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LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2019

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- information - diskussion - innovation - motivation -<br />

Das Österreichische Impuls-Magazin | <strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong><br />

BESUCHEN SIE UNS:<br />

www.facebook.com/lernen.mit.zukunft<br />

Das Weihnachtsgeschenk<br />

Babette Reineke<br />

In der Mitte sein<br />

Leben bedeutet stetiger Wandel<br />

SOS-Familientipp<br />

Rat auf Draht zum Thema Geld


inhalt & impressum<br />

inhalt & übersicht<br />

Kopfsprung ins Herz<br />

Kinderrechte und verletzte Kinder<br />

Der Erfolg des Christentums<br />

Manchmal ist ein Neustart am besten<br />

HSP in Beziehungen<br />

Ich habe keine Zeit für Stress<br />

Traum vom eigenen Buch<br />

Versuche mit Tieren, an Tieren,<br />

für Tiere<br />

Der Körper spricht immer<br />

Das Auto hat immer Vorrang<br />

Die SOS-Familientipps<br />

Internationales/interkulturelles Lernen<br />

Prof.Abakus<br />

In der Mitte sein<br />

Zoo- und Wildtierpfleger<br />

Das Recht auf eine Kindheit<br />

Hitzige Debatte<br />

Das Weihnachtsgeschenk<br />

Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke<br />

Chancen zum Innehalten<br />

Wenn das nicht mehr hilft!<br />

Das Kind auf Augenhöhe<br />

Lernen nach dem Lustprinzip<br />

04<br />

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40<br />

Klicken Sie das INFO-Symbol und es öffnen<br />

sich ergänzende Informationen zum Artikel<br />

(pdf-Datei)<br />

Klicken Sie das OHR-Symbol und es öffnet<br />

sich in einer eigenen Browser-Seite der<br />

Audio-Player. Sie hören die Stimme des<br />

Autors mit ergänzenden Informationen.<br />

Klicken Sie das LAUTSPRECHER-Symbol<br />

und es öffnet sich in einer eigenen<br />

Browser-Seite der Audio-Player. Musik<br />

untermalt den Beitrag.<br />

SYMBOLE ZUR HANDHABUNG<br />

DER INTERAKTIVEN ELEMENTE<br />

DES MAGAZINS<br />

Klicken Sie das ZETTEL-Symbol und es<br />

öffnet sich das Mail-Programm.<br />

Klicken Sie das AUGE-Symbol und es<br />

öffnet sich der Browser mit einem Video.<br />

Foto © pixabay.com<br />

2 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


editorial & information<br />

impressum<br />

Medieninhaber, Herausgeber<br />

& Verleger <strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong><br />

<strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien,<br />

Mühlwasserpromenade 23/ Haus<br />

13, e-mail: office@LmZukunft.<br />

at, Herausgeber/Grafik: Karl H.<br />

Schrittwieser, Redaktion (Bild/<br />

Text): Birgit Menke,<br />

Titelseite - Foto: © Pixabay.com<br />

Blattlinie:<br />

Mit unserer Themenvielfalt laden<br />

wir Erwachsene ein, sich für die<br />

Entwicklung unserer Lebenswelt<br />

und für künftige Generationen<br />

einzusetzen.<br />

Dazu geben wir Informationen,<br />

Gedankenimpulse und<br />

Anregungen.<br />

Die AutorInnen übernehmen<br />

selbst die Verantwortung für den<br />

Inhalt ihrer Artikel.<br />

Auflage: 4 mal im Jahr<br />

Früher war alles besser:<br />

Sehnsucht nach der guten alten Zeit<br />

AUCH IN DER GUTEN ALTEN ZEIT HABEN SICH DIE MENSCHEN NACH<br />

BESSEREN ZEITEN GESEHNT<br />

Man trifft sie überall, die Nostalgiker mit ihrem sehnsuchtsvollen<br />

verzückten Ausdruck, wenn sie in<br />

Erinnerungen schwelgen. Die Musik war besser, die<br />

Menschen gingen anders miteinander um, es durfte<br />

überall geraucht werden und irgendwie war auch alles gemütlicher<br />

und stiller, vor allem zu Weihnachten.<br />

Weihnachten mit Kindern zu erleben ist eine Reise zurück in<br />

die eigene Kindheit, verbunden mit dem Zauber, der schon in der<br />

Adventszeit mit Weihnachtsgeschichten, Kerzenschein, Basteln und<br />

Singen beginnt. Diesen Zauber für die Kinder zu erhalten, mag früher<br />

einfacher gewesen sein. Das lag vermutlich auch an den nicht<br />

vorhandenen Möglichkeiten und Angeboten. Ich erinnere mich,<br />

dass meine Eltern noch beim Greißler eingekauft haben und dort<br />

gab es im August noch kein Lebkuchen oder Windgebäck. Mit uns<br />

Kindern wurde in Ermangelung von Einkaufszentren in Katalogen<br />

gestöbert, um mögliche Vorlieben und Wünsche herauszufiltern.<br />

Die Bescherung fiel in den meisten Familien sehr bescheiden aus.<br />

Ein Höhepunkt neben einem geschmückten Christbaum und der<br />

beheizten Stube war der Festbraten und den konnte<br />

sich auch nicht jeder leisten.<br />

Die gute alte Zeit ist vorbei. Wir leben in der jetzigen<br />

Zeit und seit jeher hat alles zwei Seiten. Ich<br />

bin mir ziemlich sicher, dass auch in Zukunft jede<br />

Generation passend zum Zeitgeist Nostalgiker<br />

hervorbringen wird, die mit glänzenden Augen von<br />

„ihrer Zeit“ schwärmen werden.<br />

Ich wünsche Ihnen ein harmonisches und geruhsames<br />

Weihnachtsfest und ein zauberhaftes Neues<br />

Jahr.<br />

Karl H. Schrittwieser<br />

Obmann und Herausgeber<br />

<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />

Foto © by-studio-fotolia.com<br />

3 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & vision<br />

Visionssuche und mein Buch:<br />

Kopfsprung ins Herz<br />

ALS OLD MAN COYOTE DAS SCHULSYSTEM SPRENGTE<br />

Gerald Ehegartner<br />

Lehrer, Autor, Naturpädagoge<br />

und Visionssucheleiter<br />

„Akademie für Potentialentfaltung“,<br />

„Lernwelt“;<br />

www.geraldehegartner.com<br />

AUDIO: Fragen<br />

an den Lehrer<br />

Der herrliche Duft von verbranntem<br />

Salbei steigt mir plötzlich in<br />

die Nase. Ich bin an der Schwelle<br />

zu meiner ersten Visionssuche<br />

und aufgeregt.<br />

Meine beiden Guides sprechen Gebete<br />

und fächern mit Federn den Rauch von<br />

Salbei in mein Energiefeld.<br />

Ihre Wörter klingen wie Beschwörungen<br />

aus fernen Zeiten – und doch so nah und<br />

vertraut.<br />

Langsam verlasse ich die Schwelle,<br />

packe meinen Rucksack, zwei Wasserkanister<br />

und meine Unterlagsmatte. Die<br />

Plane habe ich noch in meinem Rucksack<br />

verstaut.<br />

Für mehr ist nicht Platz. Nicht einmal ein<br />

Zelt sollte mit auf die äußere und innere<br />

Reise. Nur ich und die Wildnis. Sogar das<br />

Essen bleibt für die nächsten Tage im<br />

Base-Camp.<br />

Ich schaue mich um. Death Valley hat<br />

seinen ganz besonderen Reiz. Obwohl es<br />

Ende <strong>Dezember</strong> ist,<br />

scheint an diesem Ort die Sonne kaum<br />

Kraft verloren zu haben. Der Höhepunkt<br />

der Visionssuche hat<br />

nun begonnen!<br />

Wieder stehe ich an der Schwelle – diesmal<br />

in New Mexico.<br />

Ich habe mich entschieden, die Ausbildung<br />

zum „Vision quest guide“ zu<br />

machen.<br />

Die erste Visionssuche hatte mein Leben<br />

verändert. Ich bin zutiefst überzeugt von<br />

der Kraft dieses Rituals.<br />

Vieles hatte ich schon probiert – einiges<br />

hatte auch wunderbare Wirkungen. Nur<br />

– die Visionssuche, die ging tiefer als das<br />

meiste zuvor.<br />

Mein Leben wurde buchstäblich transformiert.<br />

Ich wandere hinaus in die trockene Wildnis<br />

von New Mexico, zwei Geier weisen<br />

mir den Weg.<br />

Vier Tage und vier Nächte begebe ich<br />

mich wieder in diese Intimität. Keine<br />

Ablenkung – nur die Natur und ich, ganz<br />

allein. Kein Baum, der sagt: Tu dies und<br />

mach das. Keine Wolke, die meint, sie<br />

wüsste, was das Beste für mich sei. Die<br />

Natur spricht schweigend zu mir. Kein<br />

Aufdrängen, kein Raumnehmen – sondern<br />

endlose Weite. Ich bin mir wieder ganz<br />

nahe und stolpere über den heiligen Narren<br />

der Indianer des Südwestens: Kojote.<br />

Ein großes Lachen erfasst mich. Ich tanze<br />

– und keiner sieht mich. Ich weiß, was zu<br />

tun ist.<br />

Zurück in Österreich gründe ich mit unbändig-verrückter<br />

Kraft das 1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfach<br />

Österreichs, danach<br />

beginne ich an meinem Buch „Kopfsprung<br />

ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem<br />

sprengte“ zu schreiben.<br />

Foto: © janlev-fotolia.com<br />

4 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & vision<br />

Old Man Coyote hatte es mir angetan.<br />

2017 wurde das Buch dann auf der<br />

„Frankfurter Buchmesse“ vorgestellt<br />

– und sollte innerhalb kurzer Zeit zum<br />

erfolgreichsten Buch des Verlages werden.<br />

Im Herbst <strong>2019</strong> brachte der Kamphausen<br />

Verlag meinen „verrückten<br />

Roman“ neu heraus. Ich genieße es,<br />

Teil der Autoren rund um Eckhart Tolle,<br />

Dalai Lama usw. zu sein. Aber – so<br />

richtig begonnen hat alles bei meiner<br />

letzten Visionssuche in der Wildnis der<br />

USA….<br />

Und letztendlich stand ich bei beiden<br />

Visionssuchen vor Übergängen. Einmal<br />

in punkto Familie und das zweite Mal<br />

vor einer beruflichen Veränderung.<br />

Der vielleicht größte Übergang im<br />

Leben aber – abgesehen vom Tod – das<br />

ist wohl jener, wenn wir erwachsen<br />

werden.<br />

Nur bieten wir unseren jungen Menschen<br />

genügend Angebote, damit sie<br />

diesen Übergang gelungen bewältigen<br />

können?<br />

Ich denke nicht. In dieses Vakuum<br />

könnte auch vermehrt das Angebot der<br />

„Visionssuche“ stoßen - vielleicht sogar<br />

im schulischen Kontext.<br />

Sie ist ein wunderbares Instrument, um<br />

große und kleinere Übergänge erfolgreich<br />

zu gestalten.<br />

Ich bin unendlich dankbar, diese „Visionssuchen“<br />

erfahren zu haben. Ohne<br />

sie hätte alleine schon „Kopfsprung ins<br />

Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem<br />

sprengte“ wohl nicht das Licht der<br />

Welt erblickt.<br />

ZUR PERSON GERALD EHEGARTNER<br />

Ausgebildeter Lehrer, Theater-, Naturund<br />

Wildnispädagoge, Mitbegründer des<br />

1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfaches in<br />

Österreich - sowie „Vision<br />

quest<br />

guide“.<br />

Gerald<br />

Ehegartner<br />

ist Teil des<br />

Lernweltteams“<br />

http://www.<br />

lernwelt.at/<br />

leitung/team/<br />

index.html u<br />

„Ehrlich, witzig und anrührend<br />

- ein zutiefst mystisches<br />

und widerständiges Buch.“<br />

Konstantin Wecker – Musiker,<br />

Liedermacher, Komponist,<br />

Schauspieler, Poet,<br />

Autor<br />

"Welch eine Botschaft -<br />

und welch ein tolles Buch!<br />

Danke!“<br />

Margret Rasfeld – Bildungsinnovatorin,<br />

Mitbegründerin<br />

von „Schule im Aufbruch“,<br />

Vision- und Querdenker-<br />

Award<br />

Kopfsprung ins Herz –<br />

Als Old Man Coyote<br />

das Schulsystem sprengte<br />

Autor: Gerald Ehegartner<br />

5 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & jugend<br />

CONCORDIA Sozialprojekte:<br />

Kinderrechte und verletzte Kinder<br />

UM IHRE EINHALTUNG MUSS JEDEN TAG ERNEUT GEKÄMPFT WERDEN<br />

Ulla Konrad,<br />

geschäftsführender Vorstand<br />

von CONCORDIA<br />

Sozialprojekte<br />

www.concordia.or.at<br />

Foto © Archiv Concordia<br />

6 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

In diesem Jahr findet ein Jahrestag<br />

statt, der für mich besondere<br />

Bedeutung hat: Am 20. November<br />

1989 verabschiedeten die<br />

Vereinten Nationen 41 Kinderrechte.<br />

Meiner Erfahrung nach gibt es nicht<br />

eines, das nicht verletzt wird.<br />

Wenn ein Kinderrecht verletzt wird,<br />

wird ein Kind verletzt.<br />

Ein weiteres Jubiläum ist für mich in<br />

diesem Zusammenhang sehr wichtig:<br />

Der Fall des Kommunismus. Ich kann<br />

mich an diese Zeit noch zurückerinnern.<br />

In Osteuropa herrschte eine<br />

Stimmung des Aufbruchs und des<br />

Neuanfangs.<br />

Nach dem Kollaps des kommunistischen<br />

Systems lebten viele Waisenkinder<br />

auf der Straße. CONCORDIA<br />

Sozialprojekte nahm sich als eine der<br />

ersten Organisationen der Menschen<br />

an.<br />

30 Jahre später ist etwa Bulgarien<br />

Mitglied der Europäischen Union.<br />

Die Einhaltung der Kinderrechte<br />

sollte in einem Land der EU nicht<br />

mehr zur Debatte stehen. Aus eigener<br />

Erfahrung kann ich Ihnen leider<br />

ganz andere Geschichten erzählen.<br />

Wie zum Beispiel von Angel: Er ist<br />

noch ein Baby, als seine Mutter die<br />

Familie verlässt. Den Grund kennen<br />

wir nicht. Der Vater bemüht sich<br />

redlich, kümmert sich um den Buben,<br />

aber er lebt immer an der Grenze.<br />

Kaum Arbeit, kaum Einkommen. Als<br />

er vor zwei Jahren mit Angel zu uns<br />

kommt sucht er Unterstützung nur<br />

untertags, damit er arbeiten kann.<br />

Bald aber verschwindet er ganz, holt<br />

Angel auch am Wochenende nicht mehr ab.<br />

Bei CONCORDIA betreiben wir familienähnliche<br />

Wohngruppen, wo Kinder so wie Angel abseits der<br />

Familie wieder mit dem Nötigsten versorgt werden.<br />

Hier erfahren sie Stabilität und können sich Zukunftschancen<br />

aufbauen. Mit psychologischer Betreuung<br />

und liebevoller Fürsorge lernen die Kinder wieder zu<br />

vertrauen und auch ihre Schulbildung fortzusetzen.<br />

Kinder haben ein Recht auf Schutz und Fürsorge<br />

durch ihre Eltern, auf eine Identität und Familie.<br />

Und: Sie dürfen nicht willkürlich von ihrer Familie<br />

getrennt werden. Das besagen die Kinderrechte<br />

Nummer 2 bis 4. In Bulgarien ist die Not allerdings<br />

oft so groß, dass Eltern nicht selbst für ihre Kinder<br />

sorgen können. Manchmal sind Eltern selbst mit<br />

sozialer Unterstützung nicht in der Lage, sich um ihre<br />

Kinder zu sorgen.<br />

Seit 30 Jahren gibt es die Kinderrechte, aber meine<br />

täglichen Erfahrungen zeigen: Die Arbeit jeder einzelnen<br />

meiner Kolleginnen wird bitter benötigt. Die<br />

Kinderrechte mag es seit 30 Jahren geben, um ihre<br />

Einhaltung muss jeden Tag erneut gekämpft werden.<br />

Bei uns gilt: Wenn ein Kinderrecht geschützt wird,<br />

wird ein Kind geschützt. Dafür machen wir uns stark.


