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faktor Winter 2019

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15. Jahrgang <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />

erfolgsgeschichte Für Christian Jankowski liegt die wahre Kunst im täglichen Leben 138


Wir verwalten Ihren Verein<br />

Kristine Wolter<br />

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Vereine leisten einen essentiellen Beitrag zum Wohle unserer Gesellschaft. Sie zu führen<br />

ist eine erfüllende Aufgabe – und manchmal eine echte Herausforderung. Denn<br />

nicht jeder ehrenamtliche Vorstand kann gleichzeitig Spezialist in Rechts-, Finanz- und<br />

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die Mitgliederverwaltung und Organisation von Vorstandssitzungen oder Mitgliederversammlungen<br />

bis hin zur Kassenprüfung und Investitionsplanung.<br />

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sondern Kernkompetenz. Und während wir uns um Bürokratie und Wirtschaftlichkeit<br />

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editorial<br />

Das Beste für´s Büro<br />

FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Tiiieeef durchatmen ... und dann dauerhaft entspannt durchs<br />

Leben gehen – wie klingt das für Sie? In meinen Ohren wundervoll.<br />

Wie das gelingt? Kann ich Ihnen nicht sagen. Was ich aber weiß: dass es<br />

ganz sicher verschiedene Wege dahin gibt. Ich selbst habe erst kürzlich an<br />

einem Achtsamkeits- Seminar teilgenommen (siehe Seite 17) und festgestellt,<br />

wie sehr mich dieses Thema bewegt. Sicher, aus mir ist kein kleiner Buddha<br />

geworden. Doch in der Zeit mit Meditation, Atemübungen, Journaling und<br />

Co. habe ich vieles gelernt. Ich gehe achtsamer durchs Leben, bin öfter im<br />

Hier und Jetzt und kann mich bewusster auf die spannenden Menschen<br />

mir gegenüber konzentrieren – dabei finde ich Ruhe.<br />

So nehme ich heute aus meinen Begegnungen noch mehr mit als zuvor –<br />

wie beispielsweise aus dem Treffen mit Hotelier und Kaufhaus-Inhaber<br />

Ralf Schwager in meiner alten Heimat Holzminden. Der 78-Jährige sprüht<br />

vor Elan und ansteckender Lebensfreude, auch wenn er häufig mit starkem<br />

Gegenwind zu kämpfen hat. Seine Arbeit und der Wunsch, sich für seine<br />

Stadt zu engagieren, treiben ihn so an, dass er auch die nächsten zehn Jahre<br />

bereits fest verplant hat. Mehr dazu ab Seite 80.<br />

Auch der Besuch bei Performance-Künstler Christian Jankowski in<br />

Berlin ist mir bewusst im Gedächtnis geblieben. Seine Art, mit dem Leben<br />

umzu gehen und die Kunst im Alltäglichen zu sehen, haben meine Sichtweise,<br />

auch auf humorvolle Art, nachhaltig geprägt – zum Beispiel beim schnöden<br />

Einkauf im Supermarkt. Erfahren Sie mehr ab Seite 138.<br />

Versuchen Sie’s doch auch einmal: einen Moment innehalten, nur zwei<br />

Minuten. Tief ein- und ausatmen und sich dabei einfach nur diese eine Frage<br />

stellen: Was ist jetzt gerade wirklich wichtig? Sie werden überrascht sein.<br />

Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude sowie eine entspannte <strong>Winter</strong>zeit –<br />

und nun viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

ES WIRD LICHT<br />

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4 |<strong>2019</strong> 3


inhalt<br />

service<br />

3 Editorial<br />

6 Momentaufnahmen<br />

12 33. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

14 Aktuelles<br />

45 Top-Entscheider der Region<br />

153 Impressum<br />

mensch<br />

unternehmen<br />

18 Harzer Hexenküche<br />

KKT – das ,Silicon Valley‘<br />

Südniedersachsens<br />

32 Der Weihnachtsbaum-Mann<br />

Markus Billen sorgt für<br />

stimmungsvolle Momente<br />

38 Lösungen, die verändern<br />

Der Innovationspreis <strong>2019</strong><br />

42 Schlüssel zum Erfolg<br />

Arineo lebt das Prinzip der<br />

kollegialen Führung<br />

wissen<br />

52 Ethik statt Egoismus<br />

So gelingt der Wertewandel in<br />

unserer Gesellschaft<br />

58 Big in der Bio-Branche<br />

Die ,Fair-Bio-Genossenschaft‘<br />

setzt auf regionale Strukturen<br />

62 Stadt der Quartiere<br />

EBR-Projektentwickler arbeiten<br />

am Göttingen von Morgen<br />

68 Da liegt was in der Luft<br />

Im Fokus: Wirtschaftsregion<br />

Holzminden<br />

74 „Vom ländlichen Idyll wird<br />

niemand satt!“<br />

Zwei Holzmindener im Interview<br />

4 4 |<strong>2019</strong><br />

80 Weltbürger von der Weser<br />

Hotelier und Kaufhaus-Inhaber<br />

Ralf Schwager engagiert sich für<br />

seine Stadt<br />

92 Der Routinier<br />

Wolfgang Brück – wer ist der Neue<br />

an der Spitze der UMG?<br />

96 Mit Licht zum Hören<br />

Tobias Moser lässt die Fachwelt<br />

und Patienten aufhorchen<br />

leben<br />

104 Einladung zur Auszeit<br />

Reise durch eine lebendige<br />

Klosterlandschaft in der Region<br />

120 Geistliches Leben meets<br />

Wirtschaft<br />

Eine ungewöhnliche Auszeit im<br />

Kloster Bursfelde<br />

124 Na, dann zeigen Sie mal!<br />

Filmstar Göttingen will wieder<br />

eine Hauptrolle spielen<br />

130 Unter Strom<br />

Elektromobilität<br />

auf der Überholspur<br />

138 The Travelling Artist<br />

Christian Jankowski –<br />

seine Kunst, sein Leben<br />

154 Wissensbissen<br />

New Work – Folge 2: VUCA<br />

gezeichnet von Tanja Wehr<br />

58 Faire Bio-Branche<br />

Auf dem Vormarsch. Vorreiter<br />

Hermann Heldberg, Geschäftsführer<br />

von Naturkost Elkershausen, über die<br />

Frage, wann Bio wirklich Bio ist.<br />

80 Streitbarer Weltbürger<br />

Der Macher. Der Hotelier und<br />

Inhaber von mehreren Kaufhäusern<br />

Ralf Schwager bestimmt wie kein<br />

Zweiter die Geschicke in Holzminden<br />

– und der 78-Jährige denkt noch lange<br />

nicht an Ruhestand.


138 Zu Besuch bei Christian Jankowski in Berlin<br />

„Ich hoffe, dass die Menschen auf lange Sicht hin<br />

wahrnehmen, dass Humor in meiner Arbeit nicht<br />

das Ziel, sondern eine Begleiterscheinung ist.“<br />

18 Erfolgsrezepte aus der Hexenküche<br />

International auf Kurs. Bei KKT Frölich<br />

im beschaulichen Straßendorf Osterode-<br />

Lerbach werden Silikone und Gummi<br />

produziert, die weltweit Leben retten.<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

104 Einkehr und weltliche Moderne<br />

Auszeit im Kloster. <strong>faktor</strong> geht auf eine Reise durch die lebendige<br />

Klosterlandschaft unserer Region.<br />

4 |<strong>2019</strong> 5


momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Zwei Welten prallen aufeinander<br />

,Pianist der Trümmer‘ – so lernte die Welt Musiker Aeham Ahmad kennen. Aufgewachsen als palästinensischer<br />

Geflüchteter im Lager Jarmuk in Damaskus, berührte er mitten im Syrien-Krieg die Menschen mit seinem Spiel am<br />

Klavier und seinem Gesang – während die Stadt um ihn herum in Trümmern versank. 2015 floh Ahmad nach<br />

Deutschland, wo er bereits mit zahlreichen Konzerten sein Publikum begeisterte.<br />

So auch beim 42. Göttinger Jazz-Festival Anfang November. Hier traf der 31-Jährige im Deutschen Theater auf den<br />

Komponisten und Pianisten Edgar Knecht aus Kassel, der durch die Synthese aus Jazz, Weltmusik und der Klarheit<br />

alter Volkslieder alten Melodien neue Strahlkraft verschafft. Im Zusammenspiel mit Ahmad verbanden sich Jazz,<br />

Latin und arabische Rhythmen zu neuen emotionalen und klangvollen Kompositionen.<br />

6 4 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2019</strong> 7


momentaufnahmen<br />

Mit Elan durch den Modder<br />

Der Great Barrier Run feierte in Göttingen in diesem Jahr ein kleines Jubiläum:<br />

Bereits zum fünften Mal machten sich Mitte September über 3.000 Teilnehmer daran,<br />

den Hindernislauf auf dem Gelände des Hochschulsports zu überwinden – Matschkur inklusive.<br />

Neben der sportlichen Herausforderung stand auch dieses Mal wieder Teamwork ganz klar im<br />

Fokus – denn allein ist man beim Great Barrier Run verloren. Und so zogen sich die<br />

hoch motivierten Kämpfer erneut gegenseitig aus dem Schlamm und hievten<br />

ihre Mitläufer tapfer die zahlreichen Hindernisse hinauf. Der Muskelkater<br />

am nächsten Tag wurde dabei gern in Kauf genommen.<br />

8 4 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2019</strong> 9


momentaufnahmen<br />

10 4 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

Doppelte Dröhnung<br />

11 Tage, 80 Veranstaltungen und 37 Spielstätten – das war der 28. Göttinger Literaturherbst im Oktober.<br />

Gleich zweimal durfte Schauspieler Ulrich Tukur (Foto) ran: Nachdem seine erste Veranstaltung im Deutschen<br />

Theater in Windeseile ausverkauft war, schaffte es Sartorius als Hauptsponsor, noch eine zweite Veranstaltung im<br />

Sartorius Forum zu organisieren. Tukur las aus seinem neuen Roman ,Der Ursprung der Welt‘, in dem sich der<br />

Protagonist auf der Suche nach seinem zweiten Ich auf eine Reise durch die Zeit begibt.<br />

Aber auch sonst war der Literaturherbst wieder einmal gut besucht: Mit über 19.400 Zuschauern blieb die Zahl<br />

auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Das facettenreiche Angebot setzte unter anderem einen deutlichen Akzent auf<br />

hochaktuelle politische Themen wie Demokratie und Toleranz, die aus sehr unterschiedlichen Perspektiven<br />

beleuchtet wurden. Neben Tukur zählten unter anderem Joachim Gauck, die Göttinger Klimaschutzaktivistin<br />

Luisa Neubauer, Nobelpreisträgerin Herta Müller und die verschobene Lesung mit Ex-Minister<br />

Thomas de Maizière zu den diesjährigen Höhepunkten.<br />

4 |<strong>2019</strong> 11


aktuelles<br />

Aufstehen, Krönchen richten –<br />

reicht nicht!<br />

„Es gibt Momente, da bleibt die Zeit einfach stehen.“ So beschreibt Marc Wallert auf der 33. <strong>faktor</strong>-<br />

Business- Lounge – in Kooperation mit dem Volkswagen Zentrum Göttingen – den wohl einschneidendsten<br />

Augenblick in seinem Leben. Es war jener Ostersonntag vor rund 20 Jahren, als er zusammen mit<br />

seinen Eltern nach einem Tauchgang am Traumstrand in Malaysia saß und plötzlich in den Lauf einer<br />

Bazooka blickte. Jener Tag, an dem seine 140 Tage als Geisel in Gefangenschaft begannen.<br />

TEXT ELENA SCHRADER FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

12 4 |<strong>2019</strong>


aktuelles<br />

Bleibende Eindrücke Nach der Begrüßung durch den Hausherrn Horst Schöberl vom Volkswagen Zentrum Göttingen (Mitte)<br />

lauschten die rund 80 Gäste gebannt Marc Wallert (links) und seinen bewegenden Erlebnissen in Gefangenschaft.<br />

Wie selten zuvor beeindruckt der Referent<br />

des Abends die Gäste der 33.<br />

<strong>faktor</strong>- Business-Lounge am 26. November<br />

<strong>2019</strong> mit seiner persönlichen<br />

Geschichte – unterhaltsam und schonungslos.<br />

Sein Thema: ,Stark durch Krisen.‘ Und wenn<br />

jemand weiß, wovon er spricht, dann Marc Wallert. „Die<br />

erste Reaktion in so einer Situa tion ist ganz typisch: hätte,<br />

könnte, wäre – warum ich? So erging es auch mir zunächst“,<br />

erzählt der 46- Jährige über den Moment der<br />

Entführung. „Die Gedanken kreisen und malen sich das<br />

Schlimmste aus.“ Doch Tatsachen sind nicht zu ändern.<br />

„Dieser Mechanismus schmälert nur die Energie, die man<br />

braucht, um mit den Fakten umzu gehen. Das erste Lösungswort<br />

lautet daher: Akzeptanz.“<br />

WALLERT BESCHREIBT DIE ENTFÜHRUNG heute für<br />

sich als Wink des Schicksals, steckte er doch bereits vor<br />

dem als entspannende Auszeit geplanten Urlaub in einer<br />

persönlichen Krise. „Plötzlich war da diese Klarheit. Es<br />

ist zwar gefährlich, aber ich weiß jetzt in diesem Moment,<br />

wofür ich da kämpfe: zu überleben.“ Sein zweites<br />

Hilfsmittel: Er entwickelte Sehnsuchtsbilder – wie das<br />

nächste kühle Bier mit seinem Bruder – und arbeitete an<br />

Optimismus. Wie das geht? „Wir hatten jeden Abend ein<br />

Dankesritual und nannten drei Dinge, für die wir dankbar<br />

sind: die Familie, Leben, Wasser ... – die Auswahl<br />

war nicht allzu groß“, sagt Wallert und lacht. Galgenhumor<br />

und Optimismus – beides half ihm, den aufkommenden<br />

Stresslevel zu managen.<br />

Und Stress sei ein wichtiger Faktor, um aus Krisen herauszukommen.<br />

Denn wer keinen Stress hat, hat auch keine<br />

Energie. Der richtige Umgang damit sei entscheidend –<br />

und das lasse sich durchaus trainieren. Schutz<strong>faktor</strong>en<br />

aufbauen, nennt Wallert das: Dankesrituale, ein Akzeptanz-<br />

Tagebuch schreiben, meditieren und mehr. „Sie stellen sich<br />

vielleicht die Frage: Brauche ich das gerade überhaupt?<br />

Mir geht es doch gut. Keine Krise in Sicht“, sagt Wallert<br />

zum Publikum gewandt. „Das ist der beste Moment, damit<br />

anzufangen! Denken Sie an die Feuerwehr. Sie trainiert<br />

auch nicht erst, wenn’s brennt. Dann ist es zu spät.“<br />

GRUNDSÄTZLICH KANN WALLERT jeder drohenden<br />

Krise auch etwas Positives abgewinnen: „Sie sind ein<br />

guter Motor, um zu sehen: Wo stehe ich? Was stimmt in<br />

meinen Leben nicht? Und was will ich überhaupt?“ Ist<br />

eine Krise überstanden, folgt häufig Euphorie – und man<br />

macht weiter wie zuvor. „Ein großer Fehler, der mir nach<br />

der Entführung auch selbst passiert ist“, sagt Wallert mit<br />

Nachdruck. „Aufstehen, Krönchen richten – reicht<br />

nicht! Das Wichtigste bei einer Krise ist, sie auch zu nutzen.“<br />

Mit diesem nachhaltigen Appell überließ Marc Wallert<br />

die Gäste der Lounge, die den weiteren Abend im Autohaus<br />

bei leckeren Köstlichkeiten noch lange zum intensiven<br />

Gedankenaustausch – auch mit dem Referenten<br />

selbst – nutzten, ihren Gesprächen. ƒ<br />

Übrigens: Am 21. Februar 2020 bietet Marc Wallert zum<br />

Thema ,Stark durch Krisen‘ einen ausführlichen Workshop<br />

in der <strong>faktor</strong>-Akademie an – mehr dazu auf Seite 14.<br />

Weitere Inpressionen des Abends<br />

gibt es in der Bildergalerie unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken/<br />

bildergalerie-zur-33-<strong>faktor</strong>-businesslounge-mit-marc-wallert<br />

4 |<strong>2019</strong> 13


aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />

Impulse zum Essen<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Auch im letzten Quartal traf sich der <strong>faktor</strong>-Mittagsclub wieder Monat für<br />

Monat für einen kurzen Impulsvortrag mit anschließendem Gedankenaustausch<br />

zum Mittagessen im Amavi. So war im September die Ärztin und<br />

Wissenschaftlerin Isabel Schellinger zu Gast, die vom Wirtschaftsmagazin<br />

Forbes in das Europaranking der wichtigsten Persönlichkeiten ,30 unter 30‘<br />

aufgenommen wurde. Sie berichtete über ihr Start-up ,Angiolutions‘ und<br />

wie es zukünftig gelingen kann, frühzeitig lebensbedrohliche Bauchaortenaneurysmen<br />

zu erkennen. Im Oktober stellten Simone Münz und<br />

Ella Albrecht von ‚BarBQ‘ ihre Bar-App für Göttingen vor und erzählten<br />

von den Herausforderungen des Gründens. Und im November schließlich<br />

gewährte Marko Weinrich (Foto), seit Juli <strong>2019</strong> Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Arineo, Einblicke in das Konzept ‚Employee Owned Company‘<br />

(EOC) beim neuen Göttinger IT-Dienstleister.<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

GESUNDHEıT<br />

www.mehralseinmagazin.de <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> Nr. 25 5 Euro<br />

Workshop<br />

Stark durch Krisen<br />

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Gesundheit im<br />

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Plastische Chirurgie<br />

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Was fällt Ihnen spontan zum Thema Plastische Chirurgie<br />

ein? Botox, Brustvergrößerungen und Fettabsaugung?<br />

Damit sind Sie nicht allein. Doch das Fachgebiet hat weit<br />

mehr zu bieten als nur die Befriedigung eines erträumten<br />

Schönheitsideals. Was genau, das zeigen wir in der aktuellen<br />

Ausgabe von <strong>faktor</strong>Gesundheit.<br />

Zusätzlich servieren wir Ihnen dazu noch ein weiteres Heft<br />

im Heft: das UMG Spezial! Wir stellen Ihnen Wolfgang<br />

Brück vor, den neuen Mann an der Spitze der Universitätsmedizin<br />

Göttingen, und nehmen den Status Quo sowie die<br />

Zukunftspläne unseres größten Arbeitgebers der Region genauer<br />

unter die Lupe.<br />

Möchten Sie ein Exemplar lesen? Dann schicken Sie einfach<br />

eine E-Mail an: redaktion@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Vom Entführungsüberlebenden<br />

zum Keynote-Speaker – das ist<br />

Marc Wallert. Im Jahr 2000 wurde<br />

er zusammen mit seinen Eltern<br />

bei einem Tauchurlaub entführt<br />

und mehrere Monate im malaysischen<br />

Dschungel festgehalten.<br />

Wie kann man so etwas überwinden?<br />

Wie kann man Stärke aus<br />

solchen Momenten ziehen?<br />

Wallerts Geschichte beschreibt eine Extremsituation, aber auch den<br />

Weg hinaus. Nach einem beeindruckenden Auftakt auf der 33. <strong>faktor</strong>-<br />

Business-Lounge (siehe ab Seite 12) gibt Wallert am 21. Februar 2020<br />

von 14 bis 18 Uhr in der <strong>faktor</strong>-Akademie zum Thema ‚Stark durch<br />

Krisen‘ einen exklusiven Workshop zur Stärkung der eigenen Resilienz.<br />

Sie erhalten Inspiration, wie Sie gestärkt aus Krisen hervorgehen,<br />

und erarbeiten gemeinsam Möglichkeiten, wie Sie mit Wallerts<br />

Dschungelstrategien Akzeptanz, Optimismus, Stresskompetenz, Selbstwirksamkeit,<br />

soziale Unterstützung sowie Fitness und Disziplin auch<br />

auf Ihren Alltag übertragen können.<br />

Interesse? Dann melden Sie sich jetzt an unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/workshop-marc-wallert<br />

14 4 |<strong>2019</strong>


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Wir kennen uns aus: Unsere Verteiler<br />

sind in den Verteilgebieten zu Hause.<br />

Wir besitzen großes Know-How über die<br />

geografischen und soziodemografischen<br />

Merkmale der Region.<br />

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E-Mail: info@teilstatt-verteilservice.de


aktuelles<br />

Erste Wohnung,<br />

faire Miete<br />

<strong>faktor</strong>-Akademie 2020<br />

Achtsam werden<br />

In einer immer schneller werdenden<br />

Welt, in Zeiten von permanenter<br />

Erreichbarkeit und steigendem<br />

Leistungsdruck durch die<br />

Gesellschaft ist es wichtig, sich<br />

auch mal wieder Zeit für sich<br />

selbst zu nehmen, herunterzukommen und einmal tief durchzuatmen. Genau zu diesem<br />

Zweck wurde das Google-Erfolgsprogramm Search Inside Yourself (SIY) entwickelt.<br />

In der <strong>faktor</strong>-Akademie am 8. und 9. November berichtete Coach Astrid Böttger (Foto)<br />

in einem vertiefenden Workshop darüber, wie SIY hilft, die Resilienz, Konzentration<br />

und Leistungsfähigkeit zu steigern und so das Stressmanagement zu verbessern.<br />

Hier lernten die Teilnehmer verschiedene Methoden zur Achtsamkeit im Alltag kennen<br />

– ein Training für emotionale Intelligenz, die als entscheidende<br />

Führungsqualität verstanden wird.<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Für uns wird<br />

gesorgt<br />

Um der Bedeutung des Themas und der großen Nachfrage gerecht zu werden, wird die<br />

<strong>faktor</strong>-Akademie im Jahr 2020 Seminare zu SIY und Meditation mit Astrid Böttger<br />

anbieten: am 25. April, 19./20. Juni, 10. Oktober sowie am 13./14. November.<br />

Weitere Infos unter: redaktion@<strong>faktor</strong>-magazin.de oder www.<strong>faktor</strong>events.de<br />

FOTO: PFH<br />

Ideen über Ideen<br />

Schüler entwickeln<br />

Zukunftskonzepte<br />

Am 15. November ging der fünfte<br />

‚Ideencampus Südniedersachsen‘ des<br />

ZE Zentrum für Entrepreneurship<br />

der PFH zu Ende. Während des<br />

zweitägigen Workshops mit<br />

Gründungsexperten und Unternehmern<br />

aus der Region arbeiteten<br />

51 Schüler daran, aus ihren Ideen realistische und umsetzbare Konzepte zu formen.<br />

In Impulsvorträgen, unter anderem von <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme (Foto),<br />

lernten sie, wie sie mit Rückschlägen und Scheitern erfolgreich umgehen können, und<br />

bekamen Tipps von Start-ups, wie sie ihren Traumberuf ver wirklichen. Am Ende kürte<br />

eine dreiköpfige Jury die besten von ihnen: zum Beispiel die Schülergruppe des<br />

Otto-Hahn-Gymnasiums, die ein umweltfreundliches Cool Pack aus Latex und<br />

Amaranth-Körnern entwickelte, und ein Team des Max-Planck- Gymnasiums für<br />

seine Idee eines ökologischen Fahrrad-Lieferservices in Göttingen.<br />

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4 |<strong>2019</strong> 17


unternehmen<br />

Harzer Hexenküche<br />

Südniedersachsen hat sein eigenes ‚Silicon Valley‘ – im beschaulichen Straßendorf<br />

Osterode-Lerbach werden Silikone und Gummi produziert, die weltweit Leben retten.<br />

<strong>faktor</strong> begleitet Sven Vogt durchs Werk bei KKT Frölich. Der geschäftsführenden Gesellschafter<br />

des Chemie unternehmens gibt Einblicke in seine Erfolgsrezepte und erzählt von seiner Mission,<br />

den Nachwuchs im Harz zu fördern.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

18 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2019</strong> 19


unternehmen<br />

20 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

An einem kühlen <strong>Winter</strong>morgen<br />

von Göttingen aus in den Harz zu<br />

fahren, ist schon ein besonderes<br />

Erlebnis. Die Natur zeigt sich in<br />

ihrer schönsten Pracht. Zwischen<br />

den Bäumen steigt der Nebel empor<br />

und scheint sagenhafte Gestalten<br />

uralter Mythen zum Leben zu<br />

erwecken. Eine asphaltierte Straße, kalt und nass,<br />

schlängelt sich die Berge hinauf. Die ‚echten‘ Oberharzer<br />

Autofahrer wissen genau, wie sie die kurvenreiche Strecke<br />

zu fahren haben und wann sie zum Überholen ansetzen<br />

müssen. Nichts für Flachlandfahrer und Dauerbremser.<br />

Wohl dem, der bei extremen Witterungsverhältnissen<br />

die richtige Bereifung hat und sich auf optimale<br />

Bodenhaftung verlassen kann.<br />

„Hatten Sie eine gute Fahrt hierher?“, begrüßt uns<br />

Sven Vogt wissend. Er ist der geschäftsführende Gesellschafter<br />

von KKT Frölich, einem mittelständischen Unternehmen,<br />

das unter anderem die Gummimischungen<br />

für Continental-Autoreifen produziert und mittlerweile<br />

bereits seit 20 Jahren auf seinem Posten. Als der promovierte<br />

Diplomkaufmann hier einstieg, war er gerade einmal<br />

27 Jahre alt, hatte sein Studium in Berlin beendet<br />

und als Werkstudent bei BMW, VW und Audi gearbeitet.<br />

Seine Entscheidung, eine Firma im Harz zu übernehmen,<br />

fiel im Jahr 1999. Als Vogt kam, hieß das Unternehmen<br />

allerdings noch ‚Ernst Frölich Gummiwerke‘ und war<br />

mit sieben Millionen DM verschuldet. Nachdem ein<br />

Übernahmeplan durch eine andere Firma scheiterte,<br />

entschied sich Vogt, selbst in die Bresche zu springen.<br />

Zusammen mit dem zweiten Geschäftsführer vom<br />

oberfränkischen Standort Pressig, Andreas Sandner,<br />

übernahm er den maroden Betrieb. „Ich hatte damals<br />

noch keine Familie und habe mir nicht wirklich Gedanken<br />

darüber gemacht, was es bedeutet, so viele Schulden<br />

zu übernehmen“, erzählt er gelassen. Denn KKT Frölich<br />

geht es heute wirtschaftlich sehr gut – und ihm persönlich<br />

auch. „Wenn meine frühere Chemielehrerin wüsste,<br />

dass ich heute ein Chemie unternehmen leite …“ Der<br />

47-Jährige lacht herzlich bei der Erinnerung an seine<br />

Schulzeit. „Chemie war nie meine Stärke“, sagt der gebürtige<br />

Sachsen-Anhalter. Seine Abiturzeit fiel genau in<br />

die Wende. Eine Umbruchzeit, in der viele Jugendliche<br />

damals recht orientierungslos waren, weil die traditionellen<br />

Berufswege über Nacht verschwanden. „Man studierte<br />

Medizin, Jura oder eben BWL – so wie ich.“<br />

KKT FRÖLICH IN LERBACH, einem Ortsteil von Osterode<br />

am Harz, ist eines von neun Werken der KKT Holding<br />

GmbH. Dazu gehören drei weitere Werke in<br />

Deutschland: Elastica – ebenfalls in Lerbach –, KKT<br />

Pressig in Oberfranken und Norsystec in der Nähe von<br />

Nordhausen. Jeder einzelne Unternehmensstandort hat<br />

sich auf eine spezielle Produktpalette ausgerichtet, ist<br />

autark und zugleich in der Gesamtproduktion vernetzt.<br />

Mit Stand orten in den USA, Mexiko, Tunesien, Rumänien<br />

und China hat das Unternehmen in den letzten zehn<br />

Jahren ein welt weites Netzwerk aufgebaut. Es gehört<br />

zum strategischen Ziel der KKT-Gruppe, sich am Markt<br />

sehr breit aufzustellen. „70 bis 80 Prozent der Wertschöpfung<br />

kommt dabei allein aus unseren eigenen Produktionsstätten<br />

– mit steigender Tendenz“, erklärt der<br />

Geschäftsführer, und ein wenig Stolz schwingt mit. Der<br />

Gesamtumsatz der Holding lag im Jahr 2018 bei<br />

ca. 60 Millionen Euro und wird in <strong>2019</strong> voraussichtlich<br />

ca. 65 Millionen Euro betragen. Als Vogt 1999 den<br />

Betrieb übernahm, lag der Umsatz gerade einmal bei<br />

16 Millionen Euro.<br />

„Wir versuchen dennoch, dem hohen Anspruch eines<br />

Familienunternehmens gerecht zu werden und ihn zu<br />

leben“, sagt Sven Vogt, der bis vor zehn Jahren nicht nur<br />

die Namen aller Angestellten, sondern auch die Namen<br />

von deren Kindern kannte. Am Standort Osterode mit<br />

rund 250 Mitarbeitern gelinge ihm das auch heute noch<br />

ganz gut, sagt er, aber bei 700 Mitarbeitern weltweit<br />

kann er dies natürlich nicht mehr durchhalten. Trotz<br />

Wachstum will KKT von seinem Selbstverständnis her<br />

ein Familienunternehmen bleiben, auch in Zukunft.<br />

Zur Person<br />

Geboren in Genthin in Sachsen-Anhalt, wuchs Sven Vogt<br />

in der ehemaligen DDR auf und erlebte die Jahre der<br />

Wiedervereinigung während seiner Abiturzeit. Kurz nach<br />

einem BWL-Studium in Berlin und seiner Promotion zog<br />

Vogt nach Osterode, wohin ihm später seine Frau folgte<br />

und sie eine Familie gründeten. Als geschäftsführender<br />

Gesellschafter der KKT Gruppe setzt er seit Jahren erfolgreich<br />

auf immer wieder verbesserte Organisationsstrukturen.<br />

Sein Bestreben ist es, die Wirtschaft und den<br />

Gemeinschaftssinn der Region Osterode zu fördern.<br />

4 |<strong>2019</strong> 21


unternehmen<br />

»Wir versuchen dennoch, dem hohen Anspruch eines<br />

Familienunternehmens gerecht zu werden und ihn zu leben. «<br />

DIE FRAGE, WAS DIE KKT GRUPPE nun eigentlich produziere,<br />

ist jedoch nicht in einem Satz zu beantworten.<br />

Gummi und Silikon, das können sie. ,Elastomerbauteile<br />

aus Gummi und Silikon‘ nennen es die Fachleute vor<br />

Ort. Aber auch Verbundteile wie ca. drei Millionen Umlenkhebel<br />

pro Jahr für alle Marken des VW-Konzerns<br />

und ebenso die gesamte Schaltabdeckung des Golf GTI<br />

mit Golfballoptik. Kein Flugzeug von Airbus fliegt ohne<br />

KKT-Dichtungen. Und auch wenn es mal brennt, ist<br />

KKT dabei. Nur zwei Firmen sind in Europa als Zulieferer<br />

für Feuerwehrmasken zertifiziert – eine davon ist<br />

KKT mit einem Produktionsvolumen von 300.000 Stück<br />

pro Jahr. Eine Werksführung durch den Produktionsprozess<br />

soll helfen, den Weg vom Naturkautschuk zur Feuerwehrmaske<br />

zu verstehen: Keimzelle ist die Elastica<br />

GmbH, die 2008 aus der KKT Frölich heraus gegründet<br />

wurde. Es sind verschlungene Pfade, die in die Produktion<br />

führen. Schmale Wege hinauf und hinunter – und<br />

spätestens nach der dritten Treppe und dem fünften<br />

Gang gibt der Orientierungssinn sich geschlagen. Der<br />

Ort Lerbach ist ein Straßendorf, das auf der einen Seite<br />

von Bergen und auf der anderen Seite vom Lerbach begrenzt<br />

wird – und so konnte auch das Werk mit Anbauten<br />

und Erweiterungen über Jahre nur in die Länge und<br />

Höhe wachsen und nicht in die Breite.<br />

„Die Elastica nennen wir liebevoll auch unsere Hexenküche<br />

und Backstube“, erklärt Vogt. Denn hier werden aus<br />

Kautschuk, Ruß und 15 und mehr anderen Pülverchen<br />

Rezepturen erstellt, die die Grundvoraussetzung für den<br />

Erfolg der KKT-Produkte darstellen. Denn Gummi ist<br />

nicht gleich Gummi. Das Anforderungsprofil an Gummiteile<br />

ist höchst komplex und vielseitig. Eine Feuer wehrmaske<br />

darf nicht brennbar sein, muss hohe Temperaturen<br />

aushalten und gleichzeitig dynamisch und hautverträglich<br />

sein – eine extreme Kombination, wie der<br />

Diplomkaufmann betont. Kabel für die Sauerstoffversorgung<br />

in der Medizin hingegen müssen flexibel und<br />

gleichzeitig so fest sein, dass sie nicht komplett zusammengedrückt<br />

werden können, damit, egal was passiert,<br />

immer Sauerstoff durch den Schlauch durchkommt –<br />

und gleichzeitig müssen die Reinheitsrichtlinien für medizinische<br />

Produkte eingehalten werden. Autoreifen<br />

müssen Temperaturen von –10 bis +30 Grad Celsius<br />

problemlos händeln. Und so weiter und so weiter – eine<br />

faszinierende Welt der Kausalitäten öffnet ihre Pforten.<br />

Für all das bilden die Rezepturen der ‚Hexenküche‘ die<br />

Grundlage. Hier wird eine elastische Grundmasse produziert,<br />

die sich dehnen lässt, aber nicht wie das fertige<br />

Gummi wieder in ihre ursprüngliche Form zurückfindet.<br />

Durch den hohen Anteil an beigemischtem Ruß erinnert<br />

das Zwischenprodukt an überdimensionale Lakritzstangen.<br />

EIN FERTIGES PRODUKT wie beispielweise Gummieinsätze<br />

für Feuerwehrmasken wird die schwarze Masse<br />

in einer angrenzenden Werkhalle. Mit einem kurzen<br />

Gang über den Hof hinein in die nächste Halle hat<br />

22 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Grundzutaten in der Hexenküche Die Farbe von Kautschuk (o.) reicht von creme- bis karamellfarben. Für die Produktion werden die<br />

weiteren benötigten Zusatzstoffe (u.) wie Alterungsschutzmittel und Prozesshilfsmittel in Schüsseln abgewogen.<br />

4 |<strong>2019</strong> 23


unternehmen<br />

,Lost Places‘ im Harz Im älteren Fabrikraum werden Öle und Ruße für Klein- und Sonderbedarfe abgewogen – eine schmutzige Angelegenheit.<br />

24 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2019</strong> 25


unternehmen<br />

Täuschend echt Was aussieht wie leckere Lakritzstangen, ist die mit Ruß versetzte Rohmischung, die zu Gummi weiterverarbeitet wird.<br />

26 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

man bereits das Unternehmen gewechselt und ist nun bei<br />

KKT Frölich. Vulkanisierung heißt hier das Zauberwort,<br />

um in der Metapher der Hexenküche zu bleiben. Erst Hitze<br />

um 140 bis 160 Grad Celsius bringt alle gewünschten<br />

Eigenschaften eines Produkts zusammen und schafft<br />

Form und Beständigkeit. „Wir stellen Produkte im High-<br />

End- Bereich her, denn mit Standorten in Deutschland<br />

braucht man nicht über den Preis zu kommen, da kommt<br />

es auf Technologie und Material- und Fertigungskompetenz<br />

an. Wir sind Problemlöser für unsere Kunden“, erklärt<br />

Vogt selbst bewusst und stolz. KKT zählt bei Atemschutztechnik,<br />

Luft- und Raumfahrt, Entkopplungs- und<br />

Schal tungs teilen in der Automobilindustrie und bei Steckverbindern<br />

auf dem Elektromarkt zu den Top Five in<br />

Europa.<br />

Sven Vogt ist ein Mittvierziger, der auf sympathische<br />

Weise bescheiden wirkt und gleichzeitig etwas sehr Verbindliches<br />

und Zielstrebiges in sich vereint. Er hat eine<br />

Mission – so könnte man es nennen. Und diese Mission<br />

lautet: „Als Unternehmen haben wir eine gesellschaftliche<br />

Aufgabe.“ Mehrmals wiederholt er diesen Satz,<br />

und es wird deutlich, wie stark es eine wahre Herzensangelegenheit<br />

für ihn ist, wirtschaftlichen Erfolg zu teilen.<br />

Dazu zählt, dass sein Unternehmen hilft, die Region<br />

zu stärken und damit eine Zukunft für die Kinder und<br />

Jugendlichen in der Harzregion zu schaffen. „Wir Erwachsenen<br />

können unser Leben selbst in die Hand nehmen,<br />

aber den Kindern müssen wir helfen – in allen Bereichen“,<br />

sagt der Geschäftsführer, der seit elf Jahren<br />

verheiratet ist und selbst zwei Töchter im Alter von acht<br />

und elf Jahren hat.<br />

4 |<strong>2019</strong> 27


unternehmen<br />

GEMEINSAM MIT RAINER GIESE vom Versicherungskontor<br />

Osterode ist KKT Hauptsponsor der Kinder-<br />

SportStiftung Harz. Deren größte Spendenaktion ist<br />

gleichzeitig eines der größten Events in Osterode: der<br />

Osteroder City BeachCup. So werden jedes Jahr im Sommer<br />

auf dem Kornmarkt 350 Tonnen Sand angefahren,<br />

und die Innenstadt wird zur Strandzone. „Mit den Spendengeldern<br />

unterstützen wir Kindergärten, Grundschulen<br />

und Vereine – seit Neuestem auch mit Erfolg die weiterführenden<br />

Schulen wie Realschule und Gymnasium“,<br />

erzählt Vogt, und seine Augen beginnen zu strahlen. Ob<br />

Stand-up-Paddling, Parkour oder Sportgeräte für die<br />

Kleinsten – Sport schaffe einen Gemeinschaftssinn, ein<br />

Zugehörigkeitsgefühl und eine Verantwortung füreinander.<br />

Dazu gehört für ihn unabdingbar auch die Integration<br />

von Kindern aus Migrantenfamilien. „Ich glaube,<br />

das Problem ist, dass wir alle falsch damit umgehen. Wir<br />

sollten die Integration viel mehr leben, um zu zeigen,<br />

dass beispielsweise Familien mit Kindern aus Syrien keine<br />

Gefahr sind, sondern eine Chance“, so der zweifache<br />

Vater. Und er erzählt, wie ihm die Tränen kamen, als ein<br />

syrischer Freund seiner Tochter berichtete, wie seine<br />

Großeltern vor seinen Augen starben. „Und nun erklären<br />

Sie diesem Jungen, warum Menschen in Deutschland ihn<br />

hassen …“ Ein kurzes Schweigen setzt ein, weil ihm die<br />

Worte fehlen. Integration ist ein Thema, das sich im Leben<br />

des Sven Vogt auf vielen Ebenen wiederfindet. Er engagiert<br />

sich nicht nur als Sponsor, sondern schafft Netzwerke<br />

innerhalb der Region zwischen Unternehmen und Lernpatenschaften<br />

oder Schulen, ist im Vorstand des MEKOM-<br />

Regionalmanagements und sucht auch bei KKT immer<br />

wieder nach Möglichkeiten, die Lebenssituationen junger<br />

Menschen zu verbessern. „Als ich vor 20 Jahren hier einstieg,<br />

haben wir erst einmal angefangen, auszubilden“,<br />

erzählt er. „Vorher gab es nur das amerikanische Prinzip<br />

des Learning by Doing.“ In diesem Jahr feierten einige<br />

aus der ersten Azubi-Generation ihr 20-jähriges Betriebsjubiläum.<br />

„Was mich besonders freut: Wir haben inzwischen<br />

sogar die ersten KKT-Kinder von Angestellten, die<br />

sich im Betrieb kennengelernt haben und nun Familie<br />

sind. Diese haben natürlich später einen Arbeitsplatz bei<br />

uns sicher“, sagt der Geschäftsführer mit einem Augenzwinkern.<br />

Und die Azubis bekommen bei KKT nicht nur<br />

das übliche Ausbildungsprogramm, sondern jeder Azubi<br />

hat zusätzlich einen Mentor an seiner Seite, der ein Stück<br />

weit hilft, sich in der Welt des Erwachsenwerdens zu orientieren.<br />

„Ohne ein gutes Team könnten wir nicht erfolgreich<br />

sein“, so Vogt. „Wenn der General vorn steht und sagt:<br />

‚Auf in den Kampf!‘ und hinter ihm steht keiner, dann kann<br />

er nur die weiße Fahne schwenken.“ Das ist wahr.<br />

28 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Ein langer Weg Bevor die Gummiteile fertig zur<br />

