HEIMATLIEBE-BIGGESEE Augabe 9 Winter 2019/20

Traum“, benannt nach dem Leinenweber Ferdinand Bellebaum,
der von 1846 bis 1917 am Pulverturm in Attendorn
lebte und dort in schlechten Zeiten Muckefuck trank. Was
den Hansestädtern ihr Traum, ist den Olpern ihr Muggelkaffee,
benannt nach der beliebten Kinderkirmes, die seit 45
Jahren kirchliche Projekte unterstützt.
© Stadtarchiv Attendorn
Der Leinenweber Ferdinand Bellebaum ist Namensgeber für den Attendorner Fairtrade-Kaffee.
man sich nun auch dem Weltladen-Dachverband angeschlossen.
„Das ist einfach sinnvoll.“ Wer den Laden besucht,
unternimmt indes keine Reise zurück in die 1980er-
Jahre. Ungewöhnlich ist das Sortiment aber dennoch. Ziemlich
ausgefallen und originell: Kunsthandwerk, Kinderbekleidung
Schmuck, Spielzeug, Lebensmittel und – das sei hier
betont – Körbe. Und zwar aus Seegras und als Nachfolge der
1978 von der GEPA auf den Markt gebrachten guten alten
Jutetasche aus Bangladesch. „Jute statt Plastik“ wurde damals
zum Slogan einer ganzen Generation und Inbegriff eines
alternativen Lebensstils. Die Waren des Attendorner Weltladens
kommen indes nicht nur aus Afrika, Asien und Südamerika,
sondern auch aus dem Sauerland. Zum Beispiel die
Nudeln, produziert von einem regionalen Hersteller, der
wiederum Eier von einem hier ansässigen Biolandwirt bezieht.
„Es geht ja auch um Nachhaltigkeit. Und fairer Handel
beginnt nun einmal vor der Haustür“, sagt Adelheid Lütteke.
Apropos Kaffee: Die Zeiten der bitteren Brühe sind natürlich
längst vorbei. Und Kaffee mit regionalem Bezug ist besonders
beliebt. In Attendorn trinkt man seit 2012 „Bellebaums
Harnischmachers
Sternstunden ...
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Erste Fairtrade-Region in Südwestfalen
Bereits 2011 wurde Attendorn als Fairtrade-Town ausgezeichnet
und damit als Stadt, die fairen Handel auf Basis der
Vernetzung von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und
Wirtschaft fördert. Olpe wurde in diesem Jahr zertifiziert.
Das Ziel ist dabei ein noch Höheres: Die LEADER-Region
BiggeLand – dazu gehören noch die Kommunen Wenden
und Drolshagen – möchte zur ersten Fairtrade-Region in
Südwestfalen und der sechsten in Deutschland werden. „Wir
erhoffen dadurch, verstärkt Aufmerksamkeit auf das Thema
Fairtrade und Regionalität zu lenken und wollen Anlass
und Möglichkeiten bieten, weitere Projekte und Kampagnen
anzustoßen“, erklärt Regionalmanagerin Anne-Kathrin Hoß.
Bananen, Schokolade, Rosen, Tee, Kakao, Kaffee oder Kleidung
– der faire Handel ist in der Gesellschaft angekommen.
Aus der Nische raus zum Trend. Entsprechende Produkte
findet man fast in jedem Supermarkt. Und der Umsatz
wächst. Menschenrechte, Klimawandel, Nachhaltigkeit sind
wieder die Themen, die – wie einst – die Menschen bewegen.
Faire Produkte von Fake-Ware und reinen Marketingkampagnen
zu unterscheiden, ist dabei nicht ganz einfach. Nicht
nur der Markt für fair gehandelte Produkte ist gewachsen,
auch die Zahl der Anbieter mit Fairtrade-Siegel.
„Es hat lange gedauert, doch nun scheint es einen neuen
Aufbruch zu geben“, sagt Wendelin Heinemann, Mann der
ersten Stunde des Attendorner Weltladens, und spricht von
einer Erfolgsgeschichte der Weltläden als kreativen und wichtigen
Stellungnahmen vor Ort und kritische Auseinandersetzung
mit der Art und Weise, wie man lebe. „So weiter
machen kann unsere Konsumgesellschaft nicht. Das Hilfswerk
Misereor formulierte bereits vor rund 30 Jahren: Gut
leben, ohne immer mehr zu haben. Insoweit sind die Weltläden
mehr als ein Laden.“
Birgit Engel [Text und großes Foto]
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