planet toys 6/19
Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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TRENDS 2020
planet toys 23
NACHHALTIGKEIT IST EINE
CHANCE FÜR INNOVATIONEN
Eine 16-jährige schwedische Klimaaktivistin mischt mit ihrer „Fridays for Future“-Bewegung seit geraumer
Zeit weltweit das politische Establishment auf. In der Spielwarenbranche spielten Nachhaltigkeit
und ökologische Materialien zwar immer schon eine Rolle, aber eben nur eine unter vielen.
Jetzt rückt das TrendCommittee der Spielwarenmesse mit „Toys for Future“ die Themen in den Fokus.
planet toys sprach mit Dr. Maria Costa, Director of the Children’s Research Department at Technological
Institute for Children’s Products (AIJU), Spain.
Frau Dr. Costa, brauchte das Trend-
Committee, wie übrigens die deutsche
Politik, erst Greta Thunberg, um
aufzuwachen? Mit dem Trend Toys for
Future liegt das Komitee jedenfalls
sprachlich sehr nahe an der Schülerbewegung,
was man auch als Reiten
der Welle interpretieren könnte, oder?
Dr. Maria Costa: Bei unserer Forschungsarbeit
für AIJU beobachten
wir bereits seit einigen Jahren eine
langsame, aber dafür stetige Zunahme
von Produkten und Strategien, die Aspekte
der Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Das heißt also, dass die Branche
hier jetzt schon einen wichtigen Beitrag
leistet. Bereits 2012 berichteten
wir in einigen Publikationen von der
Wichtigkeit des aufkommenden Öko-
Trends. Dank einiger gesellschaftlicher
Bewegungen erlebt die Industrie aber
erst jetzt eine gesteigerte Nachfrage
nach solchen Spielwaren und Spielen.
Deutschland war diesem Trend eigentlich
schon einige Schritte voraus, aber
das TrendCommittee definiert stets
Trends mit internationalem Einfluss
und wir sehen nun, dass dieser Trend
gerade zum jetzigen Zeitpunkt weltweit
große Chancen hat. Spielwarenhersteller
können die Relevanz der Nachhaltigkeit
mittlerweile besser einschätzen
– zumal die Informationen, die wir der
Branche liefern, von den Nachrichten,
den sozialen Medien, den Produkten
aus anderen Branchen und der Politik
zunehmend bestätigt werden.
Bei Friday for Future geht es um nichts
Geringeres als um unsere Existenz
angesichts des Klimawandels. Was
muss, kann, soll die Spielwarenbranche
leisten, damit die Welt gerettet
oder jedenfalls besser wird?
M.C.: Unsere Forschungs-Daten decken
sich mit Ihrer Aussage, dass sich
Spielwarenunternehmen an das neue
»Spielwarenunternehmen
müssen sich an das neue
Zeitalter des umweltbewussten
Verbrauchers
anpassen, um dauerhaft
erfolgreich zu sein.«
DR. MARIA COSTA
Director of Children’s Research
Department at Technological Institute
for Children’s Products (AIJU), Spain
Zeitalter des umweltbewussten Verbrauchers
anpassen müssen, um dauerhaft
erfolgreich zu sein. Auch wenn
die Forderungen der Öko-Community
für viele Unternehmen überwältigend
erscheinen, darf man nicht vergessen,
dass sie weniger als Bedrohung, sondern
eher als Chance für Innovation zu
begreifen sind.
Das heißt es immer: Bedrohungen
sind getarnte Chancen!
M.C.: Die Spielwarenbranche kann
sich natürlich nicht über Nacht verändern,
der Prozess wird einige Zeit in
Anspruch nehmen. Aber Unternehmen
sollten nun wirklich ernsthaft überlegen,
allmählich verschiedene Strategien
im Bereich Nachhaltigkeit umzusetzen.
Die Unmengen an Plastikmüll
zählen natürlich zu den Hauptproblemen,
mit denen sich die Branche auseinandersetzen
muss. Wir hoffen, dass
immer mehr Hersteller – wie z. B. auf
der letzten Spielwarenmesse – Spielwaren
aus alternativen Materialien anbieten.
Und wenn sie Spielwaren aus
Plastik herstellen, dann eben teilweise
aus wiederverwertetem Kunststoff
oder gar aus Plastik auf Pflanzenbasis.
Auf der Bio!Toy-Konferenz im März
2019 hieß es, dass die Spielwarenindustrie
Vorreiter bei biobasierten
Kunststoffen sein sollte, weil die Zukunft
in den Kinderzimmern beginnt.
Spielen aber die Verbraucher mit oder
ist es ihnen eher egal, ob das Fahrzeug
aus nachwachsenden Rohstoffen oder
klimaschädigendem Öl stammt?
M.C.: Wenn es darum geht, einen Trend
voranzutreiben, spielen beide Parteien
SCHÖN LÄSSIG: Lässig liebt die Umwelt und
setzt sich für den Schutz von Mensch und
Natur ein. Dafür gab es den „Green
Product Award 2019“. Produziert
wird verstärkt mit recycelten,
unbehandelten Materialien, die
durch Prüfinstitute getestet und
als sicher eingestuft werden.
Das neue Essgeschirr „Garden
Explorer“ ist überwiegend aus
nachwachsenden Rohstoffen sowie
Melaminharz gefertigt.
Lässig; www.laessig-fashion.de
KLASSIKER: Aus
recycelter Pappe werden
verschiedene Produkte wie
der klassische Doppeldecker
gefertigt.
Studio Roof; www.studioroof.com