Vollversion: Energie, Abfall und Verkehr
Was wir in Dachau & Landkreis für den Bereich "Energie, Abfall und Verkehr" erreichen möchten #Kommunalwahl2020 Die Kurzfassung ist unter "Weitere Magazine" zu finden, oder über folgenden Link: : https://7i.fi/buendnisfuerdachau_energieabfallverkehr
Was wir in Dachau & Landkreis für den Bereich "Energie, Abfall und Verkehr" erreichen möchten
#Kommunalwahl2020
Die Kurzfassung ist unter "Weitere Magazine" zu finden, oder über folgenden Link: : https://7i.fi/buendnisfuerdachau_energieabfallverkehr
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WAHLPROGRAMM<br />
ENERGIE, ABFALL<br />
UND VERKEHR<br />
VOLLVERSION<br />
Weniger<br />
ist<br />
Mehr<br />
Regional <strong>und</strong> unabhängig<br />
Bündnis für Dachau | V.i.S.d.P.: Mike Berwanger | Sprecher des Vorstands | Konrad-Adenauer-Str. 22 | 85221 Dachau<br />
www.buendnis-fuer-dachau.de | facebook.com/BuendnisfuerDachau | instagram.com/buendnis_fuer_dachau/
ENERGIE<br />
Unendlich viel <strong>Energie</strong> – für Stadt <strong>und</strong> Land<br />
Das Jahr 2018 war in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.<br />
Die <strong>Energie</strong>wende ist ein zentrales Handlungsfeld gegen den Klimawandel, der sich<br />
unbestritten immer noch beschleunigt. Das Pariser Abkommen sieht eine Begrenzung<br />
des weltweiten Temperaturanstiegs auf max. 1,5 Grad vor. Die fehlenden<br />
Vorgaben <strong>und</strong> vorhandenen Hindernisse aus der B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landespolitik verhindern<br />
aber derzeit die Ausgestaltung der <strong>Energie</strong>wende. Stadt <strong>und</strong> Landkreis werden<br />
daher die <strong>Energie</strong>wende von unten vorantreiben.<br />
Dabei geht es in der öffentlichen Diskussion meist nur um Strom. Der Wärmebedarf<br />
liegt aber doppelt so hoch wie der Strombedarf. Hinzu kommt die Elektrifizierung<br />
des <strong>Verkehr</strong>ssektors auf Basis von Strom, Wasserstoff <strong>und</strong> Biogas. Eine Studie der<br />
finnischen Universität LUT1 beschreibt, wie ein vollständig auf erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
basierendes <strong>Energie</strong>system aussehen muss. Für Deutschland besteht ein solches<br />
System zu ca. 70 % aus Photovoltaik <strong>und</strong> zu 30 % aus Windkraft. Es müssen für ca. 30<br />
% dieser <strong>Energie</strong>menge Speicherkapazitäten in Form von Batterie- <strong>und</strong> Wärmespeicher<br />
aufgebaut werden.<br />
Ein Großteil des gesamten <strong>Energie</strong>bedarfs in Stadt <strong>und</strong> Landkreis Dachau wird immer<br />
noch über fossile <strong>Energie</strong>träger (Kohle, Öl, Gas) <strong>und</strong> Uran abgedeckt. Dafür werden<br />
im Landkreis jährlich ca. 180 Mio. EUR bezahlt - meist für <strong>Energie</strong>importe. Dieses<br />
Potential zur Förderung einer lokalen, dem Gemeinwohl dienenden <strong>und</strong> kleinteiligen<br />
Wirtschaft muss konsequent erschlossen werden. Zielmarken für den Umbau der<br />
lokalen <strong>Energie</strong>versorgung sollten die Ergebnisse der Studie der LUT sein. Danach<br />
muss im Landkreis Dachau eine Kapazität von ca. 1000 ha PV-Anlagen (ca. 2 % der<br />
Landkreisfläche) <strong>und</strong> ca. 35 modernen Windkraftanlagen aufgebaut werden.
Der Ausbau der Erzeugung erneuerbarer <strong>Energie</strong> wird aber auch von größeren<br />
Anstrengungen zur <strong>Energie</strong>einsparung begleitet werden. Von Beleuchtung mittels<br />
LED, energetischer Sanierung des Gebäudebestands bis hin zur Elektrifizierung des<br />
<strong>Verkehr</strong>ssektors bietet dieser Bereich als zweite Säule der <strong>Energie</strong>wende ein enormes<br />
Potential.<br />
Die Sicherung einer preiswerten <strong>Energie</strong>versorgung, der Kampf gegen den Klimawandel<br />
<strong>und</strong> auch der Erhalt einer möglichst großen Artenvielfalt können nur durch<br />
mehr Erneuerbare <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> mehr <strong>Energie</strong>einsparung gelingen.<br />
Dazu werden wir alle an einem Strang ziehen. Es ist nicht mehr die Frage der Technologien,<br />
sondern eine Frage des Handelns!<br />
Wir treten ein für<br />
• den Umbau der gesamten <strong>Energie</strong>erzeugung der Stadt <strong>und</strong> des Landkreises<br />
Dachau auf der Basis Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n. Zielsetzung ist es dabei, den Strombedarf<br />
bis 2025 <strong>und</strong> den Wärmebedarf bis 2040 aus diesen Quellen zu decken.<br />
• den Erhalt bzw. den Ausbau des Strom- <strong>und</strong> Gasnetzes der Stadt Dachau als<br />
strukturellen Standortvorteil in den Händen der Stadtwerke Dachau<br />
• den massiven Ausbau der regionalen erneuerbaren <strong>Energie</strong>erzeugung mit<br />
Schwerpunkt Wind- <strong>und</strong> Sonnenenergie. Durch Bürgerbeteiligung kann das<br />
Investitionsvolumen in Erneuerbare <strong>Energie</strong>n vervielfacht werden.<br />
• den weiteren Aufbau von Photovoltaik- <strong>und</strong> Solarthermie-Anlagen auf allen<br />
sinnvoll nutzbaren Dachflächen in Stadt <strong>und</strong> Landkreis Dachau, insbesondere bei<br />
allen öffentlichen Gebäuden.<br />
• den erheblichen Ausbau von lokalen Blockheizkraftwerken<br />
• den verstärkten Ausbau von vorhandenen <strong>und</strong> den Aufbau von neuen Nahwärmenetzen<br />
• die Verwertung aller anfallenden <strong>und</strong> nicht dafür angebauten biologischen<br />
Reststoffe in Biogasanlagen. Erst in einem zweiten Schritt ist die Kompostierung<br />
sinnvoll (siehe Konzept des Bündnis für Dachau zur <strong>Abfall</strong>wirtschaft).<br />
<strong>Energie</strong>einsparung – billiger als <strong>Energie</strong>erzeugung<br />
Es ist effektiver <strong>Energie</strong> einzusparen. Davon profitieren vor allem regionale Handwerksbetriebe.<br />
Die Investitionen amortisieren sich durch geringeren <strong>Energie</strong>bedarf.<br />
<strong>Energie</strong>einsparung muss effektiv organisiert werden. Die wirtschaftlich sinnvollen<br />
Maßnahmen müssen priorisiert werden. Der Fokus muss auf öffentliche Gebäude,<br />
Beleuchtung, Vereine <strong>und</strong> kirchliche Einrichtungen gelegt werden. Förderprogramme<br />
werden effektiv genutzt. Damit werden Vorbilder für private Wohnungseigentümer*innen<br />
geschaffen.
