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Lernen, mit der Angst vor der Angst zu leben Mit - depression.ch

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WENDEPUNKT<br />

Informationen <strong>zu</strong> Depression und <strong>Angst</strong>störungen I Ausgabe 9<br />

S E I T E 3 I PA N I K S T Ö R U N G E N<br />

<strong>Lernen</strong>, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Angst</strong> <strong>vor</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Angst</strong> <strong>zu</strong> <strong>leben</strong><br />

Eine Betroffene erzählt<br />

S E I T E 4 I PA N I K S T Ö R U N G E N<br />

Panikattacken können Betroffene<br />

stark eins<strong>ch</strong>ränken<br />

Interview <strong>mit</strong> Prof. Dr. med. Gregor Hasler<br />

S E I T E 8 I V E R H A LT E N S T H E R A P I E<br />

<strong>Mit</strong> Verhaltenstherapien störende<br />

Denkmuster än<strong>der</strong>n<br />

Ein Gesprä<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> Dr. med. Christine Poppe


2<br />

E D I TO R I A L<br />

I N H A LT<br />

EDITORIAL 2<br />

PANIKSTÖRUNGEN 3<br />

«I<strong>ch</strong> habe gelernt, <strong>mit</strong> meiner 3<br />

Krankheit um<strong>zu</strong>gehen»<br />

Eine Betroffene erzählt von ihren<br />

Panikattacken<br />

Ihre Meinung ist uns wi<strong>ch</strong>tig 4<br />

Ma<strong>ch</strong>en Sie <strong>mit</strong> und gewinnen Sie!<br />

Wenn <strong>Angst</strong> und Panik 4<br />

das Leben erdrücken<br />

Interview <strong>mit</strong> Prof. Dr. med.<br />

Gregor Hasler<br />

Bu<strong>ch</strong>tipp: 6<br />

Ratgeber Panikstörung und<br />

Agoraphobie<br />

Medikamentöse Behandlung: 7<br />

Tabletten, Tropfen o<strong>der</strong> Infusion?<br />

VERHALTENSTHERAPIE 8<br />

Verhaltenstherapie – 8<br />

Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe<br />

Interview <strong>mit</strong> Dr. med.<br />

Christine Poppe<br />

S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt <strong>mit</strong> dem 10<br />

Leben wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>re<strong>ch</strong>tkommen<br />

KURZ UND BÜNDIG 12<br />

Anlaufstellen und Links 12<br />

Impressum 12<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser<br />

er kennt diese Gefühle ni<strong>ch</strong>t: Nervosität <strong>vor</strong><br />

einer Prüfung, Aufregung <strong>vor</strong> einer spannenden<br />

Reise, <strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> dem Tod? Sol<strong>ch</strong>e Gefühle sind<br />

normal. Was aber, wenn die <strong>Angst</strong> <strong>zu</strong>r Panik wird und<br />

unseren Alltag plötzli<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> Panikattacken besetzt?<br />

Die 25-jährige Simone M.* weiss, was es heisst,<br />

ständig <strong>mit</strong> <strong>der</strong> «<strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> <strong>der</strong> <strong>Angst</strong>» <strong>zu</strong> <strong>leben</strong>. Ihre<br />

erste Panikattacke hatte sie im Alter von 16 Jahren.<br />

Damals ahnte sie ni<strong>ch</strong>t, dass weitere Panikattacken<br />

folgen würden. Im Jahr 2006 beim Besu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Fussball-WM in Deuts<strong>ch</strong>land erlitt sie<br />

eine <strong>der</strong>art heftige Attacke, dass sie notfallmässig ins Spital eingeliefert werden musste.<br />

Von dort aus wurde sie an einen Psy<strong>ch</strong>iater überwiesen. Wie sie die s<strong>ch</strong>limme Zeit<br />

hinter si<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t und gelernt hat, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Krankheit <strong>zu</strong> <strong>leben</strong>, lesen Sie im Interview<br />

ab Seite 3.<br />

Wir wollten von Herrn Prof. Dr. med. Gregor Hasler, Professor für Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e<br />

Versorgungsfors<strong>ch</strong>ung und Soziale Psy<strong>ch</strong>iatrie an <strong>der</strong> Universität Bern, erfahren, was<br />

hinter dem Wort Panikstörungen genau steht. Im Interview ab Seite 4 erfahren Sie,<br />

wo die Grenzen zwis<strong>ch</strong>en normaler und krankhafter <strong>Angst</strong> liegen, wie si<strong>ch</strong> die Krankheit<br />

zeigt und was die Ursa<strong>ch</strong>en und Auslöser von Panikstörungen sein können.<br />

Prof. Dr. med. Gregor Hasler zei<strong>ch</strong>net vers<strong>ch</strong>iedene Behandlungsmögli<strong>ch</strong>keiten auf, die<br />

den Betroffenen helfen, wie<strong>der</strong> ein normales Leben <strong>zu</strong> führen.<br />

Die Verhaltenstherapie ist eine Mögli<strong>ch</strong>keit, <strong>Angst</strong>- und Panikstörungen <strong>zu</strong> behandeln.<br />

Dr. med. Christine Poppe, Fa<strong>ch</strong>ärztin FMH für Psy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie, befasst<br />

si<strong>ch</strong> in ihrem Praxisalltag intensiv da<strong>mit</strong>. Im Gesprä<strong>ch</strong> ab Seite 8 erfahren Sie unter<br />

an<strong>der</strong>em, wieso eine Verhaltenstherapie für den Patienten hilfrei<strong>ch</strong> sein kann, wieso<br />

sie eine Form von Selbstmanagement ist und wel<strong>ch</strong>e vers<strong>ch</strong>iedenen Te<strong>ch</strong>niken man<br />

unters<strong>ch</strong>eidet. Drei Fallbeispiele zeigen <strong>zu</strong>dem, wie Betroffene <strong>mit</strong> einer Verhaltenstherapie<br />

S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt <strong>mit</strong> ihrem Leben wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>re<strong>ch</strong>tkommen. Mehr da<strong>zu</strong> auf<br />

den Seiten 10 und 11.<br />

Es ist uns ein grosses Anliegen, Ihnen au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> aktuellen Ausgabe wertvolle und<br />

hilfrei<strong>ch</strong>e Informationen <strong>zu</strong> Depressionen und <strong>Angst</strong>störungen <strong>zu</strong> ver<strong>mit</strong>teln. Wir<br />

wüns<strong>ch</strong>en Ihnen eine aufs<strong>ch</strong>lussrei<strong>ch</strong>e Lektüre.<br />

