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Melange No7

Melange No12 - Das Magazin im Süden Bayerns

Melange No12 - Das Magazin im Süden Bayerns

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8<br />

NOMI BAUMGARTL<br />

Die mit dem Adler fliegt<br />

Titel: Diana Victoria Rasche<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

d a s m a g a z i n<br />

M U R N A U<br />

BLAUES LAND<br />

DIE POSTGASSE<br />

Murnaus<br />

vielfältiges Juwel<br />

GANZ GROSSES KINO<br />

Kinokultur in Murnau


E D I T O R I A L<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Auch 2018 hat die <strong>Melange</strong> einiges vor: Unter anderem präsentieren wir<br />

am 12. April im Kultur- und Tagungszentrum Murnau das Theaterstück<br />

„Der varreckte Hof“, geschrieben von unserem Seehauser Bürger Georg<br />

Ringsgwandl.<br />

Auf der Titelseite ist diesmal Diana<br />

Victoria Rasche, fotografiert wurde sie<br />

in der Bahnunterführung zum Staffelsee<br />

vor einer Graffitiwand eines Murnauer<br />

Künstlers. Diana studiert in Wien „Content<br />

Produktion & Digitales Medienmanagement“.<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Der Murnauerin gefällt es zwar in Wien,<br />

sie wird aber 2020 mit dem Bachelor<br />

ins Blaue Land zurückkehren.<br />

Diana Victoria Rasche<br />

Die <strong>Melange</strong> erscheint pro Jahr drei Mal und schreibt über Menschen im<br />

Voralpenraum, mit und ohne olympische Medaillen.<br />

Somit liegt jede Ausgabe der <strong>Melange</strong> vier Monate lang in den Geschäften,<br />

Cafés und Wartezimmern auf und wird in über 8.000 Haushalte verteilt.<br />

Unser Ziel ist es, den Einzelhandel und das Handwerk nachhaltig zu unterstützen,<br />

damit die Arbeitsplätze und die Vielfalt im Blauen Land erhalten<br />

bleiben.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünschen<br />

Team <strong>Melange</strong> und Franz Windirsch<br />

3


I N H A L T<br />

6 IMPRESSIONEN<br />

„Guten Morgen – Riegsee“ von Florian Warnecke<br />

8 STARKE FRAUEN Nomi Baumgartl<br />

Die mit dem Adler fliegt<br />

16 LIVE Die Postgasse - Murnaus vielfältiges Juwel<br />

Eine Entwicklungsgeschichte<br />

8<br />

Nomi Baumgartl<br />

Die mit dem Adler fliegt<br />

24 PORTRAIT Ganz großes Kino!<br />

104 Jahre Kinokultur in Murnau, 63 Jahre Kino im Griesbräu<br />

30 PORTRAIT Die Hochzeitskleiderin<br />

Für den schönsten Tag des Lebens –<br />

in einem perfekten Kleid aus zweiter Hand<br />

32 PORTRAIT Wohnzimmer Kaffeehaus<br />

Herbert Sambale und seine Heimaten<br />

30<br />

Die Hochzeitskleiderin<br />

Sibylle Blinn<br />

44 BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />

Die ADAC Luftrettungsstation Christoph Murnau<br />

Wenn jede Minute zählt – Beitrag von Dr. Thomas van Bömmel<br />

52 MENSCHEN IN MURNAU Leben, das leben will.<br />

Beate Zwickenpflug rettet Legehennen aus der Bodenhaltung.<br />

60 PORTRAIT Hauptsache, gut versichert!<br />

Mit den Versicherungsprofis Klaus Edelbauer,<br />

Jan Kollmann & Markus Jais im Gespräch<br />

66 LIVE Viel mehr als ein Theaterstück<br />

„Sag mir, wo die Blumen sind“ – ein internationales Theaterprojekt<br />

mit Schülern aus Frankreich und England<br />

44<br />

Wenn jede<br />

Minute zählt<br />

69 VORSCHAU Der varreckte Hof<br />

Eine Stubenoper von Georg Ringsgwandl<br />

70 PORTRAIT Natürlich in guten Händen<br />

Vier Visionärinnen – eine Arbeitsgemeinschaft<br />

4


I N H A L T<br />

77 IMMOBILIEN EXPERTENTIPPS von Britta Kirstein-Zietz<br />

Mit 66 Jahren ...<br />

Immer mehr Eigentümer trennen sich von ihrem Eigenheim<br />

mit Garten und orientieren sich neu<br />

78 WIRTSCHAFT + FINANZEN mit Dr. R. E. Schauer<br />

Steuerrecht muss nicht nur trocken sein –<br />

Ein Blick in die Geschichte ...<br />

80 MARKTPLATZ<br />

Cafés, Restaurants, Shopping, Tourismus und Gesundheit,<br />

Kunst, Handwerk, Immobilien und Dienstleistungen<br />

auf einen Blick<br />

52<br />

Leben,<br />

das leben will.<br />

Entschuldigung für den Druckfehler bei der Ausgabe 6:<br />

Bei dem Portrait Optik Andres wurden die Fotos von Kirstin Luna Sonnemann<br />

gemacht. Kirstin Luna Sonnemann und Marc Völker haben ein gemeinsames<br />

Atelier im Kuhaus in Murnau/Untermarkt.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Agentur <strong>Melange</strong>, Obermarkt 8, 82418 Murnau<br />

Redaktion: Team <strong>Melange</strong>, redaktion@agentur-melange.de<br />

Autoren: nil, Heribert Riesenhuber, Anna Marguerita Schön, Elisabeth Tworek,<br />

Alexandra Sichart, Martina Baumeister, Christian Kaufmann<br />

Grafik + Gestaltung: Katrin Oppenrieder<br />

Fotografen: Florian Warnecke, Heribert Riesenhuber, Nomi Baumgartl,<br />

Helmut Achatz, Stefanie Seyringer, Christian Podolski, Marco Gierschewski<br />

Lektorat: Anna Marguerita Schön<br />

60<br />

Hauptsache,<br />

gut<br />

versichert!<br />

66<br />

Christine Riesenhuber und<br />

Stefan Bues – ein internationales<br />

Theaterstück<br />

Foto: Marco Gierschewski<br />

ANZEIGEN<br />

Franz Windirsch<br />

Franz Xaver Lausch<br />

Cordula Wild<br />

anzeigen@agentur-melange.de<br />

VERTEILUNG<br />

ESV Staffelsee,<br />

Franz Xaver Lausch<br />

Ammergauer Alpen, Blaues Land,<br />

Garmisch-Partenkirchen, Loisachtal,<br />

Penzberg, Weilheim<br />

5


Foto: Florian Warnecke – 15.2.2018 – 7.15 Uhr<br />

I M P R E S S I O N E N


Guten Morgen – Riegsee


Foto: Nomi Baumgartl<br />

DIE MIT DEM ADLER FLIEGT<br />

NOMI BAUMGARTL


S T A R K E F R A U E N<br />

Eine alte Weisheit der Irokesen-Indianer ist auch ihr Guide<br />

und Goal des „Eagle Wings“-Projektes:<br />

„WIR MÜSSEN DEN BLICK DES ADLERS<br />

EINNEHMEN, UM DIE RICHTIGEN<br />

ENTSCHEIDUNGEN FÜR DIE FOLGENDEN<br />

GENERATIONEN ZU TREFFEN“<br />

Es gibt fast keinen schöneren Blick aus dem Wohnzimmerfenster,<br />

als den mitten in das Murnauer Moos hinein – vor<br />

allem für einen naturverbundenen Menschen. Und das ist sie<br />

zweifelsohne, die seit Jahrzehnten international renommierte<br />

und vielfach ausgezeichnete Fotografin Nomi Baumgartl. Seit<br />

drei Jahren lebt sie in Murnau, das Moos liegt ihr nun nicht<br />

nur sprichwörtlich zu Füßen.<br />

Das Haus wirkt auf den Besucher offen und einladend. Erst<br />

einmal wird der Apfelstrudel auf den Tisch gestellt, dazu selbstgemahlener<br />

Kaffee mit einer Prise Kardamom. Der Wohn-Essbereich<br />

ist großzügig gestaltet, dennoch klar gegliedert, schlicht,<br />

aber mit liebevollen Details ausstaffiert. Er spiegelt die Klarheit<br />

ihrer Kunst, ihre innere Ruhe und ihren Blick für das besondere<br />

Detail wider, das ihre Fotografien so unverwechselbar macht.<br />

Das aufregende Künstler-Leben in München und New York<br />

hat sie nun hinter sich gelassen.<br />

„Es war allerhöchste Zeit für einen Wechsel in die Natur, auch<br />

ich brauche eine Kraftquelle“, sagt Nomi Baumgartl. Zwar hatte<br />

sie neben ihrer Münchner Wohnung schon lange ein Domizil<br />

am Ammersee, doch sie wollte den „Lebensplatz bündeln“. Mehr<br />

Ruhe war es, was fehlte. Die Gegend um den Staffelsee war<br />

der Künstlerin vertraut, sowie die Künstlertradition des Blauen<br />

Landes. Auch die Zugspitzregion bedeutet ihr sehr viel und<br />

der Umzug war folgerichtig, für sie schließt sich durch den<br />

Umzug ein Lebenskreis, „Back to the Roots“.<br />

9


Foto: Helmut Achatz<br />

Nomi Baumgartl<br />

DAS WILDE HERZ EUROPAS<br />

Wenn es eine passende Beschreibung der Werke von Nomi<br />

Baumgartl gibt, dann ist es sicherlich diese: Sie zeugen von einem<br />

tiefen Blick mitten ins Herz ihrer Foto-Objekte. Mit diesem<br />

tiefen Blick schaut sie in ihrem aktuellen Projekt nun auf die<br />

Alpen, das „wilde Herz Europas“, wie sie sagt.<br />

Für Garmisch-Partenkirchen ist sie zu der Frau geworden, die<br />

mit dem Adler fliegt.<br />

Angefangen hat alles mit dem Auftrag von GaPa Tourismus,<br />

einen Bildband über die Zugspitzregion zu erstellen. Doch<br />

Nomi Baumgartl wäre nicht sie selbst, wenn ihr da nicht etwas<br />

gefehlt hätte: der Schlüssel, das leitende Motiv, oder, wie sie es<br />

sagt, der „Guide“. „In meinen Projekten habe ich mich immer<br />

führen lassen, hatte ich immer einen Guide.“<br />

Durch ihr wieder geschenktes Leben nach einem Unfall begann<br />

eine neue Evolution in ihrem künstlerischen Schaffen, mit großen<br />

Projekten, erst im Meer mit Delfinen und Walen, dann auf<br />

der Erde mit einem Elefanten, dann zu den Sternen, in dem<br />

der Polarstern im Mittelpunkt eines großen Projektes im Polarkreis<br />

stand. Eine Reise durch die Elemente Wasser, Erde<br />

und Luft – und aktuell mit dem König der Lüfte in den Alpen,<br />

dem Steinadler. Fotokunst mit der Botschaft: wir sind alle ein<br />

Teil vom großen Ganzen. Am Ende dieses Elemente-Kreises<br />

wartet das Feuer, das finale Projekt: „Das Ende steht immer für<br />

einen neuen Anfang“.<br />

FOTOS ALS BOTSCHAFTER DER NATUR<br />

Mit dem Delfin-Projekt hat alles angefangen. Und mit der beeindruckenden<br />

Interaktion zwischen Mensch und Delfin, die<br />

ihre Werke aufzeigen. Als sie später Chris Galluci, den „Elefantenmann“,<br />

und seinen Elefanten Timbo kennenlernte, entstand<br />

ein weiteres großes Werk über das Zusammenspiel von Mensch<br />

und Natur, aus dem neben Bildband, Film und Ausstellung<br />

auch noch das wunderbare Kinderbuch über Mumo den Elefanten<br />

entstand. Besonders atemberaubend sind sicherlich die<br />

Bilder aus dem Projekt Stella Polaris. Verzauberte Eiswelten<br />

mit leuchtenden Polarlichtern und ganz besonderen „Guides“:<br />

einzigartige Eisberge, die wunderbar in Szene gesetzt wurden<br />

durch Grönländer, die als Lichtbotschafter während der Polarnächte<br />

mit hochleistungsfähigen Taschenlampen ihre durch<br />

den Klimawandel verschwindenden Eisberge und Gletscher<br />

ausleuchteten. Was romantisch klingt, war doch ein ungeheurer<br />

Kraftakt – Wochen in der klirrenden Kälte, mit einem hochkarätigen<br />

Team, das, wie sie, bereit ist, an die eigenen Grenzen<br />

zu gehen, und dazu eine Technik, die den Temperaturen gewachsen<br />

ist. Der Kraftakt hat sich gelohnt: Herausgekommen<br />

sind atemberaubende Bilder über die Schönheit und Zerbrechlichkeit<br />

der Natur.<br />

FRAGILES GLEICHGEWICHT<br />

Nomi Baumgartl macht das fragile Gleichgewicht zwischen<br />

Mensch und Natur sichtbar. Hinter der Fotokunst, die auf dem<br />

internationalen Fotokunstmarkt vertreten ist, steht eine klare<br />

Aussage: „Ich möchte Menschen bewegen, ihr Bewusstsein dahingehend<br />

zu lenken, dass sie spüren: Ich bin ein Teil des Ganzen“.<br />

Und immer hat sie einen „Guide“ dabei, der sie während der<br />

Arbeit förmlich leitet.<br />

Bei „Eagle Wings – protecting the Alps“ wurde das ein Adler. Mit<br />

einer unglaublichen Energie, die die zierliche Fotokünstlerin<br />

in ihren Projekten entfaltet, startete sie das neue Projekt. „Stella<br />

Polaris ist genau bei uns vor der Haustüre, die verschwindenden<br />

Gletscher in den Alpen und die globalen Zusammenhänge. Alles<br />

an diesem Projekt ist immer größer als ich, daher braucht es<br />

auch hier ein besonderes Team.“<br />

10


S T A R K E F R A U E N<br />

Eng an ihrer Seite arbeitet Helmut Achatz, Alpinist, Gleitschirmfluglehrer<br />

und ein Mann mit vielen Jahren Adlererfahrung,<br />

unterstützt durch die Mit- und Zusammenarbeit mit dem<br />

Falkner Paul Klima für einen großen Kinofilm, „Wie Brüder im<br />

Wind“. Der Film war die Initialzündung. „Ich brauche ein fliegendes<br />

Auge, das für die Natur steht“. Es kam schnell zu einem<br />

Termin mit Paul Klima und Helmut Achatz. Die ersten Schritte,<br />

die Begegnung mit dem Adler, Faszination und gleich einer<br />

Passion für den neuen „Guide“. Dann, Schritt für Schritt, wurde<br />

in einer langen Entwicklungsphase das Projekt aufgebaut. Mit<br />

Erfolg: Die amtierende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks<br />

