreise nach Budapest geworden? Wir hatten ein

Stadtzentrum nahes Quartier rausgesucht beim ungarischen Reisebüro. Wir

hatten einen wunderschönen Urlaub, Sonne, Sonne und viel Vergnügen im Bad

auf der Margareten Insel, hier auf der FKK-Terrasse. Unser Rostocker Freund

und Restaurantleiter aus dem Rostocker Interhotel „Warnow“, Manfred

Hünnemörder, war auch zur gleichen Zeit in Budapest. Manfred, mein Freund

und Shootingstar für so manch aufregende Fotoaufnahmen am FKK Strand

Rostock Markgrafenheide. Diese Nacktfotos vom FKK-Strand vermarkte ich

heute noch für bare Euros an Mann und Männer. Wir verstanden uns sehr gut in

der Rostocker Strandszene. April 1984 wurde er der Chef für die gesamte

Gastronomie im neuerbauten Friedrichstadtpalast, Berlin-Mitte Friedrichstraße

7. Hier in Budapest lernte ich meinen heutigen alten Freund Wolfgang Thiel

kennen. Ein Lehrer aus Woldersdorf bei Berlin. Als ich in Berlin wieder war,

1970 war er ein sehr guter Türöffner für mich u.a. in der Berliner Polit-

Gesellschaft. Und in seiner Wohnung in der Rhinower Straße haben wir

unendliche viele Partys gefeiert. Später, in den 70er Jahren wurde er von der

Stasi erpresst und sollte für die Stasi arbeiten an der Berliner Humboldt-Uni als

„Wissenschaftlicher Mitarbeiter“. In den 90er Jahren, am FFK-Strand

Maspalomas, Gran Canaria zum 11.11. 11 Uhr zu Karnevalzeit hatten wir Zeit

über alles zu plaudern. Dadurch kenne ich auch einige seiner Stasi-Leute von

der Humboldt-Uni. Berlin, die hier auch Urlaub machten. Sie lesen hier noch

davon.

Rund herum war Budapest eine herrliche Urlaubsreise wert. In Budapest wurden

auch die ersten Verbindungen geknüpft zu Werner Fischer aus Potsdam, der

später vom „ Neue Forum“ 1989, am Zentralen Runder Tisch Berlin war und

beinahe der DDR Stasiauflöser in dem Innenministerium um den Minister

Diestel werden sollte. Später recht ausführlich mehr. Dunklere Schatten kamen

schon langsam auf, über den DDR Touristen. in Budapest. Der Prager Frühling

zeigt langsam sein Gesicht.


Rostocker Männer Geschichten 51

Der Sado-Maso Volkspolizist

auf den Rostocker Wall.

Nacht um halb Zwölf in Aktion

Und hier noch so einen sehr kurioser Vorfall in der Rostock Männer Lustszene,

um Mitternacht: Schwule und die Staatsmacht. Lesen sie diese Episode sehr

genau durch, vielleicht ist ihnen auch so was auf den Rostocker Wall passiert

oder erlebt es in der finsteren dunkler Nacht bei hellen Mondschein um halb

Zwölf.

Anfang der 70er Jahre, ich wohnte schon in Berlin, und war in Rostock im

Sommer im Urlaub. Die Ostseewoche war angesagt. Alle Männer trafen sich am

Tage am Strand von Markgrafenheide und abends auf den Rostocker Wall zum

Cruising und Informationsaustausch, mit etwas Liebe und etwas Klatsch und

Tratsch. Klar auch etwas Testoteronaustausch war auch dabei.

An einem schönen Sommerspätabend traf ich alte Bekannte aus Berlin. Peter

B0000000, Jungstraße 000, 10247 Berlin-Friedrichshain, Tel. 2900000, von der

Hochschule für Film und Fernsehen, Potsdam-Babelsberg, und Hans-Joachim

E0000 Fanningerstraße 000, 1130 Berlin-Lichtenberg, Tel. 550000, Beruf

Kellner. Beide kommen aus Ribnitz-Damgarten, und machen dort auch Urlaub.

Der Mond schien hell, so dass man die Umgebung von ca. 50 Meter erkennen

konnte. Wie aus dem Blitz stand ein Hauptwachmeister der Volkspolizei neben

uns, fing mit uns an zu pöbeln und zu schreien, wo doch eigentlich kein Grund

vorlag. Er wollte unsere Ausweise sehen, und wir sollten uns auf eine Bank

setzen. Mit einer Taschenlampe leuchtet er uns ab. Mir kam das alles recht

komisch vor, es geht nachts kein Polizist alleine auf Streifendienst. Schon gar

nicht auf den Wall, mit allen den menschlichen schwulen Problemen. Ich wurde

zuerst nachhause geschickt, und bin auch nachhause mit dem Bus gefahren.

Die Sache wäre schon lange, lange vergessen, wenn nicht Ende der 80er Jahre

ich mit einen Berliner Freund zur Schwulen-Disco in Rostock- Großklein, in die

„Kombüse“ war. Hier traf mein Freund J0000 einen Rostocker Freund von etwa

20 Jahren, und der heulte herum, er wäre von seinen Vater aus der elterlichen

Wohnung rausgeschmissen worden, weil er schwul sei. Wir sehen uns alle an?

Mein Freund J00000 klärt uns auf. Der 20 Jahre alter Freund heißt Gerd S0000,

geb. 19.00.0000, aus Lütten Klein wohnt zurzeit bei seinen Freund Sven. Sein

Vater war zur DDR Zeiten, Hauptwachmeister S0000 bei der Volkspolizei in

Rostock und hatte immer im Dienst im Sommer, vor 20 Jahren, auf den


Rostocker Männer Geschichten 52

Rostocker Wall die schwulen Männer verprügelt. So kam es mal, dass es oft zu

einer großen Schlägerei zwischen den schwulen Männern und dem

Polizeihauptwachmeister S0000 kam. Meistens waren es keine Rostocker

schwule Männer, sondern es waren schwule Männer aus anderen Städten, die

hier ihren Urlaub verbrachten. Nach einer Zeit haben sich die schwulen Männer

es nicht mehr gefallen lassen und haben den Hauptwachmeister S0000

angezeigt. Es kam zu einem großen Publikum wirksamen Prozess und der Herr

S0000 wurde in Unehren aus der Volkpolizei rausgeschmissen, zur guten alten

DDR Zeiten. Ja und nun kam der Bumerang in seiner eigenen Familie zurück.

Nach 20 Jahre musste er selbst feststellen, dass sein 20 Jahre alter Sohn auch

schwul ist .Die Rache der Natur machte auch hier keinen Halt, das er jetzt auch

einen schwulen Sohn in der Familie hat. Wofür er doch vor 20 Jahren aus der

Volkspolizei rausgeworfen wurde, wegen seiner neurotischen Triebe: Sich in

den lauen Sommernächten auf den Rostocker Mittelwall mit echte schwule

Männer herumschlagen. Er hatte wohl auch einen Webfehler der Natur gehabt.

Man nennt so was heute einfach Sado-Maso-Sex Orietierung, in Uniform. Hier,

bei einen DDR Volkspolizisten mit Ehefrau und Sohn. Die Natur schlägt zurück.

Es geht los, die Berliner Mauer ist

in Sicht, August 1961.

Ich war noch im Dienst der

DDR Zollverwaltung,

Warnemünde-Fährenbahnhof

tätig

Als erstes hatte ich Anfang des Sommers 1961 eine Familiensache in

Bewegung gebracht. Ein Familienmitglied aus der Ostzone, jetzt in dem

„Goldenen Westen“ ein Bundesbürger und Beamte im Staatsdienst der

Bundesrepublik, in der Montan Union , in der Nähe von Bonn , wünschte es

sich, dass meine Mutter noch mal in den Westen kommen möchte, denn wer

weiß, wann sie diese noch konnte in den kommenden wilden sozialistischen

DDR Jahren. Der Wille meiner Mutter war noch da, die langen Strapazen von

8- 9 Stunden Bahnfahrt im Interzonenzug auf sich noch zu nehmen, weil sie

diesen Weg schon öfters gefahren ist. Meine Mutter kommt aus einer alten

preußischen Beamtenfamilie Altona-Hamburg und kennt sich sehr gut im

deutschen Militärwesen aus, hier auch mit den Handfeuerwaffen(Pistolen).


Rostocker Männer Geschichten 53

Mein Vater war ständiger Waffenträger. Sie ist aber auch gleichzeitig eine sehr

gute Nachrichtenübermittlerin in den geheimen Familiensachen Ost-West-Ost.

Ein großer Teil unser Familienmitglieder hatten es gut verstanden, sich

rechtzeitig vor den DDR-Sozialismus in Sicherheit zu bringen und sind gute

Bundesbürger und Beamte geworden in der Bundesrepublik. Nur keiner der

DDR Sicherheitsorgane wusste etwas davon, von diesen internen

Familienbindungen. In meiner Kaderakte bei der DDR Zollverwaltung hatte ich

es beflissen unterlassen, ob ich Familienmitglieder in den Nato-Länder hätte,

wenn ja, welche und wo wohnen sie, und habe ich noch Kontakt mit meine

Verwandten? Nur dass mein Bruder recht früh in der neuen Bundesrepublik

geflüchtet ist, ist Stasi bekannt gewesen, und das er ein Beamter der Montan

Union wurde nach seiner Flucht aus der DDR war aktenkundig belegt bei der

BdVP Rostock. Dass ich der Strippenzieher hier in der Ostzone, als Mitarbeiter

der DDR Zollverwaltung war, in unserer Familie in Ost und West

Verbindungen, erahnte niemanden und wusste keiner in den DDR Behörden. Ich

wurde doch als Passspezialist europaweit von der DDR Zollverwaltung von

1958 -1960 auf den Grenzübergang Drewitz-Dreilinder voll ausgebildet. An

meine Westverbindungen durch meinen Dienst als Gruppeführer kam keiner

ran. Man muss sein Wissen in der DDR auch persönlich anwenden, wenn es in

der Familie gebraucht wird. Ich hatte mir ein persönliches DDR Zoll Archiv

angelegt in all den Zeiten von 1958 -1963 für später nach meiner Zollzeiten.