PD Dr. Rico Nil<br />

Medical Director<br />

Lundbeck (S<strong>ch</strong>weiz) AG<br />

* Name geän<strong>der</strong>t<br />

W


D<br />

«I<strong>ch</strong> habegelernt,<br />

<strong>mit</strong> meiner Krankheit<br />

ie heute 25-jährige Studentin wusste<br />

damals ni<strong>ch</strong>t, dass weitere Attacken<br />

folgen würden. Ni<strong>ch</strong>t ausgelöst<br />

dur<strong>ch</strong> Drogen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e äussere Ereignisse,<br />

son<strong>der</strong>n – wie sie heute weiss –<br />

«dur<strong>ch</strong> die <strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> <strong>der</strong> <strong>Angst</strong>.» Die<br />

zweite Panikattacke überfiel Simone M.<br />

in den Ferien. <strong>Mit</strong> zwei Kolleginnen fuhr<br />

sie na<strong>ch</strong> Spanien. Na<strong>ch</strong> einer Party spürte<br />

sie wie<strong>der</strong> dieses Herzrasen. Sie konnte<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr s<strong>ch</strong>lafen und litt an Appetitlosigkeit.<br />

Es musste <strong>der</strong> Alkohol gewesen<br />

sein, glaubte sie, und konsultierte<br />

na<strong>ch</strong> ihrer Rückkehr einen Arzt. Ein EKG<br />

sollte Aufs<strong>ch</strong>luss darüber geben, ob ihr<br />

Herz in Ordnung sei o<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t. Die<br />

Untersu<strong>ch</strong>ung ergab ni<strong>ch</strong>ts, und au<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Ohrenarzt gab Entwarnung. Für die<br />

nä<strong>ch</strong>sten vier Jahre trank sie keinen<br />

Alkohol mehr.<br />

Simone M. zog aus ihrem Elternhaus aus<br />

und su<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> eine Bleibe in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Uni. Sie begann <strong>mit</strong> ihrem Studium.<br />

Na<strong>ch</strong> einem Jahr, als die ersten Prüfungs-<br />

PANIKSTÖRUNGEN<br />

um<strong>zu</strong>gehen»<br />

SIMONE M.* WEISS NOCH GENAU, WANN SIE IHRE ERSTE PANIKATTACKE HATTE: MIT 16 JAHREN, ALS SIE BEI<br />

FREUNDEN MARIHUANA RAUCHTE, SETZTE DAS HERZRASEN EIN UND ES DAUERTE FAST ZWEI STUNDEN, BIS ES<br />

VORÜBER WAR. EIN SCHRECKLICHES GEFÜHL. SIE GAB DER DROGE DIE SCHULD UND SCHWOR SICH, ES NIE<br />

MEHR SO WEIT KOMMEN ZU LASSEN.<br />

termine anstanden, merkte sie, dass sie<br />

<strong>zu</strong> spät <strong>mit</strong> dem <strong>Lernen</strong> angefangen<br />

hatte. Der Besu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Fussball-WM in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land <strong>mit</strong> ihren Eltern vers<strong>ch</strong>limmerte<br />

ihre <strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> den Prüfungen. Die<br />

nä<strong>ch</strong>ste Panikattacke folgte, und ihre<br />

Eltern waren ratlos. Na<strong>ch</strong> einem Aufenthalt<br />

in <strong>der</strong> Notfallstation erlebte sie<br />

«die s<strong>ch</strong>limmste Zeit» ihres Lebens.<br />

«I<strong>ch</strong> hatte grosse <strong>Angst</strong>gefühle und<br />

heulte andauernd.» Sie litt an Atemnot<br />

und wollte ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>leben</strong>. Simone M.<br />

liess ihre Prüfungen sausen.<br />

Die Ärztin auf <strong>der</strong> Notfallstation überwies<br />

sie an einen Psy<strong>ch</strong>iater. Erst jetzt<br />

bekamen ihre Anfälle einen Namen:<br />

Panikattacken, eine Form von <strong>Angst</strong>erkrankungen.<br />

Simone M. begann eine<br />

Verhaltenstherapie, kombiniert <strong>mit</strong><br />

Medikamenten. Einmal pro Wo<strong>ch</strong>e<br />

besu<strong>ch</strong>te sie ihren Arzt. Zu Beginn <strong>der</strong><br />

Therapie getraute sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

unter die Leute. Sie mied grössere Ansammlungen.<br />

Na<strong>ch</strong> zwei Wo<strong>ch</strong>en ging es<br />

ihr besser. Na<strong>ch</strong> den Semesterferien<br />

nahm sie ihr Studium wie<strong>der</strong> auf. Ihr<br />

damaliger Freund und <strong>vor</strong> allem ihre<br />

Mutter halfen ihr auf dem Weg <strong>zu</strong>rück in<br />

einen Alltag ohne <strong>Angst</strong>. Langsam wurde<br />

ihr bewusst, dass die Panikattacken<br />

immer dann auftraten, wenn beson<strong>der</strong>e<br />

Ereignisse be<strong>vor</strong>standen: Eine Reise<br />

«I<strong>ch</strong>wollte<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

<strong>leben</strong>»<br />

na<strong>ch</strong> New York, ein Spra<strong>ch</strong>aufenthalt in<br />

Spanien. Jedes Mal <strong>vor</strong> dem Antritt einer<br />

Reise bekam sie <strong>Angst</strong>: «Was passiert,<br />

wenn mi<strong>ch</strong> Panik überfällt an einem<br />

unbekannten Ort, im Ausland, wo i<strong>ch</strong><br />

niemanden kenne, ohne die Hilfe <strong>der</strong> mir<br />

nahe stehenden Mens<strong>ch</strong>en?»<br />

3


gst<br />

das Leben<br />

ücken<br />

ANGST BEGLEITET UNS EIN LEBEN LANG: ANGST VOR PRÜFUNGEN, KRANKHEIT, ABHÄNGIGKEIT, VOR UMWELT-<br />

BEDROHUNGEN UND TOD. DAS IST NORMAL. WENN DIE ANGST ZUR PANIK WIRD UND UNSEREN ALLTAG MIT<br />

PANIKATTACKEN BESETZT, DANN WIRD SIE ZUR KRANKHEIT. PANIKATTACKEN TRETEN WIE AUS DEM NICHTS AUF,<br />

OHNE ERSICHTLICHEN GRUND. SIE SCHRÄNKEN DIE BETROFFENEN MASSIV EIN UND DROHEN, DAS LEBEN ZU<br />

ERDRÜCKEN. WIR SPRACHEN DARÜBER MIT PROFESSOR DR. MED. GREGOR HASLER.<br />

höre mein Herz stark s<strong>ch</strong>lagen, i<strong>ch</strong> beginne<br />