ww<br />

Sie wissen selbst am besten, womit<br />

Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />

Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen<br />

Ausbildung für Jung und Alt<br />

• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />

• Sie lernen mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />

• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />

FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen<br />

Ausbildung a`la carte<br />

IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />

Foto: © pixabay.com<br />

www.improve.or.at/a-la-carte.html<br />

23 | 7 SEPTEMBER | DEZEMBER 2018 <strong>2019</strong>


information & religion<br />

Religionen der Welt:<br />

Der Erfolg des Christentums<br />

WIE HAT UNS DAS CHRISTENTUM VERÄNDERT<br />

Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />

Internationaler<br />

Länderexperte<br />

Ist vom Christentum die Rede, denken<br />

viele Menschen an Kreuzzüge und<br />

Kolonialisierung. Wir vergessen<br />

dabei, was uns das Christentum als<br />

Religion gebracht hat: Menschenrechte,<br />

Krankenhäuser und Schulbildung sind<br />

Errungenschaften des Christentums.<br />

Es war Martin Luther, der mit seiner<br />

leicht verständlichen Bibelübersetzung<br />

das Licht von Bildung und Freiheit in die<br />

Welt erfolgreich hinaustrug.<br />

Luther war der Mann des vergangenen<br />

Jahrtausends. Wir spüren auch 500 Jahre<br />

später seinen enormen Einfluss, weil er<br />

die Bibel übersetzt und damit Gottes<br />

Wort wieder zurück zu uns Menschen<br />

gebracht hat. Ohne ihn gäbe es keine<br />

universale Bildung, keine individuale<br />

Freiheit und Gleichheit der Menschen.<br />

Demokratie und Wissenschaft würden<br />

nicht heute in dieser Art existieren.<br />

Martin Luther hat verstanden, dass jeder<br />

Einzelne die direkte Verbindung zu Gott<br />

hat und jeder selbst für sein Handeln<br />

verantwortlich ist. Luther folgte seinem<br />

Gewissen und seiner Überzeugung. Er<br />

fühlte sich Gottes Wort verpflichtet und<br />

nicht der Kirche oder der Lehre der Universitäten.<br />

Weil es seine innere Überzeugung<br />

verlangte, stellte er sich gegen die<br />

damalige Obrigkeit.<br />

Mönche führten profitable Unternehmen.<br />

Sie mussten wirtschaftliche Entscheidungen<br />

treffen, um die Klöster finanziell erfolgreich<br />

zu machen. Sie nutzten Technik zur Arbeitserleichterung,<br />

erfanden die Brille und die<br />

Uhr. Sie kümmerten sich um die Kranken,<br />

trugen das bestehende Wissen zusammen<br />

und hielten es in handgeschriebenen Büchern<br />

fest.<br />

Die katholische Kirche gründete Universitäten,<br />

hundert Jahre vor der Reformation<br />

und lehrte, dass die Bibel Gottes Wort ist. An<br />

einer von ihnen war Martin Luther Professor.<br />

Luther studierte die Bibel und stimmte damit<br />

überein. Aber er kam zum Schluss, dass die<br />

Bibel oberste Autorität haben muss und<br />

nicht die Kirche. Er rebellierte erfolgreich.<br />

Der Protestantismus übernahm das Beste<br />

aus dem Leben in den Klöstern und machte<br />

jeden zum Mönch. Die Reformation machte<br />

das, was bis dahin in der Abgeschiedenheit<br />

der Klöster entstand, allen zugänglich.<br />

Die Reformation begann in katholischen Universitäten<br />

und war ein Kampf um die Wahrheit.<br />

Martin Luther stand 1521 in Worms<br />

und sollte widerrufen. Er sagte: „Mein<br />

Gewissen ist in den Worten Gottes gefangen.<br />

Ich widerrufe, wenn ihr mich durch die<br />

Schrift und Logik überzeugt. Ihr könnt mich<br />

zwingen, aber eher sterbe ich.“<br />

Die Luther Bibel hat Europa und die Welt<br />

verändert. Es hat zweihundert Jahre gedauert,<br />

bis sich Martin Luthers Idee der Freiheit<br />

des Individuums durchgesetzt hat. Die<br />

deutsche Reformation war ein Segen für die<br />

Welt.<br />

Foto © pixabay.com<br />

8 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & emotion<br />

Der emotionale Mensch - Teil 22<br />

Manchmal ist ein Neustart am besten<br />

DIE CHANCE KLOPFT ÖFTER AN ALS MAN MEINT, ABER MEISTENS IST<br />

NIEMAND ZU HAUSE. (William Rogers)<br />

Sie kennen das sicher. Wenn der<br />

Computer hängt und nichts mehr<br />

geht, kommt von hinten jemand,<br />

der sich scheinbar besser auskennt<br />

und die magische Frage stellt: „Hast du<br />

ihn schon mal neu gestartet?“ Hat man<br />

das nicht, dann wird es höchste Zeit.<br />

So ein Neustart macht nicht immer alles<br />

gut, aber meistens ist das dringlichste<br />

Problem danach Geschichte. Und soll ich<br />

Ihnen was gestehen: Das klappt im echt<br />

Leben auch. Wenn Sie in einer Sackgasse<br />

stecken und nicht mehr weiter wissen,<br />

werden Sie zuerst probieren an der einen<br />

oder anderen Stellschraube zu drehen,<br />

um wieder weitermachen zu können.<br />

Hilft die Feinjustierung nicht, sollten Sie<br />

sich überlegen, ob eine komplette Neuausrichtung<br />

nicht die bessere Lösungsvariante<br />

wäre.<br />

Sagen wir Ihre Arbeit freut Sie nicht<br />

mehr. Sie stehen jeden Tag mit einem<br />

starken Gefühl des Unwillens auf,<br />

verrichten Ihre Tätigkeiten freudlos, sind<br />

viel zu schnell gereizt und alles in allem<br />

unzufrieden. Klinken Sie sich in so einem<br />

Fall doch einfach einmal aus. Versuchen<br />

Sie sich und Ihre Situation von außen zu<br />

betrachten. Was hält Sie denn noch in<br />

Ihrem Job?<br />

Ist es das gute Gehalt? Ist es die praktische<br />

Nähe zum Wohnort oder sind es<br />

die lieben KollegInnen? Sind das wirklich<br />

gute Gründe in einem unbefriedigenden<br />

Status quo zu verharren, einfach so<br />

weiterzumachen wie bisher?<br />

Ich kann ihnen aus Erfahrung sagen,<br />

dass sie das nicht sind! Es gibt andere<br />

gutbezahlte Stellen und ganz ehrlich:<br />

Lieber mit Spaß an der Arbeit weniger<br />

verdienen, als Monat für Monat ein<br />

dickes Salär mit traurigem Gesicht<br />

entgegennehmen. Lieber ein bisschen<br />

weiter fahren, als unglücklich zu sein.<br />

Die netten Arbeitskollegen lieber einmal<br />

mehr privat treffen als unmotiviert vor<br />

sich hinschuften.<br />

Ich sage es Ihnen nur ungern, aber man<br />

lebt nur einmal. Zu fast jedem ungeschickt<br />

eingeschlagenen Lebensweg gibt<br />

es zumindest eine Alternative. Manche<br />

Menschen findet das Glück, aber die<br />

meisten müssen es selber suchen. Es<br />

wartet darauf entdeckt zu werden, werden<br />

Sie aktiv!<br />

Mag. Markus Neumeyer<br />

Theater-,Film- und<br />

Medienpädagoge<br />

dipl. Lern/Freizeit &<br />

Vitalcoach<br />

www.buchteufel.at<br />

Foto © pixabay.com<br />

9 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & bildung<br />

Deine<br />

Spende<br />

macht mich<br />

klug!<br />

CONCORDIA begleitet Kinder und Jugendliche in ein selbst bestimmtes Leben.<br />

Wir eröffnen Chancen durch Ausbildung und das Erlernen eines Berufes.<br />

Spendenkonto: IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499<br />

Fotos: © Archiv SOS-Kinderdorf<br />

www.concordia.or.at<br />

10 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & bildung<br />

Hochsensitivität:<br />

HSP in Beziehungen<br />

SO VIELFÄLTIG WIE DAS LEBEN SELBST<br />

Hochsensitive Personen (HSP)<br />

nehmen Reize detaillierter<br />

wahr, verarbeiten sie tiefgehender,<br />

sind sehr emotional<br />

und empathisch – und deshalb schneller<br />

reizüberflutet. Diese Faktoren spielen<br />

auch in Beziehungen – beruflich wie<br />

privat – eine Rolle. Speziell introvertierte<br />

HSP brauchen ihren Rückzug, um Reize<br />

zu verarbeiten. Das wird von Nicht-HSP<br />

manches Mal als Liebesentzug gewertet.<br />

Je besser man über sich Bescheid<br />

weiß und seine Hochsensitivität, trotz<br />

der Herausforderungen, als Qualität<br />

und Stärke erlebt, desto unaufgeregter<br />

kann eine HSP zu sich selber und ihren<br />

Bedürfnissen stehen und diese liebevoll<br />

artikulieren.<br />

Treffen zwei HSP aufeinander, kann das<br />

wortlose Verstehen und der Gleichklang<br />

groß sein. Das wird als entspannend<br />

empfunden. Der andere kann die eigene<br />

Welt meist besser nachempfinden, kennt<br />

sie aus eigenem Erleben. Trotzdem<br />

ticken auch nicht alle HSP immer gleich.<br />

Die Sensitivität kann sich unterschiedlich<br />

äußern (verschiedene Sinne und „Übersinne“<br />

betreffen oder verschieden stark<br />

ausgeprägt sein). Beide können sich zu<br />

unterschiedlichen Zeiten reizüberflutet<br />

fühlen. Sind sie es zur selben Zeit,<br />

kann das Konfliktpotential steigen. Das<br />

braucht besonderes Fingerspitzengefühl<br />

und möglicherweise dialogische, strukturierte<br />

Gesprächsformen, die den Stresslevel<br />

senken und deeskalierend wirken.<br />

Extrovertierte HSP suchen die Nähe von<br />

anderen, brauchen aber – wie auch die<br />

vielbegabten, vielseitig interessierten<br />

Scanner oder High Sensation Seeker auf<br />

der Suche nach starken Reizen, noch mehr<br />

Achtsamkeit auf die Balance zwischen Anregung<br />

und Entspannung. Wenn unterschiedlich<br />

veranlagte HSP aufeinandertreffen, ist nicht<br />

immer das Verständnis da, das zwei „gleich<br />

gelagerte“ HSP teilen können. Das braucht viel<br />

Toleranz für die Andersartigkeit des Partners<br />

oder der Partnerin.<br />

HSP in Beziehungen mit Nicht-HSP schätzen<br />

manchmal gerade diese Verschiedenheit, weil<br />

sie im Alltag entlastend sein kann für HSP.<br />

Eine Nicht-HSP tut sich manchmal leichter mit<br />

pragmatischen Alltagsaufgaben, kann der HSP<br />

etwas abnehmen oder ist nicht so schnell<br />

DOWNLOAD<br />

Hochsensitivität in<br />

Liebe und Beziehung<br />

Mag. a Sabine Knoll<br />

Freie Autorin und Trainerin<br />

Gründerin und Obfrau des<br />

„hochsensitiv.netzwerk<br />

von hsp für hsp“<br />

Leiterin des WIFI-Lehrgangs<br />

„Experte/Expertin<br />

für HSP (Hochsensitive/<br />

Hochsensible Personen)“<br />

am WIFI Wien<br />

www.sohreya.net<br />

www.hochsensitiv.net<br />

überreizt, wenn die Wogen mal hochschlagen oder die Kinder Gas geben.<br />

Das richtige gemeinsame Level an Anregung und Entspannung zu finden,<br />

wird vielleicht in dieser Beziehung eine Herausforderung sein.<br />

Beziehungen sind generell sehr individuell, da sind HSP keine Ausnahme.<br />

Es braucht genug Verbindendes und Verständnis für einander, aber auch<br />

Unterschiede, um die positive Spannung auf Dauer aufrecht zu erhalten.<br />

Was HSP zum Gelingen beitragen können, ist, auf ihre Stressbewältigung<br />

ganz besonders gut zu achten. In Stressmustern übernehmen bekanntlich<br />

die älteren Gehirnteile das Kommando, da hilft es auch uns HSP nichts,<br />

dass in einem entspannten Zustand der entwicklungsgeschichtlich jüngere<br />

Frontallappen, wo Empathie und Mitgefühl sitzen, bei uns aktiver ist. Also:<br />

