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HEIMATLIEBE-BIGGESEE Augabe 9 Winter 2019/20

Die Ausgabe für die Region Biggesee - Heimatliebe – Dein Magazin, Deine Region, Deine Geschichten.

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Die Kartoffel<br />

und ihre Namen<br />

Die Inkas nannten die Kartoffel „papas“, bei den Spaniern<br />

wurde daraus die „patata“. Der Botaniker Charles<br />

d‘ Eclue, der sich als einer der ersten Wissenschaftler<br />

überhaupt mit der Pflanze beschäftigte, nannte sie<br />

„taratouphili“, was kleiner Trüffel bedeutet. Daraus entwickelte<br />

sich im Deutschen „Kartoffel“. In unserer Region<br />

heißt sie „Erpel“, wie unser Opa sagt, oder „Tuffel“,<br />

„Tufele“, „Tiufel“, „Töifel“, „Täufel“, „Tüfel“ oder „Töüfeln“.<br />

Buchtipp<br />

Von der bäuerlichen Lebensart<br />

und wie früher Kartoffeln gesetzt<br />

und gelesen wurden, erzählen<br />

aus ihren ganz persönlichen<br />

Erinnerungen Albert Stahl aus<br />

Halbhusten in „Dorfleben“ (<strong>20</strong>09),<br />

herausgegeben vom Heimatverein<br />

für das Drolshagener Land,<br />

sowie Karl-Heinz Kaufmann aus<br />

Hillmicke in „Wenden, wo die<br />

Wendschen wohnen“ (<strong>20</strong>02).<br />

Übrigens: die Süßkartoffel hat botanisch nichts mit<br />

der Kartoffel zu tun. Die normale Kartoffel gehört<br />

den Nachtschattengewächsen an, während die Süßkartoffel<br />

ein Windengewächs ist. Die beiden<br />

sind also nur entfernte Verwandte.<br />

Auf 1605 jedenfalls datiert sich eine auf der Burg<br />

Schnellenberg – laut anderer Stelle war es die Burg Bilstein<br />

– verfasste Niederschrift des Kaspar von Fürstenberg, die<br />

notiert, dass sein Sohn den Grafen zu Rietberg mit „tartoffli“<br />

verehre. Es sollten indes noch eineinhalb Jahrhunderte<br />

vergehen, bis die Kartoffel – mit ihren schönen Blüten lange<br />

Zeit lediglich als exotische Garten- und Zier- sowie als<br />

Heilpflanze bekannt – Karriere machte und, wetterunempfindlich<br />

wie sie ist, dem von Getreide geprägten Ackerbau<br />

Abwechslung und dem Speisezettel des kleinen Mannes<br />

mehr Spielraum brachte.<br />

Um 1750 wurde die Kartoffel im Sauerland – das in dieser<br />

Hinsicht in Westfalen eine Vorreiterrolle einnahm – feldmäßig<br />

und im größeren Stil angebaut und war dann zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts eine der Hauptfeldfrüchte. 1832 wurden<br />

im Kreis Olpe rund 15 Prozent der gesamten Ackerfläche<br />

mit Kartoffeln bepflanzt. Das waren von insgesamt 7.400<br />

Hektar Nutzanbaufläche 986 Hektar, mit Schwerpunkt in<br />

den heutigen Kommunen Drolshagen, Wenden und Olpe.<br />

Mitte der 1930er-Jahre erlebte der Kartoffelanbau im hiesigen<br />

Raum mit mehr als einem Fünftel der Ackerfläche, das<br />

waren 2.800 Hektar, seinen Höhepunkt.<br />

Rolf Gerlach aus Olpe, heute 75 Jahre alt, hat die Zeiten, in<br />

denen im Kreis Olpe große Kartoffelfelder ein ganz gewöhnlicher<br />

Anblick waren, noch im Gedächtnis. Auf seinem Hof,<br />

der seit 1844 in Familienbesitz ist, war der Anbau der gesunden<br />

Knolle neben dem Brotgetreide Roggen Haupterlös.<br />

Die Erträge waren also nicht nur für den eigenen Tisch,<br />

sondern für die Schweinemast und den Verkauf, entweder<br />

an die sogenannte Bäuerliche oder an Privatkunden. Er erinnert<br />

sich noch gut an das Pflügen und Eggen mit Zugtieren<br />

und an die harte Arbeit vom Setzen bis zum Lesen und<br />

Sortieren, wobei die ganze Familie eingespannt war.<br />

Kartoffelferien waren damals keine freien Tage, sondern<br />

arbeitsreich vom frühen Morgen bis zum späten Abend.<br />

Und nach der Hauptlese folgte die Nachlese der Kartoffeln,<br />

die übersehen worden waren oder mit Klumpen von Dreck<br />

verborgen schließlich vom Regen freigespült wurden.<br />

„Sobald die Schule zu Ende war, ging es dann aufs Feld. Das<br />

Wetter war oft schon recht winterlich. Nässe und Kälte<br />

zogen bis in die Fingerspitzen. Auch die Feuer, mit denen<br />

man die Sträucher abbrannte, waren in Wirklichkeit alles<br />

andere als romantisch. Das einzige Spannende an der sogenannten<br />

Kartoffelromantik war, wenn man ein oder zwei<br />

Kartoffeln in die Glut bekam.“<br />

Ackersegen und Grata waren die Sorten, die angebaut wurden.<br />

Und Marita. Das war eine ganz besonders dicke Knolle<br />

für die Schweine. „Die Schweine bekamen aber auch die<br />

ganz kleinen Knollen vom Feld. Die wurden dann in<br />

Viehpötten mit Wasserdampf gekocht. Im Gegensatz zu<br />

heute wollte die früher niemand haben – und Futtermittel<br />

Kartoffelsetzen, um 1955<br />

waren teuer“, sagt Rolf Gerlach und erzählt, wie man für die<br />

Auslieferung an die Kunden mit dem Pferdewagen nach<br />

Olpe gefahren ist und Säcke voll Kartoffeln auf dem Buckel<br />

in die kühlen Keller geschleppt hat. Zwischen vier bis 15<br />

Zentner pro Haushalt. „Wenn dann kleine Kartoffeln dabei<br />

waren, haben die Leute gestöhnt.“ Für das Kochen der<br />

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