Man muss in der DDR Zollverwaltung immer mitdenken für später ohne im

Zolldienst zu sein. Sie werden noch hier, später auf diese Schiene einiges lesen

müssen aus meinem Zollarchiv aus den Jahren 1958 – 1963. Alles klar hier?

Nebenbei hier gesagt: Der Dienstellenleiter vom Rostock-Überseehafen im

Zollwesen und MfS-Mitarbeiter, Zolloberkommissar Awe, war mein Intimus am

Tage und in der Nacht und in der Nacht, und in der Nacht. Für mich als

Fernaufklärer im DDR Zoll-und Passwesen eine gute Plaudertasche in allen

VVS, GVS und mehr, und mehr in den dunkelten Nächten im Rostocker

Überseehafen, wenn ich an Wochenenden in meiner Schicht O. v. D. Dienst

hatte. Später lüfte ich hier unser Geheinisse frisch und frei. Aber nur für unsere

Rostocker. So nun wissen sie hier auch wie die Politlage ist, wenn man in das

Ost-West Geschäft eintreten will, Sommer 1961, in Rostock. Ruhe jetzt. Stille.


Rostocker Männer Geschichten 54

Wie organisiert ein

DDR Passspezialist aus der

DDR Zollverwaltung Warnemünde

einen Reisepass mit Visum

für ein Familienmitglied

in den „Goldenen-Westen“

Lesen sie hier, wie es bei einer Amtshandlung in Rostock bei der VP-Passwesen

so vorgeht, Sommer 1961, paar Tage vor der Berliner Mauer: Man muss nur

immer ein Sieger sein auf den Straßen des Sozialismus. Vorwärts und nicht

vergessen!

Nicht vergessen.

Das Erste war, die Volkpolizei lehnte diese Reise ohne Gründen ab. Der Grund

war einfach, zwei Familienmitglieder stehen im Dienst der Sicherheit des DDR

Staates. Sie stehen unter den Kuratelen des MfS und meine Mutter konnte

ohne ihrer Genehmigung nicht in den „ bösen“ Westen fahren. Dies war

vorauszusehen und auch so geplant. Man muss ein Nein haben von der

Volkspolizei, die diesen Reiseausweis für eine Privatreise in den Westen

genehmigen mussten im Aufrage des MfS Rostock. In ihre Akten steht, das 2

Familienmitglieder Uniformträger der DDR sind und kämpfen mit der Waffe für

den Frieden, für Partei, für Volk und Vaterland und so und so weiter und so

fort. Also hier gilt schon das SED Sippengesetz aus der NS-Zeit. Alles war von

mir hier eingeplant, sonst geht es in diesen Behördenvorgang nicht weiter. Also,

musste ich mich nun bewegen, um einen Erfolg zu haben ohne den Einfluss des

MfS Rostock. Grundsätzlich gilt das Recht in der DDR:

Das MfS ist für den Schutz der SED zuständig, aber nie für eine Kontrolle der

SED. Das ist die einfachste Formel zu Lösung seiner persönlichen Bedürfnisse

in der DDR. Mit diesen einfachen Satz habe ich alle meine Reisen in die Nato

Länder für mich bei der SED organisiert. Ich hatte das MfS in Rostock und

Berlin einfach übersprungen, um zu meinem Recht zu kommen, Reisen in die

Bundesrepublik. Wie ich das gemacht hatte all die Jahre, als ich in Berlin lebte

mit dem Sozialismus war reine Organisationsarbeit mit den verantwortlichen

Leitern, die auch für das Passwesen in der DDR zuständig waren. Später hier


Rostocker Männer Geschichten 55

ausführlicher. Sie müssen hier auch alles kennenlernen, wie es bei uns in der

DDR und insbesondere in Ostberlin so in der Innenpolitik tickte. Meckern hilft

da nicht, handeln ist hier gefragt. Durchhalten.

In der Woche machte ich mich schnieke und zog meine Uniform mit allem

Lametta an und machte mir auf dem Wege zur obersten Rostocker

Polizeibehörde des Passwesens der Volkspolizei Rostock(Wir Rostocker

Passkontrolleure wurden seit 1961 vom MfS Bezirksleitung Rostock geleitet

und angewiesen). Die residierte auf den Neuen Markt in Rostock, gleich rechts

neben das Neue Rathaus, und war in einer alten Handelsbank untergebracht.

Das Haus ist stehen geblieben nach dem schweren Bombenangriffe 1942,1943

auf Rostock. Innen sah es genauso aus wie in einer Bank mit ihren

Gitterschaltern aus den Jahren 1890. Ich nun rein in diese Wolfhöhle und

verlangte sofort, sofort den Leiter des Passwesen zu sprechen. Die

Volkspolizeiangestellte wusste, dass die Zollbehörden an der Grenze für die

Passkontrolle zuständig sind in der DDR. Sie glaubten ich komme dienstlich nun

als Zöllner für Passfragen in dieser Frage zum Chef des Passwesens. Schwupp

die Wupp war ich schon in sein Zimmer. Mit einem Abteilungsleiter der

Volkpolizei muss man immer hochpolitisch reden, möglichst nach der DDR

Tagespolitik, und schon hat es geklappt, meinen Willen hier durchzusetzen.

Meine Zolluniform sollte zeigen, dass ich auf die Seite der DDR stehe und noch

in einem Kontroll-und Sicherheitsorgan der DDR tätig bin, was von dem MfS

angeleitet wird. Ich sagte gleich, ich komme privat zu ihm, um ein internes

Problem sofort mit ihm zu lösen. Ein Familienmitglied war Hals über Kopf in

den bösen Westen geflüchtet, nach dem er einen Krach mit meiner Mutter hatte.

Die Zeiten haben sich geändert und er möchte sehr gerne wieder in der DDR

zurückkehren und in der DDR arbeiten. Er hat inzwischen seinen Ingenieur

gemacht. Nur seine Mutter muss ihm persönlich überzeugen in seinem jetzigem

Westzonen Asyl, um den Mutter-Sohn Streit zu schlichten. Wir brauchen hier

dringen junge Kader in unsere Industrie, um unseren Sozialismus in der DDR

aufzubauen. Außerdem fehlen uns laufend Facharbeiter, die den Lockruf des

Westens folgen und aus der DDR flüchten. Darum bin ich heute persönlich zu

ihnen gekommen, damit meine Mutter neue ausgebildete Kader für uns

zurückholt in die DDR. Ich habe schon eine Arbeitsstelle im Rostocker

Dieselmotoren Werk organisiert. Dazu benötigt meine Mutter eben diese

Reisepapiere hier und heute. Bums, das hat hingehauen, wenn zwei DDR-

Uniformierte politisch die Sachlage klären. Ich sollte sofort in den Kassenraum

gehen an den Schalter „H“ und dort bekomme ich die Reisepapiere für meine

Mutter ausgehändigt. Sie waren ja auf Antrag schon fertiggestellt. Wir

wünschten uns gegenseitig einen Guten Tag. Na, das ist doch was. In 10

Minuten wurde hier eine sozialistische DDR Problem nach einer einfachen,

sozialistischen Art und Weise geklärt. Man muss nur die richtigen Worte zur


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richtigen Zeit und die richtigen Personen dazu finden, auch wenn private

Probleme gelöst werden sollten.

Klar, hatte meine Mutter mit meinem Zutuen, als DDR Zollkontrolleur,

fröhliche sonnige drei Wochen in den Goldenen Westen verbracht mit einer

großen Anzahl von unseren Familienverwandten. Und alles noch vor dem

Mauerbau im August 1961. Man muss in der DDR nur lernen, auch mit den

Wölfen zu heulen, wenn man auch private Erfolge haben will und möchte. Die

Lottofrage ist jetzt hier: Ist unser Familienmitglied tatsächlich in den Osten

zurückgekehrt, wo zwei Familienmitglieder in MfS gelenkten

Sicherheitsorganen der DDR tätig sind? Wir werden es hier noch zu lesen

bekommen. Abwarten! Der große Klassenkampf zwischen Ost und West beginnt

jetzt verstärkt an den DDR-Grenzen.

Gleich als ich meinen Dienst am Fährenbahnhof Warnemünde aufgenommen

hatte, Anfang Januar 1961 habe ich mich als FDJ Sekretär von der

Kontrollstelle Warnemünde wählen lassen. Der Vorhergehende ist auf die

Zollverwaltungsschule gegangen.

Jetzt hier geht es um echte schwule Rostocker Tunten, die auf die Straßen des

Sieges für den Sozialismus marschieren wollen und für das MfS siegen müssen.

Die Damen hier lesen jetzt inzwischen die „Frau im Spiegel“, das weiß man was

man hat.


