Leseprobe_Großer Ahornboden 2. Auflage

Einleitung
Eine Landschaft im Miteinander
von Mensch und Natur
Hermann Sonntag und Franz Straubinger
Im Herz der Nördlichen Kalkalpen, inmitten
des Karwendelgebirges, findet sich ein
entlegener Talboden, auf dem unzählige
Ahornbäume wachsen. Unter den ragenden
Felswänden der Spritzkarspitze ziehen diese
knorrigen Methusaleme, schon seit Generationen
den alpinen Witterungen trotzend, die
Besucher in ihren Bann. Obwohl von mancher
Laune des Wetters gezeichnet, geben ihre Äste
den grasenden Kühen der Eng-Alm und dem
noch zarten Baumnachwuchs Schutz.
Die Einzigartigkeit des Großen Ahornbodens
beruht aber nicht allein auf der im gesamten
Alpenraum unübertroffenen Dichte
an Ahornbäumen. Vielmehr verleiht das sonderbare
Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte
dieser Landschaft einen Zauber, der jeden
Naturfreund bestrickt. Die Kräfte von Stein
und Eis sind in den fein abgeschliffenen Talwänden
noch verblüffend gegenwärtig. Auch
die abweisenden Kalkwände des Karwendelhauptkamms,
die den Talschluss bilden, bleiben
menschlichen Zeitmaßstäben fremd. Der
grüne Talboden selbst dagegen wirkt lieblich,
zwischen dem Glockengeläut der Almkühe
und im Schatten der bemoosten Bergahorne
rasten Bergsteiger und Wanderer. Buttermilch
und Käse der seit Jahrhunderten bewirtschafteten
Eng-Alm finden nicht nur bei Sportlern
Anklang, durch die Mautstraße ist der Große
Ahornboden für eine ganze Schar von Ausflüglern
erreichbar. Doch der Mensch ist hier nicht
nur Gast, durch die Almwirtschaft ist er auch
ein gestaltender Teil dieser Landschaft geworden.
Wie viele Hände an dem feinen Netz weben,
das uns in der Gestalt des Großen Ahornbodens
zum Staunen bringt, ist damit nur an-
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