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Keonda 02/2019

Keonda Ausgabe 02/2019 Wir suchen die Ursprünge von Utopien und finden diese im antiken Griechenland, auf fernen Inseln und schließlich in der Zukunft. Wir fragen Personen „Was wäre zu geil, um wahr zu sein?“ und lassen uns von einem Bild der Young Utopians inspirieren. Danach nehmen wir die gestalterische Kraft von Utopien unter die Lupe, hören Radio und schauen uns an, wie Bewegungen es eigentlich schaffen,die Welt zu verändern. Zum Schluss werfen wir einen Blick auf die mögliche Zukunft von Technik und Wildnis.

Keonda Ausgabe 02/2019
Wir suchen die Ursprünge von Utopien und finden diese im antiken Griechenland, auf
fernen Inseln und schließlich in der Zukunft. Wir fragen Personen „Was wäre zu
geil, um wahr zu sein?“ und lassen uns von einem Bild der Young Utopians inspirieren. Danach nehmen wir die gestalterische Kraft von Utopien unter die Lupe, hören Radio und schauen uns an, wie Bewegungen es eigentlich schaffen,die Welt zu verändern. Zum Schluss werfen wir einen Blick auf die mögliche Zukunft von Technik und Wildnis.

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Die Jugendzeitschrift<br />

der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands<br />

www.keonda.de<br />

[Ke:onda] <strong>02</strong> / <strong>2019</strong><br />

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Naturfreundejugend.<br />

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naturfreundeju<br />

sag mir,<br />

wo liegt...


Seite 2<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Vorwort<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Liebe Naturfreund*innen,<br />

es gibt viel, worüber das man sich ärgern<br />

kann auf dieser Welt. Doch wie sieht der<br />

ideale Gegenentwurf aus? Wie lautet unsere<br />

Utopie? Und wie kommen wir dahin?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in<br />

dieser Ausgabe der [ke:onda].<br />

Wir suchen die Ursprünge von Utopien und<br />

finden diese im antiken Griechenland, auf<br />

fernen Inseln und schließlich in der Zukunft<br />

(S. 4). Wir fragen Personen „Was wäre zu<br />

geil, um wahr zu sein?“ und lassen uns von<br />

einem Bild der Young Utopians inspirieren<br />

(S. 5). Danach nehmen wir die gestalterische<br />

Kraft von Utopien unter die Lupe<br />

(S. 6), hören Radio (S. 7) und schauen uns<br />

an, wie Bewegungen es eigentlich schaffen,<br />

die Welt zu verändern (S. 8/9). Zum Schluss<br />

werfen wir einen Blick auf die mögliche<br />

Zukunft von Technik (S. 10) und Wildnis<br />

(S.11).<br />

Als Naturfreund*innen setzen wir uns jeden<br />

Tag für unsere Utopie einer naturfreundlichen<br />

Gesellschaft ein. Sei es in der Bundesleitung<br />

(S. 13), gemeinsam mit Hacker*innen<br />

bei Jugend hackt (S.14) oder in unserem<br />

internationalen Netzwerk auf der Youth<br />

Conference 2<strong>02</strong>0 (S.15). Mit dabei sind<br />

neben neuen Gruppen, wie der Naturfreundejugend<br />

SOL in Berlin (S. 16), natürlich<br />

auch langjährige Aktive wie unser Held der<br />

Arbeit Philipp (S. 18). Sie alle tragen zu der<br />

Umsetzung einer naturfreundlichen Utopie<br />

bei. Danke dafür!<br />

Zum Schluss noch ein Hinweis: Erstmalig<br />

liegt diesem Heft ein vierseitigen Einleger<br />

mit Angeboten politischer Bildung bei!<br />

Viel Spaß beim Lesen.<br />

Eure [ke:onda] - Redaktion<br />

„Sag mir, wo liegt Utopia?“<br />

Was ist Utopie? 3<br />

Sag mir, wo liegt Utopia? 4<br />

Young Utopians 4<br />

Was wäre zu geil um wahr zu sein? 5<br />

Die gestaltende Kraft der Utopie 6<br />

Neulich im Radio… 7<br />

Bewegungen und ihre Methoden 8<br />

Wie bewegen wir die Welt? 10<br />

Wird Wildnis zur Utopie? 11<br />

Verbandskasten<br />

Transhumanismus – die nächste Stufe der Evolution? 12<br />

Die Bundesleitung berichtet 13<br />

Hacker*innen am hacken und ich mittendrin 14<br />

Transformationsakademie 2<strong>02</strong>0 15<br />

Youth Conference 15<br />

Naturfreundejugend SOL 16<br />

Natursport mit den NaturFreunden 17<br />

Feuilleton<br />

Held*in der Arbeit – Philipp 18<br />

Sommer, Stuss und Gysi 18<br />

Großstadtstimmung 19<br />

Das Gendersternchen * - Wir sind überzeugt, dass Frauen und Männer das Recht auf Gleichberechtigung haben.<br />

Aber es gibt weit mehr als nur „männlich“ und „weiblich“. Wir sind der Meinung, dass alle Menschen<br />

ihr Geschlecht selbst bestimmen dürfen. Um dies auszudrücken und ALLE einzubeziehen, nutzen wir das<br />

sogenannte Gendersternchen *.<br />

Impressum<br />

[ke:onda] – Die Jugendzeitschrift der<br />

Naturfreundejugend Deutschlands<br />

KidsPower – Die Kinderzeitschrift der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands<br />

Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk<br />

der Naturfreunde, Verein zur Förderung der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands e.V.,<br />

Adresse siehe unten<br />

Redaktionsanschrift und Verlag:<br />

Naturfreundejugend Deutschlands ||<br />

Warschauer Straße 59a || 1<strong>02</strong>43 Berlin ||<br />

Telefon 030-297732-70 || Telefax 030-297732-80<br />

keonda@naturfreundejugend.de || www.keonda.de<br />

Mitglieder der Naturfreundejugend Deutschlands erhalten<br />

KidsPower/[ke:onda] kostenlos.<br />

KidsPower/[ke:onda] kann auch als Abo für 5 € pro<br />

Jahr inkl. Versandkosten bestellt werden.<br />

Redaktion [ke:onda]: Jana Scheffer, Frauke Gehrau,<br />

Frank Hoppe, Steffen Filz, Lina Mombauer, Dennis<br />

Melsa (V.i.S.d.P)<br />

Redaktion KidsPower: Sine Schnitzer, Dennis Melsa<br />

(V.i.S.d.P)<br />

Fotos [ke:onda]:<br />

Jude Joshua/pixabay.com (S. 1), Eveline de Bruin/pixabay.com<br />

(S. 1), Bing N./pixabay.com (S. 1), Snapwire-<br />

Snaps/pixabay.com (S. 1), pixabay.com (S. 1), Victor/<br />

unsplash.com (S. 1), Free-Photos/pixabay.com (S. 1),<br />

pixabay.com (S. 3), Elias Sch./pixabay.com (S. 4), Luca<br />

Kolenda/Young Utopians (S. 4), Mystic Art Design/pixabay.com<br />

(S. 5), Eric Nopanen/unsplash (S. 6/7), Sebastian<br />

Bozada/Naturfreundejugend Deutschlands (S. 8),<br />

Ben Kerckx/pixabay.com (S. 8), Sabrina Gröschke (S.<br />

8/9), Funky Focus/pixabay.com (S. 10), Gerd Altmann/<br />

pixabay.com (S. 10), Janinka Lutze/EuroNatur (S. 11),<br />

Naturfreundejugend Deutschlands (S. 12, 13, 14), Leonard<br />

Wolf/Jugend hackt (S. 14), Yannick Spieß (S. 15),<br />

Martin Scharke (S. 15), Naturfreundejugend SOL (S.<br />

16), Hans Braxmeier/pixabay.com (S. 17), Naturfreundejugend<br />

Deutschlands (S. 18), Philipp Fuge (S. 20, 21)<br />

Fotos Kids Power: Shutterstock/ Little Adventures<br />

(Seite 1), Naturfreundejugend TBW (Seite 2-3), Björn<br />

Bernat (Seite 5), www.pixabay.com (Seite 5), Deutscher<br />

Bundesjugendring U18-Archiv (Seite 5), ljubar; https://<br />

www.flickr.com/photos/ljubar/5591682356/; (CC BY-<br />

NC 2.0) (Seite 6); Naturfreundejugend Deutschlands<br />

(Seite 6-7), Moritz Verlag GmbH (Seite 10)<br />

Illustrationen und Gestaltung: Sabrina Gröschke ||<br />

Formgefüge || www.formgefuege.de<br />

Druck: Druckerei Lokay e.K.<br />

Klimaneutral gedruckt auf 100 % Altpapier,<br />

ausgezeichnet mit dem Blauen Engel und dem EU<br />

Eco-Label.<br />

© Naturfreundejugend Deutschlands <strong>2019</strong><br />

KidsPower/[ke:onda] wird gefördert vom


Was ist<br />

utopie?