<strong>zu</strong> zittern und habe kalten S<strong>ch</strong>weiss, es<br />

wird mir s<strong>ch</strong>windlig und man<strong>ch</strong>mal übel.<br />

Die Umgebung s<strong>ch</strong>eint mir dann weit<br />

weg <strong>zu</strong> sein. Dies alles ma<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> mehr<br />

<strong>Angst</strong>, i<strong>ch</strong> denke, dass i<strong>ch</strong> bald total die<br />

Kontrolle verliere, dass i<strong>ch</strong> verrückt werden<br />

o<strong>der</strong> an einem Herzversagen sterben<br />

könnte. Na<strong>ch</strong> ca. 10 Minuten wird es ganz<br />

extrem, wird dann aber, ohne dass i<strong>ch</strong><br />

etwas ma<strong>ch</strong>e, besser. Wenn i<strong>ch</strong> diese Attacken<br />

habe, denke i<strong>ch</strong> oft, dass i<strong>ch</strong> irgendwie<br />

fliehen muss.» Mens<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong> einer<br />

Panikstörung leiden aber ni<strong>ch</strong>t nur an<br />

Panikattacken, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> an <strong>der</strong> anhaltenden<br />

<strong>Angst</strong>, es könnte wie<strong>der</strong> eine<br />

Attacke auftreten. Gewisse Patienten<br />

empfinden diese «<strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> <strong>der</strong> <strong>Angst</strong>»<br />

als s<strong>ch</strong>limmer und eins<strong>ch</strong>ränken<strong>der</strong> als die<br />

Attacken selber.<br />

Wo sind die Grenzen zwis<strong>ch</strong>en normaler<br />

und krankhafter <strong>Angst</strong>?<br />

<strong>Angst</strong> eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Panik sind normale<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gefühle. <strong>Angst</strong> wird erst<br />

dann krankhaft, wenn sie <strong>zu</strong> einer grossen<br />

Belastung wird und/o<strong>der</strong> <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>weren<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkungen im Leben <strong>der</strong> Betroffenen<br />

führt.<br />

Wie viele Mens<strong>ch</strong>en sind davon betroffen?<br />

Mehr Frauen o<strong>der</strong> Männer?<br />

Bis <strong>zu</strong> einem Drittel <strong>der</strong> Bevölkerung hat<br />

ZUR PERSON<br />

PANIKSTÖRUNGEN<br />

s<strong>ch</strong>on eine Panikattacke erlebt. Etwa 4<br />

Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung litten mindestens<br />

einmal im Leben an einer Panikstörung<br />

<strong>mit</strong> wie<strong>der</strong>holten Attacken, die <strong>zu</strong> einem<br />

deutli<strong>ch</strong>en Leidensdruck führten. Frauen<br />

leiden etwa doppelt so häufig an<br />

Panikstörungen wie Männer.<br />

Prof. Dr. med. Gregor Hasler ist seit dem 1. Januar 2010 als ausserordentli<strong>ch</strong>er<br />

Professor für Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e Versorgungsfors<strong>ch</strong>ung und Soziale Psy<strong>ch</strong>iatrie an<br />

<strong>der</strong> Universität Bern tätig. Gregor Hasler (41) ist in Luzern aufgewa<strong>ch</strong>sen und<br />

hat an <strong>der</strong> Universität Züri<strong>ch</strong> Medizin studiert. Seine Fa<strong>ch</strong>ausbildung <strong>zu</strong>m<br />

Psy<strong>ch</strong>iater und Psy<strong>ch</strong>otherapeuten FMH hat er an <strong>der</strong> Klinik Hohenegg in<br />

Meilen, an <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Poliklinik des Universitätsspitals Züri<strong>ch</strong> und am<br />

National Institute of Mental Health in Bethesda, USA, gema<strong>ch</strong>t. Seine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Arbeiten wurden <strong>mit</strong> nationalen und internationalen Preisen ausgezei<strong>ch</strong>net,<br />

so u. a. im Jahr 2008 <strong>mit</strong> dem För<strong>der</strong>ungspreis des Lundbeck<br />

Instituts für herausragende Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> klinis<strong>ch</strong>en<br />

Psy<strong>ch</strong>iatrie.<br />

5


6<br />

PANIKSTÖRUNGEN<br />

B UCHTIPP!<br />

Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie<br />

Der Ratgeber liefert verständli<strong>ch</strong>e Informationen <strong>zu</strong>r Panikstörung sowie <strong>zu</strong>r<br />

Agoraphobie und zeigt Wege auf, wie Betroffene ihre Ängste bewältigen können.<br />

Herzrasen, S<strong>ch</strong>windel, Kurzatmigkeit und Engegefühl sind typis<strong>ch</strong>e körperli<strong>ch</strong>e<br />

Empfindungen, die Mens<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong> einer Panikstörung <strong>mit</strong>unter tägli<strong>ch</strong> er<strong>leben</strong>.<br />

Einen Fahrstuhl benutzen, si<strong>ch</strong> an einem stark bevölkerten Ort aufhalten o<strong>der</strong> ins<br />

Theater gehen sind typis<strong>ch</strong>e Situationen, die Mens<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong> einer Agoraphobie <strong>zu</strong><br />

vermeiden versu<strong>ch</strong>en. Panikstörungen und Agoraphobie sind weitverbreitete<br />

<strong>Angst</strong>störungen. Der Ratgeber liefert verständli<strong>ch</strong>e Informationen <strong>zu</strong> diesen<br />

<strong>Angst</strong>erkrankungen und zeigt Wege auf, wie Betroffene ihre Ängste bewältigen<br />

können. Der Ratgeber befasst si<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Frage, was <strong>Angst</strong> eigentli<strong>ch</strong><br />

ist und worin si<strong>ch</strong> <strong>Angst</strong> und Panik unters<strong>ch</strong>eiden. Er informiert darüber, wie<br />

Panikattacken entstehen und warum sie ni<strong>ch</strong>t wie<strong>der</strong> von alleine weggehen. <strong>Mit</strong>hilfe<br />

zahlrei<strong>ch</strong>er Arbeitsblätter und Übungen lernen Betroffene ihre eigenen<br />

