Leseprobe_Großer Ahornboden 2. Auflage
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So sieht Wildflussdynamik aus!<br />
Der Rißbach zwischen Hoch- und Niedrigwasser.<br />
chen Wintern liegt von Anfang November bis<br />
Ende April durchgehend Schnee, und dass der<br />
von den Almbauern gefürchtete „Maischnee“<br />
keine Seltenheit ist, zeigen diese Daten auch.<br />
Im Jahr 1991 bildete sich sogar am 18. Juni noch<br />
einmal eine Schneedecke! Dabei handelt es sich<br />
hierbei wohlgemerkt um die Aufzeichnungen<br />
aus Hinterriß, das 300 Meter tiefer liegt als der<br />
Große <strong>Ahornboden</strong>.<br />
Am Großen <strong>Ahornboden</strong> selbst steht nur ein Ombrometer,<br />
der die Regenstärke misst. Aus seinen<br />
Daten geht hervor: Es ist feucht. Mit 1.723 mm<br />
durchschnittlichem Jahresniederschlag herrschen<br />
hier fast schottische Verhältnisse! Es<br />
regnet etwa doppelt so viel wie in München<br />
(944 mm) oder Innsbruck (883 mm). Entscheidend<br />
sind aber vor allem die Starkregenereignisse,<br />
wie sie im Zuge des Klimawandels nun<br />
auch in trockeneren Gegenden auftreten. Am<br />
<strong>Ahornboden</strong> haben sie zwar schon eine längere<br />
Geschichte, ihre entfesselte Gewalt – verstärkt<br />
durch den Trichtereffekt des Gebirges – ist jedoch<br />
um keinen Deut geringer.<br />
In Hinterriß zeichnete die Messstation innerhalb<br />
der letzten 30 Jahre drei Mal extreme Regengüsse<br />
mit 125 bis 150 mm Niederschlag innerhalb<br />
eines Tages auf. Starkregenereignisse<br />
wie diese lassen die Alpenflüsse innerhalb von<br />
Minuten anschwellen und über die Ufer treten.<br />
Dies zeigen uns auch die Pegelwerte des<br />
bayrischen Wasserwirtschaftsamtes von der<br />
Rißbachklamm direkt an der Staatsgrenze zwischen<br />
Hinter- und Vorderriß. Nach einem starken<br />
Regen macht der Wildfluss seinem Namen<br />
Ehre und schwillt in kürzester Zeit zu einer<br />
reißenden Naturgewalt an. Der normale Abflusswert<br />
von 9 m 3 /s erreicht dann sein Zehnfaches<br />
– der „mittlere Hochwasserabfluss“ liegt<br />
bei 82 m 3 /s. Besonders extreme Regenfälle, wie<br />
sie in den letzten Jahren vermehrt auftreten,<br />
zum Beispiel 1999 und 2005, erreichen sogar<br />
einen Wert von knapp 350 m 3 /s! Diese Wassermassen<br />
gestalten das Bett des Flusses jedes Mal<br />
grundsätzlich neu, indem sie das Geröll des<br />
Karwendelkalks mal da, mal dort als Geschiebe<br />
ablagern. Die Mündung des Rißbachs in die<br />
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