Financial Planner Report - Instrumenta GmbH
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BASEL II – Konsequenzen für die<br />
Beratungspraxis<br />
Die Stabilität einer modernen Volkswirtschaft ist abhängig von der<br />
Funktionsfähigkeit des Bankensystems. Wegen dieser zentralen Bedeutung<br />
für die wirtschaftliche Stabilität hat der Gesetzgeber ein besonderes<br />
Aufsichtsrecht geschaffen, das die Banken (heute in der erweiterten<br />
Form für den Finanzdienstleistungsbereich) einerseits schützt und andererseits<br />
kontrolliert. Im Mittelpunkt stehen Liquiditätssicherung und<br />
ausreichend haftendes Eigenkapital.<br />
Gerade Banken gehen mit Kreditvergaben<br />
Ausfallrisiken ein, die nur durch EK<br />
abgeschirmt werden können. Damit ist<br />
das EK der Banken ein zentraler Stabilitätsfaktor.<br />
Es reicht aber nicht aus, die<br />
aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalvorschriften<br />
nur national zu regeln, da wegen<br />
der internationalen Kapital- und<br />
Kreditverflechtung eine Bankinsolvenz<br />
einen Dominoeffekt auslösen würde, der<br />
keinen Halt an nationalen Grenzen fände.<br />
Folglich müssen Vorschriften vor dem<br />
Hintergrund verflochtener und globaler<br />
Märkte international geregelt werden.<br />
Basel ist Sitz der Bank für Internationalen<br />
Zahlungsausgleich (BIZ) der OECD-Staaten,<br />
die u.a. die Eigenkapitalvorschriften<br />
für Banken weltweit harmonisiert. Bereits<br />
1988 wurden erste Eigenkapitalvorschriften<br />
erlassen, die einerseits das EK definieren<br />
und andererseits standardisierte<br />
Faktoren (0%, 20%, 50%, 100%) für bestimmte<br />
Adressenausfallrisiken (Staat,<br />
Banken, Hypothekarkredit, Unternehmen<br />
und Private) festlegen, mit denen die jeweiligen<br />
Kredite zu gewichten sind. Ergebnis<br />
sind die risikogewichteten Aktiva,<br />
die maximal das 12,5-fache des aufsichtsrechtlichen<br />
Eigenkapitals betragen<br />
dürfen (= Solvabilitätskoeffizienten<br />
= quantitative Deckelung des Kreditgeschäfts);<br />
je nach Gewichtung ist der<br />
Einzelkredit bis zu 8% mit EK zu unterlegen.<br />
Dies als BASEL I bezeichnete Verfahren<br />
wird derzeit überarbeitet und bis<br />
zum 31.12.2006 durch BASEL II ersetzt<br />
werden, wodurch die Risikosteuerung der<br />
Banken durch das EK auf risikoadjustiert<br />
gesteuert wird. Wesentliche Änderungen<br />
sind:<br />
■ Bestimmung des Einzelrisikos durch<br />
ein Ratingverfahren<br />
■ Ratingabhängige Bepreisung des<br />
Kredits<br />
In der Konsequenz wird der einzelne<br />
Kredit bzw. Kreditgeber nicht mehr wie<br />
bisher pauschal einem Adressenausfallrisiko<br />
zugeordnet („Gruppenhaftung“),<br />
sondern einzeln bewertet bzw. geratet.<br />
Damit wird grundsätzlich eine individuelle<br />
Risikoprämie ermittelt, die zu risikoadjustierten<br />
(einzelrisikobezogenen) Kreditkosten<br />
führt. Verfahrenstechnisch können<br />
Banken das durch externe Ratingagenturen<br />
ermittelte Rating des Kreditnehmers<br />
übernehmen, was aber in Deutschland<br />
wegen fehlender Praxis kaum vorkommen<br />
dürfte, oder aber ein Ratingverfahren entwickeln<br />
(Internes Rating), das durch die<br />
Aufsichtsbehörden anerkannt sein muss.<br />
Die folgende Grafik zeigt das System im<br />
Überblick:<br />