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Ein Rostocker Student wir hier

ein MfS-Spion in Potsdam

unter all den Alliierten

Militärkommissionen.

Was ist eine Grenzforum Gruppe? Die Grenzforum Gruppe, Grenze West, ist

am Grenzkontrollübergang Drewitz- Dreilinden, Autobahn 1959 von der

Bezirksbehörde des AZKW (Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehr)

Potsdam-Babelsberg gegründet worden, nach dem Chruschtschow sein

Ultimatum über die „Freie Stadt für ganz Berlin“ abgegeben hat. In dieser

Gruppe sind 90% Zollkontrolleure und Gruppenführer aus dem operativen

Dienst, die mit den Zolloffizieren der Bezirksverwaltung Potsdam sowie

Mitarbeiter des MfS Potsdam eine Zuarbeit leisten für die kommenden

Veränderungen im „Reiseverkehr an der Westberliner-DDR Grenzen“

(Mauerbau). Diese Gruppen wurden an der Grenze West (Zollrat Bentin)

gebildet, um an die Logistik zum Bau der Berliner Mauer mit vorzubereiten und

mitzuhelfen, zuarbeiten, um diesen neuen kommenden Reiseverkehr sofort

nach den neusten erforderlichen DDR Sicherheitskreterin zu übernehmen und

sicherheitsmäßig auszuführen. Das Wort „ DDR Sicherheit an der Staatsgrenze“

ist hier ein neues geflügeltes Hauptwort geworden.

Dies hat mir der Zollrat und Parteisekretär der Bezirksverwaltung Riebeling

nach seinem Wissen aus meiner Kaderakte erklären wollen. Ich erklärte

Riebeling, es ist von der Bezirksleitung des AZKW Rostock sehr fehlerhaft

gewesen, uns Zöllner im operativen Dienst und mit ständiger

Klassenfeindberührung bei einer Feindbeschuldigungen im Regen stehen zu

lassen, und uns Zöllner nicht genügend Rechtschutz zu geben. Ich hätte von der

Partei SED mehr verlang, uns Zollkontrolleure vor dem Klassenfeind zu

schützen. Auch wenn ich kein Mitglied der SED bin. Deswegen musste ich

mich erst durch einen Rechtsanwalt und mit einem Rechtsstreit vor das

Rostocker Kreisgericht meinen Schutz vom Staate erstreiten. Dies mit recht, als

aktiver Zöllner der DDR. Wir sind Zollkontrolleur vom operativen Dienst und

sind die Fahnenträger der DDR an den DDR Grenzen. Dies möchten die

Zolloffiziere in der Bezirksverwaltung von Rostock nicht vergessen. Dieser

Vorgang, und dieser Rechtsstreit ohne Schutz von Seiten der Zollleitung

Rostock, hat unter den Zöllner mächtig Wind aufgewirbelt, und wird bei

kommenden Streitigkeiten von den Zollkontrolleure und der Zollleitung

Rostock, Beispiel geben sein. Wir Zollgruppenführer sorgen dafür dass dieser


Rostocker Männer Geschichten 61

Rechtsstreit genügend unter den Zöllner bekannt wird. Ab jetzt heißt es Zahn

um Zahn, Auge um Auge. Wir Zöllner lassen uns nichts mehr gefallen, wenn

der Zöllner schutzlos da steht und glaubt er wäre im Recht. Klärt es nicht die

Zollleitung auf, dann klärt es das Kreisgericht in den Straf- und

Arbeitsrechtsfragen auf. Alles klar. Einfache Worte.

Die Leitung für Kader und Ausbildung in der Bezirkszollverwaltung Rostock-

Warnemünde kannte wohl meine Kaderakte aus den Zeiten meiner Ausbildung

auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden, aber sie hatten nie einen

Einblick gehabt in mein politisches Wissen aus der Westberliner Gesellschaft

und mein großes West-Ost-Personennetzwerk ,was ich mich zum Zwecke

meiner Arbeit als Gruppenführer im operativen Dienst in dem

Sicherheitsbereich Einfahrt auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden

mit der westlichen und östlichen Reisewelt aufgebaut hatte in meiner Funktion

als Reisepassspezialist europaweit und als Kenner der Reiseszene West-West. In

diese, frühzeitig erarbeitete und erkämpftes Wissen für meinen Zöllner Beruf

habe ich nie jemanden aus der Zollverwaltung Einblicken lassen.

Hier mal ein Beispiel, wie wir Zollkontrolle auf dem Grenzkontrollübergang

Drewitz-Dreilinden stillschweigen die DDR-Politik mit machten ohne großes

Aufsehen. Es gehörte zu unseren Pflichten als Gruppenführer und Fernaufklärer,

als Scout, hier im operativen Dienst grenzüberschreitende Informationen zu

sammeln, zu bündeln und in der Not mit der DDR-Politik zu unseren Gunsten

einzugreifen im Sinne der DDR, hier auf dem Grenzkontrollübergang Drewitz-

Dreilinden. Vom Feinde lernen, heißt siegen lernen. Spionage live. Hier mal ein

Beispiel, was mit einer Zollabfertigung und Passkontrolle überhaupt nichts zu

tun hatte, aber mit der DDR-Politik.

Der Feind an die DDR-West Berliner

Grenze kommt aus den Osten,

aus der DDR.

Ist der Feind erkannt,

wird sofort geschossen, sofort.

Alles klar hier.


Rostocker Männer Geschichten 62

Die 60er Jahre waren für mich als Zöllner sehr turbulent gewesen und nicht nur

für mich alleine. Der II. Zug hatte Nachtschicht mit einen mäßigen

Grenzreiseverkehr. Wir Gruppenführer, Personenermittler und Zollfernaufklärer

aus dem II. Zug wurden in der Nacht Freitag, 18. Juli 1958 zu Sonnabend,

19. Juli 1958 zum Zugführer beordert, zu einer dringender politischen

Informationsbesprechung. So was ist nichts Neues bei uns Zöllner. Auf unseren

Grenzkontrollübergang wird nur in einen operativen Dienst mit einem DDR-

Politischen Hintergrund zu Gunsten der Staatsmacht DDR, Dienst durchgeführt.

Die Durchsetzung der DDR Staatsmacht und ihre DDR Politik gehört zu den

Hauptaufgaben in unseren Zolldienst hier auf den Grenzkontrollübergang

Drewitz-Dreilinden Autobahn.

Und so war es auch in dieser Nacht. Kurz und bündig erklärte unser Zugführer

Gniffke die neuste politische Lage an der Britischen Militärverbindungmission

in Potsdam, Geschwister-Scholl-Straße 51, in der Nähe des Kaiserbahnhofs,

früher war es der Bahnhof Potsdam-Wildpark. Eine von der DDR-Politik

Potsdam bestellte Meute von jungen Männern (Polit-Studenten, Karl-Marx

Studiensemester) randalierten vor der Villa der britischen

Militärverbindungsmission mit dem Wohlwollen des Sowjetischen

Kommandanten aus Potsdam und beschädigte diese Villa äußerlich erheblich.

Hauptgrund war, die britische Militärverbindungsmission sollte hier ausziehen

und in der Seestraße an den Heiligen See ihr neues Quartier beziehen, wo schon

andere Militärverbindungsmissionen ihr Quartier hatten. Hier konnten all diese

Militärverbindungsmissionen besser von der DDR MfS und des NKDW der

Sowjets (Geheimdienst der Sowjets) besser überbewacht werden in den

Krisenzeiten im Kaltem Krieg, der sich hier an der DDR-Westberliner Grenze

schon heiß gelaufen hatte. Es waren die ersten Vorboten, die Vorbereitungen der

Sowjets für die kommenden neuen politischen Zeiten in und um Berlin

(Westberlin). Die DDR und Sowjets Politik wählte hier eine politische Randale,

um ihren Willen bei den Briten als Besatzungsmacht in Deutschland, hier in

Potsdam, durchzusetzen. Wir Zollkontrolleure hatten nun die Aufgabe

bekommen, ob sich dieser Konflikt hier bei uns auf dem Grenzkontrollübergang

von Westberlin aus im Grenzreiseverkehr eine Auswirkung in der Sache

Alliiertes Recht auf den Zufahrtstraßen (Autobahnen) Berlin-West hatte und ob

sich schon die Späher, Tester, Scouts sehen lassen, unbemerkt uns gegenüber

zur Kontrolldurchfahrt durch die DDR (Dreilinden-Helmstedt) . Hier wurde

wieder mal für solche Fälle in der DDR-Politik, die in unserer Nähe des

Grenzkontrollübergang vorprogrammiert waren, ein vorgegebener

Grenzsicherheitsplan in alle Stillen aktiviert.

