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MK_0120

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Bislang stehen die USA an 9.<br />

Stelle im Export-Ranking der<br />

deutschen Küchenmöbelindustrie.<br />

Lange hinter den europäischen<br />

Kernmärkten und auch<br />

nach China (Platz 7). Den politischen<br />

Unsicherheiten durch die<br />

Trump-Regierung zum Trotz scheinen<br />

jedoch die Ambitionen ungebrochen.<br />

Denn wie die A<strong>MK</strong>-Umfrage<br />

unter den Mitgliedern ergab,<br />

richtet sich aktuell der größte Informationsbedarf<br />

auf Nordamerika.<br />

Sieben Referenten berichteten im<br />

Kölner Messehochhaus über ihre<br />

Erfahrungen und Einschätzung der<br />

aktuellen Marktentwicklung.<br />

Stefan Schultheiß, Partner der<br />

Cologne Strategy Group, lieferte<br />

gleich zu Anfang einen Überblick<br />

über Land, Leute und das Business<br />

in den Staaten. Positive Absatzvoraussetzungen<br />

auch für Küchen signalisiert<br />

die Demografie: Von heute<br />

knapp 330 Mio. wird die Bevölkerung<br />

voraussichtlich bis 2050 weiter<br />

auf 389,6 Mio. US-Bürger wachsen,<br />

wobei die Haushaltsgröße in den<br />

letzten Jahren auf durchschnittlich<br />

2,5 Personen zurückgegangen<br />

ist. Die Gesamtzahl der Haushalte<br />

wird jedoch um rund eine Million<br />

per anno (!) von derzeit 130 Mio.<br />

auf über 160 Mio. in 2050 steigen.<br />

Negativ wirkt sich dagegen die<br />

Verringerung der Bautätigkeit u.a .<br />

durch eingeschränkte Verfügbarkeit<br />

von Bauland in Ballungszentren bei<br />

gleichzeitig wachsender Urbanisierung<br />

aus: Die USA befinden sich<br />

also derzeit in einem Investitionsstau.<br />

Damit erhöht sich der Renovierungsbedarf<br />

von Bestandsbauten.<br />

Die Hochrechnung sieht folglich<br />

so aus, dass trotz gedämpfter Aussichten<br />

der Gesamtmarkt von heute<br />

7,5 Mio. auf 8 Mio. Küchen in 2030<br />

und 9 Mio. in 2050 steigt. Häufige<br />

Umzüge (ohne die eigene Küche)<br />

senken zugleich die Ansprüche an<br />

die Lebensdauer und Wertigkeit.<br />

Der Geschmack ist nach wie vor<br />

traditionell von der Holzküche mit<br />

Kassettentüren geprägt, öffnet sich<br />

jedoch zunehmend dem europäischen<br />

geradlinigen Design. Auch<br />

der Bedarf an kleineren Küchen,<br />

mit entsprechenden Stauraumlösungen,<br />

wird in den Ballungszentren<br />

stärker. Entscheidend ist für Schultheiß<br />

jedoch, die Handelsstrukturen<br />

zu kennen und hier die jeweiligen<br />

Kanäle richtig zu bedienen – ob<br />

hochwertige Design Center, kleine<br />

Küchenstudios, Projektfirmen oder<br />

preiswerte DIY-Märkte und Onlineanbieter<br />

(s. Grafik). Das Fazit: „Der<br />

Eintritt in den nordamerikanischen<br />

Markt ist herausfordernd, bietet aber<br />

gewaltige Chancen!“<br />

Dieser Meinung ist ebenso Georg<br />

Frey vom Ingenieurbüro Lignum<br />

Consulting. Auch dieser bestätigte<br />

den enormen Renovierungstrend<br />

(ca. 10 Mio. Küchen p.a.), wobei<br />

es oft aber nicht um die komplette<br />

Küche gehe, sondern nur um eine<br />

Teilmodernisierung. In den letzten<br />

fünf Jahren sei der Umsatz am<br />

Küchenmarkt insgesamt von 12,7<br />

auf 16,3 Mrd. Dollar (11,5 /14,7<br />

Mrd. Euro) geklettert, woran die<br />

gehobenen Preislagen einen tendenziell<br />

höheren Anteil haben. Die<br />

Importquote stieg auf 13,6 Prozent<br />

(2018). Zwar legte der Anteil<br />

ausländischer Küchen zu und wird<br />

der „Urban Chic“ stärker nachgefragt,<br />

aber zugleich bleiben Vorbehalte<br />

gegenüber „frameless kitchen“<br />

bestehen. Denn die klassische<br />

amerikanische Küche hat immer<br />

noch den „Face frame“ mit vorgesetzten<br />

Türen. US-Konsumenten<br />

und auch Bauträger empfinden die<br />

europäische Küche dagegen oft als<br />

billig konstruiert, weil wenig echtes<br />

Holz verarbeitet wird und die engen<br />

Fugenbilder anspruchsvoller in der<br />

Montage sind, während die Faceframe-Schränke<br />

mit stärkeren,<br />

verschraubbaren Rückwänden<br />

ausgestattet sind.<br />

Den Marktzugang für<br />

Deutsche erleich-<br />

Wie eine Umfrage unter den A<strong>MK</strong>-Mitgliedern<br />

ergab, wachsen derzeit die Ambitionen<br />

für den Export in die USA. Für Verbandsgeschäftsführer<br />

Volker Irle (u.) der Anlass,<br />

am 13. November zu einem gut besuchten<br />

Länderinformationstag einzuladen.<br />

Sieben Referenten, alle mit Erfahrungen aus „den Staaten“, sorgten für einen<br />

runden Überblick über den US-Küchenmarkt. Unten v.l.: A<strong>MK</strong>-GF Volker Irle,<br />

Stefan Schultheiß (Cologne Strategy Group), Georg Frey (Lignum Consulting),<br />

Suzie Williford (NKBA), Christopher von Nagel (BSH), Jessica Ferklass<br />

(Deutsch-Amerikanische Handelskammer AHK), Johannes Jagg (Blum) und<br />

Kai-Uwe Schlegel (TÜV Rheinland).<br />

1/2020 möbel kultur 115

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