In der Mitte bleiben – oder, wenn wir herausgefallen sind, bald wieder in<br />

die Balance bringen.<br />

11 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & leistungsdruck<br />

Die junge Leistungsgeneration – Teil 1:<br />

Ich habe keine Zeit für Stress<br />

WENN LEISTUNGSDRUCK ZU EINEM STRUDEL WIRD<br />

Tina Čakara<br />

Studentin<br />

Junge Autorin<br />

Es ist 3:06. Ich kann nicht schlafen.<br />

Morgen halte ich eine Präsentation.<br />

Übermorgen muss ich mit<br />

dem Essay anfangen. Ich habe<br />

noch immer kein Thema. Am Mittwoch<br />

ist Zahnarzt. Und morgen Abend wollte<br />

ich ja Nina treffen. Vielleicht sage ich<br />

das lieber ab. Aber ich habe doch schon<br />

so oft abgesagt! Mein Hals kratzt auch<br />

schon wieder. Für Kranksein habe ich<br />

gerade gar keine Zeit. Am Freitag ist ein<br />

Zwischentest. Und Nachhilfe gebe ich<br />

da auch noch! Soll ich doch das Treffen<br />

absagen? Oh Gott, es ist schon 3 Uhr.<br />

Reichen 4 Stunden Schlaf? Ich werde<br />

morgen so müde sein! Und dann wird<br />

die Präsentation schlecht. Und dann fällt<br />

mir kein Thema für den Essay ein. Und<br />

dann… PANIK.<br />

GEDANKENSTRUDEL<br />

Das eben geschilderte Szenario ist nur<br />

eines von unzähligen, die ich entweder<br />

selber erlebt oder aus meinem Freundeskreis<br />

erzählt bekommen habe.<br />

Solche Gedankenstrudel kommen meist<br />

abends, wenn der Körper und das<br />

Gehirn sich endlich entspannen. Ein<br />

einfacher Gedanke reicht aus und der<br />

Strudel wird in Gang gesetzt. Eine Sorge<br />

reiht sich an die nächste und man droht<br />

zu ersticken.<br />

PANIKATTACKEN<br />

Gedankenstrudel führen oft zu einem<br />

Gefühl von Hilflosigkeit. Die Lage<br />

scheint aussichtslos. Der Kampf verloren.<br />

Panik kommt auf. Sie schleicht sich<br />

in ruhigen Momenten in das Gehirn ein,<br />

das eigentlich einen schnelleren Rhythmus<br />

gewöhnt ist und schreit: NEIN!<br />

Keine Pause machen! Weitermachen!<br />

Schneller! Effektiver! Und der Gedankenstrudel<br />

dreht sich weiter.<br />

Gerade die junge Generation, die in die<br />

Schule geht oder studiert, scheint besonders<br />

oft von Gedankenstrudeln und<br />

Panikattacken betroffen zu sein. Wieso<br />

ist das so? Mehr dazu in der nächsten<br />

Ausgabe im März 2020!<br />

Fotos © pixabay.com<br />

12 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & bewusstsein<br />

Autorität gewinnen als Autor/-in:<br />

Traum vom eigenen Buch<br />

JEDE GESCHICHTE, DIE ICH ERSCHAFFE, ERSCHAFFT MICH. ICH SCHREIBE, UM<br />

MICH SELBST ZU ERSCHAFFEN. (Octavia E. Butler)<br />

Was steht noch an in Ihrem<br />

Leben?! – Haus bauen, Baum<br />

pflanzen, Familie gründen …<br />

UND: Buch schreiben. Bei den<br />

ersten drei Dingen bin ich absolut kein<br />

Experte; umso intensiver darf ich das<br />

vierte Feld bestellen. – Und Ihnen Gusto<br />

machen, sich ebenso als Autor/-in zu erproben.<br />

Seit 1991 habe ich nunmehr 25<br />

Bücher selbst geschrieben und herausgebracht.<br />

Fünfmal so viele für andere<br />

Menschen als "Buchgeburtshelfer" - von<br />

Idee/Konzept über Titel-Findung bis zur<br />

Präsentation - in die Öffentlichkeit begleitet.<br />

Die heutigen Möglichkeiten des<br />

„Print on demand“ ebnen den – kostengünstigen<br />

– Weg zum eigenen Buch.<br />

Ausnahmslos alle, die ihr Buchbaby<br />

in Händen halten, sind überglücklich.<br />

Und unbestritten verhilft das Buch der<br />

Autorin, dem Autor zum Expertenstatus,<br />

zur Autorität. Wer etwas zu sagen hat,<br />

schreibt es … Und kann somit zitiert<br />

werden. „Lies doch nach bei X!“<br />

„Das Buch BIN ICH!“<br />

Was jedoch keine/r am Beginn des<br />

Schreibprozesses ahnt, ist die Komponente<br />

der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Alles, was rund um die Entstehung des<br />

Buches, das Auf und Ab, Schreibfluss<br />

und -Blockaden, Zweifel und Enthusiasmus,<br />

Akribie und Verzögerungen<br />

geschieht, ist „typisch“ für die Schreibenden.<br />

Ja, alles lässt sich auf die kurze<br />

Formel reduzieren: „Das Buch BIN ICH!“<br />

Wer lieber im Austausch mit ande-<br />

ren, geborgen in einer exklusiven Runde,<br />

sein Buch entstehen lassen will, ist in der<br />

„9-Monats-Buch-Schwangeren-Gruppe“<br />

bestens aufgehoben, die ich mit meiner<br />

Autoren-Kollegin Sabine Knoll vor vier Jahren<br />

gegründet habe; Dutzende Bücher sind seither<br />

entstanden. Die nächste, bereits fünfte<br />

Gruppe startet am 15. 2. 2020 – und der<br />

zweite Fixtermin ist der 14. 11. 2020, an dem<br />

IHR BUCH öffentlich präsentiert wird … Lust<br />

geweckt? www.buchschwanger.at<br />

Dr. Manfred Greisinger<br />

Autor, Trainer<br />

Buch-Projekt-Begleiter<br />

Vortragender<br />

Selfness-Coach<br />

ICH-Marke-Pionier<br />

www.stoareich.at<br />

„Worte - sobald<br />

sie erstmal gedruckt<br />

sind, führen<br />

sie ein Eigenleben.“<br />

Carol Burnett<br />

Foto: © pixabay.com<br />

13 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & wissenschaft<br />

Das kontroverse Thema:<br />

Versuche mit Tieren, an Tieren, für Tiere<br />

DIE GROSSE BANDBREITE TIEREXPERIMENTELLER FORSCHUNG IST KAUM<br />

JEMANDEM BEWUSST<br />

Thomas Kolbe<br />

Fachwissenschaftler<br />

für Versuchstierkunde,<br />

Ao. Prof. für die<br />

Service-Plattform<br />

Biomodels Austria<br />

Veterinärmedizinische<br />

Universität Wien<br />

Wenn man an Tierversuche<br />

denkt, kommen einem sofort<br />

Bilder aus dem Internet von<br />

Katzen und Affen mit lauter<br />

Elektroden im Kopf in den Sinn.<br />

Aber auch das Anbringen von Sendern<br />

an Fischen ist ein Tierversuch. Dabei<br />

sammeln Fischkundler nicht nur Daten<br />

zum Schutz der Fischbestände, sondern<br />

Informatiker und Verhaltensforscher erkunden<br />

das Schwarmverhalten. Das lässt<br />

sich gut auf das Verhalten von Menschenmassen<br />

übertragen. Diese Erkenntnisse<br />

werden mit Architekten zusammen<br />

für den Bau von Fußballstadien oder mit<br />

Rettungsdiensten für die Organisation<br />

von Großveranstaltungen genutzt, damit<br />

Unglücke wie bei der Love Parade in<br />

Duisburg nicht noch einmal passieren.<br />

Andere Tierversuche dienen der Entwicklung<br />

von Impfstoffen gegen Spulwürmer<br />

bei Schweinen. Die Zunahme von<br />

Outdoor-Haltung bei Schweinen lässt<br />

den Befall mit Spulwürmern bei Schweinen<br />

auf 20-40% in Deutschland und<br />

über 70% in Dänemark steigen. Diese<br />

Spulwürmer sind denen des Menschen<br />

sehr ähnlich. In Asien, Afrika und<br />

Südamerika sind 1,6 Mrd. Menschen<br />

von Spulwürmern befallen, fast 20%<br />

der Weltbevölkerung. Mit der Folge<br />

drastischer Entwicklungsstörungen<br />

vor allem bei Kindern. Ein<br />

an Schweinen entwickelter<br />

und erprobter<br />

Impfstoff wäre mit geringen<br />

Modifikationen<br />

also auch sehr gut<br />

für den Menschen<br />

geeignet.<br />

Fotos © pixabay.com<br />

Ein anderes Einsatzgebiet tierexperimenteller<br />

Forschung ist die Entwicklung<br />

neuer Impfstoffe für Tiere. Vor einigen<br />

Jahren ist in Deutschland ein neuer<br />

Virus aufgetaucht, der befallene Rinder<br />

tötet: Der Schmallenberg-Virus. Benannt<br />

nach dem Ort des ersten Auftretens in<br />

Deutschland. Ohne die Entwicklung<br />

eines Impfstoffes werden die befallenen<br />

Rinder getötet werden müssen oder<br />

elend sterben. Man kann natürlich<br />

abwarten, bis die Natur eine natürliche<br />

Resistenz bei einigen Rindern durch eine<br />

spontane Mutation bildet und diese wenigen<br />

resistenten Rinder dann weltweit<br />

alle anfälligen Rinder ersetzt haben.<br />

Aber das dauert lange…<br />

Wenn wie in den Niederlanden ein<br />

kompletter Ausstieg aus allen gesetzlich<br />

erforderlichen Tierversuchen gefordert<br />

wird (die z.B. als Qualitätskontrolle bei<br />

der Produktion von Impfstoffen und<br />

Medikamenten vorgeschrieben sind),<br />

dann sollten wir uns der weitreichenden<br />

Konsequenzen für die Gesundheit von<br />

Mensch und Tier und vieler anderer<br />

Auswirkungen bewusst sein.<br />

Vielleicht sind streng kontrollierte Tierversuche<br />

durch sachkundige Personen<br />

dann doch das geringere Übel?!<br />

INFO<br />

https://www.tierversuche-verstehen.de/<br />

https://bmbwf.gv.at/forschung/national/<br />

forschungsrecht/tierversuche/nichttechnische-projektzusammenfassungenveroeffentlichung-gemaess-tierversuchsgesetz-2012/


information & emotion<br />

Alles ist Kommunikation:<br />

Der Körper spricht immer mit<br />

DIE SPRACHE IST DIE KLEIDUNG DER GEDANKEN<br />

(Samuel Johnson)<br />

Ja, der Titel ist vielleicht gewagt.<br />

Aber er ist aus einer genauen<br />

Beobachtung entstanden. Ich werde<br />

diese Aussage aber auch mit Fakten<br />

hinterlegen. So hat der berühmte Prof.<br />

Albert Mehrabian in den 70er- Jahren<br />

die Anteile der Gesamtkommunikation<br />

beim Menschen untersucht. Dabei<br />

bewertete er das Kuchensegment der<br />

Körpersprache mit 55%, den der Stimmfärbung<br />

mit 38% und den des Inhaltes<br />

mit lediglich 7%. Wir kommunizieren<br />

also immer, jede Minute.<br />

Ob wir wach sind, oder<br />

nicht. Mit und ohne<br />

unserem Körper. Gut,<br />

was bleibt noch? Die<br />

oft vergessene Objektsprache.<br />

Darunter fällt<br />

die eigene Entscheidung<br />

der Wohnungsgestaltung,<br />

die Einrichtung, die Wahl meines Autos,<br />

die Wahl meiner täglichen Kleidung, die<br />

Wahl von praktisch jedem Gegenstand,<br />

der in meinem Leben vorkommt. Auch<br />

bei unserer Wortwahl demaskieren sich<br />

unsere Gedanken. All das sind Signale,<br />

die ebenfalls zur Kommunikation gehören,<br />

weil sie unsere Intentionen sicht –<br />

und hörbar machen.<br />

Paul Watzlawick hatte mit seinem<br />

berühmten Ausspruch: „Man kann<br />

nicht nicht kommunizieren“ aus meiner<br />

Sicht absolut recht. Wir vergessen<br />

täglich, dass wir mit unseren hunderten<br />

bewussten und unbewussten Entscheidungen<br />

Signale und Botschaften aussenden,<br />

die zumindest intuitiv immer<br />

wahrgenommen werden. Kommunikation<br />

ist also wesentlich mehr,<br />

als der Dialog, oder eine normale<br />

Diskussion. Sie begegnet uns im<br />

Fernsehen, Radio, auf Straßenplakten,<br />

bei der Autofahrt, beim Flirten,<br />

usw. Sie umfasst (beinahe) alles.<br />

Felix Kurmayer<br />

Schauspieler, Studiosprecher<br />

und Kommunikationstrainer<br />

www.felix-kurmayer.at<br />

www.kurmayermedientraining.com/<br />

FELIX KURMAYER<br />

Ergänzende<br />

Erklärungen<br />

15 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & alltag<br />

Primat des Autos:<br />

Das Auto hat immer Vorrang!<br />

ZEIT ZUM NACHDENKEN<br />

Mag. Reinhard Winter<br />

Das Gefahr-Rad heißt Auto - So<br />

betitelte Lisa Mayr ihren Artikel<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

furchtbaren Unfall im Sommer<br />

dieses Jahres als ein Autofahrer das<br />

E-Bike einer Mutter mit Radanhänger<br />

übersieht. Zwei Kinder im Fahrradanhänger<br />

sterben.<br />

Und wie berichteten die Medien darüber?<br />

Mayr hat die Reaktionen auf den<br />

schrecklichen Unfall in wenigen Sätzen<br />

zusammengefasst: „Verantwortlich<br />

ist die Mutter, weil der Radanhänger<br />

womöglich mangelhaft beleuchtet war<br />

und die Kinder keinen Helm trugen. Und<br />

was hat ein Fahrrad mit einem solchen<br />

filigranen Teil hintendran überhaupt<br />

auf einer Landstraße verloren? Gleich<br />

mehrere Medien stellen gar die Frage,<br />

wie gefährlich Radanhänger sind, wie<br />

heikel E-Bikes und Fahrräder an sich.<br />

Aus Radanhängern wird da eine "tödliche<br />

Gefahr". Die Gefahr gehe vom<br />

Anhänger aus und nicht etwa<br />

vom Auto.“<br />

Wer sich noch an die Diskussion<br />

erinnert, wird ihr<br />

Recht geben. Das Auto hat immer Vorrang.<br />

Sie glauben das nicht? Zum Beweis ein paar<br />

Beispiele aus meiner Heimatstadt.<br />

FUSSGÄNGERZONE<br />

Wir haben eine Fußgängerzone und rühmen<br />

uns sogar, dass sie eine der ältesten Österreichs<br />

ist. Allerdings wird oftmals darauf<br />

vergessen, zu erwähnen, dass in den Straßen<br />

und auf den Plätzen der Fußgängerzone<br />

täglich mehr Autos fahren als auf mancher<br />

durchaus belebten Landstraße, und das nicht<br />

nur während der gesetzlich erlaubten Ladezeiten.<br />

Die Gründe dafür? Eine Vielzahl von<br />

Ausnahmegenehmigungen einerseits und die<br />

Ignoranz vieler Autofahrer andererseits, die<br />

nach der Devise handeln – Fahrverbote gelten<br />

für mich nicht. Kontrolle – Fehlanzeige.<br />

BEGEGNUNGSZONE<br />

Wir haben auch eine Begegnungszone, zwar<br />

nur ein kurzes Stück, aber dieses reicht aus,<br />

um sie zu ignorieren. Beschränkung auf 20<br />

Stundenkilometer, Vorrang für Fußgänger<br />

auch auf der Fahrbahn. Das wäre ja noch<br />

schöner, denkt sich offensichtlich so mancher<br />

Autofahrer und ignoriert vorsorglich beides.<br />

FAHRRADSTRASSE<br />

Auch die gibt es bei uns und zwar mehrfach.<br />

An sich ein sehr löbliches Unterfangen dem<br />

Fahrradverkehr den Vorrang einzuräumen<br />

Foto: © pixabay.com<br />

16 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & alltag<br />

und damit die Sicherheit für FahrradfahrerInnen<br />

zu erhöhen. Nützt aber nichts,<br />

wenn die Autofahrer das weitestgehende<br />

Fahrverbot ignorieren, die Fahrradstraße<br />

als Durchzugsstraße missbrauchen<br />

und dies offensichtlich toleriert<br />

wird. Alles nach der Devise eine Straße<br />

hat schließlich für Autos da zu sein.<br />

DURCHZUGSTRASSE<br />

Eigentlich sollte man glauben, dass Verkehrsplaner<br />

versuchen, den Durchzugsverkehr<br />

aus engen Gassen der Innenstadt<br />

fern zu halten. Leider ist dem nicht<br />

so. Engste Gassen meiner Heimatstadt<br />

können völlig legal zur Durchquerung<br />

des inneren Stadtkerns genutzt werden<br />

und werden auch. Das Umfahren würde<br />

ja dem Autofahrer wertvolle 3 Minuten<br />

kosten und das ist augenscheinlich nicht<br />

zumutbar.<br />

GEREGELTE KREUZUNGEN<br />

Kennen Sie das? Sie überqueren mit durchaus forschem Schritt eine Kreuzung,<br />

nachdem Sie brav gewartet haben, dass die Fußgängerampel auf Grün geschaltet<br />

hat. Eigentlich erwarten Sie, dass Sie die Kreuzung auch bei Grün wieder<br />

verlassen. Mitnichten. Längst ehe Sie den anderen Straßenrand erreicht haben,<br />

hat die Ampel schon auf Rot umgeschaltet.<br />

Apropos warten. Vielleicht kennen Sie auch die Kreuzungen, wo Sie als Fußgänger<br />

eine gefühlte Ewigkeit warten, bis die Ampel umschaltet. Ich weiß<br />

einige. Sie warten und warten und warten…<br />

Das waren nur fünf Beispiele aus meiner Heimatstadt, die meiner Meinung<br />

nach sehr deutlich den Primat des Autos aufzeigen. Wenn Sie nun glauben, ich<br />

bin ein Autogegner und nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, mitnichten.<br />