Es kann mal passieren, das der vorgegebener Sicherheitsplan für unseren

Grenzübergang einmal oder zweimal im Monat aktiviert werden muss aus


Rostocker Männer Geschichten 63

irgendwelche Vorfälle in unser Nähe oder auch wenn der politische Wind aus

Westberlin stärker weht. Oder es war mal wieder eine Fahnenflucht eines

Sowjetischen Soldaten mit seiner Maschinenpistolen aus den russischen

Kasernen. Meistens kam es in der Pass-und Personenkontrolle deshalb vor. Wir

mussten Reisende, die aus Westberlin kamen und von bestimmten

Organisationen los geschickt worden sind, um hier an der DDR-Transitstrecke

zu spionieren, dingfest machen. Diese Reisende erkannte man schnell und diese

wurden dann meistens für ca. 2 -3 Tage eliminiert und wanderten in der

Bezirksverwaltung Potsdam. Eine Passfälschung zu Ungunsten der DDR

wurde hier als Grund der Festnahme im Voraus von der DDR Zollverwaltung

und der Bezirksbehörde Potsdam festgelegt, bis sich der Konflikt in Potsdam

gelöst oder beruhigt hat. Passwesen gehört zum Ministerium des Innern. Hier

war in Potsdam die Bezirksbehörde der Deutschen Volkpolizei, BdVP,

zuständig. Diese Methode zur Festnahme von Personen aus Westberlin und

Westdeutschland hatte sich sehr gut eingefahren und bewährt sich im

Grenzreiseverkehr, so dass die DDR Zollverwaltung diese Methode der

Personenfestnahme oft bei jeder Gelegenheit nutzte, um Westreisende für

einfache Nichtigkeiten in den Personen-und Passkontrollen damit zu bestraften.

Hier wird von der DDR Seite her, aus politischen Machtverhältnissen das

Alliierte Reiserecht auf der Autobahn für die Westberliner und Westdeutsche

zur Durchfahrt durch die DDR aggressiv verstoßen. Haben sie dies auch alles

verstanden, die Zoll-Piraten der Autobahn setzen die DDR-Politik auf dem

Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden mit aller Gewalt durch. Mit der

Schusswaffe in der Hand. Das war hier ein Opening für die Dinge die da

kommen sollen.

Nun das Happy End dieser Episode:

Ich war schon lange im Zolldienst in Rostock, auf den Fährenbahnhof

Warnemünde als Gruppenführer und Passkontrolleur im Fährreisebetrieb tätig.

(Ostsee-Express, Transit). Da bekomme ich noch eine Nachrichten aus meinem

Personennetzwerk zugespielt aus erster Hand zum Thema

Militärverbindungsmissionen Potsdam, Seestraße am Heiligen See. Ich hatte als

alter Rostocker, als altes Rostocker Urgestein mir hier in meinen Zolldienst und

privat ein größeres Personennetzwerk aufgebaut für meinen persönlichen Nutzen

für spätere Zeiten, für meine Zollzeit danach. Hier war auch ein Medizinstudent

dabei, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums stand. Es war Georg

Rathmann, Jahrgang 1937, wohnte in Rostock-Gehsdorf, in der Nähe der

Nervenklinik Gehlsheim, eine Universität Lehrklinik. Warum wohnte Rathmann

nicht wie alle Rostocker Studenten im Studentenwohnheim in der

Thierfelderstraße? Rathmann hatte eine sehr persönliche männliche

Eigenschaft, er war zu feminin als Mann, zu viel feminin in seinem

Lebensumfeld in Rostock, und deutete dies besonders noch in aller


Rostocker Männer Geschichten 64

Öffentlichkeit an, ohne Hemmungen in den verklemmten 60er Jahre hier in

Rostock.

Georg Rathmann war ein Mecklenburger und war unter der junge Leuteszene

stadtbekannt und wurde im Allgemeinen als „Georgetta“ genannt. Unter seinen

richtigen Name kannte ihn kaum einer. Er schminkte sich auffällig, und hatte

auch oft weibliche Accessoire mit seiner männlichen Kleidung vermengoliert.

Mich persönlich störte sowas nicht. Als Zollkontrolleur und Passspezialist bin

ich unter den Reisenden im West-West-Reiseverkehr an der DDR-Grenze an so

manches gewöhnt und es ist hier nicht mehr Neues für mich. Der Mensch und

sein geistiges Wissen sind mir wichtiger. Aber wie es so ist im Leben in der

DDR, es bleibt den MfS Leute nicht unbemerkt und man hatte ihm auf seiner

sexuellen Orientierung erpresst für den DDR-Geheimdienst zu arbeiten. In den

80er Jahre ein ganz normaler Vorgang des MfS unter den Studenten.

Potsdam, MfS-Villa Seestraße 28

Am Heiligen See. Tel. 24433

Rathmann hatte zu seiner sexuellen Orientierung nun auch eine Aufgabe in der

DDR-Gesellschaft etwas „wertvolles“ einzubringen. Er fühlte sich anerkannt

von der DDR Politik, und wurde nun auch mächtig gefördert im Studium und in

sein soziales Leben .Es ging vorwärts mit ihm in der Karriere nach dem Studium

in Rostock. Er machte noch seinen Doktor und hat Rostock verlassen auf

Wunsch des MfS Rostock und bekam in Potsdam eine Betriebsarztstelle in der

Handelsorganisation Konsum Potsdam zugewiesen. Diese Betriebsarztpraxis

war eigentlich seine Nebenarbeit. Sein Hauptarbeit lag in der Spionage und

Gegenspionage für die MfS Abteilung Spionageabwehr unter der Leitung der

MfS Bezirksbehörde Potsdam. Hier ins besondere unter den

Militärverbindungsmissionen in der Seestraße am Heiligen See in Potsdam. Die

Briten waren nach dem Eklat Juli 1958 aus ihrer alten Villa am Bahnhof

Wildpark(Kaiserbahnhof) ausgezogen, danach in der Villa Seestraße 35-37

eingezogen. In der Villa Seestraße 41 am Heiligen See residierte die

Französischer Militärverbindungsmission, und unser Dr. Georg Rathmann aus

Rostock bekam von der MfS Bezirksbehörde die Villa Seestraße 28 am Heiligen

See zugewiesen und wohnte hier alleine Parterre die ganze Etage für sich und

seine Arbeit für das MfS. Tel. 24433.

Also, unsere Georgetta aus der Studentengesellschaft Rostock, ist in der DDR

Polit- Gesellschaft richtig hochgefallen. Die Franzosen und die Briten werden

sich noch wunder, was sie für ein Stasi Kuckucksei in ihrer Nachbarschaft


Rostocker Männer Geschichten 65

hatten. Um zum Schluss nun noch den besonderen I Punkt zu setzen, brauchte

Rathmann noch einen Pinsel (Partner) für seinen seelischen Ausgleich. Nun, das

MfS Potsdam war auch hier recht fleißig. Man fand den richtigen Partner, den

richtigen Kerl, und auch einen Mitarbeiter für das MfS in Berlin unauffällig.

Jochen Päper, Leninplatz 800, in der 700. Etage. Tel, 4360434. Hier wohnte

auch ein Berlin bekannter Facharzt für junge Männer, der immer Ende Mai zu

seinem Geburtstag, die größte Ost-Berliner Nacktparty hochleben lies in den

70er und 80er Jahren. Ostberliner Flüchtlinge, jetzt in Westberlin, schwärmen

heute noch(2019) davon in Westberlin beim Männer- Kaffeekränzchen über

diese frivolen DDR-Sex-Freiheiten. Nun, man war da doch in Ostberlin. Da war

so vieles erlaubt in privaten Räumen. Darüber muss ich hier noch Schweigen.

Noch!

Unser Jochen Päper war Verkaufsstellenleiter in einem Zierkerzenladen in

Berlin, in der Karl-Marx-Allee112, Tel. 4381318. Er meldete sich aus Ostberlin

ab und ist nach Potsdam in den Magnus-Zeller-Platz 2 eingezogen. Seine Arbeit

war in Potsdam als Geschäftsleiter für Schallplatten in der Brandenburger

Straße, sein Nachtbett war in Potsdam in der Villa Seestraße 28, Am Heiligen

See, bei Georg Rathmann. Haben wir hier noch Fragen zur DDR-Politik? Ein

Zollkontrolleur und Fernaufklärer ist oft in unüberschaubaren Konflikten der

DDR-Politik verwickelt ohne dass er da Schuld und Sühne hatte. Lassen sie sich

nie mit einem Zöllner ein, egal auf welcher Seite der DDR Grenze dieser

Zöllner auch steht.

Jetzt zurück zum Überseehafen Rostock 1960.

Wir sind hier immer noch bei: „Ein interner Einblick in ein Grenzzollamt der

DDR“, 1958 – 1963. In Rostock.

Neue dringende Aufgaben in der

DDR Zollverwaltung warten auf mich

in Rostock als Fernaufklärer

im Einsatz.

Nach diesem Fehlversuchen der SED, mich in den Strukturen des

Überseehafens in der Form des O.v.D. Dienst einzuarbeiten, bekam ich eine

neue Aufgabe in der Sicherheit der DDR Grenze zugewiesen, die mir nach


Rostocker Männer Geschichten 66

meiner Zöllner Ausbildung sehr nahe kommt. Aber vorher ein kleines

Opening ,damit man weiß, worüber es hier geht. Sie brauchen als Rostocker

hier nicht schweigen. Es sind hier alles Antiquitäten der DDR-Geschichte von

anno dunnemals.

Das Grenzzollamt Rostock Überseehafen und das Grenzzollamt Saßnitz

bekamen nicht das Problem „DDR-Flucht über die Ostsee“ in dem Griff. Weder

politisch, ideologisch marxistisch, noch wirtschaftlich, noch strafrechtlich

wurde dieses rechtstaatliche Grenzproblem von dem Zöllner an der

Ostseegrenze im operativen Dienst gelöst. Flucht über die Ostsee mit

gefälschten Reisepässe.