Seite 4<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Sag mir, wo liegt Utopia?<br />

Utopia – so nannte Thomas Morus die<br />

paradiesische Insel in seinem gleichnamigen,<br />

1516 erschienenen Roman.<br />

Damit war der Begriff der Utopie geschaffen.<br />

Bis heute üben Utopien eine große<br />

Faszination auf uns aus, und immer wieder<br />

stellen wir uns die Frage: Könnte das nicht<br />

Realität werden?<br />

Als die Weltkarten noch voller weißer<br />

Flecken waren, wurden Utopien in<br />

Romanen auf ferne Inseln verlagert,<br />

wo man sie (zumindest theoretisch)<br />

für möglich hielt.<br />

Ursprung bei Platon<br />

Auch wenn der Begriff der Utopie erst viel<br />

später entstand, so liegen die Ursprünge<br />

schon im antiken Griechenland. Von dem<br />

antiken Philosophen Platon ist ein Schriftstück<br />

namens „Politeia“ überliefert, in dem<br />

er einen idealen Staat skizziert. Heutzutage<br />

beziehen sich Utopien nicht mehr nur auf<br />

Staatsgebilde, sondern auch auf andere<br />

Bereiche des Lebens. So werden zum<br />

Beispiel in Science-Fiction-Werken zahlreiche<br />

technische Utopien beschrieben.<br />

Von Nirgendwo zu Noch-Nirgendwo<br />

Als die Weltkarten noch voller weißer<br />

Flecken waren, wurden Utopien in Romanen<br />

auf ferne Inseln verlagert, wo man sie<br />

(zumindest theoretisch) für möglich hielt.<br />

Das änderte sich mit der Utopie „Das Jahr<br />

2440“ aus dem Jahr 1771. Seitdem spielen<br />

Utopien meistens in der Zukunft.<br />

Utopie und Dystopie – nah beieinander<br />

„Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley<br />

und „1984“ von George Orwell werden<br />

heute noch von vielen Menschen gelesen.<br />

Diese Utopien aus dem 20. Jahrhundert<br />

zeichnen ein Bild von der Zukunft, das<br />

wohl die Wenigsten von uns verwirklicht<br />

sehen wollen. Diese Utopien nennt man<br />

daher auch Dystopien. Das bedeutet so viel<br />

wie „Schlecht-Ort“.<br />

Dieses Bild entstand auf dem Youth<br />

Activist Camp vom Verein Young Utopians,<br />

zu dem junge Menschen aus aller<br />

Welt vom 21. bis 31. Juli <strong>2019</strong> in Berlin-Kreuzberg<br />

zusammen kamen.<br />

Gemeinsam beschäftigten sie sich mit Utopien<br />

für aktiven Klimaschutz und Gleichberechtigung.<br />

„Die Utopie „Berlin“ illustriert<br />

die Auseinandersetzung mit dem Begriff<br />

des Großstadtdschungels, der die als<br />

bunt, undurchsichtig und abwechslungsreich<br />

wahrgenommene Atmosphäre der<br />

Großstadt skizziert.” so die Künstlerin<br />

Luca Kolenda.<br />

Mehr zu Young Utopians unter<br />

young-utopians.com<br />

Doch auch schon frühere Utopien zeigten<br />

rassistische und totalitäre Züge, deren<br />

Realisierung wir lieber verhindern sollten.<br />

Maßstab für die Wirklichkeit<br />

Egal, ob wir an der Realisierung einer<br />

Utopie arbeiten oder Menschen, die sie<br />

sich vorstellen, abfällig als „weltfremde<br />

Utopisten“ bezeichnen – die Utopie steht<br />

immer in einer Spannung zur Realität, denn<br />

sie stellt die Frage: Wie könnte oder sollte<br />

unser Leben eigentlich sein?<br />

Dadurch weisen Utopien indirekt auf<br />

Missstände in unserer Gesellschaft hin oder<br />

zeigen dystopisch auf, wohin bestimmte<br />

Entwicklungen uns führen können.<br />

von Frauke Gehrau<br />

Wenn es einen konsequenten<br />

Sozialstaat in<br />

Deutschland gäbe.<br />

Stefan Ludwig (52),<br />

Justizminister von<br />

Brandenburg<br />

Wenn man mit<br />

einem beliebigen<br />

Pass überall<br />

hinfliegen könnte.<br />

Nurefşan (14), Schülerin<br />

W<br />

d<br />

m<br />

se<br />

so<br />

A


Seite 5<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Was wäre zu geil um wahr zu sein?<br />

Wenn Wertschöpfung<br />

zur Wertschätzung<br />

Wenn die<br />

werden würde.<br />

Menschen<br />

wieder anfangen<br />

sich mehr<br />

Zeit für sich selber<br />

zu nehmen.<br />

Jeannette (18), Studentin<br />

Tobias (24), Student<br />

Wenn man Wasser<br />

für die Autos benutzen<br />

kann, oder<br />

auch Cola oder<br />

Fanta, weil das<br />

besser für die<br />

Umwelt ist.<br />

Schüler (14)<br />

Wenn alle<br />

Menschen endlich<br />

mal komplett nett<br />

zueinander wären.<br />

Dann wäre ich<br />

zwar arbeitslos,<br />

aber egal.<br />

Sarah (29),<br />

Sozialarbeiterin<br />

Im<br />

Heißluftballon<br />

schwimmen.<br />

Elisabeth (39)<br />

Krankenschwester<br />

enn<br />

ie Leute nicht<br />

ehr nur an sich<br />

lbst denken würden<br />

ndern auch an die<br />

nderen.<br />

Fabien (18), Student, Schweiz<br />

Wenn<br />

man auf Teppichen<br />

fliegen könnte.<br />

Ömer (14), Schüler<br />

Wenn es ein<br />

ökologisches<br />

Bewusstsein<br />

bei allen<br />

Menschen gäbe.<br />

Saskia (29), Studentin<br />

Wenn Menschen<br />

unsterblich<br />

werden, damit<br />

jede*r so lange<br />

leben kann wie<br />

er*sie will.<br />

Schüler (14)<br />

Wenn man alle<br />

Krankheiten<br />

komplett heilen<br />

könnte, es Frieden<br />

in der Welt geben<br />

würde und niemand<br />

in Armut aufwächst.<br />

Schüler (16)<br />

Wenn die Leute fair<br />

zueinander sein<br />

würden und das<br />

sagen würden, was<br />

sie glauben.<br />

Mahfou (24), Student,<br />

Senegal


Seite 6<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Die gestaltende<br />

Kraft der Utopie<br />

„No Borders!“ (Keine Grenzen!) – Wer<br />

hat diesen Spruch nicht schon mal an<br />

einer Wand gelesen oder auf einer Demo<br />

gegen Abschiebungen gehört?<br />

Dagegen heißt es aber auch immer wieder,<br />

dass man doch nicht einfach alle Grenzen<br />

öffnen könne. Das sehe ich genauso und<br />

dennoch mag ich den Spruch. Es ist eine<br />

Utopie in zwei Worten: Eine Welt ohne<br />

Grenzzäune und Schlagbäume.<br />

Wir brauchen laut Welzer die große<br />

Erzählung, die uns mitreißt, die<br />

Emotionen weckt. Etwas, das unsere<br />

Sehnsucht wach rüttelt und für<br />

das es sich zu kämpfen lohnt.<br />

Es ist mein Widerspruch zu dem Gemurmel<br />

auf der Straße: „Es wird sich doch eh nichts<br />

ändern.“ Harald Welzer, ein Professor und<br />

Publizist, analysiert dieses Gemurmel ungefähr<br />

so: Uns sind die Utopien ausgegangen.<br />

Wir wissen, was wir nicht wollen:<br />

Ein kaputtes Klima, Müll, Armut und unfair<br />

verteilte Chancen. Für Veränderungen<br />

müssen wir aber wissen, wo es hingehen<br />

soll. Wir brauchen laut Welzer die große<br />

Erzählung, die uns mitreißt, die Emotionen<br />

weckt. Etwas, das unsere Sehnsucht wach<br />

rüttelt und für das es sich zu kämpfen lohnt.<br />

Das mag sehr pathetisch, schmalzig und<br />

übertrieben klingen. Aber seit dem Klimapaket,<br />

das ich eher Päckchen nennen<br />

würde, habe ich den Eindruck, eine Vision<br />

zur positiven Veränderung fehlt. Vielleicht<br />

hat Harald Welzer ja Recht – wir müssen<br />

raus aus dem Negativen, weg vom resignierten<br />

Wir-schaffen-es-doch-eh-nicht.<br />

Die kleinen Utopien sind in der Regel<br />

realistischer und dadurch überzeugender.<br />

Da wären zum Beispiel<br />

die autofreie Stadt, die Gemeinwohlökonomie<br />

oder das bedingungslose<br />

Grundeinkommen.<br />

Utopien sind keine Märchen. In Märchen<br />

geht es eher um persönliche Themen<br />

wie die Liebe oder den Tod. Utopien sind<br />

Gesellschaftsentwürfe. Sie drehen sich<br />

um politische Fragen und sie wirken am<br />

besten, wenn sie machbar erscheinen, ein<br />

klarer Weg skizziert wird oder Maßnahmen<br />

beschrieben werden, die diese Utopie möglich<br />

machen. Das ist für „No Borders!“ leider<br />

nicht so einfach. Die kleinen Utopien<br />

sind in der Regel realistischer und dadurch<br />

überzeugender. Da wären zum Beispiel die<br />

autofreie Stadt, die Gemeinwohlökonomie<br />

oder das bedingungslose Grundeinkommen.<br />

Natürlich gibt es genügend Leute, die<br />

eine autofreie Stadt für „utopisch“ halten,<br />

ganz zu schweigen von einem anderen<br />

Wirtschaftssystem. Aber genau darin liegt<br />

der Reiz einer Utopie. Ich trete für etwas<br />

ein, das andere für unmöglich halten. Das<br />

kann ganz einfach im Kleinen passieren:<br />

Einfach mal in der nächsten Diskussion mit<br />

Freund*innen fragen: Was haltet ihr davon?<br />

Was würdet ihr am liebsten verändern und<br />

was können wir tun, damit sich die Idee<br />

verbreitet?<br />

Konkrete Tipps für die Realisierung von<br />

Utopien hat Welzer übrigens in einem Interview<br />

mit GEO verraten: Taten statt Worte,<br />

nicht warten und gute Beispiele anschauen.<br />

Na dann: Sehen wir uns auf der nächsten<br />

Demo? Ich höre uns schon rufen: „We are<br />

unstoppable – another world is possible!“<br />

Utopien sind keine Märchen, aber sie<br />

können dennoch in Erzählungen vermittelt<br />

werden.<br />

Doch bevor du eine Erzählung schreibst,<br />

denke daran: Wer erzählt, hat auch eine<br />

Verantwortung. Erzählt wird nicht nur in<br />

Romanen und Filmen, sondern auch in<br />

politischen Reden, in der Werbung und von<br />

Journalist*innen. Erzählungen können aufklären<br />

oder manipulieren. Sie formen Menschen<br />

und Gesellschaften mit den Werten,<br />

die sie vermitteln.<br />

Wie also eine Erzählung form(ulier)en, die<br />

wiederum die Menschen positiv formt?<br />

von Frauke Gehrau


Seite 7<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Neulich im Radio…<br />

