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Dr. Georg Doerr -- Kurzbesprechung von Elena Polledri: " ... immer bestehet ein Maas." -- Der Begriff des Maßes in Hölderlins Werk. Königshausen & Neumann: Würzburg 2002.

Erschienen in: GERMANISTIK -- Internationales Referatorgan mit bibliographischen Hinweisen. Bd. 45 (2004) Heft 1/2. S. 309-310. Die Methode und die Forschungsperspektive der Arbeit von Elena Polledri stehen in Übereinstimmung mit den Intentionen, die dem Projekt der Hölderlin-Texturen1 zugrunde liegen: Die Verfasserin legt besonderen Wert auf die biographischen, litera-rischen und philosophischen „Konstellationen“ und „Texturen“, nicht zuletzt auf die Zeitgeschichte (Französische Revolution und napoleonische Kriege). Sie untersucht nicht nur das poetische und theoretische Werk Hölderlins, sondern weist auch auf seine antiken und modernen Quellen hin. ...


Erschienen in: GERMANISTIK -- Internationales Referatorgan mit bibliographischen Hinweisen. Bd. 45 (2004) Heft 1/2. S. 309-310.

Die Methode und die Forschungsperspektive der Arbeit von Elena Polledri stehen in Übereinstimmung mit den Intentionen, die dem Projekt der Hölderlin-Texturen1 zugrunde liegen: Die Verfasserin legt besonderen Wert auf die biographischen, litera-rischen und philosophischen „Konstellationen“ und „Texturen“, nicht zuletzt auf die Zeitgeschichte (Französische Revolution und napoleonische Kriege). Sie untersucht nicht nur das poetische und theoretische Werk Hölderlins, sondern weist auch auf seine antiken und modernen Quellen hin. ...

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<strong>Georg</strong> DOERR: <strong>Kurzbesprechung</strong> <strong>von</strong> <strong>Elena</strong> <strong>Polledri</strong>: "... <strong>immer</strong> <strong>bestehet</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong><br />

<strong>Maas</strong>". <strong>Der</strong> <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>Maßes</strong> <strong>in</strong> Hölderl<strong>in</strong>s <strong>Werk</strong>. Königshausen & <strong>Neumann</strong>,<br />

<strong>2002.</strong> - 307 S. (= EPISTEMATA , <strong>Würzburg</strong>er wissenschaftliche Schriften –<br />

Reihe Literaturwissenschaft. Bd. 418) ISBN 3-8260- 2344 -7. (zugl. Kath.<br />

Univ., Mailand, Diss., 2001). In: „Germanistik“, Bd. 45 (2004) Heft 1/2. S. 309-<br />

310.<br />

Lange wurde Hölderl<strong>in</strong> als der Dichter der „exzentrischen Bahn“ und der<br />

„Sehnsucht <strong>in</strong>s Ungebundene“ betrachtet. Oft wurde das „Aorgische“, das<br />

Exzentrische und s<strong>e<strong>in</strong></strong>e revolutionären Bestrebungen als grundlegende Themen<br />

s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Dichtung untersucht und dabei s<strong>e<strong>in</strong></strong> Streben nach Maß, nach Harmonie,<br />

nach Ordnung und nach <strong>e<strong>in</strong></strong>em „Bleiben im Leben“, so wie auch die enge<br />

Beziehung zwischen Maß und Chaos, Aorgischem und Organischem<br />

vernachlässigt, das <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong>em <strong>Werk</strong> ebenso präsent ist. Die Verfasser<strong>in</strong> nimmt<br />

h<strong>in</strong>gegen die Entwicklung <strong>von</strong> Hölderl<strong>in</strong>s <strong>Begriff</strong> <strong>des</strong> <strong>Maßes</strong> zum Thema und<br />

hebt die vielfältige und komplexe Beziehung dieser Konzeption zu den<br />

Gegenbegriffen <strong>des</strong> Chaos und <strong>des</strong> „Aorgischen“ hervor. Die Methode und die<br />