Die Leitung der Zollverwaltung beider Grenzzollämter, Rostock-Überseehafen

mit der Kontrollstelle Fährenbahnhof Warnemünde, und das Grenzzollamt

Saßnitz mit dem Fährenbahnhof waren vollkommen mit diesem DDR-

Fluchtphänomen überfordert. Noch waren sie in der Lage hier gemeinsam mit

einer koordinierten Gegenmaßnahmen etwas zustande zu bringen. Ob wohl der

Sinn des Mauerbaus schon im Herbst 1958, mit der Rede Chruschtschows zu

Lösung Berlin nach russischer Art, bekannt war und der Bau der Berliner Mauer

logistisch im vollem Gange waren. Seit Herbst 1958 war mir auf dem

Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden Potsdam persönlich bekannt in

meinen leitenden Grenzkontrollaufgaben, dass eine Veränderung im

Grenzreiseverkehr uns Zollkontrolleure bevorstand. Also, diese neue

Grenzgeschichte an der Ostseegrenze ist für uns kein neues Thema gewesen.

Hier herrschte mal wieder die alte Weisheit. Heiner gehe du vor rann, ich bin der

letzte Mann.

Die beiden DDR Eisenbahnfährhäfen an der Ostseeküste hatten immer noch

nicht das große Problem gelöst: DDR Flucht mit Westberliner, Westdeutsche

und jede Menge ausländische Reisepässe über die Ostsee nach Skandinavien,

dann in die Bundesrepublik in die Freiheit zu flüchten.

Die Oberste Parteispitze wird es zu Bund, da keine handfeste Lösung

vorhanden war. Das Fluchtloch muss gestopft werden. Es muss jetzt sofort

gestoppt werden. Als erstes müssen wir hier an der Grenze unsere Aufgaben in

vielen Fällen verändern und verbessern. Es muss den jetzigen modernen

Reisedurchläufe angepasst werden.

Die Information untereinander ist zu schwerfällig. Der Gegner ist uns immer in

der Passfälschung voraus. Wir hinken hinterher. Wir Passkontrolleure lesen in

der Westpresse, wie einfach es doch ist, über die Ostsee mit der

Eisenbahnfähre aus Warnemünde und aus Saßnitz aus der DDR zu flüchten mit


Rostocker Männer Geschichten 67

Hab und Gut, mit Gold und Silber. Da nützt uns das Sing Sang der Partei

monatelang nichts, es klappt, nein es klappt eben nicht, die Passfälschung

einzelner Reisende aus der Masse der Transitreisenden herauszufischen.

Eines der Hauptgründe liegt bei uns selbst, hier in der Sicherheit an den

Grenzen. Es sind auch versierte Passspezialisten aus der DDR Zollverwaltung in

den Westen geflüchtet mit all ihren Kenntnisse aus dem DDR Passwesen mit

all den DDR Grenzreisegeheimnisse und sind Helfers Helfer der Westberliner,

Westdeutschen Fluchthelfer geworden. Warum, muss hier nicht gefragt werden?

Aber auch der Westberliner Senat für Inneres, unter den Innensenator Heinrich

Albert, Jahrgang 1915, SPD, 1961 – 1963, Fehrbelliner –Platz 2 mischt sehr gut

mit, bei den Westberliner Fluchthelfergruppen. Hier fließt Geld und neue

Reisepässe in Maßen. Es wurden 60 neue Zolleleven vom Studium aus

Zinnowitz-Usedom im Februar 1958 auf dem Grenzkontrollamt Drewitz-

Autobahn eingewiesen. 6 Wochen später waren schon 30 voll ausgebildete

Zollkontrolleure des AZKW in den Westen geflüchtet. Warum, muss hier

gesagt werden? Damit uns der Transitreiseverkehr nicht zur Plage wird, müssen

wir neue Ideen in der Passkontrolle einarbeiten. Der Hauptfehler liegt aber an

der schlechten Ausbildung bei den neuen Passkontrolleuren vom MfS in den

neuen PKE. Ich habe immer gesagt, viel Marxismus in der Praxis hilft uns nicht

nach vorne.

Wir brauchen eine bessere und zeitgemäße Passausbildung in allen Facetten und

Formen nach den internationalen Maßstäben für alle Passspezialisten. Hier und

heute. Ich weiß wovon ich spreche. Ich selbst hatte mich als Leiter des

Einreisesicherheitsbereich und Personenermittler auf dem Grenzkontrollamt

Drewitz-Dreilinden, Autobahn von der Bezirkszollverwaltung Potsdam, von der

Bezirksbehörde der Volkspolizei Potsdam, von der Kriminalpolizei Potsdam,

von der Bezirksbehörde des MfS Potsdam und von der Rechtsakademie Potsdam

ausbilden lassen im Passwesen, gegen die Grenzkriminalität, in der

Personenidentität, im U.S. Amy Reiserecht der Westalliierten von Berlin in der

Zeit 1958 bis 1960. In der Theorie und in der Praxis, für meinen operativen

Dienst als Leiter des Einreisesicherheitsbereich im West-West-Ost

Reiseverkehr. Ich hatte als Gruppenführer im Grenzsicherheitsbereich Einreise

hier die besten guten Fernaufklärungserfahrungen mit den G.I. der U.S.-Amys

aus Westberlin-Zehlendorf gehabt, zum Nutzen der DDR Passwesen. Dieses

Wissen habe ich auf meine neue Grenzkontrollstelle Fährenbahnhof

Warnemünde 1960 mitgebracht, um hier auch alle Grenzkontrollaufgaben im

Grenzreiseverkehr in der DDR Zollverwaltung zu erfüllen. Kein führender

Zolloffizier wusste davon, nur die Rechtszenterale der DDR Zollverwaltung in

Berlin-Karlshorst, und mein Zugführer II. Zug Zollsekretär Gniffke. Wir beide

waren das stille Paar in der Fernaufklärung „Go West“. Im II. Zug


Rostocker Männer Geschichten 68

Die meisten Passkontrolleure kennen noch nicht mal das Dreigestirn eines

Passlesens, die Drei Heiligen im Passwesen. Kennt man das System, findet man

auch den Fehler zwischen den Reisepass, die Identität des Reisenden und das

gewünschte Reiseziel Go West. Dann sind die Passkontrolleure zu faul für ein

tiefgründiges Kontrollgespräch zu führen mit dem Reisendenden. Es gibt dafür

genaue Rechtsgrundlagen, wie etwa alle W-Fragen für eine Vernehmung. Gut

verdeckt den Reisenden ausfragen bei der Passkontrolle, wenn ungereimte

Passfragen vorliegen bei einer Ein-oder Ausreisekontrolle. Sind sie mal um

Mitternacht, wenn die Fähre kommt, geistig motiviert? Dass muss der

Passkontrolleur lernen. Wie aber Wo? Der Grundfehler liegt einfach und ins

besondere an die neu gebildete Stasi Passeinheiten, PKE, an der Berliner

Grenzkontrolle. Berlin Bahnhof Friedrichstraße Grenzübergang. Sie haben

politisch was in der Krone, sie kennen alle Karl Marx Bücher auswendig, aber

beim einfachen Reisepasslesen sind sie eine Lusche. Woher sollen sie es auch

gelernt haben. Die meisten der MfS Leute in der neuen Passeinheiten, in der

Uniformen der Grenzpolizei kommen aus ländliche Gegend , wo keine

industriellen Ausbildung für die jungen Leute vorhanden war. Also gehen wir in

die Staatsbehörde. Von der Schule zur Armee, von da gleich zur Stasi. Sie haben

grundsätzlich keine Menschenkenntnisse, noch konnten sie mit unseren

ideologischen Feinden umgehen. Sie hatten in der DDR keine Feindberührung

aus den Nato Ländern. Wenn ja, werden sie nie im MfS eingegliedert. Unser

Gegenpol Grenzkontrollamt ist der Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße.

Hier hat das MfS ihre erste Passeinheit in den Dienst gestellt im August

1961.Diese Gruppe macht ständig Passfehler und Kontrollfehler die

Langzeitwirkung hatten. Dieses wird voll von den Fluchthelfergruppen aller

Schattierungen und Weststaaten Gemenge, unsere jetzigen Edelfeinde in

Westberlin und Westdeutschland voll und ganz ausgenutzt. Die Passkontrolle in

der Friedrichstraße sieht äußerlich und organisatorisch sehr streng aus, aber im

Grunde eine echte Wischi- Waschi Kontrollgruppe, 1962.

Beide Grenzzollämter, Rostock Überseehafen mit dem Fährbahnhof

Warnemünde und das Grenzzollamt Saßnitz mit dem Fährenbahnhof Saßnitz

hatten sich vereint und haben uns am Grenzübergang Berlin Friedrichstraße

angemeldet zum großen Krachmachen. Frühjahr 1962. Von jedem Grenzzollamt

kamen je fünf kompetente Zöllner im Passwesen europaweit nach Berlin, die

aufschlaggeben waren in der Pass-, Personenkontrollen, sowie je ein

Personenermittler. Alle waren in leitende Zollkontrollfunktion im operativen

Dienst tätig und jeder brachte den Leitenden Dienststellen Chef mit. Die

Rostocker fuhren mit dem Auto in Zivil, die Saßnitzer kamen in Uniform.

Dadurch konnte man die Leute von ihrer Herkunft des Grenzzollamtes

unterscheiden. Ich hatte meinen Fotoapparat mitgenommen. Von diesem Treffen


Rostocker Männer Geschichten 69

habe ich noch heute Fotos. Die Fotos vom Bau des Tränenpalasts machte nach

der Grenzöffnung 1985 große Furore. Es gab in Ostberlin keine Fotos aus der

Bauphase des Tränenpalasts auf dem Info-Markt.

