Quagga-Wissen
Neobiota-Informationen zur Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis)
Neobiota-Informationen zur Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis)
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<strong>Quagga</strong>-<strong>Wissen</strong><br />
Neobiota-Informationen<br />
zur <strong>Quagga</strong>-Muschel<br />
(Dreissena rostriformis bugensis)
<strong>Quagga</strong>-<strong>Wissen</strong><br />
Neobiota-Informationen<br />
zur <strong>Quagga</strong>-Muschel<br />
(Dreissena rostriformis bugensis)<br />
von<br />
Jennifer Tersteegen, Silke Oldorff,<br />
Ralph O. Schill & Franz Brümmer
Ein Klumpen <strong>Quagga</strong>-Muscheln mit darauf sitzenden Süßwasserpolypen<br />
und (rechts) die Byssusfäden einer <strong>Quagga</strong>-Muschel.
Die <strong>Quagga</strong>-Muschel stammt ursprünglich aus dem Bereich der Zuflüsse<br />
zum Schwarzen Meer (z. B. Dnepr-Bug-Liman). Über sogenannte<br />
Byssusfäden kann sich die Muschel auf festem Untergrund, wie Steinen,<br />
Holz, Einbauten, aber auch Tieren festheften.
Die Verbreitung der Muschel erfolgte vermutlich über die Schifffahrt.<br />
So wurden die ersten Muscheln in Frachtschiffhäfen entlang größerer<br />
Flüsse in Deutschland, aber auch in den Niederlanden, dokumentiert.<br />
Dabei erfolgt eine Anheftung der Muscheln an den Schiffen.
<strong>Quagga</strong>-Muscheln an Bootsrumpf.<br />
Die so verbreiteten Muscheln können dann wiederum in anderen<br />
Gebieten ablaichen. Daher ist es zwingend erforderlich Boote und<br />
Bootszubehör wie Anker, aber auch Angel- und Tauchausrüstungen und<br />
Fischernetze zu reinigen, bevor sie in ein anderes Gewässer gelangen.
Zebra- und <strong>Quagga</strong>-Muscheln an der Halde im Bodensee.<br />
Der erste Fund der <strong>Quagga</strong>-Muschel in Deutschland erfolgte im Mai<br />
2007 im Main. Daraufhin wurde sie in mehreren Häfen des Oberrheins<br />
beobachtet. Mittlerweile findet man die <strong>Quagga</strong>-Muschel unter anderem<br />
im Rhein, Main, Neckar, aber auch im Bodensee sowie in Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Flächendeckender <strong>Quagga</strong>-Muschelbestand auf Sand in der Müritz.<br />
Die <strong>Quagga</strong>-Muschel bevorzugt stehende Gewässer. Dies deckt sich<br />
damit, dass im Main vor allem Hafenbereiche besiedelt wurden. Das<br />
Vorkommen der Muschel im Verlauf eines Flusses liegt voraussichtlich<br />
an dem Verdriften von Larven durch Strömung.
Typisch für die <strong>Quagga</strong>- und die Zebra-Muschel ist die Ausbildung von<br />
Byssus-Fäden zur Anheftung auf festem Untergrund. Dies verschafft<br />
ihnen einen ökologischen Vorteil gegenüber heimischen Muscheln und<br />
ermöglicht ihnen die Besiedlung neuer Lebensräume. Der <strong>Quagga</strong>-<br />
Muschel gelingt es auch, Weichsubstrate zu besiedeln.
<strong>Quagga</strong>-Muscheln besetzen eine Schnecke.<br />
Aufgrund der Byssus-Fäden kann es zudem zu einer Klumpenbildung<br />
bzw. Aggregation zwischen mehreren Muscheln kommen. Aber auch<br />
ein Festhaften auf anderen Muscheln oder auf Krebsen, Schnecken und<br />
Unterwasserpflanzen ist möglich.
<strong>Quagga</strong>-Muscheln „umzingeln“ eine Zebra-Muschel.<br />
Die <strong>Quagga</strong>-Muschel gehört, wie auch die Zebra-Muschel zur Gattung<br />
Dreissena. Beide Arten sind sich in Aussehen und Lebensweise sehr<br />
ähnlich. Die <strong>Quagga</strong>-Muschel ist jedoch in deutlich größeren Tiefen<br />
lebensfähig.
Eine typische Lebensgemeinschaft von Süßwasserschwamm<br />
und Zebra-Muschel.<br />
Im Bodensee bilden vor allem die Zebra-Muscheln eine Lebensgemeinschaft<br />
zusammen mit Süßwasserschwämmen. So erfolgt zunächst<br />
eine Besiedlung der Steilwand durch die Muscheln und anschließend<br />
eine Besiedlung durch Schwämme.
Bei der Vermehrung der <strong>Quagga</strong>-Muschel werden Eizellen und<br />
Spermien in das Wasser abgegeben und es kommt zur Befruchtung.<br />
Die Wahrscheinlichkeit dazu wird durch eine sehr große Menge an<br />
Spermien und Eizellen erhöht.
Schließlich bildet sich eine freischwimmende, sogenannte<br />
Veliger-Larve. Diese setzt sich im Laufe der Entwicklung fest<br />
und wird zur sessilen, adulten Muschel. So kann man sogar<br />
kleine Muscheln auf bereits größeren entdecken.