ist Botschafterin von Eagle Wings; ebenso der Club of<br />

Rome sowie Auma Obama, Soziologin, Journalistin, Autorin<br />

und nebenbei Barak Obamas Schwester. Die eigentliche Hauptrolle<br />

spielt aber ein anderer, ihr Guide, der Adler.<br />

Um ab Frühjahr die großen Einsätze fliegen zu können, kommt<br />

jetzt der schwierigste Teil nach der Pionier- und Aufbau-Arbeit<br />

der letzten eineinhalb Jahre: Die Finanzierung über einen Zeitraum<br />

von 3-4 Jahren. Fünf Alpenländer und ihre verschwindenden<br />

Gletscher stehen im Raum für die Umsetzung. Die „Art<br />

Karlsruhe“ macht den Auftakt, auf der die Fotokunst erworben<br />

werden kann, um die Vorleistungen zu refinanzieren.<br />

GLOBALE ZUSAM MENHÄNGE<br />

WERDEN SICHTBAR<br />

Herausgekommen ist bis jetzt schon viel, obwohl Eagle Wings<br />

erst am Anfang steht: ein phantastisches multimediales Projekt<br />

– aufgeteilt in drei Ebenen: Erde, Luft und Weltall. Für die<br />

Erde steht Nomi Baumgartl selbst – und bildet mit ihrer Kamera<br />

die Menschenperspektive ab. Aus der Luft schaut sie mit<br />

den Augen des Adlers herunter. Mit umgehängter Kamera, der<br />

Eagle Cam, wird der König der Lüfte nach oben geschickt, um<br />

aus seiner Perspektive die Alpen und schmelzenden Gletscher<br />

einzufangen. Über der Adlerperspektive wird durch das große<br />

Auge aus dem Weltall mit Satellitenbildern vervollständigt.<br />

Denn auch an Bord, dank ihres Engagements, vor allem das<br />

Earth Observation Center der Deutschen Gesellschaft für Luftund<br />

Raumfahrt. Diese drei Perspektiven führt Nomi Baumgartl<br />

zu einem Bildtrialog zusammen, der in berührender und faszinierender<br />

Weise den Betrachter dazu bringt, ein neues Be-<br />

Helmut Achatz<br />

wusstsein für unsere Natur zu erlangen, um dadurch zum aktiven<br />

Beschützer zu werden. Der wissenschaftliche Background<br />

ist Nomi Baumgartl sehr wichtig und sie ist stolz darauf, zusätzlich<br />

sehr eng mit der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

DIE GESCHICHTENERZÄHLERIN<br />

„Als ich da oben auf der Zugspitze stand, wurde mir bewusst,<br />

dass hier, zu Hause bei uns, die Naturzerstörung durch Klimawandel<br />

und globale Zusammenhänge genauso sichtbar ist wie<br />

in Grönland, wie bei Stella Polaris. Das hat mich erschüttert“,<br />

beschreibt sie ihre Triebkraft.<br />

Die Werke aus ihrem jetzigen Leben zeugen von einer ganz anderen<br />

Welt als der des Glamours aus ihrem „ersten“ Künstler-Leben.<br />

Damals hatte Nomi Baumgartl Schauspieler, Künstler, alle, bis<br />

hin zum Papst vor der Linse, als Modefotografin arbeitete sie mit<br />

den großen Models für die Labels ihrer Auftraggeber. Dabei hatte<br />

ihre Fotografen-Karriere eher bildjournalistisch begonnen: mit<br />

großen Foto-Reportagen, in denen sie stets versuchte, detailreich<br />

Geschichten zu erzählen. Das tut sie heute wieder. Diesmal sind<br />

es Geschichten von der Natur, vom gestörten Gleichgewicht, von<br />

Zerbrechlichkeit, für die sie 2016 den Internationalen B.A.U.M.-<br />

Preis bekommen hatte, der ihr durch die Umweltministerin überreicht<br />

wurde, und die Laudatio hielt Auma Obama.<br />

Foto: Nomi Baumgartl<br />

11


S T A R K E F R A U E N<br />

„STELLA POLARIS IST GENAU BEI UNS<br />

VOR DER HAUSTÜRE, DIE VERSCHWIN-<br />

DENDEN GLETSCHER IN DEN ALPEN<br />

UND DIE GLOBALEN ZUSAM MEN-<br />

HÄNGE. ALLES AN DIESEM PROJEKT<br />

IST IM MER GRÖSSER ALS ICH, DAHER<br />

BRAUCHT ES AUCH HIER EIN<br />

BESONDERES TEAM.“<br />

Schneeferner Gletscher auf der Zugspitze, Foto: Nomi Baumgartl


Schneeferner Gletscher auf der Zugspitze, Foto: Nomi Baumgartl<br />

Während es langsam über dem Moos dämmert und sie die<br />

Kerzen anzündet, erzählt sie weiter von damals. „Meine Aufnahmen<br />

und Porträts waren früher nie sehr spektakulär in einem<br />

reißerischen Sinne, weil ich immer die Menschenwürde aufzeigen<br />

wollte.“ In ihren großen Naturprojekten macht sie nun eigentlich<br />

etwas sehr Ähnliches: die Würde der Schöpfung aufzeigen.<br />

„Ich bekomme etwas von der Natur, also gebe ich ihr auch etwas<br />

zurück. Ich versuche, das Unsichtbare sichtbar zu machen“, erklärt<br />

sie. Und so hält sie mit der Kamera Dinge fest, für die wir<br />

den Blick verloren haben, Details, die uns im Alltag, in der<br />

Hektik unserer Zeit nicht mehr auffallen.<br />

Es ist schon fast dunkel. Jetzt fängt Nomi Baumgartl an, etwas<br />

unruhig zu werden. „Ich möchte unbedingt noch unseren Film<br />

zeigen, unten im Atelier.“ Bei Dingen, die ihr wichtig sind, kann<br />

die Fotografin energisch werden. Dieses Temperament bekommt<br />

auch die Interviewerin zu spüren. Mit einer Bestimmtheit, der<br />

man unweigerlich folgen muss, verschwindet sie im Untergeschoss.<br />

Spätestens jetzt wird klar, welch ungeheure Energie sie<br />

freisetzt, wenn sie in einem ihrer Projekt steckt. Der Keller ist<br />

bis unter die Decke voll mit Büchern, vor allem über Fotografie.<br />

An den Wänden dazu passende Fotos, unter anderem ein Portrait<br />

von der Fotografenlegende Andreas Feininger, der ein enger<br />

Freund von ihr war. Von ihm ist das Leitzitat: „Wir sind alle ein<br />

integraler Teil der Natur, Teil des Universums.“ Daneben Rucksäcke<br />

mit Bergequipment, Kameras, Objektiven und Zubehör, die<br />

vom letzten Einsatz auf den nächsten warten. Der Teaser des<br />

„Eagle Wings“-Filmes macht gleich Lust auf mehr.<br />

Vor der Verabschiedung eine letzte Frage nach der Motivation,<br />

die sie offensichtlich so stark macht für solch außergewöhnliche<br />

und kraftzehrende Projekte.<br />

„WAS MICH TREIBT, SIND EURE KINDER,<br />

DIE NÄCHSTE GENERATION.<br />

DAS WIRD MEIN VERMÄCHTNIS SEIN.“<br />

www.eaglewings-project.org<br />

Nil<br />

www.nomibaumgartl.com<br />

Bei Interesse kann die Fotokunst auch direkt bei<br />

Nomi Baumgartl zu Sonderkonditionen erworben werden.<br />

(nomibaumgartl@eaglewings-project.org)<br />

14


anzeigen@agentur-melange.de<br />

15


L I V E<br />

Die Postgasse –<br />

Murnaus vielfältiges Juwel<br />

Fotos: Privatbesitz Wolfgang Köglmayr<br />

Murnau ist bekannt für seine schönen Plätze, die gerne von<br />

Einheimischen und Gästen besucht werden. Häufig ist man<br />

auf dem Weg durch die Marktgemeinde so auf ein bestimmtes<br />

Ziel fixiert, dass die kleinen Besonderheiten nicht in dem Maße<br />

wahrgenommen werden, wie sie es verdient hätten.<br />

Ein solch besonderer Ort ist die Postgasse. Auf dem Weg in die<br />

Fußgängerzone laufen täglich unzählige Menschen durch sie<br />

hindurch, ohne darauf zu achten, dass es sich nicht nur um<br />

eine einfache Nebenstraße handelt. Die Postgasse lebt und entwickelt<br />

sich ständig weiter. Früher war sie die Verbindungsstraße<br />

Richtung Bad Kohlgrub, ihr heutiger Verlauf besteht<br />

seit dem Brand 1835.<br />

An der Stelle des „Hotel Post“ befand sich zunächst das<br />

„Hutterbräu“ (später umbenannt in „Postbräu“). 1778 wurde das<br />

Haus zur Posthalterei umgewandelt – eine wichtige Post- und<br />

Pferdewechselstation zur damaligen Zeit. Zur eigenen Brauerei<br />

des Gasthofs gehörte der mit 16 Metern tiefste Eiskeller in Murnau.<br />

Das traditionsreiche Haus der Familie Bayerlacher ist seit 1632<br />

im Familienbesitz und wurde über viele Generationen bis an die<br />

Familie Köglmayr weitergegeben, die heutzutage neben ihrem<br />

Geschäft „Schreibwaren Köglmayr“ das Hotel betreibt und dieses<br />

2005 komplett renoviert hat, um ihm neuen Glanz zu verleihen.<br />

Zu den bekanntesten Gästen zählte König Ludwig II., der mit<br />

dem Posthalter Bayerlacher bekannt war. Dieser stiftete den<br />

Grund für das 1894 errichtete Ludwigsdenkmal – eines der<br />

ersten Denkmäler in Bayern für den verstorbenen König. „Die<br />

Postgasse war schon immer ein zentraler Punkt im Ort“, berichtet<br />

16


v.l.n.r.: Alexandra Sichart, Alfredo Adamo, Susanne Binder, Edgar Jürgens, Wolfgang und Veronika Köglmayr, Peter und Claudia Dippl,<br />

Irmgard Stadler, Monika Altmann, Claudia Lehmann, Petra Schnürer und Olaf Kappelmeyer<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Wolfgang Köglmayr. „Früher gab es die Landwirtschaft und das<br />

Café Herrschmann auf der anderen Seite, mittlerweile hat sich<br />

eine breite Vielfalt an Geschäften hier angesiedelt. Die kleine<br />

Gasse diente zusätzlich zum Schlittenfahren und für Schneeballschlachten,<br />

bei welchen der Ober- gegen den Untermarkt antrat.“<br />

In dem markanten gelben Gebäude des Hotels befindet sich<br />

auch die „Engel Apotheke“, die seit 1980 von Familie<br />

Dippl geführt wird. Für die Familie war es „ein glücklicher Umstand,<br />

der ihr die Übernahme der Apotheke von Herrn Hell ermöglichte,“<br />

erzählt Peter Dippl. „Murnau ist für uns der schönste Ort<br />

im Oberland und war eine willkommene Abwechslung zu München.“<br />

Er leitet das Geschäft gemeinsam mit seiner Tochter Claudia.<br />

In der Lage der Postgasse sehen beide Vor- und Nachteile – die<br />

Parkplätze seien praktisch, jedoch befinde man sich nie direkt<br />

im Zentrum. „Aufgrund des Standorts mussten wir uns schon<br />

immer verschiedene Aktionen einfallen lassen, um die Kunden zu<br />

uns zu locken. Der gute Service ist uns ebenso sehr wichtig.“ Claudia<br />

Dippl ist in der Postgasse aufgewachsen. „Ich fühle mich sehr<br />

wohl hier“, schwärmt sie. Beiden gefällt der Branchenmix im<br />

Umkreis ihrer Apotheke. Ihre Mittagspause verbringen die Dippls<br />

bevorzugt bei einem ihrer Nachbarn, denn „das Gastronomieangebot<br />

ist hier gut und abwechslungsreich.“<br />

„Frau Dippl holt gerne Suppe bei uns“, freut sich Susanne Binder.<br />

Sie ist seit zwei Jahren die Inhaberin des „Staffelseekramers“.<br />

Herr Günter Friedrich, der dort zuvor 21 Jahre lang<br />

die erste „Werdenfelser Vollwert Bäckerei“ führte, fragte Susanne<br />

Binder, ob sie sich nicht vorstellen könnte, den Laden zu übernehmen.<br />

„Eigentlich bin ich gelernte Versicherungsmaklerin, aber<br />

17


L I V E<br />

als vor sechs Jahren der Dorfladen in Riegsee geschlossen werden<br />

sollte, habe ich mich dazu entschieden, diesen zu retten. Familie<br />

Friedrich wusste davon, denn wir kannten uns bereits sehr lange“,<br />

berichtet Binder. Sie setzt auf selbstgebackene Kuchen, hausgemachte<br />

Suppen und ein buntes Sortiment an hochwertigen<br />

Lebensmitteln. „Regionale Produkte und Bio sind mir wichtig,<br />

ich beziehe meine Waren von über 50 verschiedenen Lieferanten<br />

aus der Umgebung, die eigenständig produzieren.“ Besonders<br />

beliebt sind mittags die gemütlichen Fensterplätze in der<br />

Sonne. „Die Gäste sollen hier ankommen und sich wohlfühlen –<br />

wie bei Oma in der Küche.“ Susanne Binder schätzt die Toleranz<br />

der Kunden, denn „die Liebe zur Unvollkommenheit, bzw. die<br />

Menschlichkeit steht hier noch im Vordergrund. Es ist ein unheimlich<br />

schöner, fairer Umgang – es darf gelacht werden.“ Deswegen<br />

hat sie sich auch bewusst für den Begriff „Kramerladen“<br />

entschieden – „er steht für ein gemütliches Miteinander, welches<br />

mir in der gesamten Postgasse sehr gut gefällt.“<br />

Auch das „Café Miteinander“ von Monika Altmann trägt<br />

diesen Zusammenhalt nicht nur im Namen. Neben der persönlichen<br />

Atmosphäre in der Nachbarschaft liegt es ihr am Herzen,<br />

etwas Gutes für die Menschen zu tun. „Zu uns kommt eine sehr<br />

breite Sparte an Gästen zwischen 16 und 98 Jahren. Unser Café ist<br />

wie ein kleines, gemütliches Wohnzimmer, in dem ein reger Austausch<br />

stattfindet“, erzählt Monika Altmann. Ihr Wunsch war es<br />

schon immer, einen Wohlfühlraum für Menschen zu schaffen.<br />

Dass aus diesem Wunsch jedoch ein Café werden würde – damit<br />

habe sie nicht gerechnet. „Ich hatte 2016 eine Woche Zeit zu überlegen,<br />

ob ich den Laden übernehmen möchte – ich hatte noch nie<br />

ein eigenes Café, aber wollte die Chance nutzen – zwei Wochen<br />

später habe ich eröffnet. Die Anfangszeit war jedoch nicht einfach,<br />

deswegen habe ich das Angebot von ausschließlich veganen Gerichten<br />

mit vegetarischen und einer Auswahl an glutenfreien Speisen<br />

erweitert.“ Bei Monika Altmann werden nur regionale und biologische<br />

Produkte angeboten. Die Kuchen, Suppen und Hauptgerichte<br />

sind selbst zubereitet. Dieser Trend wird gut angenommen<br />

– sogar so gut, dass Altmann, die ihr Café die ersten beiden Jahre<br />

alleine geleitet hat, vor kurzer Zeit mit Irmgard Stadler eine GbR<br />

gründete. „Die Leute werden wie Freunde behandelt, es ist wichtig,<br />

dass ein Café ein offenes Herz hat“, freut sich Stadler über den<br />

neuen Abschnitt in ihrem Leben. Um das „Miteinander“ zu stärken,<br />

finden Vorträge, Lesungen und Musikabende statt. Weiterhin<br />

haben die Gäste auf eigenen Wunsch eine Spendenkasse angelegt,<br />

damit die Leute, die es sich sonst nicht leisten könnten einen<br />

Kaffee zu trinken, auch die Möglichkeit dazu erhalten.<br />

Neben dem kleinen Café befindet sich seit Ende 2016 „Lola“,<br />

das Lederwarengeschäft von Edgar Jürgens. Leder<br />

und vegane Kost – im ersten Moment erscheint dies als ein<br />

Widerspruch, aber das ist es nicht. „Wir verstehen uns sehr gut,<br />

denn wir achten beide auf einen schonenden Umgang mit den<br />

Ressourcen, der bewusste Konsum steht im Vordergrund“, begründet<br />

dies Edgar Jürgens. Er verwendet nur Leder von Tieren aus<br />

Deutschland, die für die Fleischproduktion gezüchtet wurden.<br />

„Die komplette Verwertung des Tieres steht im Vordergrund.“ Jürgens<br />

bezeichnet sich selbst als „Kleidermacher“, weil er keine Kollektionen<br />

kreiert, sondern individuelle Stücke entwirft. Bevor er sein<br />

Geschäft mit Atelier eröffnete, war er hauptsächlich auf Märkten<br />

unterwegs. Auf dem letzten Winter-Tollwood in München erhielt<br />

er den Preis „Schönster Stand Fashion und Design“. „An meiner<br />

Arbeit faszinieren mich die Nachhaltigkeit, die Individualität und<br />

die verschiedenen Arten von Leder. Ich war früher viel auf Reisen<br />

unterwegs und trug eine selbst genähte Hose, damit sah ich immer<br />

gut gekleidet aus.“ Das Geschäft ist für Edgar Jürgens eine Verwirklichung.<br />

„Der Name ‚Lola‘ steht für ‚loslassen‘, alles ist ein<br />

Geben und Nehmen. Geöffnete Hände sind wichtig.“ Wechselnde<br />

Künstler bieten hier ebenfalls ihr Sortiment an. Kunden können<br />

sich jedoch nicht nur maßgeschneiderte Produkte kaufen, im<br />

„Lola“ gibt es auch eine breite Auswahl an fertig erstellten Waren.<br />

So eignen sich z.B. Gürtel, Hüte, Taschen und Schals hervorragend<br />

als besondere Geschenke – zu wirklich fairen Preisen.<br />

Wer neben kreativen Präsenten auch eine gute Flasche Wein verschenken<br />

möchte, ist bei Olaf Kappelmeyer an der richtigen<br />

Adresse. „Der Weinladen“ wird seit vier Jahren von ihm<br />

geführt. Ursprünglich im Außendienst tätig, ist ihm der Laden<br />

„zugelaufen“, wie er es selbst beschreibt. „Ein Laden war immer<br />

mein Traum. Als das alte Weingeschäft unterhalb geschlossen wurde<br />

und die Räume hier frei waren, habe ich ihn verwirklicht.“ Über<br />

100 verschiedene Weinspezialitäten aus Deutschland, Italien,<br />

18


Frankreich, Spanien, Österreich, Argentinien und Südafrika, sowie<br />

mehr als 50 Spirituosen und Brände hat Kappelmeyer im<br />

Sortiment. Zu seinen Kunden zählen neben den Einheimischen<br />

auch einige Urlauber, die bevorzugt bei ihm einkaufen. Wenn<br />

Olaf Kappelmeyer die Gelegenheit dazu erhält, besucht er selbst<br />

gerne die Weingüter, von welchen er seine Waren bezieht. „Man<br />

lernt sehr viel von den Produzenten, das gefällt mir.“ Die Kunden<br />

können bei ihm die Vielfalt der Weinwelt kennenlernen. „Interessenten<br />

haben auch am Palm- und Michaelimarkt die Möglichkeit,<br />

sich ein eigenes Bild von unserem Angebot zu machen. Wir bieten<br />

an beiden Märkten Weinproben an, zu denen man sich nicht anmelden<br />

muss.“ Ab einer Abnahmemenge von zwölf Flaschen beliefert<br />

Olaf Kappelmeyer seine Käufer auch. In der Postgasse fühlt<br />

sich der Weinhändler sehr wohl. „Für mich ist es die beste Straße<br />

seitlich der Fußgängerzone. Mir gefällt die Mischung der Geschäfte.“<br />

Die Postgasse entwickelte sich jedoch erst im Laufe der Jahre<br />

zu einer Ladenzeile. Das Haus, in welchem sich der „Staffelseekramer“,<br />

„Der Weinladen“, das „Café Miteinander“ und das<br />

„Lola“ befinden, wurde 1953/54 von der Lenggrieser Bau- und<br />

Siedlungsgenossenschaft erbaut. Zuvor stand dort eine Landwirtschaft<br />

mit Stallungen.<br />

Auch die andere Straßenseite ist geschichtsträchtig. Im großen<br />

Haus an der Ecke zum Untermarkt waren bis zu deren<br />

Bankrott die Kapferbank und das Kapferkaufhaus untergebracht.<br />

Familie Herrschmann ersteigerte daraufhin das Gebäude<br />

Anfang der 1930er Jahre und eröffnete nach dem Umbau<br />

das „Café Herrschmann“, zu welchem ein ausschweifender<br />

Kaffeegarten gehörte. Heidi Grant, Nachfahrin der Herrschmanns,<br />

erinnert sich sehr gut an damals. „Am Garten befand<br />

sich ein kleines Gewölbe. Hier betrieb meine Tante Tilde Schultz<br />

von circa 1961 bis Mitte der 70er Jahre ‚Das kleine Herrschmann‘.<br />

Es war das erste kleine Café mit Espressobar und original italienischem<br />

Kaffee. Weiterhin arbeitete der erste Kellner aus Italien bei<br />

Tilde. Das Publikum war international, denn das Café war legendär.<br />

Später gab es dort eine Eisdiele“, erzählt Heidi Grant. Nach der<br />

Verkleinerung des großen „Café Herrschmann“, wurde dieses<br />

um 1995 schließlich ganz aufgegeben. An die Stelle des Kaffeegartens<br />

baute man ein Wohnhaus mit Ladenzeile.<br />

1996 erwarb Alfredo Adamo hier einen Teil der unteren Räume<br />

und eröffnete 1997 das „Grissini da Alfredo“. Zuvor<br />

war sein Restaurant seit 1988 in der Seidlstraße in Murnau.<br />

Dem Familienbetrieb, der seit knapp 30 Jahren eine feste Institution<br />

im Ort ist, liegt es sehr am Herzen, immer das Beste<br />

für die Gäste zu geben. „Wir stellen unsere Nudeln selbst her,<br />

haben stets frische Waren, beziehen Fleisch, Milch und Bier aus<br />

der Region und kaufen ansonsten hochwertige italienische Produkte<br />

für die Zubereitung unserer Speisen“, erzählen die Adamos.<br />

Das Konzept funktioniert. „Viele unserer Gäste kommen bis<br />

aus München und Umgebung zu uns.“ Die Lage des Restaurants<br />

gefällt der sympathischen italienischen Familie besonders.<br />

„Wir fühlen uns sehr wohl hier und lieben die Murnauer. In den<br />

letzten Jahren hat sich ein super Verhältnis zu allen benachbarten<br />

Geschäftsleuten entwickelt. Das Miteinander und der Austausch<br />

sind schön.“<br />

Neben dem „Grissini“ hat vor kurzem Petra Schnürer ihren<br />

Friseursalon „i Capelli“ eröffnet. Ihren Salon gab es<br />

bereits von 1997 bis 2011 in der Postgasse, bevor sie in den<br />

Obermarkt umzog. „Ich war sofort wieder willkommen in<br />

‚meiner Gasse‘ – der süßesten Seitengasse in Murnau. Hier<br />

bin ich früher oft als Kind entlang gelaufen“, schwärmt Schnürer.<br />

Viele ihrer Kunden betreut sie seit über 20 Jahren. „Ich habe<br />

es schon immer geliebt, Haare zu machen. Mir war vollkommen<br />

klar, dass ich Friseurin werden möchte und ich habe es<br />

bis heute nicht bereut.“ Neben der Umsetzung von Kundenwünschen<br />

ist es Petra Schnürer wichtig, dass die Frisur<br />

zum Kunden passt. „Man sollte mit seiner Frisur auch noch<br />

nach acht Wochen glücklich sein und nicht nur, wenn man<br />

gerade beim Friseur war. Ich habe den Anspruch an mich<br />

selbst, dass ich, wenn ich meine Kunden sehe, zufrieden mit<br />

deren Aussehen sein kann.“ Gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin<br />

spürt Schnürer allerdings oft den Termindruck ihrer<br />

Kunden. „Es sind nur Haare, man sollte cooler mit dem Friseurturnus<br />

umgehen. Es ist nicht schlimm, wenn man eine<br />

Woche später einen Termin bekommt.“ Um dies zu beweisen,<br />

trat die Friseurin den Selbstversuch an – und ging ein Jahr<br />

lang nicht zum Haareschneiden. „Niemand hat es bemerkt“,<br />

lacht sie.<br />

19


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20


L I V E<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Marga Freibuchner und Peter Hoyer<br />