Auslieferung sind, gehen sie durch viele Hände – von<br />

der Walze (links) über die Spritzgießmaschine für<br />

die Rohteile (rechts o.) bis hin zur Qualitätskontrolle<br />

der noch heißen Artikel (Mitte) – wie hier bei einem<br />

Gummi einsatz für Feuerwehrmasken. Schlussendlich<br />

wird den fast fertigen Teilen an der Kaltengratungs -<br />

anlage noch der letzte Schliff verliehen (unten).<br />

EIN UNTERNEHMEN MIT ZUKUNFTSAUSRICHTUNG.<br />

Aber wie sieht es in Zeiten von Fridays for Future mit<br />

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung aus? Durch<br />

den Vulkanisationsprozess bilden sich Molekülketten im<br />

Werkstoff, die nicht wieder aufgehoben werden können.<br />

Das bedeutet: Gummi bleibt Gummi und kann nicht in<br />

einem Recyclingverfahren wieder zu einem neuen Gummiprodukt<br />

werden. Dennoch: „In dem Moment, wo wir<br />

anfangen, uns zu rechtfertigen, haben wir schon verloren“,<br />

sagt Vogt. Was nicht heißen soll, dass sie keine<br />

Verantwortung übernehmen. „Unsere Herausforderung<br />

für die nächsten Jahre wird lauten: Wie kann ich es erreichen,<br />

dass ich die Produkte wiederverwenden kann –<br />

dass sie nicht auf dem Schrott landen“, ergänzt er. Denn<br />

Gummi mit einer Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren<br />

wird derzeit lieber mit anderen Bauteilen zusammen verschrottet,<br />

weil es günstiger ist. Ziel von KKT sei es,<br />

durch Leichtbau weniger Materialeinsatz zu erreichen,<br />

Hohlräume, wo möglich, zu integrieren. Und: Ein großes<br />

Projekt sei die umweltschonende Gewinnung von<br />

Ruß. Ruß ist ein Abfallprodukt der Benzinherstellung<br />

aus Erdöl, soll aber in den kommenden Jahren durch<br />

Ruß aus Recyclingpapier ersetzt werden.<br />

Doch es ist leicht, den Finger auf die Industrie zu richten<br />

und die Verantwortung von sich als Einzelperson<br />

fortzuschieben. „Wir als Menschen sind auch daran beteiligt“,<br />

sagt Vogt. „Wir verlangen von einem Produkt<br />

eine unwahrscheinlich hohe Qualität und allen Komfort,<br />

wollen gleichzeitig aber weniger Plastik.“ Als Beispiel<br />

nennt er die E-Mobilität, die von vielen als Heilbringer<br />

der Nachhaltigkeit und Energiewende gefeiert wird. Man<br />

überlege einmal, wie viele Meter Kabel in einem Elektroauto<br />

verbaut werden? Die Isolierung ist aus Gummi.<br />

Strom, WLAN, Autoreifen – auf welchen Luxus wollen<br />

wir verzichten? CO 2 und Abrieb auf den Straßen entsteht<br />

vor allem durch das Bremsen und Anfahren. Also<br />

lautet nicht die dringende Frage, wie sich Infrastrukturen<br />

so steuern lassen, dass der Verkehr fließender<br />

4 |<strong>2019</strong> 29


unternehmen<br />

Nützliche Helferlein Diese Teile aus Kunststoff mit Gummiverbindung von KKT befinden sich in der Schaltung eines jeden VWs.<br />

wird? Vogt wirft viele Fragen auf, die uns in der Zukunft<br />

noch oft begegnen werden.<br />

UND WIE SIEHT ES MIT SEINEN ZUKUNFTSZIELEN<br />

für KKT aus? „Wir wollen unsere Kompetenz im Automobil-Bereich<br />

und im Industriesektor noch weiter ausbauen.<br />

Aber es ist eher ein langsames und gezieltes<br />

Wachstum, das wir anstreben. Und hier am Standort<br />

sind wir baulich an unserer Grenze angelangt“, sagt er.<br />

Und schließlich habe er auch noch eine Familie, die ihm<br />

sehr wichtig sei. Seine Töchter aufwachsen zu sehen und<br />

seinem Hobby, dem Skifahren, nachzugehen – und nicht<br />

zu vergessen: Zeit mit seiner Frau zu verbringen. „Ohne<br />

sie wäre vieles nicht möglich. Sie ist das Rückgrat unserer<br />

Familie und nimmt als Syndikusrechtsanwältin eine<br />

wichtige Funktion im Unternehmen wahr“, sagt der<br />

Ehemann. Nach vielen anstrengenden Jahren, in denen<br />

er das Unternehmen aus den roten in die schwarzen<br />

Zahlen geführt hat, genießt er den Freiraum, den er sich<br />

inzwischen etwas mehr leisten kann. „Ich würde, wenn<br />

ich heute KKT noch einmal übernehmen würde, vieles<br />

anders machen. Aber ich würde es immer wieder tun.<br />

Dass ich meine eigene Unternehmensphilosophie leben<br />

kann, das ist einmalig.“ ƒ<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

Was zunächst im kleinen Lerbach, einem Stadtteil<br />

von Osterode, im Jahr 1932 unter dem Namen Ernst<br />

Frölich Gummiwerke seinen Anfang fand, ist heute<br />

zu einem international agierenden Unternehmen mit<br />

acht Standorten auf vier Kontinenten geworden.<br />

Dank der breit angelegten Produktpalette aus Gummiund<br />

Kautschukmischungen, Leder in Ergänzung mit<br />

Kunststoffen für die Automobilindustrie, Spritzgussformen<br />

und vielem mehr gehören namhafte Konzerne<br />

aus allen Bereichen der Wirtschaft zu den Kunden der<br />

KKT-Gruppe – wie etwa VW, Siemens oder Airbus.<br />

www.kkt-group.com<br />

30 4 |<strong>2019</strong>


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32 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Der<br />

Weihnachtsbaum-Mann<br />

Markus Billen sorgt in zahlreichen Haushalten<br />

Südniedersachsens für stimmungsvolle Momente:<br />

Mit seiner Forstbaumschule in Bösinghausen<br />

ist er der größte Weihnachtsbaumproduzent<br />

und -händler der Region.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Und im Dezember kommen dann immer<br />

die ganzen Lkw und liefern die Weihnachtsbäume<br />

zum Gelände von Billen<br />

Forst ...“ Als Markus Billen diesen Gesprächsfetzen<br />

aus einer Unterhaltung<br />

im Freundeskreis aufschnappt, traut er<br />

seinen Ohren nicht. „Ihr glaubt allen Ernstes, die liefern<br />

uns die Bäume?“, sagt er und geht irritiert dazwischen.<br />

Erstaunte Blicke in der Runde. Natürlich kann er diese<br />

Aussage nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen,<br />

denn der Diplom-Forst ingenieur erntet in seinem Betrieb,<br />

der bereits seit 1987 besteht, unter vollem Einsatz<br />

jährlich eine fünfstellige Zahl von Bäumen. Ein Großteil<br />

davon sind Weihnachtsbäume, die in der Hochsaison in<br />

großen Stückzahlen von seinem Betriebsgelände in<br />

Waake- Bösinghausen abgeholt und zu Händlern und Verkaufsständen<br />

in der ganzen Region gebracht werden.<br />

4 |<strong>2019</strong> 33


unternehmen<br />

»Die Qualität unserer Bäume hat uns zu einer etablierten<br />

Forstbaumschule und zum größten Weihnachtsbaumproduzenten<br />

und -händler zwischen Kassel und Hannover wachsen lassen. «<br />

34 4 |<strong>2019</strong><br />

„Dieser Irrtum herrscht wohl bei vielen Einheimischen<br />

aus der Gegend vor“, erklärt Billen schmunzelnd. Denn<br />

wer nur das Betriebsgelände sieht, ahnt nichts von seinen<br />

50 Hektar Anbaufläche im Umkreis von 50 Kilometern.<br />

Fünf feste Mitarbeiter und 15 Saisonmitarbeiter sorgen<br />

hier das Jahr über für den perfekten Wuchs. Dabei züchtet<br />

Billen längst nicht nur Weihnachtsbäume, sondern<br />

betreibt auch eine Forstbaumschule. Der geschäftigste<br />

Jahresabschnitt beginnt für sein Team, wenn viele Menschen<br />

sich lieber ins gemütliche Wohnzimmer vor ihren<br />

holzbefeuerten Kamin zurückziehen. Denn sobald die<br />

Blätter nach dem ersten Frost gelb werden, steht nicht<br />

nur die Ernte der Weihnachtsbäume kurz bevor, sondern<br />

es geht auch raus auf die Wirtschaftsflächen zum Setzen<br />

der nächsten Generation an jungen Bäumen. Die Pflanzzeit<br />

endet im Frühjahr, wenn die ersten Laubbäume wieder<br />

austreiben – Unterbrechungen gibt es nur bei gefrorenem<br />

Boden.<br />

NEBEN DEN KÖRPERLICHEN ANFORDERUNGEN machen<br />

Billen in den letzten Jahren auch zunehmend viele<br />

geänderte Rahmenbedingungen zu schaffen. „Es ist<br />

schwierig, Saisonarbeiter für diesen anstrengenden Job<br />

zu verpflichten. Meistens kommen sie aus Polen“, berichtet<br />

der 59-Jährige, dessen Lieblingsbaum die Schwarzerle<br />

ist. Und auch die klimatischen Bedingungen fordern<br />

Forstwirten eine immer größere Flexibilität ab. „Wir<br />

mussten in den letzten Jahren öfter mit Extremwetterlagen<br />

wie Hagel, Sturm oder Trockenheit zurechtkommen“, erzählt<br />

Billen. „Durch die milderen <strong>Winter</strong> endet unsere<br />

Pflanzzeit bereits drei Wochen früher als noch vor<br />

20 Jahren.“ Die Trockenheit der vergangenen beiden<br />

Jahre hingegen stellt für den aus dem hessischen Dietzhölztal<br />

stammenden Baumliebhaber kein so großes Problem<br />

dar. Denn Nordmanntannen als Pfahlwurzler verkraften<br />

Extremwetterlagen gut. Dieses Zusammenspiel<br />

mit der Umwelt bildet für Billen einen Kern des Geschäfts.<br />

Seine nachhaltige und umweltschonende Baumproduktion<br />

ist vom Deutschen Institut für Gütesicherung und<br />

Kennzeichnung zertifiziert. Seine Pflanzungen umfassen<br />

immer Bäume aus verschiedenen Pflanzjahren. Deshalb<br />

werden sie nie komplett gerodet. „So entwickeln sich<br />

wertvolle Biotope für unzählige Vögel, Insekten und viele<br />

andere Lebewesen“, erklärt Billen. Er unterstreicht damit,<br />

dass der eigene Weihnachtsbaum, wenn er auch nur<br />

eine kurze Nutzungsdauer habe, definitiv nachhaltiger<br />

sei als die ,pflegeleichte‘ Kunststoffalternative.<br />

Um die Bodenpflege an einigen seiner Standorte kümmern<br />

sich übrigens die acht Shropshire-Schafe von Billens<br />

Frau. Dabei handelt es sich um die einzige Schafrasse, die<br />

allergisch gegen Nadelbäume ist – so bleiben die Bäume<br />

stets unverbissen.<br />

„DIE QUALITÄT UNSERER BÄUME HAT UNS zu einer etablierten<br />

Forstbaumschule und zum größten Weihnachtsbaumproduzenten<br />

und -händler zwischen Kassel und<br />

Hannover wachsen lassen“, erklärt der Hobby-Mountainbiker<br />

mit stolzer Brust. Doch die wachsende Konkurrenz<br />

durch Großmärkte und Internet, die fallenden Holzpreise<br />

und Probleme bei der Verpflichtung von qualifiziertem<br />

und zuverlässigem Verkaufspersonal für die<br />

16 Weihnachtsverkaufsstände in Südniedersachsen machen<br />

auch der Billen Forst zu schaffen.<br />

Die Vorfreude auf das alljährliche Weihnachtsgeschäft<br />

lässt sich Markus Billen davon allerdings niemals schmälern.<br />

Wenn die Kunden kurz vor den Festtagen nach Bösinghausen<br />

kommen und bei Bratwurst und Glühwein<br />

,ihren‘ Baum finden und absägen, dann erinnert ihn diese<br />

Stimmung stets zurück an seine Kindheit – daran, wie er<br />

als kleiner Junge Jahr für Jahr mit seinem Vater in den<br />

Wald ging, um gemeinsam den Weihnachtsbaum für die<br />

Familie zu schlagen. So blickt er trotz aller Schwierigkeiten<br />

positiv in die Zukunft. „Weihnachten war immer etwas<br />

Besonderes und wird es bleiben. Und der Weihnachtsbaum<br />

gehört nach wie vor für die meisten Menschen<br />

zum Fest mit der Familie.“ ƒ


Blackbit<br />

DR. MATTHIAS REICHART<br />

NOTAR UND FACHANWALT FÜR BAU- UND<br />

ARCHITEKTENRECHT UND MIET- UND WEG-RECHT<br />

KARL-HEINZ MÜGGE<br />

FACHANWALT FÜR<br />

STRAFRECHT UND STEUERRECHT<br />

MARCO ENGELHARDT<br />

FACHANWALT FÜR VERKEHRSRECHT<br />

UND MIET- UND WEG-RECHT<br />

ROBERT CARL<br />

FACHANWALT FÜR<br />

BAU- UND ARCHITEKTENRECHT<br />

GERO GEIßLREITER<br />

RECHTSANWALT<br />

VERWALTUNGSRECHT<br />

YVONNE WAUKER<br />

RECHTSANWÄLTIN<br />

STRAFRECHT<br />

ERIK PREISS<br />

RECHTSANWALT<br />

MIET- UND WEG-RECHT<br />

BERNHARD DAAMEN<br />

NOTAR a.D. UND FACHANWALT FÜR<br />

VERSICHERUNGSRECHT UND ARBEITSRECHT<br />

WALTER STURM<br />

FACHANWALT FÜR<br />

VERKEHRSRECHT<br />

In Kooperation mit<br />

Kanzlei Dr. Reichart, Kriesten, Mügge<br />

Bertha-von-Suttner-Straße 9 • 37085 Göttingen<br />

Tel.: (0551) 707 28-0 • www.rkm-goettingen.de


PROFIL<br />

Frischer Wind für Büros !<br />

Struckmeier sorgt für die passende Arbeitsatmosphäre<br />

Jens Barwinske und Thomas Kleinert<br />

Vor einigen Jahren war es noch blanke<br />

Theorie, nun hält die Erlebniswelt<br />

immer mehr Einzug in die Bürolandschaften.<br />

Um heute gute Leistungen in der<br />

Wissensgesellschaft erbringen zu können, reichen<br />

funktionale und ergonomische Aspekte<br />

beim Arbeiten nicht mehr aus. Sie sind eher<br />

Grundvoraussetzungen, aber nicht mehr die<br />

Kür. Das neue Motto lautet: Wechsle die Atmosphäre<br />

– je nach Aufgabe.<br />

Ein positiver Effekt der Digitalisierung ist,<br />

dass die Daten, die zum Arbeiten benötigt<br />

werden, oft nicht mehr an nur einen Arbeitsplatz<br />

gebunden sind. Dadurch kann jeder Mitarbeiter<br />

mit seinen Daten „wandern“. Diese<br />

neu gewonnene Freiheit erlaubt eine neue<br />

Fokussierung auf die Arbeitsweise:<br />

Wie konzentriert muss gearbeitet werden?<br />

Wie viel Kommunikation mit Kollegen ist sinnvoll?<br />

Wie viele kreative Impulse werden für die<br />

Lösung der Aufgaben benötigt? Gibt es Regenerationsmöglichkeiten<br />

im Büro?<br />

Aus diesem Mix entstehen heute unterschiedliche,<br />

individuelle Bürolandschaften.<br />

Kleine Rückzugsräume, wohnliche Meetingpoints,<br />

kreative Besprechungsräume und sogar<br />

Räume für Sport, Spiel oder gemeinsames<br />

Kochen im Unternehmen. Wer denkt, dass<br />

hier nur von hippen Marketingagenturen die<br />

Rede ist, der irrt.<br />

Das Team der Struckmeier GmbH durfte<br />

gemeinsam mit ihren Kunden immer häufiger<br />

solche Raumkonzepte entwickeln. Von<br />

den Göttinger Verkehrsbetrieben, Sycor, der<br />

Sparkasse Göttingen, CSL Plasma, der heimischen<br />

Touristeninformation, Refratechnik bis<br />

zum Studentenwerk der Göttinger Universität.<br />

Überall wird mehr auf Arbeitsatmosphäre und<br />

Erlebniselemente geachtet, die oft mit geringem<br />

Aufwand erzielt werden können.<br />

STRUCKMEIER GIBT ES INZWISCHEN seit<br />

mehr als 85 Jahren. Seitdem sind die beiden<br />

Geschäftsfelder Bürobedarf und Büroeinrichtung<br />

stetig gewachsen. Mit der Erfahrung der<br />

letzten Jahrzehnte und einer Neuausrichtung<br />

am Puls der Zeit führen Jens Barwinske und<br />

Thomas Kleinert das Unternehmen zukünftig<br />

in der dritten Generation. Dabei besinnt man<br />

sich auf die alten Werte, die sich in dem Firmenmotto<br />

„Wir richten es ein“ darstellen. Es<br />

bedeutet, dass das Struckmeier-Team sich darauf<br />

ausrichtet, die Kundenwünsche möglich<br />

zu machen.<br />

Traditionell kann im Bürobedarf-Fachmarkt<br />

und der großen Einrichtungs-Ausstellung viel<br />

ausprobiert und getestet werden. Das ist als<br />

Ergänzung zur eher bildorientierten Internetwelt<br />

sehr hilfreich. Ein Bürostuhl ist heutzutage<br />

fast wie ein Maßanzug einstellbar. Dafür<br />

Sycor<br />

Sparkasse Göttingen<br />

Sycor


Beclever Werbeagentur<br />

CSL Plasma Göttingen<br />

Studentenwerk Göttingen<br />

Das Büro wird wohnlich: Für gute Arbeitsergebnisse sind zukünftig immer mehr gute Arbeitsatmosphären wichtig.<br />

muss der passende Stuhl aber auch beraten<br />

und getestet werden.<br />

Atmosphären wollen erlebt werden und<br />

auch Spezialthemen wie Akustik, Licht, Farbe,<br />

Pflanzen und Medientechnik sollten nicht<br />

anhand eines Fotos diskutiert werden. Dafür<br />

sind die über 2000 qm großen Ausstellungsflächen<br />

gedacht.<br />

Diese bewähren sich auch, wenn neueste<br />

Technik verwendet wird, um den Kunden ihre<br />

neuen Räume näherzubringen. Bei Struckmeier<br />

können geplante Räume bereits vorab<br />

virtuell erlebt werden. So können schon einmal<br />

unterschiedliche Situationen simuliert<br />

werden: Was sieht der Kunde, wenn er im Eingang<br />

steht? Kommt die Mitarbeiterin noch an<br />

die Fachbücher im obersten Regal? Mit der<br />

VR-Brille testet der Kunde mit echten Maßen,<br />

so können Fehler bereits vor der Umsetzung<br />

vermieden werden. Noch mehr Sicherheit erhält<br />

der Kunde, wenn er die Möbel und die<br />

neue Atmosphäre auch noch ausprobieren<br />

kann.<br />

DIE PRODUKTVIELFALT und die damit verbundenen<br />

Einrichtungsmöglichkeiten nehmen<br />

derart zu, dass ein Kunde bei der Neugestaltung<br />

seiner Büros schlichtweg überfordert ist.<br />

Zusätzlich halten neue agile Arbeitsmethoden<br />

immer mehr Einzug in die Unternehmen. Was<br />

häufig sogar zu Generationskonflikten in der<br />

Arbeitsweise führen kann.<br />

STRUCKMEIER BEGEGNET DIESER PROBLE­<br />

MA TIK mit eigenen Workshops, in denen ganz<br />

zu Anfang eines Umgestaltungsprozesses die<br />

Frage gestellt wird: Wie möchten Sie im Unternehmen<br />

in Zukunft arbeiten?<br />

Diese simple Frage hat erhebliche Auswirkungen<br />

auf den Erfolg eines Unternehmens.<br />

Erstaunlich ist, welchen positiven Effekt die<br />

Klärung dieser Frage auf die Unternehmenskultur,<br />

die Ablaufprozesse, die Effektivität<br />

und natürlich auch die räumliche Umgebung<br />

hat. Das Ergebnis ist für Struckmeier ein<br />

räumliches Briefing, mit dem die Innenarchitekten<br />

in die Planungsphase gehen können.<br />

Für die Kunden bedeuten solche Workshops<br />

oft mehr Klarheit in der Art und Weise<br />

der Zusammenarbeit. Manchmal sind sie<br />

auch der Beginn eines Change-Management-<br />

Prozesses, weil durch die Aufgabe, gemeinsam<br />

die zukünftige Arbeit zu gestalten, viele<br />

strukturelle Themen erst bewusst werden.<br />

Sicher ist, dass unsere Gesellschaft an einem<br />

Wendepunkt der Arbeitswelt steht. Diesen<br />

zu begleiten und immer neue Umgebungen<br />

für unterschiedliche Arbeitsweisen zu<br />

ent wickeln, ist für Struckmeier eine Herausforderung,<br />

die Spaß macht.<br />

KONTAKT<br />

System-Büro Struckmeier GmbH<br />

Karl-Arnold-Straße 4<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 506690<br />

info@struckmeier.de<br />

www.struckmeier.de


unternehmen<br />

Lösungen, die verändern<br />

,Innovation: Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein<br />

bestimmtes Problem, besonders die Einführung eines neuen Produkts oder die<br />

Anwendung eines neuen Verfahrens‘ – so definiert das bekannteste deutsche<br />

Wörterbuch, der Duden, den Begriff ,Innovation‘ in der Wirtschaft. Viel besser<br />

auf den Punkt gebracht lässt sich Innovation wohl nur zusammenfassen mit:<br />

dem 17. Innovationspreis des Landkreises Göttingen.<br />

Einmal mehr reichten <strong>2019</strong> rund 100 Gründer, mittelständische Unternehmen,<br />

weltweit agierende Konzerne und Bildungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftler<br />

und Studierende sowie soziale Projekte ihre Bewerbung ein. Und wieder<br />

zeigt sich an der Vielfalt, dem Zeitgeist und der Kreativität dieser Projekte: Unsere<br />

Region ist eine mit Potenzial und vor allem mit zukunftsfähigen, innovativen Gedanken!<br />

Mit dem Innovationspreis haben die Teilnehmer alljährlich die Möglichkeit,<br />

ihre Ideen, Produkte und Dienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit aus<br />

Wirtschaft, Politik, Forschung, Kultur und Verwaltung zugänglich zu machen.<br />

38 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

So geschehen vor allem am 14. November, als die Gewinner (siehe Seite 40) im<br />

voll besetzten Deutschen Theater in Göttingen vor mehr als 450 Gästen gebührend<br />

gefeiert wurden. Insgesamt 13 Preise im Wert von insgesamt 30.000<br />

Euro wurden an diesem Abend vergeben – ebenso wie die goldenen Reiter-<br />

Skulptur-Pokale, entworfen von dem Künstler Christian Jankowski (mehr zu<br />

ihm gibt es übrigens ab Seite 138 zu lesen).<br />

Unterstützt wurde der von der WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen<br />

ausgeschriebene Wettbewerb von den Sparkassen Göttingen, Duderstadt,<br />

Münden und Osterode am Harz sowie von der EAM, dem Measurement<br />

Valley und dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen<br />

und Klimaschutz. <strong>faktor</strong> gratuliert allen Teilnehmern zu ihrem Ideenreichtum!<br />

TEXT LEA VAN DER PÜTTEN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2019</strong> 39


unternehmen<br />

DIE GEWINNER<br />

Kategorie Gründer und Jungunternehmen (0 bis 2 Jahre)<br />

1. PLATZ<br />

IndiScale GmbH, Göttingen<br />

LinkAhead – Thinking Data Management Ahead<br />

Die Idee: Anpassung der Link-Ahead-Software an die dynamische Realität und<br />

somit eine Verbesserung des Datenmanagements, sei es beim Auffinden von<br />

Daten oder bei der Suche von Altdaten<br />

2. PLATZ<br />

freibeik – Iris-Sabine Langstädtler, Bremen<br />

freibeik – Fahrradfahren neu erleben<br />

Die Idee: ein Gelenk, das unter dem Fahrradsattel montiert wird und dazu<br />

führt, dass der Sattel sich den natürlichen Hüftbewegungen anpasst, was<br />

Rückenschmerzen und andere körperliche Beschwerden verringern soll<br />

3. PLATZ<br />

Abbundzentrum Seulingen, Seulingen<br />

Neugestaltung des Abbundprozesses<br />

Die Idee: Entlastung von Handwerksunternehmen im holzverarbeitenden<br />

Gewerbe mittels dreidimensionaler Modellplanung und durch den Einsatz<br />

einer neuen computergestützten vollautomatisierten Anlage<br />

Kategorie Bewerber mit bis zu 20 Mitarbeitern<br />

1. PLATZ<br />

GoePaTec GmbH, Göttingen<br />

GoePaTec MSGo 2.0 – Digitalisierung in der Fertigung<br />

Die Idee: Entwicklung des Software- und Hardwarekonzepts MSGo, mit dem<br />

sich Preise kalkulieren, das Lager verwalten und die Fertigung organisieren lässt;<br />

Verfügbarmachen von Wissen einzelner Mitarbeiter für alle durch die Einbindung<br />

von Bildern, Zeichnungen und Erläuterungen sowie einer Kommentarfunktion<br />

2. PLATZ<br />

MeyerundKuhl Spezialwäschen GmbH, Hardegsen<br />

Testverfahren – Waschleistung – kontaminierte PSA<br />

(Persönliche Schutzausrüstung)<br />

Die Idee: mit einem Spezialverfahren nachweisen, dass die Schutzbekleidung von<br />

Feuerwehrkräften nach der Reinigung frei ist von krebserregenden Stoffen und<br />

damit gesundheitsunschädlich<br />

3. PLATZ<br />

Img.ai, Göttingen<br />

Automatisierung des Spermiogramms<br />

Die Idee: ein Prototyp, mit dem künftig Spermiogramme präziser und sekundenschnell<br />

ausgewertet und in der Datenbank hinterlegt werden können und somit<br />

die Arbeit von Kinderwunschzentren erleichtert und optimiert werden kann<br />

Kategorie Unternehmen mit über 20 Mitarbeitern<br />

1. PLATZ<br />

KWS SAAT SE, Einbeck<br />

Erntezeitpunkt Silomais online bestimmen<br />

Die Idee: anhand von Satellitenbildern für Kunden den optimalen Erntezeitpunkt<br />

von Silomais bestimmen<br />

2. PLATZ<br />

Eisenhuth GmbH & Co. KG, Osterode am Harz<br />

RaSaNT-Hybrid<br />

Die Idee: ein Greifer, der mit vielen unterschiedlichen Kunststoff- oder<br />

Metallbauteilen umgehen kann und somit zur Automatisierung von der<br />

Serienfertigung von Hybridbauteilen beiträgt<br />

3. PLATZ<br />

Leitec – Firmengruppe, Heilbad Heiligenstadt<br />

leitec Hybridkollektor mit innovativer Steuerung<br />

Die Idee: Entwicklung eines Hybridkollektors mit der dazugehörigen<br />

Steuer- und Regelungstechnik zur Stabilisierung des Betriebs und zur<br />

Optimierung des Energieertrags<br />

Sonderpreis Umwelt<br />

Nefino GmbH, Hannover<br />

Location Intelligence für die Windindustrie<br />

Die Idee: Entwicklung einer Analysesoftware, die die Standorte von Windkraftanlagen<br />

bewertet, wodurch schnell beurteilt werden kann, ob eine Weiternutzung,<br />

ein Rückbau oder eine Erneuerung von bestehenden Anlagen<br />

wirtschaftlich sinnvoll ist<br />

Sonderpreis Integration und Soziales<br />

Fahrschule am Bahnhof, Göttingen<br />

Zurück in den Beruf mit dem No Handicap Truck<br />

Die Idee: Absolvierung einer zwölfwöchigen Ausbildung zum Berufskraftfahrer<br />

für Menschen mit einer Querschnittslähmung oder mit einer Beinprothese<br />

Sonderpreis Wissenschaft und Bildung<br />

DEMOCRACY Deutschland e. V., Göttingen<br />

Digitales Politikcontrolling & Wahlempfehlung<br />

Die Idee: eine App, die das Abstimmungsverhalten von Bundestagsabgeordneten<br />

transparent und für jedermann nachvollziehbar darstellt, wodurch Nutzer über<br />

aktuelle Gesetzesvorhaben abstimmen können und so herausfinden, welcher<br />

Abgeordnete im Laufe der Zeit über die verschiedenen Politikbereiche hinweg<br />

am ehesten ihre Interessen vertritt<br />

Sonderpreis Messtechnik<br />

Nokra GmbH, Sessenschmidt GmbH, Fachhochschule Südwestfalen<br />

Heißmesszelle für die Schmiedeindustrie<br />

Die Idee: die Möglichkeit, bis zu 1.250 Grad Celsius heiße Teile sofort nach dem<br />

Umformprozess dem Förderband zu entnehmen, geometrisch zu messen und<br />

zu prüfen, wodurch der Produktionsprozess insgesamt effizienter gemacht und<br />

der Ausschuss minimiert werden soll<br />

40 4 |<strong>2019</strong>


Wir sind innovativ !<br />

www.fh-bifo.de<br />

www.arineo.de<br />

www.harz-hilft.org<br />

www.goepatec.de<br />

www.stemcell.med.uni-goettingen.de/<br />

www.energieagentur-goettingen.de<br />

www.drk-georgia-augusta.de/<br />

kinderhospiz-sternenlichter<br />

www.gesunder-wmk.de<br />

www.eisenhuth.de<br />

www.leitec.de<br />

www.rlc-goettingen.de<br />

www.nokra.de<br />

Stil<br />

❉ LEBENSART UND WOHNKULTUR IN SÜDNIEDERSACHSEN<br />

www.regiolanda.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.innovationspreis-goettingen.de


unternehmen<br />

„Es gibt Führungsarbeit,<br />

aber keine Führungskräfte“<br />

Die Arineo GmbH hat eine turbulente Entwicklung hinter sich. Innerhalb eines halben Jahres ist das<br />

Göttinger IT-Unternehmen von 30 auf 200 Mitarbeiter gewachsen.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg des Start-ups: das Prinzip der kollegialen Führung.<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Im Dezember 2018 wurde die Arineo GmbH gegründet – sie soll perspektivisch eine EOC werden, eine<br />

Employee Owned Company: Das Unternehmen soll nach zehn Jahren zu 100 Prozent den Mitarbeitern<br />

gehören. Gleichzeitig hat sich das IT-Unternehmen entschieden, auf eine klassische hierarchische Organisation<br />

zu verzichten und setzt auf das Prinzip der kollegialen Führung. Seit der Gründung entwickelt sich die<br />

Arineo hochdynamisch. Was mit 30 Mitarbeitern begann, hat inzwischen über 200 Mitarbeiter. Ein Quartett<br />

von ihnen – Wibke Jellinghaus (Projektmanagerin und im Aufsichtsrat), Ruven Heybowitz (Chief Transformation<br />

Officer und im Aufsichtsrat), Christian Lemburg (Solution Architect), Lea Barchewitz (Projektmanagerin<br />

und Agile-Coach) – sprechen im Interview darüber, was ,ihr‘ Unternehmen so erfolgreich macht.<br />

Die Arineo stellt in zweifacher Hinsicht eine Besonderheit<br />

dar: Sie ist in der Organisationsstruktur als eine Employee<br />

Owned Company (EOC) aufgebaut und setzt als Organisationsprinzip<br />

auf das der kollegialen Führung. War das von<br />

Anfang an Ziel bei der Neugründung?<br />

Christian Lemburg: Zu einer EOC-Inhaberstruktur, bei<br />

der jeder Mitarbeiter auch Inhaber ist, passt die kollegiale<br />

Führung natürlich sehr gut. Aber die Entscheidung<br />

für beides lief unabhängig voneinander. Zuerst war klar,<br />

dass wir eine EOC gründen wollten. Erst zeitlich deutlich<br />

danach haben wir uns dafür entschieden, uns auf die<br />

kolle giale Führung einzulassen, um unser Bedürfnis nach<br />

einer besseren Managementstruktur zu befriedigen.<br />

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen kollegialer<br />

Führung und einer klassischen Hierarchie mit Managementstrukturen?<br />

Wibke Jellinghaus: Im Gegensatz zu einer klassischen<br />

hierarchischen Führungsstruktur, die im Grunde eine<br />

Linienorganisation ist, bietet die kollegiale Führung die<br />

Möglichkeit, eine Multihierarchie einzuführen. Es gibt<br />

zwar weiterhin Führungsarbeit, aber keine Führungskräfte,<br />

weil diese Führungsrollen rotieren und immer wieder<br />

von anderen wahrgenommen werden. Das geschieht<br />

in Teams, die sich sowohl planend als auch aufgabenverteilend<br />

selbst organisieren und eine gewisse Finanzentscheidungsbefugnis<br />

haben. Das ermöglicht eine ver-<br />

42 4 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Auf einer Ebene Wibke Jellinghaus, Ruven Heybowitz, Lea Barchewitz und Christian Lemburg (v.l.) arbeiten mit kollegialer Führung<br />

bei Arineo ganz ohne eine klassische Linien-Hierarchie.<br />

besserte Bearbeitung von Entscheidungssituationen, weil<br />

dazu das konkrete Expertenwissen und das Wissen um<br />

genaue Informationen zur Problemstellung genutzt wird<br />

– und nicht eine entfernte Führungskraft, die sich mit den<br />

Details gar nicht auskennen kann.<br />

Können Sie das etwas konkreter machen?<br />

Lemburg: Nehmen wir ein Projekt, bei dem eine Priorisierungsentscheidung<br />

über den Einsatz von Mitarbeitern<br />

ansteht. Die klassische Lösung ist, dass das über zwei<br />

oder drei Stufen die Hierarchie hochtransportiert wird.<br />

Auf jeder Stufe müssen Sie darüber berichten, worum es<br />

geht. Dabei geht die konkrete Information über den Fall<br />

oft verloren oder wird simplifiziert. Auch das Fachwissen<br />

zur Entscheidung, beispielsweise die Ressourcenlage, ist<br />

oben in der Hierarchie nicht vorhanden. Also werden im<br />

Ergebnis suboptimale Entscheidungen getroffen, die<br />

nicht immer im Gesamtinteresse des Unternehmens sind.<br />

Ruven Heybowitz: In klassischen Unternehmen lassen<br />

sich regelmäßig politisch motivierte Machtkämpfe um<br />

Personal und andere knappe Ressourcen beobachten, die<br />

für alle Beteiligten frustrierend sind und erfahrungsgemäß<br />

nicht zu einer optimalen Allokation führen. Diese<br />

haben wir weitestgehend eliminiert, indem wir die Entscheidungsautonomie<br />

in die Projektteams verlagert haben,<br />

weil diese Entscheidungen schneller und in höherer<br />

Qualität treffen können als Manager in einer klassischen<br />

Linienorganisation. Wir sehen, dass die Rate an einvernehmlicher<br />

Konfliktlösung dadurch zunimmt.<br />

Jellinghaus: Eine weitere Beobachtung ist, dass wir<br />

durch die kollegiale Führung die Geschwindigkeit und<br />

Genauigkeit bei Entscheidungen verbessern konnten.<br />

Ein weiterer Nutzen ist, dass die kollegiale Führung den<br />

Mitarbeitern die Gelegenheit gibt, sich selbst kreativ in<br />

Arbeitsabläufe und die Organisationsgestaltung einzubringen.<br />

Und da wir lauter sehr gut ausgebildete und<br />

motivierte Mitarbeiter haben, haben sie dieses Bedürfnis<br />

auch.<br />

Heybowitz: Auch das unternehmerische Bewusstsein<br />

verändert sich positiv. In klassischen Organisationen behalten<br />

Manager Einnahmen und Ausgaben im Auge,<br />

zentrale Abteilungen koordinieren Reisen, Beschaffungsfragen<br />

etc. Wir versuchen sicherzustellen, dass die Mitarbeiter<br />

möglichst alle relevanten Informationen haben,<br />

um kluge Entscheidungen treffen zu können. Diese<br />

4 |<strong>2019</strong> 43


unternehmen<br />

Transparenz erzeugt verantwortungsvolles Verhalten im<br />

Umgang mit Ressourcen. Wenn man weiß, was im Portmonee<br />

ist, kann man auch besser beurteilen, was man<br />

sich leisten kann.<br />

Welche Nachteile oder Probleme sind beim Umstieg auf die<br />

neue Führungskultur aufgetreten?<br />

Lea Barchewitz: Die größte Hürde war, sich bewusst zu<br />

machen, dass es ein Prozess ist, sich die kollegiale Führung<br />

bei uns noch entwickelt und wir eher am Anfang<br />

dieses Prozesses stehen. Mit der klassischen Hierarchie<br />

sind gewisse Strukturen verlorengegangen, die auch<br />

Sicherheit geben oder Weichen stellen. Beispiel Mitarbeiterjahresgespräch:<br />

Mit wem spreche ich über Gehalt<br />

oder persönliche Weiterentwicklung, wenn die Führungskraft<br />

weg ist? Das erfordert sehr viel Kommunikation<br />

– und dass man alle Mitarbeiter dabei mitnimmt.<br />

Gleichzeitig steigt durch die kollegiale Führung auch<br />

der Kommunikationsaufwand an, weil auf einmal viel<br />

mehr Leute mitreden.<br />

Wo klappt es noch nicht?<br />

Barchewitz: Unsere neuen Mitarbeiter, die aus einer<br />

klassischen Hierarchie kommen, müssen sich zunächst<br />

daran gewöhnen, selbst Verantwortung zu übernehmen<br />

– das kann für einige zunächst eine Herausforderung<br />

darstellen. Innerhalb der kollegialen Führung wird die<br />

Strukturierung der Arbeit von einer Zuteilung durch<br />

den Chef hin zu einer selbstorganisierten Arbeitsweise<br />

durch den Mitarbeiter ersetzt. Das hat auch viel mit<br />

Zeitmanagement zu tun. Eine weitere Veränderung<br />

kommt auf frühere Führungskräfte zu, da das alte Rollenbild<br />

und die hiermit verbundenen Aufgaben einer<br />

Führungskraft entfallen. Damit fällt der Titel weg, über<br />

den man sich vielleicht vorher stark definiert hat, und<br />

damit auch Macht und Einfluss. Es kann mitunter<br />

schwierig sein, diese Rolle abzulegen.<br />

Jellinghaus: Der Mensch kann sich mit Vertrauen und<br />

Freiräumen besser entwickeln. Er wird nicht kreativ,<br />

wenn er sich Sorgen macht oder das Eigenbedürfnis<br />

nach Sinnerfüllung in seiner Tätigkeit nicht erfüllt wird.<br />

Das wird gerne als leere Floskel abgetan, aber das ist es<br />

im Alltag überhaupt nicht, denn: Ich muss meinen Kollegen<br />

vertrauen, weil ich selbst nie alles wissen kann.<br />

Wir sehen, dass es tatsächlich funktioniert. Mit der Organisationsform<br />

ist eine hohe Effizienz verbunden.<br />

Lemburg: Aber natürlich knirscht es überall – wir sind<br />

ein neues Unternehmen, und wir sind innerhalb von einem<br />

halben Jahr von 30 auf 200 Mitarbeiter gewachsen.<br />

Normalerweise würde man sagen, dass das nur ein<br />

totales Chaos geben kann. Und ja, das war teilweise totales<br />

Chaos, in einigen Bereichen ist die Effizienz auch<br />

erst einmal gesunken, was aber durch andere Produktivitätseffekte<br />

mehr als ausgeglichen wurde. Daher haben<br />

wir trotzdem Gewinne gemacht. Das heißt, wir haben<br />

noch ein hohes Potenzial, das wir rausholen können,<br />

wenn es effizient läuft. Da sind wir aber noch nicht und<br />

können wir auch nicht sein.<br />

Heybowitz: Umgekehrt wären wir wahrscheinlich mit<br />

einer klassischen Struktur für dieses schnelle Wachstum<br />

viel zu langsam und unflexibel gewesen. Wenn man den<br />

Mitarbeitern detailliert vorgibt, was sie zu tun haben,<br />

tun sie regelmäßig auch nur das. Wir hatten in der Anfangsphase<br />

schlicht eine sehr lange Liste an Aufgaben,<br />

die es zu erledigen galt, und waren darauf angewiesen,<br />

dass sich Personen finden, die sich diese Aufgaben zutrauen<br />

und sie dann einfach übernehmen. Das hat in beeindruckender<br />

Weise funktioniert und war insbesondere<br />

für die Ex-Führungskräfte eine wichtige Erfahrung: Man<br />

kann die Menschen einfach machen lassen.<br />

Agilität in Projektteams – also sich schnell an sich verändernde<br />

Rahmenbedingungen anpassen – gilt als ein wesentliches<br />

Rezept in Unternehmen, um auf immer kürzere Innovationszyklen<br />

zu reagieren. Welche Hürden existieren in<br />

klassischen Unternehmen, um agiler zu werden?<br />

Barchewitz: Ein Hindernis sind die Strukturen und die<br />

Kommunikationswege. In der Agilität ist Transparenz in<br />

Kommunikation und Information das höchste Gut, sodass<br />

man seine Arbeitsinhalte immer wieder auf den<br />

neusten Stand bringen und anpassen kann. In klassischen<br />

Unternehmen erweist es sich als schwierig, über<br />

die Hierarchieebenen unternehmensübergreifend zu<br />

kommunizieren – die eine Abteilung weiß oft nicht, was<br />

die andere macht. Und dass man eigeninitiativ die Hierarchie<br />

umgeht und direkt mit Kollegen aus anderen Abteilungen<br />

spricht, ist nicht gern gesehen. In der Agilität reden<br />

wir aber auch von einer Fehlerkultur – also Fehler<br />

möglichst früh machen, um daraus zu lernen, und die<br />

weiteren Schritte daran anpassen. In großen Unternehmen<br />

ist diese Fehlerkultur allerdings nicht so stark ausgeprägt.<br />

Mit Agilität ist letztlich auch ein Wandel des<br />

Mindsets in einem Unternehmen verbunden. Aber den<br />

zu verändern, ist ein langwieriger Prozess.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Arineo GmbH<br />

