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s'Magazin usm Ländle, 22 Dezember 2019

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KUNST

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DerStrohhalm

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PaulRennermalt,kochtundinszeniert

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Schon mal Ängste gehabtdiesbezüglich?

Nein,Ängstegabeseherfinanzieller

Natur,denndieDingesindjanicht

immer einfach zu finanzieren. Aber

ichmusstemichniesosehrinFrage

stellen,dassichbeiderPostgelandet

wäre.

Washat sich in Ihren Leben durch Ihre

beidenTöchterverändert?

Ich habe mirjazwei Töchter gewünscht,eshatmichunheimlichgefreut,

dass es dann tatsächlichzwei

Töchter geworden sind. Beide sind

unheimlichguterzogen–vonIrma,

meinerEx-Frau.Ichselbstwäreviel

zuliberalgewesen.Ichhabesieniezur

Kunstgezwungen,wirhabenaberein

Abkommen: Reisenwir gemeinsam,

dannnehmenwirunsaneinemTag

zweiStundenZeitfüreinKulturprogramm.Allerdingskann

es auch so

kommen wievergangenes Jahrin

England,woichdasProgrammumgeschmissenhabeundwirzumHunderennengegangenensind.

WiefeiertPaulRennerWeihnachten?

LetztesJahrbinichmitmeinenbeidenTöchternnachMexikogefahren.

Heuerversucheichwieder,meineBibliothekaufzuräumen.ZweiWochen,

indenenichmichnichtausderBibliothekrausbewegenwerde.Allerdings:

der Kühlschrank ist voll und der

Weinschrankauch!

Angelika Drnek

Fotos:MathisFotografie

InderNacht,alseinSternamHimmelerschien,

dendieMenschennochniegesehenhatten–ein

Licht,dassichblutrotüberdasnördlicheFirmament

ergoss–,saßinderHöhlevonBetlehembeidenHirtenaucheinkleinerJunge,Adin.Erhatteschwarzes

Haar,hungrigeAugenundwarvonerbärmlichausgezehrterGestalt.„Eristklein,krankundwertlos“,hatteAdinseinenVatereinmalflüsterngehört.„Niewird

erdieSchafebeisammenhalten.IchbineingeschlagenerMann.Gottistnichtmitmir.“DashatteAdin

damalsverstört.ErgabsichdrumdiegrößteMühe,

keinesderTierezuverlieren.Esgelangihmnicht,weil

dasTräumenstärkerwarunderdarübermehralsein

MaldieHerdeganzundgarvergaß.Nunhockteerwie

dieanderenHirtenvordemneugeborenenKind,

blicktestummaufdasAntlitzvollKäseschmiereund

spürte,dassetwasganzBesonderesvorsichging.Etwas,dasernichtbegreifenkonnte.DawareineseltsameGeborgenheit,eingrundloses,unerklärliches

Glück.Niemandsprachdarüber,auchdannnicht,als

dieBegebenheitschonMonatezurücklag.Wiedie

MännerschließlichausdergeheimnisvollenHöhle

krochen,umzuihrenHerdenzurückzukehren,beugtesichAdinüberdasKind,griffschnellnacheinem

Strohhalm.„WashastdudaindeinerHand?“fragte

derVater,alssiebeimFeuersaßen.„Nichts,nurein

Strohhalm“,antwortetederJunge.DerVaterschütteltedenKopf.„NimmdenStockundtreibdieHerde

zusammen!Wirmüssenheim.“AdinkonntedasKind

nichtvergessen.Immer,wennerdarandenkenmusste,kramteerdenStrohhalmhervor,denerfortanin

einemkleinenLederbeutelumdenHalstrug.SogingendieJahreinsjudäischeLand,undausdemkümmerlichenAdinwuchseinMann,derderstärksteim

Dorfwar,währendderVateraltundgebrechlichwurdeundnichtmehrlangelebensollte.AmMorgen

schließlich,alseszuEndeging,tratAdinansKrankenlager,drücktedemSterbendendenStrohhalmin

dieknochigeHandundsagte:„Gottwarimmermit

dir,weilerdasWertloseliebt.“Dannschlosserdie

AugenliderdesVaters.

NacheinerLegendeausMexiko.

s’Magazin | Seite9

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