Die Überkapazitäten der GFA Geiselbullach müssen abgebaut werden. Derzeit wird<br />
noch ein massiver <strong>Energie</strong>überschuss erzeugt, der unter anderem auch daraus<br />
resultiert, dass ca. 30 % Müllimporte verarbeitet werden. Gleichzeitig müssen die<br />
Fernwärmekapazitäten r<strong>und</strong> um das Müllkraftwerk ausgebaut <strong>und</strong> wärmeintensive<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> andere Abnehmer r<strong>und</strong> um das Kraftwerk ermöglicht werden<br />
(siehe Konzept zur <strong>Abfall</strong>wirtschaft).<br />
Stadt- <strong>und</strong> Kreisentwicklung wird auf „kurze Wege“ ausgerichtet. Wohnen, Arbeiten<br />
<strong>und</strong> Einkaufen werden wieder räumlich zusammengeführt. Überflüssige <strong>Verkehr</strong>swege<br />
werden minimiert. Radverkehr wird als Basismobilität gefördert, der ÖPNV<br />
als energieeffiziente <strong>Verkehr</strong>sart gemäß Nahverkehrsplan beschleunigt ausgebaut.<br />
Seilbahnen als die energieeffizienteste <strong>Verkehr</strong>sform werden entschieden vorangetrieben<br />
(siehe Konzept des Bündnis für Dachau zur Mobilität).<br />
Wir treten ein für<br />
• verbesserte Heiztechnik (bevorzugt Blockheizkraftwerke [BHKW]), Heizregelung<br />
<strong>und</strong> Wärmerückgewinnung in öffentlichen Gebäuden<br />
• städtische Förderprogramme zur Umrüstung von Altheizungen, vorzugsweise<br />
auf BHKWs <strong>und</strong> Wärmepumpen. Umstellung größerer Wohnanlagen <strong>und</strong><br />
-gebiete auf Nahwärmeversorgung mittels BHKW <strong>und</strong> im Umkreis der GFA auf<br />
Fernwärme<br />
• Optimierung von Bebauungsplänen bezüglich <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong>seffizienz<br />
• Förderung von Mischgebieten: Wohn-, Einkaufs- <strong>und</strong> Arbeitsstätten müssen wieder<br />
näher zusammenrücken (insbesondere MD-Gelände <strong>und</strong> andere kommunale<br />
Entwicklungsgebiete)<br />
• umfassende Aufwertung des öffentlichen Nahverkehrs durch Verbesserungen<br />
<strong>und</strong> Verbilligung des Angebots sowie Erhöhung des Komforts<br />
• konsequente Erweiterung des Radwegenetzes (siehe Konzept Mobilität)<br />
• beschleunigte Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik.<br />
• eine verstärkte energetische Sanierung von Bestandsgebäuden der Stadtbau<br />
Dachau<br />
• Bereitstellung einer verbesserten Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität (siehe<br />
Konzept Mobilität)
<strong>Energie</strong>erzeugung – regional, sektorübergreifend <strong>und</strong> erneuerbar<br />
Die <strong>Energie</strong>erzeugung in der Region auf Basis Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n ist aktive Wirtschaftsförderung<br />
<strong>und</strong> sichert regionale Arbeitsplätze. Eine solche Entwicklung muss<br />
aktiv gefördert werden.<br />
Dazu werden systematisch geeignete Flächen r<strong>und</strong> um Gewerbegebiete für Photovoltaik,<br />
Solarthermie <strong>und</strong> wenn möglich für Windkraftanlagen in den Flächennutzungsplänen<br />
aufgenommen. Photovoltaik <strong>und</strong> Windkraftanlagen erzeugen bereits<br />
heute Strom zu höchst günstigen Gestehungskosten. Damit können heimische<br />
Wirtschaftsbetriebe mit preiswerter <strong>Energie</strong> versorgt werden. Gleichzeitig dienen<br />
solche Flächen - als Blumenwiesen ausgebildet - dem aktiven Artenschutz (siehe<br />
Konzept des Bündnis für Dachau zur Artenvielfalt).<br />
Windkraft ist neben der Photovoltaik die derzeit günstigste Erzeugungsform von<br />
Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n. Der Windkraft muss nach verschiedenen Gerichtsurteilen<br />
substanziell Raum eingeräumt werden. Dazu wird der vor Jahren begonnene<br />
gemeinsame Flächennutzungsplan wieder weitergeführt. Änderungen von Flächennutzungsplänen<br />
darf nur zugestimmt werden, wenn entsprechende Flächen für<br />
Windkraft ausgewiesen werden, wo immer dies möglich ist.<br />
An geeigneten Stellen wird an B<strong>und</strong>es-, Staats- <strong>und</strong> Kreisstraßen die Möglichkeit<br />
geschaffen, Lärmschutzwände in Form von Photovoltaikanlagen zu errichten. Dazu<br />
wird aktiv mit den betroffenen Gr<strong>und</strong>stückseigentümer*innen zusammengearbeitet.<br />
Im Rahmen von Mieterstromprojekten können auch Bürger*innen ohne Immobilienbesitz<br />
von der <strong>Energie</strong>wende <strong>und</strong> damit von günstigen <strong>Energie</strong>preisen profitieren.<br />