Ich bin sehr oft mit dem Auto unterwegs, nutze aber, wenn es mir möglich<br />

ist, auch gerne öffentliche Verkehrsmittel oder gehe zu Fuß. Wünschen würde<br />

ich mir die Gleichrangigkeit aller möglichen Fortbewegungsarten vor allem<br />

auch in der politischen Planung. Egal ob öffentlicher Verkehr, Auto, Fahrrad<br />

oder Fußgänger - alle haben im jeweiligen Umfeld ihre Berechtigung. Von uns<br />

allen würde ich mir auch ein Gegensteuern gegen den Primat des Autos erhoffen<br />

– sehen wir das Auto als das, was es ist: ein durchaus nützliches Transportmittel<br />

und nicht mehr.<br />

Foto: © Tina Cakara<br />

Foto: © pixabay.com<br />

17 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


e<br />

r<br />

aber<br />

lig.<br />

istiker<br />

information & pädagogik<br />

Rat auf Draht zum Thema Geld:<br />

Die SOS-Familientipps<br />

DASS GELD NICHT UNBEGRENZT ZUR VERFÜGUNG STEHT, MÜSSEN KINDER ERST<br />

<strong>LERNEN</strong><br />

sche<br />

war<br />

kt, aber<br />

alig.<br />

horistiker<br />

Birgit Satke<br />

Leiterin von Rat auf Draht<br />

www.rataufdraht.at<br />

www.sos-kinderdorf.at<br />

Bekomme ich das? … Alle meine<br />

Freunde haben‘s schon! - Wir<br />

sind umgeben von Konsumgütern<br />

und Kinder wissen schnell,<br />

welche davon sie gerne hätten. Doch<br />

wie lernen sie parallel dazu einen guten<br />

Umgang mit Geld? Je früher Kinder die<br />

Bedeutung und den Mechanismus von<br />

Geld begreifen, desto leichter haben sie<br />

es als Erwachsene, vernünftig mit Geld<br />

umzugehen. Man muss kein Finanz-<br />

Genie sein, um seine Kinder langsam an<br />

das Thema Geld heranzuführen.<br />

ERWACHSENE SIND VORBILDER<br />

Lange bevor Kinder den Wert einzelner<br />

Münzen und Scheine einschätzen<br />

können, bekommen sie schon mit, wie<br />

die Eltern damit umgehen. Lassen Sie<br />

Ihr Kind zum Beispiel wissen, dass auch<br />

Sie Wünsche haben, für die Sie sparen<br />

müssen. Auf die Erfüllung von Wünschen<br />

warten zu können ist eine wichtige<br />

Voraussetzung, um sich später in unserer<br />

Konsumwelt gut zurecht zu finden.<br />

GELD WÄCHST NICHT IM BAUCH<br />

DES BANKOMATS<br />

Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber,<br />

was Geld bedeutet und woher es<br />

kommt. Denn Plastikkarten und Bankomat<br />

spielen eine falsche Realität vor.<br />

Kinder verstehen den Geldfluss nur,<br />

wenn man ihnen erklärt, dass Geld mit<br />

Arbeit verbunden und beschränkt ist.<br />

ERSTES TASCHENGELD<br />

Um einen maßvollen Umgang zu lernen,<br />

brauchen Kinder eigenes Geld, über dessen<br />

Verwendung sie selbst entscheiden<br />

dürfen. Regelmäßiges Taschengeld ist ab<br />

dem Schuleintritt sinnvoll, wenn Kinder<br />

schon kleinere Beträge nachrechnen<br />

und den Dingen einen Wert zuordnen<br />

können. Zahlen Sie das Taschengeld<br />

regelmäßig, unaufgefordert und in fester<br />

Höhe aus. Dann ist es für Kinder eine<br />

verlässliche und planbare Größe. Die<br />

Auszahlung sollte zunächst wöchentlich<br />

erfolgen, da unter 10-Jährige noch nicht<br />

so lange planen können, dann monatlich.<br />

HÖHE DES TASCHENGELDES<br />

In Österreich sind Eltern nicht gesetzlich<br />

dazu verpflichtet, ihrem Kind<br />

Taschengeld auszuzahlen. Wie hoch das<br />

Taschengeld ausfällt, liegt daher in der<br />

Verantwortung der Eltern und sollte sich<br />

an der finanziellen Situation der Familie<br />

orientieren. Eine mögliche Staffelung bei<br />

durchschnittlichem Einkommen:<br />

6 - 8 Jahre: 0,50 - 2 Euro wöchentlich<br />

8 - 10 Jahre: 2 - 3 Euro wöchentlich<br />

10 - 12 Jahre: 8 - 14 Euro monatlich<br />

12 - 14 Jahre: 12 - 20 Euro monatlich<br />

14 - 16 Jahre: 18 - 35 Euro monatlich<br />

16 - 18 Jahre: 30 - 60 Euro monatlich<br />

18 - 20 Jahre: 50 - 80 Euro monatlich<br />

Knüpfen Sie an das Taschengeld keine<br />

Bedingungen. Zahlen Sie die Kinder<br />

nicht fürs Brav sein und bestrafen Sie sie<br />

nicht mit dem Entzug von Taschengeld<br />

zB. bei schlechten Noten. Auch wenn<br />

sich Kinder und Jugendliche mit kleinen<br />

Jobs (zB. bei Freunden oder Nachbarn)<br />

etwas dazuverdienen, sollte die Höhe<br />

des Taschengeldes davon unangetastet<br />

bleiben.<br />

Foto: © K.-U.-Häßler-fotolia.com<br />

18 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & & pädagogik forschung<br />

WIR SETZEN IMPULSE<br />

Geben Sie keinen Vorschuss auf Taschengeld.<br />

Wenn der Nachwuchs vor der nächsten Rate<br />

schon pleite ist, besprechen Sie, wie es dazu<br />

kam und wie man es das nächste Mal besser<br />

machen kann.<br />

VERWENDUNG DES TASCHENGELDS<br />

Das Taschengeld sollte nicht für notwendige<br />

Anschaffungen wie Schulsachen, Bekleidung<br />

oder die Jause verwendet werden müssen,<br />

sonst verliert es seinen ursprünglichen Sinn. Es<br />

ist für Dinge da, die Ihr Kind gerne zusätzlich<br />

hätte. Machen Sie das Taschengeld nicht überflüssig,<br />

indem Sie fast alle Wünsche erfüllen.<br />

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die sinnvolle<br />

Verwendung von Geld, lassen Sie es aber über<br />

das Taschengeld frei verfügen. Machen Sie<br />

keine wertenden Urteile über selbstgekaufte<br />

Dinge, wie „sinnvoll“ oder „überflüssig“.<br />

http://magazin.Lmzukunft.at<br />

GELD MACHT NICHT GLÜCKLICH<br />

Zeigen Sie Ihrem Kind, welche kostenfreien<br />

Möglichkeiten es gibt, Spaß zu haben. Nicht<br />

jeder Ausflug muss Geld kosten und nicht<br />

jede Minute Freizeit mit Konsum gefüllt sein.<br />

Gehen Sie zum Beispiel gemeinsam Kastanien<br />

und bunte Blätter sammeln und verbringen Sie<br />

mit Ihren Kindern einen Bastel-Nachmittag.<br />

Oder suchen Sie Second Hand-Läden in Ihrer<br />

Nähe – gebrauchte Bücher und Spielsachen<br />

machen genauso viel Spaß, sie schonen den<br />

Geldbeutel und Kinder lernen, dass gebrauchte<br />

Gegenstände noch immer einen Wert haben.<br />

Rat auf Draht ist Österreichs wichtigste Notrufnummer<br />

für Kinder und Jugendliche. Sie ist<br />

unter 147 rund um die Uhr kostenlos aus ganz<br />

Österreich erreichbar und wird von SOS-Kinderdorf<br />

überwiegend aus Spenden finanziert.<br />

UNSER INFO-SERVICE<br />

WIR INFORMIEREN SIE 4-6 MAL IM JAHR ÜBER NEUIGKEITEN<br />

BEI "<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>".<br />

RECHTZEITIG INFORMIEREN WIR ÜBER DEN<br />

ERSCHEINIGUNGSTERMIN ERSCHEINUNGSTERMIN DES DES IMPULS-MAGAZINS.<br />

TRAGEN SIE SICH IN DIE VERTEILERLISTE UNSERES INFO-<br />

NEWSLETTER-SERVICES EIN - UND SIE WERDEN<br />

INFORMIERT<br />

EMPFEHLEN SIE UNS IHREN FREUNDEN UND BEKANNTEN.<br />

ANMELDUNG:<br />

http://magazin.Lmzukunft.at/anmeldung.html<br />

19 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & bewusstsein<br />

Art Mile Project:<br />

Internationales/interkulturelles Lernen<br />

TREFFEN-TEILEN-EINIGEN-KREIEREN-REFLEKTIEREN<br />

Karin Stenz<br />

Schulleitung<br />

Scoula Vivante, Schweiz<br />

www.scuolavivante.ch<br />

Atsuko Shiwaku,<br />

Projektidee<br />

Fotos: © Archiv Scoula Vivante<br />

20 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

Als UNESCO assoziierte Schule<br />

nahm unsere Primarstufe am<br />

«Art Mile Tokyo 2020 Projekt»<br />

der Art Mile Foundation Japan<br />

teil. Das Art Mile Projekt wurde von<br />

Atsuko Shiwaku initiiert und hat zum<br />

Ziel, Frieden und interkulturelles<br />

Verständnis zu fördern und durch den<br />

Austausch mehr Toleranz und gegenseitiges<br />

Verständnis zu erlangen.<br />

So gingen jeweils eine japanische und<br />

eine «ausländische» Schulklasse eine<br />

Partnerschaft ein, die ein Jahr lang für<br />

einen interessanten Austausch sorgte.<br />

Wir, als einzige Schule aus der Schweiz,<br />

unterhielten uns auf Englisch mit unserer<br />

Partnerklasse, der Sherry Englisch<br />

School, aus Japan. Zusammen wollten<br />

wir ein 3.6 m langes und 1.5 m hohes<br />

Gemälde für die Kunstmeile bei den<br />

olympischen Spielen 2020 in Tokyo kreieren.<br />

Eine Hälfte malten die japanischen<br />

Kinder und wir ergänzten dann mit der<br />

zweiten.<br />

Nach einer persönlichen Kennenlernphase<br />

mit kleinen Portraits, die wir uns<br />

sandten, probierten wir einander gegenseitig<br />

unsere Kultur und Traditionen<br />

näher zu bringen.<br />

Wir tauschten Fotos, Videos, Briefe und<br />

Mails aus. Wir schrieben Texte über verschiedene<br />

Feste, kulturelle Spezialitäten<br />

etc. und bemühten uns das, was wir von<br />

unseren Freunden erhielten, zu verstehen<br />

und daraus zu lernen.<br />

Dies legte die Basis für eine gemeinsame<br />

Entscheidung, welche Botschaft wir per<br />

Gemälde zusammen in die Welt tragen<br />

wollten. Diese Botschaft sollte «bildgewaltig»<br />

und machtvoll sein und den<br />

Wunsch nach Frieden und Freundschaft<br />

für alle Völker dieser Welt zeigen. Wir versuchten<br />

eine Weile ganz in die Welt unserer<br />

Freunde einzutauchen, um uns ihnen während<br />

des Projektes nahe zu fühlen. So wurden die<br />

japanischen Schriftzeichen geübt, japanische<br />

Musik gehört und gesungen, Haikus verfasst<br />

und verschiedene Dokumentationen angeschaut.<br />

Wir stellten neben all den kulturellen,<br />

geografischen und religiösen Unterschieden<br />

auch immer wieder Gemeinsamkeiten fest.<br />

So gab es eine gegenseitige Begeisterung für<br />

Sport. Alle zusammen mochten wir Musik und<br />

hatten Interesse für die Natur. Uns faszinierte<br />

die Küstenlandschaft unserer Partnerklasse,<br />

während diese sich von unserer Bergwelt<br />

faszinieren ließ. So sollten dann diese Gemeinsamkeiten<br />

in ihrer Unterschiedlichkeit<br />

verbunden auf unserem Gemälde sein. Ein<br />

Regenbogen aus den olympischen Kreisfarben<br />

sollte das Zentrum zweier Fussballspielender<br />

Mannschaften umspannen. Ein musikalisches<br />

Feuerwerk und verschiedene Naturphänomene<br />

fanden Platz auf dem Gemälde und<br />

zeigten die Gemeinsamkeit in der Vielfalt.<br />

Neben dem Sprachenlernen und dem interkulturellen<br />

Austausch, entstanden Freundschaften<br />

und viele Ansichten und Einsichten über<br />

die jeweils andere Kultur. Als wir am Schluss<br />

das fertige Gemälde nach Japan sandten<br />

waren wir einerseits freudig gespannt, was<br />

unsere Freunde dazu sagen würden und andererseits<br />

war es plötzlich leer bei uns, ohne das<br />

Bild. Ob wir es wohl irgendwann wiedersehen<br />

werden? Und welche Besucher/innen wohl<br />

unser Schloss Werdenberg, der «Margelchopf»<br />

der Rheinfall und Heidi bekommen<br />

werden?<br />

Danke Atsuko Shiwaku für diese wundervolle<br />

Projektidee und danke den Kindern der Sherry<br />

English School für all das, was wir von und<br />

mit euch lernen durften.