Am frühen Mittag trafen wir uns alle zusammen auf dem Bahnhof

Grenzübergang Friedrichstraße. Dieser war eine reine Baustelle, so dass man das

Kontrollsystem nicht erkennen konnte. Der Tränenpalast stand im Bau und war

eingerüstet nach alter, deutscher, ländlicher Art. Alle Zöllner besichtigen genau

diesen Grenzübergang nun von allen Ecken, um später den Transitreisenden zu

fragen, wie war überhaupt der Vorgang der Pass- und Zollkontrolle hier. Ein

Transitreisender, der nicht hier auf dem Grenzkontrollübergang war, konnte

diesen auch nicht beschreiben. Wir Passkontrolleure mussten genau unseren

Gegengrenzzollamt kennen im Transit, um bei der Befragung des Reisenden im

Vorteil zu sein.


Rostocker Männer Geschichten 70

Der Sumpf der Großstadt Berlin

Der Bahnhof Friedrichstraße

Alle Zöllner von der Ostseeküste kannten den Grenzübergang Bahnhof

Friedrichstraße noch aus den glorreichen Zeiten von Berlin, von ganz Berlin vor

dem 13. August 1961, vor den Bau der Berliner Mauer. Aus den Zeiten mit dem

Duft der großen Freiheit! Es war ein recht fröhlicher Grenzübergang mit Massen

von Berliner Touristen, Westgrenzgänger und Ostgrenzgänger, ein Ort der Ost-

Westgrenzkriminalität in Bestform für alle Berliner, DDR Bürgern, und

Flüchtlinge von beiden Seiten. Koks und Hasch konnte man in jeder Ecke

bekommen. West-Ostgeldgeschäfte konnte man Tag und Nacht vornehmen. Die

Gepäckaufbewahrung an der Treppe zur S-Bahn Richtung Westen war ein

Lager für alle Schieberwaren aus der Grenzkriminalität in dieser West- Ost

Welt. Der Zoll hatte hier am Ende eines jeden Monats die Aufgabe gehabt, alle

Gepäckstücke, die zeitlich hier überlagert waren, auszuräumen und zur

allgemeinen Verwertung zu überführen. So manches wichtiges Umzugsgut aus

dem Osten von DDR Flüchtlingen und Übersiedler war hier dabei. Darum

musste eben der DDR Zoll diese Aufgaben von der Reichsbahn übernehmen.


Rostocker Männer Geschichten 71

.

Fragen sie nicht, was man hier so alles von Flüchtlingsgut gefunden hatte.

Vielleicht war ihr Koffer oder Tasche auch dabei? Alle Gepäckstücke gingen

ausnahmslos in das DDR Zollasservatenlager in Ostberlin-Rummelsburg. Oft

wurden diese Fundlisten im Politunterricht auf den anderen Grenzzollämter

ausgewertet, damit die Zollkontrolleure im Vorfeld erkennen, was wird auf der

Flucht in den Westen von der DDR Bürger mitgenommen.

Und was eigentlich kaum ein Nichtberliner weiß, der Bahnhof Friedrichstraße

war schon aus dem 20er Berliner Jahren her der größte Treffpunkt- und

Cruisinggebiet Deutschland für alle Spielarten der Homosexuellen Szene. Die

Friedrichstraße selbst ein Babylon zum Austausch aller Sexarten nach Wunsch

und Bedürfnissen. Im Admiralspalast gab es ein Herrenbad mit

Schwimmbecken direkt über den Zuschauerraum. Tag und Nacht geöffnet. Hier

traf sich der mondäne schwule Welt international und verteilte sich dann zur

späten Stunde über den Bahnhof Friedrichstraße zum anonymen Sex. Diese

Szenenwelt hat alle Kriegsjahre überlebt (auch in der NS-Zeit) und spielt sich

bis vor dem Berliner Mauerbau, und jetzt 1962 immer noch im Stillen ab.

Nach dem Mauerbau, wo der Grenzkontrollübergang noch nicht fertig war, und

im Umbau war, mussten alle Offiziere , von der Grenze und vom Zoll, die zur

U-Bahn in den Dienst wollten, durch die „öffentliche große Herrentoilette

durchgehen“, wo die Männer in dreier Reihen standen und sich sexuell

amüsierten am hellen Tage ohne Scham und Reue. Nur durch einen kleinen

eisernen Türzugang links in dieser Herrentoilette, konnten diese

Sicherheitsleute ihren Dienstort auf dem Bahnhof durch die Mauer kommen.

Dieser unhygienische Zustand bestand noch 1968 hier. Diese Zöllner und

Grenzer stanken oft noch nach Kloake meilenweit im Dienst.

Der Bahnhof war ein riesengroßer Bienenkorb, wo man sich in der Ost- und

West Gesellschaften kennen lernte. Fernbahn, S-Bahn, U-Bahn war hier der

Halte - und Umsteigebahnhof für alle die Berlin liebten. Auch konnte man das

dauernde Gehetze von Reisenden von Bahnsteig zu Bahnsteig, von der S-Bahn

zur U-Bahn beobachten. Es war vor der Mauer das größte und beste Schlupfloch

für alle DDR Flüchtlinge und Kriminellen von beiden Seiten. Meine eigenen

Familienmitglieder sind hier in Massen in die westliche Freiheit von Ost nach

West geflüchtet, all die Jahre vor den Bau der Berliner Mauer. Über diesen

Bahnhof sind in der Zeit von Sommer 1945 bis August 1961 Milliarden von DM

Ost von Werte nach Westberlin geschmuggelt, und Millionen von DM West

von Konsumgüter in der Osten gebracht.


Rostocker Männer Geschichten 72

Es war der beste und größte Bahnhof der Berliner Grenzkriminalität unser

deutschen Nachkriegszeit und der heutigen Gegenwart. Für einen Fremden aus

der Provinz war dieser Bahnhof ein Irrgarten erster Klasse.

Und immer dazwischen die lieben Leute vom Ost-Zoll, die unauffällige

Aufdringlichen, die nicht zu ertragenden Lästigen, die von allen Berliner

Reisenden gehassten Ostberliner Zoll-Vopos. Man hörte auch mal die einfachen

Berliner Worte „Diese Kommunisten Schweine“. Nah und? Der Bahnhof

Friedrichstraße mit dem Grenzübergang war weltberühmt.

Alle S-Bahnzüge und U-Bahnzüge fuhren noch nach dem alten Fahrplan aus den

Zeiten der deutschen Reichs Hauptstadt, von Ost nach West, von West nach

Ost. Aus den Lautsprecher plärrte es dauern:

„Dies ist der letzte Bahnhof im demokratischen Sektor“.

Und wer die DDR unbedingt verlassen wollte, musste, oder auch sollte von

MfS wegen, vor den 13.August 1961, konnte es einfach, gefahrenlos, und billig

für 20 Pfennig Ost versuchen. So viel kostete eine S-Bahnfahrkarte, um in den

Goldenen Westen zu fahren, nach Berlin-West, in die Freiheit, in die

Demokratie, wohin mit einmal alle DDR Bürger nach den 13.August 1961

flüchten wollten, eben wer die Zeit v o r den 13.August 1961 verschlafen hatte.

Wer den Bahnhof Friedrichstraße nicht kannte, hat im Leben was verpasst. Der

Bahnhof Friedrichstraße war ein Politikum der deutschen Nachkriegszeit bis

November 1989. Die Berliner konnten aber damit sehr gut leben, bis 1961. Aber

dann, was da so noch kommen sollte?

Bahnhof Friedrichstraße –

Letzter Bahnhof

im Demokratischen Sektor

Ein Ort der Rostocker Spekulanten

Aus Warnemünde hatten die Fischer Tonnenweise Salzheringe mit der Bahn

nach Westberlin über den Bahnhof Friedrichstraße Grenzübergang gebracht,

geschmuggelt, hatten dort feste Abnehmer gehabt, und für das Westgeld hatten

sie sich dringend in Warnemünde gebrauchte Konsumgüter in Westberlin

gekauft und diese in Rostock und Warnemünde verkauft. Mit dem Ertrag dieser

Summe von Ostgeld hatten sie sich ihre Fischkutter ausgebaut nach der

Zerstörung von 1945. Mir persönlich sind die Namen dieser Warnemünder

Fischer bekannt. Ein guter Zöllner kann auch schweigen.


Rostocker Männer Geschichten 73

Mir ist da ein sehr delikater Fall von Ost-West-Ost Schieberei bekannt aus der

Rostocker High Society. Bitte jetzt hier keinen Konsum Neid:

Rostock, Sommer 1955. Eine Chefsekretärin bei einem stadtbekannten

Rechtsanwalt und Notar in Rostock, Wilma Elli Sch000, geb. Kr000, Rostock,

Borenweg, 1800 ( Bei den Polizeigärten ) fuhr in der Woche drei Mal von

Rostock mit der Reichsbahn nach Berlin über den Bahnhof Friedrichstraße

Grenzübergang nach Westberlin. Hier verkaufte sie bei einen ihr gut bekannter

Antiquitätenhändler in der Kleiststraße ihr am Körper gutversteckten

Ostantiquitäten zu gutes Westgeld. Kaufte am Gesundbrunnen, Badstraße, für

das Westgeld jede Menge Nylon Damenstrümpfe von der Firma „Opal“, je

Fahrt 50 Stück. Versteckte sie wieder an ihren Körper und dann zurück über

Schönhauser Allee, Ostbahnhof nach Rostock.