Empfindungen <strong>zu</strong> verstehen, si<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> ihren beängstigenden Gedanken auseinan<strong>der</strong><strong>zu</strong>setzen<br />

und ihr Verhalten <strong>zu</strong> än<strong>der</strong>n. Ausserdem erhalten Angehörige Hinweise,<br />

wie sie Betroffene bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer Ängste unterstützen können.<br />

Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie: Informationen für Betroffene und<br />

Angehörige, von Nina Heinri<strong>ch</strong>s, Hogrefe-Verlag, bros<strong>ch</strong>iert, 108 Seiten,<br />

ISBN-10: 3-8017-1986-3, ISBN-13: 9783801719869<br />

Wel<strong>ch</strong>en Anteil haben genetis<strong>ch</strong>e<br />

Faktoren? Wie häufig sind traumatis<strong>ch</strong>e<br />

Ereignisse Ursa<strong>ch</strong>e?<br />

Etwa 30 Prozent <strong>der</strong> Risikofaktoren für die<br />

Panikstörung sind genetis<strong>ch</strong> bedingt. Etwa<br />

ein Drittel <strong>der</strong> Patienten gibt an, dass<br />

traumatis<strong>ch</strong>e Ereignisse in <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>der</strong> Panikstörung eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle<br />

spielten. Asthma, Rau<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> Konsum<br />

von Koffein und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Stress sind<br />

weitere wi<strong>ch</strong>tige Faktoren für die Entwicklung<br />

und Aufre<strong>ch</strong>terhaltung von<br />

Panikstörungen.<br />

Sind Panikstörungen Folge o<strong>der</strong> Teil<br />

von an<strong>der</strong>en Erkrankungen wie Depressionen,<br />

Zwangsstörungen usw. o<strong>der</strong><br />

treten sie isoliert auf?<br />

Etwa 70 Prozent <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong><br />

Panikstörungen leiden an einer <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong>en<br />

psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Störung, am häufigsten<br />

an einer Depression o<strong>der</strong> an einer an<strong>der</strong>en<br />

Zwangsstörung. Ob die Panikstörung<br />

Ursa<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Erkrankung<br />

ist, weiss man ni<strong>ch</strong>t; vermutli<strong>ch</strong> haben<br />

die vers<strong>ch</strong>iedenen Störungen gemeinsame<br />

Ursa<strong>ch</strong>en und treten deshalb <strong>zu</strong>sammen<br />

auf. Bei Depressionen ist das<br />

Auftreten von Panikattacken meist ein<br />

Zei<strong>ch</strong>en, dass Mens<strong>ch</strong>en eher s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t auf<br />

die Standardbehandlung reagieren. Ein<br />

Fa<strong>ch</strong>arzt für Psy<strong>ch</strong>iatrie sollte in diesem<br />

Fall unbedingt beigezogen werden.<br />

«Bis <strong>zu</strong> einemDrittel<br />

<strong>der</strong>Bevölkerung<br />

hat s<strong>ch</strong>on eine<br />

Panikattacke<br />

erlebt»<br />

Wel<strong>ch</strong>e Symptome treten bei Panikstörungen<br />

auf? Sind es immer die glei<strong>ch</strong>en<br />

o<strong>der</strong> variieren sie von Fall <strong>zu</strong> Fall?<br />

Die Symptome variieren von Fall <strong>zu</strong> Fall.<br />

Bei gewissen Patienten stehen körperli<strong>ch</strong>e<br />

Symptome wie Atemnot, Herzklopfen,<br />

S<strong>ch</strong>witzen etc. im Vor<strong>der</strong>grund, bei an<strong>der</strong>en<br />

Patienten eher psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Symptome<br />

wie die <strong>Angst</strong> <strong>vor</strong> dem Verrücktwerden


o<strong>der</strong> Todesangst. Die Symptome können<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> von Attacke <strong>zu</strong> Attacke verän<strong>der</strong>n.<br />

Therapeutis<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig ist, ob die<br />

Betroffenen hyperventilieren, d. h. <strong>zu</strong><br />

s<strong>ch</strong>nell und <strong>zu</strong> tief atmen. Dies ist den<br />

Betroffenen meistens ni<strong>ch</strong>t bewusst. Bei<br />

Hyperventilation haben si<strong>ch</strong> Atemübungen<br />

als wirksame psy<strong>ch</strong>otherapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen erwiesen.<br />

«Flu<strong>ch</strong>t<br />

ist eine uralte<br />

Reaktion<br />

auf<br />

<strong>Angst</strong> und<br />

Gefahr»<br />

Flu<strong>ch</strong>t ist eine Reaktion auf eine Panikattacke.<br />

An<strong>der</strong>e meiden Orte o<strong>der</strong><br />

Situationen, wo diese <strong>Angst</strong>störungen<br />

auftreten könnten. Können si<strong>ch</strong> Betroffene<br />

selber helfen? Wann brau<strong>ch</strong>en sie<br />

ärztli<strong>ch</strong>e Hilfe?<br />

Flu<strong>ch</strong>t ist eine uralte Reaktion auf <strong>Angst</strong><br />

und Gefahr. Bei Panikattacken ma<strong>ch</strong>t<br />

diese Reaktion aber keinen Sinn, weil es ja<br />

keinen äusseren Auslöser gibt. Patienten<br />

meiden ni<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong> Orte, wo Panikattacken<br />

auftreten könnten − die können<br />

ja überall auftreten − son<strong>der</strong>n sie meiden<br />

Orte, wo sie ni<strong>ch</strong>t fliehen können o<strong>der</strong> wo<br />

sie si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ämen müssten, wenn sie eine<br />

Panikattacke hätten, also an öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Orten. Für gewisse Patienten ist es wi<strong>ch</strong>tig,<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Notfall-Stationen<br />

o<strong>der</strong> Arztpraxen <strong>zu</strong> sein.<br />

Wie und wie lange wird therapiert?<br />

Die Therapien dauern unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> lang,<br />

d. h. ein paar Wo<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> Jahre. Die<br />

Therapien werden meist dann beendet,<br />

wenn die Patienten <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Angst</strong> besser<br />

umgehen können und keine Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />

o<strong>der</strong> kein Vermeidungsverhalten<br />

mehr haben. Die völlige <strong>Angst</strong>freiheit ist<br />

kein sinnvolles Therapieziel.<br />

Wann ist eine medikamentöse Behandlung<br />

angesagt, wann eine Verhaltenstherapie<br />

o<strong>der</strong> die Kombination von beidem?<br />

Dies hängt massgebend vom Wuns<strong>ch</strong> des<br />

Patienten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patientin ab. Beide<br />