Fertiges Kunstwerk<br />

Art Mile Klasse / Japan<br />

Skizze Japan<br />

21 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & mitgefühl<br />

Professor Abakus:<br />

Einsamkeit und Weihnachtszeit<br />

Ein Beitrag über einen deutschen Musiker hat mich schwer beeindruckt.<br />

Mit Hilfe seiner Familie und Freunde unterstützt Frank Zander<br />

seit 1995 in Berlin Obdachlose und Bedürftige mit einem Weihnachtsessen.<br />

In diesem Jahr werden ungefähr 3000 Gäste erwartet. Und<br />

auch die vielen treuen vierbeinigen Begleiter, die Menschen in schwierigen<br />

Situationen oft Halt geben, werden versorgt. Wie groß muss ein Herz sein,<br />

um überhaupt auf die Idee zu kommen und wie viele helfende Hände werden<br />

benötigt, bis das alles organisiert und finanziert ist. Da muss es schon eine lange<br />

Vorlaufzeit und unendlich viel Begeisterung geben.<br />

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />

Nicht jeder hat das Glück eine Familie zu haben, mit der ein gemütliches Weihnachtsfest<br />

möglich ist. Bei uns gehören ein Weihnachtsbaum, Vanillekipferl und das Christkind<br />

dazu. Wir trinken Tee, die Kerzen werden angezündet und aus der Küche ziehen<br />

verführerische Düfte an unseren Nasen vorbei.<br />

Auch in unserer Stadt sehe ich immer wieder Menschen auf der Straße sitzen, mit oder<br />

ohne Hund, bei Wind und Wetter. Wo feiern diese Menschen Weihnachten, die in der<br />

Betriebsamkeit der Vorweihnachtszeit und auch im übrigen Jahr oft gar nicht wahrgenommen<br />

werden?<br />

Um diesen Menschen zu helfen gibt es besonders vor Weihnachten Spendenaufrufe<br />

für warme Kleidung, Decken, Winterschuhe, Schlafsäcke, eine warme Mahlzeit, eine<br />

warme Dusche, ein sauberes Handtuch, alles Dinge, die für meine Familie und die<br />

meisten von uns eine Selbstverständlichkeit sind. Was bestimmt genauso wichtig ist,<br />

ist ein Lächeln und ein bisschen Zuversicht, denn der eingeschlagene Weg ist sicher<br />

sehr mühsam und alleine kaum zu schaffen. Aber es gibt sie auch bei uns, die guten<br />

Seelen, die ehrenamtlich in vielen Bereichen für kleine und große Wunder sorgen.<br />

Wenn ich zu entscheiden hätte, würde es für jeden Menschen auf unserer Erde<br />

einen Platz geben, an dem er sich sicher und geborgen fühlen kann. Denn wenn<br />

ich mich in der Welt so umschaue, ist es genau das, wonach sich die meisten<br />

Menschen sehnen. Aber mich fragt ja keiner, wie immer.<br />

Ghostwriter: Birgit Menke<br />

Fotos: © pixabay.com


information & wandel<br />

Leben bedeutet stetiger Wandel:<br />

In der Mitte sein<br />

IN – <strong>MIT</strong>TEN IN INTENSIVEN WANDLUNGSZEITEN<br />

Seit dem Frühjahr <strong>2019</strong> sind wir<br />

astrologisch in einer Zeit mit<br />

neuer Energiequalität, die für 7<br />

Jahre wirkt. Parallel dazu läuft ein<br />

anderer Zyklus zu Ende, um am 12.1.20<br />

neu zu starten und neue Qualitäten für<br />

34 Jahre in unser aller Leben zu bringen.<br />

Es geht einerseits um vollkommen neue,<br />

überraschende Entwicklungen. Andererseits<br />

geht es um Überprüfung, Grenzen,<br />

Macht/Ohnmacht. Da jede Konstellation<br />

in sich neutral ist und es vom jeweiligen<br />

Bewusstsein abhängt, wie es gelebt<br />

wird, geht die Skala im schlechtesten<br />

Falle von totaler Kontrolle bis hin zu - im<br />

besten Falle - dem Thema Authentizität.<br />

In der Selbstverantwortung liegt der<br />

größte Schlüssel für uns als Individuen<br />

und für Firmen, Gesellschaftsstrukturen,<br />

Wirtschaftsstrukturen.<br />

Es ist enorm wichtig, uns den wesentlichen<br />

Themen zuzuwenden:<br />

Was ist in meinem Leben überholt und<br />

darf/ soll/ muss verabschiedet werden?<br />

Das beginnt bei Gedanken über uns<br />

selbst und das Leben bis hin zu Gewohnheiten,<br />

Handlungen, Motivationen,<br />

Zielen. Wofür stehe ich? Wofür lebe ich?<br />

Was soll in meinem Leben auf jeden Fall<br />

stattfinden, bevor ich sterbe? Welche<br />

Spuren will ich hinterlassen?<br />

Was und wie kann ich beitragen zum<br />

höchsten Wohle aller?<br />

Da wir den freien Willen haben, werden<br />

sich natürlich nach wie vor Menschen in<br />

unterschiedlichsten Positionen dafür entscheiden,<br />

den alten Weg auf Biegen und<br />

Brechen durchzusetzen und die Macht<br />

nach wie vor nur für sich zu haben. Im<br />

Übergang erleben wir jetzt schon sehr<br />

intensiv und gleichzeitig das Überholte<br />

und das Zukünftige. Verlieren wir uns<br />

in der Angst, weil das Negative so laut<br />

ist? Können wir auch wahrnehmen, was<br />

gleichzeitig schon jetzt alles an guten<br />

neuen Entwicklungen stattfindet im eigenen<br />

Leben und in der Welt? Selbstverantwortung<br />

und die innere Ausrichtung<br />

auf das höchste Wohl für alle Beteiligten<br />

als Einzelner und als Gruppe (z.B. auch<br />

in Unternehmen) sind die besten Zutaten<br />

für die gemeinsame Zukunft.<br />

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du<br />

Dir für diese Welt wünscht“. Dieses Zitat<br />

von M. Gandhi ist topaktuell. Denn das,<br />

was wir mit uns selbst tun, ist – gemäß<br />

der Quantenphysik – ebenso unser<br />

Beitrag für die Welt. In diesem Entwicklungsprozess<br />

können wir uns auch durch<br />

Astrologie, Kinesiologie und systemisches<br />

Wissen sehr gut unterstützen.<br />

Gildis Klaunzer-Binder<br />

ausgebildete Kinesiologin<br />

und Astrologin.<br />

Systeme-in-Balance® Coach,<br />

Gehirn-Integrations-<br />

Kinesiologin.<br />

www.klaunzer-binder.at<br />

Tagesseminar<br />

„Change-Chance: Zeit der Veränderung –<br />

Zeiten neuer Chancen“<br />

an 3 Terminen (wahlweise) 7.12.19,<br />

25.1.20, 22.2.20<br />

Weitere Informationen<br />

office.klaunzer-binder@sbg.at<br />

23 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & berufung<br />

Ein abwechslungsreicher und naturnaher Beruf:<br />

Zoo- und Wildtierpfleger<br />

WER FÜTTERT DIE GIRAFFEN, WER RÄUMT DEN ELEFANTENMIST WEG, WER<br />

LEGT DEM WILDPFERD DEN PEILSENDER UM<br />

Prof. Dr. Yves Moens<br />

Direktor der Tierpflegeschule<br />

an der<br />

VetMedUni Wien<br />

7:00 Uhr morgens. Erwin hat<br />

Hunger. Eigentlich hat Erwin<br />

immer Hunger. Aber er ist gerade<br />

auf Diät. Martin und Diana haben<br />

seinen Speiseplan vorliegen und sind in<br />

der Früh dabei, unter Anweisung ihres<br />

Ausbilders, die Tagesration für Erwin<br />

vorzubereiten. Erwin ist eine Madagaskar-Sumpfschildkröte<br />

und Martin und<br />

Diana absolvieren als Tierpflegeschüler<br />

der Tierpflegeschule der Vetmeduni<br />

Wien eines ihrer Praktika im Zoo Schönbrunn.<br />

Nach der Fütterung im Reptilienhaus<br />

geht es zu den Gehegen der Gazellen<br />

zum Entfernen der Misthaufen, denn die<br />

Besucher wollen die Tiere in sauberen<br />

Gehegen bewundern. Später assistieren<br />

sie dem Zootierarzt bei der Untersuchung<br />

eines Flamingos. Auch ist für<br />

diesen Tag ein Tiertransport angekündigt.<br />

Im Rahmen von Zuchtprogrammen<br />

zur Arterhaltung tauschen Zoos<br />

regelmäßig Tiere untereinander<br />

aus.<br />

In der Presse liest man nur davon,<br />

wenn wieder einmal Pandas aus<br />

China kommen. Dabei sind aber<br />

noch viele andere Tierarten in solchen<br />

Programmen. Zusammen mit ihrem<br />

Ausbilder arbeiten Martin und Diana<br />

für mehrere Monate im Zoo, lernen<br />

dabei praktische Tätigkeiten in ihrem<br />

zukünftigen Berufsfeld, erleben aber<br />

auch die täglich immer gleichen Routinen<br />

wie Füttern und Entmisten. Ein<br />

neues Gehege für Lemuren soll fertiggestellt<br />

werden. Dabei können die beiden<br />

schon einbringen, was sie in der Schule<br />

über die Haltung dieser seltenen Affen<br />

gelernt haben.<br />

Foto: © pixabay.com<br />

Alle Tierpflegeschüler absolvieren im 2. Schuljahr<br />

zwei längere Praktika in den Bereichen<br />

Zoo- und Wildtierpflege, Tierarztassistenz und<br />

Labortierpflege.<br />

Im 3. Schuljahr müssen sie sich nämlich für<br />

einen der drei Aufgabenbereiche entscheiden<br />

und bekommen im letzten Jahr eine intensive<br />

Ausbildung mit bis zu 7 Monaten Praktikum in<br />

genau diesem Bereich. Dadurch sind sie dann<br />

optimal für dieses Berufsfeld vorbereitet.<br />

Für Melanie steht nach einem Praktikum an der<br />

Wildtierkunde am Wilhelminenberg schon fest,<br />

dass sie später im Umweltschutzbereich mit<br />

Wildtieren arbeiten möchte. Alex dagegen mag<br />

die Haustiere lieber. Statt bei einem Tierarzt die<br />

Patienten zu betreuen, möchte er aber lieber in<br />

einem Tierheim oder einer Tierpension arbeiten.<br />

Vielleicht eine Spezialausbildung als Heimtiertrainer<br />

anschließen.<br />

Petra findet die Arbeit im Bereich Biomedizin<br />

mit genetisch veränderten Labortieren spannend.<br />

Bei der Entwicklung neuer Therapien und<br />

Medikamente mitzuhelfen und zugleich die Lebensbedingungen<br />

der Tiere so gut wie möglich<br />

zu gestalten, findet sie sehr sinnvoll.<br />

Egal für welchen Weg sich die Schüler und<br />

Schülerinnen am Ende entscheiden: Die Chancen<br />

stehen gut, dass sie nach erfolgreichem Abschluss<br />

der Schule bald einen Job finden.<br />

INFO<br />

Lehrplan der<br />

Tierpflegeschule<br />

https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/lehrplan/<br />

Partner der<br />

Tierpflegeschule<br />

https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/unsere-partner/


information & wahrnehmung<br />

Schenken<br />

Sie doch heuer<br />

eine Ziege.<br />

Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude<br />

Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen<br />

im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form<br />

eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.<br />

schenkenmitsinn.at<br />

T-SHIRT<br />

DAZU SCHENKEN<br />

© iStockphoto (Antagain)


information & kinderrecht<br />

Andreas Jagersberger ˇ<br />

Kommunikation & Advocacy<br />

RHEP Bildungsprogramm<br />

Caritas Österreich<br />

www.caritas.at<br />

30 Jahre UN Kinderrechtskonvention:<br />

Das Recht auf eine Kindheit<br />

AM 20. NOVEMBER FEIERTE DIE UN KINDERRECHTSKONVENTION IHREN 30.<br />

GEBURTSTAG. EINE WICHTIGE ERRUNGENSCHAFT FÜR KINDER WELTWEIT,<br />

DENNOCH BLEIBT VIEL ZU TUN<br />

November gilt seither international als<br />

Schutz. Sie dürfen Schulen besu-<br />

Tag der Kinderrechte.<br />

Kinder genießen heute besonderen<br />

chen und müssen keiner körperlichen<br />

Arbeit nachgehen. Sie sind<br />

geschützt vor Ausbeutung und haben<br />

das Recht auf freie Entwicklung. Was für<br />

uns heute in Europa selbstverständlich<br />

klingt, war bis vor nicht allzu langer Zeit<br />

noch undenkbar. Zu Beginn der Industrialisierung,<br />

im späten 18. Jahrhundert,<br />

war es etwa üblich, dass Kinder in<br />

Fabriken und sogar im Untertagbau arbeiten<br />

mussten. Erst schrittweise wurde<br />

dies im Laufe des 19. Jahrhunderts per<br />

Gesetz verboten.<br />

DAS JAHRHUNDERT DER<br />

KINDERRECHTE<br />

Alarmiert durch die katastrophale Situation<br />

von Flüchtlingskindern nach dem<br />

Ersten Weltkrieg legte Eglantyne Jebb,<br />

Gründerin des Save the Children Fund,<br />

die Children's Charter dem Völkerbund<br />

vor. Dieser 1924 als „Genfer Erklärung“<br />

unterzeichnete Text ist das international<br />

erste anerkannte Dokument, das Kindern<br />

eigenständige Rechte wie den Schutz<br />

vor Ausbeutung oder das Recht auf<br />

natürliche Entwicklung einräumt.<br />

24 Jahre und ein furchtbarer Weltkrieg<br />

vergingen, ehe Kinder- und zuallererst<br />

Menschenrechte 1948 wieder international<br />

diskutiert und gestärkt wurden. Die<br />

daraus entstandene Allgemeine Erklärung<br />

der Menschenrechte ist bis heute<br />

gültig und zählt zu den größten humanitären<br />

Errungenschaften des 21. Jahrhunderts.<br />

Eine eigene Erklärung der Rechte<br />

des Kindes wurde allerdings erst am 20.<br />

November 1959 unterzeichnet – der 20.<br />

DIE UN KINDERRECHTS-<br />

KONVENTION<br />

30 Jahre nach der Erklärung der Rechte<br />

des Kindes, am 20. November 1989,<br />

wurde die „UN-Kinderrechtskonvention“<br />

von der Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen angenommen. Damit<br />