Forschungsperspektive der Arbeit stehen <strong>in</strong> Über<strong>e<strong>in</strong></strong>stimmung mit den<br />

Intentionen, die dem Projekt der Hölderl<strong>in</strong>-Texturen 1<br />

zugrunde liegen: Die<br />

Verfasser<strong>in</strong> legt besonderen Wert auf die biographischen, literarischen und<br />

philosophischen „Konstellationen“ und „Texturen“, nicht zuletzt auf die<br />

Zeitgeschichte (Französische Revolution und napoleonische Kriege). Sie<br />

untersucht nicht nur das poetische und theoretische <strong>Werk</strong> Hölderl<strong>in</strong>s, sondern<br />

weist auch auf s<strong>e<strong>in</strong></strong>e antiken und modernen Quellen h<strong>in</strong>.<br />

1 Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 6 Bände vorgesehen. Bis jetzt s<strong>in</strong>d folgende Bände erschienen: Hölderl<strong>in</strong> Texturen 2. Das<br />

„Jenaische Project“. Hrsg, v. der Hölderl<strong>in</strong>-Gesellschaft <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Deutschen Schillergesellschaft.<br />

Tüb<strong>in</strong>gen: Hölderl<strong>in</strong> Gesellschaft 1995. Hölderl<strong>in</strong> Texturen 3. „Gestalten der Welt“. Hrsg, v. der<br />

Hölderl<strong>in</strong>-Gesellschaft <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Deutschen Schiller-Gesellschaft. Tüb<strong>in</strong>gen: Hölderl<strong>in</strong><br />

Gesellschaft 1996; Hölderl<strong>in</strong> Texturen 4: „Wo s<strong>in</strong>d jetzt Dichter?“. Homburg, Stuttgart. 1798-1800. Tüb<strong>in</strong>gen<br />

2002; Hölderl<strong>in</strong> Texturen 1.1.: „Alle m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Hoffnungen“. Lauffen, Nürt<strong>in</strong>gen, Denkendorf, Maulbronn. 1770-<br />

1788. Tüb<strong>in</strong>gen 2003.


Das Maß ersch<strong>e<strong>in</strong></strong>t <strong>in</strong> der Untersuchung als <strong>e<strong>in</strong></strong> Wert, dem der Dichter der<br />

„exzentrischen Bahn“ vom frühen bis <strong>in</strong>s Spätwerk <strong>e<strong>in</strong></strong>e zentrale Bedeutung<br />

zuschrieb; angesichts der Gefahr <strong>des</strong> „Aorgischen“ bemühte sich Hölderl<strong>in</strong> nicht<br />

nur, das Maßlose zu bewältigen, sondern auch und vor allem s<strong>e<strong>in</strong></strong>e Bedeutung<br />

für die Entstehung <strong>e<strong>in</strong></strong>es neuen, höheren Ausgleichs zu verstehen. Hölderl<strong>in</strong>s<br />

Maß wird <strong>in</strong> der Arbeit als <strong>e<strong>in</strong></strong> Metamaß vorgestellt, das die Maßlosigkeit als<br />

notwendige und unvermeidliche Voraussetzung <strong>e<strong>in</strong></strong>bezieht und das, vor allem <strong>in</strong><br />

der späten Zeit, <strong>von</strong> ihr umgeben bleibt; es ist jener Augenblick <strong>in</strong> der<br />

exzentrischen Bahn <strong>des</strong> Menschen, <strong>in</strong> dem das Schicksal ausgeglichen ist („Und<br />

ausgeglichen / Ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e Weile das Schicksal“ 2 ), <strong>e<strong>in</strong></strong> Augenblick, den Hölderl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der „dürftigen Zeit“ nur <strong>in</strong> der Dichtung erleben konnte.<br />

2 <strong>Der</strong> Rh<strong>e<strong>in</strong></strong>, StA 2,1, 147, 82-83.

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