Guten Tag und herzlich willkommen bei<br />

unserem kleinen Lokalsender „Wegweiser<br />

Radio“.<br />

Ich bin Timon Reporter. Heute Morgen bin<br />

ich mit meinem Fahrrad in den äußersten<br />

Bezirk von Lindenhain gefahren, um mich<br />

mit Martha Solarpanelbauerin zu treffen.<br />

Sie versorgt ganz Lindenhain mit Solarpanels<br />

und kümmert sich zusammen mit ihren<br />

Mitarbeiter*innen sogar um die Wartung.<br />

Timon: Hallo Martha, schön mit dir zu<br />

sprechen.<br />

Martha: Hallo Timon, ich freue mich mit<br />

dir und all den Zuhörenden sprechen zu<br />

können!<br />

Timon: Ihr baut Solarpanels, die super<br />

lange halten. Die Leute finden das mega,<br />

es gibt schon Wartelisten für Bestellungen!<br />

Erzähl doch mal, warum ihr das macht und<br />

lass uns dabei ein Stück gehen.<br />

Martha: Ja gern. Also, wie du sicher weißt,<br />

ist es in den letzten Jahren immer schwerer<br />

geworden an die seltenen Erden und Me-<br />

talle zu kommen, die für den Bau von Solarpanels<br />

benötigt werden. Spätestens seit<br />

es kein Öl mehr gibt, muss alles mit Zügen<br />

oder Segelbooten transportiert werden.<br />

Darum setzen wir auf Solarpanels, die<br />

lange halten und extrem wartungsarm sind.<br />

Timon: Aber verdient ihr dann nicht weniger?<br />

Weil ihr weniger Panels verkauft?<br />

Martha: Klar so könnte mensch das auch<br />

sehen. Allerdings stoßen unsere Zulieferer<br />

bereits jetzt an ihre Grenzen, mehr Ressourcen<br />

können wir schlicht nicht bekommen.<br />

Also können wir auch das Beste daraus<br />

machen.<br />

Timon: Für die Zuhörenden, die das hier<br />

nicht sehen können: Wir kommen gerade<br />

der Lagerhalle näher, in der die Panels gebaut<br />

werden und in der Martha wohnt, habe<br />

ich das richtig verstanden?<br />

Martha: Richtig, Timon. Ich wohne hier mit<br />

meinen sieben Mitarbeitenden. Wir bauen<br />

oben auf dem Flachdach unser eigenes Essen<br />

an und unter der Lagerhalle haben wir<br />

letztes Jahr ein Wasserreservoir angelegt,<br />

aber das ist vermutlich für niemanden neu.<br />

Wir pflanzen auch nach wie vor immer<br />

mehr Eichen und Buchen im umliegenden<br />

Wald, da die heimischen Tannen und Fichten<br />

das heiße Klima nicht mehr vertragen.<br />

Timon: Halten Eichen und Buchen die<br />

Trockenheit und die Hitzewellen aus?<br />

Martha: Nur für begrenzte Zeit. Wir müssen<br />

wohl unser Vertrauen, unsere Hoffnung,<br />

unsere Existenz der Antarktis anvertrauen.<br />

Timon: Ich schmelze dahin vor Schmalz!<br />

Martha: Hoffentlich nur du, Timon, hoffentlich<br />

nur du…<br />

Timon: Ich bedanke mich an dieser Stelle<br />

nochmal für das Gespräch und verweise auf<br />

die nächste Sendezeit in einer Woche, um<br />

18 Uhr. Schaltet auch dann wieder ein, um<br />

von eurem einzigen und besten Lokalradio<br />

zu hören!<br />

von Steffen Filz


Seite 8<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Bewegungen und ihre Methoden<br />

Anti-Atomkraft Bewegung<br />

Ziele: In den 1950ern fand Deutschland<br />

Atomkraft super gut. Daher musste erstmal<br />

ein öffentliches Bewusstsein für die Risiken<br />

und Gefahren der Atomktaft geschaffen<br />

werden. Letztendlich ging es aber natürlich<br />

um die Abschaltung aller Atomkraftwerke.<br />

Methoden: Besetzungen, Demonstrationen<br />

und Blockaden von Castor-Transporten.<br />

Von Teilen der Bewegung wurden auch Anschläge<br />

auf Atomenergie-Unternehmen, Anlagen<br />

der Bahn und insbesondere Stromleitungen<br />

durchgeführt.<br />

Besetzungen, Demonstrationen und<br />

Blockaden von Castor-Transporten.<br />

Erfolge: 1998 wurde der Atomaustritt von<br />

der rot-grünen Regierung verabschiedet,<br />

später jedoch von CDU/CSU und FDP wieder<br />

gekippt. Nach der Katastrophe in<br />

Fukushima im März 2011 kam es dann zu<br />

bundesweiten Massenprotesten, woraufhin<br />

der Bundestag im Juni den erneuten und<br />

diesmal vollständigen<br />

Austritt verkündigte.<br />

Bewegung für das Frauenwahlrecht in<br />

Europa<br />

Ziele: Seit dem 18. Jahrhundert führte die<br />

Frauenbewegung in ganz Europa verschiedene<br />

Kämpfe. Ihr Ziel: Wählen dürfen und<br />

gewählt werden dürfen.<br />

Sie griffen Abgeordnete an, warfen<br />

Fensterscheiben ein und legten Brände.<br />

Methoden: Zunächst wurden in allen Ländern<br />

über Zeitungen und selbstbedruckte<br />

Blätter die Forderungen verbreitet, später<br />

gab es auch vermehrt Petitionen und Gesetzesinitiativen.<br />

Alltagsgegenstände wie<br />

Taschenspiegel oder Bleistifte wurden mit<br />

dem Aufruf zum Frauenwahlrecht versehen.<br />

In Großbritannien und den Niederlanden<br />

kam es zu größeren Straßenprotesten. In<br />

Großbritannien radikalisierte sich sogar eine<br />

kleinere Gruppe an Frauen nach Jahrzehnten<br />

des erfolglosen Protestes. Sie griffen Abgeordnete<br />

an, warfen Fensterscheiben ein und<br />

legten Brände.<br />

Erfolge: Als erstes europäisches Land führte<br />

Finnland 1906 das Wahlrecht für Frauen<br />

ein. Wenige Jahre darauf folgten Norwegen,<br />

Dänemark und die Niederlande. In<br />

Deutschland wurde nach der erfolgreichen<br />

Novemberrevolution und Einberufung der<br />

Weimarer Republik 1919 das Frauenwahlrecht<br />

verabschiedet. In der Schweiz dagegen<br />

wurde den Frauen noch bis 1971 dieses<br />

Recht verwehrt.<br />

Anti-Apartheid Bewegung<br />

Ziele: Die Apartheid in Südafrika bedeutete:<br />

Vier Millionen Weiße unterdrückten systematisch<br />

eine Bevölkerungsmehrheit von<br />

rund 41 Millionen nicht weißen Menschen.<br />

Das Ziel der Bewegung war die Gleichstellung<br />

der schwarzen Bevölkerung.<br />

Vier Millionen Weiße unterdrückten<br />

systematisch eine Bevölkerungsmehrheit<br />

von rund 41 Millionen nicht<br />

weißen Menschen.<br />

Methoden: 1912 gründete sich der ANC<br />

(African National Congress), der sich als<br />

schwarze Widerstandspartei verstand. Zunächst<br />

operierte er gewaltfrei über Streiks<br />

und Boykotte, später wurde ein militanter<br />

Arm gegründet, der vornehmlich Sabotageakte<br />

auf Infrastrukturobjekte ausübte.<br />

Nelson Mandela leitete ihn und sollte dafür<br />

für 20 Jahre ins Gefängnis kommen. Massenproteste<br />

wurden von dem Regime blutig<br />

niedergeschlagen. Es wurde an die internationale<br />

Gemeinschaft appelliert und durch<br />

Boykotte und Sanktionen vom Ausland<br />

erhöhte sich der Druck auf die weiße<br />

Elite.<br />

Erfolge: In den 1980er Jahren zeigte<br />

sich nach Jahren des Widerstandskampfes<br />

mit vielen Opfern eine erste<br />

Wende. Weiße und Schwarze kamen zunehmend<br />

ins Gespräch, um gemeinsam ein anderes<br />

Südafrika aufzubauen. Die Regierung<br />

geriet zudem unter starken wirtschaftlichen<br />

Druck, die Apartheid wurde schlicht zu teuer.<br />

1994 kam es zu den ersten gleichgestellten<br />

Wahlen in Südafrika, der ANC gewann und<br />

der entlassene Nelson Mandela wurde<br />

der erste schwarze Präsident.


