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gerechnet, dass 50 Prozent von Roller,<br />
Tejo & Co. bei XXXLutz landen<br />
werden. Vorbehaltlich der Zustimmung<br />
durch das Bundeskartellamt,<br />
versteht sich. Aber wird es den<br />
Deal wirklich ablehnen? Die Wettbewerbshüter<br />
schauen inzwischen<br />
genauer hin. Das war lange Zeit<br />
nicht so. Doch sich allein auf die<br />
Behörde zu verlassen, reicht nicht.<br />
Alle in der Branche sind herausgefordert,<br />
nach Lösungen zu<br />
suchen, dem Konzentrationsdruck<br />
Stand zu halten. Mit althergebrachten<br />
Denkmustern kann dieses Ziel<br />
nicht erreicht werden. Genau deshalb<br />
lenkt die „möbel kultur“ zum<br />
Jahresstart die Aufmerksamkeit auf<br />
Querdenker, die mit neuen Ideen,<br />
Engagement und viel Herzblut etwas<br />
verändern wollen.<br />
Dass viel Frauenpower darunter<br />
ist, kommt nicht von<br />
ungefähr. Frauen haben<br />
beim Möbelkauf ganz<br />
klar die Hosen an.<br />
60,8 Prozent der<br />
weiblichen Teilnehmer<br />
einer Befragung<br />
von Moebel24.de<br />
geben<br />
an, dass sie den<br />
ersten Impuls<br />
zum Kauf neuer<br />
Möbel setzen.<br />
Und sogar 62,5<br />
Prozent der<br />
Männer bestätigen<br />
die Initialzündung<br />
ihrer Partnerin.<br />
In der Branche<br />
aber – egal ob im Einkauf,<br />
im Marketing oder<br />
im Vertrieb – sind Frauen<br />
total unterrepräsentiert.<br />
Dabei hätten sie guten Grund,<br />
sich stärker einzubringen. Denn aus<br />
dem Bereich Einrichten wäre mit<br />
mehr Gefühl für Arrangements und<br />
Beratungs-Know-how noch weit aus<br />
mehr herauszukitzeln.<br />
Der Sportreporter Herbert<br />
Fritzenwenger, der sich sicherlich<br />
im Biathlon gut auskennt, sagte<br />
kürzlich während eines Staffel-Rennens<br />
der Damen: „Tja, man darf<br />
nicht immer nur Mäuschen sein,<br />
man muss auch mal Maus sein.“<br />
Irgendetwas scheint Fritzenwenger<br />
nicht richtig verstanden zu haben.<br />
Frauen haben längst den Sprung zur<br />
Löwin gemacht, die auch mal brüllt!<br />
Und das nicht nur im Sport. Sie wollen<br />
sich einmischen, mit Kompetenz<br />
glänzen und das Einrichten auf<br />
Foto: Arne Bornheim<br />
2<br />
Die<br />
Netzwerkerinnen:<br />
Josephine Seidel-Leuteritz<br />
& Louisa Verch<br />
Sie wollen die männerdominierte, deutsche Möbelwelt aufmischen:<br />
Josephine Seidel-Leuteritz und Louisa Verch (Foto, v. r.). Ihre Vision ist es, mit<br />
dem Netzwerk „Women in Furniture“ Diversität und Gleichberechtigung innerhalb der<br />
Home & Living-Branche zu stärken. Und ein neues Kapitel für Frauen im Interior-Bereich<br />
einzuläuten. Denn jede/r weiß, dass Frauen die Entscheiderinnen sind, wenn es um den<br />
Möbelkauf geht. Trotzdem hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts daran geändert,<br />
dass beispielsweise die Einkäufer der Möbelverbände immer noch, bis auf vereinzelte<br />
Ausnahmen, männlich sind. Männer bestimmen auch noch im Jahr 2020, was Frauen in<br />
den Geschäften überhaupt zu Gesicht bekommen. Wundert es da noch, dass es im Handel<br />
schlecht läuft? Wenn die Bedürfnisse der Kundinnen oftmals gar nicht berücksichtigt<br />
werden? Und gerade auf der Großfläche alles gleich aussieht? Josephine Seidel-Leuteritz<br />
verantwortet bereits seit mehr als vier Jahren als Chefredakteurin die Inhalte der<br />
Living-Plattform Wohnklamotte. Louisa Verch ist leidenschaftliche Feministin und<br />
Food-Liebhaberin. Sie kennt die Möbelbranche bislang aus ihrer über zweijährigen<br />
Zeit bei Digital Apartment. Im Mai 2019 gestartet, kamen zum<br />
zweiten „Women in Furniture“-Event schon 40 Powerfrauen im<br />
Stilwerk Hamburg zusammen. Und die Resonanz wächst.<br />
Immer mehr wollen mitmachen.<br />
Fortsetzung garantiert!<br />
3<br />
Die<br />
Achtsame:<br />
Gabi Lück<br />
„Wir leben in einer männlich geprägten Leistungsgesellschaft,<br />
die immer mehr an ihre Grenzen stößt. Doch in Zukunft sind zunehmend<br />
Soft Skills gefragt.“ Davon ist Gabi Lück, zutiefst überzeugt. Und sie steht<br />
keinesfalls alleine mit ihrer Meinung. Die Gründerin und Geschäftsführerin<br />
der Agentur Thinknewgroup aus München arbeitet für Modeunternehmen, die<br />
Autobauer oder Telekommunikationsfirmen genauso wie für Möbelindustrie und<br />
-handel oder Einkaufsverbände. So konzipierte sie beispielsweise zuletzt den Auftritt<br />
des Matratzenstudios von GfM-Trend neu – weg von technischer Fokussierung hin zu<br />
emotionaler Ausstrahlung. Dass Frauen oder weibliche Denke künftig eine größere Rolle<br />
spielen, ergibt sich für sie zwangsläufig. Glück, Zufriedenheit, Liebe und Achtsamkeit<br />
lauten die Attribute, die für immer mehr Menschen im Fokus stehen und die den Wert<br />
einer Marke ausmachen sollten. „Obwohl Frauen die Kaufentscheider bei Möbeln<br />
sind, finden sie in der Branche kaum statt“, merkt Gabi Lück an. „So sollten sich<br />
Unternehmen heute völlig neue Fragen stellen: Wie kann ich meine Marke vernetzen?<br />
Wie kann ich den Kunden Zeit sparen? Wie lässt sich mit meinem<br />
Produkt die Lebensqualität der Menschen verbessern? Damit müssen<br />
sich Strategen beschäftigen!“ Für Gabi Lück steht fest: „All die<br />
Unternehmen, die sich darauf nicht einlassen, wird es<br />
morgen nicht mehr geben. Und sie setzt noch eins<br />
drauf: „Wir brauchen eindeutig mehr<br />
Herz in der Branche!“<br />
1/2020 möbel kultur 23