Hier wurde die Ware geteilt. 25 Paar Nylon Damenstümpfe ohne Naht

verkaufte sie selbst einzeln das Paar für 100 Ostmark an ihr bekannten Damen

der Rostocker Gesellschaft, die andern 25 Paar Strümpfe verkaufte sie

geschlossen an einem privaten Textilhändler in Rostock, Kröpeliner Straße für

das Paar 130 Ostmark. Und das drei Mal in der Woche bei gutem Wetter.

Damen Nylonstrümpfe ohne Naht war der letzte Modeschrei aus den USA.

Ja und ihr Ehemann, Er000, Emil Sch000, auch Rostock Borenweg 1800 in

einer Stadtvilla, ist werktätig 1955 als Fregattenkapitän bei der Volkspolizei

See in Rostock Warnemünde –Hohe Düne (Verwaltungslaufbahn), der

Vorläufer für die Volkmarine der DDR 1956. Bis Mai 1945 hat er im fünften

Vordernebenzimmerhauptetage von Karl Dönitz in der Marineschule Mürwik,

Flensburg gesessen, gedient nach den guten reichsdeutschen NS

Marinegersetzen, oder so für Krieg und Vaterland. Wir werden doch noch

siegen können für Deutschland. Oder so?

Neben bei wäre ich beinahe der Schwiegersohn dieses ehrenhafte Deutsche

Reichs Ehepaar Deutscher Nation geworden. Grund: Frau W000, Elli, Johanna

Sch000, geb. Kr000 wollte mir bestimmen, das ich ihre zweite Tochter heiraten

sollte, hier auf der Stelle, beim Damen Kaffeeklatsch, nur so mal.

Meine Antwort: Sie möge doch hier nicht die Groß Deutsche Reichs

Moraloberaufsichtsbehörde spielen im Borenweg 1800, in Rostock, am Alten

Friedhof. Sie selbst habe doch zwei Männer, einen Ehemann, für die Rostocker

Gesellschaft und das Geld, und neben bei einen Kerl, einen Handelskapitän aus

Hamburg für das Lotter-Bett. Eine echte deutsche Nachkriegsgesellschaft in

Rostock.


Rostocker Männer Geschichten 74

Gott, wir danken Dir! Das wir so was noch im Sozialismus mit erleben konnten,

mussten, sollten. Es war doch so wunderbar. Jetzt weiter hier im Text.

Ich hoffe doch, sie können auch hier etwas schweigen über ein Rostocker

Geheimnis.

Die Prominenz aus

West- und Ostdeutschland beim

Besuch in die DDR

und ihre Grenzkriminalitäten auf den

Grenzkontrollübergang

Drewitz-Dreilinden

Grenzkontrollübergang Drewitz-Autobahn, in der Zeit 1958 - 1960:

Wenn man als Zöllner, als DDR Zollkontrolleur, so an der Grenze steht am

Nadelöhr zum Nachbarland, dann bekommt man schon Leute, Reisende zu

sehen, die Landesweit eine Persönlichkeit darstellen. Entweder als

Schlagersänger, Filmliebling, Theater Größe oder einfach mal ein Fußballer aus

seinem Fanverein, aus Ost oder West.

Also ganz einfach lernt man nun diese Prominente ganz einfach auf DU und Du

kennen, und kann sie ohne Schminke und Gehabe auf 80 cm in die schönen

Augen sehen. Aus der Nähe kennen lernen. In meinen Jahren auf dem

Grenzübergang Drewitz- Dreilinden , Autobahn, Potsdam-Babelsberg, habe ich

alle Großen und die Kleinen der westlichen und östlichen Welt kennen gelernt,

ohne viel dabei noch was zu machen. Sie kommen alle direkt auf einen zu. Ich

hatte auf dem Grenzübergang Drewitz-Dreilinden, Autobahn etwa 420

Autograme, Autografen bekommen und gesammelt aus der Gesellschaft der

westlichen Welt, mit Wissen des Zugführers des II. Zug. Aus dem Osten waren

auch paar dabei.

Jeder Zollkontrolleur hat auch seine Lieblinge in seiner Phantasien und

Vorstellungen, ja Der oder Die ist mir sehr sympathisch und eine Kleinigkeit

mehr, mehr. Es gibt Vielreisende oder nur mal so nach Westberlin. Wird ihr


Rostocker Männer Geschichten 75

Liebling in der Masse von Reisenden ausgemacht, ist man schon da und hilft

flott bei der schnellen Passabfertigung. Mein Liebling war unter anderen all die

Jahre der Klaus Biederstaedt, ein Film-und Theaterstar der jungen Generationen.

Ich bekam von ihm nach der schnellablaufenden Abfertigung auch mal paar

Autogramme, für die Kollegen gleich mit, sagte er dann. Biederstaedt kam

dreimal in der Woche und jeder Zöllner kannte schon seine Daten.

Aber es gab nicht nur recht erfreuliche Dinge mit der Prominenz, nein auch

recht unerfreuliche, unangenehme Dinge hier an der Grenze, wo man das wahre

Gesicht dieser Reisende erkannte und auch sehr endtäuscht war. Nun, auch

prominente Durchreisende durch die DDR sind auch nur Menschen, wie Du

und Ich, oder so. Heute wollen wir mal hinter die Tüddelgardiene durch sehen,

die uns Zöllner und diese Durchreisende Prominenten geistig von uns trennt.

Bis August 1961, vor den Mauerbau, waren sehr viele Künstler aus

Westdeutschland, Westberliner und fast aus allen westliches Europa bei uns in

der DDR mit Gastspiele unterwegs und haben auf Großveranstaltungen die DDR

Werktätige unterhalten. Zum Größtenteils waren diese Unterhaltungskünstler

aus dem Westen landesweit in der DDR bekannt. Da für die Westkünstler oft in

Westdeutschland nicht so große Verdienstmöglichkeiten gab, und die

Konkurrenz auch groß war, war es für solche Leute ein Glück in der DDR zu

gastieren. Wir Zollkontrolleure nannten diese Leute einfach „Ostgrenzgänger“.

Im Westen wohnen, im Osten arbeiten. Etwa zwischen 2 Tage bis oft für 4

Wochen waren sie unterwegs bei uns hier in der DDR. Viele hatten schon für

ihre Gastspiele ein Campingauto, so a la Caravan, um mobiler zu sein als die

Konkurrenz. Verdient wurde sehr gut in Ostgeld. Die Gagen brachten Freude ins

Haus. Wenn man bei einer Großveranstaltung drei bekannte Schlager sang, die

noch aus dem Radio richtige Ohrwürmer waren, gab es schon mal 1000,00 DNB

Ost auf der Hand. Zwei Schlager am Anfang, drei Schlager am Ende einer

Bühnenschau. Das war die übliche Gage von Frau Liselotte Malkowsky aus

Hamburg mit ihren Seemannsschmachtlieder. Sollten sich noch Rostocker

erinnern in den 50er und 60er Jahren in Rostock auf der Freilichtbühne am

Barnstorfer Wald auf dem Platz der Jugend, da war die Liselotte Malkowsky

wie zuhause mit noch ungezählten Künstler aus dem Westen. Es war für uns ein

unbezahlbares Vergnügen so nach dem Kriege, zumal unsere Familie in der

Kielerstraße wohnte, seit 1937.

Vermittler aller Künstler aus Ost oder West war die Staatliche

Gastspieldirektion Künstler- Agentur der DDR, Berlin-Mitte, Krausenstraße

9/10, Tel.20580. Grundsätzlich durften die Westkünstler ihre Gagen in Ostmark

in den Westen nicht ausführen. Die DDR Banken hatten für die Westkünstler ein


Rostocker Männer Geschichten 76

Angebot, vor der Ausreise alles Ostgeld auf ein Ost Konto einzuzahlen, direkt

auf einem Grenzübergang, wo eine Staatbank Tag und Nacht geöffnet hatte. Die

Einzahlung musste „vor“ der Zollkontrolle erfolgt sein. Nach einer

Wiedereinreise in der DDR konnten die West Künstler wieder voll über ihrer

DNB Ost-Mark nach ihren Wünschen verfügen. Und so sammelte sich bei

einige Westkünstler eine größere Summe an Ostgeld an, was auch mal

umgesetzt werden sollte oder musste nach ihren Konsumwünschen in der DDR

verbraucht werden.

Die Leipziger Handelsmesse war bekannt in aller Welt und auch bekannt bei

uns DDR Zöllner als ein Ort der Handelskriminalität. Besonders auch zu den

beiden Messen, Frühjahr und Herbst.

Hier hatten auf einer Privatbasis die Messebesucher eingekauft und mit Devisen

bezahlt. Hier wurde privat alles verkauft, gekauft gegen harte Devisen im

Großmaßstab vom ersten Tag an, bis zum letzten Tag der Messe. Der

Binnenzoll, die Kripo, die Stasi konnte diesen Schwarzmarkthandel nicht mehr

Herr werden. Die DDR Politik suchte einen Ausweg und hat in Leipzig Mitte,

in der Kleinen Fleischergasse, Barfußgäßchen, ein sogenanntes

„Gebrauchswarenhaus“ in einem Pfandleihaus eröffnet, wo die Messebesucher

ihre Devisen gegen sehr gut erhaltenen Antiquitäten kaufen konnten. Gegen die

Vorlage dieser Einkaufsbescheinigung konnte die Messebesucher all ihre

gekauften Antiquitäten über die DDR Grenzen ohne weiteres ausführen. Dieses

drei stöckiges Antiquitätenhaus war später der erste Grundstein von dem

Antiquitätenimperium von Schalk- Golodkowski. Das Ko -Ko.