Seite 9<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Wie bewegen wir die Welt?<br />

Warum scheitern manche Bewegungen<br />

und warum erreichen andere ihre Ziele,<br />

stürzen gar Diktatoren oder erkämpfen<br />

sich elementare Rechte, wie das Recht<br />

wählen zu dürfen?<br />

Wir sehen einer globalen Klimakatastrophe<br />

entgegen. Die meisten Regierungsvertreter*innen<br />

zeichnen sich jedoch noch immer<br />

durch erschreckende Untätigkeit aus.<br />

Die Frage ist also von höchster Wichtigkeit:<br />

Wie erreichen wir ein radikales Umdenken<br />

innerhalb der Zivilgesellschaft und insbesondere<br />

bei unseren politischen Verantwortungsträger*innen?<br />

Welche Mittel sind dafür<br />

geeignet und vertretbar?<br />

Gewaltfreie Bewegungen bewegten<br />

im Schnitt viermal so viele Menschen<br />

wie die militanten. Sie waren<br />

zudem sehr viel heterogener und<br />

fanden dadurch Einzug in weite<br />

Teile der Gesellschaft.<br />

Um diese Frage zu beantworten, werfen wir<br />

einen Blick auf eine Studie von Erica Chenoweth,<br />

auf die sich zum Beispiel die Umweltbewegung<br />

Extinction Rebellion beruft.<br />

Die Politikwissenschaftlerin in Harvard<br />

versuchte zusammen mit der Wissenschaftlerin<br />

Maria Stephan vom International Center<br />

of Nonviolent Conflict (ICNC) Mitte der<br />

2000er dem Erfolg oder Misserfolg verschiedener<br />

Bewegungen auf den Grund zu gehen.<br />

Sie betrachteten im Zeitraum zwischen<br />

1900 und 2006 323 militante und friedliche<br />

politische Bewegungen. Als militant bezeichneten<br />

sie Bewegungen, die Bombardements,<br />

Entführungen, die Zerstörung von<br />

Infrastruktur oder jedes andere Mittel, das<br />

Menschen oder Besitz schadet, anwenden.<br />

Die Ergebnisse sind erstaunlich und eindeutig.<br />

Gewaltfreie Bewegungen haben eine<br />

doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, ihr Ziel<br />

zu erreichen, wie gewalttätige. In der Studie<br />

gilt eine Bewegung als erfolgreich, wenn<br />

sie nach dem Höhepunkt ihres Engagements<br />

mindestens innerhalb eines Jahres und als direkte<br />

Reaktion auf ihre Aktivitäten ihre Ziele<br />

vollständig erreicht hat. Nach diesen Kriterien<br />

führten 53 % der friedlichen Bewegungen<br />

zu einem politischen Umbruch und nur<br />

26 % der gewalttätigen.<br />

Was macht friedlichen Protest so viel erfolgreicher?<br />

Die beiden Wissenschaftlerinnen<br />

geben als den wohl wichtigsten Grund die<br />

Mobilisierungsfähigkeit an. Gewaltfreie<br />

Bewegungen bewegten im Schnitt viermal<br />

so viele Menschen wie die militanten.<br />

Sie waren zudem sehr viel heterogener und<br />

fanden dadurch Einzug in weite Teile der<br />

Gesellschaft. Auch alte Menschen und Menschen<br />

mit Behinderungen nahmen an den<br />

Demonstrationen teil. Bei militanten Protesten<br />

war der Prototyp eines*r Aktivisten*in<br />

meist fit, jung und männlich.<br />

Die Akzeptanz für friedlichen Protest<br />

war außerdem nicht nur innerhalb<br />

der Zivilgesellschaft höher,<br />

sondern auch innerhalb der<br />

globalen Medienlandschaft.<br />

Die Akzeptanz für friedlichen Protest war<br />

außerdem nicht nur innerhalb der Zivilgesellschaft<br />

höher, sondern auch innerhalb<br />

der globalen Medienlandschaft. Das heißt,<br />

sie hatten auch ein sehr viel höheres Potential<br />

weltweit Aufmerksamkeit und Sympathien<br />

zu erlangen.<br />

Chenoweths Studie baut auf einer langen<br />

Historie von gewaltfreier Philosophie auf:<br />

Die afro-amerikanische Abolitionistin Sojourner<br />

Truth, die Aktivistin für das Frauenwahlrecht<br />

Susan B. Anthony, der indische<br />

Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi<br />

und der Bürgerrechtler Martin Luther King –<br />

sie alle waren überzeugt von der Macht eines<br />

friedvollen Protests. Die Studie bestätigt sie<br />

nun in ihrer Ansicht.<br />

Die Wissenschaftlerinnen sprechen<br />

von einer Art Kipppunkt. Erreichte<br />

die Mobilisierung ca. 3,5 % der Bevölkerung,<br />

so sei der Erfolg so gut<br />

wie garantiert.<br />

Warum aber scheiterten trotz dieser Erkenntnisse<br />

noch immer 47% der untersuchten<br />

friedlichen Bewegungen? Wobei Scheitern<br />

nach den strengen Kriterien der beiden<br />

Wissenschaftlerinnen nicht bedeutet, dass<br />

diese Bewegungen überhaupt keinen Einfluss<br />

ausgeübt hätten. Einer der wahrscheinlich<br />

entscheidendsten Gründe war, dass die<br />

„Gescheiterten“ nicht genug Unterstützung<br />

erhalten haben, um einerseits die Machtbasis<br />

des Gegners zu untergraben und um andererseits<br />

im Angesicht von Repressalien nicht<br />

zusammenzubrechen.<br />

Die Wissenschaftlerinnen sprechen von<br />

einer Art Kipppunkt. Erreichte die Mobilisierung<br />

ca. 3,5 % der Bevölkerung, so sei<br />

der Erfolg so gut wie garantiert. Zumindest<br />

gab es in der Untersuchung keine einzige<br />

Bewegung, die nach Erreichen dieses Kriteriums<br />

gescheitert wäre. 3,5 %: Das wären für<br />

Deutschland umgerechnet ca. 2,9 Millionen<br />

Menschen.<br />

Am 20. September folgten hierzulande<br />

dem Aufruf zum globalen Klimastreik<br />

etwa 1,4 Millionen Menschen. Es gilt also<br />

lediglich, noch die andere Hälfte auf die<br />

Straßen zu bringen...<br />

von Jana Scheffer


Seite 10<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Technik der Zukunft –<br />

zwischen Utopie und<br />

Mikrochips im Körper, die konstant<br />

unsere Gesundheit überwachen, der<br />

Kühlschrank, der selber im Internet<br />

einkauft, der neue Drucker, der einem ein<br />

ganzes Haus drucken kann – Alles nicht<br />

nur Zukunftsmusik, sondern Dinge, die<br />

schon jetzt jede*r kaufen kann oder die<br />

in den nächsten Jahren auf den Markt<br />

kommen sollen.<br />

Klingt doch alles ganz gut: immer direkt<br />

wissen, wenn man krank ist, nie wieder<br />

einkaufen oder sich alles Erdenkliche mit<br />

dem 3D Drucker ausdrucken, egal, ob aus<br />

Plastik, Eisen oder Titan. Doch man darf<br />

nicht vergessen, diese utopisch klingenden<br />

Vorstellungen haben auch eine dunklere<br />

Seite.<br />

Dystopie<br />

Eins der größten Probleme ist, dass<br />

immer mehr Geräte „smart“ werden<br />

und sich mit dem Internet sowie<br />

miteinander verbinden. Das macht<br />

sie für Hacker*nnen besonders angreifbar.<br />

Eins der größten Probleme ist, dass immer<br />

mehr Geräte „smart“ werden und sich mit<br />

dem Internet sowie miteinander verbinden.<br />

Das macht sie für Hacker*innen besonders<br />

angreifbar. Wenn das ganze Haus von Heizung<br />

über Schlösser bis hin zu Rollläden<br />

per Smartphone gesteuert wird, könnte<br />

man mit genug Expertise das ganze Haus<br />

verrücktspielen lassen, sodass es zu einem<br />

Schreckensszenario kommen kann – die<br />

Heizung im Sommer hochdrehen oder den<br />

Fernseher um vier Uhr morgens auf volle<br />

Lautstärke einschalten. Das klingt erstmal<br />

relativ unwahrscheinlich, doch schon 2015<br />

zeigten zwei Hacker*innen dem Magazin<br />

Wired, dass so etwas möglich ist. Sie übernahmen<br />

verschiedene Funktionen in einem<br />

fahrenden, mit dem Internet verbundenen<br />

Auto und konnten sogar den Motor auf der<br />

Autobahn ausschalten. Ihr Fazit war, dass<br />

sehr viel mehr in die Sicherheit solcher<br />

Systeme gesteckt werden muss.<br />

Vor allem durch technische Durchbrüche<br />

wie Quantencomputer könnte<br />

es möglich werden, auch komplexe<br />

Passwörter und Sicherheitssysteme<br />

leicht zu knacken.<br />

Doch völlige Sicherheit gibt es nicht.<br />

Vor allem durch technische Durchbrüche<br />

wie Quantencomputer könnte es möglich<br />

werden, auch komplexe Passwörter und Sicherheitssysteme<br />

leicht zu knacken. Denn<br />

Quantencomputer können die gleichen Informationen<br />

in weniger Bits weitergeben<br />

und sind so unfassbar schnell. Dadurch<br />

könnten Systeme in kurzer Zeit gehackt<br />

werden, für die heutige Computer Jahre<br />

bräuchten. Selbst komplexe Sicherheitssysteme,<br />

zum Beispiel für Banken und Raketenlaunchcodes,<br />

wären nicht mehr sicher.<br />

Auf der anderen Seite besitzen Quantencomputer<br />

neue Rechenkapazitäten und ermöglichen<br />

es dadurch, komplexe Simulationen<br />

durchzuführen, die die Wissenschaft<br />

und so unser Leben revolutionieren könnten.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die im letzten<br />