Nachdem der Salon des „i Capelli“ 2011 die Postgasse verlassen<br />

hatte, zog in die leeren Geschäftsräume Marga Freibuchner mit<br />

ihrem Reisebüro „Holiday Reisen“, dem zweitältesten<br />

Reisebüro in Murnau. Zuvor war ihr Büro auf der anderen Seite<br />

der Postgasse untergebracht – dort, wo sich jetzt „Der Weinladen“<br />

befindet. „Früher hatte ich mit meinem Mann neben dem Reisebüro<br />

noch ein Bistro – ‚Reisen und Speisen‘. Mein Reisebüro gibt es seit<br />

über 25 Jahren“, berichtet Freibuchner. Sie selbst war auf der ganzen<br />

Welt unterwegs und kann ihre Erfahrungen und Geheimtipps<br />

an ihre Urlaubsinteressenten weitergeben. Wichtig ist ihr hierbei<br />

nicht nur, dass „der Urlaub zum Kunden passt. Ich möchte immer,<br />

dass jeder ein paar Wörter der jeweiligen Sprache sprechen kann,<br />

hierfür übe ich auch mit den Leuten.“ Ebenso achtet die Reiseverkehrskauffrau<br />

darauf, dass die Urlauber die Einheimischen respektieren.<br />

Wenn es während des Urlaubs Probleme gibt, kümmert<br />

sich Marga Freibuchner um die Rückreise. Bis in die obersten<br />

Abteilungen der Fluggesellschaften ist sie vernetzt und hat beispielsweise<br />

einer schwangeren Kundin in Kanada geholfen, die<br />

nicht mehr hätte ausreisen dürfen. „Ich sag immer: Ihr könnt gar<br />

nicht so weit weg fliegen, dass ich Euch nicht zurückholen kann!“<br />

Der Anspruch von Marga Freibuchner ist hoch. „Es sollen auch<br />

die ausgefallensten und exklusivsten Reisewünsche verwirklicht<br />

werden – egal, welches Budget vorhanden ist.“ Den Leuten gefällt<br />

diese Einstellung der weltoffenen Frau. „Ich bin jetzt schon 71,<br />

aber sie lassen mich einfach nicht gehen“, schmunzelt sie.<br />

Eine Tür weiter befindet sich seit 2009 der „Stoffhimmel“<br />

von Claudia Lehmann. Sie begann den Laden als Quereinsteigerin,<br />

mit familiären Wurzeln im Schneiderhandwerk. „Ich wollte<br />

einfach mal etwas anderes machen, mir gefällt es mit den Händen<br />

zu arbeiten. Hier bin ich immer von schönen Sachen umgeben, ich<br />

mag die Materialien, Farben, die Haptik und meine Kolleginnen.“<br />

Zwei Mitarbeiterinnen hat Claudia Lehmann angestellt. Ihren<br />

Kunden steht das Team gerne beratend zur Seite, hilft bei der<br />

Stoffauswahl, dem Schnitt, dem Zubehör und der entsprechenden<br />

Verarbeitung. Weiterhin gibt es Tipps und Unterstützung<br />

bei der Ideenfindung. Lehmanns Fokus liegt auf „guter, hochwertiger<br />

Alltagskleidung. Kann oder möchte jemand nicht nähen,<br />

dann vermitteln wir gerne Adressen von Maßschneidern in der<br />

Region.“ Claudia Lehmann ist sehr zufrieden mit dem Standort<br />

ihres Ladens. „Die Postgasse ist eine individuelle Seitengasse,<br />

mit kreativen Leuten, die viele Ideen haben. Man kennt sich und<br />

hat ein gutes Verhältnis untereinander. Ich bin gerne hier, man<br />

ist etwas ab vom Trubel, aber präsent.“<br />

Für alle, die sich neben ihrer kreativen Ader auch in der Natur<br />

bewegen wollen, bietet Peter Hoyer seit April 2017 eine breite<br />

Auswahl an Rädern, Kajaks, Kanus und SUPs in seinem Geschäft<br />

„Oberland Sports“ an. Dort, wo zuvor über 30 Jahre der<br />

„Radl Stadl Pantele“ untergebracht war, befindet sich nun Hoyers<br />

Sortiment auf 500 Quadratmetern. Der gelernte Kfz-Meister ist<br />

mit den Outdoorsportarten aufgewachsen. „Mein Vater hat stets<br />

versucht, mir alles zu ermöglichen. Ich konnte eher Bootfahren als<br />

laufen und bin bis zu meinem 22. Lebensjahr aktiv BMX-Rennen<br />

gefahren. Ich bin immer gerne draußen in der Natur, es gibt kein<br />

perfektes Wetter.“ Für Peter Hoyer steht eine ehrliche Beratung<br />

im Vordergrund. „Die Produkte sollen zum Käufer passen und<br />

qualitativ hochwertig sein, damit man lange eine Freude daran<br />

hat. Mir ist ebenso die Regionalität der Hersteller wichtig, deswegen<br />

beziehe ich vieles aus Deutschland.“ Außerdem können Räder und<br />

SUPs ausgeliehen und fast alle Boote getestet werden. Für dieses<br />

Jahr sind weiterhin feste Termine zum Testen der Boote am Riegsee<br />

geplant. Ein weiteres Projekt erarbeitet Hoyer, der seine<br />

„Hobbies zum Beruf gemacht“ hat, momentan mit der Firma<br />

„sunnawind“ aus Kochel. Es handelt sich hierbei um die Säuberung<br />

der Loisach von Booten aus.<br />

Kreativ und herzlich sind sie alle, die Geschäftsleute der Postgasse.<br />

Diese hat sich im Laufe der Jahre zu einem vielfältigen<br />

Ort entfaltet, an welchem der starke Zusammenhalt und das<br />

herzliche Miteinander spürbar sind. Murnau darf gespannt sein,<br />

welche Ideen künftig in der quirligen Gasse entstehen werden.<br />

Alexandra Sichart


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22


P O R T R A I T<br />

G A N Z G R O S S E S


Foto: Florian Warnecke<br />

K I N O !<br />

104 Jahre Kinokultur in Murnau,<br />

63 Jahre Kino im Griesbräu<br />

Hier stehe ich, vor dem Griesbräu Kino in Murnau, und schwelge<br />

ein bißchen in Nostalgie. Wie die meisten von uns bin auch ich<br />

schon zu Schulzeiten mit kribbelnder Vorfreude hier hereinspaziert<br />

und die Treppe nach oben in den ersten Stock gestiegen.<br />

Dort, an der Kinokasse, die auch heute noch an ein Tankstellenhäuschen<br />

aus den USA in den 50er-Jahren erinnert, haben meine<br />

Freunde und ich uns den Geruch von frischem Popcorn um die<br />

Nase wehen lassen und haben unser Kleingeld nachgezählt, ob<br />

es vielleicht nachher noch für ein „Cornetto“ reichen würde. Dann<br />

nämlich, wenn nach der ersten Werbung das Licht im Kinosaal<br />

noch einmal anging und es hieß: „Will hier jemand ein Eis?“<br />

Dieses vertraute Gefühl, dieses leise Kribbeln, löst ein Kinobesuch<br />

auch heute noch bei vielen von uns aus. Und wie sehr mögen wir<br />

doch immer noch den Moment, wenn schließlich die Lichter erlöschen<br />

und der Film beginnt.<br />

Lassen Sie uns aber an dieser Stelle noch einmal kurz zurückspulen<br />

– zum Ursprung des Murnauer Kinos, der in der<br />

Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg liegt. Damals,<br />

so berichtet mir Georg Betzmeir, der heutige Betreiber<br />

des Griesbräu Kinos, fanden im alten Griesbräu-Saal Filmvorführungen<br />

durch mobile Wanderkinos statt. Erst wurde die deutsche<br />

Wochenschau gezeigt, und im Anschluss gab es immer Komödien.<br />

In den 50er- und 60er-Jahren traten zudem auch<br />

Theaterspieler, Puppenspieler, Gaukler und Akrobaten im Saal auf.<br />

Zunächst befand sich im ersten Stock des Gebäudes noch die Poschinger<br />

Möbelfabrik, die jedoch im Jahr 1955 bei einem verheerenden<br />

Feuer vollständig ausbrannte. Die damaligen Eigentümer<br />

(Familie Gilg) entschieden sich schließlich für den Einzug des damaligen<br />

REGINA-KINOS. Und so begann heute vor 63 Jahren –<br />

auf 446 Holzklappsitzen – die Kino-Kultur im Griesbräu.<br />

Die Holzklappsitze sind gewichen und haben Platz gemacht für<br />

216 bequeme Polstersitze mit einer großzügigen Beinfreiheit von<br />

eineinhalb Metern. Was die Technik betrifft, so erfolgte im Jahr<br />

1987 die erste große Umrüstung. Dolby Surround kam im Jahr<br />

1991 und ab 2011 zog das volldigitalisierte Kinovergnügen in das<br />

Griesbräu Kino ein. Heute gibt es dort feinsten 7.1 Surround<br />

Sound zu genießen.<br />

Auf den baulichen Charme von 1955 muss man trotz Komfort<br />

und hohem technischen Standard nicht verzichten. Viele Bauelemente<br />

wurden erhalten und liebevoll restauriert, so zum Beispiel<br />

die Wandmalereien „Bäuerin“ und „Pegasus“ im Bereich<br />

der Kinotheke, geschaffen von dem Künstler Linus Engel (1921-<br />

1997). Er war bekennender Cineast und hatte lange Zeit direkt<br />

neben dem Kinosaal ein Zimmer bewohnt – allerdings nur im<br />

Winter. Den Sommer verbrachte er stets lieber im Gartenhäuschen<br />

nebenan.<br />

25


26


P O R T R A I T<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

Georg Betzmeir, der heutige Betreiber des Griesbräu-Kinos<br />

Mich interessiert nun aber doch: Wie kam Georg Betzmeir<br />

eigentlich zum Kino?<br />

1987, so erzählt er mir, hat er als kleiner Aushilfsvorführer angefangen.<br />

Jahrelang arbeitete er erfolgreich mit dem Vorbesitzer,<br />

Herrn Böhm, zusammen, und trat schließlich im Jahr 2002 in<br />

dessen Fußstapfen.<br />

„Zuckerschlecken ist es leider keines“, so Betzmeir, „wir müssen<br />

immer schauen, dass wir das Kino über Wasser halten können.<br />

Es ist kein leichtes Geschäft, denn im Laufe der Zeit wurde die<br />

Medienlandschaft einfach größer. Ein Kino muss immer gegen<br />

die klassische Medienlandschaft ankämpfen.<br />

Was man den Leuten aber unbedingt aufzeigen muss, ist, dass<br />

es am Ort nur dann ein Kino gibt, wenn es auch genutzt wird.<br />

Ohne Nachfrage kann ein Kino schnell vom Ortsbild verschwinden<br />

– und die Trauer wäre groß. Ein Kinoerlebnis ist eben<br />

genau das: ein Erlebnis, das man mit anderen teilt.<br />

Sich treffen, gemeinsam lachen, gemeinsam weinen.<br />

Kino sehe ich als ein erhaltungswürdiges Kulturgut.<br />

Fernsehen oder Internet-Streaming hingehen erziehen eher zur<br />

Isolation. Da geht das Soziale verloren.“<br />

Als Kinobetreiber gibt Georg Betzmeir alles. „Da muss man<br />

viel Enthusiasmus und Herzblut mitbringen. Man muss schon<br />

zu 120 Prozent dahinter stehen. Wenn man es leger nebenbei betreibt,<br />

es nicht ernst nimmt, dann kann es auch mal schnell<br />

vorbei sein.“ Wichtig ist ihm vor allem die stetige Qualitätsprüfung:<br />

Ist der Kunde zufrieden gewesen? Haben die Saalwärme,<br />

Bild und Ton und die Filmauswahl gepasst?<br />

Apropos Filmauswahl: Wie sich diese zusammensetzt, variiert<br />

ständig. „Grob kann man sagen, sie besteht aus 50 Prozent Blockbustern<br />

und 50 Prozent Arthouse. Es ist auch so, dass sich die<br />

Alterspyramide ständig ändert. Die jungen Leute gehen in die<br />

Großstadt, Rentner kommen hierher. Als Kinobetreiber versuchst<br />

Du, für jeden das Richtige herauszufiltern. Ein Kino lebt auch<br />

viel von den Schülern. Doch diese gehen irgendwann weg, ziehen<br />

in die Städte zum Studieren.“<br />

27


P O R T R A I T<br />

Und dennoch: Nach 30 Jahren weiß Georg Betzmeir meist,<br />

was die Murnauer gerne sehen möchten. Über sich persönlich<br />

möchte er übrigens nicht so viel berichten. „Ich bin geborener<br />

Murnauer“, gibt er mir Auskunft. Aber dann schwenkt er auch<br />

schon wieder zum Kino.<br />

Ein besonderes Erlebnis, sagt er und schmunzelt, war zum Beispiel<br />

die Vorführung von „Herbstmilch“ (unter der Regie von<br />

Joseph Vilsmaier) im Jahr 1988. Das Kino war damals vier Wochen<br />

lang restlos ausverkauft. „Wir mussten die Zuschauer<br />

von beiden Seiten in das Gebäude rein lassen, das<br />

Kino war proppenvoll. Anna Wimschneider war damals<br />

persönlich anwesend.“<br />

Auch andere Schauspieler besuchten das Griesbräu Kino vor<br />

Ort. So zum Beispiel die berühmte Stummfilm-Diva Camilla<br />

Horn (sie war bei ihrem Besuch bereits 95 Jahre alt). Auch<br />

Tom Gerhardt, Siegfried Rauch und Marcus Rosenmüller gaben<br />

sich die Ehre.Vilsmaier kam ebenfalls noch einmal vorbei, im<br />

Zuge der Aufführung der Comedian Harmonists.<br />

Während wir noch gemütlich neben der Theke sitzen, merke<br />

ich, dass Georg Betzmeir langsam zum Ende kommen möchte.<br />

Die Nachmittagsvorstellung beginnt bald. Und so wie ich damals<br />

zu Schulzeiten, drängen auch jetzt Schüler sowie Familien mit<br />

kleineren Kindern aufgeregt und mit leuchtenden Augen Richtung<br />

Kinokasse und stellen sich die eine, ganz elementare Frage:<br />

Popcorn, süß oder salzig?<br />

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Sibylle Blinn:<br />

„Ich will, dass sich die Braut<br />

schön und authentisch fühlt.“<br />

30


Es ist Hochsaison für Sibylle Blinn. Sie ist Die Hochzeitskleiderin<br />

in Murnau. Ab dem Frühjahr wird wieder vermehrt geheiratet<br />

in Murnau. Und was ist da fast so wichtig wie der richtige Mann?<br />

Natürlich: das perfekte Brautkleid. Jede Frau hat da so ihre eigenen<br />

Vorstellungen. Sieben-, achthundert Euro aufwärts kann<br />

frau locker dafür ausgeben, und schließlich soll es ja der schönste<br />

Tag im Leben werden. Bei Sibylle Blinn geht das auch anders.<br />

Bei ihr gibt es Brautkleider Second Hand – allerdings nimmt sie<br />

nur ausgesuchte Ware an. Mehr als 2-3 Jahre alt als sollten die<br />

Kleider nicht sein, außerdem gereinigt und nicht bunt. Denn in<br />

ihrem Showroom hat sie nur das klassische Weiß und Ivory im<br />

Angebot. „Die Hochzeitskleiderin ist keine Resterampe“, erklärt<br />

sie, „ich habe nur hochwertige Kleider“.<br />

Hochzeitsorganisation mit Leidenschaft<br />

Ein Jahr hat sie ihr Geschäft im Innovationsquartier schon, sie<br />

war mit eine der ersten, die in das 1932 von James Loeb gestiftete<br />

Gebäude eingezogen ist, das heute der Gemeinde Murnau zur<br />

Wirtschaftsförderung dient.<br />

Die gelernte Hotelbetriebswirtin kommt eigentlich aus Bad Neustadt/Saale,<br />

doch ihre Großeltern stammen aus Grafenaschau.<br />

Seit sie ein Kind war, wollte sie ins Blaue Land. Nach dem Studium<br />

ergab sich die Gelegenheit, in einem renommierten Viersternehotel<br />

am Fuße der Zugspitze als Bankettleiterin die Veranstaltungsorganisation<br />

zu verantworten, darunter auch viele<br />

Hochzeiten. „Das hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt sie, „das<br />

habe ich immer mit Leidenschaft betrieben.“ Und so war es nur<br />

folgerichtig, sich mit ihrer Idee selbständig zu machen, gebrauchte<br />

Hochzeitskleider noch einmal in Szene zu setzen und<br />

an die Frau zu bringen.<br />

durch eine Schwangerschaft das Kleid nicht mehr tragen<br />

konnte.<br />

Ein Brautkleid ist ein Gefühl<br />

Der Moment aber, wenn die Kleider bei ihr abgegeben werden,<br />

ist meist ein sehr emotionaler, erzählt sie. „Da fließt schon mal<br />

die eine oder andere Träne.“ Dafür freut sich aber vielleicht noch<br />

einmal eine andere Braut. Mindestens zwei Stunden sollte man<br />

einplanen für einen Termin im Showroom der Hochzeitskleiderin.<br />

Es dauert, bis alles durchprobiert ist und die Entscheidung<br />

will gut überlegt sein. Besonders beliebt ist im Moment der Vintage-Stil,<br />

mit viel Spitze und leichten Stoffen.<br />

Im Gegensatz zu Second-Hand-Käufen von privat, bei denen<br />

man sich plötzlich im Schlafzimmer der Verkäuferin wiederfindet,<br />

kann die Braut den Prosecco in Sibylle Blinns Showroom<br />

in gemütlicher Atmosphäre, gemeinsam mit Freundinnen,<br />

Schwestern oder der Mutter genießen. Ganz wichtig ist der<br />

Hochzeitskleiderin die gute Atmosphäre. Denn am Ende ist es<br />

doch sehr intim, ein Brautkleid zu kaufen. „Ich will, dass sich<br />

die Braut schön und authentisch fühlt.“<br />

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www.diehochzeitskleiderin.de<br />