Basel II wird die Kreditvergabepraxis der<br />
Banken verändern. Viele sehen die Veränderung<br />
zum Nachteil der kleinen und<br />
mittleren Unternehmen (KMU), weil diese<br />
„schlechter geratet“ werden könnten und<br />
somit mit höheren Kreditkosten zu rechnen<br />
haben und, dass in letzter Konsequenz<br />
viele KMU nicht überleben werden. Diese<br />
Argumente sind aus bankwirtschaftlicher<br />
Sicht nicht stichhaltig. Die Konsequenzen<br />
von Basel II werden ganz andere sein:<br />
1. Die Kreditkosten bleiben unverändert;<br />
die Banken sind nicht geneigt, höhere<br />
Kreditrisiken als bisher einzugehen und<br />
sich diese prämieren zu lassen; ebenso<br />
wenig werden Banken die Kreditkosten<br />
Fortbildung + Qualifizierung<br />
Autor + Kontakt<br />
Prof. Dr. Hanspeter Gondring, FRICS<br />
Wissenschaftlicher Leiter LIFBA <strong>GmbH</strong><br />
Tel. +49 (0)711 - 18 49 - 8 27 / - 8 26<br />
E-Mail: Gondring@LIFBA.de<br />
bei besserer Bonifizierung senken.<br />
2. Bei Kreditvergaben werden nun stärker<br />
qualitative Faktoren (wie z.B. Nachfolgeregelung,<br />
Qualität des Managements,<br />
Risikokontrollinstrumente, Business<br />
Plan) beachtet und in die Entscheidung<br />
einbezogen.<br />
3. Bei den quantitativen Faktoren wird die<br />
Eigenkapitalquote des Kreditnehmers<br />
eine große Bedeutung einnehmen sowie<br />
der Cash Flow als Selbstfinanzierungskraft<br />
des Unternehmens aufgewertet.<br />
(Schwierigkeiten sind insbesondere bei<br />
der Immobilienbranche zu erwarten,<br />
weil 47% der Unternehmen eine Eigenkapitalquote<br />
von < 10 % aufweisen)<br />
Auswirkungen von BASEL II auf die ganzheitliche<br />
Beratung von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen:<br />
1. Nachfolgeregelung wird Schwerpunktthema<br />
der Beratung<br />
2. Betriebswirtschaftliche Beratung:<br />
Controlling, Cash Flow-Analyse,<br />
Erstellung von Business Plänen.<br />
3. Stärkung der Eigenkapitalbasis (z.B.<br />
Beteiligung durch Private Equity Funds,<br />
Modifizierter Standardansatz: Kreditnehmer hat sich extern (d.h. durch eine Rating-Agentur) „raten“ lassen:<br />
Externes AAA A+ A- BBB+ B+ und ohne externes<br />
Rating: AA+ BB- schlechter Rating<br />
Risikogewicht: 20 % 50 % 100 % 150 % 100 %<br />
Wohnungsbaukredite: 40 % Risikogewichtung<br />
Eigenkapitalbedarf = Buchwert (Kredit) x Risikogewicht X 8 %<br />
Basis-IRB-Ansatz: (Mathem. Funktion der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredits)<br />
Eigenkapitalbedarf = Buchwert x LGD* X Risikogewicht(f) =AW* x 8%<br />
Opportunity Funds, Aufnahme atypisch<br />
stiller Gesellschafter)<br />
4. Projektfinanzierung (Strukturierung<br />
der Finanzierung)<br />
5. Aufnahme von Mezzanin-Kapital<br />
6. Hilfestellung bei der Erstellung von<br />
Kreditanträgen<br />
BASEL II wird große Anforderungen an<br />
die ganzheitliche Beratung stellen und<br />
dem Berater nicht nur neue Ertragsquellen<br />
erschließen, sondern Nachhaltigkeit durch<br />
eine festere Kundenbeziehung geben,<br />
wenn der Berater über das notwendige<br />
Wissen verfügt und sich fortlaufend auf<br />
den neusten Stand des Wissens bringt.<br />
*LGD: Loss Given Default = Ausfallhöhe; AW: Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
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