Paulinerstr. 12<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 521380<br />

info@arineo.com<br />

www.arineo.com<br />

44 4 |<strong>2019</strong>


präsentiert:<br />

Erfolgreiche Entscheider<br />

aus der Region<br />

Südniedersachsen<br />

4 |<strong>2019</strong> 45


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDER<br />

Uns kann man kein X<br />

für ein U vormachen<br />

Cohn in Göttingen – die Experten für Spiralfedern und professionelle Zerspanungsmechanik<br />

Andreas Funke, Geschäftsführer<br />

46 4 |<strong>2019</strong><br />

In der Luft liegt der Geruch von Öl und Metall.<br />

Der Lärm der Fräsen und Dreh maschinen<br />

macht die Verständigung schwer.<br />

Dirk Overkamp, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

von Cohn Spiralfedern + Gerätebau<br />

GmbH, führt durch die Werkhalle, in der elf<br />

Fräs- und sieben CNC-Drehmaschinen stehen.<br />

Hier werden Bauteile für die Laser-, Wägeund<br />

Optikindustrie, die Medizintechnik, die<br />

Garnie rungsindustrie und für die Durchflussmesstechnik<br />

hergestellt. Und natürlich werden<br />

auch Federn produziert: Wurmfedern, Zugfedern,<br />

Blattfedern, Überlastfedern oder Knickschutzspiralen,<br />

teils maschinell oder im Bedarfsfall<br />

auch ganz manuell. „Das ist dann<br />

pure Handarbeit“, so Overkamp. Federn sind<br />

auch das ursprüngliche Geschäft von Cohn<br />

Spiralfedern, so der 53-Jährige, der schon seit<br />

1990 dem Betrieb angehört.<br />

DAMALS SUCHTE DER GELERNTE FEIN­<br />

MECHANIKER nach seiner Ausbildung und<br />

verschiedenen Anstellungen nach neuen Herausforderungen.<br />

Bei Cohn Spiralfedern fand<br />

er sie: „Hier konnte ich mich ausprobieren.“<br />

Der Weg zur neuen Anstellung war nicht unbedingt<br />

klassisch. Statt der Bewerbung auf<br />

eine Anstellung wurde Overkamp gefragt, ob<br />

er nicht bei Cohn Spiralfedern anfangen wolle,<br />

Firmeninhaber Roland Funke suche Verstärkung<br />

für sein wachsendes Unternehmen. Und<br />

Overkamp wollte. 2005 wagte er den nächsten<br />

Schritt und fragte bei Funke senior an, ob er in<br />

den Betrieb mit einsteigen könne.<br />

In den Betrieb hineingeboren wurde dagegen<br />

Andreas Funke, Sohn von Roland Funke.<br />

„Nach meiner Lehre bei Sartorius zum Werkzeugmacher<br />

bin ich in den Betrieb meines Vaters<br />

eingestiegen“, erinnert sich der gebürtige<br />

Göttinger. Erst als Dreher und Fräser in der<br />

Produktion, dann in der Geschäftsführung.<br />

Der 48-Jährige schätzt die tägliche Herausforderung,<br />

die sein Beruf mit sich bringt. „Man<br />

kann gestalten und entwickeln.“<br />

BEIDE INHABER KOMMEN aus der Praxis<br />

und wissen, worum es in ihrem Bereich geht:<br />

„Uns kann man kein X für ein U vormachen.“<br />

Die Zusammenarbeit der beiden läuft Hand<br />

in Hand. Zeit, um selbst gelegentlich an der<br />

Fräse zu stehen, bleibt allerdings kaum – sehr<br />

zum Bedauern von Overkamp.<br />

Dafür haben Overkamp und Funke ein gut<br />

ausgebildetes Team. Beiden ist es wichtig, dass


PROFIL<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Dirk Overkamp, Geschäftsführender Gesellschafter, am neuen 5achs-Bearbeitungszentrum Hedelius T7<br />

das Verhältnis zu den Mitarbeitern stimmt.<br />

„Wir sind ein familiengeführter Betrieb mit einem<br />

guten Betriebsklima und einem gut funktionierenden<br />

Miteinander“, so Funke.<br />

DER GÖTTINGER TRADITIONSBETRIEB hat<br />

sich in den Jahren seit seiner Gründung 1946<br />

stetig weiterentwickelt und neue Geschäftsfelder<br />

für sich eröffnet. Die Herstellung von<br />

Federn macht dabei nur noch einen kleinen<br />

Teil des Umsatzes aus, was Funke und Overkamp<br />

mit einer gewissen Wehmut berichten.<br />

Der Schwerpunkt der Produktion liegt im<br />

Drehen und Fräsen von Edelstahl, NE-Metal len<br />

und Kunststoffen. Das Unternehmen kann auf<br />

einen stattlichen Maschinenpark mit CNC-Fräsen<br />

und Drehmaschinen blicken. „Durch den<br />

Einsatz von 5-Achs CNC-Fräsen wird die Fabrikation<br />

besonderer Werk stücke ermöglicht“,<br />

erklärt Overkamp und zeigt dabei an einem<br />

Werkstück die verschiedenen Bearbeitungsebenen.<br />

Der Einsatz von großen Fahrständer-<br />

3-Achs- Bettfräsmaschinen ist für das Unternehmen<br />

ein Alleinstellungsmerkmal in der<br />

Region.<br />

Durch den Platzmangel am Standort lagern<br />

Halbzeuge und Materialien sowie fertige Produkte<br />

in Paternoster-Regalen. „Die Investition<br />

in eine neue 5-Achs-CNC-Fräsmaschine mit<br />

großen Verfahrwegen, ermöglicht uns auch,<br />

dass wesentlich größere Bauteile – wie etwa<br />

ein sogenannter Strahlfänger, der in der optischen<br />

Industrie seine Verwendung findet<br />

– produziert werden können.“ Gefräst aus einem<br />

Stück Aluminium.<br />

DER BETRIEB HAT DEN ERSTEN SCHRITT<br />

Richtung Digitalisierung und Wirtschaft 4.0<br />

getan – die Arbeitsabläufe haben sich mit<br />

den Jahren deutlich geändert. „ Mittlerweile<br />

müssen die Fräsen und Drehmaschinen<br />

nicht mehr nur direkt vor Ort programmiert<br />

werden, wir haben auch sogenannte CAD-<br />

CAM-Arbeits plätze, die ein Programmie ren<br />

vom Schreibtisch aus ermöglichen“, so Funke.<br />

Die Investition in die Zukunft ist Funke und<br />

Overkamp sehr wichtig. Nur so könne man<br />

am Markt bestehen. „Man muss ein Gespür<br />

dafür entwickeln, was kommt.“ Und das werden<br />

laut Overkamp komplexe Bauteile sein,<br />

etwas, was Cohn Spiralfedern + Gerätebau<br />

beherrscht.<br />

TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE<br />

KONTAKT<br />

COHN Spiralfedern + Gerätebau GmbH<br />

Karl-Arnold-Straße 6c<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 633 92 86<br />

info@cohn-goettingen.de<br />

www.cohn-goettingen.de<br />

4 |<strong>2019</strong> 47


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDER<br />

Ästhetik und Präzision<br />

– das zeichnet Prenc Dental aus.<br />

„Wir arbeiten nachhaltig<br />

mit unseren Partnerinnen<br />

und Partnern zusammen,<br />

um das optimale Ergebnis<br />

für Zahnersatz zu<br />

bekommen.“<br />

48 4 |<strong>2019</strong><br />

Prenc Dental gehört zu den Erfolgsgeschichten<br />

in Göttingen. Das Dentallabor<br />

mit Sitz in der Bühlstraße 19 und<br />

am Opernplatz in Frankfurt am Main bietet im<br />

Bereich Zahntechnik erstklassige Resultate.<br />

Zahntechnikermeister Blaz Prenc vertritt die<br />

Meinung, dass qualitativ hochwertige Ergebnisse<br />

in seinem Berufsfeld nur möglich sind,<br />

wenn drei Faktoren perfekt zusammenspielen:<br />

hohe Anforderungen der Klienten in Hinblick<br />

auf Ästhetik, beste Ausbildung der Mitarbeiter<br />

und ein gemeinsames Gefühl für den Geist<br />

und das Schönheitsideal der Zeit.<br />

PRENC HAT SEINE LIEBE ZUR ZAHNTECH­<br />

NIK bereits früh entdeckt: „Ich bin mit zwölf<br />

Jahren immer nach der Schule in das Dentallabor<br />

gegangen, das seinen Sitz in meinem Elternhaus<br />

hatte. Da durfte ich zuschauen und<br />

auch manchmal mithelfen“, erinnert sich der<br />

gebürtige Göttinger an die für ihn prägende<br />

Zeit. Mit 16 begann er – quasi von Haus aus<br />

bestens ausgestattet mit Fachwissen – dann<br />

seine Lehre zum Dentaltechniker.<br />

Es folgten verschiedene Anstellungen in<br />

Dentallaboren. „Danach war ich im Praxislabor<br />

einer Zahnarztpraxis angestellt und hatte<br />

direkten Kontakt zu den Kunden, dabei konnte<br />

ich mein Können noch einmal nachhaltig<br />

verfeinern.“ Es folgten zwei Jahre Ausbildung<br />

zum Zahntechnikermeister. „Ich habe neben<br />

der Arbeit die Schule besucht und die Prüfung<br />

abgelegt“, die Schule lag in Frankfurt am Main.<br />

Vollkeramische Versorgungen, Non-Prep<br />

und Minimal-Prep-Veneers, Kombi- und Teleskoptechnik,<br />

Ästhetische Implantologie sind<br />

nur einige Produkte, die seine Labore anbieten.<br />

„Wir dokumentieren alle Besprechungsund<br />

Behandlungsergebnisse mit State-ofthe-Art-Technik.“<br />

Auch das Equipment und<br />

Ambiente seiner beiden Standorte ist modern<br />

und exklusiv. „Es soll den Erwartungen unserer<br />

ambitionierten Kundschaft entsprechen.“<br />

Kunden seien in beiden Laboren nach Anmeldung<br />

herzlich willkommen.<br />

DER UMGANG MIT DEN KUNDEN ist für<br />

Prenc ein wichtiger Faktor. Denn nur durch<br />

den persönlichen Kontakt und die persönliche<br />

Beratung kann am Ende die Qualität herauskommen,<br />

für die sein Labor bekannt ist: bestmögliche<br />

Ergebnisse, wenn es um Zahnersatz<br />

und Zahnästhetik geht. „Jeder Patient hat eine<br />

andere Vorstellung von dem, was er sich von<br />

unserer Arbeit wünscht. Und erst durch den<br />

persönlichen Austausch kann ich darauf dann<br />

auch entsprechend eingehen.“ Zu seinem Service<br />

zählen so selbstverständlich auch Hausbesuche.<br />

Der 42-Jährige hat sein Labor so aufgebaut,<br />

dass es sich für alles zuständig fühlt, was<br />

die Produktion von erstklassigen Resultaten<br />

möglich macht: eine individuell auf den Kunden<br />

abgestimmte Beratung, auftragsgemäße<br />

Ausführung und termingerechte Lieferung,<br />

gepaart mit Respekt, Charme und dem Anspruch<br />

auf Premiumarbeit.<br />

Prenc gründete sein erstes eigenes Labor<br />

in einer Doppelgarage in seiner Heimatstadt.<br />

„Das war in einer Zeit, in der sich viele große<br />

Labore verkleinern mussten, ich hingegen<br />

habe expandiert.“ Heute sitzt sein Labor in einem<br />

historischen Gebäude in der Bühlstraße,<br />

am Eingangsbereich ein dezentes Schild, pas-


PROFIL<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Bei Tageslicht bestimmt Zahntechnikermeister Blaz Prenc (l.) bei der persönlichen Farbauswahl am Patienten Kurt R. Stratemann<br />

send zu seiner Kundschaft. Sowohl in Göttingen<br />

als auch in Frankfurt am Main zählen zahlreiche<br />

Prominente aus Politik, Adel und High<br />

Society zu seinen Kunden. „Wir zeichnen uns<br />

dadurch aus, dass wir keine Massenware produzieren,<br />

sondern uns auf unser Handwerk<br />

verlassen.“ Und das überzeuge Kunden und<br />

Zahnärzte. „Wir arbeiten nachhaltig mit unseren<br />

Partnerinnen und Partnern zusammen,<br />

um das optimale Ergebnis für Zahnersatz zu<br />

bekommen.“<br />

BEI IHM HABE DAS PRÄDIKAT Made in<br />

Germany einen besonders hohen Stellenwert,<br />

denn – und da ist sich Prenc sicher – ähnliche<br />

Erzeugnisse aus Fertigungen außerhalb der<br />

EU würden sicher nicht die bei ihm erwarteten<br />

oder geforderten Qualitätskriterien erfüllen.<br />

Das Feedback, das er für seine Arbeit bekommt,<br />

spricht dafür: „Wir haben eine unglaubliche<br />

Resonanz von unseren Kunden.<br />

Sie sind über die Maßen zufrieden.“<br />

Seine Mitarbeiter sind handverlesen. „Ich<br />

habe ein Team aus Spezialisten, die sehr<br />

viel Erfahrung in unserem Premium sektor<br />

mitbringen.“ Prenc legt größten Wert darauf,<br />

dass sie sich kontinuierlich weiter bilden<br />

und auch die dafür notwendige Motivation<br />

mitbringen. Nur so könnten die Vorstellungen<br />

seiner anspruchsvollen Klientel in<br />

Form von feinster Zahnästhetik umgesetzt<br />

werden.<br />

DEN SCHWERPUNKT SEINER ARBEIT<br />

legt der Zahntechnikmeister auf funktionelle<br />

Ästhetik, sein Steckenpferd: „Ich schätze es, WWW.prenc-dental.de<br />

meine Kunden zu beraten, ihnen aufzuzeigen,<br />

was möglich ist und was eventuell auch zu<br />

weit gehen könnte.“<br />

KONTAKT<br />

PRENC DENTAL in Göttingen<br />

Dass er mit der Leitung seines Unternehmens<br />

erfolgreich ist, zeigt die beeindruckende 37073<br />

prenc dental Bühlstraße GmbH 19· Bühlstraße 19 · 37073 Göttingen<br />

t +49 (0)551<br />

Göttingen<br />

900 46 50 · info@prenc-dental.de<br />

Liste seiner Patienten, auf die Prenc mit Stolz Tel. 0551 900 46 50<br />

blickt.<br />

info@prenc-dental.de<br />

www.prenc-dental.de<br />

TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE<br />

4 |<strong>2019</strong> 49


PROFIL<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

TOPENTSCHEIDER<br />

Handel im Wandel<br />

Technische Innovationen und ein großes Sortiment – Thorsten Metz leitet seit 17 Jahren<br />

Saturn Göttingen.<br />

Thorsten Metz ist bei Saturn Göttingen<br />

ein echtes Urgestein. Seit 2002 ist er<br />

Geschäftsführer, bereits davor war er<br />

als Trainee bei dem Elektronikgroßhändler beschäftigt.<br />

„Als ich hier anfing, gab es bei uns<br />

noch Videokassetten und Röhrenfernseher,“<br />

erinnert sich der Familienvater. Heute habe<br />

sich das Sortiment grundlegend geändert, im<br />

Angebot sind Smartphones, sprachgesteuerte<br />

Bluetooth-Boxen oder Tablets. „Ich denke,<br />

dass in Zukunft dann vermehrt E-Roller, Drohnen,<br />

3D-Drucker, faltbare Smartphones oder<br />

auch Streamingdienste das Angebot bestimmen<br />

werden.“<br />

NICHT NUR DAS WARENANGEBOT hat<br />

sich massiv verändert, auch das Geschäftsmodell<br />

ist ein anderes. „Früher waren wir ein<br />

komplett dezentraler Markt mit alleinigen<br />

Kompetenzen über Preise, Sortiment, Lieferanten<br />

und Werbestrategien.“ Metz erinnert<br />

sich noch daran, dass er und seine Kollegen<br />

damals einmal pro Woche bei den Wettbewerbern<br />

in Göttingen, Northeim und Duderstadt<br />

vorbeischauten, um Sortiment und<br />

Preise zu vergleichen. „Heute gibt es Algorithmen,<br />

die Preise berechnen und Angebote<br />

vergleichen.“<br />

50 4 |<strong>2019</strong><br />

DURCH DIE DIGITALISIERUNG sei der<br />

Markt vollkommen transparent. Saturn habe<br />

bei der Symbiose von On- und Offline eine<br />

echte Marktführerposition, betont Metz. Der<br />

entscheidende Vorteil gegenüber dem reinen<br />

Internetversandhandel: Die begehrtesten Waren<br />

hat der Markt vor Ort vorrätig, alle anderen<br />

Warengruppen sind im Onlineshop verfügbar.<br />

„Reserviert der Kunde online ein vorrätiges<br />

Produkt, kann er es nach 15 Minuten bei uns<br />

im Markt abholen.“ Metz will den Service, den<br />

sein Haus bietet, sogar noch weiter aus- und<br />

aufbauen. „Die angebotenen Dienste werden<br />

bei den Kunden immer wichtiger, wir wollen<br />

den bestmöglichen Service bieten.“ Dabei<br />

geht es nicht nur um Dinge wie die klassische<br />

Lieferung und die Installation von Großgeräten,<br />

Saturn in Göttingen bietet individuelle<br />

Beratungen zum Beispiel zu Handyverträgen<br />

oder Finanzierungsmöglichkeiten, zu Garantieverträgen,<br />

Stromanbietern und Streamingdiensten.<br />

„Wir vermitteln auch Techniker, die<br />

beispielsweise zu unseren Kunden nach Hause<br />

fahren, um einen Router anzuschließen,<br />

oder wir bereiten beispielsweise Notebooks,<br />

Spielekonsolen und Navigationsgeräte in unserem<br />

Markt so vor, dass der Kunde ohne lästiges<br />

Einrichten sofort loslegen kann.“<br />

THORSTEN METZ IST HÄNDLER durch<br />

und durch, sein Motto: „Handel ist Wandel.“<br />

Etwas, das ihn schon früh begeistert hat. „Ich<br />

stehe jeden Tag auf und weiß nicht, was heute<br />

passieren wird, wen ich treffe und mit welchen<br />

Fragestellungen ich mich befassen darf.“<br />

Dazu gehören neben dem ständigen Blick<br />

auf die Wirtschaftlichkeit auch ein gutes<br />

Arbeitsklima und eine wertschätzende Menschenführung.<br />

KONTAKT<br />

Saturn Göttingen<br />

Einkaufszentrum Carré<br />

Weender Straße 75<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 49950<br />

www.saturn.de<br />

TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE


PROFIL<br />

Intelligent Schließen<br />

Die Stadie GmbH sorgt mit hohem Anspruch für Sicherheit.<br />

Nach verschiedenen leitenden Tätigkeiten,<br />

zuletzt bis 2013 als Prokurist<br />

eines Göttinger Traditionsunternehmens,<br />

entschied sich Andreas Stadie (Foto),<br />

sein eigenes Unternehmen für die Projektierung<br />

und Betreuung von Schließanlagen zu<br />

gründen: die Stadie GmbH.<br />

DIE AUSWAHL DER RICHTIGEN PRODUKTE,<br />

auch in Bezug auf Funktion und Budget, die<br />

Planung der Schließfunktionen, das Aufmaß<br />

und die fachgerechte Montage der Komponenten<br />

sind für das Unternehmen dabei die<br />

Grunddisziplinen. Darüber hinaus gibt es<br />

immer wieder Situationen, die es zu berücksichtigen<br />

gilt: Werden zum Beispiel Vorgaben<br />

in Bezug auf die Rettungswegsituation übersehen,<br />

kann dies zu Ärger, Zeitverlust und in<br />

der Regel zu zusätzlichen Kosten führen. Zusätzlich<br />

gewinnt die Integration von Fremdsystemen<br />

in elektronische Schließsysteme<br />

immer mehr an Bedeutung.<br />

ÄUSSERST WICHTIG IST DER STADIE<br />

GMBH zudem die Betreuung nach der<br />

eigentlichen Projektierung. Eine ordentliche<br />

Archivierung von Planungsunterlagen,<br />

Schließplänen und Sicherungskarten sowie<br />

schnelle Beschaffungswege sind ein Garant<br />

für eine reibungslose Abwicklung im Nachgang.<br />

Aber auch die Betreuung und Erweiterung<br />

von bereits bestehenden Anlagen<br />

wird hier mit dem gleichen hohen Anspruch<br />

behandelt.<br />

KONTAKT<br />

Stadie GmbH<br />

Raseweg 4<br />

37124 Rosdorf<br />

Tel. 0551 78951355<br />

mail@stadie.de<br />

www.stadie.de


wissen<br />

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist:<br />

… auf wirtschaftlicher Ebene eine lebbare, konkret<br />

umsetzbare Alternative für Unternehmen<br />

verschiedener Größen und Rechtsformen.<br />

Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung<br />

von Unternehmenserfolg werden anhand<br />

gemeinwohlorientierter Werte definiert.<br />

… auf politischer Ebene ein Motor für<br />

rechtliche Veränderung. Ziel des Engagements<br />

ist ein gutes Leben für alle Lebewesen und den<br />

Planeten, unterstützt durch ein gemeinwohlorientiertes<br />

Wirtschaftssystem.<br />

Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit,<br />

soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung<br />

sind dabei die zentralen Werte.<br />

… auf gesellschaftlicher Ebene eine Initiative der<br />

Bewusstseinsbildung für Systemwandel, die auf dem<br />

gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler<br />

Menschen beruht. Die Bewegung gibt Hoffnung und Mut<br />

und sucht die Vernetzung mit anderen Initiativen.<br />

Sie versteht sich als ergebnisoffener, partizipativer,<br />

lokal wachsender Prozess mit globaler Ausstrahlung –<br />

symbolisch dargestellt durch die Löwenzahn-Sämchen<br />

im Logo. (Quelle: www.ecogood.org/de/idee-vision)<br />

52 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Ethik statt Egoismus<br />

Gemeinwohl-Ökonomen und Anhänger des Bedingungslosen Grundeinkommens in Südniedersachsen<br />

treiben gemeinsam den Wertewandel in unserer Gesellschaft voran.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Während die einen die Klimakatastrophe<br />

auf uns einstürzen sehen, prophezeien<br />

die anderen die weltweite<br />

Wirtschaftskrise. Manche sehen zwischen<br />

den beiden Horrorszenarien<br />

keinen Zusammenhang, manche machen die ressourcenverbrauchende<br />

und profitorientierte Wirtschaft und Finanzwelt<br />

für alle Probleme verantwortlich. Die Lösungsvorschläge,<br />

um dieser gigantischen Probleme Herr zu<br />

werden, sind höchst unterschiedlich und reichen vom<br />

einfachen ,Weiter so‘ über viel kritisierte Klimakonferenzen<br />

und -pakete bis hin zu kaum greifbaren Maßnahmenkatalogen<br />

und Rettungsschirmen für Banken. Die<br />

nächste Generation scheint mit dieser Herangehensweise<br />

nicht einverstanden und geht freitags demonstrieren.<br />

Stellt sich die Frage, worauf dies alles hinauslaufen soll<br />

– besser, man stellt es sich nicht allzu genau vor …<br />

Dies behaupten zumindest sowohl die Anhänger der<br />

Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) als auch die des Bedingungslosen<br />

Grundeinkommens. Beide vereint das Ziel<br />

einer fairen Gesellschaft, die Platz für Entfaltung bietet<br />

und Rücksicht auf die endlichen Ressourcen unseres Planeten<br />

nimmt.<br />

AKTIV IN ERSCHEINUNG GETRETEN ist in den vergangenen<br />

Monaten im südniedersächsischen Raum insbesondere<br />

die Göttinger Regionalgruppe der in Österreich<br />

gegründeten und inzwischen weltweit tätigen Gemeinwohl-Ökonomie.<br />

Mitglieder und Interessierte treffen<br />

sich regelmäßig zu Arbeitskreisen, die zunächst anhand<br />

des GWÖ-Buchs von Christian Felber die von ihm erarbeiteten<br />

Grund gedanken ausarbeiten. Mit öffentlichkeitswirksamen<br />

Veranstaltungen konnten die Mitglieder<br />

unter der Koordination von Erwin Wobbe die Idee einer<br />

faireren Wirtschaftsordnung verbreiten. Neben einer Neuordnung<br />

der Ökonomie, die auf Kooperation statt Konkurrenz,<br />

Mitarbeiterzufriedenheit und auf Nachhaltigkeit<br />

statt Ressourcenerschöpfung setzt, geht es der Gruppe<br />

besonders um die Stärkung demokratischer Prozesse.<br />

Im Neuen Rathaus berichtete beispielsweise der ehemalige<br />

Bürgermeister Michael Pelzer der bayerischen<br />

Gemeinde Weyarn über ein preisgekröntes Konzept für<br />

aktive Bürgerbeteiligung in seiner Heimat (eine weitere<br />

Veranstaltung dieser Art ist am 8. Februar geplant). „Wir<br />

haben uns so sehr an die aktuelle Wirtschaftsweise gewöhnt,<br />

dass wir glauben, Wirtschaft muss auf Egoismus<br />

aufbauen. Stattdessen will die GWÖ den Gedanken<br />

4 |<strong>2019</strong> 53


wissen<br />

WERT<br />

Menschenwürde<br />

Solidarität und<br />

Gerechtigkeit<br />

Ökologische<br />

Nachhaltigkeit<br />

Transparenz und<br />

Mitentscheidung<br />

BERÜHRUNGSGRUPPE<br />

A: Lieferanten<br />

B: Eigentümer &<br />

Finanzpartner<br />

C: Mitarbeitende<br />

D: Kunden &<br />

Mitunternehmen<br />

E: Gesellschaftliches<br />

Umfeld<br />

A1 Menschenwürde in<br />

der Zulieferkette<br />

B1 Ethische Haltung<br />

im Umgang mit<br />

Geldmitteln<br />

C1 Menschenwürde am<br />

Arbeitsplatz<br />

D1 Ethische Kundenbeziehungen<br />

E1 Sinn und gesellschaftliche<br />

Wirkung<br />

der Produkte und<br />

Dienstleistungen<br />

A2 Solidarität und<br />

Gerechtigkeit in der<br />

Zulieferkette<br />

B2 Soziale Haltung<br />

im Umgang mit<br />

Geldmitteln<br />

C2 Ausgestaltung der<br />

Arbeitsverträge<br />

D2 Kooperation und<br />

Solidarität mit<br />

Mitunternehmen<br />

E2 Beitrag zum<br />

Gemeinwesen<br />

A3 Ökologische<br />

Nachhaltigkeit in<br />

der Zulieferkette<br />

B3 Sozialökonomische<br />

Investitionen und<br />

Mittelverwendung<br />

C3 Förderung des ökologischen<br />

Verhaltens<br />

der Mitarbeitenden<br />

D3 Ökologische Auswirkung<br />

durch Nutzung<br />

und Entsorgung von<br />

Produkten und<br />

Dienstleistungen<br />

E3 Reduktion ökologischer<br />

Auswirkung<br />

A4 Transparenz und<br />

Mitentscheidung in<br />

der Zulieferkette<br />

B4 Eigentum und<br />

Mitentscheidung<br />

C4 Innerbetriebliche<br />

Mitentscheidung<br />

und Transparenz<br />

D4 Kunden-<br />

Mitwirkung und<br />

Produkttransparenz<br />

E4 Transparenz und<br />

gesellschaftliche<br />

Mitentscheidung<br />

Die Gemeinwohl-Matrix ist ein Modell zur Organisationsentwicklung und Bewertung von unternehmerischen wie auch gemeinnützigen<br />

Tätigkeiten. Sie beschreibt 20 Gemeinwohl-Themen inhaltlich und gibt Anleitungen zur Bewertung nach Gemeinwohl-Maßstäben.<br />

Quelle: www.ecogood.org/de/unsere-arbeit/gemeinwohl-bilanz/gemeinwohl-matrix/<br />

des Gemeinwohls in den Vordergrund stellen“, sagt<br />

GWÖ-Mitglied Johannes Willms. Er will dieses Thema<br />

aktiv in die Öffentlichkeit bringen und die Aufmerksamkeit<br />

auf die Schnittmenge von verantwortungsvoller Unternehmensführung<br />

und gelebter Demokratie lenken.<br />

ASPEKTE, DIE BEI DEN GÖTTINGER ENTSCHEIDERN<br />

durchaus auf Interesse stoßen. Beim Logistikunternehmen<br />

Zufall beispielsweise leitet Gunnar Heunisch seit fünf<br />

Jahren den damals neu gegründeten Zentralen Bereich<br />

Qualität, Umwelt und Arbeitsschutzsysteme. Er verzichtete<br />

für diesen Job auf die Abschlussprüfung seiner fast<br />

beendeten Weiterbildung zum GWÖ-Berater und arbeitet<br />

seither daran, Teile der Matrix (siehe Abbildung), die zur<br />

Bilanzierung von GWÖ-Mitgliedern dient, in das international<br />

tätige Unternehmen einzubringen. „Wenn ethische<br />

Rahmenbedingungen angepasst werden, müssen<br />

solche Änderungen natürlich mehrere Hierarchiestufen<br />

passieren“, sagt Heunisch. Doch er stieß mit seinen Ideen<br />

zu Work-Life-Balance-Projekten und zur Energieeinsparung<br />

bereits auf viel Interesse. Ihm sei aber auch klar,<br />

„dass es eine große Herausforderung für ein Logistikunternehmen<br />

ist, sich in Richtung einer GWÖ-Bilanzierung<br />

zu bewegen“.<br />

EIN SCHRITT, DER FÜR JOHANNES LOXEN, Geschäftsführer<br />

des IT-Dienstleisters Sernet, eher nicht infrage<br />

kommt. Für die Ziele der GWÖ kann er sich zwar durchaus<br />

erwärmen, allerdings setzt er auf eine individuelle<br />

Umsetzung von Gemeinwohlaspekten. „Wir tun viel, um<br />

unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu<br />

halten: Wir verzichten auf große Firmenwagen zugunsten<br />

öffentlicher Verkehrsmittel, veranstalten Umweltwochen<br />

für unsere Auszubildenden, Ernährungsworkshops<br />

für alle Mitarbeiter und setzen auf LED-Beleuchtung.<br />

Und vor allem dient schon unser Geschäftszweck<br />

der Ressourceneinsparung“, sagt der Sernet-Chef, der<br />

sich selbst schmunzelnd als „Altgrüner“ bezeichnet. Er<br />

54 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

führt aus, dass die Open-Source-Lösungen seines IT-<br />

Unternehmens im Internet frei verfügbar sind und somit<br />

verhindert wird, dass ganze Teams dieselben Probleme<br />

noch einmal in langer Entwicklungsarbeit lösen müssen.<br />

Während bei den beiden genannten Unternehmen aufgrund<br />

ihrer Branchenzugehörigkeit vielleicht nicht jeder<br />

davon ausgeht, dass die GWÖ eine große Rolle spielt,<br />

liegt dies beim Bio-Lieferservice Lotta Karotta quasi auf<br />

der Hand. „Es bewegt sich im Moment sehr viel im Bewusstsein<br />

der Menschen. Wir merken dies auch an unserer<br />

Auftragslage“, sagt Inhaberin Katrin Schlick. Seit<br />

Jahren ist der Gleichener Betrieb im Verband Ökokiste<br />

und im Energieeffizienznetzwerk der Energieagentur<br />

Göttingen, und selbst der Schritt zur Zertifizierung per<br />

GWÖ-Matrix ist für die Inhaber Katrin Schlick und<br />

Andreas Backfisch gedanklich schon vorbereitet. „Im<br />

Moment fehlt etwas die Zeit. Aber bei einem Anstoß von<br />

außen wären wir wohl dabei“, sagt Schlick überzeugt.<br />

Da unbedingt etwas passieren müsse in der Gesellschaft,<br />

will sich Lotta Karotta als Vorreiter in Richtung ökologischer<br />

Gesellschaft bewegen.<br />

EINE ÜBERZEUGUNG, DIE AUCH RALPH WÜSTEFELD<br />

TEILT. Der Geschäftsführer des Göttinger Handelsunternehmens<br />

Contigo ist sogar schon den Schritt zur Bilanzierung<br />

gegangen. Das Ergebnis steht zwar noch aus, er<br />

ist aber dennoch zu einem durchaus zwiegespaltenen<br />

Zwischenfazit bereit. Nachdem er intensiv, aber vergeblich<br />

versuchte, ihm bekannte hiesige Unternehmen von<br />

der Teilnahme an einer sogenannten Bilanzierungs-Peer-<br />

Group zu überzeugen, nahm er schließlich gemeinsam<br />

mit zwei hannoverschen Unternehmen an der GWÖ-<br />

Beurteilung teil. „Das Erschütterndste ist eigentlich, dass<br />

unser Unternehmenszweck, nämlich der Fairtrade-<br />

Handel, wegen der damit verbundenen Transportwege<br />

negativ beurteilt wurde“, so Wüstefeld. Auch die Zusammensetzung<br />

seiner Peer-Group – ein Physiotherapeut<br />

und ein Bio-Lieferdienst – erscheint ihm im Rückblick<br />

seltsam. „Wie sollen so unterschiedliche Unternehmen<br />

ein so komplexes Verfahren gemeinsam bewältigen?“,<br />

fragt er und beschreibt, dass die Matrix- Punkte nicht<br />

etwa vom GWÖ-Berater vergeben wurden, sondern die<br />

Teilnehmer sich gegenseitig bewerteten. Dies gilt nun als<br />

Grundlage für die Bilanzierung durch die GWÖ-Vertreter.<br />

Weder die Unterstützung vieler Betriebe in Entwicklungsländern<br />

noch die positiven Arbeitsbedingungen<br />

BUCHTIPP<br />

Die ,Bibel‘ der Gemeinwohl-Ökonomie<br />

Christian Felber beschreibt in diesem<br />

Buch auch für Nicht-Ökonomen, was seines<br />

Erachtens in unserem Wirtschaftssystem<br />

falsch läuft. Er prangert das Wirtschaften zum Selbstzweck<br />

an und fordert eine Umorientierung in Richtung<br />

des Allgemeinwohls mit Verweis auf den Art. 151 Abs. 2<br />

der Bayerischen Verfassung: „Die gesamte wirtschaftliche<br />

Tätigkeit dient dem Gemeinwohl […].“ Sein Buch ist inzwischen<br />

quasi zur Bibel der Gemeinwohl-Ökonomie-<br />

Bewegung geworden und dient auch der Göttinger<br />

Regionalgruppe als Diskussionsgrundlage.<br />

Piper Verlag<br />

11 Euro<br />

Die GWÖ in Zahlen<br />

Die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung wurde 2010 nach zweijähriger<br />

Vorlaufzeit in Österreich auf Basis des gleichnamigen Buches<br />

des österreichischen Publizisten Christian Felber gegründet und<br />

wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Seit Ende 2018 gibt es<br />

den Internationalen GWÖ-Verband, in dem sich die neun nationalen<br />

Vereine abstimmen und ihre Ressourcen bündeln. Aktuell umfasst<br />

die Bewegung weltweit 11.000 Unterstützer, mehr als etwa 4.000 Aktive<br />

in über 150 Regionalgruppen, 31 GWÖ-Vereine und andere<br />

Organisationen, knapp 60 Gemeinden und Städte sowie 200 Hochschulen<br />

weltweit. Mehr als 2.000 Unternehmen unterstützen die<br />

GWÖ. Rund 500 davon sind Mitglied oder haben bereits eine<br />

Gemeinwohl-Bilanz erstellt, z.B. Sparda Bank München, Stadtmobil<br />

Rhein-Neckar AG, Sonnentor und Vaude.<br />

Links zum Thema:<br />

www.ecogood.org<br />

www.utopia.de/ratgeber/gemeinwohl-oekonomie<br />

4 |<strong>2019</strong> 55


wissen<br />

in den Contigo-Filialen und der Göttinger Zentrale seien<br />

berücksichtigt worden, so Wüstefeld. Doch seine Motivation<br />

ließ er sich nicht nehmen. Wenn er auch unzufrieden<br />

mit dem bestehenden Prozess ist, blickt er dennoch<br />

ambitioniert in die Zukunft: „Die GWÖ ist eine junge<br />

Bewegung. Man muss ihr Zeit geben. Ich wurde in die<br />

Matrix-Entwicklungsgruppe eingeladen und möchte<br />

nun selbst daran mitwirken, die Kriterien zu überarbeiten.“<br />

Neben der Weiterentwicklung auf dieser Ebene<br />

wünscht er sich auch eine Intensivierung der Zusammenarbeit<br />

der GWÖ-Gruppe Göttingen mit den hiesigen<br />

Unternehmen. Aufgrund der noch geringen Mitgliederzahl<br />

ist man für diesbezügliche Verstärkung offen. Bisher<br />

setzte man vorwiegend an der theoretischen Basis an<br />

und veranstaltete Diskussionsforen, die auch anderen<br />

Bewegungen ein Forum boten.<br />

NEBEN DER PLATTFORM START-UP GÖTTINGEN, die<br />

im vergangenen Februar eine gemeinsame Veranstaltung<br />

mit der GWÖ machte, nutzte auch Joachim <strong>Winter</strong>s die<br />

Gelegenheit, den Mitgliedern seine Aktivitäten zu präsentieren.<br />

Der regionale Ansprechpartner für das BGE (Bedingungsloses<br />

Grundeinkommen) setzt sich für die Einführung<br />

eines Grundeinkommens ohne Gegenleistung<br />

ein. Im Sinne der GWÖ erwartet er, dass viele Menschen<br />

dadurch neue Kapazitäten bekommen, um sich weiterzubilden<br />

oder im Sinne des Gemeinwohls zu arbeiten. „Wir<br />

werden in dieses System hineingeboren: Als Baby bekommen<br />

wir quasi ein BGE von unseren Eltern, um diesem<br />

dann Schritt für Schritt immer weiter entfremdet zu werden.<br />

Bereits in der Schule herrscht dann totaler Konkurrenzkampf“,<br />

sagt <strong>Winter</strong>s beklagend. Er ist überzeugt,<br />

dass die Menschen mit BGE kreativer und effektiver beschäftigt<br />

wären und Millionen überflüssige Jobs einfach<br />

wegfallen und durch sinnvollere ersetzt würden. Natürlich<br />

könnten mit dem BGE nicht alle Bedürfnisse abgedeckt<br />

werden, doch ähnlich wie bei der GWÖ sieht <strong>Winter</strong>s<br />

auch mit dem BGE eine Reduzierung der menschlichen<br />

Gier, die jedoch im Unterschied auf freiwilligerer<br />

Basis erreicht würde. Er hofft auf weitere Gesprächsbereitschaft<br />

seitens der Gemeinwohlbewegung, denn<br />

man solle Gemeinsamkeiten weiterentwickeln.<br />

Ein Anspruch, der eigentlich beiden Philosophien entgegenkommt.<br />

Denn nur im demokratischen Austausch<br />

scheint es möglich, solche neuen Ideen in der Praxis<br />

weiterzuent wickeln. Ein Prozess, der für GWÖ und BGE<br />

sicher noch viele Anstrengungen erfordert. Der Gegenwind<br />

scheint gewiss. Doch ebenso sicher scheint, dass<br />

die Gesellschaft auf innovative Zukunftsmodelle angewiesen<br />

ist. ƒ<br />

Das Bedingungslose Grundeinkommen<br />

Experimente sowie weltweite Feldversuche (u. a. in Kanada,<br />

Kenia, Finnland) zum Bedingungslosen Grundeinkommen<br />

– oder auch Bündnis Grundeinkommen –, die zunehmende<br />

Medienberichterstattung und die Gespräche auf den<br />

Straßen machen deutlich: Das Grundeinkommen wird<br />

zwar überall diskutiert – nur nicht dort, wo es entschieden<br />

wird. Das 2016 gegründete Bündnis Grundeinkommen<br />

(BGE) tritt daher als Ein-Themen-Partei zu Wahlen an,<br />

um das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) in die<br />

Parlamente zu bringen. O-Ton BGE: „Bei der Bundestagswahl<br />

sowie bei Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen,<br />

Niedersachsen, dem Saarland und Hessen schenkten<br />

bereits über 100.000 Menschen ihre Stimme dem BGE.<br />

Ein Zeichen für alle, die sich vornehmen,<br />

unsere Zukunft zu gestalten.“<br />

www.buendnis-grundeinkommen.de<br />

KONTAKT<br />

Regionalgruppe Göttingen der<br />

Gemeinwohl-Ökonomie<br />

goettingen@ecogood.org<br />

www.facebook.com/pg/gwoegoe<br />

56 4 |<strong>2019</strong>


NEU<br />

Wirtschaftsinformatik (dual)<br />

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wissen<br />

58 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Big in der<br />

Bio-Branche<br />

Mit der ‚Fair-Bio-Genossenschaft‘ setzt sich<br />

die Naturkostbranche dafür ein, die regionalen<br />

Strukturen zu erhalten und auszubauen.<br />

Vorreiter Hermann Heldberg, Geschäftsführer<br />

von Naturkost Elkershausen, über die Frage,<br />

wann Bio wirklich Bio ist, und über die<br />

zunehmende Konkurrenz durch Discounter<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Wundern Sie sich auch darüber, dass<br />