Platz schaffen<br />

Denn was tun mit dem teuren Kleid, wenn die große Feier vorbei<br />

ist? Dann hängt das gute Stück im Schrank und kostet Platz.<br />

Umschneidern oder einfärben? Meist wird daraus doch nichts.<br />

So können sie bei Sibylle Blinn abgegeben werden und noch<br />

einmal eine Braut an ihrem schönsten Tag erstrahlen lassen.<br />

Manchmal bekommt Die Hochzeitskleiderin sogar ungetragene<br />

Kleider in Kommission – weil die Braut sich doch nicht wohlfühlte<br />

und noch ein anderes Kleid gekauft hat, oder weil sie<br />

31


Wohnzimmer Kaffeehaus<br />

Herbert Sambale<br />

und seine Heimaten<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

32


P O R T R A I T<br />

„Nur nicht gleich sachlich werden! Es geht ja auch persönlich.“<br />

Anton Kuh, Physiognomik<br />

Wer seine Heimat als Kind hat verlassen müssen, wird sein<br />

Leben lang auf der Suche sein. Welche Heimaten sich Herbert<br />

Sambale, Stammgast im Kaffeehaus Krönner, in seinem Wohnort<br />

Murnau geschaffen hat, zeigt ein ganz gewöhnlicher Werktag.<br />

Seit vielen Jahrzehnten steuert der inzwischen Einundachtzigjährige<br />

täglich mittags den Obermarkt 8 an. Dort betrieb<br />

jahrzehntelang Cafétier und Hausbesitzer Franz Fodermair<br />

sein Café und entwickelte es mit einer sehr persönlichen Note<br />

zum besten Kaffeehaus am Platz. Generationen von Lehrern<br />

und Schülern verbrachten dort früher jede freie Minute. Als<br />

Franz Fodermair das renommierte Kaffeehaus aus Altersgründen<br />

aufgab, fand er mit der Konditormeisterin Barbara<br />

Krönner aus Garmisch eine kongeniale Nachfolgerin.<br />

„Jetzt ist schon einige Zeit ins Land gegangen, seit das Café<br />

Fodermair eine neue Pächterin bekommen hat. Die Stammgäste<br />

haben sich bisher kaum beschweren können. Das Ambiente ist<br />

das gleiche geblieben, das Personal auch“, kommentierte der<br />

ehemalige Gymnasiallehrer Sambale die gewünschte Kontinuität.<br />

Auch Barbara Krönner erinnert sich noch gerne an den Tag,<br />

als sie dem Stammgast zum ersten Mal begegnete: „Es war der<br />

31. August 1998, Franz und Helga Fodermair feierten Abschied<br />

von ihrer 30-jährigen Kaffeehauszeit, und ich gab meinen Einstand.<br />

Zu vorgerückter Stunde saß ich dann bei einem gewissen Herbert<br />

Sambale und erfuhr eindringlich, was dieses Kaffeehaus den<br />

Stammgästen bedeutet: Zuflucht, Geborgenheit und Heimat.<br />

Nicht nur Zeitvertreib, sondern Lebenseinstellung. Nicht Gästezimmer,<br />

sondern Wohnzimmer.“<br />

Und weil die vielen Zeitungen beim Krönner dem politisch<br />

und gesellschaftlich vielseitig Interessierten keineswegs genügen,<br />

versorgt sich der leidenschaftliche Vielleser Sambale mit<br />

Lesestoff aus der schräg gegenüberliegenden Buchhandlung,<br />

die sein ehemaliger Schüler Guntram Gattner mit viel Liebe<br />

zum Buch betreibt. Früher, als Sambale noch im Schuldienst<br />

war, verbrachte er die Vormittage und so manchen Nachmittag<br />

im Staffelsee-Gymnasium Murnau, das damals noch an der<br />

Sollerstrasse lag. Dort war der überzeugte Demokrat ein äußerst<br />

beliebter Lehrer und Kollege, bekannt für seinen Gerechtigkeitssinn<br />

und seine Fairness. In den 1970er Jahren war es für<br />

uns Schüler etwas völlig Neues, dem damals noch jungen Lehrer<br />

privat im Kaffeehaus zu begegnen und mit ihm über Gott und<br />

die Welt zu diskutieren. Mit seinen klaren Statements zum Tagesgeschehen<br />

konnte er aber auch polarisieren. „Und ich habe immer<br />

gesagt: Zeitung lesen ist wichtig. Und unsere Demokratie<br />

existiert nur, wenn ihr - die nachwachsende Generation – euch<br />

engagiert: ob bei der SPD oder bei der CSU oder bei der FDP –<br />

völlig wurscht: Hauptsache, ihr setzt euch für Demokratie ein.“<br />

Wegen seiner Belesenheit und seines fundierten Fachwissens<br />

war es für Schüler mit ausgeprägtem Widerspruchsgeist schwer,<br />

ihn aus der Fassung zu bringen. Wer nicht logisch argumentierte,<br />

hatte schon verloren. Sein Credo lautete: Wenn man<br />

einen Standpunkt hat, dann muss man den auch vertreten –<br />

und eben auch akzeptieren, wenn die Gegenargumente besser<br />

sind. Noch heute beschließt Sambale so manchen Tag im Kreise<br />

ehemaliger Schüler und Kollegen in der bayerisch-irischen<br />

Wirtschaft Die Kneip’n in der Seidlstrasse. Es sind diese Orte,<br />

die seinem Tag Struktur geben, und die Menschen, denen er<br />

dabei täglich begegnet. Sie verankern ihn fest in Murnau, das<br />

ihm mittlerweile zur Wahlheimat geworden ist.<br />

Dem Kaffeehaus Krönner kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />

zu. „Was verlangt man von einer Zuflucht, die das eigene<br />

Wohnzimmer ersetzen soll? Sicher keine gediegene Ausstattung.<br />

Vor allem darf das Ganze nicht zu neu wirken. Man hat ja sonst<br />

Angst, sich gemütlich niederzulassen, fürchtet, etwas kaputtzumachen<br />

oder zu beschmutzen“, sinniert Herbert Sambale über<br />

das ideale Kaffeehaus.<br />

33


P O R T R A I T<br />

„Vater weg, Heimat weg, Jugend weg...“<br />

Von Wahlheimat konnte zunächst keine Rede sein, als der<br />

13-jährige Herbert 1949 mit seiner Mutter Charlotte und seinem<br />

jüngeren Bruder zum ersten Mal Murnau betrat. Sein<br />

älterer Bruder war auf der Flucht nicht dabei. Von Schlesien<br />

aus, wo die Sambales bisher zu Hause waren, hatte Charlotte<br />

mit ihren Kindern nach Kriegsende etappenweise die Flucht<br />

in den Westen angetreten. Mutter und Söhne waren zunächst<br />

in der Nähe von Leipzig gestrandet. „Wir sind hier in die Ostzone<br />

gekommen, und da waren wir Fremde. Die Leute haben<br />

dort sächsisch geredet, und wir haben einen anderen Slang gehabt.<br />

Man hat uns ausgelacht, und wir Kinder haben uns in<br />

schnellster Zeit an den sächsischen Jargon gewöhnen müssen.“<br />

Nach zwei Jahren hätte der kleine Herbert ins Gymnasium<br />

gehen sollen. Da sein Vater Akademiker war, wurde den Söhnen<br />

der Zugang zur höheren Bildung verwehrt. Die Mutter<br />

entschied sich zur Weiterflucht in die amerikanische Zone.<br />

„Dann haben wir unseren Rucksack gepackt und sind schwarz<br />

über die Grenze. Der Vorteil war, dass meine Mutter ihren Bruder<br />

hier bei Murnau gehabt hat. Er war in Großweil leitender Ingenieur<br />

in den Braunkohlebergwerken. Deswegen war das für uns<br />

die erste Anlaufstelle.“<br />

Die ersten Jahre in der neuen Heimat waren für den Heranwachsenden<br />

mit zahlreichen Entbehrungen verbunden. Da war<br />

Anpassung an die hiesigen Verhältnisse gefragt – sprachlich und<br />

mental: „Was meinst Du, wie die uns in Hechendorf ausgelacht<br />

haben mit unseren sächsischen Vokabeln. Also mussten wir schnell<br />

wieder auf Bayerisch umschalten. Dass da immer was bleibt, das<br />

ist ganz klar.“<br />

Den ältesten Bruder, der wegen einer Knochenmarkeiterung in<br />

Österreich in einer Heilanstalt war, haben die Brüder erst wieder<br />

in Murnau kennengelernt. Das Schlimmste aber war, dass ihr<br />

Vater, Diplomlandwirt und Direktor einer Landwirtschaftsschule,<br />

nicht mehr aus dem Krieg zurückkam. Das machte seine Söhne<br />

zu Halbwaisen und seine Ehefrau Charlotte zur alleinigen Ernährerin<br />

ihrer drei Buben. „Meine Mutter hat im Hotel Alpenblick<br />

gearbeitet, in der Küche, und ich war ein halbes Jahr im Caritas-<br />

Kinderheim in Bernried. Ich bin dann ins Gymnasium in Starnberg<br />

gegangen, bis wir in Hechendorf eine Wohnung zwangsweise zugewiesen<br />

bekommen haben.“ Das Gefühl, fremd zu sein, nicht<br />

dazuzugehören, hat den hoch begabten Schüler geprägt. Und<br />

auch die Frage, wie der Nationalsozialismus in Deutschland,<br />

diese Hitler-Hörigkeit, wie Sambale sagt, entstehen konnte. Dass<br />

Nazideutschland Europa mit einem grausamen Angriffskrieg<br />

34


überzogen hatte, brachte auch über Sambales Familie unendliches<br />

Leid. Vielleicht machte Sambale deshalb sein großes Interesse<br />

an Geschichte und Literatur zum Beruf und wurde Gymnasiallehrer:<br />

„Ich habe immer und immer wieder Bücher gelesen, um<br />

dem auf den Grund zu kommen. In den Köpfen, den Herzen und<br />

der Psyche der Leute, die darunter gelitten haben, haben diese Ereignisse<br />

bleibende Schäden hinterlassen. Deutschland wird noch<br />

lange an dem Erbe tragen, das uns der Hitler und die Kaiserzeit<br />

eingebracht haben. Ich fühle mich bei mancher Gelegenheit eben<br />

als ein Geschädigter. Ganz klar. Vater weg, Heimat weg, Jugend<br />

weg, das hat mein Selbstwertgefühl ganz erheblich belastet.“<br />

Ein Leben für die Literatur<br />

„Ich bin in Bayern nie richtig heimisch geworden, weil mir die oberbayerische<br />

Mentalität in vielem nicht behagt“, konstatiert Herbert<br />

Sambale. Die deutschsprachige Literatur und die deutsche Sprache<br />

wurden ihm deshalb zur Heimat. Dabei hatte er zunächst Mathematik<br />

und Physik an der Universität München studiert, hatte sein<br />

Studium aber wegen eines Kieferbruchs beim Fußball unterbrechen<br />

müssen. Auch Architekt wäre er gerne geworden; das wiederum<br />

war an einem Praktikumsplatz in einem Murnauer Baugeschäft<br />

gescheitert. So wurde er passionierter Gymnasiallehrer.<br />

Von 1968 bis 2001 unterrichtete er am Staffelsee-Gymnasium<br />

Deutsch, Geschichte und Erdkunde. „Ich habe ja mein Leben lang<br />

gelesen, gelesen, gelesen. Und für den Unterricht ist dann ab und an<br />

auch etwas abgefallen.“ Oskar Maria Grafs Romane Anton Sittinger<br />

und Das Leben meiner Mutter las er mit seinen Schülern genauso<br />

gern, wie die großen literarischen Werke von Heinrich Mann und<br />

Thomas Mann. Vor allem aber führte Herbert Sambale in Murnau<br />

die Literatur der untergegangenen Habsburger Monarchie ein –<br />

das kulturelle Erbe seiner Eltern: „Der satirische Science-Fiction-<br />

Roman "Krieg mit den Molchen" von Karel Capek und Elias Canettis<br />

"Die Blendung" haben mich sehr fasziniert; und diese Romane habe<br />

ich dann auch in der einen oder anderen Klasse gelesen. Auch der<br />

Schriftsteller Leo Perutz gehörte zu den Entdeckungen, die ich dann<br />

an meine Schüler weitergeben konnte.“<br />

Seine größte und für Murnau folgenreichste Entdeckung aber<br />

war die Literatur von Ödön von Horváth. Im Unterricht machte<br />

Sambale Schüler und Kollegen damit vertraut, dass Horváths<br />

Theaterstücke Zur schönen Aussicht und Italienische Nacht eng<br />

von Murnauer Lokalitäten, Ereignissen und Menschen geprägt<br />

sind. „Die Kollegen haben ja von Horváth praktisch keine Ahnung<br />

gehabt und die Murnauer wollten damals von Horváth gar nichts<br />

wissen. Den habe ich ja praktisch entdeckt an der Schule.“ Das war<br />

35


lange, bevor es in Murnau die erste Horváth-Woche (1988), einen<br />

Horváth-Raum im Schloßmuseum Murnau (seit 1993), Horváth-Tage<br />

(seit 1998), eine Horváth-Gesellschaft (seit 2003), eine Horváth-Stiftung<br />

(seit 2003), einen Horváth-Preis (seit 2013) und einen Ödön von<br />

Horváth-Platz (2018) gab.<br />

Um 1970 war Ödön von Horváth nur einem kleinen Kreis von Kennern<br />

bekannt. Der Lehramtsstudent Rudolf Huber, Sohn des Gemeinderates<br />

und späteren Schulrates Dr. Leopold Huber, hatte Sambale bereits<br />

Anfang der 1960er Jahre auf diesen großen Dramatiker des 20. Jahrhunderts<br />

aufmerksam gemacht. Leopold Huber war in den 1920er<br />

Jahren Lehrer in Murnau und mit Ödön von Horváth persönlich bekannt<br />

gewesen. Im Roman Jugend ohne Gott (1937) ist er Vorbild für<br />

den Lehrer und Ich-Erzähler. „Ich bin auf den Ödön von Horváth gestoßen<br />

durch den Huber Rudi. Wir kannten uns schon aus der Schule<br />

und sind dann gemeinsam mit der Bahn zum Studium nach München<br />

gefahren. Auf der Fahrt hat er mich einmal gefragt, ob mir der Name<br />

Horváth geläufig wäre. Da habe ich gesagt: nein, nie gehört. Da habe ich<br />

mir bei nächster Gelegenheit Literatur von Horváth besorgt – und dann<br />

auch gelesen und dann an der Schule versucht, diesen Autor populär zu<br />

machen. Das kam nicht in allen Klassen gut an.“<br />

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Politisches Engagement als Anker<br />

1968 ließ sich Sambale vom staatlichen Landschulheim Marquartstein<br />

nach Murnau versetzen. Kurz darauf trat er in den Ortsverein<br />

der SPD ein, rief das Parteiblättchen Die rote Feder ins Leben und<br />

veröffentlichte darin hellsichtige Artikel. Die SPD wurde ihm zur<br />

zweiten Heimat. Warum? „Natürlich aufgrund der eigenen Vergangenheit.<br />

Jemand, der sich zurechtfinden muss, der da irgendwo in der<br />

Luft gehangen ist, für den war die SPD natürlich auch ein solcher Versuch,<br />

vor Anker zu gehen. Der Trachtenverein kam für mich nicht in<br />

Frage.“ Bei der Kommunalwahl am 11. Juni 1972 kandidierte er auf<br />

der SPD-Liste und wurde auf Anhieb in den Gemeinderat Murnau<br />

gewählt. Vom 1. Juli 1972 bis zu seinem Rücktritt am 10. Februar<br />

1977 übte er dieses Ehrenamt mit großem Engagement aus. Wie<br />

kam es zu diesem Rücktritt?<br />

Zum 75. Geburtstag von Ödön von Horváth strahlte die ARD am<br />

5. Dezember 1976 die Gedenksendung „Flucht aus der Stille. Ödön<br />

von Horváth und Berlin“ aus, was zahlreiche Murnauer mit Spannung<br />

erwarteten. Im Vorfeld hatte der Berliner Regisseur und<br />

Horváth-Biograf Dieter Hildebrandt Murnauer Schüler und Lehrer<br />

36


P O R T R A I T<br />

über ihr Verhältnis zu Horváth befragt. Auf die Frage: Aber sonst<br />

hat Murnau kein besonders intensives Verhältnis zu Horváth? bezog<br />

Oberstudienrat Herbert Sambale Stellung: „Nein, das kann man von<br />

den – ich bin ja kein gebürtiger Murnauer – von den gebürtigen<br />

Murnauern ... auch nicht erwarten. Murnau ist ja einmal ein sehr<br />

braunes Pflaster gewesen, und Horváth ist ja bekanntlich gegen die<br />

Nazis zu Felde gezogen, und dass da viele das nicht gerne hören wollen,<br />

dass ihre Väter ... auf der Gegenseite gestanden sind, dass die von<br />

Horváth da aufs Korn genommen worden sind, das kann man sich ja<br />

auch vorstellen.“ Dieter Hildebrandt bohrte provozierend nach: „Hat<br />

sich denn nun die Mentalität des Ortes geändert, oder ist es – sagen<br />

wir - ein sehr konservatives Pflaster hier?“ Und Herbert Sambale entgegnete:<br />

„Sie brauchen bloß das Wahlergebnis anschauen vom Sonntag,<br />

da hat die CSU 65 Prozent in Murnau bekommen, dann können<br />

Sie sich vorstellen, wie das ... ausschaut.“<br />

Ihr Spezialist für gesunden Schlaf.<br />

Sambales Kollege am Murnauer Gymnasium, Georg Öder, mischte<br />

sich ins Gespräch und wandte sich gegen die Interpretation von<br />

konservativ. Hier wird nämlich konservativ mit braun gleichgesetzt,<br />

was Sambale mit den Worten bestritt: „Wieso denn ... hat kein Mensch<br />

gemacht.“ (Sendemitschrift der ARD-Sendung vom 5.12.1976)<br />

Bei den Murnauer CSU-Gemeinderäten löste Sambales Aussage einen<br />

Sturm der Entrüstung aus: Mit Schreiben vom 14.12.1976 an<br />

den Marktgemeinderat bedauert der Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes<br />

Murnau, daß anläßlich der genannten Sendung ausgerechnet<br />

ein Murnauer Lehrer und Marktgemeinderat einer demokratischen<br />

Partei derartige Aussagen über seine Heimatgemeinde macht. (...)<br />

2. Bgm. Krönner kritisiert, dass hier braune Vergangenheit und konservative<br />

Einstellung in einen Topf geworfen werden. Schließlich<br />

wurde auch geäußert, dass wegen dieser Vergangenheit in Murnau<br />

niemand von Horvarth (sic!) etwas wissen möchte. Allerdings wurde<br />

diese Aussage von einem anderen Lehrer erfreulicherweise etwas<br />

abgeschwächt. Schließlich fragt der Redner GRM Sambale, ob er<br />

noch zu diesen Aussagen steht. Vor allem die geborenen Murnauer<br />

sind hier gefordert, Stellung zu nehmen. GRM Sambale: Ich habe die<br />

mir vorgeworfene Behauptung niemals aufgestellt. (...) Herr Frühschütz<br />

hat schließlich beim Direktor des Gymnasiums vorgesprochen,<br />

damit GRM Sambale, der dort als Lehrer tätig ist, gerügt<br />

werde. (...) GRM Kamperschrör: Herrn GRM Sambale soll das Misstrauen<br />

ausgesprochen werden. Und so ein Lehrer wird auf unsere<br />

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37


P O R T R A I T<br />

TSV Murnau, Meister der B-Klasse 1958<br />

Murnau-Kulmbach 2:4 am 24. Juni 1956<br />

Jugend losgelassen. Daraufhin verließ GRM Sambale und mit<br />

ihm die Mitglieder der SPD-Fraktion GRM Biller, Engelbrecht,<br />

Hausmann, Jantos und Neudert sowie GRM Siepmann von der<br />

parteifreien Wählerschaft den Sitzungssaal, so dass nur noch<br />

13 stimmberechtigte Mitglieder anwesend waren. (...) GRM<br />

Dr. Roßberg: Mich hat getroffen, daß ein Gemeinderat und Nicht-<br />

Murnauer sich so über seine Heimatgemeinde ausgelassen hat.<br />

(Niederschrift über die Verhandlung des Marktgemeinderats<br />

Murnau der öffentlichen Sitzung vom 16. Dezember 1976,<br />

885/886)<br />

Das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt titelte am 27. Dezember<br />

1976: Harter Disput um ein Wort: Was heißt eigentlich konservativ?<br />

und begann den Zeitungsartikel mit den Worten: Der<br />

Dramatiker Ödön von Horváth würde wohl noch posthum die<br />

Ohren spitzen, wenn er die Auswirkungen seines Dramas "Die<br />

Italienische Nacht" mehr als vierzig Jahre später in einer gemeinderätlichen<br />

Weihnachtssitzung miterlebt hätte. ... Nicht<br />

der Christbaum des Jahres 1976, sondern ein Fernsehturm,<br />

den es zu Zeiten Horváths noch gar nicht gab, trieb nämlich<br />

die Murnauer CSU "auf die Palme" und die SPD geschlossen<br />

zum Auszug aus der Sitzung, was Bürgermeister Simet trotz<br />

mehrfacher Berufung auf den weihnachtlichen Frieden nicht<br />

verhindern konnte.<br />

38


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Herbert Sambale reichte aufgrund der Äußerungen am 19. Januar 1977 sein<br />

Rücktrittsgesuch ein und begründete seinen Schritt folgendermaßen: „Hiermit<br />

verzichte ich auf mein Mandat im Gemeinderat Murnau. Angesichts der Vergiftung<br />

der Atmosphäre scheinen mir die notwendigen Voraussetzungen für eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit nicht mehr gegeben. Ich bin auch nicht bereit, mir<br />

meine Meinungsäußerungen durch die Mehrheitsfraktion der CSU im Gemeinderat<br />

zensieren zu lassen. Die Aussicht, in Zukunft von meinen Schülern bespitzelt zu<br />

werden und jedes Wort im Munde herumgedreht zu bekommen, ist auch nicht<br />

gerade verlockend.“ (Niederschrift über die Verhandlung des Marktgemeinderats<br />

Murnau in der öffentlichen Sitzung vom 20. Januar 1977 / Veränderung<br />

im Marktgemeinderat: Schreiben von GRM Sambale)<br />

Sambale ließ sich auch nicht mehr umstimmen, als in einer gemeinsam formulierten<br />

Erklärung vom 20. Januar 1977 Gemeinderat Kamperschrör seine<br />

Behauptungen zurücknahm. Das Rückrittsgesuch wurde am 10. Februar 1977<br />

vom Gemeinderat Murnau einstimmig angenommen.<br />

Das Murnauer Kaffeehaus<br />

Herbert Sambale zog sich daraufhin aus dem politischen Leben zurück und<br />

widmete sich ganz dem Lesen und der Schule. Die größte Kontinuität in seinem<br />

Leben aber blieben auch nach seiner Pensionierung 2001 seine regelmäßigen<br />

Kaffeehaus-Besuche, von denen er sagt: „Kaffeehäuser sind Biotope<br />

mit einem labilen ökologischen Gleichgewicht. Hier geht es nicht um Verkaufsstätten<br />

für Kaffee und Kuchen, hier geht es um die Stammgäste, die länger verweilen<br />

und der Kommunikation halber kommen.“ Dort fühlt sich Sambale ein<br />

wenig zuhause, weil er diese im Habsburger Kaiserreich weit verbreitete<br />

Kultur seit seiner frühesten Kindheit kennt: „Meine Mutter ist in Brünn aufgewachsen.<br />

Sie ist ja Österreicherin gewesen, und das Thema "Wiener Kaffeehaus"<br />

hat mich immer beschäftigt.“ Auf die Frage, was ein gutes Kaffeehaus<br />

ausmacht, antwortet Sambale: „Atmosphäre! Atmosphäre: die richtigen Leute,<br />

die Begegnungen und die Stammgäste.“<br />

Inzwischen ist er zum Chronisten des Murnauer Kaffeehauses geworden,<br />

behält aber als Beobachter Distanz. Barbara Krönner hat eine Auswahl dieser<br />

vielen Geschichten in zwei Bänden herausgegeben. Offen bleibt, ob es für<br />

Sambale der Stammtisch, die Stuhlbezüge, das Bier, die Bedienung oder gar<br />

die Pächterin sind, die das Kaffeehaus zu seinem Wohnzimmer machen. Aber<br />

ist ein Wohnzimmer immer auch Heimat? „Heimat ist, wo man sich wirklich<br />

geborgen und zugehörig fühlt. Das aber ist natürlich sehr schwierig. Aber das<br />

haben größere Geister schon nicht definieren können", sagt Sambale und schmunzelt<br />

verschmitzt.<br />

Elisabeth Tworek


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Agentur <strong>Melange</strong>, Obermarkt 8, 82418 Murnau,<br />

Barbara Krönner und Franz Windirsch<br />

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F. +49 (0) 8821 - 52669<br />

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42


WENN JEDE MINUTE ZÄHLT –<br />

IM EINSATZ FÜR DIE LUFTRETTUNG<br />

Die ADAC Luftrettungsstation Christoph Murnau<br />

an der BG Unfallklinik Murnau<br />

Seit über 30 Jahren beteiligt sich die BG Unfallklinik Murnau am<br />

Notarztdienst in der Region Murnau und im Oberland. Neben<br />

dem Notarzteinsatzfahrzeug ist seit Oktober 1994 auch dauerhaft<br />

ein Hubschrauber an der BG Unfallklinik Murnau stationiert.<br />

Seitdem wurden über 22.000 Einsätze geflogen und entsprechend<br />

viele Patienten versorgt oder Menschen aus der Bergnot<br />

gerettet. Denn gerade in den Gebirgslagen ist der Hubschrauber<br />

oft das einzige Mittel zur Rettung von Verletzten. Der Intensivtransporthubschrauber<br />

stellt somit einen unverzichtbaren Eckpfeiler<br />

des Notarztdienstes dar – auch weit über Murnau hinaus –<br />

erklärt Dr. Thomas van Bömmel, Leitender Hubschraubernotarzt<br />

der ADAC Luftrettungsstation Christoph Murnau an der BG Unfallklinik<br />

Murnau.<br />

Mit dem Intensivtransporthubschrauber Christoph Murnau ist ein hoch modernes Rettungsmittel<br />

direkt an der BG Unfallklinik Murnau stationiert. Sein Einsatzspektrum erstreckt sich vom Transport<br />

von Intensivpatienten über Rettungseinsätze im Einzugsgebiet Oberland und Gebirgsmissionen<br />

mit Windeneinsatz. Dieses sehr umfassende und anspruchsvolle Einsatzspektrum<br />

erfordert ein hohes Maß an Training im Team und Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern<br />

der Rettungsdienste, Bergwachten, Integrierten Leitstellen, Kliniken und vielen mehr. Als Maximalversorger<br />

behandelt die BG Unfallklinik Murnau zusammen mit dem Klinikum<br />

Garmisch-Partenkirchen zwei Drittel aller Patienten weiter, die vom Team der ADAC Luftrettung<br />

primär versorgt oder aus anderen Kliniken nach Murnau verlegt werden. Der ADAC Intensivtransport-<br />

und Rettungshubschrauber übernimmt dabei eine zentrale Rolle im Bereich des Intensivtransportes<br />

und der akuten Notfallrettung südlich von München im Oberland.<br />

44


BG Unfallklinik Murnau<br />

„In oftmals entscheidenden<br />

Lebenslagen<br />

Menschen erfolgreich<br />

helfen zu können,<br />

ist eine der Hauptmotivationen,<br />

sich<br />

am Hubschrauberdienst<br />

zu beteiligen.“<br />

Dr. Thomas van Bömmel<br />

BEITRAG von<br />

DR. THOMAS<br />

VAN BÖMMEL<br />

Leitender Hubschraubernotarzt<br />

Christoph Murnau<br />

In dieser Funktion seit Inbetriebnahme<br />

der Hubschrauberstation im Oktober 1994<br />

An der BG Unfallklinik Murnau<br />

seit 1993


Stephan Knödler, Pilot und Stationsleiter Christoph Murnau<br />

Christoph Murnau im Windeinsatz<br />

WENN JEDE MINUTE ZÄHLT – IM EINSATZ FÜR DIE LUFTRETTUNG<br />

Die ADAC Luftrettungsstation Christoph Murnau an der BG Unfallklinik Murnau<br />

