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Kurier Nr. 1 / 2 9.1.2<strong>02</strong>0 Dorfspiegel Dietlikon<br />
9<br />
Tanja Muffler war einst Sepp Rüeggs erste Kundin. Am 31. Dezember 2<strong>01</strong>9 war sie auch seine letzte, die er mit einem Blumenstrauss verabschiedete.<br />
Das Recyclingcenter Dietlikon hat seine Tore für immer geschlossen<br />
Hochbetrieb bis zur letzten Minute<br />
In den letzten Wochen seines Bestehens ist das Recyclingcenter<br />
Dietlikon mit wieder verwertbaren und anderen Materialien geradezu<br />
überschwemmt worden. Selbst am letzten Tag, dem 31. Dezember,<br />
herrschte in der Halle ein reges Kommen und Gehen. Um 13 Uhr war<br />
dann aber endgültig Schluss.<br />
Ruedi Muffler<br />
Es macht den Anschein, in allen<br />
Dietliker Haushaltungen seien in<br />
den vergangenen Wochen Entrümpelungsaktionen<br />
durchgeführt<br />
worden. Sachen, von denen<br />
man glaubte, sie irgendwann wieder<br />
zu brauchen – was aber nicht<br />
eingetreten ist – wurden noch entsorgt,<br />
bevor das Recyclingcenter<br />
Dietlikon im ehemaligen Fehr-<br />
Areal seinen Betrieb einstellte.<br />
Haushaltgeräte, Spielwaren, sicherheitshalber<br />
aufbewahrte Verpackungen<br />
von Computern und<br />
anderen elektronischen Geräten<br />
fanden ihren Weg in die vielen,<br />
gut angeschriebenen Container in<br />
der geräumigen Halle. So sah<br />
man in den letzten Wochen immer<br />
wieder Autos auf Dietlikons<br />
Strassen, bis unter das Dach beladen<br />
mit Recyclingware.<br />
Bis zur letzten Minute<br />
Während auf dem Platz vor der<br />
Halle die letzten grossen Mulden<br />
auf Transportfahrzeuge gehievt<br />
wurden, herrschte in der Halle<br />
noch Hochbetrieb. Neben dem üblichen<br />
Alltags-Recyclinggut wie<br />
Glas- und Petflaschen, Alu- und<br />
Konservendosen, Nespressokapseln<br />
und Karton wurden Kleinmöbel,<br />
Haushaltgeräte und Unterhaltungselektronik<br />
der Wiederverwertung<br />
zugeführt. Viele Kunden<br />
verabschiedeten sich vor dem Verlassen<br />
der Halle herzlich von Sepp<br />
Rüegg, verbunden mit den besten<br />
Wünschen für die Zukunft. Andere<br />
verliessen den Platz wortlos.<br />
Die erste Kundin war<br />
auch die letzte<br />
Als das Recyclingcenter Dietlikon<br />
am 25. November 2<strong>01</strong>1 seinen Betrieb<br />
aufnahm, wurde Tanja Muffler<br />
als erste Kundin von Sepp<br />
Rüegg mit einem Blumenstrauss<br />
begrüsst. Nicht ganz zufällig war<br />
sie am 31. Dezember 2<strong>01</strong>9 auch<br />
die letzte, oder fast die letzte Kundin.<br />
Und wieder wartete Sepp<br />
Rüegg mit einem Blumenstrauss<br />
auf sie. Was sie damals in den<br />
Mulden entsorgt hat, wusste sie<br />
nicht mehr. Es dürften aber in<br />
etwa dieselben Recyclinggüter gewesen<br />
sein, die sie seither regelmässig<br />
vor Ort entsorgte. Im<br />
Schnitt sei sie sicher jede Woche<br />
einmal beim Recyclingcenter vorgefahren,<br />
was umgerechnet auf<br />
die vergangenen gut acht Jahre<br />
rund 400 Besuche ergibt. Ganz sicher<br />
gibt es andere Dietlikerinnen<br />
und Dietliker, die ihr, was die Anzahl<br />
der Besuche betrifft, nicht<br />
nachstehen.<br />
Wehmütiger Blick zurück<br />
Betreut wurde das Recyclingcenter<br />
Dietlikon durchgehend von Sepp<br />
Rüegg. Er sorgte für Ordnung in<br />
der Halle, in der es im Winter eisig<br />
kalt werden konnte, im Sommer<br />
dann aber brütende Hitze herrschte.<br />
Rüegg ist bei den Dietlikern, zumindest<br />
bei denen,<br />
welche die<br />
Dienste des Recyclingcenters<br />
in Anspruch<br />
nahmen, so bekannt,<br />
wie es<br />
früher der Pöstler<br />
und der<br />
Milchmann waren. Er achtete darauf,<br />
dass alles am richtigen Ort, das<br />
heisst, in der entsprechenden Mulde<br />
deponiert wurde und dass für<br />
kostenpflichtigen Abfall auch tatsächlich<br />
der entsprechende Obulus<br />
entrichtet wurde. Diesbezüglich<br />
hätten sich junge Leute sehr verständnisvoll<br />
und einsichtig gezeigt.<br />
Diskussion und faule Tricks<br />
um die Kosten<br />
Zu Diskussionen betreffend Kosten<br />
sei es eher mit älteren Kunden<br />
gekommen, die auch oft versucht<br />
hätten, ihn diesbezüglich auszutricksen,<br />
sind Rüeggs rückblickende<br />
Feststellungen dazu. Wie viele<br />
Tonnen Recyclinggut seit November<br />
2<strong>01</strong>1 bei ihm deponiert und<br />
anschliessend der Wiederverwertung<br />
zugeführt worden sind, kann<br />
er nicht sagen. Was er aber festgestellt<br />
hat ist eine enorme Zunahme<br />
der angelieferten Ware in den<br />
Bereichen Karton, Zeitungen und<br />
Nespressokapseln, ganz besonders<br />
aber beim Elektroschrott.<br />
Nicht nur viele Dietliker Einwohner,<br />
auch Sepp Rüegg bedauert die<br />
Schliessung des Recyclingcenters,<br />
Eine enorme Zunahme gab es bei der<br />
angelieferten Ware in den Bereichen<br />
Karton, Zeitungen und Nespressokapseln<br />
und vor allem Elektroschrott.<br />
bot die Halle doch immer wieder<br />
Gelegenheit für einen Schwatz.<br />
Wehmütig hält er dazu fest: «Ich<br />
habe in den vergangenen gut acht<br />
Jahren sehr viele Leute kennen gelernt<br />
und gute Bekanntschaften<br />
gemacht, wofür ich wirklich dankbar<br />
bin. Diese Beziehungen hätte<br />
ich gern weitergepflegt. Leider<br />
wird daraus nun nichts.» Sepp<br />
Rüegg wird aber auch in Zukunft<br />
weiterhin aus dem Sanktgallischen<br />
nach Dietlikon pendeln.<br />
Wenige Tage vor der Schliessung<br />
des Recyclingcenters hat er bei einem<br />
Dietliker Gewerbebetrieb<br />
eine neue Arbeitsstelle gefunden.<br />
Man wird ihm also auch in Zukunft<br />
hie und da in Dietlikon begegnen.