Bio-Ware immer mehr Platz bei<br />

den Lebensmitteleinzelhändlern und<br />

Dis countern findet? Es stimmt, die<br />

Branche ist in Bewegung, denn die<br />

Nachfrage steigt, und die Big Player<br />

wittern ein großes Geschäft. Immerhin umfasst das<br />

Marktvolumen einen jährlichen Absatz von zehn Milliarden<br />

Euro alleine in Deutschland. Vegan, Fridays for future,<br />

unverpackt! Der gesellschaftliche Diskurs rückt die gesunde<br />

Ernährung in den Fokus und natürliche Bio- Ware vom<br />

Acker auf den Teller. Umso mehr freuen sich die Verbraucher,<br />

dass die großen Handelskonzerne mit ihren Sortimenten<br />

– deren gut geölte Marketingmaschinerie Überzeugungsarbeit<br />

leistet – immer grüner werden.<br />

Plötzlich schmückt sich vieles im Wachstumsmarkt<br />

mit dem Label Bio, ist reichlich im Angebot und vor allem<br />

günstig. Warum mehr bezahlen und Umwege machen,<br />

wenn der Einkauf beim Discounter bequemer ist? Inhabergeführte<br />

Naturkostläden der Region müssen sich im<br />

immer stärker werdenden Wettbewerb behaupten. Aber:<br />

Ist Bio auch gleich Bio? Und wo kommen die Unmengen<br />

an Bio- Waren überhaupt her? Die Erzeugerbetriebe können<br />

ja nicht von heute auf morgen auf Bio umgestellt<br />

werden – das bedarf schließlich Zeit und Geld.<br />

4 |<strong>2019</strong> 59


wissen<br />

»Wir wollen den Schritt in die nächste Generation mit<br />

den Naturkostladenbesitzern meistern und werden die<br />

Unterstützung geben, die notwendig ist.«<br />

„Seit 40 Jahren betreiben und verteidigen wir den Biolandbau.<br />

Aber jetzt sehen wir uns Problemen gegenüber,<br />

die die gewachsenen regionalen Strukturen in Gefahr<br />

bringen“, sagt Hermann Heldberg, Inhaber von Naturkost<br />

Elkershausen in Göttingen. Deshalb hat er gemeinsam<br />

mit sieben weiteren Partnern (siehe Kasten rechte<br />

Seite) Anfang November <strong>2019</strong> die Gründung der ‚Fair-<br />

Bio- Genossenschaft‘ beschlossen. Die Satzung nimmt<br />

Form an, eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist in Planung<br />

– um die Verbraucher für Bio und Regionalität zu sensibilisieren<br />

und für eine gesündere Ernährung zu werben.<br />

Selbst verständlich hat das auch was mit dem Erhalt regionaler<br />

Erzeuger, Produzenten und dem Handel zu tun.<br />

DREI HANDLUNGSFELDER STEHEN bei der Fair-Bio-<br />

Genossenschaft im Fokus: Vorrangig die Einbindung der<br />

Endkunden in die Genossenschaft. „Sie sind es, die künftig<br />

mit ihrem Kaufverhalten entscheiden, ob Regionalität<br />

und Bio-Qualität zu fairen Bedingungen gekauft<br />

werden“, erklärt Heldberg. Hierfür ist viel Aufklärungsarbeit<br />

zu leisten: Was ist überhaupt Bio? Und wo unterscheidet<br />

sich Bio von Bio? Geplant sind Veranstaltungen<br />

mit den Endkunden bei den Erzeugern und Herstellern,<br />

eine ‚Fair-Bio-App‘ für Aktuelles und die Sonder angebote<br />

für die Mitglieder der Genossenschaft. „Fast wichtiger<br />

jedoch ist“, so Heldberg, „dass<br />

‚Genosse Kunde‘ seinen direkten<br />

Lebensraum, den<br />

persönlichen Bezug zu<br />

Ware und Händler bewahren<br />

und sich weiterhin<br />

der sehr guten<br />

Lebens mittelqualität<br />

aus regionaler Herkunft<br />

sicher sein kann.“<br />

Apropos Qualität.<br />

Regional ist nicht unbedingt<br />

Bio. Und Bio<br />

nicht gleich Bio. Deshalb<br />

ein kleiner Diskurs: „Die Naturkost-Fachgeschäfte<br />

bekommen Obst und Gemüse oft<br />

erntefrisch am gleichen Tag geliefert. ,Bioland‘-zertifizierte<br />

Landwirte arbeiten mit der Natur, ziehen Gemüse<br />

und Obst aus samenfesten Sorten und arbeiten gänzlich<br />

ohne Pestizide und künstliche Düngemittel“, erklärt<br />

Heldberg. Das EU-Bio-Siegel dagegen erlaubt diese,<br />

wenn auch in beschränktem Maße, und fordert nur eine<br />

95-prozentig ökologische Produktion. Um den Bedarf an<br />

günstiger Bio-Ware zu decken, wird EU-Bio-zertifizierte<br />

Ware mittlerweile aus Indien und China importiert. Die<br />

Kontrollen müssen also weit greifen, und der deutsche<br />

Mindestlohn ist sicherlich kein Prüfkriterium. Heldberg<br />

punktet: „Bei uns können sich Verbraucher auf die strengeren<br />

Kontrollen verlassen, darauf, dass wir keine<br />

Mischware anbieten, faire Preise handeln und diese angemessen<br />

an unsere regionalen Lieferanten weitergeben.“<br />

Zweitens die praktische Unterstützung der inhabergeführten<br />

Naturkostläden, sowohl beratend als auch<br />

finanziell, um sich noch moderner aufzustellen – aber<br />

auch, um für Nachfolger gerüstet zu sein. „Die meisten<br />

von uns sind in der Generation, die demnächst in den<br />

Ruhestand geht“, sagt der Geschäftsinhaber aus Göttingen.<br />

„Wir wollen den Schritt in die nächste Generation<br />

mit den Naturkostladenbesitzern meistern und werden<br />

die Unter stützung geben, die notwendig ist.“<br />

Wenn diese Unterstützung nicht durch die Fair-Bio-<br />

Genossenschaft erfolgen würde, würde das zum Verschwinden<br />

von Kleinbauern, die ihr eigenes Land mit viel<br />

Liebe bewirtschaften, von Handwerksbetrieben wie<br />

Metz gereien, Bäckereien und Käsereien und von inhabergeführten<br />

Naturkosthändlern um die Ecke führen. Das ist<br />

und kann nicht im Sinne der Endverbraucher sein.<br />

Drittens die Förderung von neuen Ideen – wie die folgenden<br />

drei Beispiele von Naturkost Elkershausen.<br />

TRANSPARENZ Von welchem Hof stammt das Produkt?<br />

Was ist drin? Die VON-Eigenmarke vereinheitlicht den<br />

Marktauftritt für unterschiedliche Produkte, u. a. mit<br />

auffälligen Etiketten, die über Region, Betrieb und Inhalt<br />

informieren.<br />

ILLUSTRATIONEN: STOCK.ADOBE.COM<br />

60 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

VERPACKUNG Aktuell hat Naturkost Elkershausen das<br />

Pfandsystem erweitert und damit beim Innovationspreis<br />

des Landkreises Göttingen teilgenommen. Seit 2018 füllen<br />

die Lieferanten Feinkostsalate und ein Kilogramm<br />

Frischkäse in WECK-Gläser ab. Heldberg verweist darauf,<br />

dass große Produzenten die händische Abfüllung<br />

gar nicht leisten können. Und die Kunden können ihrerseits<br />

in den Naturkostläden Pfandgläser für Antipasti<br />

und Käse erwerben. „Diese Nachhaltigkeit wird immer<br />

beliebter, genauso wie die immer größere Auswahl an<br />

unverpackter Ware wie Getreide und Nudeln.“<br />

UMWELT Auch beim Thema Transport tut sich einiges.<br />

Durch die Regionalität hat Naturkost Elkershausen<br />

schon immer von kurzen Wegen profitiert. Neu ist, dass<br />

ein Teil der Lkw-Flotte auf Erdgas umgestellt wurde.<br />

„Selbst bei unseren Importen aus dem Ausland – schließlich<br />

verlangen unsere Kunden auch nach Bio-Bananen,<br />

-Orangen usw. – achten wir neben strengen Kontrollen<br />

auf umweltverträgliche Lieferung“, erklärt Heldberg.<br />

gehört über Alpro zu Danone und so weiter. Deshalb sei<br />

es so wichtig, genossenschaftlich die regionalen Kräfte<br />

zu bündeln, den Partnern Unterstützung zu bieten und<br />

Aufklärungsarbeit bei den Endverbrauchern zu leisten.<br />

„Wir werden uns durch die Fair-Bio-Genossenschaft künftig<br />

argumentativ stärker und sichtbarer am Markt positionieren.“<br />

WIE WICHTIG SIND UNS ALLEN also die Werte Fairness,<br />

Respekt, gesunde Ernährung, Wertschätzung, regionales<br />

Umfeld und verantwortlicher Umgang mit der Natur?<br />

Das kann jeder für sich entscheiden. Wir sollten jedoch<br />

bedenken, dass jeder ein gleich wichtiger Teil der Wertschöpfungskette<br />

ist: Erzeuger, Produzenten, Händler<br />

und Endkunden. „Deshalb haben wir uns für die Form<br />

der Genossenschaft entschieden“, so Heldberg, „bei der<br />

alle Anteilseigner, unabhängig von der Anzahl ihrer<br />

Anteile, mit einer Stimme zum Gelingen der Fair-Bio-<br />

Genossenschaft beitragen kann.“ Sind Sie dabei? ƒ<br />

Diese drei Handlungsfelder treffen auf drei Herausforderungen,<br />

denen sich die Fair-Bio Genossenschaft stellen<br />

will und muss.<br />

HERAUSFORDERUNG 1: Der Preisverfall. Lebensmitteleinzelhandel<br />

und Discounter geben oft – wie schon bei<br />

der konventionellen Ware – den Preisdruck an die Lieferanten<br />

weiter. „Es ist ein ganz großes Problem, dass nur<br />

der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält“, betont<br />

Heldberg. Masse zu den günstigsten Preisen ist gefragt.<br />

„Das können kleinere Betriebe in unserer ländlichen<br />

Struktur gar nicht leisten. Es ist uns eine Herzensangelegenheit,<br />

dass sie von ihrem Ertrag leben können, weil sie<br />

sonst vom Markt, aus unserer Nachbarschaft und damit<br />

unserem Leben verschwinden.“<br />

HERAUSFORDERUNG 2: Bio als Massenware. Die immense<br />

Nachfrage der Big Player (Aldi, Lidl, Rewe, Edeka)<br />

veranlasst viele konventionelle Landwirtschaftsbetriebe<br />

dazu, partiell auf Bio umzustellen. Diesen Teil können<br />

sie bereits nach einem Jahr EU-zertifizieren lassen – ob<br />

ein Boden allerdings tatsächlich so schnell von Düngung<br />

und Spritzmitteln regeneriert, darf bezweifelt werden.<br />

Ein weiterer Absatzvorteil: Bei Ernteausfällen können<br />

sie die fix vereinbarten Liefermengen durch eine größere<br />

Anbaufläche ausgleichen. „Kleine Bio-Betriebe haben<br />

dagegen keine Chance, weil sie weder flächenmäßig<br />

noch personell so flexibel sind“, sagt Heldberg.<br />

HERAUSFORDERUNG 3: Die Machtkonzentration. „Das<br />

Wirtschaftssystem konzentriert sich auf immer weniger<br />

Unternehmen, der konventionelle Handel ist sozusagen<br />

auf Shoppingtour“, erklärt Heldberg warnend. Barnhouse<br />

ist an Hipp verkauft, Davert an den börsennotierten<br />

schwedischen Bio-Marktführer Midsona, Provamel<br />

Sind Sie dabei ?<br />

Der echte Startschuss für die Fair-Bio-Genossenschaft in<br />

Südniedersachsen fällt erst im Frühjahr 2020. Mitmachen<br />

können Interessierte also erst, wenn die Satzung komplett<br />

ist. Wer aber bereits heute sein Interesse bekunden<br />

möchte oder weitere Infos sucht, kann sich melden bei:<br />

Hermann Heldberg<br />

Genossenschaft@naturkost-elkershausen.de<br />

Genossenschaftsgründer sind:<br />

• Naturkost Elkershausen GmbH<br />

• Bauck GmbH<br />

• Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG<br />

• Ökoland GmbH<br />

• Bioland Müller-Oelbke GbR Voelkel GmbH<br />

• Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG<br />

• Naturkost Erfurt<br />

• Voelkel GmbH<br />

4 |<strong>2019</strong> 61


wissen<br />

VISUALISIERUNG: DIETRICH | UNTERTRIFALLER ARCHITEKTEN<br />

Stadt der Quartiere –<br />

Stadt der Zukunft<br />

Junge Menschen, die freitags auf die Straße gehen, machen das Problem sichtbar: So, wie wir<br />

derzeit leben, können wir nicht weitermachen. Doch es geht nicht nur um Flugmeilen und<br />

CO 2 -Ausstoß auf den Straßen. Die Projektentwickler der EBR haben eine Vision der Stadt von<br />

morgen – in einem öffentlichen Workshop ergaben sich spannende Einblicke.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

62 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Sichtweisen ändern, Neues denken und Innovationen<br />

leben – das klingt nach Aufbruch<br />

und Abenteuer. Ist es auch. Aber gleichermaßen<br />

ist es eine städteplanerische Vision.<br />

„55 Prozent der Menschen verbrauchen in<br />

Städten 75 Prozent der weltweit eingesetzten<br />

Energie und verursachen 80 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.<br />

Als Immobilienentwickler müssen<br />

wir uns die Frage stellen: Wie können wir dazu beitragen,<br />

dies zu verändern?“, erklärte Borzou Rafie Elizei, Geschäftsführer<br />

der EBR Projektentwicklung aus Göttingen<br />

am 6. November <strong>2019</strong> in seiner Begrüßungsrede zum<br />

Themenabend ,Stadt der Zukunft – Stadt der Quartiere‘.<br />

Göttingen von oben Die Teilnehmer auf der Suche nach Fußwegen<br />

DER ABEND IM SPARKASSEN-FORUM wird für die Gäste<br />

und den Veranstalter zu einer Zeitreise in die Zukunft,<br />

zu einer Vision, die jeder selbst mitgestaltet. „Unsere<br />

Initiative ,Stadt der Zukunft‘ beschäftigt sich unter anderem<br />

mit der Fragestellung: Wie wollen wir in Zukunft<br />

leben? Unsere plakative Antwort lautet: in einer lebendigen,<br />

urbanen und nachhaltigen Stadt!“, so Rafie. Doch<br />

was bedeutet das?<br />

Städte sind hochkomplexe Gebilde. Fußend auf diversen<br />

Ebenen und vielfältigen Strukturen, die miteinander<br />

verknüpft sind und sich gegenseitig bedingen. Die ,Hardware‘<br />

– Infrastruktur und Gebäudebestand – ist vorgegeben<br />

und wartet darauf, optimiert und erweitert zu werden.<br />

Wie gestaltet also eine Stadt Wohnraum und Arbeitsräume<br />

oder ein vielfältiges Einkaufs-, Kultur-, Freizeitund<br />

Naherholungsangebot, um den Anforderungen der<br />

Zukunft zu entsprechen? Wie realisiert sie es, nachhaltig<br />

zu werden und weiterhin durch eine hohe Lebensqualität<br />

attraktiv für ihre Bewohner zu bleiben?<br />

„Die Zukunft der Städte liegt in ihrer Erneuerung von<br />

innen heraus, in einer sukzessiven Optimierung der bestehenden<br />

Strukturen – dem permanenten Update der Stadt“,<br />

sagt Rafie. Die Stadt der Zukunft wächst nicht weiter<br />

nach außen, sondern wird innerhalb der bestehenden<br />

Strukturen verdichtet. Mehr Gemeinschaft und weniger<br />

Vereinzelung. Das Leben außerhalb der eigenen vier<br />

Wände soll attraktiver werden – belebte Straßen und<br />

Mehrgenerationenprojekte. Eine deutlich frequentiertere<br />

Mischung von Menschen, initiiert durch neue Orte der<br />

Begegnungen. Das können einladende öffentliche Begegnungszonen<br />

sein, aber auch Cafés, Co-Working- und Co-<br />

Living-Spaces, Ateliers und Büros innerhalb von Wohngebäuden.<br />

Aus einer derartigen Verdichtung der Städte<br />

würde letztendlich eine Verdichtung von Beziehungen<br />

resultieren.<br />

Quartiere spielen in der zukunfts- und nachhaltigkeitsorientierten<br />

Stadtentwicklung eine besondere Rolle.<br />

Vielmehr als auf einem einzelnen Grundstück kommen<br />

im Quartier eine Vielzahl von Themen zusammen, die<br />

die Menschen in der Zukunft bewegen werden. Im<br />

Quartier bildet sich das Spannungsfeld zwischen globalen<br />

Herausforderungen – Klimawandel, Migration, Mobilität,<br />

sozialer Gerechtigkeit, Ernährung, nachhaltiger<br />

Wertschöpfung – und dem Mikrokosmos der individuellen<br />

Lebensweisen ab. In Zukunft kommt es darauf an,<br />

dass alle Akteure, die in den Quartieren leben und sich<br />

dort bewegen, gemeinschaftlich an einer gemeinsam getragenen<br />

Vision arbeiten.<br />

Und: Die Stadt der Zukunft wird die Stadt der kurzen<br />

Wege. Die Stadt wird zu Fuß erobert. Man stelle sich vor,<br />

wie die Emissionswerte sänken, wenn Autos durch kluge<br />

Mobilitätskonzepte für Alltägliches gar nicht erst notwendig<br />

wären. Zudem versorgen sich private Haushalte<br />

dann weitestgehend selbst mit Energie. Dachflächen<br />

würden für Energiegewinnung genutzt, aber auch für<br />

,Urban Gardening‘. Gebäudebegrünungen und vertikale<br />

Wälder sorgen für ein angenehmes Wohlfühlklima.<br />

KÖNNTE GÖTTINGEN DIESE VISIONÄRE STADT DER<br />

QUARTIERE WERDEN?<br />

Die EBR Projektentwicklung lud innerhalb ihrer Initiative<br />

,Stadt der Zukunft‘ Vertreter und Experten aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Politik und Verwaltung in das Sparkassen-<br />

Forum ein, um Impulse zu geben und zu zeigen, wie jeder<br />

Einzelne diese Zukunft mitgestalten kann. Das Sparkassen-<br />

Forum ist für eine solche Veranstaltung ein gut ge-<br />

4 |<strong>2019</strong> 63


wissen<br />

Anregender Input Zukunftsdenker in der<br />

Podiumsdiskussion zur Quartiersentwicklung<br />

Inspirationen sammeln Borzou Rafie Elizei im Austausch mit den Teilnehmern.<br />

Ideenschmiede für lebendige Quartiere der Zukunft<br />

wählter Ort. 2018 durch die EBR fertiggestellt, ist es das<br />

erste Bauprojekt Göttingens, das eine Zertifizierung der<br />

Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB)<br />

in Gold erhielt. Und so war es auch naheliegend, dass<br />

einer der drei Impulsvorträge an diesem Abend von einem<br />

Vertreter der DGNB gehalten wurde. Stephan Anders forderte<br />

die Zuhörer auf, doch einmal in einem kleinen<br />

Online-Selbsttest zu schauen, wie ihre CO 2 -Bilanz aussähe.<br />

Der Durchschnittswert für Deutschland liegt bei<br />

elf Tonnen pro Jahr. Um die Klimaziele zu erfüllen,<br />

müsste dieser Wert auf drei Tonnen pro Jahr sinken.<br />

„Um das zu erreichen, werden wir unsere Lebensgewohnheiten<br />

in den nächsten Jahren radikal ändern<br />

müssen“, sagt Anders. Carsharing statt eigenem Auto,<br />

regionale, saisonale Ernährung, kleinere Wohneinheiten,<br />

um nur einiges zu nennen. „Die Stadt der Zukunft baut<br />

zudem klimapositive Häuser, die mehr CO 2 binden, als<br />

sie verursachen“, erklärt Anders in seinem Vortrag.<br />

INSGESAMT BOTEN SICH DEN TEILNEHMERN drei<br />

einleitende Impulsvorträge, die anschließend im<br />

Workshop- Charakter an den jeweiligen Themenstationen<br />

mit einem Diskurs zwischen Teilnehmern und Experten<br />

vertieft wurden:<br />

1. Lebendige Quartiere – hohe Dichte Dieses Thema wurde<br />

von dem Architekten Jürgen Patzak-Poor, Geschäftsführer<br />

von BAR-Architekten aus Berlin, begleitet.<br />

2. Stadt zu Fuß Dieser Part wurde von dem gebürtigen<br />

Göttinger Roland Stimpel von FUSS e. V. betreut.<br />

3. Ökologisch nachhaltiges Bauen Diesen Schwerpunkt<br />

übernahm der bereits erwähnte Stephan Anders.<br />

Moderierend durch den Abend führte Klaus Overmeyer,<br />

Geschäftsführer von Urban Catalyst aus Berlin. Er warf<br />

spannende Fragen für den Abend und für die Zukunft des<br />

Städtebaus auf, die auch für Göttingen eine steigende<br />

Relevanz haben werden, denn in einem Quartier kommt<br />

vieles zusammen: Wie bewege ich mich fort? Wie kommen<br />

die Kinder zur Schule? Welche Bildungsangebote gibt<br />

es vor Ort? Wie sollen verschiedene Menschen zusammenleben?<br />

Welchen Einfluss haben die Arbeitswelten? Was<br />

passiert im Quartier? Wo fühle ich mich in der Stadt zu<br />

Hause – und dies nicht nur in meiner Wohnung? Und speziell<br />

auf Göttingen ausgerichtet, stellte der Workshop die<br />

Frage: Wo finden sich Plätze innerhalb der Stadt, die durch<br />

Verdichtung einen Quartierscharakter erlangen können?<br />

64 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Jürgen Patzak-Poor vermittelte mit seinem Blick durch<br />

die Architektenbrille einen ersten Eindruck, was es heißen<br />

kann, die Architektur auf neue Bedürfnisse auszurichten.<br />

„Häuser werden nicht mehr von oben nach unten geplant<br />

– also nicht vom teuren Penthouse aus gedacht, sondern<br />

von unten nach oben“, erläutert Patzak-Poor. Ein lebendiges<br />

Erdgeschoss, wobei die Außenflächen vor dem<br />

Haus Teil des Wohnkonzepts sind.<br />

ABER FUNKTIONIERT DAS IN GÖTTINGEN? Im Workshop<br />

standen zur Diskussion: das Quartier Holtenser<br />

Berg, das Quartier Ebertal und das Quartier Siekhöhe.<br />

Während der Holtenser Berg erhebliche Ressourcen benötigen<br />

würde, um ein gemischtes Quartier mit städtischen<br />

Angeboten und kurzen Wegen zu werden, bietet<br />

das Projekt Ebertal bessere Voraussetzungen. Als Vorteil<br />

wurde die unmittelbare Nähe zur Innenstadt gesehen –<br />

und dass dieser Standort sich bereits in einem Veränderungsdiskurs<br />

befindet. Was es braucht, ist eine planende<br />

Koordinierungsstelle und einen runden Tisch, an dem<br />

alle Beteiligten ihre gemeinsamen Interessen und mögliche<br />

Zielkonflikte diskutieren. Eindeutiger zeigten sich<br />

die Entwicklungschancen für die Siekhöhe. Da das Gewerbegebiet<br />

in der ,zweiten Reihe‘ schlechter zu vermarkten<br />

sei, bieten sich hier alternative Nutzungscluster<br />

an. Etwa als innovatives Gewerbequartier, in dem universitäre<br />

Institute mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

und Wirtschaftsunternehmen zusammenkommen?<br />

Ein großes Luftbild von Göttingen war die Grundlage<br />

für die Arbeitsgruppe ,Stadt zu Fuß‘ mit Roland Stimpel.<br />

Hier warfen sich Fragen auf wie: Ist die autofreie Innenstadt<br />

für Göttingen eine Option? Lässt sich Göttingen<br />

besser vernetzen, sodass die Quartiere miteinander verbunden<br />

werden? Und welche Verbindungen braucht<br />

Göttingen in die Region?<br />

Trotz vieler guter Ansätze und breiter Fahrradwege ist<br />

das Auto in Göttingen aktuell weiterhin Fortbewegungsmittel<br />

Nummer eins. Was fehlt, ist ein innovatives Mobilitätssystem,<br />

das Autos im Citybereich ersetzt! „Wenn<br />

wir an die Senioren denken, so benötigen wir für komfortable<br />

Fußwege in regelmäßigen Abständen Bänke<br />

zum Verweilen“, sagt Stimpel – denn der Fußmarsch ist<br />

und bleibt die klimaneutralste Fortbewegung. Aktuelle<br />

Trends zeigen zudem auf, dass Einkaufen immer mehr<br />

mit Erlebnis verbunden wird und die Aufenthaltsqualität<br />

im Zuge dessen weit mehr Bedeutung erhalten wird.<br />

Breite, attraktive Bewegungsräume, mehr gemeinsame<br />

Treffpunkte und Kommunikationsräume könnten das<br />

Resultat einer autofreien Innenstadt sein.<br />

AM DRITTEN THEMENSTAND wurde hingegen globaler<br />

gedacht: Was gehört zu einem klimaneutralen Lebensstil?<br />

Was sind Ansätze für eine klimaneutrale Quartiersund<br />

Stadtentwicklung? Viele Ansätze sind nicht neu und<br />

Bunt wie die Bauklötze So soll das Leben in Quartieren sein.<br />

»Die Zukunft liegt in ihrer Erneuerung<br />

von innen heraus – einem permanenten<br />

Update der Stadt. «<br />

BORZOU RAFIE ELIZEI<br />

werden in der Städteplanung bereits berücksichtigt, jedoch<br />

– so das Fazit der Teilnehmer – liegen oft zu viele<br />

Hürden zwischen der Idee und der Umsetzung. „Zielführend<br />

wäre ein Baurecht, das Umsetzungen erleichtert.<br />

Darüber hinaus sind gute Akteursstrukturen und starke<br />

Zukunftsvisionen als Kompass für die Entwicklung förderlich“,<br />

sagt Stephan Anders bestimmt.<br />

AM ENDE DES MEHR ALS ZWEIEINHALBSTÜNDIGEN<br />

Formats waren sich alle Teilnehmer, die Experten und<br />

die Initiatoren der EBR in einem Grundsatz einig:<br />

Bleiben wir im Gespräch!<br />

Für die EBR war der Abend die Bestätigung ihrer<br />

Grundsatzidee, die Rafie mit den Worten von Perikles<br />

zusammenfasste: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft<br />

vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft<br />

vorbereitet zu sein.“ Die EBR wird sich immer stärker<br />

als Vorreiterin und Impulsgeberin für eine zukunftsorientierte<br />

und nachhaltige Stadtentwicklung in der Region<br />

einsetzen. ƒ<br />

Mehr auf: www.ebr-immobilien.com/zukunft<br />

4 |<strong>2019</strong> 65


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Gebäudetechnik.<br />

Unsere Leistungen –<br />

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Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />

unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />

privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />

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Das Pädagogium Bad Sachsa ist für 320 Jugendliche sowohl Gym-<br />

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sich und arbeiten eng zusammen. Das schafft Vertrauen und<br />

eine gute Lernatmosphäre, so dass auf persönliche Stärken<br />

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Leistungsstarke Schüler können sich auf Stipendien bewerben.<br />

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bedankt sich bei allen Teilnehmern der Aktion<br />

„Ausgehen für einen guten Zweck“,<br />

um Kinderlähmung auszurotten.<br />

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Bar & Café Esprit // Ristorante Fellini // Restaurant GaudÍ<br />

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Gemeinsam (etwas) bewegen Beim Crashkurs im Drachenbootfahren wächst die Motivation und der Teamgeist in der Volksheimstätte.<br />

Alle in einem Boot<br />

Die Göttinger Volksheimstätte eG setzt auf zufriedene Mitarbeiter und Mieter.<br />

Das Kerngeschäft der Volksheimstätte<br />

ist es, ihren Mietern modernen und<br />

günstigen Wohnraum in einem angenehmen<br />

Umfeld zur Verfügung zu stellen.<br />

„Wir setzen darauf, dass gesunde Mitarbeiter<br />

bessere Leistungen bringen und unser<br />

Unternehmen optimal repräsentieren“, sagt<br />

die Vorstandsvorsitzende Heike Klankwarth.<br />

Ein umfangreiches Gesundheitsprogramm<br />

gehört seit 2012 zum Angebot für das 30-köpfige<br />

Team. Hier kann aus einem breiten Spektrum<br />

gewählt werden: Bewegungs- und Entspannungskurse<br />

sowie Teilnahmen an den<br />

Göttinger Laufgroßveranstaltungen Altstadtund<br />

Lichterlauf, die auch von der Volksheimstätte<br />

gesponsert werden, gehören dazu.<br />

AKTUELL WIDMET SICH DIE VOLKSHEIM­<br />

STÄTTE dem Thema Ernährung. Nach dem<br />

bereits etablierten kostenlosen ,Obstkorb für<br />

alle‘, wird dieser Aspekt durch einen kombinierten<br />

Ernährungs- und Kochkurs in die Tat<br />

umgesetzt. Gemeinsam mit Experten vom<br />

Göttinger Kooperationspartner Reha-Zentrum<br />

Rainer Junge lernen die Angestellten<br />

zunächst viel über gesunde (und teilweise<br />

über raschend günstige) Lebensmittel. Anschließend<br />

kochen und essen die Teilnehmer<br />

gemeinsam. „Das ist ein Konzept, das sehr<br />

gut ankommt“, erklärt Vorstand Thorsten May<br />

zufrieden und freut sich über das begeisterte<br />

Feedback seiner Mitarbeiter: Bei einer von<br />

einem externen Dienstleister durchgeführten<br />

Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit gab es<br />

durchweg positive Beurteilungen. „Wir freuen<br />

uns über die Rückmeldungen zu unseren<br />

Gesundheits- und Teambuildingmaßnahmen.<br />

Das bestätigt unseren eingeschlagenen Weg“,<br />

sagt Heike Klankwarth. Ein niedriger Krankenstand<br />

und eine geringe Fluktuation untermauern<br />

diese These.<br />

DOCH NICHT NUR VORSTAND und Mitarbeiter<br />

erkennen den Mehrwert dieser<br />

Investitionen in das Betriebliche Gesundheitsmanagement,<br />

auch über die Unternehmensgrenzen<br />

hinaus erhält die Volksheimstätte<br />

Anerkennung: So dürfen sich die Mitarbeiter<br />

auf einen Crashkurs im Drachenbootfahren<br />

– den Preis für den dritten Platz bei der ,Göttinger<br />

Tageblatt/Kauf Park Gesundheitswoche‘<br />

im vergangenen Jahr – freuen.<br />

Mit motivierten und gesunden Mitarbeitern<br />

ist die Volksheimstätte nun auch für die nächste<br />

große Herausforderung bestens gerüstet.<br />

Die Planungen für den Neubau der Unternehmenszentrale<br />

in der Kasseler Landstraße laufen.<br />

„Verwaltung und Bewohner von 18 Wohneinheiten<br />

sollen bis voraussichtlich 2022 am neuen<br />

Standort einziehen“, sagt Thorsten May und<br />

blickt zufrieden in die Zukunft.<br />

KONTAKT<br />

Volksheimstätte eG<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Godehardstraße 26<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 50674-14<br />

vh@volksheimstaette.de<br />

www.volksheimstaette.de<br />

TEXT STEFAN LIEBIG


wissen<br />

Vielfältig Der Ort, wo die Weser einen großen Bogen macht, hat reichlich Vorzüge – für Bürger, Touristen, aber auch die Wirtschaft.<br />

Da liegt was<br />

in der Luft…<br />

Holzminden gehört zwar zu den kleinsten Landkreisen Deutschlands und ist sicherlich nicht<br />

der Nabel der Welt, hat aber mit seiner wunderschönen Landschaft und nicht zuletzt<br />

seiner guten Wirtschaftsstruktur so einiges zu bieten.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE BJÖRN SCHRADER<br />

68 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />

Der Geruch der Walderde des<br />

Naturparks Solling-Vogler, Duftund<br />

Aromenseminare im Torhaus<br />

am Katzensprung und ein Global<br />

Player, der ol<strong>faktor</strong>ische Maßstäbe<br />

setzt. Richtig – hier kann es sich<br />

nur um Holzminden handeln. Mit<br />

rund 20.000 Einwohnern in der Kreisstadt und etwa<br />

71.000 im Kreisgebiet ist es nach Einwohnern der drittkleinste<br />

Kreis Niedersachsens sowie der elftkleinste<br />

Deutschlands. Doch vor allem in den Bereichen Chemieund<br />

Glasindustrie sowie in der Elektrotechnik beweist<br />

der landschaftlich so reizvolle Landkreis, dass er viel<br />

mehr als nur touristische Höhepunkte zu bieten hat.<br />

Natürlich haben international tätige Betriebe wie<br />

Symrise oder Stiebel Eltron eine enorme Strahlkraft und<br />

locken Fachkräfte aus weit entfernten Gegenden an,<br />

doch auch viele kleinere Betriebe und Einzelunternehmer<br />

sorgen für eine abwechslungsreiche und starke<br />

Wirtschaft in der Region. Besonders augenfällig auch,<br />

dass hier nicht nur die Wirtschaft ausbildet, sondern mit<br />

der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst<br />

Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) auch eine<br />

staatliche Fachhochschule ansässig ist. Nach mehreren<br />

schwierigen Jahren steigen die Zahlen am Standort<br />

Holzminden wieder an und nähern sich mit großen<br />

Schritten dem Ziel von 1.500 Studierenden. Ein Grund,<br />

warum HAWK- Präsident Marc Hudy Baubedarf sieht<br />

und für den Bereich ,Soziale Arbeit‘ Neubaupläne vorantreibt.<br />

Da es aber auch alternative Vorschläge gibt, zum Beispiel<br />

die Sanierung von Altbauten, dürften sich die<br />

Diskussionen und Planungen noch ein wenig hinziehen.<br />

Durch diese Erweiterung möchte die Hochschule mit<br />

ihrer Holzmindener Fakultät Management, Soziale Arbeit<br />

und Bauen weiterhin sicherstellen, dass die großen<br />

Firmen des Landkreises auf vor Ort ausgebildetes<br />

Fach personal zurückgreifen können.<br />

4 |<strong>2019</strong> 69


wissen<br />

Die Unternehmen wiederum sorgen dafür, dass die<br />

Jungakademiker attraktive Arbeitsplätze vorfinden.<br />

EINES DIESER GROSSEN UNTERNEHMEN ist Stiebel<br />

Eltron. Die internationale Marke fußt auf dem Pioniergeist<br />

und unternehmerischen Mut von Theodor Stiebel.<br />

Seine Idee, in allen Produkten Sicherheit, Komfort und<br />

einen geringen Energieverbrauch zu vereinen, war 1924<br />

die Initialzündung für Stiebel Eltron – und erscheint<br />

heute moderner denn je. In Holzminden liegen neben<br />

dem Hauptsitz mit rund 1.700 Mitarbeitern auch die<br />

größten Produktionsstätten. Den niedersächsischen<br />

Standort sichert das Unternehmen durch eine zeitgemäße<br />

und globalisierte Positionierung: „Durch internationale<br />

Strukturen können wir auf einzelne Marktschwankungen<br />

flexibel reagieren. Durch Digitalisierung und<br />

Automatisierung vereinfachen und beschleunigen wir<br />

Produktionsprozesse und können qualifizierte Fachkräfte<br />

immer an optimalen Positionen einsetzen“, sagt Unternehmenssprecher<br />

Henning Schulz und beschreibt damit<br />

die Ausrichtung von Stiebel Eltron in der modernen<br />

Wirtschaftswelt. Den Standort Holzminden würde keiner<br />

im Familienunternehmen je infrage stellen. Denn trotz<br />

der verbesserungsfähigen Infrastruktur hätten einige Bewerber<br />

den Vorteil bereits erkannt: ,Arbeiten, wo andere<br />

Urlaub machen.‘<br />

»Wir haben gute Perspektiven für die<br />

nächsten Jahre: Ich erwarte eine<br />

Zuwachsrate zwischen fünf und zehn<br />

Prozent im Tourismusbereich. «<br />

RALF SCHWAGER<br />

ZU EINEM SOLCHEN URLAUB GEHÖRT AUCH ein attraktives<br />

Freizeitprogramm. Da Holzminden dank Symrise<br />

zur Stadt der Düfte geworden ist, befindet sich zurzeit ein<br />

Museum der Düfte in Planung. Die Stadtverwaltung erhält<br />

hierbei durch die Symrise AG beratende Unterstützung.<br />

Eine Expertise, auf die man bauen kann. Denn das<br />

Duft- und Geschmackstoffunternehmen am Holzmindener<br />

Stammsitz gehört zu den weltweit kreativsten und<br />

erfolgreichsten seiner Branche. „Unsere innovativen<br />

Produkte sind sehr erfolgreich und sorgen für eine<br />

Top-Positionierung am internationalen Markt“, sagt<br />

Pressesprecherin Christina Witter. Die 3.000 Symrise-<br />

Beschäftigten in Deutschland beziehungsweise 10.000<br />

weltweit können sich auf die Treue zum Standort Holzminden<br />

verlassen. Die historische Verwurzelung wird<br />

auch hier nicht infrage gestellt. 2018 wurde Sym rise als<br />

Deutschlands nachhaltigstes Unternehmen ausgezeichnet<br />

– eine Belohnung für die Verwendung nachhaltiger<br />

Rohstoffe. Mit Einsatz modernster Methoden, wie etwa<br />

zunehmend auch von Künstlicher Intelligenz, verfolgt<br />

man nicht nur die aktuellen Trends, sondern setzt selbst<br />

weltweit beachtete Duftmarken.<br />

WÄHREND ALSO SYMRISE die Stadt bei der Planung<br />

des Museumsprojekts unterstützt, geht der Unternehmer<br />

Ralf Schwager selbst in die Vollen und plant sein eigenes<br />

,Erlebnishaus‘ (siehe auch Artikel ab Seite 80). Der Inhaber<br />

vom Weserhotel Schwager und von insgesamt acht<br />

Kaufhäusern, auch außerhalb der Stadt, bekräftigt damit<br />

sein Bekenntnis zum Standort Holzminden. Jährlich<br />

etwa eine Viertelmillion Übernachtungen im Landkreis<br />

sorgen für Gäste im Hotel und Käufer im Kaufhaus.<br />

Geschäftsreisende, Radfahrer und Campingurlauber auf<br />

dem modernen Reisemobilhafen bilden den größten<br />

Teil der Besucher. Sie alle schätzen das breit<br />

gefächerte Angebot der Region. Wander- und Radwege<br />

entlang des Weserberg land-Wegs sowie historische<br />

Burgen, Schlösser, Ruinen und abwechslungsreiche<br />

Museen bieten Alternativen für jedes Wetter. Wer sich<br />

verwöhnen lassen will, hat die Auswahl aus einem umfassenden<br />

Wellness- und Gesundheitsangebot, und Aktivurlauber<br />

können sich im Solling- Kletterpark auspowern.<br />

„Wir haben gute Perspektiven für die nächsten Jahre: Ich<br />

erwarte eine Zuwachsrate zwischen fünf und zehn<br />

Prozent im Tourismusbereich“, sagt Schwager und blickt<br />

optimistisch in die Zukunft.<br />

KRITISCH STEHT ER ALLERDINGS einem von der Weserbergland<br />

AG ins Spiel gebrachten Projekt gegenüber. Der<br />

in den vergangenen Jahren hart gebeutelte Einzelhandel<br />

Holzmindens soll durch neue Geschäftsfelder im Internet<br />

gestärkt und vor weiteren Schließungen bewahrt<br />

werden. Die 2004 gegründete Weserbergland AG organisiert<br />

hierfür in den Landkreisen Holzminden, Hameln-<br />

Pyrmont und Schaumburg Weiterbildungen, die durch<br />

das Land Niedersachsen und die EU finanziell gefördert<br />

werden und den Handel für das Onlinegeschäft schulen.<br />

Die Aktiengesellschaft ist zu 30 Prozent im Besitz der<br />

drei Landkreise und zu 70 Prozent in Händen von zurzeit<br />

23 Wirtschaftsunternehmen. Die Weserbergland AG<br />

muss Gewinne erzielen, welche dann zum Teil wiederum<br />

zur Förderung der Wirtschaft genutzt werden. „In diesem<br />

Sinne nehmen wir an einem eBay-Pilotprojekt teil.<br />

Händler sollen bei eBay anbieten können und vor allem<br />

auch gefunden werden“, sagt Vorstand Thomas Kexel.<br />

Für einen geringen Beitrag können Händler ihre Produkte<br />

einstellen. Sucht ein Interessent aus der Region auf<br />

70 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Auch Wissen wird hier groß geschrieben Die staatliche Fachhochschule HAWK beherbergt schon bald 1.500 Studierende.<br />

der Plattform nach Artikeln, werden ihm dank Ortungsdienst<br />

zuerst Anbieter aus der Region angezeigt. „Ein<br />

organisatorisches Mammutprojekt für uns“, erklärt<br />

Kexel, denn seine eBay-Kontakte führten den jahrelang<br />

in der IT-Branche Tätigen bis zur Vertragsunterzeichnung<br />

über Berlin und die Schweiz bis nach Kalifornien.<br />

Stolz ist er, Holzminden zu den Vorreitern dieses Projektes<br />

zählen zu können. Dem Handel erspare die Integration<br />

auf eBay eine (oft) sinnlose Investition in eigene Onlineshops.<br />

Zudem setzt sich die in Hameln ansässige<br />

Gesellschaft intensiv für die Gewinnung von Auszubildenden<br />

ein: Zurzeit entsteht eine Virtuelle Berufsmesse,<br />

die Jugendlichen einen besseren Überblick über Angebote<br />

in der Region ermöglicht und einfach einen direkten<br />

Kontakt zu Unternehmen ermöglicht. „Wir setzen hierfür<br />

unsere 3.500 Einträge umfassende Unternehmensdatenbank<br />

ein und schaffen ein Instrument für Unternehmen<br />

und Auszubildende, um zusammenzufinden“,<br />

so Kexel.<br />

FACHKRÄFTE BRAUCHEN ABER natürlich auch die<br />

mittleren und kleinen Unternehmen der Region. Wie beispielsweise<br />

das stark wachsende Unternehmen Güldenmoor<br />

im nahegelegenen Bevern. Mit der Produktion von<br />

Kosmetika als Eigenmarken für Kosmetikstudioketten<br />

oder Handelsunternehmen ist das Bevernser Unternehmen<br />

zu einem Betrieb mit 70 Mitarbeitern gewachsen.<br />

Das sogenannte ,Private Label‘-Geschäft kooperiert<br />

auch erfolgreich mit Göttinger Start-ups der Kosmetikbranche.<br />

„Wir stellen uns in vielen Bereichen gerade neu<br />

auf. Klar ist aber, dass wir zum hiesigen Standort stehen“,<br />

sagt Geschäftsführer Detlef Heitmüller bestimmt.<br />

Er schätzt die Bemühungen der regionalen Wirtschaft<br />

und Politik im Standortmarketing hoch ein und erkennt<br />

inzwischen wieder eine größere Bereitschaft bei Bewerbern,<br />

aufs Land zu ziehen.<br />

Fast 70 Mitarbeiter beschäftigte einst auch die Firma<br />

Bebek, die ebenfalls in Bevern ansässig ist. Ute und Klaus<br />

Otte produzierten zu besten Zeiten ihres Unternehmens<br />

bis zu 15.000 Röcke monatlich. „Dann ging die deutsche<br />

Bekleidungsindustrie aber leider vor die Hunde“,<br />

sagt Inhaber Klaus Otte. Doch die Ottes wollten nicht<br />

aufgeben. Und sie fanden eine profitable Nische: Seit inzwischen<br />

30 Jahren produzieren sie feuerfeste Rennbekleidung<br />

für den Motorsport. Viele namhafte Teams<br />

und Fahrer gehören zu den Kunden. Statt Massenware<br />

produziert das heute noch sechs Mitarbeiter zählende<br />

Kleinunternehmen jetzt individuelle Einzelstücke mit<br />

Lieferzeiten von mehreren Monaten. Rückschläge, wie<br />

der Ausstieg eines Großkunden mit 200.000 Euro Jahresumsatz,<br />

setzen dem inzwischen 74-jährigen Klaus Otte<br />

zwar hörbar zu, doch die Leidenschaft an der Entwicklung<br />

neuer Modelle hält ihn ebenso hörbar bei der Stange.<br />

ZURÜCK ZU DEN DÜFTEN DER STADT. Während der<br />

Rennsport diesbezüglich nicht ganz so verzückt, sorgen<br />

die Produkte von Mareille Willmann nicht nur für Geruchserlebnisse,<br />

sondern vor allem für Gaumenfreuden.<br />

4 |<strong>2019</strong> 71


wissen<br />

Ein duftender Weg<br />

Holzminden ist von seinen Düften<br />

nicht zu trennen. Da liegt es nahe,<br />

dass sich diese Tradition auch in der<br />

Innenstadt – rund um den wunderschönen<br />

Marktplatz und den<br />

Weserkai (Foto) – wiederfindet.<br />

Auf dem ,Duftenden Stadtrundgang‘<br />

lassen sich die schönen Orte der<br />

Stadt quasi erschnüffeln. Dabei entdecken<br />

die Besucher auf 17 Stationen<br />

Düfte vom Patchouliöl am<br />

Marktplatz über Pfefferminz am<br />

Rathaus bis zur Bratzwiebel am Alten<br />

Pfarrhaus an der Weserbrücke.<br />

Warum welcher Geruch wo zu<br />

riechen ist? Finden Sie es heraus …<br />

Freundliche Wahrzeichen der Stadt: die Figuren der Künstlerin Christel Lechner am Weserkai<br />