Mieterstromprojekte im Bestand der Stadtbau Dachau haben Vorbildfunktion für<br />
private Hausgemeinschaften.<br />
Wir treten ein für<br />
• eine aktive Förderung der Erzeugung Erneuerbarer <strong>Energie</strong> mittels einer zentralen<br />
Stelle zur Identifizierung von Flächenpotenzialen <strong>und</strong> der Beratung der<br />
Gemeinden zur Bauleitplanung für solche Anlagen<br />
• eine Identifizierung von geeigneten Gebieten für Fernwärmenetze (GFA)<br />
• eine Identifizierung von geeigneten Gebieten für Nahwärmenetze (insbesondere<br />
Ortschaften ohne Gasanschluss) <strong>und</strong> aktive Entwicklung solcher Wärmenetze<br />
unter Einbeziehung von Stadtwerken, Gemeindewerken <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>genossenschaften<br />
• eine Ausweisung von PV-Freiflächengebieten in direkter Nachbarschaft zu Gewerbegebieten<br />
<strong>und</strong>, wo möglich, auch Windkraftgebieten (z.B. Gada)<br />
• eine Verwertung aller im Landkreis anfallenden biologischen Reststoffen zur Biogaserzeugung<br />
<strong>und</strong> anschließender Kompostierung. Dies gilt insbesonders auch
für Straßenrandstreifen <strong>und</strong> sonstigen Grünflächen <strong>und</strong> Gehölzpflegemaßnahmen<br />
(siehe Konzept <strong>Abfall</strong>wirtschaft)<br />
• ein Förderprogramm zur Umstellung von Maisbiogasanlagen zu verträglicheren<br />
<strong>Energie</strong>pflanzen (z.B. Silphie, Rutenhirse oder Staudenknöterich)<br />
• einen Ausbau von Batteriespeicherkapazitäten möglichst unter Einbeziehung<br />
von Vergütungsmöglichkeiten im Rahmen der Förderung von Regelenergiemaßnahmen<br />
• eine aktive Förderung von Buslinien mit Brennstoffzellen <strong>und</strong> den regionalen<br />
Aufbau der dazu benötigten Wasserstofferzeugung <strong>und</strong> -speicherung<br />
• eine aktive Förderung von Mieterstrommodellen als Impulsgeber, insbesonders<br />
für private Eigentümergemeinschaften<br />
• eine aktive Förderung von Wohnungsbaugenossenschaften zur Errichtung von<br />
Wohnanlagen nach dem Cottbuser Modell<br />
• eine Neuauflage des landkreisweiten Flächennutzungsplans für Windkraftanlagen.<br />
Änderungen von Flächennutzungsplänen werden nur noch genehmigt,<br />
wenn der Windkraft substanziell Raum eingeräumt wird.<br />
Quellen:<br />
1 http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/2018/12/Key-findings_100-renewable-Transition-across-energy-sectors-Europe.pdf<br />
2 https://www.sonnenhaus-institut.de/solarenergie-vorteile-ueber-uns/sonnenenergie-solarprodukte-solarwaerme-auszeichnungen/timo-leukefeld-erhaelt-deutschen-solarpreis.html
ABFALL<br />
Weniger ist Mehr – <strong>Abfall</strong>wirtschaft für Stadt <strong>und</strong> Landkreis<br />
Mit <strong>Abfall</strong>wirtschaft verbinden viele vor allem den Abtransport <strong>und</strong> die Entsorgung<br />
verschiedener Arten von Müll. Das sind sicherlich wichtige Aspekte, die im Wesentlichen<br />
in der Verantwortung des Landkreises (LK) liegen. Darüber hinaus gibt es<br />
weitere Themenfelder, die stark von den Gemeinden, dem Gewerbe <strong>und</strong> Handel, <strong>und</strong><br />
nicht zuletzt von den Bürger*innen beeinflusst sind.<br />
Die <strong>Abfall</strong>wirtschaft soll bevorzugt unter kommunaler Regie stehen. Nicht die Minimierung<br />
der Kosten für die <strong>Abfall</strong>beseitigung ist das Ziel, sondern die maximale<br />
Kontrolle <strong>und</strong> Transparenz über das heute <strong>und</strong> in Zukunft Machbare bei der Vermeidung<br />
<strong>und</strong> beim Recyclen von Abfällen. Das Bündnis für Dachau will das Abholsystem<br />
für Müll wieder stärken, den Zwang zu übermäßiger Sortierung verringern <strong>und</strong> das<br />
eigenständige Abtransportieren reduzieren.<br />
Für die aktive Koordination <strong>und</strong> Durchführung bedarf es einer Umorganisation des<br />
Sachgebiets <strong>Abfall</strong>wirtschaft am Landratsamt (LA). Das Bündnis für Dachau fordert<br />
eine enge Koordination <strong>und</strong> Verzahnung aller dort für die Umwelt relevanten<br />
Bereiche. Es darf kein Nebeneinander von Abteilungen geben, die sich isoliert um<br />
diese Themen kümmern. Verwaltungshandeln soll immer mit Umweltschutzzielen<br />
abgeglichen werden. Im Landratsamt sollen deshalb die Themen Naturschutz, <strong>Energie</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft in einer Querschnittsabteilung (z. B. „Umwelt“) zusammengefasst<br />
werden (siehe Programmteile Artenvielfalt <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>).