erhielten alle Kinder weltweit verbriefte<br />

Rechte auf Schutz, Versorgung und<br />

Mitbestimmung.<br />

Aufgrund der damals wie heute hohen<br />

Bedeutung Kindern besondere Rechte zu<br />

gewähren zählt die UN Kinderrechtskonvention<br />

zu der mit Abstand von den meisten<br />

Staaten ratifizierten Konventionen<br />

der Geschichte – auch wenn einige der<br />

Staaten diese noch nicht verfassungsrechtlich<br />

verankert haben. Zuletzt wurde<br />

die Konvention etwa 2015 vom Südsudan<br />

und Somalia ratifiziert. Damit bleiben<br />

die USA der einzige Staat weltweit,<br />

der diesem bedeutenden Dokument bis<br />

heute seine Ratifizierung verwehrt.<br />

EINE OFT GEBROCHENE<br />

KONVENTION<br />

So groß der Zuspruch der Staatengemeinschaft<br />

zur Kinderrechtskonvention<br />

ist, so häufig wird sie allerdings leider<br />

auch missachtet. Dabei sind es bei weitem<br />

nicht nur Kriege und Katastrophen,<br />

die es Kindern unmöglich machen, ihr<br />

volles Potenzial auszuschöpfen - auch<br />

in Europa werden laufend Kinderrechte<br />

gebrochen. Ein Bericht der National Coalition<br />

Deutschland hält fest, dass trotz<br />

Foto: © pixabay.com<br />

26 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & kinderrecht<br />

Wirtschaftswachstum und sinkender<br />

Arbeitslosigkeit die Kinderarmut seit<br />

Jahren ansteigt – und auch in Österreich,<br />

einem der reichsten Länder der<br />

Welt, ist aktuell fast jedes fünfte Kind<br />

armutsgefährdet.<br />

Die Caritas unterstützt Kinder im Inund<br />

Ausland mit dem Anspruch, dass<br />

Kinderrechte immer und überall eingehalten<br />

werden müssen – besonders in<br />

Krisenzeiten.<br />

Weitere Informationen zu Kinderprojekten<br />

der Caritas finden Sie unter:<br />

www.caritas.at/kinderrechte<br />

Die vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention:<br />

1. Das Recht auf Gleichbehandlung:<br />

Kein Kind darf aufgrund seines Geschlechts,<br />

der Herkunft, seiner Sprache,<br />

der Religion Hautfarbe oder einer Behinderung<br />

benachteiligt werden.<br />

2. Das Wohl des Kindes hat Vorrang:<br />

Wann immer Entscheidungen getroffen<br />

werden, die sich auf Kinder auswirken,<br />

muss das Wohl des Kindes vorrangig<br />

berücksichtigt werden.<br />

3. Das Recht auf Leben und Entwicklung:<br />

Jedes Land verpflichtet sich, in<br />

größtmöglichem Umfang die Entwicklung<br />

der Kinder zu sichern.<br />

4. Achtung vor der Meinung des Kindes:<br />

Alle Kinder sollen als Personen ernst<br />

genommen, respektiert und in Entscheidungen<br />

einbezogen werden.<br />

Fotos © Archiv-Caritas<br />

27 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & erziehung<br />

Elternwerkstatt:<br />

Hitzige Debatten<br />

MEHR ZU HÖREN, ALS ZU REDEN – SOLCHES LEHRT UNS DIE NATUR: SIE VER-<br />

SAH UNS <strong>MIT</strong> ZWEI OHREN, DOCH <strong>MIT</strong> EINER ZUNGE NUR (Gottfried Keller)<br />

Mag. a Maria Neuberger-<br />

Schmidt<br />

Autorin und Gründerin<br />

Verein Elternwerkstatt<br />

www.elternwerkstatt.at<br />

Foto: Ingrid Perger<br />

Elternwerkstatt<br />

Wie kommt es, dass man bei<br />

Konflikten so leicht laut wird?<br />

Sie versuchen, den anderen zu<br />

überzeugen, doch Ihre Argumente<br />

prallen ab. Auch wenn Sie noch so<br />

überzeugend sind. Der andere ist einfach<br />

wie „zugenagelt“, und gibt stets kontra.<br />

Ganz besonders krass ist es oft gerade<br />

beim Ehepartner oder bei ihren Kindern.<br />

Wenn auf jedes Argument: „Ja, aber…“<br />

folgt, ärgern Sie sich, weil Sie das Gefühl<br />

haben, dass man Ihnen gar nicht wirklich<br />

zuhört.<br />

Im Konfliktfall geht es dann nur mehr<br />

um die Frage: „Wer hat Recht?“ oder<br />

„Wer ist Schuld?“ und man befindet sich<br />

mitten im Machtkampf, ob man es sich<br />

eingestehen will, oder nicht. Besser ist<br />

es, nach Lösungen, statt nach Schuldigen<br />

zu suchen. Wer will denn schon schuld<br />

sein? Aus der eigenen Perspektive gibt<br />

es doch immer eine Begründung oder<br />

eine Rechtfertigung. Steigen Sie aus der<br />

Konfliktspirale aus und fragen Sie lieber:<br />

„Was hältst du davon, wenn…“ Ist die<br />

Stimmung bereits emotional aufgeladen,<br />

werden Sie vielleicht automatisch<br />

„abserviert“, einfach deshalb, weil der<br />

Vorschlag ja von Ihnen ist. Darum ist es<br />

klüger, den anderen aktiv einzubinden:<br />

„Hast du einen Vorschlag, wie wir das<br />

lösen können?“<br />

Dies darf keine rhetorische Frage sein.<br />

Sie führt nur zum Ziel, wenn Sie dann<br />

auch wirklich darauf eingehen und nicht<br />

sofort mit „Ja, aber…“ kontern. Wie-<br />

derholen Sie („Aha, du findest…“) oder<br />

fragen Sie nach („Kannst du mir das<br />

genauer schildern?“ „Wie stellst du dir<br />

das konkret vor?“ „Habe ich dich richtig<br />

verstanden, du meinst, …“) erst wenn<br />

der andere sich ernst genommen fühlt<br />

und verstanden fühlt, wird ein Einlenken<br />

möglich und auch Sie werden angehört,<br />

wenn Sie sagen: „Aus meiner Perspektive<br />

sieht das so aus…“<br />

Manchmal gerät man sogar in einen<br />

Streit, obwohl ursprünglich gar kein<br />

Konflikt im Raum stand. Sie fragen sich:<br />

„Wieso streiten wir jetzt eigentlich?“<br />

Das liegt daran, weil wir Erwachsene<br />

glauben, alles nur auf der rationalen<br />

Ebene abhandeln zu können. Doch<br />

zunächst einmal will man sich erst angenommen<br />

und verstanden fühlen. Wie<br />

wissen Sie, dass der andere Sie versteht?<br />

Indem er Verständnis für Ihre Emotionen<br />

zeigt oder einfach zur Kenntnis nimmt,<br />

wie sich die Situation für Sie darstellt<br />

und auf das eingeht, was Sie sagen.<br />

Wenn stattdessen ein Gegenargument<br />

oder ein ungebetener Rat folgt, gehen<br />

Sie in Verteidigung und der andere<br />

versucht in guter Absicht umso mehr, Sie<br />

zu überzeugen, anstatt zu merken, dass<br />

Sie gerade dies nicht brauchen. Er möge<br />

Ihnen doch einfach nur zuhören!<br />

Ja, werden Sie vielleicht einwenden,<br />

„Mein Partner, meine Partnerin, meine<br />

Kinder, die verstehen das einfach nicht!<br />

Sie sind emotional, stur oder rechthaberisch!“<br />

Es ist schwer, andere zu ändern!<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