Als Einzelunternehmerin produziert sie unter dem<br />

Motto ,Gutes von Hier‘ hochwertige Zwiebelchutneys<br />

in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Wie das in<br />

einem so ländlichen Gebiet Erfolg bringen kann? „Man<br />

kennt sich hier. Es kamen so viele Bekannte, schauten<br />

sich meine neuen Produkte an und empfahlen mich<br />

weiter“, berichtet Willmann von ihren ersten Geschäftsmonaten.<br />

Inzwischen ist sie in der gesamten Region<br />

bekannt und durch ihre aktive (Vorstands-)Mitarbeit bei<br />

den Holzmindener Wirtschaftsjunioren auch bestens<br />

vernetzt. „Networking ist das A und O, um ein erfolgreiches<br />

Geschäft zu etablieren“, sagt die Jungunternehmerin.<br />

Sie mag die Anonymität der größeren Städte<br />

nicht und weiß vor allem auch die günstigen Geschäftsund<br />

Lagerräume zu schätzen.<br />

DER LANDKREIS HOLZMINDEN ist also gut aufgestellt.<br />

Etwaige Infrastrukturprobleme und Nachwuchskräftemangel<br />

werden mit effektiven Konzepten angegangen.<br />

Netzwerke sorgen für Kommunikation und Zusammenhalt<br />

in der Region. Und die großen international aktiven<br />

Unternehmen stehen zu ihrem Standort. Dank des erfolgreichen<br />

überregionalen Marketings und moderner<br />

Angebote lebt der Tourismus auf, und Fachkräfte schätzen<br />

die günstigen Lebenshaltungskosten und Hauspreise<br />

in der Region zunehmend. Die optimistische Grundstimmung<br />

der regionalen Akteure verspricht eine erfolgreiche<br />

Zukunft für den kleinen Landkreis, den viele einfach<br />

dufte finden. ƒ<br />

Holzminden – Stadt und Landkreis<br />

Der Name der Stadt stammt vermutlich von<br />

einer alten germanischen Bezeichnung für einen<br />

Bach (,menni‘). Daraus wurde der Name<br />

Holzminde. Die schlängelt sich vom Solling<br />

bis in die Weser.<br />

Am 12. Oktober 1832 wurde der Landkreis<br />

Holzminden per Gesetz des Herzogs Wilhelm<br />

von Braunschweig begründet. Zu dem damaligen<br />

Kreisgebiet gehörten die Ämter Holzminden,<br />

Eschershausen, Stadtoldendorf und Ottenstein.<br />

1941 kamen die Gemeinden Bodenwerder und<br />

Pegestorf dazu. Die größte Umstrukturierung<br />

erfolgte 1973, damals wurden die Gemeinden<br />

Brevörde, Heinsen, Meiborssen, Polle, Lauenförde<br />

und Vahlbruch dem Landkreis Holzminden<br />

zugeordnet. 1974 folgten der Flecken Delligsen<br />

und die Gemeinden Ammensen, Kaierde und<br />

Varrigsen. Seit 1977 gehört der Landkreis<br />

Holzminden zum Regierungsbezirk Hannover.<br />

72 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

„Vom ländlichen Idyll<br />

wird niemand satt!“<br />

Holzmindens Bürgermeister Jürgen Daul und der neue Landrat Michael Schünemann im Gespräch über<br />

die Perspektiven des Landkreises und der Stadt, an der die Weser einen großen Bogen macht<br />

INTERVIEW STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Am 1. November trat Michael Schünemann als neuer<br />

Landrat in Holzminden die Nachfolge von Angela<br />

Schürzeberg an. Gemeinsam mit Bürgermeister<br />

Jürgen Daul hinterfragt er die Perspektiven ihrer<br />

Heimat. Die beiden parteilosen Amtsträger sind sich<br />

einig und unterstreichen, wie sehr ihnen die gemeinsame,<br />

aktive Gestaltung der Zukunftspolitik des<br />

Landkreises und der Kreisstadt am Herzen liegen.<br />

Herr Schünemann, Herr Daul, welche Rolle spielen Stadt<br />

und Landkreis bei der Zukunftsplanung der Wirtschaft im<br />

bevölkerungsarmen Landkreis Holzminden?<br />

Jürgen Daul: Wir sollten – durchaus selbstbewusst – unsere<br />

Vorzüge stärker kommunizieren. Weltweit agierende<br />

Arbeitgeber mit fantastischen Karrierechancen, eine<br />

attraktive Daseinsvorsorge, verbunden mit akzeptablen<br />

Immobilienpreisen, einer sehr niedrige Kriminalitätsrate<br />

sowie der Lage inmitten des herrlichen Naturparks<br />

Solling-Vogler.<br />

Michael Schünemann: Dennoch sind wir gefordert, gemeinsam<br />

die Infrastruktur zu schaffen, damit Unternehmen<br />

hierbleiben, sich neu ansiedeln und die nötigen Fachkräfte<br />

hier ausgebildet werden oder herziehen. Deshalb müssen<br />

wir für eine gute medizinische Versorgung, moderne<br />

Bildungs- und Betreuungsangebote sowie eine schnelle<br />

digitale und verkehrstechnische Vernetzung sorgen.<br />

Da ist was dran. Denn es gibt ja durchaus Problembereiche<br />

wie beispielsweise die Internetversorgung oder die<br />

Verkehrsplanung ...<br />

Daul: In der Tat gilt es dort noch vieles zu verbessern.<br />

Dies gilt aber weniger für die Kreisstadt Holzminden,<br />

sondern eher für die kleineren Mitgliedsgemeinden im<br />

Landkreis.<br />

Schünemann: Auf uns als Landkreis kommt da eine Menge<br />

zu. Allein bei der Breitbandversorgung müssen wir bis<br />

2029 jährlich rund zweieinhalb Millionen Euro in die<br />

Hand nehmen. Das dauert alles noch viel zu lange. Wie<br />

wichtig das ist, merken wir an diesbezüglichen Anfragen<br />

potenzieller Investoren. Wir sind da zwar schon auf einem<br />

guten Weg, aber wir brauchen in diesem Bereich<br />

noch mehr Unterstützung von Land und Bund.<br />

Daul: Und zur örtlichen Verkehrsplanung kann ich aus<br />

städtischer Sicht nur auf unsere extrem günstigen Bustickets<br />

mit Einheitspreisen unabhängig von der Fahrtstrecke<br />

verweisen.<br />

Schünemann: Eine schnellere Anbindung nach Kreiensen<br />

auf der Schiene, um Oberzentren wie Hannover und Göttingen<br />

zu erreichen, ist extrem wichtig. Ansonsten haben<br />

wir mit dem Beitritt zum Zweckverband Verkehrsverbund<br />

Süd-Niedersachsen ab 2020 einen wichtigen Schritt<br />

getan. Das hilft uns für ein einheitliches Tarifsystem in<br />

ganz Südniedersachsen, aber auch, wenn es um weitere<br />

Unterstützung durch das Land geht. Bei den Straßen<br />

steht die möglichst schnelle Öffnung der B83 natürlich<br />

74 4 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Jürgen Daul<br />

geboren 1958, ist verheiratet und Vater eines<br />

22-jährigen Sohnes. Nach Besuch des Gymnasiums<br />

in Holzminden studierte er Forstwirtschaft<br />

in Göttingen. Anschließend folgte eine langjährige<br />

Tätigkeit in Ministerium, Bezirksregierung und<br />

Forstämtern der Niedersächsischen Landesforstverwaltung.<br />

Seit 2006 ist Daul hauptamtlicher<br />

Bürgermeister der Stadt Holzminden.<br />

Michael Schünemann<br />

Jahrgang 1967, ist seit November Landrat des<br />

Landkreises Holzminden. Der gebürtige Holzmindener<br />

hat eine Ausbildung als Stahlbetonbauer<br />

gemacht, war längere Zeit bei der Bundeswehr<br />

und hat dann Architektur studiert. Berufliche<br />

Erfahrungen sammelte er in unterschiedlichen<br />

Unternehmen und Verwaltungen, bevor er 2012 in<br />

die Holzmindener Kreisverwaltung wechselte.<br />

Zuletzt war er dort Bereichsleiter des Gebäudemanagements.<br />

4 |<strong>2019</strong> 75


wissen<br />

»Alle haben erkannt, dass wir mit<br />

Kirchturmdenken in der sich immer schneller<br />

drehenden Welt nicht weiterkommen.«<br />

Michael Schünemann<br />

im Vordergrund. Was die Anbindung an Hannover über<br />

die B64 bzw. B240 angeht, ist da schon viel in Bewegung.<br />

Das wäre sicher auch für die Wirtschaft von enormem Vorteil,<br />

die ja in Holzminden durchaus vielfältig ist. Wo liegen hier<br />

ihre Stärken?<br />

Daul: Wir besitzen bei etwas über 20.000 Einwohnern<br />

15.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – das<br />

ist im Verhältnis deutschlandweit ein Spitzenwert! Die<br />

gesunde Mischung vom Weltkonzern bis zum Einmannbetrieb<br />

macht den Reiz unserer Wirtschaft aus. Neben<br />

den bereits genannten positiven Standort<strong>faktor</strong>en sind<br />

wir in der Pflicht, alles zu tun, um als Wirtschaftsstandort<br />

attraktiv zu sein. Ein Beispiel: Die effektiven Abläufe in<br />

der Verwaltung von Landkreis und Stadt führen zu<br />

schnelleren Bewilligungen als anderswo.<br />

Schünemann: Zudem haben wir auch außerhalb des<br />

Holzmindener Stadtgebietes in Bodenwerder, Stadtoldendorf,<br />

Lauenförde oder Delligsen attraktive Gewerbegebiete.<br />

Da können sich Unternehmen verschiedener<br />

Branchen ansiedeln. Unsere Wirtschaftsförderung hilft<br />

bei der schnellen Umsetzung von Bauvorhaben.<br />

Umwelt- und Klimaschutz nehmen in der öffentlichen Diskussion<br />

eine zunehmend wichtige Rolle ein. Welchen Stellenwert<br />

messen Sie diesem Themenkomplex bei?<br />

Schünemann: Wir haben mit der landkreisübergreifend<br />

agierenden Klimaschutzagentur und der Klimaschutzmanagerin<br />

des Landkreises schon eine Menge zukunftsorientierter<br />

Projekte umgesetzt. Sei es durch umfassende<br />

Energieberatungen für Haushalte und Betriebe, die eine<br />

hohe Anzahl von Investitionen ausgelöst haben, oder<br />

durch die Umstellung unserer Fuhrparks auf Elektrobeziehungsweise<br />

CNG-Antrieb. Bei allen landkreiseigenen<br />

Gebäuden haben wir immer auch die Möglichkeit<br />

von mitzuplanenden Fotovoltaikanlagen im Blick.<br />

Wir als Landkreis nehmen beim Klimaschutz bundesweit<br />

eine Vorreiterrolle ein. Das soll auch künftig so<br />

bleiben.<br />

Daul: Auch der Stadt ist dieses Thema sehr wichtig. Ziel<br />

ist die klimaneutrale Verwaltung im Jahr 2030. Dafür<br />

sind, wie auch in der Wirtschaft, massive Einschnitte und<br />

verantwortungsvolles Handeln nötig. Wir müssen dabei<br />

aber immer die Verhältnismäßigkeit berücksichtigen und<br />

dürfen niemanden überlasten. Klima schonende Alternativen<br />

wie Elektroantriebe und Windkraft müssen von der<br />

Produktion über den Betrieb bis zum Recycling gedacht<br />

und beurteilt werden. Ansonsten gefährden wir unnötigerweise<br />

wichtige Arbeitsplätze in der Region.<br />

Und welche Rolle spielt die Kommunikation für einen kleinen<br />

Landkreis wie Holzminden?<br />

Daul: Wir setzen auf kurze Kommunikationswege.<br />

Herr Schünemann und ich hatten gleich nach seinem<br />

Amtsantritt intensive Gespräche. Wir möchten die<br />

Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis noch weiter<br />

vorantreiben. Nur so können wir uns erfolgreich für die<br />

Zukunft aufstellen.<br />

Schünemann: Neben dieser Kommunikation auf Verwaltungsebene<br />

setzen wir auch auf die gut funktionierenden<br />

Netzwerke der Region: Zwischen der Wirtschaftsförderung<br />

und Weserpulsar, mit den Wirtschaftsjunioren sowie<br />

der REK Weserbergland plus und nicht zuletzt auch dem<br />

Südniedersachsenprogramm gibt es hier auf allen Ebenen<br />

regen Austausch und gemeinsame Projekte. Wir arbeiten<br />

eng mit Nachbarlandkreisen und -bundesländern zusammen,<br />

damit decken wir eine riesige Fläche ab und schaffen<br />

viele Synergien. Alle haben erkannt, dass wir mit<br />

Kirchturmdenken in der sich immer schneller drehenden<br />

Welt nicht weiterkommen.<br />

Zu guter Letzt: Was wünschen Sie sich für Ihren Standort<br />

Holzminden im kommenden Jahrzehnt?<br />

Schünemann: Wir müssen zum Wohle des Landkreises<br />

alle in Bewegung bleiben und uns den Herausforderungen<br />

stellen. Der Landkreis ist gefordert, den wirtschaftlichen<br />

Rahmen dafür zu schaffen. Dabei können wir auf<br />

unsere Vorteile setzen: Mit unserer gut aufgestellten<br />

Wirtschaft und einer herausragenden Hochschule wie<br />

der HAWK sowie unserer lebenswerten Region verfügen<br />

wir über viele wertvolle Pluspunkte.<br />

Daul: Wir sollten in erster Linie weiterhin auf Koopera tion<br />

setzen. Künftigen Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung,<br />

des Fachkräftemangels und des Klimaschutzes<br />

können wir nur gemeinsam gegenübertreten. So werden<br />

wir unsere innovative, zukunftsorientierte und liebenswerte<br />

Kreisstadt weiterentwickeln und Menschen vom Hierbleiben<br />

beziehungsweise Hierherziehen überzeugen.<br />

Herr Daul, Herr Schünemann, vielen Dank für das Gespräch.<br />

76 4 |<strong>2019</strong>


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PROFIL<br />

STIEBEL ELTRON ist moderner<br />

Arbeitgeber und Innovationsführer<br />

95 Jahre Technik zum Wohlfühlen<br />

Im Energy Campus<br />

Dr. Ulrich Stiebel spricht beim Festakt zum<br />

125. Geburtstag des Firmengründers, seines<br />

Vaters Dr. Theodor Stiebel.<br />

125, 95, 70 UND 20: Vier runde Zahlen rund um<br />

STIEBEL ELTRON im Jahr <strong>2019</strong>. Das Holzmindener<br />

Haustechnikunternehmen wurde 1924<br />

von Dr. Theodor Stiebel in Berlin gegründet<br />

und feiert somit in diesem Jahr seinen 95. Geburtstag.<br />

Theodor Stiebel selbst war gerade mal<br />

30 Jahre alt, als er diesen Schritt wagte – was<br />

bedeutet, dass er <strong>2019</strong> seinen 125. Geburtstag<br />

gefeiert hätte. Heute ist das Unternehmen zu<br />

gleichen Teilen im Besitz von Frank Stiebel,<br />

einem der beiden Söhne von Theodor Stiebel,<br />

und der Stiebel Familienstiftung, gegründet<br />

von Dr. Ulrich Stiebel, dem zweiten Sohn<br />

des Firmengründers. Er ist auch Vorsitzender<br />

der Familienstiftung – und feierte jüngst, am<br />

10. September <strong>2019</strong>, seinen 70. Geburtstag.<br />

Bleibt noch die 20: 1999, also vor genau<br />

20 Jahren, brachte STIEBEL ELTRON das<br />

erste Integralgerät LWZ auf den Markt, eine<br />

Kombination aus kontrollierter Wohnungslüftungsanlage<br />

mit Wärmerückgewinnung<br />

und Wärmepumpe. Ein Gerät also, das die<br />

elementaren haustechnischen Funktionen<br />

im Einfamilienhausneubau – Be- und Entlüftung,<br />

Heizung und Warmwasserbereitung –<br />

abdeckt. Die LWZ-Serie, die in den folgenden<br />

20 Jahren stetig weiterentwickelt und ergänzt<br />

wurde, ist im Bereich der Systemtechnik, der<br />

die Bereiche Wärmepumpe und Lüftung umfasst,<br />

ein wichtiges Standbein.<br />

Elektrische Warmwasserbereitung sorgt vor<br />

fast 100 Jahren für den Erfolg<br />

Die Wurzeln des Unternehmens liegen in<br />

der elektrischen Warmwasserbereitung, basierend<br />

auf einer revolutionären Erfindung<br />

von Dr. Theodor Stiebel: der Ringtauchsieder<br />

machte ein effizientes und damit schnelles<br />

Erhitzen von Wasser mit elektrischer Energie<br />

möglich – und das nicht nur komfortabel,<br />

sondern auch noch deutlich gefahrloser<br />

als alle bis dahin gebräuchlichen Methoden.<br />

Der Erfolg kam schnell und nachhaltig, ließ<br />

sich auch von Krieg und zwischenzeitlicher<br />

Zerstörung der Produktionsstätten mit anschließendem<br />

Umzug des Hauptsitzes von<br />

Berlin nach Holzminden nicht aufhalten.<br />

In den Jahren nach 1950 folgten zahlreiche<br />

Produktbereiche, die alle mit Wärme und<br />

der „sauberen“ Energie Strom zu tun hatten<br />

– selbst Bügelmaschinen, Flugzeugküchenblöcke<br />

oder Heizmatten beispielsweise. Im<br />

Vergleich zur erfolgreichen Warmwassersparte<br />

fristeten diese Produkte allerdings stets<br />

ein Nischendasein.<br />

Das änderte sich Anfang der 1970er-Jahre,<br />

als sich neben den Durchlauferhitzern<br />

und Klein- und Standspeichern ein weiteres<br />

wichtiges Standbein etablierte: Systeme<br />

zur Nutzung erneuerbarer Energien in der<br />

Haustechnik, insbesondere Wärmepumpen.


Reallabor für die Energiewende Der Energy Campus, das neue Schulungs- und Kommunikationszentrum von Stiebel Eltron, ist Leuchtturm und Beispiel zugleich.<br />

Mittlerweile hat sich Stiebel Eltron in diesem<br />

Bereich zu einem ,Hidden Champion‘<br />

ent wickelt – und blickt zuversichtlich nach<br />

vorne: Themen rund um den Klimaschutz<br />

bestimmen derzeit politische und wirtschaftliche<br />

Diskussionen.<br />

STIEBEL ELTRON hat die Technik zur Energiewende<br />

in Gebäuden<br />

Auf das Heizen von Häusern und Wohnungen<br />

entfällt der größte Anteil der CO2-Emmissionen<br />

privater Haushalte. „Im Heizungskeller<br />

können die Bürger längst mit der privaten<br />

Energiewende starten", so Geschäftsführer<br />

Dr. Nicholas Matten. „Wer in seinem Zuhause<br />

auf eine Wärmepumpe als Heizungsanlage<br />

setzt, spart jährlich mindestens drei Tonnen<br />

CO2 ein." Wärmepumpen sind mittlerweile<br />

in nahezu jedem Haus eine Heizungsalternative<br />

und zwar auch, wenn das Gebäude mit<br />

traditionellen Heizkörpern ausgestattet ist.<br />

„Dank großer Effizienzsprünge in den letzten<br />

Jahren sind heute selbst Wärmepumpen, die<br />

Umwelt wärme ganz einfach aus der Umgebungsluft<br />

gewinnen, in der Lage, effizient bis<br />

zu 50 oder sogar 55 Grad Vorlauftemperatur<br />

zur Verfügung zu stellen.“ Darüber hinaus<br />

sind solche Systeme die einzigen Heizungsanlagen,<br />

die im Sommer auch die Kühlung der<br />

Räume übernehmen können.<br />

Der Hauptsitz des Weltunternehmens am<br />

Standort Holzminden<br />

Standortsicherung und Mitarbeiterbindung<br />

sind neben der Internationalisierung wichtige<br />

Aspekte des Unternehmensleitbildes.<br />

„Um den Standort Holzminden langfristig zu<br />

sichern, ist es nötig, international breit aufgestellt<br />

zu sein. Die erfolgreiche Positionierung<br />

in verschiedensten Märkten weltweit<br />

macht uns weniger anfällig gegen wirtschaftliche<br />

und konjunkturelle Schwankungen einzelner<br />

Länder“, erklärt Matten. STIEBEL ELTRON<br />

hat eigene Vertriebsgesellschaften in 26 Ländern<br />

und ist in über 120 Ländern vertreten.<br />

Die Mitarbeiter am Holzmindener Stammsitz<br />

profitieren unter anderem von Angeboten<br />

aus dem Bereich Gesundheitsmanagement –<br />

darunter sind auch Schulungen zum Thema<br />

Stress management oder Betriebssportgruppen.<br />

Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

wird seitens des Unternehmens unterstützt.<br />

„Zudem können Mitarbeiter einerseits<br />

die Option nutzen, von Zuhause zu arbeiten,<br />

andererseits ermöglicht die Gleitzeitregelung<br />

flexible Arbeitszeiten“, erklärt Christiane Schäfers,<br />

Personalleiterin bei STIEBEL ELTRON.<br />

Auch das Leasen eines Fahrrades ist seit gut<br />

einem Jahr möglich. Über 300 Mitarbeiter haben<br />

deutschlandweit dieses Angebot bereits<br />

genutzt.<br />

KONTAKT<br />

STIEBEL ELTRON GmbH & Co. KG<br />

Dr.-Stiebel-Straße<br />

37603 Holzminden<br />

Tel. 05531 702 702<br />

info-center@stiebel-eltron.de<br />

www.stiebel-eltron.de


mensch<br />

80 4 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

Weltbürger<br />

von der<br />

Weser<br />

Er ist ein engagierter und streitbarer Bürger<br />

der Stadt Holzminden: Ralf Schwager.<br />

Der Hotelier und Inhaber von mehreren<br />

Kaufhäusern bestimmt wie kein Zweiter die<br />

Geschicke seiner Heimat – und der 78-Jährige<br />

denkt noch lange nicht an Ruhestand.<br />

<strong>faktor</strong> sprach mit ihm über sein rastloses<br />

Leben und sein Erfolgsrezept, die großen<br />

Pläne für die Zukunft immer sonntags nach<br />

dem Tee zu schmieden.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2019</strong> 81


mensch<br />

Zur Person<br />

1941 in Eisenach geboren, verlebte Ralf Schwager dort eine glückliche<br />

Kindheit, bis die Familie 1949 floh und ihre Lebensgrund lage, ein Kaufhaus,<br />

zurückließ. Er kam nach Holzminden, machte Abitur und arbeitete als<br />

Einkäufer weltweit für den Kaufhaus-Konzern Hertie. Seit 1974 ist er in<br />

Holzminden endgültig ansässig und engagiert sich für die Belange der<br />

Stadt. Er erhielt unter anderem 2008 das Bundes verdienstkreuz und 2017<br />

den HAWK-Preis, die höchste Ehren auszeichnung der Hochschule. Sein<br />

Markenzeichen: ein weißes Hemd – bei allen Wetterlagen und Gelegenheiten.<br />

82 4 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

»Ich habe schon immer den Finger in die Wunde gelegt<br />

– manche mögen das und andere eben nicht.«<br />

LESEZEIT: 10 MINUTEN<br />

Holzminden. Eine Kleinstadt an der<br />

Weser. Ein wenig verschlafen, ein<br />

wenig wenig los. Wie so oft auch<br />

andernorts stehen viele Geschäfte<br />

in der Innenstadt leer. Touristen<br />

kommen zwar – aber vor allem<br />

wegen des bekannten Weser-Radwegs<br />

und der traumhaften Umgebung. Und in eben diesem<br />

beschaulichen Städtchen agiert schon seit Jahren ein<br />

Mann, dem nichts mehr am Herzen zu liegen scheint, als<br />

Holzminden zu einem wahren Erlebnisort zu machen:<br />

Ralf Schwager. Mit seinem jahrzehntelangen Engagement<br />

hat sich der 78-Jährige im Laufe seines Lebens allerdings<br />

nicht nur Freunde gemacht. Weil er nicht nur gibt, sondern<br />

auch fordert: von der Politik, von der Wirtschaft und von<br />

der Bevölkerung. Ein Kampf gegen Windmühlen?<br />

HEUTE SITZT DER UNTERNEHMER GELASSEN im Besprechungszimmer<br />

im dritten Stock seines ,Erlebnishauses<br />

Schwager‘ in Holzminden und erzählt von den Reaktionen<br />

einiger Bürger der Stadt, die auf den jüngst erschienenen<br />

Zeitungsartikel des Täglichen Anzeiger Holzminden<br />

(TAH) reagierten. „Ich habe heute deswegen schon<br />

einige böse Mails bekommen“, erzählt Schwager unbeeindruckt<br />

und trinkt genussvoll einen Schluck Kaffee.<br />

„Meine Frau erlaubt mir sonst nur Tee“, sagt er, liebevoll<br />

von ihr als „meine gute Seele“ sprechend. Eine ganze<br />

Seite hat man ihm und seinen Plänen für den Erhalt der<br />

Innenstadt gewidmet. Denn der Leerstand der Geschäfte<br />

und die Abwanderung der Bevölkerung aus dem Zentrum<br />

werde die Stadt Holzminden irgendwann zu einer<br />

„toten Innenstadt“ werden lassen, so sein Fazit. Ein altbekanntes<br />

und schwerwiegendes Problem vieler Kleinstädte.<br />

Die Lösung hingegen sei einfach: „Nicht lange<br />

diskutieren, sondern ausprobieren“ so sein Lebensmotto.<br />

Allein während des Interviews zu besagtem Artikel<br />

seien ihm 20 realistische und schnell umsetzbare Ideen<br />

gekommen. Aber es brauche eben auch die „Macher“,<br />

die es tatsächlich angehen. „Ich habe schon immer den<br />

Finger in die Wunde gelegt – manche mögen das und<br />

andere eben nicht“, kommentiert Schwager lakonisch.<br />

Er ist es gewohnt, Gegenwind zu bekommen, damit<br />

kann er inzwischen umgehen. Hingegen nichts zu tun<br />

und nichts zu sagen – sprich die berühmten Affen zu mimen<br />

– das kann und will er nicht.<br />

„Wenn ich etwas mache, stehe ich nicht in der letzten<br />

Reihe, sondern versuche in die erste Reihe zu kommen“,<br />

so der Unternehmer. Mit seinen acht Häusern in fünf<br />

Städten leitet er bereits in der dritten Generation ein<br />

inhaber geführtes Familienunternehmen. Bei ,Schwager‘<br />

bekommt man alles zu kaufen – von Mode über Lederwaren<br />

bis hin zu Haushaltswaren und Heimtextilien.<br />

„Am liebsten bin ich aber im Untergeschoss bei den<br />

Spielwaren“, sagt der Unternehmer lachend. Seine Augen<br />

blitzen dabei, als wäre er noch der fünfjährige Junge,<br />

der sich nichts sehnlicher wünscht, als selbst noch einmal<br />

die Rutsche vom Erdgeschoss hinuntersausen zu<br />

dürfen.<br />

Dabei ist der lokale Einzelhandel in Zeiten von Zalando<br />

und Amazon alles andere als ein Kinderspiel. „Man<br />

muss Ideen haben und Innovationen, um die Leute vor<br />

Ort zu begeistern“ sagt Schwager. Er wird es nicht mit<br />

den Riesen des Online-Handels aufnehmen, seine Pläne<br />

sehen anders aus. Zunächst möchte er nicht darüber<br />

sprechen, verrät nur, dass er sich die nächsten zehn Jahre<br />

noch selbst um die Geschäfte kümmern wird. Aber dann<br />

platzt es doch aus ihm heraus, zu stolz ist er wohl auf<br />

diese Idee: „Ich werde vier Rikschas in Hongkong kaufen,<br />

mit Elektromotor ausstatten und damit einen eigenen<br />

,Online-Handel‘ im Umkreis von 20 Kilometern<br />

aufbauen – und eine Rikscha ohne Motor werde ich<br />

selbst fahren.“ Er hat sichtlich Spaß bei dem Gedanken.<br />

„Das bringt natürlich kein Geld, ist aber gutes Marketing.“<br />

4 |<strong>2019</strong> 83


mensch<br />

IDEEN UND KONTAKTE hat der gebürtige Eisenacher<br />

mehr, als er benötigt. Bevor er in Neuhaus, einem Ort<br />

ganz in der Nähe von Holzminden, mit seiner Frau sesshaft<br />

wurde, zog es ihn erst einmal hinaus in die Welt.<br />

„Ich wollte nie Einzelhändler werden“, erzählt er rückblickend.<br />

Da habe es nach dem Abitur und der Bundeswehrzeit<br />

heftige Diskussionen mit seinem Vater gegeben,<br />

der sich letztlich aber durchsetzte und eine Lehrstelle für<br />

„den Jungen“ aussuchte. „So war das damals. Da hatten<br />

die Eltern noch mehr zu sagen als heute“, sagt Schwager.<br />

Er fügte sich und begann im Alsterhaus in Hamburg<br />

bei Hertie seine Ausbildung. Bereits mit Mitte Zwanzig<br />

wurde er für ein Jahr nach Hongkong geschickt und weitere<br />

fünf Jahre nach Japan, um von dort aus den Import<br />

aus dem Fernen Osten zu organisieren. Insgesamt war er<br />

neun Jahre bei Hertie für den Import zuständig – von<br />

Spanien und Portugal bis hin nach Brasilien und Marokko.<br />

Erst Mitte der 1970er-Jahre kam er zurück nach<br />

Holzminden und stieg pflichtbewusst bei seinem Vater<br />

ein. „Ich verlangte allerdings von Beginn an einen ordentlichen<br />

Arbeitsvertrag, damit ich ihm nicht nur die<br />

Papiere hinterhertrage“, erklärt er. Noch aus jener Zeit<br />

im Ausland und auch aus den Jahren danach in Deutschland<br />

hat Schwager sich ein weites Netzwerk an Kontakten<br />

aufgebaut. Immer noch ist er 30 Mal im Jahr<br />

gemeinsam mit seinen Mitarbeitern auf Messen und entscheidet<br />

und verhandelt mit. „In irgendwas mische ich<br />

mich jeden Tag ein“, gesteht er.<br />

JEDEN SAMSTAGABEND SITZT RALF SCHWAGER bei<br />

sich zu Hause, der Fernseher läuft leise, maximal als Nebengeräuschkulisse:<br />

„Was da heute so läuft, da braucht<br />

es wirklich wenig Ton.“ Ein gutes Glas Rotwein auf dem<br />

Tisch, und dann kontrolliert er sämtliche Ausgaben und<br />

Kostenrechnungen der Woche. „Einfach alles, was ausgegeben<br />

wird, überprüfe ich auf Heller und Pfennig: ob<br />

es passt, ob Skonto gezogen wurde, ob es Rabatte gab<br />

und ob die Preise stimmen“, so der Unternehmer.<br />

Arbeit am Wochenende? Keine Frage für den positiven<br />

Workaholic, wie er sich selbst bezeichnet. Und man mag<br />

es ihm glauben. „Burnout – der Begriff sagt mir nichts!“,<br />

erklärt er voller Elan und Lebensfreude. Er ist ein Macher,<br />

ein Umsetzer und ein Kümmerer – auch wenn es um seine<br />

Mitarbeiter geht. Er kann im Team arbeiten, aber nur,<br />

wenn es schnell geht. Von Montag bis Samstag sind seine<br />

Tage von morgens bis abends bei nahe minutiös durchstrukturiert.<br />

Nach Feierabend steht zweimal ein kurzer<br />

Joggingausflug durch den schönen Solling auf dem Programm.<br />

Und am heiligen Sonntag? Da gibt es nachmittags<br />

„ausnahmsweise und zur Belohnung“ pünktlich<br />

um 17 Uhr Tee und Kuchen zusammen mit seiner Frau<br />

Roswitha. Und davor erneut eine halbe Stunde Joggen –<br />

das hält jung. Einen Arzt hat der Endsiebziger im Übrigen<br />

seit 20 Jahren nur noch wegen Verletzungen beim Joggen<br />

und Skifahren aufgesucht.<br />

84 4 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

Er kann's nicht lassen Mittendrin im Geschäft fühlt Ralf Schwager sich am wohlsten und strahlt diese Freude auch auf seine Mitarbeiter ab.<br />