Methoden sind gut erprobt und zeigen<br />

eine verglei<strong>ch</strong>bare Wirkung. Für die psy<strong>ch</strong>otherapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Behandlung muss <strong>der</strong><br />

Patient motiviert sein und aktiv an seinem<br />

Problem arbeiten, dafür sind die<br />

Erfolge dann oft von Dauer. Wenn jemand<br />

auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Methode ni<strong>ch</strong>t<br />

genügend anspri<strong>ch</strong>t, sollte die Psy<strong>ch</strong>otherapie<br />

<strong>mit</strong> einer medikamentösen<br />

Therapie kombiniert werden. Die medikamentöse<br />

Therapie wird <strong>mit</strong> Antidepressiva<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Anxiolytika (Tranquilizer)<br />

eignen si<strong>ch</strong> nur für die Akuttherapie und<br />

sollten in <strong>der</strong> Regel ni<strong>ch</strong>t länger als zwei<br />

Wo<strong>ch</strong>en eingenommen werden.<br />

Wel<strong>ch</strong>en Beitrag können Angehörige,<br />

Freunde, Begleitpersonen bei Mens<strong>ch</strong>en<br />

<strong>mit</strong> Panikstörungen leisten?<br />

Sie sollten die Patienten motivieren, eine<br />

Behandlung in Anspru<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> nehmen. Bei<br />

Vermeidungsverhalten können sie den<br />

Patienten helfen, si<strong>ch</strong> verlorene Freiheiten<br />

wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> erkämpfen, <strong>zu</strong>m Beispiel den<br />

«Für die psy<strong>ch</strong>otherapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Behandlung<br />

muss <strong>der</strong><br />

Patient<br />

motiviert sein»<br />

Besu<strong>ch</strong> eines Kinos, die Fahrt <strong>mit</strong> Tram<br />

und Zug o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aufenthalt auf öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Plätzen. Da Stress, Rau<strong>ch</strong>en und<br />

Koffeinkonsum Risikofaktoren sind, können<br />

Angehörige au<strong>ch</strong> <strong>mit</strong>helfen, Stress<br />

ab<strong>zu</strong>bauen, das Rau<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> stoppen und<br />

den Kaffeekonsum <strong>zu</strong> reduzieren.<br />

M E D I K A M E N T Ö S E<br />

B E H A N D L U N G :<br />

PANIKSTÖRUNGEN<br />

Tabletten, Tropfen o<strong>der</strong> Infusion?<br />

Am häufigsten werden Antidepressiva<br />

in Form von Tabletten vers<strong>ch</strong>rieben.<br />

Daneben sind sie aber au<strong>ch</strong> als<br />

Tropfen o<strong>der</strong> Infusionen erhältli<strong>ch</strong>.<br />

Wel<strong>ch</strong>es sind die Vorteile und wo liegen<br />

die Na<strong>ch</strong>teile?<br />

Tabletten:<br />

Die herkömmli<strong>ch</strong>ste Art. Je kleiner<br />

sie sind, desto lei<strong>ch</strong>ter sind sie <strong>zu</strong><br />

s<strong>ch</strong>lucken. Tabletten und Kapseln<br />

werden übli<strong>ch</strong>erweise <strong>mit</strong> Wasser<br />

ges<strong>ch</strong>luckt. Na<strong>ch</strong>teile hat diese Form<br />

<strong>der</strong> Darrei<strong>ch</strong>ung allerdings für<br />

Patienten <strong>mit</strong> S<strong>ch</strong>luckproblemen.<br />

Abhilfe s<strong>ch</strong>affen hier sogenannte<br />

Sublingualtabletten. Sie s<strong>ch</strong>melzen<br />

auf <strong>der</strong> Zunge und können so <strong>mit</strong><br />

dem Spei<strong>ch</strong>el ges<strong>ch</strong>luckt werden.<br />

Tropfen:<br />

In flüssiger Form sind Antidepressiva<br />

angenehm <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>lucken, sie sind<br />

individuell und fein dosierbar.<br />

Infusionen:<br />

Antidepressiva in Form von Infusionen<br />

sind nur vereinzelt erhältli<strong>ch</strong>.<br />

Ihre Anwendung erfolgt selten und<br />

sehr spezifis<strong>ch</strong>.<br />

7


8<br />

VERHALTENSTHERAPIE<br />

DER UMGANG MIT BELASTENDEN GEFÜHLEN, PROBLEMATISCHEN VERHALTENSMUSTERN UND NEGATIVEN<br />

Was ist Verhaltenstherapie?<br />

Verhaltenstherapie ist ein psy<strong>ch</strong>otherapeutis<strong>ch</strong>es<br />

Verfahren, das auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und theoretis<strong>ch</strong>en Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>ologie und <strong>der</strong> Neurowissens<strong>ch</strong>aften<br />

versu<strong>ch</strong>t, die Entstehung<br />

und Beibehaltung psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Störungen <strong>zu</strong><br />

erklären und davon Behandlungsansätze<br />

ab<strong>zu</strong>leiten. Das Vorgehen ist dabei auf die<br />

Bewältigung aktueller Probleme des Patienten<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet, unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung seiner<br />

<strong>leben</strong>sges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Entwicklung und<br />

seiner Prägungen. Der Patient wird <strong>zu</strong>r aktiven<br />

<strong>Mit</strong>arbeit aufgefor<strong>der</strong>t, beispielsweise<br />

dur<strong>ch</strong> das Ausprobieren neuer Verhaltensweisen<br />

o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> Hausaufgaben. Verhaltenstherapie<br />

soll Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe sein.<br />

Gibt es unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Formen <strong>der</strong><br />

Verhaltenstherapie?<br />

Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene verhaltenstherapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Te<strong>ch</strong>niken, die im Einzelfall sinnvoll<br />

<strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> kombiniert werden. Da<strong>zu</strong> gehören<br />

bei depressiven Patienten übende Verfahren<br />

wie <strong>zu</strong>m Beispiel <strong>der</strong> gezielte Aufbau<br />

von angenehmen Aktivitäten im Tagesablauf<br />

o<strong>der</strong> bei Patienten <strong>mit</strong> <strong>Angst</strong>- und Zwangsstörungen<br />

das Expositionstraining, bei dem es<br />

darum geht, si<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> <strong>Angst</strong> auslösenden<br />

Situation <strong>zu</strong> konfrontieren und neue Bewältigungsfertigkeiten<br />