Jahr in den USA veröffentlichte Bauanleitung<br />

für eine 3D gedruckte Pistole. 3D<br />

Drucker können für Erfinder*innen phantastisch<br />

sein, denn sie können alles direkt<br />

in Ihrer Werkstatt ausdrucken und ausprobieren<br />

und so Zeit und Geld sparen. Doch<br />

sie können eben auch dazu genutzt werden,<br />

nicht-registrierte, funktionsfähige Pistolen<br />

zu erzeugen. Diese Gefahr wurde ignoriert,<br />

obwohl schon Jahre im Voraus bekannt<br />

war, dass an einer solchen Bauanleitung<br />

gearbeitet wurde. Der New York Times<br />

Redakteur Nick Bilton, der die Szene verfolgt,<br />

hatte sogar bereits fünf Jahre vor der<br />

Veröffentlichung gewarnt: „Technik ist immer<br />

schneller als das Gesetz.“<br />

Es ist also wichtig sich bewusst zu sein:<br />

neue Technik kann Wunder und Katastrophen<br />

erzeugen. Damit wir alle in Zukunft<br />

über die Wunder staunen können, müssen<br />

Regierungen aktiv handeln, um Katastrophen<br />

nicht zur Realität werden zu lassen.<br />

von Frank Hoppe


Seite 11<br />

“Sag mir, wo liegt Utopia?”<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Wird Wildnis zur Utopie?<br />

In den Bergen wandern, im Wald Hütten<br />

aus Laub und toten Ästen errichten<br />

und an Bächen kleine Staudämme mit<br />

Steinchen und Stöckchen bauen. All dies<br />

war Teil meiner Kindheit: In der Natur<br />

und mit der Natur spielen. Dabei fühlte<br />

ich mich frei und wild – so, wie ich die<br />

Natur um mich herum wahrnahm.<br />

Sicherlich waren auch damals die Wälder<br />

schon größtenteils bewirtschaftet, ich erinnere<br />

mich zum Beispiel an das Balancieren<br />

auf den gefällten Baumstämmen. Doch heute<br />

fällt mir immer mehr auf, dass der Wald<br />

nicht mehr natürlich ist und mir ist bewusst,<br />

dass weltweit zahlreiche Lebensräume und<br />

intakte Ökosysteme verschwinden.<br />

Läuft man hier durch die Berge<br />

und Täler, kann man Buchen finden,<br />

die über 500 Jahre alt sind.<br />

Hier gibt es Wälder, die seit tausenden<br />

von Jahren vom Menschen<br />

unberührt geblieben sind.<br />

Deutschland hat vergleichsweise viel Wald.<br />

Ein besonders schöner und bekannter Wald<br />

ist beispielsweise der Schwarzwald. Doch<br />

selbst wenn die Wälder nachhaltig bewirtschaftet<br />

werden, ist der menschliche<br />

Eingriff deutlich sichtbar. Wahre Wildnisgebiete,<br />

mit noch ungezähmter Natur,<br />

gibt es in Deutschland nur noch auf<br />

vereinzelten sehr kleinen Flächen. Dazu<br />

zählen zum Beispiel kleine Waldgebiete<br />

im Müritz-, Hainich- oder Jasmund-<br />

Nationalpark. Sie gehören zum UNESCO<br />

Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und<br />

Buchenurwälder der Karpaten und anderer<br />

Regionen Europas”. Dieses transnationale<br />

Schutzgebiet beinhaltet noch wirklich<br />

große Wildnisgebiete. Die meisten, etwa<br />

26% dieses Weltnaturerbegebietes, liegen<br />

in den rumänischen Karpaten. Läuft man<br />

hier durch die Berge und Täler, kann man<br />

Buchen finden, die über 500 Jahre alt sind.<br />

Hier gibt es Wälder, die seit tausenden von<br />

Jahren vom Menschen unberührt geblieben<br />

sind. Sie speichern große Mengen an CO 2,<br />

beinhalten eine Fülle an Lebensräumen,<br />

Arten und genetischen Daten (Biodiversität)<br />

und beherbergen die letzten großen<br />

Populationen an Braunbären, Wölfen und<br />

Luchsen in Europa. Noch...<br />

Denn diese Wälder werden trotz ihres hohen<br />

ökologischen Wertes, beispielsweise<br />

als Lebensraum und als CO 2 -Speicher, und<br />

obwohl sie zu großen Teilen in Schutzgebieten<br />

liegen, rücksichtslos abgeholzt.<br />

Täglich gehen mehrere Quadratkilometer<br />

Waldwildnis verloren. Da frage ich mich:<br />

Werden künftige Generationen noch wahre<br />

Wildnis in Europa erleben können? Ist eine<br />

Gesellschaft, die der Natur den Raum für<br />

Wildnis lässt, möglich? Oder bleibt eine<br />

solche Weltvorstellung eher Utopie?<br />

Noch ist es nicht zu spät, um die letzten<br />

großen Wildnisgebiete zu retten. Noch<br />

existieren große Teile der Urwälder<br />

Rumäniens.<br />

Ihre Abholzungen könnten verhindert<br />

werden, würden die rumänische Regierung<br />

und die Europäische Union sich endlich<br />

an geltendes Recht halten. Wir Menschen<br />

müssen nachhaltig und verantwortungsvoll<br />

mit den Ressourcen der Erde umgehen –<br />

damit Wildnis Realität bleibt und nicht zur<br />

Utopie wird.<br />

Du willst helfen, die letzten großen<br />

Urwälder Rumäniens zu retten?<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.safeparadiseforests.eu<br />

von Janinka Lutze<br />

Naturfreundin & Mitarbeiterin EuroNatur


Seite 12<br />

Verbandskasten<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Transhumanismus – die nächste<br />

Stufe der Evolution?<br />

Ben: Hey, Valerie! Hast du schon gehört,<br />

dass Fabian jetzt eine neue Beinprothese<br />

hat? Er sagt, das funktioniert<br />

super. Ich wünschte, es würde viel mehr<br />

getan werden, um solche tollen Ideen<br />

umzusetzen.<br />

Valerie: Ich glaube, da muss man aufpassen.<br />

So etwas geht sehr schnell in gefährliche<br />

Richtungen. Hast du schon mal was<br />

von Transhumanismus gehört?<br />

Ben: Ja, aber ich weiß nicht so viel darüber.<br />

Ich weiß nur, dass es dabei um die Optimierung<br />

menschlicher Leistung mithilfe<br />

von Technik geht. Klingt doch ganz gut,<br />

oder?<br />

Valerie: Im Grunde schon, aber<br />

diese Verbesserungen werden<br />

doch nur für die Reichen<br />

zugänglich sein. Das<br />

wird zu einer noch stärkeren<br />

Spaltung der Gesellschaft<br />

führen.<br />

Ben: Aber sollte man<br />

denn nur deswegen dagegen<br />

sein? Stell dir mal vor,<br />

du kannst zum ersten Mal<br />

in deinem Leben laufen! So<br />

was ist vielleicht sehr teuer,<br />

aber ich wünsche das allen,<br />

denen es so geht. Ist<br />

es nicht besser, wenn es<br />

wenigstens bei manchen<br />

Leuten klappt, als bei<br />

niemandem?<br />

Valerie: Da hast du ja<br />

schon Recht. Aber Transhumanisten<br />

wollen nicht<br />

nur Krankheiten heilen.<br />

Sie wollen im wahrsten<br />

Sinne des Wortes unsterblich<br />

werden, indem<br />

sie ihr Gehirn<br />

auf eine Festplatte laden!<br />

So könnte man<br />

beliebig seinen Körper<br />

wechseln. Würdest du<br />

als digitale Software weiterleben<br />

wollen?<br />

Ben: Das ist schon irgendwie gruselig und<br />

verrückt. Allerdings ... hätte man vor 100<br />

Jahren meinen Vorfahren gesagt, dass man<br />

einmal mit seiner Uhr telefonieren kann,<br />

wäre man sicher wie eine Hexe verbrannt<br />

worden. Wir verändern uns ständig.<br />

Trotzdem klingt das ziemlich extrem.<br />

Valerie: Ja! Und es wird noch komischer.<br />

Sie wollen ihr Gehirn mit künstlicher Intelligenz<br />

verbinden und so die nächste Stufe<br />

der Evolution erreichen.<br />

Ben: Oha. Aber die Grundidee gefällt mir.<br />

Befinden wir uns nicht eigentlich schon<br />

im Transhumanismus? Ich meine – Apple-Watch,<br />

Beinprothesen oder 3D-Drucker,<br />

die Organe herstellen – transhumanistische<br />

Ideen sind doch nur eine Fortsetzung<br />

dieser Entwicklung mit den neuen technischen<br />

Möglichkeiten.<br />

Valerie: Diese neuen Erfindungen haben<br />

aber alle zwei Seiten. Mit Gehirnimplantaten<br />

können zum Beispiel Krankheiten behandelt<br />

werden, doch man kann damit<br />

auch grundlegende Abläufe in deinem<br />

Körper kontrollieren.<br />

Wer sagt, dass die Maschine<br />

dich nicht irgendwann verletzen<br />

wird?<br />

Ben: Aber sollen wir es<br />

denn gar nicht erst probieren,<br />

nur weil wir Angst<br />

vor den Folgen haben?<br />

Valerie: Die Risiken<br />

sind doch viel zu groß.<br />

Stell dir vor, wie die<br />

‚optimierten‘, ‚transhumanen‘<br />

Menschen<br />

mit den ‚normalen‘<br />

Menschen umgehen<br />

werden. Genau solche<br />

Ansätze haben die<br />

Ärzte im Euthanasieprogramm<br />

gehabt.<br />

Ben: So meine ich<br />

das ja gar nicht. Es<br />

geht mir nur um<br />

einfache Sachen,<br />

die das Leben erleichtern<br />

und verbessern<br />

können.<br />

Valerie: Hier geht<br />

es aber nicht um<br />

‚einfache‘ Sachen. Transhumanisten<br />

wollen nicht nur<br />

selbst über ihre physischen Fähigkeiten<br />

bestimmen, sondern sie wollen auch<br />

psychische Fähigkeiten und Gefühle kontrollieren.<br />

Chemisch erzeugtes Glück zum<br />

Beispiel. Geht das nicht etwas zu weit?<br />

Ben: Ja, das geht eindeutig zu weit! Wahrscheinlich<br />

hast du Recht. Transhumanismus<br />

ist vielleicht wirklich ein wenig zu<br />

viel des Guten.