<strong>Quagga</strong>- und Zebra-Muscheln konkurrieren um den verfügbaren Platz.<br />
Als Nahrung dient der <strong>Quagga</strong>-Muschel Plankton aus dem Wasser.<br />
Sie gehört zu den Filtrierern und besitzt eine Ein- und eine Ausströmöffnung<br />
(Siphonen). Die Filtrierleistung hat deutliche Auswirkungen<br />
auf die Trübung eines Gewässers und dessen Nährstoffgehaltes.
<strong>Quagga</strong>-Muscheln besiedeln Totholz.<br />
Die <strong>Quagga</strong>-Muschel, wie auch die Zebra-Muschel, erreichen eine sehr<br />
hohe Bestandsdichte. Dies führt dazu, dass sie mit heimischen<br />
Lebewesen um Lebensraum, aber auch um Nahrung konkurrieren.
Nach etwas mehr als drei Jahren sind nur noch <strong>Quagga</strong>-Muscheln<br />
auf den Einbauten zu finden.<br />
Vor allem in Nordamerika, wo sich die <strong>Quagga</strong>-Muschel und die Zebra-<br />
Muschel ebenfalls rasant verbreitet haben, erzeugen diese einen großen<br />
wirtschaftlichen Schaden, durch ihre Fähigkeit sich überall mit Byssus-<br />
Fäden festzusetzen.
So besiedeln sie Boote, technische Einbauten oder auch<br />
Wasserleitungen, welche dadurch in ihrer Funktion<br />
eingeschränkt werden. Dies bedarf aufwendiger<br />
Reinigungsmethoden.
<strong>Quagga</strong>-Muscheln auf Bootsrumpf.<br />
Um die Funktion der Einbauten aufrecht zu erhalten müssen diese<br />
in regelmäßigen Abständen durch Taucher von den Muscheln befreit<br />
werden. Dazu werden die Muscheln vom Untergrund abgekratzt.
Boote, die in ein anderes Gewässer gebracht werden sollen, müssen<br />
in Nordamerika gründlich von den Muscheln gereinigt und getrocknet<br />
werden, um eine Ausbreitung der Muscheln zu verhindern.
Um ein besseres Verständnis für die Ökologie der <strong>Quagga</strong>-Muschel,<br />
aber auch über mögliche wirtschaftliche oder ökologische Folgen<br />
durch die <strong>Quagga</strong>-Muschel besser abschätzen zu können, wird sie<br />
in Monitoring-Programmen untersucht und ihre Ausbreitung und<br />
Bestandsentwicklung dokumentiert.
Dabei werden vor allem die Verbreitung und auch das Verhältnis<br />
zwischen jüngeren und älteren Muscheln und das Verhältnis zwischen<br />
<strong>Quagga</strong>-Muschel und Zebra-Muschel erfasst. Zudem wird die<br />
Vermehrungsstrategie genauer untersucht. In einem Citizen-Science-<br />
Projekt vom WLT und WiTUS können sich Sporttaucher am Monitoring<br />
beteiligen.
Zebra-Muschel<br />
<strong>Quagga</strong>-Muschel<br />
Eine <strong>Quagga</strong>-Muschel erkennen!<br />
Bei der Bestimmung der <strong>Quagga</strong>-Muschel ist es die Herausforderung,<br />
diese von der sehr ähnlich aussehenden Zebra-Muschel zu unterscheiden.<br />
Die Zebra-Muschel hat im Vergleich zur <strong>Quagga</strong>-Muschel eine gerade<br />
Aufsitzfläche. Die <strong>Quagga</strong>-Muschel würde hingegen umfallen. Wenn<br />
man die Unterseite betrachtet, sieht man zudem dass die Schalenhälften<br />
bei der <strong>Quagga</strong>-Muschel asymmetrisch sind, wohingegen bei der
Zebra-Muschel<br />
<strong>Quagga</strong>-Muschel<br />
Zebra-Muschel beide Hälften durch eine gerade Linie getrennt sind.<br />
Die Färbung der <strong>Quagga</strong>-Muschel ist sehr variabel. Beide Muschelarten<br />
kann man beim Tauchen makroskopisch gut an der unterschiedlichen<br />
Färbung ihrer Siphonen unterscheiden: Die Zebra-Muschel besitzt hell<br />
gepunktete und die <strong>Quagga</strong>-Muschel einfarbige schwarze, aber auch<br />
orangefarbene Siphonen.
Mehr Informationen findest du<br />
auf der Webseite des Württembergischen<br />
Landesverbandes für<br />
Tauchsport unter: www.wlt-ev.de
© 2019<br />
Württembergischer Landesverband für Tauchsport e.V.<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in<br />
irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des WLT<br />
e.V. reproduziert oder unter Verwendung elektronischer<br />
Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden,<br />
auch auszugsweise.<br />
Bildnachweise: Franz Brümmer: Seite 1-7, 11-14, 16-21, 24-<br />
28; Jennifer Tersteegen: Seite 5, 10, 14-15, 24-25; Lea Rapp:<br />
Seite 22; Silke Oldorff: Seite 9<br />
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