4 |<strong>2019</strong> 85


mensch<br />

»Ich habe nur drei wahre Leidenschaften:<br />

meine Familie, meinen Beruf und Holzminden.«<br />

Der Sonntag unterscheidet sich zudem darin, dass<br />

Schwager an diesem Tag keine tagesaktuellen Dinge erledigt<br />

– Sonntag ist Strategietag, denn irgendetwas gibt es<br />

immer zu planen. So entstand an einem dieser Nachmittage<br />

auch die Idee, die alte Holzmindener Jugendherberge aus<br />

den 1950er-Jahren direkt an der Weser zu einem 3-Sterne-<br />

Superior-Hotel umzubauen. Zwischen dem Gedanken<br />

und dem Tag der finalen Eröffnung im Juli 2014 lagen<br />

lediglich 18 Monate – ein typisches Schwager-Tempo.<br />

DAFÜR, DASS BEI RALF SCHWAGER einfach alles gut<br />

durchgetaktet und schnell gehen muss, nimmt er sich<br />

viel Zeit für das Gespräch und sein Gegenüber. Nach einer<br />

kurzen Hausführung inklusive Plausch mit einigen<br />

Mitarbeitern – der Chef will schließlich wissen, ob alles<br />

läuft – fahren wir hinüber ins Weserhotel und werden<br />

von der Hotelleiterin freundlich empfangen. Eine gute<br />

Gelegenheit nachzufragen, was Ralf Schwagers größte<br />

Schwäche ist. „Er kann nicht loben“, verrät uns Heike<br />

Sander-Nisius, während ihr Chef lächelnd neben ihr<br />

steht. Man weiß sich nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit<br />

anscheinend zu nehmen und zu schätzen –<br />

und wie die Mitarbeiter ihn um den Finger wickeln<br />

können, das wissen sie auch, bleibt aber ihr Geheimnis.<br />

„Ich habe die Jugendherberge gekauft, obwohl ich nicht<br />

einmal wusste, wie Hotel geschrieben wird“, sagt Schwager.<br />

„Ich habe Hotel mit Doppel-T und Doppel-L geschrieben.“<br />

Er lacht. Zusammen mit acht Mitarbeitern bildete er ein<br />

Team, das für die Gestaltung des Hotels verantwortlich<br />

war – ein Architekt und eine Farbberaterin halfen, der<br />

Rest war selfmade. „Einfach machen und ausprobieren“,<br />

so auch hier sein stets wiederkehrendes Lebensmotto.<br />

Heute ist das Hotel so gut ausgebucht, dass Schwager bereits<br />

Pläne für weitere 30 Wohlfühlzimmer mit Blick zum<br />

Hafen sowie einen Medien- und Konferenzraum für 120<br />

Gäste plant. Der Eröffnungstermin stehe selbstverständlich<br />

auch schon fest: April 2021.<br />

HAT ER BEI SO VIEL SCHAFFENSDRANG nicht irgendwann<br />

alles erreicht? Es macht fast schwindelig, dabei<br />

zuzuhören, was ein Mensch allein alles bewegen kann.<br />

Bescheiden – und nur auf direkte Nachfrage hin –<br />

berichtet er von den Auszeichnungen, die er im Laufe<br />

seines Lebens erhielt, wie zum Beispiel den HAWK-Preis.<br />

Die höchste Ehrenauszeichnung der Hochschule wird an<br />

Personen verliehen, die durch herausragende Initiativen<br />

oder durch besonderen Einsatz die Ziele der HAWK unterstützt<br />

und sich dadurch in besonderer Weise verdient<br />

gemacht haben. Ralf Schwager wurde diese Ehre vor<br />

zwei Jahren zuteil, da er sich in hohem Maße für den<br />

Standort in Holzminden eingesetzt hat. 2008 erhielt der<br />

gebürtige Eisenacher bereits das Bundesverdienstkreuz<br />

für sein Engagement zum einen in seiner Geburtsstadt<br />

nach der Grenzöffnung und zum anderen in Holzminden.<br />

Im Jahr 2011 erhielt er die Haarmannplakette der Stadt<br />

Holzminden und wurde 2014 zum Senator im Senat der<br />

Wirtschaft berufen.<br />

Zehn Jahre war Schwager Manager des Stadtmarketings.<br />

Er hat sich dafür stark gemacht, dass der Weihnachtsmarkt<br />

nicht nur ein Weihnachtsmarkt ist, sondern<br />

eine Attraktion mit einer 500 Quadratmeter großen Eisbahn.<br />

Er hat das Kino für die Stadt mitinitiiert, und nun<br />

hofft er, für die jungen Menschen in seiner Stadt auch<br />

noch jemanden zu finden, der eine Diskothek eröffnet.<br />

All dies ist nur eine Auswahl des bislang Erreichten –<br />

und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Dafür ist der<br />

Antrieb in Schwagers Lebens einfach zu stark. „Ich habe<br />

nur drei wahre Leidenschaften: meine Familie, meinen<br />

Beruf und Holzminden“, sagt er, und auch hier fällt es<br />

leicht, ihm Glauben zu schenken.<br />

FÜR SICH PERSÖNLICH HAT ER NATÜRLICH auch<br />

noch das eine oder andere vor. In zwei Jahren, wenn er<br />

80 Jahre alt ist, will er sich wieder unter die Langläufer<br />

mischen und Wettkämpfe über zehn Kilometer bestreiten.<br />

Der seit seiner Jugend sportbegeisterte Schwager lief<br />

bereits einige der berühmten Marathon-Strecken: New<br />

York, Berlin und Rotterdam. Und auch die Nachfolge<br />

bleibt für die kinderlose Familie Schwager noch zu klären.<br />

„Da habe ich tatsächlich einen Klopapier-Zettel“,<br />

erzählt der Einzelhändler und Hotelier fröhlich, „auf<br />

dem stehen sechs Namen, die für die Nachfolge infrage<br />

kommen.“ Ein Beirat wird im Fall des Falles diese Entscheidung<br />

treffen. „Aber bis dahin wird noch viel Wasser<br />

die Weser herunterlaufen. Wenn ich jetzt schon jemanden<br />

bestimme, läuft er nur mit dem Aktenkoffer hinter<br />

mir her. Das kann ich niemandem zumuten.“ Das passt<br />

zu einem Mann, der auch abgeben kann – aber nur,<br />

wenn es ihm zu langweilig wird. Seinen Mitarbeitern<br />

bringt Schwager jedenfalls große Wertschätzung ent-<br />

86 4 |<strong>2019</strong>


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mensch<br />

Unvollendet Ralf Schwager ist stolz auf sein neuestes Puzzelteil im Lebenswerk – das Weserhotel soll aber nicht das letzte sein.<br />

gegen, da er weiß, dass ein Chef nur so gut ist wie sein<br />

Personal. Und dass viele seiner Angestellten in Holzminden<br />

bereits seit 20 Jahren bei ihm arbeiten, spricht für ihn<br />

als Mensch. Auf die Frage, ob er für seine Mitarbeiter<br />

denn fast wie ein Vater wäre, der sich sorgt und sie nach<br />

der Ausbildung erst einmal hinaus schickt in die Welt, um<br />

dann gestärkt zurückkommen, antwortet Schwager:<br />

„Das ,fast‘ können Sie streichen.“<br />

WAS JEDOCH DER WAHRE SCHLÜSSEL seines Erfolgs<br />

ist, verrät er bei einer letzten Tasse Tee im Hotel. Mit<br />

Blick auf den Hafen der Weser und über das hügelige<br />

Land dahinter kommt er ein wenig ins Schwärmen. „Ich<br />

bin jetzt 78 Jahre alt und habe in meinem Leben fast<br />

nichts falsch gemacht. Ich hatte viel Glück. Das größte<br />

Glück aber ist, dass ich die richtige Frau an meiner Seite<br />

habe, mit der ich seit 42 Jahren verheiratet bin.“ Doch<br />

dann ist es Zeit, aufzubrechen. Der rastlose Schwager<br />

posiert noch schnell auf der Weserbrücke für ein letztes<br />

Foto. Dann eilt er zum nächsten Termin – wo er sich erneut<br />

in die Geschehnisse in seinem Holzminden einmischt.<br />

Pünktlichkeit muss sein. ƒ<br />

Zur Historie<br />

Das erste kleine Kaufhaus Schwager wurde 1923 vom<br />

Großvater August Schwager in Stadtilm in Thüringen<br />

gegründet. 1936 eröffnet ein weiteres Haus in Eisenach,<br />

das von Ralf Schwagers Vater geführt wurde und nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg in der DDR enteignet wurde.<br />

Der 1941 in Eisenach geborene Schwager übernahm<br />

nach der Wende das marode Gebäude und baute es neu<br />

auf. Nach ihrer Flucht aus Thüringen 1949 eröffnete die<br />

Familie in Holzminden ein neues Textilhaus – und<br />

noch heute ist das Erlebnishaus Schwager hier mit<br />

seinem im vorigen Jahr entstandenen ,Marktplatz‘,<br />

einem gemütlichen, modernen Restaurant, eine<br />

Institution in der Stadt.<br />

88 4 |<strong>2019</strong>


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Perfekt eingespielt<br />

Gemeinsam sind Marc Böttcher,<br />

Tanja Bierwirth und Sabine Kottwitz (v. l.)<br />

jeder Herausforderung gewachsen.<br />

PROFIL<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Engagiert, schnell, effizient<br />

Jeder Euro erzählt eine Geschichte – Steuerberater Böttcher & Partner.<br />

Die Partner Marc Böttcher, Sabine Kottwitz<br />

und Tanja Bierwirth sind ein perfekt<br />

eingespieltes Team, das die Belange<br />

von Mitarbeitern und Mandanten sehr<br />

ernst nimmt. Vor diesem Hintergrund hat die<br />

Gesellschaft in diesem Jahr entschieden, ihre<br />

beiden Standorte zusammenzu legen: „Dadurch<br />

ermöglichen wir einen noch besseren<br />

Wissenstransfer zwischen unseren Mitarbeitern.<br />

Auch viele Prozesse werden aufgrund der<br />

gemeinsamen Räumlichkeiten verschlankt und<br />

unkomplizierter“, erklärt Marc Böttcher, der in<br />

der Zusammenlegung der beiden Kanzleisitze<br />

große Vorteile für die Mandanten und die qualitative<br />

Aufstellung der Kanzlei sieht.<br />

Mit der Zusammenlegung der beiden Sitze<br />

ändert sich der Unternehmenssitz in Osterode<br />

auch optisch. Bis Januar 2020 wird an das alte<br />

Gebäude ein großzügiger Arbeitsbereich für<br />

die Mitarbeiter angebaut. „Wir haben Zweierbüros<br />

für unsere Angestellten geplant, damit<br />

ein störungsfreieres Arbeiten möglich ist“,<br />

erklärt Böttcher die neue Aufteilung. Helle<br />

Räume, höhenverstellbare Schreibtische, ein<br />

hoher technischer Standard – der Ausbau<br />

folgt modernsten Anforderungen.<br />

SOBALD DER BAU ABGESCHLOSSEN IST,<br />

erfolgt die Sanierung des alten Gebäudekomplexes.<br />

„Unsere Mandanten bekommen durch<br />

den Umbau neu angeordnete Besprechungsund<br />

Veranstaltungsräume, die alle technischen<br />

Möglichkeiten für effizientes Arbeiten<br />

bereitstellen.“<br />

Böttcher, Kottwitz und Bierwirth wollen mit<br />

der Investition und der Neuaufstellung ein<br />

Zeichen setzen, dass sie als Arbeitgeber als<br />

auch als Dienstleister fest in der Region verankert<br />

sind.<br />

„UNSER DIENSTLEISTUNGSPORTFOLIO<br />

GEHT mittlerweile weit über die Erstellung<br />

von Jahresabschlüssen, Finanz- und Lohnbuchhaltung<br />

sowie Steuererklärungen hinaus.<br />

Neben Wirtschaftsprüfung mit unserem<br />

Kooperationspartner, der HARZER-WP GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, können wir<br />

auch als Partner mit Fachberaterexpertisen<br />

punkten.“ Böttcher hat sich auf die Bereiche<br />

Controlling und Finanzwirtschaft spezialisiert,<br />

Bierwirth auf Unternehmensnachfolge und<br />

Kottwitz auf den Bereich Gesundheitswesen.<br />

„Außerdem unterstützen wir unsere Mandanten<br />

bei der Optimierung von Prozessen, insbesondere<br />

im Zusammenhang mit der Digitalisierung<br />

und der Einbindung von Vorsystemen<br />

in die Finanz- und Lohnbuchhaltung.“<br />

KONTAKT<br />

TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE<br />

Böttcher & Partner<br />

Steuerberatungsgesellschaft mbB<br />

Büro Osterode am Harz<br />

An der Bahn 69, 37520 Osterode<br />

Tel. 05522 9084-0<br />

Büro Bad Lauterberg<br />

Heikenbergstraße 8, 37431 Bad Lauterberg<br />

Tel. 05524 9209-0<br />

info@boettcherundpartner.de<br />

www.boettcherundpartner.de


mensch<br />

Der Routinier<br />

Mit Wolfgang Brück hat die Universitätsmedizin Göttingen in diesem Jahr einen erfahrenen<br />

neuen Sprecher des Vorstandes bekommen. Der gebürtige Mainzer kümmert sich ab sofort nicht<br />

nur intensiv um die Kommunikation nach innen, sondern macht sich auch für die Vertretung<br />

der UMG-Interessen bei der Landesregierung in Hannover stark.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Ende Juli <strong>2019</strong> ging in Göttingen eine kleine<br />

Ära zu Ende: sieben Jahre Heyo K. Kroemer<br />

– der langjährige Chefsprecher der Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG) verabschiedete<br />

sich, um sich einer neuen Herausforderung<br />

zu widmen. Er leitet heute den Vorstandsvorsitz der<br />

Charité-Universitätsmedizin Berlin. Als Medizinmanager<br />

mit deutschlandweitem und internationalem Renommee<br />

hat Kroemer in den vergangenen Jahren überzeugend demonstriert,<br />

dass er komplexe Prozesse erfolgreich führen<br />

kann, er engagierte sich an wichtigen Projekten von Stadt<br />

und Region und hinterließ große Fußstapfen. Dennoch<br />

war sich die Findungskommission, die über seine Nachfolge<br />

entscheiden musste, recht schnell einig, wer der geeignete<br />

Mann ist, um diese Stapfen auszufüllen: Wolfgang<br />

Brück, Facharzt und langjähriger Direktor des Instituts<br />

für Neuropathologie an der UMG, leitet nun seit einigen<br />

Monaten die Amtsgeschäfte im Ressort Forschung<br />

und Lehre und spricht für den dreiköpfigen Vorstand.<br />

„ICH DENKE, ICH HABE DEN VORTEIL, dass ich die Prozesse<br />

und Personen der UMG ganz gut kenne und daher<br />

relativ schnell das Amt ausfüllen kann“, erklärt der gebürtige<br />

Mainzer – bereits ein Routinier in den Führungsund<br />

Leitungsämtern der UMG, weshalb auch der Wechsel<br />

aus der Forschung in das Management für ihn kein<br />

Neuland war. So leitete Brück in den vergangenen zwei<br />

Jahrzenten bereits zweimal kommissarisch das Vorstandsressort<br />

Krankenversorgung und einmal kommissarisch<br />

das Vorstandsressort Forschung und Lehre. Er war<br />

Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät, amtierte<br />

als Stellvertreter des Vorstands Ressort Krankenversorgung,<br />

und seit April 2011 war Brück Dekan für Infrastruktur<br />

und Entwicklung und auch Stellvertreter des<br />

Vorstands Forschung und Lehre der UMG.<br />

Aber hat eine Hausberufung nicht immer ein Geschmäckle?<br />

„Natürlich hat ein von extern neu Berufener<br />

auch seine Vorteile“, sagt Brück dazu. Allerdings sei es<br />

bei Vorstandspositionen durchaus üblich, sie aus dem eigenen<br />

Haus zu besetzen. Sebastian Freytag, Vorstand des<br />

Ressorts Wirtschaftsführung und Administration der<br />

UMG, war bereits eine interne Besetzung – ebenso, wie<br />

es aktuell der Präsident der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover ist.<br />

Doch der endgültige Weg raus aus der Wissenschaft,<br />

rein in das Management eines Großklinikums – auch für<br />

Brück ein großer Schritt. „Früher hätte ich mir das niemals<br />

vorstellen können“, sagt Brück. Zu sehr lag ihm die<br />

Praxis in der Forschung am Herzen. Aber das sei eine<br />

Frage des Lebensabschnitts. „Ich bin jetzt 58 Jahre alt,<br />

und da kann man noch einmal wechseln. Das ist ein guter<br />

Höhepunkt für die Karriere. Ich hätte allerdings keine<br />

Ambitionen gehabt, in ein vergleichbares Amt an einer<br />

anderen Universität zu wechseln. Der Standort Göttingen<br />

ist für mich am reizvollsten.“ Auch der Abschied aus<br />

seinem Institut und von der Arbeit in der Multiple-<br />

Sklerose-Forschung ging schnell und für Wolfgang Brück<br />

deutlich einfacher als gedacht. „Das Gebiet ist an der<br />

UMG inzwischen so etabliert, dass es durch meinen<br />

Wechsel nicht mehr zur Disposition stand.“<br />

92 4 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

4 |<strong>2019</strong> 93


mensch<br />

Seine wissenschaftlichen Meriten hat sich Wolfgang Brück<br />

mit der Erforschung der Multiplen Sklerose (MS), einer<br />

Erkrankung des Zentralnervensystems, erworben. Unter<br />

seiner Leitung hat sich das Institut für Neuropathologie<br />

der UMG zu einer der weltweit führenden Einrichtungen<br />

im Bereich der MS-Forschung entwickelt – mit Kooperationen<br />

mit zahlreichen führenden, internationalen Forschungszentren.<br />

Zudem leitete er bereits zwei Jahre als<br />

Direktor das Institut für Multiple-Sklerose-Forschung,<br />

eine gemeinsame Einrichtung der UMG und der Gemeinnützige<br />

Hertie-Stiftung, war vier Jahre Geschäftsführer<br />

der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und<br />

Neuroanatomie und ist seit 2009 Vorstandsmitglied des<br />

bundesweiten Kompetenznetzwerks Multiple Sklerose.<br />

Für seinen engagierten Einsatz wurde er in der Vergangenheit<br />

auch schon mehrfach ausgezeichnet: mit dem Hans-<br />

Heinrich-Georg-Queckenstedt-Preis, dem Hans-Georg-<br />

Mertens-Preis für innovative Forschung in der Neuro logie<br />

sowie mit dem Kohn Award der British Society of Toxicological<br />

Pathologists.<br />

DIE FORSCHUNG IN DER NEUROPATHOLOGIE – ein<br />

Job, der für Brück mehr Berufung als Beruf war. „Das<br />

war schon mein Lebensinhalt. Mir hat die Arbeit unheimlich<br />

Spaß gemacht – viel Diagnostik und vielfältige<br />

internationale Kontakte. Überhaupt hat das mein vorheriges<br />

Berufsleben gekennzeichnet: Ich war sehr viel unterwegs.“<br />

Jedes zweite Wochenende, so Brück, war er<br />

auf Kongressen und hat Vorträge gehalten. Zuletzt in<br />

Stockholm. „Das war wohl einer meiner letzten Vorträge,<br />

und vielleicht werde ich das etwas vermissen.“ Ein<br />

ganz anderes Leben, das eines globalen Wissenschaftsreisenden,<br />

sei das gewesen. „Doch jetzt habe ich eine<br />

neue Aufgabe, in die ich mich voll reinstürzen kann.<br />

Jetzt stehen Göttingen und Hannover beziehungsweise<br />

Südniedersachsen klar im Vordergrund.“<br />

Aus dem Wissenschaftler wird ein Manager, aber auch<br />

ein politischer Akteur. Statt eines kleinen Institutsbudgets<br />

geht es jetzt um dreistellige Millionenbeträge, die verantwortungsvoll<br />

geplant und eingesetzt werden wollen. Hinzu<br />

kommt die strategische Ausrichtung der UMG. „Es ist<br />

ein sehr spannendes Feld, die Entwicklung der UMG mit<br />

zu steuern“, so Brück. „Vor allem macht es Spaß, mit den<br />

unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammenzuarbeiten.“<br />

IN SEINER NEUEN ROLLE SIEHT BRÜCK für sich ganz<br />

wesentlich zwei Adressaten: jene innen in der UMG, also<br />

das gesamte Personal in seiner ganzen Breite und Vielfalt,<br />

und die außen, die Landesregierung sowie regionale Akteure.<br />

„Heyo Kroemer hat seine Rolle nach außen sehr<br />

stark wahrgenommen, vor allem auch bundespolitisch –<br />

und das war auch von großer Bedeutung für die UMG“,<br />

sagt Brück. „Für meine Tätigkeit sehe ich beides in einem<br />

Gleichgewicht.“ Für ihn steht die UMG an erster<br />

Stelle – „und das ist eine klar regionale Sache, da wir uns<br />

in Südniedersachsen gut vernetzen müssen.“ Auch der<br />

Gesundheitscampus Göttingen, der zusammen mit der<br />

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und<br />

Kunst aufgebaut wurde, muss ebenso vorangebracht<br />

werden wie die Krankenversorgung an sich.<br />

EINER DER WICHTIGEN PUNKTE REGIONAL ist dabei<br />

die zunehmende Vernetzung. „Die UMG ist in dieser Region<br />

der einzige Maximalversorger, aber auch der kann<br />

nicht alle Versorgungsleistungen abdecken“, so Brück.<br />

„Wir brauchen ein Basisangebot der medizinischen Versorgung<br />

in zum Beispiel Duderstadt, Northeim, Einbeck<br />

und Hann. Münden. Aber dafür müssen wir uns untereinander<br />

absprechen, wer was macht, damit wir uns<br />

nicht gegenseitig schaden. Das hilft niemandem, am wenigsten<br />

den Menschen in dieser Region.“ Über entsprechende<br />

Abstimmungen ließen sich Verantwortlichkeiten<br />

regeln. Mit der Gesundheitsregion Südniedersachsen<br />

bestehe bereits eine gute Grundlage dafür.<br />

Aber während es in der Region gut zu regeln sei, seien<br />

die Voraussetzungen in Göttingen selbst schwieriger. „In<br />

unmittelbarer Nähe befinden sich vier Krankenhäuser,<br />

zwischen denen es logischerweise auch einen Wettbewerb<br />

um die Versorgung von Patienten gibt“, so Brück<br />

realistisch und doch zuversichtlich, auch wenn das sicher<br />

schwieriger zu lösen sei, als die regionale südniedersächsische<br />

Problematik.<br />

Wolfgang Brück ist angekommen, an der richtigen Position<br />

als UMGler durch und durch, und in Göttingen.<br />

Seiner alten Heimat Mainz ist er aber zumindest noch in<br />

einer Hinsicht verbunden geblieben: „Mein Lieblingsverein<br />

ist und bleibt der Mainz 05.“ ƒ<br />

ZUR PERSON<br />

Wolfgang Brück kommt in Mainz zur Welt und absolviert<br />

hier sein Medizinstudium. Anschließend geht er für seine<br />

Facharztweiterbildung zum Neuropathologen nach<br />

Göttingen. Nach einem Aufenthalt in Wien wird er als<br />

Professor an die Charité-Universitäts medizin nach Berlin<br />

gerufen, wo er von 1997 bis 2002 tätig ist. 2002 zieht es<br />

ihn erneut nach Göttingen, wo er die Leitung des Instituts<br />

für Neuropathologie an der UMG übernimmt und den<br />

Forschungsschwerpunkt Multiple Sklerose etabliert.<br />

Seitdem ist er in vielen weiteren Leitungsfunktionen tätig,<br />

unter anderem als Vertreter seines Vorgängers Heyo K.<br />

Kroemer, den er im August <strong>2019</strong> ablöst. Nun ist der<br />

58-Jährige selbst als neuer Sprecher des Vorstandes im<br />

Einsatz, ist Vorstand Forschung und Lehre sowie Dekan<br />

der Medizinischen Fakultät.<br />

ÜBRIGENS<br />

Mehr zu Wolfgang Brück und seinen beruflichen Zielen<br />

gibt es im exklusiven Interview im UMG-Sonderteil in<br />

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Mit Licht<br />

zum Hören<br />

Der Göttinger Neurowissenschaftler und Top-Hörforscher<br />

Tobias Moser lässt mit bahnbrechenden Erkenntnissen die Fachwelt<br />

und Betroffene aufhorchen.<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

96 4 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

4 |<strong>2019</strong> 97


wissen<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Die doppelte Sensation: Mit seinem<br />

Forschungsprojekt ,Multiscale Bioimaging:<br />

von molekularen Maschinen<br />

zu Netzwerken erregbarer Zellen‘ ist<br />

dem Göttinger Neuro wissenschaftler<br />

Tobias Moser die Auszeichnung als<br />

Exzellenzcluster für die Georg-August-Universität 2018<br />

gelungen. Nur ein Jahr später, im September <strong>2019</strong>, nahm<br />

der Mediziner der Universitätsmedizin Göttingen den<br />

Guyot- Preis für herausragende Leistungen in den Bereichen<br />

Hörforschung und Otologie entgegen – mit der Zugabe,<br />

dass die Verleihung mit einem Symposium ‚Fortschritte<br />

in der biologischen Otologie‘ gefeiert wurde.<br />

Denn mit der Entwicklung eines sogenannten optogenetischen<br />

Cochlea-Implantats ist ihm ein wahrer wissenschaftlicher<br />

Paukenschlag gelungen.<br />

PROFESSOR TOBIAS MOSER IST EIN PIONIER der<br />

Grund lagenforschung, die entscheidende Erkenntnisse<br />

über die Funktionen des Innenohrs lieferte. Und die nun<br />

zu einer spektakulären Methode führte, die – wenn sie in<br />

ein paar Jahren durch klinische Studien bestätigt und zugelassen<br />

wird – das Leben von Hunderttausenden<br />

Schwerhörigen erleichtert. Das Besondere: Bisher streuten<br />

Cochlea-Implantate elektronisch den Schallreiz so<br />

breit, dass einzelne Tonhöhen nicht unterscheidbar waren<br />

und das Hören damit intensiv trainiert werden<br />

musste. Nun haben er und sein Team an Mäusen mittels<br />

eines ,Lichtschalters‘ die Hörsignale räumlich so exakt<br />

steuern können, dass die Tonhöhen fast wie beim normalen<br />

akustischen Hören aufgelöst werden.<br />

Viele weitere Versuchsreihen, auch an Primaten, sind<br />

vonnöten, der Finanzbedarf ist trotz der bisherigen Förderung<br />

noch enorm. „Doch der Grundstein für die fundamentale<br />

Verbesserung des Cochlea-Implantats ist gelegt<br />

und“, so Moser, „dies ist ein wichtiger Durchbruch.“<br />

Ein Durchbruch, der auch wirtschaftliche Erfolge verspricht:<br />

Im Jahr <strong>2019</strong> gründeten Moser und Kollegen in<br />

Göttingen das Start-up OptoGenTech, das aus der von<br />

Bund, DFG und EZ geförderten Forschungsarbeit an<br />

den Universitäten Göttingen, Freiburg und Chemnitz<br />

sowie dem Deutschen Primatenzentrum in Göttingen<br />

entstanden ist. Hier sollen optogenetische Mehrkanalstimulatoren<br />

entwickelt, realisiert und vermarktet<br />

werden. Als ehrenamtlicher Geschäftsführer sucht Moser<br />

noch finanzkräftige Investoren: „Es wäre gut, wenn sie<br />

tatsächlich Erfahrung mit Medizinprodukten oder mit<br />

der Zulassung von Medikamenten mitbringen. Aber<br />

wirklich wichtig für uns ist zu vermitteln, dass es Zeit<br />

braucht.“ Lange Zeit mit profitabler Perspektive: „Der<br />

jetzt schon große Markt ist weiter wachsend.“<br />

DAS ALLES ERZÄHLT ER, während er entspannt in seinem<br />

kleinen Büro im Gebäudekomplex der Universitätsmedizin<br />

Göttingen sitzt: Ein voller Schreibtisch, darauf<br />

ein Becher mit dem Aufdruck ‚Love what you do‘. Ein<br />

Ohrenmodell und der Mann, der liebt, was er tut. Worte<br />

wie ,faszinierend‘, ,total verrückt‘, ,fantastisch‘ fallen<br />

immer wieder im Gespräch. Moser schwärmt von seiner<br />

Arbeit, erklärt in einfachen Worten, lacht zwischendurch.<br />

Und nimmt sich Zeit, obwohl jeder seiner Arbeitstage so<br />

vollgepackt ist, dass er mehr Stunden bräuchte, und er<br />

mehr als einen Arbeitsplatz in Anspruch nimmt.<br />

Auf die gezielte Frage danach lacht er herzlich auf.<br />

„Sehen sie mich an, wie zerrissen bin ich? Ganz klar, ich<br />

habe aktuell eigentlich vier Arbeitsplätze: Als da wären<br />

das Institut für Auditorische Neurowissenschaften an<br />

der UMG und Labore an den Max-Planck-Instituten für<br />

Experimentelle Wissenschaft sowie für Biophysikalische<br />

Chemie und am Deutschen Primatenzentrum“, erzählt<br />

Moser zufrieden. „Es ist toll, dass wir auf diese Weise<br />

mit Wissenschaftlern am Campus verbunden sind.“<br />

Ein so großer Einsatz für seine ziemlich kleine Liebe:<br />

das Innenohr. Genauer gesagt, die „total verrückte<br />

Kontaktstelle“ zwischen Haarsinneszelle und Hör nervenzelle,<br />

die ihn „völlig fasziniert“.<br />

98 4 |<strong>2019</strong>


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wissen<br />

»Ich hatte immer mal wieder drüber nachgedacht, mir<br />

Angebote von außen anzuschauen, aber für die Synapsen<br />

und die Neurowissenschaften und auch einiges andere<br />

war Göttingen immer ein sehr guter Standort.«<br />

Als der studierte Humanmediziner vor 20 Jahren bei<br />

Professor Erwin Neher am MPI für Biophysik seine erste<br />

Arbeitsgruppe gründete, wollte er verstehen, wie dieser<br />

Übergang zwischen der Sinneszelle und der Nervenzelle<br />

funktioniert. Bei den Untersuchungen spielt auch das<br />

„wabbelnde Fließband“, wie Moser die Wendeltreppe im<br />

Innenohr beschreibt, eine wichtige Rolle. Diese besteht<br />

aus ca. 3.000 Stufen und ist – je nachdem, wo sie durch<br />

den eintreffenden Schall am meisten in Schwingung versetzt<br />

wird – für das Erkennen der gesendeten Frequenz<br />

verantwortlich. Diese Mechanik trifft auf die Haarsinneszelle<br />

und regt sie durch Auslenkung ihrer Härchen an.<br />

Die erregte Haarsinneszelle gibt die Information über den<br />

Schall unermüdlich und mit höchster zeitlicher Präzision<br />

an einer Synapse an eine Nervenzelle weiter – „und das ist<br />

eigentlich das, was mich zum Innenohr gebracht hat“.<br />

DAFÜR HAT MOSER NACH seiner Weiterqualifizierung<br />

als HNO-Arzt 2001 das Göttinger ,InnerEarLab‘ aufgebaut,<br />

in dem unterschiedliche Fachbereiche gebündelt<br />

sind. Denn es ist ein komplexer Prozess, der uns zum<br />

Hören bringt: Die Kontaktstelle besteht aus einer Synapse<br />

mit ganz speziellen Eiweißproteinen, die den mechanisch<br />

eintreffenden Schall in einen elektrischen Nervenimpuls<br />

codiert. Bei einer Störung der Synapse bleibt das Gehirn<br />

quasi stumm. Um die verschiedenen Betrachtungsebenen<br />

durch interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern, gründet<br />

sich 2015 das Institut für Auditorische Neurowissenschaften<br />

an der UMG. „Hier können wir zusammen einzelne<br />

Moleküle sowie Zellen verändern und studieren“, erklärt<br />

Moser zufrieden. „Und wir können das Hörsystem<br />

als Ganzes einerseits an Tiermodellen untersuchen und<br />

andererseits an Betroffenen in der Klinik messen.“<br />

ERKANNT WURDE DURCH SEINE ERGEBNISSE die Auditorische<br />

Synaptopathie, also die Schwerhörigkeit aufgrund<br />

einer Synapsenerkrankung. Ihre Erkennung erfordert<br />

den Einsatz moderner Audiologie etwa mit der<br />

Messung der Gehirnströme und – für vererbte Formen –<br />

die humangenetische Diagnostik. Die Göttinger Forschung<br />

hat auch Hoffnung geweckt, den von einer speziellen<br />

Form der erblichen Auditorischen Synaptopathie<br />

Betroffenen durch das Einführen eines intakten Gens<br />

das Hören zu ermöglichen. Eine Riesenaufregung in der<br />

,Hörwelt‘ hat die Erkenntnis einer lärmbedingten Schädigung<br />

dieser Synapsen versuchsacht. Weil sie im normalen<br />

Hörtest nicht auffällt, spricht man vom ,verborgenen<br />

Hörverlust‘, wobei diese Schäden vermutlich dann zu<br />

der sehr häufigen Lärmschwerhörigkeit beitragen.<br />

Hier und bei der Altersschwerhörigkeit werden Hörgeräte<br />

und bei hochgradiger Schwerhörigkeit schließlich<br />

Cochlea-Implantate eingesetzt. Die Herausforderung dabei:<br />

„Sie brauchen viele Informationskanäle zum Gehirn,<br />

um Störgeräusche und Nutzsignale zu trennen und zu<br />

verarbeiten.“ Mit dem oben beschriebenen optischen<br />

Cochlea-Implantat wollen Moser und Kollegen die aktuell<br />

verwendete elektrische Version ersetzen, weil die optische<br />

Variante mehr Informationskanäle erlaubt.<br />

DER GEBÜRTIGE GÖRLITZER, der in Leipzig, Erfurt und<br />

Jena studierte, lebt gern in Göttingen. Hierhin hat ihn<br />

die Chance geführt, seine Doktorarbeit bei Erwin Neher<br />

zu schreiben. „Das hat mich wohl endgültig für diese<br />

Stadt gewonnen. Ich hatte immer mal wieder drüber<br />

nachgedacht, mir Angebote von außen anzuschauen,<br />

aber für die Synapsen und die Neurowissenschaften und<br />

auch einiges andere war Göttingen immer ein sehr guter<br />

Standort. Deswegen bin ich auch geblieben.“ Seine Familie<br />

– Frau und drei Kinder – sei ebenfalls gern in „dieser<br />

sehr lebenswerten Stadt.“ Und wenn er Zeit findet, treibt<br />

er Sport: Skifahren, Laufen und Fahrradfahren, „am<br />

liebsten schnell“ – dennoch unter der Schallgrenze.<br />

Aber auch privat will Moser für das Hören sensibilisieren,<br />

denn die Synapsenschwerhörigkeit nehme durch<br />

stete Beschallung, zum Beispiel durch Kopfhörer und<br />

das laute Telefonieren in der Öffentlichkeit zu. „Deshalb<br />

bekommt bei mir jeder ein Lärmschutzmittel“, sagt er<br />

und schiebt Ohrstöpsel über den Tisch. „Ich nutze sie<br />

auch, weil ich viel unterwegs bin und arbeiten muss.<br />

Denn worüber ich mich ärgere, ist, dass die Privatsphäre<br />

des anderen wenig respektiert wird. Ich finde es oft in<br />

der Öffentlichkeit viel zu laut, und man wird unzumutbar<br />

eingeweiht in das, was andere Leute gerade austauschen<br />

wollen. Ich denke, da braucht es jetzt einen<br />

Schwung, dass wir uns zusammenreißen.“<br />

Doch trotz aller störenden Geräusche gibt es etwas,<br />

das sogar der Hobbymusiker erlaubt: „Bässe können Sie<br />

ruhig laut aufdrehen. Die schaden nicht.“ ƒ<br />

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TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

104 4 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

Kloster Walkenried<br />

In der kalten Jahreszeit zeigt sich der Harz häufig von seiner schönsten<br />

Seite: Kleine Ortschaften und Tannenwälder verschmelzen zu einer rauen,<br />

winter lichen Pracht. Und an einer Stelle ragt eine ganz besondere Ruine<br />

meterhoch hervor – eindrücklich und der Zeit enthoben: die ehemalige<br />

Kloster kirche Walkenried. Sie war im gotischen Stil erbaut worden, ebenso<br />

wie das gesamte Kloster, das 1129 von Zisterziensermönchen gegründet<br />

wurde. Gestiftet wurde dies zwei Jahre zuvor von Adelheid von Walkenried<br />

als das dritte Zisterzienserkloster überhaupt im deutschsprachigen Raum. Bis<br />

Anfang des 16. Jahrhunderts lebten, beteten und arbeiteten die Mönche hier,<br />

und so blieb Walkenried über einen langen Zeitraum eines der reichsten und<br />

politisch bedeutendsten Klöster in der Region.<br />

DOCH 1546 ENDETE DAS MÖNCHISCHE LEBEN in den Klostermauern.<br />

Eine Lateinschule, die dort untergebracht war, schloss im Jahr 1668 ebenfalls<br />

ihre Pforte. Fast 150 Jahre lang wurde die Klosterkirche nun als Steinbruch<br />

genutzt und somit zu einer Ruine – bis schließlich durch ein Verbot 1817<br />

dem vollständigen Verfall doch noch Einhalt geboten wurde. Knapp 60 Jahre<br />

später begannen die Renovierungen des gotischen Kreuzganges und der<br />

Klausur. Eine gute Entscheidung: Seit 2010 zählt die Klosteranlage Walkenried<br />

als ältester Teil zu dem UNESCO-Welterbe-Ensemble Bergwerk Rammelsberg,<br />

Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft.<br />

WER NOCH NIE ZUVOR das Kloster im Harz besucht hat, dem sei geraten,<br />

die folgenden Monate dafür zu nutzen, denn nur jetzt erstrahlt dieser Ort in<br />

einem ganz außergewöhnlichen Licht: Die Kerzenscheinführungen, die hier<br />

bis in den Februar hinein stattfinden, offenbaren großen und kleinen Gästen,<br />

was es im Mittelalter bedeutete, im bloßen Schein einer Kerze durch den<br />

Kreuzgang zu wandeln. Stille und das Eintauchen in die Dunkelheit machen<br />

Geschichte sinnlich erlebbar.<br />

Auszeit-Tipps<br />

Das ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried ist ein<br />

Erlebnisort, der eine faszinierende Reise für Erwachsene,<br />

aber speziell auch für Kinder bereithält.<br />

Führungen im Kerzenschein<br />

Der stimmungsvolle Rundgang beginnt nach Einbruch<br />

der Dunkelheit und führt durch den einzigartigen Kreuzgang<br />

und die angrenzenden Räume, die einst nur den<br />

Mönchen vorbehalten waren. Ausgewählte Termine bis<br />

Februar 2020 auf der Webseite. Ohne Voranmeldung.<br />

Führung ,Mit Kreuz und Spaten‘<br />

Diese Führung gibt einen Einblick in das Leben und<br />

Arbeiten der Zisterzienser in diesem Kloster.<br />

Öffentliche Führung ohne Voranmeldung.<br />

Sa., So. und feiertags um 14 Uhr<br />

Museumscafé<br />

Mit hausgebackenen Kuchen und klösterlichen<br />

Köstlichkeiten können Gruppen mit bis zu 80 Personen<br />

bewirtet werden.<br />

Öffnungszeiten: Di. bis So. und feiertags<br />

von 11.30 bis 17 Uhr<br />

ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried<br />

Steinweg 4a<br />

37445 Walkenried<br />

www.kloster-walkenried.de<br />

4 |<strong>2019</strong> 107


leben<br />

108 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Welterbe Corvey<br />

Die Weser schlängelt sich in weiten Bögen durchs Land und fließt gemächlich,<br />

fast meditativ dahin, vorbei an der schönen Stadt Höxter. Ganz in der<br />

Nähe, nur einen Katzensprung vom Ufer entfernt, gründeten hier im 9. Jahrhundert<br />

Benediktinermönche eines der bedeutendsten Klöster des Mittelalters<br />

– nicht nur bedeutend für die Region, sondern weit darüber hinaus. Es<br />

entwickelte sich zu einem kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum.<br />

In seiner Blütezeit zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert, so bezeugen es<br />

überlieferte Schriften, kann das Kloster Corvey auf zahlreiche Königs besuche<br />

zurückblicken. Die alten Mauern der ehemaligen Abtei tragen die Geschichte<br />

eines fast 1.000- jährigen klösterlichen Lebens in sich. Erst im Jahre 1802<br />

endete dies im Zuge der Säkularisierung. Ebenfalls im 19. Jahrhundert vollzog<br />

sich der Wandel vom Fürstbistum Corvey zum Sitz des herzoglichen<br />

Hauses Ratibor und Corvey – der Nachfahre Viktor Herzog von Ratibor<br />

und Fürst von Corvey ist bis heute Hausherr des Schlosses.<br />

WER IN DIE ZEIT DES MITTELALTERS eintauchen will und erfahren möchte,<br />

wie die Mönche einst im Kloster an der Weser lebten, braucht heute allerdings<br />

Fantasie. Denn zahlreiche Spuren sind längst nicht mehr da. Sie hat der<br />

Dreißigjährige Krieg getilgt, einen Großteil der bedeutsamen Klosterbibliothek<br />

in alle Winde zerstreut und die heiligen Reliquien der Abteikirche<br />

auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Das Gesicht Corveys wandelte<br />

sich zum heutigen Antlitz: Von der karolingischen Abteikirche, der dreischiffigen<br />

Basilika mit quadratischem Chor und einem Kapellenanbau blieb nur<br />

das frühmittelalterliche Westwerk stehen. Die Fürstäbte bauten eine neue<br />

Kirche an, eine große Abtei mit Toranlage, Remise und Teehaus. So sieht<br />

Corvey im Wesentlichen noch heute aus.<br />

NEBEN DER ,NEUEN‘ FÜRSTLICHEN BIBLIOTHEK, die mit über 75.000<br />

Bänden heute nicht nur Buchliebhaber in ihren Bann zieht, interessiert die<br />

Besucher seit 2014 aber vor allem das alte Westwerk. Dies wurde nämlich<br />

unter anderem auch dank seiner orginalen Wandmalereien des Johannischors<br />

unter dem Titel ‚Das karolingische Westwerk und die Civitas Corvey‘<br />

in die Liste des UNESCO-Weltkultur erbe aufgenommen.<br />

4 |<strong>2019</strong> 109


leben<br />

Auszeit-Tipps<br />

Das 822 gegründete Benediktinerkloster Corvey ist weit<br />

über die Grenzen Niedersachsens bekannt und bis heute<br />

ein kulturelles Zentrum.<br />

Das Museum Corvey<br />

Die Dauerausstellung zeigt 1.200 Jahre Kulturgeschichte<br />

– von der karolingischen Glaubensbastion zur barocken<br />

Residenz.<br />

Die Bibliotheken von Corvey<br />

Insgesamt drei Bibliotheken wurden über die Zeit in<br />

Corvey aufgebaut. Der Dichter und Germanist August<br />

Hoffmann von Fallersleben war Bibliothekar der<br />

fürstlichen Bibliothek. Er liegt hier begraben.<br />

Bis zum 4. April 2020 sind Besichtigungen nur mit<br />

Voranmeldung im Rahmen einer Führung möglich.<br />

Corveyer Sommerkonzerte<br />

Die Konzertreihe hat sich zur Aufgabe gemacht, junge<br />

aufstrebende Musiker aus der Welt der klassischen Musik<br />

vorzustellen. Karten unter:<br />

www.klassik-in-owl.de oder Tel. 05231 56 99 999.<br />

Via Nova – Kunstfest Corvey<br />

Ende August bis Ende September 2020 wird es unter dem<br />

Motto ,Wild.Wald.Welt‘ ein Kunstfest geben: inszenierte<br />

Lesungen, musikalische Darbietungen, Gespräche und<br />

Performances, die das Bild der Deutschen und ihres<br />

Waldes in den Mittelpunkt stellen. Tickets unter:<br />

vianova@corvey.de oder Tel. 05231 570150.<br />

Schloss Corvey<br />

Corvey 1<br />

37671 Höxter<br />

110 4 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

Ursulinenkloster Duderstadt<br />

Mitten im Herzen von Duderstadt – und nicht in der Abgeschiedenheit, fern<br />

jeglicher Ablenkungen – befindet sich das Ursulinenkloster Duderstadt. Ein<br />

kleiner Bummel über den Marktplatz und durch die mittelalterlichen Gassen<br />

der Kleinstadt lässt sich ganz leicht mit einer Einkehr in klösterliche Mauern<br />

verbinden. Geistliches und weltliches Leben liegen selten so nah beieinander.<br />

MENSCHEN, DIE VOM ALLTAGSTRUBEL mal eine kleine Auszeit in der Stille<br />

suchen, ohne sich in völlige Askese begeben zu wollen, sind an diesem Ort<br />

gut aufgehoben. Im Jahr 1700 von den Ursulinen als Kloster mit Internat<br />

gegründet, beherbergten die Räume bis in die 1970er-Jahre den Ursulinenkonvent<br />

selbst mit seiner dazugehörigen Klosterschule. Der Orden der Ursulinen<br />

blieb auch nach der Schulschließung 1973 erhalten und wird noch heute<br />

von vier Frauen gelebt, die ihrem Tagesrhythmus mit drei Stundengebeten<br />

– morgens, mittags, abends – folgen. Ein kleiner Innenhof, der zum Besinnen<br />

einlädt, lässt schnell vergessen, dass man sich nur drei Gehminuten von der<br />