Das Bündnis für Dachau sieht aus politischer Sicht für Kreistag <strong>und</strong> Stadtrat in folgenden<br />
fünf Bereichen Handlungsbedarf:<br />
1. Vermeidung von <strong>Abfall</strong><br />
Müll, der nicht entsteht, muss auch nicht entsorgt werden. Unser Ziel ist eine generelle<br />
Reduzierung der Müllmenge, die für jede Bürger*in anfällt. Dies wird durch<br />
mehr <strong>und</strong> bessere Information erreicht. Allen Bürger*innen wird bewusst, dass jeder<br />
sein Verhalten überprüfen sollte <strong>und</strong> zur Müllvermeidung beitragen muss, um langfristig<br />
die <strong>Abfall</strong>entsorgung im <strong>und</strong> durch den LK bewältigen zu können.<br />
a) Die neue Abteilung für Umwelt intensiviert die Öffentlichkeitsarbeit mit Hinweisen<br />
<strong>und</strong> Appellen an die Bürger*innen <strong>und</strong> Gewerbetreibenden, um eine Haltung<br />
zu fördern, dass es unbedingt sinnvoll für alle ist, die <strong>Abfall</strong>mengen zu reduzieren.<br />
Die Müllproblematik muss verstärkt ins Bewusstsein der Müllverursacher<br />
gerückt werden.<br />
b) Initiativen wie z.B. Zero Waste (Refuse – Reduce – Reuse – Recycle – Rot = Vermeiden,<br />
Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln, Kompostieren) oder reCup, FairCup<br />
(Pfandsysteme für Kaffeebecher) werden unterstützt <strong>und</strong> stufenweise umgesetzt.<br />
c) Die Vermeidung von <strong>Abfall</strong> soll sich für die Bürger*innen lohnen. Das minimale<br />
pro-Kopf Volumen der Mülltonne wird für Haushalte heruntergesetzt, die nachweislich<br />
ihr Müllaufkommen reduzieren.<br />
d) Kommunale Satzungen werden aufgestellt zu Themen wie z.B. Festschreibung<br />
einer Mehrweg-Quote, Standardverpackungen, Steuerung des Verkaufs von<br />
unnützen, umweltschädlichen Artikeln, Vorgaben für Gewerbebetriebe, Verpackungsrichtlinien,<br />
Vermeidung von schwer trennbaren Materialien – nicht nur<br />
für die Belange von Stadt <strong>und</strong> LK, sondern soweit möglich auch für alle Betriebe<br />
im LK.<br />
e) Die Wirtschaftsförderung setzt sich verstärkt für Betriebe ein, die mit wenig <strong>und</strong><br />
einheitlichen Verpackungen arbeiten <strong>und</strong> eigene nachhaltige <strong>Abfall</strong>konzepte<br />
aufweisen können (siehe Gemeinwohlökonomie (GWÖ) im Programmteil Wirtschaftspolitik).<br />
f) Der Abverkauf bzw. die Weitergabe von aussortierten Lebensmitteln müssen<br />
zum Standard werden. Tafeln <strong>und</strong> weitere, neue Organisationen, die dies unterstützen,<br />
werden gefördert.<br />
2. Wiederverwendung<br />
Noch gebrauchsfähige oder reparierbare Gegenstände sollen vermehrt weiterverwendet<br />
werden, anstatt sie ohne jede Wertschätzung zu zerstören <strong>und</strong> zu entsorgen.<br />
a) Die Wertstoffhöfe <strong>und</strong> -inseln werden weiter betrieben. Mit der Stärkung des <strong>Abfall</strong>-Abhol-Systems<br />
werden jedoch Flächen für weitere Aufgaben frei (siehe Punkt<br />
2c, Gebrauchtwaren).
) Eine Betreibergesellschaft (am besten der LK selbst oder ein karitativer Betrieb)<br />
sorgt für Ordnung, Annahme, evtl. Reparatur oder Zerlegung <strong>und</strong> Abverkauf von<br />
funktionsfähigen Teilen an den Wertstoffhöfen.<br />
c) Für weiterzuverwendende Gegenstände werden auf den Wertstoffhöfen eigene,<br />
teils überdachte Plätze vorgehalten. So entstehen Gebrauchtwarenkaufhäuser.<br />
d) Die Regelung, dass auf den Wertstoffhöfen abgegebene Dinge ins Eigentum des<br />
Entsorgers übergehen (-> Sachenrecht), wird aufgehoben. Allerdings sind nur im<br />
LK lebende Privatpersonen <strong>und</strong> angemeldete Betriebe berechtigt, Dinge wieder<br />
mitzunehmen.<br />
3. Verwertung von Materialien<br />
Alles, was nicht einem unmittelbaren weiteren Gebrauch dienen kann, muss einer<br />
Materialverwertung zugeführt werden. Hierbei wird nur auf eine grobe Trennung<br />
von verschiedenen Materialien bei der Abholung bzw. bei der Annahme auf den<br />
Wertstoffhöfen geachtet, etwa Bioabfall, Plastik, Metall, Holz, Papier, Schutt, Glas,<br />
Sperrmüll, Elektrogeräte <strong>und</strong> Sonderabfälle. Dabei sollen auch die Aufgaben, die<br />
über das Duale System Deutschland (Der Grüne Punkt) vergeben werden, vom Landkreis<br />
übernommen werden. Eine Zerkleinerung mit anschließender Sortierung wird<br />
vor Ort oder in Betrieben im LK bevorzugt von ggf. neu zu gründenden LK-eigenen<br />
Betrieben durchgeführt.<br />
a) Die Abfälle der genannten Fraktionen werden entweder demontiert oder mit<br />
modernster Technik nach Materialien getrennt <strong>und</strong> entsprechend verwertet.<br />
b) Nur was nicht trennbar ist, wird als Restmüll behandelt.<br />
c) Eine die Bürger*innen überfordernde Mülltrennung wird nicht verlangt. Dadurch<br />
wird generell vermieden, dass erst getrennte Müllfraktionen am Ende wieder<br />
vermischt werden.<br />
d) Der gesamte Grünabfall aus dem LK (Straßenrandschnitt, Sträucher- <strong>und</strong> Baumschnitt,<br />
Grünschnitt, Laub, Waldabfälle, ggf. auch Stroh) sowie Biomüll, Mist <strong>und</strong><br />
Gülle wird zuerst energetisch verwertet (z.B. Gewinnung von Biogas aus einer<br />
Vergärung) <strong>und</strong> danach kompostiert.<br />
e) Die Verwertung von Altpapier <strong>und</strong> Kartons wird stadt- <strong>und</strong> landkreisweit karitativen<br />
Organisationen überlassen.<br />
f) An Straßenrändern wird nicht gemulcht, sondern das Schnittgut eingesammelt<br />
<strong>und</strong> verwertet. Dadurch wird das Wachstum reduziert, <strong>und</strong> mehr Blühpflanzen<br />
<strong>und</strong> Insekten siedeln sich an.<br />
g) Spezielle Maßnahmen zur Sammlung <strong>und</strong> Verwertung von Gewerbemüll werden<br />
angeboten.
