Leseprobe_Großer Ahornboden 2. Auflage

Isar ist daher nicht nur erstaunlich breit – sie
ist auch sagenhaft tief: Ganze 300 Meter reicht
das Schotterbett bis auf den „eigentlichen“ Talgrund
hinab, den die Gletscher mehrerer Eiszeiten
ausgeschliffen und Isar und Rißbach im
Lauf von Jahrtausenden aufgefüllt haben.
Doch nicht nur an der Mündung schafft der
Rißbach Schotterhalden. Schon sein Zufluss, der
Enger Grundbach, hat eine enorme Schotterebene
gestaltet: den Großen Ahornboden.
Steinreicher Lebensraum – vom
Schotter nicht genug bekommen
Aber die wirklich entscheidenden Faktoren für
das Antlitz der Ahorne und das Gesicht des
Ahornbodens insgesamt ist die Kombination
aus den klassischen Sommergewittern und dem
übermäßigen Angebot an Karwendelschotter.
Sie sind die besten Voraussetzungen für Muren
und Überschwemmungen – und dies seit der
letzten Eiszeit. Mit dem Enger Grundbach hatte
der Große Ahornboden bis in die 60er Jahre
des letzten Jahrhunderts einen dankbaren und
fleißigen Schotterlogistiker, der dafür sorgte,
dass die Bergahorne teils mehrere Meter tief im
Kalkschutt stecken.
Die Überschotterung mag für den einzelnen
Ahornbaum vielleicht zu viel des Guten sein,
für den Gesamtbestand aber ist dies ein regelrechter
Segen, weil sie den Ahornbäumen einen
Selektionsvorteil gegenüber anderen Baumund
Straucharten sichert. Der Bergahorn hat
sich – sowohl was seine Toleranz gegenüber
Steinschlag betrifft, als auch aufgrund seiner
Wurzelhorizonte – optimal an diese Gegebenheiten
angepasst. Der Enger-Grundbach als
verlässlicher Schotterlieferant wurde somit zum
wesentlichen Architekten des Großen Ahornbodens!
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