Vollversion: Kultur und Zeitgeschichte

WAHLPROGRAMM
KULTUR UND
ZEITGESCHICHTE
VOLLVERSION
Für ein lebendiges
Kulturleben
Regional und unabhängig
Bündnis für Dachau | V.i.S.d.P.: Mike Berwanger | Sprecher des Vorstands | Konrad-Adenauer-Str. 22 | 85221 Dachau
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KULTUR UND ZEITGESCHICHTE
DACHAU = BEGEGNUNG:
FÜR EIN LEBENDIGES KULTURLEBEN IN STADT UND LANDKREIS
DACHAU
Kulturpolitik zeichnet sich durch Offenheit aus. So dient sie einer vielfältigen,
zukunftsfähigen und humanen Gesellschaft. Es ist Aufgabe der Politik, geeignete
Rahmenbedingungen zur freien Entfaltung von Kunst und Kultur zu schaffen, denn
Kunst und Freiheit gehören untrennbar zusammen. Es ist nicht die Aufgabe der
Politik, Künstler oder deren Werke zu bewerten oder zu vereinnahmen.
Die Förderung von Kunst und Kultur ist dabei vor allem Sache der Gemeinden. Gemeindeübergreifende
oder für den Landkreis relevante Projekte können und sollen
vom Landkreis gefördert werden. Neben der Kreisheimatpflege muss es auch eine
aktive Kreiskulturpflege geben. Kulturpolitik gehört wieder zurück in die Hände der
Kreisräte.
Kulturpolitik für Dachau ist durch das Erbe dieser Stadt als ehemals bedeutende
Künstlerkolonie, aber auch als Ort des ersten Konzentrationslagers der Nationalsozialisten
eine außergewöhnliche Aufgabe, die sich sowohl sensibel, als auch offensiv
mit der Geschichte auseinandersetzt. Sie ist eine der zentralen Herausforderungen
der Politik. Die eigene Vergangenheit wird als kulturpolitische Verantwortung verstanden.
Durch das Bekenntnis zum zeitgeschichtlichen Lern- und Erinnerungsort Dachau
entsteht eine kommunale Politik, die alle Phasen der Stadtgeschichte als historische
Verpflichtung aktiv und konstruktiv integriert und für zukünftige Generationen
wach hält. Zeitgeschichte umfasst dabei mehr als die NS-Zeit (z. B. Ereignisse von
1919).

Die Lern- und Erinnerungsarbeit beschränkt sich nicht nur auf die Stadt; auch der
Landkreis soll die Aufarbeitung fördern, ins öffentliche Bewusstsein rücken und aktiv
unterstützen. Beispiele sind neben dem Kräutergarten in Dachau die Gedenkstätte
Ehemaliger SS-Schießplatz Hebertshausen, der „Kinderort Indersdorf“ und die dortigen
Kindergräber, oder die Vorgänge in der Pflegeanstalt Schönbrunn im Rahmen
des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten.
Kulturarbeit in Dachau ist besonders von Ehrenamtlichkeit geprägt. Das Kulturamt
dient in erster Linie der Unterstützung und Förderung kultureller Initiativen von
Dachauer Bürger*innen. Veranstaltungen lokaler Anbieter werden vorrangig berücksichtigt.
Ein Hauptanliegen des Bündnis für Dachau ist es, dass Künstler*innen aller Bereiche
wie Musik, bildende Kunst, Theater, Kabarett, Literatur, Mode, Film/Foto– Jugendkultur,
sowie Fachleute für wissenschaftlichen Austausch, Zeitfragen und internationale
Begegnung partnerschaftlich und gleichberechtigt ein zukünftiges, lebenswertes
Bild von Stadt und Landkreis prägen.
Gute Kulturpolitik trägt entscheidend zum Gefühl der Dazugehörigkeit und der
Verwurzelung und Identifikation mit der Heimat bei. Heimat ist dabei ein dynamischer
Begriff, die Summe aus überlieferten Traditionen und einer ständigen Weiterentwicklung
aufgrund von neuen Einflüssen. Heimat darf nie statisch gesehen und
verstanden werden; der Poetry-Slam-Dichter hat in diesem Sinne genauso seinen
Platz wie der Gstanzl-Sänger.
GRUNDPRINZIPIEN UNSERER KULTURPOLITIK:
BEGEGNUNG
Durch Begegnung entstehen Lernen und Verstehen, Verstehen schafft Vertrauen
und soziale Nähe. Soziale Nähe verhindert Stigmatisierung und Ausgrenzung; sie
trägt dazu bei, Menschen vom Rand der Gesellschaft in deren Mitte zurückzubringen
(siehe Programm des Bündnis für Dachau zur Sozialpolitik). Der Mechanismus,
der zu Rassismus und Verfolgung führt, wird damit durchbrochen. Die Stadt und
der Landkreis Dachau mit ihrer besonderen historischen Stellung stellen sich dieser
Problematik als Orte der Erinnerung für zukünftige Generationen.
Wir befürworten daher weitere Kulturpartnerschaften, die die internationale
Zusammenarbeit des Lernortes Dachau stärken. Künstler*innen verschiedener
Herkunft und Genres begegnen sich und der Bevölkerung in Stadt und Landkreis in
gemeinsamer Beschäftigung mit zeitgeschichtlichen und kulturellen Themen. Dem
Internationalen Jugendaustausch muss dabei eine besonders große Bedeutung und
Förderung zukommen.