4. Abholen <strong>und</strong> Verbringen von Abfällen (Ab- <strong>und</strong> Antransport)<br />
Der Abtransport von Abfällen ist derzeit nur teilweise zentral durch das LA organisiert,<br />
indem bis zu vier verschiedene Arten von Abfällen in Haushalten <strong>und</strong> Gewerbe<br />
regelmäßig abgeholt werden. Viele weitere Abfälle müssen jedoch von den Bürger*innen<br />
<strong>und</strong> Gewerbetreibenden eigenständig zu entsprechenden Sammelstellen<br />
gebracht <strong>und</strong> selbst sortiert werden. Hier ist eine Umsteuerung nötig, so dass sich<br />
die <strong>Abfall</strong>wirtschaft wieder mehr zu einem vom LK organisierten <strong>und</strong> von Eigenbetrieben<br />
durchgeführten Abholsystem entwickelt.<br />
a) Das individuelle Verbringen von Wertstoffen wird in der Regel mit dem eigenen<br />
KFZ erledigt. Das ist keine gute Lösung für immobile Bürger*innen <strong>und</strong> bringt<br />
vermeidbaren Zeitaufwand, Wege, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>verbrauch für alle mit sich<br />
(siehe Programmteile Artenvielfalt <strong>und</strong> Mobilität)<br />
b) Das aktuelle Bringsystem wird zu einem Holsystem in nur wenigen sinnvollen<br />
Kategorien mit einer anschließenden zentralen Sortierung <strong>und</strong> Verwertung im<br />
<strong>und</strong> durch den LK.<br />
c) Es wird nur mehr eine Gebühr für alle verschiedenen Müllarten erhoben. In<br />
jedem Anwesen sind <strong>Abfall</strong>behälter für Biomüll, Papier, Kunststoff/Glas <strong>und</strong> Restmüll<br />
vorhanden, so dass Fehlwürfe verringert werden (Stichwort Scheinkompostierer:<br />
Personen, die vorgeben zu kompostieren, deren Bioabfall aber im Restmüll<br />
landet. Dadurch Vermeidung der Biomüll-Gebühr.).<br />
d) Für Neu- oder Umbauten wird das Vorhalten von ausreichendem Platz vorgeschrieben,<br />
um die Behälter für alle genannten Müllfraktionen unterzubringen.<br />
e) Die Kosten werden stärker nach dem Verursacherprinzip gedeckt. Müllvermeidung<br />
muss sich lohnen. Dies kann für Privathaushalte mit der Einführung noch<br />
kleinerer Mülltonnen, mit dem Betrieb einer Tonne für mehrere Adressen oder<br />
mit einer Verlängerung des Abholungszeitraums ermöglicht werden.<br />
f) Die Abteilung Umwelt/<strong>Abfall</strong>wirtschaft im LA organisiert bevorzugt selbst die<br />
notwendigen Transporte, die Sortierung <strong>und</strong> Verwertung, ggf. unter Nutzung<br />
des zweiten Arbeitsmarktes. Eine Gewinnorientierung ist nicht erforderlich. Eine<br />
geringere Einbindung von schwer steuer- <strong>und</strong> kontrollierbaren Fremdbetrieben<br />
ist wünschenswert.<br />
g) Das Ziel ist nicht, die Müllgebühren möglichst gering zu halten, sondern gerecht<br />
dafür zu sorgen, dass die Müllentsorgung von den Bürger*innen <strong>und</strong> den Betrieben<br />
im LK getragen wird.<br />
h) Illegale Entsorgung in öffentlichen Behältern, im öffentlichen Raum <strong>und</strong> in der<br />
freien Natur wird stärker überwacht <strong>und</strong> geahndet.<br />
i) Die Abholung von Sperrmüll wird wieder regelmäßig <strong>und</strong> ohne zusätzliche Gebühren<br />
angeboten.<br />
j) Giftmobile werden weiter betrieben, holen Sondermüll jedoch auf Anfrage auch<br />
bei den Haushalten ohne Gebühr ab.
5. Entsorgung von Resten<br />
Die Organisation der Entsorgung von Abfällen verschiedenster Arten obliegt dem<br />
LA. Bevorzugt sollte der LK jedoch auch die komplette Entsorgungskette selbst<br />
übernehmen (Rekommunalisierung). Einzelne Aufgaben können ausnahmsweise<br />
auch an privatwirtschaftliche Unternehmen delegiert werden. Dabei kann <strong>und</strong><br />
muss durch die Art der Ausschreibung maßgeblicher Einfluss <strong>und</strong> Kontrolle erwirkt<br />
werden. Der LK wird müll-autark. Die Bürger*innen werden davon überzeugt, dass<br />
jeglicher Müllexport unverantwortlich ist.<br />
a) Die Entsorgung durch Sortierung, Recycling, Vergärung, Kompostierung, Verbrennung<br />
<strong>und</strong> Deponierung erfolgt bevorzugt regional.<br />
b) Es gibt keinen Müllimport zur bloßen Auslastung von Verwertungsanlagen oder<br />
Deponien mehr.<br />
c) Die eigene Müllverbrennungsanlage für die unvermeidlichen Reststoffe nur aus<br />
den LK der Betreiber wird weiterbetrieben <strong>und</strong> modernisiert. Ihre Kapazität wird<br />
klar auf die beiden LK Fürstenfeldbruck <strong>und</strong> Dachau aufgeteilt.<br />
d) Für alle Reststoffe (z. B. Problemmüll, Schlacke <strong>und</strong> Filterstäube) werden im LK die<br />
notwendigen Deponien betrieben. Insbesondere sollte langfristig die Schlacke im<br />
LK aufgearbeitet (Abtrennung von Metallen) <strong>und</strong> deponiert werden.<br />
e) Die Abwärme der Verbrennungsanlage soll vollständig genutzt werden. Gegenwärtig<br />
wird nur ca. ein Viertel der möglichen Fernwärme abgenommen.<br />
Z.B. könnten Gewächshäuser, eine Klärschlammtrocknung oder weitere Fernwärmeleitungen<br />
betrieben <strong>und</strong> in den angeschlossenen Gewerbegebieten (z.B.<br />
GADA) Betriebe angesiedelt werden, die einen hohen Wärmeenergiebedarf<br />
haben.<br />
f) Die Müllverbrennungsanlage wird nicht zum Stromerzeugungsbetrieb ausgebaut,<br />
beispielsweise durch zusätzliche Verfeuerung von Gas, Öl oder Holz. Allerdings<br />
soll durchaus Strom in sinnvollem <strong>und</strong> für den Betrieb optimalem Maß<br />
zum Eigenverbrauch <strong>und</strong> zur Einspeisung ins öffentliche Netz erzeugt werden.<br />
g) Die GfA bleibt ein LK-eigener Betrieb <strong>und</strong> eine Anstalt öffentlichen Rechts. Das<br />
bedeutet keine Gewinnorientierung.<br />
h) Das Bündnis für Dachau geht nicht davon aus, dass durch die angestrebte Reduzierung<br />
des Müllaufkommens pro LK-Bürger*in die Müllverbrennungsanlage<br />
nicht mehr ausgelastet wird. Die gesamte Restmüllmenge wird wohl wegen des<br />
steten Anwachsens der LK-Bevölkerung konstant bleiben.