Da der Kunde gegen harte Devisen hier in diesem Hause, in der Kleinen

Fleischergasse, sehr gute Antiquitäten kaufen konnte und sie auch über die

DDR Grenze ausführen konnte, hat sich dies auch bei den West Künstler, die in

der DDR auf Gastspiel waren schnell herumgesprochen, und auch schwarze

Schafe angezogen. Das heißt, auch wir Zollkontrolleure und Personenermittler

mussten uns auf Antiquitäten spezialisieren, um hier an den

Grenzkontrollübergang hart durchzugreifen gegen den illegalen

Antiquitätenhandel und Grenzkriminalität im West-Ost-West Reiseverkehr.

Schutz des Innerdeutschen Handels gehört in unserer DDR Zollverwaltung zur

Hauptaufgaben, auch auf unseren Grenzkontrollübergang Drewitz-Dreilinden,

Autobahn. Ich hatte einige Lehrgänge in Stilkunde an der Potsdamer

Volkshochschule belegt und war gut drauf im Antiquitätenhandel und in den

Handelspreisen an der Westberliner-DDR Grenze. Später in den Sechziger

Jahren hat Dresden mit dem Antiquitätenhandel gegen gute Devisen

nachgezogen. Wir Zollkontrolleure kannten all diese Geschäfte aus erster Hand,


Rostocker Männer Geschichten 77

und ihre Geschäftsgebaren. Meißener Porzellan war das ganze Jahr hindurch

sehr gut gefragt bei den Westreisenden in der DDR. Einige sind auch mal

schwarz von Leipzig nach Meißen gefahren mit den Zug, um dort nur diese

heißbegehrtes Porzellane zu kaufen und irgendwie doch nach Westberlin

zubringen.

Und nun kommen diese Westreisenden von einem Gastspiel, oder

Handelsgespräch, oder einfach von der begehrten Leipziger Messe zurück an der

Grenze zur Ausreise nach Westberlin. Ich selbst, als Passkontrolleur und

Personenermittler, war speziell gebongt (auf Anweisung vom Zollkommissar

Steiner, 1959, Dienstellenleiter des Grenzübergang Drewitz) in der Einreise,

und hatte an besondere freundliche und sympathische Durchreisende im West-

West Verkehr diese Leipziger Frühjahrsmesse an Mann gebracht.

Kam es bei einer Kontrolle mit einen Westdeutschen zu einen interessanten

Gespräch, und der Reisende klagt darüber, dass er seine Verwanden in der

Ostzone nicht mehr sehen konnte aus der gegebenen politischen Situation, dann

empfahl ich immer die Leipziger Messe im Frühjahr. Zur Frühjahrsmesse

konnte jeder in die DDR einreisen, ob Freund oder Feind. Als Nebenprodukt

konnte er seine Verwandte aus dem Osten gleich wiedersehen. Ich hatte noch

ein paar Tricks erklärt, was man machen soll, und was man unbedingt in

Leipzig vermeiden muss. Alles klar. Die war nur ein Opening zum Ko-Ko.

Mein Kollege Kla-Die-La

und ich als DDR-Zollinsider,

dringen in das KoKo Geschäft privat ein

Mit meine Kenntnisse als Zollkontrolleur und Personenermittler bin ich in der

Mitte der 60er Jahren in das Antiquitäten Geschäft und in dem Westhandel mit

Antiquitäten privat eingedrungen, und habe Freunde die Tür geöffnet, um als

DDR Bürger an diesen Handel mit teilzunehmen hier in der DDR, und sich vor

den Versand dieser DDR Antiquitäten in Richtung Bundesrepublik, privat gute

Möbelstücke kaufen können und diesen Geheimtipp auch weiter vermittelt

wollten, sollten, vermarkten.

Hier ein Geschäftsbeispiel: Ich war schon lange kein DDR Zöllner mehr Mitte

der 60er Jahren, ich war schon wieder ein flotter Rostocker in einer der

politfreien Zone, im technischen Bereich am Rostocker Volkstheater Rostock

im Studium eines neuen Berufes tätig gewesen. Aus dem Gebrauchswarenhaus


Rostocker Männer Geschichten 78

Ko Ko, in Leipzig, Kleine Fleischergasse, hatte ich und mein Freund und

Kollege Kla.-Die. La. aus Rostock, Volkstheater, einen Mitarbeiter aus der

Fleischergasse finanziell bestochen, wo wir Antik Möbel außer der Reihe

preiswert kaufen könnten. Wenn man die Männerwelt richtig kennt, weiß man

auch, wie man solch ein Geschäft aufbaut zum eigenen Nutzen. Wir bekamen

die Adresse, Name des Verkäufers und Telefonnummer.

Es war ein Einkaufslager vom Schalk-Golodkowski, KoKo, am S-Bahnhof

Buch in Berlin. Hier wurden die Möbel nach dem Ankauf von DDR

Privatleuten gesammelt und in ein Register eingetragen. Von Antik Möbel, die

noch nicht im Register eingetragen waren, konnten wir uns die besten, die

schönsten und teuren Antiquitäten heraussuchen. Ein großer ovaler Antik Tisch,

Gründerzeit, Bestzustand hatten wir uns ausgesucht. Der „Lagerverwalter“

bekam 400,00 Ost-Mark auf die Hand und beide Seiten waren zufrieden. Der

Lagerverwalter hatte seinen Nebenverdienst, und Kla.-Die.- La. hat 800,00 Ost-

Mark gespart. Nur beide Seiten mussten Schweigen.

Diese geheime Antik-Möbel Quelle vom Ko -Ko wurde noch oft benutz von

uns, um Freunde und Kollegen mit Stilmöbel zu versorgen. Wir waren doch

schweigsame Kunden, und wussten doch woher und wohin diese Antiquitäten

von Möbel ihre Wege machten in der DDR und in der Bundesrepublik. Von nix

kommt nix.

Christine van Santen, genannt Tina, Jahrgang 1931, kommt aus Bochum,

Schauspielerin am Rostocker Volkstheater, verheiratet mit den Intendanten

Hans Anselm Perten, Jahrgang 1917, der kommt aus Polen,

Bydgoszcz,(Bromberg/Posen) war 1917 ein polnischer Staatsbürger, ein

Volksdeutscher, 1965 war er ein Edelkommunist und Stalinist sowjetischer

Prägung. Tina van Santen war auf diese Antik-Möbel-Hotline die stärkste

Käuferin von Stilmöbel und Antik Möbel aus dem Hause Schalk- Golodkowski,

Ko- Ko aus dem Lager, Berlin Buch, auf dem Schwarzen Möbelmarkt. Ihr Haus

in Rostock, in der Nähe des Alten Friedhof, (Lindenpark) „Bei den Polizei

Gärten“ war übervoll von diesen Schwarzmarkt Antik Möbel aus dem Ko-Ko

Lager, Berlin Buch am S-Bahnhof Buch. Schamlos können Kommunisten auch

sein. Hier wurden wiedermal Grenzerfahrungen, Ost-West Zollerfahrungen,

Geschäftserfahrungen und Kenntnisse aus meinen Zollzeiten in bare Münzen

umgesetzt. Sind da noch Fragen offen zum Leben in der DDR? Wer jammerte

denn da schon wieder?

Wir sind doch in der DDR! Von nix kommt nix.


Rostocker Männer Geschichten 79

Die dunklen Zeiten in Rostock

mit dem MfS unter all den

Rostocker Männer

Wir Rostocker Männer aller Schattierungen und Alter hatten in den 60er und

70er Jahren oft mit der Kripo und MfS zu tun gehabt, weil staatsbeflissenden

SED-Mitglieder für das MfS, Polizei und der Kripo zusammen gearbeitet hatten,

oder selbst Stasileute waren in ihre Rostocker MfS Zentrale. Sie musste ständig

Meldungen schrieben. Hier haben wir einen Stasi-Mann aus der Rostocker

schwulen Welt. Heute wollen sie es nicht gewesen sein. Vielleicht sind ihnen

Leute bekannt in Rostock und sie sind von diesen Leute geschädigt worden in

der DDR Gesellschaft. Hier ist so ein Beispiel von einem MfS Mann, der da

gleich um die Ecke wohnt und den Harmlosen spielt:

Rainer Mayer, Rostock, Wismarsche Straße 5, am Brink, im Haus von

Falk Korbmöbel. 2. Etage. Er wurde Schwul-Meyer genannt. Arbeitete für das

MfS Rostock und Kripo Rostock, Ulmenstraße, Kreiskommando der

Volkspolizei. Sein Tätigkeitsbereich war speziell der Überseehafen.

Das und noch mehr über die schwulen Männer in

Rostock und der Sozialismus so neben bei, lesen sie

hier in der 2. Ausgabe:

„Rostocker Männer Geschichten“

Wenn es nackt wird in Rostock


Rostocker Männer Geschichten 80

Fortsetzung folgt

Jeder Leser ist hier zum

Schweigen verpflichtet!

Oder?

Rudolf Holtz, Berlin.2019


Rostocker Männer Geschichten 81


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Rostocker Männer Geschichten 83


Rostocker Männer Geschichten 84


Rostocker Männer Geschichten 85


Rostocker Männer Geschichten 86


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Rostocker Männer Geschichten 88

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