28 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & erziehung<br />

Doch wie wäre es, Sie fangen damit<br />

an? Auf ihre Gefühle einzugehen, ihre<br />

Argumente zur Kenntnis zu nehmen,<br />

die Situation aus ihrer Perspektive zu<br />

beschreiben…? Vielleicht geht gerade<br />

dann die Tür zu ihrem Herzen auf, und<br />

man hört Ihnen auf einmal wieder zu,<br />

folgt Ihren Argumenten und ein „vernünftiges“<br />

Gespräch wird möglich.<br />

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!<br />

Jeder von uns hat die Freiheit, selbst<br />

damit anzufangen, damit unsere Beziehungen<br />

lockerer, unkompliziert, wertschätzender<br />

werden und wir dadurch die<br />

täglichen Probleme konstruktiver lösen<br />

können.<br />

Familien, in denen man einander zuhört,<br />

sind ein Ort der Geborgenheit. Das ist<br />

Lebensqualität, die man für Geld nicht<br />

kaufen kann. Man braucht sie einander<br />

nur zu schenken!<br />

Foto:© Aamon-fotlia.com<br />

29 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & erinnerung<br />

Babette Reineke:<br />

Das Weihnachtsgeschenk<br />

GÖRMAR BEI MÜHLHAUSEN, THÜRINGEN; 1943<br />

Foto: Buch-Cover<br />

www.zeitgut.de<br />

Unvergessene Weihnachten.<br />

Band 3<br />

36 besinnliche und heitere<br />

Zeitzeugen-Erinnerungen.<br />

192 Seiten, viele Abbildungen,<br />

Ortsregister. Zeitgut Verlag,<br />

Berlin.<br />

Bestellen unter: Tel. 030 70 20<br />

93 14, info@zeitgut.de,<br />

www.zeitgut.com<br />

Taschenbuch, ISBN: 978-3-<br />

86614-122-3<br />

30 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

Wir schrieben das Kriegsjahr<br />

1943. Dieses Jahr hatte uns<br />

den Vater genommen, oder<br />

waren es die Russen gewesen?<br />

Jedenfalls deckte ihn seit einigen<br />

Wochen russische Erde zu. Mutter ging<br />

es wie so vielen in jener Zeit: Sie stand<br />

mit uns drei unmündigen Kindern allein<br />

da. Es war für uns alle eine traurige Zeit<br />

und trotzdem wurde es Weihnachten!<br />

"Wir werden nur einen Tannenzweig<br />

schmücken", sagte Mamusch, "und<br />

überhaupt wird der Weihnachtsmann<br />

kaum etwas zum Bringen haben!"<br />

Ich konnte das gut verstehen, denn aus<br />

der Schule wußte ich, daß alle Güter an<br />

der Front gebraucht wurden. Mit Phantasie<br />

und bescheidenster Zutaten gab<br />

es dennoch genug Heimlichkeiten in der<br />

Weihnachtszeit.<br />

Es gab aber auch, besonders in den<br />

Nächten, Fliegeralarm. Dann mußten wir<br />

unser warmes Bett mit dem kalten Kohlenkeller<br />

tauschen. Unser Kinderzimmer<br />

stand längst schon leer, fühlten wir uns<br />

doch im elterlichen Schlafzimmer, so<br />

nah bei Mutter, geborgener. Sie hatte<br />

Brüderleins "Gatterbett" herübergeholt,<br />

das Baby schlummerte in seiner<br />

Wiege und ich selbst im Ehebett auf<br />

Vaters Seite - bis Heiligabend.<br />

Eine unerklärliche Sehnsucht nach<br />

meinem Kinderbett erfaßte mich.<br />

Erinnerung an vergangene Weihnachten,<br />

als Pa' solch tolle Einschlafgeschichten<br />

erzählte?<br />

Wie dem auch sei, ich begab mich<br />

am Heiligen Abend ins Kinderzimmer<br />

und in<br />

mein angestammtes Bett. Mit meinen<br />

elf Jahren glaubte ich zwar nicht mehr<br />

an den Weihnachtsmann, dennoch<br />

an irgendeine kleine Freude, die der<br />

Weihnachtsmorgen bringen würde. Man<br />

muß wissen, daß in Thüringen erst dann<br />

Bescherung ist, und daß schon vor Tag.<br />

Punkt 5 Uhr nämlich rufen die Glocken<br />

zur Christmette, somit haben daheim<br />

Knecht Ruprecht oder das Christkind<br />

freie Bahn.<br />

Nun lag ich endlich wieder in den eigenen<br />

Federn, ganz schön klamm und kalt<br />

waren sie. Das Fußende war an einer<br />

Ecke hochgeschoben, und die Tür stand<br />

fast immer offen. Kein Wunder, daß die<br />

Kälte reingekrochen war! - Brrrr! - So<br />

langsam kroch sie auch in mir hoch und<br />

ich kroch um so tiefer unter das dicke<br />

Federbett.<br />

Horch! War da nicht eben ein verhaltenes<br />

Weinen?<br />

Sollte es vom Schwesterchen nebenan<br />

gekommen sein?<br />

Unmöglich für mich, es zu hören, steckte<br />

ich doch bis über die Ohren und zusammengerollt<br />

wie ein Igel in meinem Nestchen!<br />

Nun wurde mir schon wärmer.<br />

Wohlig streckte ich meine Füße aus,<br />

doch wie von einer Tarantel gestochen,<br />

zog ich sie sogleich wieder zurück. Was<br />

in aller Welt war das?<br />

Da war etwas Warmes, Weiches gewesen<br />

und bewegt hatte es sich auch. Mir<br />

sträubten sich die Nackenhaare!<br />

War dies ein böser Traum?<br />

Doch da war es wieder, dieses leise<br />

Wimmern, und es kam just vom Fußende<br />

meines Bettes!<br />

Vor Aufregung zitternd schlug ich die<br />

Bettdecke zurück und erblickte, eng


information & erinnerung<br />

aneinandergeschmiegt, fünf fiepende Katzenbabys.<br />

So hilflos und verlassen waren sie und anscheinend<br />

sehr hungrig. Mich dauerte dieser jammervolle<br />

Anblick. Minka! schoß es mir durch den Sinn. Nur<br />

sie konnte die Mutter der Kleinen sein! Wo steckte<br />

sie, unsere getigerte Hauskatze, der Schrecken aller<br />

Mäuse?<br />

Just in diesem Moment war ein leises Kratzen an<br />

der Tür zu hören und Minkas klägliches "Miaaau".<br />

Hurtig ließ ich sie ein: "Du weckst ja noch das<br />

ganze Haus, Minkemau! Und überhaupt, was hast<br />

du dir dabei gedacht? Für uns alle ist das Bett nicht<br />

groß genug!"<br />

Minka schaute mich nur grünäugig an und sprang sofort<br />

zu ihren Jungen aufs Bett. "Miaumaumau", machte<br />

sie und betrachtete wohlgefällig ihre schmatzend an<br />

ihr saugenden Winzlinge. Es war schon ein erhebender<br />

Anblick und nur die Kälte, die höchst unangenehm meine<br />

nackten Beine mit einer Gänsehaut überzog, vermochte<br />

mich davon loszureißen.<br />

"Na gut, weil Weihnachten ist!"<br />

Leise schlich ich aus dem Zimmer und überließ Minka<br />

samt Nachwuchs das Feld.<br />

Danke, Sammetpfötchen, für ein wundervolles Weihnachtsgeschenk,<br />

wie ich es nie wieder bekommen habe!<br />

Mein Bruder und ich vor unserem Haus in<br />

Görmar bei Mühlhausen, Thüringen. Mein Vater<br />

fotografierte uns 1943 vor seinem Rußland-<br />

Einsatz, von dem er nicht zurückkehrte.<br />

Quelle „Zeitgut Verlag/Privatbesitz<br />

des Verfassers<br />

Fotos:© Archiv Zeitgut Verlag und pixabay.com


information & ernährung<br />

Food 4 future – Teil 2:<br />

Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke<br />

SIE LEGEN TEILWEISE VIELE KILOMETER ZURÜCK, BEVOR SIE IN UNSEREM<br />

EINKAUFSWAGEN LANDEN<br />

Mag. a Julia<br />

Geißler-Katzmann/<br />

selbstständige<br />

Ernährungswissenschafterin<br />

& Kinesiologin nach Dr. med.<br />

Klinghardt<br />

www.julika.at<br />

Vorträge und Workshops<br />

www.julika.at<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

32 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

Wie schwer der tatsächliche<br />

CO2-Rucksack unseres<br />

Einkaufs ist, hängt von der<br />

Produktions- und Transportweise<br />

der eingekauften Ware ab.<br />

Letztendlich zählt auch womit (zu Fuß,<br />

Fahrrad, Auto) wir unseren Einkauf nach<br />

Hause bringen…<br />

REGION TRIFFT (MENSCHLICHE)<br />

EMOTION<br />

Lebensmittel aus der Region sind beliebt<br />

und haben weitgehend ein positives<br />

Image. Sie schaffen eine gewisse<br />

Identifizierung mit dem Produkt. Diese<br />

entsteht, da wir uns mit der Herstellungsregion<br />

und deren Erzeuger*innen<br />

solidarisch verbunden fühlen. In der<br />

Regel verknüpfen wir mit regionaler<br />

Wertschöpfung auch Transparenz, eine<br />

gewisse Qualität und erwarten entsprechende<br />

Umwelt-, und Sozialstandards.<br />

REGIONALITÄT IM SUPERMARKT…<br />

Gehen wir in den Supermarkt so scheint<br />

es als wäre kaum etwas in einem<br />

anderen Land produziert. Rot-weiß-rote<br />

Fähnchen oder die Aufschrift „Qualität<br />

aus Österreich“ (und dies selbst bei<br />

Schokobananen oder Schokolade mit<br />

Cashewnüssen) locken durch Irreführung<br />

der Verbraucher*innen.<br />

Auch wenn wir uns natürlich bewusst<br />

sind, dass weder Kakao- noch Cashewbäume<br />

auf österreichischem Boden<br />

wachsen, so schafft die Fahne unseres<br />

Herkunftslandes doch ein wenig Identität<br />

zu dem Produkt.<br />

Wer also wirklich regional kaufen<br />

möchte, der muss schon ein wenig genauer<br />

hinsehen, lesen, nachdenken und<br />

innehalten!<br />

REGIONAL IST NOCH LANGE NICHT<br />

SAISONAL<br />

Streifen wir dann durch das Obst- und<br />

Gemüsesegment, so wird auch hier<br />

schnell sichtbar, dass zwar bei Tomaten<br />

und Erdbeeren im Winter die Regionalität<br />

passt, jedoch mit der Saisonalität<br />

etwas nicht ganz zusammenstimmt<br />

– Klimawandel hin oder her. Natürlich<br />

müssen sich, aufgrund des hohen<br />

Konkurrenzdrucks am Markt auch<br />

Landwirt*innen hierzulande Lösungen<br />

oder Alternativen überlegen und so<br />

kommen oft Projekte zustande, wo<br />

selbst Gemüse- oder Obstsorten, die<br />

längst keine Saison mehr haben fast das<br />

ganze Jahr angeboten werden können.<br />

Manchmal sind diese Projekte auch<br />

punkto Energieeffizienz durchdacht. So<br />

wird die Wärme für die Gewächshäuser<br />

mittels Fernwärme oder Sonnenenergie<br />

gewonnen.<br />

Es liegt auf der Hand, dass Erdbeeren<br />

oder Himbeeren aus Südafrika als<br />

Flugware einen großen ökologischen<br />

Abdruck hinterlassen und so die österreichischen<br />

Früchte die vermeintlich<br />

besseren sind. Jedoch auch beim österreichischen<br />

Produkt gibt es ein Faktum:<br />

Energieinput bleibt Energieinput, egal ob<br />

bei Tomaten, Gurken oder Erdbeeren.<br />

Wenn Sie aktiven Klimaschutz betreiben<br />

wollen, dann bevorzugen Sie saisonale<br />

Ware! Es ist schön, sich im Mai schon<br />

wieder so richtig auf die Erdbeersaison<br />

zu freuen! Dann können wir tatsächlich<br />

auf saisonale und süße Früchtchen<br />

zurückgreifen!<br />

SCHAU AUF´S ETIKETT<br />

Wie sieht es denn rechtlich mit der Her-


information & ernährung<br />

kunftskennzeichnung aus?<br />

Eine Herkunftsangabe ist nur dann auf<br />

der Verpackung notwendig, wenn es<br />

dazu eine ausdrückliche Verpflichtung<br />

gibt oder wenn diese zur Vermeidung<br />

von Irreführung erforderlich ist. Für<br />

natives Olivenöl, Honig, Fisch, unverarbeitetes<br />

Rindfleisch, frisches, gekühltes<br />

sowie gefrorenes Schweine-, Schaf-,<br />

Ziegen- und Geflügelfleisch ist die Herkunftsangabe<br />

zum Beispiel vorgeschrieben.<br />

Auch bei frischen Eiern, frischem<br />

Obst oder Gemüse sowie bei Bioprodukten<br />

muss die Herkunft angegeben<br />

werden.<br />

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich,<br />

dass man aber beispielsweise bei Obstund<br />

Gemüse immer besser am Produkt<br />

direkt nachliest, da oftmals die Tafeln im<br />

Supermarkt selbst zu Verwirrtheit führen<br />

können!<br />

So passiert es beispielsweise häufig<br />

bei den Frühkartoffeln, dass österreichische<br />

Ware mit rot-weiß-roter Fahne<br />

auf großen Tafeln angepriesen wird<br />

und direkt darunter ägyptische Ware<br />

einsortiert wurde. Dies weckt bei vielen<br />

Kund*innen Verärgerung, da man<br />

heimische Ware kaufen wollte und dann<br />

zum falschen Produkt gegriffen hat.<br />

Ebenso bei der Eröffnung der Spargelsaison.<br />

Hier lohnt es sich genau nachzukontrollieren!<br />

INFO<br />

Welche Früchte wann Saison haben<br />

können Sie hier auf der website von „die<br />

umweltberatung“ nachlesen. Außerdem<br />

gibt es einen Saisonkalender zum<br />

Bestellen: https://www.umweltberatung.<br />

at/saisonkalender-obst-und-gemuese<br />

33 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & pause<br />

Pausenzeichen:<br />

Chancen zum Innehalten<br />

PAUSEN MACHEN IST EINE KUNST, DIE WIR IN UNSERER<br />

HEKTISCHEN ZEIT ERST WIEDER <strong>LERNEN</strong> MÜSSEN<br />

DI Roswitha Wurm<br />

Dipl. Lerndidaktikerin<br />

Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />

Kinderbuchautorin<br />

Interaktive Lesungen<br />

an Schulen buchbar unter:<br />

www.lesenmitkindern.at<br />

BUCHTIPP<br />

Anke Willers,<br />

Geht’s dir gut<br />

oder hast du<br />

Kinder in der<br />

Schule?<br />

Heyne Verlag<br />

ISBN 978-3-453-<br />

Das Neujahrskonzert ist weltweit<br />

ein Fixtermin für viele Musikbegeisterte.<br />

Fasziniert blickt die<br />

Fernsehwelt Jahr für Jahr auf das<br />

beeindruckende Orchester der Wiener<br />

Philharmoniker.<br />

Das Zusammenspiel der einzelnen<br />

Musiker funktioniert nur deshalb so gut,<br />

weil alle vom Dirigenten zeitgerecht und<br />

passend ihre Einsatzzeichen erhalten.<br />

Was mich persönlich am meisten fasziniert,<br />

sind die Pausen des Stückes. Man<br />

könnte meinen, dass sich nun Musiker<br />

und Dirigent gemütlich zurücklehnen<br />

und die Zuhörer oder den wunderschönen<br />

Kristallluster an der Decke mustern.<br />

Doch nichts dergleichen geschieht:<br />

Hochkonzentriert klopfen die Streicher<br />

und Bläser unauffällig den Takt, um die<br />

nächsten Noten dann punktgenau und<br />

klar zu treffen – so als hätte es niemals<br />

eine Pause gegeben! Und so kommen<br />

die Zuhörer in den Genuss dieser wundervollen,<br />

meisterlichen Musik.<br />

Auch in unserem Leben gibt es Pausen,<br />

in denen wir meinen, dass der Ablauf<br />

empfindlich gestört ist: wir erleben Terminabsagen,<br />

Lieferverzögerungen, Wartezeiten<br />

und körperliche Ruhepausen<br />

durch Krankheiten oder Verletzungen.<br />

Unser Leben scheint – vergleichbar mit<br />

den Pausenzeichen in einem Musikstück<br />

- zu einem Stillstand gekommen zu sein.<br />

Vor Pausen, die uns das Leben aufzwingt,<br />

bleiben wir nicht verschont.<br />

Diese müssen wir akzeptieren, damit wir<br />

unser Leben weiterführen können.<br />

AKTIV PAUSEN SETZEN<br />

In gewisser Weise sind wir jedoch auch<br />

Komponisten unseres eigenen Lebens.<br />

Deswegen dürfen und sollen wir auch<br />

selbst aktiv Pausenzeichen in unserem<br />

Leben setzen, damit wir nicht ausbrennen.<br />

Und auch damit wir unsere Kinder<br />

dazu anleiten können.<br />

• Eine gute Angewohnheit, die unsere<br />

Psyche gesund hält, ist das Besinnen<br />

auf die guten Dinge in unserem Alltag.<br />

Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge<br />

in Ihren Kalender, für die Sie dankbar<br />

sind.<br />

• Machen Sie das Wort „Pause“ zum<br />

Termin in Ihrem Kalender. Fixe Pausenzeiten<br />

sind keine leeren Stellen im<br />

Kalender, die mit anderen Terminen<br />

gefüllt werden dürfen!<br />

• Pausenzeiten auch innerhalb der<br />

Familie planen. Zeiten, in denen kein<br />

Fernseher läuft, die Stereoanlage und<br />

die Mobiltelefone ausgeschalten werden.<br />

Gemeinsam auch einmal „still“<br />

zu sein und warten bis jemand wirklich<br />

etwas zu sagen hat.<br />

• Setzen Sie sich aufs Sofa und horchen<br />

Sie auf die Stille. Zunächst mag<br />

das ungewohnt erscheinen, aber dann<br />

„hören“ Sie vermutlich plötzlich leise<br />

„Geräusche“, die Sie schon lange nicht<br />

mehr wahrgenommen haben. Diese<br />

Pausenzeit kann unser angestrengtes,<br />

überfordertes Gehirn entlasten und für<br />

neue Aufgaben vorbereiten.<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

34 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & pause<br />

• Atmen Sie bewusst mehrmals am<br />

Tag tief ein und aus. Auch kurze<br />

Atempausen können unsere Lebensmelodie<br />

neu beleben und uns neue Kraft<br />

schenken.<br />

• Machen Sie zur Erholung Routinearbeiten<br />

wie Wäscheaufhängen,<br />

Sockenpaare suchen und sortieren oder<br />

Unterlagen ordnen. In diesen scheinbar<br />

langweiligen Zeiten des Alltags liegt<br />

die Kraft von Pausenzeichen verborgen.<br />

