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Allgemein

Epochenüberblick: Aufklärung

Die Epoche der Aufklärung

Das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet eine Epoche in der geistigen Entwicklung der westlichen

Gesellschaft im 17. bis 18. Jahrhundert, die besonders durch das Bestreben geprägt ist, das

Denken mit den Mitteln der Vernunft von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen,

Vorurteilen und Ideologien zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen.

Die moderne europäische Aufklärung, beginnt in der Renaissance.

Man kann das Zeitalter der Aufklärung mit dem Romanisten Werner Krauss in Frühaufklärung,

Aufklärung und Spätaufklärung unterteilen. Dann versteht man unter Aufklärung im engeren Sinne

die Periode um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit dieser Aufklärung ging ein

naturwissenschaftlicher und technischer Erkenntnisfortschritt einher.

Typische Merkmale

‣ Denkbewegungen auf allen Gebieten

‣ Kritisches Fragen, Denken und Zweifeln (besonders gegenüber Religion und Absolutismus)

werden zur Tugend

‣ Toleranz der Religionen gefordert

‣ Glaube an die Erziehbarkeit des Menschen

‣ Weisheit und Intellekt werden zu Tugenden

‣ Tugend und ihre Förderung werden zum Hauptziel der Epoche

‣ Das „Gute“ und das „Vernünftige“ werden gleichgesetzt

‣ Menschlicher Verstand als Instrument der Wahrnehmung

‣ Freiheit statt Absolutismus; Gleichheit statt Ständeordnung; Erfahrung, wissenschaftliche

Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus

Weltbild

Im 18. Jahrhundert spricht man vom Anbruch der Modernen Zeit. In den Städten bildete sich ein

neues Bürgertum heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte. Der

Feudalismus wurde dadurch allmählich verdrängt. Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem

Adel wuchsen. Das Bürgertum akzeptierte nicht mehr die gottgegebene Vorherrschaft der Adligen,

sondern stellte einen eigenen Selbstbestimmungsanspruch. Die Bürgerlichen beriefen sich auf die

Vertreter der Aufklärung, die für eine Herrschaft der Vernunft eintraten.

Historischer Hintergrund

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert. Es

existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das "Heilige Römische Reich deutscher Nation"

hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft,

Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden.

Die Dichtung der Aufklärung

Die Dichtung des 18. Jahrhunderts wandelte sich stark: im Mittelpunkt stand nicht mehr das Lob

der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern das bürgerliche Leben und

die Aufklärung des Bürgertums. Die Leserschaft aufklärerischer Dichtung war zunächst gering, da

die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten. Doch auch die Bürgerlichen, die

lesen konnten, befassten sich meist mit religiöser Dichtung. Es musste erst eine literarisch

interessierte Gesellschaft und eine breite Leserschaft geschaffen werden. Moralische

Wochenschriften, die eine Aufklärung des Bürgertums zum Ziel hatten, und Lesegesellschaften

förderten eine literarisch interessierte Öffentlichkeit.

Das Drama in der Epoche der Aufklärung

Das Drama spielte in der Aufklärung eine besondere Rolle. Hier hoffte man die Zuschauer und

Leser besser erziehen und verändern zu können, als in anderen literarischen Gattungen. Im 18.

Jahrhundert versuchten viele Bürgerliche sich als Schauspieler zu bewerben, um Rollen zu

spielen, die ihnen im wirklichen Leben versagt blieben.

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Epochenüberblick: Aufklärung

Der Roman in der Aufklärung

Der Roman erlebte, ähnlich dem Drama, eine Blütezeit in der Aufklärung. Zu Beginn des 18.

Jahrhunderts wurde diese literarische Gattung jedoch als unbedeutend und verachtenswürdig

abgetan. Man hielt zunächst nichts von Abenteuer-, Liebes-, Schäfer- oder Schelmenromanen.

Erst die Aufklärer erkannten das Potential des Romans und machten sich an dessen

Weiterentwicklung heran. Doch dies konnte nur geschehen, indem der höfische Roman durch den

bürgerlichen Roman abgelöst wurde. Die Forderungen an den bürgerlichen Roman ähnelten den

Ansprüchen an das bürgerliche Drama. Der adlige Held sollte durch einen bürgerlichen

Protagonisten ersetzt werden. Auch die Art des Erzählens sollte geändert werden: die schwülstige

Erzählart im höfischen Roman musste abgeschafft werden.

Neben bürgerlichen Romanen spielten auch autobiographische Romane und satirische Formen

eine bedeutsame Rolle.

Literarische Formen (Lyrik der Aufklärung)

bürgerliches Trauerspiel, Fabel, Lehrgedicht

Bekannter Vertreter der Aufklärung

Immanuel Kant (1724-1804)

Zitat: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu

bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel

des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines

anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Licht als Symbol der Aufklärung

Der wichtigste Grundsatz der Aufklärung besagte, dass die Vernunft im Stande sei, die Wahrheit

ans Licht zu bringen. Die Menschen der Aufklärung beflügelte der Glaube, Vernunft und Freiheit

würden die Menschheit in absehbarer Zeit von Unterdrückung und Armut erlösen.

Die Aufklärung war vor allem Sache der Wohlhabenden, namentlich des ökonomisch erfolgreichen

Bürgertums. Manche Aristokraten sympathisierten mit der Bewegung und unterstützten in

juristische oder finanzielle Bedrängnis geratene Aufklärer.

Die Aufklärung war nicht die einzige Ursache der Französischen Revolution, hat sie jedoch in

vielen Aspekten geprägt: Ihre Führer, radikale Anhänger der Aufklärung, schafften den Einfluss der

Kirche ab und ordneten Kalender, Uhr, Maße, Geldsystem und Gesetze anhand rein rationaler

Kriterien neu. Die Französische Revolution markiert gemeinhin das Ende der Aufklärung im Sinne

der Epoche (Geht man davon aus, dass selbst verschuldete Unmündigkeit noch verbreitet ist, kann

man selbstverständlich nicht von einem Ende sprechen: Das Projekt der Aufklärung scheint somit

unabschließbar).

Die extreme Betonung von Ratio und Objektivität der Aufklärung führte zur nahezu gleichzeitig

stattfindenden Gegenbewegung, der Empfindsamkeit. Später entwickelte sich aus der hier

vorherrschenden Gefühlskultur die Romantik, die Individualität und subjektive Erfahrung betonte

und die Menschen in einer Welt, in der Werte und Regeln einzig nach Kriterien der Vernunft

bestimmt wurden, als Gefangene sah.

Im Bereich der damaligen deutschsprachigen Literatur findet sich mit dem „Sturm und Drang“ eine

weitere Gegenbewegung zur Aufklärung. In dieser, u. a. von Johann Wolfgang Goethe und

Friedrich Schiller vertretenen, literarischen Epoche wurde die „althergebrachte“ Gesellschaft zwar

auch kritisiert, allerdings wurde anstelle der Vernunft das leidenschaftliche „Genie“ besonders

betont.

Heutzutage wird die Aufklärung von Postmoderne und Dekonstruktivismus kritisiert, die absolute

objektive Werte und Wahrheiten verneinen und Logik nicht als alleinige Basis des menschlichen

Wissens sehen.

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