<strong>zu</strong> erlernen.Wi<strong>ch</strong>tig sind<br />

au<strong>ch</strong> kognitive Te<strong>ch</strong>niken, die darauf abzielen,<br />

ungünstige Denkmuster und Lebensleitsätze,<br />

wie alles s<strong>ch</strong>warz-weiss <strong>zu</strong> betra<strong>ch</strong>ten o<strong>der</strong><br />

alles perfekt ma<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> wollen, <strong>zu</strong> überprüfen<br />

und <strong>zu</strong> verän<strong>der</strong>n. Dann gibt es komplexe<br />

Trainingsprogramme <strong>zu</strong>r Verbesserung des<br />

Umgangs <strong>mit</strong> unangenehmen Gefühlen und<br />

Spannungs<strong>zu</strong>ständen sowie <strong>zu</strong>r Stärkung von<br />

Selbstsi<strong>ch</strong>erheit und Kommunikationsfertigkeiten.<br />

Dabei werden unter an<strong>der</strong>em Rollenspiele<br />

angewandt.<br />

Wie lautet das Ziel einer<br />

Verhaltenstherapie?<br />

Zu Beginn einer Verhaltenstherapie geht es<br />

<strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st darum, <strong>zu</strong>m Patienten eine vertrauensvolle<br />

Beziehung auf<strong>zu</strong>bauen, seine gesunden<br />

Seiten <strong>zu</strong> stärken und gemeinsam <strong>mit</strong><br />

ihm Verständnis für seine Probleme <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>af-<br />

Verha<br />

therapi<br />

Hilfe <strong>zu</strong>rSe<br />

DENKMUSTERN KANN GELERNT WERDEN. «VERHALTENSTHERAPIE IST EINE FORM DES SELBSTMANAGEMENTS», SAGT<br />

CHRISTINE POPPE, CHEFÄRZTIN DER TAGESKLINIK DES SANATORIUMS KILCHBERG.<br />

fen. Basierend auf seinen Ziel<strong>vor</strong>stellungen<br />

wird <strong>mit</strong> ihm eine individuelle Therapieplanung<br />

erstellt, die darauf abzielt, eine neue<br />

Lebensperspektive <strong>zu</strong> entwickeln unter Einbe<strong>zu</strong>g<br />

seiner Ressourcen und Stärken. Ziele<br />

können dabei sein: ein verbesserter Umgang<br />

<strong>mit</strong> seinen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Problemen und<br />

s<strong>ch</strong>wierigen Lebensumständen, die entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Bewältigung, die Klärung von ungelösten<br />

Konflikten und <strong>der</strong> Aufbau einer Rückfallprophylaxe.<br />

Bei wel<strong>ch</strong>en psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Störungen wird<br />

sie angewendet?<br />

Verhaltenstherapeutis<strong>ch</strong>e Te<strong>ch</strong>niken können<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> bei einer Vielzahl von psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Störungen angewandt werden. Für<br />

<strong>Angst</strong>- und Zwangsstörungen, Depressionen<br />

und Essstörungen liegen inzwis<strong>ch</strong>en gut<br />

überprüfte störungsspezifis<strong>ch</strong>e Therapieprogramme<br />

<strong>vor</strong>. Im Einzelfall wird das Vorgehen<br />

den Bedürfnissen des Patienten angepasst<br />

und je na<strong>ch</strong>dem um weitere Therapieelemente<br />

ergänzt.


10<br />

VERHALTENSTHERAPIE<br />

Wenn <strong>der</strong> Leistungsdruck Panik<br />

auslöst<br />

Andreas M.* ist 40-jährig, sportli<strong>ch</strong>, körperli<strong>ch</strong><br />

gesund und erfolgrei<strong>ch</strong>er Manager.<br />

Seit Jahren kämpft er jedo<strong>ch</strong> gegen<br />

Ängste und Panikattacken, die ihn überkommen,<br />

in Fahrstühlen, engen Tunnels<br />

und auf längeren Flugreisen.<br />

Bislang haben ihn seine Ängste zwar nur<br />

wenig einges<strong>ch</strong>ränkt, da er die Auslöser<br />

stets <strong>zu</strong> vermeiden versu<strong>ch</strong>te. So benutzte<br />

er beispielsweise die Treppe anstelle<br />

des Auf<strong>zu</strong>gs. Ein Stellenwe<strong>ch</strong>sel zwingt<br />

ihn aber jetzt <strong>zu</strong> längeren Flugreisen.<br />

Während eines Flugs na<strong>ch</strong> Asien überkommen<br />

ihn massive Ängste, einhergehend<br />

<strong>mit</strong> Nervosität, Atemnot, Herzrasen,<br />

Zittern, S<strong>ch</strong>witzen, Verdauungsbes<strong>ch</strong>werden<br />

und dem Gefühl <strong>der</strong> Unwirkli<strong>ch</strong>keit<br />

bis hin <strong>zu</strong> Todesängsten. Er greift<br />

<strong>zu</strong>m ersten Mal <strong>zu</strong> Beruhigungstabletten.<br />

Seit diesem Erlebnis fühlt er si<strong>ch</strong> in seinem<br />

Alltag deutli<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ränkt, was<br />

au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ngen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Partners<strong>ch</strong>aft führt.<br />

Weil er wie<strong>der</strong> normal funktionieren will,<br />

su<strong>ch</strong>t er ein Ambulatorium für psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Erkrankungen auf. Diagnose: Agoraphobie<br />

(Platzangst). Die Ärztin erklärt ihm, dass<br />

unter Stressbedingungen <strong>Angst</strong>anfälle <strong>mit</strong><br />

Horror<strong>vor</strong>stellungen ausgelöst werden<br />

können. Um seine Agoraphobie in den<br />

Griff <strong>zu</strong> bekommen, s<strong>ch</strong>lägt sie ihm eine<br />

Verhaltenstherapie <strong>vor</strong>.<br />

In diversen Gesprä<strong>ch</strong>en wird sein bisheriges<br />

Verhalten analysiert. Andreas M. erkennt<br />

dabei, dass er si<strong>ch</strong> in seinem Leben<br />

immer mehr einem Leistungsdruck ausgesetzt<br />

hatte. Perfekt wollte er alles<br />

ma<strong>ch</strong>en, anerkannt sein. Seine eigenen<br />

Bedürfnisse blieben auf <strong>der</strong> Strecke. <strong>Mit</strong>hilfe<br />

von Entspannungsübungen lernt er,<br />

wie<strong>der</strong> mehr auf seinen Körper <strong>zu</strong> a<strong>ch</strong>ten<br />

und si<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> einer kontrollierten Atmung<br />