Innenstadt entfernt befindet.<br />

WER SICH NICHT ZURÜCKZIEHEN, sondern kulturellen Genüssen hingeben<br />

möchte, dem sei die angrenzende Liebfrauenkirche wärmstens ans Herz gelegt.<br />

1424 wurde an diesem Platz die Kapelle Ad Beatam Mariam Virginem<br />

erbaut und 1700 zu einem größeren Gotteshaus erweitert. Nach ihrem Abriss<br />

entstand dort die heutige neuromanische Ursulinenkirche Liebfrauen,<br />

deren Grundstein 1889 gelegt wurde. Seit 2007 zeigt sich das Innere der<br />

Kirche im modernen Gewand.<br />

Auszeit-Tipps<br />

Auszeit im Kloster<br />

Modernisierte Gästezimmer mit Bad für einen<br />

Rückzug aus dem Alltag<br />

Ganzjähriges Kursprogramm<br />

Meditation, Yoga- und Fastenkurse, Kurzurlaub für<br />

Frauen, Bildungs- und Freizeitangebote –<br />

es gibt ein vielseitiges Angebot unter:<br />

www.kirche-untereichsfeld.de/ursulinen/events-view<br />

Klosterfrühstück für Frauen<br />

Unter dem Jahresthema ,30 Jahre friedliche Revolution<br />

und deutsche Einheit – ein Rückblick‘ werden auch 2020<br />

regelmäßige Frühstücke angeboten, bei denen sich<br />

Frauen jeden Alters und jeder Religion begegnen können.<br />

Termine gibt es im Jahresprogramm 2020.<br />

Zimmer- und Kursbuchung:<br />

Tel. 05527 9145-12<br />

gaestebereich@ursulinen-duderstadt.de<br />

www.ursulinen-duderstadt.de<br />

Ursulinenkloster Duderstadt<br />

Neutorstr. 9<br />

37115 Duderstadt<br />

112 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

4 |<strong>2019</strong> 113


leben<br />

Auszeit-Tipps<br />

„Ich werde hier menschenfreundlich und<br />

liebenswürdig behandelt“,<br />

schrieb der Mönch Martin von Senging aus Österreich im Jahr 1457.<br />

Geistliches Zentrum Kloster Bursfelde<br />

Der Weg zum Kloster Bursfelde kann auf zweierlei Weisen zurückgelegt<br />

werden: mit dem Auto auf Landstraßen ohne Netzempfang und schmalen<br />

Straßen durch Wald und Flur – oder zu Fuß als Pilger bei einem Halt zwischen<br />

Loccum und Volkenroda. So oder so: Es ist diese Stille und Abgeschiedenheit,<br />

die den Besucher sofort die Hektik des Alltags vergessen lässt.<br />

Zunächst als Haus- und Familienkloster der Grafen von Northeim 1093<br />

gegründet, wurde es wenig später von Benediktinermönchen des Klosters<br />

Corvey besetzt. Die lutherische Reformation führte dann auch in Bursfelde<br />

nach und nach dazu, dass das Klosterleben erlosch und im Jahr 1672 ganz<br />

endete. Was folgte, war eine fast 300 Jahre währende Nutzung der Klosteranlagen<br />

als landwirtschaftlicher Gutsbetrieb.<br />

ES SCHEINT WIE EIN WUNDER, dass es im Jahr 1978 fünf jungen Ehepaaren<br />

gelang, diesen Ort wiederzubeleben – und auch wenn diese Gemeinschaft<br />

zerbrach, ein Ehepaar blieb und half, dem einstigen Kloster seine geistliche<br />

Bestimmung wieder zuzuführen. Der Satz, der Werner und Martha Anisch<br />

leitete, gilt bis heute: „Hören, was am Ort klingt.“ Ein Motto, welches sich<br />

das seit nunmehr 41 Jahren bestehende Geistliche Zentrum Kloster Bursfelde<br />

zu eigen gemacht hat. Die Glocke der Klosterkirche der ehemaligen Benediktinerabtei<br />

läutet täglich zum Abendgebet und lädt ein, im Kerzenschein der<br />

Stille und dem Gesang zu lauschen (mehr dazu ab Seite 120).<br />

Ein modernes Tagungshaus mit ganzjährigen Angeboten und ein Pilgerhaus<br />

mit großer Gemeinschaftsküche machen diesen Ort zu einem Raum für<br />

Begegnung – mit anderen und mit sich selbst.<br />

Oase<br />

Wer stille Einkehr und Naturnähe sucht, findet in<br />

Bursfelde einen Ort zum Ankommen.<br />

Ganzjähriges Seminarangebot<br />

Als geistliches Zentrum bietet Bursfelde jeden Monat<br />

Seminare und Weiterbildungen zu christlichen Themen.<br />

Das aktuelle Seminarprogramm gibt es online (s.u.).<br />

Tägliches Abendgebet um 18 Uhr<br />

Um einen Tag im Kloster angemessen abzuschließen,<br />

empfiehlt es sich, dem Abendgebet beizuwohnen.<br />

Gottesdienst mit Abendmahl<br />

An jedem 1. Sonntag im Monat und an großen<br />

kirchlichen Feiertagen findet in der Klosterkirche<br />

um 11 Uhr ein Gottesdienst mit Abendmahl statt.<br />

Entdecken durch Verhüllen<br />

Vom 26. Februar bis zum 5. April 2020 wird ein modernes<br />

Fastentuch mit 27 Holzschnitten zu Motiven aus dem<br />

Alten und Neuen Testament die Kreuzigungsgruppe in<br />

der Ostkirche verhüllen.<br />

Pilgerherberge<br />

Die Pilgerherberge befindet sich in einer ehemaligen<br />

Scheune auf dem Klostergelände und ist bewusst<br />

klösterlich einfach eingerichtet.<br />

www.kloster-bursfelde.de/kloster/pilgerherberge<br />

Geistliches Zentrum Kloster Bursfelde<br />

Klosterhof 5<br />

34346 Hann. Münden<br />

Tel. 05544 1688<br />

info@kloster-bursfelde.de<br />

www.kloster-bursfelde.de<br />

114 4 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

Kloster Brunshausen<br />

Wenn der <strong>Winter</strong> seine Kälte durchs Land schickt und frostige klare Luft zu<br />

einem Spaziergang einlädt, gibt es nichts Schöneres, als danach in einem gemütlichen<br />

Café einzukehren.<br />

NUR 20 MINUTEN FUSSMARSCH liegen zwischen Bad Gandersheim und dem<br />

Kloster Brunshausen. Der Klosterhügel ist mit seiner über 1.000-jährigen Geschichte<br />

die Keimzelle des Ortes: Liudolf und Oda, die ottonischen Stammeltern,<br />

legten hier 852 den Grundstein für eine bewegte Zeit. Gut 500 Jahre<br />

lang, bis die Reformation im 16. Jahrhundert durchs Land zog, lebten hier<br />

hinter den Klostermauern Benediktiner-Nonnen. Nach vielen unruhigen Jahren<br />

leitete Anfang des 18. Jahrhunderts die Äbtissin Elisabeth Ernestine<br />

Antonie von Sachsen-Meiningen eine neue Blütezeit ein. Sie ließ von 1713<br />

bis 1726 Teile des Klosters in ein Sommerschloss umbauen, in welchem sie<br />

ganz im barocken Zeitgeist einzigartigen Kunst- und Naturaliensammlungen<br />

einen Raum gab. Die bis heute erhaltenen Wandgemälde – mit den ägyptischen<br />

Pyramiden, Isfahan und Rom – sind in der Region einmalig. Nach dem Tod<br />

der Äbtissin wurden die Gemäuer zunächst als Arbeiterwohnhaus und später<br />

als Scheune und Stall zweckentfremdet. Den Tiefpunkt der Geschichte bildeten<br />

die Jahre 1944/45: Das Kloster wurde zur Außenstelle des KZ Buchenwald.<br />

Erst 1989 wird diesem Ort endlich wieder kulturelles und gesellschaftliches<br />

Leben eingehaucht. Und auch in der Umgebung ist man nicht allein: Entlang<br />

des Skulpturen-Wegs, der hinüber zum Kloster Lamspringe führt, begegnen<br />

dem Suchenden viele steinerne Zeitgenossen.<br />

116 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Auszeit-Tipps<br />

Die mittelalterliche Klosteranlage ist noch heute lebendige<br />

Stätte für Zusammenkunft, Kunst und Kultur.<br />

Sommerschloss:<br />

Dauerausstellung ,Barocke Sammelleidenschaft‘ des<br />

Museums Portal zur Geschichte. Ganzjährig bietet die<br />

Ausstellung – neben den Wandgemälden – herrschaftliche<br />

Gemälde und kostbare Bücher.<br />

Öffnungszeiten: Nov bis Feb: Di. bis So. von 12 bis 16 Uhr,<br />

März bis Okt: Di. bis So. von 11 bis 17 Uhr<br />

Klosterkirche Brunshausen:<br />

Dauerausstellung ,Starke Frauen – Feine Stiche‘ des Museums<br />

Portal zur Geschichte<br />

Die Ausstellung führt durch die wechselvolle Geschichte<br />

des Klosters und präsentiert kostbare Textilien vom frühen<br />

Mittelalter bis zur Barockzeit.<br />

Öffnungszeiten: Nov bis Feb: Di. bis So. von 12 bis 16 Uhr,<br />

März bis Okt: von 11 bis 17 Uhr<br />

Handwerkskurse auf dem Klosterhof<br />

Wer gerne mit den Händen arbeitet, kann auf dem<br />

Klosterhof vieles ausprobieren: japanisches Handwerk,<br />

Restaurierung Bildhauerei und Grundtechniken der<br />

Holzverarbeitung.<br />

www.klosterhof-brunshausen.de/handwerk<br />

Hofladen mit regionalen Spezialitäten und Werkzeugen<br />

Der Hofladen in einer großen Fachwerkscheune ist wie<br />

ein kleiner Tante-Emma-Laden, in dem es alles vom<br />

japanischen Messer über Seifen und Gewürze bis zu<br />

italienischer Feinkost und Papierwaren gibt.<br />

Öffnungszeiten: Di. bis Fr. von 14 bis 18 Uhr,<br />

Sa bis So von 12 bis 18 Uhr<br />

Café im Klosterhof und Rosencafé<br />

Gleich zwei Cafés laden zu Kaffee und Kuchen ein.<br />

Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit:<br />

www.klosterhof-brunshausen.de/cafe<br />

www.rosencafe-brunshausen.de<br />

Klosterhof Brunshausen<br />

Brunshausen 6/7, 37581 Bad Gandersheim<br />

Tel. 05382 3141<br />

info@klosterhof-brunshausen.de<br />

www.portal-zur-geschichte.de<br />

4 |<strong>2019</strong> 117


leben<br />

Weitere Klöster in der Region<br />

FOTO: KLOSTER GERMERODE<br />

Kloster Germerode<br />

Das Kloster Germerode ist ein ehemaliges Prämonstratenser-Chorfrauenstift<br />

am Fuße des Hohen Meißners in Nordhessen und heute ein geistliches Zentrum.<br />

Menschen aus nah und fern kommen an diesen Ort, um innezuhalten.<br />

Auszeit-Tipp<br />

Die Klosterkirche (romanische Basilika) bietet Führungen an und<br />

hält die Kirche tagsüber für Besucher offen.<br />

Führungen<br />

können im Pfarramt unter Tel. 05657 278 oder<br />

pfarramt.germerode@ekkw.de angefragt werden.<br />

Der Verein Kloster Germerode e. V. hat sich zur Aufgabe<br />

gemacht, die Klosteranlage zu erhalten und weiter auszubauen.<br />

Das ehemaligen Domänenpächterhaus ist heute Tagungsstätte<br />

und kann angemietet werden.<br />

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck unterhält eine<br />

Pfarrstelle für ‚Meditation und geistliches Leben‘ im Kloster<br />

Germerode. Dort werden Seminare, Zeiten der Einkehr und Stille<br />

sowie ökumenische Pilgerwege angeboten.<br />

Kloster Germerode e. V., Klosterfreiheit 34, Tel. 05657 423<br />

tagungshaus@klostergermerode.de<br />

Kloster Germerode<br />

Goldbergstr. 3<br />

37293 Herleshausen<br />

Tel. 05654 923888<br />

www.kloster-germerode.de<br />

FOTO: WEG DER MITTE<br />

Kloster Gerode<br />

Das Kloster Gerode, um 1100 gestiftet, ist eine ehemalige Benediktinerabtei im<br />

Eichsfeld in Thüringen. Als Gesundheits- und Ausbildungszentrum ,Weg der<br />

Mitte‘ ist es heute ein Treffpunkt westlicher und östlicher Heiltraditionen –<br />

innovativ, interkulturell, sozial orientiert und gesellschaftlich engagiert.<br />

118 4 |<strong>2019</strong><br />

Auszeit-Tipp<br />

Kloster auf Zeit<br />

Wer die heilende Kraft der Natur für sich nutzen möchte, der<br />

kann zum nachhaltigen Stressabbau in die Ruheoase Gerode<br />

eintauchen. Mit Yoga, Meditation, vegetarischer Ernährung,<br />

Gesprächsrunden und geführten Wanderungen.<br />

Benefit Yoga ® -Sommerwoche<br />

Bei diesem Angebot kommen sogar Kinder ab sechs Jahren<br />

auf ihre Kosten. Aber auch die Erwachsenen erfahren über<br />

die Yoga-Stunden hinaus viel über gesundheitliche und<br />

yogaphilosophische Aspekte.<br />

Rühren und Berühren – Einführung in vegetarisches<br />

Kochen und Klassische Massage<br />

Der nächste Termin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2020<br />

widmet sich den Geheimnissen der Geroder Klosterküche und<br />

führt in wirkungsvolle Massagegriffe ein – und wird gerne von<br />

Paaren genutzt.<br />

Silvester im Kloster Gerode<br />

Innere Einkehr – ein Jahreswechsel als Impulsgeber für das<br />

neue Jahr 2020<br />

WEG DER MITTE Kloster Gerode<br />

37345 Gerode, Sonnenstein<br />

Tel. 036072-8200<br />

www.wegdermitte.de


leben<br />

FOTO: FRANZISKANER HÜLFENSBERG<br />

Franziskanerkloster auf dem Hülfensberg<br />

Im 14. Jahrhundert gründeten Zisterzienserinnen ein Kloster auf dem Wallfahrtsort<br />

Hülfensberg. Im Jahre 1860 ließen sich Franziskanermönche an<br />

diesem Ort nieder. Noch heute folgt das Franziskanerkloster den Worten des<br />

Heiligen Franziskus: „Wenn es dir guttut, dann komm.“<br />

Auszeit-Tipp<br />

Wallfahrtsort mit Wallfahrtskirche und romanischem Kreuz<br />

Das romanische Hülfenskreuz aus dem 12. Jahrhundert ist eines<br />

der bedeutendsten sakralen Kunstwerke im Bistum Erfurt.<br />

Kloster zum Mitleben<br />

Das Franziskanerkloster ist für katholische und evangelische<br />

Christen ebenso offen wie für Menschen ohne Konfession.<br />

Wer durchatmen und neue Kraft schöpfen möchte, kann eine<br />

Woche am klösterlichen Leben teilhaben.<br />

Pilgerwege<br />

Eingebettet in einer wunderschönen Umgebung laden vier<br />

Pilgerrundwege zu einem kurzen Rückzug aus dem Alltag ein.<br />

Weiterhin bieten die Franziskanermönche Wallfahrten mit<br />

ökumenischen Pilgerwanderungen und ,Unterwegs mit<br />

Franziskus‘ an.<br />

Konzerte in der Wallfahrtskirche<br />

An Sonntagen finden regelmäßig Konzerte statt.<br />

(Termine auf der Webseite)<br />

Franziskanerkloster Hülfensberg<br />

Hülfensberg 1<br />

37308 Geismar OT Bebendorf<br />

Tel. 036082 4550-0<br />

info@huelfensberg.de<br />

www.huelfensberg.de<br />

FOTO: KLOSTER VOLKENRODA<br />

Kloster Volkenroda<br />

Das Kloster Volkenroda in Thüringen besticht unter anderem durch seine<br />

zwei Kirchen: Zum einen befindet sich hier die älteste Zisterzienserkirche<br />

Deutschlands aus dem 12. Jahrhundert, die noch für Gottesdienste genutzt<br />

wird. Zum anderen kam 2001 der moderne Christus-Pavillon von der Expo<br />

2000 nach Volkenroda – und so verbindet sich auch in diesem Kloster Glaube<br />

mit modernem Leben.<br />

Auszeit-Tipp<br />

Kunst und Kultur<br />

Das Kloster Volkenroda und bietet mit Kino, Gospel oder dem<br />

Sommermusikfestival eine bunte Vielfalt.<br />

Seminare und Workshops<br />

Die angebotenen Workshops und Seminare reichen von<br />

Persönlichkeitsbildung über Kommunikationsseminare bis<br />

hin zu Selbstmanagement.<br />

Kloster auf Zeit<br />

Nicht nur, wer sich auf den Pilgerweg begibt, findet im Kloster<br />

Volkenroda eine Herberge, auch Menschen, die eine Auszeit<br />

suchen, um in Entscheidungs- oder Krisensituationen die nötige<br />

Stille zu finden. Auszeit-Suchende können im Kloster von einer<br />

Woche bis zu drei Monaten einkehren.<br />

Zu Gast im Kloster<br />

Auch für Tagesgäste lohnt sich der Besuch. Es gibt Gottesdienste<br />

und Kindergottesdienste, ein Café, einen Spielplatz und einen<br />

Bauernhof mit Tieren. Führungen in der Klosterkirche und dem<br />

Christus-Pavillon finden nur in Gruppen und nach Anmeldung<br />

statt.<br />

Kloster Volkenroda<br />

Amtshof 3<br />

99998 Volkenroda<br />

Tel. 036025.559-0<br />

www.kloster-volkenroda.de<br />

4 |<strong>2019</strong> 119


leben<br />

Geistliches Leben<br />

meets Wirtschaft<br />

Eine ungewöhnliche Auszeit im Kloster Bursfelde<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

120 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Klöster erfüllen in der heutigen Zeit viele Funktionen, wenn<br />

man es so nennen möchte. Längst sind sie nicht mehr allein ein<br />

Rückzugsort für stille Einkehr, obwohl dies in vielfältiger Weise<br />

ein bestimmendes Element ist und bleibt. So findet im Kloster<br />

Bursfelde beispielsweise seit einigen Jahren ein regelmäßiges<br />

Event statt, bei dem Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen auf<br />

eindrückliche Weise Stille, Gebet, aber auch den wirtschaftlichen Diskurs<br />

erleben.<br />

Unter der Leitung von Stephan Eimterbäumer, Pastor und Referent für den<br />

Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, trafen sich im November <strong>2019</strong> wieder<br />

rund 20 Unternehmer und Führungskräfte aus Südniedersachsen zu einem<br />

gemeinsamen Rückzug aus der geschäftigen Welt der Wirtschaft. Hier gab<br />

Nicholas Matten, Geschäftsführer von Stiebel Eltron, mit seinem Impuls-<br />

Vortrag ,Anständig Geld verdienen‘ kontroverse Thesen vor, die anschließend<br />

in Kleingruppen zu anregenden Diskussionen und zum Nachdenken<br />

anregten.<br />

Den Teilnehmenden wird jedoch nicht nur dies in Erinnerung bleiben: Der<br />

Weg über knirschende Schotterwege zum Abendgebet in der angrenzenden<br />

Kirche führte durch eine mondhelle und winterlich kühle Nacht, und allein<br />

der Anblick des Vollmonds ließ Demut und Andacht verspüren. Zu fortgeschrittener<br />

Stunde klang der Abend dann am warmen Ofen des Backhauses<br />

bei angeregten Gesprächen und einem Glas Rotwein aus. <strong>faktor</strong> war dabei<br />

und hat einige der Teilnehmer gefragt:<br />

Passen Unternehmertum<br />

und christliche Werte<br />

überhaupt zusammen?<br />

„ Unternehmertum und christliche Werte sind die Voraussetzung<br />

für Nachhaltigkeit! Und Nachhaltigkeit steht<br />

heute in allen Belangen ganz vorne – deshalb sehe ich<br />

darin überhaupt keinen Widerspruch. Christliche Werte<br />

beinhalten, dass man anständig mit anderen Menschen<br />

umgeht und dass man anständig mit der Natur umgeht.<br />

,Andere Menschen‘ sind im wirtschaftlichen Sinne unsere<br />

Mitarbeiter, aber auch unsere Partner und Kunden.<br />

Anstand, das ist meine Meinung, zahlt sich auf Dauer<br />

einfach aus – und das bedeutet Nachhaltigkeit. Wobei ich<br />

in meinem Vortrag ja auch die These aufgestellt habe,<br />

dass anständige Unternehmen selten anständig Geld<br />

verdienen. Eine andere provokante These lautete, dass,<br />

wenn wir nicht umdenken und den Wechsel von der<br />

fossilen Industriegesellschaft hin zur nachhaltigen<br />

Industriegesellschaft schaffen, der Planet ganz sicher<br />

überleben wird – die Menschheit aber vielleicht nicht.<br />

Mir war klar, dass diese Aussagen vielleicht etwas<br />

überzogen sind. Aber als Denkanstoß und Diskussionsgrundlage<br />

eigneten sie sich ganz hervorragend. “<br />

Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer Stiebel Eltron<br />

4 |<strong>2019</strong> 121


leben<br />

„ Christliche Werte und Unternehmertum passen sehr<br />

gut zusammen. Sie stärken unternehmerischen Erfolg bei<br />

Mitarbeitern, Kunden und das Handeln für die Gesellschaft.<br />

Global operierende Konzerne werden immer<br />

stärker von deren Geldgebern und nicht von der eigenen<br />

Unternehmenskultur geprägt. Sie verlieren dadurch ihre<br />

Identität, mit der sich sowohl Mitarbeiter als auch<br />

Kunden identifizieren können.<br />

Als Gesellschaft werden wir durch gezieltes Marketing<br />

dieser globalen Player unkontrolliert beeinflusst. Wie und<br />

mit welchen Inhalten dies geschieht, liegt in der Verantwortung<br />

des jeweiligen Unternehmens. Ich sehe hier die<br />

Chance, durch die Neuinterpretation und die richtige Anwendung<br />

christlicher Werte wie Nächsten liebe oder auch<br />

Offenheit, Neugier, Fairness und Vertrauen den Mitarbeitern<br />

gegenüber, eine viel stärkere Bindung an das Unternehmen<br />

zu schaffen, dessen Kultur zu prägen und langfristig<br />

das Vertrauen des Kunden zu verdienen. “<br />

Christoph Anders, Head of Consulting, Aspera GmbH<br />

„ In der Arineo arbeiten über 200 Menschen in einem<br />

kollegial geführten Unternehmen zusammen, das<br />

keine klassischen Führungskräfte mehr kennt und<br />

zukünftig vollständig den Angestellten gehören wird.<br />

Das Unternehmen agiert natürlich im Wettbewerb und<br />

muss Geld verdienen. Gleichzeitig wurde es aber<br />

gegründet, um den Menschen, die bei uns arbeiten,<br />

einen sicheren und möglichst sinnstiftenden Arbeitsplatz<br />

zu bieten und diesen auf Dauer zu erhalten.<br />

In dieser – wie wir finden – zeitgemäßen Organisationsform<br />

werden Regeln und Kontrollmechanismen durch<br />

gemeinsame Werte und Prinzipien zur Zusammenarbeit<br />

ersetzt. Wir sehen diese als Grundpfeiler, die dafür sorgen,<br />

dass wir menschlich zusammen arbeiten und leben können.<br />

Das christliche Wertesystem war für uns zwar nicht maßgeblich,<br />

deckt sich aber offenkundig in vielem mit den<br />

Überzeugungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Ich glaube, dass gegenseitiges Vertrauen am Arbeitsplatz<br />

zu engen Verbindungen führt, die von Loyalität, Verlässlichkeit,<br />

Fairness und gegenseitiger Rücksichtnahme<br />

geprägt sind. Gemeinsame Werte machen uns erst zu<br />

einer starken Gemeinschaft – ohne geht es nicht. “<br />

Ruven Heybowitz, Chief Transformation Officer, Arineo GmbH<br />

122 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

„ Für mich definieren sich christliche Werte aus den<br />

Gesetzen, der Moral und der Wertschätzung. Um<br />

entsprechend nach christlichen Wertvorstellungen<br />

zu handeln, ist die Einhaltung von Gesetzen unabdingbar.<br />

Bei der Moral und der Wertschätzung gibt es Grau zonen.<br />

Kann ein der Waffenindustrie nahe stehendes Unternehmen<br />

noch von Moral sprechen, oder ist das<br />

Management nicht den Stakeholdern verpflichtet,<br />

hier eigene Maßstäbe zu setzen?<br />

Bei der Wertschätzung geht es nicht mehr wie in den<br />

1980er-Jahren top down. Heute gibt es Wertemaßstäbe,<br />

die bilateral zu verstehen sind. Bleibt dies aus, sinkt die<br />

Arbeits einstellung, die Kreativität und vor allem die<br />

Freude an der Arbeit. Die guten Mitarbeiter werden im<br />

Extremfall das Unternehmen verlassen. Insofern<br />

beantworte ich die Frage, ob ein Unternehmen nach<br />

christlichen Werten handeln kann, mit einem klaren Ja.<br />

Es muss es sogar. “<br />

Hannes Stechmann, privat vor Ort<br />

Passen Unternehmertum<br />

und christliche Werte<br />

überhaupt zusammen ?<br />

„ Ich frage mich, was heißt christliche Werte? Ich denke,<br />

menschliche Werte trifft es wohl eher. Alles, was wir tun,<br />

ob in unserer Firma oder privat, hinterlässt einen Abdruck.<br />

Einen Abdruck bei anderen Menschen. Deshalb sollte<br />

man sich gut überlegen: Mache ich etwas nur für das<br />

schnelle Geschäft, oder mache ich es auf lange Sicht?<br />

Es geht um nachhaltiges Handeln, bei dem man auch<br />

im Nachgang immer wieder mit den Menschen übereinkommt,<br />

und nicht um ,aus den Augen – aus dem Sinn‘,<br />

also um ‚Handeln‘ im Sinne der Gemeinschaft.<br />

Dafür steht auch unsere Bürokultur: Wie gehen wir mit<br />

Partnern um? Wie gehen wir mit Lieferanten um? Wie gehen<br />

wir mit Kunden um? Wie gehen wir aber auch mit uns um?<br />

Und wir leben ja in dieser Region, das heißt, meine<br />

Tochter wächst in dieser Region auf. Sie kriegt zwar nicht<br />

unmittelbar mit, was ich tue – aber doch um Ecken.<br />

Und ich bin der festen Überzeugung:<br />

So, wie es in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.<br />

Danach lebe ich wirklich. “<br />

Chris Asmuth, Geschäftsführer Pro Office<br />

4 |<strong>2019</strong> 123


leben<br />

Na, dann zeigen<br />

Sie mal!<br />

Der Filmstar Göttingen will wieder eine Hauptrolle spielen! Nach dem<br />

offiziellen Startschuss im August <strong>2019</strong> nimmt die Initiative, die die Stadt<br />

wieder als Drehort etablieren möchte, richtig Fahrt auf. Initiator und<br />

Regisseur Sven Schreivogel gewährt einen besonderen Blick hinter die Kulissen.<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

124 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

ERSTE SZENE: BEIM CASTING<br />

„Okay, kommen Sie mal näher“, sagt der Produzent und<br />

winkt Göttingen heran. „Und nun zeigen Sie mal, was Sie<br />

drauf haben! Was ich sehen will, ist Ihr ganz eigenes<br />

Profil!“<br />

Göttingen legt los. Gekleidet in einen Hosenanzug gestikuliert<br />

sie dozierend an einer Tafel, streift sich dann<br />

einen Arztkittel über und gibt sich mit hochgezogener<br />

Augenbraue voll intellektuell. Schreitet geraden Schrittes<br />

durch den Raum, schlüpft ruckzuck in Jeans und T-Shirt,<br />

lehnt sich lässig an eine Kneipentür, fingert eine Praline<br />

aus ihrem Rucksack. „Na, wie war ich?“ fragt sie<br />

schüchtern.<br />

„Hm, nicht schlecht“, kontert der Produzent. „Aber<br />

ganz ehrlich: etwas wissenschaftlich. Außerdem haben<br />

Sie weder Berge noch Meer, sondern Sie liegen – wie viele<br />

andere Städte auch – zwischen grünen Hügeln. Räkeln<br />

sich zwischen Harz, Solling und Weserbergland rum und<br />

meinen, das genügt? Da muss schon mehr kommen.“<br />

„Naja“, Göttingen streckt sich. „Ich bringe auch jede<br />

Menge Berufserfahrung mit. In der Nachkriegszeit war<br />

ich viele Jahre ein großer Filmstar. Für den Film ‚Harder<br />

und die Göre‘ wurde vor einiger Zeit aus meinem kleinen<br />

Kiessee schon ein großes Auto geborgen. Ich bin<br />

Spielplatz für die ‚Göttinger Sieben‘-Kinderkrimis und<br />

habe sogar im Tatort meine mörderische Seite gezeigt“,<br />

zählt Göttingen auf und setzt mit einem vielversprechenden<br />

Blick nach, „bei dem sich eine Kommissarin aus<br />

Hannover in mich verliebt.“<br />

„Lassen Sie doch die Gefühlsduselei!“ Der Produzent<br />

schüttelt den Kopf. „Überzeugen Sie mich lieber mit<br />

Ihren Talenten. Also, wie sieht’s aus?“ Göttingen tippt<br />

dem Produzenten auf die Brust und sagt selbstbewusst:<br />

„Ach wissen Sie, Eigenlob ist meine Sache nicht. Aber<br />

mein Agent Sven Schreivogel erzählt Ihnen gerne von<br />

meinen besonderen Vorzügen.“<br />

ZWEITE SZENE: IN DER LOBBY<br />

Tief im Sessel versunken sitzt der Produzent dem Regisseur,<br />

Autor und Journalist Sven Schreivogel gegenüber,<br />

der auf einem Stuhl Platz genommen hat. „Sie sind also<br />

derjenige, der die Filmstadt Göttingen recherchiert hat<br />

und sie federführend wieder ins Gespräch bringt“, sagt<br />

der Produzent und nickt auffordernd. „Also schießen Sie<br />

mal los, wie war das mit der Berufserfahrung? Aber lassen<br />

Sie mal Heinz Erhardt beiseite, die Story kenne ich“,<br />

sagt der Produzent und gähnt. Enttäuscht holt Schreivogel<br />

Luft: „Okay, trotzdem nur kurz zum Verständnis.<br />

1946 haben Rolf Thiele und Hans Abich die ehemaligen<br />

Versuchshangar der heutigen DLR gekauft, daraus den<br />

damals modernsten Studiokomplex gebaut und die<br />

‚Göttinger Filmaufbau‘ gegründet. In den 1950er-Jahren<br />

sind hier über 100 Spielfilme gedreht worden. Tja, und<br />

ab den 1960er-Jahren wechselten die Filmleute in Großstädte<br />

wie Hamburg und München.“<br />

„Und kaum einer kennt mehr die Filmstadt Göttingen“,<br />

sagt der Produzent und zieht die Augenbrauen hoch.<br />

Schreivogel zuckt mit den Schultern: „Ich weiß. Selbst<br />

hier wissen nur wenige, dass das ehemalige Atelier noch<br />

auf dem Sartorius Campus existiert.“ Er lächelt.<br />

Gegen das Vergessen plant er gemeinsam mit anderen Akteuren,<br />

am 23. August 2023 – zum 75. Gründungsjahr –<br />

eine Dauerausstellung zu eröffnen. Wo diese ihren Platz<br />

findet, wissen wir noch nicht, doch die Gespräche mit<br />

Ernst Böhme, dem Leiter des Stadtarchivs Göttingen, und<br />

der Stadt verlaufen sehr positiv.“ Der Produzent nickt anerkennend.<br />

Schreivogel raunt: „Wussten Sie, dass das ZDF Anfang<br />

der 1960er-Jahre kurz überlegt hatte, seine Sendezentrale<br />

hier aufzubauen, aber die Zonenrandlage<br />

scheute?“ – „Verstehe, Feind hört mit“, flüstert der Produzent<br />

augenzwinkernd. Schreivogel beugt sich vor:<br />

„Genau. Aber mittlerweile ist dieser Nachteil dem Vorteil<br />

gewichen, dass wir hier nun in der Mitte Deutschlands<br />

sind.“ – „Gut erreichbar“, nickt der Produzent, „trotzdem<br />

kennt man Göttingen nur vom Durchfahren.“ –<br />

„Das stimmt“, seufzt Schreivogel. „Deshalb hier die Sedcards<br />

für einen genaueren Blick.“ Er fächert sie nebeneinander<br />

auf dem Beistelltisch auf. „Gründerzeitvillen, großstädtisches<br />

Flair, länd liche Idylle, urbaner Chic. Historischer<br />

Charme und zeitgemäßer Look bieten für jeden<br />

Kulissenwunsch das Passende!“ Schreivogel richtet<br />

4 |<strong>2019</strong> 125


leben<br />

Herzensangelegenheit Mit Leib und Seele setzt sich der Regisseur Sven Schreivogel für die Wieder belebung Göttingens als Filmstadt ein.<br />

sich auf: „Wissen Sie was? Wir gehen jetzt einfach mal<br />

zum Deutschen Theater.“<br />

DRITTE SZENE: PLATZ VOR DEM DEUTSCHEN THEATER<br />

„Ach, hier ist ja auch der Kreisel aus dem Erhardt-Film!<br />

Na, das war ja mal wirklich ein kurzer Weg“, sagt der<br />

Produzent feststellend. Er und Schreivogel sehen sich um.<br />

„Das ist ja das Tolle an dieser Stadt. Alles dicht beieinander<br />

und selbst Angelika Daamen, Geschäftsführerin des Göttingen<br />

Tourismus e. V., und Stadträtin Petra Broistedt,<br />

Dezernentin für Soziales und Kultur, sind leicht erreichbar.“<br />

Schreivogel zeigt in die entsprechenden Richtungen.<br />

„Übrigens sehr kompetente Ansprechpartnerinnen, die die<br />

Initiative Filmstadt wohlwollend unterstützen.“ Der Produzent<br />

lächelt: „Gut zu wissen.“ Sein Blick fällt auf die<br />

Fassade des Theaters: „Ah hier, auch ein geschichtsträchtiger<br />

Ort voll interessanter Begebenheiten und Persönlichkeiten“.<br />

Schreivogel kontert: „Richtig. Und mit der hiesigen<br />

Theaterwelt ergäben sich tolle Synergieeffekte. Bühnenbauer,<br />

Kulissenmaler könnten gemeinsam ausgebildet<br />

und beschäftigt werden.“<br />

Der Produzent klopft ihm auf die Schulter. „Jetzt kommen<br />

wir zum wirtschaftlichen Vorteil für Ihre Stadt. Gut<br />

so. Sie sprachen schon das Handwerk an. Es profitieren<br />

die lokalen Händler, denn wir brauchen Requisiten und<br />

eigenen Bedarf, der belebende Tourismus kommt der<br />

Gastronomie und Hotellerie zugute. Wir bringen also<br />

Geld in die Stadt, zeigen, dass es noch anderes Schönes<br />

hier gibt außer Wissenschaft und Medizin und polieren<br />

das Image der Stadt auf – was ganz nebenbei der Wirtschaft<br />

hilft, Fachkräfte zu gewinnen. Und Sie sorgen für<br />

die Infrastruktur. Das nenne ich Win-win!“ Er blickt<br />

Schreivogel an, der versonnen neben ihm in den Himmel<br />

blickt. „Ach“, fährt er fort: „Und am Ende – lassen Sie<br />

mich raten – denken Sie sogar an ein großes Filmstudio,<br />

so wie bei Abich und Thiele.“ Langsam senkt Schreivogel<br />

seinen Kopf, seine Augen glänzen. „Ja, das wäre natürlich<br />

ein Traum!“<br />

126 4 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

VIERTE SZENE: AUF DEM WEG ZUR BESETZUNGS­<br />

COUCH<br />

Im Juni 2020 treffen sie sich vor dem neu errichteten<br />

Programmkino des Lumière in der Bürgerstraße wieder.<br />

Der Produzent schüttelt Schreivogels Hand. „Ich muss<br />

schon sagen, Göttingen gefällt mir immer besser“, sagt<br />

er. „Aber nun kommen wir mal zum Wesentlichen. Warum<br />

bin ich dieses Mal hier?“ Er steckt sich eine Zigarette<br />

an, bläst Rauchwolken direkt in Schreivogels Gesicht.<br />

Dieser zuckt kurz, kneift seine Augen zusammen und<br />

raunt: „Sie wollen doch Stoff. Den können wir liefern.<br />

Beste Qualität!“ Wie auf ein Stichwort nähern sich Regisseur<br />

Patrick Caputo, die Schauspielerinnen Katja<br />

Frenzel (beide ‚Rote Rosen‘) und Natalie O’Hara (‚Der<br />

Bergdoktor‘), eine TV-Produzentin aus Berlin und Jan<br />

Reinartz vom Jungen Theater. Schreivogel erklärt: „Wir<br />

haben verschiedene Inhaltsstoffe filtriert und mit unterschiedlichen<br />

Geschmacksrichtungen experimentiert. Jetzt<br />

haben wir den Stoff, den Sie sonst nirgends finden. Lassen<br />

Sie sich überraschen!“ – „Na, dann zeigen Sie mal<br />

her“, antwortet der Produzent.<br />

„STOP! So geht das nicht,“ Schreivogel stolpert ins<br />

Skript. „Die Szene ist doch noch gar nicht fertig. Das ist<br />

doch noch Zukunftsmusik!“ Oh, sorry, da ist die Fantasie<br />

schon mit mir durchgegangen. Da müssen Sie auf die<br />

Fortsetzung warten. Aber versprochen: Es bleibt spannend!<br />

Übrigens: Der Produzent ist vielleicht eine Frau, Göttingen<br />

ein Mann oder ganz anders. Hauptsache, die beiden<br />

finden sich, machen zusammen ganz viele Filmchen,<br />

„am besten in Serie“, ruft Schreivogel dazwischen. Und<br />

alle sind am Ende happy – auch Sie. ƒ<br />

Auf Location-Tour<br />

Mitte November ,erfuhr‘ das Team<br />

der Filminitiative eine Vielzahl inspirierender<br />

Plätze in Göttingen.<br />

Sie haben Potenzial geschnüffelt,<br />

angefangen ,rumzuspinnen‘ und<br />

kreative Ansätze für mögliche<br />

Drehbücher gefunden. Top secret!<br />

Ehrenamtlich, engagiert und mit<br />

viel Teamspirit geht die Ideenschmiede,<br />

organisiert von Sven<br />

Schreivogel, im Januar 2020 in die<br />

nächste Runde.<br />

www.filmstadt-goettingen.de<br />

Team on Tour: (v.l.) Patrick Caputo (Regisseur, u. a. ‚Rote Rosen‘), Natalie O'Hara (Schauspielerin,<br />

u. a. ‚Der Bergdoktor‘), Eki Sieker (Medienautor, u. a. ‚Die Anstalt‘), Silke <strong>Winter</strong> (Producerin, Talpa<br />

Germany), Sven Schreivogel (Filmbüro Göttingen), Stefan Zimmermann (Medienwissenschaftler),<br />

Florian Hilleberg (Roman- und Hörspielautor, u. a. ‚John Sinclair‘), Alexander Siebrecht (Filmbüro<br />

Göttingen), Angelika Daamen (Geschäftsführerin Göttingen Tourismus), Markus Riese (Journalist)<br />

Nicht im Bild: Stephan Beuermann (Fotograf, Trapezfilm)<br />

128 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Unter Strom<br />

Die Elektromobilität ist auf der Überholspur. Inzwischen gibt es einige vorzeigbare<br />

Modelle auf dem Markt, aber um wirklich zukunftsweisend zu sein, müssen Technologie<br />

und Infrastruktur noch weiter verbessert werden.<br />

TEXT RUPERT FABIG<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Saubere Technik der Zukunft? Oder doch nur<br />

teuer und nicht ausgereift? Vor- und Nachteile<br />

der Elektromobilität scheinen sich derzeit noch<br />

die Waage zu halten. Die Verkaufszahlen sprechen<br />

allerdings dafür, dass der Antrieb im deutschen<br />

Verkehrsnetz schon bald zu einem gewichtigen Anteil<br />

aus der Steckdose kommen könnte.<br />

Der Rekordwert bei der Anzahl in Deutschland zugelassener<br />

Elektroautos wird jedenfalls häufiger gebrochen,<br />

als der Hamburger SV seine Trainer austauscht.<br />

Am 1. Januar <strong>2019</strong> betrug der Bestand an strombetriebenen<br />

Fahrzeugen über 141.000 – und somit 13.000<br />

mehr als im Vorjahr, was einer Zunahme von rund zehn<br />

Prozent entspricht. Weltweit ist der Anteil auf 5,6 Millionen<br />

gestiegen, ein sattes Plus von 64 Prozent. Das Wachstum<br />

beschleunigt sich weiterhin. Den besten Absatz haben<br />

E-Autos in China (2,6 Millionen), gefolgt von den<br />

USA (1,1 Millionen). Platz drei belegt erstaun licherweise<br />

Norwegen, wo jeder Zweite inzwischen elektrisch fährt.<br />

Deutschland folgt erst auf Rang acht. Dafür halten die<br />

inländischen Autohersteller im internationalen Wettbewerb<br />

mit. Zwar stammen die meisten Neuzulassungen<br />

wenig überraschend vom US-amerikanischen Elektro -<br />

Vorreiter Tesla sowie den chinesischen Marken BYD und<br />

BAIC – BMW ist allerdings immerhin der sechsterfolgreichste<br />

Hersteller, vor allem dank der 5er-Reihe, VW<br />

liegt drei Plätze dahinter. Das weltweit meistverkaufte<br />

Modell ist der Nissan Leaf, noch vor dem Tesla Model S.<br />

Audi e-tron quattro<br />

Leistung: 408 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,6 s<br />

Verbrauch: 23,7 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 409 km<br />