MOBILITÄT<br />
Unterwegs in Stadt <strong>und</strong> Land – Mobilität für Alle<br />
Unsere Ziele<br />
Gr<strong>und</strong>lage aller Maßnahmen im Bereich <strong>Verkehr</strong> ist die Idee des „Zero Emission Account“<br />
1 . Diese Idee ist ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch überzeugend <strong>und</strong> zur Steigerung<br />
der Lebensqualität geeignet. Um sie zu verwirklichen, ist es nötig, den Öffentlichen<br />
Personennahverkehr (ÖPNV), den Radverkehr <strong>und</strong> den Motorisierten Individualverkehr<br />
(MIV) zu ändern <strong>und</strong> zu verbessern.<br />
Ein Großteil der zurückgelegten Wege in Stadt <strong>und</strong> Landkreis sind sehr kurz. Das<br />
Bündnis für Dachau schließt daraus, dass vor allem der Radverkehr entsprechend<br />
den vorliegenden Radverkehrskonzepten von Stadt <strong>und</strong> Landkreis als Basis der<br />
individuellen Mobilität gefördert werden muss. Dazu müssen die entsprechenden<br />
Mittel in den kommunalen Haushalten zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> die notwendigen<br />
Projekte zügig umgesetzt werden.<br />
Weiterhin ist es notwendig, den Stellenwert des ÖPNV gemäß dem existierenden<br />
landkreis-weiten Nahverkehrsplan 2 zu stärken. Ziel muss es sein, dass eine große<br />
Mehrheit der Landkreisbewohner*innen die Möglichkeit hat, auf ein eigenes Auto zu<br />
verzichten. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine nachhaltige <strong>und</strong> soziale Mobilität.<br />
1 In Anlehnung an die Zero Waste Bewegung<br />
2 https://www.landratsamt-dachau.de/zulassung-fuehrerschein-verkehr/mobilitaet-oepnv/oeffentlicher-personennahverkehr-im-landkreis
Der Anteil des MIV wird kontinuierlich reduziert. Der Landkreis verfügt bereits über<br />
ein hervorragendes Straßennetz. Ein weiterer Ausbau ist daher nicht mehr notwendig.<br />
Ganz im Gegenteil: neue Straßen fördern den MIV <strong>und</strong> verschlechtern dadurch<br />
mit Staus <strong>und</strong> hohem Flächenverbrauch die Mobilität insgesamt. Die Einrichtung<br />
einer Mobilitätsdrehscheibe Breitenau <strong>und</strong> die gleichzeitig geforderte Nord-Ostumfahrung<br />
von Dachau mit ihren unverhältnismäßig hohen Kosten im mittleren<br />
zweistelligen Millionenbereich lehnen wir daher ab.<br />
Die verschiedenen Mobilitätsformen müssen verstärkt vernetzt <strong>und</strong> ihre wechselseitige<br />
Akzeptanz durch aktive Kommunikation <strong>und</strong> Marketingmaßnahmen verbessert<br />
werden.<br />
Wir sind an einen Wendepunkt gekommen, an dem sich parteiübergreifend die<br />
Einsicht durchsetzt, dass ein „Weiter so“ bei <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>verbrauch den<br />
Menschen <strong>und</strong> der Natur unseres einzigen Planeten nicht mehr zugemutet werden<br />
kann.<br />
Radverkehr als Basis der lokalen Mobilität<br />
Vision<br />
Dachau wird eine der fahrradfre<strong>und</strong>lichsten Städte Bayerns. Der Landkreis Dachau<br />
wird einer der fahrradfre<strong>und</strong>lichsten Landkreise in Bayern. Radfahrer*innen sind in<br />
der Stadt <strong>und</strong> im Landkreis willkommen. Dadurch wird sich der Anteil am emissionsfreien<br />
<strong>Verkehr</strong>saufkommen wesentlich erhöhen <strong>und</strong> die Lebensqualität in Stadt <strong>und</strong><br />
Landkreis Dachau spürbar verbessern.<br />
Ca. 50% aller Fahrten in der Stadt Dachau sind kürzer als 2 km; auch ca. 50% aller<br />
Fahrten im Landkreis Dachau sind kürzer als 5 km. Die Stadt <strong>und</strong> der Landkreis haben<br />
dementsprechend angepasste Radverkehrskonzepte erarbeitet. Diese müssen<br />
nun umgesetzt werden.<br />
Dazu wird ein spezielles Investitionsprogramm aufgelegt. Gemäß einer Greenpeace-Studie<br />
3 fordert der ADFC mindestens 30 EUR pro Einwohner*in <strong>und</strong> Jahr in die<br />
Radinfrastruktur zu investieren – also ca. 4,5 Millionen Euro im LK, davon 1,5 Million<br />
in der Stadt Dachau –, um langfristig eine wesentliche Umorientierung zu erreichen.<br />
In der Stadt Dachau wären das ca. 1,5 % des Haushaltvolumens<br />
Umsetzung<br />
Für den Fahrradverkehr wird eine Infrastruktur benötigt, die eine reibungslose Abwicklung<br />
zwischen Ausgangspunkt <strong>und</strong> Ziel ermöglicht. Dazu hat die Stadt Dachau<br />
bereits ein Radverkehrskonzept entwickelt, das Haupt- <strong>und</strong> Nebenrouten für den<br />
3 https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/mobilitaet-expertise-verkehrssicherheit.pdf
Alltags- bzw. ‚grüne Routen‘ für den Freizeit-Radverkehr vorsieht. Das Bündnis für<br />
Dachau setzt sich dafür ein, dass dieser Plan konsequent umgesetzt <strong>und</strong> mit den<br />
nötigen Haushaltsmitteln ausgestattet wird.<br />
Radwege müssen unterbrechungsfrei, eben, ausreichend breit <strong>und</strong> gut befestigt<br />