Schnelle Hilfe aus der Luft: Notfallrettung,<br />

Intensivtransport und Bergrettung mit<br />

Christoph Murnau<br />

Der größte Vorteil eines Hubschraubers ist seine Geschwindigkeit.<br />

Unabhängig von Verkehrswegen oder Staus können der Notarzt und<br />

das notwendige medizinische Equipment mit seiner Hilfe auf direktem<br />

Weg zum Notfallpatienten gebracht werden. Gerade bei der Versorgung<br />

von schwerverletzten Patienten, sogenannte Polytraumen,<br />

muss es schnell gehen. Der Beginn der ärztlichen Behandlung ist<br />

ganz entscheidend für den weiteren Verlauf. Hier ist Christoph Murnau<br />

ein unverzichtbarer Bestandteil der Notfallrettung.<br />

Neben der Notfallrettung können mit dem Hubschrauber auch bereits<br />

erstversorgte Patienten weiter verlegt werden. Besonders für Patienten,<br />

die intensivmedizinische Behandlung benötigen, ist Christoph<br />

Murnau optimal ausgestattet – wie eine fliegende Intensivstation.<br />

Voraussetzung für diese Intensivtransporte ist, dass die Behandlung<br />

nicht unterbrochen wird. Auch das Personal an Bord ist darauf eingestellt:<br />

Ein Facharzt sowie ein Notfallsanitäter mit Zusatzausbildung<br />

zur Intensivfachpflegekraft sind hier wesentliche Bestandteile für die<br />

optimale Versorgung der Patienten. Dank eigener Trainingsformate<br />

und der Tatsache, dass das medizinische Team unter anderem<br />

auch auf der Intensivstation der BG Unfallklinik Murnau regelmäßig<br />

zusammenarbeitet, garantieren ein hohes fachliches Niveau.<br />

Der dritte wichtige Einsatzbereich des Hubschraubers sind Rettungseinsätze<br />

im Gebirge. Diese sind grundsätzlich sehr anspruchsvoll,<br />

sowohl für den Piloten als auch für die medizinische Crew. Die<br />

wichtigsten Faktoren hinsichtlich der Sicherheit und des Einsatzerfolges<br />

im alpinen Gelände sind dabei ein hoher Ausbildungsstand,<br />

uneingeschränktes gegenseitiges Vertrauen und die wechselseitige<br />

Akzeptanz im gesamten Team. Deshalb wird neben den<br />

rein technischen Fertigkeiten wie Behandlungsmethoden, alpinen<br />

Sicherungstechniken oder der Umgang mit der Ausrüstung, ganz<br />

wesentlich auch auf nicht-technische Fertigkeiten wie Kommunikation,<br />

Entscheidungen treffen und Führungsverhalten Wert gelegt.<br />

Diese werden wie die technischen Fähigkeiten umfassend und regelmäßig<br />

geschult. Darüber hinaus werden zusammen mit der ADAC<br />

Luftrettung gGmbH und der Bergwacht Bayern die weitgehend<br />

standardisierten Abläufe während eines Bergeinsatzes in Übungsszenarien<br />

intensiv geübt und optimiert.<br />

46


WINDENRETTUNG – FLEXIBILITÄT UND<br />

SCHNELLIGKEIT<br />

Die Bergrettung gehört zu den anspruchsvollsten Rettungsflügen<br />

für die gesamte Crew und gelingt nur durch hundertprozentige<br />

Teamarbeit. Der Windenoperator (Bordtechniker)<br />

bedient nicht nur die Winde, damit die medizinische Crew und<br />

auch das Bergwachtpersonal an die richtige Stelle abgesetzt<br />

werden, er dirigiert auch den Piloten, der die Unfallstelle meist<br />

nicht sehen kann. Der Hubschrauber wird vom Piloten nach<br />

den Angaben des Windenoperators über das Ziel gesteuert.<br />

Die medizinische Crew muss jeden Handgriff an der Winde<br />

beherrschen. Selbst bei einem eventuellen Funkausfall ist das<br />

gesamte Hubschrauberteam in der Lage, über Handzeichen<br />

den Einsatz reibungslos durchzuführen.<br />

Gerhard Opperer – Bordtechniker in Windenausrüstung<br />

Interview mit Dr. Thomas van Bömmel<br />

Sehr geehrter Herr Dr. van Bömmel, Sie sind als Notarzt von Anfang<br />

an mit der Leitung des medizinischen Teams betraut gewesen.<br />

Warum hat die BG Unfallklinik Murnau überhaupt einen Hubschrauber<br />

im Oktober 1994 in Betrieb genommen und wie hat sich die Einsatzlage<br />

entwickelt?<br />

DR. VAN BÖMMEL: In den Anfangsjahren wurde die Hubschrauberstation<br />

durch die Firma Heliservice betrieben. Der mit zwei Piloten<br />

und Nachtflugerlaubnis ausgestattete Hubschrauber Bell 222 wurde<br />

von den Rettungsleitstellen nur dann angefordert, wenn andere<br />

Rettungsmittel nicht verfügbar waren. In den Jahren danach wurde<br />

der Hubschrauber besonders für den Transport intensivpflichtiger<br />

Patienten genutzt, die über weite Strecken aus den Bundesländern<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt nach Murnau transportiert wurden.<br />

Gründe dafür lagen vor allem im Mangel geeigneter berufsgenossenschaftlicher<br />

Behandlungseinrichtungen in Ostdeutschland – besonders<br />

für Schwerbrandverletzte. In diesem Kontext entstand das so<br />

genannte „Murnauer Konzept“.<br />

Was ist das Murnauer Konzept genau?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Durch eine direkte Patientenübergabe an die<br />

behandelnden Ärzte aus der Unfallklinik, die auch als Notarzt in dem<br />

Hubschrauber tätig sind, minimiert sich der Informationsverlust und<br />

dies ermöglicht eine optimale Weiterbehandlung. So zeigte sich<br />

bereits in den ersten drei Jahren, dass der Hubschrauber nicht nur<br />

für Sekundärverlegungen eingesetzt werden konnte, sondern in<br />

zunehmendem Maße auch als primäres Rettungsmittel in den<br />

Landkreisen Weilheim-Schongau, Wolfratshausen, Bad Tölz und<br />

Garmisch-Partenkirchen angefordert wurde.<br />

Seit wann wurde der Hubschrauber für Bergeinsätze genutzt?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Zum 1. Juli 1999 übernahm die ADAC Luftrettung<br />

gGmbH im Auftrag des Bayerischen Innenministeriums den Standort<br />

Murnau mit einem Hubschrauber vom Typ BK 117, der mit einer Rettungswinde<br />

ausgerüstet war. Damit kam es zu einer grundsätzlichen<br />

Änderung des Aufgabengebietes. Der eingesetzte Hubschrauber<br />

Christoph Murnau war technisch wesentlich besser zur Primärrettung<br />

geeignet, als die bis dahin stationierte Bell 222. Die Ausstattung eines<br />

Intensivtransporthubschraubers wurde somit optimal mit der eines<br />

Rettungshubschraubers mit Außenwinde kombiniert. Das Einsatzspektrum<br />

umfasste nun drei Einsatzbereiche: Bergeinsätze inklusive<br />

Windenrettung, Primäreinsätze und Intensivtransporte.<br />

Gab es noch weitere Änderungen?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Ja, seit dem Jahr 2000 ist die ADAC Luftrettungsstation<br />

in einem modernen Hangar in unmittelbarer Nähe der<br />

Zentralen Notaufnahme der Klinik untergebracht. So können die<br />

Patienten noch einfacher aus dem Hubschrauber in die Klinik weiterverlegt<br />

und die Behandlung reibungslos weitergeführt werden.<br />

47


Christoph Murnau im Oberland<br />

INTENSIVTRANSPORTHUBSCHRAUBER MURNAU<br />

• Der Rettungstransporthubschrauber und sein Team<br />

sind täglich von ca. 7:00 Uhr (oder frühestens bei<br />

Sonnenaufgang) bis Sonnenuntergang in zwei Minuten<br />

einsatzbereit.<br />

• Die häufigsten Einsätze stellen Verkehrs-, Arbeits- und<br />

Freizeitunfälle dar.<br />

• Pro Tag fliegt der Hubschrauber durchschnittlich<br />

vier Einsätze.<br />

Welcher Hubschrauber ist aktuell im Einsatz und wie sieht eine<br />

typische Crew aus?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Seit 2014 haben wir an der BG Unfallklinik Murnau<br />

den aktuell modernsten und leistungsstärksten Rettungshubschrauber,<br />

der von der ADAC Luftrettung eingesetzt wird.<br />

Der Intensivtransporthubschrauber Murnau vom Typ H145 bietet<br />

sowohl eine große Kabine als auch eine optimale Triebwerksleistung,<br />

um Einsätze im alpinen Gelände in großen Höhen und unter widrigen<br />

Wetterumständen sicher zu ermöglichen. Die medizinische Ausrüstung<br />

des Christoph Murnau ist modular aufgebaut, flexibel gestaltbar und<br />

wird dem jeweiligen Einsatzprofil angepasst.<br />

Personell ist der Hubschrauber mit einer Vier-Mann-Crew besetzt: ein<br />

Pilot, ein Bordtechniker, ein Notfallsanitäter, der gleichzeitig auch ausgebildete<br />

Intensivfachpflegekraft ist, und ein Notarzt. Die medizinische<br />

Crew wird von der BG Unfallklinik Murnau gestellt, die Flight Crew<br />

von der ADAC Luftrettung.<br />

Wie bereitet sich das Team auf die auch teilweise sehr anspruchsvollen<br />

Einsätze vor?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Die verschiedenen Einsatzbereiche fordern von<br />

der medizinischen wie von der fliegerischen Crew ein hohes Maß an<br />

Flexibilität und gleichzeitig auch an Routine, um eine qualifizierte Arbeit<br />

leisten zu können. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden viele<br />

Erfahrungen mit dem Einsatz eines Hubschraubers sowohl für die<br />

Notfall- als auch für die Bergrettung und die Sekundärversorgung<br />

gesammelt. Diese Erfahrungen werden intern weitergegeben und<br />

mögliche Szenarien durchgespielt, um auch zukünftig optimal auf<br />

die entsprechenden Situationen reagieren zu können. Dies wird<br />

auch durch kontinuierliche Weiterbildungen und die regelmäßige<br />

Teilnahme an spezifischen Trainingseinheiten gewährleistet, die die<br />

ADAC Luftrettung für das Team durchführt.<br />

Wie viele Einsätze sind seit 1994 mit dem Hubschrauber geflogen<br />

worden?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Der zunehmend flexible Einsatz des Christoph<br />

Murnau spiegelt sich auch in der Statistik wider. Im ersten Jahr lag<br />

die Jahresgesamtzahl bei 340 Einsätzen, während im Jahr 2000<br />

bereits 901 Flüge und schließlich 2016 über 1.500 Einsätze geflogen<br />

wurden. Seither haben wir eine Gesamtzahl von über 22.000 Einsätzen<br />

erreicht und es wurden mehr als 22.100 Patienten versorgt oder<br />

Menschen aus der Bergnot gerettet.<br />

Können Sie sich noch an einen besonderen Fall erinnern, der Ihnen<br />

in all den Dienstjahren in Erinnerung geblieben ist?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Es gibt eine Vielzahl von Einsätzen, die einem dauerhaft<br />

in Erinnerung bleiben. Diese sind in jedem Fall sehr persönliche<br />

Erfahrungen, die von jedem unterschiedlich bewertet werden. In oftmals<br />

entscheidenden Lebenslagen Menschen erfolgreich helfen zu können,<br />

ist eine der Hauptmotivationen, sich am Hubschrauberdienst zu beteiligen.<br />

Dabei geht es nicht um spektakuläre Ereignisse, sondern um die<br />

vielen kleinen Dinge, die dazu beitragen, den Patienten optimal zu versorgen<br />

und ins Krankenhaus zu bringen. Deshalb haben Berichte über<br />

den „besonderen Einsatz“ eine nachgeordnete Bedeutung für uns.<br />

Wie sieht ein typischer Tag für das Team des Christoph Murnau aus?<br />

DR. VAN BÖMMEL: Grundsätzlich kann man sagen, dass es DEN typischen<br />

Tag beim Christoph Murnau nicht gibt. Jeder Tag ist irgendwie<br />

anders. Dennoch gibt es einen festen Ablauf mit dem der Tag morgens<br />

um 6:30 Uhr beginnt: Die fliegende Besatzung (Pilot und Bordtechniker)<br />

führt die sogenannte Vor-Flugkontrolle durch, das heißt der Hubschrauber<br />

wird technisch überprüft und in den Betrieb übernommen. Danach<br />

werden Wetterberichte eingeholt und gegebenenfalls vorab angemeldete<br />

Flüge geplant. Auf der Seite der Medizin (Notfallsanitäter und Notarzt)<br />

durchläuft die medizinische Ausrüstung eine vergleichbare<br />

Überprüfung auf Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit. Ist dies alles<br />

erledigt, der Hubschrauber somit einsatzbereit, wird dies der Rettungsleitstelle<br />

gemeldet. Falls wir nicht sofort einen Einsatz bekommen wird<br />

gemeinsam gefrühstückt und es werden eventuelle Besonderheiten für<br />

den Tag besprochen. Gerade dieses gemeinsame „Ritual“ gleich zu<br />

Beginn eines oft recht langen Arbeitstages ist sehr wichtig für uns alle.<br />

48<br />

BG Unfallklinik Murnau


BG Unfallklinik<br />

Murnau<br />

INFOBOX<br />

ADAC Luftrettungsstation Christoph Murnau<br />

an der BG Unfallklinik Murnau<br />

Günter Müller –<br />

Leitender Notfallsanitäter bei der morgendlichen Kontrolle der medizinischen Ausrüstung.<br />

Hubschrauberrettung seit: 20. Oktober 1994<br />

Entwicklung der Einsätze (pro Jahr): 1995: 340 Einsätze • 2016: über 1.500 Einsätze<br />

Medizinische Crew: Notärzte: 17 • Rettungsassistenten: 8<br />

Flugbetrieb: Piloten: 3 • Bordtechniker: 3<br />

Einsatzgebiet:<br />

• Bergrettung und Notfallrettung vom Allgäu<br />

bis zu den Chiemgauer Alpen<br />

• Interhospitaltransport in ganz Bayern<br />

BG Unfallklinik Murnau · Prof.-Küntscher-Straße 8 · 82418 Murnau · Tel. 08841.48-0 · Fax 08841.48-2600<br />

E-Mail: info@bgu-murnau.de · www.bgu-murnau.de<br />

Interview und Redaktion: Lisa Schwede · Fotos: Stefanie Seyringer, Christian Podolski<br />