Seite 13<br />

Verbandskasten<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Die Bundesleitung berichtet<br />

Name Aylin Gürz Name<br />

Lukas Lindemann<br />

Alter 19 Alter<br />

24<br />

Wohnort ERfurt Wohnort<br />

Weimar<br />

Aylin und Lukas wurden auf der Bundeskonferenz<br />

<strong>2019</strong> in Berlin-Spandau<br />

neu in die Bundesleitung der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands gewählt.<br />

Wir waren neugierig und wollten die<br />

beiden kennenlernen und erfahren,<br />

welche Visionen sie antreiben.<br />

Warum hast du dich in die Bundesleitung<br />

wählen lassen?<br />

Aylin: Ich war davor schon in der Landesleitung<br />

in Thüringen aktiv und wollte mich<br />

nun auch auf Bundesebene engagieren.<br />

Lukas: Ich habe mich sehr spontan aufstellen<br />

lassen und erst auf dem Weg zur<br />

Bundeskonferenz den Beschluss gefasst.<br />

Die Naturfreundejugend sollte eine<br />

Vorbildrolle einnehmen und mit<br />

gutem Beispiel vorrangehen.<br />

Wie sieht deine Utopie aus?<br />

Lukas: In meiner Utopie würde soziale Gerechtigkeit<br />

auf der ganzen Welt herrschen.<br />

Die Menschen im Globalen Norden würden<br />

bewusster leben, damit der Satz „Wärst du<br />

nicht arm, wär‘ ich nicht reich“ nicht mehr<br />

existieren muss.<br />

Aylin: Im Moment beuten wir alles aus,<br />

was geht: Tiere, Menschen, die Umwelt<br />

und dies alles nur für unseren eigenen Konsum.<br />

Ich wünsche mir einen fairen Umgang<br />

zwischen den Menschen, den Tieren und<br />

der Natur. Damit alles in einem „gesunden“<br />

Kreislauf abläuft und niemand mehr leiden<br />

muss.<br />

Wie sieht deine Vision für die Naturfreundejugend<br />

in der Zukunft aus? Was<br />

willst du in deiner Zeit in der Bundesleitung<br />

erreichen?<br />

Aylin: Ich möchte während meiner Legislatur<br />

den Verband nachhaltiger gestalten. Die<br />

Naturfreundejugend sollte eine Vorbildrolle<br />

einnehmen und mit gutem Beispiel<br />

vorrangehen. Dafür ist es zum einen notwendig,<br />

dass wir unser eigenes Handeln<br />

immer weiter verbessern, um möglichst<br />

nachhaltig zu agieren. Zum anderen ist es<br />

wichtig, dass wir uns mit Umweltbewegungen,<br />

wie beispielsweise Fridays for Future,<br />

solidarisieren.<br />

Naturfreundehäuser sollten für alle<br />

zugänglich sein, auch für Menschen<br />

mit geringem Einkommen.<br />

Lukas: Wenn ich mir die Preise für Übernachtungen<br />

in Naturfreundehäusern anschaue,<br />

dann finde ich manche immer noch<br />

etwas zu teuer. Naturfreundehäuser sollten<br />

für alle zugänglich sein, auch für Menschen<br />

mit geringem Einkommen. Oh, und was ich<br />

mir im Hinblick auf unseren Erwachsenenverband<br />

wünsche, ist, dass er auch mehr<br />

junge Menschen begeistert.<br />

Hast du schon mal einen utopischen Moment<br />

erlebt?<br />

Lukas: Vor meiner Zeit in der Bundesleitung<br />

bin ich bei Freizeiten in einem anderen<br />

Verband mitgefahren. Darum weiß ich die<br />

gute Stimmung bei der Naturfreundejugend<br />

umso mehr zu schätzen. Das habe ich vor<br />

allem bei der Bundeskonferenz <strong>2019</strong> in<br />

Berlin-Spandau erlebt. Die Atmosphäre<br />

war genial, es gab eine tolle Diskussionskultur<br />

und alle hatten eine gute Zeit.<br />

Zum anderen ist es wichtig, dass<br />

wir uns mit Umweltbewegungen,<br />

wie beispielsweise Fridays for Future,<br />

solidarisieren.<br />

Aylin: Als ich neu in den Verband kam, war<br />

ich sehr angetan davon, wie offen alle waren<br />

und wie willkommen ich mich gefühlt habe.<br />

Trotz schwieriger und kontroverser Themen<br />

herrschte immer eine gute Stimmung.<br />

Das Interview führte Frank Hoppe


Seite 14<br />

Verbandskasten<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Hacker*innen am hacken<br />

und ich mittendrin<br />

Rege Diskussionen und rauchende Köpfe<br />

über Laptops – hier passiert etwas<br />

Großes.<br />

Als ich die Arbeitsräume betrete ist die<br />

Stimmung konzentriert und erwartungsvoll.<br />

Alle arbeiten intensiv an ihren Ideen und<br />

Entwürfen. Von mehreren Plakaten blickt<br />

mir ein Alpaka entgegen und teilt mir<br />

mit, worum es hier geht: „Mit Code die<br />

Um:Welt verbessern“.<br />

Das Alpaka ist das offizielle Maskottchen<br />

für die Veranstaltung Jugend hackt, den<br />

Programmier-Marathon der Open Knowledge<br />

Foundation in Berlin, bei dem wir<br />

als Naturfreundejugend Kooperationspartner<br />

sind. Ich bin zum ersten Mal bei einem<br />

Hackathon und sehr gespannt auf die Visionen<br />

der jungen Hacker*innen zum Klimaschutz.<br />

Mehrere Gruppen stellen hier ihre<br />

Prototypen vor, die sie gemeinsam<br />

entwickelt und programmiert haben.<br />

Ich bin überwältigt von den vielen<br />

coolen Projekten, die das Leben<br />

nachhaltiger gestalten sollen.<br />

Neben vielen interessanten Lightning-<br />

Talks, hätte ich als Klimaaktivistin stundenlang<br />

bei der Diskussionsrunde mit den<br />

Vertreter*innen von Fridays for Future,<br />

Extinction Rebellion und Ende Gelände<br />

zuhören können. Doch bei einem so<br />

abwechslungsreichen Programm gibt es ja<br />

noch viele andere spannende Dinge zu entdecken…<br />

So griffen Stephi und ich selbst<br />

zum Lötkolben und löteten LED-Ohrringe.<br />

Das ging super schnell und der Schmuck ist<br />

ein echter Hingucker. Ein tolles Erlebnis.<br />

Schließlich startet die Abschlusspräsentation<br />

– ein spektakuläres Finale mit Gameboy-Techno-DJ<br />

im Einhorn-Kostüm, Live-<br />

Stream und Luftschlangen. Mehrere Gruppen<br />

stellen hier ihre Prototypen vor, die<br />

sie gemeinsam entwickelt und programmiert<br />

haben. Ich bin überwältigt von<br />

den vielen coolen Projekten, die das Leben<br />

nachhaltiger gestalten sollen. Ein be-<br />

sonderer Fan bin ich von der Gruppe Low<br />

Car. Sie haben eine App, angelehnt an<br />

eine Fitness-App, entwickelt. Man erhält<br />

Belohnungen, wenn man sich möglichst<br />

CO 2 -sparend fortbewegt, zum Beispiel mit<br />

dem Fahrrad statt mit dem Auto.<br />

Dieses interessante und aufregende Wochenende<br />

mit vielen engagierten und inspirierenden<br />

Menschen werde ich so schnell<br />

bestimmt nicht vergessen. Ich freue mich<br />

schon darauf, bei unserem eigenen Umwelt-Hackathon<br />

„Coding Utopia“ daran<br />

anknüpfen zu können. Ende Januar in Berlin<br />

ist es soweit…<br />

von Clara Sprich<br />

Coding Utopia - der Umwelt-Hackathon<br />

Hast du Lust, auch mal einen Hackaton zu<br />

besuchen? Dann komm zu unserer Veranstaltung<br />

„Coding Utopia“ Ende Januar in<br />

Berlin.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.nfjd.de/go/digitalisierung


Seite 15 Verbandskasten<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Transformationsakademie 2<strong>02</strong>0:<br />

