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KUNST
RO
DerStrohhalm
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PaulRennermalt,kochtundinszeniert
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Schon mal Ängste gehabtdiesbezüglich?
Nein,Ängstegabeseherfinanzieller
Natur,denndieDingesindjanicht
immer einfach zu finanzieren. Aber
ichmusstemichniesosehrinFrage
stellen,dassichbeiderPostgelandet
wäre.
Washat sich in Ihren Leben durch Ihre
beidenTöchterverändert?
Ich habe mirjazwei Töchter gewünscht,eshatmichunheimlichgefreut,
dass es dann tatsächlichzwei
Töchter geworden sind. Beide sind
unheimlichguterzogen–vonIrma,
meinerEx-Frau.Ichselbstwäreviel
zuliberalgewesen.Ichhabesieniezur
Kunstgezwungen,wirhabenaberein
Abkommen: Reisenwir gemeinsam,
dannnehmenwirunsaneinemTag
zweiStundenZeitfüreinKulturprogramm.Allerdingskann
es auch so
kommen wievergangenes Jahrin
England,woichdasProgrammumgeschmissenhabeundwirzumHunderennengegangenensind.
WiefeiertPaulRennerWeihnachten?
LetztesJahrbinichmitmeinenbeidenTöchternnachMexikogefahren.
Heuerversucheichwieder,meineBibliothekaufzuräumen.ZweiWochen,
indenenichmichnichtausderBibliothekrausbewegenwerde.Allerdings:
der Kühlschrank ist voll und der
Weinschrankauch!
Angelika Drnek
Fotos:MathisFotografie
InderNacht,alseinSternamHimmelerschien,
dendieMenschennochniegesehenhatten–ein
Licht,dassichblutrotüberdasnördlicheFirmament
ergoss–,saßinderHöhlevonBetlehembeidenHirtenaucheinkleinerJunge,Adin.Erhatteschwarzes
Haar,hungrigeAugenundwarvonerbärmlichausgezehrterGestalt.„Eristklein,krankundwertlos“,hatteAdinseinenVatereinmalflüsterngehört.„Niewird
erdieSchafebeisammenhalten.IchbineingeschlagenerMann.Gottistnichtmitmir.“DashatteAdin
damalsverstört.ErgabsichdrumdiegrößteMühe,
keinesderTierezuverlieren.Esgelangihmnicht,weil
dasTräumenstärkerwarunderdarübermehralsein
MaldieHerdeganzundgarvergaß.Nunhockteerwie
dieanderenHirtenvordemneugeborenenKind,
blicktestummaufdasAntlitzvollKäseschmiereund
spürte,dassetwasganzBesonderesvorsichging.Etwas,dasernichtbegreifenkonnte.DawareineseltsameGeborgenheit,eingrundloses,unerklärliches
Glück.Niemandsprachdarüber,auchdannnicht,als
dieBegebenheitschonMonatezurücklag.Wiedie
MännerschließlichausdergeheimnisvollenHöhle
krochen,umzuihrenHerdenzurückzukehren,beugtesichAdinüberdasKind,griffschnellnacheinem
Strohhalm.„WashastdudaindeinerHand?“fragte
derVater,alssiebeimFeuersaßen.„Nichts,nurein
Strohhalm“,antwortetederJunge.DerVaterschütteltedenKopf.„NimmdenStockundtreibdieHerde
zusammen!Wirmüssenheim.“AdinkonntedasKind
nichtvergessen.Immer,wennerdarandenkenmusste,kramteerdenStrohhalmhervor,denerfortanin
einemkleinenLederbeutelumdenHalstrug.SogingendieJahreinsjudäischeLand,undausdemkümmerlichenAdinwuchseinMann,derderstärksteim
Dorfwar,währendderVateraltundgebrechlichwurdeundnichtmehrlangelebensollte.AmMorgen
schließlich,alseszuEndeging,tratAdinansKrankenlager,drücktedemSterbendendenStrohhalmin
dieknochigeHandundsagte:„Gottwarimmermit
dir,weilerdasWertloseliebt.“Dannschlosserdie
AugenliderdesVaters.
NacheinerLegendeausMexiko.
s’Magazin | Seite9