49


50<br />

anzeigen@agentur-melange.de


51


M E N S C H E N I N M U R N A U<br />

Leben, das leben will.<br />

„Schreib’ doch einen Artikel über die geretteten Legehennen!“<br />

Als mir meine Freundin Gaby von einer Frau erzählte, die<br />

Hühner aus der Bodenhaltung an liebevolle<br />

Privatplätze weitervermittelt, ging mir sofort das Herz<br />

auf. Das wird bestimmt eine berührende und wichtige Geschichte,<br />

dachte ich, und fing gleich an zu recherchieren.<br />

In einer Legebatterie steht einem Huhn weniger als die Fläche<br />

eines DIN-A4-Blattes zur Verfügung. Zudem befinden sich in<br />

einem Käfig rund vier bis fünf Hühner. Im Gegensatz zu anderen<br />

Ländern ist die Haltung in der Legebatterie seit Ende 2009<br />

in Deutschland nicht mehr zulässig. Aber wie steht es mit der<br />

Bodenhaltung, aus der die geretteten Hühner stammen? Ich<br />

stellte mir große Ställe mit Tageslicht vor, mit verschiedenen<br />

Futterstellen und Sägemehl-Einstreu. Sicher auch nicht das<br />

„Gelbe vom Ei“ und wahrscheinlich beengt, aber doch bestimmt<br />

tausendmal besser als die Käfighaltung. Oder sollte ich<br />

mich da geirrt haben?<br />

Froh gestimmt, etwas über diese „Geschichten mit gutem Ausgang“<br />

schreiben zu dürfen, mache ich mich auf den Weg zu<br />

Beate Zwickenpflug. Seit vielen Jahren setzt sich die<br />

Murnauerin ehrenamtlich für den Tierschutz ein. Als sie mich<br />

am Gartentor begrüßt, streckt mir gleichzeitig ein lammfrommer<br />

Hund, groß wie ein Pony, die Nase über dem Zaun entgegen.<br />

Er ist einer ihrer geretteten Straßenhunde.<br />

„Schauen wir gleich zu den Hühnern?“, fragt mich Beate, und wir<br />

gehen direkt um das Haus herum.<br />

Vorsichtig betreten wir das gesicherte Freigehege neben den<br />

Hühnerställen. Und das ist der Moment, in dem mir das Herz<br />

schwer wird und ich einen Kloß im Hals spüre: Um uns herum<br />

staksen – leise piepsend – ein paar Neuzugänge. Es sind zierliche<br />

Hennen, einige davon haben den Großteil ihres Federkleids verloren.<br />

Halbnackt und mit versorgten Wunden und Geschwulsten<br />

erkunden sie vorsichtig ihr Terrain, blinzeln, scharren zaghaft in<br />

52


Foto: Florian Warnecke<br />

53


Foto: Florian Warnecke<br />

Sind jetzt in Sicherheit: Die geretteten Hühner genießen ihr Zuhause bei<br />

Beate Zwickenpflug.<br />

der Erde, als könnten sie ihrem Glück nicht trauen. Sie sind hier<br />

jetzt gut aufgehoben, werden versorgt, gepflegt und aufgepäppelt.<br />

Und doch sehe ich plötzlich verschwommen, weil mir die Tränen<br />

in den Augen stehen.<br />

Die zierliche, sympathische Beate steht stark wie ein Fels neben<br />

mir. Man merkt, dass sie schon viel gesehen hat. Und auch wenn<br />

sie, wie ich später erfahren werde, noch oft genug damit zu<br />

kämpfen hat, all das, was sie im Tierschutz bisher mitbekommen<br />

hat, zu verarbeiten, so sieht man ihr an, dass sie sich an das<br />

Positive hält, an die Erfolge, an das Happy End für die Tiere.<br />

Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.<br />

Dieses Zitat von Albert Schweitzer ist ihr Motivator, auch dann,<br />

wenn es manchmal ausweglos scheint.<br />

Rund 3000 Hühner pro Jahr vermitteln sie und ihre Freundinnen<br />

an gute Plätze. Unentgeltlich – neben ihrem Beruf – in ihrer Freizeit.<br />

„Wenn mal 250 oder 800 Hennen auf einen Schlag dem siche-<br />

54


M E N S C H E N I N M U R N A U<br />

ren Tod entrinnen können, dann steht das Telefon nicht mehr still<br />

und das kleine aber feine und absolut zuverlässige Netzwerk von<br />

engagierten, tierliebenden Menschen arbeitet Hand in Hand, um<br />

sichere Lebensplätze für die ausgestallten Hennen zu finden“, erzählt<br />

Beate. „Es sind oft widrige Umstände, wenn die Hennen zum Beispiel<br />

im Januar oder Februar ihr gewohntes Zuhause aus der sogenannten<br />

Bodenhaltung verlassen müssen (dürfen!). Dennoch konnten<br />

bisher alle uns anvertrauten Geschöpfe eine neue Bleibe finden.“<br />

Doch wie kann man sich die Bodenhaltung,<br />

aus der die Tiere stammen, vorstellen?<br />

Und wie kommt eine Rettung überhaupt<br />

zustande? Beate berichtet, sie habe ein Abkommen<br />

mit einem Landwirt getroffen, der ihr am Ende der Legeperiode<br />

Bescheid gibt und ihr erlaubt, die Hennen abzuholen. „Es ist ein<br />

verhältnismäßig kleiner Stall, begonnen wird dort jeweils mit 500<br />

Tieren, die bei ihrer Ankunft 12 Wochen alt sind.“ Meine Illusion,<br />

dass die Halle über Tageslicht verfügt, muss ich leider aufgeben,<br />

denn die Tiere leben im Neonlicht. Fließbänder, die saubermachen<br />

und Eier abtransportieren, befinden sich unter dem Gitterboden.<br />

In ihrem Stress attackieren und verletzen sich die Tiere<br />

oft gegenseitig. Anfangs bringen die jungen Hennen 100 Prozent<br />

Legeleistung. Doch sobald diese auf unter 60 Prozent fällt, würden<br />

die Tiere im Normalfall entsorgt werden. Zu diesem Zeitpunkt<br />

sind sie etwa eineinhalb Jahre alt. Und Entsorgung bedeutet<br />

meist, dass sie von Fahrzeugen mit Baggerschaufeln aus der<br />

Halle heraus direkt in einen Transporter geschoben werden, der<br />

sie zur Tötung und Entsorgung bringt. Meist sind sie so mager,<br />

dass sie nicht einmal noch zu Tierfutter verarbeitet werden. Sie<br />

landen auf dem Müll.<br />

Doch der „Entsorgung“ kommen Beate und ihre Freundinnen<br />

zuvor. In langwieriger Aktion werden die Hühner eingefangen,<br />

Die perfekte Küche für jede Lebenslage<br />

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56


M E N S C H E N I N M U R N A U<br />

in Transportboxen verladen und zu einem alten Kälberstall gebracht,<br />

der einer Freundin gehört. Von dort aus werden die Tiere<br />

weitervermittelt.<br />

„Meist sind es braune oder weiße Legehybriden (so werden jene<br />

Hühner genannt, die besonders viele Eier legen). Ihre anfängliche<br />

Scheu legt sich bereits nach einigen<br />

Tagen und sie werden extrem lieb und zutraulich<br />

und lernen bei uns ganz schnell, dass wir fast immer<br />

was Feines zum Essen für sie dabei haben. Bis auf Legemehl bekommen<br />

sie alles, was ein Hühnerherz so liebt: Salat, Reis, Obst,<br />

Gemüse und natürlich Hühnerkorn mit Kalk. Dieser wird gerade<br />

in der ersten Zeit sehr benötigt. Da die Mädels in der Regel erst 18<br />

Monate jung sind, erholen sie sich auch wirklich schnell, man<br />

kann förmlich zuschauen, wie die Federn wieder sprießen.<br />

Leider bringt aber auch hier die extreme Leistungszucht so ihre<br />

Probleme, so leiden die Hochleistungshennen öfter an der sogenannten<br />

Legenot, die unbehandelt zum Tod führen kann. Auch die<br />

Kropfentzündung kommt des Öfteren vor. Entzündungen und Verklebungen<br />

im Legedarm können besonders nach der stressigen Ausstallung<br />

auftreten. Auch die Lebenserwartung ist leider nicht so<br />

hoch wie bei den alten Rassen, denn die Tatsache, dass sie fast täglich<br />

ein Ei legen, fordert ihren Tribut. Aber wenn ich sie dann durch<br />

den Garten sausen sehe und wie sie im Galopp zu mir angesaust<br />

kommen, weil ich mal wieder mit Futter unterwegs bin, dann weiß<br />

ich, dass der Satz vom Albert Schweitzer IMMER seine Gültigkeit<br />

bewahrt. Sie sind so wie sie eben sind, wie der Mensch sie sich gewünscht<br />

hat, und sie haben ein Recht auf ein würdevolles Leben.<br />

Und ganz nebenbei finden sich durch diese „Rettungsaktionen“<br />

auch wieder gleichgesinnte Menschen, die den Glauben an ein respektvolles<br />

Miteinander nicht verloren haben.<br />

Diese Hennen legen bis zum letzten Atemzug<br />

jeden zweiten Tag ein Ei. Die Spirale<br />

des alleinigen Nutzens kann man unterbrechen,<br />

wenn man ihnen ein liebevolles<br />

Zuhause gibt. Sie wollen ihr Leben leben.<br />

Sie geben viel zurück. Deshalb vermitteln<br />

wir nur an Plätze, die folgende Punkte erfüllen:<br />

Schlachtfrei, Freigang, artgerechte und sichere Haltung.<br />

Frische Luft müssen sie haben und gut versorgt sein. Und man<br />

muss auch hinschauen, wenn das Huhn mal krank sein sollte.“<br />

Vereinzelt werden auch Hähne vermittelt, hier muss man sich<br />

vorher aber gut überlegen, ob die Wohnlage geeignet ist, da ein<br />

Hahn gerne mal kräht. Zudem appelliert Beate, die Hennen nicht<br />

immer brüten zu lassen. Sonst wissen die Leute nicht wohin mit<br />

den männlichen Küken. Gerne berät sie vor der<br />

Vermittlung zu Fragen bezüglich des Stalls,<br />

zur Haltung, Sicherheit und zum Futter.<br />

„Wenn Sie mehr über die Hühnervermittlung erfahren<br />

möchten oder gar einigen Hennen ein sicheres Heim bieten<br />

möchten, dann wenden Sie sich an das Tierheim Garmisch-<br />

Partenkirchen, das Tierheim Ostermünchen oder gerne auch<br />

direkt an mich. Durch unsere Vernetzung finden wir fast<br />

immer eine Transportmöglichkeit.“<br />

Beate Zwickenpflug, 0174-9014066.<br />

Nachdenklich und berührt verabschiede ich mich von Beate, von<br />

der ich mittlerweile weiß, dass auch ihre Katzen und Pferde gerettete<br />

Tiere sind.<br />

Nur zu gerne würde ich die Schuld am Hühnerleid alleinig dem<br />

verantwortlichen Landwirt in die Schuhe schieben. Doch wie<br />

Beate mir berichtet hat, ist er gar nicht mal ein Unsympath. Er<br />

ist einfach nur ein Geschäftsmann. Und weniger Aufwand, so<br />

betont sie, hätte er mit der einfachen Entsorgung der Hühner,<br />

anstatt ihr die Rettung zu ermöglichen.<br />

Der Auftrag zu dieser Art der Haltung, so wird mir einmal mehr<br />

klar, kommt leider von uns, den Verbrauchern, wenn wir lieber<br />

günstige Eier kaufen möchten, anstatt etwas mehr zu bezahlen<br />

und dafür den Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen. Und<br />

trifft das nicht auf Konsum jeder Art zu? Mit jeder noch so<br />

kleinen und großen Kaufentscheidung und jeder Lebensgewohnheit<br />

entsenden wir einen Auftrag an unsere Umwelt. Wir Verbraucher<br />

sind es, die die Welt besser machen können.<br />

Anna Marguerita Schön<br />

57


58


1. Wenn nach einem langen Arbeitsleben die Rente den gewohnten<br />

Lebensstandard nicht mehr erfüllen kann.<br />

2. Das meiste Vermögen ist in der Immobilie gebunden.<br />

3. Der Wunsch gelassen älter zu werden,<br />

ohne Angst vor der finanziellen Zukunft,<br />

wäre durch die Verrentung der Immobilie möglich.<br />

4. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten<br />

es gibt, Ihre Wünsche zu erfüllen.<br />

Vertrauen Sie unserer Erfahrung.<br />

Friedrich Pauli<br />

Chamonixstraße 2<br />

82467 Garmisch-Partenkirchen<br />

Telefon 08821-94 55 050<br />

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59


Foto: Heribert Riesenhuber


P O R T R A I T<br />

Hauptsache, gut versichert!<br />

Als vom Franz, unserem Herausgeber, die Anfrage kam, ob ich<br />

einen Beitrag über drei Herren von einer Murnauer Versicherungsagentur<br />

schreiben wolle, dachte ich: „Jetzt ist er übergeschnappt!“.<br />

(Entschuldige, Franz.) Versicherungen versprechen<br />

einem das Blaue vom Himmel, und wenn es dann mal ums<br />

Bezahlen geht, gibt es Tausende Tricks und Haken. Wie soll<br />

man darüber einen Artikel schreiben, den die Leute auch lesen<br />

wollen? Versicherungen sind so beliebt wie der Länderfinanzausgleich.<br />

Jedenfalls, solange man sie nicht braucht.<br />

„Da habe ich so lange eingezahlt, jetzt sollen die ruhig auch<br />

mal was zahlen.“ Wer kennt solche Sprüche nicht, wenn es darum<br />

geht, dass ein teures Elektrogerät zu Bruch gegangen ist?<br />

Dass dieses Gerät vielleicht vorher schon nicht mehr funktioniert<br />

hat, muss man denen ja nicht auf die Nase binden. Auch<br />

nicht, dass ein Gemälde von Gabriele Münter, das sich beim<br />

Wasserrohrbruch im Keller aufgelöst hat, gar nicht so echt<br />

war, wie man es gerne gehabt hätte. In den Berichten von Beteiligten<br />

findet man manche schöne Stilblüte: „Mein Sohn hat<br />

die Frau nicht umgerannt. Er ist einfach vorbeigerannt. Dabei<br />

ist die Frau durch den Luftzug umgefallen“, habe ich irgendwo<br />

gelesen. Auf der anderen Seite, auch das muss man zugeben,<br />

sorgen Versicherungen dafür, dass viele Menschen ruhig schlafen<br />

können.<br />

Klaus Edelbauer und Jan Kollmann sind alte Hasen<br />

im Versicherungsgeschäft. Gemeinsam betreiben sie im<br />

Zentrum von Murnau eine Agentur, in der sie sich für rund<br />

2000 Kunden einsetzen. Im Jahr 2015 kam Markus Jais<br />

als weiterer Inhaber dazu. Auch er ist seit mehr als 17 Jahren<br />

in der Versicherungsbranche aktiv. Sie alle kennen die Tricks<br />

und Witze, die man sich im Zusammenhang mit Versicherungen<br />

erzählt. Das Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden ist<br />

ihnen allerdings heilig, weshalb sie vorsichtig sind mit dem,<br />

was sie erzählen. Ebenso heilig ist ihnen aber auch ihre Mittagspause,<br />

wie ich erfahren musste, als ich zu einem Fototermin<br />

vor verschlossenen Türen stand. Ein Grund dafür, dass wir<br />

Versicherungen gegenüber misstrauisch sind, liegt wohl darin,<br />

dass sie nach einem Solidarprinzip funktionieren. Und wer ist<br />

schon gerne solidarisch? Manche bekommen ganz irre Summen<br />

und andere kriegen gar nichts, auch wenn sie ihr Leben<br />

lang einzahlen. Dabei sollte man eigentlich froh sein, wenn<br />

man die Versicherung nicht braucht, weil es ja bedeutet, dass<br />

man gesund ist, dass man die Vase des Nachbarn nicht umgeschmissen<br />

hat und auch seinem Vordermann im Stau nicht<br />

aufgefahren ist. Natürlich lassen sich schöne Geschichten rund<br />

um Versicherungen erzählen. Es kann schon spannend sein,<br />

wenn ein Detektiv im Auftrag einer Versicherung nach einem<br />

verschwundenen Kunstwerk sucht. Und kennt vielleicht noch<br />

jemand den „Herrn Kaiser“ aus der Fernsehwerbung, den Helden<br />

einsamer Hausfrauen?<br />

Treffen sich zwei Freunde im Urlaub in der Südsee.<br />

Sagt der eine: „Mein Haus ist abgebrannt. Der<br />

Schaden wurde von der Versicherung großzügig<br />

geregelt, sodass noch dieser Urlaub für mich raussprang.“<br />

Darauf der andere: „Bei mir war es ähnlich.<br />

Schaden durch Hochwasser, aber die Versicherung<br />

hat alles großzügig geregelt, sodass noch dieser<br />

Urlaub für mich raussprang.“ Darauf der erste<br />

bewundernd: „Hochwasser? Wie hast du denn das<br />

gemacht?“<br />

Dass ich nach ihren Geschichten suche, scheint Markus Jais,<br />

Klaus Edelbauer und Jan Kollmann ein wenig suspekt zu sein.<br />

Fälle von Versicherungsbetrug kommen natürlich auch bei uns<br />

vor, aber das regelt die Betrugsabteilung, damit haben sie nicht<br />

viel zu tun. Außerdem, so Klaus Edelbauer, habe er ein Näschen<br />

dafür, wenn etwas nicht ganz sauber ist. Dann gebe er dem<br />

Kunden den Schadensbericht und sage ihm, er soll sich noch<br />

einmal genau überlegen, wie es war und dann seinen Bericht<br />

schreiben. Schließlich muss der Kunde den Vorgang mit seiner<br />

Unterschrift bestätigen. Er als Versicherungsfachmann sieht<br />

sich eher als Vermittler zwischen Kunden und Versicherung.<br />

Wenn dann aber doch einmal herauskommt, dass die Beule<br />

61


P O R T R A I T<br />

am Auto gar nicht von einem Wildschaden stammt,<br />

dann ist das natürlich peinlich für den Kunden. Für<br />

Markus Jais und seine Kollegen ist sowas auch ein<br />

wenig eine persönliche Enttäuschung. Sie wollen ihre<br />

Kunden fair behandeln und ihnen nichts aufschwatzen,<br />

was sie nicht brauchen. In einem Ort wie Murnau<br />

würde so etwas ohnehin nicht lange funktionieren.<br />

Wenn Klaus Edelbauer über seine Kunden spricht,<br />

gewinnt man den Eindruck, für manche sei er so etwas<br />

wie der Beichtvater. Es sei wichtig, dass man miteinander<br />

reden kann und dass sich der Kunde auch<br />

mal meldet, wenn bei ihm der Schuh drückt, sagt er.<br />

„Der Grundsatz der Agentur lautet: Jeder soll das bekommen,<br />

was ihm zusteht – nicht mehr, aber auch nicht<br />

weniger“, ergänzt Jan Kollmann.<br />

Auch privat mögen sich die drei Kollegen, die alle verheiratet<br />

und stolze Familienväter sind, mit kleineren<br />

und größeren Kindern. Aber die Freizeit verbringen<br />

sie doch meistens getrennt voneinander.<br />

Wie wird man eigentlich Versicherungsfachmann,<br />

wollte ich wissen, und ich muss zugeben, dass mir<br />

die Antworten darauf fast ein wenig zu nüchtern waren.<br />

Für Jan Kollmann, der in Penzberg aufgewachsen<br />

ist, hat es sich schon in der Schule abgezeichnet.<br />

„Ich war kein großer Handwerker oder<br />

Mathematiker“, erzählt er. Da habe er den kaufmännischen<br />

Zweig gewählt, mit Wirtschaft und Rechnungswesen.<br />

Bank oder Versicherung stand für ihn<br />

nach der Schule auf dem Plan, und da ein Cousin von<br />

ihm in Penzberg eine Versicherungsagentur leitet,<br />

kannte er das Umfeld. Die Lehre machte er in München<br />

und wurde dann dort Sachbearbeiter in einer<br />

großen Versicherung. Als er nach einem Unfall beim<br />

Fußball für mehrere Monate arbeitsunfähig war,<br />

machte er sich noch einmal Gedanken über seine Zukunft<br />

und entschied sich dafür, in den Außendienst<br />

zu gehen – zurück in die Region, aus der er stammt.<br />

Der direkte Kontakt ist ihm wichtig und macht ihm<br />

auch heute noch Spaß.<br />

62


Auch Markus Jais hatte sich früh für die kaufmännische<br />

Richtung im Beruf entschieden, und auch<br />

er spielte Fußball. Das tut er bis heute – auch wenn er<br />

der Meinung ist, dass er langsam zu alt dafür werde.<br />

Und auch bei ihm ist irgendwie der Sport dafür verantwortlich,<br />

dass er heute als Versicherungsfachmann<br />

arbeitet. Jais, der in Grafenaschau aufgewachsen ist,<br />

hatte schon zehn Jahre als Groß- und Außenhandelskaufmann<br />

gearbeitet, als ein Teamkollege vom Fußball<br />

in Uffing ihm das Angebot machte, in dessen Versicherungsagentur<br />

mitzuarbeiten. Das hat er sich überlegt,<br />

ist in den Beruf eingestiegen und hat es bis heute<br />

nicht bereut.<br />

Und – wen wundert es – auch Klaus Edelbauer<br />

kam über den Sport zur Versicherung. Allerdings stand<br />

er damals hinter dem Tresen, nämlich im Fitnessstudio<br />

Get fit, in Murnau. Der gelernte Elektrotechniker<br />

und Kraftfahrer aus Polling war sechs Jahre lang intensiv<br />

seiner sportlichen Leidenschaft nachgegangen:<br />

Er hatte Bodybuilding betrieben und es dabei bis zum<br />

4. Platz in der Oberbayerischen Meisterschaft gebracht.<br />

Noch heute strahlt er, wenn er von dieser Zeit<br />

erzählt, als die Muskeln wuchsen und die Kilos purzelten.<br />

„Ich habe gerne gefeiert und gerne gegessen“,<br />

berichtet er. Und das sah man ihm auch an, bevor er<br />

den Sport entdeckte. Das Training habe ihn so verändert,<br />

dass ihn einmal bei einer Sportveranstaltung die<br />

eigene Schwester nicht wiedererkannt hat. Damals<br />

war er in der Gruppe „Kleine Männer“ angetreten,<br />

mit weniger als 70 Kilo. Da er sich im Get fit, das zuerst<br />

in Peißenberg und nun in Murnau war, wohlfühlte<br />

und er ohne-hin gerade seinen Job als Kraftfahrer aufgegeben<br />

hatte, habe er ab und zu hinter dem Tresen<br />

ausgeholfen. Dort habe er Hans Laber kennengelernt.<br />

Der war damals einer der ersten und bekanntesten<br />

Versicherungsvertreter in Murnau. Und er hat ihn angeworben,<br />

obwohl Edelbauer gar nicht auf Jobsuche<br />

war. Eigentlich mache er den Beruf mit großer Leidenschaft.<br />

Als vor einigen Jahren die Vorgaben der<br />

63


Parkettböden zum Träumen...<br />

und die passenden Tische,<br />

Altholzweinständer etc. gleich dazu!<br />

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64


P O R T R A I T<br />

Foto: Heribert Riesenhuber<br />

„Ich kann nicht schlafen, weil ich Ihre Versicherung betrogen habe.<br />

Darum schicke ich anonym 500,- Euro.<br />

Wenn ich dann immer noch nicht schlafen kann, schicke ich Ihnen den Rest.“<br />

Zitat aus Schreiben an Versicherungen<br />

Versicherungsgesellschaft, für die er arbeitete, immer rigider<br />

wurden, als es immer mehr darum ging, möglichst viele Abschlüsse<br />

zu machen, da wurde es für Edelbauer allerdings zu<br />

aufreibend. Das habe ihn geradezu krank gemacht, sagt er.<br />

Besser wurde es erst, als er und sein Kollege die Versicherungsgesellschaft<br />

gewechselt haben. Sie mussten damals zwar ohne<br />

Kundenstamm wieder angefangen – aber das war kein Problem.<br />

Sie hatten einen guten Ruf, sodass ihnen ein Großteil der Kunden<br />

zum neuen Anbieter folgte. „Vielen ist es eigentlich egal,<br />

bei welcher Gesellschaft sie versichert sind“, so Kollmann, „der<br />

persönliche Ansprechpartner vor Ort ist ihnen wichtig.“ So<br />

groß seien die Unterschiede in den Leistungen ohnehin nicht,<br />

meint auch Edelbauer.<br />

Tja, und so ist das mit den Versicherungsfachleuten in Murnau:<br />

Drei nette Herren, die sich gerne mal die Zeit für ein Gespräch<br />

nehmen und die dabei gut aufpassen, dass ihnen nicht etwas<br />

über ihre Kunden rausrutscht, was diesen nicht recht wäre.<br />

Heribert Riesenhuber<br />

65


L I V E<br />

Wertvolle Tipps gibt Anja Sczilinski (l.), Leiterin des Jungen Residenztheaters. Cheney Hewitt (M.) von der Partnerschule Bayhouse School Gosport in<br />

Südengland und Moritz Rieger aus der Q11 des Werdenfels-Gymnasiums hören gespannt zu.<br />