Digitalisierung nachhaltig gestalten<br />

13. bis 15. März 2<strong>02</strong>0 im Naturfreundehaus<br />

Hannover<br />

Digitalisierung ist aus unserem Alltag<br />

kaum noch wegzudenken. Doch wie gerecht<br />

ist dieser Megatrend eigentlich?<br />

Kann er uns vielleicht sogar helfen, nachhaltiger<br />

zu leben? Diese Fragen rund um<br />

den „smarten grünen Wandel“ werden<br />

uns in Hannover beschäftigen.<br />

Ob wir über das globale Ernährungssystem<br />

diskutieren, eigene faire Computermäuse<br />

löten oder herausfinden, wie wir den Plattform-Kapitalismus<br />

zu Fall bringen können<br />

– es ist für alle etwas dabei, egal ob Einsteiger*in<br />

oder Expert*in.<br />

Ihr habt die Chance, euch mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen, weiterzubilden<br />

und zu vernetzen. Die Trafo bietet Raum,<br />

neue Leute kennenzulernen und über den<br />

Tellerrand zu gucken – egal, ob Öko- oder<br />

Techszene oder was auch immer...<br />

Wir wollen ein Zeichen setzen und unseren<br />

Ideen, Wünschen und Forderungen<br />

zum Themenkomplex Digitalisierung und<br />

Nachhaltigkeit Gehör verschaffen!<br />

Mehr dazu unter<br />

www.nfjd.de/go/transformation<br />

Youth Conference<br />

Wir feiern 125 Jahre internationale Naturfreundebewegung<br />

vom 05. bis 10. August<br />

im Naturfreundehaus Ebberg<br />

„Shape (y)our future“ – genau das wollen<br />

wir gemeinsam machen: die Zukunft<br />

nach unseren Wünschen und Vorstellungen<br />

gestalten. Passend zum 125ten Jubiläum<br />

der NaturFreunde-Bewegung.<br />

Gemeinsam mit dir und 124 weiteren jungen<br />

Menschen aus ganz Europa wollen<br />

wir einen Blick in die Zukunft werfen. Die<br />

NaturFreunde Bewegung hat bereits einige<br />

europäische Entwicklungen überlebt und<br />

mitgestaltet – nun liegt die Zukunft Europas<br />

und der NaturFreunde Bewegung in<br />

unseren Händen. Darüber wollen diskutieren,<br />

unsere Forderungen und Wünsche for-<br />

mulieren und zeigen, dass wir als Jugend<br />

genau wissen, wohin die Reise gehen soll<br />

und muss.<br />

Was machen wir sonst noch bei der Youth<br />

Conference? Neben politischen Debatten<br />

wird es auch ein abwechslungsreiches Programm<br />

mit sozialem Wandern, Kanu fahren<br />

und Klettern geben. Das hängt jedoch von<br />

EUCH ab. Ihr könnt mit entscheiden, was<br />

ihr noch auf der Konferenz haben wollt, bei<br />

einem Vorbereitungstreffen im Mai oder<br />

Juni 2<strong>02</strong>0. Die Veranstaltung wird von der<br />

International Young Naturefriends (IYNF)<br />

organisiert und die Arbeitssprache ist Englisch.<br />

Aber macht euch keine Gedanken,<br />

wir helfen einander beim Übersetzen.<br />

Mehr Infos unter www.iynf.org


Seite 16<br />

Verbandskasten<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Naturfreundejugend SOL<br />

Wir – die Naturfreundejugend SOL (sol<br />

= links, türkisch) – haben uns Anfang<br />

Mai diesen Jahres gegründet.<br />

Ein paar von uns waren bereits seit längerer<br />

Zeit bei der Naturfreundejugend aktiv und<br />

haben einfach gemeinsame Freundeskreise<br />

an einen Tisch gebracht, um sich als<br />

Gruppe der Naturfreundejugend in Berlin<br />

zu organisieren.<br />

Konsensorientiert fanden wir jedoch<br />

schnell eine Lösung: Wir<br />

machen einfach alles!<br />

Gleich beim ersten Treffen wurde uns<br />

klar, dass wir eine sehr bunte Gruppe sind:<br />

Schüler*innen, Auszubildende, Studierende<br />

und Freiwilligendienstleistende im Alter<br />

von 18 bis Mitte 20, mit je unterschiedlichen<br />

Lebensrealitäten. Wir alle teilten<br />

jedoch den Wunsch, politisch aktiv(er) zu<br />

werden und merkten schnell, dass unsere<br />

Gruppe dazu perfekt geeignet war: Die<br />

Stimmung war sehr locker und es entstand<br />

sofort eine beeindruckende Menge an Ideen<br />

für erste Aktivitäten. Etwas schwieriger war<br />

es dann, diese Vielzahl an Themenvorschlägen<br />

zu bündeln und eine Projektform zu<br />

finden, die möglichst vieles abdeckt und<br />

mit der alle glücklich sein konnten. Konsensorientiert<br />

fanden wir jedoch schnell<br />

eine Lösung:<br />

Wir machen einfach alles!<br />

So kommt es, dass wir seit Oktober unsere<br />

erste Veranstaltungsreihe unter dem<br />

bekannten Motto „Wem gehört die Stadt?“<br />

in Berlin abhalten. Jeden zweiten Dienstag<br />

laden wir bis Februar nächsten Jahres Interessierte<br />

in die Räume der Landesgeschäftsstelle<br />

der Naturfreundejugend Berlin<br />

ein, um uns gemeinsam durch Workshops<br />

und Podiumsdiskussionen über soziale<br />

Missstände in Berlin zu informieren. Die<br />

Veranstaltungsreihe behandelt Themen wie<br />

Obdachlosigkeit, Gentrifizierung, Hausbesetzungen,<br />

Nachhaltigkeit, Barrieren in der<br />

Stadt, queer-feministische Kämpfe von unten<br />

sowie einen Stadtrundgang zu postkolonialen<br />

Strukturen. Wichtig war uns dabei<br />

von Anfang an, Betroffene<br />

der jeweiligen Themenbereiche als<br />

Referent*innen zu gewinnen.<br />

Unser Ziel ist es, junge Menschen<br />

aus unterschiedlichen Kontexten<br />

in einen Austausch zu bringen, (...)<br />

Unser Ziel ist es, junge Menschen aus unterschiedlichen<br />

Kontexten in einen Austausch<br />

zu bringen, sie dabei für die gesellschaftlichen<br />

Probleme dieser Zeit zu sensibilisieren<br />

und für die politische Praxis zu begeistern.<br />

So steht unsere Abschlussveranstaltung<br />

im nächsten Jahr auch unter dem Motto<br />

„Wie holen wir uns die Stadt zurück?“. Bei<br />

all dem können wir uns glücklich schätzen,<br />

eine Ansprechperson aus der Bundesgeschäftsstelle<br />

der Naturfreundejugend zu haben,<br />

die uns immer mal wieder bei unseren<br />

wöchentlichen Plenumssitzungen besucht,<br />

im Hintergrund vieles für uns erledigt und<br />

uns bei organisatorischen wie inhaltlichen<br />

Fragen immer unterstützend zur Seite steht.<br />

Neben der Planung der Veranstaltungsreihe<br />

„Wem gehört die Stadt?“ sind wir auch<br />

immer wieder als Gruppe auf Demonstrationen<br />

sichtbar, zum Beispiel auf dem<br />

Christopher Street Day in Berlin. Darüber<br />

hinaus sind wir mittlerweile auch auf Facebook,<br />

Twitter und Instagram zu finden.<br />

Aktuell planen wir zudem einen gemeinsamen<br />

Wochenendtrip, bei dem wir uns alle<br />

noch besser kennenlernen wollen. Wir sind<br />

gespannt, wie SOL sich in Zukunft entwickeln<br />

wird, und freuen uns jederzeit über<br />

neue Mitglieder, die an diesem<br />

Prozess mitwirken möchten!


Natursportangebote mit<br />

den Naturfreunden<br />

13/01/20<br />

-<br />

17/01/20<br />

Skitourengehen liegt voll im Trend. Bevorzugst du das Erklimmen<br />

der Berge und die anschließende Abfahrt mit Ski oder<br />

Snowboard? Dann ist das Skitourencamp das Richtige für dich.<br />

Ort NF-Preis Gast-Preis<br />

Grainau 350,-* 600,-*<br />

17/01/20<br />

-<br />

19/01/20<br />

Der Lehrgang ist für alle geeignet, die keine spezielle Schneeund<br />

Lawinenkunde hatten, aber trotzdem im winterlichen Gebirge<br />

unterwegs sein möchten, sei es beim Schneeschuhwandern,<br />

Skifahren oder Wasserfallklettern. Hier lernst du das<br />

Grundwissen der Schnee- und Lawinenkunde, um erste selbstständige<br />

Beurteilungen der Lawinensituation vornehmen zu<br />

können.<br />

Grainau<br />

175,-*<br />

300,-*<br />

17/01/20<br />

-<br />

19/01/20<br />

Buhlsalpe<br />

120,-*<br />

240,-*<br />

Lass dich verzaubern von der weißen Pracht, jedoch nur<br />

wenn du die Gefahren kennst. Hier kannst du die Technik des<br />

Schneeschuhgehens erlernen. Du erhältst Einblicke in die Tourenplanung<br />

und Orientierung in der Winterlandschaft. Weitere<br />

Termine sind vom 24.01. - 26.01.2<strong>02</strong>0 im Naturfreundehaus<br />

Feldberg sowie mit Extra-Tourentag vom 12.03. - 15.03.2<strong>02</strong>0<br />