INTEGRATION
Die Teilhabe aller Bürger*innen am Kulturleben, unabhängig von Herkunft, Alter,
körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen und die Öffnung hin zu fremde
Kulturen liegen uns ganz besonders am Herzen.
VERNETZUNG
Durch eine Vernetzung der Kulturschaffenden in Stadt und Landkreis werden bestehende,
kostenintensive Einrichtungen räumlicher oder institutioneller Art besser
genutzt und mögliche Synergieeffekte erreicht. Dies entspricht unserem modernen
Verständnis von kultureller Kommunikation und Interaktion.
KONTINUITÄT
Bewährte Kultureinrichtungen werden uneingeschränkt weiter gefördert.
UNSERE IDEEN FÜR DIE ZUKÜNFTIGE KULTURPOLITIK
IN STADT UND LANDKREIS DACHAU
Integrative Kulturpolitik – Kultur für alle
Eine Jugendkulturkarte bietet jungen Menschen bis 25 Jahren Ermäßigungen bei
Eintrittspreisen und ermöglicht ihnen somit eine aktive und regelmäßige Teilnahme
am Kulturleben, zum Beispiel bei Konzerten im Rahmen des Musiksommers.
Kultur wird auch gesehen als eine mögliche Antwort auf nationalistische und extremistische
Tendenzen.
Durch integrative und inklusive Projekte werden alle Mitbürger*innen am Kulturleben
beteiligt und ihre Talente genutzt; ein gutes Beispiel dafür ist der schon bestehende
Toleranz-Jam, der landkreisweit und nicht nur in der Kreisstadt stattfinden
soll.
Die Arbeit des neuen Integrationsbeirats des Landkreises sehen wir sehr positiv und
wünschen uns eine Intensivierung.
Internationales Kulturfest
Um Dachau und den Landkreis als Orte der Begegnung zu stärken, schlagen wir
ein von Stadt und Landkreis gemeinsam veranstaltetes jährliches internationales
Kulturfest vor, bei dem sich Künstler*innen aus jährlich wechselnden Genres (Musik,
Fotografie, Malerei, Tanz, Literatur, …) an jährlich wechselnden Orten des Landkreises
treffen und gemeinsam zu einem Thema arbeiten. Der Schwerpunkt liegt auf
Internationalität, ethnischer, religiöser und sozialer Vielfalt. Die dabei entstehenden
Werke werden ausgestellt und den Besucher*innen z.B. über Begleitbroschüren und
über die sozialen Netzwerke vorgestellt.

