Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KUNST
FORTSETZUNG
DurchIhreTätigkeitendringenSie auch
in Welten vor, die man sonst nicht unbedingt
kennenlernen könnte.SolandetenSieeinmalbeieinemTierhautpräparatorinLondon.
DashatnatürlichmitmeinemInteresseanallemzutun.Ichwerde2021in
IslandmeinillegalesWirtshauswiemehrererPäpsteim16.Jahrhundert,
oderdieBücherüberdiedekadenten
KöchevonMedlarLucanundDurian
Gray.UnddasExperimentspieltnatürlicheineRolle–nichtnurinder
Küche,auchinderKunst.
Sieleben in Wien, Italien und im Bregenzerwald.Vorarlberggiltjavielenals
sehrkonservativesBundesland.Wieviel
KonservativismusstecktinIhnen?
Esisthiersoarschkonservativ,dass
dasfürmichwieeineTriebfederist,
dagegenzuarbeiten.Undichmerke,
dassichdadurchstärkerwerde.Hätte
ichnichtaucheinenWohnsitzinNeapelund
Wien, würde icheingehen.
Nach14Tagenmussichweg.Aberes
gibtauchVorteilehier,insbesondere
dieHandwerker.Dasnützeichaus–
das anarchische Lebenführe ichin
Neapel,unddasdisziplinierte,intellektuelleinWien.IntellektuellenDiskurskannichmirhierinVorarlberg
nicht vorstellen.Großdorfbedeutet
fürmichRückzug.IcharbeiteimAtelierund
mit meinen Handwerkern
undbetrinkemicheinmalimMonat
imJöslar–oderauchzweimal.
AufdenBregenzerwaldwirdjaseitJahrenein
Loblied gesungen.Wie schätzen
SiedieRegionein?
Sehr kritisch.Eshat schon mit der
Käsestraßeangefangen,einvollkommenerBlödsinn.DasLobliebhöreich
ständig.Auch viele Gäste,die zum
erstenMalhiersind,schwärmenvom
Bregenzerwald.AberschonvorJahrenbinicheinmalmitFreundenoberhalbvonSchwarzenberggewesen–da
hatmaneinenschönenBlickinden
Bregenzerwald. Undbeide sagten:
MeinGott,wiegrauenhaftzersiedelt
dasist!Dasistnun20Jahreher–und
esistnochärgergeworden.DasLoblied
mussman doch etwas differenziertersehen.
Ichmöchteauch gar
nichtwissen,wievielDrogenhierumgesetztwerden.UndfürJugendliche
gibtesüberhauptnichtsimBregenzerwald.IchspieleamWochenende
fürmeineTochterdenDisco-Busund
holesieinDornbirnundFeldkirchab.
SoschönistderBregenzerwald.
Sierealisierenregelmäßig Ausstellun-
Geboren1957inVorarlberg,aufgewachseninDalaasundBregenz.
STECK ZahlreicheEinzel-undGruppenausstellungenimIn-undAusland,
BRIEF KooperationenmitHermannNitsch,MedlarLucanundvielenanderen.LebtinVorarlberg,WienundItalien.ZweiTöchter.
·····································································································································
geninWien,London,Italien,NewYork.
WovonträumenSie?VonAusstellungen
inHäusernwiedemMoMA?
MeineKarriereistandersverlaufen.
Inden90erJahrenistmirdieZusammenarbeitmitderGaleriezumHals
rausgehangen,weilichdenBezugzu
denSammlernwollte.Ichwolltemir
einen Freundeskreis aufbauen,der
meineProjekteunterstützt,denndas
können Galerien nicht mehr. Auch
dasTheatrumAnatomicumwurdeso
finanziert.Sobinichvielschlagkräftiger.MittlerweileistauchdieZusammenarbeitmitdenMuseenschwierig
geworden.Und vielenauch renommiertenKollegenundKolleginnengelingendanngewisse
Projekt eben
nicht.DieheutigengroßenInstitutionenmacheneinfachkeineAusstellungen,beidenenauchgegessenundgetrunkenundvielleichtauchnochmusiziertwird.UndsoeineNummerbin
ichnicht,dassichnuninsMoMAeinziehenwerde,dasweißich.MeineVisionist,dasssichdieserFreundeskreis
vielleichtnoch erweitert, damitich
mitdessenUnterstützungmeineProjekteweiterhinrealisierenkann.
dereröffnen.LetztesJahrwarichmit
einermeinerTöchterdort.Alserstes
sindwirineinemBootaufWalbeobachtunggefahren.Dafielmireinealte
Ideewiederein,nämlicheinRestaurantineinemWalkörperzubauen–
JonasundderWal.Sohabeichdarum
gebeten, mirechteWalknochen zu
zeigen.Wirwerdensehen,obichdas
zustandebringe.ImGrundegehtes
umKommunikation,ichbineinfach
kolossal neugierig. In Wien spreche
ich regelmäßig Menschen aufder
StraßeanundladesiezumEssenzu
mir ein.Die sollen sich einfach zu
zehnthinsetzenundreden.Ichdenke,
wirkönnenheutegarnichtmehrkommunizieren.Wennsicheinerhinsetzt
unddas Handy auf den Tisch legt,
dannbinichweg.
WasistdasFaszinierendefürSieandem
BegriffDekadenz?
Wenn wirvon Dekadenzsprechen,
sprechenwirauchvomDandydes19.
Jahrhunderts, von Haltungund LebensstileinesBaudelaireoderOscar
Wilde.DerDandynimmtvonvorne
herein eine Antihaltung ein. Und
wennich etwasschaffe, interessiert
mich sofort auch das Gegenteil. So
kommtesauch,dassmanmeineBildernichtimmeralsRenneridentifizierenkann.Eslangweiltmich,Dinge
zureproduzieren.UndzurückzurVision:Ichbinüberglücklich,wennesin
meinemWerkkeinenStillstandgibt–
woesdanngezeigtwird,istmiregal.
Seite8 | s’Magazin