<strong>zu</strong> beruhigen.<br />

S<strong>ch</strong>ritt fürSc<br />

<strong>mit</strong> demLeben wie<strong>der</strong><br />

<strong>zu</strong>re<strong>ch</strong>tko<br />

LEISTUNGSDRUCK, ÜBERFORDERUNG, SCHICKSALSSCHLÄGE – ES GIBT UNZÄHLIGE GRÜNDE, DIE PANIKSTÖRUNGEN UND<br />

ÄNGSTE AUSLÖSEN UND DEN ALLTAG MASSIV EINSCHRÄNKEN KÖNNEN. WIE EINE VERHALTENSTHERAPIE BETROFFENEN<br />

HELFEN KANN, MIT IHREM LEBEN WIEDER ZURECHTZUKOMMEN, ZEIGEN DIE FOLGENDEN DREI BEISPIELE.<br />

Seine Ängste protokolliert er detailliert.<br />

Dies hilft <strong>der</strong> Therapeutin, ihm auf<strong>zu</strong>zeigen,<br />

wie er seine Ängste abbauen kann:<br />

Sie erklärt ihm beispielsweise den Unters<strong>ch</strong>ied<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Anzei<strong>ch</strong>en eines<br />

Herzinfarktes und dem Herzrasen na<strong>ch</strong><br />

intensiver körperli<strong>ch</strong>er Betätigung. In<br />

einem nä<strong>ch</strong>sten S<strong>ch</strong>ritt bereiten sie si<strong>ch</strong><br />

gemeinsam auf Expositionsübungen <strong>vor</strong>.<br />

Dabei werden bislang gemiedene Plätze<br />

aufgesu<strong>ch</strong>t und <strong>der</strong> Umgang <strong>mit</strong> den<br />

Ängsten neu erlernt. Andreas M. merkt,<br />

dass er trotz unangenehmer Körperempfindungen<br />

die Situation aushalten<br />

kann und die Stressreaktionen von alleine<br />

na<strong>ch</strong>lassen, ohne dass eine befür<strong>ch</strong>tete<br />

Katastrophe eintritt. Zu Beginn ist die<br />

<strong>Angst</strong> no<strong>ch</strong> gross. <strong>Mit</strong> <strong>der</strong> Zeit s<strong>ch</strong>afft er<br />

es, Fahrstühle angstfrei <strong>zu</strong> benützen und<br />

freut si<strong>ch</strong> sogar auf den nä<strong>ch</strong>sten Urlaubsflug.<br />

In weiteren Therapiesit<strong>zu</strong>ngen<br />

versu<strong>ch</strong>t er <strong>zu</strong> verstehen, weshalb er si<strong>ch</strong><br />

in seinem Leben immer wie<strong>der</strong> grossem<br />

Leistungsdruck aussetzte und wie er <strong>mit</strong><br />

si<strong>ch</strong> in Zukunft s<strong>ch</strong>onen<strong>der</strong> umgehen


hritt<br />

mmen<br />

kann. An seiner neuen Arbeitsstelle<br />

Werts<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> erfahren, ohne dabei<br />

ans Li<strong>mit</strong> <strong>zu</strong> gehen, ma<strong>ch</strong>t ihn stolz.<br />

S<strong>ch</strong>icksalss<strong>ch</strong>läge als Auslöser<br />

Marlis B.*, 50-jährig, Angestellte, wird<br />

von ihrem Hausarzt wegen <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong><br />

Ängste und depressiver Stimmung <strong>zu</strong>r<br />

Behandlung in eine psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e Tagesklinik<br />

überwiesen. Das vergangene Jahr<br />

hatte ihr <strong>zu</strong>gesetzt: Sie musste si<strong>ch</strong> einer<br />

Operation unterziehen, übernahm die<br />

Pflege ihres kranken Vaters und verlor<br />

ihre Arbeitsstelle. Von ihrem Partner<br />

erhielt sie kaum Unterstüt<strong>zu</strong>ng.<br />

Seit einem halben Jahr leidet sie unter<br />

Panikattacken <strong>mit</strong> Hitzegefühlen, S<strong>ch</strong>weissausbrü<strong>ch</strong>en,<br />

Übelkeit, Atemnot, Zittern,<br />

einer inneren Verkrampfung und dem<br />

Gefühl, dem Alltag ni<strong>ch</strong>t mehr gewa<strong>ch</strong>sen<br />

<strong>zu</strong> sein. Sie befür<strong>ch</strong>tet, ohnmä<strong>ch</strong>tig<br />

<strong>zu</strong> werden o<strong>der</strong> an einem plötzli<strong>ch</strong>en<br />

Herzinfarkt <strong>zu</strong> sterben. Aus ihrem<br />

Freundeskreis hat sie si<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>rückgezogen.<br />

Sie getraut si<strong>ch</strong> kaum no<strong>ch</strong> aus dem<br />

Haus. Sie sorgt si<strong>ch</strong> um die Zukunft, verspürt<br />

wenig Energie und Freude, s<strong>ch</strong>läft<br />

sehr unruhig und fühlt si<strong>ch</strong> deshalb tagsüber<br />

oft müde.<br />

In <strong>der</strong> Tagesklinik werden bei Marlis B.<br />

eine Agoraphobie <strong>mit</strong> Panikstörung sowie<br />

eine lei<strong>ch</strong>te Depression festgestellt. Um<br />

die Stimmung mögli<strong>ch</strong>st ras<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> verbessern<br />

und sie im Umgang <strong>mit</strong> den Ängsten<br />

<strong>zu</strong> unterstützen, erhält sie ein Antidepressivum,<br />

das bereits na<strong>ch</strong> drei<br />

Wo<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> einer Stimmungsaufhellung<br />

führt. In den Gesprä<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong> dem Psy<strong>ch</strong>ologen<br />

lernt sie, <strong>mit</strong> ihren Krankheitsängsten<br />

besser um<strong>zu</strong>gehen. Sie beginnt,<br />

Herzrasen und Zittern als normale<br />

Stressreaktionen des Körpers ein<strong>zu</strong>ordnen,<br />

die von alleine na<strong>ch</strong>lassen und <strong>mit</strong><br />

denen sie si<strong>ch</strong> trotzdem in <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