Preis: ab 80.900 Euro<br />

geeignet für: Hobby-Raser, Geschäftsleute<br />

130 4 |<strong>2019</strong><br />

BMW i3<br />

Leistung: 170 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,3 s<br />

Verbrauch: 13,1 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 308 km<br />

Preis: ab 38.000 Euro<br />

geeignet für: Stadtfahrer<br />

Smart forfour EQ<br />

Leistung: 82 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 12,7 s<br />

Verbrauch: 12,9 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 139 km<br />

Preis: ab 22.600 Euro<br />

geeignet für: Familien


leben<br />

Renault Zoe<br />

Leistung: 108 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,4 s<br />

Verbrauch: 17,5 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 300 km<br />

Preis: ab 24.776 Euro<br />

geeignet für: Geschäftsleute<br />

Tesla Model 3<br />

Leistung: 306 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,6 s<br />

Verbrauch: 14,3 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 409 km<br />

Preis: ab 46.390 Euro<br />

geeignet für: Hobby-Raser, Geschäftsleute<br />

DOCH WO LIEGEN DIE ANREIZE für den Kauf eines<br />

Stromers? In erster Linie vermeintlich im Umweltschutz,<br />

laut einer Umfrage eines der zentralen Themen für die<br />

Käufer. Warum nur vermeintlich? Sicher, im Gegensatz<br />

zu Verbrennungsmotoren emittieren Elektromotoren<br />

kein umweltschädigendes CO 2 in die Luft – und sie benötigen<br />

kein Erdöl. Allerdings wird der Strom an den<br />

Lade stationen größtenteils noch aus Kohle- und Gaskraftwerken<br />

gewonnen. Dazu konterkariert die Lithiumgewinnung<br />

für die Batterien geradezu die klimafreundlichen<br />

Emissionswerte. Beispielsweise verseucht sie Böden<br />

in der südamerikanischen Atacama-Wüste und lässt<br />

die indigene Bevölkerung dort arm und ohne Grundwasser<br />

zurück. Und um kobalthaltiges Erz zu gewinnen –<br />

ein wichtiges Anodenmaterial für Batterien –, arbeiten<br />

Jugendliche in Afrika häufig für einen Hungerlohn in<br />

einsturzgefährdeten Bergwerken.<br />

ABER WIR WAREN BEI DEN VORTEILEN, also zurück<br />

dorthin. Den hohen Kaufpreisen stehen sehr viel günstigere<br />

Unterhaltskosten gegenüber. 100 Kilometer Strom<br />

kosten nur gut halb so viel wie die gleiche Strecke mit<br />

einem herkömmlichen Auto. Die ersten zehn Jahre sind<br />

Elektrofahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit, wenn sie<br />

bis zum 31. Dezember 2020 gekauft werden. Reparaturkosten<br />

fallen in der Regel weniger an. Hauptgrund für<br />

Zweit genanntes ist der geringere Verschleiß des Elektromotors,<br />

der deutlich energieeffizienter arbeitet als ein<br />

Verbrenner. Der Wirkungsgrad von eingeschleuster zu<br />

genutzter Energie liegt bei bis zu 90 Prozent. Der angenehm<br />

leise Fahrgenuss ist ein Komfortvorteil – zumindest<br />

so lange, wie Fußgänger das Fahrzeug nicht überhören.<br />

In anderen Aspekten können i3, EQC und Co. jedoch<br />

noch nicht mithalten. Beginnend beim Preis, denn der<br />

132 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Mercedes EQC<br />

Leistung: 408 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,1 s<br />

Verbrauch: 20,8–19,7 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 471 km<br />

Preis: ab 71.000<br />

geeignet für: Hobby-Raser, Geschäftsleute<br />

Jaguar I-Pace<br />

Leistung: 400 PS<br />

Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,8 s<br />

Verbrauch: 22,0 kWh / 100 km<br />

Reichweite: 470 km<br />

Preis: ab 79.450 Euro<br />

geeignet für: Hobby-Raser, Geschäftsleute<br />

fällt happig aus. Schon für Kleinwagen sind mühelos<br />

20.000 Euro fällig, die Luxusmarken gibt es häufig erst<br />

für sechsstellige Beträge. Zweiter und wahrscheinlich<br />

bekanntester Nachteil: die begrenzte Reichweite. Selbst<br />

den effizientesten und modernsten Modellen geht spätestens<br />

nach 500 Kilometern (und das ist ein Ausnahmewert)<br />

der Strom aus. Für mehr Kapazität müsste die Batterietechnologie<br />

verfeinert werden – was zu einem höheren<br />

Gewicht und steigenden Preisen führen dürfte.<br />

IST DER SAFT EINMAL ALLE, muss die Ladestation aufgesucht<br />

werden. Und die Suche ist dabei durchaus das<br />

Stichwort. Wer nicht stundenlang an der heimischen<br />

Steckdose laden möchte, muss zu einem der lediglich<br />

18.000 öffentlichen Ladepunkte – die meisten davon befinden<br />

sich in Großstädten. Auf dem Land ist die Abdeckung<br />

enorm dünn, und wenn in Kleinstädten mehrere<br />

E-Autos gleichzeitig laden, droht das Stromnetz zusammenzubrechen.<br />

Immerhin: Das Klimaschutz-Paket der<br />

Bundesregierung sieht bis 2030 eine Million Ladepunkte<br />

vor. Um eine flächendeckende Versorgung zu garantieren,<br />

sollen Tank stellen dazu verpflichtet werden, auch Zapfsäulen<br />

für E-Autos anzubieten. Bislang ist der Betrieb<br />

von Ladesäulen allerdings meist ein Verlustgeschäft.<br />

Ebenfalls im Paket vorgesehen: höhere Kaufprämien für<br />

Fahrzeuge, die bis zu 40.000 Euro kosten.<br />

DIES SIND NICHT DIE EINZIGEN WEGE, über die der<br />

Bund elektromobile Fahrer subventioniert. Neben den<br />

Kaufprämien gibt es auch steuerliche Vorteile. Wie<br />

bereits erwähnt, sind batteriebetriebene Wagen unter<br />

bestimmten Bedingungen von der Kfz-Steuer ausgenommen.<br />

Die Steuerbefreiung bleibt auch nach einem Halterwechsel<br />

innerhalb der zehn Jahre für den dann noch<br />

verbleibenden Zeitraum gewährt. Hybridfahrzeuge profitieren<br />

hingegen nicht von diesem Privileg. Ein solches<br />

gilt dafür seit <strong>2019</strong> für Dienstwagen: Elektro- und<br />

Plug-in-Hybridautos werden pauschal mit 0,5 Prozent<br />

des Listenpreises versteuert.<br />

Fahrzeuge, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben<br />

werden, müssen dagegen mit einem Prozent beim<br />

Finanzamt angesetzt werden. Auch das Laden des E-Autos<br />

beim Arbeitgeber muss nicht als geldwerter Vorteil<br />

versteuert werden. ƒ<br />

134 4 |<strong>2019</strong>


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Antrieb:<br />

2 Asynchronmotoren, vollvariabler Allradantrieb<br />

Leistung: 408 PS<br />

Maximales Drehmoment: 760 Nm<br />

Beschleunigung 0–100 km/h: 5,1 s<br />

Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h<br />

Stromverbrauch: 20,8–19,7 kWh/100 km<br />

CO2-Emissionen: 0 g/km<br />

Batteriegesamtkapazität: 80 kWh<br />

Batteriegewicht: 650 kg<br />

Reichweite: 445–471 km<br />

Länge: 4,76 m<br />

Breite: 2,09 m<br />

Höhe: 1,62 m<br />

Leergewicht: 2420 kg<br />

Gepäckraum: 500 l<br />

Wer ein Elektroauto fährt, sollte vor<br />

allem auf eines eingestellt sein:<br />

das Unerwartete erwarten. Überraschungen<br />

sind vorprogrammiert. Beim<br />

brandneuen Mercedes EQC 400 4MATIC warten<br />

diese an jeder Kurve. Das Gute daran: Es<br />

sind nahezu ausnahmslos positive.<br />

DOCH VON VORNE. WÖRTLICH GEMEINT.<br />

Denn aus dieser Perspektive sieht der erst im<br />

September <strong>2019</strong> auf den Markt gekommene<br />

Wagen besonders attraktiv aus. Akkurater Grill,<br />

futuristische Lampen und ein derart scharfes<br />

LED-Leuchtband, für das es sich lohnt, auf<br />

die Dunkelheit zu warten. Zwar besitzt das<br />

Premium-Gefährt die gleichen Maße wie der<br />

GLC, er ist jedoch keiner der herkömmlichen<br />

Mercedes-Klassen zuzuordnen. Und das wird<br />

spätestens beim Fahren deutlich – dem zweifellos<br />

eindrucksvollsten Argument pro EQC. Er ist<br />

einzigartig.<br />

Auf den ersten Blick wirkt das Interieur für<br />

Mercedes-Fahrer vertraut, schlimmstenfalls<br />

minimal mit Elementen überladen. Motor<br />

an – nicht aufs aufheulende Geräusch warten,<br />

es wird nicht kommen – und runter vom<br />

Hof des Göttinger Emil-Frey-Autocenters an<br />

der Willi-Eichler-Straße. Fährt sich für ein<br />

E-Auto wie gewohnt … Kurz den rechten Fuß<br />

betätigt, und schon kommt das Hinterhaupt<br />

zum unfreiwilligen Kontakt mit der eleganten<br />

Lederkopfstütze. Die 408 PS starke Maschine<br />

hat enorme Power. Selbst mit dem Vorwissen<br />

um das extrem leicht reizbare Gaspedal fällt<br />

es satte drei Versuche lang schwer, eine spaßige,<br />

zugleich aber komfortable Beschleunigung<br />

hinzulegen. Komfortabel ist ansonsten<br />

allerdings das Stichwort. Der nicht vorhandene<br />

Motorensound ist vielleicht nicht jedermanns<br />

Sache, entspannt die Ohren auf Dauer<br />

aber enorm. Dazu liegen die gut 2,5 Tonnen<br />

angenehm weich auf der Piste, die Lenkung<br />

ist ziemlich sensibel. Sicher, jedoch fast etwas<br />

schade, dass dieses Geschoss schon bei<br />

180 Stundenkilometern abriegelt.<br />

DER NEUE EQC ist aber ohnehin weniger für<br />

Rennfahrer als für jene geeignet, die es behaglich<br />

mögen. Käufer sind bislang zumeist<br />

Geschäftsführer und leitende Angestellte bei<br />

Unternehmen. Sofern es deren Ziel ist, bei<br />

ihren Mitarbeitern Eindruck zu machen, dürfte<br />

dies gelingen. Bei der Testfahrt bekommen<br />

die entgegenkommenden Fahrer in der Regel<br />

eine Nackenstarre durch den dauerhaft nach<br />

links gerichteten Blick. Selbst hinter dem


FOTOS: LUKA GORJUP<br />

Vertrauter Genuss für die Augen Auch das Interieur des neuen Mercedes EQC 400 4MATIC punktet mit seinem klassisch-eleganten Stil.<br />

Lenkrad sitzend besteht die Chance, ihnen in<br />

die Augen zu blicken. Das halbautonome Fahren<br />

macht es dank Spurhalteassistent und Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

erkennendem<br />

Tempomat möglich. Diese Option sorgt allerdings<br />

für ein mulmiges Gefühl. Am meisten<br />

Freude bei der Fahrt kommt auf, wenn Eigeninitiative<br />

gezeigt wird.<br />

Selbstbestimmt werden kann auch die Rekuperationsstufe,<br />

die für die Rückgewinnung<br />

von Energie sorgt. Gleich vier davon bietet<br />

Mercedes beim EQC an. „Mehr als bei jedem<br />

anderen Elektrofahrzeug“, sagt Produktexpertin<br />

Jennifer Kramer. Von D-- über D-, 0 bis D+<br />

bremst das Auto ohne Pedalbedienung entweder<br />

stark ab oder rollt aus. Von Sparsamkeit<br />

bis Spaß – „Es fehlt an nichts. Das sorgt<br />

für die perfekte Mischung aus ökologischem,<br />

effizientem, dynamischem und sportlichem<br />

Fahren“, betont Kramer. Das neue Premium-<br />

Produkt empfiehlt sie vor allem Käufern, die<br />

sich „für Zukunft und Umwelt interessieren“.<br />

Weil im Fond passable Beinfreiheit herrscht<br />

und der Kofferraum für ein E-Auto mit rund<br />

500 Litern verhältnismäßig viel Platz bietet,<br />

bleibt die Liste der Kritikpunkte kurz. Denn<br />

ebenso wie das halbautonome Fahren dürfte<br />

auch die Bedienung des nicht immer auf Anhieb<br />

funktionierenden Touchpads, das etwas umständlicher<br />

als das althergebrachte Bedienungsrädchen<br />

erscheint, nur Gewohnheitssache sein.<br />

WER DARÜBER HINWEGSEHEN KANN,<br />

umweltbewusst lebt (die Batterie wird nach<br />

Ablauf der achtjährigen Garantie beispielsweise<br />

komplett recycelt) und mindestens<br />

71.000 Euro übrig hat, kann im Elektro-<br />

Segment definitiv nichts verkehrt machen.<br />

So macht Elektromobilität richtig Spaß.<br />

TEXT: RUPERT FABIG<br />

KONTAKT<br />

Mercedes-Benz<br />

Emil Frey Kassel/Göttingen<br />

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leben<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Er ist wohl der berühmteste lebende<br />

Künstlersohn Göttingens. THE<br />

Christian Jankowski wohnt zwar<br />

inzwischen in Berlin, aber seine<br />

künstlerischen TRAVELLING Wege<br />

führen ihn neben internationalen<br />

Projekten auch immer wieder zurück<br />

zu seinen Wurzeln. ARTIST<br />

<strong>faktor</strong> traf ihn in der Hauptstadt<br />

und sprach mit ihm über Kunst,<br />

Unfug – und das Leben.<br />

138 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

© CHRISTIAN JANKOWSKI / COURTESY THE ARTIST<br />

4 |<strong>2019</strong> 139


leben<br />

© CHRISTIAN JANKOWSKI / COURTESY THE ARTIST<br />

Der Durchbruch 1992 machte Jankowski das erste Mal auf sich<br />

aufmerksam, als er bewaffnet mit Pfeil und Bogen in Supermärkte<br />

ging, um sich seine Nahrung aus den Regalen und Tiefkühltruhen<br />

zu schießen. Er hinterfragte unser Verhältnis zu Lebensmitteln<br />

und inwieweit wir selbst in der Verantwortung stehen.<br />

Die Jagd, 1992, Video, 1:11 min.<br />

Gesammelte Werke<br />

Jankowski kann heute auf fast 100 Einzelausstellungen<br />

überall auf der Welt zurückblicken. Er gilt als einer der<br />

erfolgreichsten bildenden Künstler Deutschlands.<br />

2016 war sein Jahr: Als erster Künstler überhaupt durfte er<br />

die 11. Manifesta in Zürich kuratieren. Im selben Jahr<br />

kuratierte die deutsche Schauspielerin Nina Hoss eine<br />

Retrospektive mit Jankowskis Arbeiten bei CFA Berlin,<br />

eine der bekanntesten Galerien der Stadt für<br />

moderne Werke von internationalen Künstlern.<br />

Die Jagd / Beute, 1992 / 2016, Inkjetprint, 100 x 80 cm<br />

140 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />

Berlin, November <strong>2019</strong>. Dieser<br />

Tag beginnt in zweierlei Hinsicht<br />

wie ein Klischee: Der Novemberhimmel<br />

ist wolkenverhangen, ab<br />

und an Nieselregen – zu wenig,<br />

um den Regenschirm aufzuspannen,<br />

und zu viel, um nicht nass<br />

zu werden. Berlin ist trist und<br />

grau. Und der Künstler, den wir<br />

heute besuchen, arbeitet dort, wo man es sich vorstellt:<br />

in einem hippen Loft im Hinterhof vom Hinterhof.<br />

Christian Jankowski öffnet gut gelaunt die Tür seines<br />

Ateliers in Alt-Treptow, das zugleich seine Wohnung ist<br />

– unverputzte Backsteinwände, hohe Decken, eine große<br />

Fensterfront zum begrünten Innenhof, zwei Schreibtische<br />

mit unzähligen Papierstapeln und eine fellbezogene<br />

Hängematte. „Und ihr seid jetzt extra aus Göttingen<br />

angereist?“ Jankowski scheint aufrichtig erfreut über<br />

das Interesse aus seiner Geburtsstadt. In der offenen<br />

Küche kocht er Kaffee. An einer Wand lehnen einige<br />

Gitarren. „Ja, ich spiele immer noch ab und an. Mein<br />

achtjähriger Sohn lernt gerade Schlagzeug – nun ,jammen‘<br />

wir hin und wieder zusammen“, ruft er quer durch<br />

den großen Raum herüber. Früher, als Jugendlicher, habe<br />

er einige Jahre in der „weltberühmten“ Göttinger Band<br />

Fonzo's Delight gespielt, erzählt er mit einem Augenzwinkern.<br />

Da das Wasser auf dem Herd noch nicht<br />

kocht, bleibt etwas Zeit, sich ein wenig umzusehen. Eine<br />

breite Schiebetür trennt den privaten Wohnraum ab. Die<br />

Grenze zwischen Kunst und Privatem ist dünn und oft<br />

fließend. Und überhaupt, Grenzen zu überwinden, zeigt<br />

sich als zentrales Thema in Jankowskis Werken.<br />

DOCH WIE LÄSST SICH SEINE KUNST BESCHREIBEN?<br />

„Meine Werke sind häufig Performances und mit anderen<br />

Menschen zusammen gestaltete Situationen, die sich<br />

dann in verschiedenen Medien wie zum Beispiel Video,<br />

Fotografie oder Skulptur einschreiben. Es gibt innerhalb<br />

dieser Aktion immer einen Handlungsspielraum für<br />

Gäste, der nicht genau festgelegt ist“, erklärt der Künstler.<br />

Nur ein ungefährer Rahmen, ein Konzept, sei am Anfang<br />

vorhanden, der Ausgang seiner Kunst bleibe bis<br />

zum Ende auch für Jankowski ungewiss. Ein beliebtes<br />

Internet- Lexikon beschreibt Performance-Kunst als eine<br />

situationsbezogene, handlungsbetonte und vergängliche<br />

künstlerische Darbietung eines Performers oder einer<br />

Performancegruppe. Die Kunstform hinterfragt die<br />

Trenn barkeit von Künstler und Werk sowie die Warenform<br />

traditioneller Kunstwerke. Jankowski sagt: „Performance-Kunst<br />

ist die rahmenloseste Kunst, die es gibt, weil<br />

sie sich überall und zu jeder Zeit ereignen kann. Sie trifft<br />

Zeitgenossen und Zustände im Hier und Jetzt.“<br />

Aufmerksam wurden die Kunstszene und die Öffentlichkeit<br />

auf den gebürtigen Göttinger mit seiner Performance<br />

,Die Jagd‘ im Jahr 1992, als er bewaffnet mit Pfeil<br />

und Bogen in Supermärkte geht, um sich seine Nahrung<br />

aus den Regalen und Tiefkühltruhen zu schießen. Jankowski<br />

erlegte Joghurtbecher, Brot, ein tiefgefrorenes<br />

Hähnchen und Margarine und ernährte sich eine Woche<br />

lang ausschließlich von Konsumgütern, die er auf diese<br />

Weise erbeutet hatte. ,Die Jagd‘ hinterfragt unser Verhältnis<br />

zu Lebensmitteln und inwieweit wir selbst in der<br />

Verantwortung stehen – ein Thema, das bis heute, nach<br />

fast dreißig Jahren, unverändert aktuell ist. In Jankowskis<br />

Leben hingegen ist in dieser Zeit viel passiert.<br />

4 |<strong>2019</strong> 141


leben<br />

Nichts ist erledigt Christian Jankowski lebt und wohnt in seinem Atelier – umgeben von Kunst und Büchern, die ihn täglich aufs Neue inspirieren.<br />

142 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

4 |<strong>2019</strong> 143


leben<br />

Film ab!<br />

Unter dem Titel ,Gott ist auch nur ein Mensch‘ spielte<br />

Christian Jankowski an der Seite der berühmten Münsteraner<br />

Tatort-Lieblinge Thiel und Börne im November 2017<br />

in der 1.037. Folge mit. Er schlüpfte in die Rolle des Künstlers<br />

Jan Christowski. Dieses Werk richtete sich sowohl an<br />

15 Millionen Fernsehzuschauer als auch als Kunst im<br />

öffentlichen Raum an Kunstexperten. Man brauche zwar<br />

Nerven, um zwischen Massenmedien und der freien<br />

Kunst zu vermitteln, so Jankowski zu seinem Ausflug in<br />

die Fernsehwelt, doch: „Brücken zwischen Unmöglichem<br />

zu bauen, erschafft neue Bilder.“<br />

MIT 22 JAHREN ZOG JANKOWSKI von Göttingen<br />

nach Hamburg. Bevor er den Weg<br />

des Künstlers tatsächlich ging, war für<br />

ihn lange nicht klar, was er mit sich anfangen<br />

sollte. Während seiner letzten<br />

Jahre in Göttingen war er ein<br />

Suchender. Mit seiner Band gab er<br />

Konzerte auf dem Altstadtfest, er war<br />

Zivi im Klinikum und gestaltete<br />

Pla kate für Ärztekongresse, woraus<br />

der Wunsch nach einem Grafikdesign<br />

studium erwuchs. Sein Vater arbeitete<br />

bei einer Krankenkasse, die<br />

Mut t er bei der Sparkasse Göttingen,<br />

und beide hätten eine Banklehre<br />

mit sicherer Zukunft befürwortet.<br />

Oder vielleicht Architektur?<br />

Jankowski hatte gehört, dass man<br />

auch damit ganz gut Geld verdienen<br />

kann. Die Aufnahme prüfungen<br />

für die gewünschten Stu dien gänge<br />

schaffte er nicht. Eben so wenig<br />

wie die an der Hochschule für<br />

Bildende Künste in Hamburg.<br />

Aber da wollte er hin.<br />

Hamburg. Die Malerei. Und<br />

der große Kunststar Sigmar<br />

Polke, der dort als Professor<br />

lehrte. „Ich wollte<br />

mich damals irgendwie<br />

in der Malerei selbst erfinden“,<br />

sagt er und erinnert sich<br />

an seine Anfangszeit als Künstler.<br />

„Ich habe das von Anfang<br />

,Reiter mit Pferd‘ Auch die alljährlich<br />

verliehene Skulptur (2002) des Inno vationspreises<br />

des Landkreises Göttingen<br />

stammt von Christian Jankowski.<br />

an sehr ernst genommen und sogar durch das Malen angefangen<br />

zu rauchen: ein wichtiges Ritual, vier Meter<br />

von der Leinwand zurücktreten, Zigarette an und gucken,<br />

was man überhaupt gemacht hat.“ Er lacht. „Dann<br />

hat sich viel verändert. Ich glaubte plötzlich nicht mehr<br />

an diese isolierte, kontrollierte Ateliersituation. Für mich<br />

war das Atelier ab diesem Zeitpunkt überall: gleich vor<br />

der Haustür oder in der Großen Freiheit. Selbst ausdrücken<br />

kann ich mich am besten im Zusammenspiel mit den<br />

anderen.“ Tagelang vor einer Leinwand sitzen und auf<br />

Inspiration warten, dafür fehlte ihm die Geduld. „Ich bin<br />

heute viel mehr ein Manager, der versucht, neue Bilder in<br />

massenmedialen Zusammenhängen zu erzeugen.“<br />

IN HAMBURG STUDIERTE ER ANFANG der 1990er-Jahre<br />

zunächst als Schwarzhörer an der Hochschule für bildende<br />

Künste. Nach dem dort abgeschlossenen Studium<br />

zog es ihn von Hamburg nach Berlin, dann lebte er fünf<br />

Jahre in New York und kam 2008 zurück in die Hauptstadt.<br />

An der Hamburger Kunstschule kam er im Übrigen<br />

neben der Performance-Kunst auch das erste Mal<br />

mit Konzeptkunst in Berührung, eine Kunstrichtung, die<br />

sein künstlerisches Denken und Handeln bis heute stark<br />

geprägt hat – das Aufbrechen und Hinterfragen der gewohnten<br />

Gestaltungsmuster, das gefiel ihm. „Aber ich<br />

habe auch viel Glück gehabt im Leben.“ Es sei wichtig,<br />

die richtigen Leute kennenzulernen, an gute Künstler,<br />

Galeristen und Kuratoren zu gelangen und sich mit ihnen<br />

bekanntzumachen.<br />

Auch seine Professur an der Staatlichen Akademie der<br />

bildenden Künste Stuttgart war für Jankowski ein<br />

Glücksfall. Als Professor für Bildhauerei (Installation,<br />

Performance, Video) ist er im ständigen künstlerischen<br />

Austausch mit jungen Menschen. Glück, ein gutes Ausstellungskonzept<br />

und seine Reputation als internationaler<br />

Künstler führten auch zu seiner Berufung zum Kurator<br />

der 11. Manifesta 2016 in Zürich. Die europäische<br />

Biennale für zeitgenössische Kunst lud mit ihm – zum<br />

ersten Mal überhaupt – einen Künstler ein, ein solches<br />

Großprojekt zu gestalten.<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

144 4 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

» Jede Obsession ist gleichzeitig ein<br />

befreiender und ein beschränkender Akt. «<br />

146 4 |<strong>2019</strong><br />

Er scheint überall auf der Welt zu Hause zu sein. Seine<br />

Kunst brachte ihn nach Mexiko, nach Australien, nach<br />

Japan, nach Russland – vielleicht wäre es leichter, aufzuzählen,<br />

wo für ihn noch blinde Flecken auf der Landkarte<br />

sind, an denen er nicht ausgestellt hat. Dennoch: Jedes<br />

Jahr im November erlangt eine Skulptur Jankowskis in<br />

Göttingen besondere Aufmerksamkeit. 2002 gewann er<br />

die Ausschreibung für die Gestaltung einer Pokal-Skulptur<br />

des Innovationspreises Göttingen. In Bronze gegossen<br />

trägt ein Reiter sein Pferd auf den Schultern. Der Reiter<br />

wird zum Gerittenen. Die Umkehrung des Gewohnten.<br />

Ein Perspektivwechsel – das ist es, worum es in Jankowskis<br />

Werken häufig geht. „In der Kunst stellt sich häufig<br />

die Frage: Wer oder was wird gesockelt?“, erklärt er.<br />

„Aber in dem Moment, in dem man etwas vom Sockel<br />

nimmt, ist man auf Augenhöhe mit der Kunst. Das ist die<br />

Kunst, die mich interessiert.“<br />

SEIN NEUESTES WERK, die Installation ,Travelling Artist‘<br />

von 2018 thematisiert die Gedanken, die Jankowski<br />

mit dem Reisen und permanenten Unterwegssein verbindet.<br />

Das Video entstand in Kyoto in Zusammenarbeit<br />

mit einem Bondage-Studio. „Jede gelebte Obsession ist<br />

gleichzeitig ein befreiender und ein beschränkender<br />

Akt.“ Diese beiden Seiten führt er in seinem Werk zusammen,<br />

als er sich dort von einer japanischen Fesslungskünstlerin<br />

zusammen mit seinem gesamten Reisegepäck<br />

gekonnt verknoten und an Seilen unter die Decke<br />

hängen ließ: Wenn man frei ist, ist man auf der anderen<br />

Seite eben auch unfrei. Gegensätze, Dualitäten informieren<br />

oft meine Kunst: Es gibt immer viele Antworten, und<br />

der Betrachter ist eingeladen, sich selbst zu orientieren<br />

und seinen eigenen Standpunkt zu finden. Etwas bubenhaft<br />

Verschmitztes umgibt seine Augen.<br />

Er lächelt viel und ist überraschend offen im Gespräch.<br />

Mit Christian Jankowski ist man schnell im Du – dass er<br />

mit den Menschen auf Augenhöhe arbeitet, steht außer<br />

Frage. „Doch bei allem Spaß an und mit der Kunst<br />

schwingt immer auch ein wenig die Befürchtung mit,<br />

nicht für das Richtige erkannt zu werden. „Ich hoffe,<br />

dass die Menschen auf lange Sicht hin wahrnehmen,<br />

dass Humor in meiner Arbeit nicht das Ziel, sondern<br />

eine Begleiterscheinung ist“, gesteht er. Es scheint aber<br />

gerade dieser Balanceakt zu sein, der ihn antreibt: Zum<br />

einen sind da die scheinbar unantastbaren Übereinkünfte<br />

– und dann ist da der Witz, wie man ihnen begegnet.<br />

Beides ist essenziell für seine Kunst. Es geht um Kunst<br />

zwischen Menschen, um das Verhandeln gemeinsamer<br />

Werte und Bilder. Es sind ernste zeitgenössische Fragen,<br />

die der Wahlberliner mit seinen Werken aufwirft.<br />

UND WIE SIEHT DAS IN DER PRAXIS AUS? Ein gutes<br />

Beispiel gibt ,Casting Jesus‘, eine Performance und<br />

Video arbeit aus dem Jahr 2011. In monatelanger Vorarbeit<br />

und mit viel Überredungskunst schaffte es Jankowski,<br />

drei Vertreter des Vatikans für sein Kunstprojekt<br />

zu gewinnen. In ,Casting Jesus‘ wird kein Geringerer als<br />

ein neuer Jesus von der katholischen Kirche gesucht. Der<br />

neue Erlöser wird also nicht von Gott gesandt, sondern<br />

die Kirche selbst entscheidet, wer für diese Rolle geeignet<br />

ist. Dabei bedienen sich die römischen Kirchenvertreter<br />

eines bereits tausendfach bewährten Fernsehformats:<br />

der Casting-Show. 13 Schauspieler wurden zuvor<br />

von einer Casting-Agentur ausgewählt, sich für den<br />

neuen Jesus-Job vor den Augen des Vatikans zu bewähren.<br />

Statt Dieter Bohlen sitzen die Geistlichen als Jury<br />

am Tisch, orchestrieren und kommentieren das Geschehen<br />

– die neuen ‚Jesuse‘ müssen zeigen, wie sie Brot brechen<br />

und ihr Kreuz zur Schau tragen. Man mag es fast<br />

nicht glauben, dass sich die katholische Kirche so weit<br />

Sein neuestes Werk Die Installation ,Travelling Artist‘ von<br />

2018 thematisiert die Gedanken, die Jankowski mit dem<br />

Reisen und permanenten Unterwegssein verbindet.<br />

Traveling Artist, 2018, Inkjetprint, je 208 x 150 cm<br />

© CHRISTIAN JANKOWSKI / COURTESY THE ARTIST


leben<br />

THE TRAVELLING ARTIST - NORTH<br />

THE TRAVELLING ARTIST - EAST<br />

THE TRAVELLING ARTIST - SOUTH<br />

THE TRAVELLING ARTIST - WEST<br />

4 |<strong>2019</strong> 147


leben<br />

Kunst im DSDS-Format Für seine Performance und Video arbeit aus dem Jahr 2011 hat Jankowski niemanden Geringeren als einen neuen<br />

Jesus für die katholischen Kirche gesucht. Installationsansicht von Casting Jesus, 2011, 2-Kanal Video, 60 min.<br />

© CHRISTIAN JANKOWSKI / COURTESY THE ARTIST AND LISSON GALLERY<br />

für die Kunst geöffnet hat. Und er geht sogar noch einen<br />

Schritt weiter: Jankowski gewinnt die Kirche für sein<br />

Kunstvorhaben und schafft so einen Rollentausch und<br />

Perspektivwechsel. Denn über Jahrhunderte war es an<br />

der Kirche, Gottesbilder bei Künstlern in Auftrag zu geben.<br />

In Casting Jesus ist es ein Künstler, der die Kirche<br />

mit der Findung eines Gottesbildes beauftragt.<br />

„ICH WEHRE MICH GEGEN EINE KUNST, die einem<br />

vorschreibt, wie man sie zu verstehen hat“, erklärt Jankowski.<br />

Gerade in Performances, in denen er den Beteiligten<br />

nur den Rahmen vorgibt und dann der Kunst ihren<br />

Lauf lässt – so wie bei ‚Casting Jesus‘ – passiert nicht<br />

nur etwas in der Kunst. Es passiert auch etwas mit den<br />

beteiligten Menschen. Jankowski sagt: „Mich interessiert<br />

es, Kollaborationen zwischen Menschen aus unterschiedlichsten<br />

Professionen zu initiieren. Die neuen Bilder,<br />

Sichtweisen, Regeln, Sprachen, Perspektiven, die<br />

sich aus solchen Begegnungen ergeben, werden in meinen<br />

Kunstwerken sichtbar gemacht. Oft entsteht dabei<br />

ein Gesamtbild aus zwei Welten, das ist das Spannende.“<br />

Und so sitzt er an dem fünf Meter langen Tisch in seinem<br />

Atelier und erinnert sich an die vielen Begegnungen,<br />

nennt Namen von Menschen, Projekten, Ländern. Passenderweise<br />

bekommt er noch während des Interviews<br />

eine WhatsApp von Pastor Peter Spencer aus Texas, einem<br />

TV-Prediger, mit dem er vor über 15 Jahren zusammengearbeitet<br />

hat, was zeigt: Jankowski ist ein wahrer<br />

Vernetzer in seiner Kunst, und Menschen, mit denen er<br />

gearbeitet hat, bleiben über Jahrzehnte mit ihm in Kontakt.<br />

„Meine Kunst entsteht in sozialen Systemen“, sagt<br />

er. Beispielhaft dafür auch seine Performance ,Dienstbesprechung‘<br />

im Kunstmuseum Stuttgart aus dem Jahr<br />

2008. Im Rahmen seiner Ausstellungsvorbereitungen<br />

ließ er alle Angestellten des Museums per Losverfahren<br />

ihre Rollen tauschen, sodass die Direktorin zur Veranstaltungstechnikerin<br />

und der Angestellte des Sicherheitsdienstes<br />

zum Kurator ernannt wurden. „Noch<br />

heute sprechen mich diese Mitarbeiter an, wenn ich in<br />

das Museum gehe, weil sie diese Erfahrung nachhaltig<br />

berührt hat“, erzählt Jankowski mit sichtbarer Freude.<br />

EIN PROJEKT ÄHNLICHEN KALIBERS KÖNNTE sich<br />

Jankowski auch in Göttingen vorstellen. Noch ist es<br />

nicht spruchreif – aber so viel sei verraten: Aktuell steht<br />

er im regen Austausch mit der Sparkasse Göttingen über<br />

ein neues Kunstprojekt. Es wird Teil der Förderung<br />

‚Kunst am Bau‘ für das Sparkassen-Forum, das im Mai<br />

<strong>2019</strong> seine Eröffnung feierte. Zur damaligen Pressekonferenz<br />

waren neben den Künstlern Tobias Rehberger<br />

und der Lichtkünstlerin Claudia Wissmann auch<br />

Jankowski mit seiner Mutter geladen. Hat Göttingen<br />

demnächst vielleicht ein Performance-Museum in der<br />

Stadt? Ein Knaller wäre es allemal ...<br />

148 4 |<strong>2019</strong>


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150 4 |<strong>2019</strong>


leben<br />

VERANSTALTUNGSTECHNIKER ALS DIREKTOR<br />

DIREKTORIN ALS VERANSTALTUNGSTECHNIKERIN<br />

Kunst in sozialen Systemen Im Rahmen seiner Ausstellungsvorbereitungen im Kunstmuseum Stuttgart ließ Jankowski 2008 alle<br />

Angestellten des Museums per Losverfahren ihre Rollen tauschen. Auswahl von Diptychen aus Dienstbesprechung, 2008, Inkjetprint, je 30 x 45 cm<br />

Auf dem Schreibtisch in Berlin jedenfalls stapeln sich<br />

bereits Zettel mit neuen Anfragen für Ausstellungen,<br />

Projekte, Kataloge – lauter DIN-A4-Blätter, sorgfältig<br />

aneinandergetackert. „Ich kann einfach nicht digital“,<br />

ist das Statement dazu. Auch im Leben des Christian<br />

Jankowski zeigen sich die Extreme: Er lebt analog, und<br />

seine Kunst ist multimedial. Videoperformance vs.<br />

Zettelwirtschaft. Widersprüche, die zum Leben gehören.<br />

Und obwohl er wahrscheinlich mehr als erträumt erreicht<br />

hat – einen lang gehegten Wunsch habe er da<br />

noch, wie er uns verrät: „Bisher kam es noch nie zu einer<br />

Begegnung mit Gerhard Steidl – ihn möchte ich gern einmal<br />

kennenlernen!“ Neben seiner Familie, die noch in<br />

Göttingen lebt, gibt es also immer wieder Gründe für<br />

den berühmten Sohn der Stadt, zurückzukehren. ƒ<br />

Zur Person<br />

Christian Jankowski wurde 1968 in Göttingen geboren<br />

und studierte an der Hochschule für bildende Künste in<br />

Hamburg. In seinen konzeptuellen und medialen<br />

Kunstwerken bedient er sich der Medien Film, Video,<br />

Fotografie und Performance, aber auch der Malerei,<br />

Skulptur und Installation. Im Laufe der Zeit hat er<br />

mit Magiern, Politikern, Nachrichtensprechern und<br />

Mitgliedern des Vatikans zusammen gearbeitet, um nur<br />

einige zu nennen. Jankowskis Werk kann als Reflexion,<br />

Dekonstruktion und Kritik sowohl einer Gesellschaft<br />

des Spektakels als auch der Kunst gesehen werden, die<br />

sich dem Spektakel hingegeben und dadurch ihr<br />

kritisches Potenzial gefährdet hat.<br />

www.christianjankowski.com<br />

4 |<strong>2019</strong> 151


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30 JAHRE<br />

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Herausgeber<br />

<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />

Entscheider Medien GmbH<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 3098390<br />

Fax 0551 30983911<br />

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Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Chefredaktion<br />

Elena Schrader<br />

(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Autoren<br />

Lea van der Pütten (Redaktion),<br />

Anja Danisewitsch, Rupert Fabig,<br />

Sven Grünewald, Claudia Klaft,<br />

Stefan Liebig, Carolin Schäufele<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro<br />

Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Horst Wolf (Leitung)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.500<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe ist der<br />

15. Februar 2020.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />

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Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />

Fritz Güntzler, Rainer Hald, Dr. Klaus Heinemann, Jürgen<br />

Hollstein, Jürgen Jenauer, Christine Krumm, Carsten Lohrengel,<br />

Thomas Lucas-Nülle, Lars Obermann, Borzou Rafie Elizei,<br />

Thomas Richter, Gerhard Sauer, Mark C. Schneider,<br />

Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte, Kirsten Weber,<br />

Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

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Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />

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Netzwerkpartner<br />

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4 |<strong>2019</strong> 153


154 4 |<strong>2019</strong>


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Liebe<br />

Göttinger,<br />

es gibt etwas, das uns von<br />

anderen Energieversorgern in<br />

Deutschland unterscheidet:<br />

Wir unterstützen unsere Stadt in vielfältiger<br />

Weise, indem wir viele kulturelle, soziale<br />

und sportliche Projekte in Göttingen<br />

fördern. Dazu gehört auch das Sponsoring<br />

größerer und kleinerer Vereine.<br />

Und: Wir haben uns dem Klimaschutz,<br />

der Nachhaltigkeit und dem Ausbau<br />

regenerativer Energien verschrieben.<br />

Das alles ermöglichen Sie uns, liebe<br />

Göttinger, weil Sie „Ja“ sagen zu Ihren<br />

Stadtwerken – und zu Ihrer Stadt. Danke!<br />

Hier eine kleine Auswahl unseres<br />

Engagements:<br />

© Sabine Klar<br />

BG Göttingen I flippo Baskets<br />

Weihnachtsbeleuchtung Pro-City<br />

Gänselieselfest<br />

Göttinger Entenrennen<br />

UMG „Kleine Rücken“<br />

Nacht der Kultur<br />

BG-Ostercamp<br />

SenVital Luisenhof<br />

Stadtwerke-Volkstriathlon<br />

Tour d‘Energie<br />

Göttinger Tafel<br />

© Peter Heller<br />

Elternhaus krebskrankes Kind<br />

KUNST-Gala<br />

Bürgerfrühstück<br />

Kinder- und Jugendbuchwoche<br />

Altstadtlauf<br />

Vielen Dank für Ihr Vertrauen<br />

und dass Sie uns als Kunde<br />

dabei unterstützen!<br />

Göttinger Knabenchor<br />

pos-kresin.de

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