Sport + Mobilität mit Rollstuhl 11/2019

TITEL
sitvisum für das Kaliningrad Gebiet zu bekommen.
Hier kann ich mich in frühere
Zeiten träumen. Den Fischern zusehen
und den Vögeln. Mal Thomas Mann lesen,
dessen Wohnhaus bei Nida wir sahen. Es
ist ein zauberhafter Fleckchen Erde. Und
trotz der beginnenden touristischen Erschließung
(noch) sehr idyllisch. Wioletta
findet am Meer sogar kleine Bernsteinkügelchen
und ich genieße die wunderschönen
bunten Holzhäuser und den Schatten
unter den Bäumen.
In ganz Litauen war es ruhig – gut, wir
haben auch die großen Städte wie Vilnius
und Kaunas gemieden und so streben wir
mit Muße unserer Fähre nach Kiel entgegen.
Was dann aber passiert, damit haben
wir beim besten Willen nicht gerechnet.
Die Überfahrt zum Festland wird durch einen
mindestens drei Kilometer langen
Stau vor der kleinen Fähre jäh gestoppt.
Ypps!!! Das könnte problematisch werden.
Da könnten die zwei Stunden Pufferzeit zu
knapp sein. – Was nun?!? Als wir nach einer
guten halben Stunde kaum 100 Meter
weiter sind, überlege ich auf den Radweg
auszuscheren, doch auch da ist so viel
Rückreiseverkehr mit Sonntag‐Nachmittagsfamilien‐Ausflüglern,
dass ich mir immer
mehr Sorgen um unsere Rückfahrt
nach Deutschland machen muss. Als dann
plötzlich ein Polizeiauto am Horizont auftaucht
erinnere ich mich eine Szene aus
dem Film ›Ziemlich beste Freunde‹, in der
die beiden Protagonisten mit Polizeischutz
durch Paris rasten. Ich also Blinker
gesetzt und mit Warnblinkanlage dem Polizeifahrzeug
folgend – entgegen der
Fahrtrichtung, dem rettenden kleinen
Fährhafen entgegen. Dort angelangt werden
wir zwar streng gemustert, und nach
einigen diskreten Bekundungen, dass wir
unbedingt dringend benötigte Medikamente
im Hotel am anderen Ufer benötigen
und doch Invalidos seien, durften wir
übersetzen. Kein Schimpfen, keine Vorwürfe,
nur freundliches Helfen – Danke!!!
– oder wie der Litauer sagt: »Ačiū!!!«
POSITIVE BILANZ NACH
MEHRSTÜNDIGER FAHRT MIT
DER FÄHRE
Für die knapp 20‐stündige Fährfahrt zurück
nach Kiel hatten wir eine super Kabine,
mit allen notwendigen Hilfen. Ruhige
See, beste Sicht – leider auch auf die
Schwefelabgase unserer Fähre – doch
auch auf die vielen Windräder. In der Hoffnung
auf eine friedliche, klimafreundlichere
Zukunft beendeten wir nach einer Woche
und einem Tag unsere Mission.
Skilled volunteering ist eine super Sache,
ich kann es nur jedem ans Herz legen,
mal über den Tellerrand zu blicken, sich
einzubringen. Ich bin dadurch viel zufriedener
und sehr dankbar für das Leben in
unserer Epoche in unserer EU geworden.
klausd.herzog@gmx.de
›Skilled
volunteering‹ ist
eine super Sache.
Ich kann nur jedem
ans Herz legen, mal
über den Tellerrand
zu blicken und sich
einzubringen.«
KLAUS D. HERZOG
Fotos: Klaus D. Herzog
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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 11/2019