Außerdem schlagen wir vor, dass die Polnischen Kulturtage, die der Landkreis alle
zwei Jahre ausrichtet, in wechselnden Gemeinden stattfinden (analog zum Poetischen
Herbst).
Ausbau der kulturellen Infrastruktur in der Stadt Dachau
Künstler*innen brauchen Werk- und Proberäume, Ausstellungs- und Auftrittsmöglichkeiten.
Innerstädtische Verdichtung schränkt vorhandene Freiräume und Chancen
zur kreativen und künstlerischen Entfaltung jedoch zusehends ein. Dachau ist
in dieser Hinsicht begünstigt, es bieten sich auf dem MD-Gelände in zentraler Lage
hervorragende Möglichkeiten einer zukunftsorientierten Planung kultureller Infrastruktur:
• Schaffung eines Jugendkulturzentrum, zusammen mit dem Landkreis
• Schaffung von Künstlerwerkräumen, Tanz-, Theater- und Probenbühnen und
-räumen
• Realisierung des geplanten Arbeiter- und Industriemuseums
• Vergabe eines Teils der Gewerbeflächen auf dem MD-Gelände an kreativ Tätige:
Durch eine gezielte Förder- und Infrastruktur wird Dachau für diesen interessanten
und wachsenden Wirtschaftszweig attraktiver. Vorbild ist hier z.B die Tabakfabrik
in Linz.
Aufbau einer kulturellen Infrastruktur im Landkreis
Der Landkreis fördert aktiv den Aufbau einer kulturellen Infrastruktur. Das kann
schrittweise erfolgen:
• Schaffung eines Proberaumcenters für Musikgruppen aus dem Landkreis, möglichst
im Zentrum des Landkreises.
• Gründung einer Kreismusikschule, in der alle Kinder zu erschwinglichen Preisen
ein Instrument lernen können. Auch diese ist zentral zu errichten (z.B. Markt
Indersdorf).
• Erweiterung der Kreismusikschule zur Pop-Akademie (mit Probenräumen und
Tonstudio), unter Inanspruchnahme der dafür zur Verfügung stehenden Fördermittel
des Bezirks.
Pop-Up Locations für kulturelle Aktivitäten
Leerstände in den Gemeinden werden für kulturelle Zwischennutzungen zur Verfügung
gestellt. Die Kommunen treten dabei als Vermittler auf.
Errichtung einer dauerhaften Open-Air-Bühne durch den Landkreis
Als Vorbild können das Theatron im Olympiapark oder die Bühne im Westparks dienen.
Diese Einrichtung soll allen kulturell Tätigen (Theater, Musik…) zur Verfügung
gestellt werden und möglichst zentral im Landkreis liegen.

Wasser-Kunst-Literaturmeile „AMPERAU“
Das Bündnis für Dachau fordert die Freilegung und Zugänglichmachung der Wasserläufe
nicht nur im Stadtgebiet. Entlang der Amper von Bergkirchen bis Haimhausen
werden Kunstwerke dauerhaft oder zeitweise installiert. Diese Orte können mit
begleitenden Literatur- und Musikveranstaltungen zusätzlich fühl- und erlebbar gemacht
werden. Als „Nebeneffekt“ erfährt dabei der Ammer-Amper-Radweg seinen
längst fälligen Lückenschluss.
Dasselbe ist auch für andere Wasserläufe im Stadtgebiet und im Landkreis vorstellbar
und wünschenswert (Würm, Glonn, ...).
Bücherschränke
Wir regen an, stadt- und landkreisweit an geeigneten und hochfrequentierten
Stellen öffentliche Büchertauschinseln oder Bücherschränke zu installieren. Diese
können idealerweise in Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern oder auch im Kunstunterricht
der Landkreisschulen gestaltet werden.
Art and Light - Festival
Gemälde und andere Werke lokaler Künstler werden auf Hausfassaden projiziert.
In Dachau kann dies z.B. im Rahmen der Langen Nacht der Museen geschehen, damit
die Installation möglichst vielen Bürger*innen zugänglich gemacht wird. Auch
in den größeren Landkreisgemeinden ist das Festival vorstellbar und wünschenswert.
„Landkreis-Wiki“
Es sollen Projekte gefördert werden, die historische, zeitgeschichtliche und kulturelle
Informationen sammeln, digital zur Verfügung stellen und dabei miteinander vernetzen.
Auf diese Weise könnte im Laufe der Zeit ein multimedialer Landkreis-Wiki
entstehen: QR-Codes an Gebäuden (z.B. Künstlerhäusern) ermöglichen den Besucher*innen
einen virtuellen Spaziergang zum Beispiel durch die Gemeinde, ihre
Geschichte und ihre Gegenwart. Jeder Code ist mit anderen Quellen und Aspekten
zum Thema vernetzt. Dieses Konzept bietet ein modernes, lebendiges und variables
Museum, das sich schnell und mit geringem finanziellem Aufwand erweitern lässt.
Das Kulturamt der Stadt bzw. der Landkreis beauftragen und fördern Kreative aus
Stadt und Landkreis mit der Entwicklung und Umsetzung dieses Projekts.
Landkreiskarte „Kultur und Zeitgeschichte“
Eine Themen-Landkarte gibt ergänzend zum Landkreis-Wiki einen Überblick über
zeitgeschichtlich und kulturell bedeutende Orte in Stadt und Landkreis Dachau. Eine
digitale und interaktive Karte ist zusätzlich auf der Homepage des Landratsamtes
frei zugänglich.
Dieses Projekt ist auch in Zusammenarbeit mit den Landkreisschulen vorstellbar.