Viel mehr<br />

als ein<br />

Theaterstück<br />

Moritz Rieger sitzt eingehüllt in eine<br />

Decke am Boden. Immer wieder fragt er<br />

nach etwas zu essen. Cheney Hewitt<br />

kauert sich zu ihm. Sie hat nichts, um<br />

seinen Hunger zu stillen. Nur Halt und<br />

Geborgenheit. Die beiden spielen eine<br />

kleine Szene aus dem Alltag des Krieges<br />

in der Heimat nach – als Mutter und<br />

Sohn. Die Väter sind bereits alle in den<br />

Krieg gezogen. Auf der Bühne wird nur<br />

wenig gesprochen. Heimatfront, Essensknappheit,<br />

Verzweiflung und Sorge um<br />

die in den Kampf Gezogenen. Eine Szene,<br />

die auch ohne viele Worte ihre Wirkung<br />

hat – oder gerade deswegen.<br />

66


Vor ungefähr zwei Jahren hatten Stefan Bues und Christine<br />

Riesenhuber, Geschichtslehrer am Werdenfels-Gymnasium,<br />

eine spontane Idee: ein internationales Theaterstück<br />

mit Schülern aus Frankreich und England auf die Bühne zu<br />

bringen. Daraus ist mittlerweile ein Großprojekt geworden,<br />

das nun in den letzten Zügen steckt.<br />

Aus vielen Einzelszenen, die die Jugendlichen in den vergangenen<br />

Monaten selbst verfasst haben, ist nun ein Bühnenstück<br />

rund um das Thema Erster Weltkrieg entstanden, das unter<br />

dem Titel „Sag mir, wo die Blumen sind“ am 19. April<br />

2018 im Residenztheater in München Premiere feiern wird.<br />

An den beiden darauffolgenden Tagen wird es in der Aula des<br />

Werdenfels-Gymnasiums zu sehen sein.<br />

„Es wurde immer größer und größer“, sagt Riesenhuber. Als das<br />

Team 2015 das Projekt bei der Europäischen Union einreichte,<br />

stand die Finanzierung noch auf wackligen Beinen.<br />

Dann flossen von oberster Stelle im Rahmen des Bildungsprojektes<br />

Erasmus+ die Fördergelder. Anfangs jedoch nicht genug.<br />

Mittlerweile hat der ein oder andere private Investor aus dem<br />

Landkreis eine höhere Summe zu Verfügung gestellt. „Jetzt<br />

können wir ruhig schlafen“, meinte Bues vor einigen Wochen.<br />

Inzwischen sind tatsächlich alle Ausgaben gedeckt. Fahrtkosten,<br />

Unterkünfte, Schauspielerhonorare, Verpflegung, da<br />

kommt schnell einiges zusammen. Dabei hat man an der Bildungseinrichtung<br />

in Garmisch- Partenkirchen Erfahrung mit<br />

solchen Großprojekten. Denn es ist bereits das vierte seiner<br />

Art. Im ersten Jahr beleuchteten Schüler aus dem Werdenfels<br />

in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus anderen Ländern<br />

Europas nationale und regionale Identitäten, zwei Jahre später<br />

beschäftigten sie sich mit dem Thema Migration, bevor Bues<br />

und Riesenhuber im letzten Turnus das Thema Schuldenkrise<br />

in Angriff nahmen. „Dieses Mal wollten wir was Künstlerisches“,<br />

sagt die Lehrerin. Weg von den kognitiven Themen. Die Idee<br />

eines Theaterstücks war geboren.<br />

Im November 2016 und im April 2017 fanden dann die ersten<br />

kreativen Treffen mit den befreundeten Schulen in Lille und<br />

Gosport statt. Die Schüler besichtigten Museen wie das Imperial<br />

War Museum in London mit konkreten Arbeitsaufträgen,<br />

suchten mit ihrem eigenen Blick Antworten und lieferten so<br />

das Material für das spätere dokumentarische Drama. Dank<br />

der professionellen Hilfe der Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner,<br />

Choreografen und Regisseuren des Jungen Residenztheaters,<br />

dem Co-Produktionspartner des Unterfangens,<br />

formten sich daraus Bilder und Szenen. „Wir haben realisiert,<br />

dass wir den schauspielerischen Aspekt nicht selber stemmen<br />

können und nach Unterstützung gesucht“, meint Riesenhuber. Das<br />

anerkannte Münchner Schauspielhaus hatte sofort zugesagt.<br />

Vor einigen Wochen trafen sich die 39 Schüler – jeweils 13 aus<br />

jedem Land – im Werdenfels Gymnasium, um die einzelnen<br />

Fragmente zu einem Ablauf zusammenzusetzen. Bis zwei Wochen<br />

vor der Premiere, wenn die Hauptproben in Garmisch-<br />

Partenkirchen und zuletzt in München beginnen, arbeiten alle<br />

drei Schulen für sich. Riesenhuber hat noch einmal künstlerische<br />

Hilfe aus München einberufen, um die Schüler auf ihren<br />

Bühnenauftritt vorzubereiten.<br />

„Sag mir, wo die Blumen sind“ lebt von vielen kurzen Sequenzen,<br />

in denen meist mehrere Schüler zugleich auf der Bühne<br />

67


L I V E<br />

stehen, und setzt dabei eher auf Emotionen, Stimmungen und<br />

Szenerie als auf gesprochenen Text. Ebenso gibt es auch keine<br />

Handlung im eigentlichen Sinne, wohl aber einen roten Faden.<br />

Die Geschichten aus den Schützengräben und von den<br />

Schlachtfeldern, die die Schüler erzählen, nehmen den Zuschauer<br />

mit „auf eine Reise in die Vergangenheit, die von einer<br />

alten Feindschaft und neu gewonnenen Freunden erzählt“ – so<br />

kündigt das Residenztheater das Stücks in seinem Programmflyer<br />

an. Konflikte, Klassenkämpfe, Propaganda und Ideologieabgründe<br />

führen zu der Frage nach Frieden – nicht nur in<br />

Europa, sondern in der ganzen Welt. Dabei finden Dialoge<br />

stets in der Landessprache der Schüler statt – auch wenn das<br />

bedeutet, dass es zweisprachig auf der Bühne zugeht – wie bei<br />

Moritz Rieger und Cheney Hewitt. Dem Theaterbesucher entgeht<br />

dabei nichts, im Gegenteil: die Aussage kommt non-verbal<br />

fast noch unbeirrter an.<br />

Dass auch etwas bei den Schülern selbst ankommt, das wünschen<br />

sich die Lehrkräfte am Werdenfels. Bues hofft, dass die<br />

Jugendlichen ihren „Horizont erweitern“, sich „auf den anderen<br />

einlassen“ und idealerweise erkennen, dass die Europäische<br />

Union die Menschen Europas zusammenbringt.<br />

Die persönliche Weiterentwicklung der Jugendlichen steht hingegen<br />

für Riesenhuber an erster Stelle. „Und natürlich, dass sie<br />

Freundschaften schließen“, ergänzt sie. Ihr Kollege Fréderic<br />

Rouselle von der Partnerschule Lycée Ozanam in Lille sieht<br />

die Absicht des zweijährigen Großprojektes sehr ähnlich. „Die<br />

Jugendlichen sollen spüren, dass sie zwar Deutscher, Engländer<br />

oder Franzose sind, aber auch Europäer.“<br />

Martina Baumeister<br />

Die Vorstellungen von „Sag mir, wo die Blumen sind“<br />

in der Aula des Werdenfels-Gymnasiums in Garmisch-<br />

Partenkirchen sind am Samstag, 21. April, um 19.30 Uhr<br />

und am Sonntag, 22. April, um 11 Uhr. Karten gibt es<br />

an den bekannten Vorverkaufsstellen: Gap-Ticket, München-Ticket<br />

und sowohl bei Gräfe und Unzer als auch<br />

direkt an der Schule. (12 € Erwachsene, 6 € Schüler;<br />

zzgl. Vorverkaufsgebühren)<br />

68


d a s m a g a z i n<br />

MURNAU<br />

BLAUES LAND<br />

präsentiert:<br />

12.4.2018 // 20 Uhr<br />

Kultur- und Tagungszentrum<br />

Murnau<br />

DER VARRECKTE HOF eine Stubenoper von Georg Ringsgwandl<br />

Vor drei Jahren sind wir mit einem Bus voll Oberammergauer<br />

Theaterspielern nach Telfs gefahren, zu dem Stück „Der<br />

varreckte Hof“ von GEORG RINGSGWANDL. Erst am<br />

nächsten Morgen sind wir wieder im Ammertal angekommen,<br />

und noch heute sprechen mich meine Oberammergauer<br />

Freunde auf den Theater-Ausflug an. Das Stück ist nicht leicht<br />

zu spielen und wurde vom Lustspielhaus sehr gut umgesetzt.<br />

---- Eine demente Oma wird<br />

der Familie zu anstrengend,<br />

also holt man eine polnische<br />

Svetlana, und die mischt den<br />

Laden richtig auf. ----<br />

Praktisch ein echter Ringsgwandl.<br />

Auf ins KTM zum Lachen<br />

und Nachdenken,<br />

Euer Franz Windirsch<br />

von der <strong>Melange</strong><br />

Teamsport: TSV Murnau Handball, Schreibwaren Köglmayr und die <strong>Melange</strong><br />

Handball Damen – stehend v. l.: Wolfgang Köglmayr, Trainerin Krisztina Csajkovits, Barbara Schlögel, Jacqueline Müller, Julia Husel, Anja Daigeler, Sandra<br />

Lautenbacher, Torwarttrainerin Anja Umstand, Franz Windirsch | sitzend v. l.: Stefanie Albrecht, Katharina Resch, Sonja Scheuerer, Veronika Köglmayr, Daniela<br />

Geisler, Antonia Hibler, Sina Hoiß, Franziska Saal mit Sohn Elias<br />

69


P O R T R A I T<br />

Natürlich in guten Händen<br />

Foto: Florian Warnecke<br />

70


Was geschieht, wenn vier Visionärinnen aus vier verschiedenen<br />

Berufsgruppen den Schritt in die Selbständigkeit wagen –<br />

und das Schicksal sie zusammenführt?<br />

Dann, ja dann kann Großes daraus erwachsen. Caroline Elik,<br />

Petra Krönner, Andrea Luftschitz und Anika Kluge erzählen<br />

uns in diesem Interview, wie ihre Arbeitsgemeinschaft<br />

„Natürlich in guten Händen“ in Murnau Neuegling geboren<br />

wurde – und wie dieses Herzensprojekt ihr aller Leben verändert<br />

hat.<br />

Als ich in Neuegling, Hausnummer 7, ankomme und die vier<br />

Frauen mich herzlich im großen Empfangsbereich ihrer Räumlichkeiten<br />

begrüßen, fühle ich mich sofort wohl. Es ist angenehm<br />

warm, es duftet herrlich nach Blumen, an den Wänden hängen<br />

wunderschöne Gemälde und es stehen gemütliche Sitzgelegenheiten<br />

zur Verfügung. Von hier aus gehen nach allen Seiten Türen<br />

ab, man befindet sich quasi im Herzen der Arbeitsgemeinschaft.<br />

Ein Naturfriseursalon, eine Praxis für Integrative Psychotherapie,<br />

ein Atelier zur Kunsttherapie und eine Finanz- und<br />

Generationenberatung bilden hier ein stimmiges Ganzes.<br />

Begonnen hat alles mit der Vision eines kleinen Mädchens.<br />

„Dieses Haus gehört meinem Vater“, berichtet mir Caroline Elik.<br />

„Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich bereits als kleines<br />

