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s'Magazin usm Ländle, 22 Dezember 2019

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KUNST

Wie konservativ sind

Sie, Herr Renner?

INTER

VIEW

WereinmalbeieinervonPaulRennersVeranstaltungen

zuGastwar,vergisstdiesenichtmehrsoschnell.Mitder

klassischenVernissage,beidereinGläschenSekt

gereichtwird,hatdaswenigzutun.Stattdessenwirdhier

ausdemVollengeschöpft–mitundfürdieKunst.

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Eigentlichwollte Paul Renner am

TagdesInterviewsnachWienfliegen.Darauswurdeabernichts,denn

in seinenKofferntransportiert er

explosiveStoffe. So muss er den

Zugnehmen,dieÖBBsinddatoleranter.

Siesind bekannt für Ihren Zugang zur Kunst

über den Begriff des Gesamtkunstwerks. Was

hatesdamitaufsich?

Ich habe 1983 die Ausstellung „Der Hang

zum Gesamtkunstwerk“von Harald Szeemanngesehen.Dawurdemirklar,dassmeine

IdeevonKunstnacheinerFormderInszenierungverlangt,dieüberdasMaleneinesBildes

hinausgeht.DameineArbeitsichausdenGefildenderLiteratur,derMusik,derPhilosophie,dendarstellendenKünstenundderKulinarikgleichermaßennährt,interessiertemich

vondaanmehr,aneinemdynamischenModellzuarbeiten,dassichgegendieZwangslagendesVerstehensrichtetundsynästhetische

ProzesseindenMittelpunktstellt.DerBegriff

Gesamtkunstwerkwurde mittlerweile

vonderWerbeindustriesoabgedroschen,dass

manHasenmitKartoffelnverwechseltoder

unterKunstdieWohlfühlindustrieversteht.

EinerderHöhepunktewarinVorarlbergwohl

dasTheatrumAnatomicumimKUB,woMusik,

Kulinarik, Theater, Film und Poesie

gleichzeitigstattfanden.

Seite6 | s’Magazin

Damals hat man ein riesiges Bauwerk vordem

KUBinstalliert.KönnenRenner-Fanswiedereinmal

mit einer Präsentation dieser Größenordnungrechnen?

Ja,imFrühjahrkommendenJahresineinem

HangardesFlughafensAltenrhein.Vorzwei

JahrenhabeichinItalienbeieinergroßen

AusstellungzumerstenMalmeineIdeevom

Bernsteinzimmerverwirklicht:ein80QuadratmetergroßerRaum,dervonobenbisunten

mitHarzzugegossenwar.EinMannheimer

Sammler hatdiesesZimmer gekauft, dabei

wollte ich es eigentlich verbrennen. Dieses

BernsteinzimmersollnunineinemMannheimerHoteleinszueinsübernommenwerden.

Undbevoresdorthingeht,wollteichesnoch

einmal präsentieren, und zwar in vertikaler

Form–alsTurm.DazuwerdennochzweiriesigeTürmeausLebensmittelnundeinTurm

ausdenAbfälleneinerJahresproduktionaus

meinemAtelierzusehensein.Eineziemlich

großeSachealso.AucheinRestaurantsoll

eingebautwerden,indemdanndreiTageund

dreiNächtegefeiertwird.

DasKochenspieltinIhrerKunsteinegroßeRolle.WiesindSiezumKochengekommen?

DurchmeineGroßmutter,dieWirtinundKöchinwar.MeineElternhattenaucheinengroßen

Gemüse- und Obstgarten. Auch Tiere

wurden dort noch geschlachtet. Wirhaben

auchEntenundGänsegezüchtet.MitGottfriedBechtoldwarichübrigensMitgliedim

„Enten–undKleintierzuchtvereinSanktGallen

Ost“. Später machte ichBekanntschaft

mitPeterKubelkaundDanielSpoerri.Aber

ichmusssagen,ichbineinDilettant.Ichbin

keingroßartigerKoch,aberichtrauemich.

NunservierenSiejanichtgeradekonventionelle

Gerichte wie Apfelstrudel oder Kalbsgulasch.

OftwerdenauchInnereienoderanderemittlerweile

als exotisch angesehene Gerichte aufgetischt.WoraufbeziehenSiesichbeimKochen?

EsgehtumeineVerwertungdesGanzen,das

kannteichauchnochausfrüherenZeitenbei

meiner Großmutter. Und in meiner Kochbuch-Bibliothekbefindensichsicherlich300

bis400Kochbücher.Danngibtesauchnoch

EinflüssewieBartolomeoScappi,Leibkoch

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