Neuauflage der „Dachauer Hefte“
Die zeitgeschichtlich sehr bedeutsame Reihe ist vergriffen und soll neu aufgelegt
werden. Vorstellbar ist auch ihre Digitalisierung, um sie einer möglichst breiten
Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.
Friedens-Symposium
Dachau initiiert in Anlehnung an das Dachauer Symposium für Zeitgeschichte ein
Friedenssymposium unter Beteiligung internationaler Friedensforscher*innen. Es
entsteht ein interkultureller Treffpunkt für Fragen der Zeitgeschichte und der Friedensforschung.
Aktive Unterstützung junger Künstler*innen
Gute Beispiele dafür sind die musikalischen Workshops, das Tour-Programm und die
Förderung von Musikveröffentlichungen durch die Stadt Dachau, wie vom Bündnis
für Dachau vorgeschlagen. Wir wollen eine Ausdehnung dieser Fördermöglichkeiten
auf alle Kulturbereiche und auf den Landkreis.
Intensivierung des Dachauer Künstler-Stipendiums
Beispielhaft ist die Vergabe des „Dachauer Künstlerstipendiums“ in der Ruckteschell-Villa
nicht nur an bildende Künstler*innen. Das Kulturamt soll diesen Gästen
in Zukunft beratend zur Seite stehen, sie auch finanziell unterstützen und stärker in
das regionale Kulturleben einbinden. Die Stadt entsendet sie als ihre Botschafter*innen
in die Partnerstädte. Für die Bürger*innen ist die Begegnung mit diesen Künstler*innen,
deren spannender Arbeit, sowie die mögliche Partizipation an künstlerischer
und kreativer Schaffenskraft ein großartiger Gewinn.
Vernetzung der Kulturschaffenden
Stadt und Landkreis stellen in ihren Bürgermagazinen und über Social Media
aktuelle Veranstaltungen im entsprechenden Zeitraum dar und unterstützen so
die gemeindeübergreifende Werbung für Veranstaltungen, die von ehrenamtlichen
Vereinen geleistet werden. Auch ein wöchentlich oder monatlich erscheinendes
Kulturplakat ist ein effektives Mittel hierfür.
Angemessene Künstlerhonorare
Künstler*innen aller Genres erhalten für ihre Leistungen angemessene Honorare
(Ausstellungs- und Mitwirkungshonorar) nach den Richtlinien des BBK (Bundesverband
Bildender Künstlerinnen und Künstler), um vor allem die wirtschaftliche Lage
der bildenden Künstler*innen zu verbessern. Das bloße In-Aussichtstellen eines
möglichen Verkaufserfolges ist dem Aufwand nicht angemessen und überträgt das
Risiko komplett auf die Künstler*innen.
Dies betrifft Landkreis, Stadt, Zweckverband Galerien und Museen und die Sparkasse.

Transparenz auch in der Kulturpolitik
Stadt und Landratsamt veranstalten regelmäßig Ankaufsausstellungen, um den
Bürger*innen ihre Kunstankäufe zu zeigen.
Die Praxis der Geldvergabe durch die Kulturstiftung der Sparkasse muss öffentlich
und transparent gemacht werden.
BÜNDNIS FÜR DACHAU IST AKTIVE KULTURPOLITIK
Das Bündnis für Dachau setzt sich seit seinem Bestehen für all diese Anliegen im
Bereich der Kulturpolitik ein und hat in der Vergangenheit bereits beachtliche Erfolge
erzielt.
Auf Anträge unserer Fraktion gehen zurück:
• Einrichtung eines Kulturamtes.
• Einsetzen einer Referent*in für Zeitgeschichte.
• Einrichtung der städtischen Artothek.
• Umwidmung der Marktschranne in eine Kulturschranne.
• Verleihung des städtischen Preises für Zivilcourage
• Umsetzung der Idee des Bündnis für Dachau für ein Dachauer Künstlerstipendium
in fraktionsübergreifender Zusammenarbeit
• Verleihung des Hermann-Ehrlich-Preises:
Das Bündnis für Dachau verleiht diesen Preis seit 2012 an Personen oder
Gruppen, die aufrecht demokratisches Verhalten beweisen, obwohl sie dafür
auch persönliche Nachteile in Kauf nehmen müssen.