• Machen Sie abends vor dem Schlafengehen<br />

einen Spaziergang – ohne<br />

Handy und falls Sie zu zweit oder mit<br />

der ganzen Familie marschieren, lassen<br />

Sie Konflikte und Sorgen ganz einfach<br />

bewusst zu Hause.<br />

Pausenzeiten ermöglichen unserem<br />

Körper, unserer Seele und unserem Geist<br />

zur Ruhe zu kommen, um danach umso<br />

schwungvoller und kräftiger in einen<br />

neuen Tages- oder Lebensabschnitt zu<br />

gehen. Fortissimo – wie die Musiker im<br />

Orchester. Denn Leben ist anstrengend<br />

– wie das Musizieren. Aber nach einer<br />

Pause lassen sich auch die schnellsten<br />

Rhythmen scheinbar leicht spielen…in<br />

der Musik und im Leben.<br />

35 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & wünsche<br />

Wünschen:<br />

Wenn das nicht mehr hilft!<br />

ÜBER WÜNSCHE, DIE NICHT ERFÜLLT WERDEN MÜSSEN UND WÜNSCHE, DIE<br />

KEINE SEIN SOLLTEN.<br />

Roswitha Maderthaner<br />

Kindergartenleiterin<br />

Montessoriepädagogin<br />

Akademische Trainerin<br />

Dipl.Biografiearbeiterin<br />

zur Zeit Studium der<br />

Elementarpädagogik<br />

Foto:© pixabay.com<br />

36 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

Karo weint. Eben wurde sie von<br />

ihrer Mutter in den Kindergarten<br />

gebracht, nur leider mit dem<br />

falschen Kleidchen. Denn als sie<br />

ihre Freundin mit dem Eisprinzessinnenkleid<br />

sieht, entsteht auch bei Karo der<br />

Wunsch nach dem Kleid mit der Prinzessin<br />

darauf. Nur leider hängt dieses nun<br />

zu Hause im Schrank. Ihre Mutter ist<br />

verzweifelt, das Mädchen so traurig zu<br />

sehen, und die Pädagogin kann sie gerade<br />

noch davon abhalten, nach Hause<br />

zu fahren und das gewünschte Kleid zu<br />

holen.<br />

Sommerfest im Kindergarten: Die Eltern<br />

sind dazu angehalten einen Kuchen<br />

für das Fest mitzubringen. Toms<br />

Mutter bringt einen mit. Als sie ihn<br />

der Pädagogin übergibt wundert<br />

sich diese über das Loch in der<br />

Mitte des Kuchens. Entschuldigend<br />

erzählt die Mutter, dass doch Tom<br />

so gerne ein Stückchen des Kuchens<br />

kosten wollte, und dieses Stück sollte<br />

just aus der Mitte der Backware sein.<br />

Die Geschwister Julia und Paul werden<br />

vom Kindergarten abgeholt. Sie freuen<br />

sich schon, denn heute dürfen sie<br />

gleich zur Oma fahren, und dort übernachten.<br />

Die Mutter fragt die Kinder:<br />

„Darf ich noch ein Weilchen bei der Oma<br />

bleiben und einen Kaffee trinken?“ Die<br />

Kinder verneinen. Darauf die Mutter:<br />

„Ach Bitte, ich will so gerne.“<br />

Szenen wie diese spiegeln so manche<br />

Hilflosigkeit beim Umgang mit den<br />

Wünschen bzw. der Bedürfnisse von<br />

Kindern. Oftmals werden Wünsche der<br />

Kinder erfüllt aus einer Angst heraus.<br />

Sei es Angst davor dem Kind durch die<br />

Nichterfüllung Schaden in seiner Entwicklung<br />

zuzufügen, oder aber auch<br />

Angst vor den Folgen eines unerfüllten<br />

Wunsches. Je nach Temperament und<br />

Alter des Kindes können diese Proteste<br />

sehr heftig ausfallen. Es kann aber<br />

auch sein, dass die Eltern ein schlechtes<br />

Gewissen gegenüber den Kindern haben<br />

und dieses mit der optimalen Wunscherfüllung<br />

versuchen, zu erleichtern. Da<br />

wird oftmals auch in Kauf genommen,<br />

eigene Wünsche zu Gunsten des Kindes<br />

aufzugeben. Wie also umgehen mit all<br />

den Wünschen, Forderungen der Kinder,<br />

die täglich mehrmals auf einen einwirken<br />

und die die Erziehung der Kinder<br />

häufig so mühsam erscheinen lassen?<br />

Welche Wünsche sollten erfüllt werden<br />

und welche Forderungen muss man<br />

nicht nachkommen, um das Kind nicht<br />

in der Entwicklung seiner Persönlichkeit<br />

zu schaden? Kann es vielleicht auch<br />

Schaden nehmen, wenn ich ihm jeden<br />

Wunsch von den Augen ablese? Und,<br />

muss ich bei den Kindern um Erlaubnis<br />

fragen, wenn ich bei meiner Mutter noch<br />

einen Kaffee trinken möchte?<br />

Helmuth Figdor, Kinderpsychoanalytiker<br />

und Erziehungsberater unterscheidet<br />

kindliche Bedürfnisse und kindliche Entwicklungsbedürfnisse.<br />

Demnach müssen<br />

die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse<br />

erfüllt werden, wenn Erziehung gelingen<br />

soll. Dazu zählt unter anderem das Bedürfnis<br />

geliebt zu werden, sicher zu sein,<br />

sich geborgen zu fühlen, respektiert zu<br />

werden, Gefühle zeigen zu dürfen und<br />

sich als wertvoll zu empfinden. Dies alles


sollte sich in der Haltung des Erziehers wiederspiegeln.<br />

Eine Haltung, die es ermöglicht sich in das Kind<br />

hineinzufühlen, und, obwohl die Bedürfnisse, Wünsche<br />

der Eltern nicht mit denen der Kinder übereinstimmen,<br />

das Kind so zu akzeptieren wie es ist. Figdor<br />

spricht dahingehend von der sogenannten „Haltung<br />

der verantwortlichen Schuld.“ Obwohl ich als Erzieher,<br />

Elternteil weiß, dass ich mich durch die nicht Erfüllung<br />

der kindlichen Bedürfnisse an dem Kind schuldig mache,<br />

kann ich diese Schuld verantworten, weil ich mir<br />

darüber im Klaren bin, dass das Kind dadurch nicht<br />

geschädigt wird, denn es wird auf die Entwicklungsbedürfnisse<br />

des Kindes geachtet. (Figdor, 2006)<br />

So gesehen, könnte Karos Mutter auf den Wunsch<br />

nach dem Prinzessinnenkleid wie folgt reagieren.<br />

„Karo, obwohl ich sehe, dass du darüber traurig bist,<br />

muss ich von dir verlangen, mit diesem Kleid vorlieb<br />

zu nehmen.“ Mit dieser Haltung signalisiert sie, dass<br />

sie Karo versteht, und ihre Traurigkeit akzeptiert.<br />

Somit ist das Entwicklungsbedürfnis nach Gefühlen<br />

zeigen und wertvoll zu sein erfüllt, aber das momentane<br />

kindlichen Bedürfnis nicht befriedigt.<br />

Ähnlich verhält es sich beim Kuchenstück aus der<br />

Mitte. „Ich verstehe, dass du gerne ein Stück Kuchen<br />

haben möchtest, und es schwierig für dich ist darauf<br />

zu warten, aber leider muss ich von dir verlangen,<br />

dass du auf das Stück in der Mitte verzichtest.“<br />

Mit dieser Haltung im Hintergrund können die Eltern<br />

den möglicherweise aufkeimenden Ärger, der entsteht,<br />

wenn eigene Wünsche, mit denen des Kindes<br />

kollidieren, vermeiden. Dies setzt eine Auseinandersetzung<br />

mit den eigenen Bedürfnissen und das Hineinfühlen<br />

in das Kind voraus. So können laut Figdor Grenzen<br />

in einer wertschätzenden, nicht entwicklungsschädigenden<br />

Beziehungsatmosphäre eingefordert werden.<br />

Und der Wunsch nach einem Kaffeeplausch mit der<br />

eigenen Mutter kann mit gutem Gewissen nach gegangen<br />

werden.<br />

IHR FERNLEHRGANG<br />

BEIM SPEZIALISTEN<br />

IHR AUFTRITT, IHRE PRÄSENTATION<br />

KOMMUNIKATION VERBESSERN<br />

WARUM IMMER ICH ?!<br />

KONFLIKT: KONSTRUKTIV LÖSEN<br />

LEBENS LANGES <strong>LERNEN</strong><br />

POSITIVE KRAFT DER WUT<br />

www.improve.or.at


information & erziehung<br />

Schönbrunner Schule Teil 2:<br />

Das Kind auf Augenhöhe<br />

100 JAHRE REFORMPÄDAGOGIK NACH OTTO FELIX KANITZ UND DEM<br />

SCHÖNBRUNNER KREIS<br />

Dr. in Karin Steiner<br />

zuständig für pädagogische<br />

Entwicklungen und Bildungskooperationen<br />

bei<br />

den Wiener Kinderfreunden<br />

Foto: Felix Zangerl<br />

Julya Rabinowich<br />

Prof. Armin Bernhard<br />

Junge, engagierte Kinderfreunde-<br />

PädagogInnen rund um Otto Felix<br />

Kanitz waren bereits 1919 überzeugt,<br />

dass Bildung und Erziehung<br />

die Bedürfnisse des Kindes in den<br />

Mittelpunkt stellen müssen. Mit der<br />

„Schönbrunner Erzieher-Schule“ und<br />

dem angeschlossenen Kinderheim in 84<br />

Sälen des Schlosses Schönbrunn boten<br />

sie diese innovative humanistische Ausbildung<br />

an und führten das Kinderheim<br />

nach ihrer Maxime: Bildung und Kultur<br />

für alle Kinder, Hinwendung zum Kind<br />

als zukünftiger „neuer Mensch“ auf<br />

Augenhöhe, gewaltfreie Erziehung ohne<br />

Autorität und Mitbestimmung der Kinder<br />

in allen sie betreffenden Belangen.<br />

Im Fachsymposium „100 Jahre Schönbrunner<br />

Schule“ beleuchteten namhafte<br />

Fachleute, warum der reformpädagogische<br />

Ansatz der Schönbrunner Schule<br />

heute hochaktuell und für das Fortbestehen<br />

unserer Gesellschaft dringend zu<br />

fokussieren ist.<br />

RAUS AUS DEM FRIERENDEN UNZU-<br />

HAUSE (Armin Bernhard)<br />

Prof. Dr. Armin Bernhard, Professor für<br />

Allgemeine Pädagogik an der Universität<br />

Duisburg-Essen erörterte, dass die<br />

sozialistische Erziehung „eine kreative<br />

und zugleich äußerst mutige Antwort<br />

auf die dramatisch prekäre Lage von Kindern<br />

aus der Arbeiterklasse“ war. Aus<br />

gesellschaftlicher Perspektive betrachtet,<br />

sieht Bernhard heute Trends zur „Entdemokratisierung,<br />

Rebarbarisierung und<br />

Verrohung“, weshalb er erörterte, in<br />

welcher Hinsicht Kanitz‘ Überlegungen<br />

zukunftsrelevant sind. Bernhard: „Die<br />

neoliberale Bildungsindustrie schreibt<br />

uns gegenwärtig eine auf lebenslängliche<br />

Anpassung angelegte Konsensädagogik<br />

vor. Einige der zentralen<br />

Erziehungsprinzipien Kanitz‘ werden mit<br />

diesen herrschaftsförmigen Entwicklungen<br />

im Erziehungs- und Bildungsbereich<br />

kontrastiert.“<br />

Er sieht in der sozialistischen Gefühlsbildung<br />

eine Antwort auf die aktuelle<br />

Systemkälte, die er in Anlehnung an<br />

Ernst Bloch als „frierendes Unzuhause“<br />

bezeichnet. Ein wesentlicher Aspekt<br />

dieser Systemkälte ist das massive<br />

Konkurrenzdenken und Ellbogensystem<br />

(im aktuellen Bildungssystem), das zu<br />

Angst und Minderwertigkeitsgefühlen<br />

führt und den Lebensplan des Kindes<br />

vereitelt. Solidarität und die Kultivierung<br />

der Gefühlswelt der Kinder wären daher<br />

als Prinzipien von Bildungsprozessen<br />

wieder aufzunehmen. Von Kanitz zu<br />

lernen heißt für Prof. Bernhard, Kinder<br />

zu kritischen, widerständigen, mutigen<br />

Menschen zu erziehen, indem wir ein<br />

offenes, warmes gesellschaftliches Zuhause<br />

schaffen.<br />

Prof. Heinz Weiss führt durch die Ausstellung


information & erziehung<br />

WER EINEM KIND DIE CHANCEN<br />

NIMMT, NIMMT SIE DER GANZEN<br />

GESELLSCHAFT (Julya Rabinowich)<br />

Nach Meinung der österreichischen<br />

Schriftstellerin und Botschafterin im<br />

Rahmen des „Europäischen Jahres zur<br />

Bekämpfung von Armut und sozialer<br />

Ausgrenzung“ Julya Rabinowich ist<br />

eine offene Gesellschaft – wie sie der<br />

Schönbrunner Kreis anstrebte – die beste<br />

Antwort auf die Frage, welche Gesellschaften<br />

wir zukünftigen Gesellschaften<br />

bieten möchten. Rabinowich: „Freie<br />

Gedanken sind das beste Gegenmittel zu<br />

autoritären Strukturen. Es ist in Verruf<br />

geraten, solidarisch zu sein. Es ist unbeliebt<br />

geworden, Verantwortung zu übernehmen.<br />

Es ist nicht in, die Schwächsten<br />

zu schützen. In ist es, die gestählten<br />

Ellbogen auszufahren und mit ihnen in<br />

Ben-Hur-Methode durch die Menge zu<br />

pflügen. Eine Gesellschaft, die sich durch<br />

Brutalität und Gnadenlosigkeit auszeichnet,<br />

ist nicht darauf ausgelegt, friedlich<br />

zu bestehen. Eine Gesellschaft, die nicht<br />

in das Wertvollste investiert, das sie hat,<br />

nämlich die zukünftigen Generationen,<br />

hat keine Zukunft. Nur ein Team, das<br />

niemanden zurücklässt, wird ein<br />

erfolgreiches Team sein, und nur<br />

jene gemeinsame Reise, die alle<br />

Mitreisenden sicher an den Zielort<br />

bringt, ist eine erstrebenswerte.“<br />

Mehr Infos über das Symposium<br />

finden Sie unter: https://bit.<br />

ly/31QFVkK<br />

Fotos:© Archiv Wiener Kinderfreunde<br />

Impressionen: Schönbrunner Erzieherschule |<br />

rechts: Kanitz, der junge Doktor, ca. 1922<br />

BUCHTIPPS:<br />

Heinz Weiss: OTTO FELIX KANITZ - Vom jüdischen Klosterschüler<br />

zum Top-Roten der Zwischenkriegszeit, Echomedia Buchverlag,<br />

ISBN: 978-3-90311314-5<br />

Heinz Weiss: Das rote Schönbrunn: Der Schönbrunner Kreis und die<br />

Reformpädagogik der Schönbrunner Schule, Echomedia Buchverlag<br />

ISBN: 978-3-902672-03-2<br />

Bernhard, A.: Otto Felix Kanitz (1894-1940). Ein engagierter Ansatz<br />

Sozialistischer Erziehung auf tiefenpädagogischer Grundlage, in:<br />

Borst, E./Kluge,S. (Hrsg.): Die verdrängten Klassikerinnen und Klassiker<br />

der Pädagogik, Baltmansweiler 2013, S 88 - 108<br />

39 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


information & innovation<br />

intrinsic Campus:<br />

Lernen nach dem Lustprinzip<br />

ES BRAUCHT EINEN GRUNDSÄTZLICHEN SYSTEMWANDEL<br />

Christine König<br />

intrinsic Campus<br />

Zürich<br />

www.intrinsic.ch/<br />

intrinsic-campus/<br />

Der intrinsic Campus entwickelt<br />

im Herzen von Zürich einen<br />

Prototypen für die Lehrerbildung<br />

von morgen. Als Zukunftslabor<br />

der Schweizer Bildungsbranche testet<br />

das von der Stiftung Mercator geförderte,<br />

unabhängige Netzwerk intrinsic,<br />

Bildung auf Basis aktueller wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse.<br />

«Wir lieben die Volksschule als zivilisatorische<br />

Errungenschaft und glauben<br />

an ihre demokratiepolitische Relevanz.<br />

Wir halten Schule für einen Katalysator<br />

der menschlichen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklung.»<br />

sagt Daniel Straub, Co-Gründer von<br />

intrinisic<br />

Wir haben das Bild einer Schule der<br />

Zukunft, in der die SchülerInnen ihre<br />

Lernprozesse aus innerem Antrieb spielerisch<br />

und selbstverantwortlich gestalten.<br />

Dabei verändert sich die Rolle der Lehrperson<br />

grundlegend: Sie wird von der<br />

Stoff-Vermittlerin zur Lern-Begleiterin,<br />

die individuelle Entwicklungen fördert<br />

und Kinder auf Augenhöhe in einen<br />

sozialen Kontext einbindet.<br />

Der intrinsic Campus sieht sich als Angebot<br />

und Ergänzung für pädagogische<br />

Hochschulen. Wir decken den Teil der<br />

Innovationen ab, die über die heutigen<br />

Bildungsinstitutionen hinausgehen und<br />

verstehen uns als Mosaikstein einer<br />

zukunftsgerichteten Bildungspolitik.<br />

Unser Ziel ist die radikale Verschiebung<br />

von der extrinsischen zur intrinsischen<br />

Motivation beim Lernen.<br />

«Der intrinsic Campus will als Prototyp<br />

einen Beitrag zur Debatte über die Bildung<br />

der Zukunft leisten und begünstigt<br />

einen radikalen Paradigmenwechsel in<br />

der Bildungskultur.»<br />

sagt Christian Müller, Co-Gründer von<br />

intrinsic<br />

Fotos:©Archiv intrinsic/Foto:pixabay<br />

40 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

DOWNLOAD der<br />

Arbeitshypothese


information & interview<br />

Die ersten 13 kühnen Pioniere haben ihr<br />

Studium im Herbstsemester <strong>2019</strong> begonnen.<br />

Der intrinsic Campus vereint Studierende<br />

mit diversen MitgestalterInnen<br />

aus unterschiedlichen Fachbereichen und<br />

setzt diese miteinander in Beziehung.<br />

Eine erste Version der Arbeitshypothese<br />

wird im Sinne von iterativen Schlaufen<br />

fortlaufend ‚getestet’.<br />

Aus akuten Dringlichkeiten der Erfahrung<br />

in den Praktikas, identifizieren die<br />

Studierenden im Zusammenspiel mit<br />

Praxislehrperson und Coach ihr nächstes<br />

Entwicklungsfeld. Dieses wird mit einem<br />

der Campus-ExpertInnen angepackt,<br />

dokumentiert und als erarbeitetes Lernprodukt<br />

am wöchentlichen Campustag<br />

präsentiert und diskutiert. Anschließend<br />

gehts wieder in die Praxis.<br />

41 | DEZEMBER <strong>2019</strong>


Erscheinungsort Wien<br />

<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria<br />

UNSER WEB-KIOSK<br />

http://magazin.Lmzukunft.at<br />

Umfangreiches Archiv bis 2010 zur Nachlese.<br />

Empfehlen Sie uns weiter<br />

www.buchteufel.at<br />

www.improve.or.at

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