sein, um für alle Arten von Rädern, insbesondere auch für Lastenräder <strong>und</strong> relativ<br />
schnelle Elektro-Räder, gut <strong>und</strong> sicher befahrbar zu sein. Dazu ist es auch notwendig,<br />
an verschiedenen Stellen den <strong>Verkehr</strong>sraum neu aufzuteilen <strong>und</strong> dem Radverkehr<br />
entsprechend Platz zuzuweisen. Reisezeiten mit dem Rad werden dadurch<br />
kürzer <strong>und</strong> sicherer. Je mehr Bürger*innen aufs Rad umsteigen, desto mehr Platz<br />
bleibt denen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind.<br />
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Schaffung von attraktiven Abstellanlagen<br />
für Fahrräder gelegt. Dies gilt insbesondere im Wohnungsbau sowie an Verknüpfungspunkten<br />
zu anderen <strong>Verkehr</strong>smitteln, wie Bushaltestellen, Parkhäusern <strong>und</strong><br />
Bahnhöfen.<br />
Das Radverkehrskonzept der Stadt Dachau wird in den Landkreis hinein weiterentwickelt.<br />
Damit können auch überörtliche Strecken mit dem Rad bewältigt werden.<br />
Das Bündnis begrüßt die Planung von Radschnellwegen auf geeigneten Routen<br />
durch den Landkreis <strong>und</strong> in Richtung München.<br />
Es werden Rad- <strong>und</strong> Gehwegbeauftragte bestellt, die sich hauptsächlich um die<br />
Instandhaltung <strong>und</strong> Verbesserung von Rad- <strong>und</strong> Gehwegen kümmern. Der Winterdienst<br />
wird für das Radwegenetz priorisiert.<br />
Das Radwegenetz wird verstärkt mit anderen <strong>Verkehr</strong>swegen vernetzt. Dafür<br />
braucht es u.a. Radabstellplätze an Bushaltestellen, Mitnahmemöglichkeiten von<br />
Rädern im Busverkehr (-> Fahrrad2go im Rems-Murr-Kreis), Mobilitätsstationen an<br />
Bahnhöfen mit Reparaturservice oder Werkzeugstationen <strong>und</strong> einen weiteren Ausbau<br />
des MVV - Leihradsystems.<br />
Überprüfung nach Kopenhagener Vorbild<br />
Alle zwei Jahre veröffentlichen Stadt <strong>und</strong> Landkreis einen „Zero-Emission Account“.<br />
Erhoben werden darin objektive Daten wie:<br />
• Öffentliche Finanzmittel, die für Geh- bzw. Radverkehrs-Infrastruktur ausgegeben<br />
werden<br />
• Länge des Geh-bzw. Radwegenetzes<br />
• <strong>Verkehr</strong>smittelwahl<br />
• Anzahl von Fußgänger*innen bzw. Fahrradfahrer*innen<br />
• Unfalldaten
Außerdem werden Befragungen von Fußgänger*innen <strong>und</strong> Radfahrer*innen zu<br />
folgenden Punkten mit einbezogen:<br />
• Lücken in der Infrastruktur<br />
• Qualität des Geh-/Radwegnetzes<br />
• Gefühlter Grad an Sicherheit<br />
Dieser Fußgänger- <strong>und</strong> Fahrradbericht dient dazu festzustellen, welche Schwachstellen<br />
die Infrastruktur hat <strong>und</strong> diese schneller zu beheben.<br />
ÖPNV stärken<br />
Vision<br />
Ein leistungsstarker <strong>und</strong> angebotsorientierter ÖPNV ermöglicht Mobilität für alle<br />
<strong>und</strong> ist damit integraler Bestandteil für ein soziales Miteinander. Wir setzen uns<br />
zusätzlich für die Einführung des sogenannten 365 Euro Jahres-Tickets im MVV ein.<br />
Ein Großteil der Landkreisbürger*innen kann durch zusätzliche schnelle Hauptverbindungen<br />
(z.B. Richtung Flughafen, Münchner Norden, Fürstenfeldbruck),<br />
durch wesentlich verbesserte Takt- <strong>und</strong> Betriebszeiten sowie durch örtliche<br />
Zubringersysteme wie Quartiersbusse <strong>und</strong> Rufbussysteme auf ein eigenes Auto<br />
verzichten.<br />
Dadurch wird die <strong>Verkehr</strong>swende aktiv begleitet. Alle <strong>Verkehr</strong>sträger werden hinsichtlich<br />
der Schadstoffbelastung optimiert. Dabei wird je nach Fahrzeugart möglichst<br />
auf Biogas-, Brennstoffzellen- oder Elektroantrieb gesetzt.<br />
Umsetzung<br />
Der vorliegende Nahverkehrsplan von Stadt <strong>und</strong> Landkreis wird zügig umgesetzt.<br />
Dazu sind eine entsprechende Taktverdichtung, die Ausweitung der landkreisweiten<br />
Betriebszeiten bis mindestens 22 Uhr, ein engeres Netz an Haltestellen (max. 300 m<br />
Entfernung) <strong>und</strong> die Einführung eines Rufbussystems zur Abdeckung der Nebenzeiten<br />
notwendig.<br />
Es wird darauf hingearbeitet, die bestehenden S-Bahnlinien leistungsfähiger zu<br />
gestalten. Lokale Zubringersysteme zu ausgewählten S-Bahn-Stationen werden<br />
hinzugefügt. Weitere Hauptverkehrslinien werden eingerichtet, die bevorzugt auf<br />
eigenen Busspuren geführt werden.<br />
Im Großraum München sind <strong>Verkehr</strong>sflächen knapp <strong>und</strong> teuer. Eine weitere Versiegelung<br />
der Region muss vermieden werden. Für neue Querverbindungen, die Vernetzung<br />
von verschiedenen Bahnlinien <strong>und</strong> die Ausweitung des Liniennetzes bietet<br />
sich insbesondere die Einrichtung von Seilbahnverbindungen an. Das Bündnis für<br />
Dachau wird sich weiterhin für den Bau dieser leistungsfähigen Technik im urbanen<br />
Raum einsetzen.