bewegen kann. Wenn sie die <strong>Angst</strong><br />

überkommt, konzentriert sie si<strong>ch</strong> nun auf<br />

den Boden und kontrolliert ihren Atem.<br />

Dies hilft ihr, die Stresssituation aus<strong>zu</strong>halten.<br />

In den Therapiegesprä<strong>ch</strong>en wird deutli<strong>ch</strong>,<br />

dass Marlis B. bislang sehr pfli<strong>ch</strong>tbewusst<br />

gelebt hat, si<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>en s<strong>ch</strong>nell unterordnete<br />

und si<strong>ch</strong> dabei aber <strong>zu</strong>rückgesetzt<br />

fühlte. Sie beginnt <strong>zu</strong> überlegen,<br />

wie sie mehr Eigenständigkeit entwickeln<br />

und si<strong>ch</strong> gegenüber an<strong>der</strong>en besser<br />

behaupten kann. In einem Training <strong>zu</strong>r<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Selbstsi<strong>ch</strong>erheit lernt<br />

sie, eigene Wüns<strong>ch</strong>e, Bedürfnisse und<br />

Gefühle <strong>zu</strong> äussern. Der Therapeut ermuntert<br />

sie, wie<strong>der</strong> ihre früheren Freizeitbes<strong>ch</strong>äftigungen<br />

wie Pilze sammeln<br />

und Velo fahren auf<strong>zu</strong>nehmen und Kontakte<br />

<strong>zu</strong> pflegen. In Paargesprä<strong>ch</strong>en<br />

gelingt es ihr, von ihrem Partner mehr<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng ein<strong>zu</strong>for<strong>der</strong>n und <strong>mit</strong> ihm<br />

<strong>zu</strong> überlegen, wie beide die Zukunft<br />

gestalten mö<strong>ch</strong>ten. Gemeinsam <strong>mit</strong> dem<br />

Therapeuten legt sie am Ende <strong>der</strong> Behandlung<br />

die Grundsteine für die Arbeitssu<strong>ch</strong>e.<br />

Na<strong>ch</strong> drei Monaten kann Marlis B. die<br />

Tagesklinik verlassen. Um ihre Erfolge <strong>zu</strong><br />

festigen und <strong>zu</strong>r Begleitung <strong>der</strong> Arbeitssu<strong>ch</strong>e<br />

führt sie die Therapie bei einem<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Psy<strong>ch</strong>ologen für ein<br />

paar Monate weiter.<br />

<strong>Mit</strong> Alkohol gegen die <strong>Angst</strong><br />

Heinz D.*, ein körperli<strong>ch</strong> gesun<strong>der</strong> junger<br />

Mann, kam über seinen Hausarzt in die<br />

Klinik. Eine medikamentöse Behandlung<br />

hatte zwar geholfen, aber seine Ängste<br />

ni<strong>ch</strong>t vollständig aufgelöst. Der Student<br />

beri<strong>ch</strong>tete, dass er grosse Mühe habe, auf<br />

an<strong>der</strong>e Mens<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong><strong>zu</strong>gehen. Er befür<strong>ch</strong>te,<br />

sie könnten ihn komis<strong>ch</strong> und langweilig<br />

finden, ihn kritisieren o<strong>der</strong> gar ablehnen.<br />

Au<strong>ch</strong> sei es ihm unangenehm, im <strong>Mit</strong>telpunkt<br />

<strong>zu</strong> stehen, beispielsweise, wenn er<br />

<strong>zu</strong> spät komme o<strong>der</strong> alleine in ein Café<br />

gehe. Einerseits zwinge er si<strong>ch</strong>, gegen<br />

seine Ängste an<strong>zu</strong>gehen, an<strong>der</strong>erseits vermeide<br />

er auslösende Situationen. Vor<br />

Anlässen trinke er Alkohol, um si<strong>ch</strong> Mut <strong>zu</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en. In den Gesprä<strong>ch</strong>en <strong>mit</strong> dem<br />

Psy<strong>ch</strong>ologen sagte er, dass er s<strong>ch</strong>on als<br />

Kind unsi<strong>ch</strong>er gewesen sei. Inzwis<strong>ch</strong>en<br />

behin<strong>der</strong>ten ihn die Ängste in seinem<br />

Studium. Sie würden ihn au<strong>ch</strong> davon<br />

abhalten, eine Partners<strong>ch</strong>aft ein<strong>zu</strong>gehen.<br />

Die Diagnose ergab, dass Heinz D. an einer<br />

sozialen Phobie litt. Er ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> für<br />

eine ambulante Einzel- und eine Gruppentherapie.<br />

Wie war seine Krankheit <strong>zu</strong><br />

erklären? Heinz D. ist in einer Familie <strong>mit</strong><br />

hohen moralis<strong>ch</strong>en Prinzipien aufgewa<strong>ch</strong>sen.<br />

Als <strong>der</strong> Vater erkrankte und <strong>der</strong> Grossvater<br />

früh starb, fehlte ihm die notwendige<br />

emotionale Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Im Studium<br />

stellte er hohe Ansprü<strong>ch</strong>e an si<strong>ch</strong>. Als si<strong>ch</strong><br />

seine Freundin von ihm trennte, fühlte er<br />

si<strong>ch</strong> verunsi<strong>ch</strong>ert. In <strong>der</strong> Therapie wurde<br />

ihm bewusst, dass negative Sätze wie «I<strong>ch</strong><br />

bin komis<strong>ch</strong>» sein Verhalten ungünstig<br />

beeinflussten. Stattdessen lernte er, wie er<br />

si<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> einer positiven Einstellung («I<strong>ch</strong><br />

probiere es mal») motivieren und Erfolge<br />

haben kann. In <strong>der</strong> Gruppe ma<strong>ch</strong>te er die<br />

Erfahrung, dass an<strong>der</strong>e ihn s<strong>ch</strong>ätzten, was<br />

seinem Selbstwertgefühl gut tat.<br />

Zunehmend begann er, wie<strong>der</strong> Kontakte<br />

auf<strong>zu</strong>nehmen. Seine Ängste liessen na<strong>ch</strong>,<br />

wenn er si<strong>ch</strong> auf das Gesprä<strong>ch</strong> und auf<br />

das Gegenüber konzentrierte, statt auf die<br />

körperli<strong>ch</strong>en Anzei<strong>ch</strong>en seiner <strong>Angst</strong>. Er<br />

trat ein Auslandsemester an. Einfa<strong>ch</strong> sei es<br />

für ihn ni<strong>ch</strong>t, aber er fühle si<strong>ch</strong> wohl, meldete<br />

er.<br />

* Alle Namen geän<strong>der</strong>t<br />

VERHALTENSTHERAPIE<br />

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