in Buhlsalpe.<br />

14/05/20<br />

-<br />

17/05/20<br />

Wer bereits aktiv Radtouren mit Gruppen durchführt oder dies<br />

in Zukunft vorhat, für den ist die Teamer-Radtouren-Ausbildung<br />

genau das Richtige. Die viertägige Ausbildung befähigt<br />

dazu, Radtouren vorzubereiten, Ausschreibungen zu erstellen,<br />

Radtouren sicher zu führen und kleine Reparaturen selbst<br />

durchzuführen.<br />

Schwäbisch<br />

Hall<br />

240,-*<br />

480,-*<br />

21/05/20<br />

-<br />

24/05/20<br />

In diesem viertägigen Blockkurs werden Kenntnisse zu Paddeltechnik,<br />

Sicherheit, Ausrüstung, Führung von Gruppen<br />

auf dem Wasser, Erlebnispädagogik sowie Spiel und Spaß im<br />

Kanusport vermittelt. Der Einsatz ist vorwiegend auf Seen<br />

und leichten Fließgewässern.<br />

Sömmerda<br />

(Thüringen)<br />

200,-*<br />

* inklusive Lehrgangsgebühr, Übernachtung,<br />

Halbpension<br />

www.naturfreunde.de/natursport<br />

280,-*


Seite 18<br />

Feuilleton<br />

Dezember <strong>2019</strong><br />

Held der Arbeit – philipP<br />

Philipp ist vielseitig bei der Naturfreundejugend<br />

aktiv, unter anderem als Barkeeper<br />

und Helfer bei Veranstaltungen<br />

wie dem Pfingstcamp in Baden, dem<br />

Kindergipfel oder der General Assembly<br />

der IYNF (International Young Naturefriends).<br />

Er ist Mitglied im Referat Material, dessen<br />

Aufgaben der Verleih und die Verwaltung<br />

von Zelt- und Küchenmaterial ist, und<br />

der LKJL (Landeskinder- und Jugendle-<br />

itung) in Baden. Philipp ist ein stets aktiver<br />

Demonstrant und setzt sich für Klimaschutz,<br />

gegen Rechtsextremismus oder für<br />

Europa ein. Als Stärkenberater unterstützt<br />

er andere aktive Naturfreund*innen in<br />

Baden-Württemberg.<br />

Wer bist du?<br />

Eine zurückhaltende, hilfsbereite und vielseitig<br />

interessierte Person mit viel Unmut<br />

über eine Politik des Reagierens statt aktiven<br />

Gestaltens. Egal, auf welcher Ebene<br />

sie stattfindet - kommunal, regional, national,<br />

international oder global.<br />

Mit wem würdest du gerne einmal frühstücken<br />

und warum?<br />

Mit António Manuel de Oliveira Guterres,<br />

wegen seinem Mut auf dem UN Climate<br />

Action Summit <strong>2019</strong> die Dinge direkt, offen<br />

und ehrlich anzusprechen sowie seiner<br />

langjährigen Erfahrungen in den verschiedensten<br />

politischen Ämtern und Institutionen<br />

(ehemaliger Premierminister, ehemaliger<br />

Hoher Flüchtlingskommissar der<br />

Vereinten Nationen,...).<br />

Dein Rezept gegen Stress und zu viel<br />

Arbeit?<br />

Habe ich leider noch nicht gefunden oder<br />

noch nicht häufig genug praktiziert.<br />

Ohne was kannst du nicht leben?<br />

Gemütliches Beisammensein beim gemeinsamen<br />

Essen.<br />

Was willst du der Welt mit auf den Weg<br />

geben?<br />

Einen Stupser in die richtige Richtung.<br />

Was wäre für dich zu geil, um wahr zu sein?<br />

Dass menschliche Grundbedürfnisse wie<br />

Frieden, Gesundheit, Leben in einer lebenswerten<br />

Umwelt oder soziale Absicherung<br />

über die finanziellen Interessen<br />

von Konzernen und Regierungen gestellt<br />

werden. Das heißt, keine weitere Ausbeutung<br />

von Menschen und Umwelt!<br />

Für mich ist die Naturfreundejugend?<br />

Ein sehr wichtiger Teil meines Lebens.<br />

Manchmal gelebte Utopie und manchmal<br />

knallharte Realität.<br />

Das Interview führte Jana Scheffer<br />

Sommer, Stuss und Gysi<br />

Eine geräumige Altbauwohnung im<br />

Herzen von Cottbus als Unterkunft,<br />

ein Besuch des lokalen Festivals „Stuss<br />

am Fluss“, eine Rede von Gregor Gysi<br />

auf dem Altmarkt – das war unser Redaktionstreffen<br />

für diese Ausgabe der<br />

[ke:onda].<br />

Wir genossen die spätsommerliche Augustwärme<br />

und den Altstadtcharme, plauderten<br />

mit den liebevoll chaotischen Mitbewohner*innen<br />

der WG und ließen uns von<br />

der magischen Stimmung auf dem Stuss<br />

inspirieren. Dann ging‘s auch schon wieder<br />

nach Hause, viele Schreibaufträge und<br />

Ideen im Gepäck.<br />

Hast du Lust, mit uns gemeinsam die<br />

[ke:onda] zu gestalten? Egal, ob du gerne<br />

Fotos machst, recherchierst und schreibst<br />

oder liebend gerne Rechtschreibfehler<br />

suchst: Wir freuen uns über deine Mitarbeit!<br />

Interesse? Melde dich bei uns unter<br />

keonda@naturfreundejugend.de<br />

oder ruf einfach an unter:<br />

030-29773278<br />

Eure Redaktion


Großstadtstimmung<br />

Ständig hektisch, laut und schrill<br />

Lauter Elend, Dreck und Müll<br />

Menschen schimpfen, Lichter blinken<br />

Und die Straßenecken stinken<br />

Menschen eilen, Autos rasen<br />

Auf den überfüllten Straßen<br />

In dem steinernen Irrgarten<br />

Hektisch an der Ampel warten<br />

Bloß nur nicht die Bahn verpassen<br />

Die Luft verpestet von Abgasen<br />

Müde trotz des Koffeins<br />

Hängen die Augen an Smartphone Screens<br />

Alleine irren durchs Gedränge<br />

Einsam in der Menschenmenge<br />

Und immer mehr, immer mehr<br />

Strömen in das Menschenmeer<br />

Immer größer, höher, enger<br />

Immer weiter, breiter, länger<br />

Warum hat das niemand satt?<br />

Warum wollen alle in die Stadt?<br />

Wird mir das alles mal zu viel<br />

Hab‘ ich manchmal das Gefühl<br />

Ich muss vor der Wahrheit fliehen<br />

Dann träume ich von Utopien<br />

Es ist natürlich furchtbar schwer<br />

Zu sagen, was der perfekte Ort wär,<br />

Doch zunächst ist meine Antwort schlicht:<br />

Das hier ist es sicher nicht!<br />

Statt wildem Grün und blühenden Wiesen<br />

Wie in Utopien und Paradiesen<br />

Statt Zufriedenheit und Sonnenschein<br />

Gier und Neid und grauer Stein<br />

Ich frag mich, wieso loben wir<br />

Den Luxus und den Wohlstand hier<br />

Und zerstören dabei blind und stur<br />

Umwelt, Wildnis und Natur?<br />

Valerie Berghaus


Wandern für den Klimaschutz<br />

Philipp wanderte von Januar bis Oktober<br />

quer durch Europa. Vom südlichsten<br />

Zipfel des europäischen Festlandes,<br />

an der Straße von Gibraltar, bis zum<br />

nördlichsten Punkt, dem Nordkap. Insgesamt<br />

6500 km!<br />

Mit seiner Wanderung sammelte er fast 7000<br />

Euro an Spenden, mit denen er die Aufforstungsprojekte<br />

der Naturfreund*innen<br />

im Senegal unterstützt. Wir danken euch<br />

und natürlich Philipp für sein Engagement!<br />

Mehr zur Tour unter<br />

www.gibraltar-nordkap.com<br />

Die ersten Schritte<br />

Das sind meine ersten Schritte am Strand<br />

der südspanischen Hafenstadt Tarifa.<br />

Eigentlich glaube ich nicht, dass ich das<br />

Nordkap jemals erreichen werde, aber<br />

ich laufe einfach trotzdem erstmal los. 48<br />

Stunden in Zug und Bus sollen schließlich<br />

nicht umsonst gewesen sein.<br />

Frühstück<br />

mit Huhn<br />

In Frankreich leistet mir eines Morgens<br />

beim Frühstück am Ufer der Loire ganz<br />

plötzlich ein Huhn Gesellschaft. Es hat<br />

erstaunlichen Appetit, doch ich teile gern.<br />

Es ist schön, mal nicht allein zu essen.


Treffen mit der<br />

Naturfreundejugend<br />

in Hannover<br />

In der Innenstadt von Hannover treffe ich<br />

die Naturfreundejugend am U18-Wahllokal.<br />

Inzwischen ist Mitte Mai, ich bin seit über<br />

vier Monaten unterwegs und habe fast die<br />

Hälfte der Strecke zurückgelegt. Langsam<br />

fange ich an zu glauben, dass ich es ganz<br />

vielleicht bis zum Nordkap schaffen kann.<br />

Manchmal sorgt der Weg für dich<br />

und gibt dir genau das, was du gerade<br />

brauchst:<br />

Seit Tagen wandere ich durchs schwedische<br />

Hochgebirge. Das Wetter ist mies, und ich<br />

komme nur langsam voran. Bis zur nächsten<br />

Einkaufsmöglichkeit sind es noch über 100<br />

km. Mein Essen reicht noch für höchstens vier<br />

Tage. Das könnte knapp werden. Da taucht<br />

auf einmal mitten im Nirgendwo eine Hütte<br />

auf. Und kaum zu glauben, da sind Menschen.<br />

Die Hallbergs aus Stockholm machen hier Urlaub<br />

und laden mich zu einem reichhaltigen<br />

Abendessen ein.<br />

Kurz vorm Ziel<br />

kommt der<br />

Winter<br />

Ganz am Ende der Tour im hohen<br />

Norden Norwegens wird es saukalt.<br />

Mitte September, wenn bei uns noch<br />

fast Sommer ist, begegnen einem hier<br />

schon Schlittenhund-Gespanne.

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