Mobilität verbessern<br />
Vision<br />
Wir sorgen dafür, dass diejenigen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind, besser<br />
<strong>und</strong> schneller vorankommen. Dazu gehören insbesondere Dienstleister*innen <strong>und</strong><br />
Handwerker*innen, aber auch körperlich eingeschränkte Personen. Kernelement<br />
dazu ist es, einen flüssigen <strong>und</strong> staufreien <strong>Verkehr</strong> zu organisieren <strong>und</strong> für diesen<br />
notwendigen MIV ausreichende Parkmöglichkeiten bereit zu stellen.<br />
Umsetzung<br />
Wichtige Punkte zur Erreichung dieser Ziele sind aus Sicht des Bündnis für Dachau<br />
die folgenden:<br />
Einführung eines leistungsfähigen Car-Sharing - Modells auf Basis von elektrisch<br />
betriebenen Fahrzeugen. Als Standorte werden die zukünftig eingerichteten<br />
Stromtankstellen der Stadtwerke Dachau mit genutzt. Dieses Modell wird auch auf<br />
die Hauptorte im Landkreis ausgeweitet.<br />
Ausweitung des bewährten Parkraummanagements. In den bereits bewirtschafteten<br />
Gebieten r<strong>und</strong> um den S-Bahnhof Dachau hat sich der Parkdruck massiv abgeschwächt.<br />
Es sind ausreichend Parkplätze verfügbar, <strong>und</strong> ein Parksuchverkehr ist<br />
nicht mehr vorhanden.<br />
Die Stellplatzsatzung für Autos wird zugunsten überdachter <strong>und</strong> auch für Lastenräder<br />
ausreichend dimensionierter Fahrradstellplätzen überarbeitet. Jede*r Bauherr*in<br />
ist selbst dafür verantwortlich, wie viele Stellplätze er/sie benötigt. Im Gegenzug<br />
werden allerdings Richtlinien für die Errichtung von Stellplätzen erarbeitet. Im<br />
gewerblichen Bereich <strong>und</strong> bei größeren Mehrfamilienhäusern ist es zur Reduzierung<br />
des Flächenverbrauchs nötig, Stellplätze nur noch unterirdisch vorzusehen.<br />
Eine verbesserte Städteplanung verbindet wieder Wohnen, Arbeiten <strong>und</strong> Einkaufen.<br />
In neuen Bebauungsplänen wird darauf verstärkt geachtet (mehr dazu im Programm<br />
Siedlungs- <strong>und</strong> Stadtentwicklung).<br />
Als begleitende Maßnahme werden im Stadtgebiet Dachau die <strong>Verkehr</strong>sgeschwindigkeiten<br />
innerorts auf allgemein 30 km/h angepasst. Wo notwendig, können<br />
höhere Geschwindigkeiten, insbesondere untertags, freigegeben werden. Außerdem<br />
wird, wo möglich, die Einführung von Einbahnstraßen umgesetzt. Beide Maßnahmen<br />
führen zu einem gleichmäßigeren <strong>und</strong> flüssigeren <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> schaffen eine<br />
bessere Vereinbarkeit von Auto- <strong>und</strong> Radverkehr. Die Befahrung von Einbahnstraßen<br />
in Gegenrichtung wird in der Regel für Radfahrer*innen erlaubt.
Jeder Mensch ist Fußgänger – von Geburt an<br />
Vision<br />
Fußgänger*innen sind die schwächsten <strong>Verkehr</strong>steilnehmer*innen im öffentlichen<br />
Raum, gleichzeitig aber üben sie die natürlichste Fortbewegungsart aus, die höchst<br />
wichtig für ein soziales Zusammenleben ist. Gerade in der Stadt sind viele Wege<br />
auch zu Fuß leicht zu bewältigen. Spazier- <strong>und</strong> Wanderwege tragen als Naherholungsmöglichkeiten<br />
zum ges<strong>und</strong>en Wohnumfeld bei. Dazu werden den Fußgänger*innen<br />
mehr Platz <strong>und</strong> attraktivere Umgebungen in Stadt <strong>und</strong> Landkreis zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Umsetzung<br />
Attraktive <strong>und</strong> sichere Radwegeverbindungen entlasten Fußwege vom Radverkehr.<br />
Es werden innerstädtisch keine kombinierten Fuß- <strong>und</strong> Radwege mehr gebaut <strong>und</strong><br />
bestehende, wo möglich, umgebaut. Radverkehr ist besser auf markierten Spuren<br />
auf der Fahrbahn aufgehoben.<br />
Es werden vermehrt Fußgängerzonen bzw. alternativ Begegnungszonen (Shared<br />
Space), innerörtliche Haupt-Fußgängerrouten, grüne Fußgängerbereiche sowie<br />
Wanderwege geschaffen.<br />
Drückampeln an normalen Kreuzungen werden abgeschafft (d.h. Grün für Fußgänger<br />
bei jeder Ampelphase in voller Länge) <strong>und</strong> vermehrt Querungshilfen (<strong>Verkehr</strong>sinseln)<br />
für Straßen installiert. Bedarfsampeln schalten unmittelbar nach Anforderung.<br />
Fußgängerampeln erhalten Zeitanzeigen zum Ende der Grünphase bzw. bis zur<br />
nächsten Grünphase.<br />
Weiterführende Informationen <strong>und</strong> Links:<br />
Nahverkehrsplan (https://www.landratsamt-dachau.de/zulassung-fuehrerschein-verkehr/mobilitaet-oepnv/oeffentlicher-personennahverkehr-im-landkreis/<br />
)<br />
Mobilitätsleitbild der Stadt Dachau https://www.dachau.de/uploads/pics/Leitbild_<br />
Mobilitaet___<strong>Verkehr</strong>_vom_12.06.2012_01.pdf<br />
Landkreisleitbild „ZWISCHEN Dorf <strong>und</strong> Metropole“ https://www.landratsamt-dachau.<br />
de/landkreis-kultur-tourismus/kreis-<strong>und</strong>-regionalentwicklung/zwischen-dorf-<strong>und</strong>-metropole/<br />
Greenpeace Studie https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/radfahrende-schuetzen-klimaschutz-staerken<br />
Kopenhagener Model https://www.burri.world/de/node/657<br />
Shared Space https://de.wikipedia.org/wiki/Shared_Space