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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 11/2019

Informationsschrift des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes e. V.

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TITEL<br />

was die Größe, die Aufteilung und den Ablauf<br />

anbelangt. Die jetzige Veranstaltung<br />

findet in einem ehemaligen Pionierferienlager<br />

sozialistischer Prägung statt. Das Gelände<br />

ist sehr weitläufig und schön in die<br />

Kiefernwälder nördlich von Klaipėda eingebettet.<br />

Es gibt verschiedene Blockhütten<br />

und Steinhäuser. Die Räumlichkeiten<br />

für die Rollifahrer sind relativ neu. Mit<br />

zwei Toiletten, zwei Duschen, sowie einem<br />

Gemeinschaftswaschraum für über 20<br />

Personen für mich auch etwas spartanisch.<br />

Geschlafen wird in vierer bis sechser<br />

Schlafräumen, und da wird es dann <strong>mit</strong><br />

reiner <strong>Rollstuhl</strong>besetzung und einem<br />

Mir war bis zum<br />

Schluss nicht wirklich<br />

klar, inwieweit die<br />

Kolleg*innen bzw. die<br />

Teilnehmer*innen<br />

wussten, was für eine<br />

Funktion oder Aufgabe<br />

wir hatten.«<br />

KLAUS D. HERZOG<br />

Schrank für alle schon knuffelig eng. Die<br />

Jungs <strong>mit</strong> denen ich im Zimmer bin, sind<br />

echt gute Organisationstalente und vor allem<br />

beste Bettenmacher! Da sieht man,<br />

dass ich nicht ›gedient‹ habe. Doch wie<br />

durch Zauberhand ist mein Bett nach dem<br />

Frühstück auch in akkurate Form gebracht.<br />

Danke liebe Wald‐Fee Aisté!!<br />

MANCHE DINGE SIND DANN<br />

DOCH ANDERS<br />

»Andere Länder – andere Sitten« hat meine<br />

Oma immer gesagt. Und obschon die<br />

Kolleg*innen durchweg zeitgemäße gute<br />

Aktiv‐Rollstühle haben, sind manche Dinge<br />

doch was anders. Pünktlich geht es zügigst<br />

in den Speisesaal zum Frühstück. Die<br />

<strong>Rollstuhl</strong>fahrer werden bedient, es wird<br />

auf‐ und abgetischt und gefühlt nach fünf<br />

Minuten sind alle schon wieder <strong>mit</strong> dem<br />

Essen fertig. Ruck – zuck.<br />

Volle Konzentration und große<br />

Anstrenung beim Überwinden der<br />

<strong>Rollstuhl</strong>rampe.<br />

Was sich als anfänglich recht schwierig<br />

für mich erwies, ist, dass eben alle Ansagen<br />

auf Litauisch sind, eine Sprache, die<br />

mir gänzlich fremd ist. Und dass sich auch<br />

kaum jemand als englischsprachig zu erkennen<br />

gibt. Olga und Vitaijus zumindest<br />

scheinen mich kaum zu verstehen.<br />

So war es dann bei der Wochenplanvorstellung<br />

für mich auch gar nicht so klar,<br />

wie Wioletta und ich eingebunden sind.<br />

Als Vitali dann das Programm erklärt (ca.<br />

eine Stunde in Appellplatzmanier) verstehe<br />

ich nur immer wieder: »Klausi…, Klausi,<br />

Panaschee, Panaschee, Klausi…, Klausi!«<br />

Oioioi, denke ich mir, die haben ja viel<br />

vor <strong>mit</strong> Dir.<br />

Nach einer gefühlten Ewigkeit stellt<br />

sich ein junger Helfer hinter mich und beginnt<br />

ins Englische zu übersetzen. Klar, da<br />

sind die Programmpunkte, wie Frühstück,<br />

Frühsport/Gymnastik, Vorträge, Aktivzeiten,<br />

Rolli‐Training, drei Gruppen: Basketballfeld,<br />

<strong>Sport</strong>halle‐Gymnasium und Freigelände<br />

beim Speisesaal und theoretische<br />

Lektionen. Alles ganz klar für mich, sie arbeiten<br />

ja ganz ähnlich wie wir. »Doch soll<br />

das alles ich machen?« Der sagt doch immer:<br />

»Klausi, Klausi!« Zunächst scheint<br />

Christionas meine Frage nicht zu verstehen.<br />

Als ich dann nochmals nachhake und<br />

sage: »Doch, da hat er es schon wieder gesagt:<br />

Klausi!« Da fängt er an zu lachen und<br />

sagt mir: »›Ar turite klausimų‹ heißt:<br />

› … sind noch Fragen!‹« Na, da bin ich erst<br />

mal beruhigt. Meine eigentlichen Aufgaben<br />

wurden im Stundenplan in zwei<br />

›Workshop‐Vorträge‹ gefasst. Einmal im<br />

Rahmen des parallel stattfindenden Malteser<br />

Landestreffens am Abend, als sich<br />

die einzelnen Ortgruppen vorstellen und<br />

zum anderen am Freitag, vor der großen<br />

Messe, die der Bischoff gemeinsam <strong>mit</strong> ca.<br />

250 Leuten zelebrieren wird. So werde ich<br />

quasi, die ›Vorband‹ oder das ›Warm‐up‹<br />

sein für ein ganz besonderes Event. – Na,<br />

da haben wir ja noch etwas Zeit, uns einzufinden.<br />

So war unsere Rolle zunächst also<br />

schon etwas speziell. Wir konnten überall<br />

<strong>mit</strong>machen, liefen bzw. rollten halt so <strong>mit</strong>.<br />

Niemand hat sich besonders um uns gekümmert<br />

oder Fragen gestellt, was wir<br />

hier so tun. Mir war auch bis zum Schluss<br />

nicht wirklich klar, inwieweit die<br />

Kolleg*innen bzw. die Teilnehmer*innen<br />

wussten, was wir eigentlich für eine Funktion<br />

oder Aufgabe hatten. Andererseits<br />

Fotos: Klaus D. Herzog<br />

22<br />

<strong>Sport</strong> + <strong>Mobilität</strong> <strong>mit</strong> <strong>Rollstuhl</strong> <strong>11</strong>/<strong>2019</strong>

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