Kind meinem Papa verkündet habe, dass ich hier eines Tages<br />

mal wohnen oder arbeiten werde.“ Beide Wünsche sind in Erfüllung<br />

gegangen. Zuerst das Wohnen, und dann, als sie mit<br />

ihrer Familie nach Riegsee zog, erfüllte sich Carolines zweiter<br />

Traum und sie eröffnete hier im Jahr 2009 ihren Naturfriseursalon.<br />

Der Projektname „Natürlich in guten Händen“ stand da<br />

bereits fest. „Allerdings habe ich dafür nicht alle Räume gebraucht.<br />

Die anderen standen also frei zur Vermietung. Mir hat<br />

schon immer der Gedanke gefallen, mit anderen tollen Frauen<br />

zusammenzuarbeiten, auch mal gemeinsame Veranstaltungen<br />

und Vorträge zu organisieren und sich untereinander auszutauschen.“<br />

Und so fanden, auf ganz unterschiedliche Art und Weise,<br />

nacheinander Petra Krönner, Andrea Luftschitz und Anika<br />

Kluge zu ihr. Seit Anfang 2017 sind sie komplett und könnten<br />

kaum glücklicher sein.<br />

„Unsere Berufe scheinen auf den ersten Blick nicht sehr viel miteinander<br />

zu tun zu haben, und doch passen wir ganz wunderbar<br />

zusammen“, erzählt Petra Krönner lächelnd. „Was uns verbindet“,<br />

ergänzt Anika Kluge, „ist auch unsere Lebenseinstellung.<br />

Es war von Beginn an harmonisch.“<br />

Und das spürt man. Alle vier Frauen strahlen eine Mischung<br />

aus tiefer Ruhe, Herzlichkeit, feinem Humor und Kompetenz<br />

aus. Das mag daher kommen, dass sie alle den Mut bewiesen<br />

haben, sich für ihren eigenen Weg stark zu machen.<br />

An dieser Stelle möchte ich nun gerne mehr über sie erfahren,<br />

und so starten wir einen kleinen Rundgang.<br />

71


P O R T R A I T<br />

Fotos: Florian Warnecke<br />

Caroline Elik<br />

Caroline NATURFRISEUR<br />

Zuerst begleite ich Caroline Elik in die Räume ihres Naturfriseursalons.<br />

Weiße Möbel, viel Holz und liebevolle Details erzeugen<br />

hier ein klares und heimeliges, privates Ambiente. In den<br />

Regalen befinden sich ausnahmslos Naturprodukte. Chemische<br />

Farben und Shampoos sucht man bei ihr vergebens.<br />

„Der Gedanke war, völlig von der Chemie wegzukommen“, erzählt<br />

mir Caroline. „Früher, als ich noch mit anderen Produkten gearbeitet<br />

habe, neigte ich manchmal zu Allergien. Und da dachte ich<br />

mir: Warum muss immer alles so sein, wie man es kennt? Warum<br />

es nicht mal anders machen?“<br />

Die Umstellung fiel ihr leicht. „Jetzt fühle ich mich rundum wohl<br />

und genieße es, meine Kunden mit gesunden Produkten zu verwöhnen.<br />

Ich arbeite mit 100 % Pflanzenfarben und achte soweit wie<br />

möglich auf Regionalität und Zusammenarbeit. Der Tee, den ich<br />

anbiete, stammt aus dem China Fassl, die Kekse von der Solaya im<br />

Untermarkt und auch der Strom wird in der Region erzeugt. Ich<br />

möchte einfach, dass alles passt.“<br />

Ihr Konzept hat sie stets weiterentwickelt und mittlerweile<br />

auch zwei Mitarbeiterinnen eingestellt. Einzelbehandlung, typgerechte<br />

Frisurenberatung, Haarschnitt nach Mondkalender,<br />

Vitalstoffberatung, eine bequem geformte Wellnessliege aus<br />

Holz am Haarwaschbecken, Umhänge, die in allen Farben des<br />

Regenbogens gewählt werden können – es geht um die innere<br />

UND äußere Schönheit. Zudem gibt es einen separaten Farbenwirkraum,<br />

dort warten ein warmes Traubenkernkissen und<br />

Entspannungsmusik auf den Kunden. „Oft höre ich nach dem<br />

Ende der Einwirkzeit: Schade, ist es schon vorbei? Es war grad<br />

so schön.“<br />

Diese besondere Arbeitsatmosphäre wirkt sich natürlich auch<br />

auf Caroline selbst aus. „Ich glaube, nur deshalb bin ich auch<br />

so eine glückliche Mama von drei Kindern“, lächelt sie und erzählt<br />

mir, dass sie zur Zeit der Eröffnung von ihrer Schwangerschaft<br />

erfahren hat. Panik wollte trotzdem keine in ihr aufkommen.<br />

„Ich sagte mir: Alles ist gut. So kann beides gemeinsam<br />

wachsen – der Friseursalon und die Familie.“ Und da sie nach<br />

Terminvergabe arbeitet, kann sie sich Beruf und Familienzeit<br />

gut einteilen. Caroline ist glücklich und fühlt sich angekommen<br />

– weil sie ihre Profession mit ganzem Herzen leben kann, und<br />

auch, weil sie merkt, wie gerne ihre Kunden dieses Wohlfühlkonzept<br />

annehmen.<br />

Weitere Informationen zu Carolines Naturfriseursalon findet<br />

man unter: www.naturfriseur-caroline.de<br />

Petra Krönner<br />

ART-Integral –<br />

Kreative Prozessgestaltung<br />

Von Carolines Räumlichkeiten geht es weiter – in das Kunstatelier<br />

von Petra Krönner.<br />

Petra Krönner ist studierte Designerin und Mutter von zwei erwachsenen<br />

Töchtern. Dass Kunst ihr Leben ist, sieht man auf<br />

den ersten Blick, wenn man ihr schönes, helles Atelier unter dem<br />

Dach betritt: Imposante SinnBilder und Drucke zieren die Wände,<br />

72


kleine, selbstgemachte Kunstobjekte aus Steinen reihen sich auf<br />

den Regalen. Egal, wohin man schaut, man wird eingefangen<br />

von den leuchtenden Farben und Formen, die einen umgeben.<br />

„Heute“, sagt sie, „ist es recht aufgeräumt. Doch wenn ich male,<br />

wird der Raum zum kunterbunten, kreativen Durcheinander.“<br />

Sie klappt eine beinahe raumhohe Mal-Wand auf. „Das ist der<br />

Arbeitsbereich, den ich vor allem für die Kunsttherapie nutze.“<br />

Ein geführter meditativer Prozess, den sie gerne mit sehr ausgewählter<br />

Musik, von schweren Erdklängen bis hin zu klassischen<br />

Musiksätzen sowie mit zarten, von einem Aromathologen<br />

eigens für sie entwickelten Duftmischungen unterstützt.<br />

Doch auch wenn Petra sich für viele Kunstformen interessiert<br />

und diese erfolgreich in der kreativen Prozessgestaltung mit<br />

Menschen einzusetzen weiß, so gilt ihre ureigene Passion vor<br />

allem dem Klang eines Wortes.<br />

„Wörter haben mich in ihrer Tiefe schon immer fasziniert“, erzählt<br />

sie mir lächelnd und deutet auf ein Zen-Bild. „Jedes Wort löst<br />

ein anderes Gefühl in mir aus. Dieses Bild zeigt, dass wir immer<br />

in der Leere und Fülle leben. Es sind zwei verschiedene Seiten,<br />

die wir jedoch stets in uns tragen und die auf ihre Weise beide zu<br />

einem werden, wenn wir sie annehmen und integrieren.“<br />

Petras Leidenschaft für das Wort rührt unter anderem von ihrer<br />

Leidenschaft für Typografie. Sie liebt es, den Sinn der Buchstabenreihe<br />

auf die Leinwand aufzubringen. Der Rest – wie Farben,<br />

Formen und Bildaussagekraft – so sagt sie, ist pure kreative<br />

Prozessgestaltung. Sie plant nicht, wie das fertige Ergebnis auszusehen<br />

hat. „Man geht beim Malen durch alle Gefühlswelten hindurch,<br />

das ist nun einmal so, und so soll es auch sein.“<br />

Ich komme noch einmal auf die Kunsttherapie zu sprechen.<br />

Wie kann man sich eine Sitzung vorstellen?<br />

„Zunächst empfange ich den Klienten und lade ihn zu einem<br />

Gespräch ein. Während er erzählt, kristallisiert sich das Thema<br />

heraus, das er gerne bearbeiten möchte. Dann kommt der Moment,<br />

das Gespräch zu stoppen und in die erste Aktion zu gehen.“<br />

Imagination, Intuition, Inspiration – das ist ihr Leitfaden.<br />

Petra zeigt mir eine große Mappe mit erstaunlichen<br />

Beispielen, die von Laien erschaffen wurden. „Jeder kann malen.<br />

Man muss sich nur trauen.“ Manchmal lässt sie ihre<br />

Klienten blind arbeiten. Es wird dann „hilflos“ intuitiv gemalt,<br />

das Innerste tritt nach außen. „Es ist total spannend,<br />

was an der Malwand passiert. Es sind symbolische Statements!“<br />

„Flow erleben“, „Biographie gestalten“ und „das eigene Kunstwerk<br />

erstellen“ sind drei Einheiten, die bei ihr gebucht werden können.<br />

Ein weiteres Thema ist die Trauerarbeit, mit der sich Petra<br />

nach wie vor sehr intensiv auseinandersetzt. Sie hat eine Ausbildung<br />

in spiritueller Sterbebegleitung in der Schweiz absolviert<br />

und betreut auch schwerkranke Menschen. Ein Bildtitel<br />

lautete einmal: Die Seele aus dem Leib malen. „Therapeutisches<br />

Malen ist sehr berührend, es kann viel innere Heilung bewirken,<br />

Ängste lindern und Trost spenden“, erzählt sie.<br />

Petra, die vor vielen Jahren mit ihren Kindern in Polling gewohnt<br />

hat, ist später, als die Töchter ausgezogen sind und ihr Studium<br />

begonnen haben, ins Inntal gezogen, wo sie acht Jahre lang „wie<br />

eine Besessene“ gemalt hat. Ihre eindrucksvollsten Werke sind<br />

in dieser Zeit entstanden. Heute ist sie glücklich, im Blauen<br />

Land angekommen zu sein.<br />

Weitere Informationen zur Kunsttherapie und zu Petras Sinn-<br />

Bildern findet man unter:<br />

www.artintegral.de, www.kunst-therapie-murnau.de<br />

Andrea Luftschitz<br />

INFINJA Finanzservice –<br />

Büro Generationenberatung<br />

Wer bei den Themen Finanz- und Generationenberatung mit<br />

nüchterner, kühler Atmosphäre rechnet, wird in den Räumlichkeiten<br />

von Andrea Luftschitz positiv überrascht sein: Warmes<br />

Licht, helle, einladende Farben und ein schönes Raumklima<br />

73


P O R T R A I T<br />

sorgen dafür, dass man sich wohlfühlt.<br />

Andrea Luftschitz, geboren in Schleswig-Holstein, lebt seit<br />

12 Jahren in Murnau. „Ich weiß gar nicht recht, wo ich beginnen<br />

soll“, sagt sie lächelnd, und scheint aber schon im nächsten<br />

Moment ein Konzept zur Hand zu haben. Was mich nun erwartet,<br />

ist ein perfekt zusammengefasster Bericht über ihren<br />

Werdegang, ihre Überzeugungen und Werte, die sie seit jeher<br />

maßgeblich in ihrem Wirken geprägt haben. Das beeindruckt<br />

mich nicht nur, sondern es spiegelt auch gleichzeitig sehr gut<br />

Andreas verbindliche, analytische, zielgenaue und freundliche<br />

Gesprächsführung wider.<br />

„Nach meiner Ausbildung zur Bankkauffrau war ich bei einer<br />

Hamburger Privatbank angestellt“, berichtet sie. „Dort habe ich<br />

erfahren, was es bedeutet, eine Kaufmannsehre zu haben und<br />

wie wichtig es ist, dem Kunden auf Augenhöhe zu begegnen.“<br />

Im Jahr 2000 ist sie Mutter geworden, und als ihre Tochter drei<br />

Jahre alt war, beschloss Andrea, den Schritt in die Selbständigkeit<br />

zu wagen. Die Schulausbildung der Tochter (sie macht dieses Jahr<br />

Abitur) war übrigens einer jener ausschlaggebenden Punkte, um<br />

nach Bayern zu ziehen. „Das Bildungssystem in Schleswig-Holstein<br />

stand damals in der Überarbeitung, es war nicht mehr das, was wir<br />

uns vorgestellt hatten. Unsere Tochter stand damals kurz vor der<br />

Einschulung. Und da dachten wir, wann, wenn nicht jetzt, und<br />

haben alles zusammengepackt und sind hier hergekommen.“ Eine<br />

Entscheidung, die sie nie bereut hat. Erste, einzige und wichtigste<br />

Frage ihrer Tochter war damals lediglich: Mama, muss ich jetzt<br />

Bayern-Fan werden? Als das verneint war, konnte es losgehen. „Wir<br />

haben uns sofort perfekt eingelebt. Die Grundschullehrerin hat meine<br />

Tochter zwei Wochen nach Schulbeginn gefragt: Wie, ihr kommt<br />

nicht von hier? Sie hatte den Eindruck gehabt, das Kind sei hier<br />

aufgewachsen. Auch in Murnau wurden wir super aufgenommen<br />

und genießen den hohen Freizeitwert und die traumhafte Natur.“<br />

Andrea, die sich damals auf die betriebliche Altersvorsorge<br />

spezialisiert hatte, arbeitet auch heute noch bundesweit. Ihr<br />

großer Wunsch ist es jedoch, hier noch stärker direkt vor Ort<br />

tätig zu sein.<br />

„Mein persönliches Credo ist es, den Kunden so zu beraten, wie<br />

man selbst gerne beraten werden möchte, und zu ermitteln: Was<br />

braucht er – im Falle von Krankheit, von Berufsunfähigkeit, oder<br />

wenn er älter wird, als er sich heute vorstellen kann. Zunächst<br />

wird der Status Quo ermittelt und auch das Umfeld mit beachtet.“<br />

Ihre Aufgabe als Generationenberaterin ist es unter anderem,<br />

verschiedene Instanzen an einen Tisch zu holen und zum Beispiel<br />

gemeinsam mit Notar, Steuerberater und Anwalt ein Notfallkonzept<br />

zu erstellen, das Patientenverfügungen und Vollmachten<br />

mit einschließt, privat und betrieblich. Zudem berät sie unabhängig<br />

und zielgerichtet zu Fragen rund um Lebensversicherungen<br />

und Kapitalanlagen.<br />

Andrea ist ehrenamtlich bei ZONTA tätig, fungiert dort seit<br />

2014 als Distrikt-Schatzmeisterin und genießt es sehr, dabei<br />

auf internationaler Ebene viele weitere interessante, selbstbestimmte<br />

Frauen zu treffen.<br />

Weitere Informationen zu INFINJA – Büro Generationenberatung<br />

findet man unter: www.diegenerationenberaterinnen.de<br />

Anita Kluge<br />

Beratung und Psychotherapie<br />

Nun bin ich zu Gast bei Anita Kluge, wir haben Platz genommen<br />

in ihrem schönen, leicht abgedunkelten Praxisraum für<br />

Integrative Psychotherapie und ich sinke entspannt in den gemütlichen<br />

Sessel zurück. Seit Ende 2016 ist Anika ein Teil von<br />

„Natürlich in guten Händen“.<br />

Ob es an der Raumbeleuchtung liegt? Oder vielleicht an Anikas<br />

ausgeglichener, in sich ruhender Art?<br />

Unser Gespräch fließt leichtfüßig dahin, ich habe das Gefühl,<br />

wir genießen es, uns gegenseitig den Ball zuzuspielen.<br />

„Natürlich in guten Händen, das umfasst für mich vor allem<br />

74


Vertrauen, Entspannung, Heilung, Kreativität und gute Beratung“,<br />

erzählt sie mir. „Dieses Motto holt uns alle mit ins Boot.<br />

Ich glaube, dass das auch wirklich ein Arbeitsmodell der Zukunft<br />

sein wird: Raus aus den Hamsterrädern. Und zu überlegen: Was<br />

ist meine Profession? Warum bin ich hier? Denn können wir<br />

nicht vor allem dann richtig erfolgreich sein, wenn wir tun, was<br />

wir lieben und worin wir richtig gut sind?<br />

Anika weiß, wovon sie spricht, denn auch sie hat, wie viele andere,<br />

beruflich zunächst einen kleinen Umweg gemacht. „Schon<br />

mit zwölf Jahren habe ich gewusst, dass ich Sozialpädagogin<br />

oder Psychologin werden möchte. Wie es aber dann dazu gekommen<br />

ist, dass ich zunächst ausgerechnet BWL studiert habe, DAS<br />

kann ich Dir wirklich nicht genau sagen.“ Sie lacht. Nach dem<br />

Abi, so erzählt sie, wollte sie einfach direkt loslegen, raus in<br />

die Welt. „Rückblickend betrachtet denke ich: Vielleicht habe ich<br />

damals meinem Herzenswunsch noch nicht genug vertraut?<br />

Heute bin ich jedoch dankbar für den Weg, den ich eingeschlagen<br />

habe, denn auf diese Weise kann ich jetzt auch wunderbar Menschen<br />

mit dem Wunsch nach beruflicher Veränderung beraten.<br />

Alles ist für irgendetwas gut im Leben.“<br />

Anika ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat nebenberuflich<br />

den Fachhochschulabschluss zum Betriebs- und Kommunikationspsychologen<br />

sowie diverse Weiterbildungen gemacht.<br />

Ihr Schwerpunkt lag damals auf klinischer Psychologie. Dabei<br />

stelle sie fest, dass es das ist, was ihr Herz umtreibt und womit<br />

sie arbeiten möchte.<br />

Aufgewachsen in der ehemaligen DDR, studierte Anika in Bernburg<br />

an der Saale sowie in Dortmund und sogar in Lettland.<br />

Danach ging es nach München, wo sie fünf Jahre gelebt hat. Als<br />

sie sich schließlich verliebte, zog sie nach Murnau. „Verliebt habe<br />

ich mich natürlich in den Mann, aber zusätzlich schon auch in<br />

die Berge hier“, schmunzelt sie. Der Schwerpunkt ihrer therapeutischen<br />

Arbeit liegt bei der Gesprächstherapie, doch sie integriert<br />

auch gestalttherapeutische, systemische sowie tiefenpsychologische<br />

und verhaltenstherapeutische Elemente.<br />

Sich Anika anzuvertrauen, fällt einem leicht. Durch ihre authentische,<br />

geerdete, sympathische Art strahlt sie Kompetenz und<br />

ehrliche Empathie aus – zwei Elemente, die im Therapeutengespräch<br />

sehr maßgeblich sein dürften.<br />

Ich blicke auf die Uhr, die Zeit ist vergangen wie im Flug. Die<br />

anderen warten bereits auf uns. Deshalb erhebe ich mich wieder<br />

aus meinem gemütlichen Sessel und danke auch Anika für<br />

das Gespräch.<br />

Weitere Informationen zu ihrer Arbeit findet man unter:<br />

www.beratung-und-psychotherapie.de<br />

Gemeinsam treffen wir uns nun alle im gemütlichen Warteraum<br />

– dem Platz, der sie verbindet und in dem sie demnächst<br />

des Öfteren interessante Vorträge und Events veranstalten werden.<br />

Mir bleibt nur, diesen vier selbstbestimmten, sympathischen<br />

Frauen – „dem Quartett“, wie Petra sie nennt – von Herzen<br />

weiterhin viel Erfolg zu wünschen.<br />

Anna Marguerita Schön<br />

75


ZWICKENPFLUG<br />

Autosattlerei & Polsterei<br />

Kocheler Straße 103 · 82418 Murnau<br />

Tel. 08841.6277571<br />

www.zwickenpflug.de<br />

ÖKOPOINT<br />

Peter Wild, Heizungsbaumeister<br />

Rathausplatz 1 · 82362 Weilheim<br />

Tel. 0881.9270062<br />

www.oekopoint.de


Mit 66 Jahren ...<br />

Immer mehr Eigentümer trennen sich<br />

von ihrem Familienheim mit Garten<br />

und orientieren sich neu ...<br />

Sie bauen oder kaufen sich ihren Alterssitz ganz nach Wunsch:<br />

seniorengerecht, kleiner und zentral.<br />

Die Geschichte wiederholt sich: das Haus am Südhang<br />

selbst geplant, in einer guten Gegend mit Blick über das malerische Moos,<br />

200 Quadratmeter auf drei Etagen, inklusive Einliegerwohnung – für die<br />

Tochter, wenn sie mal groß ist. Das war 1993. Und heute, 25 Jahre später,<br />

geht der Plan nicht auf: die Tochter – oder der Sohn – will das Haus nicht<br />

und die Hanglage zeigt ihre Tücken: vierzehn Stufen führen zum Wohnbereich,<br />

weitere vierzehn Stufen zum Schlafzimmer. 1993 störte das nicht.<br />

Aber heute, mit 70 Jahren, sieht das anders aus. Heute brauchen Sie weniger<br />

Räume, keine Treppen, keine Gartenarbeit: nach zwei Bandscheibenvorfällen<br />

ist der Garten nicht mehr Freude, sondern Last.<br />

Und so tun viele unserer Kunden das, was immer mehr Menschen zwischen<br />

55 und 75 tun: sie denken um, planen neu, gestalten ihren Lebensabschnitt<br />

ohne Kinder. Sie berechnen einen Umbau oder tauschen ihr<br />

großes Eigenheim gegen ein kleineres, dafür altersgerechtes Zuhause.<br />

Der Bedarf an seniorengerechten<br />

Wohnungen ist groß<br />

Etwa 16 Millionen Menschen in Deutschland, rund 20 Prozent der<br />

Bevölkerung, sind bereits 65 Jahre und älter – Tendenz steigend. Laut<br />

Kommissionsbericht „Wohnen im Alter“ des Bundesbauministeriums<br />

geht jeder Zweite im Alter nicht etwa ins Heim, sondern wohnt weiter<br />

zuhause. Doch die wenigsten Immobilien sind dafür ausgelegt: Gerade<br />

mal 5 % aller Seniorenwohnungen sind altersgerecht ausgebaut.<br />

Leicht ist die Entscheidung nicht, sein vertrautes Zuhause mit vielen<br />

Erinnerungen aufzugeben. Bleiben, umbauen oder Neubau? Am Anfang<br />

steht eine ehrliche Bilanz – der eigenen Gesundheit und<br />

Bedürfnisse.<br />

Seien Sie ehrlich zu sich selbst<br />

Wenn ich meine Treppen nicht mehr steigen, nicht mehr rasenmähen<br />

kann, wenn ich nicht mehr schneeschaufeln will, dann muss ich etwas<br />

ändern – und zwar solange ich noch fit bin! Dabei beobachten wir leider<br />

immer wieder: viele leben so dahin, bis es nicht mehr geht oder einer<br />

der Partner stirbt. Unsere Empfehlung: planen Sie aktiv den letzten<br />

Lebensabschnitt, mit einer Immobilie, die zu Ihnen passt.<br />

I M M O B I L I E N - E X P E R T E N T I P P S<br />

Verschiedene Varianten<br />

sind möglich<br />

Da ist zum Beispiel der Immobilienverkauf<br />

auf Rentenbasis.<br />

Das Motiv ist klar: dauerhaft<br />

die Rente aufbessern, die vielleicht<br />

niedriger ausgefallen ist,<br />

Britta<br />

als man sich das auch 1993<br />

KIRSTEIN-ZIETZ<br />

noch ausgedacht hatte. Der<br />

Grundgedanke: nicht ein fester<br />

Einmalkaufpreis, sondern eine<br />

monatliche Rente. Grundsätzlich<br />

haben Sie hierzu zwei Optionen:<br />

Erstens die Vereinbarung einer Zeitrente für einen definierten<br />

Zeitraum oder zweitens die Leibrente für die gesamte Lebensdauer des<br />

Verkäufers.<br />

Die Zeitrente ähnelt dabei dem Ratenkauf. Der Käufer zahlt für einen<br />

festen Zeitraum einen bestimmten monatlichen Betrag an den Verkäufer.<br />

Der Kaufpreis wird somit in viele Einzelbeträge aufgeteilt. Die Leibrente<br />

ist gewissermaßen der „echte“ Immobilienkauf auf Rentenbasis. Für den<br />

Käufer ein mögliches Risikogeschäft, verspricht er doch dem Verkäufer<br />

lebenslange Zahlungen, weiß aber nicht, wie lange dieser leben wird.<br />

Wird der Verkäufer sehr alt, wird die Immobilie sehr teuer.<br />

Der Eigentumsübergang findet mit der Grundbucheintragung des Käufers<br />

nach Vertragsabschluss statt. In der Regel muss sich der Verkäufer nicht<br />

mehr um Instandhaltung und Modernisierung kümmern – wir empfehlen<br />

aber, sehr genau vertraglich festzulegen, wer für was aufkommen muss.<br />

In aller Diskretion<br />

Gerne geben wir Ihnen im persönlichen<br />

Gespräch weitere Hinweise zur Absicherung<br />

der Rente sowie auch zur Berechnung<br />

der Leibrente. Ein Steuerberater<br />

übernimmt die Beratung zur Besteuerung<br />

von Kapital- und Ertragsanteil.<br />

Oft erkennen wir so im Dialog miteinander<br />

Möglichkeiten, an die der Verkäufer bisher<br />

noch gar nicht gedacht hat. Wir schulen<br />

unsere Mitarbeiter dabei ganz gezielt, weiter<br />

zu denken und die zu lösenden Fragestellungen<br />

nicht isoliert zu betrachten.<br />

Kommen Sie mit uns ins Gespräch.<br />

Mit 66 Jahren ...<br />

Von Britta Kirstein-Zietz,<br />

oder gerne auch schon früher ... ZIETZ Immobilien in Murnau<br />

77


W I R T S C H A F T & F I N A N Z E N<br />

Foto: Archiv, Dr. Schauer<br />

Dummensteuer: Muss man für Dummheit bezahlen? Jein. Der Begriff<br />

wurde von Professor Dr. Gerd Rose geprägt für die Fälle, in denen<br />

Laien aufgrund von Unwissenheit steuerliche Privilegien nicht nutzen.<br />

Fahrradsteuer: Wer 1899 in Bremen und Hessen ein Fahrrad besaß,<br />

musste eine Fahrradkarte beantragen. Hierauf wurde eine Stempelsteuer<br />

(in Hessen: 5 Mark) erhoben.<br />

DR.RALF<br />

ERICH<br />

SCHAUER<br />

Fenster- und Türsteuer: 1798 wurden Häuser indirekt durch die<br />

Tür- und Fenstersteuer besteuert. Alle „Türen und Fenster, welche nach<br />

den Straßen, Höfen und Gärten der Gebäude und Fabriken hinausgehen“<br />

wurden damals besteuert. Heute würde die Baubranche wohl mehr als<br />

je zuvor Kontakt zu Steuerberatern aufnehmen, die hier Gestaltungsmaßnahmen<br />

empfehlen könnten.<br />

Wer sein Arbeitsleben dem Thema „Steuern“ widmet – und ich bin jetzt<br />

schon seit mehr als zwei Jahrzehnten dabei – stolpert immer wieder über<br />

merkwürdige Gesetze, kaum nachvollziehbare Berechnungen, fragwürdige<br />

Wortschöpfungen und andere Besonderheiten des deutschen Steuerrechts.<br />

Man denkt nichts Böses, blättert in einem Fachmagazin und stolpert beispielsweise<br />

über einen Beitrag mit dem famosen Titel „Die Interessenzusammenführungsmethode<br />

als Methode der Kapitalkonsolidierung bei der<br />

Einbeziehung in den Konzernabschluss nach einem Unternehmenskauf“.<br />

Das ist Deutsches Steuerrecht in praktischer Anwendung.<br />

Steuerrecht muss aber nicht nur trocken sein. Ein Blick in<br />

die Geschichte zeigt, welche kuriosen Einfälle es hier bereits gab.<br />

Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer – das sind wohl Steuerarten,<br />

die jeder kennt. Doch blickt man einige Jahrhunderte zurück,<br />

sah die Steuergesetzgebung ganz anders aus (aus: Reiner Sahm, Von<br />

der Aufruhrsteuer bis zum Zehnten, Springer 2014):<br />

Anzugsgeld: Manch ein Manager würde heute wohl entsetzt die<br />

Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn die Bundesregierung<br />

das Anzugsgeld einführen würde. Im Mittelalter ging es jedoch nicht<br />

um Kleidung. Das Anzugsgeld war eine Lokalabgabe für das Niederlassungsrecht<br />

und das Erlangen des Bürgerrechts.<br />

Bartsteuer: Wer 1699 in Russland einen Bart tragen wollte, musste<br />

hierfür die sog. Bartsteuer bezahlen. Peter I. wollte westliche Lebensformen<br />

in Russland heimisch machen. Da viele Männer damals aus religiösen<br />

Gründen lange Bärte trugen, bediente sich Peter I. dieser Steuer –<br />

wenn er nicht sogar selbst zur Schere griff und die Bärte seiner Untertanen<br />

abschnitt.<br />

Henkergeld: Um 1440 konnte der Einsatz eines Henkers in Nürnberg<br />

teuer werden. Ein Henker bekam damals nicht nur ein festes Gehalt der<br />

Stadt (56 Pfund jährlich) sondern Extravergütungen. So war das peinliche<br />

Verhör (15 Pfund) recht teuer. Während im Vergleich dazu die Hinrichtung<br />

mit Strang oder Schwert mit einem Pfund wohl recht günstig<br />

war. Ob das den Betroffenen getröstet hat darf man wohl bezweifeln...<br />

Laternengeld: Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die öffentliche Beleuchtung<br />

von Öllampen mit dieser städtischen Abgabe belastet. Entrichtet<br />

werden musste diese in Frankfurt 1761 von den Hausbesitzern<br />

nach der Fassadenbreite des Hauses.<br />

Teesteuer: Eine Steuer, die Auslöser für die berühmte sog. "Boston<br />

Tea Party" war. Unter König George III. wurde zwar von der Besteuerung<br />

der Kolonien Abstand genommen. Lediglich auf Tee sollte eine geringe<br />

Steuer entrichtet werden. Die Kolonisten weigerten sich jedoch, Waren<br />

zu kaufen, die mit einer Steuer belegt werden. Am 18. Dezember 1773<br />

drangen symbolisch als Indianer verkleidete Bostoner Männer in den<br />

Hafen ein und warfen 343 Kisten Tee von dort vor Anker liegenden britischen<br />

Schiffen ins Hafenbecken.<br />

Luftsteuer: In Fürth zahlen Betreiber von Zigaretten-, Kaugummioder<br />

Handykarten-Automaten eine Steuer, wenn an Hausfassaden angebrachte<br />

Automaten mehr als 15 cm von der Fassade weg ragen. Auch<br />

Werbeschilder und Leuchtreklamen, die mehr als 30 Zentimeter in den<br />

„öffentlichen Raum“ ragen, sind steuerpflichtig. Jährlich fallen so abhängig<br />

von Größe und Standort zwischen 25 und 1.000 Euro an.<br />

Übrigens: Mein Favorit der kuriosen Steuern ist die „Jungfernsteuer“, die<br />

im 18. Jahrhundert in Berlin erhoben wurde. Unverheiratete Frauen von<br />

20 bis 40 Jahren mussten zwei Groschen Jungfernsteuer entrichten.<br />

78<br />

Dachsteuer: Kaiser Josef II. nahm Ende des 18. Jahrhunderts die Größe<br />

der Dachfläche als Grundlage für die Steuerhöhe – mit dem Ergebnis,<br />

dass viele Gebäude verfielen, da die Bürger die Dächer abdeckten.<br />

Die Interessenszusammenführungsmethode wurde nebenbei bemerkt<br />

vor 7 Jahren bis auf wenige Ausnahmen abgeschafft ...<br />

Von Dr. Ralf Erich Schauer, Kanzlei Dr. Schauer in Murnau


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